FILMDIENST 9 2017

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FILM Dienst Das Magazin für Kino und Filmkultur

09 2017

www.filmdienst.de

Luis e Br in km a n n

Mit »Beat Beat Heart« drehte die junge Regisseurin eine fesselnde Dramödie um Liebe, Lust und Enttäuschungen. Ein Gespräch über ihre Ansprüche ans Kino.

Fra n z Ka fka

Hanns Zischler veröffentlichte eine erweiterte Neuausgabe seines Buchs »Kafka geht ins Kino«. Dabei sind nun Stummfilme zu entdecken, die auch Kafka damals sah.

J o n at h a n L it t ell

Mit dem Roman »Die Wohlgesinnten« sorgte der Schriftsteller vor zehn Jahren für Aufsehen. Jetzt drehte er einen Dokumentarfilm über Kindersoldaten in Uganda.

Maschinen mensch 27. April 2017 € 5,50 70. Jahrgang

Maschinenmenschen prägen den neuen ScienceFiction-Film – wie in »Alien: Covenant« mit Michael Fassbender. Und das Kino erfindet für sie eine besondere Klangsignatur: den Sound der Roboter.


filmdienst 09 | 2017 DIE NEUEN KINOFILME Neu im Kino Alle Starttermine

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5 Frauen 4.5. Beat Beat Heart 27.4. Dark Blood 27.4. Einsamkeit und Sex und Mitleid 4.5. Fast & Furious 8 12.4. Fighter 4.5. Genocidal Organ 25.4. Get Out 4.5. Gimme Danger 27.4. Guardians of the Galaxy Vol. 2 27.4. Happy Burnout 27.4. Hey Bunny 27.4. Ich. Du. Inklusion. – Wenn Anspruch auf Wirklichkeit trifft 27.4. Kommunion 4.5. Maikäfer, flieg! 27.4. MindGamers 6.4. Regeln spielen keine Rolle 4.5. Shalom Italia 4.5. Sieben Minuten nach Mitternacht 4.5. Siebzehn 27.4. Die Schlösser aus Sand 27.4. Sonsuz Ask 6.4. The Birth of a Nation – Aufstand zur Freiheit 13.4. Toro 27.4. Der traumhafte Weg 27.4. Trockenschwimmen 4.5. Victoria – Männer & andere Missgeschicke 4.5. Wrong Elements 27.4.

37 45 51 46 51 48 42 39 51 40 51 36 43 41 38

48 sieben minuten nach mitternacht

Kinotipp  der katholischen Filmkritik 41 victoria – männer & andere missgeschicke

45 Maikäfer, flieg! Temperamentvolles Zeitbild nach Kriegs­ erinnerungen von Christine Nöstlinger

36 der traumhafte weg

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46 regeln spielen keine rolle

Fotos: TITEL: Twentieth Century Fox. S. 4-5: W-film, StudioCanal, Alamode, Twentieth Century Fox, Piffl Medien, HBO, Wild Bunch, Galiani Verlag, Warner

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09 | 2017 DIE ARTIKEL Inhalt Kino

Akteure

FilmKunst

10 Sound of Cyborgs

25 Stellan skarsGÅRD

28 Ins Kino mit Kafka

10 Sound of Cyborgs

22 Jonathan Littell

27 e-mail aus hollywood

Nicht nur in Ridley Scotts »Alien: Covenant« spielt ein künstlicher Mensch eine tragende Rolle. Das Science-Fiction-Genre hat begonnen, die Beziehung zwischen Mensch und Maschine bzw. künstlicher Intelligenz neu zu denken. Auch mittels der Filmmusik.

Der Autor von »Die Wohlgesinnten« bereist als Journalist internationale Krisengebiete. Im Gespräch über seinen Dokumentarfilm »Wrong Elements«, der ehemalige Kindersoldaten aus Uganda porträtiert, schildert er sein Dilemma als Beobachter.

Von Frank Mehring

Von Lea Wagner

16 Luise Brinkmann

25 Stellan skarsGÅRD

Von Jens Hinrichsen

Von Margret Köhler

20 Virtual Reality

26 In memoriam

32 Russische Revolutionsfilme

Von Lucas Barwenczik

Von Thomas Brandlmeier und Ralf Schenk

Von Stephan Ahrens

Mit »Beat Beat Heart« startet die junge Regisseurin vielversprechend durch. Im Interview spricht sie über ihre Erwartungen an ihren Beruf und über die Rahmenbedingungen für den deutschen Film.

Beim diesjährigen »Lichter«-Filmfest in Frankfurt/Main wurde erstmals ein Preis für Virtual-Reality-Projekte vergeben. Ein Erfahrungsbericht über das, was sich mit der neuen Technik erzählerisch machen lässt.

Der schwedische Weltstar schätzt Filme, in denen nicht Effekte, sondern Autoren, Regisseure und Schauspieler den Ton angeben. Demnächst ist er in Volker Schlöndorffs »Rückkehr nach Montauk« zu sehen.

Mit Michael Ballhaus hat das Kino einen seiner versiertesten Kameramänner verloren. Ebenfalls verstarb der Dichter Jewgeni Jewtuschenko, der immer wieder auch fürs Kino arbeitete.

Bei der diesjährigen CinemaCon in Las ­Vegas war die Stimmung gedämpft: Die Marginalisierung des klassischen Kino­ besuchs angesichts der Konkurrenz aus dem Netz ist absehbar. Von Franz Everschor

28 Ins Kino mit Kafka

Die Neuausgabe von Hanns Zischlers »Kafka geht ins Kino« wartet mit einem wunderbaren Bonus auf: Filme, die Franz Kafka einst im Kino sah, liegen dem film­ historischen Exkurs auf DVD bei. Von Wilfried Reichart

Die DVD-Edition »Der neue Mensch: Aufbruch und Alltag im revolutionären Osten« versammelt Werke des frühen sowjetischen Kinos, die das Menschenbild in der kommunistischen Gesellschaft spiegeln.

fernseh-Tipps Rubriken 3 Editorial 4 Inhalt 6 Magazin 34 DVD-klassik 54 DVD/Blu-ray 56 TV-Tipps 66 filmklischees 67 Vorschau / Impressum

56 Eine Filmreihe auf arte erinnert an den französischen Meisterregisseur Jean Renoir. Zudem feiern herausragende Kinofilme Free-TV-Premiere, z.B. Christopher Nolans »Interstellar« (30.4., Foto links) und Sebastian Schippers »Victoria« (3.5.). Und Rainer Kaufmann serviert einen neuen »Polizeiruf 110« mit Matthias Brandt als Hauptkommissar Hanns von Meuffels.

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kino Luise Brinkmann

Die erste R e g e l h e i SS t : »Au ja!«

Die Regisseurin Lu i s e ­B r i n k m a n n ü b e r i h r e Arb e i t­, i h r e n F i l m » B e at B e at H e a rt« und ihre Ansprüche ans Kino 16

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Luise Brinkmann kino

Ihr Herz schlägt fürs Kino, und das nicht erst seit ihrem ersten Spielfilm »Beat Beat Heart«. Im Juni 2016 konnte Luise Brinkmann dafür einen Spezialpreis auf dem Filmfest München entgegennehmen. Die Jury lobte vor allem »Ensemblegeist und Energie« ihres Abschlussfilms an der Internationalen Filmhochschule Köln (ifs), dem man sein aberwitzig niedriges Budget kaum ansieht. Am 19. April eröffnete die fesselnde Dramödie um Liebe, Lust und Enttäuschungen das »Achtung Berlin Filmfestival«, Kinostart ist der 28.4. (Kritik in dieser Ausgabe). Im Gespräch erzählt die 1985 in Nordrhein-Westfalen geborene Filmemacherin von ihrem Traumjob Regie, warum sie Drehen nach Plan langweilig und Klischees total unlustig findet. Das Gespräch führte Jens Hinrichsen.

