Oper Pur 02

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Das  Magazin  der  Oper  Köln 2009 / 2010 › dezember, januar, februar

oper / pur \ köln

02frauen Premieren: »La Traviata« und »Kiss me, Kate« › Im Interview: Dagmar Manzel › Wie die Frau die Welt beherrscht › Pilze für alle › Mit Seiten des Gürzenich-Orchesters Köln und Cäcilia Wolkenburg


> Die bessere H채lfte


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Auftakt   EDITORIAL

auftakt

Editorial text Uwe Eric Laufenberg

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Opernfreunde,

frauen in zahlen 2008 lebten 3.322.462.305 Frauen auf der Welt.

unser Anfang mit einer prallen Aufführung der »Meistersinger von Nürnberg« und einem hochkonzentrierten »Orfeo ed Euridice« scheint auch durch Ihre Zustimmung gelungen. Auch unsere Wiederaufnahmen der Loy-Inszenierung von »Carmen«, Ponnelles Inszenierung von »Die Italienerin in Algier«, Puccinis »La Bohème« und Offenbachs »Hoffmanns Erzählungen« sind in guten Besetzungen wieder in unserem Hause zu erleben. Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen »Hoffmanns Erzählungen«. Die große und bildprächtige Inszenierung von Günter Krämer steht vermutlich zum letzten Mal auf dem Spielplan der Oper Köln und bietet mit Matthias Klink in seinem Rollendebüt als hoffmann einen ganz besonderen Sing-Darsteller in der Titelrolle. Als besondere Aufführung empfehlen möchte ich Ihnen Janácˇeks »Das schlaue Füchslein«, die wir Ihnen gerne als Familienvorstellung zur Weihnachtszeit anbieten. Sie können einen besonderen Familienpreis in Anspruch nehmen: Wenn Sie in Begleitung eines Kindes kommen, zahlt das Kind nur 3 Euro und Sie die Hälfte des Eintrittspreises. Ich persönlich liebe die Janácˇek-Oper genauso wie die »übliche« Weihnachts-Kinderoper »Hänsel und Gretel«. Diese wird nach der Sanierung des Riphahn-Baus hoffentlich in Spielzeit 2013/14 wieder zu sehen sein.

Der Männer-Gesang-Verein der Cäcilia Wolkenburg ist unser gern gesehener Gast in der Karnevalszeit. Sie bietet mit »Met bläcke Fööss« ihr neuestes Stück im Riphahn-Bau, bevor sie mit uns im nächsten Jahr ins Palladium umzieht. Premieren, auf die wir Sie in diesem Heft aufmerksam machen wollen, betreffen zum einen Cole Porters »Kiss me, Kate«, erstmals am 30. 12. 2009 zu sehen, mit Dagmar Manzel und Claudio Otelli als streitendes Ehepaar. Barrie Kosky inszeniert, Koen Schoots dirigiert. Die aktuelle Premiere gilt Giuseppe Verdis Meisterwerk »La Traviata«, zur Uraufführung schmählich durchgefallen, heute ein immer wieder neu zu interpretierender Mythos. In der Titelrolle Olga Mykytenko, mit Fernando Portari als alfredo und Georg Tichy als germont an ihrer Seite. Markus Poschner dirigiert, Dietrich Hilsdorf inszeniert. Ich würde mich freuen, Sie in diesem Jahr noch oft in unserem Opernhaus begrüßen zu dürfen. Mit einem herzlichen Gruß, Ihr


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Frauen LEIDENSCHAFT

inhalt › Ausgabe 02.  2 009 AUFTAKT 1

Editorial › Uwe Eric Laufenberg

LEIDENSCHAFT › frauen 4

Der weibliche Planet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Warum Frauen die Welt beherrschen werden

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Das weibliche Pult . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Ein Blick auf die Zunft der Dirigentinnen

Premieren & Wiederaufnahmen

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› La Traviata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Das Fiasko, das keines war

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› Preview . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Fotografischer Einblick in »La Traviata«

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› Das schlaue Füchslein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Der tschechische Pate der Moderne

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› Kiss me, Kate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Geschlechterkampf am Broadway

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› O Gott, meine Stimme, ich schaffe es nicht . . . . › Ein Interview mit Dagmar Manzel

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› Preview . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Fotografischer Einblick in »Kiss me, Kate«

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› Macbeth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Verdis dunkle Shakespeare-Adaption

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› Der Rosenkavalier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Wiener Schmäh am Offenbachplatz

ANTRIEB 30

Fundstücke › Wuff für Wagner

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Oper für Kinder &  Jugendliche › Kinderoper

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› Spielplatz Opernhaus

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› Ein Pilz in jede Hosentasche!

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› Alles Ende ist neu – Gewinnergeschichten des Kinder-Wettbewerbs

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Liebe ist Verhandlungssache – Ein Interview mit Birgit Meyer & Patrick Wasserbauer

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Gürzenich-Orchester

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Cäcilia Wolkenburg

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Service

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› Spielplanüberblick

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› Vor der Premiere

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› Sängerportraits

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› Der Intendant hört …

APPLAUS 60

Stand der Dinge › Der Umbau

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In der Garderobe mit  Anna Palimina

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Hinterbühne › Alles zwischen Vorhang auf und Vorhang zu

Impressum »Oper Pur« 02.2009 herausgeber Oper der Stadt Köln, Offenbachplatz, 50667 Köln intendant Uwe Eric Laufenberg (V. i. S. d. P.) geschäftsführender direktor Patrick Wasserbauer redaktionsleitung Dr. Birgit Meyer autoren Tanja Fasching (tf ), Georg Kehren (gk), Felix Mauser ( fm), Heike Neumann ( hn), Till Schröder (ts), Elena Tzavara (et), Gastautoren siehe jeweilige Beiträge anzeigen & druck Köllen Druck und Verlag GmbH, Bonn gestaltung & konzept formdusche, Berlin In einigen Fällen konnten Bildrechte nicht ausfindig gemacht werden. Wir bitten, sich bei bestehenden Ansprüchen an uns zu wenden. Stand: 18. November 2009, Änderungen vorbehalten coverfoto Sandra Hermannsen


Frauen   LEIDENSCHAFT

Ohne Frauen geht es nicht. Das hat sogar Gott einsehen müssen. Elenora Duse

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Frauen LEIDENSCHAFT

frauen

Der weibliche   Planet text Till Schröder fotos Karsten Jipp / Photocase

Starke Frauen gab es viele: von Cleopatra bis Margaret Thatcher. Und sie alle standen ihren »Mann «. Oftmals männlicher als das Original durchbrachen sie so den genetisch eingeengten Tunnelblick der Altherrenclubs. Die hoben zwar anerkennend ihre Augenbrauen, gingen aber unbeeindruckt zum Tagesgeschäft des »Jungs regieren die Welt« über. Schade für die Männer. Denn jeder von ihnen ist unvermeidlich das Produkt weiblichen Einflusses. Sagt die Physik.

Dies ist kein Text der Sorte: Eine Frauenzeitschrift erklärt den Männern die Welt. Und auch keiner der Variante: Mario Barth füllt Stadien mit Altherrenwitzen aus den 50er Jahren. Dieser Text ist streng naturwissenschaftlich orientiert. Er beherzigt schlicht eine physikalische Konstante: den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik. Dieser postuliert, dass geschlossene Systeme immer einen Zustand des Gleichgewichts suchen. Und in diesem selbstzufriedenen Zustand der Harmonie richtet sich das System solange ein, bis es jemand stört, also von außen Energie erneut zugeführt wird.

fluchttier mann Was bedeutet das nun für das System »Geschlechterverhältnis«? Alles. Statistisch gesehen beherrschen Frauen bereits die Erde. Fast überall stehen derzeit neun Männern zehn Frauen gegenüber. Zusätzlich nimmt ab dem 57. Lebensalter die Anzahl der Frauen sprunghaft zu, da die Lebenserwartung von Männern in Industrienationen im Schnitt sieben Jahre unter der der Frauen liegt. Es liegt numerisch auf der Hand, dass wir eigentlich in matriarchalen Gesellschaften leben. Die Masse macht’s. In thermodynamischer Konsequenz bedeutet dies wiederum, dass sich Frauenüberschuss und Männerdefizit versuchen auszugleichen. Wenn sich kaltes und heißes Wasser mischen, wird alles lauwarm und nicht alles kalt. Das höhere Energiepotenzial fließt immer in Richtung niedrigeres. Ergo wird der Mann immer weiblicher – langsam aber stetig. Er hat in Unterzahl keine Chance. Erwartungsgemäß verschließen sich Männer dieser Einsicht und flüchten im Anfall geschlechtstypischer Hybris in Vorstandsetagen und Fußballstadien, in Offiziersschulen und Autowerkstätten, in Informatikkurse und Lokführergewerkschaften. Sie sind mitnichten Herrschaftsinstrumente, wie manche Feministin vermutet. Sie sind Reservate, um Männlichkeit vorm Aussterben zu bewahren. Die wenigsten Männer haben das bisher verstanden. Stattdessen werten sie ihr Tätigkeitsfeld


Frauen   LEIDENSCHAFT

Die Thermodynamik hat’s erfunden: Der Mann wird weiblicher.

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Frauen LEIDENSCHAFT

Frauen: Eine Mehrheit, die wie eine Minderheit behandelt wird.

till schröder ist Jahrgang 1974, er lebt und arbeitet in Berlin als freier Journalist. Er arbeitet für verschiedene Magazine, zuletzt war er Redaktionsleiter bei der Kulturzeitschrift »Liebling«.

eher als Bollwerk denn Ghetto. Meine Vermutung lautet: Ein angeborenes Underdog-Gen treibt den Mann zu verstärkter Aggressivität. Schließlich muss er sich seinen Platz bei den ganzen Frauen um ihn herum erkämpfen. Die wollen ihm doch sonst ans Leder, sonst wären es ja nicht so viele. Tja, Männer sind eben rational. Der Mann versucht sich also zu wehren – und hat anfänglich die Natur auf seiner Seite. Es werden ein bisschen mehr Jungen geboren als Mädchen (1,05:1). Die Natur ist stets auf Systemausgleich bedacht. Da sich Männer gerne in Kriegen opfern, notorische Klippenspringer, Stock Car-Rennfahrer und Flat Rate-Säufer sind, gefahrgeneigte Berufe wie Sprengmeister, Virologe und Tresenkraft in Raucherkneipen »toll« finden, bei Krankheitssymptomen seltener bis gar nicht einen Arzt aufsuchen (»was mich nicht umbringt, macht mich stärker«), ist der Schwund relativ hoch. Die Natur muss von ihnen mehr produzieren, um das Gleichgewicht annähernd zu halten. Die Thermodynamik ist da gnadenlos.

alphaweibchen Sie arbeitet aber auch sehr langsam. Deshalb glaubten die Frauen bisher nicht so recht an ihre naturgegebene Überlegenheit. Der Papst ist immer noch ein Mann, Bankenchefs auch und Fussballtrainer sowieso. Also schicken Frauen trojanische Pferde ins Rennen: die Überfrauen.

Vorkämpferinnen für Frauenrechte wie Clara Zetkin und Beate Uhse, Schurkinnen wie die Gräfin Báthory und die Eiskönigin, Kämpferinnen wie Johanna von Orleans und Calamity Jane, Abenteurerinnen wie Amelia Earhart und Mata Hari, Forscherinnen wie Marie Curie und Ada Lovelace, Literatinnen wie Simone de Beauvoir und Agatha Christie, Politikerinnen wie Rosa Luxemburg und Dolly Buster (Ja, sie kandidierte wirklich fürs EU-Parlament). Sie alle schlugen die Männer auf deren Feldern mit deren eigenen Waffen. Erst nachdem sie die Pforten geöffnet hatten und Männer überhaupt wahrnahmen, was Frauen leisten konnten, wenn man sie ließ, konnte sich der Weiblichkeitsüberschuss mit der Testosteron-Minderheit der Männerwelt mischen. Plötzlich kaufen Anzugträger Biokost, entdecken Männer Feuchtigkeitscremes und weinen in der Öffentlichkeit nicht nur, wenn der Lieblingsverein verloren hat. Die 90er waren das Jahrzehnt des metrosexuellen Mannes, der Beckhams und Pitts, die modisch und kosmetisch auf dem Stand der Lifestyletechnik, tough und emotional zugleich, die maskulinen Rollenbilder mit einem bloßen Schulterzucken in ihren Hedi Slimane-Anzügen abstreiften. Thermodynamik sei dank, dürfen Männer nun auch ihre Babys vor den Bauch schnallen oder im Designer-Kinderwagen durch die Nachhaltigkeitsedelboutiquen gentrifizierter In-Viertel der Metropolen schieben. Sie können eine Pfeffermühle von einem Bierhahn


Frauen   LEIDENSCHAFT

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quergeschaut

zur thermodynamik Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik befasst sich vor allem mit den Gleichgewichtszuständen von Systemen. Er heißt: »Unter allen erlaubten Zuständen eines Systems mit spezifischen Werten von Energie, Zwang und Partikelzahl ist nur eines in konstantem Gleichgewichtszustand«. Kelvin und Planck haben ihn auch so formuliert: »Es gibt keine Zustandsänderung, deren einzige Ergebnisse das Abkühlen eines Körpers und das Heben eines Gewichtes sind.« Indem der zweite Hauptsatz Zeit, Ordnung und Energie miteinander verwebt, ist er das in der Physik und Philosophie am meisten diskutierte Axiom.

unterscheiden, gehen zur Maniküre und wissen nun wirklich, ob die Schuhe der Angebeteten zu deren Outfit passen, statt es wie früher nur am Tonfall ihrer Frage zu erahnen. Ach ja, und die Sportschau darf jetzt auch eine Frau moderieren.

