Filmdienst 23 2016

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FIlM DIenST Das Magazin für Kino und Filmkultur

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www.filmdienst.de

PETER HANDKE

Der berühmte Literat ist ein passionierter Filmliebhaber. Was sich nicht nur in seinen eigenen Arbeiten fürs Kino zeigt.

E WA N M CG R E G O R

Der britische Schauspieler debütiert mit »Amerikanisches Idyll« als Regisseur. Ein Interview zum Rollenwechsel.

A N D R Z E J WA J DA

Würdigung des polnischen Regisseurs, für den Film die Verpflichtung zur politischen Einmischung war.

GoleM

Der Sage nach erweckte kabbalistische Zauberei die Gestalt der jüdischen Mystik zum Leben. Mittlerweile sorgen dafür die Medien, wie eine Ausstellung im Jüdischen Museum zeigt. 10. november 2016 € 5,50 69. Jahrgang


filmdieNst 23 | 2016 DIe NeueN KINOFILMe Neu im KiNo ALLE STArTTErMInE

51 37 42 38 40 46 51 39 43 43 50 51 49 45 41 45 49 51 49 49 36 44

Ae Dil Hai Mushkil 27.10. Amerikanisches Idyll 17.11. Before I Wake 10.11. Café Society 10.11. Cahier africain 10.11. Continuity 17.11. Dirty Cops - War on Everyone 17.11. Egon Schiele - Tod und Mädchen 17.11. Die Florence Foster Jenkins Story 10.11. Das Gelände 9.11. Ikimizin Yerine 20.10. Im Namen der Tiere 17.11. Jeder stirbt für sich allein 17.11. Jack Reacher: Kein Weg zurück 10.11. Les Sauteurs - Those Who Jump 17.11. Magnus 10.11. Manche hatten Krokodile 10.11. Die Mitte der Welt 10.11. Der zornige Buddha 23.9. Der Ost-Komplex 10.11. Paterson 17.11. Peter Handke - Bin im Wald. Kann sein, dass ich mich verspäte 10.11. Radio Heimat 17.11. Die Reise mit Vater 17.11. Soy Nero 10.11. Surprise 10.11. Ungesagt 17.11. Was Männer sonst nicht zeigen 10.11. Willkommen bei den Hartmanns 3.11. Winna - Weg der Seelen 10.11. Wir sind die Flut 10.11. Wir sind Juden aus Breslau 17.11.

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KiNotipp

38 caFé sOcIety

39 egON schIeLe

der katholischen Filmkritik

41 Les sauteurs Ein aufwühlender Dokumentarfilm über Flüchtlinge, die in nordafrika auf die Weiterreise nach Europa hoffen.

45 DIe reIse MIt vater

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40 cahIer aFrIcaIN

Fotos: TITEL: Deutsches Filminstitut/Frankfurt am Main. S. 4/5: Warner, Alamode, déjà-vu, Movienet, ZDF, Splendid, arte Edition/absolutMedien

+


23 | 2016 DIe artIKeL iNhAlt KiNo

AKteure

filmKuNst

18 gOLO euLer

20 McgregOr & cONNeLLy

32 stuMMFILMe

10 peter handke

Der 1942 geborene österreichische Schriftsteller ist ein »Kinogeher«, den Filme nachhaltig beeinflusst haben. und der seinerseits das Kino prägte, u.a. durch seine Zusammenarbeit mit Wim Wenders. Eine hommage auf die kreative Liebesbeziehung zwischen peter handke und dem Kino. Von Wilfried Reichart

16 andrzej wajda

20 ewan mcgregor & jennifer connelly

In »Amerikanisches Idyll« spielt Ewan McGregor einen Familienvater, dessen Tochter zur Terroristin wird. Erstmals führte er auch regie. Ein Gespräch mit dem Schauspieler und seiner Kollegin Jennifer Connelly. Von Michael Ranze

24 valerie pachner

Der Tod des polnischen regisseurs sorgte bei Cineasten weltweit für Trauer. Würdigung eines Filmemachers, der als Künstler immer auch eine politische Figur war.

Derzeit glänzt die Theater- und Filmschauspielerin im Biopic über den Maler Egon Schiele, in dem sie dessen Modell Wally neuzil verkörpert. Ein Interview über ihre Beschäftigung mit der historischen Figur.

Von Ralf Schenk

Von Jens Hinrichsen

18 golo euler

26 in memoriam

Der Schauspieler hat eine Karriere hingelegt, die von der Soap opera »Sturm der Liebe« bis zu Wes Andersons »Grand Budapest hotel« reicht. Seine präsenz und sein Spieltrieb eröffnen ihm eine große Karriere. Ein »Spielwütig«-porträt.

Erinnerungen an Skandalfilm-regisseur herschell Gordon Lewis, die Dokumentaristin Biljana Garvanlieva und die dänische Aktrice Ann Smyrner.

27 e-mail aus hollywood

Lässt sich neben dem megateuren Blockbuster-Kino noch Kino mit bescheideneren Mitteln machen? Das »Mini-Studio« STX Entertainment hat sich dabei bewährt. Von Franz Everschor

28 der golem

Das Wesen aus Lehm agiert an der Schwelle zwischen Gut und Böse und hat schon zahlreiche Schriftsteller und Filmemacher inspiriert. Eine Berliner Ausstellung führt den Golem ins digitale Zeitalter. Von Thomas Klein

32 stummfilme

Mit »Schatten« und »Cyankali« sind zwei vielbeachtete Werke des deutschen Kinos der 1920er-Jahre in neuen DVD-Editionen erschienen. Auch arte würdigt die Stimmfilmkunst mit restaurierten Klassikern. Von Stephan Ahrens und Jörg Gerle

Von Bernd Buder, Rainer Dick und Ulrich Kriest

Von Alexandra Wach

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RUBRIKEN EDITorIAL InhALT MAGAZIn DVD-KLASSIK DVD/BLu-rAy TV-TIppS p.S. KoLuMnE VorSChAu / IMprESSuM

ferNseh-tipps 56 Krimi-Zeit im Ersten: Die »Tatort« wartet mit einer 1000. Folge auf, die nach dem allerersten Film der reihe »Taxi nach Leipzig« benannt ist (13.11., 20.15). Am 20.11. folgt ein neuer »Tatort« für Felix Murot (ulrich Tukur): »Es lebe der Tod«. regisseur Dominik Graf schickt ein Team los: »Zielfahnder Flucht in die Karpaten« (19.11., 20.15)

