FF Extra Wohnen 48-2020

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ff-extra vom 26.11.2020 – ff Nr. 48

Beilage zu ff 48/2020 I Vers. in Post. - 45% I Art. 1 Abs. 1 I Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) CNS Bozen I Poste Italiane SpA I Taxe percue / Tassa pagata

WOHNEN

SIXTIES-GLAMOUR Vintage trifft Design: Die Zeitreise der Villa Fluggi

ZWEITES LEBEN

So bekam die Villa Messner in Villnöß ihre wahre Identität zurück

SMART HOME

Wie schlau und vernetzt das das Haus der Zukunft ist

DIE SPÄTBERUFENE

Die Bozner Interior-Designerin Sabina Settari im Porträt


karlpichler.it


EDITORIAL

INHALT

Foto: Manuela Tessaro

LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,

Die 60er waren ein Kult-Jahrzehnt. Die Beatles und Rolling Stones revolutionierten die Musikwelt, Pop-ArtKünstler die Kunstszene. Zugleich erfüllten sich immer mehr Menschen ihren Traum vom schönen Wohnen. Sie richteten ihr Heim minimalistisch, funktional, zeitlos ein. Mit Naturtönen, allen voran Eichenholz. Und sie wussten diese schlichten Formen zu kombinieren. Mit poppig-bunten Leuchten und Plastikstühlen, mit Tapeten und Kissen in

geometrischen Prints. Diese Akzente sorgten für den notwendigen Kontrast, damit der schlicht-elegante Sixties-Look über sechs Jahrzehnte überdauern konnte. Die Villa Fluggi in Meran Obermais ist der Beweis dafür. Entdeckt und ins Jetzt geholt vom Kanadier Tyler Brûlé. Gemeinsam mit dem Meraner Designer Harry Thaler hat der Trendsetter den schlicht-eleganten Stil dort zu neuem Leben erweckt. Gespickt mit japanisch-nordischen Noten und inszeniert mit wahren Design-Ikonen. Wir entführen Sie in dieser Ausgabe in die Sixties-Welt der Villa Fluggi und zeigen Ihnen an weiteren Projekten, dass es sich lohnt, Vergangenes zu erkennen, zu bewahren und zu beleben. Lassen Sie sich inspirieren – viel Vergnügen beim Lesen! Verena Pliger

ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT So bekam die historische Villa Messner in Villnöß ihre wahre Identität zurück.

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INSTINKT FÜR DAS SCHÖNE 12 Wie die Interior-Designerin Sabina Settari ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat.

INTELLIGENT VERNETZT

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BACK TO THE SIXTIES

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Mit welchen intelligenten Technologien das Haus der Zukunft vernetzt wird.

Respekt vor der unverfälschten Architektur der 60er-Jahre: die Villa Fluggi in Obermais

IMPRESSUM „ff-Extra Wohnen“, 26.11.2020, Beilage zu ff 48, Herausgeber: FF-Media GmbH, Eintragung Landesgericht Bozen 9/80 R.ST. vom 27.08.1980, Nr. ROC 06262. Verantwortliche Direktorin, Konzeption & Redaktion: Verena Pliger; Autoren dieser Ausgabe: Lisa Fulterer, Barbara Tilli; Grafik & Layout: Sabine Rainer; Titelseite: Robert Rieger; Werbung: Elisabeth Forer-Naumann, Roswitha Rauter, Bernhard Elzenbaumer. © ® FF-Media GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf mit grafischen, mechanischen, elektronischen oder mit digitalen Mitteln reproduziert werden. Jeglicher Missbrauch wird im Rahmen des Gesetzes verfolgt.

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Die Neogastgeberin: Die gelernte Schneiderin Monika Messner übernahm mit ihrem Mann vor sieben Jahren die Villa Messner in St. Peter in Villnöß. Nach einer behutsamen Renovierung führen sie die historische Villa heute als kleines Gästehaus.

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VILLNÖSS

ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT Nach einer behutsamen Renovierung bekam die historische Villa Messner ihre wahre Identität zurück. Im Inneren wird die Geschichte des Hauses auffällig zurückhaltend fortgeschrieben. Ein Zeitsprung in die alpine Wohnkultur der Dreißigerjahre.

Foto: Alexander Alber

Text: Barbara Tilli | Fotos: Damian Pertoll

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Authentisch: Die Zimmernummern auf den Türrahmen der Appartements in den oberen Stockwerken sind noch original erhalten. Verspielte Schablonenmalereien, typisch für die Dreißigerjahre, und pastellgrüne Türen setzen Akzente im Raum.

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eit jeher ziehen die Geislerspitzen in Villnöß die Menschen in ihren Bann. Selbst Max Valier, einer der bekanntesten Söhne Südtirols, erlag der Faszination dieser majestätischen Berge. Viele Besuche führten den Astronomen und Pionier der Raumfahrt nach St. Peter, wo er in der Villa Messner von Dr. Johann Psaier ein- und ausging, mit einem Teleskop die Sterne beobachtete, Berge kartografierte und gemütliche Wanderungen mit seinem Jugendfreund unternahm. Noch heute steht die historische Villa Messner, 1930 nach den Plänen der Architekten Amonn & Fingerle erbaut, wie ein Denkmal an Ort und Stelle. Im Inneren entpuppt sich das Doktorhaus im alpinen Jugendstil als kleines Schmuckstück, das für die ländliche Wohnkultur der Dreißigerjahre in Südtirol steht. Behutsam restaurierte Möbel, alte Kachelöfen sowie sorgsam gewählte Farbanstriche und verspielte Schablonenmalereien nach historischen Vorlagen erinnern an die Entstehungszeit des Gebäudes. Zu verdanken ist das Monika und Hansjörg Messner. Sie sind die Hüter des Hauses. MIT VIEL HINGABE und Feingefühl für die Geschichte der Villa Messner hat das Ehepaar aus Villnöß das Gebäude renoviert und die Originalausstattung aus dem Dornröschenschlaf geholt. 6 No. 48 / 2020

„Wir haben uns zuerst mit der Bausubstanz und dem Innenleben vertraut gemacht, geforscht und recherchiert. Erst dann haben wir die nötigen Arbeiten durchgeführt“, erklärt Monika Messner. Schritt für Schritt verinnerlichten sie den Charakter des Hauses. „Wir erkannten: Bestand und Interieur waren viel mehr Segen als Last, sie würden es uns erlauben, die Geschichte des Hauses authentisch fortzuschreiben. Diesem Bestreben haben wir alles andere untergeordnet“, betont sie. UM DIE VILLA MESSNER in die Zukunft zu führen und den nötigen Vorstellungen von modernem und komfortablem Wohnen anzupassen, war zunächst eine Sanierung notwendig. „Unser Ziel war ein historisches Gästehaus, das in der Lage ist, moderne Ansprüche zu erfüllen“, erklärt Hansjörg Messner. Sechs Monate lang arbeiteten Handwerker an der Frischekur der Villa Messner. Die alten Holzdecken des Dachs wurden verstärkt, die thermosanitären und elektrischen Leitungen erneuert. In den Oberboden ließen sie eine autonome Deckenheizung einbauen. Für eine bessere Akustik wurden aufwendige Isolierungs- und Dämmungsarbeiten durchgeführt. Die neuen Balkone mit ihren feinen Zierelementen wurden originalgetreu von den alten Bauplänen abgeleitet. Die Glasfronten erhielten eine zum

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1 1. Süße Träume: Fast alle Betten und Nachtschränke aus Zirbenholz sind erhalten geblieben und restauriert worden. Die historischen Schablonenmalereien an den Wänden machen zusätzliche Dekoration im Raum überflüssig.

