FILM DIENST Das Magazin für Kino und Filmkultur
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www.filmdienst.de
ROALD DAHL
MIGUEL GOMES
Portugal hat nicht nur große Fußballer, sondern auch bedeutende Filmemacher. Der Regisseur Miguel Gomes über sein Epos »1001 Nacht«.
Die Kinderbücher und Kurzgeschichten des britischen Autors gehen unter die Haut. Das gilt auch für die Verfilmungen seiner Werke.
Der FreUnDliche GiGant GIANFRANCO ROSI
Sein Film »Seefeuer« gewann 2016 den »Goldenen Bären« der »Berlinale« und kommt jetzt ins Kino. Eine Einführung ins Werk des Dokumentaristen.
21. Juli 2016 € 5,50 69. Jahrgang
Steven Spielberg ist eine Institution. Im Interview anlässlich seines Films »BFG–Big Friendly Giant« spricht er über eine nicht versiegende Lust am Filmemachen und seine künstlerische Freiheit.
filmdieNst 15 | 2016 Die neuen kinofilme Neu im KiNo +
ALLE STARTTERMInE
38 45 51 44 48 47 42 45 41 46 50 51 40 43 49
1001 Nacht: Volume 1 - 3 28.7. BFG - Big Friendly Giant 21.7. Bolschoi Babylon 21.7. Censored Voices 21.7. Dibbuk - Eine Hochzeit in Polen 28.7. Frühstück bei Monsieur Henri 21.7. Heimatland 28.7. Life is a Moment 28.7. Ma Folie 21.7. Pets 28.7. Seefeuer 28.7. Stadtlandliebe 7.7. The Girl King 21.7. Wiener Dog 28.7. Zeit für Legenden 28.7.
der katholischen Filmkritik
50 seefeuer Der Dokumentarfilm von Gianfranco Rosi ist durchaus kontrovers, liefert aber gerade damit einen spannenden Beitrag zum Umgang Europas mit der Flüchtlingskrise.
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ferNseh-tipps 56 Die EM ist vorbei, im Fernsehprogramm wird aber weiter gespielt: arte präsentiert am 3. August ab 20.15 Uhr zwei außergewöhnliche Fußballfilme aus Frankreich und Argentinien. Samuel Collardey erzählt in »Wie ein Löwe« von einem afrikanischen Jungen, der von einer Profi-Karriere in Europa träumt und in Frankreich zunächst eine desillusionierende Wirklichkeit vorfindet. Der argentinische Film »Der Spieler mit der Nummer 5« von Adrián Biniez beleuchtet dagegen das Ende einer Karriere: Ein Drittliga-Spieler Mitte 30 versucht, den Absprung vom Fußball zu schaffen.
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Fotos: TITEL: Mister Smith/Constantin. S. 4/5: Weltkino, Prokino, Arsenal, UPI, Real Fiction, Constantin, Pupille Kino
KiNotipp
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15 | 2016 Die artikel iNhAlt KiNo
AKteure
filmKuNst
10 roalD Dahl
22 gianfranco rosi
30 kino-orte: kino in Der uni
10 roald dahl
22 gianfranco rosi
»Charlie und die Schokoladenfabrik«, »James und der Riesenpfirsich«, »Der fantastische Mr. Fox« oder aktuell »BFG«: Die Bücher des Autors Roald Dahl sind nicht nur ein Lesevergnügen, sondern auch eine Inspiration für großartige Verfilmungen. Eine Reise in eine bunte, aber auch makabre Fantasiewelt. Von Stefan Stiletto
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Der italienische Dokumentarist nimmt sich gerne viel Zeit, um sich auf die Lebenswirklichkeiten einzulassen, die seine Filme umkreisen. Das Ergebnis seiner Methode ist stets eine Herausforderung fürs Publikum, den Horizont eigener Seh- und Denkgewohnheiten zu erweitern. Von Josef Nagel
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Der Regisseur von »BFG – Big Friendly Giant« ist längst selbst ein Kino-Gigant. Im Interview blickt er auf seine Karriere zurück und erzählt, was ihn immer noch antreibt.
Eine Hommage an zwei deutsche Schauspieler, bei denen »großes Format« nicht nur eine Sache der Leibesfülle, sondern auch des darstellerischen Könnens ist.
Von Margret Köhler
Von Rainer Dick
18 miguel gomes
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Der portugiesische Filmemacher erläutert im FILMDIEnST-Gespräch anlässlich des Filmstarts von »1001 nacht: Volume 1 – 3« seine Haltung zum Filmemachen zwischen Realitätsbezug und Kinomagie.
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Im Februar hagelte es im Rahmen der »Oscar«-Verleihung Kritik für die »Academy«. Mit Einladungen an potenzielle neue Mitglieder soll nun frischer Wind in die Reihen kommen. Mit dabei ist die deutsche Regisseurin Maren Ade. Von Franz Everschor
30 »ungewöhnliche kinoorte« (2): kino in der uni
Im zweiten Teil der FILMDIEnST-Serie geht es anhand der Frankfurter »Pupille« um Uni-Kinos: Cineastische Basis-Bildung, die von der Leidenschaft ihrer Macher lebt. Von Nils Daniel Peiler
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Die Kinowelt trägt Trauer: Um die großen Regisseure Michael Cimino und Abbas Kiarostami sowie um die Schauspieler Bud Spencer und Götz George.
