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FILM

Jafar Panahi und die geistige Freiheit

Trotz Hausarrest und Berufsverbot drehte der iranische Regisseur einen neuen Film: »Taxi Teheran«. Und leistet damit kreativen Widerstand.

Das Magazin für Kino und Filmkultur

15 2015

www.filmdienst.de

Synchronisation

In den hiesigen Kinos spricht alle Welt deutsch. Da heißt es manchmal: Schön die Fassung bewahren!

Die japanische Regisseurin Naomi Kawase

Ihre Filme sind ebenso stille wie bildgewaltige Meisterwerke über Natur und Familie.

Still the Water

Bildschön, präzise, geprägt von großem Stilwillen: »Still the Water«, der neue Film von Naomi Kawase, fasziniert als ein poetisch-lyrisches Sittengemälde. 15 4 194963 605504

23. Juli 2015 € 5,50 68. Jahrgang


filmdienst 15 | 2015 Kinotipp  der katholischen Filmkritik

36 Taxi Teheran Jafar Panahis tief menschlicher und höchst humorvoller Berlinale-Gewinner

28 Simulierte Synchronisation: Monpti

Neu im Kino Alle Starttermine

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Ant-Man 23.7. Becks letzter Sommer 23.7. Desaster 16.7. Es ist kompliziert...! 30.7. Gefühlt Mitte Zwanzig 30.7. Die getäuschte Frau 30.7. Kartoffelsalat 23.7. Margos Spuren 30.7. Ooops! Die Arche ist weg... 30.7. Pixels 30.7. Slow West 30.7. Still the Water 30.7. Taxi Teheran 23.7. Terminator: Genisys 9.7. The Vatican Tapes 30.7. Um jeden Preis 23.7.

22 Naomi Kawase

fernseh-Tipps 56 Die nächsten TV-Wochen stehen unter dem Banner „Genres und Geburtstage“: Zum 80. gratuliert BR FERNSEHEN Michael Ballhaus mit einer Doku und dem Film „3096 Tage“, während arte Wim Wenders’ 70. mit einer Werkschau begeht. Für Genrefans gibt es u.a. Horrorfilme und Mission-Impossible-Action.

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50 Orange is the New Black Fotos: TITEL: Film Kino Text. S. 4/5: FD-Archiv, Film Kino Text, StudioCanal, Weltkino, Rockstar Games, Senator, Filmcoopi/Kool

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10 Jafar Panahi


Inhalt Kino

Akteure

FilmKunst

16 Film & Games

20 David Kross

34 I Killed My Mother

10 JAFAR PANAHI

20 Jahre Reise- und Berufsverbot - trotz solcher Mühlsteine dreht der iranische Regisseur berührende Filme über seine Heimat. Einblicke in eine kreative Festsetzung anlässlich des Starts von »Taxi Teheran«. + Interview mit dem Beauftragten für Menschenrechtspolitik Christoph Strässer Von Silke Kettelhake

16 FILM & GAMES

Kopieren statt Kooperieren bestimmt das Verhältnis von Videospielen und Kinofilmen. Dabei enthüllen die Exponate einer aktuellen Ausstellung im Filmmuseum Frankfurt, wie sehr sich die beiden Bildermedien befruchten könnten. Ein Streifzug. Von Andreas Garbe

20 David Kross

27 E-Mail aus Hollywood

Von Alexandra Wach

Von Franz Everschor

22 Naomi Kawase

28  S ynchronisation

Im Teenie-Thriller »Boy 7« testet der Mittzwanziger nach zahlreichen Großproduktionen wie »Der Vorleser« ein neues Rollenprofil mit Action-Schlagseite aus. Ein Porträt unserer »Spielwütig«-Reihe.

Die bildgewaltigen Spielfilme der Regisseurin spielen an den Rändern des modernen Japans. Ein Eintauchen in ein von brüchiger Schönheit bestimmtes Werk zum Start von »Still the Water«. Von Lukas Foerster

26 In Memoriam

Der eine schrieb für das »Who’s Who« der französischen Nouvelle Vague, der andere wurde als »Doktor Schiwago« weltberühmt. Nachrufe auf Drehbuchautor Jean Gruault und Omar Sharif.

Amerikas Haushalte lechzen nach neuen Serienformaten, um am nächsten Tag im Büro und Freundeskreis über »True Detective« und »Game of Thrones« zu parlieren. Über eine jahrelang gefütterte Sucht.