Weichmacher für weiche männer Natürlich bestimmten schon immer die Frauen im Umfeld des Mannes sein Wesen. Mütter, Tanten, Schwestern beeinflussen die Maskulinität ihrer Jungs viel stärker, als deren Mitgliedsausweis im Playboy Club diese glauben macht. Ein gewisser Herr Freud hat dazu erschöpfend geforscht. Diese Phalanx der Weiblichkeit ist nun aber nicht mehr nur dazu da, den Mann so zu erziehen, dass er die richtige Schwiegertochter nach Hause bringt. Vielmehr trägt er die Schwiegertochter jetzt schon in sich. Er kann kochen, bügeln, einkaufen, Augenbrauen zupfen und im Sitzen urinieren. Die Thermodynamik hat wieder zugeschlagen. Am Horizont der schleichenden Verweiblichung des Mannes aber tut sich ein neues Menetekel auf: Weichmacher. Sie sitzen in jedem Kunststoff. Wenn der zerfällt, sei es mechanisch oder chemisch, werden sie frei und landen in der Nahrungskette. Fatalerweise wirken sie in unseren Körpern wie das weibliche Hormon Östrogen. Arme Männer, da bezahlen sie mit dem Plastik ihrer Kreditkarte PS-starke Sportwagen, und wissen nicht, dass an ihren Fingern schon vorprogrammiert der Innenstadtkleinwagen klebt. Mit jedem Schluck aus der Plastikflasche nähern sie sich dem Doppel-X-Chromosom. Starke Frauen müssen sich gar nicht mehr so in die Bresche werfen. Es bedarf nur mehr Plastik und ein wenig Geduld.

Das weibliche Pult text Till Schröder

Für Elias Canetti waren Dirigenten die letzten Autokraten. Sie allein bestimmten über das Leben und Sterben der Töne. In Zeiten der tobenden Maestros sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Doch wer tobt denn heute noch ? Und was machen die Maestras ?

Als Komponisten noch ihre eigenen Dirigenten waren, dirigierten Frauen genauso selbstverständlich wie ihre Kollegen. Wenn also Bach, Händel oder Vivaldi im 18. Jahrhundert im Sitzen am Cembalo dirigierten, hatte das die Hofkomponistin der Medici, Francesca Caccini, gut hundert Jahre zuvor in Florenz auch nicht anders gemacht. Erst als im 19. Jahrhundert die Orchester immer größer und die Ansprüche an die Instrumentierung immer höher wurden, wurde der Dirigent als Beruf erfunden. Wer kann schon 100 Musiker aus der Position der Ersten Geige leiten? Mit Felix Mendelssohn Bartholdys Leitung des Leipziger Gewandhausorchesters beginnt offiziell das Zeitalter des Profis am Pult. Doch hat Richard Wagner nicht weniger Anteil: Ihm war seine eigene Partitur für »Tristan und Isolde« zu schwierig, also suchte er Ersatz. Er fand ihn in Hans von Bülow – und machte diesen unbeabsichtigt zu einer der ersten Dirigenten-Legenden. Ab sofort war der Platz am Pult Männerdomäne. Frauen hatten lange Zeit keine Chance. Schon gar nicht, wenn das vom Publikum erwartete bench mark schnaubende Autoritätsvulkane wie Toscanini oder Karajan waren. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts schlüpften einige Frauen durch die Maschen der konservativen Geschlechtervorstellungen. Und das nicht nur, weil langsam der Typ Orchester-Versteher den Choleriker überwand. Das Dirigieren verwehrt, engagierten sich Frauen verstärkt in zugänglicheren Bereichen wie der Komposition und Musikpädagogik. Was sich als Vorteil herausstellte: Wer zu lehren weiß, weiß auch besser zu führen. Die Britin Ethel Leginska dirigierte in den 1920er Jahren die Bayerische Staatsoper und die New Yorker Philharmoniker. Die Amerikanerin Antonia Brico feiert in den 1930ern Erfolge in Berlin, Hamburg und San Francisco. Nadia Boulanger, französische Grand Dame der Musikgeschichte, Strawinsky-Förderin und Aaron Coplands Lehrerin, trat zur selben Zeit vor die Londoner und Bostoner Philharmoniker. Ab den 1960er Jahren studierten immer mehr Frauen Dirigieren und reüssieren vor großen Orchestern. Marin Alsop, Linda Horowitz, Sylvia Caduff, Simone Young sind nur einige der mittlerweile zahlreich vertretenen weiblichen Elite in Orchestergraben und Intendanz. Laut Datenbank des Internationalen Kreises Frau und Musik dirigieren in Europa allein über 200 Frauen im klassischen Musikbetrieb. Tendenz steigend. Es geht also auch ohne schnauben, toben und Y-Chromosom.


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Frauen LEIDENSCHAFT

frauen

Weibergewäsch zusammenstellung Till Schröder foto pokpok, flickr.com

Was die Frau so alles auszeichnet, dazu haben viele eine Meinung. Eine kritische Sammlung.

Frauen: die Holzwolle in der Glaskiste des Lebens. Kurt Tucholsky Wenn Frauen unergründlich erscheinen, dann liegt es am fehlenden Tiefgang der Männer. Katharine Hepburn Ein Mann kann anziehen, was er will – er bleibt doch nur ein Accessoire der Frau. Coco Chanel Vermutlich hat Gott die Frau erschaffen, um den Mann kleinzukriegen. Voltaire Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können. Zsa Zsa Gabor

Dass die Frauen das letzte Wort haben, beruht hauptsächlich darauf, dass den Männern nichts mehr einfällt. Hanne Wieder

frauen in zahlen 1911 bekommt Marie Curie zum zweiten Mal den Nobelpreis, diesmal für Chemie, davor für Physik. Sie war die erste von überhaupt nur vier Personen, die mehrfach ausgezeichnet wurden.

Wenn Sie in der Politik etwas gesagt haben wollen, wenden Sie sich an einen Mann. Wenn Sie etwas getan haben wollen, wenden Sie sich an eine Frau. Margaret Thatcher Der schlimmste Fehler von Frauen ist ihr Mangel an Größenwahn. Irmtraud Morgner Hätte es Frauen nicht gegeben, säßen wir immer noch in Höhlen und fräßen rohes Fleisch. Wir haben die Zivilisation nämlich nur hervorgebracht, um unseren Freundinnen zu imponieren. Orson Welles Frauen: glückliche Wesen: Weil sie keine Männer sind, brauchen sie keine Frauen zu heiraten. Madame de Stael Ich kümmere mich um meine eigenen Angelegenheiten, aber vergiss nicht: Wenn es etwas gibt, was die Welt hasst, so ist es eine Frau, die sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmert. Calamity Jane


(Dieses Bild steht unter einer Creative-Commons-Lizenz: By, Share Alike > http://www.flickr.com/photos/pokpok/3320076074)

Frauen   LEIDENSCHAFT

› Das ewige Paradox: Frauen müssen immer beides sein, Heilige und Hure. 9


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La Traviata LEIDENSCHAFT

» Sollte eine ernste Liebe Unglück für mich sein? « violetta valéry, la traviata, 1. akt


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La Traviata   LEIDENSCHAFT

premiere 28. Nov. 2009 Weitere Vorstellungen 4., 9., 12., 17., 19., 23., 27. Dez. 2009 7., 10. Jan. 2010 30. Apr. 2010 2., 7., 14. Mai 2010

› in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

musikalische leitung Markus Poschner inszenierung Dietrich Hilsdorf

bühne Dieter Richter

premiere

la traviata › Melodramma in drei Akten › Text von Francesco Maria Piave › nach dem Drama »La dame aux camélias« von Alexandre Dumas d. J. › Musik von Giuseppe Verdi

Die Romanfigur der Kameliendame ist mit Sicherheit eine der bekanntesten ästhetischen Schöpfungen des 19. Jahrhunderts, wenn nicht gar das außergewöhnlichste Frauenschicksal der spätbürgerlichen Literatur überhaupt. Die »wirkliche« Kameliendame wurde 1824 als Alphonsine Plessis in ärmliche Verhältnisse hinein geboren. Unter dem neuen, vornehmer klingenden Namen Marie Duplessis avancierte sie in jungen Jahren zur führenden Edelkurtisane der Pariser Gesellschaft. 1844 erlag der angesehene Literat Alexandre Dumas fils der unwiderstehlichen Anziehungskraft der Duplessis und wurde für zwei Monate ihr Geliebter. Länger konnte er das Bedürfnis der verwöhnten Kurtisane nach Luxus nicht befriedigen. Komplett verschuldet begab er sich 1846 mit seinem Vater auf eine große Reise. Nach seiner Rückkehr 1847 war Marie Duplessis der Schwindsucht erlegen. In einem dürftigen Hotelzimmer von Marly schrieb Dumas daraufhin im Roman »Die Kameliendame« seine Liebesgeschichte mit der Duplessis nieder, der er den Namen Marguerite Gautier gab. Die Premiere des aus dem Roman entstandenen Schauspiels am 2. Februar 1852 im Théâtre du Vaudeville war ein beispielloser Erfolg. Später wurde die Kameliendame unter anderem die Paraderolle der Duse und Sarah Bernhardts. Ein gutes Jahr später machte die Uraufführung von Giuseppe Verdis »La Traviata« die Figur der Kameliendame – hier mit Namen Violetta Valéry – endgültig zu einem unsterblichen Mythos. (bm) »Sie war groß von Gestalt, sehr dünn, hatte dunkles Haar und einen rosigen Teint. Ihr Kopf war klein, ihre Augen lang und schräg geschnitten wie die einer Japanerin, jedoch lebhaft und wach. Sie besaß kirschrote Lippen und die schönsten Zähne der Welt. Sie sah aus wie eine Meißner Porzellanfigur.« (Alexandre Dumas fils) »Wenn ich an sie denke, erklingt in meinem Herzen ein geheimnisvoller Akkord aus einer antiken Elegie.« ( Franz Liszt)

kostüme Renate Schmitzer licht Wolfgang Göbbel chor Andrew Ollivant choreographie Athol Farmer violetta valéry Olga Mykytenko › Nov., Dez., Jan. Evelina Dobraceva › Apr., Mai alfredo germont Fernando Portari › Nov., Dez., Jan. Daniil Shtoda › Apr., Mai giorgio germont Georg Tichy › Nov., Dez., Jan. Mikael Babajanyan › Apr., Mai flora Adriana Bastidas Gamboa

annina Andrea Andonian

gastone John Heuzenroeder

barone douphol Martin Kronthaler marchese Wolf Matthias Friedrich

dottore grenvil Dennis Wilgenhof

giuseppe Alexander Fedin / Raphael Wittmer

diener floras Charlie Kedmenec

bote Daniele Macciantelli Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln

OPERNBAROMETER ===== LIEBE 50% ========== TOD 100% ===== TEUFEL 50%


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La Traviata LEIDENSCHAFT

la traviata

das fiasko, das keines war text Birgit Meyer

Eine schwindsüchtige Kurtisane in der Hauptrolle, eine fehlbesetzte Primadonna in Kleidergröße XXL und ein Komponist in wilder Ehe: Giuseppe Verdi sagte seinem Bühnenwerk ein Fiasko voraus. So kam es auch – trotzdem wurde »La Traviata« zu einer der erfolgreichsten Opern aller Zeiten.

