9772281 389006
01180
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Südtirols traditionsreichste Unternehmen
Die 100 ältesten Großunternehmen des Landes
Nr. 01/2016 – 1,80 Euro
Mai 2016
INHALT
EDITORIAL
Die Tradition begann 1763 Südtirol ist kein Industriestandort. Südtirol ist historisch eine Bauernregion. Es gibt darum in Südtirol eine Vielzahl alter Bauernhöfe, die teils bis ins Mittelalter zurückreichen. Aber es gibt kaum alte Fabrikgebäude. Das unterscheidet Südtirol beispielsweise von England, dem Mutterland der Industrialisierung. Dort sind heute noch aktive Traditionsfirmen wie Burberry, Twinings, Cadbury und Rolls Royce bis zu dreihundert Jahre alt. Solche Beispiele gibt es in Südtirol kaum. Das älteste große Industrieunternehmen des Landes, das bis heute überlebte, ist die Brauerei Forst in Algund. Sie entstand 1857. Ansonsten sind die Traditionsbetriebe im Bereich von Handel und Tourismus angesiedelt. Die Handelshäuser Thaler von 1763 und Amonn von 1802 sind die zwei bedeutenden Vorläufer der Bozner Dienstleistungstradition. Nachdem 1867 die Brennerbahn durchgängig eröffnet war, begann der Aufschwung der Hotellerie und des Versorgungs- und Transportgewerbes entlang der Brennerroute. Wir präsentieren in dieser Nummer die 100 ältesten Großbetriebe Südtirols. Es ist das erste Mal, dass es in Südtirol einen umfassenden Überblick über die Gründungsjahre unserer Unternehmen gibt. Südtirols Historiker interessieren sich deutlich weniger für die Ökonomie als für die Politik. Die Premiere der traditionsreichsten Unternehmen ist darum etwas mehr als eines der üblichen Firmen-Rankings, die in den Medien üblich geworden sind. Es ist ein Rundgang durch die Südtiroler Wirtschaftsgeschichte. KURT W. ZIMMERMANN
Das Ranking 04 Wer sind die Ältesten? So wurde die Rangliste der traditionsreichsten Großbetriebe erstellt: Über die Suche nach Firmen mit Geschichte.
06 Die Top 100 Das erste Ranking der 100 traditionsreichsten Großbetriebe des Landes.
10
Thaler: Die älteste Nummer eins 253 Jahre Geschichte: Das Geschäft Thaler unter den Bozner Lauben.
12
J. F. Amonn: Eine Familie, sieben Generationen Über Südtirols ältesten Großbetrieb in Familienhand.
14
Hotel Adler: Tradition seit 1810 Vom Wirtshaus in St. Ulrich zum Traumhotel auf der Seiser Alm.
15
Brauerei Forst: Tradition seit 1857 Wie die Familie Fuchs-Mannstein am Firmenjuwel festhält.
Die Branchenreports 18
Der Handel im Wandel Über das Einkaufen der Zukunft, das Onlinegespenst und die Renaissance kleiner Läden. Mit Porträts von A. Weger und Ultner Brot.
26 Das gute alte Handwerk Wie Handwerksbetrieben die Balance zwischen Tradition und Innovation gelingt: Prof. Dominik Matt im Interview. Mit Porträts der Metzgerei Pattis und der Tischlerei Plankl.
32 Historische Gastfreundschaft
Titelbild: fotolia.de
Impressum Erscheinungstermin: 26.05.2016 Chefredakteur & Verantwortlicher Direktor: Kurt W. Zimmermann Redaktion: Verena Pliger Schlussredaktion: Franz Kaserer Rückmeldungen an die Redaktion: panorama@ff-bz.com Grafik und Produktionsleitung: Ralf Kohler Werbung: Lisa Forer-Naumann, Roswitha Rauter, Isabel Gallmetzer, Bernhard Elzenbaumer Herausgeber: FF-Media GmbH Bozen – Eintrag. Lg. Bozen 20/98 R.P. vom 07.10.98 Südtirol Panorama: Brennerstraße 7a, 39100 Bozen, Tel. 0471 30 45 00, Fax 30 45 10, www.panorama-online.com Druck: Radin-Berger Print GmbH, Innsbruck (A) Gesamtauflage: 26.000 Stück
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Hotellerie und Gastronomie erkennen, dass Tradition nicht nur angestaubte Nostalgie ist. Mit Porträts vom Hotel Stafler und Hotel Saltauserhof.
38 Die Pusterer Tuchfabrik Wie es die Stoffe des Pusterer Unternehmens Moessmer auf die Laufstege von Paris und Mailand schafften.
42 Es lebe der Laden! Tyler Brûlé, der Herausgeber des Monocle Magazins, und sein Gespür für Tradition, alte Handwerkskunst und kleine Läden.
Südtirol Panorama | 01.2016
3
TRADITION – RANKING
Die Ältesten
Foto: Landesbibliothek Claudia Augusta/Sammlung Stahlwerke
Sie überstanden Kriege und Katastrophen und haben es geschafft, über Jahrhunderte am Markt zu bestehen. Südtirol Panorama zeigt erstmals die ältesten Großunternehmen des Landes.
Lärm, Hitze, Dreck: Die Stahlwerke „Acciaierie valbruna“ wurden 1925 gegründet. Es war die Zeit, als das faschistische Regime seine Bemühungen erhöhte, große Industriebetriebe in Bozen anzusiedeln. Heute zählen die Stahlwerke zu den letzten historischen Industriebetrieben in Bozen-Süd. Die Arbeit damals, so zeigen die Bilder, war mehr als hart. Ohne Helm und nur leicht bekleidet, bearbeiteten die Arbeiter den glühenden Stahl.
4
Südtirol Panorama | 01.2016
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TRADITION – RANKING
D
en italienischen Weinproduzenten Antinori gibt es seit 1385, die Waffenschmiede Beretta seit 1526, das deutsche Franziskaner Weissbier seit 1363. Der älteste Betrieb der Welt befindet sich aber in Japan: Das Hotel Onsen wurde 1298 gegründet und wird von der Gründerfamilie bereits in der 46. Generation geführt. Das japanische Unternehmen ist eine wahre Ausnahme, denn durchschnittlich werden Unternehmen nur zwischen 40 und 50 Jahre von der selben Familie geführt und scheitern dann meistens an der Firmenübergabe. WER IST SÜDTIROLS ÄLTESTER BETRIEB?
Wann Südtirols Industrie- und Handwerksbetriebe, Geschäfte oder Hotels gegründet wurden, dazu gibt es bis dato keine Statistiken. Auch die Verbände wie LVH, hds oder HGV haben bis dato keine Recherchen angeführt, welche Mitgliedsbetriebe am längsten Bestand haben. „Anders in der Landwirtschaft, dort gibt es die Auszeichnung Erbhöfe. Sie zeichnet Bauernhöfe aus, die seit mindestens 200 Jahren in Familienbesitz sind. Das verschafft auch einen guten Überblick über das Alter der Höfe“, meint der Historiker Hans Heiss. Als wir den Kaufmann Helmut Rizzolli, der an der Universität Innsbruck Wirtschaftsgeschichte lehrt, zum Interview treffen, schlägt er die Hände über dem Kopf zusammen. Die Gründung der Südtiroler Unternehmen zu ermitteln, sei eine sehr schwierige Aufgabe. Denn viele hätten im Laufe der Jahrhunderte und Jahrzehnte ihren Firmennamen oder die Gesellschaftsform geändert. Allein über die Eintragung ins Handelsregister lasse sich also nur in wenigen Fällen das genaue Alter ermitteln. Vor diesem Hintergrund hat sich Südtirol Panorama bei der Erstellung des Rankings auf die umsatzstärksten Unternehmen des Landes beschränkt, sprich auf Betriebe mit einem Umsatz über 17,8 Millionen Euro. HISTORISCHE BRANCHEN. Fakt ist, dass
in gewissen Branchen Firmen sehr alt werden. Dazu zählt etwa die Bierbranche. So sind von den 50 ältesten noch aktiven Unternehmen in Deutschland mehr als 80 Prozent Brauereien zu finden. Auch in Südtirol gehört eine Brauerei zu den ältesten Betrieben, die im Jahre 1857 gegründete Brauerei ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl
Forst hat es im Ranking von Südtirol Panorama auf Platz vier geschafft. Eine sehr lange Tradition hätten laut Helmut Rizzolli aber auch die Goldschmiede. Einerseits, da sie immer schon gewisse Reserven hatten, andererseits da sie seit jeher mit Kreativität punkteten. Lange bestünden aber auch Apotheken. Bestes Beispiel ist die Central Apotheke im Meran, die bereits im Jahre 1749 gegründet wurde. Die meisten Geschäfte unter den Bozner Lauben öffneten laut Rizzolli allerdings erst um 1800. Vorher spielte sich der Handel im Freien ab. Vor Verkaufsbuden unter den Gewölben. Dabei muss Tradition nicht zwangsläufig über die Familie definiert sein. Auch eine Marke oder ein Unternehmen kann traditionsfähig sein. Zu sehen etwa beim Sieger des Rankings, der Thaler GmbH in Bozen. Den traditionsreichen Handelsbetrieb gibt es seit dem Jahre 1763, von der aktuellen Inhaberfamilie Schwienbacher wird er aber erst seit dem Jahre 1946 geführt. Ältestes Familienunternehmen ist somit das Unternehmen J. F. Amonn, das im Jahre 1802 von Johann Jakob Amonn gegründet wurde und von Arno Amonn in siebter Generation geführt ◀ wird. VERENA PLIGER
Wie wurde bewertet? Für die Erstellung des Rankings der „traditionsreichsten Unternehmen des Landes“ hat Südtirol Panorama die Liste der Top 300 Unternehmen herangezogen, die im Oktober 2015 in diesem Magazin veröffentlich wurde. Das sind Kapitalgesellschaften sowie Genossenschaften aus dem Obst-, Milch- und Finanzmarkt, die ihren Rechtssitz in Südtirol haben und ihre Bilanz des Jahres 2014 bei der Handelskammer Bozen bis September 2015 hinterlegt haben. Konsortien, Banken und Leasinggesellschaften wurden nicht in das Ranking aufgenommen. Um die ältesten Betriebe zu ermitteln, wurden von den „Top 300 Unternehmen“ die 200 umsatzstärksten Unternehmen untersucht, das heißt all jene Unternehmen mit einem Gesamtumsatz über 17,8 Millionen Euro. Unterstützt wurde das Team von Südtirol Panorama von der Handelskammer Bozen. Sie lieferte das Eintragungsjahr der Unternehmen ins Handelsregister. Da viele Betriebe im Laufe der Jahrzehnte aber in andere Gesellschaften übergingen oder den Namen wechselten, hat Südtirol Panorama Eigenrecherchen durchgeführt und die einzelnen Gesellschaften direkt kontaktiert, um das Gründungsjahr zu ermitteln.
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TRADITION – RANKING NR.
FIRMENNAME
1. Thaler GmbH, Bozen K
GRÜNDUNG
PLATZ. TOP 300 2014
GESAMTLEISTUNG A 2014 IN MIO €
PERSONALKOSTEN 2014 IN MIO. €
GEWINN/ VERLUST 2014 IN MIO. €
1763
173.
21,2
4,0
0,1
TÄTIGKEIT
Kosmetik, Detail- und Großhandel
2. J. F. Amonn AG , Bozen
1802
110.
35,1
6,8
0,3
Farben, Papier, Immobilien, Hotelbedarf
3. Hotel Adler GmbH, St. Ulrich
1810
193.
18,5
5,9
1,3
Hotellerie
1857
21.
154,6
25,7
7,3
Bierproduzent
4. Brauerei Forst AGK, Algund K
6
5. Seetech Global Industries AG , Bozen
1888
5.
716,3
160,2
7,4
Anlagenbau
6. Etschwerke AGK, Bozen
1897
3.
795,4
29,7
26,1
Energieversorger
7. Innerhofer Holding AGK, St. Lorenzen
1898
76.
51,4
8,5
0,1
Bad- und Haustechnik
8. Recla GmbH, Schlanders
1900
42.
82,6
9,4
5,8
Speckwaren
9. Stadtwerke Bruneck, Bruneck
1903
95.
41,9
3,2
4,3
Energieversorger
10. Stadtwerke Brixen AG, Brixen
1903
85.
45,8
6,9
0,1
Energieversorger
11. Athesia AGK, Bozen
1907
23.
125,9
34,9
0,8
Verlag, Medien, Touristik
12. A. Rieper AG, Vintl
1910
70.
54,1
6,5
1,1
Getreidemühle, Futtermittel
K
13. Acciaierie Valbruna AG , Bozen
1925
2.
841,2
127,8
-115,4
14. Gramm AG, Bozen
1926
138.
28,3
3,7
0,6
15. Beikircher Grünland GmbH, Sand in Taufers
1926
87.
45,3
3,2
3,2
Futtermittel, Holzpellets
16. Damiani - Holz&Ko AG, Brixen
1927
126.
30,6
4,0
0,0
Holzbau Personentransport
Stahlwerk Lebensmittel
17. Sad Nahverkehr AG, Bozen
1927
39.
85,1
27,6
1,1
18. Pircher Oberland AG, Toblach
1928
111.
34,6
6,7
-3,7
Holzindustrie
19. Atzwanger AGK, Bozen
1932
62.
58,4
12,2
0,4
Anlagentechnik
20. Troyer GmbH, Sterzing
1934
168.
22,5
8,3
-1,1
Turbinenbau Logistik
21. Nagel Italia GmbH, Bozen
1935
51.
69,5
7,2
-3,7
22. Gruber Logistics AG, Auer
1936
27.
118,9
11,8
0,4
Logistik
23. Seppi M. AG, Kaltern4
1939
182.
19,6
3,1
1,3
Landwirtschaftliche Maschinen
24. Bignami AG, Auer
1939
109.
35,2
4,0
1,2
Großhandel Jagd Elektrogroßhandel
K
25. Selectra AG , Bozen
1944
47.
73,2
9,7
0,1
26. F.lli Santini GmbH, Bozen
1945
156.
25,2
3,2
0,0
Umweltdienste
27. Elpo GmbH, Bruneck
1947
143.
27,6
7,8
0,0
Elektroinstallationen
28. Fructus Meran AG, Terlan
1947
102.
37,8
5,3
1,9
Verarbeitung von Obst und Gemüse
29. Tinkhauser GmbH, Brixen
1947
191.
