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FILM DIENST Das Magazin für Kino und Filmkultur € 4,50 www.filmdienst.de www.fi lmdienst.de 67. Jahrgang 28. Februar 2013
5|2013
Alle neuen Kino Starts DVD-Tipps
James Franco PORTRAIT
er ist ein Kommender suPer-star und weit mehr als nur der „Zauberer von Oz“
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Seiten Extra-Heft
ALLE FILME IM TV VOM 2. BIS 15. MÄRZ
ab S. 37
KINO-THEMA
Hexen auf der Leinwand
Neue Orte des Sehens
• Der Kinozuschauer verwandelt sich zum interaktiven „Film-User“ • Doch das Kino als kultureller Ort hat längst noch nicht ausgespielt
neue serie
Wie man Trash von Kunst unterscheidet Kriterien für Qualität im Kino
FILMDIENST 5 | 2013
Kino 10 Alle Filme im TV vom 2.3. bis 15.3. Das Extraheft
WO BLEIBT DER ZUSCHAUER? Der Kinobesuch ist en vogue. 2012 wurden so viele Kinokarten verkauft wie schon lange nicht mehr. Doch das Publikum wandelt sich. Von Anke Hahn Türkische Filme in deutschen Kinos Das Kino wäre ein wunderbarer Ort des Kulturaustauschs Von Bernd Buder
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James Franco „Warum nicht so viele Dinge tun, die ich gern mache, wie ich nur kann?“ Akteure
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FÜR DIE FREIHEIT DES KINOS Am 17.2. endete die 63. „Berlinale“. Eine erste kleine Bilanz. Von Felicitas Kleiner Die „Bären“ und der „Caligari“-Filmpreis 2013
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Gegen die Wand | Drama 8.3. 3sat Irina Palm | Tragikomödie 9.3. Bayern3 The International | Thriller 15.3. ProSieben
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NICHT ZU FASSEN Schauspieler James Franco war einer der Stars der „Berlinale“. Im Kino spielt er den Zauberer in „Die fantastische Welt von Oz“. Porträt des Multitalents. Von Josef Schnelle
Traum oder Drill? Der Dokumentarfilm „Drachenmädchen“ des deutschen Regisseurs Inigo Westmeier beleuchtet den Alltag von Schülerinnen einer chinesischen Kung-FuSchule (S. 22)
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„JEDER MENSCH HAT SEINE SPHÄRE“ Regisseur Inigo Westmeier im Gespräch über seinen Dokumentarfilm „Drachenmädchen“, der eine Kung-FuSchule in China porträtiert. Von Heidi Strobel
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SIE LIEBEN (WIEDER) DEN SCHLAGER Junge Filmschauspielerinnen und -schaupieler entdecken ihre Lust am deutschen Gesang. Von Horst Peter Koll
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PYRAMIDE AUS STÜHLEN Der französische Meisterregisseur Jacques Rivette wird 85 Jahre alt. Von Wilfried Reichart
Publikum vs. „User“? Kinorezeption heute 4
FILMDIENST 5 | 2013
S. 10
+ Unsere Tipps für Heimkino: Neue DVDs/Blu-rays (S. 48) Der Februar ist Film-Monat: Mit der „Berlinale“ und den „Oscars“ feiert die Branche gleich zwei große Ereignisse. Im „normalen“ Kino ist die Zahl der Neustarts derweil überschaubar. Doch darunter sind einige Filme, die absolut sehenswert sind.
Neue Filme Film-Kunst 27
NUR ALTE MÄNNER Der Actionfilm verliert seinen Pfiff: Die Altstars der 1980er zehren von ihrem einstigen Ruhm, neue Ideen sind rar. Von Franz Everschor
+ ALLE STARTTERMINE
21 Die fantastische Welt von Oz [7.3.] 36 Take This Waltz [7.3.] 37 Invasion [28.2.] 38 Gold [28.2.] 39 Schuld sind immer die anderen [28.2.] 40 Hyde Park am Hudson [28.2.] 41 Get the Gringo [28.2.] 41 Nachtzug nach Lissabon [7.3.] 42 3096 Tage [28.2.]
