Oper Pur 01

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Das Magazin der Oper Köln 2009 › SEPTEMBER, OKTOBER, NOVEMBER

OPER / pur \ KÖLN

01 SINGEN Eröffnungspremiere: »Die Meistersinger von Nürnberg« › Im Interview: Konrad Junghänel › Warum Singen glücklich macht › Singen als Evolutionsvorteil › Mit Seiten des Gürzenich-Orchesters Köln

OPER / \ KÖLN


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[Nicht nur von guten Produkten träumen!]


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Auftakt   EDITORIAL

auftakt

Editorial text Uwe Eric Laufenberg

Sehr geehrte Damen und Herren, liebes Kölner Opernpublikum, in Ihren Händen liegt das neue Opernmagazin »Oper Pur«. So wie sein Vorgänger »O-Ton« wird es vier mal im Jahr erscheinen und soll Sie mit Hintergrundinformationen zu unserem Spielplan und den Besetzungen versorgen, soll Opernaspekte beleuchten und auf Oper Lust machen. Sie erhalten es bei uns in der Kölner Oper, den bekannten Vorverkaufstellen oder als Abonnent zugeschickt. Im ersten Heft betrachten wir die Zeit von unserer Eröffnungspremiere am 20. September mit Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« bis zur Wiederaufnahme von Offenbachs »Hoffmanns Erzählungen« am 13. November 2009. »Carmen« und »Die Italienerin in Algier« werden in neuen, internationalen Besetzungen wieder aufgenommen. Sowohl in den »Meistersingern« wie auch in unserer zweiten Neuproduktion »Orfeo und Euridice« wird um Leben, Liebe und Tod gesungen, ist der Gesang an sich existenziell. Glucks orfeo singt sich in das Reich des Todes, um seine Geliebte euridice wieder ins Leben zu holen, und so möchten wir das Singen für Sie wieder in den Mittelpunkt der Oper zurückholen. Und auf welche Sänger können wir uns freuen? Robert Holl ist hans sachs, eine der anspruchvollsten und längsten Partien der Musikliteratur überhaupt, Marco Jentzsch gibt sein heiß erwartetes Wagner-Debüt, Astrid Weber und Johannes Martin Kränzle werden ihre kontinuierliche Arbeit in der Oper Köln als eva und beckmesser beginnen, Carsten Süß gibt den Meisterunterricht im Singen als Lehrbube david, Bjarni Thor Kristinsson wird seinen schwarzen Bass für pogner und ochs zur Verfügung stellen, Dalia Schaechter zeigt eine große Repertoirespanne von magdalena bis lady macbeth, unser junger Basshüne Dennis Wilgenhof gibt sein Debüt als nachtwächter, Vesselina Kasarova und Rinat Shaham singen von sinnlichem Chanson und mezzodramatischen Ausbruch: carmen, Germán Villar ist der stolze junge don josé, »unser« Samuel Youn gibt den stierkämpfer und die vier bösewichter, Jutta Böhnert und Anna Palimina sind unsere neuen lyrischen und hohen Soprane und sind als micaëla und olympia /antonia zu erleben, außerdem in unserer zweiten Premiere »Orfeo« als euridice und amor, Katrin Wundsam ist mercédès und die Muse

für hoffmann, mit Matthias Klink kommt ein ehemaliges Opernstudiomitglied direkt von der Met nach Köln zurück, um sein Debüt als hoffmann zu geben. Martin Koch, aus Düsseldorf nach Köln wechselnd, singt als erste große Charaktertenorpartie die vier diener in »Hoffmann«. Anna Bonitatibus, auf allen Bühnen dieser Welt zu Hause, gibt ihr Kölnund Italienerinnendebüt, Simone Alaimo, vielleicht der komischste Vertreter der Buffotradition der italienischen Oper, ist mustafà, der junge Australier Brad Cooper gibt sein Debüt als lindoro, Miljenko Turk ist als haly und marcello zu erleben, Maria Fontosh und Leonardo Capalbo sind die wirklich jungen, italienisch überbordenden Bohèmestimmen und Maria Gortsevskaya kommt von der Staatsoper Unter den Linden, um in Köln ihr »Orfeo«-Debüt zu geben und und und … Die Liste der Sänger, die in dieser Spielzeit wieder oder zum ersten Mal nach Köln kommen, ist lang – wir wollen Sie gewinnen, verzaubern und besingen mit diesen wunderbaren Meistern ihrer Kunst. Herausheben will ich vielleicht jetzt nur noch Dame Kiri Te Kanawa, die in London angekündigt hat, dass sie ihren letzten Bühnenauftritt mit der »Rosenkavalier«-marschallin im April in Köln begehen wird! Sichern Sie sich Ihre Karten jetzt! Die Kinderoper hat ihr neues Domizil im »Alten Pfandhaus« am Kartäuserwall für die nächsten vier Jahre bezogen, und wird mit der Premiere von der »Feuerroten Friederike« mit der Musik von Elisabeth Naske eröffnen. Elena Tzavara, die neue Leiterin der Kinderoper, inszeniert im Bild von Conrad Moritz Reinhardt. Johannes Erath, gerade mit dem GötzFriedrich-Regiepreis ausgezeichnet, inszeniert »Orfeo ed Euridice« im Bild von Olaf Altmann, Konrad Junghänel gibt dabei sein Debüt am Dirigenten-Pult der Oper Köln. Und mit den »Meistersingern«, die in der Ausstattung von Tobias Hoheisel Premiere haben werden, beginnt die Zusammenarbeit von Markus Stenz, unserem Kölner gmd, und mir. Bei soviel Anfang sei nicht verschwiegen, dass man im Foyer der Oper auch wieder wandeln kann … Mit herzlichem Toi Toi Toi für uns alle, Ihr


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Singen LEIDENSCHAFT

inhalt › Ausgabe 01.  2 009 AUFTAKT 1

Editorial › Uwe Eric Laufenberg

LEIDENSCHAFT › Singen 4

Vom Glück in Zeiten des Internets . . . . . . . . . . . . . . . › Eine Generation entdeckt das Singen wieder

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Der  Darwinist  singt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Singen als Evolutionsvorteil

Premieren & Wiederaufnahmen

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› Die  Meistersinger  von  Nürnberg . . . . . . . . . . . . . . › Eröffnungspremiere der neuen Intendanz

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› Preview . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Fotografischer Einblick in »Die Meistersinger von Nürnberg«

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› Carmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Der Klassiker in neuer Besetzung

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› L’italiana  in  Algeri . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Italienerinnen-Debut von Anna Bonitatibus

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› Orfeo  ed  Euridice . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Singen gegen die Götter

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› Die  Wahrheit  liegt  im  Augenblick . . . . . . . . . . . . › Interview mit Dirigent Konrad Junghänel

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› La  Bohème . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Im Karussell der Künstlerexistenzen

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› Hoffmanns  Erzählungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Offenbach am Offenbachplatz

ANTRIEB 34

Fundstücke › Das Phantom der Oper

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Oper für Kinder &  Jugendliche › Kinderoper

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› Kleine Welt im Großen Haus

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› Ralph Caspers

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› Die Kinderoper Köln ist umgezogen

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› Portrait Elena Tzavara

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Gürzenich-Orchester

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Service

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› Spielplanüberblick

APPLAUS 56

Stand der Dinge › Freier Blick im Foyer

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In der Garderobe mit Tobias Hoheisel

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Hinterbühne › Tatze, Stiefel oder Lackschuh

Impressum »Oper Pur« 01.2009 herausgeber Oper der Stadt Köln, Offenbachplatz, 50667 Köln intendant Uwe Eric Laufenberg (V.i.S.d.P.) geschäftsführer Patrick Wasserbauer redaktion Dramaturgie / Till Schröder autoren Ralph Caspers, Matthias Corwin, Georg Kehren (gk), Heinrich Kemper, Uwe Eric Laufenberg (uel), Felix Mauser (fm), Birgit Meyer (bm), Till Schröder (ts), Elena Tzavara, Johannes Wunderlich anzeigen & druck Köllen Druck und Verlag GmbH, Bonn gestaltung & konzept formdusche, Berlin In einigen Fällen konnten Bildrechte nicht ausfindig gemacht werden. Wir bitten, sich bei bestehenden Ansprüchen an uns zu wenden. Stand: 9. September 2009, Änderungen vorbehalten


Singen   LEIDENSCHAFT

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singvögel rauben nicht und raubvögel singen nicht. Deutsches Sprichwort


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Singen LEIDENSCHAFT

singen

Vom Glück in Zeiten des Internets text Till Schröder foto skippy, flickr.com

Eine ganze Generation schien dem Singen verloren. Singen hieß Musikantenstadl und Musiklehrer mit verkratzten Schallplatten. Doch dann kamen Karaoke, Castingshows und das Internet – und erstmals schallt es lauthals aus ihren Kehlen.

Plötzlich ist Singen wieder in. Ich kann den Zeitpunkt nicht genau benennen, wann dieser Umschwung einsetzte, aber meine Generation singt wieder. Zwar zunächst nur in Karaokebars, Castingshows und dem Internet. Vereinzelte Überläufer zu Chören und Sangvereinen soll es aber auch schon geben. Ich bin verwundert.

Singen? Das machen doch nur Omas. Waren wir, die in den Liedermacher gesegneten Siebzigern geboren wurden, doch bisher überzeugte Verweigerer in Sachen gemeinschaftliches Singen. Was der Generation unserer Großeltern selbstverständlich war, in Gruppen singend in Ratskellern zu schunkeln, Wandergitarre spielend durch die Landschaft zu marschieren und in Chorstuben für den großen Auftritt beim Schützenfest zu proben, schien den Enkeln wenig erstrebenswert. Singen? Dafür gibt’s doch Spezialisten (je nach Geschmack Karel Gott oder Madonna). Das machen doch nur Omas. Hab ich keine Zeit für, muss das nächste Level in meinem Computerspiel schaffen. Argumente gegen das Singen gab es viele. Das gravierendste war wahrscheinlich der Musikunterricht. Die Optionen waren mäßig: Klassik oder Volkslied. Wer gar im Land der fdj-Singeklubs lebte, dem bot sich eine dritte Alternative: Kampflieder. Aber Musik, das waren die auch nicht. Alles angestaubtes Repertoire. Ich kannte keinen Gleichaltrigen, der spontan eine Bach-Fuge trällerte, gern »im Frühtau zu Berge zog« oder juchhei schrie, wann immer eine Uniform ins Blickfeld kam (»Soldaten sind vorbei marschiert im gleichen Schritt und Tritt / Wir Pioniere kennen sie und laufen fröhlich mit, juchhei!«). Ein Paradox, definierte sich doch keine Generation vor uns so sehr über Musik wie die meine. Wer nicht in irgendeiner musikalischen Jugendszene war, existierte praktisch nicht: Punker, Popper, Gothic, HipHopper, Heavy, Hippie. Die entscheidende Frage war nicht, woher kommst du, sondern, was hörst du. Quinte oder Terze? Die Frage erntete nur Schulterzucken. Duran Duran oder Depeche Mode? Die wiederum entflammte einen zweistündigen Exkurs mit anschließendem Faustkampf. Dass wir Musik nicht emotional verbunden wären, konnte man uns also nicht nachsagen. Keine Party ohne Beschallungsanlage. Aber mitsingen? Das war nun wirklich nicht angesagt.

Singen? Macht klug und schön. Dabei erzählt uns die Wissenschaft, dass Singen das Wundermittel schlechthin ist: Es fördert Gesundheit, Intelligenz und Sozialverhalten. Reine Kopfsache: Vorn, in der Stirnregion, wird das Belohnungssystem aktiviert; weiter im Innern, in den Basalganglien, das Hormon Oxytocin ausgeschüttet – eine Substanz, die unter anderem Gedächtnisprozesse und die soziale Bindungsfähigkeit beeinflusst. Gleichzeitig senkt Gesang die Konzentration jener Hormone, die uns aggressiver und stressanfälliger machen: Testosteron und Cortisol. Und all das in kürzerer Zeit, als man »Hänschen klein« zu Ende singen kann. Man spürt die Wirkung schon nach wenigen Strophen, zusammen mit einem leichten Rausch, den die durchs tiefere Einatmen erhöhte Kohlendioxid-Konzentration im Blut auslöst. Bei regelmäßigem Gesang vernetzen sich sogar die Synapsen des Gehirns auf neue, differenzierte Weise. Man wird also durchs Singen nicht nur beschwingter, ausgeglichener und friedfertiger, sondern auch noch ein gesünderer und klügerer Mensch. Wer singt ist glücklich. Klingt fantastisch. Doch mehr singen wollten wir dennoch nicht. Denn für das Glücklich sein existieren doch Rauschmittel, legale wie illegale. Und Sex. Beides macht auch noch mehr Spaß. Das ist der Knackpunkt. Den Spaß haben uns Eltern und Schule in ihrer hehren Weitervermittlung deutschen Liedguts einfach verpasst mitzugeben. Während die Großelterngeneration mit Liedern noch Heimat und Kindheit verband, bedeuteten sie bereits für viele unserer Eltern bloße Weitergabe toter Tradition. Wie sollten wir sie da lieben lernen? Und das, obwohl jedes Kind von Natur aus gerne singt. Wir waren da auch nicht anders. Singen ermöglicht Gefühlsausbrüche, erlaubt das Über-sich-hinauswachsen, bietet Geborgenheit in der Gruppe. Kinder spüren diese Freiheit schnell. Und trällern vergnügt in die Welt hinein – egal ob jemand zuhört oder nicht. Im Spiel vertieft ist man selbst eh das beste Publikum. Hausmusik gab es in erstaunlich vielen Familien, und die »Mundorgel«, die klassischste aller deutschen Liedersammlungen, fehlte auch bei keiner Urlaubsfahrt. Eigentlich waren wir bestens vorbereitet, für ein Leben erfüllt mit Singen.


(Dieses Bild steht unter einer Creative-Commons-Lizenz: By, Share Alike > http://www.flickr.com/photos/skippy/409260299)

Singen   LEIDENSCHAFT

› Glücklich durch Singen beim Geburtstagskaraoke

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Wer singt ist glücklich.


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Singen LEIDENSCHAFT

Wir verstanden endlich: Singen macht unendlich SpaSS.

am rande Carusos Tipps für die richtige Stimmbandpflege: So soll der Meister nach dem Aufrauchen seiner Zigarette einen großen Schluck Salzwasser genommen haben, den er irgendwo hin einzog, und dann wieder ausspuckte. Im Anschluß eine große Prise Schnupftabak, dann ein Weinglas Whiskey, gefolgt von einem Glas Sprudel und einem Viertel Apfel. Auf die Bühne nahm er stets zwei Fläschchen Salzwasser mit, für die spezielle Taschen in die Kostüme genäht wurden.

till schröder ist Jahrgang 1974, er lebt und arbeitet in Berlin, als freier Journalist. Er arbeitet für verschiedene Magazine, zuletzt war er Redaktionsleiter bei der Kulturzeitschrift »Liebling«. Seit Kurzem singt er wieder allabendlich für seine neun Monate alte Tochter Greta.

Singen? Tun nur Nazis. Und doch haben wir es verlernt auf dem Weg ins Erwachsensein. Die Experten bieten eine mögliche Erklärung: Die historische Erfahrung hätte viele Deutsche zu Singverweigerern gemacht. Die Nazis zeigten, wie man mit Gesang Aggressionen schürt, das Gewissen betäubt und Masseneuphorie erzeugt. Kein Regime zuvor vereinnahmte Musik und Gesang, vor allem Chorgesang, so systematisch als Propagandainstrument und Rauschmittel. Nach 1945 machte die Deutschen jeder Refrain misstrauisch, der auch nur entfernt etwas Heimatbezogenes hatte. Man könnte ja zwischen den Zeilen etwas chauvinistisches lesen. Und bald lies man das Singen fast ganz sein. Gegen die Sanges-Unlust immun blieben einzig spd-Parteitage und die Gotthilf-Fischer-Chöre. Doch so einleuchtend das klingt – mir scheint es nur die halbe Wahrheit. Ich glaube, der Siegeszug des Pop trägt viel schwerer. Diese Einsicht entspringt nicht irgend einem diffusen kulturkritischem Ressentiment, sondern ganz pragmatisch einem Verständnisproblem. Als aus Schlagern plötzlich Popsongs wurden und aus deutschem Schmalz englischer Schmalz, da ging auch die Lust am Singen verloren. Wer den Text versteht, ihn verinnerlicht hat, singt beschwingter und öfter. Mitgröhlen können wir alle, aber wirklich verstehen die wenigsten. Englisch ist reich an Nuancen. Und weil für die Mehrheit der deutschen Hörer die Nuancen schlicht nicht erfassbar waren, schwand auch das Verständnis und damit die Lust der Wiederholung. Popmusik dient nunmehr als Distinktionsmerkmal und Musiktapete. Keineswegs wie bei den Altvorderen zur sinnstiftenden Weitergabe von Geschichten innerhalb von Gemeinschaften.

Singen? Mit wem denn? Vielleicht ist das der entscheidende Grund, warum die Menschen heute weniger singen als früher. In einer durchrationalisierten Arbeits- und Lebenswelt wurde aus dem Volk der Deutschen ein Team aus Einzelkämpfern. Wo früher ein Dutzend Leute gemeinsam Garben »hoch auf den gelben Wagen« luden, lenkt heute der Bauer allein den Mähdrescher übers Feld. Ob am Fließband oder im Großraumbüro – überall schraubt, sortiert, tippt und denkt jeder für sich allein. Welches Lied sollten die Angestellten eines Call-Centers bei der Arbeit anstimmen? Oder die Kassiererinnen im Supermarkt? Auch privat bilden sich kaum noch spontane Singgemeinschaften. In der Küche,

wo früher Clans von Geschwistern, Tanten und Großmüttern gemeinsam werkelten, schwatzten und sangen, bedient heute eine einsame Hausfrau ihren Gerätepark. In den Kirchen versammeln sich die Gemeinden nur noch an hohen Festtagen in Chorstärke.