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kino andrzej wajda Andrzej Wajda, der bedeutendste Filmemacher Polens, wurde auf dem SalwatorFriedhof in Kraków beigesetzt. An der Trauerfeier nahm neben Familienangehörigen und künstlerischen Wegbegleitern auch der polnische Präsident Andrzej Duda teil. Roman Polanski und Agnieszka Holland, mit denen Wajda über viele Jahre befreundet war, schickten Botschaften; auch der vormalige Präsident und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa, dem Wajda seinen vorletzten Spielfilm »Walesa. Der Mann aus Hoffnung« (2013) gewidmet hatte, kondolierte. Nicht zuletzt meldete sich der russische Dichter Jewgeni Jewtuschenko mit dem in der Moskauer Zeitung »Nowaja Gaseta« veröffentlichten Gedicht »Brief an die Polen« zu Wort. Darin erinnert er an Wajdas Filme »Kanal« (1957) und »Das Massaker von Katyn« (2007), in denen die historische Schuld Russlands gegenüber Polen thematisiert, zugleich aber das Gegenbild menschlich handelnder Russen gezeichnet wird. Jewtuschenko beendet sein Poem mit der Hoffnung: »Wir werden überleben und einander nicht fremd werden.« Gerade nach seinem Tod wird noch einmal deutlich, dass Andrzej Wajda neben seiner Aura als Künstler in seinem Heimatland auch eine wichtige politische Figur gewesen ist. Sein Wort hatte Gewicht, selbst wenn ihm zuletzt manche Zeitgenossen seine nicht zu erschütternde Solidarität mit dem durchaus umstrittenen Solidarnosc-Chef Lech Walesa übel

Andrzej WAjdA 6. 3.1926 – 9.10. 2016

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»Das Massaker von Katyn«

nahmen. Wajda, geboren als Sohn eines vom sowjetischen Geheimdienst NKWD ermordeten Berufsoffiziers und einer Lehrerin, gründete seinen Ruf auf mehrere Dutzend Filme, die im Ganzen so etwas wie eine künstlerisch verdichtete polnische Nationalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts bilden. Bereits im Frühwerk »Kanal« porträtierte er eine Widerstandsgruppe der polnischen Heimatarmee, die Ende September 1944, während des Aufstands gegen deutsche Okkupanten, ihre Stellung in den Trümmern der Vorstadt zu behaupten versucht: ein expressionistisches, existenzialistisches Drama mit Helden, die von Zweifeln geprägt sind, zugleich eine Absage an die stalinistische Kunstdoktrin mit ihrem Pathos und der Verklärung des Widerstandskampfs. »Asche und Diamant« (1958), der Festivalpreise in Berlin und Venedig erhielt und Wajdas Namen international bekannt machte, zeigt einen Untergrundkämpfer, dessen Hass bisher den Nazi-Besatzern galt, der sich nach der Befreiung aber an den neuen, kommunistischen Machthabern abarbeitet. Auch in »Lotna« (1959), einer melancholischen Rhapsodie aus der Zeit kurz nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen im September 1939, faszinierte

»Eine Liebe in Deutschland«


andrzej wajda kino

»Kanal«

»Die Schattenlinie«

ihn »der Glanz der Ausweglosigkeit« (Gregor/Patalas): Hier steht eine edle weiße Stute im Mittelpunkt, mit der ein polnischer Kavallerist gegen deutsche Panzer ankämpft. Ein Film, geprägt von tiefem Nationalstolz und, wie oft bei Wajda, über historische Umbruchsituationen, denen der Regisseur und seine Autoren eine außergewöhnliche, eigenwillige Perspektive abgewinnen. Zwischen seinen epischen und dramatischen Produktionen zur polnischen Geschichte – »Die Hochzeit« (1972), »Das gelobte Land« (1974), »Korczak« (1990) und »Pan Tadeusz« (1999) – drehte Wajda gern lyrische Kammerspiele. Meisterhafte Studien über die Vergänglichkeit des Lebens, oft verbunden mit mythischen Naturbildern wie in »Das Birkenwäldchen« (1970),

»Die Mädchen von Wilko« (1979) oder »Tatarak« (2009), mit dem er seinem verstorbenen Kameramann ein Denkmal setzte. Mit »Der Mann aus Marmor« (1977) und »Der Mann aus Eisen« (1981) verabschiedete sich der Regisseur, zunehmend desillusioniert von den gesellschaftlichen Entwicklungen in seiner Heimat, vom Glauben an die Möglichkeit eines demokratischen Sozialismus unter den obwaltenden stalinistischen Bedingungen: Die Humanität einer Gesellschaft, so konstatierten diese Filme, kann niemals von einer machtgierigen, Gewalt und Lüge als ständige Herrschaftsmittel einsetzenden, demokratisch nicht legitimierten, selbsternannten Elite ausgehen, sondern nur vom die Lauterkeit seines Anliegens verteidigenden Individuum. Andrzej Wajdas Werk enthält grandiose ästhetische Entwürfe. Zum Beispiel einen im europäischen Kino singulären Film wie »Landschaft nach der Schlacht« (1970), die surrealistische Studie über einen KZHäftling, der nach Kriegsende mit Tausenden anderen in ehemalige deutsche SS-Kasernen umquartiert wird, um sich hier auf Freiheit und »Normalität« vorzubereiten: eine Studie, in der das Gemenge aus Angst, animalischen Überlebensinstinkten und Traumata zu eindringlichen, nicht leicht zu entschlüsselnden Motiven komprimiert wird. Wajda besetzte Daniel Olbrychski in der Hauptrolle, der, ähnlich dem jung verstorbenen Zbigniew Cybulski, zu einer Art Alter ego für ihn werden und über Jahre künstlerisch begleiten sollte. Überhaupt blieb er seinen Schauspielern treu – so wie

»Der Mann aus Eisen«

sie ihm zur Verfügung standen, sobald er sie rief: Er schätzte das Ensemble-Spiel im Kino wie im Theater, dem seine »andere« Liebe galt und für das er, in Kraków, Warschau, Moskau, Zürich und anderswo, manche großartige Inszenierung schuf. In den 1990er-Jahren etablierte Wajda die nach ihm benannte Warschauer Film School, stand jungen Künstlern bei ihren ersten Schritten im Metier mit Rat und Tat zur Seite. Was sie von ihm lernen konnten, waren nicht nur die Urgründe von Kultur, Geschichte, Handwerk – viel mehr noch erschien es ihm wichtig, sie in Zivilcourage zu trainieren. »Der Film ist verpflichtet, die vielfältigen Aspekte der Wirklichkeit zu zeigen«, beschwor er schon Ende der 1970er-Jahre, »auch wenn sie unangenehm oder auch schockierend sind. Denn Dinge, die man benennt, hören auf, Angst zu machen.« Ralf Schenk

»Danton«

Fotos: FD-Archiv

»Der Mann aus Marmor«

»Korczak«

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filmkunst GOlem

»Dreh Dich nicht um, Der golem geht herum«

Der golem, unD wie er Das kino beeinflusste

oben und reche Seite: »Golem und kleines Mädchen«, Szenenfotografie zu Paul Wegeners »Der Golem, wie er in die Welt kam«, um 1920. Deutsches Filminstitut, Frankfurt am Main

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Der Golem, wie er in die Welt kam (1920)

GOlem filmkunst

Im Jüdischen Museum in Berlin widmet sich derzeit eine Ausstellung dem Golem, jenem »künstlichen Menschen« der jüdischen Mystik, der aus Lehm gebaut und durch kabbalistische Magie zum Leben erweckt wird: mal als Retter, mal als Monster. Die Ausstellung beleuchtet, wie das Medium Film diese sagenhafte Figur seinerseits zum Leben erweckte und seinen Beitrag dazu leistete, sie auch zum popkulturellen Mythos zu machen.

