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Nachgefragt Wo erleben Sie Integration - Inklusion

Wo erleben Sie Integration - Inklusion, Diversity - Vielfalt?

Nachgefragt bei Persönlichkeiten aus dem Bildungsraum Nordwestschweiz.

1«Die Vielfalt prägt das Erscheinungsbild unserer individualisierten Gesellschaft. Jede*r ist anders und für jede*n sollte es Raum geben, sowohl im Team wie auch in der Schulklasse. Nirgends kommen so viele unterschiedliche Persönlichkeiten aus verschiedenen Milieus zusammen wie in der Schule, vieles ist davon oft gar nicht sichtbar. Integration ist nicht nur der Umgang mit Schüler*innen, die Leistungsunterschiede zeigen, sondern auch mit ihrer Herkunft, die grossen Einfluss auf eine schulische Entwicklung hat. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit, auch mit inhaltlichen Differenzen, der Lehrpersonen, die dank Toleranz funktioniert, dient als Vorbild für die Schüler*innen.»

ADRIAN VAN DER FLOE, Präsident Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter des Kantons Solothurn

2«Im Kürzel meines Departements BKS steht das B nicht nur für Bildung, sondern auch für Betreuung – nämlich von Menschen mit Beeinträchtigungen. In meiner Arbeit als zuständiger Regierungsrat treffe ich mich daher immer wieder mit Menschen und Verantwortlichen von und in Institutionen und erlebe dabei, wie Inklusion und Integration von Menschen mit Beeinträchtigung funktioniert und woran man noch arbeiten muss. Dass auch der Kanton Aargau Arbeitsplätze für Menschen mit IV anbietet ist wichtig und fördert, dass uns in unserem Arbeitsalltag Menschen in ihrer ganzen Vielfalt begegnen.» ALEX HÜRZELER, Bildungsdirektor Kanton Aargau 3 «Den Diversity-Begriff erlebe ich als omnipräsent. Ich finde, dass er im Schulumfeld jedoch eher als ‹auffangen von gesellschaftlichen Schwierigkeiten aller Art› verstanden wird und nicht hauptsächlich im Zusammenhang mit Integration. Der Anspruch an die Schule bezüglich ‹Umgang mit Vielfalt› – insbesondere im Bereich des sozial-emotionalen Verhaltens – wird überstrapaziert. Innerhalb der Rahmenbedingungen der Schule wirkt sich dies kontraproduktiv für eine gelingende Integration aus.»

MARIANNE SCHWEGLER, Vizepräsidentin der Freiwilligen Schulsynode Basel-Stadt

4«Meines Erachtens ist es insbesondere die Vielfalt, die meinen Schulalltag spannend und lebhaft macht. Trotz der teils neuen Herausforderungen ist es unter anderem das vielfältige Unbekannte, das meinen Unterricht mitunter persönlich, kreativ und dynamisch macht. Eine kritische Überlegung sei erlaubt: Diversity und Inklusion sind noch immer keine Selbstverständlichkeit, dass wir es erneut thematisieren... Inklusion braucht Mut und Gelassenheit! Ich erlebe in meinem kooperativen Schulprojekt zwischen einer Regel- und meiner Sonderschulklasse wunderbare Momente. Die Kinder spielen miteinander, lachen, weinen und reflektieren gemeinsam und sie lernen voneinander. Sie gestalten ihre Begegnungen aktiv mit. Solch unbeschwerte, freudige Erlebnisse wünsche ich allen und sie sollten zur Selbstverständlichkeit werden.»

MATTHIAS HUBER, Master-Student Sonderpädagogik, PH FHNW

5«Safe-Spaces, also Räume die komplett sicher und inklusiv sind, gibt es nicht. Für queere Personen sind solche Räume aber wichtig, um fern von hetero- und cis-Normen Identitäten leben und ausprobieren zu können. Deshalb braucht es SaferSpaces, die alles daran setzen, sich dem Ideal einer normfreien Gesellschaft zu nähern. Wir als lila.-festival und viele andere queere Organisator*innen versuchen solche Räume zu schaffen. Dazu gehört auch den SaferSpace ständig zu hinterfragen und dazu zu lernen.»

DOMINIC SCHIBLI, Student und künstlischer Leiter des lila.-festivals des Vereins Milchjugend

6«Inklusion hätten wir, wenn wir nicht mehr darüber reden müssten. In meinem Umfeld erlebe ich die Vielfalt als Bereicherung. Ob jemand aus einem anderen Land kommt oder ob jemand im Rollstuhl sitzt. Diese Sichtweisen bereichern mein Leben. Durch meinen eigenen Migrationshintergrund und als Kind deutscher Eltern, die den Krieg erlebt haben und vertrieben wurden, bin ich sensibilisiert. Als Geschäftsleiterin einer ‹Behindertenorganisation› prägt mein Verhalten und mein Führungsstil der Wunsch nach Diversität und Inklusion.»

SUSANNE HAEDER, Geschäftsleiterin, Procap Nordwestschweiz

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