Der dritte Teil der Reihe über Tendenzen im aktuellen türkischen Kino feiert die Erstlingswerke von drei Regisseurinnen. Von Emine Yildirim
Von Rainer Dick, Thomas Klein und Rüdiger Suchsland
Von Thomas Klein
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Eine nachlese der Filmfestivals in München und Karlovy Vary. Von Marius Nobach und Michael Ranze
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ed kracauer S
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endium
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RuBRiKEN EDITORIAL InHALT MAGAZIn DVD-KLASSIK DVD/BLU-RAy TV-TIPPS P.S. KOLUMnE VORSCHAU / IMPRESSUM
der Autor sven von reden hat 2015 das siegfried-kracauer-stipendium gewonnen. Der filmDienst veröffentlicht texte, die er im rahmen dieses stipendiums verfasst. in dieser ausgabe: seine kritik zu »seefeuer« (s. 50). eine initiative zur förderung der filmkritik.
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kino Steven Spielberg
»Ich war meIn eIgenes monster« Gespräch mit steven spielberG über seine Filmarbeit Wieviel Kind steckt in Ihnen, wenn Sie ein Fantasy-Abenteuer wie »BFG – Big Friendly Giant« realisieren? Spielberg: Da werden Erinnerungen an meine eigene Kindheit wach. Kinder sind etwas Wunderbares, sie existieren einfach, wissen nicht, was falsch oder richtig ist. Kindheit bedeutet ein schmales Zeitfenster, Jahre einer scheinbar endlosen Freiheit, bevor wir Entscheidungen fällen müssen, das Gehirn uns Verhaltenssignale gibt. Im Kino können wir diese Gefühle von damals noch einmal erleben. Ich liebe die Arbeit mit Kindern, sie sind so wahrhaftig, ganz ohne Hintergedanken.
Macht dieser Hunger die Themen- und Projektsuche nicht noch komplizierter? Spielberg: Ich erzwinge nichts und nehme auch Rückschläge in Kauf. Regie führe ich nur, wenn mich ein Thema inspiriert und wirklich anspringt, meine Leidenschaft weckt. Ansonsten kann ich mit meiner Firma interessante Drehbücher akquirieren, Filme produzieren und Regisseure engagieren, bin sehr beschäftigt und muss nicht unbedingt Regie führen. Mein Instinkt lenkt mich zum richtigen Projekt, bei der finalen Entscheidung spielen Bauch und Kopf mit.
Was waren Sie für ein Kind? Spielberg: Ich war mein eigenes Monster, hatte Angst vor allem und flüchtete mich in grenzenlose Fantasie. Da kriegte ein Stuhl auch schon mal richtige Füße, machte sich selbstständig und klopfte an meine Tür, oder aus Wolken wurden Saurier. Meine Eltern befürchteten, ich hätte große mentale Probleme, sie wollten mich schon zum Arzt schleppen, weil ich ständig Dinge sah, die nicht existierten.
Wenn Sie Regie führen und den Film produzieren, kämpfen da manchmal zwei Seelen in Ihrer Brust? Spielberg: Der Realisation eines Films gehört meine große Liebe, und ihn dann noch selbst zu produzieren, halte ich überhaupt für das Beste. Der kreative Prozess passiert nicht im stillen Kämmerlein, sondern mit Partnern, die mich in meiner Arbeit unterstützen. In jungen Jahren galten Marty Scorsese, George Lucas und ich als Abtrünnige im Filmgeschäft, weil sich das Establishment angegriffen fühlte. Selbst heute, wo wir selbst eine Form des Establishments verkörpern, empfinde ich immer noch das Aufbruchsgefühl von damals. Zu Beginn eines jeden Films komme ich mir wieder wie der zwölfjährige Steven vor, der erstmals eine Kamera in der Hand hielt. Wenn ich den Film eines anderen Regisseurs produziere und der Startschuss für ein Projekt gefallen ist, halte ich mich zurück. Ich möchte ja auch nicht, dass ein Studio in meinen Arbeitsprozess eingreift.
Und der besondere Reiz bei »BFG – Big Friendly Giant«? Spielberg: Spielberg: »BFG« ist meine erste Märchenverfilmung. Mit Mark Rylance und Ruby Barnhill hatte ich es mit zwei Kindern zu tun, eines war 50 Jahre alt, das andere neun. Ich musste auf keine Fakten Rücksicht nehmen wie bei den historischen Filmen, etwa bei »Lincoln« oder »Amistad«, sondern konnte meine Fantasie sprühen lassen. Gemeinsam hingen wir unseren Träumen nach. Ich war richtig hungrig nach verrückten Ideen und Einfällen.
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Steven Spielberg kino
Mit »bFg – big Friendly giant« nach roald Dahls Kinderbuch »Sophiechen und der riese« verfilmt Steven Spielberg erstmals ein Märchen. Der dreimalige »Oscar«-gewinner feiert im Dezember 2016 seinen 70. geburtstag. Seine lust aufs Filmemachen ist im laufe der Jahre allerdings nicht kleiner geworden. ganz im gegenteil!
