Südtirol Panorama Juni 2012

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panorama

September 2009

südtirol

Vers. in Post. - 45% - Art. 1 Abs. 1 - Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) - CNS Bozen Poste Italiane SpA - Taxe percue / Tassa pagata - Abo im Inland: 11 Euro - Abo im Ausland: 20 Euro

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Das monatliche Wirtschaftsmagazin

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BAU KLIM EN & AEN ERG Y

Die Wohltäter des Landes im Überblick

IVO BARTH Die Skizze eines weitsichtigen Unternehmers

REISE-HOTSPOTS Die schönsten Refugien für den perfekten Kurztrip

CHANCE INDIEN

Der wirtschaftliche Aufsteiger soll bald die G-7-Länder überholen. Der aktuelle Boom und die Exportchancen für Südtirol


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INHALT

Titel 13

Zukunftsmarkt Indien Indien zählt zu den wirtschaftlichen Aufsteigern des 21. Jahrhunderts. Ein Überblick über den Boom der letzten Jahre und die Exportchancen für Südtiroler Unternehmen.

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Unternehmer & Märkte 08 Die Wohltäter des Landes Ein Überblick über die Stiftungen in Südtirol und die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Stiftungsvermögen.

Der Reiz von Zusatzleistungen Studie über die Attraktivität von Benefits bei Mitarbeitern

Spezial Bauen & Klimaenergy 24 Perfektionist Ivo Barth Die Skizze des weitsichtigen Unternehmers, dessen Handschrift weltweit bekannte Flagshipstores und Museen tragen.

30 Die moderne Hofstelle Wiederaufbau eines Hofes zu einem mediterranen Juwel.

36 Der Durchbruch der Fotovoltaik Antworten auf alle wichtigen Fragen rund um Innovationen, Rentabilität und Finanzierungen von Fotovoltaikanlagen.

44 Stilvolle Opulenz Der neue Luxus-Multibrand-Store Kraler in Toblach.

48 Urbane Architektur Ein Gespräch über die Zukunft der städtebaulichen Kultur.

Spezial Weiterbildung 56 So gelingt der Karrierestart Die Chancen des akademischen Nachwuchses, in der Wirtschaftsbranche Fuß zu fassen. Plus: Die besten MBA-Schulen.

Geld & Finanzen 60 Überzeugungskünste Immer mehr Unternehmer haben Schwierigkeiten, Kredite zu erhalten. Wir geben wertvolle Empfehlungen, wie Banken vom eigenen Geschäftsmodell überzeugt werden können.

Steuern & Recht 64 Im Visier der Steuerfahnder Wie Gemeinden die Finanzverwaltung bei der Suche nach Steuersündern mit brisanten Informationen versorgen.

Luxus & Lifestyle 67

Die Hotspots der Manager Sechs Erholungsrefugien für ausgelaugte Unternehmer.

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Es gibt sie, die Zeichen der Erholung. Sie kommen aus Deutschland, Frankreich und auch aus den USA. Der amerikanische Notenbankchef Ben Bernanke rechnet bereits für die nächsten Monate mit einer schrittweisen Erholung der Weltwirtschaft. Nur in Italien kann von einer Erholung noch keine Rede sein. Allein eine Million Arbeitsplätze sollen laut Gewerkschaft CGIL für Mitte 2010 in Gefahr sein. Besorgniserregend ist vor allem die Situation der kleinen und mittelständischen Unternehmen. Weil die Umsätze im Sommer teilweise um bis zu 50 Prozent zurückgegangen sind, wissen viele nicht, ob sie genügend finanzielle Kapazitäten haben, um ihren Betrieb im September wieder zu öffnen. In Südtirol hat sich die Auftragslage etwa im Bausektor zwar verbessert, allerdings fehlt es den Betrieben an Liquidität. Schuld ist die mangelnde Zahlungsmoral – aber auch die Härte der Banken. Die Kreditkrise erfasst damit die Unternehmen mit derselben Wucht, mit der zuvor die Banken von der Subprime-Krise getroffen wurden. Die Gewährung einer Finanzierung ist mittlerweile zu einer nervenaufreibenden Odyssee geworden. Es scheint, als würden die Banken eine Selektion betreiben: Wen lassen wir überleben und wen nicht? Das kritisierte Kreditgewerbe streitet die Engpässe nicht mal ab: So gibt die Hypo Tirol Bank offen zu, bei Finanzierungen die Handbremse gezogen zu haben. Es ist ein Teufelskreis. Wie soll ein Unternehmen für die Zukunft gerüstet sein und aus der Krise stark hervorgehen, wenn die Banken finanzielle Mittel für Investitionen zurückhalten? Lesen Sie ab Seite 60, mit welchen Überzeugungskünsten man als Unternehmer bei den Banken doch noch Erbarmen findet.

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Verzweifelte Bittsteller

Das indische Märchen Nach Indien zog sie, um Karriere zu machen. Geblieben ist sie der Liebe wegen. Heute ist sie Finanzchefin eines Stahlfelgenproduzenten in Indien. Die Rittnerin Ute Mayr im Porträt.

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EDITORIAL

Portfolio: Shanghai Composite Index Finanzkommentar: Aktienrallye hält an Finanzkolumne: Teure Rettung Steuertermine des Monats Termine des Monats Event des Monats: Europäisches Forum Alpbach Was macht eigentlich … Josef Kreuzer

Verena Pliger

Impressum Erscheinungstermin: 4. September 2009 Projektleitung: Verena Pliger Verantwortlicher Direktor: Kurt W. Zimmermann Autoren: Oliver Kainz, Edit Meraner, Melanie Ockert, Hannes Prantl Titel: stock.xchng/poe5 Korrektur: Claudia Savelli Rückmeldungen an die Redaktion: panorama@ff-bz.com Grafik und Produktionsleitung: Ralf Kohler Marketing und Verkaufsleitung: Michael Maria Disertori Herausgeber: ff-Media GmbH Bozen – Eintrag. Lg. Bozen 20/98 R.P. vom 7.10.98 Südtirol Panorama: Brennerstraße 7a, 39100 Bozen, Tel. 0471 30 45 48, Fax 30 45 11, www.panorama-online.com, panorama@ff-bz.com Druck: Kärntner Druckerei, Klagenfurt (A) Gesamtauflage: 26.000 Stück

Südtirol Panorama September | 2009

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NEWS & TRENDS Italiens Jagd auf Schwarzgelder im Ausland 2,4 % Trentino/Südtirol

Lombardei 66,3 %

Friaul-Julisch-Venetien

Piemont

1,1 %

7,3 %

Venetien 5,9 % 1,9 % Ligurien

Foto: La Repubblica

Toskana

Emilia Romagna 4,1 %

3,5 %

4,7 % Latium

Übersicht zur regionalen Verteilung der rund 500 Milliarden Euro an italienischem Kapital im Ausland

Der Tag rückt näher, ab dem die Regierung Berlusconi Milliardengelder in die italienische Volkswirtschaft zurückholen will. Ab 15. September 2009 sollen nach den Einzelpersonen und Einzelfirmen nun auch Großunternehmen ihre illegal in Steueroasen deponierten Gelder nach Italien zurückbringen können, ohne dafür bestraft zu werden. Bis zum 15. April 2010 kann dank des Scudo Fiscale 20092010 nicht deklariertes Auslandvermögen legalisiert werden – und das nur durch die Bezahlung eines Abgabesatzes von fünf Prozent. Die italienische Regierung bietet die Steueramnestie all jenen an, die ihr Geld in den letzten fünf Jahren ins Ausland transferiert haben. In den Jahren 2001 und 2003 ist es Berlusconi bereits gelungen, über einen Scudo Fiscale 90 Milliarden Euro zurück nach Italien zu holen. Es waren Schwarzgelder, die in den vergangenen Jahrzehnten von Steuerflüchtigen in Steueroa-

sen wie die Schweiz, Luxemburg und Monte Carlo geschafft worden waren. Den leeren Staatskassen hilft auch die aktuelle Steueramnestie mit Sicherheit: Nach Meinung einiger Bankiers könnte ein Kapital von 50 bis 100 Milliarden aufgedeckt werden und nach Italien geholt werden. Der Ertrag für die Staatskasse würde sich somit insgesamt auf 2,5 bis 5 Milliarden Euro belaufen. Für eine schnelle und problemlose Rückführung des Vermögens stehen auch die Südtiroler Banken zur Seite. „Im Hinblick auf die Aufdeckung besteht volle Anonymität. Es muss keinerlei namentliche Mitteilung an die Steuerbehörde gemacht werden“, erklärt Arthur Lechner von der Hypo Tirol Bank Italien. All jene, die sich in den nächsten sieben Monaten nicht als Steuersünder outen, müssen mit einer Verwaltungsstrafe zwischen 240 und 480 Prozent des hinterzogenes Betrages rechnen.

SÜDTIROLER

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Kunden trotz Krise Dialogmarketing als Erfolgsfaktor Freitag, 9. Oktober 2009 13.30 – 19.30 Uhr im Forum, Brixen

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Ein Grundlagenvortrag zum Thema Dialog, BeziehungspÁege sowie Tipps für die Umsetzung

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DDr. Evelyn Oberleiter, Enjoymore Wir danken für die freundliche Unterstützung:

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KARRIERESPRUNG Ende des „Digital Divide“?

IMPULSE FÜR DIE METALLINDUSTRIE DIETER HUBER ist Entwicklungs-

ingenieur bei der GKN Driveline in Bruneck.

Bürger geschaffen“, so Barbara Repetto, Landesrätin für Innovation, „insbesondere im Free-SoftwareBereich sehe ich einen wichtigen Fortschritt für die lokale Wirtschaft und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.“

für ein Jahr gestundet wird. Um in den Genuss dieser Zahlungspause zu kommen, müssen die kleinen und mittelständischen Unternehmen bestimmte Voraussetzungen erfüllen: Sie dürfen nicht weniger als 250 Angestellte und weniger als 50 Millionen Euro Umsatz haben. Sie dürfen aber auch keine als notleidend eingestufte Kredite am Stichtag Die Zahlungspause wird auch von Finanzminister Giulio Tremonti unterstützt 30. September 2008 besitzen sowie keine Kleine und mittelständischen Un- rückständigen oder seit mehr als 180 ternehmen aus Italien hat die Kri- Tagen überfälligen oder nur teilweise besonders hart getroffen: Zah- se bezahlten Raten aufweisen. lungsausfälle steigen, das Wachstum Die Bankenvereinigung ABI hat ihsinkt, Kosten und Risiken erhöhen ren Mitgliedsbanken freigestellt, ob sich. Jetzt haben die Italienische sie dem Abkommen beitreten wolBankenvereinigung ABI (Associa- len oder nicht. Obwohl die Südtizione Bancaria Italiana) und die ge- roler Sparkasse dem Abkommen samtstaatlichen Wirtschaftsverbän- beigetreten ist, würden für sie die de im Beisein von Finanzminister vorgesehenen UnterstützungsmaßGiulio Tremonti ein Abkommen un- nahmen nichts Neues darstellen, da terzeichnet, dass ihnen die Zahlung sie derartige Maßnahmen bereits des Kapitalanteils der Kreditraten anwendet.

Über zwei Jahre hat Dieter Huber beim TIS innovation park in Bozen in der Abteilung Simulation und Material gearbeitet. Nun wechselt Huber zum Unternehmen GKN Driveline, das als führender globaler Zulieferer für die Automobil-, Geländefahrzeug- und Luft- und Raumfahrtbranche bekannt ist. Ab dem 14. September wird Huber in einem Test- und Simulationszentrum die Entwicklung von Präzisionsbauteilen für Nutzfahrzeuge, Landwirtschafts- und Baumaschinen, Flugzeuge und Flugzeugtriebwerke vorantreiben. Der 30-Jährige sieht den Berufswechsel als interessante Chance, sein Wissen im Bereich Simulation einzusetzen: „Zuerst werden die Bauteile am Computer entworfen und virtuellen Belastungen ausgesetzt, dann wird ein Prototyp hergestellt, der zahlreichen Tests unterzogen wird.“ Durch diese 3-D-Simulationstechnik wird eine technische und qualitative Optimierung der Produkte erzielt. „Die Herausforderung liegt darin, die Bauteile leicht, aber trotzdem stabil zu konstruieren“, erklärt Huber. Das Unternehmen GKN Driveline beschäftigt knapp 40.000 Mitarbeiter in über 30 Ländern weltweit.

Foto: TIS innovation park

Barbara Repetto, Landesrätin für Innovation

Chance dank Zahlungspause

Foto: Apa/claudio longo/pool

In Südtirol …

Foto: TIS innovation park

Langsam aber sicher wird Südtirol den „Digital Divide“, also die digitale Spannung überwinden: Noch bis Ende des Jahres sollen neun von zehn Bürgern auf eine Anbindung an das Breitbandnetz zählen können. Bis es so weit ist, versucht das Land Südtirol in Zusammenarbeit die Bevölkerung für das Thema Freie Software zu sensibilisieren. Hierfür wurde ein eigenes Free Software Center eingerichtet, das auch die Entwicklung von neuen IT-Dienstleistungsmodellen unterstützen soll. In Como wurde dieses Projekt mit dem Namen CoCOS (Competence Center Open Source) bereits jetzt als Paradebeispiel eines gelungenen EU-Projektes ausgezeichnet. CoCOS wurde vom TIS innovation park initiiert, um das Marktpotenzial Freier Software in Südtirol zu analysieren. „Dieses Ziel wurde erreicht und gleichzeitig wurde eine Anlaufstelle für Unternehmer und

… und anderswo EINSATZ FÜR DIE RESSOURCE HOLZ PAOLO BORTOLOTTI ist Prä-

sident des italienischen Forstverbandes AFI Der verantwortungsvolle Umgang mit der Ressource Holz steht für den Südtiroler Unternehmer Paolo Bortolotti bereits seit Jahren im Mittelpunkt. Jetzt wurde der Eigentümer der Legnosud AG zum Präsidenten der Associazione Forestale Italiana ernannt. Sein Ziel ist es, den Kontakt mit den Universitäten und Forschungseinrichtungen aufrechtzuerhalten und auszubauen, die Beziehungen zu den zuständigen Ministerien zu pflegen und die Zertifizierungsstellen für Holz in ihrer Tätigkeit zu unterstützen. „Am wichtigsten scheint mir, die Verwendung des heimischen Holzes zu fördern, um die Abhängigkeit von anderen Ländern – wie Deutschland und Österreich – zu reduzieren. Dies ist aber nur möglich, wenn es einfacher wird, Holz aus Italien zu erhalten“, so Bortolotti. Ziel des Verbandes sei es außerdem, auch Privatpersonen die Nutzung ihrer Wälder zu erleichtern. „Eine rationellere Nutzung des Waldes trägt zur Reduzierung der weltweiten CO2-Werte bei“, so der Unternehmer weiter. Bortolotti war seit Sommer 2008 Verantwortlicher für den Bereich Holz bei der FederlegnoArredo, dem gesamtstaatlichen Dachverband des Holz- und Möbelsektors.


KURZ NACHGEFRAGT

NEWS & TRENDS

Anton Kosta, Geschäftsführer der Raiffeisenkasse Bruneck, wird bei der „victor Konferenz“ in Baden bei Wien (am 17.09.) zum Thema „Sinnvolles Management“ referieren. SÜDTIROL PANORAMA: Nach Finanzspekulationen und Crash: Braucht es eine neue Ethik im Bankwesen?

ANTON KOSTA: Ich bin davon überzeugt, dass die Finanzkrise durch eine Politik der „Nichtnachhaltigkeit“ ausgelöst wurde. Das Schlagwort für den wirtschaftlichen Aufschwung lautet „New green deal“. Durch einen nachhaltigen und gerechten Umgang mit den Ressourcen wird auch eine neue Ethik auf den Finanzmärkten Einzug halten. Sie referieren bei der victor Konferenz zum Thema „Sinnvolles Management“. Worum geht es hierbei konkret?

Ich spreche darüber, wie man die Potenziale der Mitarbeiter mit dem kombiniert, was Kunden wirklich brauchen. Mitarbeitern muss ein Sinn vermittelt werden, sodass jeder von ihnen seine Berufung zum Beruf macht. Gleichzeitig muss man schauen, was unsere Kunden wirklich brauchen. Wozu braucht es den sechsten Sinn?

Beim sechsten Sinn geht es darum, dass man unabhängig von der Gewinnorientierung spürt, was der Kunde von einem Finanzdienstleister erwartet. Es gilt, jene Bedürfnisse der Menschen zu antizipieren, die sie sich insgeheim zwar erhoffen, aber nicht erwarten. Was zeichnet für Sie ein innovatives und sinnvolles Bankkonzept aus?

Man muss ein verlässlicher Partner für die Menschen sein. Natürlich haben wir als Bank nichts zu verschenken. Dennoch: Nicht die eigenen betriebswirtschaftlichen Interessen, sondern die Bedürfnisse der Kunden müssen im Vordergrund stehen. Unsere Bemühungen gehen dahin, dass wir jedem Kunden das Produkt anbieten, das zu seiner Lebensbalance passt. OLIVER KAINZ

Foto: Suedtirolfoto.com / Helmuth Rier

Foto: Raika Bruneck

Anton Kosta

Wer über einen loyalen Kundenkreis verfügt, kann sich in Krisenzeiten glücklich schätzen

Hotellerie: Was tun gegen leere Betten? Die Zahlen im Tourismus sind auch in Südtirol leicht rückläufig und Hoteliers jammern über abwandernde Stammkunden. Glücklich können sich im Moment nur jene Hoteliers und Gastwirte schätzen, die in Zeiten der Finanzmarktkrise über einen loyalen Kundenkreis verfügen. Wie man diesen erreicht und was man in der Hotellerie vermeiden sollte, erklärt Loyalitätsmarketing-Expertin Anne M. Schüller im Interview. SÜDTIROL PANORAMA: Hat die Kundenloyalität im Zuge der Krise abgenommen? ANNE M. SCHÜLLER: Die Wirtschaftskrise ist eine Struktur- und Vertrauenskrise, in der sehr viel Misstrauen aufgekommen ist. Deshalb haben Kunden ihren Rundumblick geschärft, sie haben sich also auf dem Markt umgesehen und überprüft, welcher Anbieter sonst noch interessant sein könnte. Dadurch ist die Wechselbereitschaft sicher gestiegen. Ist es zur Vertrauenskrise gekommen, da die Konsumenten immer weniger den Werbeaussagen der Anbieter vertrauen?

Der Informationsschub vor allem aus dem Internet wird immer größer und der Kunde wir stetig wissender, kritischer und machtvoller. Er hat jetzt den Überblick und er hat Alternativen. Verbraucher glauben mittlerweile den Meinungsportalen und Foren wie Holidaycheck. de mehr als den Hochglanzbroschüren der Anbieter am Markt. Ein schlecht geführtes Hotel verliert heute aufgrund dialogischer Mittel

wie etwa Kommentare im Internet jeden fünften Gast. Woran liegt es, dass Stammkunden abwandern, ist es Schicksal oder Versäumnis?

Der Hauptgrund liegt nicht im Preis, sondern im emotionalen Bereich. Meistens weil sich der Kunde in der Vergangenheit nicht ausreichend fürsorglich behandelt gefühlt hat. Unternehmer sind sich dessen aber kaum bewusst, denn lieber kümmern sich mehr um den Verlust von Handtüchern als um den Verlust von Mitarbeitern oder Kunden. Viele Hoteliers haben sich auf dem Weg nach oben von den Kunden entfernt und ihren gesunden Hausverstand verloren. Was kann man als Unternehmen tun um diese Kunden wieder zurückzugewinnen?

Zunächst muss ich wissen, welchen Kunden ich überhaupt zurückholen möchte. Wenn mein Kunde bei meinem Mitbewerber total happy ist, dann stehen meine Chancen schlecht. Das Beste ist sicher, wenn der Chef mit dem Kunden ein perAnne M. Schüller sönliches Gespräch ist Referentin beim führt. Erst dann sollbeim Dialogmarkete man es mit einem ting-Kongress am 9. telefonischen GeOktober im Forum spräch versuchen. Brixen


Foto: Alexander Alber

Schnappschüsse im Apfellager

Modernste Technik: Die vollautomatisierte Logistik der Cafa

Die Obstgenossenschaft Cafa Meran sortiert, klassifiziert und verpackt ihre Äpfel ab der heurigen Ernte vollautomatisch. Für Investitionskosten von 20 Millionen Euro ist damit einer der modernsten Obstverarbeitungsbetriebe Europas entstanden.

Foto: Alexander Alber

Herzstück der Modernisierung ist eine vollautomatische interne Logistik. Die Hightechanlage, die erstmals in einem Obstverarbeitungsbetrieb zum Einsatz kommt, hat insgesamt 102 Ausgänge, die von 12 automatischen TransportShuttles bedient werden und 12 Abpacklinien für die verschiedensten Verpackungsarten. Sämtliche Äpfel laufen bei der Sortierung über einen Leuchttisch und werden dabei bis zu

50 Mal fotografiert. Ein Computerprogramm kartiert daraus die Oberfläche der Äpfel und bestimmt die Qualität jedes einzelnen Apfels bis ins kleinste Detail. Neu ist auch ein 200 Meter langer Besucherparcours, der Einblicke in den Produktionsablauf der Genossenschaft geben soll. Das System ist so innovativ, dass sogar Führungen durchgeführt werden: in deutscher, italienischer, englischer und sogar spanischer Sprache. Trotz Automatisierung soll es laut Betriebsführung keinen Stellenabbau geben. „Es gibt immer mehr Kleinverpackungen, die Handarbeit notwendig machen“, so Cafa-Geschäftsführer Stefan Mittermair. AL


Foto: stockxchng_scol22

UNTERNEHMER & MÄRKTE

Guter Wille und ein Vermögen von 55.000 Euro sind die Voraussetzungen, um eine Stiftung zu gründen

Im Dienste des Guten Die Stiftungszwecke sind in Südtirol so individuell wie die Stifter selbst – Hauptsache, sie sind in irgendeiner Weise gemeinnützig. Privat- und Familienstiftungen, die einen gewerblichen Zweck erfüllen, sind in Italien verboten. Ein Überblick über die Wohltäter im Land und die Auswirkungen der VON VERENA PLIGER UND OLIVER KAINZ Wirtschaftskrise auf das Stiftungsvermögen. 8

Südtirol Panorama September | 2009


UNTERNEHMER & MÄRKTE

Was ist eine Stiftung? Eine Stiftung ist ein Rechtsinstitut, das von einem oder mehreren Stiftern errichtet wird und die Aufgabe hat, mit dem ihm überlassenen Vermögen den Stiftungszweck dauerhaft zu verfolgen. In Italien gibt es nur gemeinnützige Stiftungen. Privat- oder Familienstiftungen wie es in den USA, Deutschland oder der Schweiz gibt, sind laut Gesetzeslage nicht erlaubt. Hauptfunktion einer gemeinnützigen Stiftung ist die unmittelbare und selbstlose Verwirklichung der in der Satzung festgelegten Zwecke. Eine Stiftung erhält lediglich Vermögen, das zum festgelegten Stiftungszweck verwendet werden muss. Das Vermögen gehört der Stiftung, aber niemandem gehört die Stiftung. Das erklärt auch, warum Stiftungen einer staatlichen Aufsicht unterliegen. Diese Aufsicht ist auf Ebene der einzelnen Regionen und autonomen Provinzen geregelt.

gagements. Selbstlos sollten sie die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet fördern. Und zwar in den verschiedensten Bereichen: Wissenschaft, Forschung, Religion, Gesundheit, Kunst oder Kultur. LANGE TRADITION. In Südtirol hat die Stiftungskultur eine lange Tradition: Die älteste bis heute bestehende Stiftung, die Stiftung Deutschhaus Sterzing, geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Ein erstaunliches Alter kann auch die ehemalige Spitalstiftung von Bruneck aufweisen, die sich auf das 14. Jahrhundert zurückführen lässt. Unter dem Namen Söll hatte sie den Zweck, Unterhalt und Hilfeleistung für alte, besonders Not leidende Personen mit Wohnsitz in Bruneck zu bieten. Von der Grundidee her ist eine Stiftung auf ewig angelegt. STIFTUNGEN IN SÜDTIROL. Insgesamt

Wie gründe ich eine eigene Stiftung? In Südtirol sind hierfür zwei Dinge notwendig: der Wille Gutes zu tun und 55.000 Euro. Denn das Vermögen ist bei einer Stiftung ein wesentlicher Aspekt. Stiftungen können entweder noch zu Lebzeiten gegründet oder im Testament festgelegt werden. Die Gründung, zu der die Abfassung einer Stiftungsurkunde zählt, erfolgt beim Notar. In der Stiftungsurkunde wird neben dem Stiftungszweck und der Zielgruppe auch festgelegt, in welcher Form das Vermögen ausgeschüttet wird und wie sich der Stiftungsrat zusammensetzt. Die Urkunde wird beim Registeramt registriert und beim Amt für Kabinettsangelegenheiten wird die Anerkennung der Rechtspersönlichkeit beantragt; der Landeshauptmann erkennt die Stiftung dann per Dekret an. Das Amt für Kabinettsangelegenheiten hat außerdem die Aufgabe, laufend zu überwachen, dass die Stiftung entsprechend dem Stiftungszweck verwaltet wird und das Stiftungsvermögen auf Dauer erhalten bleibt. Aufgelöst werden kann eine Stiftung nur durch die öffentliche Verwaltung.

D

urch die Steueraffäre in Liechtenstein sind Stiftungen in den letzten Jahren in ein schiefes Licht geraten und haben traurige Berühmtheit als unzulässiges „Steuerhinterziehungsmodell“ erlangt. Diese Schlagzeilen rund um den Globus ließen den eigentlichen Stiftungsgedanken schnell vergessen. Denn eigentlich sind Stiftungen dazu da, Gutes zu tun – und zwar mithilfe gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen En-

sind heute beim Präsidium der Landesregierung, im Amt für Kabinettsangelegenheiten, 32 Stiftungen registriert. Es sind all jene, die einen gemeinnützigen Zweck verfolgen, der sich einzig und allein auf Südtirol beschränkt. Darüber hinaus gibt es in Südtirol aber noch weit mehr Stiftungen. Elisabeth Spergser, Direktorin des Amtes für Kabinettsangelegenheiten: „Es gibt noch eine Reihe von Stiftungen, die auf nationaler Ebene tätig sind und daher nicht bei uns, sondern beim Regierungskommissariat registriert sind.“ Dazu zählen etwa die „Stifung Lene Thun“ oder die „Stiftung der Bozner Burgen und Schlösser“. UNTERSCHIED ZU VEREINEN. Stif-

tungen werden in der Landesverwaltung als juristische Personen des Privatrechtes behandelt. Ihre rechtliche Anerkennung ist die Voraussetzung, damit sie eine eigene Rechtspersönlichkeit erlangen und das Stiftungsvermögen rechtlich abgesichert ist. Zugleich gilt dadurch für die Verwaltungsräte der Stiftungen eine beschränkte Haftung: Bei vertraglichen oder außervertraglichen Haftungsfällen wird nur auf das Stiftungsvermögen, nicht auf das Privatvermögen der Stiftungsräte zurückgegriffen. Und genau in diesem Bereich liegt auch der Unterschied zu den Vereinen in Südtirol. Diese müssen nicht unbedingt die Anerkennung als Rechtsperson erlangen und sich in das Landesregister der juris-

tischen Personen eintragen lassen, von daher kann die Zahl nur annähernd geschätzt werden. Man rechnet mit einer Zahl zwischen 3000 und 4000 Vereinen. Rund 2000 davon sind im Landesverzeichnis der ehrenamtlichen Organisationen eingetragen. Dadurch erlangen sie keine Rechtspersönlichkeit, genießen aber bestimmte steuerliche Vergünstigungen, ähnlich den Onlus-Vereinen. IN ITALIEN NUR GEMEINNÜTZIGE STIFTUNGEN. In Italien gibt es bisher

nur gemeinnützige Stiftungen, der Stif-

„Italien braucht dringend eine Reform zur Einführung von Privatstiftungen …“ Elisabeth Spergser

tungszweck muss also auf jeden Fall in irgendeiner Form gemeinnützig sein. Privat- und Familienstiftungen wie man sie aus den USA, Nordeuropa, der Schweiz oder Österreich kennt, sind bisher laut Zivilgesetzbuch (Art. 14-35) nicht vorgesehen. In den genannten Ländern gründen vor allem Unternehmen eine Stiftung, um ihr Vermögen sicher anzulegen. Bereits seit Jahren versucht man auch in Italien, dieses Gesetz zu lockern, doch die Reform des Zivilgesetzbuches lässt noch auf sich warten. STEUERLICHE VORTEILE. Steuerliche

Vorteile haben auch die Südtiroler Stiftungen, wenn auch nicht in dem Ausmaße wie etwa Privatstiftungen in Liechtenstein. „Da eine Stiftung aber keine gewerbliche Haupttätigkeit ausübt, ist die Steuerlast für Stiftungen eh geringer“, so Christoph von Ach vom Amt für Kabinettsangelegenheiten. Mehr steuerliche Vorteile haben dagegen jene Stiftungen, die vom Amt für Einnahmen (Agenzia delle entrate) als „Onlus“ anerkannt werden. Diese zahlen keine Mehrwert- und Stempelsteuer, auch müssen sie keine Registergebühren bezahlen. Das Akronym

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

„Ich befürchte keine gravierenden Vermögenseinbrüche …“ Christoph von Ach

sie verfolgen aber ausschließlich gemeinnützige Zwecke. So hat sich etwa Joachim Rubner von der Rubner Holding im Jahre 2005 von einem Teil seines Vermögens getrennt, um das Erbe seines weitblickenden Onkels Hermann Rubner zu erhalten und seine Ideale der Nächstenliebe weiterzuführen. Auch der „Stiftung Walther Amonn“, unter der Führung des ehemaligen Sparkassenpräsidenten Ander Amonn, geht es darum, das Schloss MoosSchulthaus in Eppan der Öffentlichkeit als Burgmuseum zur Verfügung zu stellen. DIE FOLGEN DER FINANZKRISE. Ob das

Foto: Alexander Alber

Stiftungsvermögen im Zuge der Finanzkrise geschrumpft ist, wird man erst im Jänner 2010 sehen, sobald die Bilanzen beim Amt für Kabinettsangelegenheiten hinterlegt werden. Aufgrund rechtlicher Bestimmungen sind Stiftungen dazu verpflichtet, ein Mindestkapital von 55.000 Euro zu erhalten. Auch beim restlichen Vermögen würde man in Südtirol laut Christoph von Ach eher bestandserhaltend denn risikoreich investieren: „Gravierende Vermögenseinbrüche sind im Allgemeinen eher nicht zu erwarten, da das Vermögen vieler Stiftungen auch auf Immobilien basiert.“

In diesen Räumen im Amt für Kabinettsangelegenheiten sitzt die Aufsichtsbehörde der Stiftungen. Christoph von Ach kennt jede der 30 Stiftungen im Detail

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Onlus steht übrigens für das italienische „organizzazione non lucrativa di utilità sociale“, zu deutsch „gemeinnützige Organisation ohne Gewinnabsichten“.

