Filmdienst 11 2017

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ECHTE KERLE

In den modernen Boxer-Filmen geht es um weit mehr als nur um die klassische Fabel vom gesellschaftlichen Aufstieg.

Der österreichische Regisseur hat sein bisheriges Filmschaffen geordnet: 34 Stunden ungewöhnliches Kino in einer DVD-Edition.

FILM DIENST

11 2017

ULRICH SEIDL

Das Magazin für Kino und Filmkultur www.filmdienst.de

SONG TO SONG

Te rren ce M al ic ks ne ue r Fi lm ko m m t in di e de ut sc vo n se in en St ar he n Ki no s. Un d s M ic ha el Fa ss bi le bt ni ch t nu r nd er, Ryan Go sl in g, Po rt m an . Se in en Ro on ey M ara un ve rf üh re ris ch en d N at al ie »Loo k« ve rle ih t ih m se in Ka m eram Em m an ue l Lu be an n zk i. Ei ne Ho m m ag e.

DEUTSCHER FILMPREIS 25. Mai 2017 € 5,50 70. Jahrgang

Immer noch findet die höchstdotierte Auszeichnung nur wenig Anerkennung. Leidtragender ist der deutsche Kinofilm.


FILMDIENST 11 | 2017 Die neuen kinOFilme NEU IM KINO ALLE STARTTERMINE

36 46 44 41 46 39 46 46 48 37 46 48

Alien: Covenant 18.5. Baywatch 1.6. Berlin Syndrom 25.5. Churchill 25.5. Code of Survival 1.6. Deportation Class 1.6. Der Effekt des Wassers 25.5. Die Farbe der Sehnsucht 1.6. Free Speech 1.6. Ganz große Oper 1.6. Gregs Tagebuch – Böse Falle! 1.6. Hanni & Nanni – Mehr als beste Freunde 25.5. In Zeiten des abnehmenden Lichts 1.6. King Arthur: Legend of the Sword 11.5. Pirates of the Caribbean: Salazars Rache 25.5. Die Reste meines Lebens 25.5. Rosemari 25.5. Song to Song 25.5. Timeswings – The Art of Hanne Darboven 1.6. Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie 1.6.

43 38 49 40 42 47 48 45

43 IN ZEITEN DES ABNEHMENDEN LICHTS

46 DER EFFEKT DES WASSERS

45 WENN DU STIRBST, ... KINOTIPP

der katholischen Filmkritik

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GANZ GROSSE OPER Beschwingter Blick hinter die Kulissen der Bayerischen Staatsoper in München

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36 ALIEN: COVENANT

47 SONG TO SONG

Fotos: TITEL: StudioCanal. S. 4-5: X-Verleih, Arsenal, StudioCanal, Capelight, Fox, Warner, Film Kino Text, arte, NFP

+


11 | 2017 Die artiKel INHALT KINO

AKTEURE

FILMKUNST

18 EMMANUEL LUBEZKI

22 KACEY MOTTET KLEIN

28 MODERNE BOXER-FILME

10 OSTEUROPAS NEUE FRAUENSTÄRKE

Im osteuropäischen Kino waren Regisseurinnen jahrzehntelang ebenso unterrepräsentiert wie vielschichtige Frauenfiguren. Das diesjährige »goEast«-Festival kündete jedoch von einem Wandel. Ein Überblick über neue Sichtweisen und ein Gespräch mit der ungarischen Altmeisterin Márta Meszárós. Von Wolfgang Hamdorf

16 DEUTSCHER FILMPREIS

Trotz würdiger Preisträger und einer einprägsamen Show fristet die Verleihung der hochdotierten Auszeichnungen noch immer ein Schattendasein. Was nicht zuletzt mit ungerechten Vorurteilen gegen das deutsche Kino zu tun hat. Von Horst Peter Koll

18 EMMANUEL LUBEZKI

Der mexikanische Kameramann prägt mit seiner Bildkunst die Filme von Regisseuren wie Terrence Malick oder Alejandro G. Iñárritu. Eine Passage durch das Werk eines Meisters seiner Zunft.

22 KACEY MOTTET KLEIN

27 E-MAIL AUS HOLLYWOOD

Der Schweizer fiel schon in seiner ersten Filmrolle als Zehnjähriger durch sein Schauspieltalent auf. Mittlerweile glänzt er als junger Erwachsener in Filmen wie »Mit siebzehn« oder »Keeper«. Ein Porträt.

Das Überangebot an Event-Filmen zwingt die Studios zur Auflockerung des Terminplans. Statt wie bisher alles auf den Sommer zu schieben, werden potenzielle Blockbuster nun aufs ganze Jahr verteilt.

Von Esther Buss

Von Franz Everschor

24 ULRICH SEIDL

28 MODERNE BOXER-FILME

Eine neue DVD-Box versammelt das Gesamtwerk des österreichischen Regisseurs seit 1980. Neben den bekannten Werken des Provokateurs gehört dazu auch manche weniger bekannte Arbeit. Eine Entdeckungsreise.

Lange erzählten Boxer-Filme vom Aufstieg durch Zähigkeit und Siegeswillen. In aktuellen Werken des Genres geht es eher um die Sehnsucht, gegen den Bedeutungsverlust des realen menschlichen Körpers anzukämpfen. Eine Umschau.

Von Ralf Schenk

Von Lucas Barwenczik

26 IN MEMORIAM

32 FESTIVALS

Nachrufe auf den Künstler A.R. Penck, der sich auch im DEFA-Film als unangepasster Geist hervortat, sowie auf die Schauspieler Lukas Ammann, Lorna Gray, Victor Lanoux und Daliah Lavi.

Rückblicke auf »Visions du Réel« in Nyon, »goEast« in Wiesbaden, das DOK.FEST München und das Filmfestival in Istanbul. Von Irene Genhart, Wolfgang Hamdorf, Margret Köhler und Emine Yildirim

Von Claus Löser und Rainer Dick

Von Kathrin Häger

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RUBRIKEN EDITORIAL INHALT MAGAZIN DVD-KLASSIK DVD/BLU-RAY TV-TIPPS FILMKLISCHEES VORSCHAU / IMPRESSUM

FERNSEH-TIPPS 56 Arte feiert sein 25-jähriges Jubiläum mit einem standesgemäßen Programm, u.a. auch mit hochkarätigen neuen Spielund Dokumentarfilmen sowie Mini-Serien. Das Erste bietet derweil eine neue Ausgabe der Reihe »Filmdebüt im Ersten«, während zdf_neo die ambitionierte Serie »Blaumacher« startet.

