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kiNder JUgeNd

FiLm Korrespondenz

03 2015 A N I M AT I O N S F I L M

„Fritzi war dabei“: Über die entstehung eines ambitionierten Zeichentrickfilms asd

AREND AGTHE der renommierte Autor und regisseur drehte einen neuen Abenteuerfilm: „rettet raffi!“ asd

ERICH KÄSTNER

Wie der kinderfilm „das doppelte Lottchen“ (1950) das Leben von Andreas Steinhöfel veränderteasd

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Kinder- und Jugendfilm Korrespondenz_03/2015

inhalt

DEBATTE 6 Freies Spiel(en) Von Haro Senft IN KÜRZE 8 Aktuelle Infos & meldungen EIN FILM, AUF DEN WIR UNS FREUEN 24 „Der kleine Prinz“ von mark Osborne

24 „DER KLEINE PRINZ“

30 GESCHICHTE & KINDERFILM

IM FOKUS „FRITZI WAR DABEI“ 26 Ein deutsch-deutsches Animationsfilmprojekt Von Rolf Giesen 28 Interview mit Beate Völcker über die Drehbuchadaption Von Horst Peter Koll 29 Das Wendewunder: Hanna Schotts Buchvorlage Von Stefan Stiletto 30 32 40 41 42 43 44 45

Große und kleine Dramen: Geschichte im Kinderfilm Von Holger Twele Das Kinderfilmhaus Ludwigsburg Von Reinhard Kleber Reihe: Den kenn‘ ich doch (3) Von Christian Exner Festivals: Zlín, Horšovský Týn, Plzeň Von Volker Petzold Veranstaltung: „Girls‘ Focus“ Von Ulrike Mattern Die Fernsehserie „Armans Geheimnis“ bei LuCAS in Frankfurt Filmgespräche „Goldener Spatz“ Von Klaus-Dieter Felsmann Festival-Entdeckungen Von Volker Petzold, Heidi Strobel und Stefan Stiletto

AKTEURE 34 Reihe: Der persönliche Klassiker (3) „Das doppelte Lottchen“ Von Andreas Steinhöfel 36 „Etwas ganz Kleines hat eine große Bedeutung“: Arend Agthe und Bettina Kupfer Von Holger Twele 38 Drehbücher für „Rico & Oskar“: martin Gypkens Von Horst Peter Koll

34 „DAS DOPPELTE LOTTCHEN“

BREVIER 46 Förderverein Deutscher Kinderfilm e.V. 48 Akademie für Kindermedien 50 STIFTUNG LESEN KURATORIUM JUNGER DEUTSCHER FILM INFORMATIONEN NO. 71 52 50 Jahre Kuratorium Von Edgar Reitz 54 Der Zauber des Anfangs Von Christian Wagner und Nina Grosse 57 „Sechs Filme...“ Von Helene Hegemann 58 WEITERmACHEn... Von Arend Agthe

36 „RETTET RAFFI!“

63 DVD-Tipps


Kinder- und Jugendfilm Korrespondenz_03/2015

inhalt

KRITIKEN (KINO & DVD) VORSCHULE 10 Der kleine Rabe Socke 2 – Das große Rennen Von Thomas Lassonczyk 6+ 11 12 13 13

Rettet Raffi! Von Kirsten Taylor Ooops! Die Arche ist weg ... Von Reinhard Kleber Im Reich der Affen Von Franz Everschor In Kürze 6+

40 GANGSTER & GAUNER

10+ 14 Alles steht Kopf Von Kirsten Taylor 15 Giraffada Von Holger Twele 16 Come to my Voice – Folge meiner Stimme! Von Katharina Zeckau 17 Hördur – Zwischen den Welten Von Natália Wiedmann 18 Stella Von Natália Wiedmann 14+ 19 DuFF – Hast du keine, bist du eine Von Kathrin Häger 20 margos Spuren Von Heidi Strobel 21 About a Girl Von Heidi Strobel 22 Coconut Hero Von Wolfgang Hamdorf 23 It Follows Von Stefan Stiletto 22 In Kürze 14+

18 „STELLA“

Die nächste KJK (4-2015) erscheint am 12. november 2015. IMPRESSUM Kinder- und Jugendfilm Korrespondenz (KJK)

dreipunktdrei mediengesellschaft mbH, Heinrich-Brüning-Straße 9, 53113 Bonn (0228) 26 000-163 (Redaktion), (0228) 26 000-257 (Anzeigen), (0228) 26 000-251 (Vertrieb) Die KJK erscheint viermal im Jahr als ständige Beilage des FILMDIENST Geschäftsführer: Theo Mönch-Tegeder Chefredakteur: Horst Peter Koll Redaktion: Stefan Stiletto Layout: Wolfgang Diemer, Köln Datenbank & Internet: Stefan Lux Anzeigenverkaufsleitung/Verantwortlich für den Inhalt der Anzeigen: Martin Werker (werker@dreipunktdrei.de) Vertriebs- und Marketingleitung: Urs Erdle (erdle@dreipunktdrei.de) Bestellungen und Anfragen: vertrieb@filmdienst.de E-Mail: redaktion@filmdienst.de, Internet: www.filmdienst.de Gefördert durch:

26 „FRITZI WAR DABEI“

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deBatte: Was ist kinderfilm?