Fotos: Jüdisches Museum Berlin/jeweilige Fotos

Von Thomas Klein »Dreht euch nicht um – Der Golem geht rum! oder das Zeitalter der Muße« ist der Titel einer jener Fernsehproduktionen der 1970er-Jahre, die in Vergessenheit geraten sind, nicht zuletzt, weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk keine eigene Fernsehgeschichte betreibt und Filme wie diesen von Peter Beauvais in Archiven verfaulen lässt. Worauf sich Beauvais im Titel vermutlich bezog, ist eine Variante des Kinderspiels »Der Plumpsack geht um«. Dabei stehen Kinder im Kreis, halten die Hände nach hinten geöffnet, während ein anderes Kind, einen kleinen Gegenstand in der Hand haltend, um sie herum geht, um diesen Gegenstand früher oder später in eine der Hände fallen zu lassen. Währenddessen wird gesungen: »Dreht euch nicht um, der Plumpsack geht um! Wer sich umdreht oder lacht kriegt den Buckel blau gemacht!« Mein Vater kannte in seiner Kindheit der Nachkriegszeit nur die Golem-Variante – es wirkte noch so einiges nach aus der NS-Zeit. Denn der Golem ist eine Gestalt der jüdischen Mystik, der Kabbala. Die von Emily D. Bilski und

Martina Lüdicke kuratierte Ausstellung im Jüdischen Museum in Berlin hat sich dieser Legende angenommen.

Die golem-legenDe Aus Lehm wird die Gestalt des Golems geformt, durch Magie wird sie zum Leben erweckt. So wird der Golem zur »Metapher für kreatives Schaffen, das Ringen um Form, das Lebendigmachen unbelebter Materie«, wie auf einer Texttafel der Ausstellung zu lesen ist. Im Mittelalter diente die Erschaffung des Golems jüdischen Mystikern dazu, sich Gott anzunähern. Verbunden damit war eine positive Absicht: Der Golem sollte den Menschen helfen, etwa indem er eine bestimmte Funktion einnimmt und die Menschen von bestimmten Tätigkeiten entlastet. Wird er jedoch für andere Arbeiten herangezogen oder überfordert, kann er außer Kontrolle geraten und zerstörerisch wirken. Der Golem kann also das Gute und das Böse verkörpern. Der richtige und gelehrte Umgang mit dem Golem macht ihn zum Helden, der falsche macht ihn zum Monster. Am Populärsten ist die Prager GolemLegende. Eine bekannte Variante findet sich in Jizchok-Leib Perez’ Erzählung »Der Golem« aus dem Jahr 1890. Darin geht es um den Prager Rabbi Judah Löw, der im 16. Jahrhundert einen Golem mit einer Zauberformel zum Leben erweckt. Zuerst als Beschützer gute Dienste leistend, wird der Golem wie der Besen in Goethes »Zauberlehrling« plötzlich von Zerstörungswut gepackt und für seinen Meister und andere zur Gefahr. Rabbi Löw bleibt nichts anderes übrig, als dem Golem das Leben wieder zu

nehmen. Bis heute hält sich die Legende, dass sich die Staubreste des Golems auf dem Dachboden der Alt-Neu-Synagoge in Prag befinden.

Der golem in literatur unD film Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschienen in der Literatur sowie im noch recht neuen Medium Film Erzählungen, die sich wesentlich auf den Golem als populäre Figur auswirkten: Gustav Meyrinks Roman »Der Golem« und der Golem-Film von Paul Wegener und Heinrich Galeen. Meyrinks 1915 in Buchform (zuvor, wie damals üblich, schon als Fortsetzungsroman in einer Zeitschrift) veröffentlichter Roman steht in der Tradition der deutschen Romantik eines E.T.A. Hoffmann und gilt als Klassiker der fantastischen Literatur. Die Geschichte um den Restaurator Athanasius Pernath, der 1890/91 in Prag in eine abenteuerliche Welt der Mystik gerät, spielt mit dem Schrecken der Golem-Gestalt, doch tritt sie darin gar nicht wirklich in Erscheinung: Alles in diesem Roman scheint Traum, Imagination und Wahnvorstellung. Zum Bild wird der Golem in einer der Illustrationen von Hugo Steiner-Prag – erstaunlich die Ähnlichkeit der Kopfform des Golems mit der von Lord Voldemort in den »Harry Potter«-Filmen. Im Film musste dem Golem natürlich Gestalt verliehen werden. Zaubersprüche finden ihre Entsprechung im Zauber der Filmtechnik. Leider ist der erste, 1914/15 entstandene Golem-Film bis auf wenige Fragmente zerstört. Als verschollen gilt Wegeners zweiter Golem-Film »Der Golem und die Tänzerin«, der bereits als Parodie des Stoffs angelegt ist. 1920 drehte der bei Max Reinhardt als Schauspieler bekannt

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unten + rechts: Blick in die Ausstellung, Jüdisches Museum Berlin. Foto: Yves Sucksdorff

filmkunst GOlem

gewordene Wegener eine weitere Version: »Der Golem, wie er in die Welt kam«. Heute gilt sie als Klassiker des Horror-Genres. Zuerst tritt der Golem mit der Kraft eines Superhelden als Bewahrer der jüdischen Gemeinde auf. Doch dann benutzt Löws Assistent ihn, um beim Werben um die Tochter des Rabbi einen Rivalen aus dem Weg zu räumen. So wird der Golem zum banalen Mörder und bemächtigt sich, nun Amok laufend, seinerseits der Frau. Berührend ist das Ende: Der Golem trifft auf ein kleines Mädchen, hebt das zarte Wesen mit seinen riesigen Pranken zu sich hoch, woraufhin das Kind ihm den Stern von der Brust löst, mit dem ihm der Rabbi das Leben eingehaucht hatte. Ganz friedlich stürzt der Golem reglos zu Boden. Die kindliche Unschuld kann dem Golem das Böse

austreiben. Eine düster-bizarre Fantastik in der Tradition der schwarzen Romantik durchdringt den Film – in Wegeners Darstellung des Golems, den Perspektiven der von Karl Freund geführten Kamera, der Lichtsetzung und der Architektur des jüdischen Ghettos. Die Filmarchitektur Hans Poelzigs und die Interieurs seiner Frau Marlene Moeschke schaffen ein imaginäres Mittelalter. Die Ausstellung zeigt Auszüge aus den Skizzenbüchern der Poelzigs. Eine neue Filmversion des Stoffs erschien 1936, inszeniert von Julien Duvivier. Ausnahmsweise keine Zusammenarbeit mit Jean Gabin, ist »Le Golem« eher ein

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Historienfilm, in dem die Kreatur erst am Ende in Erscheinung tritt und das jüdische Volk in Prag von der Unterjochung durch Rudolf II, den damaligen Kaiser des Heiligen Römischen Reich, befreit. Der auf einem Theaterstück der tschechischen Autoren und Schauspieler Jiri Voskovec (er ging später nach Hollywood, wo er sich George Voskovec nannte) und Jan Werich basierende Film zeigt, dass der Golem auch in letzter Konsequenz als Erretter auftreten kann. Weitere Golem-Versionen wurden in der Folgezeit vor allem fürs Fernsehen gedreht. 1980 näherte sich der polnische Regisseur Piotr Szulkin dem Stoff auf eine Art und Weise, die deutlich macht, welches Potenzial darin steckt. Lose auf Meyrinks Roman basierend, versetzen Szulkin und Drehbuchautor Tadeusz Sobolewski die Handlung in die Zukunft und schaffen eine Zukunftsvision, in der die Medizin einen neuen Menschen kreieren will. So wird der Golem-Mythos zum Gegenstand einer dystopischen Science-Fiction-Fantasie.