2. Licht und Leichtigkeit: Einst ein Doktorhaus, heute ein Gästehaus. Sechs Monate lang arbeiteten Handwerker an der Frischekur der Villa Messner. Die Badezimmer wurden an die Komfortansprüche von heute angepasst.

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3. Schlicht und stimmig: So präsentiert sich der alpine Jugendstil in der Villa Messner. Historische Möbel verleihen den Räumen Farbe und Historie. Im Keller warten noch viele weitere Möbelstücke darauf, restauriert zu werden.

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„ARCHITEKT ZENO BAMPI HAT EINFACH EIN GUTES GESPÜR FÜR ALTE BAUTEN.“ MONIKA MESSNER

1 1. Liebe fürs Detail. Restaurierte Schränke und Kommoden prägen das Ambiente und strahlen eine wohlige Unbekümmertheit aus.

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2. Zeitlose Nostalgie: Der alte Kachelofen, das zeitgenössische Sofa mit klug gesetzten Farbakzenten und der unbehandelte Boden aus Altholz bilden einen harmonischen Mix, der den alpinen Jugendstil neu definiert. 3. Stumme Zeitzeugen: Waschbecken wie dieses mit einem Wasserhahn im 30erJahre-Look erinnern daran, dass es in der Villa Messner früher nur Etagen-WCs gab.

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DIE GASTGEBER IM GESPRÄCH Monika, 50, und Hansjörg Messner, 52, haben die Villa Messner zu neuem Leben erweckt. 2013 übernahmen die gelernte Schneiderin und der Malermeister das Haus von Erika Psaier, der einzigen Nachfahrin der Familie. Das Ehepaar hat ihren Wunsch, das Haus in seiner Ursprünglichkeit zu erhalten, mit viel Hingabe umgesetzt. Warum sind Sie in die Tourismusbranche eingestiegen? Monika Messner: Wir wurden nicht als Gastgeber geboren, es ist uns zugeflogen. Mein Mann hat einen Malerbetrieb, daher war es für ihn anfangs eher uninteressant. Ich selbst war eine Zeit lang viel zuhause mit den vier Kindern. Seit sie erwachsen sind, haben sich die Prioritäten aber geändert. Ich wollte etwas tun, das mich erfüllt, und als Frau Erika Psaier mit dem Angebot zu uns kam, die Villa Messner weiterzuführen, haben wir die Herausforderung angenommen.

Foto: Privat

War nie das Interesse da, ein neues Haus zu bauen? Hansjörg Messner: Das wäre nie infrage gekommen. Anfangs hat

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es viele Spekulanten gegeben, die das Haus kaufen wollten, schließlich ist der Standort wunderschön. Wir waren aber überzeugt, dass das Haus mit seiner bewegten Geschichte in seiner Ursprünglichkeit erhaltenswert war, und haben uns durchgesetzt. Dabei kann eine Renovierung kostspieliger sein als ein Neubau ... Hansjörg: Ja, es war wesentlich teurer. Bei einem alten Haus sind viele Kosten nur schwer einschätzbar … Die Einrichtung erinnert an die alpine Wohnkultur der Dreißigerjahre. Wer war der prägende Charakter für das jetzige Interieur? Hansjörg: Mit Sicherheit meine Frau (lacht). Ich habe mich mehr um die handwerkliche Umsetzung gekümmert. Frau Messner, woher kommt dieser Sinn fürs Schöne? Monika: Als gelernte Schneiderin habe ich ein geschultes Auge für Ästhetik. Auch bei einer Tracht sind authentische Elemente wichtig, sie verraten, wo die Person herkommt. Auch bei der Villa Messner war mir ein stimmiges

und detailverliebtes Interieur, das der Geschichte des Hauses und der Kultur gerecht wird, wichtig. Als Architekt ist Ihnen Zeno Bampi zur Seite gestanden. Inwiefern hat er Sie beeinflusst? Hansjörg: Er war verantwortlich für die Raumgestaltung und hat dem Haus eine künstlerische Note verliehen. Monika: Er ist durch das Haus gelaufen und hat sein wahres Wesen erkannt. Er hat einfach ein gutes Gespür für alte Bauten. Wie wohnen Sie eigentlich privat? Monika: Wir wohnen im Nachbarhaus, das in den Achtzigerjahren vom Architekten Dejaco geplant wurde. Es ist eine 160 m2 große Wohnung mit hohen Räumen und sehr vielen Farbakzenten. Wir lieben es, schön zu wohnen, aber wer tut das nicht? In welchen Häusern verbringen Sie selbst Ihren Urlaub? Hansjörg: Am liebsten in historischen Häusern, schließlich sucht man auch immer wieder Vergleiche, Ideen und Inspiration.

„DER BESTAND UND DAS INTERIEUR DER VILLA MESSNER WAREN VIEL MEHR SEGEN ALS LAST.“ MONIKA MESSNER

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Architektonisches Juwel: Die Villa Messner in Villnöß ist eine Hommage an den alpinen Jugendstil.

Gebäudestil passende Wintergartenoptik. Der ebenerdige, bereits bestehende Zubau wurde kurzerhand erhöht, um mehr Raum zu schaffen. Die Mauern und Böden sowie die Türen und achtzig Prozent des Mobiliars blieben erhalten. Das Ergebnis: ein auffällig zurückhaltendes Gästehaus, das mit einem Mix aus antiken und vereinzelten zeitgenössischen Möbeln eine wohlige Unbekümmertheit ausstrahlt und noch heute den Charme der Dreißiger versprüht. VERTRAUT UND GEDIEGEN, aber dennoch modern, präsentiert sich das Ambiente der Villa Messner. Das Interieur ist von unbehandelten Lärchen- und Fichtenböden aus Altholz gezeichnet sowie von Bauern- und Biedermeiermöbeln, die weit mehr sind als reine Platzhalter im Raum. Sie sind stumme Erzähler und schauen in ihrem Dasein der Zeit beim Vorübergehen zu. Tische, Stühle, Kommoden, Betten und Truhen von schlichter Eleganz und hochwertiger Verarbeitung lassen Nostalgie aufkommen. Selbst die Wände mit ihren gemalten Bauerntapeten verleiten den Betrachter dazu, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen – mit dem Leben des Gemeindearztes Johann Psaier, der hier in seiner Praxis tagtäglich Patienten kurierte, aber auch mit jenem der naturhungrigen Urlaubsgäste, die seine Frau von Beginn an in den oberen Etagenzimmern empfing. Zu den illustren Besuchern gehörten deutsche und holländische Berufskollegen von Dr. Psaier, die in der Villa Messner ihre Sommerfrische verbrachten. Noch heute kommen ihre Kinder und Enkel zu Besuch. 10 No. 48 / 2020