18,6
0,5
0,1
Bürobedarf
30. Kostner GmbHK, Vahrn
1947
83.
47,8
1,8
0,2
Treibstoffe
31. Julius Meinl Italia AG, Bozen
1947
65.
57,3
4,4
0,2
Kaffee
K
32. I.F.I. AG , Bozen
1947
63.
57,5
7,5
-2,1
Hotellerie, Fahrzeuge, Landwirtschaft
33. Sasa AG, Bozen
1948
160.
24,6
14,4
0,1
Personentransport
34. Nikolaus Bagnara AG, Eppan
1948
122.
31,5
3,1
1,1
Marmor
35. Alpewa GmbH, Bozen
1948
158.
24,7
2,0
0,2
Dächer und Fassadensysteme
36. Anjoka GmbH, Pfalzen
1949
53.
66,8
8,5
-0,4
Supermärkte
37. Fercam Finance AGK, Bozen
1949
6.
536,6
66,2
7,5
Transporte, Logistik
38. Thun AG, Bozen
1950
37.
87,0
11,7
0,1
Keramik, Geschenkartikel
39. Agrochimica AG, Bozen
1950
120.
31,7
1,4
1,2
Landwirtschaftlicher Großhandel
40. Hans Zipperle AG, Meran
2
41. Gebr. Clementi GmbH, Leifers3
1951
52.
67,5
10,9
0,4
Getränke
1952
100.
38,5
0,1
0,1
Verarbeitung von Obst und Gemüse
42. Gasser GmbH, St. Lorenzen8
1955
96.
41,3
4,4
4,9
Fahrzeughandel
43. Karl Pedross AGK, Latsch
1956
121.
31,5
8,3
0,3
Bodenzubehör
44. Schenk Italia AGK, Auer
1956
31.
100,8
6,2
2,1
Weinhandel
45. Marx AG, Schlanders
1957
192.
18,6
3,7
0,2
Hoch- und Tiefbau
46. Avis Budget Italia AG, Bozen
1957
9.
254,4
22,0
2,5
Autovermietung
47. Karl Pichler AG, Algund
1958
147.
27,1
3,2
0,9
Holzhandel
48. Oberosler Cav. Pietro AGK, St. Lorenzen
1960
38.
86,8
8,3
0,7
Hoch- und Tiefbau
49. Progress Invest AGK, Brixen
1961
16.
183,5
22,8
16,1
Maschinenbau, Betonfertigteile, Automation
50. Miele Italia GmbH, Eppan
1961
33.
93,8
8,7
2,7
Großhandel Haushältsgeräte
Gesamtleistungsrendite = Gewinn/Gesamtleistung | Personalkostenquote = Personalkosten/Gesamtleistung | Bruttocashflow = Gewinn + Rückstellungen (2013 – 2014) + Abschreibungen | K konsolidierte Bilanz der Unternehmensgruppe | 1 Bilanz zum 30.04.14 | 2 30.06.14 | 3 31.07.14 | 4 31.08.14 | 5 30.09.14 | 6 31.01.15 | 7 28.02.15 | 8 31.03.15 | 9 30.04.15 | A Beginn der Tätigkeit 22.03.13 | B Beginn der Tätigkeit 21.11.13
6
Südtirol Panorama | 01.2016
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TRADITION – RANKING GRÜNDUNG
PLATZ. TOP 300 2014
GESAMTLEISTUNG A 2014 IN MIO €
PERSONALKOSTEN 2014 IN MIO. €
GEWINN/ VERLUST 2014 IN MIO. €
1961
199.
17,9
2,3
0,5
52. Elektrisola Atesina GmbH, Sand in Taufers
1961
35.
92,9
10,2
3,9
Kupferlackdraht
53. San Marco Petroli Distribuzione GmbH, Bozen
1962
13.
200,0
0,5
0,6
Treibstoffe
54. Ivoclar Vivadent Manufacturing GmbH, Naturns
1962
135.
28,7
10,7
0,6
Produkte für Zahnärzte und Zahntechniker
NR.
FIRMENNAME
51. Kronplatz Seilbahn AG, Bruneck2
TÄTIGKEIT
Seilbahnen
55. Wolf Fenster AG, Natz-Schabs
1963
188.
18,9
4,1
0,9
Fenster und Türen
56. Euroclima AG, Bruneck
1963
124.
30,8
6,6
2,0
Klima- und Lüftungssysteme
57. Würth GmbH, Neumarkt
1963
8.
367,8
114,3
-13,6
Großhandel Befestigungs- und Montagematerial
58. GKN Driveline Bruneck AG, Bruneck
1963
12.
201,3
42,3
14,7
Fahrzeugtechnik
59. Foppa GmbH, Neumarkt
1964
155.
25,3
1,4
0,2
Großhandel Lebensmittel
60. Rubner Haus AG, Kiens
1964
61.
58,5
16,0
-0,3
Holzbau
61. Pompadour Tee GmbH, Bozen8
1964
142.
27,7
2,4
2,0
Großhandel Tee
62. Rubner Türen AG, Kiens
1964
169.
22,4
7,2
0,7
Türen
63. Huber GmbH, Meran
1965
198.
17,9
2,4
0,1
Badeinrichtung
64. Impianti Colfosco AG, Corvara
1966
178.
20,5
5,6
3,3
Seilbahnen
65. GKN Sinter Metals AG, Bruneck
1967
19.
156,9
44,2
18,5
Metallverarbeitende Industrie
66. Selva AGK, Bozen
1968
81.
48,3
9,1
0,5
Möbel
67. CSB F.lli Straudi AG, Bozen
1968
176.
20,9
3,6
0,0
Großhandel von Handwerkszubehör
68. P.A.C. AGK, Bozen
1969
60.
61,9
8,6
0,4
Hoch- und Tiefbau
69. Nordpan AG, Olang
1969
66.
56,2
4,7
2,3
Holzbau
70. Al-Ko Kober GmbH, Vintl
1970
94.
41,9
7,9
10,0
Fahrzeugtechnik
K
71. The Wierer Holding AG , Brixen
1970
25.
121,9
19,2
3,2
Baubranche, Umwelt, Energie
72. Kuen Falca GmbH, Meran
1970
20.
156,5
1,2
-0,9
Gas und Heizöl
73. Passuello GmbH, Percha
1970
136.
28,4
0,2
0,5
Gasversorgung
74. Apparatebau Gronbach GmbH, Neumarkt
1971
180.
20,1
5,4
0,3
Kinematische Komponenten
75. Europcar Italia AG, Bozen
1971
10.
227,7
19,9
0,0
Autovermietung
76. Nils AG, Burgstall
1971
131.
29,2
2,6
0,6
Schmierstoffe
77. Wohnzentrum Jungmann AG, Brixen
1972
144.
27,3
6,0
1,4
Möbel
78. Ober Alp AG, Bozen
1972
22.
150,0
13,6
4,1
Mode, Sportartikel
79. Alimco Fin AGK, Bozen2
1972
7.
450,7
1,6
10,7
Energie, Großhandel, Lebensmittel
80. Hoppe AG, St. Martin in Passeier
1972
36.
91,9
22,8
2,6
Beschläge
81. Unionbau GmbH, Sand in Taufers
1972
79.
48,8
8,0
0,2
Bauwirtschaft
K
82. Wipptaler Bau AG , Brenner
1972
116.
31,9
8,6
-0,1
Bauwirtschaft
83. Bozen Import GmbH, Ritten
1972
123.
31,5
0,2
0,3
Vieh- und Fleischgroßhandel
84. Monier AG, Kiens
1972
45.
78,2
16,1
-14,7
85. Habitat AGK, Bozen
1973
159.
24,6
3,3
1,0
Bauwirtschaft, Immobilien
86. Develey Italia GmbH, Lana
1973
161.
24,5
0,8
0,0
Großhandel Lebensmittel
87. Niederwieser AG, Leifers
1973
113.
33,7
3,4
0,1
Großhandel Lebensmittelmaschinen
88. Iprona AG, Lana
1973
32.
95,5
8,3
2,1
Fruchtverarbeitung
89. ZG Lighting GmbH, Vahrn9
1973
107.
37,1
3,7
0,4
Elektrogroßhandel
90. Rubner Holzbau AG, Brixen
1974
108.
35,3
7,5
-3,7
Holzbau
91. Naturallook GmbH, Bozen
1974
157.
25,2
2,7
0,9
Großhandel Bequemschuhe
Dächer
92. Moser Group GmbHK, Naturns
1974
91.
42,9
4,6
-0,2
Speckwaren
93. Doppelmayr Italia GmbH, Lana8
1974
88.
45,0
6,4
5,7
Anlagenbau Speckwaren
94. Moser GmbH, Naturns
1974
93.
42,1
4,6
0,0
95. Schweigkofler GmbH, Barbian
1975
175.
21,0
3,3
1,0
Bauwirtschaft
96. Pneusmarket Alpina AG, Bozen
1975
114.
33,3
4,2
-1,4
Großhandel Reifen
97. Autoindustriale GmbH, Bozen
1975
55.
63,6
9,0
-0,6
Fahrzeughandel
98. Karrell GmbH, Salurn
1975
174.
21,1
3,9
0,1
Großhandel Hebemaschinen
99. Agba AGK, Bozen
1976
11.
227,5
12,5
1,8
Fahrzeughandel
100. Obfinim AG, Bozen
1977
28.
115,9
22,1
1,4
Sportartikel
Gesamtleistungsrendite = Gewinn/Gesamtleistung | Personalkostenquote = Personalkosten/Gesamtleistung | Bruttocashflow = Gewinn + Rückstellungen (2013 – 2014) + Abschreibungen | K konsolidierte Bilanz der Unternehmensgruppe | 1 Bilanz zum 30.04.14 | 2 30.06.14 | 3 31.07.14 | 4 31.08.14 | 5 30.09.14 | 6 31.01.15 | 7 28.02.15 | 8 31.03.15 | 9 30.04.15 | A Beginn der Tätigkeit 22.03.13 | B Beginn der Tätigkeit 21.11.13
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Südtirol Panorama | 01.2016
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TRADITION – RANKING
Foto: Ludwig Thalheimer
1.
Das Geschäft Thaler hat sich zu einem fünfstöckigen Concept Store samt Champagnerie gewandelt.
Thaler GmbH PARFÜMERIE, DROGERIE, DETAILUND GROSSHANDEL; BOZEN
▶ Gründungsjahr: 1763 Das Bozner Geschäft Thaler im Laubenhaus 69 wird dieses Jahr 253 Jahre alt. Damit gehört es zu den ältestes Unternehmen des Landes. Es war Ignaz Anton Thaler, der das Geschäft im Jahre 1763 gegründet hat. Damals hat er, so steht in den Chroniken geschrieben, Arzneidrogen und Materialien verkauft. Knapp 100 Jahre hat seine Familie das Geschäft geführt, danach wechselten die Besitzerfamilien. Erst kamen die Koflers, die es um Seifen und Wachs erweiterten, dann die Öttels, die eine Medizinaliendrogerie etablierten, 1946 schließlich Hans Schwienbacher, der das Sortiment kontinuierlich ausbaute: Von Pfeffer und Neugewürz für die
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Hausschlachtungen, über Mundwasser bis hin zur Möbelpolitur. Im Laufe der Jahre wurde das Sortiment um exklusive Kosmetiklinien und Spitzenparfums erweitert. Zeitgleich wurde auch das Engros-Geschäft aufgebaut, 1981 wurde das Reformhaus „Thaler Vital“ eröffnet, bevor 1990 in der Bozner Gumergasse der Drogeriemarkt Marka dazukam. Heute ist Marka mit mehreren Filialen in ganz Südtirol vertreten. Die Thaler GmbH erzielt heute einen Umsatz von 21,2 Millionen Euro. Seit dem Tod von Hans Schwienbacher im Jahre 1976 wird das Unternehmen von Tochter Heidi, Tochter Veronika und ihrem Ehemann Erich Kaspareth geführt. Herzstück von Thaler bleibt das Laubenhaus 69. Das Geschäft hat sich zu einem fünfstöckigen Concept Store gewandelt. Hauptumsatzträger ist
die Kosmetikabteilung, Hauptwerbeträger sind das neu eröffnete Bistro im fünften Stock und die vor fünf Jahren eröffnete Champagnerie, einen Stock darunter. Geführt werden die beiden Lokale von Flora Oberhauser. Die gebürtige Lüsnerin ist seit 20 Jahren mit Christian Kaspareth verheiratet, der ebenfalls bereits seit 30 Jahren im Unternehmen tätig ist. Mit den beiden Gastrokonzepten ist es gelungen, einen weiteren Hauch Noblesse ins Laubenhaus zu bringen. An die 300 Schaumweine werden den Gästen angeboten, und einmal im Monat verwandelt Flora das traditionsreiche Geschäft in eine schicke Partylocation. Heidi und Veronika Schwienbacher sowie Erich Kaspareth erfüllt es mit Stolz, dass auch die nächste Generation unerschrocken Neues wagt. (VP)
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PR-INFO
IMMER WIEDER NEUES
„Innerhofer – Bad und Haustechnik“ baut seine Zukunft auf eine mehr als 100-jährige Tradition. 1
E
s begann im fernen Jahr 1898: Johann Innerhofer gründete in Bruneck eine Herd- und Kunstschlosserei. Innerhofer-Holzherde für kleine Küchen sowie für Großküchen in Hotels waren ein Begriff für Qualität und Langlebigkeit. Bis in die 50er-Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden tausende Küchenherde hergestellt. Abgelöst wurden die Herde von den damals innovativen Öl-Öfen der Marke „Juno“, die Innerhofer importierte und in ganz Oberitalien vertrieb. Das Kerngeschäft war aber bereits der Handel mit Installations- und Sanitärprodukten. Mit diesem Handel hatten die beiden Söhne von Johann Innerhofer, Ernst und Hubert, in den 30er-Jahren begonnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sie ihn gemeinsam mit ihrem Schwager Hugo Waibl erfolgreich auf- und ausgebaut. Heute ist die E. Innerhofer AG führender Fachgroßhändler in Südtirol, Trentino und Belluno mit den Geschäftsbereichen Sanitär, Installation, Heizung und Haustechnik sowie Fliesen. Das Unternehmen in Familienbesitz entwickelte sich vom kleinen Handwerksbetrieb für Herde zu einem Unternehmen, das heute 180 MitarbeiterInnen beschäftigt. 118 Jahre Firmengeschichte haben ihre positiven Spuren ❧ hinterlassen.