Singen? Jawohl, aber bitte schief. Man sieht, meine Generation hatte es nicht leicht, sich für das Singen zu begeistern. Klar stehen wir regelmäßig auf Musikfestivals knöcheltief im Schlamm und stimmen ein, soweit es uns Lautstärke und Alkohol erlauben. Aber ein Festival ist der Ausnahmezustand. Kein Alltag. Singen im Alltag, das können wir erst wieder, seit es zwei Dinge gibt: Karaoke und Castingshows im Fernsehen. Als die ersten Berichte über die putzigen Bars aus Fernost bei uns ankamen, schmunzelten wir amüsiert. Das Land, das die Theorie der sozialen Kontrolle in verblüffende Wirtschaftsmacht umgemünzt zu haben schien, kanalisierte diese nun auch noch in kleine Kabinen mit Mikros und Monitoren. Gruppendruck und Freizeit, das ging nicht zusammen. Kaum aber eröffneten die ersten Bars in Europa, war es um uns geschehen. Wir verstanden endlich: Singen macht unendlich Spaß. Ihn hatten wir beim Singen so lange schmerzlich vermisst, seit er uns mit jeder pädagogisch motivierten Anleitung didaktisch ausgetrieben wurde. Und endlich kam für uns zusammen, was zusammen gehört: Popkultur, Gemeinschaftsgefühl und Spaß – auf zwei Quadratmetern. Wer kurz vorher noch stumm mit dem iPod auf den Ohren die Stille um ihn herum ausblendete, fand sich plötzlich Refrains schmetternd im Halbdunkel leuchtender Monitore wieder. Es ist wie ein Droge. Alles prustet und schallt aus einem heraus. Und dazu das grandiose Gefühl gemeinschaftlicher Peinlichkeit. Denn schief zu singen ist das halbe Vergnügen bei der Sache.

Singen? Ich schick dir mal einen Link. Dennoch, die unverbesserlichen Individualisten unter uns scheuen sich weiterhin, in der Öffentlichkeit nur so aus Spaß zu singen. Ihnen bleibt nur der Schritt ins Internet. Den machen viele erstaunlich bereitwillig und exzessiv. In Zeiten von »Deutschland sucht den Superstar« sinkt die Hemmschwelle wieder, sich vor anderen zu produzieren.


Singen   LEIDENSCHAFT

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quergeschaut

der Darwinist singt text Till Schröder

Einmal im Rampenlicht zu stehen, übt einen mächtigen Reiz aus. Und im Internet, dem demokratischsten aller Medien, sind die Zugangshürden niedrig und der Wettbewerb um Aufmerksamkeit groß. Jeder kann sein Video einstellen. Die trügerische Sicherheit des Unbeobachtetseins erleichtert die Gefühlsausbrüche, die InternetVideoportale wie YouTube füllen. Vor der Webcam fällt jede Scham. Dass vielleicht Millionen zuschauen, wie es Gary Brolsma passierte, ist eine theoretische Möglichkeit, die so irreal scheint, dass sie fast jeder ausblendet. Brolsma, besser bekannt als der Numa-Numa-Typ, ist ein kräftiger Amerikaner, dessen lippensynchrone Performance eines moldawischen One-Hit-Wonders vor einigen Jahren den ersten großen Wirbel um ein Amateurvideo im Internet los trat. Vor seiner Webcam sitzend begleitet er das gesamte Lied mit Grimassen und Armbewegungen, die er den Numa-Numa-Tanz nennt, Bezug nehmend auf rumänische Worte im Originalrefrain. In nur wenigen Tagen hatten das Video Millionen Menschen gesehen, die es wiederum an ihre Freunde weiterempfahlen. Der unbändige Enthusiasmus, mit dem er den Song nachsang, und die offensichtliche Selbstvergessenheit, mit der er im Lied versunken war, wirkten so authentisch, dass es niemanden unberührt ließ. Ganz wie früher, als wir Kinder waren, schien ihm einen Augenblick egal, was andere dachten. Und so wie ihm geht es vielen, seit es das Internet gibt. Die scheinbare Anonymität des Webs erlaubt wieder, Zeuge unmittelbare Gefühlsäußerungen zu werden. In sozialen Netzwerken, den virtuellen Treffpunkten im Internet, herrscht eine fröhliche Unbekümmertheit. Jeder ist sein eigener Star. Wenn es noch jemandem gefällt, was man zeigt, freut einen das, aber ins Netz gestellt hat man es doch nur für sich selbst. Die Dämme scheinen gebrochen. Wohin die Flut schwappt, ist noch ungewiss. Vielleicht trifft sich meine Generation in Zukunft zum Singen lieber im Netz als in Vereinsheimen und Karaoke-Bars. Doch eines steht jetzt schon fest: Meine Generation singt wieder. Noch nicht gut, aber wenigstens hört man sie endlich.

Warum singt der Mensch unter der Dusche? Weil’s schon dem Steinzeitmensch half, zarte Bande zu knüpfen. Zuerst kam das Singen, dann das Sprechen: Nach Ansicht vieler Forscher ließe sich sonst nicht erklären, dass die menschliche Stimme viel mehr kann, als beim Sprechen nötig ist. Sie ist in der Lage, Töne zu erzeugen, die drei Oktaven abdecken – obwohl für die Sprache lediglich eine Quinte, also etwas mehr als die Hälfte einer Oktave, ausreichen würde. Auch die Fähigkeit, Töne lange zu halten, ist beim Sprechen nicht gefragt. Wie so oft beim Menschen, dient fast alles der Paarung, glauben Forscher. Zumindest für die Männer gilt seither: Wer singt, hat mehr Schlag bei den Frauen. Denn im nackten Überlebenskampf zeigte der Gesang: »Seht her! Ich bin so stark und gesund, dass ich selbst in diesen harten Zeiten noch Kraft genug habe, Sinnloses zu tun wie zu singen.« Gleichzeitig, spekulieren Forscher, demonstrierten sie ihre Kreativität und damit auch ihre geistigen Fähigkeiten. Singende Männer hatten also alles, was sich eine Frau nur wünschen konnte – und waren daher begehrte Partner. Ein bis heute gültiges Muster: Die Teenies bei Tokio Hotel oder Robbie Williams Konzerten können also nichts für ihr Schmachten. Sie sind bloße Opfer der Evolution. Für die Frauen hatte das Singen wahrscheinlich eine vollkommen andere Funktion: Es diente der Kommunikation mit ihren Kindern. Wenn Mütter mit ihren Babys reden, ist die Stimme höher, erstreckt sich insgesamt über einen größeren Frequenzbereich. Das Tempo ist langsamer, und die Sprachmelodie wird übertrieben. Alles also, was man beim Singen auch macht. Besonders wichtig war diese Kommunikation auf Distanz, wenn die Frauen ihren Nachwuchs beruhigen mussten, ohne ihn berühren zu können. Noch wesentlicher für den evolutionären Erfolg von Musik könnte allerdings eine andere Eigenschaft gewesen sein: Musik ist sehr oft etwas Gemeinschaftliches, und gemeinschaftliche Aktivitäten stärken den Zusammenhalt einer Gruppe. Singen sorgt dafür, dass sich Menschen »emotional synchronisieren« – eine unverzichtbare Voraussetzung für gemeinsames Handeln, das wiederum unabdingbar für das Überleben in schweren Zeiten war.


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Singen LEIDENSCHAFT

Beim Singen muSS man den Mund aufmachen. Johann Georg August Galletti


Singen   LEIDENSCHAFT

› Sternsinger Februar 2008

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› Foto: Kristin Loschert


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Meistersinger LEIDENSCHAFT

» Verachtet mir die Meister nicht, und ehrt mir ihre Kunst.«


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Meistersinger   LEIDENSCHAFT

premiere 20. sep. 2009 Weitere Vorstellungen 26. Sep. 2009 1., 4., 9., 17. Okt. 2009 5., 25. Apr. 2010 vor der premiere › 20. sep. 2009 › 11:00 Uhr › Opernhaus Weitere INformationen › Seite 52

musikalische leitung Markus Stenz inszenierung

Uwe Eric Laufenberg

bühne  &  kostüme Tobias Hoheisel licht

Wolfgang Goebbel

chor

Andrew Ollivant

dramaturgie Georg Kehren

premiere

Die meistersinger   von nürnberg › Oper in drei Aufzügen › Text und Musik von Richard Wagner

hans sachs, Schuster

Robert Holl

veit pogner, Goldschmied Bjarni Thor Kristinsson kunz vogelgesang, Kürschner Thorsten Scharnke konrad nachtigall, Spengler Wilfried Staber sixtus beckmesser, Stadtschreiber Johannes Martin Kränzle fritz kothner, Bäcker Martin Kronthaler balthasar zorn, Zinngießer

Alexander Fedin

ulrich eisslinger,

ritter walther von stolzing , verliebt in die Tochter des Goldschmieds pogner, kommt von außen in die von spätmittelalterlichen Traditionen geprägte Welt der Meistersinger um den Schusterpoeten hans sachs. Im Schnellverfahren soll er nun die Tabulatur – die ausgeklügelten Regeln der Meistersingkunst mit ihren »Gesetzen«, »Gemäßen« und »Stollen« – erlernen. Er hat keine Wahl, denn wenn er eva , die Frau seiner Träume, gewinnen möchte, muss er den Meistersinger-Gesangswettbewerb gewinnen, bei dem sie als Preis ausgesetzt ist. Doch niemand in der etablierten Meistersinger-Gesellschaft besitzt ein Gespür für das unkonventionelle Talent des jungen Ritters, schon gar nicht der pedantische Stadtschreiber beckmesser, welcher selbst ein Auge auf die Goldschmiedstochter geworfen hat. Einzige Ausnahme ist hans sachs: Er erkennt das Besondere an walther von stolzing und nimmt es auf sich, die Kunst des jungen Mannes in Bahnen zu lenken, auf denen er auch Respekt und Anerkennung bei den Meistersingern ernten kann. Wer sind die Meister von heute, und wo kann man ihnen begegnen? Was sagt uns dieses Werk, das die Bedeutung der Kunst als sinn- und identitätsstiftendes Moment für die Gesellschaft postuliert, in Zeiten von Castingshows im Stile von »Deutschland sucht den Superstar«? Generalmusikdirektor Markus Stenz, Regisseur Uwe Eric Laufenberg und der Bühnen- und Kostümbildner Tobias Hoheisel stellen sich gemeinsam mit einem Kreis hochkarätiger Sängersolisten den Fragen und Antworten, die dieses Werk um Wesen und Wirken der Kunst (-Produktion) aufgibt. (gk)

Gewürzkrämer John Heuzenroeder

augustin moser, Schneider Werner Sindemann hermann ortel, Seifensieder Ulrich Hielscher hans schwarz, Strumpfwirker Nico Wouterse hans foltz, Kupferschmied Greg Ryerson walther von stolzing, ein junger Ritter aus Franken Marco Jentzsch Klaus Florian Vogt › 5. Apr. david, Sachsens Lehrbube Carsten Süß eva, Pogners Tochter Astrid Weber magdalena, Evas Amme Dalia Schaechter ein nachtwächter

Dennis Wilgenhof

Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln

OPERNBAROMETER ====== LIEBE 60% TOD 0% ==== TEUFEL 40%


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Meistersinger LEIDENSCHAFT

die meistersinger von nürnberg

Es klang so alt und war doch so neu Populär und widersprüchlich – Wagners »Meistersinger« zum Beginn der neuen Spielzeit.

Am Beginn dieser Kölner Spielzeit steht mit den »Meistersingern von Nürnberg« jene Oper Richard Wagners auf dem Spielplan, die als einziges unter seinen häufig gespielten Werken eine konkrete historische Situation in einem realistischen Sinne beschreibt. Die Handlung führt in das Nürnberg des 16. Jahrhunderts, doch prägte ihre Entstehungszeit maßgeblich die inhaltliche Motivlage des Werks. Die Utopie, die Richard Wagner mit den »Meistersingern« entwickelt, ist nicht von der politischen Situation der Entstehungszeit zu trennen, in der sich in weiten Teilen des deutschen Bürgertums nach der gescheiterten Revolution von 1848 Enttäuschung Bahn brach und der Einigungsprozess in Deutschland für mehrere Jahre stagnierte. Mit seiner 1868 uraufgeführten Oper beleuchtet Richard Wagner das Verhältnis von Kunst und Politik. Welchen Stellenwert räumt die Gesellschaft der Kunst ein, wer bewertet ihre Qualität, und welche Rolle kommt dem Volk dabei zu? Dass es dabei um nicht weniger als das Selbstverständnis der bürgerlichen Gemeinschaft geht, lässt sich schon daran ablesen, auf welch heißer Flamme die Debatte um »Meistersingerehre«, »deutsche Kunst« und »welschen Tand« in den Reihen der Nürnberger Honoratioren gekocht wird. Insofern werden hier nicht nur die singdichterischen Qualitäten des ritters stolzing einer Prüfung unterzogen, sondern auch die geltenden Kategorien der Meistersingerschar als Vertreter des »deutschen Wesens«. Am Vorabend der deutschen Reichsgründung von 1871 besaß das Konzept eines Kunstbegriffs, der einem gemeinsamen deutschen Traditionsgedanken verpflichtet ist, besondere Aktualität. Bei der Uraufführung am 21. Juni 1868 in München erlebten die »Meistersinger von Nürnberg« einen – gemessen an Wagners bisherigem Schaffen – beispiellosen Erfolg. Von der Loge des Bayernkönigs Ludwig ii. konnte der Meister die Ovationen des Publikums entgegennehmen. Im Verlaufe der Aufführungsgeschichte wurde das Werk zunehmend in einem nationalistischen Sinne vereinnahmt – bis hin zu seiner Präsentation im Rahmen von Festspielen am Rande des Reichsparteitags in Nürnberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt es somit, den Kerngehalt des Werks als einer zeitlos gültigen Auseinandersetzung mit dem Thema »Kunst und Gesellschaft« herauszuarbeiten. Bei den »Meistersingern von Nürnberg« handelt es sich bis heute um eine Oper, der einerseits eine besondere Popularität nachgesagt wird, die aber – gerade auch vor dem Hintergrund ihrer problematischen Aufführungsgeschichte – in all ihren Bezügen keineswegs leicht zu vermitteln ist. Hinzu kommt, dass in diesem als heiter apostrophierten Werk bereits Widersprüche und Brüche angelegt sind, die stets aufs Neue einer Auseinandersetzung oder Auslegung bedürfen.

Der Ursprung Der Plan zur Niederschrift der »Meistersinger von Nürnberg« geht auf das Jahr 1845 zurück, als sich Richard Wagner in Marienbad aufhielt und sich mit Gervinus’ »Geschichte der deutschen Literatur« beschäftigte. Im Mittelpunkt dieses – laut seiner »Mitteilung an meine Freunde« 1851 – »besonders heiteren Sujets« sollte Hans Sachs, der deutsche Dichter und Schuster, stehen. Bereits zu diesem Zeitpunkt schwebte Wagner die szenische Situation vor, in der der »Merker« auf seiner Tafel pedantisch die Fehler des Sängers notiert, sowie jene, in der der Schuhmacher hans sachs den Spieß umdreht und, beim Herstellen eines Schuhs, durch das Hämmern auf den Leisten die künstlerischen Verstöße des Merkers ahndet. Was die Kunst des spätmittelalterlichen Meistergesangs angeht, bezog der Komponist seine Kenntnis aus Grimms Aufsatz »Über den altdeutschen Meistergesang« sowie Johann Christoph Wagenseils Schrift »Von der Meister-Singer Holdseligen Kunst«. Außerdem besaß Wagner eine zweibändige Ausgabe mit Werken von Hans Sachs, in der sich auch »Die Wittenbergisch Nachtigall« (1523) findet, deren Anfangszeilen fast wörtlich den Beginn des »Wach-auf-Chors« im 3. Akt bilden, mit dem das Volk den Schusterpoeten Sachs auf der Festwiese begrüßt. Mit der Stadt Nürnberg verband Richard Wagner ein biographisches Erlebnis: Bei einem Aufenthalt in der fränkischen Stadt, während er in einem Cafe saß, wurde der junge Wagner Zeuge einer Auseinandersetzung: Ein Tischlermeister namens Lauermann, der sich auf der Straße als Sänger versuchte, zog Spott auf sich und wurde auf diese Weise zum Anlass eines sich aus dieser Situation entwickelnden Aufruhrs. Wagner ging mit seinem Schwager anschließend »durch die monderleuchteten einsamen Straßen« Nürnbergs zurück zu seiner Bleibe, behielt das Erlebte jedoch nachdrücklich in seiner Erinnerung. Diese Szene bot ihm Jahre später Stoff für die Massenkeilerei der Nürnberger auf den Straßen der Stadt, wie er sie als »Prügelfuge« am Ende des 2. Aktes seiner »Meistersinger« schuf.