Man spricht deutsch - zumindest von hiesigen Leinwänden herab. Dem Diktum wohliger Verständlichkeit fallen Idiome und mancher Seitenhieb zum Opfer. Ein Plädoyer für mehr Gelassenheit im Minenfeld der (Hör-)Gewohnheiten. Von Nils Daniel Peiler

32 Haro Senft

Das Spielfilmdebüt »Der sanfte Lauf« des Regisseurs, der zu den Initiatoren des Oberhausener Manifests gehörte, ist neu auf DVD erschienen. Außerdem gibt es sieben Kurzfilme zu entdecken, die Senft von 1954 bis 1964 drehte. Von Ralph Eue

34 Magische Momente

Provokant und leidenschaftlich wie der Titel ist das Spielfilmdebüt des damals erst 19-jährigen Xavier Dolan. In »I Killed My Mother« überzieht ein junger Mann die Mutter mit seiner Hassliebe. Von Rainer Gansera

Rubriken 3 Editorial 4 Inhalt 6 Magazin 50 DVD/Blu-ray 55 DVD-Perlen 56 TV-Tipps 66 ABCinema 67 Vorschau / Impressum

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kino Jafar Panahi

Das Sc hw e i ge n ­b rec he n: Übe r d e n i ra n i sc h en Regi ss e u r Jafa r Pa n a h i

»80 Prozent ihrer Energie verwenden die Filmemacher im Iran darauf, die Zensur zu umgehen«, sagt Jafar Panahi. »Zensur gehört für uns zur Filmgeschichte, und dass unter der Zensur ein einzigartiges Filmschaffen entstehen konnte, zeigten die Filmemacher hinter dem Eisernen Vorhang, in Polen, in der Sowjetunion.« Die Hoffnung bleibt. Anpassung und Selbstzensur kommen für Jafar Panahi nicht in Frage. Schon sein erster Film, »White Balloon«, gewann 1995 den »Prix de la Caméra d’Or« in Cannes. Mittlerweile beherbergt er zu Hause in Teheran einen »Kleintierzoo«, alle zwei, drei Jahre kommen ein neuer »Löwe«, ein »Bär« oder ein »Leopard« hinzu.

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»Der Iran hat nicht nur kulturell viel zu bieten, auch die Menschen sind sehr gastfreundlich.« (Selbstdarstellung und Werbung für einen Besuch im Iran auf der offiziellen Website des Landes) Es gab einmal ein Land, das nannte sich Deutsche Demokratische Republik, German Democratic Republic, DDR oder GDR. Darin wurden die Menschen zur sozialistischen Persönlichkeit erzogen, fuhren mit kleinen Autos aus gepresster Wellpappe, auf die sie ein halbes Leben lang warten mussten, innerhalb der Grenzen ihrer Minirepublik in staatliche Ferienheime, sahen Filme, die selten subversiv


Jafar Panahi  kino

Der »Goldene Bär« auf der diesjährigen »Berlinale« ging an den iranischen Film »Taxi Teheran«. Doch sein Regisseur durfte nicht zur Preisverleihung reisen: Jafar Panahi. Noch immer ist er in seiner Heimat mit einem Berufsverbot belegt, ähnlich wie andere Kollegen, die in Konflikt mit den strengen Vorgaben des Regimes geraten sind. Trotz aller Sanktionen dreht Panahi weiter, seine im Geheimen entstehenden Filme sind eindringliche Akte des Widerstands gegen die Zensur. Die Würdigung eines Unbeugsamen. Von Silke Kettelhake

waren, denn die mussten die staatliche Zensur passieren, lasen Klassiker und selten neue Literatur und sahen zu, wie ihr Land ausblutete, wie die einen herausgekauft wurden, die anderen in Gefängnissen versauerten, ohne zu wissen, ob oder wann die Freilassung kommt, oder wieder andere zwischen den Grenzzäunen verbluteten. Die DDR war ein untergehendes Land mit einer Unmenge Unzufriedener, die es nicht länger ertragen wollten, von einem Ministerium der Staatssicherheit kontrolliert und von einem Haufen willfähriger alter Männer in Polyesteranzügen und mit fensterglasgroßen Brillen regiert zu werden. Menschen, die endlich ein selbstbestimmtes Leben führen wollten, die

dafür auf die Straßen gingen, auf die großen sozialistischen Aufmarschstraßen in Berlin, Dresden, Leipzig, Rostock und überall quer durch die Republik. Und heute sagen: Es war nicht alles schlecht. Die Freiheit des Blicks Auch in Teheran gibt es breite Straßen­trassen. Ist es nur eine Frage der Zeit, bis wieder die Demonstrierenden die Highways füllen, die wie Schlagadern die Stadt durchteilen? Morgen um zwei Uhr Treff vor der Vertretung der Vereinten Nationen, morgen auf dem Freiheitsplatz? In den täglichen Fluss des Lebens, untermalt vom Grundrauschen