Freies Spiel(en) in Abwandlung von André Bazins „Was ist Film?“ fragen wir

an dieser Stelle: „Was ist kinderfilm?“ Womit wir zur debatte über das beitragen wollen, was kinderfilm ist, was er nicht ist, was er sein kann und sein sollte. in dieser Ausgabe zieht einer der bedeutendsten deutschen kinderfilm-regisseure Bilanz. Von Haro Senft

Haro Senft Geb. 27.9.1928 im böhmischen Budweis ab 1954 Kurz-, Dokumentar- und Spielfilme 1961 „Oscar“-Nominierung für „Kahl“ 1962 Mitinitiator des Oberhausener Manifests, seitdem filmpolitische Tätigkeit; Sprecher bzw. Vorstand von DOC 59, der Oberhausener Gruppe und der Arbeitsgemeinschaft neuer deutscher Spielfilmproduzenten e.V. 1964 Deutscher Filmpreis für „Auto Auto“ 1966/67 erster Spielfilm „Der sanfte Lauf“ seit den 1970er-Jahren Engagement für den deutschen Kinderfilm; Kuratoriumsmitglied Förderverein Deutscher Kinderfilm (bis 1998) 1971 „Fegefeuer“ 1972 „An irgend einem Tag” 1977/78 „Ein Tag mit dem Wind“ 1987 „Jakob hinter der blauen Tür“ Biografie: „Vogelfrei im Zauberbaum – Aus dem Leben des Filmrebellen Haro Senft“ von Michaela S. Ast. Karl Stutz Verlag, Passau 2013 DVD-Edition: „Der sanfte Lauf“ plus sieben Kurzfilme. Anbieter: absolut MEDIEN Im Internet: www.haro-senft.de


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debatte: Was ist kinderfilm?

„Ein Tag mit dem Wind“ von Haro Senft. Foto: Haro Senft

Was ist ein Kinderfilm? Diese Frage könnte auch als Intelligenztest verstanden werden, um zu erfahren, wie die Autoren versuchen, sich aus dieser Schlinge zu befreien. Was ist ein Erwachsenenfilm? Das würde ja niemand fragen. Sicher mag es einige Bedenken geben, Kindern nicht die Flut der Konsumware zu zeigen, die heute im Fernsehen oder Kino angeboten wird. Es ist ja sogar bedenklich, diese Fülle von Morden oder Kriminalfällen den Erwachsenen zuzumuten. Ich will auch nicht ein indisches Kinozelt als Vergleich anführen, in dem alle Generationen vom Säugling bis zum Greis einträchtig vor der Leinwand sitzen und jeden Film gemeinsam gucken. Horst Schäfer, der ehemalige Leiter des Kinder- und Jugendfilmzentrums, schrieb in einer Rezension meiner Biografie: „Maxim Gorki wurde einmal gefragt: Wie muss man schreiben. wenn man für Kinder schreibt? Seine Antwort: Wie für Erwachsene, nur besser! Im übertragenen Sinne gilt dies auch für das Selbstverständnis des Filmemachers Haro Senft“. Damit kann ich mich einverstanden erklären, denn das sollte auch das oberste Gebot für alle sein, die Kinderfilme machen. Das Angebot, einen „realen“ Kinderfilm zu machen, kam für mich völlig überraschend, und ich lehnte es zunächst aus Mangel jeglicher Erfahrung strikt ab. Wäre da nicht auch noch eine Katze ins Spiel gekommen, hätte ich der Intuition des ZDFRedakteurs widerstanden, mich für den Pilotfilm der „Rappelkiste“ anzuwerben. Zunächst fragte ich mich, was ich nicht wollte. Ich wollte keine Kinder erleben, die von Erwachsenen erfundene Texte auswendig lernen mussten. Kinder können auch das sehr gut – die meisten sind zunächst hervorragende Darsteller. Mir kam entgegen, dass die Themen aus dem Lebensbereich und den Konflikten der Vorschulkinder gefunden wurden. Da half mir meine Erfahrung mit dem Dokumentarfilm, ein System zu entwickeln, das ich letztlich „Freispielmethode“ nannte. Die Kinder erkannten später sofort ihre eigene

