SUMO #37

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Der jüdische Witz in den Medien Schon mal etwas von einem „jiddischen Witz“ oder einem „jüdischen Cartoon“ gehört? SUMO ist dieser besonderen Erzählform des Witzes und der Frage: Gibt es einen Unterschied zwischen dem jiddischen und jüdischen Witz, nachgegangen und im Gespräch mit Soziologin und Kulturvermittlerin Kathrin Ruth Lauppert-Scholz und Verlegerin sowie Kinderbuchautorin Myriam Halberstam auf interessante Ergebnisse gestoßen. Der Unterschied zwischen jüdisch und jiddisch liegt darin, dass Jiddisch eine Sprache ist. Diese Sprache setzt sich zum Großteil aus dem Althochdeutschen zusammen. Gesprochen wird sie je nach geografischer Lage leicht unterschiedlich. So klingt Jiddisch in England anders, als wenn es in Deutschland gesprochen wird, da man Wörter aus dem Alltäglichen in Englisch mit in die Sprachkultur des Jiddischen integriert. So kann man sich das auch im Jiddischen vorstellen. Besonders ist die Sprache aber deshalb, da sie mit hebräischen Buchstaben geschrieben wird. Bezogen auf die Witzkultur kann man sagen, dass es den „jiddischen Witz“ so nicht gibt, da es sich bei Jiddisch nur um eine Sprache handelt. Wo es aber einen Unterschied in der kulturellen Auffassung gibt, ist der Unterschied zwischen „jüdischen Witz“ und „Judenwitz“. Ein „jüdischer Witz“ bezieht sich auf den Kulturkreis der Aschkenasim, die vor allem in Nord-, Mittel- und Osteuropa die größte ethnoreligiöse Gruppe im heutigen Judentum bilden. Der Judenwitz hingegen spiegelt eine antisemitische Haltung gegenüber der jüdischen Minderheit wider und hat mit dem kulturellen Sprachgebrauch der Juden/Jüdinnen und der jüdischen Religion nichts zu tun.

Die Merkmale eines jüdischen Witzes Wenn man die jüdische Witzkultur mittels eines einzigen Wortes beschreiben müsste, dann würde „Selbstironie“ sie am besten treffen. Eine jüdische Witzkultur findet man schon im Mittelalter, wo es immer wieder Verordnungen und Regeln gab, die besagten, dass sich Juden nach außen hin durch Merkmale unterscheiden lassen müssen. So etwa trugen sie Armbinden oder „Judenhüte“, die wiederum nicht mit dem traditionellen und sehr ausladenden schwarzen Schtreimel (jüdische Kopfbedeckung) verwechselt werden darf, der unterschiedliche Erscheinungsformen haben kann und innerkulturell ein Merkmal der traditionellen Herkunft

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Der jüdische Witz in den Medien

der chassidischen Juden/Jüdinnen ist. Juden/Jüdinnen lachten über Juden/ Jüdinnen, und das kann man wohl als Selbstironie verstehen. Sie fiel leichter, wenn es andere Juden/Jüdinnen waren, über die man lachte. Die jüdische Witzkultur wird aber auch als psychologische Überwindungshilfe wahrgenommen, da der Humor sehr selbstkritisch ist und versucht, gewisse Situationen zu entschärfen und Erleichterung zu bringen, aufgrund dessen, da das Judentum von geschichtsträchtigen Ereignissen geprägt ist und eine Minderheit repräsentiert, die über 2.000 Jahre hinweg eine Geschichte der Verfolgung erlitten hat. Aufgrund der Minderheit, die das Judentum über die Jahrhunderte darstellte, litten ihre Angehörigen unter kontinuierlicher Ausgrenzung und Verfolgung. Unter diesen war der Holocaust der brutalste und opferreichste und somit hat das Judentum ein sehr prägendes Element, das einerseits die Diasporageschichte und andererseits die Opfergeschichte zu verarbeiten hat. Für die Verarbeitung dient auch der Effekt eines Witzes, um mithilfe des Humors die vergangenen und bestehenden Wunden zu heilen und prägende Ereignisse anderwärtig zu verarbeiten. So versucht er, das Machtverhältnis zwischen Täter und Opfer wieder auszugleichen, da er den Opfern wieder eine gewisse Macht zuspricht. Dass dieser geschichtliche Hintergrund auch missbraucht werden kann, liegt somit auch auf der Hand und hat aber mit dem jüdischen Witz nichts zu tun. Dies ist auch der Grund, weshalb es oftmals der Fall ist, dass jüdische Witze nur gut vertretbar sind, wenn sie von Juden und Jüdinnen selbst erzählt werden. Der gleiche Witz kann, wenn er von einem Nichtjuden erzählt wird, sogar eine antisemitische Ausstrahlung haben, da ein Witz eine eigene Erzählform ist und durch die Auffassung und Verarbeitung der erzählenden Person geformt wird. Abgesehen davon, dass der gleiche Witz, wenn man ihn als Nichtjude einer Gruppe von Juden bzw. Jüdinnen erzählt, vom Inhalt her anderes erzählt werden würde und damit

der Selbstironie des Judentums einmal mehr oder weniger entspricht. Abgesehen davon spricht man innerkulturell doch von einem tieferen Humor untereinander, wenn es um Witze geht, die beispielsweise an der Grenze zum Antisemitischen liegen, da man sich innerhalb der jüdischen Kultur versteht und schätzt.

Aus der „Witzkiste“ heraus Als Beispiel für einen vertretbaren Witz, der in diesem Fall unter die Kategorie „psychologische Überwindungshilfe“ fällt, erzählt Lauppert-Scholz mir jene Geschichte: „Treffen sich zwei emigrierte Juden 1942 in London. Sagt der eine ganz empört, warum hängt in deinem Wohnzimmer ein Bild von Hitler? Jetzt bin ich erfolgreich in der Emigration und dann komme ich zu dir in einen jüdischen Haushalt und sehe das. Daraufhin meint der andere, ja ich weiß, es ist schrecklich, aber es hilft gegen Heimweh.“ Anders wiederum ist der nachfolgende „Witz“, auf den der Verfasser bei einer Recherche im Internet gestoßen ist, bei dem es um ein Größenverhältnis bei Juden geht. Zitat: „Wie groß war der größte Jude? – Vier Meter Stichflamme. Wie groß war der Kleinste?– Fünf Zentimeter Aschehaufen.“

Kathrin Ruth Lauppert-Scholz / Copyright: privat


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