Der golem unD seine meDialen fortschreibungen Diese Erweiterung leistet auch die Ausstellung im Jüdischen Museum. Der Golem, so ist auf einer frühen Texttafel zu lesen, »dient als Sinnbild für Bedrohungen von politischen Bewegungen, von immer weiter entwickelten Waffensystemen, von wissenschaftlichem Fortschritt in Gentechnik, Robotik oder künstlicher Intelligenz«. Im Science-Fiction-Film wird aus dem Golem der Cyborg, der Replikant, der Roboter,

der dem Menschen dienen soll, aber so hoch entwickelt ist, dass es ihm gelingt, ein Bewusstsein herauszubilden. Das will der Mensch freilich nicht, denn seine Einzigartigkeit auf Erden muss unangetastet bleiben. Der ganze Stolz der Wissenschaft wird zum Betriebsunfall. Ein harmonisches Zusammenleben mit der eigenen Schöpfung scheint undenkbar. Welche Bandbreite filmischer Entwürfe sich daraus ergibt, zeigt die Ausstellung in einem beeindruckenden Triptychon. Auf drei nebeneinander platzierten Leinwänden sind thematisch gebündelte Ausschnitte aus Filmen zu sehen, die in Beziehung zueinander gesetzt werden. Oft handelt es sich um gleiche bzw. ähnliche Motive aus unterschiedlichen Filmszenen. Dann finden sich auch unterschiedliche Szenen aus einem Film, etwa Stadtansichten in Fritz Langs »Metropolis«. Eine weitere Variante besteht in der leicht zeitversetzten Projektion ein und derselben Szene aus einem Film.


Hugo Steiner-Prag, Der Golem. Aus der Mappe »Der Golem – Prager Phantasien«, Leipzig 1916

GOlem filmkunst

Die ausstellung

Blick in die Ausstellung, Jüdisches Museum Berlin. Foto: Yves Sucksdorff oben: »Der Golem«, Fritz Ascher, 1916, Öl auf Leinwand, Jüdisches Museum Berlin, Foto: Hermann Kiessling

So gelingt eine Art Kompilationsfilm, der Bilder und Motive aus Filmen wie »Blade Runner«, »Nummer 5 lebt«, »Robocop« oder »THX 1138« in nicht selten verblüffende und ästhetisch ansprechende Zusammenhänge bringt. Musikalisch untermalt ist das ganze von Bachs Goldberg-Variationen sowie »Science Fiction futuristic sounds by ERH«. Natürlich sind alte Bekannte wie C3PO und R2D2 im

GOLEM Themenausstellung bis 29. Januar 2017 Jüdisches Museum Berlin Lindenstraße 9–14 10969 Berlin Ort: Altbau, 1. OG. Öffnungszeiten: täglich 10–20 Uhr, montags 10–22 Uhr Im Internet: www.jmberlin.de Triptychon vertreten, und es überrascht auch nicht, dass »Die Simpsons« als popkulturelles Archiv wieder einmal Zuarbeit leisten. In der »Treehouse of Horror«-Folge XVII »You Gotta Know When to Golem« findet Bart den Golem Backstage bei Krusty in einem Requisitenraum. Nachdem er die Geschichte des Golems von Krusty, dem jüdischen Clown, erzählt bekommt, erkennt der gelehrige Bart das Potenzial und instrumentalisiert den Golem für seine Streiche. Im digitalen Zeitalter wird aus dem Golem ein Avatar. Zu den ersten Exponaten, die der Besucher der Ausstellung zu sehen bekommt, gehören Spielfiguren aus den Online-Spielen »League of Legends« und »Clash of Clans«. Darin ist der Golem ein neutrales Monster. Jeder Spieler kann nun selbst mehr oder weniger zum Schöpfer dieser Kreatur werden, indem er dessen Handeln im Spiel bestimmt. Noch mehr ist dies in dem Open-World-Spiel »Minecraft« der Fall, in dem man sich einen Golem tatsächlich selbst erschaffen kann. Der ist nur nicht immer aus Lehm: Es gibt Eisengolems und Schneegolems, die dich gegen Monster verteidigen. Kaum ein Medium, in dem der Golem nicht auftaucht, mal so, mal so. Selbst Batman kämpft in der Comic-Reihe Detective Comics gegen einen Golem, und auch ein berühmter grüner Superheld bekommt es in »The Incredible Hulk... in the Shadow of... The Golem« mit ihm zu tun. Vom jüdischen Mythos ist der Golem im 20. Jahrhundert zu einem Star der Populärkultur avanciert. Ein Ende seiner Karriere ist nicht in Sicht.

Ktura Manor, »War Time / Peaces Time (Golem)«, 2014, Öl auf Leinwand

»Der Golem, und wie er in die Welt kam« Dt. 1920. Regie: Paul Wegener, Carl Boese. Buch: Paul Wegener, Henrik Galeen. Kamera: Karl Freund. Neue Musik von Aljoscha Zimmermann und Ensemble. Darsteller: Paul Wegener (Golem), Albert Steinbrück (Rabbi Löw), Lyda Salmonov (Miriam), Ernst Deutsch (Famulu), Otto Gebühr (Kaiser). 84 Min. DVD: Anbieter: Transit Classics/ Universum/Black Hill. Bildformat: 1:1,33 Vollbild, viragiert. in Dolby Digital 2.0 Stereo. Untertitel und Menüs: Deutsch, Englisch. Mit Bonusmaterial. (Vgl. Besprechung in FD 08/04)

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kritiken neue Filme

Jim Jarmusch widmet den Ritualen des Alltags eine sphärisch-beschwingte Ode

Paterson benötigt keinen Wecker. (Fast) jeden Morgen erwacht er pünktlich neben seiner wunderschönen Frau Laura, stiehlt sich aus dem Bett, lässt sie schlafen, macht sich fertig, isst eine Kleinigkeit, nimmt seine Lunchbox und geht dann zur Arbeit. Paterson ist Busfahrer. Nach getaner Arbeit kehrt er nach Hause zurück, schiebt kurz den windschiefen Briefkasten zurecht, lässt sich von Laura erzählen, was sie an diesem Tag alles erlebt hat und geht dann noch mit dem Hund, einer englischen Bulldogge namens Marvin, kurz raus, auf ein Bier in seiner Stammkneipe. So geht es, der Film registriert lakonisch die Wiederholungen des Immergleichen mit einer Spur Humor, tagein, tagaus, eine Woche lang. Doch das ist nur eine, allerdings durchaus relevante Seite der Medaille. Paterson, der so heißt wie die Stadt in New Jersey, in der er lebt und arbeitet, ist nämlich Busfahrer und zugleich Poet, wenngleich er bislang noch nichts publiziert hat. Seine Poetik ist derjenigen von William Carlos Williams verpflichtet, der mit seiner Dichtung von Dingen, nicht von Ideen ausging. Auch »WCW« hat in Paterson gelebt, als Arzt gearbeitet und nebenher gedichtet. Paterson weiß sich also in Paterson in bester Gesellschaft und lässt sich bei seiner Alltags-