Welt und begannen, schnell und unbefangen über eigene, ähnliche Erlebnisse zu plaudern. Ich weiß, dass dieses Verfahren nicht überall anwendbar ist, aber mehr Vertrauen – auch bei Spielfilmen – in eine Thematik, die dem realen Leben der Kinder näher ist, wäre schon angebracht. Die verbreitete Meinung, alles „Pädagogische“ sei von Übel, kann so nicht mehr aufrechterhalten werden. Sicher wirkt jede „Zeigefingerpädagogik“ nirgends so penetrant wie im Film – nur hat sich da inzwischen auch viel verändert. Schon die „Rappelkiste“ bezog ihr theoretisches Konzept von der Vorschulabteilung des Deutschen Jugendinstituts in München. Prof. Dr. Jürgen Zimmer ist es auch zu verdanken, dass die Methode „Situationsansatz“ zu einem international anerkannten pädagogischen Programm ausgearbeitet wurde, die auch dem Film viel Freiheit eröffnete und bei mir zu neuen Formen der Dreharbeit führte. Sie ermöglichte ein Beobachten der Kinder und ließ ihnen die Möglichkeit, nach eigenem Willen zu agieren. Wir waren selbst überrascht, wie schnell sich das Selbstbewusstsein der Kinder nach nur ein paar Drehtagen stärkte. Die Abgrenzung zum „Erwachsenenfilm“ fällt selbst den beauftragten Bewertungsgremien schwer. Bei meinem Spielfilm „Ein Tag mit dem Wind“ (1979) führte der Arbeitsausschuss der Filmbewertungsanstalt an: „Der Ausschuss war sich darin einig, dass der Film in der Form eines ‚Stationsromans‘ die Entwicklungsgeschichte eines Jungen in seiner konkreten Phase der Frühpubertät wiedergibt, gleichzeitig aber auch im poetischen Realismus des Märchens eine Parabel vergegenwärtigt, die weniger an Jugendliche und Kinder, vielmehr an Erwachsene sich wendet. Gerade gegenüber dieser Divergenz erhoben sich die Einwände der Mehrheit, die diese Widersprüche als im Film unübersehbar, als in seinem Konzept aber nicht angelegt und noch weniger als aufgehoben verstehen musste.“ Der Hauptausschuss entgegnete nach dem Widerspruch: „In der Diskussion bestand Einigkeit darüber, dass es für die Einschätzung

der Qualität dieses Films unerheblich ist, ob er sich an Kinder oder aber an Erwachsene wendet, da er sowohl Kindern als auch Erwachsenen wichtige Erlebnisse vermittelt.“ Vielfältig sind auch die Bedenken, die oft durch Eltern oder Erzieher zu grotesken Verboten führen: Zwei Kinder, die allein am naturnahen Stadtrand spielen, sollen nicht barfuß in einen fünf Zentimeter tiefen Bach steigen dürfen. Ein Mitglied des Münchner Stadtrats wollte meinen Kurzfilm „Montag“ verboten wissen, weil unter etwa 15 verschiedenen Tieren auch ein Tiger auftauchte. Der Grund: Seine Tochter hätte eine Tigerphobie. Und das in einer Zeit, in der einem an jeder dritten Tankstelle ein Tiger entgegensprang. Das sind keine extremen Beispiele – den „Erwachsenen“ fällt da laufend schon sehr viel ein. Und das, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, welcher Realität und welchen Einflüssen durch das Fernsehen Kinder täglich ausgesetzt sind. Bei der Überlegung, vernünftige und der Realität entsprechende Grenzen zu ziehen, sollte bedacht werden, dass wir Kinder nicht als einheitliche Gruppe von drei bis zwölf Jahren annehmen dürfen. Die Altersabschnitte und Entwicklungsstufen wurden bisher in keiner Weise berücksichtigt, obwohl bekannt ist, dass sie den Menschen lebenslang prägen. noch ein Wort zur Qualität der Filme und ihrem Verständnis: Es ist ein alter Traum, man möge doch das Fach „Filmkunst“ in Schulen einführen, damit das Wissen um diese wichtige Ausdrucksform zum Bildungsbestandteil der Allgemeinheit wird. Wir sind heute weiter von diesem Wissen entfernt als je zuvor. Ich hörte von einer Erzieherin in einer Vorschule, dass es beim Start eines Schmalfilms eine technische Panne gab. Der Film wurde ohne Anfang vorgeführt, dieser dann aber im Anschluss ans Ende gezeigt, um ihn zu „vervollständigen“. Nie hatte diese gutgesinnte Person davon gehört, dass der Gehalt und Sinn jeder Einstellung und jeder Szene im Film durch alle vorausgegangenen mitbestimmt wird. •

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Kinder- und Jugendfilm Korrespondenz_03/2015