Wert. In Südtirol gibt es nur wenige Stiftungen, die über einen Onlus-Status verfügen. Eine der wenigen ist die „Hermann Rubner Privatstiftung Onlus“.

ONLUS-STIFTUNGEN. Die Organisations-

UNTERNEHMEN TUN GUTES. Obwohl

form Onlus limitiert das Tätigkeitsfeld der Stiftung auf gemeinnützige Zwecke. Sprich: Sie setzen sich zugunsten von benachteiligten Personen ein, führen Benefiztätigkeiten durch oder engagieren sich für den Schutz, die Erhaltung und Valorisierung von Gegenständen von geschichtlichem, künstlerischem oder naturschützerischem

auch hierzulande Stiftungen gegründet wurden, hinter denen bedeutende Unternehmerfamilien stehen, haben diese nichts mit einer Privatstiftung nach Schweizer Vorbild gemein. So sind etwa die „Hermann Rubner Privatstiftung Onlus“, die „Stiftung Walther Amonn“ oder die „Stiftung Innerhofer“ zwar in privater Hand,

Südtirol Panorama September | 2009

STRENGE KONTROLLEN. Die Aufsichtsbehörde der Stiftungen, also das Amt für Kabinettsangelegenheiten, wird im kommenden Jahr das Vermögen der einzelnen Stiftungen wiederum unter die Lupe nehmen. Alljährlich muss jede Stiftung eine detaillierte Berichterstattung abgeben, um die Tätigkeit und die finanzielle Entwicklung nachzuweisen. „Sollte das Stiftungsgrundvermögen von 55.000 Euro in Gefahr sein, dann ist das Amt verpflichtet, einzugreifen“, so von Ach. In der Vergangenheit musste die Aufsichtsbehörde bereits öfters aktiv werden. Die Maßnahmen, welche der öffentlichen Verwaltung dabei zur Verfügung stehen, reichen von der kommissarischen Verwaltung einer Stiftung bis zu deren Auflösung von Amts wegen. ▶


UNTERNEHMER & MÄRKTE

Stiftung Walther Amonn

Viktoria-SchulzSteinkeller-Stiftung

▶ Gründungsjahr: August 2006 ▶ Präsident: Alois Lageder ▶ Stiftungssitz: Bozen

▶ Gründungsjahr: 1982 ▶ Präsident: Ander Amonn ▶ Stiftungssitz: Bozen

▶ Gründungsjahr: 2006 ▶ Präsident: Siegfried Brugger ▶ Stiftungssitz: Bozen

Foto: Oliver Oppitz

Foto: xAlexander Alber

Stiftung Museion. Museum für moderne Kunst

Alois Lageder steht der Stiftung Museion seit ihrer Gründung als Präsident vor

Ander Amonn machte das Schloss MoosSchulthaus als Museum zugänglich

Siegfried Brugger setzt sich für den Erhalt der bäuerlichen Dachlandschaft ein

Keine andere Stiftung in Südtirol hat in den letzten zwei Jahren so viel Staub aufgewirbelt wie die Stiftung Museion: erst die Polemik um den Kippenberger-Frosch, dann der Rauswurf von Direktorin Corinne Diserens. Nun scheint Ruhe eingekehrt zu sein. Der Stiftungsrat ist daran, die budgetären Probleme zu lösen und versucht, sich auf die eigentlichen Aufgaben des Museions zu konzentrieren: nämlich die Förderung und Aufwertung von zeitgenössischer Kunst, der Kunst ab den 50er-Jahren und der Kunst der Moderne. „Wir haben damals ganz bewusst eine Stiftung und kein Landesmuseum gegründet, damit wir unsere Unabhängigkeit erhalten und auch mit privaten Sponsoren eine Partnerschaft eingehen können“, so Präsident Alois Lageder. Gefördert wird das Museion vom Land Südtirol mit jährlich 2,5 Millionen Euro. Unterstützung erhält es aber auch von der Stiftung Südtiroler Sparkasse sowie von der Gruppe der Museion-Partner, zu der mehrheitlich Südtiroler Unternehmer zählen. Die Sponsorensuche erweist sich aber als schwierig: „In Südtirol fehlen sehr große Unternehmen und vor allem wichtige, reiche Unternehmerfamilien, die über ihre privaten Stiftungen die Möglichkeit haben, Kunstinstitutionen zu unterstützen“, so Lageder. Der Stiftungsrat, der die Grundlinien für die Arbeit im Museion vorgibt und die Museumsleitung bestellt, besteht aus neun Mitgliedern.

„Wenn man etwas Wertvolles weiterführen und der Öffentlichkeit schenken will, hat man zwei Möglichkeiten“, sagt Marjan Cescutti, gesetzlicher Vertreter der „Stiftung Walther Amonn“. „Entweder man schenkt es dem Land oder gründet eine Stiftung.“ Walther Amonn, Bozner Großkaufmann und Unternehmer gründete eine Stiftung, um seine Gemäldesammlung von Tiroler Künstlern und das Schloss Moos-Schulthaus in Eppan öffentlich zugänglich zu machen. 1958 kaufte Amonn das Schloss, restaurierte es und füllte es mit Kunstgegenständen. Die Räume sind mit historischer Einrichtung und Fresken aus der Zeit um 1400 ausgestattet. Eine Besonderheit ist die seltene Darstellung des „Katzen- und Mäusekrieges“, als Sinnbild für die verkehrte Welt. Das Hauptanliegen der Stiftung wurde im Jahre 1985 realisiert: Von nun an stand das Schloss für Museumsbesucher offen. Heute finanziert sich die Stiftung mit Landesbeiträgen und Mieteinnahmen. „Aber auch die Familie Amonn unterstützt die Stiftung finanziell“, weiß Marjan Cescutti. Auf die Frage, was sich die „Stiftung Walther Amonn“ für die Zukunft vorgenommen hat, antwortet Cescutti: „Das Schloss Moos-Schulthaus ist gar nicht so leicht zu erhalten, deshalb hat der Stiftungsauschuss genug zu tun, um das Schloss auch weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“

Die Ärztin Viktoria Schulz-Steinkeller verfügte in einem Testament, dass ihre Immobilien nach ihrem Tod in einer öffentlichen Versteigerung veräußert werden sollen. Als Schulz-Steinkeller 2005 im Alter von 99 Jahren verstarb, führte Kammerabgeordneter Siegfried Brugger als Testamentvollstrecker die Versteigerung durch. Der Erlös diente als finanzielle Grundlage für die Gründung der Stiftung „Viktoria Schulz-Steinkeller“. Die private Stiftung hat zum Ziel, die traditionelle bäuerliche Dachlandschaft und Bausubstanz zu erhalten. Bei den Förderkriterien der Stiftung gibt es keine Interpretationsspielräume. „Gefördert wird nur jene Dachlandschaft, die tatsächlich bäuerlich und erhaltenswert ist,“ unterstreicht Stiftungspräsident Siegfried Brugger. Die Vergabe der finanziellen Mittel ist auch von der Bedürftigkeit der Antragsteller abhängig. Die Stiftung vergibt die Förderungen schwerpunktmäßig und unterstützt vier bis fünf Projekte im Jahr. Besonders stolz ist der Stiftungspräsident auf die Unterstützung bei der vorbildlichen Sanierung des Morgenstätterhofes im Sarntal. Das Stiftungsvermögen ist zu 80 Prozent in Geldanlagen und zu 20 Prozent in Immobilien angelegt. „Durch die Finanzkrise kann die Stiftung dieses und nächstes Jahr leider weniger Geld ausschütten“, bedauert Siegfried Brugger.

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Stiftung Südtiroler Sparkasse

Stiftung Söll

▶ Gründungsjahr: 2005 ▶ Präsident: Joachim Rubner ▶ Stiftungssitz: Kiens

▶ Gründungsjahr: 1992 ▶ Präsident: Gerhard Brandstätter ▶ Stiftungssitz: Bozen

▶ Gründungsjahr: 1971 ▶ Präsident: Dieter Schramm ▶ Stiftungssitz: Bruneck

Foto: Alexander Alber

Foto: Rubner

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Foto: Pustertaler Zeitung

Hermann Rubner Privatstiftung Onlus

Joachim Rubner, Präsident der einzigen Südtiroler Privatstiftung mit Onlus-Status

Gerhard Brandstätter ist der Präsident der größten Stiftung in Südtirol

Rechtsanwalt Dieter Schramm steht der Stiftung Söll seit 1980 als Präsident vor

Hermann Rubner, Jahrgang 1938, war ein Stratege. Er hat es verstanden, das Unternehmen Rubner aus Kiens industriell auszurichten und auf heute 1400 Mitarbeiter wachsen zu lassen. Rubner hatte aber auch ein großes Herz. „Seine soziale Aufgeschlossenheit zeigte er spontan und in aller Stille“, so Joachim Rubner, Präsident der „Hermann Rubner Privatstiftung Onlus“. Es ist dies die erste Südtiroler Privatstiftung mit Onlus Status. Sie wurde 2005, ein Jahr nach dem Tod von Hermann Rubner, gegründet. Unter dem Motto „Wir bauen auf!“ hilft die Stiftung in erster Linie den Mitarbeitern und deren Familien in Notfällen und unterstützt ausgesucht nachhaltige Projekte in den Bereichen Soziales, Umwelt und Kultur. Im Februar 2009 wurde der Familie des Egartnerhofes oberhalb von Brixen, die ihren Hof infolge eines Brandes verloren hat, ein Blockhaus übergeben. Für das Erdbebengebiet in L‘ Aquila wurde ein Blockhaus für das Krankenhaus gestiftet. Die Stiftung finanziert sich aus Beiträgen der jährlichen Gewinne der Rubner-Unternehmen und bietet aufgrund des Onlus Status steuerliche Vorteile. „Jede unserer Firmen kann bis zu 70.000 Euro des Jahresgewinns der Stiftung übertragen und zu 100 Prozent von der Steuer abschreiben,“ erklärt Rubner. Verluste im Zuge der Finanzkrise habe die Stiftung keine erlebt, da das Vermögen laut Rubner konservativ angelegt sei.

In Südtirol erreicht keine andere Stiftung die Dimensionen der Stiftung Südtiroler Sparkasse. Die Stiftung ist aus dem Bankbetrieb der Sparkasse AG ausgegliedert. Während die Stiftung die gemeinnützigen Förderungen übernimmt, ist die Sparkasse AG ein an privatwirtschaftlichen Zielen orientiertes Unternehmen. Die Stiftung ist mehrheitlicher Aktionär der Sparkasse AG und hält 68 Prozent der Aktien. Sie finanziert sich aus den Dividenden der Sparkasse AG und aus den Markterträgen der Fonds und Wertanlagen an der Börse und zu einem geringen Teil aus den Immobilien. In den vergangenen 10 Jahren wurden mehr als 80.000.000 Euro an Förderbeiträgen vergeben. Für das Jahr 2009 sieht der Tätigkeitsplan eine Förderung von 9.300.000 Euro vor. Die Bereiche Kunst und Kultur erhalten mit 42,5 Prozent den Löwenanteil, gefolgt von Sozialem mit 25,2 Prozent, Wissenschaft und Forschung mit 18,3 Prozent und sonstige Sektoren mit 14,0 Prozent. Auf die Frage, wie die Stiftung die Finanzkrise wegsteckt, antwortet Stiftungspräsident Gerhard Brandstätter: „Wir haben die Krise gut umschifft. Die Erträge sind zwar etwas gesunken, aber wir werden auch künftig eine ausgeglichene Förderpolitik betreiben können. Die sozialen Initiativen werden wir gleich stark fördern, während wir bei anderen Sektoren notgedrungen Anpassungen vornehmen müssen.“

Eine der ältesten ist die Stiftung Söll in Bruneck. Ihr Ursprung liegt im 14. Jahrhundert, zu der Zeit als in Bruneck die Pestepidemie ausbrach. Damals sahen sich die beiden wohlhabenden Familien von Stuck und Söll dazu verpflichtet, die Gründung eines öffentlichen Spitals durch die Schenkung mehrerer Höfe und Liegenschaften zu unterstützen. Über Jahrhunderte wurde dieses Krankenhaus privat geführt. Als 1971 das Sanitätswesen dann von der öffentlichen Hand übernommen wurde, gingen die Liegenschaften an die neu gegründete private Fürsorgekörperschaft mit dem Namen Söll-Stiftung über. Stiftungszweck war von nun an nicht mehr das Krankenhaus, sondern die Unterstützung von betagten und bedürftigen Bürgern. „Unser Schwerpunkt liegt im Bau und in der Führung von Wohnungen für Senioren in Bruneck. Insgesamt haben wir die letzten Jahre 50 solcher Wohnungen errichtet. Wir finanzieren uns über Landesbeiträge bei der Sanierung von Liegenschaften und über Verkaufserlöse und Mieteinnahmen der Immobilien in Bruneck“, so Stiftungspräsident Dieter Schramm. Das Vermögen ist beachtlich, es liegt zwischen 15 und 20 Millionen Euro und setzt sich aus einigen Millionen Euro an liquiden Mitteln sowie aus einer Reihe von Immobilien zusammen. Dazu zählen etwa das alte Brunecker Krankenhaus, die Spitalskirche, das alte Rathaus sowie Grundstücke rund um Bruneck.

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Foto: stock.xchng / adassel

UNTERNEHMER & MÄRKTE

Euphorie am Ganges Die Lebensfreude der Menschen, der sinnliche Glaube der Hindus, der Rausch an Farben und Gerüchen – Indien ist intensiv, bunt und vielfätig. Und es gehört zu den wirtschaftlichen Aufsteigern der letzten Jahre. Für 2010 erwartet die Weltbank für Indien ein Wachstum von acht Prozent. Ein Überblick über den Boom der letzten Jahre und die Exportchancen für Südtiroler Unternehmen. VON VERENA PLIGER

S

eine Aussage wurde nicht ernst genommen und er wurde belächelt. Heute gilt Jim O´Neill, Chefökonom von Goldman Sachs, als Hellseher. Im Jahre 2003 hatte er prognostiziert, dass innerhalb 2050 die Bric-Länder (Brasilien, Russland und Indien) die G-7-Gruppe überholen würden. Inzwischen musste er seine Aussage revidieren. Er hatte sich geirrt. Nicht 2050 wird der Überholvorgang vonstattengehen, sondern bereis 15 Jahre früher, also im Jahre 2035. Betrachtet man die aktuelle wirtschafltiche Situation Indiens, könnte O´Neill mit seinen Visionen tatsächlich recht behalten.

Zwischen Traum und Realität Ein Land zwischen Mythos und Macht, Hunger und Überfluss, Reichtum und Ruin: Indien ist der siebtgrößte Flächenstaat und nach China mit 1,2 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste Land der Erde. In den Großräumen der Millionenstädte Mumbai, Neu-Delhi und Kalkutta leben aktuell über 50 Millionen Menschen. Indien feiert sich gerne als „größte Demokratie“ der Welt, eine Etikettierung, die trotz Menschenrechtsverletzungen nicht widerlegt wurde. Gemäß der Verfassung ist Indien eine souveräne, parlamentarische Republik innerhalb des Commonwealth.

Veröffentlichungen des IWF und der Weltbank bezeichnen Indien heute als aufstrebende globale Wirtschaftsmacht, oder sogar als wirtschaftliche und politische Supermacht des 21. Jahrhunderts. In den vergangenen drei Jahren ist die drittgrößte asiatische Volkswirtschaft stetig um neun Prozent oder mehr gewachsen. Die föderative Republik Indien gliedert sich in 29 Bundesstaaten und sechs Unionsterritorien. Die Landessprachen sind Hindi und Englisch sowie weitere andere 17 offizielle Sprachen. Die Lebenserwartung liegt bei 69 Jahren, 300 Millionen Menschen leben unter der Armutsgrenze. Bei der Parlamentswahl im Mai 2009 hat die Kongresspartei gesiegt. Die BJP erlitt ein Debakel. Alter und neuer Premierminister ist Manmohan Singh.

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UNTERNEHMER & MÄRKTE VON KRISE KEINE SPUR MEHR. Während

Der indische Sensex, mit seinen 30 börsennotierten Unternehmen Stimmungsbarometer der indischen Wirtschaft, verheißt wieder Gutes. Im Frühjahr 2009 legte der Index um insgesamt 35 Prozent zu und die Ökonomen blicken hoffnungsfroh in die Zukunft. Die Investmenthäuser Goldman Sachs und Morgan Stanley ziehen in Erwägung, dass Indien in den nächsten Dekaden die wirtschaftliche Vormachtstellung erringen und sich als Supermacht der Weltwirtschaft aufschwingen könnte.

die Welt angesichts der Finanzkrise mit der Rezession ringt, wächst Indiens Wirtschaft weiter. Nach Schätzungen des indischen Finanzministeriums wird die Wirtschaft des Landes 2009 um 7,75 Prozent wachsen. Dass die indische Wirtschaft die Krise so gut übersteht, hat verschiedene Gründe. Zunächst einmal sind die direkten Auswirkungen ausgeblieben, weil das indische Bankenwesen relativ stark reguliert ist. So durften die indischen Banken gar nicht erst in riskante Finanzpapiere investieren. Und weil indische Unternehmen vor allem auf heimische Banken vertrauen, spielen ausländische Banken kaum eine Rolle.

auch Indien von der weltweiten konjunkturellen Entwicklung nicht unberührt und verzeichnet etwa bei den Exporten den größten Einbruch seit 2003. Zudem haben zuletzt die Agrarwirtschaft sowie die verarbeitende Industrie im ersten Quartal 2009 unter der Krise gelitten. Im Vergleich zu anderen ostasiatischen Länder schneidet Indien aber nach wie vor gut ab: Vor allem, weil das Land aufgrund eines starken Binnenmarktes nicht so exportabhängig ist wie die Nachbarländer China, Japan und Korea, deren Exporte in die USA radikal eingebrochen sind. Im vergangenen Jahr hat der Binnenkonsum mit 67,8 Prozent zum indischen BIP-Wachstum beigetragen. Zusätzlich hat die Regierung zur Ankurbelung des Exports ein schweres Konjunkturprogramm verabschiedet. Mittlerweile wächst in Indien auch der Absatz an Pkws, der in den meisten etablierten Automärkten radikal geschrumpft ist. Auch die Industrieproduktion hat im April wieder um 1,4 Pro-

standort Indien hat also ein großes Potenzial. Aber wie interessant kann dieser Markt für Südtiroler Unternehmen sein? Ein Gespräch mit Hansjörg Prast, dem Direktor der Export Organisation Südtirol EOS.

Foto: Helmuth Rier

KAUM EXPORTABHÄNGIG. Zwar bleibt

SÜDTIROL IN INDIEN. Der Wirtschafts-

Hansjörg Prast, Direktor der EOS, über die Chancen von Südtirol in Indien

zent zugelegt. Mit über 27 Milliarden Euro ist der IT-Sektor der erfolgreichste Wachstumsfaktor der indischen Wirtschaft. ANLEGER OPTIMISTISCH. Die Mittelschicht wächst schnell, die Bevölkerung ist jung und das Pro-Kopf-Einkommen hat sich in den vergangenen sieben Jahren verdoppelt. Laut dem Internationalen Währungsfonds wird Indien eines der sehr wenigen Länder der Welt sein, dessen Wirtschaft nicht schrumpfen wird. Denn rund 30 Prozent der 1,2 Milliarden Inder sind jünger als 15 Jahre, nur sechs Prozent älter als 65 Jahre. Diese guten Wachstumsperspektiven schüren Hoffnungen bei den Anlegern.

Foto: EOS

WICHTIGSTE IMPORTGÜTER INDIENS Fossile Brennstoffe

33,38 %

Maschinen und Transporthilfsmittel

22,57 %

Industrieerzeugnisse

14,27 %

Chemikalien

8,93 %

Sonstige Waren

8,39 %

Rohstoffe außer Benzin

4,98 %

Diverse Fertigerzeugnisse

3,59 %

Öle und Fette

1,63 %

Nahrungsmittel und Tiere

1,31 %

Getränke und Tabak

0,06 %

Indien hat einen sehr starken Binnenmarkt, wird aufgrund der schnell wachsenden Bevölkerung aber immer öfter auch Einfuhrgüter importieren müssen

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SÜDTIROL PANORAMA: Wie interessant ist der Wirtschaftsstandort Indien für Südtiroler Unternehmen? HANSJÖRG PRAST: Indien ist ein Sub-

kontinent und von seiner Struktur her sehr komplex. Der Markt ist sicher für all jene Unternehmen interessant, die bereits Erfahrung in Auslandsmärkten sammeln konnten und ihre Nischenprodukte weltweit absetzen. Als EOS beschäftigen wir uns zwar mit dem indischen Markt, bewerben ihn im Moment aber nicht explizit bei den Südtiroler Unternehmen. Ist es aber Wunsch eines Unternehmens, den Markt zu erschließen, so bieten wir jede notwendige Unterstützung an. Selbst die Finanzkrise kann die Aufholjagd Indiens nicht stoppen. Wäre es nicht gerade jetzt interessant, den Markt stärker zu bearbeiten?

Einen Markt wie Indien kann man nicht von heute auf morgen bearbeiten. Es braucht ein klares und durchdachtes Konzept und große Ausdauer. Man braucht Partner vor Ort, ein großes Geschichtsund Kulturverständnis. Indien ist ein Land, das uns Europäern fremd ist – auch wenn es uns aufgrund der Demokratie und der langen Verbindung mit Großbritannien näher ist als zum Beispiel China. Wie viele Südtiroler Unternehmen sind bereits auf dem indischen Markt tätig?

Südtiroler Unternehmen, die sich konkret am indischen Markt engagieren, kann man im Moment an einer Hand abzählen. Sie beliefern Indien mit optischen Gerä-


UNTERNEHMER & MÄRKTE Südtirol sehr stark ist, sind für Indien noch wenig interessant – auch wenn es in Indien viel Sonne, aber auch Schnee gibt. Der Export von Äpfeln könnte künftig auch sehr interessant sein, denn im Moment importiert Indien seine Äpfel aus China. Bei den Hauptlieferländern liegt Italien an 12. Stelle, Deutschland dagegen an dritter Stelle. Warum sind italienische Produkte weniger interessant?

Mumbai, ehemals Bombay, gewinnt als Motor für die indische Wirtschaft und die Filmindustrie eine immer größere Bedeutung

Weil Indien in erster Linie technische Güter importiert und Deutschland dort ein Synonym für Qualität ist. Allerdings ist dies nicht unbedingt ein Vorteil, denn zu einem niedrigen Preis muss dieselbe Qualität wie für Europa geliefert werden. Welche Schwierigkeiten gibt es bei den Handelsbeziehungen mit Indien?

ten, Spezialmaschinen und Pumpentechnik. Außerdem gibt es rund 30 Südtiroler Firmen aus dem technischen Bereich oder der Metall verarbeitenden Industrie, die in unregelmäßigen Abständen einen Verkauf nach Indien tätigen. Zusammen hatten sie 2008 einen Exportumsatz von 6 Millionen Euro.

Mit Indern ins Geschäft kommen

Welche Südtiroler Produkte könnten für Indien interessant sein?

Infrage kommen im Moment vor allem Zulieferprodukte aus dem elektronischen Bereich, aus der Metall verarbeitenden Industrie oder aus dem Maschinenbau. Bereiche wie erneuerbare Energie oder Alpintechnologie, in denen

Wirtschaftsstandort Indien Ausgeprägtes Unternehmertum Qualifizierte Fachkräfte Kostenvorteil durch lokale Produktion Industrien mit Erweiterungsbedarf Das Land besitzt eine über 55 Jahre andauernde demokratische Tradition. ▶ Die Sprache in Wirtschaft und Wissenschaft ist Englisch ▶ ▶ ▶ ▶ ▶

Wer in Indien Erfolg im Geschäftsleben haben möchte, braucht harte Nerven und sollte sich intensiv mit den Sitten und Gebräuchen des Landes vertraut machen. Davon ist der deutsche Autor Kai Oppel überzeugt. In seinem Buch „Business Knigge“ erklärt er, wie Gespräch und Verhandlungen mit Indern sicher geführt werden können. Einige dieser wichtigen Regeln im Überblick: ▶ Äußern Sie niemals direkte Kritik. ▶ Widersprechen Sie keiner Respektperson auch wenn Sie einen Fehler gemacht haben. Inder können sehr nachtragend sein. ▶ Sprechen Sie mit Indern nicht über Politik. Indien ist in mehrere Konflikte verwickelt. ▶ Fragen Sie einen Inder nicht nach seiner Kaste. ▶ Verlieren Sie nie die Geduld: Inder verurteilen Unhöflichkeit. ▶ Nicht mit der linken Hand essen. ▶ Lehnen Sie ein Getränk beim ersten Mal mit dem Hinweis ab, dass Sie keine Umstände bereiten wollen. Wer ein Getränk beim ersten Mal annimmt, gilt als gierig und schlecht erzogen. ▶ Schuhe aus: Wenn Sie in eine indische Wohnung eingeladen werden, sollten Sie Ihre Schuhe ausziehen.

Die größten Probleme sind die mangelnde Logistikinfrastruktur und die relativ hohen Zölle. In Indien fehlen für den Vertrieb von Konsumgütern entsprechende Großhandelsketten. Daher sollte man sich zunächst nur auf eine Region oder eine Stadt konzentrieren und dort ◀ das Business vorantreiben.

Die Business-Regeln in Indien sind mit jenen in Europa nicht zu vergleichen Die wichtigsten Wirtschaftssektoren: ▶ Stahlindustrie ▶ Bekleidung und Textilwirtschaft ▶ Kfz-Industrie ▶ Chemie/Pharma ▶ IT ▶ Telekommunikation ▶ Petroleum & Natural Gas Handelschancen: ▶ Wirtschaftliche & politische Stabilität ▶ Stabiles Wirtschaftswachstum ▶ Rechtssicherheit ▶ Kaufkräftige Mittelschicht: 250 Mio. Personen (2025: 400 Mio.)

Handelsbarrieren: ▶ Höhe Schutzzölle (z.B. Steuern und Zoll für Maschinen 28%, nur Zoll für Wein 150%, nur Zoll für Äpfel 50%) ▶ Für insgesamt 468 Güter (unter anderem für tierische Lebensmittel) ist eine Importlizenz notwendig. ▶ Zertifizierungspflicht beim Indischen Normungsinstitut BIS, Kennzeichnungsvorschriften, Gesundheitszeugnisse, usw. ▶ Extrem strenge Kontrolle über die Einhaltung der Importbestimmungen ▶ Bei größeren Ausschreibungen spielen staatliche Firmen noch immer eine wichtige Rolle. ▶ Logistik: Langer Transport über den Seeweg oder teurer Transport über die Luftfracht (z.B. für die Lieferung von Mustern) ▶ Der Vertrieb: 70 Prozent der Bevölkerung lebt verstreut auf dem Land, die Zahl der Betriebe ist enorm hoch (rund 12 Millionen Einzelhandelsunternehmen). ▶ Erschwerte Rechtsdurchsetzbarkeit

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Das indische Märchen Nach Indien gezogen ist sie, um möglichst schnell viel Geld zu verdienen. Geblieben ist sie der Liebe wegen. Heute arbeitet die Rittnerin Ute Mayr als Finanzchefin im Unternehmen ihres Ehemanns in Chandigarh. Über die Karriere einer jungen Südtirolerin im Land der krassen Gegensätze.

W

enn Straßen ein Mix aus Gestank und Smog sind, wenn Kühe neben Müll suchenden Kindern „weiden“, wenn Luxuslimousinen durch Slums fahren, wenn Blechhütten unter modernsten Gebäuden der Softwareindustrie unterzugehen drohen – dann befindet man sich in jenem aufstrebenden Land, das mehr als Bollywood verkörpert: Indien. Indien ist das Land der krassen Gegensätze, des unermesslichen Reichtums und der unbeschreiblichen Armut. Es ist das Land der Kasten und der Spiritualität und ein Land, in dem man an das Märchen vom Tellerwäscher zum Millionär glaubt. Ein Land, das auch eine Südtirolerin in seinen Bann gezogen hat.

„Meine indischen Schwiegereltern tragen mich auf dem Silbertablett…“ Ute Mayr

GLÜCK IN INDIEN GEFUNDEN. Die Ritt-

nerin Ute Mayr hat in Indien ihr ganz eigenes Märchen geschrieben. Nach Indien gezogen ist sie, um eine neue berufliche Herausforderung zu suchen und um mehr Geld zu verdienen. Mehr Geld, um ihr neu gebautes Massivholzmauerhaus am Ritten in einem angemessenen Rahmen abzubezahlen. Geblieben ist sie, weil sie sich verliebt hat: in Indiens zweitgrößten Hersteller von Stahlfelgen für die Automobilindustrie. Sie selbst ist heute nicht nur seine Ehefrau, sondern auch die Finanzchefin seines Unternehmens. Vor sieben Monaten ist ihre gemeinsame Tochter Maya geboren.

Wie in Indien üblich, hat Ute Mayr von Beginn an einen Gärtner in New Delhi engagiert

SOMMER IN SÜDTIROL. Ute Mayr sitzt

auf der Terrasse ihres Hauses in Kematen am Ritten, ihr Rückzugsort vom feuchten und schwülheißen Indien. Den ganzen Sommer über wird sie hier verbringen. Es war eine ihrer Bedingungen für ein Leben an der Seite ihres indischen Gatten. Lässig hängt ihre Tochter Maya in einem Tragetuch an ihrem Körper. Mit dem Haus haben sich Ute Mayr und ihr Bruder Christof einen Traum verwirklicht.