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kino Jafar Panahi

Jafar Panahi und seine Nichte im »Taxi Teheran«

des Verkehrs, führen die ersten Sequenzen von »Taxi Teheran«, dem Gewinner des diesjährigen »Goldenen Bären« der »Berlinale«. Jafar Panahi am Steuer seines Autos, die Azadi-Straße hinauf und hinunter als einer von vielen, bis ein Fahrgast ihn ungläubig fragt: »He, Jafar, du bist doch Jafar Panahi, der Filmregisseur, he, Jafar, bist du jetzt Taxifahrer?« Und er könnte weiterfragen: Wirst du nicht in diesem Sommer 55 Jahre alt und bleibst weiter mit dem absurden 20-jährigen Berufs- und Reiseverbot belegt? Feierst du deinen Geburtstag oben auf der Dachterrasse, hoch über Teheran mit deiner Frau, deinem Sohn, deiner Tochter, feierst du, bis das Morgenlicht die Konturen der Stadt enthüllt? Kommen alle zusammen, zum Essen, zum Tanzen, Musikhören, melden sich die Freundinnen und Freunde, die gegangen sind, gehen mussten, aus Berlin, Paris, aus New York? Diskutiert ihr die neuesten Nachrichten, die Parlamentswahl 2016, die ihre Schatten vorauswirft, das Zustandekommen des Atomabkommens, die Hoffnungen und die Risiken bei einem Scheitern? »Wenn du endlich aus dem Gefängnis entlassen wirst, wird dir die Welt draußen zu einer weiteren, größeren Zelle”, sagt die Menschenrechtsaktivistin und Rechtsanwältin Nasrin Sotoudeh in Jafar Panahis

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Taxi lächelnd, im Arm hält sie einen Strauß langstieliger Rosen für die inhaftierte Ghoncheh Ghavami. Sie war beim Volleyball-Spiel zwischen dem Iran und Italien am 20. Juni 2014 verhaftet worden. Der in London geborenen Jura-Studentin mit britischem und iranischem Pass wurde nach Einzelhaft, nach endlosen Verhören, Besuchsverbot und Hungerstreik der Prozess gemacht. Ghoncheh Ghavami könnte eine Figur aus Panahis Filmen sein, ein weiblicher Volleyball-Fan anstelle eines weiblichen Fußball-Fans wie in »Offside« (2006). Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten von »Taxi Teheran« verteidigt Nasrin Sotoudeh sie.

Nasrin Sotoudeh: »Entweder du musst das Land verlassen oder du kannst schon mal hoffen, wieder zurück ins Gefängnis zu gehen.« Wie viele Schriftsteller, Filmemacher, Oppositionelle schließlich nach Repressionen und Haftstrafen die DDR verlassen konnten oder aus den anderen Ländern des Eisernen Vorhangs flüchteten, hat noch niemand gezählt. Auch im Iran sind es Unzählige, die täglich mit den absurden Begrenzungen durch das Mullah-Regime, ein Regime der alten Männer wie die SED-Riege, in ihrem Leben so beschränkt werden, dass sie es kaum noch Leben nennen können: Die Kleiderordnung für die Frauen, Geschlechterdiskriminierung, die geforderte Selbstbeschränkung der Filmemacher, die Pressefreiheit, die Todesstrafe – in seinem Taxi benennt Panahi den peinigenden Wahnsinn der alltäglichen Repressionen, wenn etwa die Religionspolizei verlangt: »Wisch deinen Lippenstift ab!« Oder: »Setz dein Kopftuch auf!«

Die Blumen der Liebe und der Leidenschaft »Propagandafilme gegen die Islamische Der »Spiegel« veröffentlichte im Herbst Republik« – so lautete die Anklage des 2010 Teile der Tagebücher von Nasrin Berufungsgerichts gegen Jafar Panahi. Sotoudeh, sie wurde verhaftet und saß Die sechsjährige Haftstrafe wurde drei Jahre lang im berüchtigten Tehenach seinem Hungerstreik 2010 vorerst raner Evin-Gefängnis. Ihr wurden »Aktiausgesetzt, das 20-jährige Berufs- und vitäten gegen die islamische Ordnung« Reiseverbot bleibt, seit er sich 2009 beim vorgeworfen. Als Nasrin das Taxi ihres Filmfestival von Montréal öffentlich für Freundes verlässt, legt sie eine der dunkelroten Rosen Ausgezeichnet mit dem »Silbernen Bären«: »Offside« (2006) in den Fond vor der Windschutzscheibe – ein mahnendes rotes Leuchten für die Freiheit. Die Erinnerung an Nasrin Sotoudehs offenes Lächeln in Panahis Taxi, an ihren Mut und Humor, mit dem sie ihrem anstehenden Besuch im Evin-Gefängnis begegnet, bleibt haften. Im Evin-Gefängnis musste sie die jahrelangen Strapazen der Haft ertragen, auf Taschentüchern ließ sie Briefe hinausschmuggeln als ein Lebenszeichen an ihre beiden Kinder, die ohne sie aufwachsen mussten. Heute kämpft sie weiter gegen ihr Urteil, das ihr, wie auch Jafar Panahi, neben der Haft Berufsverbot auferlegte.