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emPfehlung
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S. DRACHENMÄDCHEN [START ]
der Filmkommission
VETTELN, VAMPS UND WEISE FRAUEN Es gab sie schon in antiken Mythen, doch auch im Blockbuster-Kino sind sie nicht tot zu kriegen: Eine kleine Kinogeschichte der Hexen. Von Jens Hinrichsen
Fotos: picture alliance/AP Images Titel: picture alliance/AP Images
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S. 3096 TAGE [START 28.2.]
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WAS IST EIN GUTER FILM? Teil 2 unserer Serie zu Qualitätsmaßstäben im Kino: Er beschäftigt sich damit, was gutes Genrekino ausmacht. Von Rainer Gansera
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MAGISCHER MOMENT Unsere Bildbetrachtung zur Filmgeschichte. Diesmal zu „Der Himmel über Berlin“, dem Meisterwerk von Wim Wenders. Von Rainer Gansera
S. 24 DRACHENMÄDCHEN [28.2.] Ein Dokumentarfilm von Inigo Westmeier
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Hänsel und Gretel: Hexenjäger [28.2.] Liebe und andere Turbulenzen [7.3.] Die feinen Unterschiede [7.3.] No! [7.3.] Safe Haven [7.3.] Shootout [7.3.] Sightseers [28.2.] The Crime [28.2.]
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Die Bestimmer [7.3.]
S. DIE FANTASTISCHE WELT VON OZ [START 7.3.]
Leg ihn um! [7.3.]
Franz Everschor, unser „HollywoodMann“, übers aktuelle Actionkino:
Im Kino herrscht kein Mangel an Actionfilmen – aber ein totaler Mangel an Ideen.
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James ames F co Fran co ∆Mit gleich drei Filmen war James Franco auf der „Berlinale“ 2013 vertreten.√ Die Bandbreite ist enorm: In „Maladies“ glänzt er als verkrachter Schriftsteller, in „Lovelace“ spielt er Playboy-Chef Hugh Hefner. Zudem produzierte er den Film „Interior. Leather Bar“.
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Nicht zu fassen
Der Schauspieler James Franco ... ist der „Zauberer von Oz“. Und noch viel, viel mehr: ein Allround-Künstler, der auch als Maler, Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Schriftsteller beeindruckt. Von Josef Schnelle
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as macht einen Schauspieler zum Star? Sein Lächeln, seine Körpersprache, die Verkörperung des Zeitgeistes. James Franco ist erfolgreich, vielseitig und die Inkarnation eines Mannes, der alles will und – wenn er will – alles kann. Wenn das ganz neue Hollywood ein Gesicht hat, dann ist es das Gesicht von James Franco. Natürlich hat er auch schon einmal James Dean gespielt – das war 2002 in einer preisgekrönten Fernsehserie, die Mark Rydell inszenierte. Nur daher kann dieses Gewinner-Lächeln stammen,
akteure
das Franco seitdem zu seinem Markenzeichen gemacht hat. In mehr als 80 Filmen hat der 35-Jährige schon mitgespielt. So viele haben die meisten großen Superstars in ihrer ganzen Karriere kaum geschafft. Und er ist „Der Zauberer von Oz“ in Sam Raimis Vorgeschichte des Filmklassikers aus dem Jahr 1939. Damit ist James Franco ganz oben angekommen in der Hierarchie der US-amerikanischen Stars. Eine buchstäblich „windige“ Figur spielt er in diesem Film: einen kleinen Provinzgauner und Taschenspieler, den ein Wirbelsturm ins digitale Zauberland „Oz“ verschlagen hat. Nun muss er zeigen, dass er mehr drauf hat als die billigen Tricks, mit denen er sich aus allen Schwierigkeiten des Alltags immer wieder herausmogelt. Dafür sorgen drei höchst unterschiedliche Hexen, in