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1. So hat es begonnen: Johann Innerhofer mit seinen Herden um 1900 in Bruneck 2. Ernst und Hubert Innerhofer beim Herdbau 3. „Juno“-Öl-Öfen auf der Bozner Messe: Hugo Waibl mit seiner Schwester Maridl Innerhofer 4. Manche mögen es bunt: in den 70er-Jahren kam viel Farbe ins Bad 5. 2004 wird der neue Hauptsitz in St. Lorenzen bezogen 6. Seit 2015 gibt es auch den Geschäftsbereich Fliesen mit eigenen Ausstellungsräumen
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SAVE THE DATE
E. Innerhofer AG
Hausmesse mit Tag der offenen Tür
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Wann: 11.09.2016 Wo: Hauptsitz in St. Lorenzen
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TRADITION – RANKING
Foto: Alexander Alber/Privat
2.
Ander Amonn steht seit mittlerweile 14 Jahren an der Spitze des Traditionsunternehmens aus dem Jahre 1802.
J. F. Amonn AG FARBEN, PAPIER, IMMOBILIEN, HOTELBEDARF; BOZEN
▶ Gründungsjahr: 1802 Am Bozner Rathaus prangt es groß auf der Hausmauer: 1802, das Gründungsjahr von Amonn. Hier, auf dem ehemaligen Dreifaltigkeitsplatz, begann die rauschende Geschichte des Unternehmens, das heute einen Umsatz von 35,1 Millionen Euro erzielt und 156 Mitarbeiter beschäftigt. Es war Johann Jakob Amonn, der die Kolonialwarenhandlung damals gründete. Namengeber der Firma J. F. Amonn war allerdings Johann Filibert Amonn im Jahre 1849. Die Entwicklung verlief rasant, das Kolonialwarengeschäft wurde um eine Papierhandlung erweitert, es wurde eine Druckerei und eine Buchbinderei gekauft, 1924 wurde in der
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Bindergasse ein Detailgeschäft für Farben eröffnet. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Firmensitz am Rathaus völlig ausbombardiert und musste 1946 wieder mühsam aufgebaut werden. Die Familie Amonn ließ sich nicht unterkriegen, expandierte stärker als je zuvor und startete mit der Produktion von Lacken und Farben. Der wahre Durchbruch des Unternehmens kam aber mit dem Eintritt des vor zwei Jahren verstorbenen Ander Amonn. Der ehemalige Präsident der Südtiroler Sparkasse und des HC Bozen, der 1977 im Alter von 44 Jahren Opfer einer brutalen Entführung wurde, gilt noch heute als Visionär. Von Beispielen aus dem Ausland inspiriert, eröffnete er im Jahre 1963 den ersten Supermarkt in Bozen und wurde Präsident von Despar Italia. Das Familienunternehmen stellte er gleichzeitig sukzessive immer breiter
auf. Mit Firmen für Hotelausstattung, Farben, Papier, IT-Dienstleistungen sowie Schreib- und Druckwaren. Außerdem war Amonn Mehrheitseigner der Firma SATIB, die in ganz Italien Coca-Cola produzierte und vertrieb. Mittlerweile wird die Gruppe in siebter Generation geführt. Es war im Jahre 2002, dass Arno Amonn von seinem Vater Ander die Geschäftsführung übernahm. Vor vier Jahren hat er eine Umstruktuierung der Holding vorgenommen, musste in diesen Jahren krisenbedingt aber auch starke Umsatzeinbußen hinnehmen. Er selbst spricht von den schwierigsten Jahren in der Firmengeschichte. Heute kann er wieder nach vorne blicken, es geht wieder bergauf. Im vergangenen Jahr konnten bis auf den weiter strauchelnden Papierhandel alle Firmen der Gruppe leicht zulegen. Positiv entwickelt sich vor allem die (VP) Hotelsparte.
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üdtirols Hoteliers beweisen Weitblick und haben Visionen – seit jeher. Sie haben erkannt, wie wichtig es ist, offen zu sein für Neues, ohne dabei das Bewusstsein für die landestypischen Werte und Traditionen zu verlieren. Mit viel Sinn für Innovation haben sie in den vergangenen Jahren architektonische Meisterwerke geschaffen und einen Blick fürs Wesentliche bewiesen. Hochwertige traditionelle und natürliche Baumaterialien wie heimische Hölzer oder Naturstein wurden geschickt kombiniert mit Elementen aus Glas, Stahl oder Beton. Das Ergebnis sind moderne Bauten mit Charakter, innovativ und gemütlich zugleich. Auch die Gourmetkreationen greifen diesen Mix auf raffinierte Weise auf. Traditionelle
Gerichte werden mit mediterranen Aromen verfeinert und neu interpretiert. So entstehen Speisen von höchster Qualität, die dem hervorragenden Ruf der hiesigen Küche alle Ehre machen. Die Rückbesinnung auf die Tradition ist auch in den Wellnessbereichen spürbar. Südtiroler Naturprodukte wie Kräuter, Latschenkiefer, Schafwolle oder Heu werden verwendet, um den Gästen Entspannung auf höchstem Niveau zu schenken.
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TRADITION – RANKING
Foto: Hotel Adler
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Die Brüder Klaus (links) und Andreas Sanoner führen die Hotel-Gruppe zusammen mit ihren Ehefrauen Verena und Karin (rechts).
Hotel Adler GmbH HOTELLERIE; ST. ULRICH
▶ Gründungsjahr: 1810 Es gibt kaum ein Lifestyle- oder Reisemagazin, das in den vergangenen zwei Jahren nicht über die Adler Mountain Lodge berichtet hätte. Von einem Traumhotel auf der Seiser Alm ist die Rede, von einer der schönsten Lodges in den Alpen. Ein Hotel, das das Alpine betont, ohne kitschig zu wirken. Mit Lobeshymnen wie diesen erntete Familie Sanoner die Früchte eines jahrelangen Kampfes. 1997 haben sie auf der Seiser Alm das ehemalige Hotel Mezdí gekauft, ein Hotel aus den 30er-Jahren, in dem bereits Konrad Adenauer logierte. Die Umbaupläne stießen aber auf erbitterten Widerstand. Die Verteilung der Baumasse auf über zwölf Gebäude sei ein zu großer Eingriff in das Landschaftsbild der Alm, so die Kritiker.
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Es dauerte über zehn Jahre, bis die Grödner Hoteliers grünes Licht für den Neubau erhielten. Seit der Eröffnung im Sommer 2014 hagelt es Preise für das Almdorf mit 18 Suiten und zwölf doppelstöckigen Chalets. Erst kürzlich wurde es von „Geo Saison“ als schönstes Berghotel Europas ausgezeichnet. Dabei wussten die Sanoners von Beginn an, die Lodge wird ein Erfolgsmodell. Genauso wie ihr 2004 eröffnetes Prestigehotel in der Toskana. Mit dem Adler Thermae in Bagno Vignoni haben die Sanoner-Brüder bewiesen, dass sie auch überregional in der Liga der Top-Hoteliere mitspielen können. Die Wurzeln des Erfolgs liegen aber in St. Ulrich. Das Hotel Adler ist ein Traditionsbetrieb. Am 9. Jänner 1810 erwarb Josef Anton Sanoner bei einer Versteigerung in St. Ulrich für 4.550 Gulden das Wirtshaus „Daverda“, das
er wenig später „Gasthof zum Adler“ nannte. Über die Jahrzehnte wurde es zu einem Hotel ausgebaut. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wuchs es auf über 100 „gutmöblierte, pedantisch reinliche Fremdenzimmer mit geräumigen französischen Betten“ an. So steht es im damaligen Hotelprospekt geschrieben. Selbst Kaiserin Zita soll zu der Zeit im Adler übernachtet haben. 1954 übernimmt Pepi, übrigens für 16 Jahre Bürgermeister der Gemeinde, und seine Frau Elly den Adler. Es waren Visionäre. Unter anderem eröffneten sie im Jahre 1970 Italiens erstes Hallenbad mit Überlaufrinne. 1985 übergaben sie das Hotel an die beiden Söhne Klaus und Andreas. Sie schufen daraus einen 5-Sterne-Musterbetrieb mit 300 Betten und waren damit die ersten in den Dolomiten, die auf eine ausgedehnte Sauna- und Badelandschaft setzten. (VP)
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TRADITION – RANKING
4.
Brauerei Forst AG ▶ Gründungsjahr: 1857 Vor 159 Jahren wurde in Forst, in der Gemeinde Algund, die Brauerei Forst gegründet. War es damals nur ein kleines Brauhaus, so ist die Brauerei heute zu einem kleinen Dorf herangewachsen. 700.000 Hektoliter Bier im Jahr werden hier gebraut. Es ist Italiens einzige noch verbliebene Privatbrauerei, und die großen internationalen Konzerne beißen sich die Zähne aus. Bislang hält die Familie Fuchs-Mannstein an ihrem Juwel fest und lehnt jedes Übernahmeangebot dankend ab. Allein der Tradition wegen würde die Familie die Brauerei nicht aus der Hand geben. Dabei wurde sie 1857 gar nicht von der Familie Fuchs, sondern von den beiden Meraner Unternehmern Johann Wallnöfer und Franz Tappeiner gegründet. Erst sechs Jahre später erwarb Josef Fuchs die Brauerei, seither ist die Forst in Familienbesitz. Die Blütezeit erlebte die Brauerei unter der Regie von Frau Ingenieur Fuchs. Gemeint ist Margaretha von Fuchs, die Witwe des 1989 verstorbenen Luis Fuchs. Sie galt als eiserne, aber gerechte Lady, sie war es, die das Unternehmen zu dem gemacht hat, was es heute ist: Die Nummer eins in der Region. Vor zehn Jahren trat sie aus dem operativen Geschäft zurück, blieb aber bis zu ihrem Tod im Dezember 2015 Präsidentin des Verwaltungsrates. Heute wird die Forst von ihrer Tochter Margherita von Mannstein geführt. Die Brauerei Forst erzielte im Jahre 2014 einen Umsatz von 154,4 Millionen Euro. Hauptabsatzmarkt ist Italien, stärkste Region bleibt das Trentino-Südtirol. Seit 2008 ist auch Cellina von Mannstein, die Tochter von Margherita von Mannstein, im Unternehmen tätig. Die Juniorchefin, die vor ihrer Zeit bei der Forst mit provokanten Kunst-
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Foto: Alexander Alber
BIERPRODUZENT; ALGUND
Internationale Konzerne beißen sich an ihr die Zähne aus: Margherita von Mannstein hält am Familienjuwel, der Brauerei Forst, fest.
und Modefotos international für Furore gesorgt hat, kümmert sich unter anderem um das Marketing. Erst jüngst hat sie dem Bier „Forst 1857“ einen neuen Look verpasst. Gleich mehrere Projekte hat sie in den vergangenen Jahren realisiert, neben dem stilvollen Forster Weihnachtswald hat sie das Gastro-Kon-
zept „Spiller“ lanciert. Restaurants mit einem weichen, hübschen, verspielten Country-Stil. Damit versucht die Juniorchefin das Thema Tradition mit einer anderen Leichtigkeit nach Italien zu exportieren. In Brescia, Padua, Verona, Vicenza und Mailand gibt es sie bereits, weitere Spiller-Restaurants sollen folgen. (VP)
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PR-INFO 40 Jahre Autoindustriale
TRADITION UND INNOVATION Autoindustriale, der Name steht für Qualität und umfassenden Service. Wie es dem Unternehmen seit vier Jahrzehnten gelingt, Tradition und Innovation zu verbinden.
Der Hauptsitz von Autoindustriale in Bozen, Galvanistraße
Trient
Bozen, Grandistraße
A
lois Baumgartner, der Geschäftsführer von Autoindustriale, meinte bereits im Zuge des 25. Firmenjubiläums: „Wir leben die Vision von Gottfried Daimler - für unsere Kunden. Die Ideen des Erfinders des Automobils von damals und die Entwicklungen und Innovationen von Mercedes-Benz von heute, setzen wir hier in Südtirol um. Wir sind für Sie mit dabei!“ 1976 gründete Eduard Baumgartner die Autoindustriale. In jenen Tagen noch als
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Rovereto
Mercedes-Benz Vertragshändler für Nutzfahrzeuge. Erst einige Jahre später hat die Familie Baumgartner mit der Garage Olympia auch PKWs angeboten. 1986 wurden die beiden Vertretungen zusammengelegt. Nach der Pionierphase wurde im Jahre 1986 in der Galvani Straße in Bozen der neue Firmensitz errichtet. Bald stellte sich heraus, daß es dort zu eng wurde. Denn die Modellpalette der PKWs und LKWs wuchs von Jahr zu Jahr. Das veranlasste Autoindustriale im Jahre
Bruneck
2003 einen neuen 15.000qm-großen Sitz für die LKWs in der Grandistrasse in Bozen anzumieten. Den Firmenkunden wurde damit die komplette Angebotspalette von der Karosserie bis zu den Gebrauchtfahrzeugen zur Verfügung gestellt. Die gute Wirtschaftslage und der exzellente Service ließen Autoindustriale schnell wachsen. Zu den beiden Niederlassungen in Bozen kam 1996 die Filiale in der Brunecker Industriezone West hinzu. Im Jahre 2008 streckte schließlich Baumgartner
PR-INFO
Präsentation des neuen GLC-Modells
und Rovereto ist weiterhin im vollen Gange. 2013 wurde die Filiale in Rovereto renoviert und im Herbst diesen Jahres wird auch jene in Trient im neuen Glanz erstrahlen. Mit dieser Investition in der Nachbarprovinz wagte die Familie Baumgartner, trotz der anhaltenden Krise der letzten Jahre im Automobilsektor, einen großen Schritt mit strategischem Weitblick. So präsentierte sich 1976 die Autoindustriale
Eduard Baumgarnter, Gründer von Autoindustriale
Autoindustriale Alois Baumgartner, Geschäftsführer von Autoindustriale
seine Fühler nach Trient aus. Zunächst übernahm Autoindustriale den Mercedes-Vertragshändler für PKWs, 2010 dann auch für den LKW-Bereich. Die Expansionsphase im Trentino mit den beiden Standorten in Trient
Der Blick in die Zukunft. Besonders spannend ist laut Baumgartner die technologische Entwicklung mit diesen beiden großen Trends: erstens wird dem Menschen zunehmend die Arbeit abgenommen auch beim Autofahren. Zweitens werden hocheffiziente Sicherheitssysteme Entwickelt, um die Sicherheit zu erhöhen. In diesen Bereichen war Mercedes seit jeher Vorreiter und die Stutt❧ garter sind es heute noch.