EIN GAST, der im Haus besondere Spuren hinterlassen hat, ist der deutsche Künstler Hans Luthmann. Zahlreiche Werke sind während seines Aufenthalts entstanden, einige davon zieren die Wände. Zusammen mit den floralen und geschwungenen Schablonenmalereien, die daran vorbeiziehen, verleihen sie den Räumen eine künstlerische Note. Die dezenten Grün-, Blau- und Rottöne dieser Muster sind nicht willkürlich gewählt, ganz im Gegenteil: „Wir haben viel Zeit damit verbracht, den alten Putz aus den Sechziger- und Achtzigerjahren von den Wänden zu kratzen. Darunter kam viel Farbe aus den Dreißigern zum Vorschein, und diese haben wir wiederverwendet. Einige Muster haben wir restauriert, andere aus der Jahrhundertwende dazugenommen“, erklärt Hansjörg Messner, selbst gelernter Malermeister. HIER UND DORT blitzt im Haus noch das nackte alte Gemäuer aus Porphyr- und Dolomitgestein hervor. Nichts wirkt künstlich, nichts drückt sich auf. Man könnte die Wände flüstern hören, wäre da nicht ein Radio, aus dem leise Musik ertönt. In den Dreißigern war es das vorherrschende Medium. In der Villa Messner ist das noch heute so, einen Fernseher sucht man hier vergebens. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit erfolgt wie selbstverständlich durch die Ästhetik und den Gebrauch der Möbel und Accessoires im Raum. So reicht ein Blick auf das Teleskop im lichtdurchfluteten Frühstücksraum, und schon lässt sich die verschwommene Silhouette von Max Valier davor erahnen. Die Geschichte der Villa Messner nimmt n Konturen an.

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RITTEN

INSTINKT FÜR DAS SCHÖNE Ihr Herz schlägt für individuelle Rückzugsorte. Die Interior-Designerin Sabina Settari entwirft sie mit Respekt vor dem Ort und ohne Rücksicht auf schnelle Trends. Ihr jüngster Beweis: eine Villa am Ritten. Text: Verena Pliger | Fotos: Anneliese Kompatscher

Stadtflucht: Für eine vierköpfige Familie hat Sabina Settari diesen Neubau in Oberbozen eingerichtet. Herzstück ist der 100 Quadratmeter große Wohnbereich. Küche und Wohnzimmer gehen hier fließend ineinander über. Das hellgraue Flexform-Sofa wird mit Textilien in den Farben Messinggelb und Olivgrün kombiniert.

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hre Energie und ihre Passion reißen mit. Sie hat ein Gefühl für den Zeitgeist, einen Instinkt für das Schöne. Sabina Settari ist Interieur-Designerin. Sie respektiert Ort und Gegebenheiten und läuft nicht jedem Trend und Modezauber hinterher. Ihren Stil beschreibt sie als zeitlos. Sie hat 12 No. 48 / 2020

ihn über die Jahre entwickelt. Die gebürtige Völserin ist eine Spätzünderin. In ihren Studienjahren war das Thema Interior Design noch weit weg. Sie studierte Kommunikationswissenschaften, wollte eigentlich Journalistin werden. Dann kam alles anders. Sie lernte ihren Mann kennen und stieg in sein Geschäft Zim-

mermann unter den Bozner Lauben ein. Früher ein Kleinmöbelgeschäft, heute ein Concept Store für Design, Deko und Mode. Nebenbei verstreute sie Tipps, mit viel Herzblut half sie Freunden und Bekannten bei der Einrichtung und Neugestaltung ihrer Wohnung. Und ihr guter Geschmack und ihre Stilsicherheit ka-

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≥ INSTINKT FÜR DAS SCHÖNE Die Interior-Designerin: Über Jahre hat Sabina Kompatscher Settari bei Freunden und Bekannten Einrichtungstipps verstreut. Vor elf Jahren hat die gebürtige Völserin ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht.


Entspanntes Ensemble: Silbereiche gibt auch in der getäfelten Stube, einem gemütlichen Eck im modernen Wohnraum, den Ton an. Hingucker ist die Glasleuchte der deutschen Lichtdesignerin Isabel Hamm. Gekonnt hat Sabina Settari den Holztisch mit drei schwarzen Gervasoni-Stühlen der Designerin Paola Navone kombiniert. Der Liegesessel, ein Vintagestück der Bauherren, wurde mit rostrotem Rubelli-Samt neu bezogen.

Küchen-Couture: Die Küche in der Villa am Ritten bezeichnet Sabina Settari als pure Handwerkskunst. Der raumhohe Hochschrank mit integriertem Backrohr, Dampfgarer und Kühlschrank ist aus Silbereiche, der Küchenblock aus Porphyr, Schwarzstahl und Tombakbronze.

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Heraufspaziert: Eine Trennwand trennt das Treppenhaus vom Wohnbereich und wurde als Bibliothek ausgebaut. Unauffällig verschwindet dort der Fernseher hinter einer Bronzetür. Die unteren zwei Stufen sind aus Porphyr, die restlichen aus Schwarzstahl und grau geöltem Eichenparkett.

Zimmer mit Aussicht: In den Schlafzimmern hat Sabina Settari eine warme Atmosphäre geschaffen. Mit einem grau geölten Eichenparkett, einem offenen Kamin mit Porphyr-Sockel und einer gemütlichen Sitzecke am Fenster.