Gab es schon immer den Drang, Geschichten zu erzählen? Brinkmann: Auf jeden Fall. Die Schullektüre »Wilhelm Tell« musste ich unbedingt mit Freunden verfilmen. Für ein halbes Austauschjahr in Kanada, elfte Klasse, habe ich mir extra ein College ausgesucht, in dem ich »Filmmaking« und »Animation« belegen konnte. Dort entstand der Kurzfilm »Das Leben einer Zigarettenschachtel«. Mich haben immer die Geschichten interessiert, ganz gleich, welches Thema mich beschäftigt hat, ich musste einen Film darüber machen. Liebe und Sexualität waren natürlich Thema. Zugegeben: Die Umsetzung konnte schon arg kitschig geraten. Und Dokumentationen? Brinkmann: Auch. Bevor ich mein Studium an der Internationalen Filmhoch-

schule Köln aufgenommen habe, war ich ein paar Monate in England. Dort habe ich eine intersexuelle Frau kennengelernt, die für das Adoptionsrecht intersexueller Menschen kämpfte. Ich habe sie mit der Kamera begleitet. 2014 gab es eine Gesetzesnovelle, seit drei Jahren hat sie eine Adoptivtochter. »Beat Beat Heart« mit Lana Cooper

Reden wir über Gleichberechtigung im Filmbusiness... Brinkmann: Da ist viel zu tun. Im Studium war das Geschlechterverhältnis ausgeglichen, in meinem Semester waren wir sogar mehr Frauen als Männer. Auf Festivals, vor allem den großen, sieht es dann schon anders aus. Wirklich ernüchternd ist die Situation bei den Kinostarts. In diesem Januar liefen 62 Filme in deutschen Kinos an, nur vier davon hatten Frauen gemacht, drei dieser Filme waren Dokus, einer ein Kinderfilm. Wo sind die großen Spielfilme von Frauen? Ich unterstütze die Initiative Pro Quote Regie... ... die sich für Filmförderungsgremien einsetzt, in denen gleich viel Männer und Frauen entscheiden sowie eine Quote bei der Vergabe von Regieaufträgen. Die Strukturen sind das eine, Sexismus im Beruf das andere. Haben Sie das schon erlebt? Brinkmann: Wenig, aber vor dem Dreh von »Beat Beat Heart« wurde kritisiert, das sei ein Frauenfilm, es müssten mehr Männerfiguren hinein oder: »Bei dir kommen ja die Männer schlecht weg!« Was nun überhaupt nicht stimmt. Ich glaube, ich habe einfach angefangen, Geschlechterklischees zu hinterfragen. Als ich bei der Web-Serie »Emmas Welt« Regie geführt habe, war das noch anders, da haben wir ziemlich viele Witze auf

Fotos: daredo/darling berlin

Foto: Headshot Kamera/Copyright Luise Brinkmann

Gab es bei Ihnen einen Moment, in dem es Klick gemacht hat: Ich will Regisseurin werden? Brinkmann: Das kann ich nicht exakt beantworten, aber Filme waren schon immer etwas Besonderes für mich. Ich habe Peter-Alexander-Komödien und Filme wie »Tante Trude aus Buxtehude« auf VHS-Cassetten gehortet. Lustig musste es sein. Zwischendrin wurde immer wieder gesungen wie später in der Serie »Crazy Ex-Girlfriend«. MusicalElemente würde ich gerne auch einmal in einen Film einbauen. Mit 16 hatte ich eine Videokamera und ein Schnittprogramm. Dann hörte ich, dass es einen Beruf »Mediengestaltung Bild und Ton« gibt. Krass, dachte ich, Filmemachen ist ein Job! Regie war mein Traum, aber ich habe mich erstmal als Mediengestalterin ausbilden lassen, um zu sehen, ob das Metier wirklich etwas für mich ist.

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Kosten der Hauptfigur gerissen, die man schon aus dem Mainstream-Kino kennt. Tauschen Sie sich mit erfahreneren Regisseurinnen aus? Brinkmann: Auf jeden Fall, mit Isabell Suba etwa, Hanna Doose oder Anna Kohlschütter, man tauscht sich aus und unterstützt sich gegenseitig. Aber auch männliche Kollegen stärken einem den Rücken. Doch was die Regie-Professoren an der Kölner Hochschule angeht, gab es einen ziemlichen Männerüberschuss. Es war inspirierend, Regisseurinnen kennenzulernen, beispielsweise Sherry Hormann, die einem allein durch ihre Art und Klarheit gezeigt hat, wie man durchsetzt, was man will. Es fängt ja mit der Körpersprache an, die muss klar und bestimmt sein. Von der Rolle der Regisseurin einmal abgesehen: Ich verstehe mich manchmal selbst nicht, wenn ich im Alltag in so eine Mädchenrolle zurückfalle. Wie unnötig! Sind Sie eine Feministin? Brinkmann: Wie Sie es nennen, ist mir egal. Es geht einfach um Gerechtigkeit. Und ich hasse Vorurteile, auch in Filmen. Kennen Sie den französischen Film »Monsieur Claude und seine Töchter«? Da ist jede Szene randvoll mit Klischees über andere Kulturen. Der Film wurde allgemein gefeiert, ich fand ihn überhaupt nicht lustig. Filme sind Fiktion, schon klar, aber man muss auch die Realität abbilden, finde ich. Fantasy zum Beispiel liegt mir überhaupt nicht. Dokumentarisch arbeiten wäre das andere Extrem. Brinkmann: Was ich daran mag, ist die Lebendigkeit, nicht zu wissen, was als

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nächstes um die Ecke kommt. Ich nehme das gerne mit in die fiktionale Arbeit, da ich gerne mit Improvisation arbeite. Für »Beat Beat Heart« hatte ich mir vorgenommen, den ganzen Film hindurch zu improvisieren. Wie, ganz ohne Buch? Brinkmann: Nein, das natürlich nicht, ich habe alles gut vorbereitet. Die Vorlage habe ich »Handbuch« genannt, darin habe ich auf 30 Seiten jede Figur und jede Szene beschrieben. Zum Beispiel: »In dieser Szene wird die Tochter von ihrer Mutter überrascht, hat aber eigentlich gar keine Lust auf sie.« Da stand immer nur, was passiert, aber nicht, wie es passiert. Dialoge fehlten ganz, das haben die Schauspieler weitgehend vor Ort erfunden. Zehn Zeilen standen pro Sequenz im Handbuch, getippt und ausgedruckt und bei der Filmförderung eingereicht. Wir haben aber kein Geld bekommen. »Beat Beat Heart« war ja mein Abschlussfilm, es gab aber nur die üblichen 12.000 Euro Kurzfilmbudget von der Hochschule. Meine Editorin und ich haben noch unsere Verwandten angebettelt, sodass wir 16.000 Euro für den Dreh hatten. In der Postproduktion haben wir uns dann noch einmal 6.000 Euro leihen müssen. Das hieß: Sparen, wo es geht, den Film in drei Wochen und mit einem kleinen Team drehen und inklusive der Schauspieler alle umsonst arbeiten lassen.