Umsatz: 83 Mio. Mitarbeiter: 215
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Standorte 6
Autoindustriale GmbH
Marken: Mercedes-Benz PKW, Van
Galvanistraße 41 39100 Bozen Tel. +39 0471 550 000 info@autoindustriale.com www.autoindustriale.com
und LKW, smart, Toyota Bereich: Fahrzeughandel, Werkstatt, Karrosserie in der Region Trentino-Südtirol
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TRADITION – HANDEL
Handel im Wandel
Foto: Alexander Alber
Onlineriesen wie Amazon lehren dem Einzelhandel das Fürchten. Dafür erleben kleine Läden mit Seele eine Renaissance.
W
ie das Einkaufen der Zukunft aussehen wird, kann niemand so genau voraussehen. Überall aber, wo es um Handel geht, ist das Onlinegespenst präsent. Seit über zehn Jahren nunmehr kursiert es, und es geht um die alles entscheidenden Fragen: Wird es morgen schon keine Ladengeschäfte mehr geben? Werden wir unsere Brötchen und unser Gemüse im Web bestellen? Fakt ist: Der weltweit größte Versandhändler Amazon drängt bereits mit Lebensmitteln ins Onlinegeschäft. In einigen US-Großstädten beliefert er Konsu18
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„Konsumenten geben dem Produkt wieder einen Qualitätsvorsprung“ Bernhard Hilpold
menten mit online bestellten frischen Lebensmitteln. Ebenso in Großbritannien. Dort können Tiefkühlprodukte oder Frischobst über Amazon bestellt werden, und eine Supermarktkette liefert sie noch am Tag der Bestellung nach Hause. Für Branchenkenner ist klar: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser Trend in andere europäische Länder überschwappt. LÄDEN MIT SEELE. Und während Ex-
perten über die Zukunft des Onlinehandels diskutieren, setzt sich zur selben Zeit eine ganz andere Entwicklung ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl
TRADITION – HANDEL durch: Kleine Läden und klassische historische Geschäfte erleben eine Renaissance. Es sind Geschäfte, in denen der Kunde wieder zum König wird. Geschäfte, in denen der Kunde beraten wird, wo er die Produkte in den Regalen anfassen und probieren darf, wo er mit dem Verkäufer hinter der Theke noch ratschen und tratschen kann.
einen guten Job im Angestelltenverhältnis zu finden, der mit einer gewissen Qualität verbunden ist“, so der hds-Direktor. SÜDTIROL TICKT ANDERS. Wer durch
reagieren damit auch auf einen aktuellen Trend: Dem Trend der Regionalität. Vor dem Hintergrund der Globalisierung, in der die Welt mit immer neuen Produkten überflutet wird, haben Produkte aus der Region mittlerweile sogar ein positiveres Image als biologische Produkte. In Deutschland belegen das bereits mehrere Studien. Laut Bernhard Hilpold, dem Direktor des Handels- und Dienstleistungsverbandes, habe dies auch mit der Sehnsucht nach Vertrauen zu tun: „Kunden wenden sich immer lieber an Personen, denen sie vertrauen können. An Personen, die über Jahrzehnte für Qualität eingestanden sind.“ Hilpold erkennt einen Wandel im Konsumverhalten. Den Konsumenten geht es nicht mehr nur um den Preis. „Als die Überseeprodukte und die asiatischen Produkte auf den Markt gekommen sind, ist es im Handel zu einem rasanten Preisverfall gekommen. Für den Kunden war damals nur noch der Preis entscheidend. Jetzt geben Konsumenten dem Produkt wieder einen Qualitätsvorsprung“, so Hilpold. Er merkt auch, dass Händler in Mitteleuropa wieder selbstbewusster werden. Ganz nach dem Motto: Das ist mein Produkt, und es hat seinen Preis. Im heimischen Handel habe sich dieses Selbstbewusstsein allerdings noch nicht durchgesetzt. „Es herrscht noch große Angst vor Großverteilern, genauso wie vor dem Internet. Dabei kann das Internet gerade für die Kleinen ein Potenzial darstellen. Damit will ich nicht sagen, dass jeder im E-Commerce-Bereich tätig sein muss, zumindest aber muss er präsent sein im Internet. Damit das Geschäft gefunden wird von denje® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl
Foto: hds
REGIO SCHLÄGT BIO. Die Kaufleute
Bernhard Hilpold, Direktor des Handels- und Dienstleistungsverbandes Südtirol
„Geschäfte müssen im Internet zu finden sein“ Bernhard Hilpold
nigen, die im Internet nach Produkten und bestimmten Geschäften suchen“, so Hilpold. Eine tolle Chance sei das Internet aber auch für Unternehmensnachfolger. Ein Ansporn für die junge Generation, in das Familienunternehmen einzusteigen. „Die Jungen könnten sich toll einbringen und den modernen Part des Unternehmens übernehmen, sprich den Social-Media- oder den E-CommerceBereich“, so Hilpold. Einen Familienbetrieb zu übernehmen oder auch ein eigenes Geschäft zu eröffnen, sei heute attraktiver denn je. „Wo sonst kann man seine eigenen Ideen so gut verwirklichen? Und es wird immer schwieriger,
die Bozner, Brixner oder Meraner Lauben schreitet, mag von der Renaissance der kleinen Läden noch wenig spüren. Von den über 70 Geschäften unter den Bozner Lauben sind über die Hälfte in der Hand nationaler und internationaler Ketten. Immer mehr traditionsreiche Fachgeschäfte sind aus dem Stadtbild verschwunden. Nur noch wenige kleine, aber feine Läden sind verblieben. Alle anderen haben den großen Ketten Platz gemacht, die ganz bewusst in die Lauben vordrängen, schließlich wird hier seit 800 Jahren Handel betrieben. Die Lauben bleiben ein goldenes Pflaster, wo sich Ketten die beste Sichtbarkeit, Frequenz und den höchsten Umsatz erwarten. In Bozen lassen sich die Ketten diesen Platz auch etwas kosten: So soll sich die spanische Modekette Mango im Laubenhaus Nummer 42, in dem vorher Coin untergebacht war, um über 30.000 Euro im Monat eingemietet haben. Eigentümer der Immobilie sind die Investoren Georg Mahlknecht, Josef Senn sowie die Familie Wojnar. Während die New Yorker Sportbekleidungskette Foot Locker für die Geschäftsräume im Laubenhaus Nummer 11 eine Monatsmiete von 20.000 Euro berappen soll. Der Mietvertrag mit den Brüdern Giovanni, Alex und Stefano Podini beläuft sich auf 15 Jahre. KLEIN, ABER FEIN. Laut einer Recher-
che des Wochenmagazins ff könne man drei Arten von Eigentümern von Laubenhäusern ausmachen: Investoren, Kaufleute und alteingesessene Familien. In Bozen wird nur etwa ein Drittel der Laubenhäuser von den Inhabern selbst geführt, zwei Drittel der Eigentümer vermieten die Geschäftslokale weiter. Zu den Geschäften, die noch von den Eigentümern selbst geführt werden, zählen etwa die Drogerie Thaler, Optik Wassermann, Schuhe und Hüte Rizzolli, Mohr Nähmaschinen, Kurzwaren GasSüdtirol Panorama | 01.2016
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TRADITION – HANDEL
Gute Geschäfte mit gebundenen Büchern Der Onlinehandel stellt traditionelle Buchhandlungen auf eine harte Probe. Das Unternehmen A. Weger spürt davon wenig und hat mitten in der Krise das beste Betriebsergebnis erzielt.
Fotos: A. Weger
Zum Unternehmen A. Weger gehören neben der Buchhandlung auch eine Druckerei und ein Verlag. Matthias und Andreas von Mörl führen den historischen Betrieb in der vierten und dritten Generation.
Für viele gibt es nichts Schöneres, als in einer Buchhandlung in Büchern zu schmökern. Seit Jahrhunderten verbreiten Bücher einen geheimnisvollen Zauber. Ein Zauber, der seit einigen Jahren auf eine harte Probe gestellt wird. Denn die Zukunft heißt E-Book. Das digitale Buch wurde zum schärfsten Konkurrenten des gebundenen Buches. Andreas von Mörl erinnert sich noch gut daran. Es war im Jahre 2011, als er davon hörte, dass in den Vereinigten Staaten erstmals mehr E-Books als gebundene Bücher verkauft wurden. „Ich muss zugeben, wir haben uns damals große Sorgen gemacht. Heute können wir sagen, das Wachstum der E-Books wurde eingebremst. Ich glaube, der Leser hält einfach noch gerne ein richtiges Buch in den Händen, für das er keinen Strom braucht und in dem er vor- und zurückblättern kann. Außerdem ist eine Buchhandlung ein sozialer Treffpunkt“, meint Andreas von Mörl vom Unternehmen A. Weger in Brixen. Gegründet wurde der historische Betrieb, zu dem neben der Buchhandlung auch
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eine Druckerei und ein Verlag gehört, im Jahre 1550 vom Fürstbischof Madruzzo. Das erste Buch wurde 1564 von Donato Phaetius gedruckt. Die Druckmaschinen standen seither nicht mehr still. Namengeber des Betriebs war aber Alois Weger. Er war der Schwiegervater des Ururgroßvaters von Andreas von Mörl. Nicht nur der Buchhandel ist aufgrund des Onlinehandels im Wandel, auch die Druckereien stehen unter einem enormen Druck. Der Brixner Kaufmann will nicht jammern. Die Branche stagniere zwar, die vergangenen Jahre habe sein Unternehmen aber nicht schlecht überstanden. Vor zwei Jahren konnte gar das beste Betriebsergebnis erzielt werden. „Vielleicht da wir ein familiengeführtes Unternehmen sind. Wir sind mit 27 Mitarbeitern nicht zu groß, sind sehr flexibel und können sehr schnell reagieren“, so von Mörl. Als Vorteil erweist sich im Hause Weger die Diversifikation: Buch, Verlag und Druckerei. Kriselt ein Standbein, gleichen es die beiden anderen wieder aus.
Mittlerweile ist bereits die vierte Generation im Unternehmen tätig: Matthias, der älteste Sohn von Andreas von Mörl. „Bereits in der Grundschule war es sein Traum, den Betrieb zu übernehmen. Jetzt ist er 26 und hat die besten Voraussetzungen dafür. Er hat zuerst in Innsbruck Wirtschaft studiert und hat im Anschluss, übrigens genauso wie ich und vor mir mein Vater, an der Höheren Grafischen Bundeslehr- und Berufsanstalt in Wien eine Druckereiausbildung genossen“, erzählt der Vater stolz. Ein Ende des gebundenen Buches sieht von Mörl nicht kommen. „Vor allem mit der fachlichen Beratung werden wir uns vom Onlinehandel abheben“, so von Mörl. Tradition kann dabei eine Stütze sein, Innovation werde aber zum Muss. Sonst schaffe man es nicht, den Betrieb voranzubringen. So investiert das Familienunternehmen auch stark in technisches Know-how, erst jüngst mit der Anschaffung einer neuen Druckmaschine für die Druckerei. (VP)
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TRADITION – HANDEL
Erfolgreich in der Bio-Nische Weil seiner Frau sein Brot nicht schmeckte, stellte Richard Schwienbacher die Ultner Traditionsbäckerei auf Bio um. Mit Erfolg: Heute gelten er und sein Sohn Hannes als Pioniere. 1
Fotos: Ultner Brot
1. Seit 2001 hat Ultner Brot auch in Meran eine Filiale. 2. Allein zehn Grissini-Sorten stellt der Bio-Bäcker her. 3. Ein eingespieltes Team: Richard Schwienbacher und Sohn Hannes
Richard Schwienbacher ist ein Unikat. Ein Mann, der auffällt, nicht nur der kräftigen Statur und des Vollbartes wegen. Auch seiner Ansichten wegen. Der Bäckermeister ist überzeugter Bio-Bäcker. Mitten im Ultental, im Dorf St. Walburg, hat seine Großmutter kurz nach dem Ersten Weltkrieg eine Bäckerei eröffnet. Auf einem Stock hat sie damals Brot gebacken, heute erstreckt sich die Backstube auf drei Etagen. Jeden Tag verarbeitet die Familie Schwienbacher hier eine Tonne Getreide und produziert an die 70 verschiedene frische Brot- und Gebäcksorten. Insgesamt hat das Unternehmen 150 Produkte im Sortiment, darunter eine Reihe von Dauerprodukten wie Grissini, Schüttelbrot oder Kekse. An die Umstellung auf Bio kann sich Richard Schwienbacher noch gut erinnern. „Es war Anfang der 80er-Jahre. Ich wollte nicht mehr nur für das Ultental Brot backen. Um aber auch außerhalb des Tales Erfolg zu haben, musste ich ein Plus anbieten. Einfach nur Semmel hätte mir niemand abgekauft“, so Schwienbacher. Er wusste, er muss sich abheben, und er wusste auch womit: Mit Bio. Bereits seit ei-
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nigen Jahren tüftelte er daran. Inspiriert hat ihn seine Ehefrau. „Sie hat sich intensiv mit gesunder Ernährung befasst. Hat gekeimt und viel Müsli gegessen, nur mein Brot hat sie nicht angerührt. Irgendwann mal meinte sie zu mir: Wenn Du Brot mit Bio-Getreide bäckst, esse ich es“, erinnert sich Schwienbacher. Also kaufte er sich 1982 die erste Mühle und begann, mit der Frau als Beraterin zur Seite, BioBrotsorten herzustellen. Erste Abnehmer waren zwei Bio-Geschäfte. Die komplette Umstellung erfolgte im Jahr 2000, als Sohn Hannes, ebenfalls Bäcker und Konditor, in den Betrieb einstieg. Einfach war die Umstellung nicht. „Wir waren ja der einzige Bäcker im Ultental. Das heißt, wir haben die Ultner quasi dazu verdonnert, Bio-
Brot zu essen. Entsprechend kritisch waren sie zu Beginn, Bio wurde sofort mit teuer in Verbindung gebracht. Deshalb haben wir die Preise bewusst nicht erhöht, obwohl die Einkaufspreise für Getreide und Samen rund 30 bis 40 Prozent höher waren“, erinnert sich Hannes. Die Familie Schwienbacher versucht, nicht nur auf Bio zu setzen, sondern auch auf das Thema Regionalität. Wenngleich in Südtirol immer noch zu wenig Bio-Korn angebaut wird. Nur rund zehn Prozent des Bedarfs kann die Ultner Traditionsbäckerei damit abdecken. Dafür freut es die Bio-Bauern: Denn Ultner Brot und der zweite große Südtiroler BioBäcker, Profanter Backstube in Brixen, reißen sich um das biologische Korn aus der Region. Das Bio-Sortiment zu kommunizieren trauen sich Richard und Hannes Schwienbacher übrigens erst seit einigen Jahren. Als in Deutschland und Österreich die Bio-Welle losging und sich immer mehr Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten konfrontiert sahen. Seither schätzen sich auch viele Ultner glücklich darüber, einen Bio-Bäcker im Dorf zu haben. (VP)
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Fotos: Alexander Alber
TRADITION – HANDEL
ser, Optik Schrott oder die MadonnaApotheke. Dabei hat wohl jeder von ihnen ein verlockendes Angebot erhalten, das Geschäft zu räumen und weiterzuvermieten. Bis heute haben sie dieser Versuchung widerstanden. Nicht nur der Tradition wegen, sondern auch weil das Geschäft läuft. Wer etwa einen Vormittag im Kurzwarengeschäft Gasser in den oberen Lauben verbringt, stellt fest, dass im Minutentakt neue Kundschaft das historische Geschäft betritt. Die Kunden kaufen schöne Knöpfe, Reißverschlüsse oder Strümpfe. Sie kommen aber auch, um sich beraten zu lassen, welche Bordüre am besten zu welchem Stoff passt. DURCHGEHEND GEÖFFNET. Dabei sind die hohen Mieten nicht das alleinige Problem. Es sind vor allem die Sonntagsöffnungszeiten und die durchgehenden Öffnungszeiten, die gerade Familienbetrieben konkurrenzfähiges Wirtschaften erschweren. „Man
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Eines der letzten noch verbliebenen Traditionsgeschäfte unter den Bozner Lauben: Das Kurzwarengeschäft Gasser Teresa.