»Ich wünsche neue, grandiose, schöne, abwechslungsreiche, kühne Stoffe … Für Venedig komponiere ich »La dames aux camélias«, die wahrscheinlich den Titel »La Traviata« erhalten wird. Ein Thema unserer Zeit. Jeder andere Komponist hatte es wegen der Kostüme, der Zeit und tausend anderer Skrupel abgelehnt; mir macht es jedoch größtes Vergnügen. Schließlich hatte seinerzeit auch schon alle der Gedanke entsetzt, einen Buckligen auf die Bühne zu stellen, während ich »Rigoletto« sehr gerne komponiert habe.«

Ein Werk entsteht Als Giuseppe Verdi dies in einem Brief am Neujahrstag 1853 an Cesare De Sanctis schrieb, hatte er den lang gesuchten Stoff für seine neue Oper, ein Auftragswerk für das Teatro La Fenice in Venedig, gefunden. Endlich. Denn noch ein halbes Jahr zuvor schrieb er an Felice Varesi: »Du wirst denken, dass ich scherze, aber tatsächlich haben weder ich noch Piave unter tausend Sujets eines gefunden, das mir zusagen würde.« Die Uraufführung war für die Saison 1852 /53 bereits vertraglich vereinbart. Die Zeit wurde knapp. Auch für Francesco Maria Piave, der den Text schreiben sollte. Als er mit einem Libretto »fix und fertig« Mitte Oktober des Jahres 1852 beim Komponisten eintraf, hatte ihm dieser zu seiner Überraschung »Die Kameliendame« vorgeschlagen, und Piave musste »still und leise innerhalb von fünf Tagen das Szenarium ausarbeiten«. Über die Motive, die zu der scheinbar spontanen Entscheidung des Komponisten für den Stoff der »Kameliendame« führte, kann man nur spekulieren. Sicher ist, dass er den Roman von Alexandre Dumas, dem Sohn des gleichnamigen Schriftstellers, – wie »tout Paris« – bei seinem Erscheinen 1848 gelesen hatte. Von Juli 1847 bis 1849 lebte Verdi mit Giuseppina Strepponi in »wilder Ehe« in Paris. Ein halbes Jahr vor seiner Ankunft in Paris war Marie Duplessis, Vorbild der »Kameliendame«, erst dreiundzwanzigjährig an Schwindsucht gestorben. Ihr Lebenswandel hatte Fantasie und Klatschsucht der Pariser Gesellschaft in Atem gehalten. Nun gerade ein Jahr nach ihrem Tod konnte jeder, der es wollte, an ihrem Schicksal teilhaben. Der Erfolg des Romans war vorhersehbar, umso mehr als Alexandre Dumas seine leidenschaftliche Romanze mit der berühmten Kurtisane, die ihn letztlich sein Vermögen kostete, darin literarisch verwertet hatte. Immer noch hoch verschuldet, folgte Dumas dem Rat eines Kollegen und

machte sich an die Dramatisierung der »Kameliendame«. Zur Aufführung kam die Theaterversion allerdings erst 1852, nachdem infolge eines politischen Machtwechsels die Zensurbestimmungen großzügiger ausgelegt wurden. Es ist anzunehmen, dass Verdi, der damals wieder einige Monate in Paris verbrachte, eine Vorstellung der »Kameliendame« besucht hat. In die gleiche Zeit fiel Verdis Auseinandersetzung mit seinem Schwiegervater Antonio Barezzi. Es ging dabei um seine »wilde Ehe« mit der Sängerin Giuseppina Strepponi. Vehement verteidigte er in einem Brief seine Beziehung zu ihr und sein Recht auf ein Leben ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Konventionen. Wieweit dieses biographische Detail eine zentrale Rolle für seine Stoffwahl letztendlich spielte, lässt sich nicht feststellen. Auffallend bleibt aber das Zusammentreffen eigener Erfahrung mit dem im Roman und auf der Bühne verhandelten Konflikt allemal. Hier wie da geht es um das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft, um Intimsphäre und Öffentlichkeit, um divergierende Moralvorstellungen, die in der Gleichzeitigkeit von ungleichzeitigen Lebensweisen wurzeln. Stadt und Land waren, anders als heute, einander fremde Welten. Verdi, der »Bauer« von Sant’ Agata, bewegte sich zwischen diesen Welten und betrachtete sie mit dem Blick des realistischen Zeitgenossen. »Die Kame liendame« wurde in Verdis Interpretation erst so recht zu einem »Thema der Zeit«, in dem »die Sozialstruktur der Handlung in »La Traviata« keineswegs einen bloßen Hintergrund bildet, von dem sich individuelle Konflikte, die in Arien und Duetten ausgetragen werden, wirkungsvoll abheben« (Carl Dahlhaus). Verdi hat dem Zeitstück von Dumas »eine so moderne, zeitlos gültige Form verliehen, dass man sich bis heute ein Opernleben ohne »La Traviata« nicht vorzustellen vermag«.

Die Uraufführung Zunächst sah es allerdings nicht nach einem Welterfolg für »La Traviata« aus. Die Vorbereitung der Uraufführung war von zermürbenden Auseinandersetzungen zwischen dem Komponisten und der Theaterleitung begleitet. Letztere bestand darauf, die Geschichte von der Gegenwart in die Vergangenheit zu verlegen. Verdi musste zähneknirschend die Handlungszeit um 1700 akzeptieren. Schwerwiegender war die Besetzungsfrage. Verdi wandte sich entschieden gegen die vorgesehene Primadonna Fanny Salvini-Donatelli, die mit ihrer


La Traviata   LEIDENSCHAFT

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markus poschner › musikalische leitung › Der Münchner war von 2000 bis 2006 Chefdirigent des Georgischen Kammerorchesters Ingolstadt. 2005 wechselte er als 1. Kapellmeister an die Komische Oper Berlin, seit der Saison 2007/08 ist er gmd der Bremer Philharmoniker. dietrich hilsdorf › inszenierung › Der ausgebildete Schauspieler hat seit 1978 über 100 Inszenierungen in den Sparten Oper, Musical und Schauspiel vorgelegt. Seine Arbeiten waren an den großen deutschen Häusern sowie in Catania und Wien zu sehen. dieter richter › bühne › studierte Bühnen- und Kostümbild am Mozarteum Salzburg. Erste eigene Bühnenbilder entwarf er ab 1990 für die Opern- und Schauspielhäuser in Köln, Bonn und Innsbruck. Folgeengagements und Gastspiele führten ihn nach Barcelona, Berlin, Bonn, Essen, Wiesbaden, Leipzig, Frankfurt und das Sydney Opera House. renate schmitzer › kostüme › studierte Kostümgestaltung in Köln. Nach festen Engagements in Dortmund und Ulm arbeitet sie freiberuflich in den Sparten Oper, Ballett und Schauspiel. Stationen ihrer beruflichen Laufbahn sind Bern, Zürich, Genf, Frankfurt, München, Berlin, Wien, Kopenhagen, Paris und London. Leibesfülle der schwindsüchtigen Titelfigur so gar nicht entsprach, ihm schwebte vielmehr »eine junge Sängerin mit anmutiger Figur und leidenschaftlicher Stimme« vor, und am Ende zweifelte er überhaupt an den Qualitäten des ganzen Ensembles. Juristisch blieb ihm aber nichts übrig als in die vorgeschlagene Besetzung einzuwilligen, allerdings prophezeite er der Uraufführung »ein totales Fiasko«. Die Aufnahme der Premiere beim Publikum am 6. März 1853 bestätigte seine Befürchtungen: »La Traviata wurde ein absolutes Fiasko; schlimmer noch war, dass sie lachten … Entweder irre ich mich oder sie. Ich persönlich glaube nicht, dass mit dem Urteil des gestrigen Abends das letzte Wort gesprochen worden ist.« Verdi irrte nicht. Die zweite Premiere von »La Traviata« am 6. Mai 1854 im Teatro San Benedetto in Venedig geriet zu einem umjubelten Erfolg. Von da an eroberte das Werk die Opernbühnen der Welt.

Die Musik Fast alle musikalischen Formen bzw. Notationen, mit denen Verdi bevorzugt arbeitet, wie beispielsweise Walzer, Nachschläge, Modulationen, Kantilenen (Belcanto-Kantilenen) haben eine doppelbödige Funktion. Die Partitur ist so instrumentiert, dass man jederzeit spürt, was die Figuren eigentlich denken, empfinden. Es ist violetta nicht egal, wenn sie giorgio germont gegenüber nachgibt und sinngemäß sagt: »Na gut, also wenn es wirklich notwendig ist, dann sagen Sie Ihrer Tochter, dass ich mich von alfredo trenne.« Die Musik ist an dieser Stelle so ätherisch komponiert, dass sie mit der Aussage des Textes überhaupt nicht übereinstimmt. Man findet das im ganzen Stück: Fast nie stehen Text und Musik inhaltlich im Verhältnis eins zu eins zueinander. Speziell auf  violetta bezogen gibt es in der Musik immer ein »zweites Ich«. So entsteht eine Spannung zwischen der äußeren Handlung einerseits und der mitschwingenden inneren Empfindung andererseits. Dieses Prinzip ist bereits im Vorspiel erkennbar. Es beginnt mit einer aufsteigenden Linie, die nach dem dritten Takt bereits wieder abfällt, dann steigt die Linie wieder auf, fällt in sich zusammen, macht einen erneuten Anlauf … Das Ganze ist sehr zaghaft und macht das Verlangen nach etwas deutlich, das nicht möglich, nicht erreichbar ist. Die Musik in »La Traviata« erfüllt auf diese Weise geradezu eine psychologische Funktion. Stets schwingt eine zweite Überlegung mit.

olga mykytenko › violetta › Die ukrainische Sopranistin gab 1995 ihr Debüt an der Nationaloper Kiew. Seit 2001 gehören zu ihren Stationen: Berlin, Wien, München, Riga, Brüssel, Lissabon, St. Petersburg, Rom, Salzburg, Hamburg, Festspiele Savonlinna, Welsh National Opera, Oslo, Lyon. 2007 gab sie ihr Debüt an der Metropolitan Opera (unter James Levine). fernando portari › alfredo germont › Der brasilianische Tenor studierte an der Musikhochschule Karlsruhe. In São Paulo war er in »Falstaff«, »L’elisir d’amore«, »Rigoletto«, »Il barbiere di Siviglia«, »La Cenerentola«, »Don Pasquale«, »Don Giovanni«, »Idomeneo«, »Così fan tutte« und »La Bohème« zu erleben. In Europa war er an der Staatsoper Unter den Linden, der Hamburgischen Staatsoper, der Deutschen Oper Berlin sowie in Palermo, Venedig und Rom engagiert. georg tichy › giorgio germont › studierte Gesang am Konservatorium seiner Heimatstadt Wien sowie Maschinenbau. Seine internationale Karriere führte ihn an folgende Häuser: Mailänder Scala, Hamburgische Staatsoper, Deutsche Oper Berlin, Oper Frankfurt, Bayerische Staatsoper München, Oper Budapest, Teatro Colón Buenos Aires, Gran Teatre del Liceu Barcelona, Covent Garden London. Seit seinem Debüt 1973 an der Wiener Staatsoper ist Tichy diesem Haus eng verbunden. adriana bastidas gamboa › flora › studierte Gesang am Konservatorium ihrer Heimatstadt Cali, Kolumbien und an der Kölner Musikhochschule. 2007/08 war sie Mitglied des Opernstudios der Oper Köln, wirkte in den Kinderopern mit und war als Nirena (»Giulio Cesare in Egitto«), Magd (»Jenu˚fa«) und Zulma (»L’italiana in Algeri«) zu sehen. Seit 2009 /10 ist sie fix im Ensemble des Hauses. andrea andonian › annina › Die Amerikanerin gehört seit 1985 dem Ensemble der Oper Köln an, wo sie als Dorabella, Idamante, Cherubino, Annio und Cenerentola zu erleben war. Sie gastierte in Berlin, am Royal Opera House Covent Garden und bei den Dresdner Musikfestspielen.