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kritiken Vorschule

der kleine rabe Socke 2 – das große rennen Ein erfolgreiches System ändert man nicht. Das gilt auch und ganz besonders für den Kinderfilm. Denn Wiedererkennungswert und Identifikationsmöglichkeiten geben dem Nachwuchs das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Verlässlichkeit. Deshalb hat sich das Team um das animationserfahrene Regie-Duo Ute von Münchow-Pohl („Kleiner Dodo“) und Sandor Jesse („Der kleine König Macius“) nach drei Jahren erneut zusammengetan, um die Abenteuer des kleinen Raben Socke, die auf der enorm populären Buchreihe von Nele Moost und Annet Rudolph basieren, weiterzuspinnen. Auch inhaltlich halten sich die Veränderungen in „Das große Rennen“ in Grenzen. Wieder haben sich im idyllischen Wäldchen die angestammten Bewohner um Mutter Dachs versammelt, darunter der freche, vorlaute und reichlich selbstbewusste Rabe mit dem unverkennbaren rot-weiß gestreiften Ringelsocken. Und auch dieses Mal bringt der schwarze Vogel mit der krächzenden Stimme – Jan Delay scheint seine Rolle als Synchronsprecher erneut regelrecht zu genießen – die Geschichte durch ein Malheur ins Laufen: Sockes Ungeschick sorgt dafür, dass die gesamten Wintervorräte, die die Waldtiere den ab 5

Sommer über emsig zusammengesammelt haben, allesamt in den reißenden Bach plumpsen und auf Nimmerwiedersehen davon schwimmen. In der Folge versucht der kleine gefiederte Protagonist, seinen Fehler wiedergutzumachen. Dabei nutzt er seine Begeisterung für schnelle Autos und nimmt an einem Rennen teil, mit dessen Siegprämie er die verloren gegangene Nahrung ersetzen will. Den Formel-1-Aspekt nutzen die Regisseure auf vielfältige Weise. So bringen sie zum einen ihre überbordende Fantasie bei der Konstruktion der diversen Seifenkisten-Boliden ein, ratternder Rasenmäher-Antrieb inklusive, zum anderen bieten sich durch die diversen Rennrunden wunderbare Möglichkeiten für Tempi-Wechsel. Bei der Animation hätte man sich allerdings etwas mehr Sorgfalt gewünscht. So kommen die Hintergründe zumeist flach und eindimensional daher, während die Bilder bei der Zeitlupe des Zieleinlaufs doch sehr abgehackt wirken. Das aber sind Kleinigkeiten, die das Zielpublikum, Vorschulkinder und Erstklässler, wenig stören werden: Sie erfreuen sich an der Buntheit der Figuren (darunter Papageien aus Lateinamerika und ein witziger Maulwurf) und der Farbenpracht der Natur, haben Spaß an Toll-

patschigkeiten und Wortverdrehern („Egolist“) und fiebern beim spannenden Rennverlauf im Stil des Klassikers „Ein toller Käfer“ mit. Und wenn Delay seinen Song „Ich bin wie ich bin, und das ist gut so“ krächzt, dann will man nicht nur mitgrooven, sondern bekommt auch gleich das Motto des Films mit auf den Weg, stimmt er doch ein Hohelied auf Individualität und Eigenständigkeit an, aber auch auf Gemeinschaftsgefühl und Zusammenhalt. Während Anna und Katharina Thalbach erneut Mutter und Tochter Dachs auf akustischer Ebene Konturen verleihen, gelingt dies einem Neuzugang im Rabenteam nur bedingt: Die Stimme von Sportmoderator Gerhard Delling als Rennleiter bleibt erstaunlich blass. Ganz im Gegensatz zum Schlusslied, wo noch einmal jedes Tier seinen eigenen Vers zum großen Freundschaftsfinale selbst singen darf. Thomas Lassonczyk

Im KIn0. DER KLEINE RABE SOCKE 2 – DAS GROSSE RENNEN Deutschland 2015. Produktion: Akkord Film. Regie: Ute von Münchow-Pohl, Sandor Jesse. Buch: Katja Grübel, nach der Buchreihe von Nele Moost. Musik: Alex Komlew. Schnitt: Erik Stappenbeck. Sprecher: Jan Delay (Rabe Socke), Katharina Thalbach (Frau Dachs), Anna Thalbach (Der kleine Dachs), Constantin von Jascheroff (Biberjunge Henry). Länge: 73 Min. FSK: ab 0; f. Start: 20.8.2015. Verleih: Universum Film. Empfohlen ab 5.