»Leute, sage ich immer, es gibt gute deutsche Filme, es muss doch nicht immer amerikanisches Kino sein.«

Sie zählen zur Generation der »Digital Natives«, der MedienCracks. Doch nicht ein abgefilmtes Display ist in »Beat Beat Heart« zu sehen. Brinkmann: Ich wollte unbedingt vermeiden, Bildschirme abzufilmen. Ich hasse das: SMS-Einblendungen in Filmen. Ich mochte, wie Baran bo Odar in »Who am I« das Darknet in U-Bahn-Schächte versetzt hat. Kerstins Mutter Charlotte probiert zum ersten Mal eine Dating-Plattform aus. Wir haben das einfach im Wald inszeniert: Vor den Bäumen stehen die Männer, die zur Auswahl stehen. Das ist auch ein Bild für die Qual der Wahl: Charlotte sieht den Wald vor lauter Bäumen – ergo: Männern – nicht mehr.

Fotos: nerdbird film

Saskia Vester in »Beat Beat Heart«

Ökonomie war wohl auch der Grund für die Location? »Beat Beat Heart« spielt in einem alten Haus in der Uckermark, im Dorf und im angrenzenden Wald. Brinkmann: Ja. Eine Szene am Ende des Films spielt auf einem Dorffest, das tatsächlich stattfand. Einerseits war es die Rettung: Laut Script sollte Kerstin, die Hauptfigur, einen Theatersaal in der Villa am Schluss fertig renoviert haben. Aber dafür hatten wir überhaupt kein Geld. Daher das Finale auf dem Fest, das ziemlich schwer zu drehen war. Weil drum herum echt gefeiert wurde, konnte ich die Schauspieler über Kopfhörer gar nicht mehr hören. Am Ende des chaotischen Drehtags hatte ich das Gefühl, nichts Brauchbares im Kasten zu haben, was Gott sei dank ein Irrtum war. Was mir geholfen hat, war die Erfahrung im Improvisationstheater – allein zweieinhalb Jahre in Berlin. Da lautet die erste Regel: »Au ja«, die zweite heißt: »Scheitere heiter«. Statt zu fluchen: »Mist, wir kriegen den Saal nicht renoviert«, sagst du dir: »Auf einem echten Fest zu drehen ist doch viel besser!« Die Wahl der Location hatte aber nicht nur ökonomische Gründe. Ich wollte der »Generation Beziehungsunfähig« den Spiegel vorhalten. Auf Dating-Apps tauschen sich Leute über ihre sexuellen Vorlieben aus, bevor sie sich überhaupt kennenlernen. Ich wollte herauskriegen, wie Liebe in Zeiten sozialer Netzwerke funktionieren kann. Also habe ich in meiner Geschichte ganz verschiedene Leute an einem abgeschiedenen Ort zusammentreffen lassen.


Wie haben Sie die Premiere von »Beat Beat Heart« auf dem Filmfest München erlebt? Brinkmann: Es war unbeschreiblich. Die Vorstellung war ausverkauft, die Leute saßen teilweise auf den Treppen. Es war ein besonderes Glück, den Film in München zu zeigen, denn auf dem Filmfest ein Jahr zuvor hatte ich Saskia Vester für die Rolle der Mutter gewinnen können. Saskia, die als arrivierte Film- und Fernsehschauspielerin meistens mit vorgeschriebenen Dialogen arbeiten muss, hatte damals gleich zugesagt, weil sie die Improvisation reizte.

Stills aus der Web-Serie »Emmas Welt«

»Am schlimmsten ist der Gedanke, dass Leute Kinofilme auf ihren Smartphones anschauen. Das ist doch auch den Filme­ machern gegenüber ungerecht.«

Wie wichtig ist Teamfähigkeit? Brinkmann: Extrem wichtig. Man muss natürlich die richtigen Leute finden. Mit Maren Unterburger habe ich im Studium »meine« Editorin gefunden. Manche Passagen in »Beat Beat Heart«, die mich selbst eher nervten, habe ich ihr zuliebe drin gelassen. Das Premierenpublikum reagierte dann positiv, und heute lache ich in diesen Momenten oft selbst am lautesten. Man muss sich überraschen lassen. Ich bin auch so froh, dass ich mit Mathis Hanspach einen Kameramann habe, der ähnlich tickt wie ich. Synergie macht alles besser und größer. Kino ist heute seltener als früher ein Gemeinschaftserlebnis, wie finden Sie das? Brinkmann: Sehr schade, weil ich am liebsten Filme in Kinos gucke. Die aber werden immer leerer. Meine Eltern, Cousinen, Freunde schauen Filme teilweise nur noch auf Bildschirmen und erledigen andere Dinge dabei, Bügeln oder sonst was. Am schlimmsten ist der Gedanke, dass Leute Kinofilme auf ihren Smartphones anschauen. Das ist doch auch den Filmemachern gegenüber ungerecht. Außer natürlich der Film wurde explizit fürs Handy gedreht. Was für Filme haben Sie inspiriert? Brinkmann: »Kriegerin« fand ich super, und Mumblecore-Filme wie »Love Steaks« oder »Ich fühl mich Disco«. »Die Fremde« war großartig, ebenso »Vivere«, »Verfolgt«, »Fremde Haut« von Angelina Maccarone. Leute, sage ich immer, es gibt gute deutsche Filme, es muss doch nicht immer amerikanisches Kino sein. Ob das deutsche Kino sein Potenzial ausge-

Luise Brinkmann kino schöpft hat, dass da generell noch viel Luft nach oben ist, ist eine andere Frage. Finden Sie, dass Filmemachen in Deutschland genügend gefördert wird? Brinkmann: Da fehlt mir die Erfahrung. Dass wir für »Beat Beat Heart« nicht staatlich unterstützt wurden, war einerseits bitter, andererseits – Stichwort »Au ja« – hat es der Improvisation gut getan. Und ich muss auch sagen: Gerade wegen des knappen Budgets bin ich mit vielen im Business ins Gespräch gekommen, bis hinauf zu Constantin Film, wo mein Film diskutiert wurde. Wenig Geld, aber viele Kontakte. Eine Tür schließt sich, viele andere öffnen sich, diesen Eindruck habe ich bekommen. Was kommt jetzt? Brinkmann: Zurzeit brüte ich über dem nächsten Spielfilm, bei dem ich wieder improvisatorisch arbeiten möchte. Das Konzept dafür schreibe ich gerade mit meiner Co-Autorin Elena Hell. Einen Produzenten gibt es auch schon, Busse & Halberschmidt aus Köln. Inhaltlich möchte ich noch nicht zu viel verraten. Nur so viel: Ich führe die Geschichte von »Beat Beat Heart« mit neuen Figuren weiter – aber hoffentlich mit einigen Schauspielern, die ich jetzt kenne. Die Story dreht sich unter anderem um den Liebesgott Amor, der unter den Menschen wandelt. Als er seinen Job aus Liebeskummer an den Nagel hängt, bringt das die Welt ziemlich aus dem Takt. Ist Liebe möglich? Brinkmann: Generell? Natürlich! Mir geht es in meinen Filmen aber eher darum, auf heutige Verhältnisse aufmerksam zu machen. Dass sich die Leute nicht mehr anschauen, sondern lieber auf ihre Handys starren. Im Restaurant siehst du Pärchen, die Foodies und Selfies schießen, aber kaum noch miteinander sprechen. Die Bedeutung des Zwischenmenschlichen schrumpft, auch in Familien, überall. Ich liebe die Menschen und hoffe, dass ich mit meinen Geschichten »Good Vibrations« aussenden kann. Weblinks: www.luisebrinkmann.de www.beatbeatheart.com