darf nicht glauben, dass sich mit den Sonntagsöffnungszeiten der Umsatz der Geschäfte erhöht hat. Er hat sich nur von früher sechs auf sieben Tage verteilt“, so Hilpold. Er bemängelt den fehlenden politischen Willen aus Rom, in diesem Punkt durchzugreifen. Anders die Situation in Deutschland und Österreich, dort bleiben die Geschäfte an Sonntagen nach wie vor strikt geschlossen. Wobei: Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es. In Friaul-Julisch-Venetien wurde jüngst ein Gesetz verabschiedet, das zehn Pflichtfesttage
vorsieht, an denen die Geschäfte geschlossen bleiben müssen. Die großen Handelsketten laufen Sturm gegen das Gesetz und haben beim Verwaltungsgericht Rekurs eingelegt. Der Ausgang bleibt fraglich. Zumindest aber ist es ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Entgegenkommen für die kleinen Läden, die sich auf Werte wie Tradition und Familie besinnen. Wenngleich Hilpold überzeugt ist, dass sich kleine Handelsbetriebe über kurz oder lang darauf einstellen müssen, künftig an mehreren Sonntagen offen zu halten. Neben den Wochenenden vor Weihnachten und Ostern wird man wohl auch an einigen Sonntagen in den Schlussverkaufszeiten die Ladentüren öffnen müssen. ◀ VERENA PLIGER
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TRADITION – HANDWERK
Vorsicht, Erstickungsgefahr! Tradition ist gut, kann aber auch gefährlich sein. Warum Handwerksbetriebe gut daran tun, Neues zu integrieren um am Traditionellen nicht zu ersticken. Ein Gespräch mit Universitätsprofessor Dominik Matt.
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Wie aber gelingt es, an Altem festzuhalten und gleichzeitig das Neue nicht aus den Augen zu verlieren?
Foto: Privat
ie Grödner Holzschnitzereien zählten mal zu Südtirols wichtigsten Exportprodukten. Sie standen für traditionelles Handwerk. Nun aber steckt das Gewerbe in einer tiefen Krise. In den vergangenen 10 Jahren gingen über 500 Arbeitsplätze verloren. Viele Holzbildhauer können sich kaum noch über Wasser halten. Andere haben ihren Beruf bereits ganz aufgegeben und sind in den Tourismus oder in die Landwirtschaft gewechselt. Dabei hat das Südtiroler Kunsthandwerk nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert, und manch einem Unternehmen gelingt es auch, weiterhin Erfolge am Markt zu erzielen. Sie passten ihr Angebot an die Wünsche der Kunden an und setzten auf Individualität: Bei der Fertigung einer Muttergottes genauso wie bei der Herstellung eines Einrichtungsstückes. Außerdem betonten sie stärker die Qualität ihrer wunderbaren Unikate. Sie vermarkten sich also so gut, dass der Kunde versteht, warum das handwerklich gefertigte Produkt einen gehobeneren Preis hat als das chinesische Duplikat. Dabei gelten diese Unternehmensstrategien nicht nur für das Kunsthandwerk, sondern generell für das Handwerk. Sich auf den Lorbeeren einstiger Prestigeprojekte auszuruhen, reicht im heutigen Wettbewerb nicht mehr aus. Kaum ein Unternehmen kann damit langfristig konkurrenzfähig bleiben. Südtirol Panorama hat Dominik Matt, den Leiter von Fraunhofer Italia, gefragt, wie es gelingt, traditionelle Hand-
Universitätsprofessor Dominik Matt leitet Fraunhofer Italia
werkskunst mit innovativen Ansätzen zu verbinden. SÜDTIROL PANORAMA: Herr Prof. Matt, wie steht es um die traditionsreichen heimischen Handwerksbetriebe? DOMINIK MATT: In gesättigten Märk-
ten verlagert sich das Angebot weg von der Masse hin zu immer stärker individualisierten Produkten und Dienstleistungen. Daher werden Flexibilität, Anpassungs- und Innovationsfähigkeit immer überlebenswichtiger. Handwerksbetriebe haben somit gute Voraussetzungen. Wer seine Überlebens- und Wettbewerbsfähigkeit aber langfristig sichern möchte, muss gleichzeitig die Effizienz in den Abläufen erhöhen. Die Digitalisierung bietet hierfür enorme Chancen.
Sie müssen nur einen Blick auf die Modebranche werfen. In der Mode wiederholen sich gewisse Trends und Schnitte im Laufe der Jahrzehnte immer wieder. Irgendwann werden also auch wieder Hosen mit Schlag in Mode kommen. Aufgabe der Labels wird es dann sein, die Hose mit Schlag neu zu interpretieren. An diesem Beispiel sieht man, dass Innovation sogar ein Kernelement der Tradition sein kann. Wichtig ist nur, offen für neue Ideen zu sein und eine Nase für das gute Geschäft zu haben. Erhaltenswertes sollte mitgenommen, Innovatives zugelassen werden. Hier die richtige Balance zu finden, ist maßgebend. Gibt es in Südtirol aber auch Betriebe, die sich zu sehr auf die Tradition verlassen und zu starr auf Altbewährtes setzen?
Solche Betriebe gibt es mit Sicherheit. Allerdings werden sie nicht lange Bestand haben. Denn Tradition muss immer mit einem gewissen Veränderungswillen gepaart sein. Wer darunter nur das Beharren auf ewig gestrigen Prinzipien versteht, wird das eigene Unternehmen früher oder später in eine Schieflage bringen. Es kann doch nicht sein, dass man unter dem Vorwand der Tradition weiterhin Aufträge per Hand schreibt. Genauso wenig kann es sein, dass ein Handwerker bestimmte Bearbeitungen weiterhin ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl
TRADITION – HANDWERK mit der Hand ausführt, obwohl es dafür längst Maschinen gibt, die diese Arbeiten sehr viel effizienter abwickeln. In diesem Fall kann nicht mehr von Tradition die Rede sein, sondern nur noch vom Konservieren des Status quo. Um aus Tradition einen Mehrwert zu schaffen, reicht es also nicht, ein bisschen in der Vergangenheit zu wühlen?
Nein, es gilt, laufend an sich zu arbeiten. Ein Unternehmer muss wissen, welche Trends und Tendenzen sich auf dem Markt abzeichnen, er muss sein Ohr am Markt haben, seinen Kunden genau zuhören, Messen besuchen, neue Technologien beobachten, die eigenen Kernkompetenzen hinterfragen. Man kann nicht an Produkten oder Dienstleistungen festhalten, für die es auf dem Markt keine Nachfrage gibt. Solche Dinge kann man in ein Museum stellen, aber man
kann sie nicht ewig im Sortiment behalten. Nehmen wir doch das Brixner Vorzeigeunternehmen Durst AG als Beispiel. Was wäre wohl passiert, hätte die Firma Durst den Begriff „Tradition“ als das „Festhalten an alten Technologien“ interpretiert? Dann würde es dieses Unternehmen heute vielleicht nicht mehr geben. Das Wort Tradition, so scheint es, wird ungefähr so inflationär verwendet wie das Wort Nachhaltigkeit. Tun Unternehmen gut daran, mit dem Wort etwas sparsamer umzugehen?
Wird ein Betrieb bereits in der zweiten, dritten oder vierten Generation von derselben Familie geführt, dann zeugt das von Verlässlichkeit, Beständigkeit und Nachhaltigkeit des Wirtschaftens. Werte, die vor allem für langjährige Geschäftspartner sehr wichtig sind. Aber die Frage ist doch: Werden diese Grundwerte auch vom Verbraucher honoriert? Wenn nicht,
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dann muss man sie auch nicht bewusst hervorheben und vermarkten. Viel besser ist es doch, die eigenen Stärken zu kommunizieren. Wie groß ist das Interesse der heimischen Nachfolgegenerationen, einen traditionsreichen Handwerksbetrieb zu übernehmen?
Ich habe den Eindruck, dass Südtirols Unternehmer zunehmend verstehen, dass die Nachfolgeregelung nicht erzwungen werden kann. Das ist auch gut so. Natürlich hängt jeder Unternehmer an seinem Betrieb, den er aufgebaut oder erfolgreich weitergeführt hat. Aber wenn die eigenen Kinder nicht für die Nachfolge geeignet sind, dann ist es besser, den Betrieb einem Mitarbeiter oder Geschäftsführer zu übergeben. Darauf zu beharren, dass Sohn oder Tochter in die eigenen Fußstapfen treten müssen, macht wenig ◀ Sinn. INTERVIEW: VERENA PLIGER
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TRADITION – HANDWERK
Qualität hat ihren Preis
Foto: pixabay
Josef Plankl lässt sich von Kunden und Konkurrenten nicht ins Bockshorn jagen. Er ist ein Verfechter der wahren Handwerkskunst und bietet aus Prinzip nicht unter dem Preis an.
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nen. Das sind Erfahrungen, mit denen wir heute punkten“, so Plankl, der Holz als Welt von Märchen und Wundern bezeichnet. Häufig vermisst Plankl heute das Qualitätsverständnis der Kunden. „Deshalb mussten in den vergangenen Jahren auch so viele gute Handwerksbetriebe schließen. Immer weniger Kunden sind bereit, für Qualität Geld auszugeben. Sie können nicht nachvollziehen, warum eine Küche 30.000 Euro kosten soll, wenn es doch andere Küchen zu einem wesentlich geringeren Preis gibt“, erzählt der Tischler. Er
Foto: Tischlerei Plankl
An alten Erfahrungswerten festhalten, offen für das Neue sein, das ist das Credo von Josef Plankl. Er ist Seniorchef der Tischlerei Plankl in Jenesien. 1966 hat er den Betrieb zusammen mit seiner Frau Margit Beckers in dritter Generation übernommen. Die 1887 gegründete Tischlerei zählt zu den traditionsreichsten des Landes. Heute steht Tochter Karin an der Spitze des Familienbetriebes. Die zweifache Mutter führt die Tischlerei zusammen mit ihrem Ehemann Engelbert Rungger. „Sie hat sich einen guten Ehemann ausgesucht. Er ist Tischler und KFZMeister und hat somit zwei Handwerksmeistertitel. Gemeinsam meistern sie das ganz toll“, meint der stolze Vater. Bedenken, sein Unternehmen einer Frau zu übergeben, hatte Josef Plankl nie. „Warum auch! Mit den eigenen Kindern sollte man ohnehin nie rechnen. Die Erwartungen wären viel zu groß. Die vorgelebte Liebe zum Beruf wird sie ganz von allein überzeugen“, so Plankl. Liebe zum Beruf heißt für ihn: Liebe zum Holz, vor allem zum Massivholz. „Wir hatten früher ein Sägewerk, konnten also bereits im Wald die Qualität des Holzes einord-
Die Familie Plankl: Die fünfte Generation ist startklar
ist überzeugt, das amerikanische System, ein Möbelstück günstig zu kaufen, um es nach 15 Jahren wieder auszutauschen, werde nicht mehr lange Bestand haben. Denn wer billig einkaufe, kaufe auch viel Gift. „Wir bleiben konsequent und bieten nicht unter dem Wert an. Natürlich verlieren wir damit die eine oder andere Ausschreibung, da Mitbewerber um 10 bis 30 Prozent niedriger anbieten. Doch was bringt das dem Kunden, wenn er eine Tür nach zehn Jahren wieder austauschen muss? So ist es auch schon vorgekommen, dass wir eine Ausschreibung verloren haben und nach kurzer Zeit wieder gerufen wurden, um die Mängel zu beheben“, so Plankl. Die Branche selbst sieht er in einem großen Wandel. Wahre Handwerkskunst werde immer seltener gelebt. „Mein Großvater und mein Vater konnten sich voll und ganz der Handwerkskunst widmen. Heute laufen wir Gefahr, im Papier zu ersticken. Die Bürokratie verdrängt die Tradition“, so der Tischlermeister, der gerne betont, dass die 12 Mitarbeiter noch alles in der eigenen Werkstatt anfertigen: von den Fenstern und Türen bis hin zu Inneneinrichtungen. (VR)
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„DIE PHILOSOPHIE DES FENSTERBAUENS“ Das Südtiroler Familienunternehmen Finstral überrascht mit einem ungewöhnlichen Unternehmens-Magazin.