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≥ INSTINKT FÜR DAS SCHÖNE

„ICH RESPEKTIERE ORT UND GEGEBENHEITEN UND LAUFE NICHT JEDEM MODEZAUBER HINTERHER.“ SABINA SETTARI

Willkommen: Eine sieben Meter lange Märchenwald-Tapete in grau-grünen Tönen sorgt im Eingangsbereich für Kunst an der Wand. Die messinggelbe Samtleuchte und der dazu passende Pouf sind stilvolle Farbtupfer, der runde Spiegel (Ø 1,8 Meter) ein cleveres Element zur optischen Vergrößerung des Raumes.

men gut an. So gut, dass sie vor elf Jahren einen Entschluss fasste. Im Alter von 53 Jahren – ihre beiden Kinder waren mittlerweile erwachsen – wollte sie es noch einmal wissen. Sie ließ Bozen für einige Monate hinter sich und ging nach Mailand. An der Naba, der Nuova Accademia di Belle Arti, absolvierte sie verschiedene

Kurse im Interior Design. „Ich wollte das, was ich bisher aus purer Leidenschaft gemacht habe, professionalisieren“, erzählt die heute 64-Jährige. Ihr erstes richtiges Projekt ließ nicht lange auf sich warten. Es war der Pottaschenhof in Auer. Der historische Hof wurde einige Jahre zuvor vom Neu-

markter Architekten Zeno Bampi behutsam saniert. An Settari lag es, aus den Büroräumlichkeiten im Erdgeschoss eine Wohnung für den Bauherren zu entwerfen. Sie warf sich rein und gab alles. Sie holte all das Schöne und Historische hervor, das bisher hinter Gipswänden versteckt war. Die historische

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Perfekt verstaut: Unauffällig versteckt sich der Nassbereich mit Dusche und WC hinter einer Trennwand. Davor ruht ein maßgefertigter Unterschrank aus Silbereiche mit zwei Aufsatz-Waschbecken aus Corian, der alle Badutensilien elegant verschwinden lässt.

Stube ließ sie aufwendig reinigen, die Dielen abbürsten und sandeln, das Tonnengewölbe mit Kalk tünchen. „Ich habe das Alte belebt und mit zeitgenössischen Elementen kombiniert. Damit der Bauherr dennoch einen zeitgemäßen Komfort genießen kann“, erklärt die Interior-Designerin. Mit Erfolg. Ihr Erstlingswerk schaffte es in internationale

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Magazine, von der Vogue bis hin zum britischen Elle Decor. UND ÖFFNETE IHR TÜREN für weitere Aufträge. Auch über die Grenzen Südtirols hinaus. In Regensburg revitalisierte Sabina Settari eine Gründerzeit-Villa. Sie gestaltete 16 Wohneinheiten und die 1.000 Quadratmeter große Privat-

wohnung des Bauherren. „Es war ein Fulltimejob, ich war in den drei Jahren des Umbaus öfter in Regensburg als in Bozen“, erzählt Settari. Der kunstaffine Bauherr engagierte die Boznerin zudem als künstlerische Leiterin. „Gemeinsam haben wir nach einem Künstler für ein Riesengemälde im Hallenschwimmbad gesucht. Entschieden haben wir uns für

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ff ext 29.10


Fotos: Alessandra Ianniello

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DER POTTASCHENHOF Mit dem Pottaschenhof schaffte es Sabina Settari in internationale Magazine, von der Vogue bis hin zum britischen Elle Decor. Der Hof wurde Jahre zuvor vom Neumarkter Architekten Zeno Bampi behutsam saniert. An Settari lag es, die damals entstandenen Büroräumlichkeiten in eine Wohnung für den Bauherren zu verwandeln. „Es ging uns darum, all das Schöne und Historische so zu beleben, dass der Bauherr trotzdem einen zeitgemäßen Komfort genießen kann“, erklärt die Interior-Designerin.

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Foto: © OskarDaRiz

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Immer schon innovativ. R

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DIE PARKVILLA Zeitlos: Ihr erstes richtig großes Projekt hat Sabina Settari in Regensburg realisiert. Die Interior-Designerin hat eine Gründerzeit-Villa mit 17 Wohneinheiten revitalisiert. Darunter die 1.000 Quadratmeter große Privatwohnung des Bauherren. Durch die stilvollen Wohnräume zieht sich ein wunderschönes historisches Fischgrätparkett. Alle Möbelstücke, unter anderem die Küche aus Mooreiche, wurden vom Rittner Tischler Rainer Lang realisiert.

Peter Lang, er hat am Ende ein 15 Meter langes Kunstwerk geschaffen“, so die Interior-Designerin. Auch bei diesem Projekt mit dabei: fast ausschließlich Handwerker aus Südtirol – vom Tischler über den Metallbauer bis hin zum Fliesenleger. „Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team und inspirieren uns gegenseitig“, erklärt Settari. ELEGANT UND KONSEQUENT verbindet Sabina Settari zeitgenössischen Komfort mit dem Faden der Geschichte. Die Räumlichkeiten, die sie gestaltet, sollen etwas erzählen. So wie das Goldenstern in Bozen. Das Laubenhaus Nr. 62 ist ein Juwel in der Altstadt. Mit Stuckdecken, Kreuzrippengewölbe und Fresken nach Giottos Vorbild. Die Familie Rizzolli hat in diesem Laubenhaus vor zwei Jahren ein 18 No. 48 / 2020

Gästehaus mit 16 Suiten und Apartments geschaffen. Sie tragen Namen wie Wohlgemuth, Zallinger oder Baptista. Es sind die Namen der ehemaligen Bewohner, die das Haus über die vergangenen acht Jahrhunderte geprägt haben. Sabina Settari hat jeden Raum unterschiedlich eingerichtet. „Bozen war einst eine wahnsinnig wichtige Handelsstadt zwischen Wien und Venedig. Diesen Esprit von damals wollten wir mitnehmen – mit venezianischen Lustern aus Rizzollis Familienbesitz und Möbelstücken mit klassischem Wiener Geflecht“, erzählt Sabina Settari. EINES IHRER JÜNGSTEN PROJEKTE hat Settari am Ritten realisiert. Für eine Familie, die von der Stadt aufs Land zog. Genauer gesagt, von Bozen nach Oberbozen. Sie leben in einem dreistöckigen

Neubau, der die Handschrift von Architekt Klaus Valtingojer trägt. „Indem ich von Beginn an ins Projekt involviert wurde, ist es uns gelungen, dass Innen und Außen perfekt korrespondieren. Je früher man als Inneneinrichter in den Planungsprozess einbezogen wird, umso weniger bauliche Änderungen gibt es im Nachhinein“, meint Settari. IM NEUBAU entstanden drei Wohneinheiten samt Schwimmbad und Parkgarage im Tiefgeschoss. Die große Einheit, in der die vierköpfige Familie wohnt, befindet sich im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss. Unten wird gewohnt, oben geschlafen. Die beiden kleineren Einheiten – vorgesehen für die beiden Töchter – wurden im ersten Obergeschoss und im Dachgeschoss eingeplant. Herzstück des Hauses

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Kreativ: Im mittleren Korpus und im rechten Seitenflügel der Parkvilla in Regensburg entstanden 16 Wohneinheiten. Für jede Mietwohnung hat Sabina Settari ein anderes Badezimmer entworfen. Imposant: Sabina Settari war auch künstlerische Leiterin der Parkvilla in Regensburg. Für das Hallenschwimmbad (oben rechts) hat der Künstler Peter Lang ein 15 Meter langes Kunstwerk geschaffen.