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Akteure In memoriam

»Die Zeit der Unschuld«

5.8.1935–12.4. 2017

Das Schlüsselerlebnis für den jungen Michael Ballhaus waren die Dreharbeiten zu »Lola Montez« (1955) von Max Ophüls. Dort durfte er zusehen, wie eine beständig bewegte Kamera (Christian Matras) eine barocke Wirkung entfaltet. Über Ballhaus und von Ballhaus in seinen Selbstzeugnissen ist viel gesagt worden: über seine große Empathie für das Spiel der Schauspieler, die er als Spross einer Schauspieler-Dynastie mitbringt; sein Markenzeichen, die 360-Grad-Drehung, für Fassbinder bei »Martha« (1973) erfunden; seine Plansequenzen für Fassbinder und Scorsese, die Restaurant-Szene in Scorseses »GoodFellas« (1990) ist das Paradebeispiel; das von unten reflektierte Licht (low-bouncelight). Seine Tricks, auch noch in engsten Räumen komplexe Bewegungen auszuführen (»Sleepers«, Levinson, 1996); seine Variationen des »Vertigo« -Effekts (track out und zoom in); seine extreme Sonderstellung in den USA: Ein Kameramann, der selbst die Kamera bewegt; seine Variationen der Geschwindigkeit seit »Die Zeit der Unschuld«; seine versteckten Blendenzüge, etwa in »Die fabelhaften Baker Boys« (Steve Kloves, 1989); seine Tricktechnik, nicht im Trickstudio, sondern direkt in der Kamera (z.B. in Coppolas »Bram Stoker‘s Dracula«, 1992); seine Vorliebe für period

Jewgeni Jewtuschenko

18.7.1932–1.4. 2017

Als der russische Dichter Jewgeni Jewtuschenko 1984 sein Regiedebüt »Kindergarten« vorstellte, war das nicht seine erste Arbeit fürs Kino. Schon 1964 hatte er das Drehbuch zu Michail Kalatosows Poem »Soy Cuba – Ich bin Kuba« geschrieben und dabei seine Erfahrungen aus mehreren Kuba-Aufenthalten zu einem Panoramabild der Karibikinsel verdichtet. In Marlen Chuzijews »Ich bin zwanzig Jahre alt« (1965), einem Schlüsselfilm der Tauwetter-Ära, trat Jewtuschenko als er selbst auf: Gesicht und Stimme der jungen Generation, die auf ein selbstbestimmtes Leben pocht. Pier Paolo Pasolini wollte ihn daraufhin für die Hauptrolle seines Films »Das 1. Evangelium – Matthäus« verpflichten, was sich zerschlug. Später spielte Jewtuschenko in dem historischbiografischen Film »Start« (1979) den russischen Raketenpionier Konstantin Ziolkowski. In »Kindergarten« rekonstruierte er die Zeitatmosphäre des Kriegsjahrs 1941 in subjektiven Reflexionen

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lighting (bewegliche Lichtquellen wie Kerzen oder Feuer); das Kameraballett in Filmen wie »Die Farbe des Geldes« (Scorsese, 1986). Alle diese Beobachtungen münden in eine Summe von barocken Elementen. Die wichtigsten Regisseure in der Laufbahn von Ballhaus waren Fassbinder und Scorsese: Fränkischer Barock trifft auf bayerischen und italienischen. John Singer Sargent kommt in der US-amerikanischen Erinnerungskultur eine ähnliche Bedeutung zu wie bei uns Lenbach, Kaulbach oder Liebermann. Sein Gemälde »The Wyndham Sisters« zeigt Damen der Gesellschaft in Weiß vor dunklem Hintergrund. In Scorseses »Die Zeit der Unschuld« (1993) finden wir dieses und ähnliche Gemälde wieder, aber in Bewegung gesetzt. Hier ist Ballhaus am nächsten an Ophüls und Matras. Die Frauen, verloren in Konventionen und unfähig selbstständig zu handeln, werden von ihm umkreist und beobachtet wie schöne Schmetterlinge. Die unsichtbare Falle, in der sie stecken, wird sichtbar; sie sind ein wertvolles Dekor, wie das Porzellan und das Besteck auf der Tafel. Für Ballhaus war die Bildgestaltung immer im Dienst der Regie. Vielleicht ist er gerade deswegen so gut mit Fassbinder ausgekommen, weil es ihn gereizt hat, dessen maßlose Forderungen punktgenau umzusetzen. Oft ist es schwer zu sagen, was der beste Film eines Kameramanns ist, weil üblicherweise die Regie im Vordergrund steht. Aber »Die Zeit der Unschuld«, das ist der Film von Ballhaus. Thomas Brandlmeier

und prägnanten, expressiven Motiven. Mit der Geschichte eines Neunjährigen, der bei Kriegsbeginn aus Moskau zur Großmutter nach Sibirien reist, zwischendurch auf dem Schwarzmarkt gedemütigt wird und in einem Munitionswerk arbeitet, erinnerte er sich gleichsam der eigenen Kindheit. Zugleich trat er in der Rolle eines geisteskranken Schachspielers auf, die er eigentlich für Innokenti Smoktunowski geschrieben hatte, dann aber aus Zeitgründen selbst übernahm. Auch in seiner zweiten Regiearbeit »Stalins Begräbnis« (1990) verarbeitete der filmende Dichter eigene Erfahrungen und Erlebnisse: die Massenhysterie beim Tod Stalins, die Betroffenheit von Familien, deren Angehörige dem Terror zum Opfer gefallen waren. Wiederum schrieb sich Jewtuschenko eine Rolle ins Drehbuch, die eines Bildhauers, der viele Jahre damit befasst war, Steinbüsten der Politiker zu meißeln, sich nach Stalins Tod nur als »armseliger Handwerker« sieht und das Resümee des Opportunisten zieht: »Nicht ich habe Euch geschaffen. Ihr habt mich modelliert.« Jewtuschenko starb in Tulsa/Oklahoma, wo er seit 1992 russische Literatur lehrte. Ralf Schenk

Foto: Warner Bros./Columbia TriStar

Michael Ballhaus


Kritiken neue Filme

Angela Schanelecs Abenteuer des Sehens Etwas geschieht, und etwas (davon) wird sichtbar. Ein junges Paar erklimmt mühevoll einen Abhang zu einem Platz. Oben angekommen, wird gemeinsam musiziert: »The Lion Sleeps Tonight«, Straßenmusik. Dann kommen andere junge Menschen hinzu, die ihrerseits eine Agenda haben. Ein Plakat wird ausgebreitet. Sommer 1984, der EU-Beitritt Griechenlands steht bevor und ist mit einigen Hoffnungen verbunden. Als der junge Mann, Kenneth, einen Anruf tätigt, erhält er eine Nachricht, die ihn zusammenbrechen lässt. Eine Beobachterin der Szene wird aufgeklärt, dass Kenneths Mutter einen Unfall erlitten habe. Kurz darauf kommt es zu einer erneuten Begegnung des Paars, diesmal in ihrer Heimatstadt. Eine gewisse Entfremdung ist nicht zu übersehen. Trotzdem werden Zukunftspläne geschmiedet. Jeder für sich. Die junge Frau, Theres, will Lehrerin werden, Griechisch und Latein. Angela Schanelecs »Der traumhafte Weg« ist angelegt wie ein schwebendes Mobile aus Einzel­ einstellungen, die ein genaueres Hinsehen erfordern, wenn man