Der historische Hans Sachs Hans Sachs, die historische »Vorlage« für die Hauptfigur in Richard Wagners Oper, war ein Schuhmachermeister und bekannter Dichter, dessen Werke schon zu seinen Lebzeiten gelesen und aufgeführt wurden. Mit etwa 6.000 Stücken handelte es sich bei ihm um einen eminent produktiven Literaten, der sich insbesondere als Meistersinger großer Achtung erfreute. Zu seinen Werken zählen Meistergesänge, Spruchgedichte, geistliche wie weltliche Texte, auch Fabeln, Schwänke, Tragödien und Fastnachtsspiele. Häufig bediente er sich biblischer Themen, die er neu


Meistersinger   LEIDENSCHAFT

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markus stenz › gürzenich-kapellmeister und generalmusikdirektor der oper köln › gastiert an den wichtigen internationalen Opernhäusern und Festivals, wie in Mailand, Brüssel, San Francisco, Salzburg, Stuttgart, München und Berlin. Dem Werk Richard Wagners widmete er sich an der Kölner Oper bereits mit dem »Ring des Nibelungen« sowie mit »Lohengrin«, »Tannhäuser« und »Tristan und Isolde«. tobias hoheisel › bühnen- und kostümbildner › ist – seit seinem Debüt als Kostümbildner an der Kölner Oper bei Strawinskys »Rake’s Progress« – als Ausstatter an allen großen Bühnen des In- und Auslandes gefragt. Eine enge Bindung besteht zu den Festspielen von Glyndebourne. Auch als Regisseur ist er in den vergangenen Jahren verstärkt hervorgetreten. Mit Uwe Eric Laufenberg arbeitete er erstmals 1990 am Schauspiel Köln (»Merlin« von T. Dorst) zusammen. robert holl › hans sachs › Der in Rotterdam geborene Bass ist neben seinen zahlreichen Konzertauftritten als Opernsänger unter anderem an den Opernhäusern in München, Wien, Brüssel, Zürich und Berlin zuhause. Bei den Bayreuther Festspielen debütierte Robert Holl 1999 als hans sachs, 2004 kam gurnemanz in »Parsifal« hinzu, 2008 könig marke in »Tristan und Isolde«.

bearbeitete und in einen pädagogischen Zusammenhang stellte. Als Anhänger der Lehren Martin Luthers war er ein literarischer Verfechter der – damals jungen – Reformation, unter anderem mit seinem Gedicht »Die Wittenbergisch Nachtigall«, verfasst zu Ehren Luthers. Geboren 1494 in Nürnberg als Sohn eines Schneidermeisters, besuchte er in seiner Heimatstadt die Lateinschule und machte eine Schuhmacherlehre. Nach seiner fünfjährigen Gesellenwanderung entschloss er sich zum Studium des Meistergesangs, erhielt in München Unterricht und ließ sich 1516 endgültig in Nürnberg nieder, wo er 1520 Schuhmachermeister wurde. Vierzig Jahre lang war er mit Kunigunde Creutzer verheiratet, hatte mit ihr sieben Kinder, die er jedoch alle überlebte. Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete er im Jahre 1561 eine junge Witwe. Hans Sachs ist der einzige Meistersinger, dem weit über sein Leben hinaus Ruhm beschieden war. Nachdem seine Bekanntheit im Verlaufe des 17. Jahrhunderts nachgelassen hatte, wurde er im späten 18. Jahrhundert unter anderem durch Goethe und Wieland wiederentdeckt. Albert Lortzing machte ihn zum Titelhelden seiner Oper »Hans Sachs«. Richard Wagners »Meistersinger von Nürnberg« brachten ihn endgültig in das Bewusstsein der Nachwelt zurück. (gk)

marco jentzsch › walther von stolzing › Der in Potsdam geborene Tenor war – nachdem er als Tamino in Mozarts »Zauberflöte« in Schloss Rheinsberg hatte Erfolge feiern können – zunächst Ensemblemitglied am Theater Erfurt später am Staatstheater Hannover. Zu seinen nächsten Projekten zählen Auftritte als erik in »Der fliegende Holländer« in Amsterdam sowie die Partie des lohengrin an der Oper Dortmund und an der Deutschen Oper Berlin. Als stolzing gibt er sein Rollendebüt. astrid weber › eva › Das jugendlich dramatische Fach bestimmt den Weg der erfolgreichen jungen Sopranistin. Stationen ihrer Laufbahn waren das Opernstudio der Bayerischen Staatsoper München sowie Engagements in Erfurt, Augsburg und Chemnitz. Seitdem führten sie Auftritte nach Madrid, Sevilla (in »Der ferne Klang« mit der Deutschen Staatsoper Berlin) und nach China (»Tannhäuser« und »Der Rosenkavalier« mit der Deutschen Oper Berlin). Als eva gibt sie ihr Rollendebüt. johannes martin kränzle › sixtus beckmesser › Der mit vielen Preisen ausgezeichnete Bariton kam – über die Stationen Dortmund und Hannover – 1998 an die Oper Frankfurt, der er seitdem als Ensemblemitglied angehört. Seine Gastiertätigkeit führte ihn zu den Salzburger Festspielen, an die Bayerische Staatsoper München, an die Volksoper Wien sowie nach Genf und San Francisco. Weitere Projekte sehen Auftritte als alberich in Mailand und Berlin vor. bjarni thor kristinsson › veit pogner › Seit 1997 ist der auf Island geborene, vielseitige Sänger der Volksoper Wien verbunden, aber auch der Bayerischen Staatsoper München, der Deutschen Staatsoper Unter den Linden und den Opernhäusern in Wiesbaden, Chicago und Paris. An der Oper Köln wird er in dieser Spielzeit auch als ochs im »Rosenkavalier« zu hören sein. carsten süss › david › Der in Mainz geborene Tenor gab sein internationales Debüt beim »Maggio musicale« in Florenz als gomatz in Mozarts »Zaïde«, gefolgt von Debüts in Wien, Prag und Graz. Ab 1997 verband ihn eine mehrjährige Ensemblezugehörigkeit mit der Sächsischen Staatsoper Dresden. Als Liedsänger ist er regelmäßiger Gast der Schubertiaden in Hohenems und Schwarzenberg. Gastverträge führten ihn an zahlreiche Bühnen des In- und Auslandes. dalia schaechter › magdalene › Die israelische Mezzosopranistin, die seit 2008 den Titel der Kammersängerin trägt, arbeitete im Rahmen ihrer Laufbahn mit Dirigenten wie Sir Georg Solti und Daniel Barenboim zusammen, gastierte außerdem an den Opernhäusern von Berlin und Paris sowie bei den Bayreuther Festspielen und den Salzburger Osterfestspielen. Seit 1995 ist sie der Oper Köln fest verbunden. Als dramatischer Mezzo ist die leidenschaftliche Interpretin sowohl im deutschen wie im italienischen Fach zuhause, zuletzt als santuzza, küsterin (»Jenu ˚fa«), kabanicha, venus und brangäne.


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Preview LEIDENSCHAFT

preview

DIE  Meistersinger von  Nürnberg fotos Karl & Monika Forster

› Robert Holl (Hans Sachs)


Preview   LEIDENSCHAFT

› Astrid Weber (Eva), Dalia Schaechter (Magdalene)

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› Robert Holl (Hans Sachs)

Preview LEIDENSCHAFT

› Astrid Weber (Eva)


Preview   LEIDENSCHAFT

› Marco Jentzsch (Walther von Stolzing), links: Carsten Süß (David)

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› Robert Holl (Hans Sachs)

Preview LEIDENSCHAFT

› Johannes Martin Kränzle (Sixtus Beckmesser)


Preview   LEIDENSCHAFT

› Robert Holl (Hans Sachs)

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Carmen LEIDENSCHAFT

wiederaufnahme 25. sep. 2009 Weitere Vorstellungen 27., 30., sep. 2009, 3., 11., 16., 23. Okt. 2009, 19., 26. Jun. 2010, 1., 9. Jul. 2010 › in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Carmen › Oper in vier Akten › Musik von Georges Bizet › Text von Henri Meilhac und Ludovic Halév › nach einer Novelle von Prosper Mérimée

Eine internationale Starbesetzung verleiht der Kölner Produktion neuen Glanz Unter dem Dirigat des Elsässers und an der Wiener Staatsoper gern gesehenen Gastes Claude Schnitzler, der nicht nur im französischen Repertoire große Erfolge verbuchen konnte, gelangt die Inszenierung von Christof Loy als erste Wiederaufnahme der neuen Saison zurück auf den Kölner Spielplan. Als durchweg glänzend kann die aktuelle Besetzung des populärsten und meist gespielten Werks der Operngeschichte bezeichnet werden. Am ersten Abend singt Vesselina Kasarova, die vor einem Jahr als carmen in Zürich debütiert hat. Sie gehört zweifellos zu einer der renommiertesten Mezzosoprane unserer Zeit und wird auf den bedeutendsten Bühnen der Weltgefeiert. Für Rinat Shaham gehört die Rolle der carmen schon seit langer Zeit zum Kern ihres Repertoires. Sie gilt als eine Idealverkörperung der temperamentvollen Zigeunerin. Germán Villar hat mit großem Erfolg an der Deutschen Oper Berlin unter der Regie von Johannes Schaaf in Respighis Oper »Marie Victoire« gesungen. Auf seine Interpretation des don josé darf man ebenso gespannt sein wie auf die Verkörperung des Stierkämpfers escamillo durch den in Köln bestens etablierten und beliebten Sänger Samuel Youn. Jutta Böhnert und Evelina Dobraceva debütieren beide in der Rolle der micaëla an der Kölner Oper. (fm)

musikalische leitung Claude Schnitzler inszenierung Christof Loy bühne Herbert Murauer kostüme Bettina Walter chor Andrew Ollivant choreografische mitarbeit Athol Farmer carmen Vesselina Kasarova › 25. Sep. Rinat Shaham › 27., 30. Sep. › 3., 11., 16., 23. Okt. Nora Sourouzian › 19., 26. Jun. › 1., 9. Jul. don josé Germán Villar › sep. › okt. micaëla

Jutta Böhnert › 25., 30. sep. › 3., 11., 16. okt. Evelina Dobraceva › 27. sep. › 23. okt. › 19., 26. Jun. › 1., 9. Jul.

escamillo

Samuel Youn › sep. › okt.

zuniga

Dennis Wilgenhof moralès

Charlie Kedmenec

frasquita

Claudia Rohrbach mercédès

Katrin Wundsam › sep. › okt. Adriana Bastidas Gamboa › jun. › jul.

le dancaïre

Martin Koch

le remendado

Alexander Fedin

andrès

Boris Djuric un bohémien

Anthony Sandle Chor der Oper Köln

Kinderchor Kölner Domchor

Gürzenich-Orchester Köln

OPERNBAROMETER ========== LIEBE 100% ========== TOD 100% ========== TEUFEL 100%


Carmen   LEIDENSCHAFT

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› FOTO Klaus Lefebvre


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› FOTO Klaus Lefebvre

L’Italiana in Algeri LEIDENSCHAFT


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L’Italiana in Algeri   LEIDENSCHAFT

wiederaufnahme 10. okt. 2009 Weitere Vorstellungen 15., 18., 25., 31. Okt. 2009 6. Nov. 2009 › in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

L’italiana  in algeri › Dramma giocoso per musica in zwei Akten › Text von Angelo Anelli › Musik von Gioacchino Rossini

Anna Bonitatibus debütiert als Isabella in Köln mustafà, der Bei von Algier, ist seiner Gattin überdrüssig und wünscht sich eine attraktive Italienerin zur Gefährtin. isabella, die durch einen Schiffbruch an Land gespült wurde, käme ihm da durchaus recht; doch diese Dame ist nicht nur mit allen Wassern gewaschen, sondern auch in einen anderen Mann verliebt – in den verloren geglaubten lindoro, den sie nun im Gefolge des Bei wiederfindet. Ab sofort gilt es, den besitzergreifenden Macho mustafà auszutricksen, um schleunigst wieder in die europäische Heimat zurückzukehren. Dass das nicht ohne Verwicklungen über die Bühne geht – welchen Rossini- Kenner würde das wundern? »L’italiana in Algeri«, inszeniert und ausgestattet vom unvergessenen Jean Pierre Ponnelle, ist eine Musiktheaterproduktion mit Klassiker-Qualitäten. Nach Stationen in Wien, München und New York hatte sie vor zwei Jahren Premiere an der Oper Köln. Diese Wiederaufnahme bringt nicht nur das Debüt von Anna Bonitatibus und Brad Cooper, sondern auch das Rollendebüt von Miljenko Turk als haly. Der ursprünglich vorgesehene Ruggero Raimondi hat sich nach einer Aufführungsserie in Zürich nun doch endgültig von der Rolle des mustafà verabschiedet. Wir freuen uns aber, dass es gelungen ist, mit Simone Alaimo einen der gefragtesten Rossini-Sänger als mustafà zu verpflichten. Der in Villabate (Palermo) geborene Bass verfügt über ein Rollenrepertoire von über 90 Partien des italienischen Fachs. Seit vielen Jahren singt Alaimo regelmäßig unter anderem an der Metropolitan Opera in New York, am Londoner Royal Opera House Covent Garden, an der Opéra National de Paris, der San Francisco Opera, der Lyric Opera in Chicago, der Bayerischen Staatsoper München und an der Wiener Staatsoper. (gk)

musikalische leitung Will Humburg inszenierung, bühne & kostüme Jean Pierre Ponnelle  licht Wolfgang Schünemann mustafà Simone Alaimo Carlo Lepore › 6. Nov. elvira Ingeborg Schöpf zulma Hanna Larissa Naujoks haly Miljenko Turk lindoro Brad Cooper isabella Anna Bonitatibus taddeo Wolf Matthias Friedrich

Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln Am 18. Oktober 2009 mit Kinderrätsel!

OPERNBAROMETER ===== LIEBE 50% == TOD 2% ===== TEUFEL 50%


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Orfeo ed Euridice LEIDENSCHAFT

» schenk   mir einen blick!« » dich zu   schauen wär verhängnis.« euridice

orfeo


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Orfeo ed Euridice   LEIDENSCHAFT

premiere 24. okt. 2009 Weitere Vorstellungen 29. Okt. 2009 1., 4., 7., 14., 19. Nov. 2009 vor der premiere › 11. okt. 2009 › 11:00 Uhr › Opernhaus Weitere INformationen › Seite 52

› in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

musikalische leitung

Konrad Junghänel

inszenierung

Johannes Erath

bühne

Olaf Altmann

kostüme

Claudia Jenatsch

licht Hans Toelstede

premiere

ORFEO ED EURIDICE

chor

Andrew Ollivant

dramaturgie Francis Hüsers / Birgit Meyer orfeo

Maria Gortsevskaya

euridice

Jutta Böhnert

amore

› Azione teatrale per musica in drei Akten › Text von Ranieri Simone Francesca Maria de’ Calzabigi › Musik von Christoph Willibald Gluck

orfeus Schmerz über den vorzeitigen Tod seiner Gattin euridice ist so groß, dass die Götter Mitleid haben und ihm den Eintritt ins Elysium gewähren. Er darf euridice wieder zu sich zu holen, jedoch nur unter der Bedingung, sie solange nicht anzusehen, bis beide die Erde erreicht haben. orfeus schafft es nicht, dem Verbot standzuhalten und verliert euridice auf immer. So erzählt es der Mythos. Die Oper geht weiter: »Um die Fabel unseren Theaterbräuchen anzupassen, musste ich die Katastrophe wandeln«, schrieb der Librettist Calzabigi 1726 im Erstdruck des Librettos. Und so werden Orfeus und Euridice durch Amor noch einmal zusammen geführt … Das Happy-End fasziniert uns heute immer noch. Man schaue nur nach Hollywood. Der Klassiker der Barockoper schwelgt in der damaligen Leidenschaft fürs glückliche Finale. Unter der musikalischen Leitung von Konrad Junghänel, dem ausgewiesenen Experten für Alte Musik, will die Oper Köln neue Akzente setzen, auch auf die bittersüßen Zwischentöne hören, die die Partitur zulässt. Maria Gortsevskaya singt die Partie des orfeus. Die Mezzosopranistin, gebürtig aus St. Petersburg, gastiert unter anderem regelmäßig am Théatre Royal de La Monnaie in Brüssel, am Teatro Real Madrid und dem Rossini Festival in Pesaro. Jutta Böhnert (euridice) sang zuletzt an der Oper Stuttgart in der Neuproduktion von Händels »Teseo«, ebenfalls unter Konrad Junghänel. Die junge Sopranistin Anna Palimina (amore) ist ab der Saison 2009 / 10 neues Ensemblemitglied der Oper Köln. (bm)

Anna Palimina Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln

maria gortsevskaya › trat mit dem MariinskiTheater am Royal Oper House Covent Garden, an der Metropolitan Opera New York, in Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Großbritannien, Spanien, in den Niederlanden und den USA auf. In der Folge gastierte sie beim Rossini Opera Festival Pesaro, beim Festival Mozart, in La Coruna und Bologna, am La Monnaie Brüssel, am Teatro Real Madrid, beim Glyndebourne Festival sowie an der Staatsoper Unter den Linden und an der Komischen Oper Berlin. jutta böhnert › war Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart / Junge Oper, am Staatstheater Nürnberg sowie am Staatstheater Kassel. Sie gastierte in den großen Rollen ihres Faches unter anderem an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf, am Niedersächsischen Staatstheater Hannover, am Staatstheater am Gärtnerplatz München, an der Staatsoper Berlin, am Luzerner Theater, am Salzburger Landestheater, an der Staatsoper Stuttgart sowie bei den Händelfestspielen in Halle und Göttingen. Seit 2004 ist sie ständiger Gast bei den Bayreuther Festspielen. anna palimina › Ihr erstes Engagement führte sie an das Staatstheater am Gärtnerplatz München, wo sie u. a. als nora (»Majakowskis Tod«), olympia (»Hoffmanns Erzählungen«), königin der nacht (»Die Zauberflöte«) und blonde (»Die Entführung aus dem Serail«) zu erleben war. Am Hans Otto Theater Potsdam gab sie als servilia (»La clemenza di Tito«) ihr Debüt, die Partie der blonde gestaltete sie 2008 auch im Rahmen der Potsdamer Winteroper.

OPERNBAROMETER ========== LIEBE 100% ========== TOD 100% TEUFEL 0%


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Orfeo ed Euridice LEIDENSCHAFT

premiere

» Die Wahrheit liegt im Augenblick  « interview Birgit Meyer foto Wolf Nolting

Orfeo-Dirigent Konrad Junghänel im Gespräch über Bach als Mainstream, die Freizügigkeit Alter Musik und die Frage, was Hollywoodfilme und Barockopern gemein haben.

Herr Junghänel, Sie gelten als Spezialist für Alte Musik. Was hat Sie dahin gezogen? Mich hat erstmal gar nichts dahin gezogen, meine Eltern haben mich dahin gezogen. Sie waren keine Berufsmusiker, aber sie waren passionierte Liebhaber Alter Musik. Und ich als jüngstes von fünf Kindern wurde notgedrungener Weise, fast gezwungener Weise – das klingt jetzt ein bisschen ungnädig, so ist es aber nicht gemeint – mit der Laute konfrontiert. Ich bin einfach sehr früh mit wirklich Alter Musik in Berührung gekommen. Mit Alter Musik meine ich Musik des 15. und 16. Jahrhunderts. Für uns zuhause war Bach schon fast ein moderner Komponist. Musiker zu werden, konnten Sie gar nicht mehr vermeiden … Fast. Ich habe ich mich zuerst gewehrt. Ich wollte mich nicht in den Musikbetrieb werfen. Ich wollte eigentlich Kapitän werden – ich bin dann sogar als Schüler einmal für zwei Monate auf Probe zur See gefahren. Aber da merkte ich, dass es genau das war, was ich nicht wollte. Dann wollte ich Brückenbauingenieur werden, da ich eigentlich eher eine Begabung für Naturwissenschaften besitze. Aber auch daraus wurde nichts. Da ich nicht zum Militär musste, wollte ich in der so gewonnenen Zeit spaßeshalber an der Musikhochschule Köln studieren. Gleich im 1.  Semester bekam ich dort von meinem Lehrer eine zweimonatige Tournee mit einem Ensemble nach Südamerika angeboten. Fasziniert von der Idee, wenn schon nicht als Kapitän dann doch als Musiker die Welt kennen zu lernen, blieb ich dann an der Musikhochschule. Und hier fiel dann der endgültige Entschluss, mein Leben mit der Alten Musik zu verbringen. Was mich wirklich an ihr fasziniert, ist zum einen, dass man es mit einer Epoche zu tun hat, die in unserem modernen Konzertleben noch nicht so komplett erkundet ist. Im klassischen Musikbereich ist es ja kaum noch möglich, etwas zu finden, was nicht schon unendlich oft aufgeführt wurde. Dagegen spricht grundsätzlich auch gar nichts. Auch ich könnte mir vorstellen, mich irgendwann einmal mit, sagen wir, Mozarts »Zauberflöte« zu beschäftigen. Dann aber noch einmal, um ganz unvorbelastet einen neuen Ansatz finden. Das ist im Bereich der Alten Musik sehr viel einfacher, gibt es da doch sogar noch viele, sehr wertvolle Kompositionen neu zu entdecken.