Das Gespräch führte margret Köhler
Haben es junge Filmemacher heute schwerer als zu Ihrer Zeit? Spielberg: Es ist heute einfacher, einen Job zu bekommen, es gibt mehr Kontaktmöglichkeiten. Dagegen ist unabhängig zu arbeiten viel schwieriger. Einen Geldgeber, der nicht mitreden will und nicht die künstlerische Freiheit einschränkt, muss man lange suchen. Gibt es eine Lieblingsszene in Ihren Filmen, die sie sich immer wieder gerne ansehen? Spielberg: Ich habe keine Lieblingsszene, auch keinen Lieblingsfilm. Weltweit am besten funktionierte »Schindlers Liste«, die nachhaltige Wirkung führte später zur Gründung meiner »Shoa Foundation«, die Berichte von über 2.000 Holocaust-Überlebenden gesammelt und archiviert hat. Der Film war ein Fanal für Toleranz und sensibilisiert gegen jegliche Form von Hass und Menschenverachtung. Nach diesem Werk brauchte ich erst einmal eine Pause von drei Jahren und musste mich neu sortieren, das Trauma überwinden, das mir dieser Film bescherte.
engung von außen zu erzählen. Künstlerische Freiheit ist das A und O allen kreativen Schaffens. Deshalb habe ich auch mein eigenes Studio gegründet. Und genießen eine Ausnahmeposition … Spielberg: Das stimmt. Wenn ich an einen Stoff glaube und der Geschichte vertraue, dann ziehe ich den Film durch. Viele angeheuerte Regisseure sind nicht so privilegiert, ständig guckt ihnen jemand auf die Finger. Dabei träumt doch jeder Filmemacher davon, seine ureigenen Ideen umzusetzen. Als Student freut man sich über jeden Job, ob Werbung oder Videos für YouTube. Nach dem ersten Film und dem ersten Zuschauerapplaus will man aber nicht mehr zurück, man brennt für eigene Projekte. //
Welche Filme haben Sie besonders geprägt? Spielberg: Ich bin mit Grimms Märchen und Walt-Disney-Filmen aufgewachsen. Wirklich prägend waren die ersten Filme auf dem College, da habe ich mit François Truffaut eine ganz neue Welt entdeckt. Oft klopfen wir uns in Amerika auf die Schulter und glauben, das Kino erfunden zu haben. Aber die Filmgeschichte begann in Frankreich, und ich verdanke diesem Land und dem Festival de Cannes sehr viel.
Foto: Constantin
Schauen Sie sich Ihre Filme manchmal an? Spielberg: Mit jedem meiner sieben Kinder musste ich mir »E.T. – Der Außerirdische« anschauen, auch mit meinen zwei Enkeln, also insgesamt neun Mal in den vergangenen 25 Jahren. »E.T.« weckte in mir den Wunsch, Vater zu werden, und drei Jahre später kam mein erster Sohn zur Welt. Meine Kinder halten mich immer auf dem Laufenden über aktuelle Musik, Soziale Medien oder Kino. Und wenn sie mir einen Film ans Herz legen, gucke ich ihn mir an. Kinder und Eltern sollten einander zuhören, sich gemeinsam entwickeln und voneinander lernen. Wenn Sie auf Ihre lange Karriere zurückblicken: Haben sich Ihre Träume als junger Filmemacher erfüllt? Spielberg: Mein Appetit ist im Lauf der Jahre nicht kleiner, sondern größer geworden. Allerdings ist das Filmemachen körperlich eine anstrengende Angelegenheit, der härteste Job der Welt. Trotzdem: Je mehr ich arbeite, umso mehr will ich arbeiten. Das Wichtigste, was ich erreicht habe, ist das Recht, über meine Projekte entscheiden zu können, das Recht, meine Geschichten ohne Ein-
... wurde am 18.12.1946 in Cincinatti, Ohio, geboren. Seit er mit dem Fernsehfilm »Duell« 1971 aufsehenerregend debütierte und 1975 mit »Der weiße Hai« das blockbuster-Kino aus der taufe hob, hat er sich zu einer insitution des US-Kinos entwickelt: als Schöpfer massenkompatibler Spektakel wie der »indiana Jones«-reihe (1981 – 2008) und »Jurrasic Park« (1993) ebenso wie historischer Dramen wie »Die Farbe Lila« (1985), »Schindlers Liste« (1993) und »Lincoln« (2012). Seine liebe galt immer wieder dem SciFi- und Fantasykino, dem er mit »E.T.« (1982) einen seiner größten Klassiker schenkte. Sein einfluss in Hollywood fusste früh nicht nur auf seinen regiearbeiten, sondern auch auf seiner tätigkeit als produzent; in den 1980ern schuf er zunächst die produktionsfirma Amblin entertainment, 1994 dann zusammen mit Jeffrey Katzenberg und David geffen DreamWorks.
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KritiKeN neue Filme
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Der Autor Sven von Reden hat das Siegfried-Kracauer-Stipendium gewonnen. Der FilmDienST unterstützt die initiative zur Stärkung der Filmkritik durch Abdruck der dabei entstehenden Texte.