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der/den Geschichte(n), die sie (auch) erzählen, auf die Spur kommen will. Vertrauend auf die Neugier und die Fantasiebegabung des Zuschauers, belastet die Filmemacherin ihre Figuren nicht mit Geschichte oder psychologischen Profilen, nimmt vielmehr die Körper und die Textur ihrer Kleidung als Medien. Hier wird buchstäblich über Schuhe und Pullover erzählt. Hatten die Filmemacherin und ihr Kameramann Reinhold Vorschneider in früheren Filmen ihren Einfluss auf die Figuren/ Darsteller durch lange Plansequenzen beschränkt, so inszenieren sie hier mit Ausschnitten und Einstellungen, deren Manier an Robert Bresson (»Das Geld«), Jean-Luc Godard (»Nouvelle Vague«) oder Huillet/Straub (»Klassenverhältnisse«) erinnert – und von einem spezifischen Humor oder einer Freude am vermittelten Erzählen zeugt. Der Film folgt den Geschichten des Paars, das sich aus den Augen verliert. Kenneth, der mit seinem Schicksal hadert, ist drogenabhängig; mit seinem fast blinden Vater beendet er das Leiden der im Koma liegenden Mutter, gerade als die Ostdeut-

ungewöhnliche künstlerische Lösungen findet. Ausgangspunkte von »Der traumhafte Weg« waren vielleicht die Begegnung mit Obdachlosen im Alltag und die Fragen nach deren Geschichten, ergänzt vielleicht durch eine Lektüre von »Traurige Tropen« von LeviStrauss, die Begegnung mit dem isländischen Sänger und Performer Thorbjörn Björnsson (der die Hauptrolle spielt) und die Lust, einmal mehr mit Maren Eggert zu drehen. Was daraus wurde? Ein Kinofilm im emphatischen Sinne und eine Einladung, sich auf das Abenteuer des Sehens und des Nachdenkens einzulassen. Ulrich Kriest Bewertung der Filmkommission

Nach gemeinsamen Sommertagen in Griechenland 1984 entfremdet sich ein Paar voneinander. Während die junge Deutsche Lehrerin und Mutter wird und nach Berlin zieht, bricht der drogenabhängige junge Engländer unter der seelischen Last zusammen, dass er und sein Vater das Leben der im Koma liegenden Mutter beendeten. Derweil bemüht sich eine Schauspielerin in Berlin um die Trennung von ihrem Lebensgefährten. Ein betont »verschlossen« erzählter, im guten Sinne anstrengender Spielfilm, konstruiert als schwebendes Mobile aus Einzelmomenten, die genaues Hinsehen erfordern, um den Erzählungen auf die Spur zu kommen. Das anspruchsvolle Abenteuer des Sehens und Nachdenkens erinnert mitunter an Werke von Bresson und Godard. – Sehenswert ab 16.

Deutschland/Frankreich 2016 Regie: Angela Schanelec Darsteller: Miriam Jacob (Theres), Thorbjörn Björnsson (Kenneth), Maren Eggert (Ariane), Phil Hayes (David) Länge: 81 Min. | Kinostart: 27.4.2017 Verleih: Piffl | FSK: ab 12; f FD-Kritik: 44 635

Fotos S. 36–51: Jeweilige Filmverleihe

Der traumhafte Weg

schen den Reiz österreichischungarischer Grenzgebiete entdecken. Theres bekommt ein Kind, studiert und zieht mit ihm nach Berlin. In Berlin, dem Berlin der Gegenwart, kommt eine weitere Geschichte vom Ende einer Beziehung hinzu: Eine Schauspielerin versucht, sich von einem Anthropologen zu trennen, mit dem sie eine Tochter hat. Auch hier wirkt manches mysteriös, fragmentarisch und isoliert, aber, wenn man die Puzzle-Teile zusammenlegt, wird deutlich, wie präzise der Erzählfluss, wie durchdacht und sinnig jedes Detail in Szene gesetzt ist. Der Filmtitel bezeichnet treffend das Erzählverfahren und seine Freiheit(en). »Der traumhafte Weg« fungiert dabei auch als Intervention gegenüber dem konventionellen und überdeterminierten (Fernsehspiel-)Realismus, wie er hierzulande mittlerweile 80 Prozent der Kinofilme zu eigen ist; nicht im Sinne einer destruktiven und frustrierenden Hermetik, sondern eher als Geste freundlichen Entgegenkommens auf der Basis gegenseitigen Respekts. Wenn die Geschichten, die Angela Schanelec »vorstellt«, auf der Zielgeraden – nach mehr als 30 Jahren! – enggeführt werden, dann ist es das Privileg des aufmerksamen Beobachters, die Spannung dieser Engführung zu genießen. Den Figuren bleibt sie verborgen, weil sie nichts voneinander wissen. Am Ende: ein Verschwinden, ein Schuh auf dem Bahnsteig. Und der Film? Der hat sich wesentlich um einen Ort gekümmert, an dem die Engführung, die keine Begegnung ist, »plausibel« ist. Wenn Angela Schanelec davon spricht, dass sie schließlich auch die Zuschauerin ihres Films sei, dann sollte man das als Angebot verstehen, ihr ein wenig dabei in die Karten schauen zu dürfen, wie sie sich selbst eigene Fragen beantwortet und dafür/dabei


neue Filme Kritiken

Kommunion

Dokumentarischer Zutritt zu einem fragilen Familienkosmos Einmal trägt Ola ein T-Shirt mit der Aufschrift »Never Finish Anything«. Es klingt nach einer heimlichen Sehnsucht – oder nach einem bitteren Witz. Denn für pubertäre Verweigerungsgesten ist im Dasein des 14-jährigen Mädchens kein Platz. Ola ist das Gravitationszentrum eines fragilen Familiengefüges, das ohne ihre disziplinierte Leitung schon längst auseinandergebrochen wäre. Ola macht einfach alles: Sie kocht, putzt, wäscht und bügelt, sie sorgt dafür, dass der alkoholsüchtige Vater irgendwann die Kneipe verlässt und wieder nach Hause kommt, sie besorgt die Kommunikation mit dem So-zialarbeiter, schreibt Anträge. Und sie kümmert sich um ihren jüngeren autistischen Bruder Nikodem. Jeden Morgen packt sie ihm den Schulranzen und überprüft seine Hefte. Manchmal muss Ola dabei eine Seite mit provokanten, bizarren oder auch blasphemischen Inhalten herausreißen: »Wir wollen hier keine Mongos haben«, steht da beispielsweise. Und: »Als Jesus geboren wurde, waren die Dinosaurier die Dinosaurier.« Oder: »Das Ende von Jesus.«