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Preview LEIDENSCHAFT

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LA TRAVIATA fotos Paul Leclaire

› Georg Tichy (Germont), Olga Mykytenko (Violetta)


Preview   LEIDENSCHAFT

› Olga Mykytenko (Violetta)

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› Fernando Portari (Alfredo), Olga Mykytenko (Violetta)

Preview LEIDENSCHAFT

› Fernando Portari (Alfredo), Alexander Fedin (Giuseppe)


Preview   LEIDENSCHAFT

› Chor der Oper Köln

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Das schlaue Füchslein LEIDENSCHAFT

wiederaufnahme 5. Dez. 2009 Weitere Vorstellungen 11., 13., 18., 20., 25. Dez. 2009

musikalische leitung Andreas Schüller

inszenierung

das schlaue  Füchslein › Oper in drei Akten › nach einer Novelle von Rudolf  Teˇsnohlídek › Musik von Leoš Janácˇek › deutsche Übersetzung von Max Brod

Torsten Fischer

bühne Herbert Schäfer

kostüme Ute Lindenberg

tierkostüme Darko Petrovic

licht Hans Toelstede chor Andrew Ollivant

Der tschechische Pate der Moderne »Janácˇek wurde 1854 geboren. Darin liegt das ganze Paradox. Diese große Persönlichkeit der modernen Musik ist vier Jahre älter als Puccini, sechs Jahre älter als Mahler, zehn Jahre älter als Richard Strauss. Lange komponierte er Werke, die sich aufgrund seiner Abneigung gegen die Übertreibung der Romantik lediglich durch ihren ausgeprägten Traditionalismus auszeichnen. Immer unzufrieden, säumt er sein Leben mit zerrissenen Partituren; erst um die Jahrhundertwende findet er seinen eigenen Stil. In den zwanziger Jahren erscheinen seine Kompositionen auf den Programmen der Konzerte moderner Musik neben Strawinsky, Bartók, Hindemith; doch er ist dreißig, vierzig Jahre älter als sie. Während er in seiner Jugend ein einzelgängerischer Konservativer war, wird er im Alter zum Neuerer. Aber er bleibt immer allein. Denn obwohl der mit den großen Modernen solidarisch ist, unterscheidet er sich von ihnen. Zu seinem Stil hat er ohne sie gefunden, seine Modernität hat einen anderen Charakter, eine andere Genese, andere Wurzeln.« ( Milan Kundera) Mit dem »schlauen Füchslein« gelang Janácˇek ein betörendes Stück Musiktheater. »Das Füchslein mache ich so, wie wenn der Teufel Fliegen fängt – wenn er nichts Besseres vorhat. Ich habe das Füchslein für den Wald und für die Trauer meiner späten Jahre geschrieben«, so schrieb Leoš Janácˇek einmal. Doch obwohl der Komponist bereits auf die 70 zuging, ist die Oper »Das schlaue Füchslein« kein Lebensrückblick, sondern ein Werk voller Komik und Poesie. Erleben Sie Johannes Martin Kränzle, der in dieser Spielzeit bereits einen überwältigenden Erfolg als beckmesser feiern konnte, in der Rolle des försters! Die vielseitige Künstlerin Claudia Rohrbach gibt ihr Rollendebüt als füchsin, den fuchs singt und spielt die junge österreichische Mezzosopranistin Katrin Wundsam, die gerade einen großen Erfolg als muse in »Hoffmanns Erzählungen« feiert. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Andreas Schüller, der nach Stationen in Wien und Berlin jetzt 1. Kapellmeister an der Oper Leipzig ist. (bm)

choreographische mitarbeit Otto Pichler dramaturgie Steffi Turre der förster Johannes Martin Kränzle

die frau försterin / eule Andrea Andonian der schulmeister / mücke Martin Koch

der pfarrer / dachs Ulrich Hielscher harašta Samuel Youn

der gastwirt pásek / dackel John Heuzenroeder die gastwirtin Machiko Obata füchsin bystrouška Claudia Rohrbach fuchs Katrin Wundsam

hahn / eichelhäher Maike Raschke

specht / schopfhenne Hanna Larissa Naujoks Chor der Oper Köln Kinderchor Kölner Domchor Gürzenich-Orchester Köln

OPERNBAROMETER ========== LIEBE 100% ========== TOD 100% ========== TEUFEL 100%


Das schlaue Füchslein   LEIDENSCHAFT

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› FOTO Klaus Lefebvre


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Kiss me, Kate LEIDENSCHAFT

» Es ist viel zu HeiSS! «

ensemble, »kiss me, kate«, 1. akt


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Kiss me, Kate   LEIDENSCHAFT

premiere 30. DEZ. 2009 Weitere Vorstellungen 31. Dez. 2009 2., 6., 9., 15., 23. Jan. 2010 18., 20. Feb. 2010 5., 13., 27. Mär. 2010 10. Apr. 2010 23., 29. Mai 2010

musikalische leitung Koen Schoots

inszenierung Barrie Kosky

bühne Klaus Grünberg

kostüme Alfred Mayerhofer

choreographie premiere

KISS ME,  KATE › Musical Comedy in zwei Akten › Buch von Samuel und Bella Sperwack › nach der Komödie »The Taming of the Shrew« von William Shakespeare › deutsche Textfassung von Susanne Wolf › Gesangstexte und Musik von Cole Porter › neue Orchestration von Don Sebesky (Broadway 1999) › Eine Produktion der Komischen Oper Berlin

»Kiss me, Kate«, am 30. Dezember 1948 in New York uraufgeführt, ist der Prototyp des »perfekten« amerikanischen Musicals – eines der erfolgreichsten, die je am Broadway zu sehen waren. Die gefeierte Neuinszenierung von Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin sorgt ab dem 30. Dezember – für die Dauer von insgesamt 15 Vorstellungen – in der Oper Köln für Showbiz und Anarchie. Im Mittelpunkt des paillettenglitzernden Geschehens: die unschlagbare Dagmar Manzel in der Rolle der lilli vanessi. Die Handlung ist im Theater- und Gangstermilieu Baltimores angesiedelt. lilli vanessi und ihr Ex-Mann, der Produzent fred graham, treffen anlässlich der Proben zu einer Musical-Version von Shakespeares »Der Widerspenstigen Zähmung« wieder als Bühnenpartner aufeinander. Wie sich herausstellt, birgt ihre Beziehung noch jede Menge Sprengstoff. Privates und Berufliches vermischen sich. Die Scharmützel in dem von ihnen gespielten Stück sind bald nichts mehr im Vergleich zum Nerven- und Ganovenkrieg hinter den Kulissen. Wem dabei nicht heiß wird ! ( gk)

Pressestimmen anlässlich der Premiere an der Komischen Oper Berlin

Otto Pichler

beleuchtung Franck Evin dramaturgie Ingo Gerlach lilli vanessi / katharina Dagmar Manzel

fred graham / petruchio Claudio Otelli / Roger Smeets › 9. jan., Feb. lois lane / bianca Sigalit Feig

bill calhoun / lucentio Robin Poell

erster ganove Rainer Wöss

zweiter ganove Andreas Glaesmer harrison howell F. Dion Davis / Eric Lee Johnson › Feb. gremio Christian Hante hortensio Silvano Marraffa harry travour / baptista Ulrich Hielscher

paul Raphael Wittmer hattie Andrea Andonian Tanzensemble Chor der Oper Köln Gürzenich-Orchester Köln

Dieser tuntig-trashige Cole-aux-Folles wird ein Renner, ganz bestimmt. Schon weil es so was wie Dagmar Manzel, die Hochseriöse auf lustvollem Musikspaß-Seitensprung, als Luder und Lilli, Sirene und Kreischamsel, kaum anderswo gibt.  › berliner morgenpost Schön schrill: Barrie Koskys »Kiss me, Kate« an der Komischen Oper Berlin. Das Musical ist Lichtjahre entfernt vom »Fabrikhaften der modernen Musical-Industrie« mit ihrer »Fotocopy-Perfektion« (…) Friedrichstadtpalast meets Christopher Street Day: Alles, was hier nicht glitzert, ist nackte Haut. Otto Pichler hat supersexy Choreografien für die durchtrainierten Körper erfunden, beim Opening ist die Bühne ein einziger Wirbel aus Armen, Beinen, Busen und Waschbrettbäuchen. Dagegen kommt keine aircondition an …

› der tagesspiegel

OPERNBAROMETER ======== LIEBE 80% = TOD 10% == TEUFEL 20%


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Kiss me, Kate LEIDENSCHAFT

premiere

»O Gott, meine Stimme, ich schaffe es nicht« interview Georg Kehren

Dagmar Manzel ist das Multitalent unter den Schauspielern: Charakterdarstellerin an deutschen Bühnen und gleichzeitig gefeierte Sängerin in Opernhäusern. Im Interview spricht sie über die Angst vorm Stimmverlust und warum sich Frauen am Ende immer durchsetzen.

In »Kiss me, Kate« geht es ums große Ganze: den ganz banalen Geschlechterkampf. Lilli Vanessi und Fred Graham, die geschiedenen Ehepartner, müssen gemeinsam auf der Bühne stehen. Ihr Problem ist, das Private und das Berufliche auseinanderzuhalten. Wie ist Ihre Erfahrung: Kann man durch Professionalität auf der Bühne nicht tatsächlich alles andere ausblenden? Nein, das wäre ja langweilig. Ich kann diesen Beruf nur mit meiner ganzen Persönlichkeit ausfüllen und Sorgen und Freuden mit einbeziehen. Es geht mehr darum, wie man sich die privaten Probleme für die Arbeit nützlich macht, sie derart umgestaltet, dass sie den persönlichen Ausdruck verstärken und nicht zum Privatismus geraten. Konflikte sind ja Kraftquellen, die man anzapfen kann. Cole Porters Musical spielt mit Motiven aus Shakespeares »Der Widerspenstigen Zähmung«. Darin wird die störrische Katharina von dem Macho Petrucchio »bezwungen«. Eine etwas fragwürdige Komödie, oder nicht? Also, eigentlich gibt es doch am Schluss keinen Verlierer. Kate kommt zurück, weil sie ihn liebt und ihre Rede von der »Unterwerfung der Frau« ist doch sehr ironisch und verrät mehr ihre Intelligenz als eine Form der Einfalt. Am Ende wird es doch ohnehin so gemacht, wie die Frau es will. Nicht? Welchen Bezug haben sie zur amerikanischen Musicaltradition? Im Musical-Bereich sind Cole Porter und Steven Sondheim für mich die großen Komponisten. Leider gibt es hier in Deutschland nicht mehr diese Musicaltradition. Und gibt es amerikanische Filmschauspielerinnen zu denen Sie einen besonderen »Draht« haben? Da sind unter anderem Bette Davis, aber auch Ingrid Bergman – unbedingt Liz Taylor in »Wer hat Angst vor Virginia Woolf«, um nur ein paar zu nennen. Joan Diener als Aldonza in »Man of la Mancha« und Angela Lansbury in »Sweeney Todd« als Mrs. Lovett sind meine großen Vorbilder, ja meine Göttinnen im Musical.

Sie waren mehrere Jahre, bis in die 1990er Jahre hinein, Ensemblemitglied des renommierten Deutschen Theaters Berlin. Mittlerweile sind Sie freischaffend tätig. Haben Sie manchmal »Ensemble-Heimweh«? Ich bin dankbar, über einen Zeitraum von fast 20 Jahren mit so wunderbaren Schauspielern wie Fred Düren, Klaus Piontek, Christine Schorn, Gudrun Ritter und all den andern jener Zeit auf der Bühne gestanden zu haben. Nun habe ich eine neue Heimat an der Komischen Oper gefunden, und das ist auch sehr aufregend. Sie haben sich als erfahrene Bühnen- und Filmschauspielerin in den vergangenen Jahren konsequent das musikalische Fach hinzu erobert – und diesen »Grenzgang« bewältigen Sie wie selbstverständlich. Ab wann wurden Ihnen Ihre sängerischen Möglichkeiten bewusst? Ich singe seit 15 Jahren auf der Bühne – begonnen hat es mit Liederabenden, aber richtig »geknallt« hat es, als ich die Großherzogin in »Die Großherzogin von Gerolstein« von Offenbach gesungen habe. Dann kam die Rosalinde in der »Fledermaus«, dann an der Komischen Oper die Mrs. Lovett in »Sweeney Todd«. Das war der Sprung von den Theaterbrettern auf die Bretter der Musikbühne. Ein Traum hatte sich für mich erfüllt. Haben Sie mittlerweile schon die Furcht kennen gelernt, wie sie viele Opernsängerinnen morgens beim Aufwachen befällt: dass die Stimme weg ist? Nein, das ist mir noch nicht passiert, aber vor großen Konzerten oder Vorstellungen liegen meine Nerven blank und ich versuche, gar nicht zu reden und viel zu schlafen. Was mir beides nur mit Mühe gelingt. Jedes Mal denke ich: »O Gott, meine Stimme, ich schaffe es nicht«, aber sobald der Vorhang hochgeht, ist alles wie weggeflogen – das möchte bitte auch so bleiben. Erlebten Sie auch schon einmal das Gefühl des Scheiterns? Der Eindruck drängt sich auf, ihnen gelingt eigentlich alles, was Sie anpacken. Das Gefühl zu Scheitern begleitet mich mein ganzes Leben. Der Beruf hilft mir, diese Ängste zu überwinden und sie als Kraftquelle für meine


Kiss me, Kate   LEIDENSCHAFT

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koen schoots › musikalische leitung › Der niederländische Dirigent war zunächst als Korrepetitor und Kapellmeister tätig und widmete sich dann bis 2001 vorwiegend dem unterhaltenden Musiktheater (»Cats« in Hamburg, »Jekyll & Hyde« in Bremen und Köln). Bis 2005 war er an der Deutschen Oper am Rhein als Dirigent engagiert, daneben gastierte er an der Komischen Oper Berlin, in Saarbrücken, Halle, St. Gallen sowie in Luxemburg. 2009 trat er mit dem Dirigat von »Rigoletto« die Stelle des Chefdirigenten bei den Opernfestspielen St. Margarethen (Österreich) an, ab 2010 wird er Musikdirektor und Chefdirigent der Vereinigten Bühnen Wien.