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routine durch Begegnungen und abgelauschte Gespräche oder Beobachtungen inspirieren. Der Zuschauer hat dabei die Wahl der Perspektive auf das Geschehen. Je nach Blickweise ändert es sich, wie in einem filmischen Vexierbild. Man könnte z.B. fragen, ob Paterson ein Busfahrer ist, der in seiner Freizeit dichtet, oder ob er nicht vielmehr ein Dichter ist, der sich seine Leidenschaft durch den Job des Busfahrers finanziert? Ein paar Tage folgt man Paterson und seiner Frau Laura durch den Alltag und kann dabei die Konsequenzen der jeweiligen Perspektive bedenken. Die von Paterson ist klar strukturiert, er war beim Militär und scheint in sich zu ruhen; sie hingegen ist impulsiv und hat viele kreative Ideen und Träume, wobei sie durchaus auf Außenwirkung bedacht ist. Laura ist es auch, die darauf besteht, dass Paterson seine Lyrik endlich öffentlich macht. Wenn er schon keinen Verlag sucht, soll er seine Gedichte wenigstens mal fotokopieren. Gerade weil der neue Film von Jim Jarmusch sich fast schon meditativ auf das oberflächlich Immergleiche, das Repetitive des Alltags einlässt, werden die kleinen Sensationen, die Begegnungen und die damit verbundenen Geschichten umso schneller sichtbar. Tatsächlich ist in

Paterson nämlich jede Menge los: eine Liebesgeschichte eskaliert, ein Bus macht schlapp, ein Rapper entwickelt seine Texte im Waschsalon, Lauras Cupcakes erweisen sich auf dem Regionalmarkt als Verkaufsschlager, mit einem japanischen Touristen und auch einem Schulkind kann Paterson sich über Lyrik unterhalten (»Unglaublich! Ein Busfahrer, der Emily Dickinson kennt!«) – und nicht zuletzt erfährt man, dass da immer noch jemand ist, der wirklich alles tut, damit alles so bleibt, wie es ist. Überdies spinnt Jarmusch ein dichtes Netz aus popkulturellen Referenzen, die das etwas heruntergekommene, einstige Textilzentrum als einen durchaus lebendigen Ort einer nicht glamourösen, aber selbstbewussten Kultur-Praxis erscheinen lassen. Wenn Paterson und Laura, die eine begnadete Designerin, Innenarchitektin, Bäckerin und talentierte Country-Sängerin ist, gemeinsam ins Kino gehen, schauen sie sich »Island of Lost Souls« von 1932 an und fühlen sich ein wenig wie im 20. Jahrhundert. Mit seinem vielfach geteilten Faible für Poesie, fürs Schreiben und Fotokopieren, fürs Sammeln von Zeitungsausschnitten und der auffälligen Distanz zu Mobiltelefon und Internet und allem, was damit zu hat, hätte sich Jarmuschs

bewertung Der filmkommission

Sieben Tage im leben eines Busfahrers aus einer uS-amerikanischen Provinzstadt, der Gedichte in der manier von William Carlos Williams schreibt und mit sich und seinem leben zufrieden ist, während seine umtriebige Frau mehr auf Anerkennung aus ist. Betont unspektakulär und lakonisch entfaltet der still in sich schwingende, äußerst humorvolle Film ein haikuartiges Bild der Alltagsroutine, wobei die Provinz als lebendige Quelle einer unglamourösen, aber verbindlichen Kultur fern von konsumistischen Zwängen gefeiert wird. ein konservativ-nachdenklicher Gegenentwurf zur digitalen event-Kultur. – Sehenswert ab 14.

Paterson. uSA 2016 regie: Jim Jarmusch Darsteller: Adam Driver (Paterson), Golshifteh Farahani (laura), William Jackson Harper (everett), Chasten Harmon (marie) länge: 123 min. | kinostart: 17.11.2016 Verleih: Weltkino | fD-kritik: 44 269

Fotos S. 36–51: Jeweilige Filmverleihe

Paterson

»Paterson«-Film in einem früheren Jahrzehnt, etwa den 1980erJahren, ganz wohl gefühlt. »Manufactum«-Arthouse also? Ein altmodischer Film? Eher vielleicht nachhaltig – und bei aller »Verzauberung des Alltags« wohl auch zarter, ganz materialistischer Hinweis darauf, dass Kulturarbeit nicht zum Broterwerb taugt, wenn man das Lokale, das Abseits als sicheren Ort zum Leben wählt. Was nicht nur negativ ist. So erzählt »Paterson« konservativ, antikapitalistisch, voller Humor, den man nicht als Ironie missverstehen sollte, dicht und vor allem durchdacht von Kreativität und Spontaneität, von der Lust, die Welt zu gestalten und von der Lust, für sich zu sein. Ein lakonischer Gegenentwurf zur Kultur der Casting-Show, der Instagram-Selfies und Facebook-Likes. Ulrich Kriest


neue Filme kritiken

amerikanisches idyll

Packendes uS-Familiendrama nach einem Roman von Philip Roth

Amerika in den 1950er-Jahren. Seymour Levov, Sohn eines jüdischen LederhandschuhFabrikanten in Newark, fällt alles nur so zu. An der Highschool ist er eine umjubelte Sportskanone. Wegen seines guten Aussehens und der blonden, streng zur Seite gescheitelten Haare wird er nur der »Schwede« genannt; die Mädchenherzen fliegen ihm nur so zu. Selbstverständlich heiratet er das schönste Mädchen der Stadt, obwohl es katholisch ist: Dawn, die überdies auch noch zur »Miss New Jersey« gekürt wurde. Einige Jahre später hat Seymour die Firma übernommen und ist Vater einer reizenden Tochter namens Merry. Gemeinsam lebt die Familie in einem großzügigen Landhaus in Old Rimrock. Das perfekte Idyll, doch man ahnt, dass sich hinter dem Filmtitel eine Unsicherheit verbirgt. Nicht nur, dass Merry stottert; sie entwickelt sich zu einem widerspenstigen Teenager und setzt sich immer mehr gegen die Liebe ihrer Eltern und deren bürgerlichen Lebensentwurf zur Wehr. Es ist das Ende der 1960er-Jahre, mit Rassenunruhen, Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und der Studentenrevolte. Merry radikalisiert sich zunehmend und schließt sich einer militanten Gruppe an. Im Postamt von Old