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end ium
Seefeuer
gianfranco rosi widmet dem anonymen sterben der Flüchtenden auf dem Mittelmeer eine stille langzeitstudie. dafür gab es bei der »Berlinale« den »goldenen Bären«. Der Begriff »Themenkino« ist in den letzten Jahren zu einem beliebten schimpfwort der deutschen Filmkritik avanciert. Zu recht. Bezeichnet er doch – polemisch formuliert – ein kino, das kein kino ist. Genauer: ein kino, das nur inhalt sein will und nicht Form. ein kino, das die gesellschaftliche oder politische relevanz seines Themas mit seiner relevanz als kunstwerk gleichsetzt. Begünstigt wird solch ein Kino in Deutschland durch die DrehbuchFixiertheit der Filmförderungen, die Macht des Fernsehens und durch die Auswahlpolitik des bedeutendsten deut schen Filmfestivals: der »Berlinale«. Umso schöner, dass dort in diesem Jahr mit »Seefeuer« des Italieners Gianfranco Rosi ein Film gewonnen hat, der trotz seines zeitpolitisch virulenten Themas dezidiert kein »Themenkino« ist (das Gegenbeispiel war in Berlin der zweite Dokumentarfilm im Wettbewerb: der Cyberkriegsfilm »Zero Days« von Alex Gibney). Rosis Ansatz ist weit entfernt vom
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journalistischen Fernsehdokumentarismus. Er ist ein Filmemacher, der nichtfiktionalen Film dezidiert für die große Leinwand »inszeniert«. Das kann bisweilen durchaus wörtlich genommen werden. Wenn zu Beginn der Protagonist Samuele mit einem Freund auf einem Motorroller über die Insel Lampedusa braust, steht die Kamera weit weg, um in der Totalen den Weg der
beiden vom Horizont in den Vordergrund zu verfolgen. Natürlich ist das kein Bild, das aus der einfachen Beobachtung ent standen ist – und es tut auch nicht so. Es wurde aus ästhetischen und symbolischen Gründen inszeniert: weil es einen spekta kulären Überblick über die raue Landschaft der Insel gibt und weil es zugleich etwas über die Einsamkeit von Samuele erzählt. Rosi hat ein Jahr auf der Insel 120 Meilen südlich von Sizilien verbracht, die zu einem Symbol für die Herausforderungen gewor den ist, denen Europa durch die Fluchtbe wegung von Menschen aus Afrika sowie dem Nahen und Mittleren Osten ausge setzt ist. Eine Texttafel informiert zu Beginn, dass in den letzten 20 Jahren 400.000 Menschen die gefährliche Über fahrt von Nordafrika gewagt haben; man geht davon aus, dass 15.000 von ihnen dabei starben. Rettungsaktionen auf hoher See zeigt Rosi nur am Anfang und am Ende – am Schluss mit drastischen Bildern von Dutzenden Toten im Bauch eines Schiffes. Dazwischen folgt er vor allem dem zwölfjährigen Samuele im Alltag und kontrastiert dies mit Aufnahmen aus dem Erstaufnahmela ger der Insel. Auf Interviews verzichtet Rosi dabei vollständig. Eine Ausnahme machen die Schilderungen eines Arztes, der anhand von Fotos über den schockie renden gesundheitlichen Zustand vieler Flüchtender bei der Ankunft berichtet. In der Figur des engagierten Mediziners, der trotz seines grausigen Alltagsgeschäfts seine Empathie nicht verloren hat, kann man so etwas wie einen Stellvertreter des unsichtbar und unhörbar bleibenden Filmemachers sehen.
Am humanistischen Anliegen Rosis besteht kein Zweifel, er hat es in Interviews zum Film auch immer wieder betont. Dennoch ist »Seefeuer« ein zwiespältiger Film. Zunächst dadurch, dass der Filmemacher vor allem Samuele in den Vordergrund stellt; es gibt keinen Flüchtenden, dem auch nur annähernd so viel Leinwandzeit gewid met wird. Die Afrikaner und Syrer bleiben anonym, sie sind immer nur in größeren Gruppen zu sehen und fast immer im Halb dunkel. So bekommen sie etwas Bedroh liches, insbesondere wenn eine große Zahl junger Männer Richtung Mekka geneigt betet. Der einzige Flüchtende, der so etwas wie eine Subjektivität erhält, rappt und singt in einem Klagelied über die Flucht sei ner Gruppe durch die Sahara, über das Gefängnis in Libyen und die Fahrt über das Mittelmeer. Er erzählt von Durst, Hunger, Folter, Ertrinken – eine bewegende Szene, aber ebenso verstörend, wenn der junge Mann immer wieder mit agitierendankla gender Stimme wiederholt, dass sie ihre »Pisse« trinken mussten, um nicht zu ver dursten. Im Kontrast dazu steht Samuele, der mit seinem Vater, einem Fischer, und seiner Großmutter in einem bescheidenen Häus chen ein ruhiges Leben führt. Mit selbstge bastelter Zwille zieht er allein oder mit sei nem scheinbar einzigen Freund über die Insel und gibt sich martialisch. Aber eigent lich ist er ein liebenswerter, ängstlicher Junge, der sofort seekrank wird, wenn er mit seinem Vater aufs Meer fährt, und der wegen eines »faulen Auges« eine Augen klappe tragen muss. Seine Familie erfüllt die üblichen Italienklischees inklusive Heiligenfiguren im Schlafzimmer und Spaghetti zum Mittagessen. Mit den Flücht enden auf der Insel kommen Samuele und seine Familie anscheinend nicht in Kontakt – oder nur über die Radionachrichten, die mal wieder von einem gekenterten Boot und Toten berichten. Rosi hat den Fokus auf Samuele damit erklärt, dass die Aufnahmestelle für Flüch tende wegen Renovierungsarbeiten monatelang geschlossen war, als er auf der Insel drehte. Außerdem hielten sich die Flüchtenden nur wenige Tage auf Lampe dusa auf, bevor sie auf das italienische Fest land gebracht würden. Daher habe er nicht die Möglichkeit gehabt, wirklichen Kontakt