Unerkundetes Material ... Absolut. Dieses Forschen gehörte auch immer zu meinem Leben dazu, besonders auch was mein Ensemble, Cantus Cölln, anbelangt. Ich mache auf der einen Seite sehr gerne das Mainstreamrepertoire – Mainstream im Bereich der Alten Musik. Eine h-Moll-Messe von Bach ist ein absolutes Muss. Das ist so fantastische Musik, ohne die könnte ich musikalisch gar nicht existieren. Aber ich bemühe mich auch immer wieder, Musik auszugraben, die seit Jahrhunderten nicht mehr aufgeführt wurde. Gerade dieser Wechsel macht mir sehr viel Spaß und ist unheimlich befriedigend. Und noch ein weiterer Punkt begeistert mich: die interpretatorische Freiheit. Schaut man sich eine Partitur aus dem 17. Jahrhundert an und vergleicht diese mit einer aus dem 19. Jahrhundert, wird man feststellen, dass es im Laufe der Zeit immer mehr zusätzliche Einzeichnungen gibt. Die Komponisten werden immer genauer, was die Präzisierung der Aufführungsweise angeht. Irgendwann kommt dann fast der Punkt, an dem über jeder Note etwas steht. In der ganz frühen Musik gibt es quasi gar keine Angaben bezüglich Tempo, Dynamik oder Artikulation. Man ist daher in der Alten Musik sehr stark auf Sekundärliteratur angewiesen, um entsprechende Hinweise zu finden. Das bezeichnet man heute als »historisch informierte Aufführungspraxis«. Dieses Wissen bezieht sich aber kaum jemals auf ein konkretes Werk. Im Schluss bedeutet dies, für jede spezifische Komposition bleibt, nach intensiver Beschäftigung mit der historischen Aufführungspraxis, immer noch ein großer Spielraum, den jeder Interpret anders nutzt. Dadurch wird die so genannte Alte Musik außerordentlich lebendig. Ist das Publikum auch für neue Sichtweisen offen? Denkt man an Klassiker wie »Die Zauberflöte« oder »La Traviata« besteht bei großen Teilen des Publikums ja eine konkrete Erwartungshaltung wie die Musik »zu klingen hat«. Ist man da in der Alten Musik freier? Absolut, denn diese Erwartungshaltungen entspringen Hörgewohnheiten, die nichts mit der Wahrheit zu tun haben. Abgesehen davon, dass es keine Wahrheit gibt in der Musik. Die Wahrheit liegt im Augenblick. Die Rezeptionsgeschichte eines Stückes oder eines Stiles


Orfeo ed Euridice   LEIDENSCHAFT

› Konrad Junghänel

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Orfeo ed Euridice LEIDENSCHAFT

unterliegt einem ständigen Wandel. Deshalb wird auch nie jemand behaupten können, er hätte der Weisheit letzten Schluss gefunden. Ich darf aber in aller Bescheidenheit sagen, ich werde für Aufnahmen mit meinem Ensemble Cantus Cölln mit Schallplattenpreisen nur so überhäuft, für fast alles was wir machen –  außer wenn wir Bach machen. Da gehen die Meinungen dann gehörig auseinander. Und im Opernbereich ist es ähnlich. Bei Monteverdi und Händel, um nur zwei der großen Barockopern-Komponisten zu nennen, ist der interpretatorische Spielraum noch ziemlich groß. Bei Mozart hingegen, den ich ja auch bald hier am Hause dirigieren werde – da bin ich mir sicher – werden die Meinungen sehr auseinander gehen. Mozart ist auch einer der Komponisten, der seinen Interpretations-Stempel aufgedrückt bekommen hat. Und wenn man aus diesem interpretatorischen Fahrwasser ausbricht, muss man immer mit starkem Gegenwind rechnen. Das tue ich gerne, auch wenn die Kritik manchmal etwas wehtut. Der Orpheus-Stoff wurde vielfach vertont. Glucks Werk erlebte 1762 im Wiener Burgtheater seine Uraufführung. Wie hat er es musikalisch angelegt, und – im Vergleich zu anderen Vertonungen – wo sehen Sie die besonderen Qualitäten in seiner Komposition? Von den zahlreichen Orpheus-Vertonungen gibt es zwei, die besonders herausragen: einmal die Glucksche und die von Monteverdi (den ich ja auch in einigen Jahren hier aufführen darf). Monteverdis »Orfeo« gilt allgemein als die Wiege der Oper, auch wenn es streng genommen noch gar keine richtige Oper war, sondern viele Elemente aus den Intermedien des 16. Jahrhunderts eingeflossen sind. In beiden Vertonungen steht der Protagonist zentral im Mittelpunkt und singt ungefähr die Hälfte der gesamten Aufführungsdauer der Oper. Dass der Chor in beiden Stücken eine zentrale Rolle spielt, gleicht sich auch. Bei Gluck wird er sogar zu einer Art viertem Solisten, neben Euridice und Amor, und ist zeitweise der einzige »Gesprächspartner« von Orfeo. Gluck konzentriert sich sehr stark auf den Seelenzustand seines Protagonisten, ist vor allem an der Psychologie des Dramas interessiert, an der Zerrissenheit, dem inneren Kampf  Orfeos. Jede Art von »Divertissement« würde dabei nur stören. Deshalb auch Glucks Konzentration auf nur drei Figuren. Monteverdi hingegen erzählt eine Geschichte, in der sehr viel mehr Personen involviert sind. Gluck gilt als der Opernreformer seiner Zeit. Was haben wir uns darunter vorzustellen? Dazu eine grundsätzliche Bemerkung, die ich für sehr entscheidend halte: Mit meinem Hintergrund in der Alten Musik nähere ich mich Gluck musikhistorisch gesehen entlang des tatsächlichen Verlaufs der Musikgeschichte, das heißt, ich gehe auf Gluck zu. Die meisten Musiker, die sich heute mit Gluck befassen, oder auch mit Mozart oder Bach, gehen den Weg zurück zu diesen Komponisten. Ich glaube aber, das Neuartige, das nie Gehörte, das Unerhörte an Glucks

Musik kann man eigentlich nur ganz begreifen, wenn man die Musik danach (noch) gar nicht kennt, wenn man versucht, sich aus den Hörgewohnheiten des Barock anzunähern. Nehmen wir das typische hochbarocke Opernmuster, die Opera seria mit ihrem konstanten Wechsel aus Da capo-Arie und Rezitativ. Lange Zeit überaus beliebt, war ihr Ende dann doch irgendwann vorgezeichnet. Man suchte nach neuen musikalischen Ausdrucksformen. Und es war vor allem Gluck, der an diesen Veränderungen permanent arbeitete und deshalb bis heute als der große Opernreformator gilt. Er hat beispielsweise das Continuo-begleitete Rezitativ, bis dahin absolut zentrales Element in der Barockoper, entfernt. Die ganze Oper ist bei ihm orchesterbegleitet, quasi schon durchkomponiert. Das heißt, das Orchester spielt zu jedem Zeitpunkt: Arien, Accompagnati und akkordisch begleitete Rezitative. Bei den Arien verzichtet Gluck auf die Da capi, also unendlich lange Wiederholungen, um den Erzählfluss nicht zu unterbrechen. Glucks Opern sind durchkomponiert, wie wir es später in vollendeter Form bei Wagner finden. Die Anfänge der Durchkomposition finden sich allerdings bereits bei Monteverdi. Gluck greift im Grunde auf ältere Ideen zurück und entwickelt daraus eine neue Form. Mit »Orfeo ed Euridice« gelingt ihm das Neue sensationell. Orfeo, die Hauptfigur, ist kein strahlender Held. Er versagt, indem er Euridices Flehen, ihr einen Blick zu schenken, nachgibt, obwohl er annehmen muss, sie deshalb für immer zu verlieren. Trotzdem gewähren ihm die Götter eine zweite Chance. Wir wissen, dass der Librettist Calzabigi damals aufgefordert war, ein Happy-End zu schreiben. Also hat er Amor am Ende noch einmal auftreten lassen als »Deus ex machina«, als »Theatergott«, der alles richtet, weil die handelnden Figuren es allein nicht geschafft haben, die Geschichte zu einem guten Ende zu führen. Ich muss jetzt vorsichtig sein, was ich sage, sonst bekomme ich vielleicht Ärger. Aber es ist wahr, dieser »Deus ex machina« in der echten Barockoper ist für uns heute oft sehr schwer zu ertragen. Auch gerade bei Händel. Manchmal sehe ich durchaus eine gewisse Ähnlichkeit zu den Enden vieler Hollywoodfilme. Johannes Erath, der Regisseur, ist skeptisch, ob Orfeo seine zweite Chance wirklich nutzen kann. Wenn Euridice fordert: »Sieh mich an!« ist das in einem viel tieferem Sinne gemeint, nämlich: »Nimm mich wahr, nimm meine Bedürfnisse wahr, wende dich mir zu!« Aber irgendwie geht es nicht. Orfeo versteht nicht den Sinn der Worte. Vielleicht kann er auch die Art von Nähe und Zuwendung gar nicht herstellen?! Glauben Sie an das Happy-End? Ich glaube nicht daran, finde aber, dass Gluck und seinem Librettisten diese 180 Grad Kehrtwende, die ihnen die Zeit einfach vorgab, schon deutlich besser gelungen ist als vielen ihrer Kollegen vor ihnen.


Orfeo ed Euridice   LEIDENSCHAFT

Sie arbeiten in Köln nicht wie gewohnt mit einem Chor und einem Orchester, die auf Alte Musik spezialisiert sind. Wie gehen Sie damit um? Ich habe in den letzten Jahren die wirklich erfreuliche Erfahrung gemacht, dass sich bei den Mitwirkenden die Bereitschaft dazu erhöht, der historisch informierten Aufführungspraxis Beachtung zu schenken. Es kann sehr beglückend sein, mit diesen Orchestern und diesen Chören in einer Weise zusammen zu arbeiten, die die Entwicklung der letzten Jahre berücksichtigt. Ich habe häufig festgestellt, dass diese Orchester dem anfangs vielleicht ein bisschen – der Anfang kann gelegentlich auch nur zehn Minuten dauern – kritisch gegenüber stehen, um sich dann aber doch voll darauf einzulassen. Ihnen macht die Arbeit anschließend richtig Spaß. Das ist für mich überhaupt eine ganz wichtige Voraussetzung: Musik muss gemeinsam Spaß machen. Wenn es ein Kampf gegeneinander ist – ich weiß, dass das durchaus auch existiert – dann ziehe ich mich lieber zurück. Man muss gemeinsam an etwas arbeiten, worauf man sich auch noch in der 15. Vorstellung freuen kann. Und ich bin sicher, dass das hier mit dem Gürzenich-Orchester genau so sein wird. Mit dem Chor habe ich schon angefangen zu proben, und ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass die Sänger mit Spaß und Enthusiasmus dabei sind. So kommt man auch mit diesen Formationen zu ganz tollen Ergebnissen.

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konrad junghänel › musikalische leitung Seit über einem Jahrzehnt ist Konrad Junghänel gefragter Gastdirigent im In- und Ausland, im Konzertbetrieb und vor allem bei Opernproduktionen des Barock und der frühen Klassik. Das Resultat seiner intensiven Probenarbeit mit spezialisierten Barockorchestern wie auch mit modernen Klangkörpern findet einhelliges Echo in der Kritik, die die pulsierenden Tempi, die ausdrucksstarken Spannungsbögen seiner Interpretation sowie die schlanke und farbenreiche Klanggebung der von ihm geleiteten Ensembles hervorheben. Nach Produktionen in Holland, Belgien, Österreich, der Schweiz feierte Konrad Junghänel im April 2009 seinen jüngsten Erfolg als musikalischer Leiter der Neuproduktion von Glucks »Armida« an der Komischen Oper Berlin (Regie: Calixto Bieito). Mit Beginn der Spielzeit 2009/2010 setzt Konrad Junghänel die erfolgreiche, in Potsdam begonnene Zusammenarbeit mit dem Regisseur und Intendanten Uwe Eric Laufenberg an der Oper Köln fort. In den kommenden Spielzeiten werden unter anderem ein vollständiger Monteverdi-Zyklus und ein mehrteiliger Mozart-Zyklus entstehen. johannes erath › regie Der Regisseur wurde in Rottweil geboren. Nach einem Violinstudium in Wien und Freiburg war er zunächst als Musiker im Orchester der Volksoper Wien und der Orchesterakademie der Wiener Philharmoniker tätig. Am Beginn seines Wechsels ins Regiefach standen Assistenzen bei Willy Decker, Nicolas Brieger, Guy Joosten, Peter Konwitschny und Marco Arturo Marelli. Im Jahr 2002 begann er als Spielleiter an der Hamburgischen Staatsoper. Von 2005 bis 2007 war Erath Stipendiat der Akademie »Musiktheater heute« der »Deutsche Bank Stiftung«. Herausragende Inszenierungen der vergangenen Jahre waren die Uraufführung »Drei Helden« in Rheinsberg, »Un ballo in maschera« in Bremerhaven, »Triptychon« (G. Schedl) an der Neuen Oper Wien sowie »Cendrillon« am Stadttheater Bern, wofür er den Götz-FriedrichRegiepreis erhielt. Weitere Inszenierungen folgten in Wien, Frankfurt (Angels of America) und Graz.

› Johannes Erath


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La Bohème LEIDENSCHAFT

wiederaufnahme 30. okt. 2009 Weitere Vorstellungen 5., 8., 12., 21., 27. nov. 2009 3., 8. jan. 2010

la BOHÈME

› in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

musikalische leitung Alexander Joel nach einer inszenierung von

› Szenen aus Henri Murgers »La Vie de Bohème« in vier Bildern › Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica unter Mitwirkung von Giulio Ricordi und Giacomo Puccini › Musik von Giacomo Puccini

Willy Deckers Karussell des Künsterlebens wieder im Programm An einem kalten Weihnachtsabend in einem Pariser Dachatelier haben der junge Schriftsteller rodolfo und der Maler marcello weder etwas zu essen noch Brennholz. Doch geübt, sich von der materiellen Notlage nicht unterkriegen zu lassen, meistern die Freunde auch diese Situation mit Humor und Improvisationstalent. Diese bewusst unbekümmerte Lebensphilosophie als Bohemiens, die auch für ihre Liebesangelegenheiten gilt, stößt plötzlich an eine Grenze: Unbeschwertes Glück der aufblühenden Liebesbeziehung zu seiner Nachbarin mimì kann rodolfo nicht ohne Beeinträchtungen, bedingt durch mimìs schwere Lungenkrankheit, genießen. Es entsteht eine Situation, der rodolfo auf Dauer nicht gewachsen ist. Als die sterbenskranke mimì – einige Monate nach der Trennung – in rodolfos Atelier gebracht wird, bleibt für die Liebe nur noch ein kurzer Moment. Erfolg beim Publikum, Ablehnung bei der Kritik – dieser Widerspruch begleitete Giacomo Puccini zeitlebens. So nicht anders bei seiner Oper »La Bohème«, deren Libretto nach Szenen aus Henri Murgers »La Vie de Bohème« entstand. Die Uraufführung am 1. Februar 1896 in Turin begeisterte die Zuschauer und irritierte die Kritiker; insbesondere die musikalische Schilderung des Quartier Latin im 2. Akt, die Einleitung zum 3. Akt sowie – am Ende dieses Bildes – die Gegenüberstellung des Liebesgesanges mimì-rodolfo mit dem Streit zwischen marcello und musetta. Puccini hatte neue Türen aufgestoßen, durch die ihm manche Zeitgenossen zunächst nicht folgen wollten. Von Claude Debussy ist die Aussage überliefert, niemand habe das Paris jener Jahre so gut beschrieben wie Puccini. Die Meisterschaft, mit der er die spezifische Atmosphäre jener Zeit und jenes Ortes mit der Seelenlage der handelnden Figuren musikalisch in Einklang bringt, ist beispiellos. Die Inszenierung Willy Deckers und sein zentrales Bildelement, das sich drehende Karussell als Symbol für das innere Uhrwerk des Lebens, steht wieder auf dem Spielplan. In den Hauptpartien sind die jungen, bereits an den größten Opernbühnen gefragten Sänger Maria Fontosh und Leonardo Capalbo zu hören, die musikalische Leitung hat Alexander Joel. (gk)

Willy Decker

bühne & kostüme Wolfgang Gussmann licht Hans Toelstede chor Andrew Ollivant dramaturgie Barbara Maria Zollner choreografische mitarbeit

Athol Farmer

mimì Maria Fontosh › 20. okt. › 5., 8., 12., 21., 27. nov. Cassandra McConnell › 3. Jan. Anja Harteros › 8. Jan. musetta Claudia Rohrbach rodolfo Leonardo Capalbo marcello Miljenko Turk › 30. okt. › 8., 27. nov. › 3., 8. JAN. Thomas Laske › 5., 12., 21. nov. schaunard Thomas Laske › 30. okt. › 8., 27. nov. › 3., 8. JAn. Michael Bachtadze › 5., 12., 21. nov.

colline

Nikolai Didenko

parpignol

Raphael Wittmer

benoît

Ulrich Hielscher

alcindoro Ulrich Hielscher sergeant / zöllner

Daniele Macciantelli Chor der Oper Köln

Kinderchor Kölner Domchor Gürzenich-Orchester Köln

OPERNBAROMETER ======= LIEBE 70% ===== TOD 50% = TEUFEL 5%


La Bohème   LEIDENSCHAFT

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› FOTO Klaus Lefebvre


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› FOTO Klaus Lefebvre

Hoffmanns Erzählungen LEIDENSCHAFT


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Hoffmanns Erzählungen   LEIDENSCHAFT

wiederaufnahme 13. Nov. 2009 Weitere Vorstellungen 15., 20., 22., 29. Nov. 2009, 6., 10., 26. Dez. 2009

Hoffmanns Erzählungen › Phantastische Oper in fünf Akten › Text von Jules Paul Barbier › Musik von Jacques Offenbach