Die polnische Filmemacherin Anna Zemecka gewährt in ihrem erstaunlichen Dokumentarfilmdebüt mit den Mitteln des »direct cinema« Zutritt zu einem außergewöhnlichen familiären Mikrokosmos. Die Wohnung, Hauptschauplatz in »Kommunion«, ist eng, düster und mit Dingen vollgestellt; schwere Tapeten, Vorhänge und abgewohnte Einrichtungsgegenstände bestimmen das Bild. Die Bewohner der dunklen Höhle: Ola, Nikodem und ihr Vater – ein Organismus, der mit viel Anstrengung, aber auch Verbundenheit und Liebe am Leben gehalten wird. Immer wieder gerät der eingespielte Mechanismus aus dem Takt, und es kommt zu Ausbrüchen von Verzweiflung und Wut. Als Ola einmal die Wohnung in erheblicher Unordnung auffindet, bricht sie in Tränen aus: »Gibt es irgendetwas Normales?«, fragt sie weinend, während sie den Abwasch macht. Dramaturgisch sortiert Anna Zemecka ihre Alltagsbeobachtung um ein Initiationsereignis, das in der polnischen Gesellschaft auch heute noch von großer Bedeutung ist: die Kom-

munion. Nikodems Lernerei für die mündliche Prüfung erhöht den Druck in der Familie. Was sind die Gebote, was sind die Tugenden, was ist die heilige Dreifaltigkeit? Ola übt mit ihrem Bruder den Rosenkranz und mit Hilfe von Bananenscheiben, wie man die Hostie richtig entgegennimmt. Auch Nikodem ist der Stress anzumerken: Auf die schwes-terliche Kontrolle und das Regime religiöser Verbote und Strafszenarien (»Wen Gott liebt, den peitscht er«) antwortet er mit unkontrolliert wedelnden Armbewegungen, verstellter Stimme und ungewollt kreativem Output. (»Ich bin HalbGott«, flüstert er in der Kirche ins Mikro.) Auch für Ola steht mit der Kommunion viel auf dem Spiel: Sie erträumt sich insgeheim einen Familienzusammenführungsplot. Als die Mutter, die nur in Telefongesprächen anwesend ist, ihr Erscheinen zur Kommunionsfeier ankündigt, spekuliert Ola darauf, dass sie in die gemeinsame Wohnung zurückkehrt. Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllt. So nahe, so unmittelbar an Figuren, Objekten und Räumen war man selten in einem Doku-

mentarfilm mit einer Familienthematik. Die Kamera leistet dabei weit mehr als die Aufgabe der teilnehmenden Beobachtung: Sie ist wie ein viertes Mitglied in das Gefüge integriert. So bedrückend das Szenario in »Kommunion« auch ist: Es drückt nicht nur. Die unbändige Lebenskraft und Energie der Geschwister versetzen einen immer wieder in Erstaunen und erwecken Bewunderung. Was diese Potenziale unter anderen Bedingungen freizusetzen vermögen, sieht man etwa beim Besuch einer Nachmittagsdisco: Unter allen Mädchen singt und tanzt Ola am entfesseltsten; gegenüber den verklemmt wirkenden Jungs reckt sie den Arm und ruft: »Revanche!« Esther Buss

Bewertung der Filmkommission

Eine 14-Jährige ist das Zentrum eines fragilen polnischen Familiengefüges, das ohne ihre disziplinierte Leitung auseinandergebrechen würde. Die Mutter ist abwesend, der Vater in seiner Alkoholsucht verwahrlost, das Mädchen kümmert sich um seinen autistischen Bruder, dessen bevorstehende Kommunion den familiären Druck erhöht, der aber auch Anlass für Hoffnung ist: Von der Kommunionsfeier verspricht sich das Mädchen die Zusammenführung der Familie. Im DirectCinema-Stil gedrehter Dokumentarfilm, der sich ganz auf den Lebensalltag der Geschwister konzentriert und das bedrückende Bild eines Organismus zeichnet, der mit viel Anstrengung, aber auch Verbundenheit und Liebe am Leben gehalten wird. – Sehenswert ab 16.

KOMUNIA. Polen 2016 Regie: Anna Zamecka Länge: 72 Min. | Kinostart: 4.5.2017 Verleih: Peripher | FD-Kritik: 44 636

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Baron noir – Staffel 1

Französische Polit-Serie spiegelt den Zeitgeist im europäischen Superwahljahr

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von weiter unten bis in die höchsten politischen Höhen trägt und insgesamt näher am Menschen erzählt. Die Perspektivwechsel häufen sich, die Kameraführung wird unruhiger, quietschende Reifen sind der Basso ostinato von Rickwaerts gehetzten Fahrten zwischen Dünkirchen und Paris. Rickwaerts persönliche Mission bleibt nicht ohne Auswirkungen auf seine familiäre und politische Umgebung, die korrumpierende Macht der Politik ergreift alle: die Gewerkschaftsvertreter vor Ort, die als politisches Faustpfand herhalten müssen, seine etwas zu großäugig dreinblickende Tochter, schließlich sogar seine Stellvertreterin, die doch »nur das Beste« für Dünkirchen erreichen möchte. Überzeugend präsentiert die Serie eine präzise Innenaufnahme der traditionellen Volkspartei PS mit allen Widersprüchlichkeiten: die Flügelkämpfe, die fundamental gestörte Kommunikation zwischen (idealistischer) Basis und (abgehobener) Führung, die lauernde Angst vor dem immer unberechenbareren Wählervolk (der Front National kann die morsche Festung jederzeit sturmreif schießen!). Ein Lieblingsthema linken Selbstverständnisses, chancengerechte Bildungspolitik, wird zum Spielball eines zynischen Quidproquo, bei dem niemand gut aussieht, nicht Laugier und nicht Rickwaert, nicht die PS-Jugendorganisation und auch nicht der merklich überforderte Vorkämpfer für gesellschaftliche Inklusion mit Migrationshintergrund. Nachdem alle Beteiligten ihre Ideale auf dem Altar politischer Opportunität geopfert

haben, wirft Rickwaert selbst die pilatushafte Frage auf: »Die Linke, was soll das eigentlich heißen?« Man sieht einen »homme politique«, dem sein politischer Kompass lange verloren gegangen ist, sowie einen aufgeblähten Parteiapparat, der kurz vor der Implosion steht. Interessant für nichtfranzösische Zuschauer ist, mit welch enormem Sarkasmus die Idee »Europa« und das Europa der Reglements gegeneinander ausgespielt werden. Ein wenig eindimensional bleiben die konservative Opposition (blasse ControllerTypen) und die lieben Deutschen (»Ah, les Allemands …«), zu denen der Serie nicht mehr einfällt als das Klischee der humorlosen Erbsenzähler, die durch Sparmaßnahmen die schönsten Blütenträume des französischen »Deficit spending« zunichtemachen. Gleichwohl ist »Baron noir« die politische Serie der Stunde für alle, die im europäischen Superwahljahr 2017 intelligent und spannend unterhalten werden möchten. – Sehenswert ab 16.  Karsten Essen Die erste Staffel ist seit dem 6.4. auf Sony Channel zu sehen. Auf DVD und Blu-ray wird sie am 27. Mai veröffentlicht. BARON NOIR Frankreich 2016 Showrunner: Eric Benzekri, Jean-Baptiste Delafon Darsteller: Kad Merad, Niels Arestrup, Anna Mouglalis, Astrid Whettnall, Hugo Becker Länge: 420 Min. | FSK: ab 12 Anbieter: StudioCanal | FD-Kritik: 44 662