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≥ INSTINKT FÜR DAS SCHÖNE

DAS GOLDENSTERN Vor zwei Jahren hat die Familie Rizzolli das Laubenhaus Nr. 62 in der Bozner Altstadt in ein Gästehaus verwandelt. Im „Goldenstern“ mit seinen 800 Jahre alten Mauern entstanden 16 Suiten und Apartments – Sabina Settari hat jeden Raum unterschiedlich eingerichtet. Mit venezianischen Lustern aus Rizzollis Familienbesitz und maßgefertigten Möbelstücken aus Wiener Geflecht.

ist der 100 Quadratmeter große Wohnbereich, in dem Küche und Wohnzimmer fließend ineinander übergehen. „Die Kunst bestand darin, den üppig verglasten Raum so gemütlich wie möglich zu gestalten“, erzählt Settari. Gelungen ist ihr das mit einem stilvollen und ruhigen Mix aus Farben und Materialien. Die Wände in einem hellen warmen Grau, der Boden aus Ecobeton, einer pflegeleichten zementären Spachtel20 No. 48 / 2020

masse, die ganz ohne Chemie auskommt und in vier bis fünf Gängen rund 5 Millimeter dick aufgetragen wird. „Der Boden ist porös von innen nach außen, aber nicht wasserdurchlässig. Entsprechend konnten wir ihn auch im Nassbereich einsetzen“, berichtet Settari. Für Gemütlichkeit sorgt die mit einer Silbereiche vertäfelte Stube. Dieses natürlich ergraute Eichenholz zieht sich – genauso wie Porphyr, Bronze und Schwarzstahl –

durchs ganze Haus. Vom Heizofen über die Bibliothek bis hin zur Treppe ins Obergeschoss. „Die Harmonie von Materialien und Farben ergeben sich nie aus einem Trend, sondern entwickeln sich aus dem Gespür für den Ort und die Bauherren“, ist Sabina Settari überzeugt. Und liefert mit dem zeitlos schönen Projekt am Ritten erneut den Beweis: Sie tut gut daran, ihrem natürlichen Instinkt zu n folgen.

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SMART LIVING

INTELLIGENT VERNETZT Das Haus der Zukunft ist schlau und längst auch in Südtirol angekommen. Wir zeigen, welche Möglichkeiten und Erleichterungen sich ergeben, wenn man der Technologie die Haustür öffnet.

Foto: Adobe Stock

Text: Lisa Fulterer

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Alles im Blick: Dank Smart Home kann der Bewohner im eigenen Heim eine Vielzahl von Geräten steuern, ohne sie zu berühren: Das System holt alle Schalter und Knöpfe auf einen einzigen Bildschirm.

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as muss ein Zuhause alles können? Im Laufe der Geschichte haben sich die Anforderungen verändert. Die grundlegenden Bedürfnisse der Bewohner blieben aber dieselben: das Verlangen nach einem Rückzugsort und Sicherheit. Dem will auch das Smart Home gerecht werden. Das Wort „smart“ stammt aus dem Englischen und bedeutet „schlau“. Was das intelligente Haus alles kann? Was auch immer wir wollen. So weit zumindest die Utopie. Noch sind die Möglichkeiten beschränkt, aber dennoch ist es bemerkenswert, was ein intelligentes Gebäude heute schon zustande bringt. Zum einen kann der Bewohner eine Vielzahl der Geräte in seinem Haus steuern, ohne sie zu berühren: Das System holt alle Schalter und Knöpfe auf einen einzigen Bildschirm, auch die Situation rund ums Haus kann kontrolliert werden. Zum anderen denkt das smarte Haus mit. Ist niemand da, wird die Heizung ausgeschaltet, vergisst man, die Haustür abzusperren, wird eine Nachricht versendet. Sprachsteuerung, inzwischen leistbar gemacht von Unternehmen wie Google oder Amazon, ist längst im Mainstream angekommen. Internationale Messen, etwa die CES in Las Vegas, katapultieren Science-Fiction in die Realität und denken die Möglichkeiten, Technik zuhause in unseren Alltag zu integrieren, immer weiter: Intelligente Assistenten und Haushaltsroboter sollen bald zur Standardausrüstung gehören. Das Haus wird zur lebendigen Hülle. Es wacht mit seinen Bewohnern auf, man schläft wieder gemeinsam ein. Reine Bequemlichkeit? Nicht nur, sagt Friedrich Praus, Professor an der TU Wien. Smart Living steigert die Energieeffizienz, die Sicherheit und die Lebensqualität – und ist somit eine Vision, der zu folgen es sich lohnt. Was versteht man unter Smart Living? Prof. Friedrich Praus: Das Konzept ist eigentlich simpel – Ansätze zu Smart-Home-Technologien gibt es seit 20 Jahren. Es geht im Wesentlichen darum, bei einem Neubauprojekt das eigene Haus, die eigene Wohnung so auszustatten, dass für die nächsten 20, 25 Jahre der Stand der Technik eingebaut ist. Mit zwei wesentlichen Zielen: Komfort und Energieeffizienz. Licht, Rollläden, Türen, Heizung … Gehört alles dazu. Die Herausforderung besteht darin, die Systeme zusammenzuführen. Erst dann wird ein Haus smart. Das einfachste Beispiel ist ein Zentralausschalter, mit dem ich

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Foto: FHTW/Felix Büchele

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DER EXPERTE Friedrich Praus, studierter Informatiker, leitet an der Technischen Universität Wien den Studiengang Smart Homes und Assistive Technologien. Der Fokus der dortigen Forschung liegt auf der Kombination verschiedener Technologien zur Schaffung eines smarten Systems, das vor allem physisch beeinträchtigten Menschen eine Hilfe sein soll.

alle Systeme im Haus herunterfahren kann. Aber inzwischen sind Smart Homes auch deutlich komplexer. Wie kann man sich das konkret vorstellen? Ich stehe am Morgen auf, drücke meinen Lichtschalter. Zugleich gehen Licht und Stereoanlage an, das Bad heizt sich auf 24 Grad auf – wenn ich vom Frühstück komme, sind die Handtücher warm. Und der Kaffee ist gemacht? Ganz so viel geht im Moment noch nicht. Wenn ich die Wohnung verlasse, schaltet sie sich in den energieeffizienten Zustand, wenn ich am Abend wieder zurückkomme, ist es aber wieder warm. Dann gibt es einen Schalter für den Fernseher, und während der angeht, wird das Licht gedimmt oder die Rollläden fahren herunter. Den guten alten Schalter gibt es in der Welt von morgen also noch? Ja. Würden wir den ersetzen, hätten wir etwas falsch gemacht. Die smarte Lösung ist dann smart, wenn sie zusätzlich da ist und ich sie eigentlich gar nicht sehe. Die ersten zwei Tage will ich mir vielleicht den Temperaturverlauf der Wohnung ansehen, aber danach interessiert mich ja eigentlich nur, dass es – wenn ich im Haus bin – warm ist und nicht kalt. Ist die Idee des Smart Home auch an erneuerbare Energien gebunden? Nicht zwingend. Aber Smart Living ist besonders interessant für Haushalte, die ihren eigenen Strom 24 No. 48 / 2020