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BOCCONI-ABGÄNGERIN. Eigentlich woll-

te Ute Mayr Anthropologin werden. Dann hat man sie dazu überredet, die Aufnahmeprüfung an der Bocconi-Universität zu probieren. Lange Zeit wehrte sie ab. Ein Wirtschaftsstudium war ihr zu trocken und einseitig. Sie hatte ihre ganz eigenen Ideale. Ideale, die mit dem Bild der Absolventen eines Wirtschaftsstudiums nicht einhergingen. Zu ihrer Überraschung schaffte sie die Prüfung. Die darauf folgenden Jahre lebt

sie in Mailand und absolviert ein Studium, das ihr genauso wie die Stadt Mailand eigentlich keine Freude bereitet. Es kostet sie großes Durchhaltevermögen das Studium in fünf Jahren abzuschließen. Dann will sie nur noch raus, raus in die weite Welt. Die Diplomarbeit sieht sie als Wegbereiter dazu: In Bolivien recherchiert sie zum Thema Mikrokredite. Das verleiht ihrem Studium zum ersten Mal einen Sinn. KARRIERE BEI DER DEG. Der Weg zurück in die europäische Realität ist hart. Die Suche nach einem Job steht an. In einer Unternehmensberatung oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaft will sie auf keinen Fall arbeiten. Sie möchte mit Entwicklungsländern zu tun haben und Wirtschaftlichkeit mit Ethik verbunden sehen – mit kleinen Mitteln Großes bewirken. Dass es das gibt, hat sie bereits in Bolivien erlebt. Als sich die heute 34-Jährige als Trainee bei der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) in Köln bewirbt, sieht sie ihre große Chance gekommen. Die DEG finanziert Investitionen privater Unternehmen in Entwicklungs- und Reformländern und trägt in diesen Ländern dadurch zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum und einer Verbesserung der Lebensbedingungen bei. Die DEG ist eine 100-prozentige Tochter der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW Bankengruppe). KREDITE FÜR ENTWICKLUNGSLÄNDER.

2002 zieht Ute Mayr dafür nach Köln. Sie arbeitet rund um den Globus – also in all jenen Ländern, die in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung hinterherhinken: von Ungarn und Kroatien über Ägypten, Ghana und der Elfenbeinküste bis hin nach Indonesien. In der Zwischenzeit spricht sie sechs Sprachen fließend. „Die DEG finanziert solche Unternehmen, die in Entwicklungsländern Investitionsprojekte ab 10 Millionen Euro planen und von den Banken vor Ort oder ihrer Hausbank nicht die nötige Unterstützung erhalten. Für Investitionen


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Foto: Alexander Alber

Die Rittnerin Ute Mayr beim Fototermin mit „Südtirol Panorama“ in Kematen am Ritten

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Foto: Alexander Alber

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Ute Mayr mit ihrer sieben Monate alten Tochter in der Küche ihres Hauses am Ritten: Ihr Rückzugsort vom schwülheißen Indien

in den Bereichen Verarbeitendes Gewerbe, Infrastruktur, Agrobusiness vergibt die DEG langfristige Kredite je nach Marktkondition mit Laufzeiten bis zu 12 Jahren oder beteiligt sich direkt mit Eigenkapital am Unternehmen“, erklärt Mayr. Im Vergleich: Die lokalen Banken vergeben für Investitionen in Entwicklungsländern in der Regel nur Darlehen mit mittleren Laufzeiten bis zu fünf Jahren. EINSATZ BEI INSOLVENZFÄLLEN. „Ich

habe für die DEG Insolvenzfälle bearbeitet, Restrukturierungen von Firmen, Vollstreckungen von Immobilien oder Verkäufe von Beteiligungen durchgeführt. Ich habe mich also um jene Kunden gekümmert, die ihre Darlehen nicht mehr zurückzahlen konnten“, so Mayr. Im Laufe der Jahre bekommt sie ein Gefühl dafür, wie Eigentümer und Management ticken, unter welchen Umständen und in welchen Rechtskreisen ein Konkurs den Untergang oder eine Wiederauferstehung bedeutet. „Als Bank muss man Unternehmer mit Insolvenzerfahrung besonders gut unter die Lupe nehmen, denn sie sind skrupelloser und verschlagener und zeigen eine größere Risikobereitschaft.“ Höhen und Tiefen erlebt sie im Laufe der Jahre viele. Wann immer möglich, werden insolvente Unternehmen restrukturiert. Oft muss aber auch zu härteren Bandagen gegriffen werden. Einen Fall vergisst sie bis heute nicht: „In der Wahlkampfzeit waren wir gezwungen, ein halbstaatliches, wirtschaftlich unrentables Unternehmen mit 10.000 Angestellten in die geordnete Insolvenz zu überführen. Die Presse und die Gewerkschaften haben natürlich laut aufgeschrien und stattdessen frisches Geld verlangt, damit sahen sie alle Probleme auf einen Schlag gelöst. Aber frisches Geld verzögert in solchen Fällen nur die Insolvenz und geht mit ihr unter“, so Ute Mayr.

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„Ich hatte rückblickend ganz falsche Vorstellungen vom Leben in Indien…“ Ute Mayr

Nordafrika. Allein saß ich dort – wohlgemerkt als Frau in einem muslimischen Land – der verwitweten Inhaberin und ihren Anwälten und Beratern gegenüber. Bereits auf den ersten Blick war mir klar, dass die Frau so bankrott nicht sein konnte. Allein mit ihrem Schmuck hätte sie einen Teil der Zinsen sofort bezahlen können“, so Mayr. „Am Ende führten die Gespräche dann aber zum Erfolg. Meine Vorgesetzten trauten ihren Augen nicht, als zum vereinbarten Zeitpunkt die verhandelte Summe überwiesen wurde. Die Unternehmerin und ich sind heute befreundet“, erzählt Mayr. AUFBRUCH INS UNGEWISSE. Wer Ute

SOUVERÄNE VERHANDLERIN. Ute Mayr

lernt zäh zu sein, Verhandlungen souverän zu führen, sprachlich präzise und rechtlich versiert zu sein. Kaum sonst wäre es ihr etwa geglückt, mehrere Millionen Euro aus einer zahlungsunfähigen Firma in Ägypten zurückzuholen. „Mein Arbeitgeber hatte den Fall aufgegeben. Aber es war mein erster ganz eigenständig bearbeiteter Fall und entsprechend hoch waren meine Ambitionen. Also bin ich nach

Unternehmerin in Indien Ute Mayr wächst als drittes von vier Kindern in Kematen am Ritten auf einem Bauernhof auf. Für sechs Jahre arbeitet die Bocconi-Abgängerin bei der DEG (Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft) in Köln. Zunächst als Trainee, dann in der Abteilung Restrukturierung und zuletzt für zwei Jahre als Managerin für Investitionen in Indien. Seit einem Jahr ist die Südtirolerin mit einem indischen Geschäftsmann verheiratet und ist Finanzchefin seines börsennotierten Unternehmens „Steel Strips Wheels Limited“. Mit 1600 Mitarbeitern und einem Umsatz von 50 Millionen Euro konzentriert sich die Firma auf die Konstruktion von Stahlfelgen.

Mayr mit ihrer Tochter im Arm am Ritten sieht, erkennt, dass sie Zufriedenheit ausstrahlt. Sie ist mit sich selbst im Einklang. Dem war nicht immer so: Der Hausbau und seine Finanzierung lasteten lange Zeit schwer auf ihr. Das Gehalt, das sie anfangs in Köln verdiente, reichte für ein rasches Abbezahlen des Kredits bei Weitem nichts aus. 2005 sieht sie eine Stellenausschreibung — die DEG suchte eine Managerin für ihre Investitionen in Indien. Der Job verspricht gutes Geld. Indien hatte sie schon immer interessiert. Auch wenn sie vorher noch nie dort war. Ute Mayr bewirbt sich und wird engagiert – trotz ihres jungen Alters (damals 29) und der großen Verantwortung für die indische Kundenbetreuung. VERWALTERIN VON 300 MILLIONEN EURO. 2006 bricht sie nach New Delhi auf.

„Ich hatte rückblickend ganz falsche Vorstellungen von dem Leben dort. So dachte ich etwa, dass das Leben in Indien sehr günstig sei“, erzählt Ute Mayr, „aber allein die Miete meiner Wohnung hat 2000 Euro pro Monat gekostet.“ Außerdem ist es für sie nicht ganz so einfach, sich dort einzurichten und einzuleben. Sie hat Schwierig-


UNTERNEHMER & MÄRKTE keiten, sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden: Wo sollte sie einen Kühlschrank und Lebensmittel kaufen, woher sollte sie Strom und Wasser beziehen? CHAOTISCHES NEW DELHI. Es dauert

lange, bis sie sich in der 18-Millionen-Einwohner-Stadt zurechtfindet, zumal sie den ganzen Tag im Büro verbringt. Wie in Indien üblich, engagiert sie eine Haushaltshilfe und Köchin und einen Fahrer. Bei der Arbeit blüht sie auf. Die Verantwortung ist groß: Sie verwaltet 300 Millionen Euro und muss entscheiden, welche Beteiligungen veräußert, welche Finanzierungen aufgestockt oder wie Vertragsverletzungen ge-

HOCHZEIT NACH INDISCHEM RITUAL.

Und an ein Zusammenleben ohne Heirat ist in Indien nicht zu denken. Bei der Familie ihres Mannes hat sie einen guten Stand: „Sie tragen mich auf dem Silbertablett. Nur bei der Hochzeit waren wir nicht einer Meinung. 1000 bis 2000 Gäste wollte mein Schwiegervater einladen. Als sich mein Mann und ich dann für eine bescheidene indische Hochzeit mit 150 Leuten entschieden haben, war er schon sehr enttäuscht“, erzählt sie. EUROPÄISCHER LEBENSSTIL. Heute

wohnt sie mit ihrer Familie in Chandigarh, 250 km von Delhi entfernt. Ihr Haus

Werken in Nord- und Südindien (ein drittes befindet sich im Bau) einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro erwirtschaftet. 90 bis 95 Prozent der Felgen werden für die indischen Autohersteller Tata Motors, Maruti Suzuki oder Mahindra hergestellt, der Rest wird nach Europa (Peugeot, Renault oder Piaggio) und Südasien (Kubota) exportiert. In Indien hat das Unternehmen bislang nur einen nennenswerten Konkurrenten. ZUKUNFTSAUSSICHTEN. Unternehmerin

zu sein, ist für Ute Mayr eine neue Herausforderung. Die Firma hat ihrer Meinung nach aber die besten Zeiten erst noch vor sich. Denn gerade mal sieben Prozent der

Foto: Privat

„Mein Mann ist 37 Jahre alt. Nach guter indischer Manier könnte er bereits seit 15 Jahren verheiratet sein …“ Ute Mayr

Ute Mayr ist seit zwei Jahren Finanzchefin im börsennotierten Unternehmen ihres Mannes, das mit 1600 Mitarbeitern Stahlfelgen für die Autoindustrie produziert

handhabt werden. Dennoch: Ewig wollte sie nicht in Indien bleiben. Wäre da nicht die Liebe ins Spiel gekommen. VERLIEBT IN EINEN INDER. Gerade ein-

mal ein Jahr arbeitet sie in Indien, als einer ihrer Kunden bei ihr um eine Finanzierung für ein neues Werk im Osten Indiens anfragt. Der Mann beginnt sich für die Südtirolerin zu interessieren. Den beruflichen Treffen folgen die ersten privaten. Heute, drei Jahre später, ist sie mit Dheeraj Garg verheiratet. Und das, obwohl Ute Mayr nie heiraten wollte. „Mein Mann ist 37 Jahre alt. Nach guter indischer Manier könnte er bereits seit 15 Jahren verheiratet sein. Aber er hat es trotz des Drängens seiner Eltern geschafft, auf die Richtige zu warten“, lächelt die Rittnerin.

wurde von Pierre Jeanneret, dem Cousin des Städteplaners Le Corbusier, geplant. „Bis auf unsere zehn Angestellten leben wir recht europäisch. Unser Koch kocht Pasta, Risotto und sogar Knödel. Da ich die Privatsphäre aber doch oft vermisste, habe ich durchgesetzt, dass wir am Wochenende ohne Personal auskommen“, erzählt Ute Mayr. WANDEL ZUR UNTERNEHMERIN. Ihr

Mann ist Inhaber von „Steel Strips Wheels Limited“, einem börsennotierten mittelständischen Unternehmen, das mit rund 1600 Mitarbeitern Stahlfelgen für Autos, Motorräder und Lkws produziert. Ute Mayr hat ihren Vertrag bei der DEG letztes Jahr gekündigt und ist nun die Finanzchefin seines Unternehmens, das mit zwei

Inder besitzen ein Auto. Vor allem durch die Produktion von Billigautos wie dem Tata Nano soll in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auch dem Rest der Bevölkerung der Erwerb eines Autos ermöglicht werden. Der Automarkt wird laut Mayr zu Indiens Branchen der Zukunft gehören. An der künftigen Entwicklung dieses Marktes werden sie und ihr Mann beteiligt sein. Danach will sie weitersehen. „Lange wird es nicht dauern, bis wir uns nach einer neuen Herausforderung sehnen. Darüber hinaus haben wir vor, unseren Lebensmittelpunkt nach Europa oder eventuell auch nach Japan zu verlegen, zumal ein Leben in Indien langfristig zu viel an Lebensqualität einbüßen würde. Die Zukunft wird zeigen, wohin uns das Leben letztendlich verschlägt.“ ▶

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„In Indien ist die Krise vorbei“ Wer in Indien Erfolg im Geschäftsleben haben will, braucht starke Nerven. Auf was es ankommt und wie die Zukunft des Wirtschaftswunders aussehen wird, schildert Ute Mayr im Interview. das mag wie ein Tropfen auf dem heißen Stein erscheinen, aber ein großer Beitrag besteht aus vielen kleinen und würde jeder seinen Garten Eden pflegen, dann wäre die Welt ganz schnell ein kleines Paradies.

SÜDTIROL PANORAMA: Wie stark hat die Finanzkrise Indien getroffen? UTE MAYR: Das indische Finanzsystem

war vor Ausbruch der Finanzkrise zum Glück noch zu wenig entwickelt. So haben die Banken die toxischen Assets aus den USA noch nicht in einem so hohen Maße gehandelt. In Indien scheint die Krise bereits seit dem ersten Quartal dieses Jahres überwunden zu sein. So hat etwa Maruti Suzuki, der größte indische Autobauer, im zweiten Quartal 2009 seine Gewinne im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent übertreffen können. Und wir sprechen hier von einem Vergleichszeitraum noch vor der Finanzkrise.

Im letzten Quartal 2008 haben wir einen dramatischen Umsatzeinbruch erlebt, ganz in Einklang mit den niedrigen Autoverkaufszahlen. So schnell der Absturz kam, so schnell kam auch wieder der Aufschwung. Bereits im Jänner und Februar 2009 sind die Verkaufszahlen wieder gestiegen und seit Mai verzeichnen wir monatliche Rekordumsätze. Das beste Umsatzergebnis seit der Gründung im Jahre 1992 hatten wir jetzt im Juli. Die Automobilindustrie ist wieder so stark wie vorher, und das nicht etwa wegen einer Verschrottungsprämie. Könnte Indien den Sprung zur Weltmacht schaffen?

Sagen wir so, Indien hat einen extrem großen Binnenmarkt, der sehr viel Aufholbedarf hat. Der Großteil der 1,2 Milliarden Menschen lebt mit sehr geringen Mitteln. Die Zeit, in der diese Menschen mehr als nur ihre Grundbedürfnisse decken, wird kommen. Und irgendwann werden die Inder den Konsum zelebrieren wie wir im Westen. Und dafür werden sie angesichts der Bevölkerungszahl unglaublich viele Waren benötigen. Ihr Mann ist Chef von 1600 Angestellten. Welches sind die größten Schwierigkeiten?

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Foto: Alexander Alber

Wie stark hat Ihr Unternehmen „Steel Strips Wheels Ltd“ die Krise gespürt?

Auch indische Unternehmen engagieren sich in der Regel gegen die Armut. Gibt es auch in ihrem Unternehmen ein Sozialprogramm?

Ute Mayr lebt und arbeitet seit über drei Jahren in Indien

Ganz klar die Mitarbeiterführung. In Europa hat jeder Angestellte ein gewisses Maß an Eigenverantwortung. In Indien ist die Eigenverantwortung überdurchschnittlich hoch, solange der Mitarbeiter ambitioniert ist, aber seine Ambitionen unterliegen Schwankungen, die sehr oft außerhalb unseres Einflussbereichs liegen. Daher ist es wichtig, dass die erste Management-ebene mit guten und loyalen Leuten besetzt ist. Sie führen heute ein recht europäisches Leben in Indien. Wie schlimm ist es zu wissen, dass in diesem Land rund 450 Millionen Menschen mit weniger als einem Euro pro Tag auskommen müssen?

Am Anfang hat mich die Armut sehr berührt. Sie gehört zum täglichen Leben und man kann ihr nicht entkommen. Mit der Zeit findet man einen Weg, einen ganz eigenen Beitrag zu leisten. Man begegnet Familien, die man monetär unterstützt, Kinder, denen man eine Ausbildung schenkt oder Frauen, für die man einfach als Ansprechpartner da ist. All

In Indien übernimmt nicht wie in Europa der Sozialstaat die soziale Verantwortung, sondern vor allem die Unternehmen und all jene, die in irgendeiner Weise erfolgreich sind und sich dafür erkenntlich zeigen wollen. Unser Unternehmen unterstützt unter anderem eine Schule, die es Straßenkindern ermöglicht, ein normales Leben zu führen und darüber hinaus eine Schulbildung bis zur Matura zu genießen. Leider ist es sehr schwierig, die Eltern der Kinder von der Wichtigkeit einer Schulbildung zu überzeugen. Sie wollen lieber, dass ihre Kinder auf die Straße gehen und Geld auftreiben. Wie verhalten sich indischen Geschäftsleute in ihren Geschäftsbeziehungen?

Inder reden nicht sehr viel, sind aber sehr schnell im Denken und im Kalkulieren. Sie sind sehr bestimmt und zielorientiert und sie wollen immer mehr als das Maximum. Sie erkennen die Stärken und Schwächen ihres Gegenübers sofort. Unsere europäische rücksichtsvolle und zuvorkommende Art führt nicht zum gewünschten Erfolg. Wer zweifelt und unsicher ist, hat schnell verloren. Indische Geschäftsleute sind dafür bekannt, extrem viel zu arbeiten. Gibt es überhaupt klassische Geschäftszeiten?

Klassische Geschäftszeiten, wie wir sie aus Europa kennen, gibt es in Indien nicht. Man arbeitet sechs Tage die Woche von 7 Uhr bis 20 Uhr und muss die restliche Zeit immer erreichbar sein. Das Management ist sogar an Sonntagen im Ein◀ satz. Die Arbeit ist ihr Leben. VERENA PLIGER


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funktion dieser Produkte liegt natürlich darin, effizienten Schatten zu spenden, vor neugierigen Blicken oder Langfingern zu schützen und damit ein Wohlfühlambiente zu erzeugen. Immer wichtiger wird aber auch die Frage der Energieeinsparung beim Wohnen. Und hier können HELLA-Produkte voll punkten. Denn die kompletten Sonnen- und Wetterschutzlösungen sparen bis zu 30 Prozent Energie ein. Dies gilt sowohl für das Abkühlen in der Sommerhitze als auch für das Warmhalten im Winter.

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Foto: Alexander Alber

Die neue Rittner Seilbahn ist seit Mai dieses Jahres im Betrieb. An den Außenflächen der Talstation in Bozen hat Serisolar 240 qm Sonnenschutzfolien angebracht

Bahn trotzt der Hitze Das Unternehmen Serisolar hat ein neues Prestigeprojekt: Die Talstation der Rittner Bahn in Bozen. Dank der Anbringung von Sonnenschutzfolien können die laufenden Kosten für die Klimatisierung um 30 bis 50 Prozent reduziert werden. Ein Modell für eine Zukunft mit weniger CO2-Ausstoß. 22

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o kalt es in Südtirol im Winter sein kann, so heiß kann es im Sommer sein. Temperaturen um die 38 Grad Celsius und mehr, sind keine Seltenheit. Wer sich bei diesen extremen Temperaturen in Gebäuden mit Glasfassaden aufhalten muss, leidet besonders stark unter der starken Sonneneinstrahlung und Überhitzung der Innenräume. Um die Hitze in Griff zu bekommen und die Produktivität wieder zu steigern, werden in den meisten Unternehmen oder Einfamilienhäusern Klimaanlagen installiert. Das Dilemma: Die Kosten für die Klimatisierung erreichen dadurch ungeahnte Höhen.

onssumme der Sonnenschutzfolie amortisiert sich aufgrund der hohen Einsparung innerhalb von drei bis vier Jahren. NEUE TECHNOLOGIE. Die von Serisolar

angebrachten Schutzfolien haben eine Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren. Die Garantieleistung liegt zwischen 5 bis 10 Jahren und deckt das Produkt sowie die geleistete Installation ab. Dank einer neuen Monta-

▶ Energiereflexion der Scheiben von 60 bis 88 Prozent. Daraus resultiert eine Energieersparnis von bis zu 50 Prozent, die sich durch den reduzierten Bedarf an Klimatisierung ergibt. ▶ Weil die Folien die technologische Konnotation des Gebäudes unterstreichen, überzeugen sie neben der Hitzedämmung auch in ihrer ästhetischen Wirkung.

che Alternativen gibt es? Um diesem Dilemma ein Ende zu setzen, hat das Trienter Unternehmen Serisolar eine clevere und kostengünstige Idee entwickelt: Die Installation von Sonnenschutzfolien auf Gebäudeglasscheiben. Eine Technik, die für Furore sorgt. Durch das Anbringen der Schutzfolien konnten etwa das Hotel Four Points Sheraton in Bozen, die Klimahaus-Agentur am Bozner Boden, die Weinkellerei Nosio Rotary in Mezzocorona, das Unternehmen GlaxoSmithKline in Verona oder die neue Messe Mailand die Nachteile ihrer Glasfronten beheben. Die Ergebnisse: Der Heizeffekt der Sonne konnte um bis zu 88 Prozent vermindert werden und dank des Blendschutzes der Folien wird das Licht gleichmäßig gestreut. Jeder, der vor dem Computer sitzt, wird damit nicht mehr von der direkten Sonneneinstrahlung gestört. Die Folien sind meist völlig transparent, es existieren aber auch dekorative Folien, die einen besonderen ästhetischen Effekt erzielen. RITTNER SEILBAHN. Das neueste Refe-

renzprojekt von Serisolar ist die Talstation der neuen Rittner Seilbahn in Bozen. Um die Durchschnittstemperatur von über 30 Grad Celsius in den Monaten zwischen Mai und September zu reduzieren, hat Serisolar auf einer Fläche von rund 240 qm an den Fensteroberflächen im Süden, Osten und Westen spezielle Sonnenschutzfolien angebracht. Durch diese Folien konnten die laufenden Kosten für die Klimatisierung um 30 bis 50 Prozent reduziert werden und auch das Phänomen des Glashauseffektes wurde damit zur Gänze behoben. Die Investiti-

Foto: Alexander Alber

CLEVER & KOSTENGÜNSTIG. Doch wel-

Dank der Sonnenschutzfolien von Serisolar können die Kosten für die Klimatisierung an der Talstation der Rittner Bahn um 30 bis 50 Prozent reduziert werden

getechnologie müssen selbst großflächige Fenster nicht mehr abmontiert werden. 40 JAHRE ERFAHRUNG. Serisolar kann

auf 40 Jahre Erfahrung im Bereich Klebefolien bauen. Die jährliche Wachstumsrate von Serisolar beträgt durchschnittlich 60 bis 70 Prozent. Bereits über 4.000 Kunden aus dem norditalienischen Raum haben Sonnenschutzfolien von Serisolar an ihren Gebäuden angebracht. Pro Jahr installiert Serisolar auf einer Fläche von über 35.000 qm Folien in den verschiedensten Farben und Größen. Das Unternehmen ist außerdem darauf spezialisiert, herkömmliche Scheiben gemäß der europäischen Norm D. Lg. 626. durch spezielle Klebefolien in Sicherheitsglas umzuwandeln. DIE VORTEILE DER SONNENSCHUTZFOLIEN:

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Ivo Barth: Weltoffen und weitsichtig. Den Unternehmer fasziniert all das, was andere nicht interessiert

Der Perfektionist Die Welt ist klein für Ivo Barth: Ob London, Singapur oder Mailand – weltweit bekannte Flagshipstores und Museen tragen die Handschrift seines Innenausbauunternehmens. Groß gemacht hat ihn die Perfektion und die Liebe zum Detail. Die Skizze eines weitsichtigen Unternehmers, dem es ganz egal ist, ob seine Kunstinstallationen polarisieren oder provozieren.

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unst inspiriert, Kunst rüttelt auf, Kunst provoziert, Kunst setzt Diskussionen in Gang. Bei zeitgenössicher Architektur ist es ähnlich – selbst im 21. Jahrhundert noch. Wer beides zum Einsatz bringt, braucht ein dickes Fell. Ivo Barth hat ein solches. Ihn fasziniert all das, was andere nicht interessiert. Als er die „Große Skulptur für kleinen Balkon“ von Künstler Hans Kuppelwieser vor drei Jahren erwarb, gab es noch keine Entwürfe für das neue Verwaltungsgebäude von Barth Innenausbau in Brixen. Die Architekten Gerd Bergmeister und Christian Schwienbacher hatten gerade erst den Auftrag erhalten. Fest stand aber bereits damals: Die Aluminiumskulptur bekommt einen wichtigen Platz am neuen

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Gebäude. Genauso wie das Kunstprojekt Silo Barth, das Künstlerin Esther Stocker im selben Jahr installiert hat. Sie hüllte den 21,50 Meter hohen Silo, in dem die Holzspäne gesammelt werden, in ein Kleid. In eine schwarz-weiße Hülle aus Nitrolack. Eine Installation, die für Aufsehen sorgte und Barth den „Südtiroler Preis für Kunst am Bau 2007“ einbrachte. DER POLARISIERER. Der neue Verwal-

tungssitz in der Brixner Industriezone ist seit einem Jahr bezugsfertig. Das Aluminiumkunstwerk Kuppelwiesers steht wie ein überdimensionaler Polster auf einem der herausragenden Balkonvorsprünge. Der Bau mit den vielen Auskragungen ist gewöhnungsbedürftig: der Farbton

smaragdgrün, die Markisen schwarz, die Skulpur silbern. Dass ihn die Leute fragen, was es mit der Skulptur auf sich hat, daran hat sich Ivo Barth längst gewöhnt. Er mag es zu polarisieren. Für ihn ist die Skulptur mehr als „dropped sculpture“. Sie ist ein künstlerischer Beitrag zur Bauaufgabe mit Bezug zum Ort, zur Architektur und zur Nutzung des Gebäudes. „Wer sich nicht für Kunst interessiert, wird auch nicht Kunst am Bau installieren. Ich kann nicht anders. Ich habe einfach diesen permanenten Wunsch, immer wieder Projekte mit Künstlern zu realisieren“, so der 45-Jährige, der am Unternehmenssitz auch Installationen von Arnold M. Dall´Ó, Ernst Trawöger und Josef Rainer besitzt.


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Die Skulptur von Künstler Hans Kuppelwieser „Große Skulptur für kleinen Balkon“ sieht Ivo Barth als Visitenkarte des Unternehmens

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BAUEN & KLIMAENERGY DER INDIVIDUELLE. Gegen den Strom

Barth heute als seine Partner. 200 Architekten, die immer wieder auf ihn zurückkommen. „Zeigt sich ein Architekt einmal mit deiner Arbeit, Präzision und Zuverlässigkeit zufrieden, so wird er dich auch beim nächsten Projekt engagieren“, so der Kunstliebhaber. DER ZURÜCKHALTENDE. Ivo Barth ist der

Mann für das Detail. Er beschreibt sich als äußert genau und präzise. Einer, der zu keinem Termin zu spät kommt. Eine typische Jungfrau eben. Mehr zu seiner Person lässt sich der passionierte Sportler nicht entlocken: Ivo Barth ist kein Mann der großen Worte. Projekte vor versammelter Runde

Unternehmer vor 13 Jahren angetan war. Unangemeldet stand er damals in der Tischlerei von Barth und fragte den gerade 32-Jährigen, ob er nicht Interesse daran hätte, seine Villa am Starnberger See einzurichten. Was für eine Frage! Natürlich hatte er Interesse! Von dem Moment an tauchte der Brixner in eine ihm bis damals unbekannte Welt ein: in die Welt des Luxus und Lifestyles. Eine Welt, in der man herumgereicht und empfohlen wird, die aber auch eine neue Denkweise erfordert. „Kunden im Luxussegment haben völlig andere Ansprüche. Von der Kommunikation, über die Lieferung bis hin zur Montage, jedes Detail muss mit

Foto: Alexander Alber

zu schwimmen, liegt in seinem Naturell, beim Sammeln von Kunst genauso wie bei der Entwicklung von Unternehmenskonzepten. Kaum sonst lässt sich seine Erfolgsgeschichte erklären: Innerhalb von nur zwanzig Jahren hat Ivo Barth die Tischlerei seines Vaters zu einem der europaweit führenden Unternehmen im Innenausbau von Museen und Luxusstores geführt. Die Mitarbeiterzahl ist von 15 auf fast 50 angestiegen. Heute trägt die Einrichtung des vierstöckigen Mailänder Rolex-Flagshipstores genauso seine Handschrift, so wie der Teuco-Store in Paris oder das Deutsche Museum in München.

Wenn Ivo Barth spricht, dann ruhig, besonnen und bescheiden. Den Architekten, seinen Partnern, gefällt seine zurückhaltende Art

Hinter einem so steilen Aufstieg steht ein klares Konzept. „Wir haben uns von der Designkompetenz verabschiedet und konzentrieren uns auf die Umsetzung von Ideen. Die Kreativität überlassen wir zur Gänze den Architekten. Sie sind unsere Partner. Sie haben die Ideen und kennen die Trends“, so der Vater von zwei erwachsenen Töchtern und einem Sohn.