Jafar Panahi  kino Während das iranische Regime meint, mit einem renommierten Regisseur wie Jafar Panahi derartig umgehen zu können, sind viele andere, weit unbekanntere Filmemacher nicht minder gefährdet:

»This Is Not a Film«

die iranische Opposition ausgesprochen hatte. Im selben Jahr waren Panahi und seine Familie kurzzeitig festgenommen worden, nachdem sie an einer Gedenkfeier für Neda Agha-Soltan teilgenommen hatten. Die Studentin war während der Proteste gegen die umstrittene Präsidentschaftswahl und angenommene Wahlfälschung 2009 auf den Straßen Teherans erschossen worden. Der private Raum wird öffentlich Wirklichkeit und Film bedingen einander in Panahis Werken, seien es die fußballverrückten jungen Frauen in »Offside«, die unbedingt das WM-Qualifikationsspiel Iran gegen Bahrain im Teheraner Stadion sehen wollen und auf den Abtransport zur Sittenpolizei warten, seien es die acht Frauen, die, um ihr Überleben kämpfend, durch Teheran driften in »Der Kreis«, oder sei es Jafar Panahi selbst in »This Is Not a Film« (2011), entstanden in der Klaustrophobie des Hausarrests. Panahi dokumentiert, unaufdringlich, geradlinig; mit einem feinen Gefühl für Zwischentöne gab er den alternden Schriftsteller 2013 in »Pardé« (»Closed Curtain«), das Eingeschlossen- und Abgeschlossensein von der Welt in einer einsamen Villa am Kaspischen Meer als Ausdruck der Wehrhaftigkeit gegen die Kraken eines übermächtigen Staatsapparates, teils in ver-

Die Regisseurin und Frauenrechtlerin Mahnaz Mohammadi wurde nach wiederholten Verhaftungen seit 2007 am 7. Juni 2014 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Der Vorwurf: Gefährdung der nationalen Sicherheit, Propaganda gegen den Iran. 2011 verlas Regisseur CostaGavras auf den 64. Filmfestspielen in Cannes – zu denen Mohammadi nicht reisen durfte – ihren Brief: »Ich bin eine Frau und eine Filmemacherin, zwei Gründe, die ausreichen, dass man in diesem Land behandelt wird wie eine Kriminelle. www.iranhumanrights.org/ 2014/06/mahnaz-mohammadi Der in Toronto lebende Produzent und Drehbuchautor Mostafa Azizi besuchte im Januar 2015 seine Familie in Teheran, am 1. Februar wurde er verhaftet. Der Vorwurf: Beleidigung der iranischen Führung, Propaganda. Ihm drohen acht Jahre Gefängnis. www.amnesty.org/en/ documents/mde13/1745/2015/en Der Regisseur Babak Payami wurde 2003 ins Exil gezwungen. Sein Film »Silence Between Two Thoughts« (2002) wurde konfisziert, während des Schnitts am Film wurde Payami verhaftet. Der Film konnte in einer DVD-Fassung nach Europa geschmuggelt werden. www.babakpayami.com

Shahram Ghaedi, ein christlicher Konvertit, wurde bereits mehrfach verhaftet. Aufgrund seines Films über Jesus im September 2014 ist er mit einer Gefängnisstrafe belegt. www.worldmag.com/2014/10/ filmmakers_jailed_as_ oppression_of_christians_ worsens_in_iran

Jafar Panahi & Mohammad Rasoulof Die Regisseure Jafar Panahi und Mohammad Rasoulof unterstützen sich in ihren jeweils eigenständigen Arbeiten. Im März 2010 wurden sie während der Dreharbeiten zu einem Film Panahis über die Proteste nach den iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 verhaftet. Beide erhielten am 20. Dezember 2010 ihr Urteil: sechs Jahre Haft sowie 20 Jahre Berufs- und Ausreiseverbot. Bis zum Abschluss des Berufungsverfahrens wurde über beide Regisseure ein Hausarrest verhängt. Rasoulofs neuer Film »Manuscripts Don’t Burn« schildert den repressiven Alltag der Überwachung, der Einschüchterung und der Folter im Iran. Fertiggestellt und gedreht 2013 unter größter Geheimhaltung, erhielt er in der Sektion »Un Certain Regard« in Cannes den FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik. Ob Rasoulof wie mit seinen Filmen »Iron Island« (2005) und »The White Meadows« (2009) beim Filmfest Hamburg im Herbst zu Gast sein kann, ist aktuell mehr als fraglich; ebenso ob er den Kinostart von »Manuscripts Don’t Burn« am 13.8. (Verleih: fsk-Kino/Peripher Filmverleih) tatsächlich in Deutschland wird begleiten dürfen. Geplant ist derzeit seine Anwesenheit am 11. 8. im Abaton-Kino, Hamburg, sowie am Start-Wochenende im fsk-Kino am Oranienplatz, Berlin.