produzieren – etwa mit Fotovoltaikanlagen. Damit schafft man eine Schnittstelle zu den eigenen Endgeräten. Und das System lässt sich noch erweitern: Indem das Haus etwa die Wetterdaten aus dem Internet herunterlädt und mit der Sonneneinstrahlung den günstigsten Zeitpunkt errechnet, um die Waschmaschine einzuschalten. Woher weiß mein Haus, was ich möchte? Das hängt vom System ab. Manches passiert auf Basis von Voreinstellungen, manches können Sensoren messen, individuelle Bedürfnisse kann ich mit meinem Tablet anpassen. Avanciert das Smart Home inzwischen zum Standard? Ja. Wer heute neu baut, sollte definitiv daran denken, die Basis dafür zu schaffen. Mit sogenannten offenen Systemen bereitet man sich schon für die nächsten 25 Jahre vor. Dabei macht man sich nicht von einem einzelnen Hersteller abhängig: Viele verschiedene Produkte sind kompatibel mit der Hardware, auch in einem Smart Home werden Kabel verlegt. Wenn man dann etwas Neues installieren möchte, ist das kein Problem. Zahlt sich eine solche Anschaffung finanziell aus? Natürlich hängt das stark davon ab, was man alles automatisieren möchte. Aber die Komponentenpreise sind stark gesunken, mitunter sind smarte Lösungen heute sogar günstiger als klassische Installationen. Und zusätzlich rechnet sich die Investition, da man über die Jahre einen effizienteren Stromverbrauch und eine erhöhte Sicherheit erzielt.

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„WER HEUTE NEU BAUT, SOLLTE DEFINITIV DARAN DENKEN, DIE BASIS FÜR SMART HOME ZU SCHAFFEN.“

Foto: Ewald Schadauer

PROF. FRIEDRICH PRAUS

Komfortabel und übersichtlich: Damit die Steuerung so einfach wie möglich funktioniert, sollten alle Anwendungen auf einer Plattform laufen. Hersteller von Lösungen für Hausund Gebäudeautomatisierungen (im Bild Youvi) bieten hierfür immer umfassendere Gesamtlösungen – mit simpler Bedienung und übersichtlicher Optik auf einem Tablet.

Gerade in diesem Bereich sind Sie auch in der Forschung tätig. Und die Nachfrage ist groß. Ältere oder körperlich beeinträchtigte Menschen gewinnen im smarten Haus ein Stück Eigenständigkeit zurück, die Bedienung jeglicher Anlagen wird unkomplizierter. Solche Systeme können die Sicherheit im Haus optimieren, zum Beispiel mit Sturzsensoren – auch dann, wenn man allein lebt. Stichwort Sicherheit – birgt das Smart Home denn keine Risiken im Umgang mit gesammelten Daten? Da viele Systeme auch mithilfe des Internet operieren, öffnen sie sich natürlich bis zu einem gewissen Grad. Darin liegt eine Herausforderung: Der klassische Elektriker hat natürlich wenig Ahnung von den Feinheiten des Datenschutzes. Wie begegnet man diesem Problem? Viele offene Systeme, etwa KNX, sorgen bereits für ein gewisses Level an Sicherheit. Außerdem gehört mit der verantwortungsbewussten Wahl eines Passwortes auch eine gewisse Eigenverantwortung dazu. 26 No. 48 / 2020

Wie sehr hängt das Smart Home am Internet? Viele technische Spielereien in einem smarten Zuhause kommen schlecht ohne aus – etwa die Steuerung über ein externes Gerät. Fällt die Verbindung allerdings einmal aus, so sollte das Haus dennoch weiter funktionieren: Ein Schalter etwa, der mehrere Funktionen gleichzeitig auslöst, braucht nicht zwingend eine Internetverbindung. Betrifft das auch die Sprachsteuerung? Die ist vom Internet abhängig. Sprachsteuerung ist etwas vom Komplexesten, das heute verlässlich funktioniert. Allerdings tut sich in diesem Bereich noch einiges, es kann gut sein, dass ein Gerät nach ein paar Jahren nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik ist. Dennoch raten Sie dazu, in smarte Technologien zu investieren. Ja. Es handelt sich um einen kleinen Mehraufwand, der sich aber absolut bezahlt macht. Auch für Bestandsbauten gibt es inzwischen smarte Technologien – auch wenn sie, weil es sich meist um funkbasierte Lösungen handelt, nicht so effizient n sind wie die in einem „neuen“ Smart Home.

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Foto: Robert Rieger

Die Vereinbarung: Das Ehepaar Carmen und Klaus Alber knüpfte den Kauf der Villa Fluggi an eine Bedingung: Der Stil der Villa musste erhalten bleiben. Und in der Tat, Tyler Brûlé und sein Partner ließen alles dort – von der Bettwäsche über die Handtücher und das Geschirr bis hin zur Deko.

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MERAN

BACK TO THE SIXTIES Monocle-Herausgeber Tyler Brûlé hat Meran hip und cool gemacht. Nun hat er seine Villa Fluggi verkauft. An ein Ehepaar, das seine Leidenschaft für das Schöne teilt.

Foto: Patrick Schwienbacher

Text: Verena Pliger

Zeitzeugin: Die Villa Fluggi in Obermais steht für die unverfälschte Architektur der 60er-Jahre. Erbaut wurde sie nach den Plänen von Architekt Leo Valtingojer, wachgeküsst wurde sie vom Meraner Designer Harry Thaler.

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onocle ist eine Lifestyle-Bibel. Zuletzt hat das englischsprachige Magazin auch immer wieder über Südtirol berichtet. Warum? Ganz einfach: Der Herausgeber persönlich hat hier sein Herz verloren. Erst als Urlauber, seit 2015 als Bewohner der Kurstadt Meran. In Obermais, inmitten der prächtigen Jugendstil-Villen, hat er ein Juwel entdeckt – und gekauft. Die Villa Fluggi. Ein Haus aus den 60er-Jahren, erbaut vom Architekten Leo Valtingojer. „Ich war echt hin und weg, als ich zum ersten Mal dort war. Inmitten von Palmen und alten, autochthonen Pflanzen schmiegte

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sich dieses verwunschene Architektenhaus“, erzählt der Meraner Designer Harry Thaler. Gemeinsam mit Tyler Brûlé erweckte er das Haus zu neuem Leben. Oder besser gesagt: Er führte es zurück zu seinen Anfängen und holte es ins Jetzt. Vier Jahre hat der Kanadier die Villa Fluggi bewohnt. Und mit ihm wurde Meran zu einem Place to be. Cool, hip, angesagt. Plötzlich interessierten sich Gäste von weit her für die leicht angestaubte Kurstadt. Wie aus dem Nichts stand Meran bei Liebhabern für gutes Design und Lifestyle auf der To-do-Liste ganz oben. No. 48 / 2020

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Foto: Paolo Barbi

1 1. Design-Klassiker: Das Wohnzimmer der Villa Fluggi strahlt extreme Ruhe aus. Die Inneneinrichtung besteht aus zeitlosen Klassikern. Sofa, Hocker und die beiden Sessel auf der linken Seite sind von Florence Knoll. Die beiden Leuchten ein Design von Lotte und Gunnar Bostlund.