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kino DEuTSchER FiLMpREiS

one from the heart Über den deutschen

filmpreis, deutsche

bilder von menschen

Sechs Auszeichnungen gingen im Rahmen der diesjährigen Verleihung des Deutschen Filmpreises (am 28.4.) an »Toni Erdmann« von Maren Ade. Das klingt nach einer zwar gerechtfertigten, aber doch eher langweiligen Angelegenheit. Doch es geht um weit mehr: um Respekt, Anerkennung, die Lust an Kinobildern. Von Horst Peter Koll

Eigentlich soll der Deutsche Filmpreis ja »Lola« heißen. Vielleicht weil dies volkstümlicher klingt und größere Nähe schafft. Irgendwie hat sich der filmgeschichtsträchtige Frauenname aber nicht richtig durchgesetzt – er klingt einfach nicht wie »Oscar«, und er bewirkt auch nicht jenen im Grunde irrationalen Hype, den das US-amerikanische Vorbild stets auslöst. Dabei geht es, ausgestattet mit Preisgeldern von knapp drei Mio. Euro der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, um die höchstdotierte Auszeichnung für den deutschen Film. Und doch scheint dies in der Öffentlichkeit nicht anzukommen. Während sich mancher die Nacht mit der »Oscar«-Verleihung um die Ohren schlägt und andere in unerklärlicher Selbstkasteiung den European Song Contest am Bildschirm »genießen«, ist der Deutsche Filmpreis offenbar nicht aufregend genug, nur eine weitere Gala ohne Glanz und Gloria. Den einen geht es dabei wohl zu sehr um »Kultur« – den anderen aber geht es gerade nicht um »Kultur«, weil sich in ihren Augen die Filmbranche nur selbst beweihräuchert, sich die Filmpreise zuschiebt und dafür auch noch finanziell belohnt wird. Angesichts solcher entge-

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gengesetzter Positionen fragt man sich, was schlimmer ist: dass der Deutsche Filmpreis immer wieder beschimpft oder dass er so gut wie nicht wahrgenommen wird? In beiden Fällen ist die Konsequenz fatal, denn ins knirschende Mahlwerk der Meinungen geraten stets auch jene Objekte, um die es vorrangig gehen soll: die deutschen Kinofilme. Und die Skepsis färbt auf sie ab: Soll man sie denn nun lieben und anerkennen? Oder soll man sie lieber grundsätzlich in Frage stellen und ablehnen? Allgemeiner (dabei aber nicht unkritischer!) Konsens kommt jedenfalls nicht zustande, zumal in den nach Schlagzeilen gierenden Medien lieber nach dem knackigen (Vor-)Urteil oder nach dem Haar in der Suppe gesucht wird. Dabei kann man aktuell guten Gewissens sagen: Der deutsche (Kino-)Film ist derzeit besser denn je. Und ja, man kann den deutschen Film lieben und von ihm schwärmen. Die Auszeichnung von »Toni Erdmann« in den sechs wichtigsten Sparten des Deutschen Filmpreises ist konsequent und richtig – und überdeckt doch auch viele andere Leistungen, die es im zurückliegenden Kinojahr zu entdecken, zu erkennen und zu bestaunen gab: den großartigen Milan Peschel als

Glasmännchen in »Das gläserne Herz«, die beeindruckende Nicole Heesters, die (mit Katharina Lorenz und Liv Lisa Fries) der Analytikerin Lou Andreas-Salomé Ausstrahlung verleiht, den Kameramann Reinhold Vorschneider, der für »Wild« die überfällige Anerkennung erhielt, ohne dass darüber die subtile Farbkomposition von Frank Lamm für »Paula« zu vergessen wäre. Und schließlich, ja, auch: der große Mut von Chris Kraus, der für »Die Blumen von gestern« leer ausging, obwohl er so selbstbewusst-lässig seine klassische Screwball-Komödie erzählt – wie aus den 1930er- und 1940er-Jahren, als genau jene Wunden geschlagen wurden, von denen sein Film handelt. Während der Preisverleihung vermittelte sich viel von der »Stofflichkeit« jener Gewerke, die Kinofilme sind, vom Handwerk des Filmemachens, von der Sinnlichkeit der Ausstattung, der Kostüme, dem »Craft« der Musik oder der Montage. Doch während anderswo immer wieder der Ruf nach »Diversity« ertönt, nach der Wertschätzung der Pluralität von Lebensentwürfen und der Vielfalt als gesellschaftlicher Ressource, bringt man dem deutschen Film in dieser Hinsicht eher wenig Anerkennung entgegen. Was schlicht unfair ist.

»Die Blumen von gestern«

filmbilder und


»cahier africain«

»Auf Augenhöhe«

»24 Wochen«

»toni Erdmann«

»Wild«

»Das kalte herz«

DEuTSchER FiLMpREiS kino

Bester Spielfilm in Gold »Toni Erdmann«, Regie: Maren Ade Bester Spielfilm in Silber »24 Wochen«, Regie: Anne Z. Berrached Bester Spielfilm in Bronze »Wild«, Regie: Nicolette Krebitz Bester Dokumentarfilm »Cahier Africain«, Regie: Heidi Specogna Bester Kinderfilm »Auf Augenhöhe«, Regie: Evi Goldbrunner, Joachim Dollhopf Beste Regie Maren Ade, »Toni Erdmann« Bestes Drehbuch Maren Ade, »Toni Erdmann Beste weibliche Hauptrolle Sandra Hüller, »Toni Erdmann« Beste männliche Hauptrolle Peter Simonischek, »Toni Erdmann« Beste weibliche Nebenrolle Fritzi Haberlandt, »Nebel im August« Beste männliche Nebenrolle Georg Friedrich, »Wild«

Beste Kamera/Bildgestaltung Reinhold Vorschneider, »Wild« Bester Schnitt Heike Parplies, »Toni Erdmann« Bestes Szenenbild Tim Pannen, »Paula« Bestes Kostümbild Frauke Firl, »Paula« Bestes Maskenbild Kathi Kullack, »Das kalte Herz« Beste Filmmusik Oli Biehler, »Das kalte Herz« Beste Tongestaltung Lars Ginzel, Rainer Heesch, Christoph Schilling, Martin Steyer, »Wild« Ehrenpreis Monika Schindler Besucherstärkster Film Simon Verhoeven, »Willkommen bei den Hartmanns«

»paula«

Fotos: Weltkino/NFP/déjà-vu film/Piffl/Neue Visionen/Tobis/Pandora

DEutschEr FiLmprEis 2017: DiE prEisträgEr

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kino emmanuel lubezki

Pa s s a g e n d u r c h he d a s v e r f Ăź h r e r is c schaffen des kameramanns i emmanuel lubezk

Ho l ly b e s wo tes ods Au g e

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emmanuel lubezki kino

mit 52 Jahren und dem Gewinn von drei »Oscars« in Folge – für »Gravity«, »birdman« und »the revenant« – ist der mexikaner emmanuel lubezki im Olymp der kameramänner angekommen. alfonso Cuarón, alejandro G. iñárritu und terrence malick, für den er aktuell »song to song« (Foto linke seite, kritik in dieser ausgabe) fotografierte, gehören zu den regisseuren, die ihre Filme von lubezki in visionäre bilderströme und plansequenzen gießen lassen. Hommage an einen herausragenden kameramann, der unser schauen neu definiert, Von Kathrin Häger angelegt als passage durch einige seiner wichtigsten arbeiten.