wenn das neue Hollywood ein Gesicht hat, dann dieses deren Gegenwart sich Franco von Minute zu Minute wohler zu fühlen scheint. In dieser Welt der Zauberei braucht man jemanden, dem man vertrauen kann und der die digitale Welt einfach weglächelt. Der zudem eine ganz besondere Spielfreude ausstrahlt, mit dem das Leben also nie langweilig wird. Und ein bisschen darf man sich auch vor seiner dunklen Seite fürchten. Wird er mich retten oder endgültig ins Elend stürzen? James Franco ist in allen seinen Filmen eine schillernde Gestalt. Er ist kaum je der gute Held aus der Konfektionsabteilung und ganz selten der verlässliche Kumpel von Nebenan, den man in allen Notlagen herbeirufen kann. In Sam Raimis Filmserie „Spider-Man“ spielte Franco dreimal Harry Osborne, der zunächst der Freund, dann tragischer Gegenspieler des Superhelden ist. Erst mit dem Bergsteigerdrama „127 Stunden“ ergatterte er unter der Regie von Danny Boyle 2003 seine erste „Oscar“-Nominierung für eine körperliche und psychische „tour de force“. Franco – der auch schon zum „Sexiest Man Alive“ gewählt wurde – ist nicht allein durch seine Filmrollen zu charakterisieren: Er schreibt Theaterstücke, Filme, Romane, Gedichte. Er steht auf Theaterbühnen, führt Regie und zieht abseitige Kunstprojekte durch – ein Allroundtalent, das sich in der Filmgeschichte nur noch mit Orson
Fotos: Institut für die Bewerxung 2011
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James Franco
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akteure
James Franco Welles vergleichen lässt. Auch Welles hatte viele kleine Rollen in unbedeutenden Filmen gespielt, aber immer wieder zu seiner künstlerischen Linie zurückgefunden. Franco tritt zudem als Performance-Künstler und anspruchsvoller Ausnahme-
errol Flynn hat so geschaut: als sei alles nur ein großer spaß
FilmograFie Die fantastische Welt von Oz (2012) Planet der Affen: Prevolution (2011) Eat Pray Love (2010) Date Night Gangster für eine Nacht (2010) Howl Das Geheul (2010) 127 Hours (2010) Milk (2008) Das Lächeln der Sterne (2008) Im Tal von Elah (2007) Spider-Man 1, 2 & 3 (2011/2003/2007)
komiker auf. In „Howl“ (2010) von Rob Epstein und Jeffrey Friedman war er als leidenschaftlich dichtender Beat-Poet Allen Ginsberg zu sehen, der sein berühmtes Gedicht in verrauchten New Yorker Kellern und vor bigotten Richtern der 1950er-Jahre zum Besten gab. Die Lust an der Poesie ist ihm auch in anderen Filmen deutlich anzumerken. In „Milk“ (vom selben Autorenpaar wie „Howl“) hatte er 2008 den schwulen Liebhaber des Bürgerrechtsaktivisten Harvey Milk verkörpert: Scott Smith. Regisseur Gus Van Sant überließ ihm Material seines Films „My Own Private Idaho“ mit River Phoenix, aus dem Franco dann zwei neue Filme schnitt: „Idaho“ und „My Own Private River“. Beide Filme waren in Deutschland noch nicht im Kino zu sehen. In einer Videoinstallation mit dem Titel „Rebel“ feierte Franco 2011 den Kultregisseur Nicholas Ray für dessen James-Dean-Film „…denn sie wissen nicht was sie tun“. Wenn man nachforscht, welche Projekte Franco gerade verfolgt, dann überschlagen sich die Gerüchte. Er soll mit Kultautor James Ellroy gesichtet worden sein, als er die Unterwelt von dessen Roman „American Tabloid“ erkundete. Für den Bestseller „Fifty Shades of Grey“ wird er als Hauptdarsteller gehandelt. Mit dem Film „Interior. Leather Bar“, der sich auf den skandalträchtigen „Cruising“ von William Friedkin bezieht, feierte man ihn soeben auf dem
Links: „Planet der Affen: Prevolution“. Fulminantes Genrekino mit guten Darstellern. Rechts: Franco als gefährdeter Bergwanderer im virtuosen StressAbenteuer „127 Hours“.