3. Bar-Geflüster: Harry Thaler hat für das ehemalige Herrenzimmer einen Barschrank für Gin und Whisky entworfen. Gefertigt hat er den Schrank aus Eichenholz. Für den Wow-Effekt sorgt die beleuchtete Rückwand mit einem Spiegel aus bräunlichem Rauchglas sowie einem Waschbecken aus Laaser Marmor.

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Foto: Paolo Barbi

Foto: Patrick Schwienbacher

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2. 60er-Jahre-Look: Leo Valtingojer, der Architekt der Villa, hat Küche und Böden in Eichenholz gehalten. Dieser Stil wurde beim Umbau vor fünf Jahren bewahrt und gekonnt kombiniert. Zum Esstisch gesellen sich ThonetStühle in Wiener Geflecht und ein imposanter Luster des Wiener Familienbetriebs Lobmeyr.

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DER VORBESITZER

Foto: Monocle Magazine

Tyler Brûlé gilt als weltweiter Trendsetter. Der gebürtige Kanadier – 2012 von der New York Times als Mr. Zeitgeist bezeichnet – ist Herausgeber des englischsprachigen Lifestyle-Magazines Monocle. Hunderttausende rund um den Globus folgen seinen Tipps und Trends rund um Business, Design, Fashion, Kultur und Reisen. Zwischen 2015 und 2019 hatte er seinen Zweitwohnsitz in der Villa Fluggi in Meran.

Und das tut es noch immer. Wenngleich der Trendsetter seinen Meraner Zweitwohnsitz aufgegeben hat. Tyler Brûlé hat die Villa Fluggi verkauft, und er hat Käufer gefunden, die seine Passion für das Schöne teilen: Carmen und Klaus Alber, die beiden Inhaber des Boutique Hotels Miramonti in Hafling. „Seine Leidenschaft für Meran hat mich immer fasziniert. Man muss sich vorstellen: 2016 hat er in Obermais einen kleinen Laden eröffnet. Heute ist er neben Tokio, Hongkong, Los Angeles, Toronto, London und Zürich einer der sieben offiziellen Mono-

cle-Shops weltweit“, erzählt der neue Besitzer Klaus Alber. Dank Monocle sei in Südtirol eine Community von Unternehmern, Handwerkern, Designern, Hoteliers und Künstlern entstanden – die, wie er meint, alle gleich ticken, mit denselben Vorlieben fürs Reisen genauso wie fürs Einkaufen. Klein, fein, regional, nachhaltig, authentisch. Und er erinnert sich an seine ersten Begegnungen mit dem kanadischen Medienmacher. „Zwei Mal im Jahr organisiert Tyler sogenannte Monocle-Partys. Einmal durften wir im Anschluss

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DER DESIGNER IM GESPRÄCH gewesen und hätte die Optik der Villa entscheidend verändert.

Foto: Franziska Unterholzner

Sprechen wir über das Interieur. Wo findet sich Ihre kreative Handschrift? Die Inneneinrichtung besteht aus zeitlosen Klassikern wie Thonet-Stühlen, Sitzmöbeln von Florence Knoll, einem Regalsystem 606 sowie Möbeln mit Vintage-Charme. In den Räumlichkeiten finden sich aber auch von mir speziell für die Villa erdachte Objekte. Darunter Schiebetüren aus Eichenlamellen und Riffelglas, die im ganzen Haus verteilt sind. Die Türen sind platzsparend und verstärken den 60er-Jahre-Charakter der Villa.

Vor fünf Jahren entdeckte der Trendsetter Tyler Brûlé die Villa Fluggi in Obermais. Gemeinsam mit Harry Thaler baute er das Gebäude behutsam und stimmig zu seinen Ursprüngen zurück. Der Meraner Designer erinnert sich. Welchen ersten Eindruck hatten Sie von der Immobilie?

Das klingt nach einem extremen Stil-Mix. Nicht nur. Wir haben im Haus drei Materialien, die sich auf allen Ebenen wiederholen. Zum einen das für die 60erJahre typische Eichenholz. Außerdem haben wir viel mit brüniertem Messing und Riffelglas gearbeitet. Ein Glas, das schwer zu finden ist, da es nur noch selten verwendet wird. Ein gutes Beispiel für den Materialmix ist die im ersten Stock eingebaute Pivot-Tür. Diese Schwenktür mit Eichenrahmen und Riffelglas sowie einem Drücker aus brüniertem Messing dreht sich um 180 Grad.

Hat sich der Grundriss verändert? Nein, das Haus wurde einfach offener konzipiert. Die architektonischen Eingriffe waren minimal. Nicht mal die Doppelglasfenster haben wir ausgetauscht. Wir haben sie behutsam renoviert und gestrichen. Ein kompletter Austausch der Fenster wäre in meinen Augen ein Sakrileg

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Stimmt es, dass Tyler Brûlé großen Wert auf das richtige Beleuchtungssystem legte? Ja, absolut. Wir haben über das ganze Haus zahlreiche Tisch-, Steh- und Hängeleuchten verteilt, die der Villa am Abend eine spezielle Atmosphäre verleihen. Alle Lampen besitzen dieselbe Temperatur und können manuell gedimmt werden. Auf LED-Leuchten wurde komplett verzichtet. Perfekt zum Einrichtungskonzept passen auch die Berker-Retro-Lichtschalter. (vs)

Das Farbkonzept: Passend zum üppigen Garten, zieht sich durch das ganze Haus ein leichter, fast schon olivfarbener Grünton. So auch an den Wänden im Studio im Erdgeschoss. Sie wurden mit einem Lodenstoff der Brunecker Tuchfabrik Moessmer ausgekleidet, um den Raum schalldicht zu halten.

Foto: Patrick Schwienbacher

Harry Thaler: Außen war es ein wirklich schönes Haus aus den 1960er-Jahren mit einem perfekt gepflegten Garten. Innen war ich etwas überrascht. Das Haus ist von den Vorbesitzern mit mehreren vertäfelten Stuben im Tiroler Stil eingerichtet worden, und selbst die Fenster wurden mit einer Vertäfelung verbaut. Tyler und mir war sofort klar, dass wir das Haus zurückbauen wollen. Architekt Leo Valtingojer hatte die Villa ja ursprünglich mit vielen typischen Elementen der 60er-Jahre – wie einer Steinfassade oder einem Boden in Fischgrätoptik – ausgestattet. Diese Merkmale wollten wir wiederaufnehmen. Also habe ich damit begonnen, ein komplettes Grundkonzept zu erarbeiten.