Fotos: Jeweilge Anbieter

Sein Markenzeichen ist dieser Blick. Leicht von unten, über enorme Tränensäcke hinweg, scheint er auszudrücken: »Was soll ich sagen? Es ist, wie es ist.« Der Blick eines politischen Realisten, der in seinem kleinen Reich Dünkirchen alles gesehen hat, was die Politik einem »Mann aus dem Volk« zu bieten hat. Philippe Rickwaert (Kad Merad) heißt dieser Provinzfürst (frz. »baron«) der Parti socialiste (PS), der in sich die Fähigkeit zum bulligen Zupacken und eine erstaunliche Sensibilität vereint. Der Mann ist ehrgeizig, aber fast sieht es so aus, als habe er sich in »Dünkirchen als geistiger Lebensform« behaglich eingerichtet und wolle lieber ein Cäsar am Ärmelkanal als ein Parteibürokrat in Paris sein. Bis die Mechanismen des politischen Betriebs sich gegen ihn wenden. So ergreift der mit seiner Hilfe frisch gekürte Staatspräsident Francis Laugier (Niels Arestrup) die Gelegenheit, seinen alten Weggefährten politisch kaltzustellen und bei der Zusammenstellung des Kabinetts zu übergehen. Von nun an bestimmt der Gedanke an Vergeltung Rickwaerts Handeln: »Hass ist in der Politik besser als irgendein Diplom«, lautet sein politisches Credo. Die erste Staffel von »Baron noir« ist Rickwaerts Versuch gewidmet, den von der Arroganz der Macht affizierten Laugier zu Fall zu bringen und alle dabei gerissenen Lücken möglichst selbst oder mit seinen Klienten zu füllen. Dies mag einem vage aus der britischen Fassung von »House of Cards« bekannt vorkommen, doch spricht für »Baron noir«, dass die Serie schneller beschleunigt,


Kritiken fernseh-Tipps

SA

SAMSTAG 29. april

14.00 – 15.45 KiKA Kikis kleiner Lieferservice R: Takashi Shimizu Poppiges Fantasy-Abenteuer Japan/VR China 2014 Ab 8 16.25 – 19.00 3sat Les Misérables R: Tom Hooper Verfilmung des gleichnamigen Musicals Großbritannien 2012 Ab 14 20.15 – 21.45 One Sag mir nichts R: Andreas Kleinert Eindrucksvolles (Fernseh-)Liebesdrama Deutschland 2016 Ab 16 20.15 – 21.50 ProSieben Die Simpsons – Der Film R: David Silverman Spaßiges Leinwanddebüt der Kultserie USA 2007 Ab 10 20.15 – 23.00 SAT.1 Die Tribute von Panem – The Hunger Games R: Gary Ross Auftakt der dystopischen Saga USA 2012 Ab 14 20.15 – 22.30 VOX Das perfekte Verbrechen R: Gregory Hoblit Thriller mit Anthony Hopkins & Ryan Gosling USA 2007 Ab 16

ERSTAUSSTRAHLUNG: 29. April/6. Mai, 20.15 – 21.45

Das Erste

Allmen Ein Lebemann mit klangvollem Namen (Johann Friedrich von Allmen), Diener und herrschaftlicher Villa ist der neueste Zuwachs im Ermittlerstab von Das Erste. Der schon etwas reife Dandy würde am liebsten nichts anderes tun, als die Früchte seines (geerbten) Vermögens zu genießen. Da er allerdings wenig Talent hat, seinen Reichtum zu erhalten, gerät er im ersten der beiden Filme nach den Allmen-Romanen des Schweizers Martin Suter in handfeste Schwierigkeiten mit Schulden(eintreibern). Folglich wird der kultivierte Allmen erst zum Kunstdieb und dann zum Ermittler in Sachen Kunstraub und Mord, wobei er seine wahre Berufung entdeckt und sich mit seinem Diener Carlos auf die Wiederbeschaffung gestohlener Kunstgegenstände spezialisiert. Der Tonfall des Films ist durchweg von gewitzten Dialogen geprägt, wie man sie im klassischen Hollywood in mondänen Krimikomödien mit geborenen Smokingträgern wie Cary Grant oder David Niven verbunden hätte. Heino Ferch tritt als Allmen trotz unmodischer Frisur achtbar in diese Fußstapfen, und auch die verbalen Scharmützel sind überwiegend gelungen. Einzig das Tempo hätte Regisseur Thomas Berger bei »Allmen und das Geheimnis der Libellen« (29.4.) und »Allmen und das Geheimnis des rosa Diamanten« (6.5.) etwas anziehen sollen. Mitunter drängt sich der Eindruck auf, dass die Figuren schneller vorankämen, wenn die Auseinandersetzungen nicht so oft im Kaffeekränzchen-Modus geführt würden.

29. April, 20.15 – 23.00 SAT.1

Die Tribute von Panem – The Hunger Games In einer nicht näher bestimmten Zukunft hat ein diktatorisches Regime die einstigen USA in zwölf Distrikte aufgeteilt. Einmal im Jahr müssen die einzelnen Bereiche jeweils zwei Jugendliche in die Hauptstadt entsenden, wo sie in einem als Staatskult überformten Wettstreit auf Leben und Tod gegeneinander antreten. In diesen medial perfekt aufbereiteten »Hungerspielen« setzt sich die 16-jährige Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) mit Mut und Integrität gegen das mitleidlose Regime durch. Der erste Teil der Fantasy-Trilogie nach Suzanne Collins fokussiert neben dem neo-antiken, postapokalyptisch imprägnierten Szenario vor allem auf die Ängste und Schmerzen der Jugendlichen. Ihre Sehnsüchte nach Freiheit, Liebe und Gerechtigkeit finden in der Hauptfigur eine prägnante, weil Wehrhaftigkeit und Empfindsamkeit ausbalancierende Gestalt. Der Inszenierung von Gary Ross gelingt es überdies deutlich besser als in den folgenden Teilen, das Patchwork aus Gladiatoren-Kämpfen, totalitärer (Medien-)Macht und postpubertärem Identitätsringen zusammenzuhalten.

21.45 – 23.35 One In einer besseren Welt R: Susanne Bier Spannendes Melodram um ­Rachediskurse Dänemark 2010 Sehenswert ab 16 22.05 – 00.05 Servus TV Under Suspicion – Mörderisches Spiel R: Stephen Hopkins Subtiles Kammerspiel um ein Verhör USA/Frankreich 2000 Ab 16

01.20 – 02.58 Das Erste Staatsfeinde – Mord auf höchster Ebene R: Eric Valette Hintergründiger Politthriller Frankreich 2009 Ab 16

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29. April, 20.15 – 22.30 VOX

Das perfekte Verbrechen Anthony Hopkins und Ryan Gosling stehen sich in diesem gut konstruierten Thriller von Gregory Hoblit als erbitterte Kontrahenten gegenüber. Hopkins gibt einmal mehr den gefühlskalten Mastermind, der seiner Frau (Embeth Davidtz) aus Eifersucht in den Kopf geschossen hat; Ryan Gosling glänzt als junger, ehrgeiziger Staatsanwalt. Die erste Runde geht an den abgeklärten Angeklagten, der die Indizien so raffiniert zu manipulieren weiß, dass er straflos davonkommt. Der Anwalt will aber keineswegs aufgeben. Das Duell zwischen den beiden Figuren und ihren Darstellern weist weit über die Genrekonventionen hinaus und reicht bis an klassische Dramen antiker Prägung heran. Insbesondere Anthony Hopkins verleiht seinem Charakter eine geradezu psychotische Qualität.

Fotos S. 56 – 65: Jeweilige Sender.