aufzubauen und Samuele etwa einen afrika nischen Jungen gegenüberzustellen. Dennoch hätte Rosi die Flüchtenden anders zeigen können. Oftmals wirken sie im Dun keln, eingehüllt in goldene Rettungsdecken, wie Aliens, die in Massen in einem entvöl kerten »alten« Europa gelandet sind, das dem Untergang geweiht ist. Dieser Eindruck drängt sich insbesondere auf, wenn man »Seefeuer« mit dem Dokumentarfilm »Lampedusa im Winter« (2015) von Jakob Brossmann vergleicht, der ein völlig anderes Bild der Insel zeichnet. Dort kann man sehen, wie Einheimische Flüchtende bei ihrem Protest gegen die Zustände im Aufnahmelager unterstützen, wie die enga gierte Bürgermeisterin der Insel sowohl für die Einheimischen als auch die Fremden kämpft und wie Künstler vor Ort aus den gestrandeten Habseligkeiten von Flüchten den aktivistische Kunst machen. Auch Brossmann liefert kein »Themenkino«, doch er gewichtet völlig anders. Im Vergleich dazu läuft Rosis Film Gefahr, über der Schönheit und Poesie seiner Bilder einen melancholischen Blick auf die Krise zu befördern, der eher Ängste schürt, als sie zu nehmen. Sven von Reden
Bolschoi Babylon Das berühmte BolschoiTheater in moskau geriet 2013 in die schlagzeilen, als sein künstlerischer Leiter Sergei Filin Opfer eines Säureattentats wurde, das ihn blei bend entstellte. Der Zwischenfall lenkte den Blick auf die verbissenen Konkurrenz kämpfe hinter den Kulissen. Der Dokumen tarfilm nimmt das Ereignis zum Anlass, um das komplizierte Innenleben der russischen Kulturinstitution zu ergründen. Alte und neue Funktionäre geben offen Auskunft über persönliche Animositäten und poli tische Konzeptionen, die den Ruf der Com pagnie zunehmend konterkarieren. – Ab 14. BOlSHOi BABYlOn. Scope. GB 2015 | r: nick Read | 87 min. | Start: 21.7. | FSK: ab 6; f | FD-Kritik: 44 050
BewertUNg Der FiLMKOMMiSSiON
Auf der mittelmeerinsel lampedusa prallen aktuelle Gegensätze aufeinander: Wo früher einfache Fischer ihrem Alltag nachgingen, stranden in wachsender Zahl Tausende Afrikaner, die sich mit viel Hoffnung auf ein besseres leben aufs meer gewagt haben. ein ruhig erzählter Dokumentarfilm als mutiger Beitrag zum europäischen umgang mit der Flüchtlingskrise, der facettenreich einen mikrokosmos beleuchtet, in dem existenzielle not und bürgerliche normalität hautnah nebeneinander liegen. mit ausgesuchten einstellungen und sinnträchtigen Verdichtungen konfrontiert die filmästhetisch nicht widerspruchsfreie Gestaltung mit einer humanitären Katastrophe, vor der man nicht weiter die Augen schließen kann. – Sehenswert ab 14.
FUOCOAMMAre. italien/Frankreich 2016 regie: Gianfranco Rosi Länge: 114 min. | Kinostart: 28.7.2016 Verleih: Weltkino | FSK: ab 12; f FD-Kritik: 44 049
Stadtlandliebe eine überarbeite chirurgin und ein frus trierter Werbetexter kehren Berlin den rücken, um auf dem Dorf das Landleben zu genießen und zu sinnvoller und befrie digender Arbeit zurückzufinden. Doch tratschfreudige Nachbarn, die jede Privat sphäre ignorieren, bedrohen das neue Glück ebenso wie Missverständnisse und Ängste. Eine klischeehafte, stereotyp angelegte Komödie, die weder aus den überzeichneten Figuren noch aus dem Gegensatz von Stadt und Land komische Funken schlägt und deren Humor sich aus biederrustikalen Kalauern speist. – Ab 14. Deutschland 2016 | r: marco Kreuzpaintner | 92 min. | Start: 7.7. | FSK: ab 6; f | FD-Kritik: 44 051
Eine Kooperation von MFG Filmförderung Baden-Württemberg Verband der deutschen Filmkritik FILMDIENST Filmdienst 15 | 2016
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nEuE FiLmE AUf dVd / BLU–rAY
Liebesfilm mit dem jüngst verstorbenen Jungstar Anton Yelchin
Baseball und Hunde – solche Themen bearbeitet der angehende Schriftsteller Brian Bloom (Anton Yelchin) bisher in seinen Texten. Damit bringt er zwar schöne Talentproben zu Stande, aber keinen großen Wurf: Es fehlt der gewichtige, tiefschürfende Stoff, und dazu wiederum fehlt dem in New York lebenden 24-Jährigen die Lebenserfahrung – erst wenn er leidet, kann er Substanzielles schreiben. Dieser Künstler-Mythos ist nicht das einzige Klischee, das Regisseur Victor Levin in seiner Romanze ganz ironiefrei auf den Tisch bringt. Auch in der Liebesgeschichte, die sich alsbald entfaltet und die Brian zunächst zu emotionalen Höhenflügen, dann zum der Schriftstellerkarriere förderlichen Herzschmerz verhilft, wird ziemlich dick aufgetragen: mit nationalen Stereotypen von amerikanischer Moral und französischem Savoir Vivre, die in Form von Brian und der 33-jährigen Französin Arielle aufeinander prallen. Arielle (Bérénice Marlohe) ist elegant, geistreich – und bereits verheiratet und Mutter zweier Kinder. Letzteres erfährt Brian erst nach dem ersten Date mit der Schönen und will den Kontakt danach abbrechen, weil er eine solche