Wie sieht das Farbkonzept der Villa aus? Durch das ganze Haus zieht sich ein leichter, fast schon olivfarbener Grünton. Dies beginnt beim Eingangstor zur Villa, führt von den Jalousien über die Geländer der Balkone bis hin zum Sonnenschutz des Hauses und findet sich natürlich auch in den Stoffen der Inneneinrichtung wieder. Als guter Kontrast dazu finden sich in der gesamten Villa verschiedene Gelbtöne, etwa in den bekannten Schweizer Bättig-Stühlen und vor allem im Badezimmer im Dachgeschoss. Hier wollten wir etwas Besonderes wagen und haben uns für auffällige, dottergelbe Fliesen entschieden, die man eigentlich in den 1950er-Jahren verorten würde.

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Foto: Paolo Barbi

Foto: Robert Rieger

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Spa im Grünen: Die Villa Fluggi befindet sich in Obermais inmitten einer grünen Oase mit alten Bäumen, Sträuchern und Farnen. Der Garten erlaubt den umliegenden Nachbarhäusern nur wenig Einsicht in das Grundstück. Auf Wunsch von Carmen und Klaus Alber, den neuen Besitzern der Villa Fluggi, hat Harry Thaler eine mit Lamellen verkleidete Outdoor-Sauna samt Holzofen geplant.

mit auf einen Absacker in seine Villa“, erzählt der 43-Jährige. Es war der Stilmix, eine Art Patchwork verschiedener Möbel und Stile, der ihn auf Anhieb faszinierte. Die Villa Fluggi, so erzählt er, hatte was Mondänes, aber nichts Protziges. Sie zeigte sich stylisch, und doch leicht und zurückhaltend. „Beeindruckt hat mich, mit wie viel Know-how und Gespür die Möbel kombiniert wurden. Flohmarkt-Stücke und Klassiker aus Bayreuth, Schweiz oder Italien trafen auf große Design-Marken wie Knoll, Fritz Hansen, Thonet oder USM“, so der Hotelier. Nur zwei Jahre später waren er und seine Frau stolze Besitzer genau dieser Villa. Es war unter anderem Harry Thaler, der sie zum Kauf ermutigte: „Ich fand es so wichtig, dass das Haus in unseren Kreisen bleibt und nicht an eine Baufirma geht, die daraus womöglich einen Wohnkomplex entstehen lässt. Es ist schön, wenn Häuser über Generationen weitergeführt werden.“ DIE ALBERS knüpften den Kauf an eine Bedingung: Der Stil der Villa musste erhalten bleiben. „Das war unser Agreement, und damit konnten die Vorbesitzer gut leben. Und in der Tat, sie ließen alles dort, von der Bettwäsche über die Handtücher und das Geschirr bis hin zur Deko. Zudem war das Haus top in Schuss, bis auf kleine Instandhaltungsarbeiten mussten wir keine Eingriffe vornehmen“, erzählt Klaus Alber. Mit dem Kauf hat das Haus nachhaltig überlebt. Es ging an zwei Menschen, die ihren Traum leben. Ihre Geschichte ist eine Geschichte voller Passion, Mut und Risiko. Kennengelernt und verliebt haben sich Carmen und Klaus Alber an der höheren Hotelfachschule in Meran. Mit nur 24 Jahren wurden sie Geschäftsführer des Miramonti in Hafling, damals noch ein

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Foto: Markus Ruf

1. Die neuen Besitzer: „Schön, dass die Villa Fluggi in der Familie bleibt“, das waren die Worte von Tyler Brûlé, als er das Haus an Carmen und Klaus Alber übergab. Die Inhaber des Boutique Hotels Miramonti in Hafling vermieten die Villa Fluggi seit Juni an ihre designaffinen Gäste.

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2.+3. Patchwork-Stil: Einflüsse aus dem Alpenraum, nordische Noten, japanische Einflüsse. Die Einrichtung der Villa Fluggi ist ein gekonnter Stil-Mix. Zu sehen am Interieur der Schlafzimmer. Es trägt die Handschrift des ehemaligen Besitzers Tyler Brûlé, ist durchspickt mit Designjuwelen aus den 60er-Jahren sowie mit Objekten des Meraner Designers Harry Thaler, die er speziell für die Villa erdacht hat.

klassisches Berghotel. Acht Jahre später führten sie in Österreich die Hotels der Liftgesellschaft Obergurgl. Je mehr Zeit verging, umso größer wurde die Sehnsucht nach was Eigenem. „Wir kommen beide aus Arbeiterfamilien, sind also in keinen Hotelbetrieb hineingeboren. Entsprechend schwierig war es, etwas zu finden, da ja die meisten Südtiroler Häuser inhabergeführt sind“, erzählt Klaus Alber. Als sie hörten, dass das Hotel Miramonti zum Verkauf stand, schlugen sie zu. Mit einem für damals visionären Finanzierungsmodell: Crowdfunding. Sie fragten Freunde, Bekannte und Familienangehörige um eine finanzielle Unterstützung. „Und sie haben an uns geglaubt. So konnten wir das Miramonti übernehmen und nach den Plänen von Heike Pohl und Andreas Zanier von Tara Architekten zu einem Boutique Hotel umbauen. Und das Schönste: Nur zwei Jahre später konnten wir unseren Finanziers all ihr Geliehenes zurückzahlen“, so Klaus Alber. 34 No. 48 / 2020

Foto: Paolo Barbi

Foto: Patrick Schwienbacher

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MIT DER VILLA FLUGGI gehen sie nun einen mutigen Schritt weiter. Seit Juni bieten sie ihren Gästen neben dem Stammhaus am Berg ein zusätzliches Angebot in der Stadt. Die Villa, so meinen Carmen und Klaus Alber, entspreche genauso wenig dem Mainstream wie das Miramonti. Ihre Gäste beschreiben sie als reiseerfahren, qualitätsbewusst, als Individualisten. Ganz einfach als Menschen mit Passion für Mode, Architektur, Design und Lifestyle. „Während wir im Miramonti mit einer modernen Architektur den Stil von heute aufgenommen haben, steht die Villa Fluggi für die unverfälschte Architektur der 60er-Jahre“, erklärt Klaus Alber. Gemeinsam sei den beiden Häusern das Nordische. Sie seien weder kühl noch erdrückend schwer. Und er zeigt sich gewiss, auch die Gäste werden wieder kommen. „Das hat uns der Sommer gezeigt, sobald es Lockerungen gibt, geht es wieder aufwärts. Und Reisende suchen – erst recht in Zeiten wie diesen – nach einem coolen, nachhaltigen Haus, n abseits der großen Massen.“

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