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∆Jenseits von Hollywood: Erwachsenwerden in der Provinz.√
James Franco wurde am 19.4.1978 in Palo Alto CA geboren. „Palo Alto“ heißt auch sein literarisches Debüt (Eichborn/Bastei Lübbe, Hamburg 2012): Momentaufnahmen aus der kalifornischen Provinz.
Sundance-Filmfestival und bei der „Berlinale“. Franco ist ein umtriebiger Tausendsassa, der in „Spring Breakers“, Harmony Korines durchgeknallter Geschichte einer mörderischen Frauentruppe, mit sichtlichem Vergnügen auch als tätowierter Gangster überzeugt. James Franco ist nicht zu fassen. Man kann ihn kaum auf ein Rollenklischee festlegen, auch wenn ihm die amerikanische Filmakademie gerade einen Stern auf dem „Walk of Fame“ am Hollywood-Boulevard spendiert hat. Zumal sein leicht spöttisches Lächeln immer so wirkt, als sei das alles nur ein großer Spaß ohne jede Anstrengung. Errol Flynn hat so geschaut und wurde einer der erfolgreichsten Akteure Hollywoods. Orson Welles
ein umtriebiger, aber unberechenbarer tausendsassa hingegen war dieses Lächeln bald vergangen: Das Wunderkind von „Citizen Kane“ verschwand für immer nach Europa. Irgendwo dazwischen wird James Franco landen und sich für immer einen Platz in unseren Herzen sichern. Schon bald. Wenn nicht als „Zauberer von Oz“, dann als Regisseur von einem der sieben anderen Filme, mit denen er derzeit in Verbindung gebracht wird.
8 0 . 0 0 0 F i l m - K r i t i k e n u n t e r w w w. f i l m d i e n s t . d e drachenmädchen Dokumentarfilm
Hyde Park am Hudson
[start 28.2.]
Historiendrama
[start 28.2.]
FiLM dienst
aLLe neuen FiLMe mit ausführlichen Kritiken
nachtzug nach Lissabon Drama
[start 7.3.]
SO WERTET FILMDIENST HANDWERK
Die Qualität von Regie, Schnitt, Kamera, Musik.
INHALT
Thema und Gehalt der erzählten Geschichte.
DARSTELLER
Die Leistungen der Schauspieler.
Je Kategorie vergibt die Redaktion von FILMDIENST max. 5 Punkte
take this Waltz Liebesdrama
[start 7.3.]
invasion von Dito Tsintsadze [start 28.2.] Gold – du kannst mehr als du denkst von Michael Hammon [start 28.2.] schuld sind immer die anderen von Lars-Gunnar Lotz [start 28.2.]
S. 37 S. 38 S. 39
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Momente von Gelächter und Glück Herzzerreißend: Eine Ehefrau verliebt sich in einen anderen
Die Pneumatik schleudert Margot und Daniel von einer Seite auf die andere. Der Buggles-Song „Video Killed the Radiostar“ wird mal lauter, mal leiser, je nachdem, wo sich die Gondel gerade befindet. Später bricht die Musik abrupt ab, das Karussell kommt zum Stillstand. Ein hässliches Neonlicht erhellt die schmucklose Halle, in der man sich leicht wackelig in Richtung Ausgang bewegt. Was für eine großartige BEWERTUNG DER FILMKOMMISSION Eine Ehefrau verliebt sich in einen anderen Mann und ringt einen Sommer lang mit ihren Gefühlen. Ein warmes, traurig-schönes Drama über die Liebe, das mit stiller Bildgewalt und einer außergewöhnlichen Hauptdarstellerin von der seelischen Erschüttung und dem Zwiespalt erzählt, zwischen den Verlockungen des Neuen und dem Trost des Alten wählen zu müssen. Ein leise in sich schwingender, fein austarierter Film, der den Kampf gegen die Versuchung ins Bild übersetzt und keine Trennung auf Raten inszeniert. – Sehenswert ab 14.