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Affäre als falsch empfindet. Allerdings kriegt er Arielle nicht aus dem Kopf und lässt sich schließlich doch auf eine Liebesbeziehung ein, weil Arielle ihm glaubhaft versichert, dass der Seitensprung für sie und ihren ebenfalls französischen Ehemann Valery (Lambert Wilson) kein Problem darstellt; »5 bis 7«-Beziehungen neben dem Arbeits- und Familienalltag gönnt sich das großbürgerliche Paar gegenseitig; auch Valery hat eine Geliebte. So sehr Brian die sich entspinnende Affäre genießt, zu der nicht nur Hotelzimmer-Treffen mit Arielle gehören, sondern auch die offizielle Einführung Brians in Arielles und Valerys Familie und ihre exklusiven gesellschaftlichen Kreise, so unvermeidlich ist es, dass das Arrangement früher oder später an seine Grenzen kommt: Brian will mehr; Arielle ist für ihn die große Liebe. Und auch für Arielle ist Brian wesentlich mehr als nur eine erotische Abwechslung. Trotz des Ehebruch-Stoffes hält sich »Von 5 bis 7« in Sachen Sexszenen sehr zurück: Regisseur Victor Levin geht es nicht um »Sex and the City«, sondern um eine Form von Romantik, die am Ende mehr mit Entsagungsgeschichten wie »Die kleine Meerjung-
5 to 7 USA 2014 Regie: Victor Levin Darsteller: Anton Yelchin, Bérénice Marlohe, Lambert Wilson, Olivia Thirlby Länge: 93 Min. FSK: ab 6 Anbieter: Capelight FD-Kritik: 44 052
Fotos: Jeweilige Anbieter
Von 5 bis 7 – Eine etwas andere Liebesgeschichte
frau« von Hans Christian Andersen zu tun hat (die in der Disney-Form der »Arielle« und im Titel von Brians erstem Roman, der im Lauf des Films entsteht, heranzitiert wird) als mit zeitgenössischen RomComs: Hier geht es nicht ums Sich-Zusammenraufen über alle möglichen Hemm- und Wirrnisse hinweg, sondern um die bittersüße Beschwörung der Liebe als überlebensgroßes Ideal, als Gleichklang zweier verwandter Seelen, der sich sozusagen auf einer höheren Sphäre als der des alltäglichen Lebens abspielt – und deswegen auch nicht in eine handfeste Form des Zusammenlebens münden kann/darf. Das erste richtige Date und die im Film gezeigte letzte Begegnung der beiden Liebenden findet symbolträchtig in bzw. vorm Guggenheim Museum statt, an einem Tempel der Kunst, und die Sphäre der Kunst bzw. der Literatur ist es letztlich auch, in der die Liaison aufgeht, wenn Brian schließlich seinen Debütroman »The Mermaid« zustande bringt. Dass Levin es schafft, diese Romanze nicht blutleer wirken zu lassen, sondern ihr einen gewissen Zauber zu verleihen, verdankt sich einer Inszenierung, die oft in langen Einstellungen dem Miteinander der Figuren Raum zur Entfaltung gibt. Und es verdankt sich dem Hauptdarsteller: »Von 5 bis 7« ist eine schöne Gelegenheit, noch einmal den im Juni 2016 durch einen Unfall viel zu früh verstorbenen Schauspieler Anton Yelchin zu bewundern, der den Romantiker Brian wunderbar unprätentiös verkörpert, einen leisen Humor in die Rolle einbringt und sie mit einer charmanten Mischung aus Unschuld und verhaltener Melancholie ausstattet. Unterstützt wird er dabei, den Film an den Klischee-Klippen des Skripts vorbeizumanövrieren, von Bérénice Marlohe als stets etwas enigmatisch bleibender Geliebter und einem hochkarätigen Cast an Nebenfiguren (u.a. Glenn Close und Frank Langella als Brians Eltern). - Ab 14. fkl
KritiKeN FERNSEH-TIPPS
Mi 15.30 – 17.00 die akte General R: Stephan Wagner Fritz Bauer jagt Adolf Eichmann Deutschland 2015
MITTWOCH 03. aUGUSt einsfestival
20.15 – 22.45 Wasser für die elefanten R: Francis Lawrence Melo im Zirkusmilieu mit Robert Pattinson USA 2011
Ab 14 Sat.1
Ab 14
22.15 – 00.30 Servus tV Johnny Guitar – Wenn Frauen hassen R: Nicholas Ray Packender Frauenwestern USA 1954 Sehenswert ab 16 23.15 – 00.35 treffen sich zwei R: Ulrike von Ribbeck Aus einer Affäre wird mehr Deutschland 2016
ZdF
Ab 14
3. august, 20.15 – 23.25
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anspruchsvolle Fußballerfilme
erStaUSStraHlUNG: 20.15–21.50: Wie ein löwe (Comme un lion). Mitri ist 15 Jahre alt und lebt allein mit seiner Großmutter in einem senegalesischen dorf. Seine Leidenschaft ist das Fußballspielen, und er träumt wie so viele Jungs in seinem Alter von der großen Karriere in einem europäischen Club. Als ein Talentscout im Dorf auftaucht, sieht er seine Chance gekommen. Allerdings fordert der Scout eine hohe Summe, um Mitri zum Probetraining und Unterschreiben eines Vertrags nach Europa zu vermitteln. Maman Khady, Mitris Großmutter, verkauft ihr Land und verschuldet sich, damit sie ihrem Enkel den Traum von der Profikarriere ermöglichen kann.Doch als er in Paris ankommt, läuft alles anders als gedacht: Weil er minderjährig ist und daher ohnehin in keinem Club unter Vertrag genommen werden kann, findet sich Mitri verlassen