Rimrock geht eine Bombe hoch, ein Mensch stirbt, Merry aber ist wie vom Erdboden verschluckt. War sie an dem Anschlag beteiligt? Seymour und Dawn wollen das nicht glauben. Trotzdem geraten sie in die Mühlen der polizeilichen Ermittlungen. Schlimmer aber ist, dass Merry verschwunden bleibt. Für die Eltern beginnt ein Albtraum, der sie immer mehr voneinander entfernt. »Amerikanisches Idyll« beruht auf dem gleichnamigen Buch von Philipp Roth, der 1997 als Teil der »Zuckerman«-Romane erschien und mit dem PulitzerPreis ausgezeichnet wurde. Zuckerman ist eine Art Alter ego von Philipp Roth. Die Zuckerman-Figur ahmt die Karriere des Schriftstellers nach und beschreibt vor allem das Milieu jüdisch-amerikanischer Mittelschichtsfamilien. In der Rahmenhandlung des Films, die »Amerikanisches Idyll« als große Rückblende ausweist, fungiert Zuckerman, dargestellt von David Strathairn, als Erzähler. Allerdings ist die von Roth detailliert ausgemalte Rahmenhandlung nur unzureichend mit der eigentlichen Geschichte verknüpft; der gelegentliche OffKommentar Zuckermans muss deshalb als Scharnier herhalten. Die große Stärke des Romans liegt in der Beschreibung der

gesellschaftlichen Veränderungen und ihrer Auswirkungen auf den Einzelnen. Die Schilderung der sozialen Ordnung und die Geschichten ums private Glück werden parallel geführt, beide stets grundiert vom Versprechen auf Wohlstand, aber auch der Gefahr, dass der amerikanische Traum platzen könnte. Regiedebütant Ewan McGregor, der auch den Vater spielt, und Drehbuchautor John Romano gelingt es nicht immer, die Essenz des Romans auf die Leinwand zu übertragen. Einige emblematische Bilder, etwa die Selbstverbrennung des vietnamesischen Mönches im Juni 1963, müssen reichen, um Merrys Radikalisierung zu motivieren. Im Vordergrund der Inszenierung steht die fast schon kriminalistische Suche eines Vaters nach seiner Tochter und die gravierenden Auswirkungen, die ihr plötzliches Verschwinden auf das Zusammenleben der Eltern hat. Während Seymour geradezu manisch am Gedanken an seine Tochter festhält, will Dawn einfach ihr Leben zurück. Ihre Verzweiflung versteckt sie hinter einer Maske aus abweisender Härte. Jennifer Connelly stellt diese radikale Veränderung, von der bezaubernden, selbstbewussten Schönheitskönigin zur verbitterten Frau perfekt dar. Zu einem Kabinettstück wird ihr

Wortgefecht mit Peter Riegert, der Seymours streng jüdischen Vater spielt. Auch Ewan McGregor verkörpert bewunderungswürdig die existenzielle Krise, die ihn zum Handeln zwingt. Das macht »Amerikanisches Idyll« vor allem zu einem Schauspielerfilm, weil man den Figuren, auch der Irrationalität Merrys, dadurch stets glaubt. Großes Augenmerk wird dabei auch auf die Wiederbelebung der 1950erund 1960er-Jahre gelegt. Ausstattung und Kostüme versetzen den Zuschauer in eine andere Zeit, die Kamera von Martin Ruhe ordnet sich kongenial den Absichten der Inszenierung unter: Die lichtdurchfluteten, farbenfrohen Bilder des Beginn werden mit den wechselnden Stationen von Seymours Biografie dunkler und entsättigter. Man ahnt: Ein Happy End kann es hier nicht geben. Michael Ranze bewertung Der filmkommission

Familien- und Gesellschaftsporträt aus der bürgerlichen mittelschicht der uSA in den 1950erund 1960er-Jahren. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Philipp Roth besticht durch die Beschreibung der existenziellen Krise eines Vaters, dessen Tochter sich politisch radikalisiert und einer extremistischen Gruppe anschließt. Die in der Vorlage dominanten Schilderungen der gesellschaftlichen Veränderungen streift das glänzend besetzte und auf die Schauspieler fokussierte Regiedebüt indes nur am Rand. – Ab 14.

american Pastoral. Scope. uSA 2016 regie: ewan mcGregor Darsteller: ewan mcGregor (Seymour levov), Jennifer Connelly (Dawn), Dakota Fanning (merry), Peter Riegert, Rupert evans, uzo Aduba länge: 109 min. | kinostart: 17.11.2016 Verleih: Splendid | fsk: ab 12; f fD-kritik: 44 270

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Superwelt

Karl Markovics macht eine Supermarktkassiererin zur widerwilligen ansprechpartnerin für Gott

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dieser Welt ist. Das hängt zum einen mit der von Ulrike Beimpold wunderbar verkör­ perten Heldin selbst zusammen, die ausführlich als Frau eingeführt wird, die, wie man so schön sagt, »mit beiden Beinen im Leben steht«: eine unprätenziöse Arbeiterin und Familienmutter, die mit bewunderns­ werter Energie die Gleise ihres Alltags entlangkurvt. Vor allem aber brechen Markovics und sein Kameramann Michael Bindlechner durch die ausdrucksstarke Bildsprache von Anfang an subtil die an sich realistische Schilderung von Gabis Milieu und ihrem Alltag auf und schaffen eine Atmosphäre, durch die das Übernatürliche in die Wirklichkeit hineinschlüpfen kann: z.B. durch extreme Großaufnahmen (wie gleich am Anfang vom nassen Asphalt auf dem Supermarktparkplatz), die Vertrautes fremd machen, durch Szenenwechsel, die einen mit unerwarteten, im ersten Moment irritie­ renden Bildmotiven konfrontieren, durch ungewöhnliche Perspektiven. Dadurch entsteht eine Stimmung, die vorwegnimmt und begleitet, wie Gabi ihr »Angesprochensein« empfindet: als Verstörung. Wie es in der Bibel von Propheten wie Jona und Jeremiah berichtet wird, lässt auch Markovics seine Figur an der Zumutung des göttlichen Kontakts leiden; sie fängt an, sich mit Fragen an ihr Leben und ans Menschsein generell zu befassen,

die sie sich vorher nie gestellt haben, wodurch allmählich ihr Selbstbild und ihre sozialen Beziehungen bröckeln. In einer der stärksten Szenen schreit sie ihren Frust darüber Richtung Himmel – und muss sich damit abfinden, dass Gott die Antwort schuldig bleibt. Markovics beweist in der Ausmalung dieses Konflikts zwischendurch immer wieder einen feinen Sinn für Humor, lässt sich aber im Ganzen mit großer Ernsthaftigkeit auf das »transzendentale« Szenario ein. Worauf er damit abzielt, sind weniger jenseitige Spekulationen als vielmehr ein Auf­den­Prüfstand­Stellen des konkreten Lebens: Gabis Erlebnis wird für sie und in der Folge auch für ihr Umfeld und primär für ihren Mann zum Stolperstein, der dazu bewegt, das gemeinsam eingerichtete Dasein zu überdenken – was schmerzhaft ist, letztendlich aber etwas ungeheuer Befreiendes hat. – Sehenswert ab 16. Felicitas Kleiner SuPeRWelT. Österreich 2015 Regie: Karl Markovics Darsteller: ulrike beimpold, rainer vöss länge: 120 Min. fSK: ab 12 Anbieter: Polar film fD-Kritik: 44 300