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Die Welt versinkt im Chaos. Seit Jahren können sich die Menschen nicht mehr fortpflanzen. Bereits vor mehr als zehn Jahren zeichnete Alfonso Cuarón mit Hilfe von Emmanuel Lubezki das packende Schreckensbild eines Großbritanniens im Abschottungswahn: Illegale Einwanderer werden brutal verfolgt, Aktivisten schlagen zurück, ein schwangeres Mädchen, ausgerechnet eine »Fugee«, trägt die Hoffnung der

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Menschheit in sich. Dass diese düstere ScienceFictionParabel vor Anspannung n nur so vibriert, of Me verdankt sie auch n« Lubezkis großartigen Plansequenzen, die einen vom Bombenanschlag des Filmbeginns bis zum sechsminütigen Sturm eines schwer unter Beschuss stehenden Hochhauses in ihrer Unmittelbarkeit geradezu »traktieren«. Wie schnitt- und somit atemlos fängt Lubezki dabei allein schon den schockierend frühen Tod einer vermeintlichen Hauptfigur ein: Im engen Innenraum eines vollbesetzten Autos nähert sich die Kamera dem sich über den Beifahrersitz hinweg kabbelnden Ex-Liebespaar Theo (Clive Owen) und Julian (Julianne Moore), während die zwei Mitverschwörer und das schwangere Mädchen nur noch die Augen verdrehen. So etwas wie Leichtigkeit, eine wieder aufflammende Liebe liegt in der Luft, da lenkt ein brennend einen Hügel herabschießendes Fahrzeug die Aufmerksamkeit der Kamera auf sich. Panisch setzt das Fluchtauto zurück, Aktivisten stürmen aus dem Wald, Bäume rasen vorbei, während die Kamera ihren Blick nicht mehr von diesem heranrasenden Motorrad abwenden kann, von dem ein tödlicher Schuss auf Julian ausgeht – mitten durch die Windschutzscheibe, zu deren sich ausbreitendem Loch das Bild zurückkehrt, um sich sofort wieder der Heckscheibe zuzuwenden, wo ein Polizeiwagen auftaucht und das Auto zum Anhalten zwingt. Als der Fahrer die Polizisten erschießt, verlässt die Kamera mit dem entsetzten Theo zum ersten hil

Ab und an fährt das Kamerabild in den Himmel, wird vom Schatten eines Türrahmens verschluckt oder verliert sich in der Rasanz einer telekinetisch gegen die Wand geknallten Vase – beste Gelegenheit für einen digital überschminkten Cut. Wer nicht genau darauf achtet, für den eröffnet sich Alejandro G. Iñárritus »Birdman« wie ein One-Take-Film, vermeintlich ohne jeden Schnitt, wie am Stück gedreht. Zeitliche Sprünge, mal ein Tag, mal eine Stunde, werden geschickt mit den Räumen des Broadway-Theaters durchschritten. Kein Wechsel des Blickwinkels stört den Eindruck rastloser Kontinuität. Wie die Verkörperung des »Birdman«, der im Kopf von Riggan Thomson (Michael Keaton) herumspukt, klemmt sich Emmanuel Lubezkis Kamera an die Fersen des ExHollywood-Schauspielers, der sein Selbstwertgefühl mit einer Raymond-CarverAdaption am Broadway aufs Spiel setzt. Riggan war mit seiner Superheldenfigur »Birdman« einst ein Star. Jetzt versucht er, als Schauspieler, Regisseur und Vater wieder ernst genommen zu werden. Immer ist die Handkamera in Bewegung, nur einmal verliert sie Riggan aus dem Blick, um zwei anderen Figuren zu folgen oder um kurz im Gang zu verharren, bis Riggan wieder vorbeirauscht. Die Kamera wird sich mit ihm und uns

in die Lüfte erheben – oder uns aussperren, wenn Riggan eine Tür in den Rücken fällt und dabei einen Fetzen seines Bademantels einklemmt. Mitgefangen, mitgehangen: Sich gleichsam durch die Menschenmassen des Times Square kämpfend, sehen wir exklusiv, wie Riggan in Unterhosen und im Laufschritt zum Opfer hunderter Handykameras und zum YouTube-Star wird. Erst seine Nahtoderfahrung befreit die Kamera von der One-Take-Vorgabe und ermöglicht ein Bild gestrandeter, von hungrigen Vögeln umkreister Riesenquallen. Ein vielschichtiges Meisterwerk haben Iñárritu und Lubezki hier geschaffen, in dem alle Rädchen ineinandergreifen, um es in dieser Hölle der Eitelkeiten zum Laufen zu bringen – und das kommt einem Fliegen gleich.

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Fotos: StudioCanal, Twentieth Century Fox, Universal

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kino emmanuel lubezki

»the revenant – der rückkehrer«

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Die dunklen Äste abgestorbener Bäume vor dunkelgrauem Himmel dienen ihm als Rahmen. Von unten steigen Nebelschwaden in die Totalen auf das »schläfrige Tal«, in dem Constable Ichabod Crane im Jahr 1799 eine Reihe blutiger Enthauptungen aufklären soll. In dieser Gothic-Gruselmär bewies Emmanuel Lubezki nicht nur, wie fantastisch er Tim Burtons schaurige Visionen zu kadrieren versteht, sondern auch, wie brillant er Verfolgungsjagden in Szene zu setzen weiß. Mal peitscht die Kamera parallel zu den Reitern durch die herbstlich absterbenden Wälder, mal klemmt sie sich hinter ein zur Enthauptung gezücktes Schwert. Dann fährt sie wieder dort entlang, wo tote Blätter aufwirbeln und Köpfe entlangrollen: am Boden. Im Finale ist Lubezki dann überall: im Gespann der gejagten Kutsche, am vom kopflosen Reiter ow

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umklammerten Heck, auf seinem hinterher galoppierenden Pferd. Entgegengesetzte Stoßrichtungen bestimmen die Bewegung von Verfolger und Verfolgten, die in Lubezkis rasanten Bildern voneinander wegtreiben und wieder aufeinander zurasen. Schläfrig war in »Sleepy Hollow« gar nichts, vor allem waren es nicht Lubezkis zurückhaltende, dann aber in den richtigen Momenten auftrumpfende, tiefblaue Dämmerbilder.

nAnt – »tH e r e v e 016) e H r e r« (2 K K der rüC Elegant windet sich die Kamera durch die Schlachtszene des Filmanfangs – durch den Nebel der Büchsensalven und den Schlamm Nordamerikas, in dem die Trapper ihr Glück suchten und die Pfeile der Einheimischen fanden. Die Kamera galoppiert mit einem Ree-Indianer durch das Lager der Weißen. Kurz darauf hängt sie an einem schwer verletzten Trapper, der verwirrt sein eigenes Pferd erschießt. Später wird die Linse im Kampf von Mensch gegen Grizzly vom Atem des Bären beschlagen, sie wird sich wie der Held von einem Fluss umspülen und von Schneeflocken bedecken lassen. Emmanuel Lubezki macht die vierte Wand des Films sichtbar und entfaltet einen Albtraum der Gewalt: blutig, schrecklich, aber inmitten einer so schönen wie unbestechlichen Natur, die keinen Unterschied macht zwischen Gut und Böse, zwischen Mensch und Tier. Und erst recht nicht zwischen den Hautfarben.