Offenbachs Meisterwerk wieder am Offenbachplatz »Seine Werke sind nichts anderes als ein entsetzlicher Angstschrei in zwanzig Bänden.« Heinrich Heines Urteil über E. T.  A . Hoffmann bringt die Faszination mit dem schreibenden Beamten aus Preußen auf den Punkt: Er grub tief in der Psyche – und fand dunkle Allegorien für dunkle Abgründe. Während die Deutschen ihn lange als »Gespenster-Hoffmann« schmähten, feierte ihn Frankreich schon früh. Gar eine »vogue d’Hoffmann« umspülte die französischen Romantiker und gipfelte 1851, 29 Jahre nach Hoffmanns Tod, im Drama »Les contes d’Hoffmann« von Jules Barbier und Michel Carré. Die Grundlage für Offenbachs Libretto destilliert, was die Franzosen an Hoffmann so spannend fanden: das Verhältnis zwischen Realität und Phantastik. Offenbach erzählt seine Oper für die Zeit geradezu revolutionär: Er hebt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion auf, vermischt das literarische Werk eines Autors mit seiner Biographie. Und: Der Zeit voraus denkt er international. In Köln spielt deswegen jeder Akt in der Landessprache seines Spielortes: deutsch in Leipzig, französisch in Paris und italienisch in Venedig. Regisseur Günter Krämer schuf eine surreale Bildwelt, in die die Nachtgestalten von »Hoffmanns Erzählungen« eintauchen. Die Fassung von Michael Kaye, rekonstruierte viel aus dem unvollendeten Original Offenbachs. Matthias Klink gibt sein Debüt als hoffmann – frisch nach einer Vorstellungsserie als tamino in Mozarts »Zauberflöte« an der New Yorker Metropolitan Opera. Kölns Publikumsliebling Samuel Youn ist in seiner großen Paraderolle der vier bösewichte zu erleben. Anna Palimina singt die olympia und Anna Leese, Covent Garden London, singt alternierend mit Jutta Böhnert die antonia. Erstmals dirigiert Michael Helmrath an der Kölner Oper. Seinerzeit von Sergiu Celibidache ausgebildet, machte er die Brandenburger Symphoniker zu einem der angesehendsten Klangkörper Berlin-Brandenburgs. (fm, ts)

› in deutscher, französischer, italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

musikalische leitung

Michael Helmrath

inszenierung Günter Krämer bühne & kostüme Gottfried Pilz licht Manfred Voss chor

Andrew Ollivant

dramaturgie Ralf Hertling choreografische mitarbit Athol Farmer hoffmann

Matthias Klink

lindorf / coppelius / mirakel / dapertutto Samuel Youn olympia

Anna Palimina

antonia

Anna Leese › 13., 15., 20. nov. Jutta Böhnert › 22., 29. nov. › 6., 10., 26. dez.

giulietta

Ingeborg Schöpf

stella

Maike Raschke

muse / niklaus

Katrin Wundsam

eine stimme

Andrea Andonian

wilhelm / schlemihl

Daniele Macciantelli

andreas / cochenille /

franz / pitichinaccio Martin Koch spalanzani Alexander Fedin luther / crespel Dennis Wilgenhof nathanael Raphael Wittmer wolfram Charlie Kedmenec hermann Christoph Westerkamp

Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln

OPERNBAROMETER ======== LIEBE 75% ====== TOD 60% ======= TEUFEL 70%


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Fundstücke ANTRIEB

fundstücke

phantom  der oper text Till Schröder foto Matthias Baus

Das Detail erzählt die eigentliche Geschichte, sagt nicht nur der Kriminalist. Auf Streifzug durch die Ecken und Nischen der Oper Köln. am rande Wussten Sie schon? – Tarzans Filmschrei besteht nicht nur aus Johnny Weissmüllers Gejodel, sondern soll auch noch Hundeknurren, den Triller eines Soprans, das G einer Gegenseite und das rückwärts abgespielte Jaulen einer Hyäne beinhalten.

Das Phantom der Oper: Plötzlich saß es auf der Bank im oberen Saalfoyer. Eine Fechtpuppe. Techniker kramten sie aus den Katakomben der Kinderoper am Rande der yakult!-Halle (ehemaliges Kinderoperzelt) im Riphahnbau. Doch in welchem Stück sie diente, schien für immer im Gestänge des Unterbodens verschüttet zu sein. Crash Test Dummy ? Fechtpuppe einer schlagenden Verbindung ? Mumie ? Und warum trägt sie etwas als Kopf , das an einen Volleyball erinnert ? Bis sich die Requisite wieder erinnerte: In der Spielzeitpause gab es vor Jahren die Reihe »Intermezzo«, die aus kurzen Kinderopern bestand. Im Stück »Der Boxer« diente sie auf einem Ständer befestigt als Punchingball. Irgendeiner musste ja seinen Kopf hinhalten.


Fundstücke   ANTRIEB

› Fundstück auf der Bank im oberen Saalfoyer der Oper: nicht Phantom, sondern alter Punchingball.

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Oper für Kinder & Jugendliche ANTRIEB

oper /  für Kinder & Jugendliche \ Köln

kleine welt im      groSSen haus text Birgit Meyer fotos Dimo Dimov

Die Kinderoper ist weit über die Grenzen Kölns hinaus bekannt. Doch auch das »Große Haus« lockt jetzt den Nachwuchs.   Die Oper Köln heißt Kinder und Jugendliche herzlich willkommen! Wesentlicher Bestandteil des Angebots für Kinder ist und bleibt die Kinderoper, die bereits ihr neues Übergangsquartier, das »Alte Pfandhaus«, bezogen hat. Elena Tzavara wird Ihnen auf den nächsten Seiten das Programm vorstellen. Aber auch im »Großen Haus« gibt es ab sofort ein attraktives Programm für Kinder und Jugendliche.

KInderrätsel

Kinder-workshops

Du löst gern Rätsel? Dann bist Du in der Oper Köln richtig. Am 18. Oktober 2009 kannst Du Dich erstmals als Rätseldetektiv betätigen! Du erhältst einen Fragebogen zum Geschehen auf der Bühne und eine eigens für Dich gestaltete Inhaltsangabe. Alle Kinder, die ihren Fragebogen in der Pause ausgefüllt wieder abgeben, nehmen an einer Verlosung teil, bei der es einen Probenbesuch und eine kleine, exklusive Führung durch die Oper Köln mit Blick hinter die Kulissen zu gewinnen gibt.

Geschichten erzählen, Musik hören, sich vom Gesang verführen lassen, selbst spielen, singen, tanzen – die Oper Köln bietet Kindern die Gelegenheit, zu erleben, wie viel Spaß es macht, ein Lied, eine Choreographie oder eine Szene zu erlernen. Ganz nebenbei erfahren die Kinder etwas über die Geschichte des jeweiligen Werks, über den Komponisten, über Theaterabläufe und Berufe im Theater. Die Nachmittage dienen als Austausch zwischen professionellen Künstlern und interessierten Kindern und sollen lustvolle, sinnliche und hoffentlich bleibende Eindrücke aus der Welt des Theaters vermitteln. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich!

› die italienerin in algier › So., 18. Okt. 2009 › 16.00 Uhr

› Kinderworkshop »Orfeus und Euridice«, Sa., 10. Okt. 2009 › 14 – 17 Uhr › für Kinder von 8 – 14 Jahren, Preis Euro 15,-/ Kind Anmeldung auch unter tel 0221.221.28690 mail tanja.fasching@stadt-koeln.de


Oper für Kinder & Jugendliche   ANTRIEB

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› Kinderworkshops

Theater & Schule

Die Abteilung »Theater und Schule« leistet seit Jahren hier am Haus hervorragende Arbeit. Das Angebot der Abteilung reicht von Informationsmaterial über Schüler-Workshops, Probenbesuche, Backstage-Führungen bis hin zum Aktionstag »Ein Tag in der Oper«. Die pädagogische Abteilung koordiniert auch, gemeinsam mit der Theatergemeinde Köln, die alljährliche Schultheaterwoche. Anfang 2010 findet ein großes Schulprojekt über den Zeitraum von circa sechs Wochen statt: Vier Schulklassen begleiten die Neuproduktion »Herzog Blaubarts Burg«. Alle Beiträge der Schüler werden sowohl in Form eines digitalen Programmheftes als auch in Form eines Folders, der den Abendprogrammheften beigelegt wird, dokumentiert. Nicht zuletzt sind die Schüler-Abos zu erwähnen, die Sie, liebe Lehrer, ab sofort für Ihre Klassen erwerben können! Kontakt Abteilung für Theater und Schule tel 0221.221.28295 fax 0221.221.28210 mail theaterpaedagogik@buehnenkoeln.de

› Lehrerstammtisch am 22. Sep. 2009, 19 Uhr

Alle Angebote bieten den Kindern Gelegenheit, sich ein zusätzliches Stück Welt zu erobern, die Sprache der Musik, der Bilder und Gesten kennen zu lernen. Letztlich führt uns die Kunstform Oper – wie andere Kunstformen auch – auf uns selbst zurück, wobei es hier vor allem um das Erleben und Sich-Einlassen geht. Indem die Jugendlichen Szenen nachspielen, szenisch improvisieren, verschiedene Ausdruckshaltungen erproben, bewusst in die Musik hineinhören, sich in die Hauptpersonen der Handlung hineinversetzen, kommt es fast nebenbei zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst. Denn jedes Kind knüpft entsprechend seiner Persönlichkeit, seiner Herkunft und persönlichen Lebenserfahrung andere Bezugspunkte zu dem Erlebten.


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› Ralph Caspers

Kinderoper im Alten Pfandhaus ANTRIEB


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Kinderoper im Alten Pfandhaus   ANTRIEB

Oper   macht AH! text Ralph Caspers foto Johannes Haas

Ralph Caspers weiß wie Kinder ticken: Schließlich erklärt er ihnen regelmäßig die Welt in der Fernsehsendung »Wissen macht Ah!«. Die Kinderoper Köln konnte ihn nun als ihren Schirmherren gewinnen. Dabei hatte er anfangs echte Anlaufschwierigkeiten, was den Opernbesuch betrifft.

Als ich noch sehr jung war, sagten meine Eltern hin und wieder: »Wir gehen zur Oper.« Das irritierte mich immer etwas, weil ich dachte: »Das heißt doch ›zur Oma‹« – mein Opa war nämlich schon lange Jahre tot. Und als meine Eltern mir vorschlugen: »Wir nehmen dich mal mit zur Kinder-Oper«, war ich komplett verwirrt – müsste es nicht Kinder-Oma heißen? Hatte ich etwa Verwandte, von denen ich noch nichts wusste? Und ist das nicht ein totaler Widerspruch, weil Omas ja generell eher ältere Frauen sind und keine Kinder? Ich hatte Angst. Die Erleichterung kam erst, als Gretel die böse Hexe in den Ofen schubste. (Wir sahen »Hänsel und Gretel« von Humperdinck.) Was die Oper angeht, klärten sich für mich im Lauf der Jahre viele Missverständnisse – und Angst ist eines der selteneren Gefühle geworden. (Es sei denn, es geht um eine Gesamtaufführung von »Der Ring des Nibelungen« – da hätte ich schon Angst, ob ich dem überhaupt gewappnet wäre.) Ich würde mich freuen, wenn ich jungen Menschen in meinem damaligen Alter Lust darauf machen könnte, ihren Horizont zu erweitern: In die Kinder-Oper zu gehen ist da in jedem Fall ein guter Schritt in die richtige Richtung.

name Ralph Caspers familienstand Hat zwei Kinder mit den tollen Namen Bo und Cosmo. Der Name ihrer Mutter ist allerdings nicht bekannt. moderiert was Ab und zu die »Sendung mit der Maus« und immer »Wissen macht Ah!«

besondere kennzeichen Trägt das coolste Brillengestell im deutschen Fernsehen


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Kinderoper im Alten Pfandhaus ANTRIEB

Die KINDEROPER KÖLN ist umgezogen ! text Elena Tzavara foto Matthias Baus

Den Weg zur Kinderoper Köln in ihrer neuen Spielstätte, dem »Alten Pfandhaus« in der Kölner Südstadt, säumen mannshohe und noch höhere große Fliegenpilze, unsere Glücksbringer. Auch die »Großen« werden unter diesen Fliegenpilzen ganz klein. Für Zuhause können sich Väter und Mütter mit ihren Kindern einen selber bauen und einfach auf den Balkon, in den Garten oder in die Wohnung stellen.

BAUANLEITUNG FLIEGENPILZ max. 2 ½ m hoch – je nach Quantität der Materialien Nach einem gemeinsamen Rezept der Leiterin des Malersaals und der Plastikerabteilung Wencke Wesemann, der Bühnenmalerin Natalie Pfeiffer, der Auszubildenden Bühnenmalerin Verena Gossler, der Bühnenplastikerin Madeleine Wald und ihrer Aushilfskraft Barbara Lenartz. Man nehme › viel Styropor › viel Glanzlack in rot, dunkelrot, gelb, matt-farblos, hellbraun und weiß › einige Sägen › Bühnenschnee › Elektrischer Fuchsschwanz › Spachtelmasse › Spachtel › Nesselstoff › Scharfes Messer › Stahlrohr › Stahlfuß › Schleifpapier in allen Varianten › Farbspritzpistole 1 › Zuallererst sägt man das Styropor mit einer Säge grob in Form eines Pilzstiles und einer Pilzkappe. Für die Stabilität des Pilzes kann man in den Stil noch ein Stahlrohr integrieren. Zur späteren Befestigung setzt man zusätzlich einen Stahlfuß an, vergleichbar einem Christbaumhalter.

2 › Mit einem ganz scharfen Messer (Bitte, liebe Kinder, nur unter der Aufsicht der Eltern verwenden!) und einem elektrischen Fuchsschwanz wird dann der Pilz weiter modelliert und geschnitzt. 3 › Dann geht’s ans Schleifen, um die Oberfläche glatter zu machen. Ist der Pilz halbwegs geschliffen, wird er mit einem Nesselstoff mit verdünntem Holzleim ummantelt. Diesen Vorgang nennt man »Kaschieren«. 4 › Anschließend den Pilz mit einer Spachtelmasse verspachteln und ordentlich glatt schleifen. Diesen letzten Vorgang dann zwei bis drei Mal wiederholen. 5 › Den Pilz sollte man zusätzlich mit hoch-fester Farbe grundieren, damit nichts abplatzt. 6  › Um Schattierungen zu erhalten, den Pilz-Stil mit stark verdünnter, hellbrauner Farbe lasieren. 7 › Mit einer Spritzpistole wird ein Gelb-Ton auf die Kappe gespritzt – dann ein leuchtend heller Rot-Ton. Wichtig: Ein Verlauf soll zustande kommen, damit der Pilz echt und nicht einfach »in Farbe getaucht« aussieht. Die dunkelrote Farbe wird also nur für den ganz oberen Teil der Kappe verwendet. 8 › Erst danach werden die weißen Punkte auf die Kappe gemalt und zusätzlich mit Bühnenschnee bestreut, weil die echten Fliegenpilze diese pickelig-weißen Punkte besitzen. 9 › Stil und Unterseite der Kappe mit Matt-Lack lackieren und die Kappe dann mehrfach mit Hochglanzlack streichen. 10 › Der Pilz muss trocknen. Fertig. Wir danken allen, die für das »Wachsen« unserer Fliegenpilze zuständig waren. Sie sind wirklich großartig geworden !


Kinderoper im Alten Pfandhaus   ANTRIEB

› In der Fliegenpilz-Werkstatt

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wdr3.de Veranstaltungen Kinderoper im :Alten Pfandhaus ANTRIEB

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Funkhaus-Konzerte Im Funkhaus Wallrafplatz, Köln

jazz

IM AKTUELLEN SPIELPLAN der kinderoper im alten Pfandhaus am Kartäuserwall 20, Nähe Chlodwigplatz

neue musik

musikkulturen premiere

Die feuerrote Friederike alte musik › von Elisabeth Naske › Libretto von Theresita Colloredo › Oper für Kinder in einem Akt nach der gleichnamigen Erzählung von Christine Nöstlinger

kammermusik

Karten für 5 bis 12 Euro KölnMusik Ticket Roncalliplatz Tel. 0221 2801 www.koelnticket.de

Kostenlose Programmbestellung wdr3@wdr.de Hörertelefon: 0221 56789 333 www.wdr3.de

Die erste Kinderoper der Spielzeit, »Die feuerrote Friederike« von Elisabeth Naske, handelt von einem rothaarigen Mädchen, das durch seine Andersartigkeit zum Außenseiter gestempelt wird. Einzig der Briefträger ist ihr Freund – und das große grüne Buch ihrer Tante, das friederike in ihren Bann schlägt, obwohl sie die Geheimschrift noch nicht entschlüsseln kann. Gleichzeitig erfährt friederike aber, dass sie wegen ihrer roten Haare nicht nur zaubern, sondern auch fliegen kann ... Die Österreicherin Elisabeth Naske (46) studierte am Mozarteum Salzburg und am Konservatorium Basel Violoncello. Von 1998 bis 2003 studierte Naske Komposition bei dem Cellisten Tristan Schulze. Das Musiktheater, vor allem für Kinder und Jugendliche, steht im Zentrum ihres Schaffens. Seit 2001 arbeitet sie erfolgreich mit der Autorin Theresita Colloredo als Librettistin zusammen. »Die feuerrote Friederike« wurde 2004 als Auftragswerk der Volksoper Wien im Kinderopern-Zelt auf dem Dach der Wiener Staatsoper uraufgeführt. Weitere Kinderopern-Werke sind: »Das kleine ich bin ich«, »Die Omama im Apfelbaum« (2007) und »Die rote Zora« (2008). › regie Elena Tzavara › bühne Conrad Moritz Reinhardt › kostüme Elisabeth Vogetseder › licht Wolfgang Goebbel empfohlen für kinder ab 6 Jahren aufführungsdauer 75 Minuten

kinderopern-eröffnung und premiere: 29. Okt. 2009 › 15:00 uhr Weitere Vorstellungen: 31. Okt., 4., 6., 7., 16., 17., 23., 24., 26., 28. Nov., 1., 4., 17., 19., 21., 23., 28., 29. Dez. 2009, 2. Jan. 2010

wdr 3. Aus Lust am Hören.


Kinderoper im Alten Pfandhaus   ANTRIEB

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Und so fing ich Feuer für das Theater text Elena Tzavara foto Matthias Baus

Ein Tatsachenbericht von Elena Tzavara elena tzavara, Jahrgang 1977, in Griechenland und Deutschland aufgewachsen, studierte Musiktheater-Regie an der Hochschule für Musik Hanns Eisler, Berlin. Meisterkurse bei Sasha Waltz und Peter Konwitschny rundeten ihre Ausbildung ab. Erste eigene Inszenierungen erfolgten im Rahmen des von ihr geleiteten offenbachmusiktheaters und der kalliope.ra group, darunter die Offenbach-Operetten »Daphnis und Chloé«, »Ba-Ta-Clan«, »Häuptling Abendwind«, die BarockOper »Dido und Aeneas« (H. Purcell) und das Oratorium »Jephtha« von G. F. Händel. Zu ihren jüngeren Regie-Arbeiten zählen das Opern-Fragment »Die Spieler« (Schostakowitsch), »Rothschilds Geige« (B. Fleischmann), »Ein Sommernachtstraum« (B. Britten) am Nationaltheater Weimar und »Die schöne Galathée« (F. v. Suppé) an der Griechischen Nationaloper Athen. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Kölner Künstler Matthias Baus, und ihrem zweijährigem Sohn in Köln.

