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BILDERSTRECKE
Unternehmen & Projekte Der erste Eindruck zählt Verweildauer. Die Hotellobby gilt als das Herzstück, als der zentrale
Ort der Begegnung in einem Hotel.
Eine Begegnung, die längst nicht mehr nur aus Gästen besteht, die gerade ein- oder auschecken. Nein, heute muss die Lobby so viel mehr bieten. Die Anforderungen reichen vom Wohnzimmer zum Home-
Office bis zur Chill-out-Area. Wie diese Ansprüche an Hotellobbys international in der Praxis umgesetzt werden, zeigt die folgende
Bildstrecke anhand ausgewählter
Beispiele.
Autor: Amelie Miller
INTERNATIONALER FUNKTIONALISMUS IN WIEN
„Je größer umso besser“ lautete das Motto des in Chicago gegründeten Architekturbüros Holabird &
Root bei der Planung des Intercontinental Wien. Aus diesem Grund scheint es wenig verwunderlich, dass das Hotel mit 39 Meter Höhe eines der ersten Hochhäuser Wiens war. Ursprünglich sollte die
Höhe sogar 50 Meter betragen. Als das Intercontinental Wien schließlich 1964 eröffnete, war es nicht nur das erste Hotel einer internationalen Kette am Standort, sondern mit 504 Gästezimmern auch das größte Hotel Österreichs. Zudem zog mit dem Bau ein vollkommen neuer Hoteltyp in die Hauptstadt ein: internationaler Funktionalismus der Nachkriegszeit. Dieser Ansatz zeigt sich nicht nur an der Fassade, sondern auch an der Konzeptionierung der Aufenthaltsräume. Während die Gästezimmer für eine kurze Verweildauer konzipiert sind, ist die Hotellobby großzügig gestaltet und ist somit nicht nur auf
Repräsentanz, sondern auch auf Kommunikation ausgelegt. Im Lauf der Jahre wurde das Interieur des
Intercontinental Wien mehrmals verändert und überarbeitet. Die aktuelle Gestaltung der Lobby und der Konferenzräumlichkeiten geht auf den Innenarchitekten Pierre-Yves Rochon zurück. Heute steht fest, dass das Intercontinental am Heumarkt einem Neubau weichen soll, die Frage ist nur wann. Bereits seit zehn Jahren werden Entwürfe für das Prestigeobjekt adaptiert und diskutiert.
Standort: Wien, Österreich Architektur: Holabird & Root/Carl Appel Interior: Carl Appel/Pierre-Yves Rochon
www.vienna.intercontinental.com
MULTIFUNKTIONAL AM RHEINUFER
Von außen soll das Kameha Dome „an die Großzügigkeit der englischen Glashallen und der europäischen Passagen des 19. Jahrhunderts“ erinnern, so der Architekt Karl-Heinz Schommer. Die Innenarchitektur hingegen überzeugt mit neobarocken und detailverliebten Elementen. Der niederländische Interior-Designer Marcel Wanders hat im Kameha Bonn ein Konzept realisiert, das ein absolutes Lifestyle-Gefühl vermitteln soll. Die Lobby ist dabei als Ort der Begegnung konzipiert, denn einen Tresen wird man hier vergeblich suchen, stattdessen begrüßen die Mitarbeiter die Hotelgäste an einzelnen Stehtischen, die neben einer Bar und vereinzelten Ledersofas im Eingangsbereich Platz gefunden haben.
Standort: Bonn, Deutschland Architektur: Karl-Heinz Schommer Interior: Marcel Wanders
www.kamehabonn.de
NEUE ÄSTHETIK AUF MAURITIUS
Mit der Eröffnung des LUX* Grand Baie Resort & Residences im Norden von Mauritius hat die Hotelgruppe The Lux Collective eine neue Generation von Hotels im Boutique-Stil auf der Insel und im Indischen Ozean eingeläutet. Das unverwechselbare Design ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der britischen Innenarchitektin Kelly Hoppen und dem mauritischen Architekten Jean-Francois Adam. „Als ich gebeten wurde, ein Konzept für das LUX* Grand Baie zu entwerfen, wollte ich etwas schaffen, das es auf Mauritius noch nicht gab, eine ganz neue Erfahrung, eine ganz neue Ästhetik“, kommentiert Kelly Hoppen ihre Herangehensweise. Die Lobby wurde mit gewölbten Decken mit Plexiglas- und Holzkreisen, gemischt mit schwarzen Stein- und Holzelementen, als multifunktionaler Raum konzipiert und spiegelt so nicht nur die Ankunft der Gäste, sondern auch eine hohe Aufenthaltsqualität wider. So können die Gäste in der Lobby einen Kaffee im Maison LUX* genießen oder auf einem der sechs Meter langen Sofas den Blick auf den Ozean genießen.