Die zweite Zusammenarbeit von Iñárritu und Lubezki handelt aber nur vordergründig vom Überlebenskampf eines Mannes, der alles verloren hat, außer den Durst nach Rache, die ihn antreibt. Dank Lubezki wird die fieberhafte SurvivalFabel zum bildgewaltigen Körperkino, das noch viel mehr erzählt: Nahaufnahmen von in Wassertropfen erfrorenen Blättern wechseln mit Totalen auf nie enden wollende Flussläufe. Durch hoch oben ragende Baumwipfel kämpft sich die Sonne. Vor der kolossalen Erhabenheit der Natur werden die Niederungen des Menschen, seine Gier und sein Hass in all ihrer Lächerlichkeit preisgegeben. Die Tonspur folgt dem Bild auf seinem Kriegspfad: Es trommelt, klopft und tropft, bis sich das Wasser zu einem Tosen steigert und gegen Ende eine riesige Schneelawine alle Aufmerksamkeit auf sich lenkt – irgendwo im Hintergrund, ohne Konsequenzen. Das wirkt wie Drohkulisse und erbarmungsloser Gleichmut zugleich.

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Wer wissen will, wo Emmanuel Lubezki sein Auge für die kolossalen Naturaufnahmen von »The Revenant« schärfte und wo die kongeniale Zusammenarbeit mit Terrence Malick begann, der muss »The New World« gesehen und gefühlt haben. Durch sattgrüne Halme der Felder, durch die ruhig vor sich hinströmenden

Fotos: Twentieth Century Fox, Constantin, StudioCanal, Warner Bros.

Mal den Innenraum, bevor er dort wieder hineingezwungen wird. Die Kamera bleibt allein zurück, blickt dem Auto hinterher und fährt auf die Leichname zu. Schnitt.


emmanuel lubezki kino

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Mit aus dem Off eingeflochtenen Gedankenfäden wirken Lubezkis schwebende Aufnahmen auch in Terrence Malicks »The Tree of Life« eher wie die zart verästelten Bilderströme erinnerter Gefühle als wie tatsächlich erzählte Geschichten. Bruchstückhaft, assoziativ wirkt auch das zweistündige Gedenken an einen tyrannischen Vater und den frühen Tod eines Bruders, der einen Geschäftsmann inmitten der Kathedralen der Hochfinanz einholt. Immer wieder klettert die Kamera die starr glänzenden Fassaden aus Glas und Stahl hinauf, die im Kontrast zu den waagerecht durchmessenen, schattigen Alleen der Kindheit stehen. Durch diese fließen die « i fe Erinnerungen eines eingetrübten of l e e r t Glücks, durchbrochen von sphäe h t » rischen Bildern des Weltraums, von d an Szenen mit Dinosauriern und MikroorgaParkanlage mit den akkurat eingeem lej A ma nd nuel nismen, von Salzwüsten, Meeresbrandung hegten Hecken-Labyrinthen, durch die lubezki (r.) u Pocahontas, die jetzt den Namen Rebecca und Vulkanen. Es sind Aufnahmen, die das

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eMMAnuel luBezKi KAMerArBeit (AuswAHl) song to song, 2017 40 tage in der wüste, 2015 Knight of Cups, 2015 the revenant – der rückkehrer, 2015 Birdman – oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit, 2014 gravity, 2013 to the wonder, 2012 the tree of life, 2011 Burn After reading – wer verbrennt sich hier die finger?, 2008 shine A light, 2008 Children of Men, 2006 the new world, 2005 Attentat auf richard nixon, 2004 lemony snicket – rätselhafte ereignisse, 2004 Ali, 2001 y tu mamá también – lust for life, 2001 sleepy Hollow – Köpfe werden rollen, 1999 rendezvous mit Joe Black, 1998 große erwartungen, 1997 dem Himmel so nah, 1995

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Göttliche längst gefunden haben, während sich die Figuren noch an der Theodizee aufreiben. Mit Malick versuchen Emmanuel Lubezkis Bilder, deren Schönheit sich nie aufgesetzt anfühlt, die Fragen des Menschseins nachzuzeichnen – Fragen nach Glück und der Bewältigung von Verlust, nach dem richtigen Leben im falschen, nach Tod und Vergehen, vor allem aber nach Vergebung und Liebe.

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und ein Korsett trägt, wie selbstvergessen mit ihrem kleinen Sohn tollt. In der Zusammenarbeit mit Malick erreichen Lubezkis Bilder einen traumartigen Schwebezustand und eine Intensität, die einem den Atem raubt und die zu Erzählungen passt, die immer häufiger wie ein zu Film gewordener Stream of Consciousness wirken.

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Gewässer und die Sonnenflecken der Wälder führt der ätherische Bilderreigen von Malicks PocahontasVariation in eine »neue Welt«, die dem Zuschauer so unverdorben und unschuldig erscheint wie ihre Bewohner. Lubezki kleidet das beschwörende Voice-over von zwei britischen Kolonialisten und einer Häuptlingstochter in die traumhaft schönen Impressionen einer Unberührtheit, der die Welt des Zerfalls entgegengesetzt wird: der des zunehmend verkommenen Jamestown Forts oder der wolkenverhangenen, britischen

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alien: covenant

Ridley Scott schlägt eine Brücke von »Prometheus« zu der »Alien«-Saga

Ungerührt strahlt Davids türkisfarbene Iris von der Leinwand, die sich in eine verglaste, weiß-sterile Halle öffnet. Draußen liegt eine träumerische Alpensee-Landschaft. Drinnen benennt der Androide seinem menschlichen Schöpfer Weyland die Kunst- und Design-Objekte, die ihn umgeben: ein Bugatti-Sessel, ein Steinway-Klavier, auf dem Wagners »Einzug der Götter in Walhall« angestimmt wird. An der Wand hängt Piero della Francescas »Geburt Christi«. In der Mitte steht eine Statue von Michelangelo, die den gleichen Namen wie der Androide trägt: David. Der künstliche Mann realisiert in diesem Moment, dass er trotz seiner Unsterblichkeit dazu verdammt ist, das Geschöpf eines Schöpfers aus Fleisch und Blut zu sein. Ein Flickern in Weylands Blick deutet an, dass dies kein gutes Ende nehmen wird. Ist die riesige Iris vom Anfang des Films das Fenster zur Seele, so scheint der Zugang zur Kunst das Einfallstor der Hölle zu sein. Welch spannende Prämisse und welch ästhetischen Widerschein