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kritiken 6+

rettet raffi! Kann es sein, dass man nicht ernst genommen wird, nur weil man ein Kind ist? Das zumindest ist der Eindruck des achtjährigen Sammy. Er ist in allergrößter Sorge, denn sein Goldhamster Raffi, frisch am kleinen Herzen operiert, ist weg. Verschwunden, nicht irgendwo im Haus oder Garten, sondern mitten in Hamburg, wo das Auto seiner Mutter samt Tierkäfig gestohlen wurde. Aber niemand in seiner Familie scheint zu verstehen, dass alles – wirklich alles – getan werden muss, um ihn wiederzufinden. Jeder ist beschäftigt: seine alleinerziehende Mutter mit Job, Familie und Alltag, seine Schwester Molly mit ihrem Freund oder ihrem Aussehen. Ein kleiner Bruder nervt da nur und der ganze Trubel um einen Hamster erst recht. Dabei ist Raffi für Sammy etwas ganz Besonderes, ein Abschiedsgeschenk nämlich von seinem Vater, der sich als Arzt in Afghanistan selbst verwirklicht. Sammy fühlt sich allein gelassen. Und so macht er sich mit Fahrrad, Stadtplan und viel detektivischem Gespür auf die Suche nach seinem Haustier, entdeckt dabei die Großstadt, gerät in brenzlige Situationen und kommt einem Gauner in ab 6

die Quere, der ganz eigene Pläne mit Raffi hat. Mit „Rettet Raffi!“ hat Arend Agthe das gleichnamige Kinderbuch, das er gemeinsam mit Bettina Kupfer geschrieben hat, originalgetreu verfilmt. Vordergründig ein „Hamsterkrimi“, geht es vor allem um einen Jungen, der aus Verantwortungsgefühl mutig handelt und an seiner selbst gewählten Aufgabe wächst. Sammy beweist, dass er „kein Baby mehr“ ist, kommt im Lauf seines Abenteuers aber auch an seine Grenzen. So schätzt er Gefahren nicht immer richtig ein, etwa wenn er nachts allein im Hafenviertel ermittelt oder in einer waghalsigen Aktion Raffi aus der Elbe retten will. Doch gerade in diesen Situationen erfährt Sammy Unterstützung und familiären Zusammenhalt: Er ist gar nicht so allein wie er glaubt. Selbst der Schmuggler Rocky, der richtig gemein sein kann, ist kein Unmensch und hat zudem eine Freundin, die ein großes Herz für Hamster hat. Die Welt in „Rettet Raffi!“ ist also eine heile Welt, allerdings eine mit Schrammen. Dafür steht nicht nur Bösewicht Rocky, sondern auch der abwesende

Vater, auf dessen Rückkehr der Junge sehnsuchtsvoll hofft. Sammy und sein direktes Umfeld – und das zeichnet den Film aus – sind realistisch und lebensnah gezeichnet: Er und seine Schwester sind mal Konkurrenten, mal Verbündete, seine Mutter ist für ihn da, hat aber auch nicht immer Zeit und auch Sammy selbst ist ein ganz normaler Junge. Hauptfiguren und Setting haben somit jede Menge Wiedererkennungspotenzial, was jungen Zuschauern den Zugang zur etwas konstruierten Geschichte erleichtert. Das Mitgefühl des Publikums wird aber wohl vor allem dem Hamster gelten, der in allerlei lebensbedrohliche Situationen gerät – und dankenswerterweise im Film nicht vermenschlicht wird, wenngleich er, clever wie er ist, Sammy einmal durch gezieltes Nagen aus der Patsche hilft. Obwohl Arend Agthe, Regisseur des Kinderfilmklassikers „Flussfahrt mit Huhn“ (1984), die kindliche Perspektive seines Helden konsequent vermittelt, kann man nicht immer mit Sammy mitfiebern. Manches Mal wirken Dramatik und Gefühle eher behauptet, was der Einsatz des überladenen Scores offenbar verdecken soll. Dass sogar in diesem Film eine Torte in einem Gesicht landen muss, mag als kindlicher Spaß durchgehen, ist aber ganz und gar unnötig. Junge Zuschauer bis neun Jahre dürften freilich ihren Spaß an dem Film haben, der sich beim Erzählen Zeit lässt, mit positiven Botschaften gespickt ist und einige durchaus spannende Momente hat. Insgesamt geht es in „Rettet Raffi!“ eben weniger um Gänsehautgefühl und Action als vielmehr um die Frage, wie und wann Sammy seinen geliebten Goldhamster wiederfindet. Dass er das tun wird, steht von Anfang an fest. Kirsten Taylor Im KIn0. RETTET RAFFI! Deutschland 2014. Produktion: Mimi & Crow Film. Regie: Arend Agthe. Buch: Arend Agthe, Bettina Kupfer nach ihrem gleichnamigen Kinderbuch. Kamera: Thomas Benesch. Musik: Matthias Raue. Schnitt: Andrea Wenzler. Darsteller: Nicolaus von der Recke (Samuel Wiese), Sophie Lindenberg (Molly Wiese), Henriette Heinze (Helene Wiese), Claes Bang (Henry Wiese), Abi Kitzel (Rocky), Bettina Kupfer (Miranda). Länge: 97 Min. FSK: ab 0; f. Start: 8.10.2015. Verleih: MFA+ Filmdistribution. Empfohlen ab 6.