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kino Jafar Panahi

Die Urangst des Ausgeschlossenseins Wie dieser Akt des Widerstands Panahis vom Mullah-Regime im Iran gehandhabt werden wird, ist noch nicht abzusehen. Mit »Closed Curtain« gewann der ehemalige Regieassistent von Abbas Kiastorami den »Silbernen Bären« – schon da durfte er nicht zur Verleihung reisen. »Im Iran müssen Filme mit Erlaubnis gedreht und auch mit Erlaubnis ins Ausland geschickt werden, daher ist die Produktion und Aufführung dieses Films illegal und dementsprechend eine Straftat«, so Vize-Kultusminister Dschawad Schamaghdari damals. Bis jetzt habe man »Geduld« gezeigt. »Aber nicht wir, sondern die Polizei ist für so was zuständig«, fügte Schamaghdari hinzu. Das weckt natürlich Widerspruchsgeist und den Ehrgeiz, sich nicht dem Verbot der Mullahs zu unterwerfen, der alten Männer, die mit den Fangarmen ihres Geheimdiensts die Menschen im Iran terrorisieren. Über Hadi Ghaemi, Gründer der »International Campaign for Human Rights

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in Iran«, lässt sich die Mobilfunknummer von Jafar Panahi besorgen. Eines Abends dann der Anruf in Teheran. Die Verbindung ist schlecht, Englisch und Farsi vermischen sich. Panahi nennt eine Nummer in Deutschland, seine Verbindung, die auch die Kommunikation während der »Berlinale« regelte. Ihr Fazit: Ein Gespräch, noch dazu mit Veröffentlichung, wäre viel zu gefährlich. Auch Hadi Ghaemi betont, dass Panahi mit einem Bein zurück im Gefängnis stünde, wenn Interviews sichtbar werden: »Jafar Panahi wurde von jeder öffentlichen Wahrnehmung im Iran abgeschlossen. Doch er ist als Künstler eine öffentliche Figur, seine Filme brauchen das Publikum – indem sie ihm diese Nabelschnur kappen, wollen sie ihn zerstören. Schon ein Facebook-Post kann dich im Iran ins Gefängnis bringen.« Und er beschreibt, dass gerade bei den ersten Vernehmungen nach einer Verhaftung Folter angewandt wird, beschreibt das Fehlen von medizinischer Hilfe im Gefängnis, die Isolation, die fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten nach außen, mit der Familie. Hochpreisig: die geistige Freiheit Seine Organisation, betont Ghaemi, sei nur ein Schlaglicht im Deckmantel der Dunkelheit des Mullah-Regimes, und er fordert die Unterstützung der Weltöffentlichkeit. Von den laufenden Verhandlungen im Atomkonflikt erhofft er sich Proteste, insbesondere von Deutschland als einem der wichtigsten Handelspartner. Der Blick der jungen Iraner gehe nach Ägypten, ins fünfte Kriegsjahr nach Syrien, nach Afghanistan. Keine hundert Kilometer von den Grenzen der islamischen Republik Iran beginnt das Gebiet, in dem die Kämpfer des Islamischen Staates die Menschen terrorisieren. Eine Revolution über Nacht werde es nicht geben, zu tief sitze noch die Angst der Niederschlagung der Grünen Revolution 2009/10, zu deren aktiven Unterstützern auch Jafar Panahi gehörte. Die Iraner, so Ghaemi, haben durch die Revolution

»This Is Not a Film«

von 1979, die mit so großen Hoffnungen begonnen hatte, die Illusion verloren, dass sich durch einen Umsturz hinsichtlich Demokratie und Menschenrechte etwas tue. Die heute Unzufriedenen sind die Kinder derer, die für die Revolution gekämpft haben und im Krieg gefallen sind. Der deutsche Pazifist und Chemiker Robert Havemann starb 1982 hochbetagt im Hausarrest, abgeriegelt von der Staatssicherheit. Der international geehrte und angesehene Wissenschaftler konnte in der DDR keine Zeile mehr veröffentlichen, seit 1964 ermittelte das Ministerium für Staatssicherheit gegen ihn. Arbeitsverbot, Ausschluss aus der Akademie der Wissenschaften, ein Leben sollte zerstört werden. Dennoch blieb er eine der wichtigsten Stimmen der Opposition der DDR wie auch in der westlichen Abrüstungsdebatte. Sein Haus in Grünheide bei Berlin wurde 1989 zur Wiege des »Neuen Forums«, deren Aktivisten schließlich den Fall der Mauer mitinitiierten und die ein neues, demokratisches Deutschland wollten. Jafar Panahi äußerte sich einmal auf Twitter: »Der Mensch ist Teil eines Ganzen, eines seelischen Stoffes. Wenn einer von ihnen unter Angst lebt, werden auch die anderen nicht mehr lange ruhig bleiben.« 

