Gedanken am Strand
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Ich erinnere mich zurück an jene Zeit, in der ich um die 20 Jahre alt war, und denke bei mir: Welche Fähigkeit habe ich verloren, um die es schade ist und die ich wieder hervorholen sollte? Meine Frau und ich hatten kaum Geld, auch keine besonderen Güter, außer einen 2 CV mit einem Loch unter der Kupplung, aber wir waren aufmerksam und von schnellem Entschluss. Wir fuhren nach Hainburg und ketteten uns an Bäume und wir demonstrierten vor der amerikanischen Botschaft gegen die Pershing II-Rakete. Ich denke, dass mir dieser Mut verloren gegangen ist und ich möchte mich bemühen, ihn wieder zu finden. Dazu muss ich wieder zur Selbstbestimmtheit zurückkehren, zur freien Entscheidung, losgelöst von der Angst der „gesellschaftlichen“ Antwort.
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ein, ich sitze nicht in Corona-Zeiten an einem Sandstrand und habe mich irgendwohin geflüchtet. Ich sitze in der Kanzlei oder bei uns im Seewinkel und wenn ich gerade nicht sitze, dann laufe ich. Ich laufe durch menschenleere Gassen und denke an das Buch „On the Beach“ von Nevil Shute, das vielleicht auch einige der geschätzten Leser zur Matura zu lesen hatten. Es handelt von der Welt nach einem Atomschlag, nur noch wenige sind übrig und diese retten sich in persönliche Scheinwelten. Wir sitzen augenscheinlich alle gemeinsam an diesem Strand und warten darauf, dass der Meeresspiegel steigt und steigt und steigt. Steigt die globale Temperatur nur um 2° C, dann sitzen wir dort nicht mehr lange, sondern müssen flüchten, mit uns etwa 100.000.000 Menschen, die auf der Höhe des Meeresspiegels in Indonesien, in Ägypten, in Amsterdam oder wo immer leben. Das sind dann nicht „bloß“ 100.000 Flüchtlinge aus Syrien. Sie werden nicht nach China fahren, denn dort gibt es bereits ausreichend Menschen und zu diesem Zeitpunkt wird es in Afrika auch schon vier Milliarden Sapiens sapiens geben, die nicht mehr ernährt werden können.