und ohne Geld in der Metropole wieder. Glücklicherweise trifft er Fatou, eine Afrikanerin, die sich seiner annimmt. Mit ihrer Hilfe kommt er in die Obhut einer Sozialarbeiterin, die ihm eine Unterkunft und eine Ausbildungsstelle als Kellner in Montbéliard besorgt. Doch Mitri ist unglücklich. Als Loser in die Heimat zurückzukehren ist unmöglich, und von seinem Ziel, Profifußballer zu werden, ist er so weit entfernt wie in Afrika. Mitri überredet Serge, den Trainer eines lokalen Vereins, ihn in die Mannschaft aufzunehmen. Trotz Schwierigkeiten mit dem Jungen und bei der Bewältigung der eigenen, gescheiterten Träume gibt ihn dieser nicht auf und öffnet ihm die Türen für die ganz große Karriere. »Wie ein Löwe« ist nach dem vielfach prämierten Dokumentarfilm »Der Lehrling« der erste Spielfilm von Samuel Collardey. Collardey erzählt damit nicht nur die wahre Geschichte eines senegalesischen Spielers des Erstligisten »FC Sochaux«, sondern auch von der Beziehung zwischen einem Jugendlichen und einem Erwachsenen, der selbst nicht fehlerfrei ist - ein Thema, das ihn von Film zu Film begleitet.
erStaUSStraHlUNG: 21.50–23.25: der Spieler mit der Nummer 5 (El 5 de Talleres) Wieder einmal wird der Spieler Patón vom Platz gestellt. Zwar befinden wir uns in der eher beschaulichen dritten argentinischen liga, doch auch hier kochen die emotionen hoch. Als die Fans zu nörgeln beginnen, werden sie von Patón kurzerhand verprügelt. Seine Frau Ale holt ihn - auch das nicht zum ersten Mal - aus dem Gefängnis ab. Schnell bringt sie ihn auf den Boden der Tatsachen ihres bescheidenen Lebens zurück, denn mit drittklassigem Profifußball wird man in Argentinien nicht reich. Vielleicht ist es dieses Ereignis, das bei Patón den Entschluss reifen lässt, die Fußballkarriere jetzt, mit Mitte 30, zu beenden. Doch kaum hat er den Entschluss Ale mitgeteilt, bereut er es auch schon wieder. Er hat weder eine Ausbildung noch einen Plan für seine berufliche Zukunft. Sein Vater drängt ihn weiterzumachen, und er traut sich nicht, seinen Mitspielern vom Karriereende zu erzählen. Verstohlen belegt er Kurse an der Abendschule, um seinen Schulabschluss nachzuholen, begeistert sich für berufliche Pläne nach dem Saisonschluss und verwirft sie wieder. Sein Trainer, selbst Beispiel des missglückten Versuchs, nach dem Karriereende vom Fußball loszukommen, braucht ihn noch in der kriselnden Mannschaft. Als er seinen Mitspielern endlich seinen Entschluss mitteilt, gerät er vollends in Panik. Es gibt kein Zurück mehr, und auch eine Selbsthilfegruppe für ehemalige Fußballer bringt seiner verwundeten Seele keine Linderung. Wären da nicht Ale und ihre sturmerprobte Ruhe im Umgang mit dem nach außen ruppigen und im Kern komplett verunsicherten Mann. Gemeinsam schaffen sie den Neuanfang. Adrián Biniez’ neuer Film - nach dem dreifachen Berlinale-Bärengewinner »Gigante« - ist eine mit leichter Hand und viel Humor erzählte Geschichte von gescheiterten Karrieren, schwierigen Neuanfängen, der Welt des Drittligafußballs und der Stärke eines Paares. Der Film feierte 2014 Premiere im Rahmen der »Venice Days« und wurde beim Filmfestival in Mar del Plata in der Programmreihe argentinischer Filme mit dem Regiepreis ausgezeichnet. Das beste Happy End schrieb hier die Wirklichkeit, als der im Film porträtierte Club »Atlético Talleres de Córdoba« pünktlich zur argentinischen Kinopremiere den Wiederaufstieg in die zweite Liga schaffte (und seither im Jahr 2016 in die erste). jög »Wie ein löwe«
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»der Spieler mit der Nummer 5«
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DONNERSTAG 04. aUGUSt
20.15 – 22.55 VoX erin Brockovich R: Steven Soderbergh Anwaltsgehilfin deckt Umweltskandal auf USA 1999 Sehenswert ab 14 22.55 – 01.15 das Schweigen der lämmer R: Jonathan Demme Fesselnder Horrorthriller USA 1990
VoX
Ab 16
23.00 – 00.35 rbb Fernsehen a Serious Man R: Joel & Ethan Coen Schwarzhumorige Hiob-Paraphrase USA/GB/Fr. 2009 Sehenswert ab 16
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VOX
das Schweigen der lämmer
Mads Mikkelsen mag in der Serie »Hannibal« als kultivierter kannibalistischer Serienkiller wacker seinen Mann stehen; den Nimbus, den Anthony Hopkins der Figur des Hannibal Lecter im Thriller von Jonathan Demme gegeben hat, kann er aber schwerlich überflügeln. Was nicht nur an Demmes herausragender Inszenierung und der raffinierten Montage des Genreklassikers liegt, sondern auch an der abgründigen Chemie zwischen dem inhaftierten Killer Hannibal und der von Jodie Foster verkörperten, zerbrechlichen und doch auch toughen und hartnäckigen FBI-Ermittlerin Clarice Starling, der er bei der Jagd nach einem psychopathischen Killer als Profiler Hinweise geben soll. Das Schockmoment der für einen Mainstreamfilm damals relativ brutalen Story mag sich längst abgewetzt haben; der nervenzerrende psychologische Pas-de-deux von Hopkins und Foster fesselt aber wie eh und je.