› Elena Tzavara, Leiterin der Kinderoper

Im alljährlichen Krippenspiel wurde ich in meinem ersten Kindergarten-Jahr nicht etwa als maria gecastet, sondern als einfacher Hirte mit einer Fellmütze. Der anthroposophisch geführte Kindergarten wurde stimmungsvoll in der Weihnachtszeit mit Kerzen beleuchtet. Die Zuschauer saßen auf einer kleinen Tribüne in einem Raum. Die Bühne war der gegenüberlegende Raum. Die Flügeltüren standen weit offen.

dann die Kindergärtnerin auf einer Blockflöte zur musikalischen Untermalung spielen. Das Spiel begann und nun stand der Moment in Form von maria und joseph genau vor mir. Als ich nun aber »Nein« sagen wollte, stürzten die Zuschauer (unter anderem auch meine eigenen Eltern) auf mich zu und schlugen kräftig auf meinen Kopf. Was war passiert ? Ich war ratlos und alles tat mir weh!

Ich war voller Erwartung.

Die Fellmütze hatte Feuer gefangen.

Die Theatervereinbarung war folgende: Sobald maria und joseph auf mich zukommen und fragen, ob sie bei mir (oder besser gesagt in meinem Stall) eine Bleibe für die Nacht bekommen könnten, müsste ich einfach »Nein« sagen. Dazu würde

Diese Episode meines Lebens war das Erste, was mir einfiel, als ich die Geschichte von der »Feuerroten Friederike« las. Nur dass Friederike aus innerem Widerstand heraus zu brennen anfing. Aber erschrocken war sie wohl nicht weniger als ich.


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Gürzenich-Orchester ANTRIEB

gürzenich-orchester

stets  aufnahmebereit text Johannes Wunderlich foto Fabian Helmich

Das Gürzenich-Orchester startet die neue Saison mit Gustav Mahler im Konzertsaal und im Tonstudio.

Die neue Saison hat gerade erst begonnen, doch die Musiker des Gürzenich-Orchester haben nicht nur ein Galakonzert mit Mahlers Vierter und seinen »Wunderhorn-Liedern« sowie Gastspiele in Leverkusen und Amsterdam hinter sich, sondern auch schon etliche Aufnahmesitzungen: Zum einen die Tschaikowsky-Sinfonien mit Ehrendirigent Dmitrij Kitajenko, dessen Prokofiew- und Schostakowitsch-Zyklen mit dem Gürzenich-Orchester von der Presse hoch gelobt werden, zum anderen spielten sie Gustav Mahlers vierte Sinfonie und die »Wunderhorn-Lieder« mit Christiane Oelze und Michael Volle unter der Leitung von Gürzenich-Kapellmeister Markus Stenz ein. Die Mahler-Aufnahme basierte auf dem go live-Mitschnitt des Galakonzertes: »Da übertrug sich das Knistern im Saal, dieser schwer zu fassende Moment, der ein beseelendes Konzert ausmacht, bis ins Tonstudio. Dass die Aufnahme technisch sauber, klanglich ausgewogen und ohne Wackler gelingt, ist trotz der sorgfältigen Vorbereitungen eben nur das eine – es soll ja vor allem etwas auf den Hörer überspringen«, so Tonmeister Jens Schünemann. So dienten die Aufnahmesitzungen in der Philharmonie in den Tagen nach dem Konzert vor allem Korrekturen und Ergänzungen, für die kommende sacd waren zudem noch vier weitere Lieder aus dem Wunderhorn-Zyklus eingeplant. Markus Stenz zeigte sich mit dem Verlauf zufrieden: »go live hat bei uns allen das Bewusstsein dafür geschärft, was wir mit unsere

Aufnahmen dem Publikum vermitteln wollen. go live, das ist die klingende Postkarte, die Erinnerung an dieses eine intensive Konzerterlebnis, bei dem man selbst live dabei war. Aber mit der ausgearbeiteten cd wollen wir eine über den Tag hinaus gültige Sicht auf Mahlers Musik präsentieren, auf das, was dieser Komponist, der vor über 100 Jahren dieses Orchester selbst dirigierte, uns heute zu sagen hat. Und da ist es wichtig, dass nicht nur der große Bogen und die Atmosphäre stimmen, sondern auch jeder Musiker Gelegenheit hat, sein Bestes zu geben – gerade bei Mahlers Vierter haben die Soloinstrumente so viel Eigengewicht, so viele diffizile Solostellen, da muss alles sitzen.« Die erste cd mit Gustav Mahlers fünfter Sinfonie, als Hybrid-cd sacd sowohl für herkömmliche cd-Player wie für hochwertige Surround-Wiedergabe geeignet, liegt seit wenigen Tagen vor. Und wer noch genauer wissen will, was Markus Stenz und Jens Schünemann zu den Mahler-Aufnahmen zu sagen haben, dem sei die aktuelle Ausgabe 9/2009 der Zeitschrift »Fono Forum« mit Interviews der beiden empfohlen.

www.guerzenich-orchester.de


Gürzenich-Orchester   ANTRIEB

› Das Gürzenich-Orchester unter der Leitung von Markus Stenz in der Kölner Philharmonie

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Così non fan tutte

www.charlottevonlom.de · Filzengraben 43 · 50676 Köln · T 0221. 2 01 93 89

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Gürzenich-Orchester ANTRIEB

2. sinfoniekonzert

» blauer Himmel, Quellenrieseln, Sonnenschein«

Ludwig van Beethoven formte für seine dritte »Leonore«-Ouvertüre die Handlung seiner Befreiungsoper »Fidelio« zu einer effektvollen Tondichtung. Für Eivind Gullberg Jensen, neuer Chef der ndr Radiophilharmonie Hannover, der perfekte Einstieg ins 2. Sinfoniekonzert des Gürzenich-Orchesters. Der Norweger genießt den Ruf eines »Klangmagiers«, die »Neue Zürcher Zeitung« sieht ihn sogar als »Karajans Enkel«. In Dmitrij Schostakowitschs zweitem Cellokonzert von 1966, einem reifen Spätwerk des russischen Grenzgängers zwischen Regimetreue und Musikavantgarde, ist die argentinische Cellistin und mehrfache »echo Klassik«-Preisträgerin Sol Gabetta zu erleben. Den Abschluss des Konzertes bildet die zweite Sinfonie von Johannes Brahms, die 1877 in Wien uraufgeführt wurde und während eines Sommerurlaubs in Pörtschach am Wörthersee entstanden war. Da sei ja »lauter blauer Himmel, Quellenrieseln, Sonnenschein«, meinte der Freund Theodor Billroth zum Komponisten. Das sah Brahms allerdings anders und empfahl für die Partitur spaßeshalber einen dezenten »Trauerrand«. › So., 27. sep., 11 uhr › Mo., 28. sep., 20 uhr › Di., 29. sep., 20 uhr › Kölner Philharmonie › Sol Gabetta

3. sinfoniekonzert

4. sinfoniekonzert

»Ein Mäuserl hätt können laufen hörn«

»Tönende Philosophie«

»Ein Mäuserl hätt können laufen hörn«, berichtete ein Zeitzeuge – so gebannt war das Publikum des Wiener Burgtheaters, als dort 1799 Joseph Haydns Oratorium »Die Schöpfung« uraufgeführt wurde. Ein Jahr später, als Haydn seine Partitur hatte drucken lassen war, verbreitete sich das Werk in Windeseile durch die europäischen Musikmetropolen von Paris bis Petersburg, von London bis Amsterdam. So frisch und bewegend gelangen Haydn seine Naturschilderungen und Tonmalereien der sich belebenden Erde, so mitreißend und imposant die Chöre und Arien, mit denen er die Tiere charakterisierte und die Erzengel den Schöpfer loben ließ, dass er damit einen ganz neuen Oratorientypus unter den Komponisten seiner Zeit etablierte. Was er von den groß besetzen, dramatischen Oratorien Georg Friedrich Händels auf einer Englandreise kennen gelernt hatte, verwandelte Haydn in eine neue Musiksprache, die uns noch heute berührt. Im dritten Sinfoniekonzert mit Haydns »Schöpfung« unter der Leitung von Markus Stenz übernehmen Christiane Libor, Donát Havár und Rudolf Rosen die Soloparts. Es singt das Vokalensemble des Kölner Doms, einstudiert von Domkapellmeister Eberhard Metternich. › So., 11. Okt., 11 uhr › Mo., 12. Okt., 20 uhr › Di., 13. Okt., 20 uhr › Kölner Philharmonie

Mit Dmitrij Kitajenko verbindet das Gürzenich-Orchester eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit, weshalb er vor kurzem zum Ehrendirigenten ernannt wurde. Im vierten Sinfoniekonzert setzt er auf zwei slawische Romantiker: Peter I. Tschaikowsky und Alexander Skrjabin. Beide Komponisten orientierten sich am Westen und suchten Kontakt zur deutschen und französischen Musik, gleichwohl schufen sie jeder für sich eine eigene Tonsprache. Tschaikowskys erste Sinfonie »Winterträume« stimmt bereits auf die Weihnachtszeit ein. Das 1866 bis 1875 mehrmals überarbeitete Werk ist von einer »Träumerei auf winterlicher Fahrt« inspiriert, so der Titel des Kopfsatzes. Als tönende Philosophie hingegen verstand Alexander Skrjabin seine 45-minütige, dritte Sinfonie »Le divin poème« (göttliches Gedicht), 1905 in Paris durch Arthur Nikisch uraufgeführt. Das gleißend instrumentierte Orchesterstück kreist um die Themen irdischer Kampf, erotische Wollust und Erhebung zur Göttlichkeit. Nach Skrjabin war dieser Aufstieg besonders dem schöpferischen Menschen vorbehalten, der permanent zur Erlösung drängt. › So., 8. nov., 11 uhr › Mo., 9. nov., 20 uhr › Di., 10. nov., 20 uhr › Kölner Philharmonie


Gürzenich-Orchester   ANTRIEB

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5. sinfoniekonzert

»schicksaLSTÖNE«

Preisrätsel

Mit gerade 30 Jahren hat sich der New Yorker James Gaffigan bereits einen hervorragenden Ruf als Dirigent erworben. 2003 bis 2006 war er Assistent von Franz Welser-Moest beim Cleveland Orchestra und ging anschließend als Associate Conductor zum San Francisco Symphony Orchestra. Im fünften Sinfoniekonzert des Gürzenich-Orchesters leitet er Dmitrij Schostakowitschs fulminante erste Sinfonie, die sich nicht zuletzt in Amerika anhaltender Beliebtheit erfreut. Die Komposition war 1924/1925 Schostakowitschs Abschlussarbeit am Leningrader Konservatorium und der erste große Erfolg seiner Karriere. Gaffigan stellt der Sinfonie Ludwig van Beethovens drittes Klavierkonzert in der »Schicksalstonart« c-Moll gegenüber, interpretiert von dem britischen Pianisten und Beethoven-Spezialisten Paul Lewis, ein Meisterschüler Alfred Brendels. Seine Gesamteinspielung der Beethoven-Klaviersonaten kürte das Fachmagazin Gramophone zur »Besten Aufnahme des Jahres 2008«. Schuberts »Rosamunde«Ouvertüre rundet das Programm wienerisch ab.

Gleich mehrmals wurde Ludwig van Beethovens einzige Oper »Fidelio« in Wien uraufgeführt. Der Komponist unterzog das Werk ab 1805 mehreren grundlegenden Überarbeitungen, bis er und sein Publikum zufrieden waren. Doch er tauschte nicht nur gesungene Partien aus oder schrieb sie um, sondern auch das Instrumentalvorspiel. Eines davon, die bekannte 3. »Leonore«-Ouvertüre, spielt das Gürzenich-Orchester im zweiten Sinfoniekonzert. Die Oper wurde auch unter dem Titel »Leonore«, dem Namen der weiblichen Hauptfigur, bekannt. Doch letztendlich setzte sich der Deckname Fidelio – unter dem sich Leonore als Mann verkleidet in Pizarros Staatsgefängnis schleicht, um ihren Ehemann Florestan zu befreien – als offizieller Operntitel durch.

› So., 13. Dez., 11 uhr › Mo., 14. Dez., 20 uhr › Di., 15. Dez., 20 uhr › Kölner Philharmonie

preisfrage Wie viele Ouvertüren gibt es insgesamt zu »Fidelio« / »Leonore«? Lösung bitte an Johannes Wunderlich, Gürzenich-Orchester, Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln. Einsendeschluss ist der 20. Oktober 2009. Unter allen richtigen Einsendungen werden zwei Eintrittskarten verlost für das 4. Sinfoniekonzert am 9. November 2009.

KAmmerkonzerte

kammerkonzert 01 Darius Milhaud, Suite für Violine, Klarinette und Klavier Igor Strawinsky, Die Geschichte vom Soldaten Anna Kipriyanova Violine, Konstantin Krell Kontrabass, Robert Oberaigner Klarinette, Thomas Jedamzik Fagott, Johannes Schuster Horn, Matthias Kiefer Trompete, Carsten Luz Posaune, Carsten Steinbach Schlagzeug, Bernd Puschmann Klavier, Peter Tonger Sprecher, Sebastian Gottschick Leitung › Podium der Philharmonie, Samstag, › 26. Sep 09, 15 Uhr

kammerkonzert 02 Erich Wolfgang Korngold, Suite für 2 Violinen, Violoncello und Klavier (linke Hand) op. 23 (1930) Arnold Schönberg, Ode an Napoleon op. 41 (1941) für Streichquartett, Klavier und Sprecher Alvaro Palmen Violine, Jana Andraschke Violine, Martina Horejsi Viola, Daniel Raabe Violoncello, Ueli Wiget Klavier, N.N. Sprecher › Podium der Philharmonie › Samstag, 07. Nov 09, 15 Uhr › Paul Lewis


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Gürzenich-Orchester ANTRIEB

gürzenich-orchester

Die Mutter der Kompanie text Matthias Corvin foto Matthias Baus

Schneidet sich ein Streicher in den Finger, sucht er nach Ersatz. Vergisst einer seinen Pass, rennt er ins Konsulat. Orchesterinspektor Michael Henn erzählt über seine Arbeit.

Probenpause beim Gürzenich-Orchester. Musiker laufen durchs Künstlerfoyer, unterhalten sich, stärken sich bei einem Imbiss. Nach der letzten Lautsprecheransage kehren sie aufs Konzertpodium zurück. Es kehrt wieder Ruhe ein hinter der Bühne. Michael Henn setzt sich in seinem Büro gelassen ans Notebook. Für den Moment ist seine Arbeit erledigt. Als Orchesterinspektor stellt er die »Spielfähigkeit vor Ort sicher«, so die Jobbeschreibung im schmucklosen Beamtendeutsch. Aber was heißt das? »Zunächst kontrolliere ich ganz simpel gemeinsam mit den Orchesterwarten vor Proben und Aufführungen, ob alle Musiker da sind und melde dies dem Dirigenten. Gemeinsam mit den Stimmführern teile ich die Musiker für ihre Dienste ein – jedes Orchesterwerk und jede Oper hat ja eine eigene Besetzung, die unterschiedlich groß ausfallen. Dass alle Musiker des Orchesters einmal gleichzeitig spielen, kommt so gut wie nie vor.« Mit den vier Orchesterwarten Wilfried Swoboda, Ertugrul Uzun, Wolfgang Koch und Ulrich Koerle bespricht er den Bühnenaufbau, mit Orchesterdirektor Matthias Gress arbeitet er eng bei der Probendisposition zusammen. »Die Tätigkeit ist jeden Tag anders«, erzählt Henn, der seit 1992 beim Gürzenich-Orchester arbeitet. »Es kommen immer wieder neue Stücke dazu, und das Orchester wird immer wieder neu zusammengesetzt. Und wenn sich ein Streicher beim Kochen in den Finger schneidet, muss ich rasch Ersatz finden. Ich suche zunächst im Gürzenich-Orchester unter den Kollegen, dann bei Nachbarorchestern in Bonn und Düsseldorf oder beim wdr.« Auch für die Honorarverhandlungen mit den Aushilfen ist er verantwortlich. Geplant hatte er seine Karriere nicht. Geboren 1965 in Koblenz, ging Michael Henn dort zur Schule, er lernte Klarinette und Schlagzeug und half als Orchesterwart beim Staatsorchester Rheinische Philharmonie aus. »Eigentlich nur, um die Zeit vor dem Wehrdienst zu überbrücken. Es hat mir aber so viel Spaß gemacht, dass ich später fest eingestellt wurde und alles von Grund auf lernen durfte, etwa den Orchesteraufbau und die richtige Verteilung der Noten auf den Pulten.« Aber irgendwie ist ihm der Job auch in die Wiege gelegt worden, verrät er.  Sein Opa war

Musiker und seine Mutter arbeitete im Orchesterbüro. Am wichtigsten für seine Arbeit sei die »soziale Kompetenz«, wie sie in Stellenausschreibungen oft verlangt wird. »Man muss sich mit den Nöten und Zwängen der Musiker gut auskennen, mit ihren Übungszeiten, den Stress, den sie vor der Aufführung haben, und die Probleme, wenn man ein Familienleben mit den geteilten Diensten und den Auftritten am Wochenende unter einen Hut bekommen will.« Auch er arbeitet viel am Abend und an den Wochenenden. Andererseits bleibt ihm wegen der flexiblen Arbeitszeiten auch tagsüber genügend Zeit für seine Kinder, oft nimmt er auch eine seiner zwei Töchter oder seinen Sohn in die Konzerte mit. »Wenn ich selbst im Publikum sitze, genieße ich die Aufführungen natürlich anders als ein gewöhnlicher Zuschauer.« Wenn die Aufführung beginnt, ist die Arbeit von Michael Henn im Grunde getan. Aber natürlich muss er trotzdem telefonisch erreichbar sein. Wenn etwas klemmt, heißt es schnell und überlegt handeln. »Als Orchesterinspektor sollte man trotz allem Trubel immer Ruhe bewahren.« Diese Eigenschaft würde Henn auch jedem Neueinsteiger empfehlen, außerdem Organisationstalent: »Ich bin auch auf den Tourneen mit dabei, und da passieren immer wieder verrückte Sachen. Jemand vergisst seinen Pass, und ich muss mich dann um Ersatzpapiere kümmern. Vor Ort bin ich für alles der Ansprechpartner, die ›Mutter der Kompanie‹«. Mit seinen Kollegen der nordrhein-westfälischen Orchester trifft sich Henn regelmäßig und tauscht Erfahrungen aus. »Zwei der Kollegen – aus Bonn und Essen – wurden sogar bei mir ausgebildet«, fügt er stolz an. »Das schönste an meiner Arbeit ist, dass ich mit vielen Menschen zu tun habe und weitgehend selbstständig arbeiten kann. Das Gürzenich-Orchester ist für mich wie eine große Familie. Einige der Musiker kenne ich von Anfang an, andere habe ich bis zum Renteneintritt begleitet.« Privat spielt Michael Henn, der heute in Kerpen lebt, gerne Fußball, auch in der Mannschaft des Orchesters. Außerdem bezeichnet er sich als »leidenschaftlichen Camper: Einmal möchte ich mit dem Wohnwagen ausgedehnt Südfrankreich bereisen.«