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ie Philosophie des Fensterbauens“: Schon dieses Motto macht deutlich, dass es Finstral, einem der führenden Fensterhersteller Europas, in seinem neuen Magazin um einiges mehr geht als um das eigene Produkt. Die hochwertig gestaltete Publikation, die auf der Messe „Fensterbau Frontale“ in Nürnberg zum ersten Mal vorgestellt wurde, beschreibt das Fenster so vielfältig wie möglich. Unter anderem aus der Sicht von Künstlern, Literaten und Architekten. Bei „F_01“, so der Titel des Hefts, handelt es sich also nicht um eine klassische Produktbroschüre, sondern um ein ambitioniertes journalistisches Projekt, das informieren und inspirieren möchte. Ungewöhnlich auch der Aufbau: ein Wendemagazin, das sich dem Thema von zwei Seiten widmet, so wie man sich auch jedem Fenster nähert – von drinnen und von draußen. Broschüren und Kataloge gibt es unzählig viele. Gerade nach einem Messebesuch sind Taschen und Tüten voll davon. Der Südtiroler Fensterhersteller Finstral geht mit seinem Magazin neue Wege – und bietet auf über 140 Seiten eine spannende Mischung aus Produktneuheiten, literarischen Texten, Interviews und großzügigen Fotostrecken rund ums Thema Fenster. Inhalt und Layout orientieren sich dabei an journalistischen Publikationen, wie sie üblicherweise im gut sortierten Zeitschriftenhandel erhältlich sind, zum Beispiel aus den Bereichen Architektur und Design – hochwertig und einladend zugleich. Bachmann-Preisträger, renommierte Architekten und eine Sortimentsübersicht – ganz selbstverständlich nebeneinander „Das Thema Fenster liegt uns bei Finstral allen im Blut“, sagt Joachim Oberrauch, einer der Geschäftsführer des Familienunternehmens. „Diese Leidenschaft für ein faszinierendes Produkt wollen wir in unserem Ma-
Die Finstral AG ist ein europaweit agierendes Familienunternehmen aus Südtirol, das Fenster-, Türen- und GlasanbauSysteme mit Kunststoffkern entwickelt, produziert und montiert – alles aus einer Hand. Durch die konsequente Verbindung aus Funktion und Ästhetik sowie mit außergewöhnlicher Variantenvielfalt setzt Finstral seit fast 50 Jahren immer wieder Maßstäbe in der Branche. Das Unternehmen verfügt mittlerweile über 14 Produktionsstätten in Italien und Deutschland, beschäftigt über 1.400 Mitarbeiter und hat 1.000 Fachhandelspartner in 16 Ländern. Geführt wird Finstral bis heute von der Familie Oberrauch, inzwischen in zweiter Generation. Der Hauptsitz befindet sich seit der Gründung auf dem Ritten, in Unterinn bei Bozen.
Eine große Bildreportage zeigt die wichtigsten Produktionsschritte der Fensterherstellung: Finstral liefert als eines der wenigen Unternehmen der Branche alles aus einer Hand – von der Mischung des PVC-Granulats über die Profilherstellung bis zur perfekten Montage auf der Baustelle.
gazin erlebbar machen – in möglichst vielen Facetten.“ Zum Beispiel wird das Magazin durch zwei Ingeborg-Bachmann-Preisträger eröffnet, die sich in literarischen Texten dem Fenster widmen. Welche Rolle Fenster für die Gebäudewirkung spielen, beantworten die renommierten Architekten Prof. Andreas Hild und Alessandro Bucci in Interviews. Im Mittelteil wird der neue Finstral-Planer vorgestellt, der in vier Schritten bei der Auswahl
des passenden Fensters unterstützt. Einen spannenden Einblick in die Produktion des Unternehmens zeigt die große Bildreportage „Alles aus einer Hand“, die den Leser zu den entscheidenden Schritten der Fensterherstellung mitnimmt – vom PVC-Granulat über die Isolierglasproduktion bis zur perfekten Montage. Die Vielfalt des Magazins überrascht, unterhält – und wird hoffentlich überzeugen: Ein Blick hinein lohnt sich nicht nur für Architekten und Bauherren, sondern für alle, die neue Aus- und Einblicke gewinnen möchten. Sind Sie neugierig geworden? Das FinstralMagazin F_01 kann ab sofort kostenfrei über Finstral bestellt werden. Eine E-Mail genügt: ❧ finstral@finstral.com
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Finstral AG Gastererweg 1 39054 Unterinn/Ritten Tel: +39 0471 296 611 finstral@finstral.com www.finstral.com
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TRADITION – HANDWERK
Es lebe der Dorfmetzger
Foto: pixabay
Die Margen sinken, der Fleischkonsum geht zurück: Wie es einer kleinen Metzgerei in Welschnofen gelingt, einen Traditionsbetrieb am Leben zu halten.
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nen guten Absatz erzielt er auch mit dem Verkauf küchenfertiger Produkte. Gerichte, die zu Hause nur noch gewärmt werden müssen: Von Knödel über Gulasch und Wurstsalat bis hin zu Ragu. Aber auch mit den glutenund laktosefreien Produkten, auf die er sich spezialisiert hat. „Meine Frau hat Zöliakie. Das bewegte mich, unser Sortiment konsequent umzustellen. Da wir nichts zukaufen, können wir alle Wurst-, Schinken- und Speckprodukte zu 99 Prozent gluten- und laktosefrei herstellen. Im Grunde ist es kein großer Aufwand, man muss nur beim Kauf der Gewürze sehr vorsichtig sein und darf kein Milchpulver
Foto: Metzgerei Pattis
Erst jüngst sorgte die Eröffnung der Fleischerei „Kumpel und Keule“ in Berlin für ein großes Medienecho. Warum? Da in Deutschland der Metzgerberuf vom Aussterben bedroht ist. In der 4-Millionen-Einwohnerstadt Berlin etwa werden nur noch acht Lehrlinge ausgebildet. In Südtirol ist die Situation nicht ganz so dramatisch. Noch immer gibt es in fast jedem größeren Dorf einen Metzger. Wenngleich auch hierzulande die Margen kleiner geworden sind. „In unserem Detailgeschäft gab es seit sechs Jahren keine Preissteigerung mehr. Dazu wird die Konkurrenz der Supermärkte immer größer“, weiß Roman Pattis. In dritter Generation führt er eine Metzgerei in Welschnofen. Sein Großvater hat sie im Jahre 1927 ersteigert, sein Vater führte sie mit viel Passion weiter, seit zehn Jahren steht er an vorderster Front. In einer Zeit, in der auch die Südtiroler immer weniger Fleisch konsumieren. „Wir spüren an unseren Umsätzen, dass Familien werktags immer seltener zu Mittag richtig kochen“, erzählt Pattis. Beschweren will er sich nicht, sein Familienbetrieb arbeite gut, vor allem mit den Touristen. Ei-
Die Welschnofner Familie Pattis hält zusammen. Nur so könne die Metzgerei überleben.
verwenden“, erzählt der tüchtige Metzger, der in den Hochsaisonen, also im Dezember und im August, manches Mal auch 18 Stunden im Geschäft steht. „Angst vor der Arbeit darf man in unserer Branche sicher nicht haben. Die Arbeit muss man schon gerne machen“, erzählt der 42-Jährige, der seit einem Jahr auch den Gemeindeschlachthof in Deutschnofen führt. Aufzugeben, etwas anderes zu machen, das kam Roman Pattis nie in den Sinn. „Wir haben den Vorteil, dass wir je nach Saison nur ein bis zwei Mitarbeiter beschäftigen müssen. Wir sind ein Familienbetrieb, wir halten zusammen, neben meinen Eltern ist auch meine Frau im Betrieb tätig“, erzählt Pattis. Er selbst hat den Metzgerberuf erst nach der Matura erlernt. Die kaufmännische Ausbildung an der Handelsschule kommt ihm heute zugute. Um die Buchhaltung kümmert sich der Metzger selbst. „So kenne ich alle Zahlen und weiß, wo wir finanziell stehen. Wer die Zahlen nicht unter Kontrolle hat, arbeitet vergebens. Ganz nebenbei spare ich viel Geld für den Wirtschaftsberater“, so Pattis (VR) schmunzelnd.
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DIE KUNST DER NACHFOLGE Karl und Herta Pichler haben das 1958 gegründete Unternehmen zur Nummer eins im Holzhandel in der Region gemacht. Wie es gemeinsam gelingt die Tradition über drei Generationen weiterzuführen.
Nachfolger krempeln gerne alles um. Wollten auch Sie vieles anders als ihre Eltern machen? RENATE PICHLER: Das kann man so nicht sagen. Jeder Unternehmer hat seinen eigenen Stil und versucht diesen in die Geschäftsführung einzubringen. Dadurch verändern sich zwangsläufig auch die Abläufe. Für mich ist in der Führung der persönliche Kontakt zu jedem Mitarbeiter sehr wichtig. Ich sehe mich als Schnittstelle für Fragen aller Art, sei es im operativen Geschäft als auch im Personalwesen. CHRISTIAN PICHLER: Natürlich gab es zu Beginn Konflikte und Diskussionen. Vor allem als sich unser Vater vor etwas mehr als zehn Jahren aus dem Tagesgeschäft verabschiedet hat. Als er aber gesehen hat, dass wir es doch ganz gut hinbekommen, haben sich auch die Spannungen gelegt. Mir war es von Anfang an wichtig das Unternehmen systemtechnisch auf eine solide Basis zu stellen. Die ständige Optimierung der
Foto: Ulrich Egger
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ie Kunden sind Tischlereien, Zimmereien und Bodenleger. Für sie lagert die Karl Pichler AG am Hauptsitz in Algund und in den Niederlassungen Bozen und Brixen sowie im Partnerunternehmen in Kematen bei Innsbruck über 30.000 verschiedene Holzwerkstoffe ein. Vom Massivholz und Furnier über verschiedene Plattenmaterialien bis hin zu Böden und Terrassen. Seit drei Jahren nun ist auch die dritte Generation im Unternehmen. Manuela Bertagnolli kümmert sich um das Marketing. Sie spricht von einem Privileg, auf die jahrelangen Erfahrungen ihrer Familie bauen zu dürfen. Was es heißt, in die Fußstapfen zu treten, können ihre Mutter Renate und ihr Onkel Christian gut nachvollziehen. Die Geschwister stehen seit 2004 an der Spitze der Karl Pichler AG.
Drei Generationen: Firmengründer Karl Pichler, Schwiegersohn Roland Bertagnolli, die Geschäftsführer Tochter Renate und Sohn Christian, sowie Enkelin Manuela Bertagnolli.
„Die Nähe zu unseren Kunden und der persönliche Kontakt sind uns sehr wichtig.“ Prozesse, sei es in der Lagerwirtschaft als auch verwaltungstechnisch, ist ein großes Anliegen von mir. Dort investiere ich sehr viel Zeit, und sehe auch die Innovationskraft unseres Unternehmens. Welche Werte haben Ihnen Ihre Eltern für die Unternehmensführung mit auf den Weg gegeben? RENATE PICHLER: Sie haben uns vorgelebt, dass der Kunde an erster Stelle steht. Es muss unser Bestreben sein den Kunden bestmöglichst zu bedienen und zu unterstützen. Die Nähe zu unseren Kunden und der persönliche Kontakt sind uns sehr wichtig. Für diese Aufgabe brauchen wir das wert-
vollste Kapital des Unternehmens – unsere Mitarbeiter. Und in diesem Sinne führen wir das Unternehmen weiter. Herr Pichler, hat es die dritte Generation eigentlich leichter als Sie es hatten? CHRISTIAN PICHLER: Leichter sicher nicht, unsere Kinder müssen sich schon beweisen, die entsprechenden Kompetenzen für die Aufgabe im Unternehmen mitbringen und weiterentwickeln. Wir haben unsere klaren Vorstellungen, sind aber offen für neue Sichtweisen. Uns ist es wichtig, keinen Druck aufzubauen. Unsere Kinder sollen zuerst ihre eigenen Erfahrungen sammeln ❧ dürfen.
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Karl Pichler AG J.-Weingartner-Straße 10/A 39022 Algund Tel. +39 0473 204 800 info@karlpichler.it www.karlpichler.it
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TRADITION – HOTELLERIE
Zwischen Trends und Traditionen
Foto: Südtirol Marketing/Jürgen Eheim
Historische Substanz modern eingebettet: Der „Ansitz Zum Löwen“ in Burgeis im Vinschgau
Südtirols Hotellerie und Gastronomie erkennt zunehmend, dass Tradition nicht nur angestaubte Nostalgie ist. Wem dies besonders gut gelingt und wer an der Fortführung von historischer Gastfreundschaft gescheitert ist: Ein Branchenreport.