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im Fokus: Projekt Animationsfilm

„fritzi“ – ein deutsch-deutsches animationsfilm-Projekt

„die einfachen Sachen können die anderen machen“ in ihrem kinderbuch „Fritzi war dabei“ erzählt Hanna Schott, wie ein neunjähriges mädchen in Leipzig den Herbst 1989 und den Fall der mauer erlebt. Nun wird daraus ein Zeichentrickfilm. ein Werkstattbericht über ein ganz besonderes Filmprojekt. Von Rolf Giesen

„Fritzi“ ist ein Animationsspielfilm, den es noch nicht gibt. Er muss erst noch gemacht werden und Finanzierungshürden nehmen. Kalkuliert sind 4,9 Mio. Euro. Das ist wenig für einen animierten Spielfilm, aber viel für zwei „kleine“ Produzenten. Der eine, Ralf Kukula (Balance Film), kommt aus den neuen Bundesländern, aus Dresden, der andere, Richard Lutterbeck (Trickstudio Lutterbeck), aus den alten Bundesländern, aus Köln. Vier Jahre haben sie bereits mit der Vorbereitung des Stoffs einer deutschdeutschen Kindergeschichte verbracht. Ein schwieriges Unterfangen, denn ihr Projekt fällt aus dem Rahmen dessen, was in Deutschland gemeinhin von einem kommerziellen Animationsspielfilm erwartet wird. Seit dem Kinoerfolg von „Der kleine Eisbär“ wird deutsche Kino-Animation, einem verhängnisvollen Gesetz der Serie folgend, mit Filmgeschichten exklusiv für Vorschulkinder gleichgesetzt. Mit Geschichten, die keinen Geschichtsbezug haben, keine Ironie, keinen Drive und deshalb in der Nachmittagsschiene der Kinos landen und vom Abendprogramm ausgeschlossen sind, anders als die USamerikanischen Cartoons, die als Family Entertainment gelten. Und weil ihr Projekt den Erwartungen der Förderer und Fernsehanstalten, dem festgefügten Bild, was Animation in Deutsch-

land zu sein hat, nicht unbedingt entspricht, ist „Fritzi“ eine Gratwanderung. Warum machen es sich die beiden Produzenten also so schwer? Warum nehmen sie keinen kleinen Drachen, keine kleine Biene ohne Stachel, keine Wald- und Wiesenzwerge, kein Mädchen, das einen Stern vom Wegesrand aufliest? Warum nehmen sie ein normales Mädchen aus dem Leipzig des Jahres 1989, warum erzählen sie, was sie in Anlehnung an Hanna Schotts Buchvorlage eine „Wendewundergeschichte“ nennen? Richard Lutterbeck lächelt: „Die einfachen Sachen können die anderen machen.“

Fritzi wird animiert Die Idee zum Roman „Fritzi war dabei“ ging auf eine Initiative des Verlags Klett Kinderbuch zurück: Der schickte eine Autorin aus dem Westen, Hanna Schott, zu Recherchen nach Leipzig, und daraus entstand das Buch einer Neunjährigen, die gerade in die vierte Klasse gekommen ist, das Halstuch der Jungen Pioniere trägt und in den Strudel der Leipziger Montagsdemos gerissen wird. Das hört sich nach einem Realfilm für Kinder an, nicht nach Animation. Wenn da nicht die Buchillustrationen von Gerda Raidt gewesen wären, einer Meisterschülerin von Professor Volker Pfüller, dessen Illustrationen zu den schönsten der DDR gehören.

Die Form des Animationsfilms ermöglicht es, so meinen die Macher, die Geschichte von der Eindeutigkeit der naturalistischen Darstellung zu befreien. Leider haben wir, anders als die Franzosen oder Belgier, keine bedeutende Comic-Tradition in Deutschland. Trotzdem war für Kukula klar, dass die klassische 2D- und nicht die computergenerierte 3D-Animation eine ideale Projektionsfläche für Empathie und langfristigen Erfolg sein würde.

Das Drehbuch: Fritzi und Struppi Die Illustrationen zum Film entfernen sich etwas von der Vorlage, erinnern stilistisch an Sempés „Der kleine Nick“ und auch an Hergés „Tim und Struppi“. Tatsächlich hat auch Fritzi, die Heldin der Geschichte, den TerrierMischling Sputnik an ihrer Seite, ganz so wie Tim seinen Struppi. Allerdings nur im Drehbuch, das Beate Völcker geschrieben hat und das 2012 auf dem Internationalen Trickfilm Festival Stuttgart als bestes Drehbuch ausgezeichnet wurde. Das ist der dramaturgische Kunstgriff, der der Filmgeschichte eine Wendung und der Protagonistin ein Motiv gibt. Es ist ein Film, wie ihn vielleicht Vittorio De Sica gemacht hätte („Umberto D.“). Einer der ganz seltenen und glücklichen Fälle, in denen das Drehbuch (noch) besser ist als die Buchvorlage, die