Fotos: Jeweilige Anbieter

So spektakulär wie weiland der brennende Dornbusch, aus dem Jahwe zum alttestamentarischen Moses sprach, ist die göttliche Kontaktaufnahme nicht, die der Supermarktkassiererin Gabi in Karl Markovics’ zweitem Spielfilm zuteilwird. Zunächst sind es nur kleine Irritations­ momente: das Gefühl, dass jemand hinter ihr sei, als sie vom Sportkurs zu ihrem geparkten Auto läuft, Geräusche, die mal aus dem abgeschalteten Fernseher, mal aus dem Kühlschrank zu kommen scheinen. Daraus werden bald Aussetzer, bei denen Gabi mitten in einer Beschäftigung – beim Einräumen der Regale und beim Abkassieren im Supermarkt, zuhause in der Küche beim Eingießen des Tees – wie erstarrt innehält, um der seltsamen Stimme zu lauschen. Bis Gabi akzeptiert, dass es sich dabei nicht um eine Störung ihres Hörsinns, sondern tatsächlich um die Stimme Gottes handelt, dauert es eine Weile. Und als es soweit ist, ist Gabi alles andere als begeistert. Obwohl Markovics die göttliche Präsenz, die seine Figur wahrnimmt, in seinem Film nicht direkt auftreten lässt – man hört nicht, was Gabi hört, sondern sieht nur ihre Reaktionen darauf – legt seine Inszenierung von Anfang an nahe, dass es hier nicht um eine Figur mit einer psychischen Erkrankung geht, die sich alles nur einbildet, sondern dass dieser Gabi tatsächlich etwas widerfährt, was nicht von


KRITIKEN FerNseh-tIPPs

07.45 – 09.05 mdr Fuxia – Die Minihexe r: Johan Nijenhuis Liebevoll ausgestatteter KinderFantasyfilm Niederlande 2010 ab 8 11.05 – 12.30 3sat Der Mann, von dem man spricht r: e. W. emo turbulentes Lustspiel mit starbesetzung Österreich 1937 ab 18 12.10 – 14.30 One Marley r: Kevin Macdonald Differenziertes Musiker-Porträt usa 2012 ab 12 14.20 – 16.00 WDR Fernsehen Robert Altman’s Last Radio Show r: robert altman heiter-melancholischer Blick auf us-radiokultur usa 2006 sehenswert ab 14 20.15 – 21.50 zdf_neo Das Zeichen des Mörders r: eric Donell, Martin söder spannender, höchst unterhaltsamer thriller schweden 2005 ab 16 22.40 – 00.40 Servus TV O Brother, Where Art Thou? r: Joel & ethan coen eine Mississippi-Odyssee usa 2000 ab 16 00.30 – 02.10 mdr Action Man – Bankraub fast perfekt r: Jean Delannoy ex-gangster dreht noch einmal ein Ding Frankreich/Italien 1966 ab 16 00.35 – 02.20 ZDF Ein Vogel auf dem Drahtseil r: John Badham Perfekt inszenierte action-Komödie usa 1989 ab 14 02.15 – 03.40 mdr Ein schöner November r: Mauro Bolognini ambitionierte romanverfilmung Italien/Frankreich 1968 ab 16

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SO

saMstag 12. NOVEMBER

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sONNtag 13. NOVEMBER

09.45 – 11.35 arte Das Glück beim Tanzen r: Magaly richard-serrano Jugendfilm um zwei hip-hopper vom Land Frankreich 2014 ab 12 12. November, 00.30 – 02.10

Action Man – Bankraub fast perfekt

mdr

»Action Man« ist nicht unbedingt ein Prädikat, das man mit Jean Gabin verbindet. Der vor 40 Jahren am 15.11.1976 verstorbene französische schauspieler hat vielmehr als legendärer charakterdarsteller Filmgeschichte geschrieben. und dem trägt auch Jean Delannoys Film, seinem titel zum trotz, rechnung, bei dem es sich weniger um einen action- als um einen psychologischen Kriminalfilm handelt. gabin spielt darin einen ehrbaren restaurantbesitzer, der allerdings eine vergangenheit als gangster mit sich herumschleppt und von dieser eingeholt wird, als ihn ein Freund überredet, zusammen mit einigen spezialisten noch einmal eine Bank zu überfallen. Intelligent gemachtes spannungskino mit glänzender Besetzung.

»Dolores«

12. – 19. November

12.00 – 13.30 KiKA Aschenputtel r: Karin Brandauer ambitionierte Märchenverfilmung D/cssr 1989 sehenswert ab 8 14.35 – 16.30 Stolz und Vorurteil r: Joe Wright Muntere Literaturadaption mit Keira Knightley großbritannien/usa 2005

ZDF

ab 14

20.15 – 23.00 ProSieben Die Tribute von Panem – The Hunger Games r: gary ross erster teil der dystopischen Fantasy-saga usa 2012 ab 14 20.15 – 22.15 TELE 5 The Faculty r: robert rodriguez gewitzter science-Fiction-horrorthriller usa 1998 01.00 – 02.30 hr fernsehen Sound of Heimat r: arne Birkenstock, Jan tengeler Neuseeländer entdeckt deutsche volksmusik Deutschland 2011 ab 12

15.10 – 17.45 SAT.1 Harry Potter und der Orden des Phönix r: David yates teil 5 der Zauberersaga usa/gB 2007 sehenswert ab 12

01.15 – 02.35 Das Erste Tage oder Stunden r: Jean Becker Mann zerstört lustvoll sein Leben Frankreich 2008 ab 14

20.15 – 22.45 arte Der englische Patient r: anthony Minghella Kunstvolles Liebesund Kriegsepos usa/gB 1996 sehenswert ab 16

01.40 – 03.10 arte Baikonur r: veit helmer Kasache entführt ohnmächtige Weltraum-touristin Deutschland/russland 2010 ab 14

»Und morgen Mittag bin ich tot«

sWr Fernsehen

Debüt im Dritten

Es hat bereits Tradition, dass SWR Fernsehen im Herbst innerhalb der Reihe »Debüt im Dritten« dem Publikum mal mehr, mal weniger anspruchsvolle SWR-Koproduktionen aus dem letzten Jahr präsentiert. auch 2016 ist eine bunte Mischung dabei, die von der arg verschwäbelten Komödie »schmidts Katze« zum auftakt (12.11., 20.15–21.45) bis zum hintergründigen 1980er-Jahre-Jugendfilm »Dessau Dancers« (19.11., 21.50–23.15) reicht, in dem ostdeutsche Breakdancer in clinch mit der stasi geraten, weil diese doch arge Zweifel an der Kompatibilität des trends mit der staatsdoktrin hegt. Weniger komödiantisch sind der erstmals gezeigte thriller »Dolores« (12.11., 21.50–23.20) von Michael rösel über die fatale Leidenschaft eines Modellbauers für eine schauspielerin, das in Berlin spielende Drama »Nachspielzeit« (16.11., 22.00–23.20) um einen jungen türken zwischen engagement (altenpflege, Fußballverein) und »alltagsproblemen« (rechtsradikalismus, Mietspekulanten). Der beste Film der reihe ist Fredrik steiners vielschichtiges Drama »und morgen Mittag bin ich tot« (14.11., 20.15–21.45), in dem eine todkranke junge Frau (Liv Lisa Fries) mit hilfe einer sterbehilfe-Organisation aus dem Leben scheiden will. ergänzt wird das Programm durch eine »Kurzfilmrolle« (12.11., 23.20 – 01.00), deren Beiträge sich ebenfalls um das Leitmotiv »aufbruch« drehen.