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baut Ridley Scott schon in dieser ersten Szene von »Alien: Covenant« zu einer WeltraumSaga auf, die er vor fast 40 Jahren mit »Alien« selbst ins Leben rief. Ende der 1970er-Jahre markierte das düstere Szenario des »Alien«-Universums mit seiner weiblichen Heldin Ripley (Sigourney Weaver) den sichtbarsten Kontrast zu den cleanen, männlich dominierten Science-Fiction-Utopien von »Star Trek« oder »Star Wars«. In »Alien« war das All nie ein Raum der Utopie, sondern einer des Unheils, in dem die Menschen blutig in die Schranken gewiesen wurden – in Gestalt beißwütiger Monster oder riesenhafter Wesen, jener Schöpfer der Menschheit, denen Scotts »Prometheus« nachspürte. Sein aktueller Film will nun eine Art Verbindungsglied zwischen »Prometheus« und der Alien-Saga sein. Wenn man mit den Topoi der Saga vertraut ist, mutet die jüngste Variation nicht sonderlich überraschend an. Während der Androide Walter, ein David zum Verwechseln ähnelndes Nachfolgemodell, einsam im

Raumschiff Covenant seinen Pflichten nachgeht, reißt ein plötzlicher Sonnensturm die Besatzung des Raumschiffs aus dem Kryoschlaf. Der Transporter ist unterwegs zum Planeten Origae 6, der neu besiedelt werden soll. 47 der 2 000 in Schlafkammern transportierten Kolonisten sowie zwei Crewmitglieder, unter ihnen auch der Kapitän, sterben bei der Kollision. Noch während die Mannschaft das Sonnensegel repariert, geht eine Art »Funkspruch« ein: brüchige Takte von John Denvers »Take Me Home, Country Roads«. Es ist ein gottähnlicher Fingerzeig, der auf einen in der Nähe liegenden Planeten deutet und als Alternative zum weit entfernten Origae 6 empfunden wird. Eine wunderschöne, fremde Welt eröffnet sich dem Expeditionsteam. Dass es auch ein gefährlicher Ort ist, wird der kleinen Menschenschar erst spät klar. Da haben sich die freigesetzten Sporen aus flüchtig berührten Kapseln schon in den Körpern eingenistet, wo sie zu einer höchst aggressiven Spezies heranwachsen und sich ihren

Weg brachial durch die menschliche Körperhülle nach außen brechen. Splatter sticht also erneut Suspense. Den klaustrophobischen Erstickungsgefühlen des ersten »Alien«-Films setzt Scott eine Öffnung des Raums entgegen und lässt den Horror in packenden Bildern losbrechen. Durch hohe Gräser rasen die frisch geschlüpften NeomorphAliens in freier Wildbahn auf die Eindringlinge zu. Gegen Säure als Blut und das perfide Parasitentum der Spezies können auch schwere Waffen nichts ausrichten. Das Covenant-Schiff wird eine Arche des Todes, die ihre Crew der Vernichtung zuführt. Und mitten im Grauen trifft der Rest des Erkundungstrupps auf David, den es nach der Zerstörung der Prometheus auf den Planeten verschlagen hat und der das Team in eine von Toten gesäumte Stadt führt. In dieser »Nekropolis« versucht David, seinem künstlichen »Bruder« Walter durch die Macht der Musik die Saat des Zweifels an seinen menschlichen Herren einzuflößen, die in seinen eigenen göttlich-grausamen Schöpfungsfantasien längst aufgegangen zu sein scheint. Doch die Natur fordert ihren Tribut, als sich das Geschöpf der Menschen zum quasi-göttlichen Schöpfer aufschwingt und sich einer Spezies zuwendet, die ihm gleicht. Wie schon in »Prometheus«, eröffnet Scott auch hier interessante philosophische Gedankengebäude, versäumt es dann aber, diese konsequent zu erkunden. Der Film wird so zum visuell perfekt durchkomponierten Teil einer Prequel-Reihe, die ihre existenziellen Fragestellungen, aber auch ihr Schreckenspotenzial bei weitem nicht ausschöpft. Dank ausgefeilter CGI-Effekte ist das »unheimliche Wesen aus einer fremden Welt« über die Jahre hinweg

Fotos S. 36–49: Jeweilige Filmverleihe

kritiken neue Filme


neue Filme kritiken zwar immer präsenter geworden. Doch gleichzeitig macht sich auch eine gewisse Ermüdung angesichts all der abgerissenen Köpfe und durchstoßenen Körper breit. Wo ersten »Alien«-Filme noch mit ganz wenigen Schockeffekten maximalen Horror erzielten, führt die nunmehrige Umkehrung zum gegenteiligen Effekt. Der finale »Einzug der Götter in Walhall«, wie er am Ende durch die Gänge der Covenant tönt, büßt dadurch erheblich an Kraft ein – hoch oben, in den Weiten des Weltraums, hört einen wirklich niemand schreien. Kathrin Häger

BewertunG der Filmkommission

Die Besatzung eines Raumschiffs voller nichtsahnender Kolonisten gerät auf einen erdähnlichen Planeten, wo ein undurchsichtiger Androide und eine mörderisch-aggressive Spezies auf sie warten. Visuell bestechender, inszenatorisch perfekter ScienceFiction-Horrorfilm aus der »Alien«-Saga, der die Brücke von »Prometheus – Dunkle Zeichen« (2013) zum ersten »Alien«-Film schlägt. Dabei schneidet er Fragen nach Gott, künstlicher intelligenz, Kunst und Kultur an, ohne ihr philosophisches Potenzial ausschöpfen zu können. Blutige effekte und die inflationären Attacken der Außerirdischen reduzieren den Stoff letztlich auf eine genretypische Variation. – Ab 16.

alien: coVenant. Scope. uSA/ Großbritannien 2017 regie: Ridley Scott darsteller: michael Fassbender (Walter/ David), James Franco (Jacob), Katherine Waterston (Daniels), noomi Rapace (elizabeth), Guy Pearce, Billy Crudup länge: 122 min. | kinostart: 18.5.2017 Verleih: Fox | Fsk: ab 16; f Fd-kritik: 44 702

Ganz große oper

unterhaltsame einführung ins musiktheater Die Oper scheint trotz Klassik Radio oder Live-Übertragungen herausragender Inszenierungen auf 3sat und arte noch immer ein großes Mysterium zu sein. Das mag auch daran liegen, dass man zunächst nicht so ganz versteht, worum es in »Elektra«, »Turandot« oder »Fidelio« geht; von Wagner ganz zu schweigen. Regisseur Toni Schmid macht sich in »Ganz große Oper« die Schwellenangst des Publikums zu eigen und zeigt zu Beginn eine Probensituation mit Sängerin, einem Repetitor am Klavier und einer Schauspiellehrerin, die nichts Besseres zu tun hat, als ihrer Schülerin zu eröffnen, dass eigentlich keiner genau weiß, worum es hier geht. So übertölpelt und unverhofft amüsiert, ist die Aufmerksamkeit des Zuschauers gewonnen, und der Film kann beginnen. Natürlich wissen alle, worum es hier geht. Nur ist es mitunter nicht so leicht auf den Punkt zu bringen. Die Libretti von »Die Meistersinger von Nürnberg« oder »Götterdämmerung« zusammenzufassen, birgt einige Schwierigkeiten. Zunächst einmal verhaspelt man sich, was nicht weiter tragisch ist, Hauptsache, man hat ein Gefühl fürs Sujet. »Ohne Götter hat man ein Leben… mit Göttern hat man ein Schicksal!«, meint die Lehrerin zur Sängerin. Und der Zuschauer hat ein Aha-Erlebnis. »Ganz große Oper« macht vieles richtig. Nach dem Einstieg dürfen Mitglieder des Bayerischen Staatsorchesters ein wenig herumplänkeln und Klischees