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im Fokus: Projekt Animationsfilm

eher Episoden aneinanderreiht. Inzwischen liegt von Beate Völcker die siebte Fassung vor: Fritzis beste Freundin heißt Sophie. Sophies Familie will den Urlaub in Ungarn verbringen, und, was die Kinder nicht ahnen, in den Westen fliehen. Fritzi kümmert sich unterdessen um Sophies TerrierMischling Sputnik. Das Drehbuch nimmt sich Zeit, die Personen einzuführen. Die Geschichte ihrer Freundschaft steht im Mittelpunkt, das historische Geschehen im Hintergrund. Das Buch ist geschrieben wie ein Spielfilm. So sind wir es von vielen japanischen Animes gewohnt, etwa von „Die letzten Glühwürmchen“, Isao Takahatas eindrucksvollem Drama über das Sterben zweier Kriegskinder. Alles, was im Spielfilm möglich ist, ist immer auch Thema der Animes, nicht nur das Fantastische und Märchenhafte. Sputnik wird zum Motor der Geschichte. Der Hund verkraftet die Trennung am wenigsten, frisst nicht und führt Fritzi in die Nikolaikirche. So wird sie, ohne es zuerst zu wollen, Teil einer der großen Demonstrationen, wo sie in eine Kamera des Westfernsehens läuft. Die Lehrerin stellt Fritzi zur Rede: „Eine Schülerin dieser Klasse ist gestern bei einer Zusammenrottung von Unruhestiftern und Rowdys gesehen worden. Obendrein wurde der Vorfall vom Fernsehen des kapitalisti-

schen Auslandes aufgenommen und für propagandistische Hetze gegen die Deutsche Demokratische Republik benutzt.“ Staatsfeindliche Hetze sei schließlich ein schweres Vergehen. Man werde sie im Auge behalten. Fritzi macht sich Sorgen um Sputnik und beschließt, ihn ins Landschulheim zu schmuggeln. „Ich will Sputnik zu Sophie bringen“, vertraut sie ihrem Klassenkameraden Bela an. „Sputnik frisst kaum noch. Er vermisst Sophie so. Ich hab Angst um ihn.“ Ihn zu ihrer Freundin zu bringen ist gleichbedeutend mit Republikflucht. Fritzi wird geschnappt. Ihre Eltern würden zur Rede gestellt und gegen sie ein Ausschlussverfahren aus der Schule eingeleitet werden, sagt man ihr. Fritzi diskutiert mit ihren Eltern: „Findet ihr das eigentlich schlecht, was die Leute in der Nikolaikirche machen?“ „Zwei Mädchen und ein Hund, deren Trennung und Wiedervereinigung vor dem Hintergrund der bekannten gesellschaftlichen Umwälzung – diese Grundkonstellation empfinde ich als eine verlockende und vielversprechende Ausgangssituation“, so Ralf Kukula.

Fritzi: Das Risiko Im ersten Durchgang wird es diese ungewöhnliche Coming-of-AgeGeschichte in den Kinos vermutlich nicht leicht haben: Ein ganz normales

Mädchen aus der DDR. Kein weiblicher Harry Potter. Keine Wunder-, sondern Zeitgeschichte. Ein Filmprojekt, das nicht auf die genau kalkulierte Schiene des Box Office führt, sondern an der Kinokasse ein Risiko darstellt. Eine künstlerische wie geschäftliche Herausforderung für die beiden Studios und ihre Partner (Trikk 17 Hamburg und Studio FILM BILDER Stuttgart), ein Projekt, das so gar nicht passt in die Nachmittagsnische, in die sich der deutsche Animationsfilm zuerst sehr erfolgreich, dann auch demografisch bedingt mit sinkenden Publikumszahlen manövriert hat. „Fritzi“ soll, so er 2016 in Produktion geht, 2018 in die Kinos kommen. Michael Kölmel, der Verleiher, hat eine interessante Strategie. Ihm liegt mehr am Herzen als nur der Kinostart. Er setzt nicht nur auf das erste Wochenende in den Multiplexen, die Standardauswertung, sondern rechnet mit der Langzeitwirkung eines Films, der Eltern und Kinder, Lehrer und Schüler in Dialog bringen soll. Die Eltern, die damals in Leipzig und den anderen Städten der DDR Kinder waren, werden diesen Film wählen, um durch ihn ihre eigene Geschichte zu bebildern, und darum wird der Film ein zweites Leben haben: ein zweites Leben in Schulen und Bildungsinstituten, über viele Jahre. •

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Akteure: martin gypkens

ein Gespräch über das schreiben für kinder und die treue zur literarischen Vorlage

„teil 3 ist ein road movie!“ mit seinen drehbüchern zu „rico, oskar und das Herzgebreche“ und „rico, oskar und der diebstahlstein“ adaptierte martin gypkens den zweiten und den dritten Band der kinderbuch-reihe von Andreas Steinhöfel. Das Interview führte Horst Peter Koll.