„Ich habe bei mir zu Hause kein einziges Möbelstück selbst entworfen …“ Ivo Barth

DER ANDERSDENKENDE. Während alle

anderen Tischler danach lechzen, Neues zu entwerfen, interessiert ihn das kein bisschen. „Ich habe bei mir zu Hause kein einziges Möbelstück selbst entworfen. Mir macht das einfach keinen Spaß“, so der Neffe von Architekt Othmar Barth, dem maßgeblichen Präger der Südtiroler Baukultur. Weltweit 200 Architekten bezeichnet Ivo

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zu präsentieren, das liegt ihm nicht. Wenn er spricht, dann ruhig, besonnen und bescheiden . DER NEUGIERIGE. Den Architekten gefällt seine zurückhaltende Art. Ein Charakterzug, von dem auch ein deutscher

absoluter Perfektion ausgeführt werden. Um diese Welt zu verstehen, haben wir die Mitarbeiter gezielt geschult. Als bodenständiger Südtiroler muss man sich an solche Ansprüche erst gewöhnen“, so Barth. DER WELTOFFENE. Von Singapur, über

Kanada und die USA bis hin zu Großbritannien – Barth ist mittlerweile weltweit vertreten. Von Krise keine Spur. „Wir haben rechtzeitig dagegengesteuert und uns auf Projekte außerhalb von Südtirol konzentriert. Unser Know-how für den Export, dazu gehören Sprachenkenntnisse genauso wie logistische Anforderungen, ist mittlerweile bekannt“, so Barth. So glücklich er sich einerseits schätzt, in Zeiten der Baurückgänge nicht


Foto: Alexander Alber

Ivo und Verena Barth: Ein Unternehmerpaar ohne Starallüren

Von der Kunsttischlerei in die Welt Die Tischlerei Barth ist ein Familienunternehmen, 1877 gegründet, führt sie Ivo Barth heute in vierter Generation. Sein Einstieg in das Unternehmen verlief klassisch: Nach Abschluss der zweijährigen Handelsschule ging er im Alter von 16 Jahren bei seinem Vater in die Lehre, machte die Ausbildung zum Holztechniker in Rosenheim, jobbte für zwei Jahre bei zwei Mitbewerbern, bevor es ihn 1989 wieder ins eigene Unternehmen zurückzog. „Mein Vater hat mich von dem Moment an machen lassen und ist als Chef in den Hintergrund getreten. Ich hoffe, dass es auch mir gelingt, den Generationenwechsel so reibungslos zu gestalten“, so der 45-jährige Unternehmer. Mit seinem Enthusiasmus erlebte die Tischlerei einen tief greifenden Wandel: Büros wurden eingerichtet, Zeichnungen nicht mehr per Hand, sondern mit Hilfe von Autocad gefertigt, CNC-Maschinen installiert. „Wenn man so jung ist, macht man natürlich auch Fehler, aber wer keine Fehler macht, kann nicht daraus lernen und verliert die Freude an der Arbeit“, so Barth. Heute hat sich das Unternehmen auf die vier Sparten Museum, Headquarter, Shop-Showroom und Private spezialisiert. Zu den wichtigsten Referenzprojekten zählen die Einrichtung der Wohnung von Papst Benedikt im Brixner Priesterseminar anlässlich des Besuches 2008, Einrichtungen im Vatikan, die Rolex-Flagshipstores in Mailand, Berlin und Frankfurt, die iGuzzini-Showrooms weltweit, die LK-Bennett-Stores in Großbritannien, der neue 600 qm große Multilabel-Store Kraler in Toblach, der Sitz der Helvetia-Versicherung in Mailand, verschiedene Einrichtungen für Architekt Fuksas in Rom oder das Ötzimuseum in Bozen.

nur auf den Südtiroler Markt angewiesen zu sein, so weiß er andererseits die Vorteile des Standortes Südtirol zu schätzen. Den Standort zu verlegen, das käme für ihn nie infrage. Allein der qualifizierten Mitarbeiter wegen, die letztendlich den Wettbewerbsvorteil ausmachen. Über die hohen Steuersätze in Italien zerbricht er sich den Kopf nicht: „Wer gut arbeitet, der muss auch Steuern bezahlen können“, so Barth. DER DIRIGENT. Heute kümmert sich Ivo Barth hauptsächlich um das Segment Museumseinrichtung. „Viel von der Verantwortung über die Bereiche Showrooms, Privateinrichtungen und Firmensitze habe ich an meine Mitarbeiter übertragen“, sagt er. 13 Meister beschäftigt er heute. Jedes Jahr holt er sich einen neuen Lehrling ins Boot. Er bildet sie aus und lässt sie aufsteigen. Wie alle Mitarbeiter lässt sie Ivo Barth an der langen Leine und lässt sie wachsen. Genauso wie ihn damals sein eigener Vater wachsen ließ. Mit Erfolg – und der Erfolg gibt ◀ ihm Recht! VERENA PLIGER

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Firmengebäude aus Holz Privathäuser aus Holz sind seit Jahren auf dem Vormarsch! Die vielseitigen Vorteile des modernen Holzbaues überzeugen nun auch immer mehr Unternehmen, ihre Gebäude in Holz auszuführen.

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eit Jahren werden vor allem bei Privathäusern Komfortansprüche mit einer umweltschonenden und energieeffizienten Bauweise verbunden. „Aber auch immer mehr Unternehmer erkennen, dass diese Ansprüche auch für den gewerblichen Bau gelten“, erklärt Walter Capovilla, Geschäftsführer von holz & ko. ANGENEHMES ARBEITSKLIMA. Das

Wohlbefinden und die Effizienz von Mitarbeitern hängt auch mit dem physischen Arbeitsplatz zusammen – und somit auch mit der Ausführung von Firmengebäuden. Mit dem gesunden und dauerhaften Baustoff Holz kann nicht nur ein angenehmes Arbeitsklima, sondern auch hoher Komfort geschaffen werden.

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ÖKOLOGISCH UND ÖKONOMISCH. Die

Verwendung von nachhaltigen Baustoffen aus Holz leistet einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz, ohne dabei den wirtschaftlichen Aspekt zu vernachlässigen. Die in der Regel etwas höheren Baukosten amortisieren sich durch geringere Betriebskosten nach wenigen Jahren. holz & ko hat den Firmensitz von Naturalia Bau in Meran errichtet

REFERENZEN. Beispiele für die gelungene

KURZE REALISIERUNGSZEITEN. Mit dem heutigen Know-how im Holzbau können anspruchsvolle Firmengebäude und Erweiterungen in kurzer Zeit realisiert werden. Dadurch wird das „Alltagsgeschäft“ der Firmen nur kurz gestört.

Umsetzung von Gewerbebauten durch die holz & ko ist das Firmengebäude von Naturalia Bau, das von der KlimaHaus-Agentur erst kürzlich als „Italiens erstes Firmengebäude ohne CO2-Ausstoß“ (KlimaHaus Gold Plus) ausgezeichnet wurde, aber auch das 2008 fertiggestellte eigene Bürogebäude in Deutschnofen (KlimaHaus A Plus). ◀


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Berater für die Zukunft Auch in Südtirol versuchen immer mehr Menschen, ihre Energiekosten zu reduzieren. Doch welche ist die beste Form, Energie nachhaltig zu senken? Die Südtiroler Raiffeisenkassen und die KlimaHaus-Agentur haben hierfür eine gezielte Energieberatung ins Leben gerufen. QUALIFIZIERTE BERATUNG. Doch

Foto: Raiffeisenverband

welche Möglichkeiten gibt es, um die Ausgaben für Energie nachhaltig zu senken? Um Aufklärung in diese komplexe Materie zu bringen, haben die Südtiroler Raiffeisenkassen zusammen mit der KlimaHaus-Agentur eine gezielte Energieberatung ins Leben gerufen. „Personenhaushalte oder Unternehmen, die ihre Gebäude sanieren oder Maßnahmen zur Energieeinsparung treffen möchten, können über die Raiffeisenkassen eine umfassende Energieberatung in Anspruch nehmen“, so Paul Gasser, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes. DIE BERATUNG. Energieberater und Nachhaltige Senkung der Energieausgaben als Ziel: Paul Gasser, Landesrat Michl Laimer und Norbert Lantschner bei der Unterzeichnung der neuen Konvention

substanz auf. „Es muss uns gelingen, diese Häuser auf Klimahaus-Standard zu bringen und den Energieverbrauch um 70 bis 90 Prozent zu senken. Denn der durchschnittliche Energieverbrauch im Land liegt noch immer bei 21 Litern Heizöl pro Quadratmeter und Jahr“, meint Norbert Lantschner, Direktor der KlimaHaus-Agentur.

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üdtirol ist auf dem besten Weg, sich als unabhängiger Energieversorger zu etablieren. „Die ersten Schritte hierfür wurden mit dem KlimaHaus und der energetischen Sanierung gelegt“, so Landesrat Laimer. 150.000 Häuser und Wohnungen stammen aus den 60er- und 70er-Jahren und weisen eine schlechte Bau-

Experten der KlimaHaus-Agentur führen einen Gebäudecheck durch, der die energetischen Schwachstellen der Immobilie aufzeigt. Sie informieren über geeignete Bau- und Modernisierungsmaßnahmen und berechnen die dafür ◀ notwendige Investitionssumme.

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Fotos: Alexander Alber

Das weiß verkleidete Satteldach verleiht der Hofstelle ein mediterranes Flair

Die moderne Hofstelle Ein Bauernhaus stellt man sich eigentlich anders vor – genauso wie man sich einen Landwirt anders vorstellt. Aber Thomas Barbieri ist eben anders. Während er selbst Designermode trägt und an der Mailänder Bocconi studiert, ist seine Hofstelle ein mediterranes Juwel inmitten von Weingütern.

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Foto: Privat

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estreiftes Poloshirt, Krokogürtel und schwarze Designerschuhe. Einen Bauern, der Weingüter in Terlan und Andrian bewirtschaftet, stellt man sich eigentlich anders vor. Aber Thomas Barbieri ist eben kein gewöhnlicher Landwirt. Er absolviert an der Bocconi in Mailand einen Master in Wirtschaftswissenschaften und arbeitet in seiner Freizeit als DJ. Ein klassischer Bauernhof mit Geschnörkel würde zu seiner Person nicht passen. Als er vor drei Jahren das Erbe

Der alte Besitz wurde abgerissen und zu einer modernen Hofstelle umgewandelt

der über hundert Jahre alten Hofstelle auf dem elterlichen Grundstück antrat, hatte er eine klare Vorstellung: Das baufällige Bauernhaus sollte abgerissen werden und eine moderne Hofstelle sollte entstehen. Mittlerweile wohnt Thomas Barbieri seit einem halben Jahr im neu errichteten Haus. Bereits von außen wird deutlich, dass hier Menschen leben, die auf Modernität setzen. Weiß verputzt und schnörkellos steht der Neubau am Rande des Dorfes. Nur wer genauer hinsieht, erkennt, dass


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das Haus noch immer seinen Zweck als Hof erfüllt: Ein Traktor mit Sprühanhänger steht in der Garage, dahinter ist eine Reihe grüner Obstkisten gestapelt.

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NUR NICHT RUSTIKAL. Mit viel Respekt

und Einfühlungsvermögen hat Architektin Christa Mair eine Außenfassade entworfen, die nicht radikal mit der angrenzenden bäuerlichen Umgebung bricht: Auch wenn Flachdächer im Moment im Trend liegen, hat sie Barbieri ein leicht geneigtes Satteldach empfohlen. Damit es nicht zu rustikal aussieht, wurden das Dach und die Balken – weiß verkleidet. „Die Palmenterrasse mit dem Riemenboden verleiht dem Haus einen mediterranen Stil. Hier am Abend ein gutes Glas Weißwein zu trinken, ist einfach herrlich“, erzählt der junge Landwirt. HELLES INTERIEUR. Innen setzt sich die

helle, freundliche Ausstrahlung fort. Um

1. Pure Offenheit: Über eine Rampe wird die Sitzecke mit dem Essbereich verbunden. 2. Raum voller Ideen: Der Blick von der oberen Etage fällt auf die harmonische Anordnung des lichtdurchfluteten Wohnraumes. 3. Die neue Leichtigkeit: Küche und Essbereich sind von einem offenen Raum- und hellem Farbkonzept gekennzeichnet. Die Farben Grün und Weiß ergeben ein stimmiges Genussambiente

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1. Rückzugsort: Die kleine Bibliothek fungiert als Raumteiler. 2. Zaubergarten: Die Orchideen vor den Bildern vom Parisurlaub ergeben eine stimmige Dekoration 3. Bon appétit! Das seidenmatt lackierte Nussholz des Esstisches sorgt für ein edles Ambiente. 4. Es werde Licht: Die Foscarini-Leuchte von Designerin Patrizia Urquiola 5. Ein tolles Team: Bauherr Thomas Barbieri und Egon Tschimben vom Studio Creaplan

der Verbindung zwischen Funktionalität und Ästhetik gerecht zu werden, hat sich Thomas Barbieri für das Interieur einen Einrichtungsberater zur Seite gestellt: „Da ich mich nicht gewagt habe, eine Inneneinrichtung in dieser Größenordnung allein zu realisieren und wegen meines Studiums nur begrenzt Zeit zur Verfügung hatte, habe ich Egon Tschimben von Creaplan engagiert.“ Entstanden ist ein Traum von Offenheit: „Für den großzügigen Hauptraum in der ersten Etage haben wir ein Konzept mit verschiedenen Wohnzonen entworfen. Damit behält der Raum weiterhin seine Offenheit und jede der sechs Wohnzonen wird wie ein separater Rückzugsort wahrgenommen“, erklärt Egon Tschimben.

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MEHRERE WOHNZONEN. Hierfür wur-

EIN TRAUM VON OFFENHEIT. Offen ist

de mit multifunktionellen Kunstputzelementen gearbeitet, die gleichzeitig als Möbel und Raumteiler fungieren. Wer also vom Sofa aus seinen Blick auf den Flachbildgiganten oder in die obere Etage wirft, kriegt dank der Kunstputzelemente vom Treiben im Esszimmer und in der angrenzenden Küche nichts mit. Die Wohneinheit mit der Garderobe, der bequemen Sitzgruppe und der kleinen Bibliothek ist über eine leichte Rampe mit dem Essbereich verbunden. Um Ruhe in den Raum zu bringen, wurden alle Möbel von der Aperitifecke über den Esstisch bis hin zum Boden in der oberen Etage mit demselben Nussholz gefertigt.

nicht nur der Wohnraum, sondern auch die obere Etage, in der sich drei Schlafzimmer, ein übersichtlicher begehbarer Schrank und ein Bad mit transparenter Glastür befinden. Auch hier dominieren helle Stoffe, viel Platz und Licht von allen Seiten. Um die Möbel – wie etwa die restaurierte Kommode – direkt an die Wand stellen zu können, kamen flächenbündige Sockelleisten zum Einsatz, die mit den wandbündigen Türen einhergehen. „Ich bin begeistert vom Endergebnis und genieße vor allem jetzt im Sommer die beiden Balkone und die weitläufige Terrasse. Sie verleihen dem Ambiente ein Extramaß an Atmosphäre und Freiheitsgefühl“, schwärmt Thomas Barbieri. ◀


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ein sehr positiver Wert“, erklärt Geschäftsführer Gianni Camisa. Trotz der Investitionen von 3 Millionen für den Kauf von Sintecop, für die Lancierung der webbasierten ERP-Lösung „SoftM Semiramis“ sowie für die Erschließung von Exportmärkten steigerte sich die finanzielle Situation des Unternehmens: dank laufender Kapitalerhöhung um rund 2 Millionen Euro im Vergleich zum Dezember 2008. www.dedagroup.it

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BAUEN & KLIMAENERGY PR-INFO

Vorreiter in Klimapoltik Energiesparendes Bauen und Sanieren: Darin liegt die Zukunft der Südtiroler Bauwirtschaft. Das Kollegium der Bauunternehmer, dem südtirolweit rund 150 Bauunternehmen mit 6.000 Mitarbeitern angehören, hat das Potenzial bereits früh erkannt und fördert nun den Beruf des Bauelementemonteurs.

Foto: Kollegium der Bauunternehmer

bei den richtigen Mitarbeitern einzusetzen. Dem Beruf des Bauelementemonteurs kommt in Zeiten hochtechnologischer Baumaterialien eine immer wichtigere Aufgabe zu. Denn nur fachgerecht montierte Baustoffe und –elemente können den geforderten Klimahausstandard gewährleisten. „Das Kollegium der Bauunternehmer möchte, zusammen mit einigen dem Baugewerbe nahe stehenden Mitgliedsbetrieben des Unternehmerverbandes Südtirol, das Berufsbild des Bauelementemonteurs fördern“, so Ausserhofer. ENERGETISCHE SANIERUNG. Energieef-

Seit Mitte dieses Jahres ist es den Bauherren möglich, bestehende Wohngebäude um einen Meter aufzustocken und um maximal 200 Kubikmeter zu erweitern

V

or einigen Jahren begannen Südtiroler Bauunternehmen damit, bei Neubauten und bei Sanierungen auf eine energiesparende Bauweise zu achten. Durch die Unterstützung der Landesverwaltung ist daraus das Konzept des „KlimaHauses“ entstanden. Heute sind die Südtiroler Unternehmen italienweit Vorreiter in Sachen Klimapolitik und wurden zum Zugpferd für all jene Wirtschaftszweige, die sich dem energiesparenden Bauen verschrieben haben. ZERTIFIZIERUNG. Ein bedeutender Schritt

in Richtung Ausbau der Marktführerschaft der heimischen Baufirmen gelang durch die Einführung der Zertifizierung „KlimaHaus-Partner“. „Alle Unternehmen, die beim Bau von Klimahäusern beteiligt sind und im gesamten Produktionsprozess Klimahausqualität gewährleisten, können sich als „KlimaHaus-Partner“ zertifizieren

lassen“, weiß Josef Negri, Geschäftsführer des Kollegiums der Bauunternehmer. Die Zertifizierung stellt für die Unternehmen einen wichtigen Wettbewerbsvorteil dar. Für die Bauherren hingegen ist sie ein wichtiges Qualitätsmerkmal, das bei der Auswahl des Bauunternehmens berücksichtigt wird. BAUELEMENTEMONTEUR. „Wir sind der

festen Überzeugung, dass es heute nicht mehr ausreichend ist, nur die verwendeten Materialien und Arbeitsabläufe im Unternehmen zu zertifizieren. Es müssen vor allem auch die Mitarbeiter entsprechend ausgebildet werden“, so Thomas Ausserhofer von der Unionbau GmbH. Denn das wichtigste Kapital eines Unternehmens seien seine klugen Köpfe, so der Präsident des Kollegiums der Bauunternehmer weiter. Es komme darauf an, das richtige Wissen zur richtigen Zeit am richtigen Ort,

fizientes Bauen ist aber auch beim Sanieren bestehender Häuser und Wohnungen gefragt. Ein wichtiger Anreiz dafür ist die Möglichkeit, 55 Prozent der Kosten für energetische Sanierung von der Steuer abzuschreiben. Diese vor einigen Jahren vom italienischen Staat eingeführte Regelung gilt sowohl bei der Gesamtsanierung eines bestehenden Gebäudes als auch bei der Sanierung einzelner Gebäudeteile (z.B. Austausch von Fenstern, Isolierung von Dach oder Außenmauern usw.). Interessant für Bauherren ist auch die Mitte dieses Jahres eingeführte Möglichkeit (begrenzt auf die Jahre 2009 und 2010), bestehende Wohngebäude um einen Meter aufzustocken und um maximal 200 Kubikmeter zu erweitern, sofern die gesamte Gebäudehülle nach Abschluss der Arbeiten dem Klimahausstandard C entspricht. Ziel dieser Sanierungsmaßnahmen ist die Verbesserung der Energieeffizienz bestehender Gebäude. ◀

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Südtirol Panorama September | 2009

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BAUEN & KLIMAENERGY

Foto: Hans Zipperle AG

Der endgültige Durchbruc Fotovoltaik

Der Fotovoltaikmarkt boomt in Südtirol. Aber lohnt es sich für Unternehmer tatsächlich, in Fotovoltaik zu investieren? Südtirol Panorma zeigt, wie rentabel diese Form der Energieerzeugung ist und VON OLIVER KAINZ beantwortet alle wichtigen Fragen rund um Innovationen, Trends und Finanzierung.

A

uf Südtirols Dächern funkelt und glänzt es immer kräftiger. Der Grund dafür sind die vielen kleinen Solarzellen, die sich hinter großflächigen Glasscheiben verbergen. Gierig saugen sie jeden Sonnenstrahl auf und wandeln ihn in elektrische Energie um. Dies geschieht ganz nach der Vorstellung des EU-Parlaments, das mit seinem Grundsatzbeschluss eine klare Marschrichtung vorgegeben hat: Die EU-Mitgliedsstaaten müssen nach der neuen Verordnung bis zum 31. Dezember 2018 sicherstellen, dass alle neu gebauten Ge-

36

Südtirol Panorama September | 2009

bäude so viel Energie erzeugen, wie sie selbst verbrauchen. Sprich: Jeder Neubau muss den benötigten Strom selbst produzieren. Die Verordnung soll helfen, die Treibhausgase bis 2020 um 20 Prozent zu senken. Die Devise lautet „Weg von den fossilen Dreckschleudern, hin zu sauberen Energieträgern“. Die Entwicklung hin zu einer autarken Stromversorgung durch Fotovoltaikanlagen möchte man in Südtirol nicht verschlafen. Dennoch – die Fotovoltaik ist nur ein kleiner Fisch im großen Haifischbecken der Stromproduktionen. Das Problem: So-

larenergie kann wegen der hohen Investitionskosten nur durch staatliche Förderungen mit den anderen Energieträgern konkurrieren. Schätzungsweise 945 Fotovoltaikanlagen produzieren in Südtirol sauberen Strom – Tendenz steigend. Das gewaltige Wachstumspotenzial der Solarindustrie ist aber noch nicht annähernd ausgeschöpft. Zurzeit werden in unserem Land rund 27.000.000 kWh Solarstrom produziert. Im Vergleich: Die Wasserkraft ist im Jahr 2007 auf eine Stromproduktion von 4.338.400.000 kWh gekommen. Dies wird sich in Zukunft aber


BAUEN & KLIMAENERGY

FOTOVOLTAIKANLAGEN IN DEN REGIONEN ITALIENS NACH KW

uch der

38425,0 – 42668,0 kW 34181,0 – 38424,0 kW 29937,0 – 34180,0 kW 25694,0 – 29936,0 kW 21450,0 – 25693,0 kW 17206,0 – 21449,0 kW 12962,0 – 17205,0 kW 8719,0 – 12961,0 kW 4475,0 – 8718,0 kW 1,0 – 4474,0 kW keine Anlage

Quelle: GSE

Die Lombardei und Apulien haben die höchste Anzahl an Fotovoltaikanlagen. Betrachtet man aber die installierte Fotovoltaikleistung auf Provinzebene, ist Südtirol Spitzenreiter

Energiegeladen in die Zukunft: Eine Fotovoltaikanlage auf dem Firmengebäude des Getränkeherstellers Zipperle in Meran

ändern: „Die Preise für Fotovoltaikmodule sinken im Durchschnitt fünf Prozent pro Jahr“, sagt Wolfram Sparber, Leiter des Instituts für erneuerbare Energien an der Eurac. Dies hänge damit zusammen, dass der Markt größer werde und Module in Massenproduktion her-

gestellt werden können. Maurizio Armani, ebenfalls Energieexperte an der Eurac prophezeit: „Unsere Entwicklung wird dahin gehen, dass die Produktion von erneuerbarer Energie noch wirtschaftlicher wird, als es die traditionelle Stromproduktion ist.“

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BAUEN & KLIMAENERGY

1. Trotzt die Solarindustrie der Krise?

U

nd wie! Denn in Italien ist der Fotovoltaikmarkt noch lange nicht gesättigt. Laut Prognosen des italienischen Stromnetzbetreibers GSE (Gestore Servizi Elettrici) wird im Jahr 2010 eine Milliarde kWh Solarstrom erzeugt. Was zunächst nach einer gigantischen Zahl klingt, relativiert sich schnell, wenn man Italiens Strombedarf von 330 Milliarden kWh kennt. Im Jahr 2010 wird also erst ein 330stel des Strombedarfs durch Fotovoltaik gedeckt sein. „Die Fotovoltaikindustrie wird trotz der internationalen Wirtschaftskrise global

DIE KREDITVERGABE. Die Installation

von Fotovoltaikanlagen ist nach wie vor eine relativ teure Investition. Ob die Solarbranche auch in Zukunft volle Auftragsbücher verzeichnen kann, hängt deshalb auch von der Kreditvergabe der Banken ab. Peter Volgger von der Raiffeisenkasse Wipptal erläutert die Kreditvergabe folgendermaßen: „Zuerst überprüft die Bank die Rückzahlungsmöglichkeiten des Kunden.“ Bei Fotovoltaikanlagen bestehe die Rückzahlungskraft auch in der Stromproduktion und im Besonderen den staatlichen Förde-

800.000.000 600.000.000

OPTIMISTISCHE UNTERNEHMER. „Die

kWh

90.000

1.200.000.000

80.000 1.000.000.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000

400.000.000

20.000 200.000.000 10.000 0

Leistung MW Anzahl

Quelle: GSE

kWh

0 2006

2007

2008

2009

2010

9

79

300

580

880

1.400

7.670

28.000

55.000

80.000

10.800.000

94.800.000

360.000.000 696.000.000 1.056.000.000

Die Anzahl der Fotovoltaikanlagen steigt in Italien so rapide an, dass im Jahr 2010 eine Milliarde kWh Solarstrom erzeugt werden soll

weiterwachsen“, bestätigt Wolfram Sparber. „Im Jahr 2008 ist der Fotovoltaikmarkt um 40 Prozent gewachsen. Das hängt in erster Linie mit den Wachstumsraten der Jahre vorher zusammen.“ SITUATION IN SÜDTIROL. Auch Südti-

rol ist vom Fotovoltaikboom erfasst: Regionen wie die Lombardei und Apulien haben auf ihren frei stehenden Flächen eine größere Anzahl an Fotovoltaikanlagen installiert. Betrachtet man aber die installierte Fotovoltaikleistung auf Provinzebene, ist Südtirol mit 27,078 Megawatt-Peak Spitzenreiter in Italien.

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PRIVATE MITHAFTUNG. Thomas Mo-

riggl, Geschäftsführer des gleichnamigen Vinschger Unternehmens „Moriggl“ bewertet die Situation etwas kritischer: „Im Moment halten die heimischen Banken den Fotovoltaikmarkt leider sehr überschaubar. Hatte vor einem Jahr noch die Hypothek auf die Fotovoltaikanlage als Sicherstellung gereicht, so verlangen die meisten Kreditinstitute jetzt darüber hinaus noch eine private Mithaftung.“ Dies mache die Investition für viele uninteressant.

ENTWICKLUNG DER PHOTOVOLTAIKANLAGEN IN ITALIEN Anzahl

Kapital nicht in Fotovoltaikanlagen investieren. Doch da bei jeder Investition ein Restrisiko bleibt, sollte man auch die Investition in eine Fotovoltaikanlage gut überlegen. Nur zu investieren, weil es alle tun, ist sicherlich falsch. Jede Investition soll mit dem jeweiligen Kreditinstitut bzw. Sachbearbeiter vorher analysiert und besprochen werden.“

rungen. „Deshalb ist in diesem Bereich eine genaue Produktionsanalyse sehr wichtig. Notwendig ist auch eine gute Instandhaltung der Anlage, da für eventuelle Produktionsausfälle keine Beiträge fließen“, sagt Volgger. Es wird nämlich nicht die Anlage subventioniert, sondern die Produktion. Auf die Frage, ob manche Unternehmen bei der Investition von Fotovoltaikanlagen ein zu großes Risiko eingehen, gibt sich Volgger diplomatisch: „Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, da wir noch keine Erfahrungswerte haben. Zurzeit scheinen all jene die Dummen zu sein, die trotz

Nachfrage nach Fotovoltaikanlagen ist trotz Wirtschaftskrise hoch. Der Aufschwung der Fotovoltaik lässt sich nicht mehr bremsen“, ist Robert Pohlin, Geschäftsführer des Elektrotechnikunternehmens Elpo überzeugt. Alois Alber, Geschäftsführer von Südtirol Solar in Lana, schätzt die Lage folgendermaßen ein: „Die Nachfrage wird im zweiten Halbjahr ansteigen, obwohl viele Bürger noch schlecht informiert sind und dem Fotovoltaikmarkt skeptisch gegenüberstehen. Doch sie versäumen dabei ein gutes Geschäft.“ Bei größeren Projekten stehe die Finanzierung momentan still. Alber erwartet sich bei Südtirol Solar – wie im Vorjahr – einen Umsatz zwischen 5 bis 10 Millionen Euro. Thomas Moriggl, prognostiziert: „Auch wenn die Kreditinstitute den Zugang zu neuem Kapital im Moment sehr erschweren, so darf man durchaus mit einem stark wachsenden Markt rechnen.“ AUTARKE ENERGIEQUELLEN. Laut Mo-

riggl hätten kluge Investoren spätestens seit der internationalen Wirtschaftskrise erkannt, dass es langfristig sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch sinnvoll sei, sich seine eigenen autarken Energiequellen zu schaffen.


BAUEN & KLIMAENERGY

2. Welchen Nutzen hat Südtirol vom Wüstenstrom?

D

ten verursacht. Hinzu kommt noch die instabile politische Lage in den Ländern Nordafrikas.“

Foto: TIS innovation park

BETEILIGUNG ITALIENS? Ein eventu-

Alvise Bozzo hält das DesertecProjekt für nicht schnell realisierbar

Foto: DPA/Harald Tittel

as riesige Potenzial der Solarenergie hat zwanzig Großkonzerne dazu bewogen, das sogenannte „Desertec-Projekt“ zu starten. Künftig soll der Solarstrom aus der Sahara unter Wasser nach Europa importiert werden. Als Unsinn bezeichnete der Prader Energieexperte Georg Wunderer dieses ehrgeizige Vorhaben. „Europa muss die lokale Eigenständigkeit bestmöglich aufbauen und versuchen, die Fotovoltaik im eigenen Kontinent zu etablieren“, meint Wunderer. Auch Alvise Bozzo, Ingenieur beim „TIS innovation park“, steht dem Projekt kritisch gegenüber und sieht eine Reihe von wirtschaftlichen, technischen und politischen Problemen. Abgesehen davon, dass es schwer sei, die entsprechende Finanzierung für solch ein Projekt zu garantieren, werde es vor allem bei der Lagerung und dem Transport der Energie Probleme geben. „Um den Strom von Nordafrika nach Europa zu transportieren, braucht es ein immenses Hochspannungsnetz, das hohe Kos-

Bei Stromimporten nach Europa sind Südtiroler Experten noch skeptisch

elles Mitwirken Italiens am Projekt hänge stark von der aktuellen Regierung ab. Diese strebe im Moment allerdings eher eine Rückkehr zur Kernenergie an. „Die Stromversorgung aus der Wüste ist zwar ein mögliches Szenario, aber sicherlich nicht einfach und schnell zu realisieren“, schließt Alvise Bozzo seine Einschätzung. Wolfram Sparber von der Eurac gibt zu bedenken, dass die meisten nordafrikanischen Staaten wirtschaftlich gewachsen sind und selbst einen hohen Stromverbrauch haben. „Unklar sind in den Ländern wie Libyen und Marokko auch die Förderbedingungen, mit denen eine Finanzierung steht und fällt.“ Sparber hält es aber auch für möglich, dass die Europäische Union eine Förderung der importierten, erneuerbaren Energie in Erwägung zieht.