über Bratschisten oder Hornisten verfestigen. Ist der Anfang gemacht und das Publikum entkrampft, geht es an die Arbeit. Um ein Werk wie Wagners »Meistersinger« oder Verdis »Ein Maskenball« aufzuführen, benötigt man monatelangen Vorlauf. Von den ersten Visionen der Intendanz über Regiekonzepte, Kostümentwürfe und Kulissenschiebereien bis hin zu den interpretatorischen Feinheiten in den Orchesterproben und Korrepetitionen. Der technische wie der künstlerische Aufwand ist enorm und verschlingt Unsummen. Doch das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen. Denn die Bayerische Staatsoper in München gehört zu den besten und modernsten Häusern. Hier kann man aus dem Vollen schöpfen und produziert Theater auf Weltniveau. Dass Anna Netrebko im Nationaltheater Repertoire-Gast ist, verwundert so wenig wie die Tatsache, dass sich Weltstars wie Jonas Kaufmann und Anja Harteros hier ihre ersten Sporen verdient haben. Beide stehen ausgiebig Rede und Antwort und flankieren den Gang durchs Haus mit Anekdoten, während die Intendanten Sir Peter Jonas (1993 – 2006) und Nikolaus Bachler (seit 2008) ihr Insiderwissen preisgeben. Toni Schmid ist im Hauptberuf Ministerialdirigent im Bayerischen Kultusministerium. Er kennt »seine« Staatsoper aus dem Effeff und weiß um die »Türenöffner«. Lediglich den Generalmusikdirektor Kirill Petrenko darf er nur aus der Ferne beobachten.

Der hat es nicht so mit den Medien. »Ganz große Oper« ist kein politischer oder investigativer Film. Grundsätzliche Fragen der Finanzierung bleiben außen vor, die chronischen Querelen zwischen den darstellenden und den musikalischen Instanzen reduzieren sich auf Minikonflikte zwischen der »weltfremden« Regie und dem Leiter der Bühnenwerkstadt über die Betanzbarkeit eines gezimmerten Altars. Schlimm ist das nicht, denn der Film will die Faszination des Unterfangens »Oper« vermitteln, die vom ersten Gedanken an eine Inszenierung bis zur Galapremiere reicht und für Normalsterbliche sonst verborgen bleibt. Ein wenig funktioniert das wie ein abendfüllender Beitrag für »Die Sendung mit der Maus«. Fundiert, höchst erhellend, unterhaltsam und mit Botschaft. Und die besteht im Staunen. Oper macht Spaß; große Oper ganz besonders. Jörg Gerle BewertunG der Filmkommission

Der Dokumentarfilm blickt hinter die Kulissen der Bayerischen Staatsoper in münchen und begleitet das entstehen mehrerer Aufführungen von ersten ideen über die vielen Gewerke, Orchesterproben und Korrepetitionen bis zur festlichen Premiere. Dabei geht es weniger um einen investigativen als einen beschreibenden Blick auf die künstlerischen Disziplinen, die erst im Zusammenwirken eine Oper zum erfolg führen. Kenntnisreiche Anekdoten und viele Gespräche werden elegant miteinander verbunden und vermitteln einen umfassenden einblick in die Funktionsweise des musiktheaters. – Sehenswert ab 12.

Deutschland 2017 regie: Toni Schmid länge: 92 min. | kinostart: 1.6.2017 Verleih: nFP | Fsk: ab 0; f Fd-kritik: 44 703

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NEUE FILME AUF DVD / BLU–RAY

Westworld

Herausragende Serien-Adaption des Science-Fiction-Klassikers

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Intelligenz. Einige Humanoiden beginnen, sich an Erlebnisse früherer Einsätze in dem Vergnügungspark zu erinnern, die in ihren Programmcodes im Zuge permanenter Updates zwar überschrieben, aber nicht gänzlich gelöscht worden sind. Erzählstränge, die von den »Hosts« genannten Humanoiden handeln, werden nach und nach mit Erzählsträngen verwoben, die ihre menschlichen Schöpfer betreffen. Das Innovative an der von Jonathan Nolan und Lisa Joy kreierten Neuinterpretation ist, dass hier der Vergnügungspark selbst zu einer hyperrealistischen »Storyworld« aus zahlreichen Handlungssträngen wird. So finden sich Elemente anderer Serien (vor allem aus »Lost«), wenn etwa der von Ed Harris gespielte Gast nach einem Labyrinth sucht, das eine ebenso tiefe Wahrheit über Westworld symbolisiert wie in »Lost« all die Zeichen, die von den Opfern des Flugzeugabsturzes auf der Insel gefunden werden. Der Vergnügungspark ist wie die Insel in »Lost« ein Ort, der zeichenhaft extrem aufgeladen ist und auf die Welt und die »condition humaine« verweist. Wiederholung und Variation werden dabei als wesentliche Erzählkomponenten eingesetzt, um effektiv die Störungen im System erlebbar zu machen. Szenengestaltung, Montage, das exzellente Schauspiel und die suggestive Musik von Ramin

Djawadi reproduzieren kontinuierlich die Dramaturgie des Parks, die die Erlebniswelt der Androiden als Attraktionen des Parks wahrnehmen lässt, gleichzeitig aber auch die Perspektive der Gäste vor Augen führt, die das als neu wahrnehmen, was eigentlich permanent wiederholt wird. Nicht umsonst geht es in der »Westworld« darum, dass immer wieder neue Erzählstränge für den simulierten Wilden Westen entwickelt werden, womit die HBO-Serie auch das eigene Handwerk des seriellen Erzählens reflektiert. Die Serie »Westworld« ist, wie einst das Original, ein gelungenes ScienceFiction-Drama über die menschliche Hybris, Gott spielen zu wollen. Sie ist zudem aber auch die erste explizite fiktionale Reflexion der Formen neueren seriellen Erzählens. – Sehenswert ab 16. Thomas Klein WESTWORLD USA 2016 Regie: Jonathan Nolan, Neil Marshall, Vincenzo Natali Showrunner: Lisa Joy, Jonathan Nolan Darsteller: Evan Rachel Wood, Anthony Hopkins, James Marsden, Ed Harris, Sidse Babett Knudsen Länge: ca. 630 Min. | FSK: ab 16 Anbieter: Sky/Amazon Prime FD-Kritik: 44 722