Arbeit zu nutzen – als eine Art Motor. Das Bewusstsein über die Gefahr des Scheiterns lässt einen natürlichen Respekt und eine gesunde Demut wachsen. Das ist mir sehr wichtig – auf dem Boden zu bleiben, mit beiden Beinen. Sind Sie ein Mensch, der sich immer wieder Ziele setzt ? Oder lassen Sie manches auch einfach auf sich zukommen? Das ist das schöne am Musiktheater: Es wird Jahre im Voraus geplant, so dass ich mich auf Produktionen in 2012 oder 2013 freuen kann. Ich lasse mir aber genügend Freiraum, um auf kurzfristige Anfragen – beispielsweise vom Film – reagieren zu können. Und um meine freie Zeit, in der ich »gar nix« mache, zu erhalten. Sie haben ein großes Rollenrepertoire und verfügen über eine enorme Wandlungsfähigkeit. Dennoch verbindet man mit Ihnen die Vorstellung von einer dezidiert »starken Frau«. War Ihnen das »Stark-Sein« immer mitgegeben oder gab es da eine Entwicklung ? Ich glaube, wenn ich auf den Brettern stehe, bin ich ein ziemliches Bühnentier und probe gerne bis an meine Grenzen. Sich so zu öffnen, macht einen auf der anderen Seite auch sehr verletzlich und empfänglich für jede Art der Äußerung, auch für weniger gutgemeinte. Ein dickes Fell habe ich mir leider noch nicht zugelegt, aber das Alter soll ja auch ein paar schöne Überraschungen für einen bereithalten, heißt es. Sie können als Bühnendarstellerin sehr gekonnt mit dem Mittel der Ironie umgehen. Mögen Sie die Ironie auch im Privaten? Humor ist mein Lebenselixier, Ironie weniger, aber ich liebe sie sehr – bei anderen Menschen und in der Literatur. Würden Sie es für sich als ein schönes Kompliment betrachten, als »Power-Frau« bezeichnet zu werden? Ach ja, warum eigentlich nicht?

barrie kosky › inszenierung › Der in Australien geborene Regisseur war ab 2001 war er künstlerischer Leiter des Schauspielhauses Wien. 2003 gab er mit »Le Grand Macabre« an der Komischen Oper Berlin sein europäisches Operndebüt, sein Monteverdi »L’incoronazione di Poppea« wurde in Wien (2004), beim Berliner Ensemble und beim Edinburgh International Festival (2007) gezeigt. Seine Inszenierung von Monteverdis »Orfeo« bei den Festwochen der Alten Musik Innsbruck (2004 auch an der Staatsoper Unter den Linden) erweckte internationale Aufmerksamkeit. An der Komischen Oper Berlin inszenierte er außerdem »Die Hochzeit des Figaro« (2005), »Iphigenie auf Tauris« (2007) und »Rigoletto« (2009), am Staatstheater Hannover »Das Rheingold« (2009). Der Komischen Oper Berlin wird er ab 2012 als Intendant vorstehen. dagmar manzel › lilli vanessi/katharina › studierte an der Staatlichen Schauspielschule Berlin und war von 1980 – 1983 am Staatsschauspiel Dresden engagiert, anschließend am Deutschen Theater Berlin (bis 2001). Dort spielte sie über 50 Rollen der Weltliteratur. Mit Regisseur Thomas Langhoff arbeitete sie bei »Kriemhilds Rache«, »Ithaka« und »Die Möwe« zusammen, jüngst auch am Berliner Ensemble bei »Totentanz« (August Strindberg). In den letzten Jahren trat sie häufig auch als Sängerin auf: Mit ihrem Soloprogramm »Ich bin ein Wesen leichter Art« ist sie oft auf Tournee, am Deutschen Theater Berlin sang sie in »Die Großherzogin von Gerolstein«, in Potsdam brillierte sie als Rosalinde in »Die Fledermaus«, an der Komischen Oper Berlin als Miss Lovett in dem Musical »Sweeney Todd«. claudio otelli › fred graham/petruchio › Der österreichische Bassbariton studierte Gesang an der Wiener Musikhochschule und war Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper. Seit 1994 ist der Künstler freischaffend tätig und war an folgenden Häusern engagiert: Theater Basel, Aalto-Theater Essen, Bayerische Staatsoper München, Deutsche Staatsoper Berlin, Semperoper Dresden, Oper Frankfurt, Staatstheater Stuttgart, Mailänder Scala, Théâtre du Capitole Toulouse sowie Teatro Regio Torino.


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Kiss me, Kate LEIDENSCHAFT

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KISS ME, KATE

fotos Monika Rittershaus

› Dagmar Manzel (LILLI VANESSI)


Kiss me, Kate   LEIDENSCHAFT

› »Kiss me, Kate«

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› FOTO Klaus Lefebvre

Macbeth LEIDENSCHAFT


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Macbeth   LEIDENSCHAFT

wiederaufnahme 19. Feb. 2010 Weitere Vorstellungen 21., 27. Feb. 2010 6., 11. Mär. 2010

macbeth

› in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

musikalische leitung Ivan Anguélov

› Oper in vier Akten › Text von Francesco Maria Piave › nach William Shakespeare › Musik von Giuseppe Verdi

Verdis dunkle Shakespeare-Adaption Als Giuseppe Verdi 1846 einen Stoff für seine zehnte Oper suchte, zog er drei Vorlagen in Betracht: Shakespeares »Macbeth«, Schillers »Die Räuber« und Grillparzers »Die Ahnfrau«. Verdi war sich bewusst, welches Wagnis er mit Shakespeare eingehen würde, da das Stück damals in Italien so gut wie unbekannt war. Auch der Verzicht auf die übliche Liebesgeschichte (und damit auf die tragende Tenorrolle), die Düsternis der Handlung und das Aufzeigen menschlicher Abgründe waren Neuerungen. In einem Brief an Léon Escudier schreibt er: »In dieser Oper gibt es drei Hauptrollen, und es können nur drei sein: Lady Macbeth, Macbeth – und der Hexenchor.« Mit »Macbeth« hatte Verdi zum ersten Mal versucht, seine Vorstellungen eines Musik, Darstellung und Szene umfassenden Dramas umzusetzen – das Publikum dankte es ihm: Die Florentiner Uraufführung am 14. März 1847, die Verdi selbst dirigierte, wurde enthusiastisch gefeiert. Die Prophezeiung der Hexen, General Macbeth werde König von Schottland, setzt in Lady Macbeth maßlosen Ehrgeiz frei. Ihre Skrupellosigkeit und seine Machtgier führen zur Ermordung von König Duncan. Macbeth wird selbst König. Obwohl ihn sein eigenes Handeln mit Entsetzen erfüllt, gibt Macbeth weitere Morde in Auftrag, um sich auf dem Thron halten zu können. Macbeth hat eine Schreckensherrschaft errichtet, Flüchtlinge beklagen das Blutvergießen. – Lady Macbeth schlafwandelt und versucht, das begangene Unrecht zu tilgen. Sie durchlebt den Königsmord in zwanghafter Wiederholung. Ihr Tod hat für Macbeth keine Bedeutung mehr. Der geflohene Macduff schwört Rache, er zieht mit einem Heer gegen Macbeth. Dieser glaubt sich sicher, besagt doch die letzte Prophezeiung, kein von einer Frau Geborener könne ihm schaden. Doch Macduff wurde aus dem Mutterleib geschnitten … Den skrupellosen macbeth verkörpert Bassbariton Thomas J. Mayer, Ensemblemitglied der Hamburgischen Staatsoper, angetrieben von lady macbeth , die Dalia Schaechter, dem Kölner Publikum bestens bekannt, singt. macbeths vermeintliche Gegner sind Stefan Kocán als banquo und John Heuzenroeder als malcolm. Enrique Folger als macduff wird den mordenden König schließlich besiegen. (tf )

inszenierung Robert Carsen bühne & kostüme Miruna & Radu Boruzescu

licht Manfred Voss chor Andrew Ollivant dramaturgie Ian Burton

macbeth Thomas J. Mayer banquo Stefan Kocán

lady macbeth Dalia Schaechter

kammerfrau Machiko Obata macduff Enrique Folger malcolm John Heuzenroeder arzt, diener, mörder Daniele Macciantelli Chor der Oper Köln Knabe des Kölner Domchores Gürzenich-Orchester Köln

OPERNBAROMETER === LIEBE 33% ========== TOD 77% ========== TEUFEL 99%


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Der Rosenkavalier LEIDENSCHAFT

wiederaufnahme 28. Feb. 2010 Weitere Vorstellungen 4., 7. Mär. 2010, 3., 17. Apr. 2010, 9., 13. Mai 2010

musikalische leitung Patrik Ringborg inszenierung

der Rosenkavalier › Komödie für Musik in drei Aufzügen › Text von Hugo von Hofmannsthal › Musik von Richard Strauss

Günter Krämer

bühne Jürgen Bäckman

kostüme Falk Bauer

licht Manfred Voss chor Andrew Ollivant

dramaturgie Christoph Schwandt

Wiener Charme am Offenbachplatz Über die Entstehung von »Der Rosenkavalier« schrieb Hofmannsthal: » … ich fuhr nach Berlin … mit einer erzählbaren Handlung im Kopf. Die Wirkung dieser Erzählung auf Strauss ist mir erinnerlich, als wäre es gestern gewesen. Sein Zuhören war ein wahrhaft produktives. Ich fühlte, wie er ungeborene Musik an die kaum geborenen Gestalten verteilte …« Die Marschallin wird in der Zweisamkeit mit ihrem jüngeren Liebhaber Octavian von Baron Ochs gestört. Der Baron, ein ungehobelter Draufgänger, bittet sie, einen Bräutigamsaufführer zu benennen, der – nach hochadeliger Gepflogenheit –, Sophie von Faninal die Silberrose zum Zeichen der Verlobung überbringen soll. Der Baron will die reiche Sophie ehelichen, um seine finanziellen Sorgen loszuwerden. Noch während er seine Bitte vorträgt, macht er sich an »Mariandel« heran, die niemand anderer ist, als der verkleidete Octavian. Die Marschallin beschließt, Octavian zum Überbringer der Silberrose zu machen. – Sophie und Octavian verlieben sich sofort ineinander. Umso schlimmer, als sich Ochs als plumper Bräutigam herausstellt. Sophie weigert sich, den Ehekontrakt zu unterzeichnen, Octavian leidet unter der Gefühllosigkeit, die Ochs gegenüber Sophie an den Tag legt. – Gemeinsam mit Dienern, Wirtsleuten und Musikanten, die Baron Ochs um ihr Geld geprellt hat, stellen sie ihm eine Falle: Ein Stelldichein mit »Mariandel« wird arrangiert … Mit souveräner Leichtigkeit bewegt sich die Oper zwischen Wiener Charme und dem Wissen um die unerbittlich verrinnende Zeit, der die marschallin, nachtrauert. Bjarni Thor Kristinsson, in dieser Saison bereits als großartiger veit pogner in Wagners »Meistersinger« auf der Bühne, lässt als baron ochs keinen Rockzipfel unberührt. Sein neues »Opfer« ist sophie, gesungen von Jutta Böhnert, die ebenso als euridice und antonia große Erfolge feiern konnte bzw. kann. Doch nicht ochs wird ihr Herz gewinnen, sondern Brautwerber octavian , den die junge Mezzosopranistin Claudia Mahnke, seit 2006 Ensemblemitglied der Oper Frankfurt, gibt. (tf )

die feldmarschallin fürstin von werdenberg Astrid Weber › 28. Feb., 4., 7. Mär. Kiri Te Kanawa › 3., 17. Apr. Camilla Nylund › 9., 13. Mai baron ochs auf lerchenau Bjarni Thor Kristinsson oktavian, genannt »quinquin« Claudia Mahnke herr von faninal Jan Buchwald / Georg Tichy › 9., 13. Mai

sophie von faninal Jutta Böhnert jungfer marianne leitmetzerin Machiko Obata valzacchi Martin Koch annina Katrin Wundsam

ein sänger

Mirko Roschkowski › 28. Feb., 4. Mär., 3. Apr., 13. Mai

John Heuzenroeder › 7. Mär., 17. Apr., 9. Mai

sowie Ulrich Hielscher, Werner Sindemann, Jeongki Cho, Alexander Fedin, Csilla Csövári, Raphael Wittmer, Maike Raschke, Hanna Larissa Naujoks, Heike Wagner, Avram Sturz Chor der Oper Köln Kinderchor Kölner Domchor Gürzenich-Orchester Köln OPERNBAROMETER ======== LIEBE 82% = TOD 8% ==== TEUFEL 43%


Der Rosenkavalier   LEIDENSCHAFT

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› FOTO Klaus Lefebvre


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Fundstücke ANTRIEB

fundstücke

Wuff für Wagner text Till Schröder foto Timo Hummel

am rande Der beruhigende und wachstumsfördernde Effekt, den klassische Musik auf Pflanzen und Tiere hat, wurde schon oft in Studien untersucht. Viele Bauern beschallen ihre Ställe daher mit Musik. Ein englischer Bauer hat jüngst seinen Kühen einen weiteren Liebesbeweis gemacht: Er lud den italienischen Tenor Marcello Bedoni zu sich auf die Weide in die Grafschaft Lancashire. Dieser stieg dort in Smoking und Fliege auf Heuballen und sang den Kühen Opernarien vor. Der Bauer erhofft sich davon wohlschmeckendere Milch. Und eine Eiskremfirma ebenfalls. Die hatte die ganze Aktion gesponsert.