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Südtirol Panorama September | 2009

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BAUEN & KLIMAENERGY

3. Welche Förderungen gibt es?

L

aut dem Ministerialdekret vom 19.02.2007 werden Fotovoltaikanlagen noch bis zum 1. Januar 2011 staatlich gefördert. Die Vergütung hängt von der Art der architektonischen Integration der Fotovoltaikanlage und deren Größenordnung ab (siehe unten stehende Grafik).

Ohne Förderungen wäre die Fotovoltaik nicht mit anderen Energieträgern konkurrenzfähig. Deshalb verteidigt Wolfram Sparber die Subventionierung: „Man muss das als Einstiegsförderung sehen, die der Fotovoltaik die Möglichkeit gibt, sich weiterzuentwickeln.“ Wenn man den Aspekt der Stromerzeugungskosten betrachtet, ist die Fotovoltaik im Vergleich zu anderen

Georg Wunderer: „Ohne Förderung wäre die Fotovoltaik nicht konkurrenzfähig“

Foto: Lucas Pitsch

FOTOVOLTAIK NOCH IMMER TEUER.

Energieträgern übermäßig teuer. Während die Wind- und Wasserkraft mit rund 80 Euro pro MWh Stromerzeugungskosten

DIE PREISE SINKEN. In Zukunft wird die

STROMERZEUGUNGSKOSTEN NACH ENERGIEQUELLE Erdöl

95

GUD-Erdgas

78

Kohle

48

Atomenergie

60

Große Wasserkraft

45

Kleine Wasserkraft

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Wind

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Fotovoltaik

400

0

Quelle: GSE

€/MWh

50

Fotovoltaik

Wind

400

80

100

15

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250

Kleine Große Wasserkraft Wasserkraft Atomenergie 75

45

60

300

350

marktfähige Preise erzielen können, betragen die Stromerzeugungskosten bei der Fotovoltaik 400 Euro pro MWh.

400

Kohle

GUD-Erdgas

Erdöl

48

78

95

Aufgrund der hohen Investitionskosten sind die Stromerzeugungskosten bei der Fotovoltaik am höchsten

Investition in Fotovoltaikanlagen immer kostengünstiger. Derzeit war die Herstellung von Fotovoltaikanlagen noch keine Massenproduktion. Nun gibt es aber mehr Kapazitäten bei der Herstellung von Silicium und die Preise fallen. „Wenn die Erzeugungskosten bei 14 Cent pro kWh liegen, wird die Fotovoltaik ihren endgültigen Durchbruch erleben“, prophezeit Wunderer. Ein Wermutstropfen bei der Nutzung von Fotovoltaik ist die schlechte CO2-Bilanz. Die Fotovoltaik schneidet zwar deutlich besser ab als Erdgas, Steinkohle und Erdöl, kann aber keine ausgezeichnete CO2-Bilanz wie die Wind- und Wasserkraft aufweisen – denn die Herstellung ist noch viel zu aufwendig.

FÖRDERUNG FOTOVOLTAIK (Dekret vom 19.02.2007) Nominalleistung

Nicht integriert

Teilweise integriert

Integriert

kW

Cent/kWh

Cent/kWh

Cent/kWh

1 bis 3 kW

39,2

43,1

48,0

3 bis 20 kW

37,2

41,2

45,1

über 20 kW

35,3

39,2

43,1

Quelle: GSE

VERWALTUNGSPROZEDUR 1. Vorprojekt an den lokalen Verteiler (EWP) mit Antrag um Netzanschluss 2. Mitteilung ob Stromaustausch oder vollständige Einspeisung 3. Mitteilung über Fertigstellung der Anlage an lokalen Verteiler 4. Innerhalb 60 Tage nach Inbetriebnahme: Antrag beim GSE um Förderung mit Dokumentation der Inbetriebnahme 5. GSE teilt innerhalb 60 Tage Annahme der Förderung mit

Die Förderung hängt auch von der Art der architektonischen Integration ab. Bei der „Vollintegration“ muss die Anlage ein Dachelement ersetzen. Bei der „Teilintegration“ wird das Modul dem Neigungswinkel des Daches angepasst. „Nicht integriert“ ist die Anlage, wenn sie nicht mehr dem Neigungswinkel des Daches

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WOHER KOMMEN DIE SUBVENTIONEN?

Die finanzielle Förderung von Fotovoltaikanlagen zahlen in Italien alle Stromverbraucher über die Stromrechnung. Der Strompreis hängt von vier Komponenten ab: Erzeugungspreis, Übertragungspreis, Systemkosten und Steuern. Die Förderungsmittel für die Fotovoltaik stammen aus der Strompreiskomponente Systemkosten. „Im Jahr 2008 flossen in Italien nur 0,06 Prozent des Strompreises, also 176 Millionen Euro, in die Förderung der Fotovoltaikanlagen“, sagt Georg Wunderer. Der Förderanteil für Fotovoltaikanlagen ist deshalb so niedrig, da die Fotovoltaik am Gesamtmarkt der italienischen Stromproduktion leider noch ein kleiner Akteur ist.


BAUEN & KLIMAENERGY

4. Welche sind die innovativen Trends im Bereich Fotovoltaik?

D

er Fotovoltaikmarkt ist ein sehr dynamischer Markt und es kommen viele neue Produkte dazu. Aber wie wird sich das Aussehen der neuen Fotovoltaikprodukte verändern? „Ich erwarte mir diesbezüglich keine Revolution“, sagt Wolfram Sparber. „Wir werden in fünf Jahren Produkte haben, die anders aussehen, aber auch solche, die sich ästhetisch nicht verändert haben.“

Geschäftsführer vom Brunecker Elektrotechnikunternehmen Elpo. Dies habe den Vorteil, dass das Fotovoltaikmodul als architektonisches Bauteil angesehen wird, das einen technischen Nutzen zur

NEUER TREND: ORGANISCHE SOLARZELLEN. Neben den bewährten Techno-

Foto: Schüco

FASSADENINTEGRATION. Der zukünf-

tige Fotovoltaikmarkt wird viel mehr von einer stärkeren Differenzierung der Produkte bestimmt sein. „Es werden mehr Produkte auf den Markt kommen, die sich speziell für eine bestimmte Anwendung entwickelt wurden, etwa Fotovoltaikanlagen, die nur für Fassaden oder für Schrägdächer geeignet sind“, erklärt Wolfram Sparber. Vor allem fassadenintegrierte Fotovoltaikanlagen haben eine große Zukunft. „Fotovoltaikanlagen können damit bereits bei Neubauten mit eingebaut werden“, erklärt Robert Pohlin,

Energieerzeugung hat und ästhetisch in das Gebäude gut eingefügt werden kann. „Die Hersteller von Fotovoltaikmodulen bieten dazu bereits heute verschiedenste Lösungen an, welche die Farbgebung des Moduls, die Homogenität und die teilweise Transparenz des Fotovoltaikmoduls betreffen“, so Robert Pohlin.

Fassadenintegrierte Fotovoltaikmodule fügen sich ästhetisch gut ein

logien wird auch die Entwicklung von organischen Solarzellen aus Kunststoffen vorangetrieben. „Organische Solarzellen haben noch Schwierigkeiten in den Bereichen Effizienz und Stabilität“, weiß Wolfram Sparber. Trotzdem könnten sich organische Solarmodule zu Beginn in Nischenmärkten etablieren, wo nur eine kleine Energiemenge gebraucht wird. „Auf Produktverpackungen, mit leuchtender Schrift oder als Leuchtstreifen in textilen Stoffen könnte diese Technologie durchaus zum Einsatz kommen“, sagt Sparber.

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BAUEN & KLIMAENERGY

5. Ist Solarenergie rentabel für das eigene Unternehmen?

O

b Solarenergie rentabel für das eigene Unternehmen ist und wie lange die Amortisation der Anlage dauert, hängt von mehreren Faktoren ab: Entscheidend sind die Größe der Anlage, der Eigenverbrauch, die Sonneneinstrahlung und der Förderbeitrag. In Südtirol nutzen Unternehmen die produzierte Solarenergie vor allem für den eigenen Strombedarf.

Getränkehersteller Zipperle in Meran ist nur eines von vielen Unternehmen, das für sich selbst sauberen Strom produziert. „Entscheidend für die Investition war neben dem Umweltaspekt auch die Wirtschaftlichkeit“, sagt Thomas Brandstätter, Geschäftsführer von Zipperle. „Der Förderpreis von 40 Cent pro kWh macht das Projekt wirtschaftlich tragbar.“ Mit einer Nennleistung von 617 kWp werden rund 720.000 bis 750.000 kWh Strom pro Jahr produziert und somit fünf Prozent des Energiebedarfs von Zipperle gedeckt. Die Amortisati-

Foto: TIS innovation park

SAUBEREN STROM PRODUZIEREN. Der

Das Dach der Zwölfmalgrein-Obstgenossenschaft in Bozen wurde mit Fotovoltaikmodulen bedeckt. Damit produziert die Genossenschaft ihren eigenen Strom

onsdauer der Fotovoltaikanlage beträgt 10 bis 11 Jahre. „Wenn man heute eine Fotovoltaikanlage kauft, ist die Amortisationsdauer kürzer, weil die Preise gesunken sind“, so Brandstätter.

FOTOVOLTAIKANLAGE – KOSTEN – NUTZENRECHNUNG Anlagengröße

Investitionskosten/kWp Stromproduktion/kWp

kWp

Euro

kWh h/a

1

5.000,00

1.100

10

50.000,00

11.000

über 20 kW

35,3

39,2

KOSTEN

Amortisation/Jahre

Zins

Summe/a

20

4,50 %

-3.843,81

1%

-500,00

a) Kapitalkosten b) Instandhaltung

Quelle: Georg Wunderer

INSGESAMT

FOTOVOLTAIK ALS ZWEITES STANDBEIN. Immer mehr Südtiroler Unter-

-4.343,81 Amortisation

Produktion kWh

Cent/kWh

Erzeugungskosten

-4.343,81

11.000

-39,49

ERTRÄGE

Cent/kWh

kWh h/a

Euro

11.000

5.951,00

a) Garantierter Mindestpreis

9,00

b) Förderpreis

45,1

INSGESAMT

54,1

SALDO

14,61

1.607,19

Kosten-Nutzen-Rechnung für den vollständigen Verkauf der Stromproduktion: Den Förderpreis, der bei diesem Beispiel bei 45,1 Cent liegt, bekommt man bei jeder Solarstromproduktion – unabhängig davon, ob man die produzierte Energie auch verkauft

42

Südtirol Panorama September | 2009

nehmer führen neben ihrem ursprünglichen Unternehmen ein weiteres im Bereich Fotovoltaik. Ein Paradebeispiel dafür ist die Firma Leitner Solar aus Bruneck. „Wir haben 1987 begonnen, Fotovoltaikanlagen parallel zu den anderen Dienstleistungen anzubieten“, erzählt Hubert Leitner, Geschäftsführer der Leitner Solar. „Im Jahr 2007 wurde der Unternehmensbereich Fotovoltaik aus der Firma Leitner Hubert KG ausgegliedert und in die neu gegründete Leitner Solar AG eingebracht. Während sich Erstere weiterhin mit den Geschäftsfeldern Beleuchtungstechnik und Gebäudetechnik beschäftigt, konzentriert sich Letztere nun ausschließlich auf den Verkauf und die Installation der Fotovoltaikmodule. Leitner agiert italienweit auf dem Fotovoltaikmarkt und plant nun auch den „einen oder anderen Auslandsmarkt in Angriff zu nehmen.“


BAUEN & KLIMAENERGY

6. Lohnt es sich, Fotovoltaikstrom zu verkaufen?

B

A) ENERGIETAUSCH („SCAMBIO SUL POSTO“). Dieses Modell ist vor allem für

Haushalte und Unternehmen gedacht, die einen geringen Stromüberschuss produzieren. Wenn die Fotovoltaikanlage in der Nacht keinen Strom produziert, muss der Strom vom E-Werk bezogen werden. Ein bidirektionaler Zähler berechnet, wie viel Strom bezogen und wie viel in Überschuss produziert wird. Die überschüssige elektrische Energie aus der Fotovoltaikanlage, kann in das lokale Stromverteilungsnetz eingespeist werden. „Die Auszahlung dieses Anteils ist allerdings noch nicht gesetzlich geregelt“, sagt Karin Ladurner vom Raiffeisen-Energieverband. „Es liegen jedoch einige

Foto: Alexander Alber

eim Verkauf von Fotovoltaikstrom gilt es vorher eine detaillierte Kalkulation zu machen“, rät Christine Romen, Energieberaterin bei der Verbraucherzentrale. Je nach Rahmenbedingungen kann man eine der drei Varianten wählen:

Wolfram Sparber hält den „Scambio sul posto“ für eine ideale Lösung für Haushalte

Gesetzesentwürfe vor, welche die Barauszahlung in Geld vorsehen. Bisher wurde der Strom lediglich auf einem virtuellen Konto gutgeschrieben“, so Ladurner. B) ENERGIEVERKAUF MIT EIGENVERBRAUCH. „Dieses Modell ist sinnvoll,

wenn die produzierte Energie deutlich

höher ist als die selbst verbrauchte Energie“, erläutert Wolfram Sparber. Wenn der Anlagenbetreiber Energie produziert, aber diese im Moment nicht selbst benötigt, wird diese vollständig in das Stromnetz eingespeist. In diesem Fall erhält der Antragsteller neben dem Förderpreis in Höhe von maximal 0,48 Euro/kWh zusätzlich einen fixen Mindestpreis auf die gesamte eingespeiste Strommenge, der zwischen 7 und 9 Cent/kWh liegt. Dieser Tarif wird von der AEEG (Autorità per l’energia e il gas) vergeben. Bei diesem Fördersystem muss der Antragsteller den erwirtschafteten Gewinn in der nächsten Steuererklärung anführen. C)

GESAMTER

ENERGIEVERKAUF.

Gleich wie beim Energieverkauf mit Eigenverbrauch kann man auch beim gesamten Energieverkauf den Strom zu einem Preis zwischen 7 und 9 Cent/kWh an den lokalen Netzbetreiber verkaufen. Auch hier muss der Gewinn versteuert werden. ◀

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Fotos: Infophoto/Giuseppe Matteini

Wie eine Welle schwingt sich die Decke aus Fichtenholz über den Accessoiresbereich am Eingang des Stores

Luxus im neuen Glanz Umwerfend pompös auf der einen Seite, schlicht und traditionsreich auf der anderen Seite: So präsentiert sich der auf 600 qm erweiterte Luxus Multilabel-Store Kraler in Toblach. Ein konzeptueller Wandel im Sinne der Natur und der lokalen Architektur des angrenzenden Grand Hotels.

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Ausführung der Baumeister- und Zimmermannsarbeiten 44

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BAUEN & KLIMAENERGY

Fichtenböden und Stahlelemente geben den Verkaufsräumen eine edle Note und sorgen für einen spannungsreichen Kontrast. Eine geschwungene Treppe führt in den Showroom für Schuhe — der Traum einer jeden Frau

D

aniela Kraler schenkt ihrem Gatten Franz ein zufriedenes Lächeln. Die sonst so quirlige Geschäftsfrau ist nach all den Anspannungen der letzten Wochen des Umbaus sichtlich erleichtert. Gemeinsam haben sie viel gewagt. Bis zum Schluss haben sie gezittert, ob die Arbeiten wohl rechtzeitig abgeschlossen werden können. Zufrieden stehen sie jetzt im erweiterten Luxus-Multibrand-Store in Toblach. Journalisten aus ganz Italien sind gekom-

men, um sich ein Bild von diesem gigantischen Konzept mit 600 qm Ladenfläche zu machen. Das Ambiente bringt sie schnell ins Schwärmen — das Geschäft präsentiert sich anders als die vielen Stores, die man etwa von der berühmten Via Montenapoleone in Mailand kennt: Auf der einen Seite ist es umwerfend pompös, auf der anderen Seite schlicht und traditionsreich. Das Sortiment an Brands wurde auf 70 internationale Luxusmarken erhöht: von Gucci über

Burberry bis hin zu Fay werden hier für den Verkauf präsentiert. Den Gästen aus dem benachbarten Cortina ist der Kraler-Store bereits seit Jahren ein Begriff. Vor allem in der Hochsaison kleiden sie sich hier mit den neuesten Entwürfen von Gucci & Co. ein. KLARES KONZEPT. Women´s & Men´s

Wear ist klar geteilt: Herrenmode präsentiert sich rechts vom Eingang, Damenmode links vom Eingang. Im hinteren Teil öffnet

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BAUEN & KLIMAENERGY

Bei den architektonischen Planungen wurden innen wie außen die Stilelemente des angrenzenden Grand Hotels übernommen

sich ein Trendy-Raum, in dem die Bühnenkonfiguration dank eines innovativen Systems binnen weniger Minuten geändert werden kann. Highlight für jede Frau ist das Untergeschoss: Hier werden Schuhe von Jimmy Choo bis Prada in einer „postnuklearen“ Einrichtung mit einem indirekten Beleuchtungssystem ausgestellt. Über eine Steintreppe mit schmiedeeisernem Geländer erreicht man die obere Etage: Die Kinderabteilung mit einem überdimensionalen Spiegel an der Decke ist das Herzstück des neuen Geschäfts. LIEBE ZUR NATUR. Der vom Bozner Ar-

chitekturbüro Marastoni entworfene Store besticht durch ein ganz individuelles StoreDesign, einem Mix aus Klassik und Moderne. Die Kombination beider Stilrichtungen kommt in den neuen Räumlichkeiten besonders gut zur Geltung und fließt ein in das warme und angenehme Raumgefühl. Hohe Decken, Holztreppen sowie Böden aus feinstem Fichtenholz runden das Gesamtkonzept ab. „Mit dem Umbau wurde die bestehende Verkaufsfläche um mehr

als das Doppelte erweitert. Am beeindruckendsten finde ich die 1000 qm große Lagerfläche, die so perfekt angeordnet ist, dass sie bereits als Verkaufsraum verstanden werden könnte“, erzählt Architekt Andrea Marastoni vom Studio Marastoni. Direkt hinter dem Bereich Men´s Wear wurde eine Ecke mit Kamin eingerichtet, wo der Kunde selbst oder sein Begleiter Bücher und Zeitschriften über Mode, Berge, Kunst und Architektur durchblättern kann. „Nicht nur der Kunde, sondern auch seine Begleiter sollen sich wie Könige fühlen“, meint Daniela Kraler. Jene, die beim Shopping absolute Diskretion vorziehen, können sich in die rustikale und getäfelte Bauernstufe mit Kachelofen zurückziehen. LOKALE ARCHITEKTUR. Führender Ge-

danke bei der Entwicklung war die Sanierung des Gebäudes durch den Einsatz von Naturmaterialien. Die Arbeiten wurden ausschließlich von einheimischen Handwerken durchgeführt. Bewusst hat sich die Familie Kraler für die lokale Architektur entschieden, in der sich die Stilelemente

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des angrenzenden Grand Hotels und des Bahnhofs in Toblach wiederfinden. Damit wollte das Unternehmerpaar eine historisch-kulturelle Verbindung herstellen. „Unser Geschäft befindet sich nicht in Paris, sondern mitten in den Bergen. Diesem Umstand haben wir in der Planung Rechnung getragen“, so Eigentümer Franz Kraler. ◀

Franz Kraler und seine Frau Daniela mit den Architektenbrüdern Andrea und Luca Marastoni aus Bozen


BAUEN & KLIMAENERGY PR-INFO

Belohnung vom Land Mehr Wohnraum für die intelligente Nutzung von Energie: Das Land belohnt energiebewusste Hausbesitzer mit einem Kubaturbonus. Ein Gespräch mit dem zuständigen Landesrat Michl Laimer kann bei Gebäuden, die zum Teil unterirdisch sind (sogenannte „semi interrati“) die Böschung abgetragen werden und auch eine Kombination dieser Möglichkeiten ist zulässig.

SÜDTIROL PANORAMA: Sehr geehrter Herr Landesrat, Sie wollen energiebewussten Hausbesitzern zu mehr Wohnraum verhelfen, was bedeutet das konkret im Detail? LANDESRAT MICHL LAIMER:

Südtirol belohnt seine Hausund Wohnungsbesitzer mit einem Kubaturbonus, das heißt mit mehr Wohnraum. Dadurch kann bis zu 200 Kubikmeter neuer Wohnraum geschaffen werden. Voraussetzung dafür ist die energetische Sanierung des Hauses im Standard KlimaHaus C.

Welche Unterlagen werden für das Ansuchen benötigt?

Welche Gebäude fallen unter den Kubaturbonus?

Das Gebäude muss energetisch saniert werden oder saniert worden sein (Mindestvoraussetzung: KlimaHaus-Standard C). Dies bedeutet: Das Gebäude darf einen Heizwärmebedarf von 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr nicht überschreiten. Anhand einer KlimaHaus-Berechnung, die von einem autorisierten Techniker erstellt wurde, muss dies nachgewiesen werden. Dem Antrag um Benutzungsgenehmigung muss das Zertifikat der KlimaHaus Agentur beigelegt werden.

Foto: Abt. 29

Wohngebäude, die vor dem 12. Jänner 2005 (Stichtag, an dem der KlimaHaus-Standard in Südtirol eingeführt wurde) bestanden haben oder vor diesem Datum die Baukonzession erhalten haben. Das Gebäude muss zu diesem Datum eine „Klimaschutz ist eine globale Herausforderung und braucht Größe von mindestens 300 einen intelligenten Umgang mit Energie“, so Michl Laimer Wer entscheidet über das Kubikmetern Baumasse über Baugesuch? der Erde haben. Weiters muss Wie groß darf die Erweiterung sein? Es entscheidet die Gemeinde. das Gebäude vorwiegend zu Der Kubaturbonus besteht in einer VerWohnzwecken (mindestens 50 Prozent) Wie lange ist die Bestimmung gültig? größerung des Wohngebäudes um bis genutzt werden. Das Kubaturgeschenk gibt es bis zum 31. zu 200 Kubikmeter Baumasse über der Gibt es Ausnahmen? Dezember 2010. Spätestens bis zu dieErde. Die erweiterte oder durch die ErDie Bestimmungen gelten nicht für Ge- weiterung errichtete Wohnung darf die sem Tag muss mit den effektiven Bauar◀ bäude im Wald und im alpinen Grün beiten begonnen werden. Fläche von 160 Quadratmetern nicht und auch nicht in Gewerbegebieten. überschreiten. Die zulässige GebäudeEbenso nicht bei Abriss und Wiederhöhe kann um einen Meter überschritinfobox aufbau – dieser Bereich ist bereits geten werden. Aber Achtung: Die Regeln Autonome Provinz Bozen regelt. Wenn allerdings weniger als 50 bezüglich Gebäude- und Grenzabstand Ressort für Raumordnung, Prozent des Gebäudes abgerissen wergelten unverändert und die neue KubaUmwelt und Energie den, dann kann die Bestimmung zum tur ist ausschließlich für Wohnzwecke Rittnerstraße 4, 39100 Bozen Kubaturbonus dennoch angewandt bestimmt. info@energie-sparen.it werden. Auch bei Kondominien beWie darf erweitert werden? steht die Möglichkeit der Erweiterung, In die Höhe, Breite und auch in die TieNützliche Links: sofern dies intern vereinbart wird. So www.provinz.bz.it/Raumordnung können etwa Balkone verschlossen wer- fe. Das heißt, es darf der Dachboden angehoben und ausgebaut werden, es könwww.energie-sparen.it den, um einzelne Wohnungen zu verwww.klimahausagentur.it nen Veranden geschlossen werden, es größern.

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BAUEN & KLIMAENERGY

Im Auftrag der Stadt Brixen verändert sich: Mit der Ausarbeitung des „Masterplan Brixen 2020“ definieren Barbara Lanz und Martin Mutschlechner Maßnahmen, in welche Richtung sich die ehemalige Bischofsstadt entwickeln soll. Südtirol Panorama hat mit den beiden Projektkoordinatoren über die Zukunft der städtebaulichen Kultur gesprochen.

SÜDTIROL PANORAMA: Brixen hat bereits ein Leitbild, aus welchem Grund war jetzt noch ein Masterplan nötig? MARTIN MUTSCHLECHNER: Der Mas-

terplan ergänzt die im Leitbild formulierten Zielsetzungen mit Maßnahmen. Wichtigstes Instrumentarium ist das Weißbuch, hier werden die rechtlichen Grundlagen für die Umsetzung des Masterplanes geschaffen. Von welcher Prämisse sind Sie bei der Ausarbeitung ausgegangen? MUTSCHLECHNER: Wir sind primär

vom Leitbild ausgegangen, von Thesen des Städtebaus und von internationalen Trends der Gesellschaft. Ein solcher Trend ist beispielsweise die Absicht, in Zukunft Ressourcen zu sparen, indem man weniger neue Bauzonen ausweist, sondern vermehrt bestehende Kubaturen

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aufstockt. Außerdem gehören zentral organisierte Veranstaltungsbüros im Kulturund Sportbereich oder Anlaufstellen für soziale Belange dazu. BARBARA LANZ: Um den Blickwinkel der in der Gemeinde Brixen lebenden Bevölkerung zu erweitern, wurden Bürgerstammtische organisiert. Bei diesen wurden gezielt die Anliegen der Bevölkerung gemeinsam analysiert und aufgearbeitet. Zudem wurden Fachgruppen zusammengestellt und interdisziplinäre Workshops abgehalten, bewusst auch mit dem Blick von außen. Wir möchten auch nochmals betonen, dass der Masterplan kein fertiges Produkt ist, sondern ein Prozess. In immer wiederkehrenden Treffen der Fachgruppen werden Zielsetzungen und Maßnahmen an veränderte Umstände und Situationen abgeglichen und angepasst. Jährlich soll dazu eine Masterplan-Konferenz stattfinden.

Hat Südtirol die letzten Jahrzehnte eine zielgerichtete Planungskultur versäumt? LANZ: Es stimmt, dass man sich in Süd-

tirol die letzten Jahrzehnte mit der Stadtentwicklung zu wenig auseinandergesetzt hat. In den letzten Jahren hat sich in Hinsicht auf die Planungskultur aber viel verändert und es hat eine Sensibilisierung stattgefunden: Es gibt einen Gestaltungsbeirat und bereits mehrere Ortschaften interessieren sich für Masterpläne. Die Zeit scheint reif zu sein für mehr Zeit und Qualität in der Planung – nicht zuletzt aufgrund der Wirtschaftskrise. Der Architekt findet seine Erfüllung in der Realisierung seines Entwurfes. Für einen Stadtplaner sieht das ja anders aus – hier sind die Planungen wohl selten so konkret. Wie gehen Sie damit um?


MUTSCHLECHNER: Der funktionale Städtebau, ausgehend von Le Corbusier und der Charta von Athen, geht von einer funktionalen Trennung der Stadt aus. Funktionsoptimiertes Bauen bedeutet, dass sich mit der Veränderung der Funktion auch das Gebaute verändern muss. Würde man eine Stadt nach rein funktionalen Gesichtspunkten planen, müsste man sie mit Rücksicht auf die sich verändernden Anforderungen immer wieder radikal umbauen.

Der Masterplan soll konkrete Empfehlungen und Handlungsanweisungen für die planerische Stadtentwicklung von Brixen vorgeben

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Gibt es für Sie die Vorstellung einer idealen Stadt? MUTSCHLECHNER: Die ideale Stadt

MUTSCHLECHNER: In der Stadt- und Dorfplanung betrachtet man eine andere Ebene der Realisierung, es geht weniger um formale als um organisatorische, strukturelle und konzeptuelle Gestaltung. Im Städtebau wird das Einzelobjekt vor allem in seinem Kontext gesehen. Der Masterplan Brixen 2020 versucht, sowohl urbanistische Fragestellungen zu betrachten als auch soziale, kulturelle, ökonomische und ökologische Gesichtspunkte mit einzubeziehen. Sind für einen Städteplaner hinsichtlich einer gelungene Realisierung der idealen Stadt funktionale oder ästhetische Ansprüche wichtiger? LANZ: Ich würde sagen, beides spielt

eine gleichwertige Rolle, sowohl Funktionalität als auch Ästhetik sind für Planungen ausschlaggebend. Es geht vor allem darum, Atmosphären zu schaffen.

gibt es nur im Kopf. Ob eine Stadt als gelungen betrachtet werden kann, hängt somit von der Wahrnehmung dieser Stadt ab. Wichtig ist unter anderem, dass es nicht zu Segregation kommt, das heißt, es darf keine Trennung von Bevölkerungsgruppen mit ökonomischen, sozialen, kulturellen Unterschieden geben. Wien scheint für mich eine Stadt zu sein, in der dies gut funktioniert und verschiedene Bevölkerungsgruppen gut durchmischt miteinander leben. LANZ: Sieht man sich eine Renaissancestadt wie Palmanova mit der perfekten Symmetrie und sternförmigen Anordnung im Plan und aus der Vogelperspektive an, so glaubt man, die ideale Stadt gefunden zu haben. Schlendert man dann aber durch die Stadt, fehlen Vielseitigkeit und Atmosphäre. Die Architektur der 70er-Jahre wird in Südtirol häufig kritisiert. Würden Sie Gebäude aus dieser Zeit als nicht mehr gutzumachende Fehler ansehen? MUTSCHLECHNER: Nein, denn jedes

Gebäude kann verändert oder abgerissen werden. Nicht jedes Gebäude muss auf Dauer zwanghaft erhalten werden. Es kommt auf den Zustand der Bausubstanz, die Einbettung in die Landschaft sowie die Anpassungsfähigkeit an zukünftige Entwicklungen an.

... und es entsteht Besonderes

Frau Lanz, aber als Historikerin müssten Sie doch für den Erhalt jedes Gebäudes kämpfen? LANZ: Ja, aber die Diskussion um den

Erhalt von Gebäuden muss differenziert geführt werden. Ein Beispiel ist die aktuelle Diskussion um den Abbruch von historischen Bauernhöfen. Die Bauern, die Touristiker, aber auch wir Betrachter

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BAUEN & KLIMAENERGY müssen uns endlich die Frage stellen, was denn aus den historischen Bauernhöfen geschehen soll, wenn sich die Gesellschaft und die Erwerbstätigkeit der Bauern verändert. Sollen alle Bauernhöfe verschwinden, zu Museen umfunktioniert werden oder gibt es vielleicht andere Lösungen? Was ist also Ihr Vorschlag: Was soll mit den alten Bauernhöfen geschehen? MUTSCHLECHNER: Hier finde ich den

Begriff des „Weiterbauens“ treffend. Was gut erhalten ist, soll bewahrt werden. Das Bauerntum gehört zu unserem Land und zu unserem Leben in Südtirol, Bauernhöfe sind einfach mehr als nur eine Hülle zum Wohnen, sie müssen authentisch bleiben. Ist Südtirols Architektur zu wenig authentisch? MUTSCHLECHNER: Im Mai waren wir

zum international besetzten Symposion „alpitecture – alps, technology, architecture“ in Meran eingeladen. Die international besetzten Arbeitsgruppen

haben sich intensiv mit Südtirol und seiner Architektur auseinandergesetzt. Die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen und Diskussionen zeigen ein geteiltes Bild: Einerseits wird die Architektur in Südtirol als sehr authentisch wahrgenommen, teilweise gar nicht. Man sollte nicht außer Acht lassen, dass die Zerstörung der Authentizität des Ländlichen vielfach mit der Verbesserung der Lebensumstände einhergeht. Je stärker sich die Architektur in Südtirol qualitativ verbessert und je mehr sie den Ort und die dort dominierenden Materialien einsetzt, desto mehr kann man von einer authentischen Architektur sprechen. Der pseudobäuerliche Baustil unserer Hotelarchitektur ist ebenso ein globaler Architekturtrend, wie die Wohnkiste in jedem Dorf. Sind sich Architekten dieser sozialen Verantwortung bewusst? LANZ: Der Tragweite der Verantwor-

tung sind sie sich nicht immer bewusst. Viel zu oft geht es in der Architektur um Selbstdarstellung, das darf nicht sein.