Fotos: Jeweilge Anbieter

Neuadaptionen bereits bekannter Geschichten sind immer dann relevant, wenn sie eine Interpretation wagen, die sich aus historischen Weiterentwicklungen speist. Im Science-Fiction-Genre ist dies besonders reizvoll, weil die Technologien, die früher als Basis einer utopischen Erzählung dienten, in der Gegenwart vielleicht anders wahrgenommen werden. Michael Crichtons Roman und der auf ihm fußende Film »Westworld« erzählten 1973 von einem Vergnügungspark, in dem Androiden in einer derart perfekten Western-Welt figurieren, dass sie die nahezu gleichzeitig entstandene Simulationstheorie Jean Baudrillards zu visualisieren schienen. Seine Zukunftsvision kombinierte Crichton geschickt mit dem historischen Genre des Westerns, dessen damals im Kino gerade erfolgende Dekonstruktion sich in »Westworld« in der Destruktion des Western-Vergnügungsparks zu spiegeln scheint, als die darin agierenden Androiden außer Kontrolle geraten. In der neuen HBO-Serie »Westworld« laufen die Roboter nun nicht nur durch einen Systemfehler Amok. Vielmehr geht es darum, dass die Androiden Menschen nicht nur täuschend ähnlich sehen, sondern sich zunehmend ihres Daseins bewusst werden; die Serie kreist damit also um Fragen nach dem (Selbst-)Bewusstsein von künstlicher


KRITIKEN FERNSEH-TIPPS

SA 20.15 – 21.45 About a Girl R: Mark Monheim Furioser Coming-of-Age-Film Deutschland 2014

One

Ab 14

20.15 – 22.55 SAT.1 Harry Potter und der Gefangene von Askaban R: Alfonso Cuarón Gelungene Adaption des 3. Bandes der Fantasy-Saga USA 2004 Sehenswert ab 12 20.15 – 22.30 An deiner Schulter R: Mike Binder Facettenreiche FamilienTragikomödie GB/USA/Dt. 2005

SO

SAMSTAG 27. MAI

Servus TV

Ab 14

20.15 – 21.55 zdf_neo Machen wir’s wie Cowboys R: Gregg Champion Flott inszenierte Actionkomödie USA 1993 Ab 14 22.30 – 01.25 Servus TV Der Pate 3 R: Francis Ford Coppola Abschluss der Gangster-Saga USA 1990 Ab 16

23.00 – 01.15 ZDF James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät R: Peter Hunt Agent 007 jagt Ernst Stavro Blofeld Großbritannien 1969 Ab 16 23.05 – 23.50 3sat Kulturzeit extra: Das Filmfestival Cannes 2017 23.55 – 01.45 Das Erste Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen R: Werner Herzog Sardonischer Krimi USA 2009 Sehenswert ab 16 00.20 – 01.55 BR FERNSEHEN Gold R: Thomas Arslan Existenzielles Western-Drama Dt./Kanada 2013 Sehenswert ab 16 00.25 – 01.55 arte Die Revolution der Selbstlosen R: Sylvie Gilman, Thierry de Lestrade Soziologie widerlegt Hobbes Frankreich 2015 Ab 14 00.35 – 02.10 rbb Fernsehen Der Aufenthalt R: Frank Beyer Soldat wird mit Mörder verwechselt DDR 1982 Sehenswert ab 14

27. Mai – 2. Juni

25 Jahre arte – Die Jubiläumswoche

arte

Der 30. Mai 1992 ist ein Meilenstein in der Geschichte des deutschen wie französischen Fernsehens: An diesem Tag ging der gemeinsame Kultursender arte erstmals auf Sendung, der ein durchweg anspruchsvolles Programm wagte und sich damit trotz immer größerer Sender-Konkurrenz rasch zur unverzichtbaren Instanz mauserte. Zum 25. Jahrestag feiert sich arte eine Woche lang mit einem besonderen Jubiläumsprogramm, in dem alle Aushängeschilder des Senders versammelt sind: Anspruchsvolle Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme, ein politisch-investigativer Themenabend (zu den ersten 100 Tagen der Amtszeit von Donald Trump), filmhistorische und wissenschaftliche Formate, außergewöhnliche Fernsehserien und hochkarätige Konzerte aus Klassik und Pop. Ergänzt wird das Programm in der Jubiläumswoche online mit einer weiteren Auswahl von Höhepunkten der letzten 25 Jahre.

SONNTAG 28.MAI

11.40 – 12.25 Abgedreht! – Magazin 12.00 – 13.30 Der falsche Prinz R: Dusan Rapos Farbenprächtiges Märchen CSSR/BRD 1984

arte KiKA

Ab 8

16.35 – 18.30 TELE 5 Das Spielzeug R: Francis Veber Millionärssohn lässt sich Mann »schenken« Frankreich 1976 Ab 12 18.30 – 20.15 TELE 5 Oscar R: Edouard Molinaro Schwungvolle Louis-de-FunèsKomödie Frankreich 1967 Ab 12 20.15 – 22.00 Quartett Bestial R: Jacques Rouffio Psychothriller im Chabrol-Stil F/BRD/Sp. 1975

arte

Ab 16

20.15 – 22.20 ProSieben Mortdecai – Der Teilzeitgauner R: David Koepp Klamauk mit Johnny Depp & Star-Ensemble USA 2014 Ab 14 23.05 – 23.35 Das Erste ttt – titel thesen temperamente Filmfestspiele Cannes

27. Mai, 23.00 – 01.15

James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät

3sat

Ab 16

ZDF

Superschurke Ernst Stavro Blofeld spielt in nur drei »Bond«-Romanen von Ian Fleming eine Rolle; in den Filmen allerdings wurde die ikonische Erscheinung des glatzköpfigen, katzenstreichelnden Bösewichts, der James Bond mit seiner Terror-Organisation Spectre das Leben schwermacht, wesentlich öfters heranbemüht. Einen seiner schönsten Auftritte hatte er, dargestellt von »Kojak« Telly Savalas, in »Im Geheimdienst ihrer Majestät«, dem einzigen »Bond«Abenteuer, in dem der Australier George Lazenby in die Doppelnull-Rolle schlüpfen durfte (und ihr durchaus interessante Akzente verlieh, auch wenn es damals wenig Anerkennung dafür gab). An seiner Seite: eines der coolsten Bond-Girls aller Zeiten, die Britin Diana Rigg. Ebenso unvergesslich wie sie (und ihr höchst melodramatisches Ende im Film) sind die spektakulären Sets des »Piz Gloria«, der als Hauptquartier Blofelds fungiert, und die verwegenen Ski-Actionszenen, in denen 007 den Fängen seiner Nemesis entkommt.

56

Filmdienst 11 | 2017

Fotos S. 56 – 65: Jeweilige Sender.