Fotos S. 56 – 65: Jeweilige Sender.

SA


FerNseh-tIPPs KRITIKEN ERSTAUSSTRAHLUNG: 13. November, 20.15 – 21.45

MO

Das erste

Tatort – Taxi nach Leipzig

Der 1000. »Tatort« trägt denselben Titel wie der offizielle Start der Reihe 1970, lässt als augenzwinkernde geste für Fernsehnostalgiker zwei namhafte Darsteller aus der damaligen episode sowie den autor Friedhelm Werremeier in cameos auftreten und besetzt den Dauerpsychopathen-Darsteller Florian Bartholomäi einmal mehr als Mörder. Die Jubiläumsfolge erweist den vergangenen 46 Jahren respekt, demonstriert aber auch, was sich seit 1970 geändert hat. seinerzeit machte sich der patriarchenhafte hamburger Kommissar trimmel eigenmächtig in die DDr auf, um eine Zeugin zu befragen (12.11., NDr fernsehen, 23.25–00.55). alexander adolphs neuer »taxi nach Leipzig« spielt nun nicht nur in einem politisch veränderten Deutschland, auch die Kommissar-Persönlichkeiten von heute präsentieren sich weit angreifbarer. charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Klaus Borowski (axel Milberg) landen nach einer öden tagung gemeinsam in einem taxi, das von einem aggressiven afghanistan-veteranen gesteuert wird. als ein pedantischer dritter Fahrgast diesem zu sehr auf die Nerven geht, provoziert das eine Kurzschlussreaktion, an deren ende die beiden Kommissare sich gefesselt auf einer Fahrt nach Leipzig wiederfinden, wo der ex-soldat die hochzeit seiner früheren Freundin verhindern will. adolphs Film ist psychologisch nicht immer überzeugend und leistet sich einige wenig überzeugende spannungsmomente (Wölfe!). ein würdiger Beitrag zur reihe ist er jedoch insbesondere in den kammerspielartigen taxi-szenen, bei denen Borowski und Lindholm den labilen Mann zu stoppen versuchen. am ende steht ein Dankeschön, das direkt an die Zuschauer gerichtet scheint – mit dem versteckten versprechen von mindestens weiteren 1000 Folgen.

13. November, 20.15 – 22.15

Teen Horror: The Faculty

Als Teenager hat man es nicht leicht: der eigene Körper verändert sich, ins verhältnis zu den eltern kommen spannungen, man muss sich mit dem schulstress und der schul-hackordnung arrangieren – eine gemengelage, die jede Menge Ängste generiert und damit den stoff fürs so genannte »teen horror«-genre. ein gelungener vertreter ist roberto rodriguez’ »the Faculty«, die ernst mit dem macht, was wohl jedem schüler schon einmal schwante: Lehrer sind gefährliche aliens! Der überforderte Pubertierende, der dieser tatsache auf die schliche kommt, wird gespielt von elijah Wood; zusammen mit einer gruppe sehr unterschiedlicher Jugendlicher findet er heraus, dass parasitäre außerirdische menschliche Wirtskörper besetzen, was an seiner high school für jede Menge Ärger sorgt. ein unterhaltsamer, in sachen Body horror nicht zimperlicher science-Fiction-horrorthriller, der seine vorbilder besonders in den 1950ern findet, diese aber mit zeitgemäßen Inhalten füllt. 14. November, 20.15 – 22.00

Sugarland Express

14. November, 22.00 – 23.30

Trainspotting – Neue Helden

arte

»Nimm den besten Orgasmus, den du je hattest, multipliziere ihn mit 1000, und du bist nah dran«, vibriert es schon in der magischen Eingangsszene hyper-ekstatisch von der Leinwand. In seiner kongenialen Irvine-Welsh-adaption stürzt sich regisseur Danny Boyle mit entfesselter Kamera und suggestivem erzählgestus in den Drogenwahn einer jugendlichen clique aus edinburgh. Dabei spart der hypnotische Film weder das glücksgefühl noch das elend der heroinabhängigkeit aus. Der teufelskreis wird erst unterbrochen, als einer ins gefängnis kommt und ein anderer zum entzug gezwungen wird. eine bittere, mit ungewöhnlichen filmischen Mitteln erzählte groteske, deren auf Überraschung und Überrumpelung zielende Dramaturgie gefangennimmt. trotz der suggestiven Bebilderung der Drogenerfahrungen zeichnet das Drama ein ebenso schockierendes wie einfühlsames Porträt der Junkie-szene Mitte der 1980er-Jahre.

teLe 5

arte

Gegen Ende des Jahres dürften sich Ausstrahlungen von Steven-Spielberg-Filmen noch häufen: Der Star-Regisseur wird am 18.12. 70 Jahre alt. arte legt schon einmal vor und zeigt mit »sugarland express« ein frühes Werk aus dem Jahr 1974, das seinerzeit bei den Filmfestspielen in cannes lief und dort fürs beste Drehbuch geehrt wurde: eine junge Frau (goldie hawn) will mit ihrem aus dem gefängnis geflohenen ehemann ihr von den Behörden zur adoption freigegebenes Kind zurückholen und verwickelt sich in eine entführungsaktion. Mit einem Polizisten als geisel und einer Kolonne von verfolgern auf den Fersen fahren sie quer durch texas . ein perfekt und rasant inszeniertes roadmovie, das der bitteren Moral der geschichte – die Freiheitsutopie wird vom amerikanischen Law-and-Order-Denken ad absurdum geführt – mitunter makabre Komödieneffekte abgewinnt. Im selben Jahr entstand übrigens auch spielbergs Blockbuster »Der weiße hai« – vielseitig in seinen genrevorlieben war spielberg schon immer und ist es bis heute geblieben!

MONtag 14. NOVEMBER

20.15 – 22.00 Sugarland Express r: steven spielberg Junges Paar wird entführer wider Willen usa 1974

arte

ab 16

20.15 – 21.45 One Nowhere Boy r: sam taylor-Wood als John Lennon ein Junge war gB 2009 sehenswert ab 14 20.15 – 21.45 SWR Fernsehen Und morgen Mittag bin ich tot r: Fredrik steiner Behutsam inszeniertes sterbehilfe-Drama Deutschland 2013 ab 16 20.15 – 23.15 True Lies – Wahre Lügen r: James cameron agenten-actionkomödie usa 1994

kabeleins

ab 16

22.00 – 23.30 arte Trainspotting – Neue Helden r: Danny Boyle Intensive Junkie-groteske großbritannien 1995 sehenswert 22.00 – 23.15 BR FERNSEHEN Zur Sache, Schätzchen r: May spils Intelligente zeitkritische glosse Deutschland 1967 ab 16 22.25 – 00.40 Brotherhood of Blades r: yang Lu Komplexes Wuxia-Drama china 2014

TELE 5

ab 16

23.30 – 00.55 arte A Cottage on Dartmoor r: anthony asquith stummfilm-thriller (siehe s. 33) großbritannien 1929 ab 14 00.00 – 01.35 hr fernsehen Zwei gnadenlose Profis r: sidney J. Furie amüsant-ironische action-Komödie usa 1995 ab 16

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