MUTSCHLECHNER: Der Architekt übernimmt für den Bauherren nicht nur eine finanzielle Verantwortung, sondern auch eine soziale. Das bedeutet, dass die Architektur auch maßgeblich das Zusammenleben in einem Haus oder einer Stadt bestimmt. Ich hätte nichts dagegen, wenn die Südtiroler Architektenkammer den Architekten hier stärken auf die Finger ◀ schauen würde. INTERVIEW: VERENA PLIGER

Zwei Architekten, die sich ergänzen. Die Toblacher Architektin und Kunsthistorikerin Barbara Lanz hat sich im Laufe ihrer selbstständigen Tätigkeit auf die Fachgebiete historische Bauforschung, Architekturgeschichte und Baudenkmalpflege konzentriert. Der Brixner Architekt Martin Mutschlechner führt in Innsbruck das „Stadtlabor“, ein Büro für Forschung und Entwicklung im Bereich Architektur, Stadt und Landschaft. Er ist Absolvent des Postgraduate Master am renommierten Berlage Institut in Rotterdam. Derzeit arbeiten sie gemeinsam am „Masterplan Brixen 2020“.

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Auf Kosten der Firma In den Führungsebenen zählen Firmenhandy und Dienstauto quasi zum Standard. Seit der Krise beginnen aber immer mehr Unternehmer mit der Streichung von Benefits. Wie attraktiv diese Benefits tatsächlich sind, untersucht das Südtiroler Benchmarking-Projekt „Attraktivität der Arbeitsplätze“

Zusatzleistungen wie Firmenauto, -handy oder computer sind nicht mehr selbstverständlich

E

ines steht fest: Zufriedene und engagierte Mitarbeiter zählen zu den wichtigsten Ressourcen eines Unternehmens und sind eine wesentliche Voraussetzung für den unternehmerischen Erfolg. Aber welche Rolle spielen in Südtirol Gehalt und Zusatzleistungen für die Zufriedenheit der Mitarbeiter und die Attraktivität eines Unternehmens? Welche Zusatzleistungen bieten hierzulande Unternehmen ihren Mitarbeitern an? Werden die angebotenen Zusatzleistungen von den Mitarbeitern überhaupt wahrgenommen und wie zufrieden sind die Arbeitnehmer mit den angebotenen Leistungen?

zung mit den Themen Gehalt und Zusatzleistungen, sowie mit all jenen Faktoren, welche die Attraktivität und die Qualität der Arbeitsplätze ausmachen. Dieses für Südtirol innovative „Benchmarking-Projekt“ wurde durch den Unternehmensberater Paolo Agnelli in Zusammenarbeit mit dem Unternehmerverband und der Universität Innsbruck ins Leben gerufen. Es ermöglicht, systematische Mitarbeiterorientierung auf hohem Niveau in den Unternehmen umzusetzen. Damit kann sich jedes Unternehmen mit den „attraktivsten“ Südtiroler Betrieben vergleichen. BENEFITS FÜR MITARBEITER. Der Kampf

BENCHMARKING-PROJEKT. Seit Anfang

des Jahres erfolgt im Rahmen des Südtiroler Projektes „Attraktivität der Arbeitsplätze“ eine fundierte inhaltliche Auseinanderset-

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um die besten Talente ist auch in Südtirol voll im Gange. Selbst – oder vielleicht gerade – in Krisenzeiten spielt ein spannendes Package an Benefits für talentierte Mitar-

beiter und Nachwuchskräfte eine wichtige Rolle. „Die bisher über 300 befragten Führungskräfte und Mitarbeiter sind mit dem Angebot an Zusatzleistungen der heimischen Unternehmen relativ zufrieden. Jedoch könnte man laut ihrer Einschätzung das Potenzial noch weiter ausbauen“, so Paolo Agnelli, der Initiator der Studie. KOSTENFAKTOR BENEFITS. Die verschie-

denen Benefits stellen für Unternehmen einen nicht unwesentlichen Kostenfaktor dar — deshalb ist es empfehlenswert, die angebotenen Leistungen genau unter die Lupe zu nehmen. Durch eine Aktualisierung des Angebots kommt es nicht selten vor, dass das neue Package an Zusatzleistungen das Unternehmen weniger kostet und von der Be-


UNTERNEHMER & MÄRKTE legschaft als deutlich interessanter eingeschätzt wird. „Viele Mitarbeiter wünschen sich neben höheren Gehältern, Prämien oder klassischen Zusatzleistungen vor allem auch mehr Wertschätzung, eine stärkere Förderung der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung sowie mehr Möglichkeiten des flexiblen und selbstständigen Arbeitens“, so Paolo Agnelli. Wünsche, mit denen auch Adin Gamper, Personalleiter des Projektteilnehmers VOG Products in Leifers, konfrontiert wurde: „Wir haben in der Produktion ein neues Arbeitszeitmodell eingeführt und diese Leistung wurde bei der Umfrage von den Arbeitern sehr positiv bewertet. Dass sich das neue Modell derartig positiv auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter auswirkt, habe ich mir ehrlich gesagt nicht erwartet“.

Wer kriegt welche Benefits in Italien? Direktor

Führungskraft

Angestellte

KLEINE BETRIEBE

79,2 % 62,6 %

32,7 %

56,7 %

39,8 %

Laptop

11,5 %

33,4 % 36,9 % 25,2%

Treibstoffkarte Essensgutschein

OD&M Consulting in Mailand hat die Zusatzleistungen von Direktoren, Führungskräften und Angestellten untersucht. Kleine Betriebe erhalten am wenigsten Benefits

BENEFITS ALS SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT. Die bisherigen Ergebnisse der Studie

MITTELGROSSE BETRIEBE

haben auch gezeigt, dass Mitarbeiter dazu tendieren, die gebotenen Benefits zu vergessen und es deshalb sinnvoll ist, ihnen diese in regelmäßigen Abständen in Erinnerung zu rufen. „Wir haben für unsere Mitarbeiter beispielsweise eine Steuerberatungsstelle eingerichtet und erledigen für sie ihre Steuererklärung. Es ist ein relativ großer Aufwand für das Unternehmen und auf Basis der Studie mussten wir feststellen, dass für viele Mitarbeiter dieser Service selbstverständlich ist. Für uns ist dies ein klarer Hinweis, dass wir intern, aber auch beim Personalrecruiting unsere besonderen Zusatzleistungen besser kommunizieren müssen“, so Adin Gamper über die Wahrnehmung der Zusatzleistungen durch die Mitarbeiter.

85,0 %

62,8 %

76,5 %

35,1 %

67,3 %

50,1 %

49,4 % 46,8 %

7,9 %

19,9 % 50,4 %

22,8 % 9,7 %

Handy

Auto

20,2 %

Laptop

Treibstoffkarte Essensgutschein

45,6 %

Versicherung

85 Prozent der in mittelgroßen Betrieben angestellten Direktoren bekommen vom Unternehmen ein Firmenhandy zur Verfügung gestellt

TEILNAHME AM PROJEKT. Diverse nam-

GROSSE BETRIEBE 89,4 %

65,0 %

74,2 % 59,1 %

30,5 %

Handy

Auto

78,2 %

Grafiken: Il Sole 24 Ore

hafte Südtiroler Unternehmen, Institutionen und Verbände haben sich die systematische Entwicklung der Arbeitsplatzattraktivität und Mitarbeiterzufriedenheit zum Ziel gesetzt und die Teilnahme am Projekt angemeldet. Die Unternehmen VOG Products, ACS Data Systems, Glas Müller Vetri und Loacker Remedia haben das Projekt bereits in der ersten Jahreshälfte durchgeführt. Weitere Unternehmen werden ab September mit der Befragung von Führungskräften und Mitarbeitern beginnen. Eine anonymisierte Gesamtauswertung aller teilnehmenden Unternehmen ist für Jahresende zu erwarten. Die Ergebnisse könnten für die Zukunft der Zusatzleistungen wegweisend sein. ◀

Auto

8,0 %

5,8 %

42,9 % 29,8 %

Handy

17,9 %

56,6 %

55,2 % 64,5 %

55,2 %

29,4 %

32,3 %

17,3 %

29,0 %

Laptop Essensgutschein

59,7 % 16,4 %

Fürsorge

Arztspesen

In großen Betrieben bekommen 17,3 Prozent der Angestellten ihre Arztspesen vergütet und 16,4 Prozent die Fürsorgeleistungen

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BAUEN & KLIMAENERGY PR-INFO

Potenzial Baustoffhandel Südtirols Baustoffhandel hat ein großes Potenzial. Dies hat eine Analyse des Wifo ergeben, die im Rahmen der Messe Klimahouse 09 vorgestellt wurde. Eine Übersicht über die Ergebnisse der Studie und eine Reihe von Lösungsvorschlägen, wie dieses Potenzial besser ausgeschöpft werden kann.

D

em Südtiroler Baustoffhandel gehören 500 Unternehmen mit insgesamt 2.200 Mitarbeitern an. Um das Potential dieser Branche zu erkennen, hat das Wifo-Wirtschaftsforschungsinstitut der Handelskammer im Januar dieses Jahres eine Analyse ausgearbeitet, die unter anderem auf Interviews mit Baustoffhändlern selbst basiert. Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung im Überblick:

roler Baustoffhandel exportiert nur ein Prozent des Umsatzes ins nördliche Ausland. Gerade im Bereich der Dämmstoffe könnte aber ein Sprung Richtung Süden interessant sein. Dieser Schritt sollte allerdings nicht im Alleingang, sondern mit einem Partner vor Ort gewagt werden. Ebenso gefragt ist die kulturelle Anpassungsfähigkeit, etwa an den architektonischen Stil. PARTNERSCHAFTLICHE LÖSUNGEN.

TÄTIGKEITSFELDER ÜBERDENKEN. Um

im Verdrängungswettbewerb zu bestehen, muss der Baustoffhandel durch das Angebot von Zusatzdienstleistungen nicht Konkurrent, sondern Vertriebspartner der Baustoffindustrie werden. Stark ausbaufähig ist vor allem die Beratungstätigkeit. Aber auch das verstärkte Angebot von Finanzdienstleistungen, die Sicherheit an Baustellen oder der Verleih von Baustellenzubehör sind anzudenken. Ähnliches gilt für das FacilityManagement und für die Instandhaltung von Gebäuden.

Mit einer Vernetzung Südtiroler Akteure (Planer, Bauunternehmer und Baustoffhändler) sollte es möglich sein, ein „Südtirolpaket“ zu schnüren. Südtiroler Qualität kann nämlich nicht der Baustoffhandel selbst bieten, sondern diese entsteht aus dem Zusammenspiel hoch qualifizierter Planer, kompetenter Baustoffhändler und der makellosen Umsetzung durch die Südtiroler Baufirmen. Damit dies funktioniert, ist neben einem verstärkten sektorenübergreifenden Dialog auch die Zusammenarbeit zwischen den Mitbewerbern bei exklusiven Importprodukten anzustreben.

NEUE MÄRKTE. Südtirols Baustoffhändler

sind zurzeit noch sehr stark lokal verwurzelt. 85 Prozent ihres Umsatzes werden auf dem lokalen Markt erwirtschaftet, 14 Prozent in anderen italienischen Provinzen. Der Südti-

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ALLEINSTELLUNGSMERKMALE AUSPRÄGEN. Das Alleinstellungsmerkmal

könnte gerade dieses oben genannte „Südtirolpaket“ sein. Dieses könnte direkt auf

das gute Südtirol-Image (Fleiß, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Qualität) aufbauen. Auch hat der Südtiroler Baustoffhandel zurzeit in puncto energieeffizientes Bauen noch einen gewissen Informationsvorsprung vor den italienischen Mitbewerbern. Die Zweisprachigkeit wird in diesem Zusammenhang zum Wettbewerbsvorteil. Entscheidend ist, in der Auswahl der Baustoffe an einem hohen qualitativen Niveau festzuhalten (Einsatz zertifizierter Ware). Eine Kooperationsplattform für das „Südtirolpaket“ könnte sich im Rahmen der KlimaHaus-Messen herauskristallisieren. Detallierte Ergebnisse der Analyse können beim Wifo der Handelskammer Bo◀ zen kostenlos bezogen werden.

infobox

WIFO-Wirtschaftsforschungsinstitut der Handelskammer Bozen Ansprechpartner Stefan Perini Südtiroler Straße 60 39100 Bozen Tel. 0471 94 57 06 wifo@handelskammer.bz.it www.handelskammer.bz.it/wifo


WEITERBILDUNG PR-INFO

Mit Marketing zum Erfolg „No Marketing, no Business“: So lautet der Titel eines Ausbildungsprogramms des CTM, der Weiterbildungsgenossenschaft des Unternehmerverbandes. Bei der Auftaktveranstaltung, die am 2. Oktober in Bozen stattfindet, wird unter anderem der Tortellinihersteller Giovanni Rana referieren.

U

m in wettbewerbsintensiven Märkten erfolgreich zu sein, ist eine gut durchdachte und zielgerichtete Marketingstrategie notwendig. Die dafür entsprechenden Kenntnisse möchte eine Ausbildung, die sich insbesondere an Marketing- und Verkaufsverantwortliche richtet, vermitteln. Angeboten wird die Ausbildung, die Theorie und Praxis miteinander verbindet, vom Zentrum für Technologie und Management (CTM), der Aus- und Weiterbildungsorganisation des Unternehmerverbandes Südtirol. Das CTM bietet seit mehr als 25 Jahren den Mitgliedsunternehmen des Verbandes hochwertige Fortbildungsprogramme an, die auf die Bedürfnisse der Betriebe zugeschnitten sind.

tellinihersteller Giovanni Rana (Pastificio Rana AG). Remo Lucchi, Geschäftsführer des Marktforschungsinstitutes GFK Eurisko, wird zu Beginn auf die aktuellen Entwicklungen im wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Umfeld eingehen. „Strategie und Marketing in Krisensituationen“ ist Titel des Referats von Universitätsprofessor Kurt Matzler. Grußworte überbringen werden Landesrätin Barbara Repetto-Visentini und der Verantwortliche des CTM, Marco Repetto. Auf die Rolle des Europäischen Sozialfonds (ESF), der diese Ausbildung fördert, wird die Koordinatorin des ESF, Laura Favaro, eingehen. Da die Referenten in ihrer Muttersprache sprechen, ist eine Simultanübersetzung vorgesehen.

AUFTAKTVERANSTALTUNG. Am Frei-

AUSBILDUNGSPROGRAMM. Bevor das

tag, 2. Oktober 2009, mit Beginn um 15.00 Uhr, findet im Cineplexx in Bozen die Auftaktveranstaltung zum Ausbildungsprogramm „No Marketing, no Business“ statt. Dabei wird der wissenschaftliche Direktor des Programms, Marco Raimondi, die Ausbildung im Detail vorstellen.

Ausbildungsprogramm erstellt wurde, hat der wissenschaftliche Direktor des Programms, Marco Raimondi (Berater und Dozent für Marketing am Politecnico in Mailand), Gespräche mit den Verkaufsverantwortlichen von mehreren Südtiroler Betrieben geführt. Dabei wurden die derzeitige Situation in den Betrieben unter die Lupe genommen und die Bedürfnisse der Mitarbeiter und Führungskräfte ermittelt.

BEKANNTE REFERENTEN. Über die Mar-

ketingstrategie seines Unternehmens berichten wird der bekannte italienische Tor-

THEORIE & PRAXIS. Die Ausbildung

setzt sich zusammen aus einem theoretischen Teil, der in den Kursräumen des Unternehmerverbandes in Bozen stattfinden wird, und einem praktischen Teil. Dabei werden die Teilnehmer im Betrieb begleitet, mit dem Ziel, das erworbene Wissen in die Praxis umzusetzen. Beginn der halbjährigen Ausbildung ist Ende 2009. Die Unterrichtssprache im theoretischen Teil ist italienisch, die Betreuung im Betrieb erfolgt in deutscher oder italienischer Sprache. Für das kommenden Jahr ist auch eine Ausbildung in deutscher Sprache geplant. Für weitere Informationen zur Ausbildung und zur Auftaktveranstaltung können sich Interessierte an das CTM ◀ wenden.

infobox

Zentrum für Technologie und Management (CTM) Unternehmerverband Südtirol Schlachthofstraße 57 39100 Bozen Tel. 0471/220430 ctm@unternehmerverband.bz.it

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Foto: stock.xchng/yussstas

WEITERBILDUNG

Don´t panic Personalstopp, Praxispflicht, Generation Praktikum – Für den akademischen Nachwuchs wird es weltweit immer schwieriger, in der Wirtschaftsbranche Fuß zu fassen. Ein Überblick, wie der KarVON MELANIE OCKERT rierestart in Südtirol gelingen kann.

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Ein Traumkarrierestart, wenn auch einer von wenigen. Während die Wirtschaftsstudentin in Südtirol in die berufliche Zukunft startete, zieht es den Großteil ihrer Kommilitonen vorwiegend in Metropolen wie Rom, Barcelona, Berlin oder London. „Diese großen Städte bieten ihnen Möglichkeiten, die sie hier nicht finden“, weiß die Präsidentin des AlumniClubs. Bei den Wenigsten sieht sie eine Rückkehr als realistisch. ABWANDERUNG INS AUSLAND. Wel-

che Gründe hinter dieser Abwanderung stecken und wie attraktiv der Südtiroler Arbeitsmarkt überhaupt für Akademiker ist, untersuchte jüngst auch eine Studie des Landesinstituts für Statistik der Autonomen Provinz Bozen (Astat) zu den Zukunftsperspektiven der Jungakademiker. Fazit der im Juli präsentierten Daten: „Die Abwanderung von qualifizierten Köpfen kann langfristig wirtschaftliche, kulturelle und soziale Folgen für die Entwicklung eines Landes haben. Das Ergebnis der Be-

Foto: stock.xchng/ctoocheck

S

o beginnt heute die klassische Südtiroler Karriere: Bachelorstudium an einer bekannten Wirtschaftsfakultät, anschließend ein internationaler Master, Abschlussarbeit bei einem renommierten Südtiroler Unternehmen, Jobangebot und Einstieg bei derselben Firma. Es klingt zu schön, um wahr zu sein. Bei Alessandra Tonini steht es heute schwarz auf weiß im Curriculum Vitae. Nach ihrem Studium an der Freien Universität Bozen – sie hat erst den Bachelor in Wirtschaft und Management und dann den Master mit Spezialisierung in Unternehmensführung absolviert – bewarb sie sich 2007 bei der Podini Holding in Bozen und überzeugte als Diplomandin. „Ich wollte unbedingt eine praktische Arbeit schreiben, die auch von Nutzen ist. Nach einer sehr theoretischen Bachelorarbeit war mir das sehr wichtig“, erklärt sie ihre Entscheidung. Heute ist sie Junior Consultant bei der Data Consulting der Podini-Gruppe und berät andere Unternehmen bei strategischen Projekten, Kostenoptimierung und Effizienzsteigerung.


WEITERBILDUNG fragung zeigt: Südtirol braucht mehr hoch qualifizierte Arbeitsplätze, um seinen Akademikern eine gute Zukunftsperspektive im Lande selbst zu bieten. Wir brauchen Möglichkeiten für die berufliche Spezialisierung und den beruflichen Aufstieg. Insgesamt müssen bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Südtirol als Standort für hoch qualifizierte Arbeitskräfte attraktiver zu machen.“

FAKULTÄT FÜR WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN IN ITALIEN Einschreibungen

KARRIERECHANCEN IN SÜDTIROL. Dass

Die meisten Südtiroler Wirtschaftsstudenten zieht es an Universitäten in Metropolen wie Rom, Barcelona, Berlin oder London

KOSTENBREMSE. Insgesamt ist der Markt durch die weltweite Wirtschaftskrise noch verunsichert und verhält sich in puncto Neueinstellungen zögerlich. Im benachbarten Deutschland haben Arbeitgeber wie Banken auf die Krise mit vielen Stellenstreichungen reagiert, allein 2500 Stellen waren es bei der Hypovereinsbank. Neueinstellun-

44.066

2006/07

42.307

2007/08

44.198

2008/09

43.404

Situation nach einem Jahr Bachelorabschluss Im Arbeitsverhältnis

25,7 %

Masterstudiengang*

66,4 %

Arbeiten und Studieren Monatlicher Nettoverdienst

7,9 % 1.088 €

Situation nach einem Jahr Masterabschluss Im Arbeitsverhältnis Monatlicher Nettoverdienst

Quelle: AlmaLaurea

einige Wunschvorstellungen und Bedürfnisse der Südtiroler Wirtschaft leider nicht mit den persönlichen Karrierevorstellungen der Absolventen zusammenpassen, findet auch in der Astat-Studie ihren Niederschlag. Immerhin erhofften sich die 1000 befragten Hochschüler und Jungakademiker (zwischen 20 und 31 Jahren) von einer Flucht ins Ausland unter anderem bessere Chancen für eine gewisse Professionalität (73,9 %), größere Weltoffenheit (63,7 %) und bessere Karrieremöglichkeiten (60,6 %). Wie schwer hat es der Wirtschaftsstudent von heute bei seinem Berufsstart in Südtirol? „Theoretisch gesehen bietet der Südtiroler Arbeitsmarkt viele Chancen, praktisch gesehen sind es nicht so viele, da Unternehmen wie Institutionen vielfach den Wert eines dreisprachigen Bachelorabschlusses noch nicht erkannt haben“, meint Maurizio Murgia, Professor für Finanzwesen und ab Oktober Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Freien Universität Bozen. Wie sich das in der Praxis widerspiegelt, zeigt Murgia anhand eines Beispiels: „Kürzlich hat sich ein Absolvent mit einem Fachlaureat, also nach fünf Universitätsjahren, um eine Position als Controller beworben. Ihm wurden 500 Euro monatlich angeboten, was er natürlich ausgeschlagen hat. Dem folgte ein verbessertes Angebot mit 600 Euro, auch dieses hat er abgelehnt. Ich hoffe natürlich, dass es sich um einen Einzelfall handelt, aber es zeigt doch die kulturelle Kluft auf, welche die Universität und einen Teil des Südtiroler Territoriums noch voneinander trennt.“

2005/06

73,1 % 1.323 €

*arbeitende Studenten inbegriffen

Der höhere Nettoverdienst zeigt, dass sich ein Masterabschluss lohnt

gen werden im Moment gebremst und die Einstiegsgehälter werden noch weiter sinken. „Unternehmen tun sich mit neuem Personal und selbst mit Praktikanten momentan sehr schwer“, so Prof. Arnold Weissman. Aus Panikattacken heraus wird überreagiert und die Kostenbremse im Personalbereich gezogen. Der Gründer des Beratungs- und Trainingsunternehmens Weissman & Cie. mit Büros in Nürnberg, Linz, Zürich und Meran ist auch Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmensführung an der deutschen Hochschule Regensburg (University of Applied Sciences) und Leiter des KompetenzCenters Strategie am St. Gallener Management-Programm. Somit ist Weissman nah dran an den Absolventen. Seinen Studenten empfiehlt er momentan, im Zweifelsfall die Situation auszusitzen und in Zusatzqualifikationen zu investieren. „Auf keinen Fall

Südtirol Panorama September | 2009

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WEITERBILDUNG untätig bleiben“, rät der Stratege und meint weiter, „anstatt sich weinend hinter den Ofen zu setzen, sollen die Absolventen jetzt die Chancen ergreifen um zu promovieren, sprachliche Kompetenzen zu vertiefen, neue Sprachen zu lernen, Praxiserfahrungen zu sammeln oder ins Ausland zu gehen. Wer ganz mutig ist, geht nach Asien. Das bringt eine gigantische Zusatzqualifikation, aber nicht jeder ist der Typ dafür.“ Weissman ist sich sicher, dass sich die Situation in den nächsten Monaten lösen muss, damit das System mit frischem und gut ausgebildetem Nachwuchs auch weiterhin funktioniert.

Prof. Arnold Weissman

schen Fachhochschule studiert und auch in Den Haag erste Praxiserfahrungen gesammelt. Seit zweieinhalb Jahren arbeitet der 29-Jährige für Business Pool in Bozen und hat als Personalvermittler täglich mit arbeitssuchenden Absolventen auf der einen Seite und klaren Unternehmervorstellungen auf der anderen Seite zu tun. „Es ist unbestritten, dass Praxiserfahrungen durch nichts zu ersetzen sind. Im Auswahlprozess wählt das Unternehmen meistens jenen Bewerber aus, der neben einer guten akademischen Ausbildung über die für die Position geeignetsten praktischen Erfahrungen verfügt“, meint Herzig.

Alessandra Tonini überzeugte bei der Podini Holding als Diplomandin. Heute arbeitet sie dort als Junior Consultant

Barbara Jäger von der Personalvermittlung Business Pool schätzt die Praxiskomponente bei Berufseinsteigern

Prof. Arnold Weissman rät seinen Studenten, die Krise auszusitzen und in Zusatzqualifikationen zu investieren

STUDIUM KEINE GARANTIE. Ein Stu-

„Die Absolventen sollten bereits während des Studiums Praxiserfahrungen sammeln …“

In einer kombinierten Ausbildung aus Studium und Arbeitserfahrungen sieht auch Herzigs Vorgesetzte Barbara Jäger eine gute Ausgangsbasis für die Karriere: „Die Praxiskomponente ist heute umso wichtiger und für den Absolventen unheimlich wertvoll, deshalb sollten die Absolventen schnellstmöglich ins Berufsleben, um Erfahrungen zu sammeln. Das muss nicht zwangsläufig erst nach der Abschlussarbeit beginnen, sondern kann auch schon während des Studiums erfolgen.“ An Jobangeboten scheint es in Südtirol nicht zu fehlen: Die Unternehmen suchen nach jungen Akademikern, finden aber wenig Interessenten. Das bestätigt auch Alessandra Tonini. Ihr Arbeitgeber hat Schwierigkeiten, Praktikanten als Wirtschaftsprüfer zu finden. Akademischer Nachwuchs ist also rar in Südtirols Wirtschaft. ▶

dium allein sei längst keine Garantie mehr für eine leitende Position, argumentiert Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Hermann Andrä Graber. In seiner Kanzlei in Bruneck sind neben 25 Beschäftigten auch zwei Praktikanten tätig. Sie lernen das Geschäft „von der Pike auf “. Denn vielen Uniabgängern, so bemängelt er, würde heute neben der theoretischen Ausbildung der Bezug zur Praxis fehlen: „Die Studenten werden an der Uni teilweise mit Realitäten konfrontiert, die selten etwas mit dem tatsächlichen Berufsleben zu tun haben“, so Grabers Erfahrungen. Die Bewährungsprobe komme dann erst beim Berufseinstieg. „Da merkt man dann auch, wer das so genannte ‚Unternehmer-Gen‘ hat und wer nicht.“

58

„Wer ganz mutig ist, geht nach Asien. Das bringt eine gigantische Zusatzqualifikation …“

Südtirol Panorama September | 2009

Barbara Jäger

PRAXISERFAHRUNG. Zu viel Theorie war

auch der Grund für Jörg Herzig, sein Masterstudium Unternehmensführung an der Freien Universität Bozen nach einem Jahr abzubrechen. Der gebürtige Dortmunder hatte bereits an seiner heimischen deut-


WEITERBILDUNG

Den Wert unserer Ausbildung anerkennen Ob Bachelor oder Master – an der Freien Universität Bozen bildet Maurizio Murgia die Wirtschaftsstrategen und Unternehmensberater von morgen aus. Ein Gespräch mit dem Professor über die Chancen auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt. SÜDTIROL PANORAMA: Wie wichtig ist es, während des theoretischen Studiums Praktika zu absolvieren? PROF. MAURIZIO MURGIA: Sehr wich-

tig, deshalb müssen an unserer Fakultät für Wirtschaftswissenschaften auch alle Studenten Praktika in einem Gesamtumfang von mindestens 250 Stunden absolvieren. Dafür erhalten sie 10 Kreditpunkte, die für das Studium angerechnet werden.

Es ist schwierig, hier genaue Zahlen zu liefern. Aber an einigen hier angeführten Aspekten lassen sich bestimmte Tendenzen herauslesen. Wer bei uns das zweijährige Aufbaustudium (Global Management and Markets) besucht, hat zu 52 Prozent vorher einen Bachelorabschluss bei uns absolviert oder ist zu 47 Prozent von anderen italienischen oder ausländischen Universitäten zu uns gekommen. Weiters haben wir 17 Prozent Visiting Studenten, die als „Free mover“ oder Erasmus-Studenten von ausländischen Universitäten zu uns kommen. Dies bedeutet, dass unsere zweijährigen Aufbaustudien für Studenten aus den verschiedensten Kulturkreisen attraktiv sind.

In welche Unternehmen zieht es die meisten Studienabgänger der Freien Universität Bozen?

Wir können heute schon auf Abgänger verweisen, die in den großen internationalen Banken von London, Zürich und Frankfurt arbeiten oder in den großen Konzernen in München, Ingolstadt oder Modena. Aber es gibt auch viele Absolventen, die sich erfolgreich in den Südtiroler Arbeitsmarkt eingegliedert haben. Uns ist es wichtig, dass Südtirol den Wert dieser erstklassigen, dreisprachig ausgebildeten Absolventen erkennt. Denn sie stehen jenen von bekannten anderen Universitäten in keinster Weise ◀ nach.

Die besten MBA-Schulen der Welt Foto: Freie Universität Bozen

Erkennen Sie einen Trend, dass immer mehr Studenten nach dem Bachelor ein Masterstudium beginnen?