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Filmdienst 5| 2013
(Beziehungs-)Metapher! Sarah Polleys Film erzählt mit wunderschönen Szenen und leisen Beobachtungen von der Liebe und ihrer größten Gefahr, der Verknalltheit. So, wie die Videotechnik dem Radio den Saft abdrehte, so kämpft auch das Bild gegen den Ton, wenn die Attraktion „des Neuen“ gegen die exaltierten Liebesschwüre eines Ehelebens antritt. Im historischen Louisbourg lernt die etwas absonderliche Margot, die seit fünf Jahren mit ihrem Mann Lou in Toronto lebt, den attraktiven Daniel kennen. Eigentlich wollte sie in der altertümlichen Festungsstadt nur für eine Werbebroschüre recherchieren. Doch dann findet sie Kanada/Spanien/Japan 2011 Produktion: Joe’s Daughter Produzenten: Susan Cavan, Sarah Polley Regie und Buch: Sarah Polley Kamera: Luc Montpellier Handwerk
sich auf dem Marktplatz wieder, wo ihr eine Peitsche in die Hand gedrückt wird, mit der sie eine Ehebrecher wie im 18. Jahrhundert bestrafen soll – angefeuert von einem jungen Mann, der später neben ihr im Flugzeug sitzt. „Ich bin verheiratet“, platzt es am Ende einer still-intimen Taxifahrt aus ihr heraus, die Margot und den Fremden an denselben Ort führt. Daniel ist kürzlich in Margots Straße gezogen; ihre Hoffnung, „aus dem Auge, aus dem Sinn“, geht nicht auf. Und so wird Daniel zur verbotenen Frucht, die Margot früher aufstehen lässt und bald auch in sein Einzimmer-Appartement treibt. Ruhig und mit einem wunderbaren Gefühl für Musik: Jonathan Goldsmith Schnitt: Christopher Donaldson Darsteller: Michelle Williams (Margot), Seth Rogan (Lou), Luke Kirby (Daniel), Sarah Silverman (Geraldine), InHalt
Kathrin Häger Jennifer Podemski (Karen), Vanesa Coelho (Tony) Länge: 116 Min Verleih: Kool Filmdistribution Kinostart: 7.3.2013 FD-Kritik: 41 556
darsteller
Ausführliche Kritiken zu jedem Film Online unter www.filmdienst.de
Fotos: Jeweilige Verliehe
taKe this Waltz [7.3.]
kleinste Erschütterungen entwickeln Sarah Polley und ihre Darstellerin Michelle Williams die Zerrissenheit einer jungen Frau zwischen der Sensation einer neuen Liebe und dem Trost, den ihr die alte immer noch geben kann. Denn Margot ist unsicher, sie hat Angst vor Phasen des Übergangs und der Verlorenheit. In Gelächter und Glück kann sie sich nur in Momenten des Augenblicks lösen, in den Neckereien mit Lou oder den verfänglichen Begegnungen mit Daniel. Neue Dinge glänzen, aber sie nutzen sich auch ab – so wie einst die alten Dinge. „Take this Waltz“ dreht sich eindrücklich reduziert um die Vergänglichkeit von Liebe, um die kleinen Eigenheiten des langjährigen Partners, die einen abzustoßen beginnen, während die Kleinigkeiten des Fremden Begehren entfachen. Es braucht nicht viel Handlung, um die innere Entwicklung Margots treffsicher nachzuzeichnen. Die Kunst der Inszenierung besteht darin, den Kampf gegen die Versuchung ins Bild zu übersetzen, nicht eine Trennung auf Raten zu inszenieren. Daraus resultiert ein scheinbar bewegungsloser Film, der mit seinen sommerlich warmen, traurig-schönen Bildern so melancholisch ist wie ein verlorener Song von Leonard Cohen.