FERNSEH-TIPPS KritiKeN
Fr
FREITAG 05. aUGUSt
20.15 – 21.55 Zurück ins leben R: Scott Hicks Sanfte Charakterstudie Australien 2009
arte
Ab 12
22.30 – 23.55 ZdF auf das leben! R: Uwe Janson Tragikomödie um alternde Sängerin Deutschland 2014 Ab 14
4. august, 23.00 – 00.35
rbb Fernsehen
a Serious Man
Joel und ethan Coen wird aus gutem Grund nachgesagt, dass sie ihre Figuren ganz gerne quälen. Das geballte Unheil, das auf den biederen College-Dozenten Larry Gopnik herabprasselt, sucht dennoch seinesgleichen: Der Job durch erpresserische Studenten und verleumderische Briefe gefährdet, die Ehefrau auf Scheidungstrip, ein Nachbar mit Ansprüchen an Larrys Gärten und der renitente Bruder im Haus. Verzweifelt stellt Larry sich und den Rabbis seiner Gemeinde die Frage nach dem Sinn seiner Übel, doch mit glaubhaften Antworten hapert es. Man muss nicht bibelfest sein, um in diesen Vorgaben eine Paraphrase der Hiobsgeschichte zu erkennen, mit der die Coens eine schwarze Komödie über eine vollkommen entgleitende Existenz in Szene gesetzt haben. Bei aller Lust am Quälgeist-Dasein scheint freilich durchaus Sympathie der Macher für ihre geplagte Hauptfigur durch, was »A Serious Man« doch deutlich von früheren Werken der Brüder abhebt, in denen Figuren sich aus Mangel an Verstand die Sinnfrage in der Regel überhaupt nicht stellten. erStaUSStraHlUNG: 5. august, 22.30 – 23.55
auf das leben!
ZDF
eine alternde Chansonette (Hannelore elsner) kann ihre Miete nicht mehr bezahlen und soll deshalb ins altenheim, was die sarkastische Frau in schwere depressionen stürzt. Bei der Zwangsräumung ihrer Wohnung lernt sie einen jungen Möbelpacker (Max Riemelt) kennen, der in einem Kleinbus haust und gegen die ersten Anzeichen einer unheilbaren Erkrankung kämpft. In dem retrospektiv erzählten Melodram von Uwe Janson landet die warmherzige Alte in der Psychiatrie, während der Streuner bei ihr einzieht und ihre Erinnerungsstücke erkundet, darunter auch einen Film, in dem sie als junge, lebenslustige Frau zu sehen ist. Der formal herausfordernde, die Zeitebenen kreuzende Film erzählt von der Kraft der Erinnerungen, die sich anschicken, Vergangenheit und Gegenwart wechselseitig aufzuheben.
22.35 – 00.40 Gesetz der Straße R: Antoine Fuqua Spannender Cop-Thriller USA 2009
3sat
Ab 16
23.15 – 00.50 Br FerNSeHeN Siebenmal lockt das Weib R: Vittorio de Sica Shirley MacLaine als sieben Pariserinnen USA 1966 Ab 16 23.40 – 00.30 Kurzschluss – das Magazin Schwerpunkt »Queer«
arte
00.00 – 00.15 Kino royal – Filmmagazin
mdr
00.15 – 01.45 mdr Frei nach Plan R: Franziska Meletzky Drei ungleiche Schwestern im Clinch Deutschland 2007 Ab 14 01.20 – 03.20 ZdF Familiensache R: Carl Franklin Feinfühliges Drama USA 1998 Sehenswert ab 14
die Katze
ONLINE-TIPP
Ein eiskalter, cleverer Gangster lenkt von einem Hotelzimmer aus einen Banküberfall mit Geiselnahme, wobei er mit seinen Instruktionen an die zwei Komplizen der Polizei immer einen Schritt voraus ist. Die unvorhersehbaren Absichten seiner Geliebten führen zur Katastrophe. Technisch perfekt inszenierter, spannender und atmosphärisch dichter Gangsterfilm-Thriller von Dominik Graf (1987). Bemerkenswert als eigenständiger bundesdeutscher Genrefilm mit außergewöhnlichen Darstellerleistungen und handwerklicher Kompetenz. - Ab 16 »die Katze« zu sehen auf www.alleskino.de
Filmdienst 15 | 2016
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