Gypkens: Es war der Wunsch der Produzenten, dass eine ähnliche Szene wieder auftaucht. Und es wird auch im dritten Teil wieder eine Kellnerinnen-Szene geben. Die ist dann aber ganz anders, weil sie den Witz ein wenig umdreht.

Foto: Oskar-und-Rico-Exponat aus der Ausstellung „Deutscher Filmpreis“ im Museum für Film und Fernsehen, Berlin (bis zum 11. Oktober 2015)

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Für wen schreibt man ein Kinderfilm-Drehbuch? Eher für die Produzenten oder für die Zielgruppe? Gypkens: Bei meinen beiden „Rico und Oskar“-Drehbüchern habe ich mich zunächst einmal darum bemüht, so viel wie möglich vom Esprit und vom besonderen Humor der Romane von Andreas Steinhöfel zu erhalten. Wie ich überhaupt finde, dass man der literarischen Vorlage gerecht werden muss. Natürlich muss man manches ändern, weil filmisches Erzählen anders funktioniert als literarisches Erzählen. Aber es ist mir wichtig, dass sich der Autor am Ende im Film wiederfinden kann. So wie sich auch die Fans der Bücher wiederfinden müssen. Gerade da hat man Ihnen die schöne Szene mit der Eisverkäuferin aus „Rico, Oskar und das Herzgebreche“ „gestohlen“ und sie bereits im ersten Kinofilm eingesetzt. War es Ihre Idee, sie als Variation (mit Annette Friers als PizzaKellnerin) aufzugreifen?

War es schwer, erst mit dem zweiten Buch einzusteigen, als alles bereits konkret ausgearbeitet und festgelegt war? Gypkens: Dadurch, dass der erste Teil bereits existierte und ich die Schauspieler sehen konnte, war es leichter, sich in den Sprachstil der Figuren einzufinden. Im ersten Film ist man sehr nah am Roman geblieben, viele Dialoge wurde genau übernommen, was wir auch im zweiten Film versucht haben – so weit das möglich war. Wir haben uns aber größere Freiheiten genommen, wobei ich stets den Sprachduktus der Steinhöfel-Bücher erhalten wollte. War dies den Produzenten ebenfalls wichtig? Gypkens: Ja, durchaus. Andererseits wollten sie deutlich mehr Rasanz, also den Krimiplot und weniger die episodischen Elemente des Romans. Steinhöfel erlaubt sich viele Schlenker, ihm geht es weit weniger um die Kriminalhandlung. Diese ist ihm eher Mittel zum Zweck, um Ricos Weltsicht auf die Figuren zu veranschaulichen. So war es immer auch ein Thema, wie weit man auf den Krimiplot eingeht und wie man das Episodische der Erzählung erhält. Das dritte Buch wird derzeit verfilmt. Jetzt geht es aus Berlin hinaus, mit dem Zug an die Ostsee… Gypkens: Der dritte Teil ist mein ganz persönlicher Liebling. Auch der

Roman war mein Favorit, weil er wie ein Road Movie funktioniert – und ich liebe Road Movies. Dabei konnte ich sehr nah an der Vorlage bleiben. „Rico, Oskar und der Diebstahlstein“ ist das dickste der drei Bücher, gleichwohl durfte der Film nicht länger als 90 Minuten werden. Insofern mussten wir einige Figuren zusammenlegen, halten uns ansonsten aber sehr dicht an die Romandramaturgie. Wie geht es bei Ihnen weiter? Bleiben Sie dem Kinderfilm treu? Gypkens: Ich habe aktuell ein Drehbuch als Auftragsproduktion für einen Erwachsenenfilm fertiggestellt und zugleich zwei Drehbücher entwickelt, die ich selbst verfilmen möchte. Kinderfilme kann ich mir durchaus weiterhin vorstellen. Ich kannte die SteinhöfelRomane ja längst, bevor mir der Drehbuchauftrag angetragen wurde. Ich habe sofort zugesagt, weil ich sie so mag – gar nicht so sehr, weil ich unbedingt Kinderfilme schreiben wollte. Was ich aber bei all dem erfahren habe ist, dass es einfach großen Spaß machen kann, sich für Kinder Geschichten auszudenken, weil sie mit einer ganz anderen Offenheit auf die Leinwand blicken. Erwachsene vermitteln oft den Eindruck, sie hätten alles schon gesehen, sind übertrieben kritisch, während man Kindern auch mal etwas Seltsames und Überraschendes anbieten kann. Das ist sehr spannend, weil man eine ganz andere Reaktion bekommt. •

martin Gypkens, geb. 1969 in Bonn, ist Filmregisseur („Wir“, 2003, „Nichts als Gespenster“, 2007) und Drehbuchautor („Schluss mit lustig“, 2001, „Am Hang“, 2013, „Rico, Oskar und das Herzgebreche“, 2014, sowie „Rico, Oskar und der Diebstahlstein“, 2015).


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