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Das Detail erzählt die eigentliche Geschichte, sagt nicht nur der Kriminalist. Auf Streifzug durch die Ecken und Nischen der Oper Köln.

Zu einem Bettler gehört ein Hund. Das ist Einkaufsstraßenallgemeingut. Und wenn Bettler auf der Bühne stehen – und in Wagners »Meistersinger von Nürnberg« gibt es derer vieler – gehört da regietheatermäßig gesehen auch ein Hund hin. Die Frage ist nur, mögen Hunde außer dem Mond auch Wagner? In Köln machte man jetzt die Probe aufs Exempel. Gesucht wurden Promenadenmischungen zur Auflockerung der mise-en-scene. Eigentlich wäre ja die Intendanz für die Besetzung der Rollen zeichnungspflichtig. Beim Vorheulen für Wagner aber hatte diesmal die Requisite den Knochen, äh das Zepter, in der Hand. Am Ende hatte man es dann Schwarz auf Weiß, fellfarbig gesprochen. Kein Geheul, nur freundliches Schwanzwedeln der zwei Hunde im ersten und dritten Akt. Da hat es sich ja gelohnt, dass das Vorsprechen nun endgültig auf den Hund gekommen ist.


Fundstücke   ANTRIEB

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Oper für Kinder & Jugendliche ANTRIEB

oper /  für Kinder & Jugendliche \ Köln

Spielplatz       opernhaus text Birgit Meyer / Tanja Fasching

Die Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche im Haupthaus gehen in die zweite Runde – mit einem Füchslein für Kinder, einer küssenden Kate, einer rätselhaften Bohème und einem Besuch in Blaubarts Burg.

kinderrätsel

Zwei Vorstellungen mit Kinderrätsel stehen zu Beginn des neuen Jahres auf dem Spielplan: Am 3. Januar 2010 heißt es aufgepasst bei »La Bohème« von Giacomo Puccini, und am 2. Februar 2010 drehen sich die Rätselfragen um das beliebte Musical »Kiss me, Kate« von Cole Porter. Wenn Ihr, liebe Kinder, genau hinseht und hinhört, könnt Ihr die Rätsel sicher lösen! Eine eigens für Euch gestaltete Handlung soll es Euch erleichtern, die Fragen zu beantworten. Werft den (richtig) ausgefüllten Rätselbogen in der Pause im Parkettfoyer in die goldene Box – so nehmt Ihr an einer Verlosung teil!

› Kinderrätsel »La Bohème«, So., 3. Jan. 2010 › Kinderrätsel »Kiss me, Kate«, Sa., 20. feb. 2010

Kinderworkshop Kiss me, kate

Nach dem ersten Kinderworkshop zu Christoph Willibald Glucks »Orfeo ed Euridice« findet am Samstag, 5. Dezember 2009 von 14.00 – 17.00 Uhr der zweite Workshop dieser Spielzeit statt. Diesmal werden die Kinder in das Musical »Kiss me, Kate« eingeführt. Cole Porters Musical basiert auf William Shakespeares Komödie »Der Widerspenstigen Zähmung«. Im Mittelpunkt des im Gangstermilieu angesiedelten Werkes stehen Lilli und Fred, ein Ex-Ehepaar, das sich im »Kriegszustand« befindet. Es kommt zu Eifersüchteleien und Krächen, aber aus dem Weg gehen können sie nicht, denn die beiden sind Schauspieler und stehen gemeinsam auf der Bühne. – Dennoch kommt es zu einem Happy-End … Im ersten Teil führt Birgit Meyer gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern aus der Produktion das junge Publikum durch das unterhaltsame Musical. Im zweiten Teil des Nachmittags werden die Kinder selbst aktiv: Sie spielen, singen, tanzen und malen, ganz so wie die »großen« Künstler es auch tun! Für einen Imbiss ist gesorgt! Vorkenntnisse sind nicht erforderlich! Anmeldung unter mail theaterpaedagogik@buehnenkoeln.de«

› Kinderworkshop »kiss me, kate« › Sa., 5. Dez. 2009 › 14 – 17 Uhr › für Kinder von 8 – 14 Jahren › Preis Euro 15,-/ Kind


Oper für Kinder & Jugendliche   ANTRIEB

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› Originalzeichnungen »Die Abenteuer der Füchsin Schlaukopf« von Stanislav Lolek

Kindervorstellung Das schlaue Füchslein

schulprojekt Herzog Blaubarts Burg

Der Förster entdeckt im Wald eine junge Füchsin. Ihre Augen erinnern ihn an Terynka, ein Zigeunermädchen, in die er einst verliebt war. Er nimmt die wilde Füchsin mit nach Hause und bindet sie an. Die Füchsin träumt von ihrer verlorenen Freiheit. Als sie Hahn und Hennen tötet, soll sie erschossen werden. Doch sie reißt sich los und flieht in den Wald. – Dort vertreibt sie den Dachs aus seiner Höhle und zieht selbst ein. Bald verliebt sie sich in den Fuchs. Die Liebe ist so groß, dass im Wald bald Hochzeit gefeiert wird. Einige Jahre später. Fuchs und Füchsin sind in die Jahre gekommen, haben viele gemeinsame Kinder. Die Füchsin, immer noch mit wildem Temperament, provoziert den Landstreicher Harašta so lange, bis er sie erschießt … Kurz darauf geht der Förster wieder in den Wald und sieht eine junge Füchsin: »Sieht der Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten …« Am 20. Dezember 2009, 15.00 Uhr zeigt die Oper Köln Leoš Janácˇeks Oper »Das schlaue Füchslein« in einer für Kinder moderierten Fassung.

Vier Schulklassen erhalten die Gelegenheit, die Neuproduktion »Herzog Blaubarts Burg« (Oper von Béla Bartók, Premiere am 12. März 2010) zu begleiten. Das Projekt erstreckt sich über ca. sechs Wochen und beinhaltet Probenbesuche, Gespräche mit Künstlern sowie Führungen durch die Oper Köln. Das Schulprojekt ermöglicht so einen hautnahen Kontakt mit der Welt des Theaters! Abschluss des Projekts bildet der Besuch der Generalprobe. Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler sind aufgerufen, ihre Eindrücke in Wort und Bild zum Ausdruck zu bringen. Eine Auswahl der Beiträge wird sowohl in Form eines digitalen Programmheftes als auch in Form eines Folders, der den Abendprogrammheften beigelegt wird, publiziert. Anmeldeschluss › 12. Dezember 2009

› das Schlaue Füchslein › So., 20. Dez. 2009 › 15.00 Uhr › moderation › Birgit Meyer und Uwe Eric Laufenberg

Informationen und Anmeldung unter Abteilung Theater und Schule der Bühnen Köln tel 0221.221.28295 fax 0221.221.28210 mail theaterpaedagogik@buehnenkoeln.de

› Premiere »La voix humaine«, »Herzog Blaubarts Burg«, Fr., 12. Mär. 2010


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Oper für Kinder & Jugendliche ANTRIEB

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Kinderworkshop »orfeo ed euridice« 10. oktober 2009

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4 1 › Anna Palimina (Solistin)  2 › Siro Battaglin (Korrepetition)  3 › Birgit Meyer (Operndirektorin)  4 › Athol Farmer (Choreograph) › Fotos: Klaus Lefebvre


Oper für Kinder & Jugendliche   ANTRIEB

theaterpädagogik an der oper köln 5

5 › Theaterpädagogik: Frank Rohde (Leitung), Corinna Schulz (Assistenz)

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Kinderoper im Alten Pfandhaus ANTRIEB

ein Pilz  in   jede hosentasche! text Sandra Wiener foto Matthias Baus

Pilzbefall im Alten Pfandhaus: Die neue Spielstätte der Kinderoper Köln wurde mit der Kinderoper »Die feuerrote Friederike« und Dutzenden Minipilzen fulminant eingeweiht.

Am 29. Oktober feierte die Kinderoper mit der Premiere von »Die feuerrote Friederike« eine heitere Eröffnungsparty im Alten Pfandhaus. Grund zur Freude gab es schon vor dem Einlass mit einem kleinen Geschenk aus der Schatzkiste: Jeder konnte einen handgemachten Minipilz als Glücksbringer mit nach Hause nehmen (tausend Dank an Petra Möhle und die Ausstattungsabteilung!). Damit ging es gut gelaunt in den vollbesetzten »Saal« und wortwörtlich in die Inszenierung, denn als Zuschauer sitzt man im Alten Pfandhaus mitten im Bühnenbild und sieht auf den Dirigenten und die Musiker des Gürzenich-Orchesters. 1 Stunde und 15 Minuten später schenkte das Publikum tosenden Applaus, und danach ging es in die Lounge zur Eröffnungsfeier. Elena Tzavara hielt eine rasante Ansprache, dankte den Förderern, Sponsoren und ihrem Team, nur nicht sich selbst – diesen Teil übernahm zum Glück Intendant Uwe Eric Laufenberg.


Kinderoper im Alten Pfandhaus   ANTRIEB

› »Die feuerrote Friederike«: Regina Richter (Friederike), Maike Raschke (Katerkatze)

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Kinderoper im Alten Pfandhaus ANTRIEB

IM AKTUELLEN SPIELPLAN der kinderoper im alten Pfandhaus am Kartäuserwall 20, Nähe Chlodwigplatz

wiederaufnahme

Aladdin und die Wunderlampe

› Lyrisches Märchen in drei Akten von Vinci Verginelli › Nach der gleichnamigen Erzählung aus »1001 Nacht« › deutsche Übersetzung von Christian Schuller › Textfassung und Zwischentexte von Elke Heidenreich › Musik von Nino Rota › Orchesterbearbeitung Rainer Schottstädt, Oliver Stapel

Sehnsucht, Sünde, Sinfonie. Das Beste aus der Welt der Musik.