Universität Bozen werden dort leichter integriert, als es in Italien der Fall ist. Grund dafür ist ein kulturelles Phänomen, da in Italien nur das fünfjährige Studium (also Bachelor plus Spezialisierung) als Garant für Kompetenz und Professionalität angesehen wird. Dies führt bei vielen Absolventen dazu, abzuwandern.

Jedes Jahr erstellt das internationale Wirtschaftsmagazin Economist eine Rangliste der weltbesten Business Schools. Das Ranking der 25 weltbesten Institute:

Maurizio Murgia ist ab Oktober Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Freien Universität Bozen

die verbleibenden 88 Prozent direkt in den Arbeitsmarkt eingestiegen sind, oder ob sie sich an einer anderen italienischen oder internationalen Universität inskribiert haben, können wir so nicht abschätzen. Wir sind dabei, eine Database über die Absolventen unserer Fakultät anzulegen.

Und welchen Weg schlagen die übrigen Studienabgänger ein?

Wie schwierig ist es für Absolventen, sich direkt in den Arbeitsmarkt einzugliedern?

Zurückgerechnet auf die Zeit ab 2004 haben etwa 12 Prozent der Bachelorabsolventen von damals bis heute bei uns die 2-jährigen Masterkurse besucht. Ob

Die meisten Absolventen, die sofort in den Arbeitsmarkt einsteigen, arbeiten im Ausland und vor allem in Deutschland. Bachelorabsolventen der Freien

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25.

IMD, Schweiz Iese Business School, Spanien University of Chicago GSB, USA Stanford, USA Tuck, USA Haas/ UCLA Berkeley, USA University of Cambridge/Judge, GB Stern/NYU, USA London Business School IE Business School, Spanien Hong Kong University, HK Harvard Business School, USA Cranfield, GB Vlerick Leuven Gent, Belgien York/Schulich, Kanada Kellogg/Northwestern, USA Wharton, USA MIT Sloan, USA Insead, Frankreich/Singapur Henley, GB Columbia Business School, USA Ross/Michigan, USA Warwick, GB Ashridge, GB Darden/University of Virginia, USA

Südtirol Panorama September | 2009

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GELD & FINANZEN

Die Bank überzeugen Derzeit haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, eine Bankfinanzierung zu erhalten, denn die Anforderungen an Bonität und Rating steigen. Südtirol Panorama zeigt, wie man als Unternehmer die Banken vom eigenen Geschäftsmodell überzeug kann und damit eine Kreditklemme vermeidet. Plus: Die Ratingmethoden der Südtiroler Banken im Überblick. 60

Südtirol Panorama September | 2009


BÖRSE AKTUELL Um für Kreditverhandlungen mit dem Bankberater optimal gerüstet zu sein, sollte man bereits im Vorfeld die Ratingfaktoren der jeweiligen Bank kennen

schaftskrise bei der Kreditvergabe tatsächlich und nicht ohne Grund vorsichtiger geworden sind. Laut Basel-II-Regel sind sie dazu verpflichtet, bei jedem Kreditantragssteller ein Rating durchzuführen. Dies ist eine Prüfung der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens, um die Zahlungsfähigkeit und das Ausfallrisiko eines Kredites zu bestimmen. Wer beim Rating schlecht abschneidet, muss für seinen Kredit mehr bezahlen, da bei höheren Ausfallrisiken eine höhere Eigenhinterlegung der Banken vorgeschrieben ist. Damit würde sich für die Bank selbst die Kreditvergabe verteuern. PUNKTEN BEI HARTEN FAKTEN. Beim

Rating wird eine Reihe von quantitativen Faktoren erhoben: darunter Finanz-,

Überzeugen mit weichen Faktoren. Je besser Kunden sogenannte weiche Faktoren belegen können, desto größer ist die Chance auf die Gewährung eines Kredits.

Foto: fotolia/endostock 118030

▶ Bisherige Zusammenarbeit mit der Bank Es ist wichtig, bisher einen guten Eindruck hinterlassen zu haben. Vor allem in den Bereichen Kontoführung, Ausnutzung des Kreditrahmens, Überziehungen oder Ratenrückstände.

I

mmer wieder kommt seit Ausbruch der Finanzkrise die Kritik bei Unternehmen auf, die Südtiroler Banken würden das Geld zurückhalten und nur unter erschwerten Bedingungen Darlehen vergeben. Horten die Banken tatsächlich Geld oder ist die wirtschaftliche Situation von einzelnen Unternehmen tatsächlich so schlecht, dass ein Darlehen nicht verantwortbar ist? Auf der Suche nach Antworten wird klar, dass Banken aufgrund der Wirt-

▶ Management und Eigentümerstruktur Gefragt sind fachliche Qualität, Erfolgsbilanz und Glaubwürdigkeit der Geschäftsführung. Entscheidend sind außerdem die Klarheit des Managements über die Unternehmensvision sowie eine klare Eigentümerstruktur. ▶ Branche und Wettbewerbsposition Die Branche ist ein Indikator für die allgemeine Bonitätsbeurteilung. Vor allem die Wettbewerbsposition des einzelnen Unternehmens und ihre Produkte sind entscheidend. Eine Analyse der Kundenstruktur und -bindung sowie Kundenbefragungen können Aufschluss über die Qualität der Beziehungen geben. ▶ Innerbetriebliche Organisation Wie sieht es mit der Motivation der Mitarbeiter im Unternehmen aus? Welche Aufstiegschancen haben die Mitarbeiter? Eine schlüssige Organisationsstruktur mit klaren Zuständigkeiten gilt als Grundvoraussetzung für eine positive Beurteilung der Bank.

Aktienrallye hält an Immer wieder versucht man, den Verlauf der Aktienmärkte mit Fundamentaldaten zu erklären. Dieser Versuch ist für mich nur schwer nachvollziehbar. Denn auch wenn sich derzeit die Politik und die Notenbank zweckoptimistisch geben und von einer konjunkturellen Erholung sprechen, so wird diese die kommenden Jahre trotzdem nur verhalten ausfallen. Und mit der Erholung wird es wohl auch nicht gelingen, die verlorene Wirtschaftskraft der letzten 12 Monate wieder aufzuholen. Um also den atemberaubenden Anstieg an den Börsen zu erklären, müssen wir andere Faktoren heranziehen: etwa die lockere Geldpolitik der Zentralbanken. Sie ist einer der Hauptfaktoren für den positiven Verlauf der Aktienmärkte. Solange sich das globale Bankensystem beliebig viel billiges Geld bei den Notenbanken besorgen kann, werden die Aktienmärkten noch weiter steigen. Außerdem investieren immer mehr Akteure in Aktien, da sie fürchten, den Anschluss zu verpassen. Folglich ist davon auszugehen, dass trotz einiger technischer Korrekturen der Trend auch Ende September und Anfang Oktober weiterhin nach oben weisen wird. Sobald die Notenbanken allerdings von der expansiven Geldpolitik und der Tiefzinspolitik Abschied nehmen, da sie meinen, eine Stabilisierung der Realwirtschaft erkennen zu können, ist zu mehr Vorsicht an den Aktienmärkten zu raten. Dann kann das Geldpulver schnell wieder ausgehen. MARTIN VON MALFER ist Finanzexperte

der Raiffeisen Landesbank

PORTFOLIO

SHANGHAI COMPOSITE Nachdem er seit Januar um 91 Prozent zugelegt hat, brach der festlandchinesische Leitindex im August binnen zwei Wochen um 20 Prozent ein. Auslöser war die Anweisung der chinesischen Zentralbank an die lokalen, staatlich kontrollierten Banken, ihre überschäumende Ausleihtätigkeit einzubremsen. THOMAS AMONN 3400 3000 2600 2200 1800

Juni 09

August 09

Der Shanghai Composite Index brach im August um 20 Prozent ein Südtirol Panorama September | 2009

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KOMMENTAR VON THOMAS AMONN

So viel Angst ein Sturz in eine unbekannte Tiefe bereitet, so groß ist das Glücksgefühl, wenn man wieder festen Boden unter den Boden fühlt. Was in vergangenen Rezessionsperioden regelmäßig zu beobachten war, ist auch diesmal eingetreten: Die Wirtschaftsleistung hat zu einem Zeitpunkt zu schrumpfen aufgehört, als Skepsis und Unsicherheit noch überwogen. Die zuletzt eingetroffenen Indikatoren – das Verbrauchervertrauen in den USA, die Exporte und der IFO-Geschäftsklimaindex in Deutschland – zeigen alle nach oben: Der freie Fall der Konjunktur dürfte also im zweiten Quartal 2009 ein Ende gefunden haben. Zugleich haben sich die meisten Schwellenländer – China, Indien, Lateinamerika – als viel widerständiger erwiesen, als von Pessimisten befürchtet. Wie in früheren Rezessionen, haben sich auch 2009 die Aktienkurse als guter Frühindikator erwiesen: Wer auf eine Stabilisierung der Wirtschaft gewartet hat, um an der Börse zu investieren, schaut jetzt den davongelaufenen Notierungen hinterher. Wie geht es von hier aus weiter? Der Schlüssel der bisherigen wie der zukünftigen Entwicklung liegt in den ausufernden Staatsdefiziten, die auf uns zukommen: Zu den antizyklischen Konjunkturprogrammen – Stichwort Abwrackprämie – und den bevorstehenden Steuerausfällen infolge des Einbruchs der Gewinne und Vermögenswerte ist noch die kostspielige Rekapitalisierung des Bankensystems hinzuzurechnen. Nicht zu vergessen ist dabei die Rolle der Zentralbanken, die nicht nur die Leitzinsen auf Rekordtiefs herabgesetzt haben, sondern auch über ihre zuletzt enorm ausgeweiteten Bilanzsummen Staatsbudgets und Banken finanzieren. Nur um ein Gefühl der Größenordnung zu geben: Das Volumen der Konjunkturpakete weltweit – von Amerika bis China – beläuft sich auf 3.500 Milliarden US-Dollar. Und die bisherigen Abschreibungen im Bankensektor – 1.500 Milliarden US-Dollar – machen bestenfalls die Hälfte des gesamten Abschreibungsbedarfs aus. Hohe Arbeitslosigkeit und Unterauslastung der Produktionskapazitäten werden etwaige Inflationstendenzen noch länger in Schach halten – Leitzinsanhebungen in absehbarer Zeit sind also nicht zu erwarten. Ebenso wenig ist mit einer schnellen Sanierung der Staatshaushalte zu rechnen – das Risiko, die Konjunktur vorzeitig wieder abzuwürgen, ist einfach zu groß. Also wird man vorerst nichts tun und der kommenden Dinge harren. Hinter der Kurve in der Zukunft, die wir noch nicht einsehen können, lauern höhere Zinsen, höhere Steuern, eine dauerhaft schwächliche Konjunktur – oder ein Mischwesen, das aus allen dreien besteht.

Erfolgs-, Liquiditäts-, sowie Rentabilitätszahlen wie EBIT, Verschuldungsgrad, Working Capital oder ROI. Die wichtigsten Kennzahlen sind, laut Andreas von Aufschnaiter vom GCI Management München, jedoch die Eigenkapitalquote, die Umsatzentwicklung, das operative Ergebnis und der Cashflow. „Jedes Unternehmen sollte daneben noch ein weiteres Set an Kennzahlen entwickeln, das auf seine Branche und seinen Betrieb zugeschnitten ist.“ RATING-INSTRUMENTE. Neben diesen

quantitativen Kennzahlen werden auch qualitative Faktoren analysiert. Der TIS

nancing“ im TIS innovation park. Auch mit der Software (www.akwissensbilanz.org/zukunftscheck.htm) des Fraunhofer Instituts für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik können mittelständische Unternehmen ihre individuellen Erfolgsfaktoren, die für die Zukunftsfähigkeit von Bedeutung sind, erfassen und strukturieren. QUALITATIVE FAKTOREN. Diesen imma-

teriellen Werten kommt in der Wirtschaftskrise verstärkte Bedeutung zu. Denn die Zukunft ist noch weniger vorhersehbar als sonst und die Aussagekraft der vergangenheitsorientierten Bilanzzahlen verblasst angesichts von Umsatzrückgängen. Quali-

Foto: TIS

Teure Rettung

Laura Demichelis, Vice CEO der Prader Bank in Bozen

Frank Saviane verantwortet „Innovation Financing“ im TIS innovation park

innovation park, der in Zusammenarbeit mit Banken eine Rating-Software entwickelt hat, berücksichtigt vor allem die Faktoren Strategie, Markt und Organisation. Im Rahmen der Strategie wird analysiert, was ein Unternehmen und seine Produkte von den anderen auf dem Markt differenziert und was das Unternehmen einzigartig macht. Die Marktanalyse wird aufgrund der fünf Wettbewerbskräfte nach dem Porter-Modell durchgeführt. Zuletzt wird die Organisation der Firma begutachtet, wobei unter anderem Kernkompetenzen und Kernwissen in den marktkritischen Bereichen, aber auch die Einbindung und Bindung der Mitarbeiter in das Unternehmensgeschehen berücksichtigt werden, sagt Frank Saviane, Verantwortlicher des „Innovation Fi-

tative Faktoren sind auch bei jungen innovativen Unternehmen entscheidend, die nicht auf Erfahrungswerte zurückgreifen können, sondern bei denen das Management mit seinen Qualitäten und seiner klaren Unternehmensstrategie überzeugen muss. Aber auch alteingesessene Unternehmen müssen den Banken aufgrund ihrer qualitativen Stärken beweisen, dass sie verschiedene Zukunftsszenarien mit den jeweiligen Herausforderungen bewältigen können. SÜDTIROLER BANKEN WÄGEN AB. Die

konkrete Gewichtung der quantitativen und qualitativen Faktoren ist in Südtirol von Bank zu Bank verschieden. Außerdem hängt sie laut Raiffeisen Landesbank vom Kundensegment ab. Grundsätzlich legt die


GELD & FINANZEN

RATINGFAKTOREN DER SÜDTIROLER BANKEN

Quelle: Südtirol Panorama

SÜDTIROLER VOLKSBANK

RAIFFEISEN LANDESBANK

SÜDTIROLER SPARKASSE

PRADER BANK

Faktoren der Entscheidung

▶ Ausgewogene Finanz- und ▶ Ein Unternehmen muss das ▶ Ein Unternehmen sollte Rating bestehen. Dazu muss eine solide VermögenssiErtragslage ▶ Angemessenes Eigenkapies quantitative Geschäftstuation und eine gute Erdaten wie den Jahresabtragskraft aufweisen. Es tal, dokumentierte Rückschluss und G&V - Rechwird überprüft, ob es sich zahlungskraft, Sicherheiten ▶ Klar ersichtlicher Verwennung vorlegen. Aber auch auch bei veränderten Rahdie „weichen“ Faktoren, wie menbedingungen am Markt dungszweck ▶ Positive Zukunftsperspekdie Unternehmensstrategie, bewährt und nachhaldie Marktstellung, die Nachtig Erträge erwirtschaften tiven ▶ Bei Investitionsfinanziefolgeregelung und die Quakann, die eine einwandfreie lifikation der GeschäftsfühRückführung der Finanzierungen Beisteuerung von rung müssen stimmen. rungen ermöglichen. mind. 20 % an Eigenmittel

▶ Marktkenntnis ▶ Angemessenheit der Organisationsstruktur ▶ Fähigkeit, Gewinne zu generieren ▶ Fähigkeit, sich an Marktveränderungen anzupassen ▶ Vertrauen in die Geschäftsleitung und das Management des Unternehmens

Quantitative Faktoren

▶ Die quantitativen und qua- ▶ Bilanz mit G&V und den litativen Faktoren werden relevanten betriebswirtgleichwertig gewichtet, woschaftlichen Kennzahlen bei bei den quantitativen bzw. die Steuererkläprimär die Rückzahlungsrungen, Kosten- und Erkraft und die Eigenkapitaltragsaufstellungen basis berücksichtigt wer▶ Businesspläne, Rentabiliden. Bei den qualitativen tätsberechnungen, Projektdie Geschäftsbeziehungen rechnungen und Vermöund der Geschäftserfolg. gensaufstellungen

▶ Bilanz mit den relevanten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen ▶ Zwischenergebnisse ▶ Geschäftspläne ▶ Branche ▶ Auftragsbestand ▶ Forderungsliste ▶ Werthaltigkeit Lager

▶ Ausreichender Cashflow, wenn die Kreditrückzahlungen beginnen ▶ Kapitalstärke: Eigenkapital oder Fremdkapital ▶ Angemessenes Verhältnis zwischen Bankverschuldung und Umsatz ▶ Entwicklung bzw. Konsolidierung des Umsatzes

Qualitative Faktoren

▶ Kontoführung (Überziehung, Ratenrückstände, Termingenauigkeit) ▶ Transparenz bei Datenlieferung, Auftragslage, Marktstellung, Kunden- und Lieferantenabhängigkeit ▶ Innerbetriebliche Organisation, Management (Qualifikation, Nachfolgeregelung)

▶ Qualität der Geschäftsbeziehung ▶ Beurteilung des Managements ▶ Eigentümerstruktur ▶ Organisation ▶ Produkte ▶ Marktlage und Wettbewerbssituation ▶ Abhängigkeit von einzelnen Kunden und Lieferanten

▶ Klarheit des Managements über Unternehmensvision ▶ Umsetzungsstärke und Wettbewerbsfähigkeit ▶ Verwaltung und Verkaufsorganisation ▶ Eigentümerstruktur ▶ Firmengeschichte ▶ Diversifikation der Kundenstruktur

▶ Kontoführungsinformationen wie Überziehungen oder Ratenrückstände ▶ Bewertung des Unternehmers und seines Managements ▶ innerbetriebliche Organisation ▶ Markt und Branche

Raiffeisen Landesbank ihren Schwerpunkt aber eher auf die qualitativen Faktoren. Die Südtiroler Sparkasse legt dagegen eine stärkere Gewichtung auf die quantitativen Faktoren, da durch diese insgesamt die Gesamtheit der Risiken besser zu erfassen seien. Bei der Prader Bank wiederum sind beide Faktoren gleichgewichtig. HYPO TIROL ZIEHT HANDBREMSE. Bei

der Hypo Tirol Bank Italien ist das Kreditwachstum im ersten Halbjahr 2009 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich bescheidener ausgefallen. „Es ist in der Tat so, dass wir uns bei Immobilienfinanzierungen und -leasing zurückhaltender am Markt bewegen. Auch unsere Kriterien für die Bewertung der Kreditfähigkeit sind angesichts der Krise strenger geworden“, so FranzJosef Mayrhofer, Vorstandsvorsitzender der Hypo Tirol Bank Italien AG. Allerdings sei auch die Nachfrage nach derartigen Krediten zurückgegangen, weil Unternehmer geplante Investitionen zurückstellen. „Manchem Antragsteller, dem wir vor einem Jahr noch einen Kredit gewährt hätten, müssen wir heute eine Absage erteilen, weil die Anforderungen hinsichtlich Bonität und

Andreas von Aufschnaiter von der GCI Management AG in München

Rückzahlungsfähigkeit nicht mehr erfüllt werden“, so Mayrhofer, „natürlich wird der Vorwurf laut, wir als Bank würden die Kunden in dieser Situation nicht ausreichend mit Krediten versorgen.“ Dabei werde laut Mayrhofer aber oft vergessen, dass Banken sich auch an bestimmte Regeln der Bankenaufsicht halten müssen. EINFLUSSNAHME AUF KREDITENTSCHEIDUNG. Das Rating bereitet eine Kreditent-

scheidung nur vor, es ersetzt diese jedoch nicht. So kann ein Unternehmer auch trotz

eines guten Ratings keine Finanzierungszusage erhalten. „Denn schlussendlich sind Kriterien wie der Verwendungszweck, die Kredithöhe, die Rückzahlungsfähigkeit und die Sicherheiten die Kreditvergabe entscheidend“, so Hans Schmiedhofer von der Raiffeisen Landesbank Südtirol. Unternehmen sollten den Banken nicht nur ein Zahlenszenario abgeben, rät Andreas von Aufschnaiter, sondern auch Bandbreiten angeben, welche Kreditbedingungen realistisch sind. „Die Banken können dann schauen, ob auch bei einer konservativen Betrachtung die Rückzahlungsfähigkeit noch gegeben ist“, so von Aufschnaiter. Um die eigene Glaubwürdigkeit zu unterstreichen, ist es wertvoll, Drittbestätigungen einzuholen. Dies können externe Wirtschaftsprüfer oder Gutachter sein, die parallel zu unternehmenseigenen Steuerberatern agieren. Wertvoll ist es auch, zusätzlich Auftragsbestätigungen, Referenzschreiben von Großkunden, Aussagen von Lieferanten vorzulegen. Denn wird das Vertrauen des Kreditgebers durch andere Quellen gestärkt, erhöht dies die Chancen auf eine Finanzierungszusage. ◀ EDIT R. MERANER

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STEUERN & RECHT

Luxusgüter im Visier Steuersündern soll in Italien der Garaus gemacht werden – das sieht eine neue Verordnung vor. Ausgerechnet Gemeinden sollen hier nicht versteuertem Einkommen auf die Spur kommen. Ein Überblick, wie künftig der Lebensstandard der Steuerpflichtigen unter die Lupe genommen wird.

D

ie einen werden sich ins Fäustchen lachen, die anderen werden sich erzürnen. Denn mit der Sommerverordnung Nr. 112/2008 geht es vielen an den Kragen. Die Verordnung sieht vor, dass die Finanzverwaltung mehr Möglichkeiten erhält, um eine effizientere Bekämpfung der Steuerhinterziehung zu garantieren. Um nicht versteuertem Einkommen auf die Spur zu kommen, wird bei der Steuerkontrolle nun auch der Lebensstandard der Steuerpflichtigen kontrolliert – und das dank Mithilfe der Gemeinden. Die Finanzverwaltung wird für den Dreijahreszeitraum 2009 bis 2011 nun verstärkt auf den sogenannten „Redditometro“ zurückgreifen, das heißt auf die synthetische Ermittlung des Einkommens anhand verschiedener Indika-

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Südtirol Panorama September | 2009

toren des Lebensstandards. Anhand dieser Methode wird versucht, Steuersünder aufzudecken, die in der Steuererklärung keine Steuerschuld aufweisen, obwohl diese aufgrund von konkreten Besitzen sehr wohl eine aufweisen müßten. GEMEINDEN ALS WÄCHTER. Um dieses

Ziel zu erreichen, sollen die Gemeinden konkrete Hinweise oder Informationen aus den Gebieten „Handels- und Dienstleistungen“, „Urbanistik“, „Baugewerbe“, „Immobilienbesitz“ sowie „fiktive Wohnsitze im Ausland“ an die Steuerbehörde liefern. Das Interesse der Gemeinden ist groß, da ihnen durch den Wegfall der Gemeindeimmobiliensteuer auf die Erstwohnung Steuereinnahmen weggefallen sind, der Kostendruck der Kommunen aber im-

mer größer wird. Außerdem erwarten sie sich die Aufdeckung nicht bezahlter Steuern, die ihnen durch Missbrauch oder Falschangaben entgehen würden. Damit die Gemeinden in den erwähnten Bereichen Kontrollen durchführen können, erlaubt ihnen die Steueragentur Zugriff auf ihre Datenbank. Sprich: Die Gemeinden erhalten eine Einsicht in Bank- und Postüberweisungen für Renovierungsarbeiten an Immobilien, in Mietverträge, in Erbschaftserklärungen für Immobilien die das Gemeindegebiet betreffen, in Verträge für Strom, Gas, und Wasser. Mithilfe dieser Informationen können von Gemeinden verstärkt Kreuzkontrollen durchgeführt werden, vor allem im Bereich nicht versteuerter Mieteinnahmen und Scheinwohnsitze im Ausland.

Foto: Bentley

Gemeinden dürfen künftig den Lebensstandard der Steuerpflichtigen überprüfen


STEUERN & RECHT

30 PROZENT GEHEN AN GEMEINDEN.

Die Hinweise der Gemeinden an die Finanzverwaltung, die telematisch übermittelt werden, müssen konkret sein. Das heißt, die Informationen müssen Akten, Tatsachen und Geschäfte betreffen, die ohne weitere Nachforschungen logische Schlussfolgerungen auf Steuerhinterziehung vermuten lassen. Damit für die Behörde der Aufwand nicht größer als die vermuteten Mehreinnahmen an Steuern ist, werden di-

gehend, dass ihnen versuchsweise bereits sogenannte Kontrolllisten zur Seite gestellt worden sind, mit deren Hilfe potenzielle Steuerhinterzieher leichter ausfindig gemacht werden können. Zusätzlich wird die Finanzverwaltung in den nächsten Monaten Schulungen für die örtlichen Gemeindemitarbeiter durchführen, um eine qualifizierte Mitarbeit zu garantieren. Diese Zusammenarbeit wird in Zukunft sicherlich umfangreicher werden,

Kontrollen der Gemeinden Folgende Bereiche werden Gemeinden künftig im Auftrag des Finanzamtes auf Steuerhinterziehung hin kontrollieren:

HANDEL UND DIENSTLEISTUNGEN ▶ Selbstständige, die nicht im Besitz einer Mehrwertsteuernummer sind, aber trotzdem eine selbstständige oder freiberufliche Tätigkeit ausüben. ▶ Die in der Steuererklärung angegebene Tätigkeit stimmt nicht mit der ausgeübten Tätigkeit in der Gemeinde überein. ▶ Nichtgewerbliche Körperschaften, deren Tätigkeit aber als gewerblich oder unternehmerisch eingestuft werden kann.

URBANISTIK ▶ Umwidmungen von Grundstücken in Baugründe oder Gewerbegründe. ▶ Einkünfte aus Veräußerungen von Immobilien, die nicht versteuert wurden und Personen, die illegale Wohn- oder Industriegebäuden erbaut haben.

Der Besitz oder der Unterhalt eines Privatjets oder Segelbootes muss durch das versteuerte Einkommen begründet sein – sonst drohen drakonische Strafen

ese Hinweise einer Kosten-Nutzen-Kontrolle unterzogen. Erst nach Überwinden dieser Hürde beginnt die Steuerkontrolle. Die Gemeinde wird für ihre Mitarbeit mit 30 Prozent an den mehr eingenommenen Steuern beteiligt (Irpef, Ires, Irap, Mehrwertsteuer, Registersteuer). Allerdings erst dann, wenn die festgestellte Steuer definitiv ist, das heißt, auch tatsächlich bezahlt wurde. Das könnte unter Anwendung aller Möglichkeiten der Verteidigung aber einige Zeit in Anspruch nehmen. KONTROLLLISTEN WERDEN EINGESETZT. Mittlerweile haben in Italien bereits

neun Regionen ein Abkommen zwischen den regionalen Agenturen für Einnahmen und den Gemeindeverbänden unterzeichnet. Die Finanzverwaltung unterstützt die Gemeinden in deren Bemühungen dahin-

sowohl wegen des Steuerförderalismus als auch wegen des Übergangs der Kompetenzen im Bereich der Regionalen Wertschöpfungssteuer (Irap) an die einzelnen Regionen.

LEBENSSTANDARD ▶ Der Lebensstandard weicht vom Einkommen gemäß Steuererklärung ab. ▶ Der Besitz gewisser Gegenstände setzt einen gewissen Lebensstil voraus obwohl kein Einkommen angeben wurde (Privatflugzeug, Boot, Reitpferd, Pkw, Zweitwohnsitz und Haushaltshilfen)

IMMOBILIENVERMÖGEN JAGD AUF STEUERSÜNDER. Mittlerweile

ist die Finanzverwaltung dazu übergegangen, Vereinbarungen auch mit anderen lokalen Körperschaften abzuschließen. Als Beispiel seien das Abkommen mit dem Nationalen Fürsorgeinstitut (Inps) und der Autorenvereinigung (SIAE) genannt. Weitere Abkommen werden folgen. Die Jagd auf Steuersünder wird seitens der Finanzverwaltung also immer engmaschiger. ◀ HANNES PRANTL*

* Hannes Prantl ist Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in Bozen

▶ Besitz von Immobilienvermögen, das nicht in der Steuererklärung angegeben bzw. versteuert wird, sowie Wohnungen die zwar bewohnt sind, aber für die kein Mietvertrag registriert wurde.

SCHEINWOHNSITZ IM AUSLAND ▶ Die Gemeinden müssen innerhalb von sechs Monaten nach Abmeldung des Wohnsitzes dem Steueramt mitteilen, dass der italienische Staatsbürger tatsächlich den Wohnsitz ins Ausland verlegt hat und sich im Verzeichnis der Nichtansässigen (AIRE) eingetragen hat. In den drei Folgejahren müssen die Gemeinden überprüfen, ob der Wohnsitz immer noch als abgemeldet gilt.

DIE WICHTIGSTEN STEUERTERMINE IM SEPTEMBER

▶ Irap: Ab heute und einschließlich bis zum 13. November 2009 Übermittlung des Rückerstattungsantrags für die Einkommenssteuern an das Finanzministerium

▶ Lohnsteuer: Telematische Überweisung des Zahlungsvordrucks F 24 der Lohnsteuer des Monats August ▶ Steuereinbehalt: Telematische Überweisung des Zahlungsvordrucks F 24 der Steuereinbehalte für die im Monat August bezahlten Rechnungen von Freiberuflern ▶ Inps: Telematische Überweisung des Zahlungsvordrucks F 24 der Sozialbeiträge des Monats August

MITTWOCH, 16. SEPTEMBER:

MONTAG, 21. SEPTEMBER:

MONTAG, 7. SEPTEMBER: ▶ Intra: Abgabe der Intra-Meldung für innergemeinschaftliche Lieferungen und Veräußerungen des Monats Juli

MONTAG, 14. SEPTEMBER:

▶ Mehrwertsteuerabrechnung: Telematische Überweisung des Zahlungsvordrucks F24 der Mehrwertsteuerschuld vom August

▶ Intra: Abgabe der Intra-Meldung für innergemeinschaftliche Lieferungen und Veräußerungen im Monats August

MITTWOCH, 30. SEPTEMBER: ▶ Einkommenssteuererklärung 2008: Für natürliche Personen, Personengesellschaften, Kapitalgesellschaften deren Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr übereinstimmt, und jenen Steuerpflichtigen, die der IresBesteuerung unterliegen. Mittels elektronischer Post an das Finanzministerium ▶ Autonome Mehrwertsteuerklärung 2008, die nicht mittels Einheitserklärung Unico erstellt wird. Mittels elektronischer Post an das Finanzministerium ▶ Ici-Erklärung für Änderungen 2008 ▶ Irap-Erklärung 2008 mittels elektronischer Post an das Finanzministerium Südtirol Panorama September | 2009

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BUSINESS

Foto: stock.xchng/ilco

PR-INFO

Bei den Förderungen zum Zuge gekommen sind vor allem Innovationen aus den Bereichen Erneuerbare Energien und Nachhaltige Ressourcen

Ideen werden belohnt Südtirol hat gute Ideen und noch bessere Tüftler. Die Landesabteilung Innovation, Forschung, Entwicklung und Genossenschaften hat für die 15 innovativsten Projekte Südtirols einen finanziellen Förderbeitrag gewährt – ein Beitrag zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit

I

deen hat jeder Mensch. Zu markttauglichen oder sogar revolutionären Erfindungen haben es dagegen nur wenige gebracht. Denn nur wenige haben das Potenzial und auch die notwendigen finanziellen Mittel, gute Ideen in innovative Entwicklungen und Patente umzuwandeln. Da Innovationen heute aber im Mittelpunkt unternehmerischer Tätigkeit stehen, ist ihre Entwicklung stärker gefordert.