Fotos: S. 10/11: Jafar Panahi Film Productions. S. 12-15: Weltkino, Movienet/ Filmcoopi, Praesens, FD-Archiv, spdfraktion.de/Susie Knoll/Florian Jänicke

zweifelter Schwere, teils in beflügelnder Selbstironie. Und, im Gegensatz zu dem eher schmallippigen, zurückgenommenen Eindruck, den er als in seine Wohnung Verbannter in »This Is Not a Film« macht, fährt er mit einem wissenden Augenzwinkern für die Mühen und Bedürfnisse seiner Fahrgäste durch Teheran, lächelnd, ruhig und beharrlich: Als wenn er aufzeigen wollte, wie und wo an jeder nächsten Straßenecke die Repressionen des Regimes ad absurdum geführt werden. Im Fahren, statt hinter verschlossenen Türen, im Reden, im Zuhören und Innehalten, transportiert Panahis Taxi die Zuschauer durch kluge Dialoge, Drama, und, ja, Slapstick-Einlagen, in einen wie beiläufig erscheinenden, doch existenziellen Akt des Widerstands. Als Innenraum im Außen ermöglicht das Taxi die dringliche Intimität der Gespräche, die aus dem Erlebten entsteht. Immer ist die Überraschung dabei, bei jedem und jeder, die oder der einsteigt, Zeuge zu sein und die Intensivität im Taxi springt über in die Dunkelheit des Zuschauerraums. Ohne viele Schnitte oder häufige Einstellungswechsel, ohne untergründig malenden Musikeinsatz, gefilmt wie nach eigenen Dogma-Regeln von zwei Digitalkameras vorn und hinten im Innenraum des Autos, elektrisiert »Taxi Teheran«.


orange is the new black In der Netflix-Serie lernt eine verwöhnte Frau aus der Mittelschicht die harte Realität eines Frauengefängnisses kennen. Einfühlsam und mit ab und an bitterbösem Humor verflicht die Serie die Schicksale der Insassinnen miteinander.

gesetz der straSSe brooklyn’s finest Der US-Schauspieler Don Cheadle spielt in dem Thriller von Antoine Fuqua (7. August, Das Erste) neben Richard Gere und Ethan Hawke einen von drei Polizisten, die in Brooklyn auf verlorenem Posten kämpfen.

Filme im TV

herausragend, ein Meisterwerk sehr gut, ambitioniert, lohnenswert solide und interessant wenig aufregend, Mittelmaß verschenkt, enttäuschend ärgerlich, anstößig, eine Zumutung

neu IM Kino

Der neueste Zuwachs zum Marvel-Universum in Form eines Heist-Movies: Ein früherer Einbrecher wird auf Ameisengröße geschrumpft, um dergestalt unauffällig das Böse unterwandern zu können.

neu Auf DVD

ant-man


Kritiken neue Filme

Taxi Teheran

Durch die Maschen der Restriktion: Jafar Panahi chauffiert durch die iranische Metropole Um seine Bedingungen macht »Taxi Teheran« kein Geheimnis. »Was ist das hier vorne?« will der erste Fahrgast wissen, als er die auf dem Armaturenbrett montierte Kamera sieht. Auch der iranische Regisseur Jafar Panahi, der im Film die Rolle eines Teheraner Taxifahrers einnimmt, ist schnell identifiziert – man sieht ihn nach dem Umschnitt am Steuer des Wagens, kurz darauf wird er von einem Passagier erkannt, der mit illegalen Kopien von amerikanischen Serien und Hollywoodproduktionen handelt (er hat aber auch gut sortiertes Autorenkino im Gepäck und er kennt sich in Panahis Werk offensichtlich gut aus). Dieser »FilmOmid«, wie er sich einmal nennt, freilich ebenso »Darsteller« wie die übrigen Protagonisten des Films, bringt explizit die Frage nach dem inszenatorischen Charakter des scheinbar Dokumentarischen auf: Er will eine Analogie zu einer Szene aus einem von Panahis Spielfilmen erkannt haben. Das Offenlegen der Bedingungen ist für den Film ent-