Standort: Grand Baie, Mauritius Architektur: Jean-Francois Adam Interior: Kelly Hoppen
www.luxresorts.com
WOHNZIMMERFEELING IN BERLIN
Chic und urban. Oder wie der Kenner sagen würde: industrieller Minimalismus. Dafür steht das Michelberger Hotel in Berlin-Friedrichshain, das vor knapp zwölf Jahren in der ehemaligen Leuchtenfabrik eröffnet wurde. Die Lobby des Hotels überzeugt als überdimensional großes Wohnzimmer: Sofas, Bücher und Pflanzen sind allgegenwärtig. Auffällige Designerlampen verleihen der Lobby den letzten Schliff. Dabei vereint der Empfangsbereich des Hotels das Wohnzimmer mit einem Café und Empfangsbereich. An Letzterem spiegelt sich ebenfalls der Wohlfühlfaktor, denn der Empfangstresen entspricht keineswegs einer klassischen eckigen Form, sondern ist rund.
Standort: Berlin-Friedrichshain, Deutschland Interior: Werner Aissliner, Jonathan Tuckey und Sigurd Larsen
www.michelbergerhotel.com
Zoe Spawton Fotos:
AUTHENTISCHER LUXUS IN BARCELONA
Vor zwei Jahren eröffnete die Boutique-Luxusmarke der IHG ihr erstes Hotel in Barcelona. Das Kimpton Vividora Barcelona ist ein Luxushotel mitten im gotischen Viertel, im Stadtbezirk Ciutat Vella. Das Hotel verfügt über 156 Zimmer, zehn Suiten, drei Restaurants und Bars sowie eine Dachterrasse und einen Pool mit Panoramablick auf die Stadt. Der Creative Director und SVP of Design von Kimpton, Ave Bradley, hat mit dem ortsansässigen Studio für Innendesign El Equipo Creativo zusammengearbeitet, um den authentischen Stil Barcelonas auf zeitgemäße Weise im ganzen Hotel einfließen zu lassen. Umgesetzt wurde dieser Ansatz mit einer mediterranen Farbpalette, Naturholz, Marmor, dezenten Grafikmotiven und extravaganten Fliesen. Dieses Designkonzept spiegelt sich auch in der Lobby wider.
Standort: Barcelona, Spanien Architektur: GCA Architects Interior: Ave Bradley & El Equipo Creativo
www.kimptonvividorabacelona.com
UNTER WASSER IN BERLIN
Das ehemalige Radisson Blu Hotel in Berlin ist heute, nach einer zwölfmonatigen Renovierung, das erste Hotel der Premium-Lifestyle Marke Radisson Collection in Deutschland. Das Hotel verfügt über 427 Zimmer und Suiten verteilt auf sechs Etagen. Im Zuge der Umbauarbeiten erstrahlt auch die Hotellobby in neuem Glanz und lädt zum Verweilen ein. Der Mittelpunkt der Lobby ist eine Bar, die sich an den sogenannten AquaDom anschmiegt. Dabei handelt es sich um das größte freistehende Aquarium der Welt mit 1.600 tropischen Fischen. Das Aquarium wurde bereits im Jahr 2020, kurz vor Beginn der Umbauarbeiten des Hotels, umfassend modernisiert. Mit einem gläsernen Fahrstuhl erreichen die Gäste nach dem Check-in ihr Zimmer und können je nachdem, wo sich ihr Zimmer befindet, die vielen verschiedenen Fische beobachten. Wer diese Möglichkeit nicht hat, der kann in der hoteleigenen Atrium-Bar direkt unter dem AquaDom Platz nehmen und das rege Treiben im Wasser bestaunen.
Standort: Berlin, Deutschland Architektur: TKS Group/Proyecto Singular Interior: Trevillion Interiors
www.radissoncollectionberlin.de
SAKRALE ATMOSPHÄRE IN KÖLN
Betritt man das The Qvest in der Kölner Innenstadt, steht man nicht in einer Kirche, sondern direkt in der Hotellobby. Bis zu sechs Meter hohe Wände, Rippengewölbe und Spitzbögen erwarten die Gäste hier. Ursprünglich beherbergte das 1897 erbaute neogotische Gebäude das Kölner Stadtarchiv. Heute vereint das Hotel sakralen Flair mit modernen Möbeln und zeitgenössischer Kunst und das ganz im Gegensatz zu vielen sakralen Bauten im betont minimalistischen Stil. Wenig verwunderlich also, dass auch die Rezeption in markantem Stil direkt ins Auge sticht – und zwar in einer Kombination aus Vintage-Messing und belgischem Blaustein. „Fast alles im Hotel ist mit mir persönlich verbunden“, so Interior-Designer Michael Kaune. Das neogotische Anwesen wurde zwei Jahre lang umfassend saniert und beherbergt heute 34 Zimmer und Suiten, die alle individuell eingerichtet sind und teilweise wie die Lobby mit über bis zu sechs Meter hohen Kreuzgewölben beeindrucken.
Standort: Köln, Deutschland Interior: Michael Kaune
www.qvest-hotel.com