00.20 – 01.55 BR FERNSEHEN Die zwei Leben des Daniel Shore R: Michael Dreher Kafkaeskes Drama Deutschland 2009 Ab 16


fernseh-Tipps Kritiken

SO

08.20 – 09.45 BR FERNSEHEN Storm – Sieger auf vier Pfoten R: Giacomo Campeotto Kindgerechter Freundschaftsfilm Dänemark 2009 Ab 10

»Der weite Ritt«

Ab 30. April arte

30. April, 9.00 – 02.35 3sat

Jean Renoir

Wilde Western – Thementag

»Hommage an einen großen Realisten«, benennt arte die Reihe mit Filmen von und über Jean Renoir, was allerdings nur einen Aspekt des Œuvres von Renoir thematisiert. Der französische Filmemacher (1894 – 1979) rief mit seinen realistisch-poetischen Werken die Bewunderung so unterschiedlicher Kollegen wie Charlie Chaplin, Orson Welles und Jean-Luc Godard hervor; die Fachwelt huldigte ihm in höchsten Tönen und die zeitweise von Rechts wie Links gegen bestimmte Filme vorgebrachten Angriffe zerschellten rasch an deren unnachahmlicher Qualität. Prägend war für den Regisseur zunächst seine Abstammung: Was sein Vater, der Maler Auguste Renoir, an der Leinwand vollbracht hatte – das Zeichnen lebensnaher Porträts –, übertrug der Sohn auf das Kino. Von den frühen Einflüssen kündigt ein in der Sendung »Abgedreht!« (30.4., 11.50 – 12.35) gezeigter Fernsehausschnitt von 1968, in dem sich Jean Renoir an seine Kindheit in Montmartre erinnert, aber auch sein »malerischstes« Werk, »French Can Can« (30.4., 20.15 – 21.55). Der Dokumentarfilm »Jean Renoir, französische Filmlegende« (30.4., 21.55 – 22.50) zeichnet im Anschluss sein wechselvolles Leben nach, das ihn mehr als einmal zwang, sich neu zu erfinden. So gab er den anarchischen Geist seiner frühen Tonfilme – arte zeigt davon am 8.5. »Boudu – Aus den Wassern gerettet« (21.55 – 23.20) und »Die Hündin« (00.15 – 01.50) – in den 1930er-Jahren zugunsten konkreterer Gesellschaftskritik auf und beschloss das Jahrzehnt mit der bitteren Satire »Die Spielregel« (1.5., 21.55 – 23.40), Renoirs Generalabrechnung mit der »besseren« französischen Gesellschaft am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Bei allem Biss enthüllt Renoir in diesen Filmen aber auch eine sanfte Seite, etwa in seiner wehmütigen Maupassant-Verfilmung »Eine Landpartie«, in der eine Gruppe bürgerlicher Ausflügler schöne, aber letztlich ernüchternde Erfahrungen in der Natur macht. Der kurze Film läuft am 3.5. (02.15 – 02.55) nach der »Kurzschluss«-Sendung (01.20 – 02.15), in der zeitgenössische Filmemacher aus heutiger Sicht auf Jean Renoir zurückschauen.

Für seinen jährlich wiederkehrenden »Western«Thementag hat 3sat eine Reihe ansehnlicher Klassiker des Genres zusammengestellt, eine echte Genre-Perle aber weit nach Mitternacht versteckt. 1971 debütierte Peter Fonda mit dem verblüffend »reifen« New-Hollywood-Western »Der weite Ritt«, dessen visuelle Qualitäten sich primär der Kamera von Vilmos Zsigmond verdanken. Ein desillusionierter Westerner (Peter Fonda) kehrt darin zu Frau und Heim zurück, wird dort aber nicht mit offenen Armen empfangen. In die sensibel geschilderte Wiederannäherung platzt dann eine Nachricht, die zur Entscheidung zwischen Familie und Männerfreundschaft drängt. Fonda bricht mit den Regeln des Genres. Er verweigert sich über weite Strecken dem Handlungsdiktat zugunsten einer kontemplativen, äußerst zurückgenommenen Erzählweise. Die Inszenierung fokussiert auf die Gemütsbewegungen der Figuren und das zurückhaltende Spiel der Darsteller. Eine traurig-schöne Elegie, die sich zum melancholischen Abgesang auf das Western-Genre weitet und zugleich die Enttäuschung der damaligen Gegenwart nach dem Scheitern der »Counterculture« anklingen lässt. 09.00 – 11.55 11.55 – 13.45 13.45 – 15.05 15.05 – 16.40 16.30 – 18.15 18.15 – 20.15 20.15 – 22.15 22.15 – 23.45 23.45 – 01.10 01.10 – 02.35

sonntag 30.april

Winnetous Rückkehr (2 Teile) Mein großer Freund Shane Der Mann aus Alamo Mit stahlharter Faust El Perdido Die vier Söhne der Katie Elder El Dorado Fluss ohne Wiederkehr Die Geier warten schon Der weite Ritt – Director’s Cut

ERSTAUSSTRAHLUNG: 30. April, 20.15 – 23.40 ProSieben

Interstellar In Christopher Nolans komplexer Weltraum-Oper, in der die Menschheit auf der maroden Erde keine Lebensgrundlage mehr besitzt, beobachtet ein einstiger Pilot (Matthew McConaughey) mit seiner aufgeweckten Tochter rätselhafte Phänomene, die mit binären Codes oder Morsezeichen Warnungen auszusprechen scheinen. Als ihn die NASA gemeinsam mit einem Team ins All schickt, um einen bewohnbaren Planeten zu suchen, ahnt er nicht, dass ihn seine Reise genau zu dieser Ausgangsituation zurückführen wird. Virtuos webt Nolan seine Geschichte um Wurmlöcher und Zeitreise-Paradoxien und krönt sie mit der Botschaft, dass es eine Symbiose aus Emotion und Kognition, Glaube und Wissenschaft geben kann. Die audiovisuelle Wucht des Films wird dabei stets durch plausible zwischenmenschliche Dramen geerdet.

14.05 – 15.30 rbb Fernsehen Das große Rennen R: André F. Nebe Mädchen erkämpft sich Platz in Seifenkistenrennen Irland 2009 Ab 10 15.05 – 16.30 ZDF Evan Allmächtig R: Tom Shadyac Komödie mit Steve Carell USA 2007 Ab 14 20.15 – 21.55 arte French Can Can R: Jean Renoir Prachtvolles »Belle Epoque«-Drama Frankreich/Italien 1954 Ab 16 20.15 – 00.45 Disney Channel Cleopatra R: Joseph L. Mankiewicz Monumentale Biografie der Königin USA 1962 Ab 14 20.15 – 23.40 ProSieben Interstellar R: Christopher Nolan Erlösungssuche im Weltraum USA 2014 Sehenswert ab 16 20.15 – 21.55 RTL Asterix im Land der Götter R: Alexandre Astier, Louis Clichy Computeranimierte, wortwitzige Comicverfilmung Frankreich 2014 Ab 6 20.15 – 21.55 zdf_neo Ich, du und der Andere R: Anthony Russo, Joe Russo Amüsante Geschlechterkomödie USA 2006 Ab 14 00.35 – 02.05 NDR fernsehen Ein Cop mit dunkler Vergangenheit R: Dito Montiel Beeindruckender Cop-Thriller USA 2011 Ab 16 01.10 – 02.45 zdf_neo Der verbotene Schlüssel R: Iain Softley Voodoo-Drama in New Orleans USA 2005 Ab 16

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