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scheidend. Denn es geht in »Taxi Teheran« nicht um die Illusionsmaschine Kino, sondern darum, mittels einer sehr einfachen, aber umso effektiveren Apparatur – eines mobilen Filmstudios – politische und gesellschaftliche Realität in der Islamischen Republik zu beschreiben und vor allem: zu besprechen. Die Frage, was hier in welchem Maße inszeniert, was echt ist, was dem Drehplan oder dem Zufall folgt, ist dann auch völlig nebensächlich. Denn der Film ist so oder so ein Dokument. Eines, das Stimmungen, Mentalitäten und Haltungen aufzeichnet, von Unsicherheiten und Zweifeln bis hin zu Unbehagen und Dissidenz. Und darüber hinaus ist »Taxi Teheran« das Dokument eines Filmemachers, der seit 2010 unter einem 20-jährigen Berufsverbot steht und trotz dieser Umstände weiterhin Filme macht. Panahi hat »Taxi Teheran« heimlich produziert und außer Landes schaffen lassen – so wie zuvor schon »This Is Not a Film« (2011) und »Pardé« (2013). Panahi nutzt das Kino substan-

ziell als ein Vehikel der Äußerung. Verschiedene Fahrgäste steigen in Panahis Taxi und verlassen es wieder, kommen miteinander ins Gespräch oder verwickeln den Regisseur in Gespräche – über Themen wie Zensur, Geschlechterungleichheit, Armut, Aberglaube, die Scharia. Einige Episoden sind handlungsstärker, geben Action und Slapstick den Vorrang, doch auch hier flicht Panahi geschickt thematische Abhandlungen ein, wie etwa das frauenfeindliche Erbrecht, das über eine stark überspielte, hysterisierte Unfallszene eingeschmuggelt wird. Nach dem deprimierenden Hausarrest-Tagebuch »This Is Not a Film« signalisiert »Taxi Teheran« eine Öffnung. Es ist beeindruckend, wie Panahi das Arbeitsverbot in eine selbst auferlegte formale Beschränkung übersetzt, die dann umso stärker aus dem Raster der Reduktion ausbricht und beständig nach Möglichkeiten der Expansion sucht. Ähnlich wie bei »Ten« (2002), dem berühmten minimalistischen »Auto-Film« von

Abbas Kiarostami, für den Panahi als Regieassistent arbeitete, verweist der Rahmen des Innenraums beständig auf das, was außerhalb liegt. Auf das, was man nicht sieht. Aber auch auf das, was man nicht sehen, mehr noch: nicht zeigen darf. Explizit wird die Zensur in einer Szene mit Panahis quasseliger und extrem wacher Nichte Hana verhandelt. Hana muss als Hausaufgabe einen Kurzfilm machen. Die Regeln für einen »zeigbaren« Film stürzen sie jedoch in eine Krise. Denn wie lassen sich Forderungen nach unverfälschter Wirklichkeit und dem Vermeiden von Schwarz-WeißMalerei mit Einschränkungen vereinbaren wie: keine Gewalt, keine politischen und wirtschaftlichen Themen, Männer und Frauen dürfen sich nicht berühren, keine Krawatten für die Guten? Als das Mädchen bei einem Zwischenstopp im Auto wartet, filmt es ein Hochzeitspaar. Ein vorbeilaufender Junge macht dabei den Film zunichte, als er heimlich einen Geldschein aufhebt, der dem Bräutigam aus der Hosentasche gefallen ist.


neue Filme Kritiken Erfolglos versucht sie ihn zu überreden, das Geld zurückzugeben, um seinen Film zu retten. Beeindruckend auch, wie sich Medialität im Film immer wieder vervielfältigt: Handys zirkulieren, werden als Aufzeichnungsgerät benutzt – etwa eines Testaments – oder dienen als Filmkamera. So luftig »Taxi Teheran« mitunter auch wirkt: Panahis mobiles Studio ist ein hochverdichteter Diskursraum, klaustrophobisch und raumausgreifend gleichermaßen, geschützt und doch unwägbaren Gefahren ausgesetzt. Denn wer weiß schon um die Konsequenzen für die beteiligten Personen? Gerade der Schluss erinnert noch einmal schmerzhaft an die Fesseln dieses filmischen Projekts: den Abspann muss sich der Film selbst verbieten. Esther Buss Bewertung der Filmkommission

Fotos S. 36-49: Jeweilige Filmverleihe

Ein Taxi fährt durch die Straßen Teherans, auf dem Armaturenbrett ist eine Kamera installiert. Am Steuer sitzt der mit einem Berufsverbot belegte iranische Regisseur Jafar Panahi. Während unterschiedliche Fahrgäste ein- und aussteigen, kommt es zu Gesprächen und kleinen dramatischen Szenen, die die politische und gesellschaftliche Realität im Iran beschreiben: Themen wie Zensur, Geschlechterungleichheit, Armut, Aberglaube und die Scharia. Trotz der begrenzten Mittel erweitert Panahi beständig den Raum seines mobilen Filmstudios. Ein beeindruckendes Dokument einer politischen Zwangslage, aber auch eine Feier des Kinos als Möglichkeitsraum. – Sehenswert ab 14.