Aladdin spielt mit seinen Freunden in den Tag hinein, und seine Mutter macht sich große Sorgen. Sie ist arm und weiß nicht, was aus dem Jungen werden soll. Eines Tages taucht ein Mann auf, der sich als reicher Bruder des toten Vaters ausgibt. Er zeigt Aladdin eine Höhle mit unglaublichen Schätzen, unter ihnen eine kleine, unscheinbare Lampe. Der angebliche Onkel, der in Wahrheit ein gieriger Zauberer ist, ist hinter dieser Wunderlampe her. In dieser Wunderlampe lebt der Lampengeist, der auch Wünsche erfüllen kann. Er erscheint, wenn man die Lampe an der Seite reibt. Aber der »Onkel« kann sie nicht selbst holen, denn das kann nur ein unschuldiger Mensch tun – und so lockt er Aladdin. In Wirklichkeit plant er, den Jungen in der Höhle sterben zu lassen. Aber Aladdin ist nicht dumm und bringt nun einen Zauberring an sich: Wenn man ihn dreht, erscheint der Ringgeist und erfüllt Wünsche, wenn auch nur kleinere. Und nun geht es immer zwischen dem kleinen Ringgeist und dem großen Lampengeist hin und her – Aladdin wünscht sich eine schöne Prinzessin und ein Schloss, aber der Zauberer kommt ihm dazwischen ... Nino Rota (1911 – 1979) hatte schon früh den Ruf eines musikalischen Wunderkindes. Nach seinem Studium in Italien ging er in die usa, wo er die Musik George Gershwins und seine Leidenschaft für Hollywood-Filme und ihre Musik entdeckte. Als Leiter des Konservatoriums im südlichsten Italien ( Bari ), zählte unter anderem Riccardo Muti zu seinen Schülern. Das Werk des anerkannten Komponisten umfasst nicht nur Bühnenkompositionen, Opern, Sinfonien, Kammermusiken und Chorwerke, sondern auch mehr als 150 Filmmusiken. Berühmt wurde er vor allem durch die Film-Musik für Filme von Lucchino Visconti und Federico Fellini. › inszenierung nach einer Konzeption von Christian Schuller › bühne nach einer Idee von Kerstin Faber › kostüme Manuela Martinez Besse › Gürzenich-Orchester Köln empfohlen für kinder ab 5 Jahren aufführungsdauer 65 Minuten

Wiederaufnahme: 15. jan. 2010 › 15:00 uhr Weitere Vorstellungen: 18., 19., 20., 26., 28. Jan., 27. Feb., 01., 03., 05. Mär. 2010

wdr 3. Aus Lust am Hören.


Kinderoper im alten Pfandhaus ANTRIEb

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allES ENdE iSt NEU › Juliane Mödder (8 Jahre, bergheim) / Auszug »Die feuerrote Friederike«

Gewinnergeschichten des 1. Preisausschreibens

Herzlichen Glückwunsch den vier ersten Gewinnerinnen des Preisauschreibens der Kinderoper Köln! Die Aufgabe war, das Ende der Geschichte einer der vier Kinderopern, die diese Spielzeit gezeigt werden, zu Ende zu schreiben! Der Gewinn: Ein Gratis - Besuch der Kinderoper Köln mit dem besten Freund / der besten Freundin; Einblick in den Backstage-Bereich der Kölner Oper, zwei Kinderopern-T-Shirts und eine Überraschung! Gratulation zu den wunderbaren Geschichten!

› auszüge der »dornröschen«-Gewinnergeschichten drucken wir in der nächsten oper pur ab!

WiE diE FEUErrotE FriEdEriKE WEitErGiNG …

… In der nächsten Nacht – der Vollmond leuchtete und sah aus wie ein Schweizer Käse – machte sie sich auf den Weg. Mehrere Uhus flogen über Friederikes Kopf hinweg. Einige Minuten später hörte sie ein Knacksen und gleich darauf eine wütende Stimme, die zischte: »Wenn du mir noch mal auf den Fuß trittst, dann, dann … na ja, hoffen wir mal, dass du mir nicht mehr auf den Fuß trittst!« Friederike zögerte einen Moment und schob dann das Buch zur Seite, hinter dem sie den oder wer auch immer das gesagt hatte, vermutete. Aber da war niemand, nur zwei kleine Fliegen, die erschreckt davon surrten. Friederike kratzte sich am Scheitel und murmelte: »Hhhhmmm, ich war mir so sicher, dass ich was gehört hatte, aber vielleicht vertrage ich auch einfach nicht das Vollmondlicht.« Sie ging weiter, drehte sich jetzt aber immer häufiger um … Keine menschliche Gestalt ließ sich blicken. … Als Friederike in den Wald ging, bekam sie ein mulmiges Gefühl, denn wer geht schon gerne mitten in der Nacht in den Wald? Je tiefer sie in

1. gewinnerin

ELLA LüCk (6 JAHRE, köLN) MIT »DORNRöSCHEN« 2. gewinnerin

JULIANE MöDDER (8 JAHRE, bERGHEIM) MIT »DIE FEUERROTE FRIEDERIkE« 3. gewinnerin

FREDERIkE MUTZ (8 JAHRE, köLN) MIT »DORNRöSCHEN« 4. gewinnerin

ISAbELLE MOLLEN (11 JAHRE, bRüHL) MIT »DIE FEUERROTE FRIEDERIkE«

den Wald hineinwanderte, desto ängstlicher wurde sie. … Plötzlich fiel ihr etwas ein. Sie ließ sich auf alle Viere fallen und fing an zu knurren. So wie es der Hund ihrer Nachbarn immer tat, wenn der Briefträger kam … So saß sie mindestens eine Viertelstunde da, aber langsam tat ihr der Hals weh, daher hörte sie auf … Plötzlich fiel Friederike ein, dass sie einen Schlafplatz brauchte. … »Dort oben ist ein guter Schlafplatz, da sieht mich auch keiner.« Auf dem Weg nach oben kam sie auch an dem dünnen Ast vorbei, der leer war oder zumindest leer zu sein schien. Im Vorbeiklettern trat sie aus Versehen auf den Ast, der natürlich sofort abbrach. … Sie guckte nach unten und entdeckte zwei Kinder in ihrem Alter, die wunderschön waren, blass und beim Lächeln, das sie ihr schenkten, recht spitze Eckzähne entblößten. … »Wenn ihr nicht mein Blut trinken wollt, wieso seid ihr mir dann überhaupt gefolgt?« »Naja …« Alex druckste herum … Nici fuhr also fort: »Deine Tante hat gesagt, dass wir auf dich aufpassen sollen. … denn deine Tante und du sind Hexen, gute Hexen! Aber willst du jetzt nicht langsam nach Hause kommen? … Du bist jetzt bereit, eine Hexe zu werden, also zaubern zu lernen, und die Schule liegt irgendwo in Norwegen. Da hänselt dich bestimmt keiner!« … »Na das hört sich doch schon besser an«, meinte Friederike. Und sie flog auf den Schultern der Vampire nach Hause … › Isabelle Mollen (11 Jahre, brühl) / Auszug aus »Die feuerrote Friederike«


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Interview ANTRIEB

»Die Liebe?« – »Verhandelt wird sie von Männern.« interview Georg Kehren foto Klaus Lefebvre

Operndirektorin Birgit Meyer im Gespräch mit dem Geschäftsführenden Direktor Patrick Wasserbauer über die Unruhe Kölns, die »Umwegrentabilität« von Kultur und warum es keine Frauenopern gibt.

Was sind die ersten drei Dinge, die Ihnen zu »Köln« einfallen? Wasserbauer › Natürlich die Oper und das Schauspiel Köln und dann, wenn ich aus dem Haus rausgehe, der Kölner Dom. Und das dritte: eine gewisse kreative Unruhe. Frau Meyer, Sie haben ja schon einen biographischen Bezug zu dieser Stadt. Was sind Ihre ersten drei Punkte? Meyer › Das erste wäre: der Rhein, weil ich Wasser so liebe. Eigentlich würde ich gerne irgendwo am Meer leben, aber der Rhein ist auch schon ganz gut! Dann denke ich: Lebensfreude und Lebenslust, die Lebendigkeit dieser Stadt und die große Kommunikationsfreude der Menschen hier, das kommt mir sehr entgegen. Von der Volksoper Wien an den Rhein: Welche Gründe waren für Sie ausschlaggebend, Ihre Laufbahn nun an der Kölner Oper fortzusetzen? Meyer › Zum einen, dass ich nach zehn Jahren an der Volksoper als Chefdramaturgin denke, dass es wichtig ist, sich zu verändern. Man wird müde an einem Ort, entwickelt keine neuen Ideen mehr, verfällt einer Routine – das sollte am Theater nicht sein! Der zweite Grund: Hier habe ich ungleich mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Und natürlich ist es von der Chefdramaturgin zur Operndirektorin durchaus ein Karrieresprung. Erstmals in der Heimatstadt zu arbeiten, war auch eine reizvolle Vorstellung. Und Sie, Herr Wasserbauer: Warum vom Staatstheater Darmstadt an den Rhein? Wasserbauer › Ich hab hier in der Oper einmal den »Ring« gesehen und dachte immer: »Wow!«, da möchte ich mal arbeiten.


Interview   ANTRIEB

› Der Geschäftsführende Direktor Patrick Wasserbauer und die Operndirektorin Birgit Meyer im Gespräch

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Interview ANTRIEB

Was sind im Augenblick die größten Unwägbarkeiten? Wasserbauer › Dass man vom Offenbachplatz auszieht und hier dann nichts passiert. Wir brauchen einfach eine Art »Kompass«, damit das Publikum weiß, wohin die Reise geht. Und vor allem: Wann es nach den hoffentlich spannenden Exkursionen, die nicht nur auf die andere Rheinseite führen, wieder zurück ins Herz der Stadt an den Offenbachplatz geht. Da können wir zwar Vorschläge machen, aber die Entscheidungsverantwortung bleibt beim Rat der Stadt. Wie man hörte, haben Sie einen starken Bezug zur Musik. Ist das richtig? Wasserbauer › Früher hatte ich mal den Wunsch, Orchestermusiker zu werden. Die Violine war mein Instrument. Während des Studiums kam aber dann die Erkenntnis, dass andere einfach mehr Talent haben als ich. So entstand mit Anfang 20 die Idee, hinter der Bühne zu wirken, also die Künste zu managen. Das führte zum Jurastudium. Was wären denn – ganz spontan – die drei Opern, die Sie besonders lieben? Wasserbauer › »Parsifal«, »Der Ring des Nibelungen« – das sind jetzt eigentlich schon fünf. Und »Don Giovanni«. Es gab eine Phase in meinem Leben, da habe ich fast nur Wagner gehört. Irgendwann hat sich das dann aber wieder »normalisiert«. Frau Meyer, worin sehen Sie besonderen Aufgaben und Möglichkeiten der Dramaturgie an der Oper Köln? Meyer › Wohl in meinem Selbstverständnis als Produktionsdramaturgin: D. h. eine Produktion von Anfang an zu betreuen, sie inhaltlich zu begleiten und darauf zu schauen, wie sie sich entwickelt – von der ersten Planungsphase über den Probenprozess bis hin zur Premiere. Die Dramaturgie sollte für eine klare »Linie« des Hauses stehen, und diese Linie auch bei einzelnen Entscheidungen und Veranstaltungen immer wieder vertreten. Da sehe ich mich in Bezug aufs Publikum als »Vermittlerin«. Ich möchte das Haus »öffnen«. Nicht im Sinne von »Erklären«, sondern dahin gehend, das Publikum teilhaben zu lassen. Ich hoffe, dass es uns gemeinsam gelingt, eine künstlerische Handschrift erkennbar werden zu lassen. Was war für Sie ein besonders beeindruckendes Opernerlebnis? Meyer › Das gibt es einige, beispielsweise die österreichische Erstaufführung von Wolfgang Rihms »Die Eroberung von Mexiko« in

Innsbruck, aufgrund der archaischen Musik. Eine wichtige Produktion in Wien war »Il prigioniero« von Luigi Dallapiccola in der Regie von Tatjana Gürbaca. Da hat mich vor allem die Aussage des Werks, verbunden mit der Musik und der Inszenierung ungemein beeindruckt: Das einstündige Werk war eingebunden in den Eingangschor der »Matthäuspassion« (»Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen«) von Bach. Die Passion ging über in Dallapiccolas Werk, das mit dem Herzschlag des Gefangenen beginnt. Ich habe bis heute in Erinnerung, wie sich die Musik Dallapiccolas förmlich »auftat«. Nachdem der Gefangene am Ende sein Todesurteil entgegengenommen hat, ertönte wieder der Chor und verbreitete eine ungemein tröstliche Wirkung. Und noch: Die »Katja Kabanova« von Christoph Marthaler, inszeniert bei den Salzburger Festspielen vor zehn Jahren, weil Marthaler es verstanden hatte, das Schicksal der Hauptdarstellerin und vor allem das Milieu, in dem sich das Drama ereignet, so beklemmend nah zu machen. Die Kunstform Oper ist ja verhältnismäßig teuer. Muss man wegen der doch beträchtlichen öffentlichen Subventionen ein schlechtes Gewissen haben? Wasserbauer › Zunächst möchte ich klarstellen, dass es keine Subvention ist. Denn Subvention heißt ja, es gibt ein wirtschaftliches Ungleichgewicht, und das wird über eine Subvention ausgeglichen. Aber das Wesen der Subvention besteht darin, dass die Unterstützung irgendwann zurückgeführt wird. Wir reden aber von Zuschuss. Das heißt, was wir hier haben, sollte uns einfach wichtig sein. Denkt man an die Operngeschichte der letzten 450 Jahre, so funktionierte sie nur mit Zuschüssen. Natürlich gibt es auch sich fast selbsttragende Festivals und Galas mit den entsprechenden Preisen. Aber ein Repertoirebetrieb, den wir in Deutschland, der Schweiz und in Österreich noch haben, schafft auch einen wichtigen Beitrag zur Bildungsarbeit, die sich ja auch nicht immer gleich bewerten und bemessen lässt im Hinblick auf ihre ökonomische Effizienz.« Der – vielleicht billigere – Stagione-Betrieb würde große Kenntnis- und Informationslücken entstehen lassen, denn in ihm gibt es manche Werke dann eben nur alle zehn oder 15 Jahre. Ist Oper ein Wirtschaftsfaktor? Wasserbauer › Da muss man differenzieren – für eine größere Stadt wohl eher im Sinne einer »Umwegrentabilität« durch beispielsweise Übernachtungen. Natürlich würde durch Besuche von Autorennen ein vielleicht noch größerer volkswirtschaftlicher Nutzen realisiert