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er das Hotel betritt, spürt den Charme vergangener Jahrhunderte. Die alten Holzvertäfelungen in den Stuben erzählen genauso Geschichte wie die Fresken an den Wänden. Über 500 Jahre alt ist der Gastbetrieb im Zentrum von Brixen. Den Namen Elephant trägt er seit dem Jahre 1560, seit ein berühmter Dickhäuter Halt in Brixen gemacht hat. Hans Heiss, der Historiker und Landtagsabgeordnete der Grünen, ist in diesem Haus groß geworden. Seit 1763 ist das Hotel im Besitz seiner Familie, seither wurde es nicht mehr verkauft. Geführt wird es von seiner Schwester Elisabeth und ihrem Sohn 32
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Michael. In der siebten und in der achten Generation. Der Elephant, ohne Zweifel, ist eine Legende. Dabei zählt das Haus bei Weitem nicht zu den ältesten Betrieben im Land. Wobei weder Historiker Heiss noch der Hotelier- und Gastwirteverband ganz genau wissen, welche Gastbetriebe überhaupt die ältesten im Land sind. DIE ERSTEN GASTBETRIEBE. Die Ur-
kundensituation reicht höchstens bis ins Jahr 1450 zurück. Welche Betriebe sich aber bereits vorher der Gastfreundschaft verschrieben haben, darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen. „Die ers-
ten gastgewerblichen Strukturen dürften sich um 1100 und 1200 herausgebildet haben. Vor allem entlang der Brennerroute und entlang der Via Claudia Augusta, also der Route von Venedig nach Augsburg“, meint Hans Heiss. Er hält es für wahrscheinlich, dass das Hotel Stafler in Mauls und der Saltauserhof im Passeiertal zu den ältesten im Land zählen. „Mit Sicherheit kann man das aber nicht sagen“, so Heiss. DIE LETZTEN GASTBETRIEBE. Wäh-
rend heute die schöne Aussicht und die Lage im Grünen ein entscheidendes Kriterium für die Urlaubswahl ist, war ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl
STORYTELLING. Das Thema Tradition,
die Rückbesinnung auf die Geschichte, spielt für Südtirols Hotellerie zunehmend eine wichtigere Rolle. Die Mentalität der 80er- und 90er-Jahre, als Traditionen über Bord geworfen und historische Bauten niedergerissen wurden, scheint vorbei zu sein. „Es wird zunehmend erkannt, dass Tradition nicht nur eine Erblast und nicht nur angestaubte Nostalgie ist. Tradition wird als Alleinstellungsmerkmal wahrgenommen, das unsere Betriebe von weltweiten Hotelkonzepten unterscheidet“, meint dazu Hans Heiss. Eine wesentliche Rolle spiele dabei auch das Thema Storytelling. Also das Erzählen von Geschichten. Klaus Schmidt leitet seit 14 Jahren die Unternehmensberatung im HGV. An ihm liegt es, Hotel- und Gastbetriebe lösungsorientiert zu beraten. Von den Marketingaktivitäten über die Finanzierung bis hin zum Controlling. Zum Thema Storytelling hat er eine klare Ansicht: „Erstens muss eine gute Geschichte dahinterstecken, zweitens muss der Hotelier diese Geschichte kennen, drittens muss er sie erzählen können, und viertens muss er ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl
Foto: HGV
es früher die Lage an einer Straße, vor allem entlang großer Durchzugsstraßen. Je mehr Verkehr, desto mehr Umsatz. So kam es auch, dass durch die Verlegung von Straßenabschnitten oder den Bau von Umfahrungen viele Betriebe schließen mussten. Prominente Beispiele sind der Goldene Stern in Sterzing oder der Graue Bär in Klausen. Doch nicht nur die Verschlechterung der Lage war Grund für Betriebsschließungen. Dass es viele Hotels nicht ins 21. Jahrhundert geschafft haben, hat auch mit dem Ersten Weltkrieg zu tun. „Dort wurden viele Hotels, wie das Prachthotel Landro im Höhlensteintal, von den Österreichern zum Teil vorausschauend gesprengt“, erklärt Hans Heiss. Andere Strukturen verschwanden in den letzten Jahrzehnten. „So wurde das Hotel Emma in Meran zu einer Berufsschule, und das Hotel Bristol in Bozen und das Hotel Schönruh in Brixen wurden ganz abgerissen. Das ist bedauerlich. Es ist aber der Lauf der Zeit“, so Heiss.
Foto: Alexander Alber
TRADITION – HOTELLERIE
Klaus Schmidt, Leiter der Unternehmensberatung im HGV, und Hans Heiss, Brixner Hotelierssohn und Historiker
sie leben. Denn der Gast spüre ganz genau, ob der Hotelier die Tradition verinnerlicht hat oder nicht.“ Alles andere sei laut Schmidt nicht authentisch. VON GENERATION ZU GENERATION.
Tradition hat auch sehr viel mit Familie zu tun. Dabei gibt es in Südtirol gar einige Betriebe, die über 200 oder 300 Jahre von derselben Familie geführt werden. Dazu zählt etwa das Hotel Grüner Baum in Brixen, das seit dem Jahre 1784 im Besitz der Familie Stremitzer ist. Aber auch das Hotel Oberwirt in Marling, das dieses Jahr 500 Jahre Gastlichkeit feiert und seit 250 Jahren von der Familie Waldner geführt wird. „Nicht allen Hotels gelingt es, die Familientradition fortzuführen. Bestes Beispiel ist das Hotel Greif in Bozen. Nach 200 Jahren im Besitz der Familie Staffler wurde es dieses Jahr verkauft“, so der Historiker Hans Heiss. Ein Haus weiterzuführen, werde Nachfolgern auch nicht immer leicht gemacht. „Eltern müssen die Passion für die Gastronomie und Hotellerie vorleben. Sie sollten ihre Nachfolger aber auch machen lassen, sie fordern und fördern, ihnen als Mentor zur Seite stehen. Leider erlebe ich immer wieder, dass die Nachfolgegeneration bereits 35 Jahre oder älter ist, seit Jahren im Betrieb mitarbeitet, aber nicht mitbestimmen darf. Regie führen die Eltern. Kein Wunder, dass bei den Jungen keine Freude aufkommt“, so Schmidt. SAUNA STATT DISKOKUGEL. Wobei
ein traditionsreicher Gastbetrieb nicht zwangsläufig von derselben Familie wei-
tergeführt werden muss. Klaus Schmidt ist überzeugt: „Wichtig ist, dass der Geist des Hauses weiterlebt.“ Eine große Herausforderung in Zeiten wie diesen. Denn die fetten Jahre scheinen erst mal vorbei zu sein. Trotz positiver Nächtigungszahlen sinkt die Rentabilität der Betriebe immer weiter. „Erstens ist es aufgrund der italienischen Steuergesetzgebung schwieriger, Eigenkapital zu bilden, zweitens nimmt der Kostendruck extrem zu“, so Schmidt. Herausforderungen, denen sich auch oder gerade Betriebe mit einer langen Tradition stellen müssen. Ihre Kunst ist es, Innovation und Tradition zu verbinden. „Sich auf den historischen Stuben auszuruhen, ist weder zielführend noch marktgerecht. Man kann nicht alles so belassen, wie es früher einmal war. Historie muss modern interpretiert werden“, so Klaus Schmidt. Ein Hotelier müsse seinen Gästen, trotz der historischen Mauern, auch einen gewissen Komfort bieten. „Ein Betrieb darf nicht als alt und staubig wahrgenommen werden. „Denn wer liegt schon gerne in einem alten, knarzigen Bett?“, fragt Schmidt. Wichtig sei es aber auch, auf die veränderten Lebensbedingungen und Ansprüche der Gäste reagieren. „In den Achtzigerjahren hatten die meisten Hotels eine Taverne. In den Neunzigerjahren wurden diese Tavernen dann in Wellnessanlagen umgewidmet, einfach da der Faktor Gesundheit für die Gäste immer wichtiger wurde“, so Schmidt. GELUNGENE BEISPIELE. Hans Heiss erkennt eine Kehrtwende in Südtirol. Das Kapital Tradition werde heute stärker hervorgehoben als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Manchen Hotels gelinge auch eine faszinierende Balance zwischen Tradition und Moderne. Seit dem Jahre 2007 werden diese Betriebe auch ausgezeichnet: mit dem Preis „Historischer Gastbetrieb“. Diesjähriger Preisträger ist der „Ansitz Zum Löwen“ in Burgeis im Vinschgau. Der Besitzerfamilie Theiner sei es laut Jury vorbildlich gelungen, die historische Substanz in einen modernen Kontext einzubetten. ◀ VERENA PLIGER
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TRADITION – HOTELLERIE
Der geglückte Spagat Die Historie allein reicht nicht, davon sind die Inhaberinnen des Hotels Stafler überzeugt. Sie sprechen von Glück, dass ihre Eltern rechtzeitig auch auf den modernen Gast setzten.
Fotos: Hotel Stafler
Die beiden Schwestern Irene und Angelika Stafler führen das historische Hotel Stafler in Mauls
Vier Wirtshäuser hat es in der kleinen Gemeinde Mauls mal gegeben. Von diesen ist nur noch eines übrig geblieben. Es ist das Hotel Stafler. Man kennt es vor allem der guten Küche wegen. Die Gourmetküche von Chefkoch Peter Girtler zählt zu den besten des Landes. Beim Stafler dürfte es sich aber auch um einen der ältesten Gastbetriebe des Landes handeln. Gegründet zur selben Zeit wie Schloss Welfenstein in Mauls, also um das Jahr 1271. Beim Stafler, so wird angenommen, soll es zu der Zeit eine Pferdewechselstation gegeben haben. Kutscher haben dort auf ihrem Weg über den Brenner haltgemacht. Während es über die Anfänge nur Mutmaßungen gibt, steht eines fest: Das Hotel ist seit 224 Jahren in Familienbesitz. „Ursprünglich stammt unsere Familie aus Klobenstein. Wobei man Stafler damals noch mit zwei f geschrieben hat“, meint die vierfache Mutter Angelika Stafler. Die 43-Jährige führt das Hotel zusammen mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Irene, ebenfalls Mutter von zwei Kin-
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dern. In die Hotellerie, so meinen die beiden Schwestern, seien sie hineingeboren worden. Erst die Handelsschule, dann die höhere Hotelfachschule Kaiserhof in Meran, anschließend Praktika in Küche, Service und Rezeption im Ausland. Ihr Vater verlor im November 1995 bei einem tragischen Verkehrsunfall sein Leben. Seither liegt es an den beiden Schwestern, das Hotel zu führen. Bis vor zwei Jahren als Erbgemeinschaft mit ihrem Bruder und ihrer Mutter. Seit zwei Jahren allein. Zum Hotel gehören noch zwei landwirtschaftliche Betriebe: Der Bruder führt den Nagelehof mit der dazugehörigen Viehwirtschaft, Irene und ihr Mann führen den Kerscherhof. Dort halten sie neben Schweinen und Kühen auch eine Araberpferdezucht. Bester Abnehmer der hofeigenen Produkte ist Chefkoch Peter Girtler. Er gilt als Tüftler. „Er ist dafür bekannt, traditionsreiche Rezepturen zu verfeinern. Er schafft es, frühere Gerichte so zu kochen, dass sie leicht verdaulich sind“, meint Irene Stafler. Wenngleich er die klassische Tradition nie
aus dem Auge verliert. „Schlutzkrapfen und eine Weinsuppe finden sich bei uns immer auf der Speisekarte“, so Angelika Stafler. Für die gute Küche waren aber bereits die Großeltern Georg und Lucia bekannt. „Unser Vater, der den Betrieb 1972 übernahm, hat das Haus dann zu einem 4-Sterne-Hotel ausgebaut“, erzählt Angelika Stafler. Zu den 12 Zimmern, die im historischen Teil untergebracht sind, hat er 1977 einen Zubau errichtet. Seither sind dort 20 Zimmer, vier Suiten, ein Schwimmbad und eine Wäscherei untergebracht. „Unsere Eltern waren Visionäre, sie haben verstanden, dass man auf die Historie allein nicht bauen kann. Man muss den Gästen auch Komfort bieten“, so Irene Stafler. Auch wenn die Instandhaltung teuer und aufwendig ist, die beiden Schwestern wissen um die Bedeutung des historischen Teils. Die Räume mit den dicken Wänden strahlen nicht nur einen ganz besonderen Flair aus, sondern auch eine stoische Ruhe. Und das braucht das Haus so nah an der Straße. (VP)
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TRADITION – HOTELLERIE
Altes bewahren, Neues wagen
Fotos: Saltauserhof
Der Saltauserhof zählt zu den ältesten Gastbetrieben des Landes. Wie es der Familie Pircher gelungen ist, diese Tradition zu bewahren und gleichzeitig neue Gästeschichten anzusprechen.
Der Saltauserhof: Gelungene Balance zwischen Alt und Neu. Oben die neue Residence, unten das historische Stammhaus
Der Saltauserhof liegt mitten in Saltaus, direkt an der Staatsstraße ins Passeiertal. Die Straße ist eng, das Verkehrsaufkommen hoch. Für ein Hotel in dieser Lage eigentlich nicht die besten Voraussetzungen. Und doch ist das 4-Sterne-Hotel ein Erfolgsmodell. Es ist die Geschichte, die Tradition, aber auch die Innovation, die dem Haus seine Einzigartigkeit verleihen. DIE GESCHICHTE. Händler, Viehhir-
ten oder Gewerbetreibende reisten bereits zur Römerzeit durch Saltaus. Die Route durch das Passeiertal war ein wichtiger Verkehrsweg, um vom
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Etschtal ins Inntal zu kommen. Beim Saltauserhof, dem ältesten Schildhof des Passeiertals, kehrten Reisende bereits damals ein. Im 13. Jahrhundert schließlich wurde das Haus zu einer Zollstation des Grafen von Tirol, bevor es ab 1693 als richtiges Wirtshaus geführt wurde. Erst von der Familie Haller, dann von den Familien Königsrainer, Christanell und Raffeiner. Seit 1936 ist der Saltauserhof im Besitz der Familie Pircher. Seit 20 Jahren führt Pepi Pircher das Hotel in dritter Generation. Seine Eltern unterstützen ihn tatkräftig. Auch als er den bisherigen Gastbetrieb in einen Beherbergungsbetrieb umstellte.
Den größten Teil des Umsatzes erwirtschaftet die Familie seither mit der Logie. „In der Beherbergung fallen die Margen höher aus als in der Gastronomie. Dazu ist in der Logie alles kalkulierbar, Küche und Service können sich viel besser organisieren, da man ganz genau weiß, wie viele Gäste zum Essen erwartet werden“, erklärt Pircher. Vor 13 Jahren erfolgte der Bau einer Residence mit 26 Zimmern, Schwimmbad und einer Wellnesslandschaft. Die neue Struktur liegt direkt unterhalb des historischen Hotels, mitten im Grünen. „Damit können wir eine viel breitere Gästeschicht ansprechen. Wir sprechen Gäste an, die das Historische suchen, aber auch Gäste, die den modernen Komfort lieben. Den Hauptumsatz erzielen wir mit der Residence, Anziehungspunkt bleibt aber das Stammhaus. Mit dem historischen Teil heben wir uns von unseren Mitbewerbern ab“, so Pircher. Wenngleich die Erhaltung des Stammhauses kostspielig und aufwendig ist. Allein die Fassade muss alle paar Jahre neu gestrichen werden. Kosten, die bei einem Neubau wegfallen. „Aber damit muss man leben, und diese Investitionen nimmt man gerne in Kauf “, so der Hotelier. Die Gäste schätzen die einzigartige Symbiose zwischen Alt und Neu. Längst kommen sie nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum und aus Italien, sondern auch aus den Niederlanden, Belgien, Dänemark, Norwegen oder Großbritannien. „Den internationalen Zuwachs haben wir sicher den Reservierungsportalen zu verdanken, mit denen wir bereits seit Jahren zusammenarbeiten“, meint der Hotelier. Auch wenn die Provisionen hoch seien, es zahle sich aus, die internationale Sichtbar(VP) keit sei enorm.
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TRADITION
Gut betucht
Foto: Moessmer
Die Geschichte einer strategischen Neuausrichtung: Wie es Pusterer Stoffe auf die Laufstege von Paris und Mailand schafften. Auf Tuchfühlung mit einer Tuchfabrik.
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Die Pusterer Tuchfabrik Moessmer war mit dem feinen Damenloden sogar k. u. k. Hoflieferant.