TAXI. Iran 2015 Regie: Jafar Panahi Darsteller: Jafar Panahi Länge: 86 Min. | Kinostart: 23.7.2015 Verleih: Weltkino | FSK: ab 0; f FD-Kritik: 43 218

Slow West

Wortkarge Western-Dekonstruktion

Ein 16-jähriger schottischer Ausreißer aus gutem Haus landet im »Wilden Westen« auf der Suche nach seiner ersten Liebe, die zusammen mit ihrem Vater die Alte mit der Neuen Welt vertauscht hat. Die Konterfeis von Vater und Tochter hängen dort an verwitterten Häuserfronten. Die beiden werden wegen Mordes gesucht; doch der Zuschauer erfährt nichts Genaues. Ein Kopfgeldjäger, der den träumerischen, aber unbeirrbaren Jungen gegen eine Entlohnung begleitet, ist nicht der Einzige, der sich die ausgesetzte 2000-Dollar-Prämie verdienen will. Man schreibt das Jahr 1870. Ort der Handlung ist Colorado, auch wenn der Film in den Ebenen und Bergen von Neuseeland gedreht wurde. Ein Western also, dessen Außenaufnahmen gewiss nicht zufällig an John Ford erinnern. Mehr als das hat Regisseur John Maclean in seinem Debütfilm mit den großen Klassikern des Genres nicht gemein. Eher schon ist »Slow West« eine wortkarge Dekonstruktion und Entromantisierung der Gattung, mal an den CoenBrüdern und an Quentin Tarantino, mal an den Filmen von Budd Boetticher und Monte Hellman orientiert.

Maclean beruft sich auch auf Bresson, und man merkt es. Der Film fasziniert durch seine lakonische Bildersprache und die (oft witzige) Knappheit der Dialoge. Maclean war früher ein Mitglied der eklektischen schottischen Folk-Gruppe The Beta Band, für die er mehrere Musikvideos gemacht hat. Außer ein paar Kurzfilmen hat er sonst keine praktische Filmerfahrung vorzuweisen. Es gehört deshalb schon eine gehörige Portion Chuzpe dazu, sich gleich auf einen Film einzulassen, der ein ganzes Genre auf ein paar Formeln zu reduzieren versucht. Einen philosophischen Unterbau darf man von »Slow West« dabei nur mit Maßen erwarten. Es gibt auch weder das Adrenalin anstachelnde Actionszenen noch ein Happy End. Was übrig bleibt von der jugendlichen Träumerei und Abenteuerlust ist die Konfrontation der Ideale mit einem seelischen Ödland, in dem Geld und Gewalttätigkeit die einzigen Orientierungsmarken sind. Maclean scheint zu erwarten, dass seine Zuschauer genügend Kenntnis des Western-Genres mitbringen, um seine oft abrupt wirkenden Fragmente einordnen zu können. Viel Spannung kommt

dabei trotz der unüblichen Kürze des Films leider nicht auf. Dessen ungeachtet aber ist »Slow West« eine Fingerübung, die genug Talent offenbart, um auf weitere Filme von John Maclean neugierig zu machen. Franz Everschor Bewertung der Filmkommission

Ein 16-jähriger Schotte folgt seiner Jugendliebe ins unzivilisierte Colorado des Jahres 1870 und heuert einen Revolvermann zu seinem Schutz an. Die Suche nach dem Mädchen und dessen Vater erweist sich zusehends als gefährlich, da den beiden Kopfgeldjäger auf den Fersen sind. Wortkarger Spätwestern, der durch seine lakonische Bildsprache beeindruckt. In knappen Szenen konfrontiert das Regiedebüt jugendliche Ideale mit Geldgier und roher Gewalttätigkeit, ist dabei freilich mehr an einer Entromantisierung des Genres als am Spannungsaufbau interessiert. – Ab 16.

SLOW WEST. Großbritannien/Neuseeland 2015 Regie: John Maclean Darsteller: Kodi Smit-McPhee (Jay ­Cavendish), Michael Fassbender (Silas Selleck), Ben Mendelsohn (Payne), Caren Pistorius, Rory McCann Länge: 86 Min. | Kinostart: 30.7.2015 Verleih: Prokino | FSK: ab 12; f FD-Kritik: 43 219

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