Gürzenich-Orchester   ANTRIEB

› Michael Henn bei der Orchesterprobe

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Service ANTRIEB

IM AKTUELLEN SPIELPLAN

oper /  \ köln

Die meistersinger von nürnberg

L’italiana in Algeri › Dramma giocoso per musica in zwei Akten › Text von Angelo Anelli

› Oper in drei Aufzügen

› Musik von Gioacchino Rossini

› Text und Musik von Richard Wagner

› in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

› musikalische leitung Markus Stenz › inszenierung Uwe Eric Laufenberg › bühne  &  kostüme Tobias Hoheisel › licht Wolfgang Goebbel › chor Andrew Ollivant › dramaturgie Georg Kehren

› musikalische leitung Will Humburg › inszenierung, bühne & kostüme Jean Pierre Ponnelle  › licht Wolfgang Schünemann

› mit Robert Holl › Bjarni Thor Kristinsson › Thorsten Scharnke › Wilfried Staber › Johannes Martin Kränzle › Martin Kronthaler › Alexander Fedin › John Heuzenroeder › Werner Sindemann › Ulrich Hielscher › Nico Wouterse › Greg Ryerson › Marco Jentzsch › Carsten Süß › Astrid Weber › Dalia Schaechter › Dennis Wilgenhof

› mit Simone Alaimo › Ingeborg Schöpf › Hanna Larissa Naujoks › Miljenko Turk › Brad Cooper › Anna Bonitatibus › Wolf Matthias Friedrich › Chor der Oper Köln › Gürzenich-Orchester Köln WIEDERAUFNAHME: 10. okt. 2009 › 19:30 uhr Weitere Vorstellungen: 15., 18., 25., 31. Okt. › 6. Nov. 2009

› Chor der Oper Köln › Gürzenich-Orchester Köln PREMIERE: 20. sep. 2009 › 17:00 uhr Weitere Vorstellungen: 26. Sep. › 1., 4., 9., 17. Okt. 2009

carmen

Orfeo ed Euridice

› Oper in vier Akten

› Azione teatrale per musica in drei Akten

› Musik von Georges Bizet

› Text von Ranieri Simone Francesca Maria de’ Calzabigi

› Text von Henri Meilhac und Ludovic Halévy

› Musik von Christoph Willibald Gluck

› nach einer Novelle von Prosper Mérimée

› in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

› in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln › musikalische leitung Claude Schnitzler › inszenierung Christof Loy › bühne Herbert Murauer › kostüme Bettina Walter › chor Andrew Ollivant › choreografische mitarbeit Athol Farmer › mit Vesselina Kasarova (25 Sep.) / Rinat Shaham › Germán Villar › Jutta Böhnert / Evelina Dobraceva (27. Sep. › 23 Okt.) › Samuel Youn › Dennis Wilgenhof › Charlie Kedmenec› Claudia Rohrbach › Katrin Wundsam › Martin Koch › Alexander Fedin › Boris Djuric › Anthony Sandle › Chor der Oper Köln › Kinderchor Kölner Domchor › Gürzenich-Orchester Köln WIEDERAUFNAHME: 25. Sep. 2009 › 19:30 uhr Weitere Vorstellungen: 27., 30. Sep. › 3., 11., 16., 23. Okt. 2009

› musikalische leitung Konrad Junghänel › inszenierung Johannes Erath › bühne Olaf Altmann › kostüme Claudia Jenatsch › licht Hans Toelstede › chor Andrew Ollivant › dramaturgie Francis Hüsers / Birgit Meyer › mit Maria Gortsevskaya › Jutta Böhnert › Anna Palimina › Chor der Oper Köln › Gürzenich-Orchester Köln PREMIERE: 24. okt. 2009 › 19:30 uhr Weitere Vorstellungen: 29. Okt. › 1., 4., 7., 14., 19. Nov. 2009


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Service   ANTRIEB

SEPTEMBER 2009

la BOHÈME

› Szenen aus Henri Murgers »La Vie de Bohème« in vier Bildern › Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica › unter Mitwirkung von Giulio Ricordi und Giacomo Puccini › Musik von Giacomo Puccini › in ita­lienischer Sprache mit deutschen Übertiteln › musikalische leitung Alexander Joel › nach einer inszenierung von Willy Decker › bühne & kostüme Wolfgang Gussmann › licht Hans Toelstede › chor Andrew Ollivant › dramaturgie Barbara Maria Zollner › choreografische mitarbeit Athol Farmer › mit Maria Fontosh › Claudia Rohrbach › Leonardo Capalbo

› Miljenko Turk / Thomas Laske › Thomas Laske /Michael Bachtadze

so., 20. › 11:00 › 17:00 fr., 25. › 19:30 sa., 26. › 17:00 so., 27. › 19:30 mi., 30. › 19:30

› Vor der Premiere: Die Meistersinger von Nürnberg › Die Meistersinger von Nürnberg › prem › Carmen › wa › Die Meistersinger von Nürnberg › Carmen › Carmen

iii /p0 iii /f4 iii /s+ ii /s11 ii /s6

Oktober 2009 do., 01. › 18:00 fr., 02. › 19:30 sa., 03. › 19:30 so., 04. › 16:00 fr., 09. › 18:00 sa., 10. › 19:30 so., 11. › 11:00 › 19:30 do., 15. › 19:30 fr., 16. › 19:30 sa., 17. › 17:00 so., 18. › 16:00 mi., 21. › 19:30 fr., 23. › 19:30 sa., 24. › 19:30 so., 25. › 17:00 do., 29. › 19:30 fr ., 30. › 19:30 sa., 31. › 19:30

iii /s3 i ii /e4 iii /n1 iii /s2 iii /s9

› Die Meistersinger von Nürnberg › Nederlands Dans Theater › tanz › Carmen › Die Meistersinger von Nürnberg › Die Meistersinger von Nürnberg › L’italiana in Algeri › wa › Vor der Premiere: Orfeo ed Euridice › Carmen › L’italiana in Algeri › Carmen › Die Meistersinger von Nürnberg › L’italiana in Algeri › Hagen Rether › Gastspiel »Liebe« › Carmen › Orfeo ed Euridice › prem › L’italiana in Algeri › Orfeo ed Euridice › La Bohème › wa › L’italiana in Algeri

ii /d4 iii /f4 ii /a4 iii /s4 iii /n2 ii iii /p0 iii /n1 i /s+ ii /c4 iii /s10

› Nikolai Didenko › Raphael Wittmer › Ulrich Hielscher › Daniele Macciantelli › Chor der Oper Köln › Kinderchor Kölner Domchor › Gürzenich-Orchester Köln WIEDERAUFNAHME: 30. okt. 2009 › 19:30 uhr Weitere Vorstellungen: 5., 8., 12., 21., 27. Nov. 2009

hoffmanns erzählungen

› Phantastische Oper in fünf Akten › Text von Jules Paul Barbier

November 2009 so., 01. › 19:30 mi., 04. › 19:30 do., 05. › 19:30 fr., 06. › 19:30 sa., 07. › 19:30 so., 08. › 19:30 do., 12. › 19:30 fr., 13. › 19:30 sa., 14. › 19:30 so., 15. › 19:30 do., 19. › 19:30 fr., 20. › 19:30 sa., 21. › 19:30 so., 22. › 19:30 mi., 25. › 19:30 fr., 27. › 19:30 sa., 28. › 19:30 so., 29. › 17:00

i /s11 i /s4 ii iii /e4 i /s9 ii ii ii /s1 i /s10 ii i /b4 ii /a4 ii /s6 ii /c4

› Orfeo ed Euridice › Orfeo ed Euridice › La Bohème › L’italiana in Algeri › Orfeo ed Euridice › La Bohème › La Bohème › Hoffmanns Erzählungen › wa › Orfeo ed Euridice › Hoffmanns Erzählungen › Orfeo ed Euridice › Hoffmanns Erzählungen › La Bohème › Hoffmanns Erzählungen › Vor der Premiere: La Traviata › La Bohème › La Traviata › prem › Hoffmanns Erzählungen

ii /s2 iii /p0 ii /n1

› Musik von Jacques Offenbach › in deutscher, französischer und italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln › musikalische leitung Michael Helmrath › inszenierung Günter Krämer › bühne & kostüme Gottfried Pilz › licht Manfred Voss › chor Andrew Ollivant › dramaturgie Ralf Hertling › choreografische mitarbeit Athol Farmer › mit Matthias Klink › Samuel Youn › Anna Palimina › Anna Leese /  Jutta Böhnert › Ingeborg Schöpf › Maike Raschke › Katrin Wundsam › Andrea Andonian › Daniele Macciantelli › Martin Koch › Alexander Fedin › Dennis Wilgenhof › Raphael Wittmer › Charlie

kartenservice Theaterkasse im Opernhaus › Offenbachplatz › 50667 Köln Die Abendkasse öffnet jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn, für die Kinderoper 30 Minuten vorher. Bitte haben Sie Verständnis, dass der Abendkassen-Verkauf Vorrang hat gegenüber dem Vorverkauf.

ÖFFNUNGSZEITEN

ABENDKASSE

SPIELPLANANSAGE

Mo. – Fr. 10:00 – 19:30 Sa. 11:00 – 19:30

tel 0221.221 28248

tel 0221.221 28460

kartenBESTELLUNG

Kedmenec › Christoph Westerkamp › Chor der Oper Köln › Gürze-

Bühnen Köln / Kartenservice › Postfach 10 10 61 › 50450 Köln

nich-Orchester Köln

ÖFFNUNGSZEITEN

TICKETS

ONLINE

Mo. – Fr. 10:00 – 19:30 Sa. 11:00 – 19:30

tel 0221.221 28400

tickets @ buehnenkoeln.de

WIEDERAUFNAHME: 13. Nov. 2009 › 19:30 uhr Weitere Vorstellungen: 15., 20., 22., 29. Nov. 2009 6., 10., 26. Dez. 2009

fax 0221.221 28249


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Service ANTRIEB

neue veranstaltungsserie

vor der premiere   Die bislang etablierten, klassischen Einführungsmatinéen wollen wir in Zukunft durch Veranstaltungen ersetzen, die die Hauptthemen der jeweiligen Oper in freierer Form behandeln. Prominente Gäste aus den Bereichen Literatur, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft, die sich der Thematik besonders verbunden fühlen, sind eingeladen Vorträge zu halten, Gespräche mit Mitwirkenden der Neuinszenierungen zu führen, Musikbeispiele des Werkes in einen größeren, übergeordneten Zusammenhang zu stellen und anderes mehr. Für die erste Spielzeit konnten wir hochkarätiges Personal für unsere neue Serie »Vor der Prermiere« gewinnen. Wir begrüßen zwischen September und Juni u. a. den Musikkritiker Jürgen Kesting, die Moderatorin und Opernliebhaberin Elke Heidenreich, den Unternehmensberater und Autor Prinz Asfa-Wossen Asserate, den Publizisten Roger Willemsen und den Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil. Wie es der Name bereits vermuten lässt, findet »Vor der Premiere« in der Regel eine bis zwei Wochen vor der ersten Aufführung der Neuinszenierung vormittags oder abends statt. Am 20. September laden wir ausnahmsweise am Tag der Spielzeiteröffnung um 11.00 Uhr zur ersten Gesprächsrunde ein. Der neue Intendant der Oper Köln und Regisseur der Eröffnungsproduktion »Die Meistersinger von Nürnberg«, Uwe Eric Laufenberg spricht mit einem der profundesten Kenner der Stimmen des 20. Jahrhunderts, Jürgen Kesting, und weiteren Gästen über das zentrale Thema der »Meistersinger«: das Singen selbst. Unabhängig von der neuen Reihe geben Mitarbeiter der Intendanz bzw. Dramaturgie künftig 30 Minuten vor Beginn jeder Vorstellung eine Kurzeinführung in das Werk und die Schwerpunkte der Inszenierung im Foyer. (bm)

› Jürgen Kesting (Foto: Cornelius Meffert)

› Elke Heidenreich (Foto: Leonie von Kleist)

die meistersinger von nürnberg › mit Uwe Eric Laufenberg, Jürgen Kesting und weiteren Gästen › moderation Birgit Meyer

Das Singen ist eine der unmittelbarsten, direktesten Ausdrucksformen des Menschen. In Wagner »Meistersingern« entscheidet das »SingenKönnen« über das Schicksal zweier Liebender. Stolzing ist am Ende ein glücklicher Sieger und gewinnt Eva. Wie viel Kunst braucht das Singen, das so viel Emotion auslösen kann? 20. sep. 2009 › 11:00 uhr › Opernhaus › Eintritt frei

orfeo ed euridice › mit Elke Heidenreich

»Die Musik weckt Tote, wenn wir ihr trauen und uns nicht umdrehen; die Kunst bedeutet Leben, wenn wir nicht zweifeln.« Elke Heidenreich, Autorin und Moderatorin, der Oper Köln durch jahrelanger Zusammenarbeit mit der Kinderoper eng verbunden, macht in ihrem Buch »Passione«, ihrer Liebeserklärung an die Musik, deutlich, welch zentrale Bedeutung der Orpheus-Mythos für sie hat. In unserer Matinee wird Elke Heidenreich ihre Sicht auf Orfeo lebendig werden lassen. 11. okt. 2009 › 11:00 uhr › Opernhaus › Eintritt frei

neue veranstaltungsserie

Sängerportraits   Vergangen, doch nicht vergessen. Wie bei kaum einem anderen Genre spielt in der Oper die Erinnerung an große Leistungen eine besondere Rolle. Nicht wenige Opernliebhaber bewahren sich lebenslang ein »inneres Archiv«, in dem sie die einzelnen Werke des Opernrepertoires in Verbindung mit besonders hoch geschätzten Rollenvertretern bringen, und das sie immer weiter anreichern. Der geliebte Interpret, und mag das Ende seiner Karriere auch schon lange zurückliegen, wird auf diese Weise zu einem lebendigen Bestandteil der Biographie seiner Bewunderer. Mit der Veranstaltungsreihe »Sängerportraits« soll an Künstlerinnen und Künstler erinnert werden, die in besonderer Weise mit der Oper Köln verbunden waren, und die mit ihrer Persönlichkeit und Stimme wesentlich zur großen Ausstrahlung dieses Hauses beigetragen haben. In der ersten Folge, am 3. November im Foyer des Opernhauses, wird an den 1929 in Köln geborenen Bariton Wolfgang Anheisser erinnert, der ab 1965 Ensemblemitglied der Kölner Oper war und hier am

5. Januar 1974 während einer Vorstellung der Operette »Der Bettelstudent« durch einen Bühnenunfall zu Tode kam. Unvergessen sind unter anderem seine Auftritte in den Opern Mozarts (papageno, guglielmo, masetto), aber auch im italienischen Fach (figaro in »Der Barbier von Sevilla«, georges germont in »La Traviata«) sowie in zahlreichen beliebten Operetten oder als wolfram von eschenbach in Richard Wagners »Tannhäuser«. Sein tragischer Tod setzte einer äußerst bemerkenswerten Karriere ein verfrühtes Ende. Intendant Uwe Eric Laufenberg und Dramaturg Georg Kehren werden Stationen des Lebens von Wolfgang Anheisser in Form von Zeitzeugenberichten und unter Verwendung von Tondokumenten nachzeichnen. (gk) 3. nov. 2009 › Wolfgang Anheisser › Moderation › Uwe Eric Laufenberg, Georg Kehren


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› Nederlands Dans Theater I

tanz in der oper

gastspiel

Nederlands Dans Theater I

Hagen Rether

SHOOT THE MOON › choreografie Lightfoot / León › musik Philip Glass VANISHING TWIN › choreografie Jirî Kylián › musik Dirk Haubrich THE SECOND PERSON › choreografie Crystal Pite › musik Owen Belton Das Nederlands Dans Theater ist seit seiner Gründung 1959 eine der führenden Tanzkompanien weltweit. Der Schwerpunkt liegt auf modernem Tanz und das auf höchstem internationalem Niveau – wo Musik, Licht, Bühnenbild und Ausstattung ebenso wichtig sind wie der Tanz selbst. Nederlands Dans Theater besteht aus zwei Ensembles, welche zwei Tänzergenerationen repräsentieren: angefangen bei vielversprechenden jungen Tänzern, die ihre Karriere bei ndt ii beginnen, bis hin zu den Tänzern, die in ndt i ihre künstlerische Ausdrucksfähigkeit voll zur Entfaltung bringen. »Es sind die Bewegungen, die faszinieren, die Schnörkellosigkeit. Klassisches Ballett und moderner Tanz verbinden sich zu einer neuen ganz eigenen Bewegungssprache.« »Ihre Stücke wollen nichts erzählen, sie wirken abstrakt und trotz ihrer Handlungslosigkeit stecken sie so voller Emotionen, dass sie den Zuschauer keine Sekunde lang unberührt lassen.« 2. okt. 2009 › 19:30 uhr

»Ein Freund ist Hauptschullehrer. Er sagt mir: Hagen, mit den Kindern, die ich heute unterrichte, hätte ich als Kind nicht spielen dürfen. Das Pädagogikstudium hätte ich mir sparen können, der Wehrdienst hätte völlig gereicht.« Die messerscharfen Pointen Hagen Rethers sind oft genug schnell und spitz wie Pfeile, die ihr angestrebtes Ziel, die gesellschaftliche oder politische Thematik haargenau treffen. Überhaupt lässt sich seine rhetorisch geschliffene Kunst des hochanspruchsvollen und dennoch grandios unterhaltenden Musikkabarett-Programms am besten mit dem Begriff der Präzision: kein Wort zu viel! beschreiben. Dabei bewegt er sich weit weg von moralinsaurer Besserwisserei. Viel mehr stellt sich die Erkenntnis über den Zustand der Welt beim Zuhörer selbst ein, der nach einem rhetorisch und musikalisch perfektionierten Wirbelsturm kopfschüttelnd, zum Weiterdenken und Reflektieren herausgefordert, aber eben auch bestens amüsiert den Saal verlässt. In einer Zeit überkandidelter und falsch aufgefasster political correctness, in der wenig wirklich Provokantes auf den Punkt gebracht oder mutige Thesen gewagt werden, traut sich der Kabarettist das scheinbar Unmögliche: Er erzählt Bitterböses am Klavier, hält dem Publikum den Spiegel vor ohne es vorzuführen und begleitet sich wie nebenbei in virtuoser Weise. Thematisch bewegt sich Rether zwischen Bundestag und Vatikan, Kerner und Grönemeyer, Merkel und Westerwelle, Tiertransport und Klimawandel, aber so klischeefrei, erfrischend und wahrhaftig, dass einem beim Zuhören – stumm vor Entsetzen – die Kinnlade hängen bleibt. So schreibt Jörg Meyer in den Kieler Nachrichten ganz zu recht: »Wenn er das Vaterunser umdichtet zu einer Bitte der Bigotten, nachdem er die Kirche schon unter die Räder des gegen jedes Mitgefühl gepanzerten Papamobils gepredigt hat, dann vergisst Rether die Zeit und wird zum kantianischen Missionar. Mehr als drei Stunden hat er (...) Sysiphos’ Stein gegen die Schildbürger angerollt. Und wenn es was genützt hat, dann dass wir endlich den Balken im eigenen Auge, den Splitter vom Holz des Stammtischs sehen und verstehen, warum das Programm »Liebe« heißt: Aus wahrhaftiger, aber selten gewordener Liebe zur Wahrheit.” (fm) 21. okt. 2009 › 19:30 uhr › Opernhaus


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empfehlungen des hauses

der Intendant     hört  … text Uwe Eric Laufenberg foto Stefan Gloede

Uwe Eric Laufenberg gibt CD- und DVDTipps zu allen aktuellen Produktionen Orfeo ed Euridice Die in Köln gespielte Wiener Fassung kann man feurig und voll mit den Wiener Philharmoniker unter Georg Solti und der betörend orgelnden Marlyn Horne hören › 028 941 741 028 oder schlank und historisch gedacht mit René Jacobs als Orfeo unter Kuijken › 401 502 330 0231 oder mit René Jacobs als Dirigent mit Bernarda Fink › 0794 881 649 723.