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Foto: Moessmer
TRADITION
Die Kollektionen im Store am Bozner Musterplatz zeigen, wie bunt und vielfältig die einzelnen Stoffe im Laufe der vergangenen Jahrzehnte wurden.
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zwischen Tradition und Innovation gelungen. DIE ANFÄNGE. Groß geworden ist
Foto: Moessmer
anft streicht er über eine kurze hellblaue Tweedjacke. Sie hängt auf einem edlen Holzkleiderbügel, neben sommerlich-eleganten Blusen, Pullovern und Hosen. „Das ist unsere neue Capsule Collection. Sie ist mutiger und bunter als unsere reguläre Kollektion. Ganz egal, ob mit High Heels oder lässig elegant getragen, jede modebewusste Frau sieht darin ganz toll aus“, schwärmt Paul Oberrauch. Mit Stolz zeigt er im Store am Bozner Musterplatz die jüngste Kollektion aus dem Hause Moessmer. Sie ist streng limitiert und wurde von der Meraner Modedesignerin Alexandra Stelzer designt. Seit dem Jahre 1999 steht Paul Oberrauch, ein gebürtiger Meraner, bei Moessmer an vorderster Front. Er führt das Brunecker Traditionsunternehmen, das auf 122 Jahre Geschichte zurückblicken kann, als Vorstandsvorsitzender und Mehrheitseigner. Mit einer radikalen Umstrukturierung ist ihm in den vergangenen 17 Jahren der Spagat
Paul Oberrauch. Der gebürtige Meraner ist Vorstandsvorsitzender und Mehrheitseigner der Pusterer Tuchfabrik Moessmer. Vor 17 Jahren hat er das 122 Jahre alte Unternehmen radikal umstrukturiert. Seither beliefert das Traditionsunternehmen namhafte Modelabels wie Prada, Gucci, Chanel oder Louis Vuitton mit Stoffen.
Moessmer mit der Produktion von Loden- und Tweedstoffen. Es war Josef Beikircher, der damit begann, Loden industriell zu fertigen. Das war im Jahre 1894, in einer kleiner Fabrik in Bruneck, vierzig Mitarbeiter beschäftigte er damals. Wobei der Firmenname Moessmer auf den Wiener Textilhändler Josef Mössmer zurückgeht. Er stieg kurz nach der Gründung als Investor ein, und Moessmer wurde mit dem feinen Damenloden sogar k. u. k. Hoflieferant. Um die Jahrhundertwende wuchs die Tuchfabrik kontinuierlich, wenngleich von unternehmerischer Kontinuität keine Rede sein konnte. Mehrfach wechselten die Eigentumsverhältnisse. Erst ging das Unternehmen an Robert Grimus von Grimburg und dann an die Bozner Textilkaufleute Franz Luis Walter und Leopold Gostner. Nach dem Zweiten Südtirol Panorama | 01.2016
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TRADITION Weltkrieg übernahm der sudetendeutsche Tuchfabrikant Hermann Larisch, er war bis zum Jahre 1963 Geschäftsführer der Tuchfabrik. Nach ihm kamen wieder drei Südtiroler an die Spitze: August Kainzwalder, Eduard Stemberger und Anton Walter. Letzterer war bis zum Jahre 1999 Direktor der Moessmer. Bis zu dem Jahr, als Paul Oberrauch das Unternehmen in eine neue Ära führte. DIE UMSTRUKTURIERUNG. Paul Ober-
rauch kannte die Tuchfabrik bereits seit Längerem. Sein Vater, der frühere Besitzer der Meraner Firma Merlet, war Aktionär des Pusterer Unternehmens. Er selbst zog 1985 in den Verwaltungsrat ein. Mitte der Neunzigerjahre, in einer Zeit, als die klassische Konfektionsindustrie in eine tiefe Krise schlitterte, erkannte er: Moessmer braucht eine radikale Veränderung. „Tradition kann auch gefährlich sein. Die Kunden und die Märkte verändern sich. Wer sich diesen Veränderungsprozessen verschließt, geht unter“, erinnert sich Oberrauch an diese Zeit. Der italienische Markt, mit dem Moessmer 70 bis 80 Prozent des Umsatzes erzielte, brach ein. Die Nachfrage nach Tweed und Loden ging zurück, Baumwolle und synthetische Produkte drängten auf den Markt, klassische Trachtenfirmen standen vor dem Aus. Vor diesem Hintergrund begann Paul Oberrauch, Allianzen zu schmieden. Versuchte Aktionäre und Verwaltungsräte von seiner Idee der Veränderung zu überzeugen. Als Anton Walter im Jahre 1999 in Pension ging, sah Oberrauch seine Zeit gekommen. Er wurde Vorstandsvorsitzender und wollte, wie er es nennt, das Schiff wieder fahrbar machen. Für seine Umstrukturierungspläne suchte er einen Kapitän. Einen Mann für das operative Geschäft. Er wurde fündig, holte Walter Niedermair, den ehemaligen Finanzchef der Mila, mit ins Boot. Er war nicht nur ein Freund Oberrauchs, sondern auch ein Vertrauter, ein Mann von außen, der alles in Frage stellte und den richtigen Blick für Veränderungen hatte. „Wir mussten uns neu aufstellen, uns neu erfinden, neue Märkte 40
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bearbeiten, in Innovation, Schnelligkeit und Kreativität investieren“, so Oberrauch. Nicht mehr produkt-, sondern kundenorientiert wollte das Gespann Oberrauch und Niedermair agieren. „Wir konnten nicht noch länger Kollektionen auf den Markt bringen, für die es keine Nachfrage gab. Wir mussten Stoffe auf den Markt bringen, die der Kunde braucht und die exklusiv für ihn entwickelt wurden“, so Oberrauch. Im operativen Geschäft ließ er Niedermair freie Hand. Oberrauch bleibt bis heute der Visionär, der Stratege, der Geldgeber.
„Ich wundere mich manchmal, wie mutig wir damals waren“ Paul Oberrauch
„GEHT NICHT GIBT’S NICHT“. Dieser
Slogan wurde zum Leitsatz der neuen Führung. Zusammen mit dem Management Institut St. Gallen haben die beiden den strategischen Unterbau für die Stoffentwicklung der Zukunft definiert. Massiv wurde in Kreativität investiert, eigene Stoffdesigner wurden eingestellt, Klinken wurden geputzt. Sprich: Moessmer stellte sich den internationalen Modelabels als Partner vor, versuchte zu überzeugen, präsentierte sich auf Messen. „Ich wundere mich manchmal, wie mutig wir damals waren. Wir sind ja volles Risiko gefahren. Als wir mit den Umstrukturierungen begannen, hatte ich noch nicht die Mehrheit der Unternehmensanteile. Das Kapital war damals noch sehr breit gestreut“, erzählt Oberrauch. Doch er wusste von Beginn an:
Nur mit einer klaren Mehrheit konnte das Unternehmen auf hoher See Kurs halten. Denn nur so konnten wichtige Entscheidungen schnell getroffen werden. Gelingen sollte ihm die Übernahme der Mehrheit erst fünf Jahre später. Heute kontrolliert er rund 90 Prozent der Anteile, und das Unternehmen stehe, wie er betont, gut da. Auch da es gesundgeschrumpft worden sei. Von den ehemals 330 Mitarbeitern in den Achtzigerjahren sind heute nur noch 70 Mitarbeiter beschäftigt. EINTRITT IN DIE MODEWELT. Pra-
da, Gucci, Chanel, Louis Vuitton, Dolce&Gabbana, Brunello, Cucinelli oder Etro. Von all diesen namhaften Modelabels ist Moessmer heute Partner. All diese begehrten Labels beliefern die Pusterer heute mit exklusiven und ausgefallenen Stoffkreationen. Auch den klassischen Loden hat Moessmer neu positioniert. Er hat es auf die Laufstege dieser Welt geschafft. Selbst First Lady Michelle Obama ließ Moessmer an ihre Haut, von ihrem Designer Thakoon Panichgul ließ sie sich 2010 ein Tailleur aus Pusterer Stoff schneidern. Im Modebusiness en vogue wurde die vergangenen Jahre aber nicht nur Loden, sondern auch der Walk. Seit 2006 wird der Strick für den Walk im Veneto produziert, dort hat Moessmer eine spezialisierte Strickerei gekauft. Produziert, entwickelt und getüftelt wird aber nach wie vor in Bruneck, dort ist das StoffKnow-how zu finden. Paul Oberrauch hat nicht nur die klassischen Produkte weiterentwickeln lassen. Er hat sich auch auf Neues eingelassen. Vor zehn Jahren hat er sein „Baby“ gegründet. Die Moessmer-Tochtergesellschaft Living Kitzbühel. Heute ist das Unternehmen mitteleuropäischer Marktführer von Premium-Hausschuhen. Hergestellt werden sie nicht etwa mit Filz, sondern mit bestem Walk. Also mit Stoff, mit gestricktem Garn, der in der Walkmaschine verarbeitet wird. GLOBAL PLAYER. Während Living
Kitzbühel stark auf den Onlinehandel setzt und die Schuhe auch über Zalando ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl
Foto: Moessmer
TRADITION
Die Capsule Collection ist nicht nur streng limitiert, sondern auch mutiger und bunter als die reguläre Moessmer-Kollektion.
oder Amazon verkauft, bleibt Moessmer selbst im Offline-Geschäft. Schaufenster der eigenen Kollektionen sind die drei Geschäfte in Bruneck, Bozen und Cortina D’Ampezzo. Die Eröffnung eines weiteren Geschäfts stand deshalb noch nie im Raum. „Unseren Hauptumsatz erzielen wir als Zulieferer der Modeindustrie. Um eine Marke für den Endverbraucher zu etablieren, braucht es Zeit und Geld. Wir wollten erst mal die Firma wieder auf solide Beine stellen“, so Oberrauch. Moessmer ist zum Global Player mutiert, ist heute in Korea genauso wie in den USA und in Japan tätig. Einer der stärksten Wachstumsmärkte ist aber China, Moessmer erzielt dort 20 Pro® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl
zent des Umsatzes. Mindestens vier bis fünf Jahre müsse man laut Oberrauch in den Aufbau dieses Marktes investieren, man müsse mit den Geschäftspartnern essen und trinken gehen, Vertrauen aufbauen. Mindestens zwei Mal im Jahr sei Geschäftsführer Niedermair deshalb für mehrere Wochen in China. INTERIEUR AUS LODEN. Neu ausge-
richtet hat sich Moessmer auch im Sortiment. Wurde Loden und Walk früher nur in der Mode eingesetzt, sind die Stoffe nun auch im Interiorbereich zu finden. Sprich in der Raumausstattung und bei Inneneinrichtungen. Aus Moessmer-Stoffen werden nicht nur Vor-
hänge, Sofas und Decken hergestellt, sondern damit werden auch Luxushotels, Züge oder Schiffe ausgestattet. So sind die Sitze von acht Zügen der Vinschger und der Pusterer Bahn mit Moessmer-Stoffen bezogen. Drei Jahre Entwicklungszeit stecken dahinter. Es ging darum, den Wollstoff brandschutzsicher zu machen. Seit Moessmer die höchste europäische Brandschutz-Zertifizierung tragen darf, stehen alle Türen offen. Oberrauch kommt ins Träumen. Wer weiß, so hofft er, vielleicht wird der traditionsreiche Pusterer Funktionsstoff schon bald in der Flugzeugbranche oder in der Autoindustrie zu sehen sein. ◀ VERENA PLIGER
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Mann mit Gespür
Foto: Monocle Magazine
Tyler Brûlé ist Herausgeber des renommierten Lifestyle-Magazines Monocle. An Südtirol hat der Liebhaber von Handwerkskunst und kleinen Läden sein Herz verloren. Jetzt hat der „Mr. Zeitgeist“ in Meran seinen eigenen kleinen Laden eröffnet.
Tyler Brûlé, Herausgeber des Monocle Magazins
T
yler Brûlé ist bekannt für sein Gespür in Sachen Lifestyle und Trends. Der gebürtige Kanadier und Herausgeber von Monocle genießt mit seinem hippen Magazin eine weltweite Leserschaft. Monocle steht aber nicht nur für Einfallsreichtum und Innovation, sondern auch für Tradition. Brûlé präsentiert in seinen Heften immer wieder ausgewählte Traditionsbetriebe, an denen er selbst sein Herz verloren hat. Es sind kleine Läden oder Geschäfte, die das Besondere anbieten, die sich echter Handwerkskunst hingeben oder vergessenes Handwerk wiederentdecken. In Südtirol gebe es eine ganze Reihe solcher Talente. Ihnen will er, nach einer Testphase vor Weihnachten, nun auch im Sommer Raum schenken. In seinem kleinen Laden, dem Monocle Pop-Up-Shop, den er vor Kurzem in Meran eröffnet hat. EXKLUSIVITÄT TRIFFT AUF QUALITÄT. Der „Mr. Zeitgeist“, wie er genannt wird, liebt Meran. Erst vor Kurzem hat er sich in Obermais eine wunderschöne Villa gekauft. Wann immer
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möglich, verbringt er hier seine Zeit. Den Shop hat er ganz in der Nähe seines Hauses, versteckt zwischen den Jugendstilvillen, eröffnet. Er selbst wirft ein Auge darauf, welche Produkte im Shop zu finden sind. Es ist eine ausgewählte Kollektion von raren Produkten aus den Bereichen Fashion, Design und Schreibwaren: Seifenkosmetik der Marke Lederhaas aus Wien, Sommermode von Glücklich, Taschen des japanischen Labels Ichizawa oder Socken von Tabio aus London. Gleichzeitig will Brûlé jungen Start-up-Unternehmen die Chance geben, sich auf dem Südtiroler Markt zu etablieren. Da Tyler Brûlé bewusst auf Regionalität setzt, hat er eine Südtirolerin für die Leitung des Stores engagiert: Linda Egger, die quirlige und trendbewusste Globetrotterin mit dem richtigen Stilgespür. Und damit die Welt Einblick bekommt, was in Meran passiert, wird die internationale Radio-Station des Magazins live aus dem Store senden. Unter anderem werden ◀ Interviews mit lokalen Einzelhändlern geführt. STEFANIE UNTERTHINER
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Giorgio Schifferegger Chef de Cuisine Business Lunch Dinner Ă la Carte Catering 189 Rooms | Conference Center | 13 Meeting Rooms | 2 Restaurants | American Bar | Rooftop Wellness Center www.fourpointsbolzano.it | +39 0471 1950000
TIROLER VERSICHERUNG.
Für’s Wohnen. www.tiroler.it
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