00.30 – 02.25 Angst über der Stadt R: Henri Verneuil Polizeithriller mit Jean-Paul Belmondo Frankreich/Italien 1974


FERNSEH-TIPPS KRITIKEN 25 Jahre arte: 28. Mai, 20.15 – 22.55

arte

Ein Abend mit Michel Piccoli

Kultivierte, wenn auch oft kaltschnäuzige Bourgeois, romantische Liebhaber, in späteren Jahren auch Grandseigneurs aller Art sind die Rollenbilder, mit denen der französische Darsteller Michel Piccoli am meisten identifiziert wird. Mit diesen stieg der 1925 geborene Mime in den 1960er-Jahren zum auch international beachteten Star auf, der sich daneben auch für kein Wagnis zu schade war, gegen alle Erwartungen zu verstoßen: So in »Skandalfilmen« wie »Themroc« (1973), »Das große Fressen« (1973) oder »Trio Infernal« (1974), bei denen Piccoli die distinguierte Fassade völlig abstreift, um sich ganz dem Exzess zu ergeben. Seinerzeit ebenfalls sehr umstritten war »Quartett Bestial«, mit dem arte seinen heutigen Piccoli-Abend eröffnet (20.15–22.00). Darin spielt er einen erfolgreichen Chirurgen, der nach einem Herzinfarkt in einer Provinzstadt neu anfängt und die Bevölkerung für sich einnimmt, dadurch aber ins Visier der Besitzer einer Reihe von Privatkliniken gerät, die schon seinen Vorgänger (Gérard Depardieu) in den Tod trieben. Anschließend beleuchtet die Dokumentation »Der erstaunliche Monsieur Piccoli« (22.00–22.55) die 70-jährige Karriere des Schauspielers, vor allem anhand seiner fruchtbaren Zusammenarbeit mit Luis Buñuel (7 Filme), Marco Ferreri (7 Filme) und Claude Sautet (5 Filme). 28./29. Mai

mdr

Romy Schneider

Noch immer erscheinen regelmäßig neue Biografien über Romy Schneider, Ausstellungen spüren ihrer Schönheit nach und ihre Filme werden nach wie vor hochgehalten, seien es die nostalgisch-verkitschten »Sissi«-Verfilmungen der 1950er-Jahre oder ihre späteren Autorenfilmer-Auftritte. Warum 35 Jahre nach ihrem Tod am 29.5.1982 mit gerade einmal 43 die Verehrung alles andere als abgeklungen ist, vermittelt sich auch in der kleinen Filmreihe des mdr. Zwei der Filme führen zurück in ihre Jugendzeit, als gefällige Unterhaltung von NS-Zeit und Wiederaufbau ablenken sollte und sich die Tochter des UFA-Stars Magda Schneider als jugendlicher Wildfang bewähren durfte, mit liebreizenden Namen wie »Evchen« und »Stanzi«: »Die Deutschmeister« (28.5., 10.15 – 11.58) zeigt sie als Bäckermädchen mit romantischen Gefühlen zu einem Komponisten, in ihrem Debüt »Wenn der weiße Flieder wieder blüht« (29.5., 20.15 – 21.45) mischt sie sich in die Gefühlswirrungen ihrer Eltern ein. Die erwachsene, »reife« Romy lässt sich dann in zwei französischen Filmen der 1970er-Jahren erleben: In »Das alte Gewehr« (29.5., 23.05 – 00.40) erleidet sie im Zweiten Weltkrieg ein grausames Schicksal durch deutsche Soldaten, das ihnen ihr an sich sanftmütiger Ehemann (Philippe Noiret) mit gleicher Münze heimzahlt; in der hintergründigen Satire »Das wilde Schaf« (29.5., 00.40 – 02.20) gehört sie als Frau eines Philosophie-Professors zu den Damen, an denen ein schüchterner Bankangestellter (Jean-Louis Trintignant) sein neues Selbstbewusstsein erprobt.

ERSTAUSSTRAHLUNG: 29. Mai, 22.10 – 00.00

arte

Every Thing Will Be Fine

Man sieht das tote Kind nicht, das unter dem Auto des Schriftstellers Tomas (James Franco) auf der vereisten Fahrbahn liegt. Nur die Panik im Gesicht seiner Mutter (Charlotte Gainsbourg), als eine schreckliche Ahnung in ihr aufflackert, welche Tragödie sich soeben vor ihrem Haus ereignet hat. Wim Wenders’ Seelendrama über Schuld und Vergebung beginnt so leise wie meisterlich, mit einer für ihn typischen Auslassung, um Platz für die Leere zu schaffen, die im Zentrum des stillen Melodramas steht. Obwohl er an dem Unfall nicht wirklich schuld war, gerät der Autor in eine tiefe Krise. Seine Beziehung zerbricht, er flüchtet ins Schreiben und zu einer anderen Frau, entkommt aber dennoch nicht den quälenden Fragen. Trotzdem behauptet der Filmtitel, dass sich alles zum Guten wenden wird. »Every Thing Will Be Fine« ist der erste kontemplative 3D-Film. Wenders und sein Kameramann Benoît Debie wissen um die hyperrealistische Tendenz der Stereoskopie. Die Kamera verstärkt sogar die Künstlichkeit der Bilder, und in der Postproduktion wurde überdies die Farbsättigung verstärkt. Die Verlorenheit der Figuren wird durch die sich jahreszeitlich wandelnde Landschaft und die urbanen Settings zusätzlich unterstrichen. Mitunter fühlt man sich an die Filme von Douglas Sirk erinnert, mit einem glänzenden Hauptdarsteller, der zwischen melancholischer Verschlossenheit, Empathie und dem Ego eines Schriftstellers um das Problem kreist, dass zu einer Aussöhnung mindestens zwei Seiten gehören.

MO

MONTAG 29. MAI

20.15 – 22.10 arte Höhere Gewalt R: Ruben Östlund Souverän inszeniertes Familiendrama Schweden/Fr. 2014 Ab 16 20.15 – 22.10 kabeleins X-Men: Der Film R: Bryan Singer Auftakt zum Mutanten-Franchise USA 2000 Ab 14 22.10 – 00.00 arte Every Thing Will Be Fine R: Wim Wenders Unfall stürzt Autor in Krise Dt./Kanada 2014 Sehenswert ab 14 22.15 – 00.15 ZDF Mo Hayder: Die Behandlung R: Hans Herbots Spannendes Krimidrama um Kindesmissbrauch Belgien 2014 Ab 16 22.30 – 23.50 Cool Mama R: Peter Heller Langzeitstudie über eine polygame Familie Deutschland 2016

3sat

Ab 14

00.00 – 01.45 arte Cameraperson R: Kirsten Johnson Kamerafrau blickt auf ihr Metier USA 2016 Ab 14 00.00 – 01.40 WDR Fernsehen Chevalier R: Athina Rachel Tsangari Sechs Männer starten absurden Wettbewerb Griechenland 2015 Sehenswert ab 16

ERSTAUSSTRAHLUNG: 29. Mai, 00.00 – 01.40

WDR Fernsehen

Chevalier

Regisseurin Athina Rachel Tsangari hat mit ihrem Film »Attenberg« zum internationalen Ruhm der »neuen griechischen Welle« beigetragen; mit »Chevalier« schloss sie an diesen Erfolg an. Der Film funktioniert wie eine Art soziales Experiment. Sechs grundverschiedene Männer kommen auf einer Luxusjacht in der Ägäis zusammen; eigentlich wollen sie fischen und entspannen, verzetteln sich dann aber aus Langeweile in ein absurdes »Spiel«: Sie starten einen Wettbewerb, wer der »Beste« unter ihnen ist, wobei die Bereiche, in denen sie gegeneinander wetteifern, immer abstruser werden. Eine Art Anti-Buddy-Movie, das sehr humorvoll, vor allem aber mit der Neugier eines Verhaltensforschers den Kampf der »Versuchsmännchen« auf engstem Raum seziert.

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