Carmen

› Uwe Eric Laufenberg

Die Meistersinger von Nürnberg Die zu »hundert Jahre Meistersinger« 1968 unter Rafael Kubelik entstandene Aufnahme mit dem Münchener Rundfunkorchester und mit Thomas Stewart, Sandor Konya, Gundula Janowitz , Thomas Helmsley, Franz Crass, Gerhard Unger und der jungen Brigitte Fassbaender hat Schwung, Kraft und ist mitreißend musiziert › ean/ upc code › 600 554 302 027. Als Klassiker kann Karajans Aufnahme mit der Dresdner Staatskapelle gelten, auch sie hat mit Adam (dem Sachs der letzten Kölner Meistersingerpremiere 1979), Kollo, Ridderbusch, Evans, Schreier und Kelemen einiges zu bieten › 0 724 356 708 624. Robert Holl (den Sachs der aktuellen Kölner Premiere) kann man unter Barenboim aus Bayreuth auf cd hören oder auf dvd auch sehen › 639 842 933 322. Wer es gerne historisch mag, möge die Aufnahmen von Wilhelm Furtwängler aus den Kriegsfestspielen 43  › 017 685 115 325 mit der von Toscanini aus dem damals noch freien Salzburg von 37 vergleichen. Schwer deutsch gegen bestechend genau, lebendig und detailfreudig.

Wie man Carmen lieber mag: schlank aus dem französischen Chanson entwickelt wie bei Victoria de los Angeles unter Sir Thomas Beecham › 724 356 735 729, oder mit voller Attacke wie unter der unvergleichlichen Leontyne Price unter von Karajan › 743 213 949 529, spanisch edel wie bei Teresa Berganza unter Claudio Abbaddo › 028 942 788 527, oder direkt und ein wenig ordinär wie bei Julia Migenes unter Lorin Maazel › 022 924 520 723. Bei den dvds sollte man wählen zwischen britischer Erotik von Maria Ewing mit einer der seltenen Aufnahmen des (auch in Köln) unvergessenen Luis Lima unter Zubin Mehta › 4 006 680 100 968 oder Carlos Kleiber wegen der russischen Carmen aus Wien (Obstrazowa mit Domingo) › 5450 270 012 350 oder noch mal London: Jonas Kaufmann mit Maria Catarina Antonacci, eine sehr heißblütige Mischung unter Antonio Pappano › 044007433126

L’Italiana in Algeri Die klassische Version, auch nach einer (wie in Köln gezeigter) Ponnelle-Produktion in Wien entstanden unter Claudio Abbado mit Baltsa, Raimondi und Lopardo › 002 894 2733 121, die dvd mit Marlyn Horne (auch Ponnelle) aus der Met in ny scheint leider zur Zeit vergriffen. Unsere Kölner Italienerin Anna Bonitatibus hat eine cd von Haydn-Arien herausgebracht: L’infedelta costante › 88 697 326 322, der Kölner Mustafà Simone Alaimo ist auf

einer Liebestrank-dvd mit Gheorgiu und Alagna zu sehen › 0 044 007 410 394 und noch mal apropos Rossini: Von Will Humburg gibt es einen sehr witzig-spritzigen Barbiere bei Naxos › 4 891 030 600 270

La Bohème Die Klassiker: de los Angeles, Björling unter Beecham › 724 356 775 022 und Freni, Pavarotti unter Karajan › 028 942 104 921. Historisch: Vom Uraufführungsdirigenten Toscanini › 4 032 250 029 438. Die Neueste: Netrebko und Villazon (knapp vor seiner Krise) unter de Billy › 028 947 779 490 Und: Sie hat die Rolle nie auf der Bühne gesungen, weil ihr die leidenschaftlichen Rollen mehr lagen, als die schüchtern introvertierten: Maria Callas › 724 355 629 524. Aber wie sie es im Plattenstudio schafft ihre Stimme ganz mädchenhaft zart zurück zu nehmen und die Rolle singend zu spielen, das ist einzigartig. Auf dvd stirbt am traurigsten und schönsten Teresa Stratas › 00 097 360 236 538.

Hoffmanns Erzählungen Wer sich für den neusten Forschungsstand der Fassungen interessiert, kann zum Beispiel die Michael Kaye Fassung unter Kent Nagano mit Roberto Alagna hören › 706 301 433 027. Angekündigt ist ein Mitschnitt aus Salzburg mit Placido Domingo (der die Rolle auch Anfang der 80ziger Jahre in Köln sang) unter James Levine. Unter Robert Carsens Regie entstand auf dvd mit Neil Shicoff und Bryn Terfel in Paris, eine sehenswerte Aufnahme › 5450270008438.


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Service   ANTRIEB

freundeskreis

freunde der oper text Heinrich Kemper

Seit 40 Jahren fördert das Kölner Opernstudio junge Karrieren. Aus vielen wurden Stars.

Seit nunmehr 47 Jahren sind die Freunde der Kölner Oper eng mit dem Kölner Opernhaus verbunden und unterstützen die Oper mit den unterschiedlichsten Aktionen. Seit mehr als 40 Jahren fördern wir junge Menschen im Kölner Opernstudio. Wir dürfen stolz sein, bis heute mehr als 200 jungen Sängerinnen und Sänger mit einer Summe von über 1 Million Euro im Opernstudio gefördert zu haben. Viele Opernstudiomitglieder haben internationale Karrieren gemacht, wie Anne Schwanewilms, Mathias Hölle, Hellen Donath oder stehen kurz davor, wie zum Beispiel Miljenko Turk oder Samuel Youn. Mit Beginn der Spielzeit 2009/2010 freuen wir uns auf unseren neuen Intendanten Herrn Uwe Eric Laufenberg. Wir wünschen ihm und seinem neuen Team viel Glück, große künstlerische Erfolge und ein gutes Gelingen für die vor ihnen liegenden Aufgaben unter teilweise erschwerten Bedingungen. Wir freuen uns auf eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir spüren schon heute eine intensive Aufbruchstimmung in eine neue und aufregende Zeit, mit Opernausweichquartieren, der Opernsanierung und dem Neubau des Schauspielhauses. Wir erwarten mit großer Spannung die neue Spielzeit. Das angekündigte Programm mit vielen Weltstars und einer gelungenen Mischung der unterschiedlichen Operngattungen lassen uns

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25.08.2009

hoffen, dass die Kölner Oper zukünftig wieder zu den führenden Opernhäusern in Deutschland zählt. In den letzten Jahren konnte unser Freundeskreis viele neue Mitglieder gewinnen, wir bieten neben dem jährlich stattfindenden Fest der schönen Stimmen mit der Verleihung des Offenbachpreises, Sonderveranstaltungen, wie Konzerte mit dem Opernstudio, Lesungen, zum Beispiel mit Prof. Michael Hampe, Interviews mit künstlerischen Persönlichkeiten und interessanten Mitgliederversammlungen. Wir bieten Einladungen zu absolut internen Proben, halben Kartenpreis zum Fest der schönen Stimmen, persönliche Kontakte zur Intendanz, Vorzugsbestellmöglichkeit für alle Aufführungen, keine Vorverkaufsgebühren beim Kartenkauf, steuerlich absetzbaren Mitgliedsbeitrag, exklusive Opernreisen in Zusammenarbeit mit anderen Vereinigungen und zehn Prozent Rabatt auf alle Tonträger im Opernshop und im Musikhaus Tonger. Wir brauchen viele neue Freunde, um mehr junge Menschen zu fördern, und um die Oper auch weiterhin mit Zuschüssen zu unterstützen. Kontaktieren Sie uns bitte über unsere Geschäftsstellenleiterin Frau Ursula Anke › Auf der Kicken 34 › 51069 Köln › tel 0221.687571 › fax 0221.6804025 › mail opernfreunde.koeln@t-online.de

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Stand der Dinge APPLAUS

stand der dinge

Freier   Blick im  Foyer text Till Schröder foto Steffen Wierer

Die Oper ist kein totes Gebäude. In ihr wuselt es anhaltend und überall. Altes vergeht, Neues entsteht. Eine Momentaufnahme vom Stand der Dinge.   Zehn Jahre im Inneren des Wals: Die Kinderoper brach ihr Zelt im Foyer des Riphahn-Baus ab und zog ins »Alte Pfandhaus«. Statt im Zirkuszelt treffen sich die Kleinen in den nächsten Jahren unterm Fliegenpilz, die Großen haben im Saalfoyer nun wieder freie Sicht auf den Offenbachplatz.


Stand der Dinge   APPLAUS

› Das Saalfoyer: Nun mit freiem Blick

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› Tobias Hoheisel

In der Garderobe mit APPLAUS


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In der Garderobe mit   APPLAUS

in der garderobe mit …

Tobias Hoheisel interview Felix Mauser foto Clive Barda

Kein Ort am Theater ist intimer als die Künstlergarderobe. Opernstars eilen, glänzen und entschwinden: stets beschäftigt, stets kreativ, stets im Rampenlicht. Nur in der Garderobe, ihrem Refugium auf Zeit, können sie ein wenig Atem holen – bis zum nächsten Auftritt. Für Oper Pur öffnen sie einen Moment lang die Tür. Einen Spalt breit nur, aber genug, um die Welt hinter den Kulissen kurz erahnen zu dürfen. Diesmal: Tobias Hoheisel, weltweit gefragter Bühnenbildner.

Womit fängt bei Ihnen ein guter Tag an? Mit Yoga! Wann gab’s den zuletzt? Vorgestern. Der Bühnenbilder ist wie anderes künstlerisches Personal viel unterwegs, das ständige Umherreisen strengt an. Sehnen Sie sich nicht nach einer Festanstellung? Immer wieder mal … Das Aha-Erlebnis: Bei welchem Musikstück, welcher Inszenierung oder Ausstattung wussten Sie, dass Sie Bühnenbildner werden wollen? Mozarts »Figaros Hochzeit«. Und wie alt waren Sie? Zwölf. Wer war ihr berufliches Vorbild? Karl-Ernst Herrmann. Wer von Ihren Kollegen ist der unterschätzteste? Alle Kostümbildner. Vor welchem Operngebäude gehen Sie vor Erhabenheit in die Knie? Der Zuschauerraum der Mailänder Scala. Was hören Sie zurzeit auf Ihrem iPod? Schubert gespielt von Arthur Schnabel.

Fast jeder Künstler hat sein Ritual: Wie beginnen Sie Ihre Arbeit an einem neuen Projekt? Ein Skizzenbuch herstellen. Ihr Geheimrezept bei einem kreativen Blackout? Ein paar Tage in schöner Landschaft verbringen. Wenn Sie ein Instrument wären, was wären Sie? Syrinx. An welchem Ort oder in welchen Momenten holen Sie sich am besten Ihre Inspiration? Beim Musikhören in einem der Londoner Konzertsäle. Welche großartige Oper wird Ihrer Meinung nach viel zu selten gespielt? »Iphigenie auf Tauris« von Gluck. Wie ändern Sie das? Indem ich diesen Tatbestand bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit erwähne. Was würden Sie im Rückblick betrachtet als Ihre verrückteste Idee im Bereich Bühnenbild oder Kostümbildnerei bezeichnen? Eine sechs Meter hohe Welle am Ende von »Ariadne auf Naxos«. (Wurde leider schon bei der ersten Wiederaufnahme gestrichen – so ist das mit verrücken Ideen). Haben Sie einen konkreten, unerfüllten Traum im beruflichen Bereich? »Figaros Hochzeit«.

tobias hoheisel arbeitet als Bühnen- und Kostümbildner an allen großen Bühnen der Welt: Unter anderem an der Staatsoper Berlin, dem Burgtheater Wien, der Nationaloper Paris, Mailänder Scala, San Francisco Opera oder dem Royal Opera House Covent Garden London. Eine besonders enge Bindung besteht zu den Festspielen von Glyndebourne, für die er unter anderem die Janácˇek-Trilogie (»Katja Kabanova«, »Jenu˚fa«, »Die Sache Makropulos«) mit Regisseur Nikolaus Lehnhoff erarbeitete. Mit Regisseur Uwe Eric Laufenberg arbeitet er seit 1990 zusammen. An der Oper Köln zeichnet er für das Bühnenbild und die Kostüme »Der Meistersinger von Nürnberg« verantwortlich.


Hinterbühne   APPLAUS

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hinterbühne

Tatze, Stiefel oder Lackschuh text Felix Mauser, Till Schröder foto Matthias Baus

Bretter, die die Welt bedeuten – doch wer zimmert, putzt und bewegt sie eigentlich? Ein Besuch hinter den Kulissen.

› Schuhmachermeisterin Sonja Storz bei der Arbeit

»Einmal Bärentatzen und Kreuzritterstiefel in Größe 43 bitte.« Welcher Schuster träumt nicht von solchen Aufträgen. »Der Mann auf der Straße verlangt nach so etwas ja eher selten«, sagt Sonja Storz amüsiert. Nach kreativ eher unterfordernden Jahren in der Wirtschaft ist Schuhmachermeisterin Storz einfach nur glücklich in ihrem siebten Stock der Oper Köln. Es riecht nach Leder, Leim und Gummisohlen. Doch wer an Schusterromantik im Kellerloch denkt, wird vom atemberaubenden Blick über die Innenstadt eines besseren belehrt. Wer bliebe hier nicht gern bei seinen Leisten. Schuster hin oder her. Auch wenn

Storz und ihre Kollegin Daniela Ehrich (Eigenbeschreibung: klassische Studienabbrecherin, orthopädische Schuhmacherin) kaum noch dazu kommen, Schuhe im eigentlichen Sinn »zu machen«, fehlt es ihnen nicht an Herausforderungen. Vom Entwurf des Kostümbildners bis zur Premiere steckt etwa ein halbes Jahr Arbeit in jedem Schuh. Anhand von Figurinen, detailliert gezeichneten Kostümbildern der Rollen, gestalten sie um, was die Requisite hergibt, bespannen Leder mit farbiger Seide oder verändern Sohlen. Ob nun Tatze, Stiefel oder Lackschuh. Im siebten Stock kriegen sie alles hin. Garantiert blasenfrei.


MEISTERKONZERTE KÖLN SAISON 2009/2010

Westdeutsche Konzertdirektion Köln

Kölner Philharmonie • 20 Uhr

Kölner Konzert Kontor Heinersdorff

So, 04.10.2009 CHORGEMEINSCHAFT NEUBEUERN ORCHESTER DER KLANGVERWALTUNG ENOCH ZU GUTTENBERG Dirigent Haydn • Jahreszeiten

Mi, 11.11.2009 ST. PETERSBURGER PHILHARMONIKER YURI TEMIRKANOV Dirigent DENIS MATSUJEW Klavier Liadow • Rachmaninow • Strawinsky

So, 29.11.2009 PHILHARMONIA ORCHESTRA LONDON LORIN MAAZEL Dirigent ARABELLA STEINBACHER Violine Kodály • Mozart • Mussorgsky

Fr, 23.10.2009 KÖNIGLICHE PHILHARMONIE FLANDERN PHILLIPPE HERREWEGHE Dirigent COLLEGIUM VOCALE GENT Brahms • Beethoven

Mi, 18.11.2009 WIENER PHILHARMONIKER CHRISTIAN THIELEMANN Dirigent Beethoven • Widmann

Mi, 16.12.2009 ORQUESTA SINFÓNICA DE GALICIA VICTOR PABLO PÉREZ Dirigent JULIAN RACHLIN Violine und Viola Schumann • Bruch • Villa Lobos Rimsky Korsakow

Di, 27.10.2009 TONHALLE ORCHESTER ZÜRICH DAVID ZINMAN Dirigent RADU LUPU Klavier Beethoven • Mahler

Mo, 23.11.2009 HALLÉ ORCHESTRA MANCHESTER SIR MARK ELDER Dirigent JEAN-YVES THIBAUDET Klavier Elgar • Liszt • Dvorák

Fr, 08.01.2010 ACADEMY OF ST. MARTIN IN THE FIELDS SIR NEVILLE MARRINER Dirigent DANIEL MÜLLER-SCHOTT Violoncello Mozart • Saint-Saёns • Schumann

Westdeutsche Konzertdirektion Obenmarspforten 7-11 50667 Köln Fax: 0221/2578949 info@wdk-koeln.de

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koelner-philharmonie.de

Roncalliplatz 50667 Köln Philharmonie Hotline 0221.280 280 in der Mayerschen Buchhandlung Neumarkt-Galerie 50667 Köln

Konzerte mit u. a. Yefim Bronfman, Christian Tetzlaff, Daniel Harding, Christian Thielemann, Scharoun Ensemble Berlin, Minguet Quartett, London Symphony Orchestra, Wiener Philharmoniker 10.10.2009 Samstag 18:00 24.10.2009 Samstag 20:00 16.11.2009 Montag 20:00 11.10.2009 Sonntag 18:00 08.11.2009 Sonntag 16:00 18.11.2009 Mittwoch 20:00 Foto: Felix Broede



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