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14) wurde die Umsetzung von Industrieforschungsprojekten- und experimentellen Entwicklungsprojekten unterstützt. Die Ausschreibung hat Forschungsvorhaben mit einem stark innovativen Charakter, die aufgrund von Kooperationen zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen realisiert werden, unterstützt. Die Projekte mussten sich auf einen Gesamtkostenaufwand von 200.000 Euro belaufen und dürfen höchstens 36 Monate dauern.

UNTERSTÜTZUNG MIT 4,1 MILLIONEN EURO. Um Innovationen verstärkt voran-

15 GEFÖRDERTE PROJEKTE. Insgesamt

zutreiben und damit eben auch die Wettbewerbsfähigkeit von Südtiroler Unternehmen und Institutionen zu steigern, hat die Landesabteilung Innovation, Forschung, Entwicklung und Genossenschaften vor einem Jahr eine Ausschreibung veröffentlicht. Mit der „Ausschreibung für innovative Projekte und für die Einstellung von hoch qualifiziertem Personal“ (Artikel 10, Landesgesetz vom 13. Dezember 2006, Nr.

wurden für die Ausschreibung 26 Projekte eingereicht, wovon 15 die vorgegebenen Kriterien erfüllt haben. Darunter unter anderem Projekte der Unternehmen Durst Phototechnik AG, Ladurner Umwelttechnik oder Atzwanger AG. Insgesamt unterstützt die Südtiroler Landesregierung mit einem Beitrag von 4,1 Millionen Euro knapp die Hälfte des Investitionsvolumens (8,5 Millionen Euro) der 15 Projekte. Die

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meisten genehmigten Projekte entwickeln Innovationen im Bereich Erneuerbare Energien, Nachhaltige Ressourcen, Ökologisches Bauwesen und Ernährung sowie Nachhaltige Mobilität und Informationstechnologie. Auch in diesem Jahr gibt es eine „Ausschreibung für Unternehmen zur Realisierung von Projekten der industriellen Forschung und Projekten der experimentellen Entwicklung“ (LG 14/06 2009). Einreichtermin ist der 27. November 2009. ◀

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Landesabteilung Innovation, Forschung, Entwicklung und Genossenschaften Raiffeisenstraße 5 39100 Bozen Tel. 0471 41 37 20 oder 41 37 36 Innova-gen@provinz.bz.it www.provinz.bz.it/innovation


LUXUS & LIFESTYLE

Relaxt durch die Krise Die Nerven liegen blank – denn die Auswirkungen der Wirtschaftskrise bringen Firmeninhaber und Führungskräfte an ihr Limit. Doch für wochenlangen Urlaub bleibt gerade jetzt wenig Zeit. Wir zeigen, wie man auch in kurzer Zeit wieder zur Bestform zurückfindet: In sechs Refugien erster Klasse

Fotos: Almdorf Seinerzeit

Österreich

1. Almdorf Seinerzeit, Patergassen, Kärnten Das Feuer knistert, das Heu raschelt, der Holzboden knarzt, der Duft nach frischem Kaffee und warmen Brötchen steigt in die Nase. Noch einmal kurz die Auge schließen, sich im samtweichen Himmelbett zur Seite wälzen – dann gibt‘s Frühstück. Die guten Geister des Almdorfs Seinerzeit haben es in der getäfelten Stube schon angerichtet. Stress am Frühstücksbuffet, neugierige Blicke – das gibt‘s hier nicht. Die 21 Almhütten, vier luxuriöse Jagdhäuser und drei First-Class-Chalets, garantieren traute Zweisamkeit, ganz nach dem Motto: Eintreten, loslassen, sich wieder finden – in einer Heimat mit Luxuskomfort. Egal ob im heißen Hot-Pot inmitten des Kräutergartens, in der Zirbenholzsauna oder Holzbadewanne. Beim Dinner in der Holzknechthütte, dem kleinsten Restaurant der Welt, fällt bei Lammkoteletts mit Ofenkartoffeln oder Ritschert (Kärtner Gersteintopf) der Blick auf die Nockberge. Übernachtung mit Frühstück in der Almhütte ab 290 Euro, www.almdorf.com

2. 1. Die Alm ruft: Die Jagdhäuser im Almdorf sind wahre Luxuslodges 2. Im siebten Himmel: Die Zimmereinrichtung erinnert an Großmutters Zeiten 3. Schlaf im Stroh: Im Almdorf Seinerzeit werden Kindheitserinnerungen wach

3.

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LUXUS & LIFESTYLE

Fotos: Masseria Torre Maizza

Apulien

1.

Masseria Torre Maizza, Savelletri di Fasano, Apulien Der Duft nach Rosmarin und Thymian liegt in der Luft, das Meersalz klebt noch zart auf der gebräunten Haut, der Blick schweift über schier endlose Olivenhaine auf das nahe Meer. Die Füße berühren einen antiken arabischen Teppich, der Körper ist eingebettet in ein weiches Sitzkissen. Alles ist strahlend weiß auf dem Flachdach des alten Stalls, der Lounge-Terrasse im 5-Sterne-Luxushotel Masseria Torre Maizza in Fasano. Rund 50 Kilometer südlich von Bari liegt diese kalkweise Festung, eingebettet in einen Neun-Loch-Golfplatz, wo knorrige jahrtausendealte Olivenbäume silbrig-grün leuchten, Orangenbäume duften und wuchtige Oleander blühen. Die Masseria aus dem 16. Jahrhundert gibt ein Gefühl von Intimität und Geborgenheit: ob unter den Pergole mit römischen Säulen, am weitläufigen Pool mit seinen geschmackvollen Liegen oder am privaten Beachclub „Torre Coccaro“, ein exklusives Hideaway mit arabisch angehauchten Loungemöbel, wo TV-Stars schon mal ihre Hochzeit feiern. Wer sich nach mehr Privatsphäre sehnt, der residiert in der Palmsuite mit offenem Kamin, eigener Palmenterrasse und Privatpool. Grundsätzlich gilt aber: In jedem der 26 Zimmer sind Farben, Muster und Stile gekonnt kombiniert und der Duft nach den hausgemachten Olivenölbeautyprodukten betört alle Sinne. Genauso wie der Gemüse- und Kräutergarten, aus dem typisch einheimische Gerichte gezaubert werden. www.masseriatorremaizza.com, DZ mit Frühstück ab 279 Euro.

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2.

3.

4.

1. Charme, Natur, Stille: Die persilweiße Masseria sorgt für Aufruhr im Olivenhain. Im Pool scheint es, als könne man direkt in den blauen Himmel kraulen

3. Exklusive Intimität: Nirgendwo sonst ist die Adria so blaugrün und glasklar wie in Apulien. Der Beachclub „Torre Coccaro“ gilt als den schönste der Region

2. Weiße Idylle: Das Flachdach des alten Stalls ist ein Refugium mit einem unvergesslichen Blick auf kilometerlange Trockenmauern und uralte Olivenbäume

4. Mittelmeerromanze: Chillen in der Loungeecke als krönender Abschluss nach den köstlichen „Jakobsmuscheln auf Pesto“ im Ristorante Le Palme


LUXUS & LIFESTYLE

Der Blick schweift über 5000 Jahre alte knorrige Olivenbäume und Kaktusfeigen. Nirgendwo findet sich so eine unverfälschte Italianitá und urtypische Gastfreundschaft wie in Apulien. In den letzten Jahren hat sich hier am Stiefelabsatz Italiens mit den Masserias eine neue Form des Tourismus etabliert: alte Gutshöfer umfunktioniert zu Luxusagritourismen. Eine davon ist die Masseria Alchimia. Die deutsche Gastgeberin Caroline Groszer hat das verfallene kleine Gutshaus aus dem 17. Jahrhundert in mühevoller Kleinarbeit zu einer strahlend weiß getünchten Masseriau umgebaut. Und doch ist die Alchimia anders als anderen Masserien: Kein Zimmer gleicht dem anderen. Jedes der zehn Appartments wurde von einem anderen Designer gestaltet. Es gilt die Devise: Weniger ist mehr. Gelebt wird nach dem Selbstversorgerprinzip: Gekocht wird in einer kleinen Küche, gegessen auf den geräumigen Terrassen mit dem atemberaubenden Blick auf Apu1. 2. liens größtes Kapital, auf die alten Olivenbäume. Die arabisch inspirierten Beachclubs am Strand Capitolo sind nur wenige Autominuten entfernt. 1. Weiß getüncht: Die ehemalige Eremitage ist heute ein Designresort inmitten Übernachtung in der Junior Suite ab 135 Euro, jahrhundertealter Olivenbäume. 2. Modern statt traditionell: In der Masseria Alchiwww.masseria-alchimia.it mia dominieren ausgefallene Designermöbel von diversen Künstlern

Fotos: Masseria Alchimia

Masseria Alchimia, Savelletri di Fasano, Apulien

1.

2. 1. Avantgarde: Das Mobiliar erinnert an eine noble Vergangenheit 2. Zurück zur Natur: Im Castello di Vicarello dominiert der Lavendel das Bild

Fotos: Castello di Vicarello

Castello di Vicarello, Poggi del Sasso, Toskana

Toskana

Inmitten der malerischen Maremma-Landschaft liegt das Castello di Vicarello, ein Relikt aus dem 12. Jahrhundert mit unaufdringlichem Luxus. Den mittelalterlich Landpalast umgeben Olivenhaine, majestätische Zypressen und Weinberge, in den Suiten verbinden sich Komfort und Exklusivität bestens mit dem Flair der noblen Vergangenheit. Wertvolles rustikales Mobiliar, offene Kamine und Kachelöfen, Terrassen oder Pergolen, der Charme des Castello di Vicarello ist authentisch. Ein Ort, die Welt für eine Weile hinter sich zu lassen. DZ mit Frühstück in der Suite Sprone ab 370 Euro, www.castellodivicarello.it

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LUXUS & LIFESTYLE

1.

Fotos: The Lodge Verbier

Schweiz

2.

The Lodge, Verbier, Kanton Wallis Wonach sehnt sich ein Prinz, wenn er zum Skiurlaub fährt? Der dänische Prinz hat sich nach Luxus, Privatsphäre und Hüttenromantik gesehnt. Gefunden hat er es im Schweizer Nobelskiort Verbier. Im „The Lodge“, wo der britische Milliardär Sir Richard Branson ein Pendant zu seinem karibischen Promi-Hideaway Necker Island geschaffen hat. Die Toplage – nur 250 Meter vom Lift entfernt – und der Fünf-Sterne-Rundum-Service machen es zu einem Refugium erster Güte: Vom Viergängemenü über die Skikurse bis hin zur Hotstonemassage, jeder Wunsch wird von den Lippen abgelesen. Auf Wunsch steht sogar ein Helikopter nach Verbier bereit. Während die Zimmer in der Sommersaison einzeln gebucht werden können (DZ/VP ab 530 Euro), kann im Winter je nach Nachfrage oft nur das komplette Chalet gemietet werden: Die neun stylish eingerichtete Suiten und ein Kinderzimmer mit rustikalen Hochbetten bieten Platz für 18 Erwachsene und sechs Kinder. Auch wenn der Preis dafür ist mit 44.700 Euro stattlich ist – Hauschampagner ist inklusive. www.thelodge.virgin.com

3.

4.

5. 1. Gemütlichkeit trifft Moderne: Die Lounge mit Baustämmen als Tischen 2. Entspannung im Luxusresort: Chillen im satten Grün vor dem „The Lodge“ 3. Privates Spa: Klare Linien, warmes Holz

4. Himmlisch gebettet: Selbst der dänische Prinz zeigte sich von den Suiten im modern-traditionellen Stil angetan 5. Verwöhnmarathon: In der Badelandschaft könnte man für Tage untertauchen Suiten.

Castel Fragsburg, Meran, Italien

Foto: Castel Fragsburg

Südtirol

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Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Wo sonst hat man während der Vinotherapie oder Wirbel- und Gelenksmassage einen solch atemberaubenden Ausblick auf den Meraner Talkessel, als im Castel Fragsburg. Renate und Alexander Ortner, die das Jagdschloss seit 50 Jahren führen, wissen was ausgepowerte Manager suchen. Vor zwei Jahren wurden sie in der Kategorie „Außergewöhnlicher Service und Gastzufriedenheit“ mit dem Sonderpreis des „World Hotel Award 2007“ ausgezeichnet. Hier ist nichts aufgesetzt, die Mitarbeiter sind authentisch, der Stil unverfälscht. Die 20 Zimmer und Suiten des kleinsten Luxushotels der Dolomiten sind mit edlen Antiquitäten und Holzvertäfelungen geschmückt, das Panoramarestaurant mit zwei Gault-Millau-Hauben ausgezeichnet. DZ ab 168 Euro, www.fragsburg.it


LESEZEICHEN

LUXUS & LIFESTYLE

GUCCI ALS GELDANLAGE

Das Edelstück an jeder Frauenhand Ringe sind Ausdruck von Persönlichkeit und Erfolg. Das wahre Statussymbol der Unternehmerin wird in Handarbeit gefertigt. Egal ob edel oder extravagant, es wirkt immer ausdrucksstark und authentisch Der Schneeball Überall, wo Menschen mit Schnee in Berührung kommen, werden Schneebälle geformt. Im Laaser Marmor finden sich die feinkörnigen und kristallinen Strukturen des Schneeballs wieder. Ein Stein, so weiß wie Schnee, ist die handgeschliffene Marmorkugel, die Konrad Laimer auf seinen Goldring setzt. Damit erhält der Ring diese so traumwandlerisch sinnliche Ausstrahlung. Preis: 960 Euro

Louis Vuitton, Gucci, Porsche – diese Edelmarken zählen langfristig zu den Globalisierungsgewinnern. Anleger können von diesem Megamarkt profitieren, denn viele Topadressen der Nobelbranche sind börsennotiert. Autor Michael Brücknerl zeigt auf, wie Aktien der Luxusunternehmen auf konjunkturelle Schwankungen reagieren, welche Marken das stärkste Potenzial versprechen, welche Marken die globalen Märkte beherrschen und wie sich die Luxusnachfrage auf den wichtigsten Märkten entwickeln wird.

INFO: Michael Brücknerl, „Megamarkt Luxus. Wie Anleger von der Lust auf Edles profitieren können“, Finanzbuch Verlag, 34,90 Euro

REISE INSIDER-TIPP Der Blickfang

Es ist das orangerote Feuer, das abends am Himmel Namibias glüht und im Mandarin-Granat weiterleuchtet. 1991 wurden in der unberührten Natur Namibias die ersten Mandarin-Granate gefunden. Raritäten für extrovertierte Menschen: Wer Orange trägt, fällt auf. Michaela Raffeiner hat diesen Stein in einer ovalen Goldfassung auf einen Unterbau aus Silber gesetzt. Preis: 675 Euro.

Rom

Das Kunstwerk Das Farbwunder Labradorite schillern in kräftigen dunkelblauen und grünen metallischen Tönen. Am begehrtesten ist der Stein, wenn das Zusammenspiel von Farben und Nuancen im ganzen Farbspektrum erfolgt. Diesen Spektrolith findet man nur im Südosten Finnlands. Aus diesem Stein und verschiedenen Goldeinzelteilen hat Sarah Valier einen wunderbaren Dialog aus Eigenart und Extravaganz geschaffen. Preis: 1.200 Euro

Der Goldring aus der Hand von Markus Frühauf besticht durch seine exklusive Form und wird zum Kunstwerk. Er ist eine Rauminszenierung, in der natürliches Licht einfällt und sich in den Diamanten und dem Morganit bricht. Der rosafarbene Morganit strahlt Esprit und Zärtlichkeit aus. Er vermittelt Entspannung und Ruhe und hat deshalb auch in der Steinheilkunde Bedeutung. Preis: 1.300 Euro.

MUST-HAVE DES MONATS

Essenz für Naturburschen Seit mittlerweile 15 Jahren zählen die beiden kanadischen einäugigen Zwillinge Dean und Dan Caten zu der Topliga der Modedesigner. Ob Paris, Mailand oder New York: Die bekennenden Homo-Zwillinge treten grundsätzlich in Partnerlook auf. Berühmt wurde ihr Label Dsquared wegen der extrem tief sitzenden Jeans. Vor zwei Jahren haben sie ihr erstes Herrenparfum auf den Markt gebracht: „He wood“. Ein Parfum in einem Holzflakon, der die Liebe der beiden zu ihrem Heimatland Kanada reflektieren soll. Jetzt haben sie eine neue Edition kreiert, mit noch mehr Berg- und Borkennoten. Der Duft ist ein harmonischer Akkord aus Luft, Wasser und Holz Ω genau das Richtige für den Herbst.

INFO: „He Wood“ von Dsquared, 50 ml ab 55 €

VON JÜRGEN TRÖGER | Aufgewachsen in Welschnofen, lebt er seit sieben Jahren in Rom und ist dort Project Leader im Reisebüro Courtial Viaggi – Lufthansa City Center. Beruflich bin ich ständig rund um den Globus unterwegs, aber Rom ist nach wie vor meine Traumstadt. Ich liebe das Dolce-Vita-Gefühl und das herrlich warme Klima. Für mich ist die Ewige Stadt ein einziges Open-Air-Museum. Unterirdische Spurensuche: Die Case Romane al Celio unterhalb der Basilica dei Santi Giovanni e Paolo sind einzigartig: Wie Schichten erkennt man die übereinander gebauten Baustile der einzelnen Epochen. Ein Highlight für Romkenner! Trendy & unkonventionell: Im SAID, der ‚Antica Fabbrica del Ciocolato˙, mitten im Univiertel San Lorenzo sitzt man auf Gartenstühlen und genießt u.a. Roastbeef mit Schokolade. www.said.it Lifestyle-Avantgarde: Von den Wänden plätschert das Wasser, am Eingang bezaubern herrliche Blumenarrangements. Im Conceptstore TAD in der Via del Babuino findet man die neuesten Trends in Sachen Mode, Musik oder Fusion-Food. www.taditaly.com Künstler-Hotel: Ich habe für zwei Jahre im Hotel Locarno unweit der Piazza del Popolo gearbeitet, hier sieht man Künstler und Schauspieler wie Milva, Greta Scacchi oder Lucio Dalla- ein und ausgehen. Herrlicher, authentischer Libertystil mit einem noch aus der Jahrhundertwende stammend Aufzug. DZ ab 99 Euro. www.locarno.com


TERMINE DES MONATS

01.06.

01.09.

MITTWOCH

DONNERSTAG

SAMSTAG

04.09. — 09.09.

05.09. — 06.09.

IFA-MESSE Berlin Vom Flachbildgiganten über das neueste Navi bis hin zum winzigen TV-Handy: Die Messe IFA präsentiert Innovationen aus allen Bereichen der Unterhaltung. Tickets ab 10 Euro. www.ifa-berlin.de

KELLERFEST Girlan Nur alle vier Jahre wird ein Einblick in die privaten Weinkellerschätze Girlans gewährt. Als Auftakt zum Festbetrieb erfolgt um 16 Uhr der Fassanschlag durch Luis Durnwalder. www.eppan.com

SONNTAG

11.09.

SANA Bologna Bei der 21. Auflage der Lebensmittelmesse „Sana“ geht es um natürliche und biologische Produkte in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Wohlbefinden und Wohnen. www.sana.it

LEBENSMITTEL EOS Internationale Referenten informieren über die Innovationen und Marktchancen im Lebensmittelhandel. Von 9 bis 17.30 Uhr in der Handelskammer Bozen. www.eos-export.org

17.09.

18.09.

19.09.

20.09.-04.10.

VICTOR Baden bei Wien Konferenz zum Thema „Sinnvolles Bankenmanagement“, anschließend Gala mit Prämierung der erfolgreichsten Banken. Gebühr für eine Einzelperson beträgt 900 Euro. www.victorgala.com

UNTERNEHMER Hotel Sheraton Beim ersten Unternehmertag von Weissmann & Cie präsentieren sieben internationale Unternehmer den Weg ihres Erfolgs. Von 9 bis 18 Uhr in Bozen. Gebühr: 590 Euro. www.weissman.it

MUSEENNACHT Südtirolweit 31 Museen öffnen ihre Tore und laden zur vierten Langen Nacht der Museen. Ausstellungen und Museumsschätze bei freiem Eintritt, von 18 bis 24 Uhr. www. provinz.bz.it/langenacht-museen

OKTOBERFEST München O`zapft is! Trachtenund Schützenumzug des größten Volksfestes der Welt. Der Preis für eine Maß Bier liegt beim 176. Oktoberfest zwischen 8,20 und 8,60 Euro. www.oktoberfest.de

26.09.

27.09.

24.09 - 26.09.

FINANZEN Schloss Goldrain Das ganztägige Seminar für Wiedereinsteiger, Jungunternehmer und Gründer ist eine Einführung in die Betriebs- und Finanzwirtschaft. Kosten: 95 Euro. www. schloss-goldrain.com

KLIMAENERGY Messe Bozen Zweite internationale Fachmesse für erneuerbare Energien. Die Schwerpunkte der Ausstellungssektoren sind die Biomasse, das Biogas, die Geothermie und die Wasserkraft. www.klima-energy.it

Südtirol Panorama September | 2009

30.09.

02.10.

TREFFEN Alpitecture Damit Südtiroler Unternehmer Kontakte mit internationalen Architekten knüpfen können, organisiert die EOS im Rahmen der Reihe Alpitecture einen Vortragsabend in Zürich. www.eosexport.org

AWARD Hotel Sheraton Die SMG und das Assessorat für Tourismus prämieren das beste realisierte Marketing-Projekt mit dem SMG Marketing Award. Der Sieger erhält 5.000 Euro. Beginn um 19 Uhr. www.smg.bz.it

Foto: SMG

Foto: Uni Zürich

28.09.

Foto: Museum Ladin

PFERDERENNEN Untermais Glamour verspricht der „Große Preis von Meran Forst“, ein hoch dotiertes Hindernisrennen, das mit der europäischen Lotterie gekoppelt ist. Ab 16.30 Uhr, 15 Euro Eintritt. www.meranomaia.it

03.10. Foto: Suedtirolfoto.com / Othmar Seehauser

23.09.

LESEN & WEIN Tramin Der Traminer Hermann Toll trägt an diesem Abend Gedichte rund um den Wein vor. Beginn um 20 Uhr im Dorfmuseum, Eintritt frei, anschließende Weinverkostung. www.tramin.com

Foto: pcpraxis.de

Foto: sxc/Miroslav Sári ka Foto: pixelio.de/Michael Neupert

22.09.

Foto: pixelio.de/Rainer Sturm

10.09. – 13.09.

SYMPHONIE Meran Das Deutsche Symphonieorchester Berlin unter der Leitung von Ingo Metzmacher und Christian Tetzlaff gastiert im Rahmen der Meraner Musikwochen im Kurhaus. Ab 20.30 Uhr. www.kurhaus.it

Foto: stock.xchng / enuico69746

07.09.

14.09.

72

FREITAG

Foto: Suedtirolfoto.com / Annelies Kompatscher

DIENSTAG

Foto: IFA

MONTAG


EVENT DES MONATS

Die Zukunft Europas

Foto: APA/ EFA 2009/Markus Prantl

Foto: APA/ Walter Zwicknagl

Welche wirtschaftliche und politische Zukunft hat Europa in diesen schwierigen Zeiten? Diese Frage stellten sich renommierte Unternehmer und Politiker beim Europäischen Forum im idyllischen Bergdorf Alpbach. Ausschnitte einer lebhaften und kontrovers geführten politischen Debatte.

Foto: Oliver Kainz

Foto: Oliver Kainz

Der frühere deutsche Bundespräsident Roman Herzog mit Gattin und Forums-Präsident Erhard Busek

Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich

Österreichs Bundesminister für Wirtschaft Reinhold Mitterlehner

Foto: Oliver Kainz

Foto: Club Alpbach Südtirol

Franz Fischler und Österreichs Bundesminister für Arbeit Rudolf Hundstorfer

Foto: APA/ EFA 2009/Markus Prantl

Forumspräsident Erhard Busek und Tirols Landeshauptmann Günther Platter

Philipp Fliri durfte als Südtiroler Stipendiat am Europäischen Forum teilnehmen

Foto: Club Alpbach Südtirol

Foto: Club Alpbach Südtirol

Hugo Bütler, ehemaliger Chefredakteur der Neuen Züricher Zeitung, Christian Leffler, Vizepräsident der EU-Kommission, und Ulrike Lunacek von den Grünen in Österreich

Eine Reihe von Südtirolern kamen auf Einladung des Club Alpbach Südtirol zur Eröffnung

Sebastian Mayrgündter, Veronika Hopfgartner und Susanne Rudolf

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PERSONALIEN

Was macht eigentlich … … Josef Kreuzer? Obwohl er der erste deutschsprachige Richter in Bozen war, folgte er dem Ruf der Familie und führte für 23 Jahre das Fachgeschäft Fr. Eccel unter den Bozner Lauben. Jetzt hat ihn die Juristerei wieder: als Präsidenten der Schlichtungsstelle in Arzthaftungsfragen. Obwohl ich mich in der Kanzlei von Roland Riz sehr wohlgefühlt habe, entschied ich mich trotzdem für den Richterberuf, da ich der Ansicht war, es würde mehr deutschsprachige Richter brauchen, um das Vertrauen in die Justiz von Seiten der hiesigen Bevölkerung wiederherzustellen. Also habe ich neben der Rechtsanwaltsprüfung auch am Richterwettbewerb teilgenommen unddiesen gewonnen.

SÜDTIROL PANORAMA: Sie haben sich im Alter von 67 Jahren als Kaufmann zur Ruhe gesetzt und sind wieder zur Juristerei zurückgekehrt. Fühlen Sie sich heute als Richter oder Kaufmann? JOSEF KREUZER: Ich habe dem Ruf mei-

Sie sind aber auch Präsident der Schlichtungsstelle in Arzthaftungsfragen. Welche Aufgaben hat diese Stelle?

Der Patient ist meist kaum imstande, den Krankenhausbetrieb zu durchschauen. Er erlebt ihn passiv. Aber er hat ein Selbstbestimmungsrecht, wenn es um seinen Körper geht und ein Recht auf Schadensersatz bei einem Arztfehler. Die Kommission, die in Italien einzigartig ist, hat die Aufgabe, dem Patienten zu seinem Recht zu verhelfen. Sie hat aber auch die Aufgabe, den Arzt vor ungerechtfertigten Ansprüchen zu schützen. Die Kommission hilft zuerst eine Schlichtung herbeizuführen. Wenn diese nicht gelingt, äußert sie ihre Meinung zum Fall, indem sie feststellt, ob ein Arztfehler vorliegt oder nicht und quantifiziert im Falle eines Fehlers die Höhe des Schadens. Warum haben Sie sich damals für den Richterberuf entschieden?

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Südtirol Panorama September | 2009

Letztens sind Polemiken rund um das Justizwesen in Südtirol aufgekommen. Wie sehen Sie die Situation?

Foto: Alexander Alber

ner Familie folgend den Kaufmannsberuf ergriffen und unter den Bozner Lauben ein Fachgeschäft für textile Einrichtung geführt. All das, was man bis zum 42. Lebensjahr getan hat, das prägt so stark, dass man sich eigentlich als das fühlt, was man bis dahin gemacht hat. Ich habe zwar sehr gerne als Kaufmann gearbeitet, aber dem Wesen nach habe ich mich immer als pensionierten Richter gefühlt. Dies auch, weil ich die Juristerei niemals aufgegeben habe. Heute übersetze ich Gesetze und bin Vizepräsident der Steuerkommission zweiter Instanz.

Der Kaufmann Josef Kreuzer vom Traditionsgeschäft Fr. Eccel ist seit vier Jahren wieder in der Juristerei tätig

Kaufmann & Richter Eigentlich sollte Josef Kreuzer, Jahrgang 1938, bei der UNESCO in Paris oder als Rechtsanwalt arbeiten. Doch es kam alles anders: 1966 hat er den Wettbewerb zum ersten deutschsprachigen Richter am Bezirksgericht in Bozen gewonnen und war in der Folge 16 Jahre lang Richter. Im Jahre 1982 hat er sich dazu entschieden, das Familienunternehmen Fr. Eccel GmbH unter den Bozner Lauben zu übernehmen. 2005 hat er dieses Geschäft für textile Einrichtungen an Eccel Ambiente GmbH übergeben und vermietet die Immobilie an die Handelskette Esprit. Heute ist Kreuzer Vizepräsident der Steuerkommission zweiter Instanz und Präsident der Schlichtungsstelle in Arzthaftungsfragen. Seit Jahren übersetzt er zusammen mit anderen Richtern, Rechtsanwälten und Professoren italienische Gesetze in die deutsche Sprache. Seine Liebe gilt der modernen und zeitgenössischen Kunst.

Die Justiz funktioniert in Südtirol besser als anderswo in Italien. Dies sieht man an der durchschnittlichen Dauer sowohl der zivil- als auch der strafrechtlichen Verfahren: Zusammen mit Triest waren wir immer die Schnellsten in Italien. Trotzdem ließe sich vieles verbessern. Das kulturelle Niveau der italienischen Richter ist im europäischen Vergleich sehr hoch. Vielleicht ist gerade deswegen ein ausgeprägter Individualismus der einzelnen Richter zu bemerken, der ein wenig die Einheitlichkeit der Rechtsprechung stören mag. Und wie sehen Sie als langjähriger Kaufmann die heutige Situation des Einzelhandels?

Der Fachhandel ist im Aussterben begriffen. Bald wird es nur mehr wenige große Geschäfte geben, in denen man alles kaufen kann, da es nur mehr Lizenzen für Lebensmittelgeschäfte und Nichtlebensmittelgeschäfte gibt. Zusätzlich haben sich durch die Globalisierung große Ketten gebildet, sodass man heute in jeder Stadt die gleichen Geschäfte findet. Ich sehe keine rosigen Zeiten für den Einzel◀ handel. EDIT R. MERANER


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