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VOM HERAUSGEBER

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VORSCHAU/IMPRESSUM

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„Atom- und Gaskraftwerke gelten ab 2023 unter Auflagen als nachhaltig.“ Wie grün ist grün?

Atomenergie bleibt für viele Investoren tabu. Die Frage allerdings: Wie lange noch? Die umstrittene Verordnung zur EU-Taxonomie stößt auch unter Experten und Vertretern von Finanzdienstleistern auf wenig positive Resonanz. Das grüne Label dürfte für Atomenergie zu keiner großen Veränderung führen – zumindest in Österreich. Die Ablehnung der Atomkraft ist stark verankert, eine Abkehr von der bisherigen Linie würde für nachhaltige Fonds daher einen „Glaubwürdigkeitsverlust“ bedeuten.

Mit der Verordnung der EU-Kommission zur „EU-Taxonomie“ sollen Investitionen in Atomkraft und Erdgas in der Europäischen Union unter bestimmten Auflagen künftig als klimafreundlich bzw. nachhaltig gelten. Das Gesetz hat in vielen Ländern Europas einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, Nichtigkeitsklagen beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) wurden angekündigt.

Aber: In der EU betreiben 14 der 28 Staaten Atomkraftwerke. Um bis 2050 die Klimaneutralität zu erreichen, sollten in Frankreich sogar sechs neue Atomkraftwerke gebaut werden, so eine Ankündigung von Präsident Emmanuel Macron.

Frankreich hat derzeit 56 Atomkraftwerke in Betrieb, die knapp 70 Prozent des Stroms liefern. Zwei Drittel der französischen GesamtEnergie kommen noch immer aus fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas.

Man kann alles drehen und wenden

Die Hauptargumente der Befürworter: Kernenergie biete ähnliche kohlenstoffarme Eigenschaften wie erneuerbaren Technologien. Ohne direkt verursachte Kohlenstoffemissionen und mit einer hohen Verfügbarkeit von 80 bis 90 Prozent könnte die Kernenergie entscheidend zur Dekarbonisierung des Energiesystems beitragen.

Neben dem Klimafaktor, den die französische Regierung als entscheidend hervorhebt, soll die Atomkraft mehr Unabhängigkeit bringen – angesichts der Abhängigkeit Europas von Gas aus Russland -ein durchaus nachzuvollziehender Gedanke.

Ein weiterer Gedanke: Internationale, institutionelle Investoren werden wohl kaum hinnehmen wollen, dass ihre mit Atomstrom beheizten und/oder beleuchteten Gebäude mit einem Schlag erheblich an Wert verlieren würden.

Dies sollte aber die Nicht-Atomenergie-Affine Immobilienwelt nicht abhalten konsequent auf regernative Energieträger zu setzen.

Michael Neubauer

Herausgeber

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