Interview   ANTRIEB

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patrick wasserbauer › ist seit dem 1. September 2009 Geschäftsführender Direktor der Bühnen Köln. In dieser Funktion war er seit 2007 dem Staatstheater Darmstadt verbunden. Nachdem er zunächst in den 80er Jahren am Richard-Strauss-Konservatorium in München Violine studiert hatte, nahm er ein Jurastudium auf, das er als Volljurist abschloss.

werden, weil mehr Geld zurück in die Kasse der Stadt flösse. Der volkswirtschaftlichen Effekt ist wichtig, aber uns muss bewusst sein, dass er nie der eigentliche Hauptzweck von Oper sein sollte. Zum eigentlichen Thema dieser Ausgabe von »Oper pur«: Glauben Sie, dass es eine spezifisch weibliche oder spezifisch männliche Art gibt, sich der Oper zu nähern? Meyer › Ich finde nicht, dass Oper dem einen oder anderen Geschlecht zugeordnet werden kann. Als gesellschaftlicher Faktor spielt sie bei Frauen vielleicht eine größere Rolle. In der Regel sind es wohl eher die Frauen, die gesellschaftliche und soziale Kontakte pflegen und erhalten. Das hat dann eventuell auch Bedeutung bei der Entscheidung zum Opernbesuch.

1997 wurde er Geschäftsführer der Erzgebirgischen Theater und Orchester GmbH; im Herbst 2001 wechselte er als Orchesterdirektor zu den Bochumer Symphonikern, ehe er im Mai 2007 seine Tätigkeit am Staatstheater Darmstadt aufnahm. Zusätzlich hat Wasserbauer Lehraufträge an der Folkwang Hochschule Essen und an der Justus-Liebig-Universität Gießen inne.

Gibt es innerhalb des Opernrepertoires für Sie eine Oper, die Sie als »Frauenoper« bezeichnen würden? Meyer › Eine meiner Lieblingsopern ist »Don Carlo« von Giuseppe Verdi. Da werden aber eher (lacht) »Männersachen«, wie Fragen der Macht, beispielsweise zwischen König Philipp und dem Großinquisitor, verhandelt. Wasserbauer › Aber doch wohl auch die Liebe ? Meyer › Ja, auch die Liebe, aber verhandelt wird sie von Männern. Die Frauen nehmen manchmal einen gewissen Einfluss auf den Verlauf, aber letztendlich … Also ich würde es nicht wagen zu benennen, welches Werk mehr Frauen oder Männer anspricht. Sie? Wasserbauer › Eine Frauenoper? »Katja Kabanova« vielleicht. Es gibt aber viele Opernwerke, die sich von ihrer Thematik her bewusst gegen eine vielleicht landläufige Konvention stellen. Meist geht es doch um Liebe und Politik ... und dann diese »Unvereinbarkeit«.

dr. birgit meyer › seit Beginn dieser Spielzeit Operndirektorin der Oper Köln, ist gebürtige Kölnerin. Nach einem Medizinstudium in Regensburg und München mit abschließender Promotion schloss sie ein Theaterwissenschaftsstudium an und arbeitete zunächst in beiden Bereichen, im Theater sowie im medizinischen Sektor – als Ärztin am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Nach einer Tätigkeit als Dramaturgin am Tiroler Landestheater Innsbruck (1992 – 1999) wechselte sie an die Volksoper Wien, wo sie die vergangenen zehn Jahre als Chefdramaturgin wirkte.

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MEISTERKONZERTE KÖLN PHILHARMONIE 20.00 UHR

Mi. 16. Dez.

ORQUESTA SINFÓNICA DE GALICIA

Do. 11. März

RADIO FILHARMONISCH ORKEST

Mo. 18. Jan.

WÜRTTEMBERGISCHES KAMMERORCHESTER

Mi. 24. März

SWEDISH CAMBER ORCHESTRA

Mo. 08. Feb.

ORCHESTRE NATIONAL DE TOULOUSE

Mo. 19. Apr.

KAMMERORCHESTER BASEL

Di. 09. Feb.

MISCHA MAISKY Leitung und Violoncello

Di. 20. Apr.

ORQUESTA NACIONAL DE ESPAÑA

VICTOR PABLO PÉREZ Dirigent • JULIAN RACHLIN Violine/Viola Schumann • Bruch • Villa Lobos • Rimsky-Korsakow RUBEN GAZARIAN Dirigent • GRYPHON-TRIO Klaviertrio Mendelssohn-Bartholdy • Martinu • Beethoven TUGAN SOKHIEV Dirigent • CLAUDIO BOHÓRQUEZ Violoncello Tschaikowsky • Prokofjew • Debussy • Berlioz MOSKAUER VIRTUOSEN Mozart • Haydn • Rossini • Boccherini

JAAP VON ZWEDEN Dirigent • SIMON TRPCESKI Klavier Wagenaar • Rachmaninow • Tschaikowsky HK GRUBER Dirigent • LEILA JOSEFOWICZ Violine Gruber • Adams • Strawinsky PAUL MCCREESH Dirigent • SOL GABETTA Violoncello Delius • Elgar • Dvořák JOSEP PONS Dirigent • KATIA U. MARIELLE LABÈQUE Klavier Piazolla • Amargós • Debussy • Ravel

Westdeutsche Konzertdirektion • Obenmarspforten 7-11 • 50667 Köln Karten: Tel. 02 21 / 2 58 10 17 • Fax 02 21 / 2 57 89 49 • www.wdk-koeln.de • KölnTicket: Tel. 28 02 80


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Gürzenich-Orchester ANTRIEB

gürzenich-orchester

Dramatisches und Romantisches text Matthias Corvin foto Fabian Helmich

Pure Emotion und romantische Emphase prägen die kommenden Konzerte des Gürzenich-Orchesters: Auftakt zum 5. Sinfoniekonzert ist Dmitrij Schostakowitschs fulminante erste Sinfonie, entstanden 1924/1925 als Abschlussarbeit am Leningrader Konservatorium. Der gerade 30-jährige New Yorker James Gaffigan, einst Assistent von Franz Welser-Moest beim Cleveland Orchestra, dirigiert außerdem Ludwig van Beethovens drittes Klavierkonzert in der »Schicksalstonart« c-Moll. Solist ist der britische Pianist Paul Lewis, ein Meisterschüler Alfred Brendels. Seine Einspielung aller Beethoven-Klaviersonaten wurde vom Fachmagazin Gramophone als »Beste Aufnahme des Jahres 2008« gerühmt. Beethoven erklingt auch im 6. Sinfoniekonzert, diesmal mit der georgischen Star-Geigerin Lisa Batiashvili, die bereits mehrfach das Publikum der Kölner Philharmonie begeisterte. Sie interpretiert Beethovens Violinkonzert. Am Pult steht gmd Markus Stenz, der im zweiten Teil Anton Bruckners vierte Sinfonie dirigieren wird, bekannt als die »Romantische«. Mag der Titel nun vom sehnsüchtigen Hörnerklang oder den schwärmerischen Themen herrühren – die 1874 bis 1881 komponierte Sinfonie des wortkargen Österreichers nimmt vom ersten Ton an gefangen. Bruckners Vorbild war ohne Zweifel Richard Wagner, sein geistiger Nachfahre der Franzose Olivier Messiaen, den Karlheinz Stockhausen einmal als »glühenden Schmelztiegel« bezeichnete. Es ist also nur schlüssig, Werke beider Komponisten im 7. Sinfoniekonzert einander gegenüber zu stellen. Am Pult gibt

Jun Märkl sein Debüt beim Gürzenich-Orchester. Der Münchner ist Chef des mdr -Sinfonieorchesters und des Orchestre National de Lyon. Häufig gastiert er an der New Yorker Met und am Opernhaus Covent Garden. Er verzaubert mit opulenten Liebesgesängen sein Publikum, dem Vorspiel aus Wagners »Tristan und Isolde«, das nicht nur wegen des vieldeutigen Anfangsakkords ein ewiges Mysterium bleibt. Als Vorstudie zur Oper gelten seine »Wesendonck«-Lieder, gewidmet Wagners innig geliebter Nachbarin Mathilde Wesendonck im Zürcher Asyl. Dem wesensverwandt ist Messiaens »Poème pour Mi« (1937), ein Liebesbekenntnis an seine erste Frau Claire Delbos. Den Solopart übernimmt Camilla Nylund, als Salome und Elsa in »Lohengrin« vielfach an der Oper Köln gefeiert. Im Januar stehen in der Musikhochschule die Ohren auf! – Familienkonzerte an. Auch diesmal teilen sich junge Talente der Rheinischen Musikschule die Pulte mit den Musikern des Gürzenich-Orchester. Markus Stenz dirigiert Richard Wagner Ouvertüre zum 1. Akt von »Die Meistersinger von Nürnberg« und Benjamin Britten »The Young Person’s Guide to the Orchestra« op. 34. Aber lassen Sie zuvor sich am Silvesterabend in der Philharmonie verzaubern: unter anderem mit Musik von Mozart, Berlioz und dem Soundtrack zu Zauberlehrling Harry Potter. Prosit Neujahr!

www.guerzenich-orchester.de


Gürzenich-Orchester   ANTRIEB

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sinfoniekonzerte

kammerkonzerte

sinfoniekonzert 05 Franz Schubert › Ouvertüre zur Ballettmusik »Rosamunde«, C-Dur op. 26 D 644 Ludwig van Beethoven › Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37 Dmitrij Schostakowitsch › Sinfonie Nr. 1 f-Moll op. 10 Paul Lewis Klavier, James Gaffigan Dirigent

kammerkonzert 03 Cesario Gussago › La Porcellaga à 8 (Arr. Markus Lenzing) Johann Sebastian Bach › Doppelchöriges Werk für acht Posaunen und Tuba Enrique Crespo › Bruckner-Etüde für tiefes Blech Eugène Bozza › Trois Pièces Erik Ewazen Konzert für Bassposaune, sieben Posaunen und Tuba Henri Tomasi › Etre ou ne pas être Derek Bourgeois › Osteblast Markus Lenzing Posaune, Karlheinz Gottfried Posaune, Christoph Schwarz Bassposaune, Karl-Heinz Glöckner Tuba sowie das Quadriga-Posaunenquartett: Carsten Luz Posaune, Martin Zuckschwerdt Posaune, Holger Pfeuffer Posaune, Jan Böhme Bassposaune

› So., 13. Dez., 11 uhr › Mo., 14. Dez., 20 uhr › Di., 15. Dez., 20 uhr › Kölner Philharmonie

sinfoniekonzert 06 Ludwig van Beethoven › Violinkonzert op. 61 Anton Bruckner › Sinfonie Nr. 4 Es-Dur wab 104 »Romantische« Lisa Batiashvili Violine, Markus Stenz Dirigent › So., 10. jan., 11 uhr › Mo., 11. jan., 20 uhr › Di., 12. jan., 20 uhr › Kölner Philharmonie

sinfoniekonzert 07 Richard Wagner › Vorspiel zur Oper »Tristan und Isolde« Richard Wagner › Fünf Lieder nach Gedichten von Mathilde Wesendonck Olivier Messiaen › Poèmes pour Mi Olivier Messiaen › L’Ascension Camilla Nylund Sopran, Jun Märkl Dirigent › So., 21. feb., 11 uhr › Mo., 22. Feb., 20 uhr › Di., 23. Feb., 20 uhr › Kölner Philharmonie

› Sa., 23. Jan., 15 uhr › Kölner Philharmonie

kammerkonzert 04 Wolfgang Amadeus Mozart › Quintett für Klarinette und Streichquartett A-Dur KV 581 Wolfgang Amadeus Mozart › Quintett für Oboe, Violine, Viole und Violoncello c-Moll KV 516 Wolfgang Amadeus Mozart › »Parto, parto ma tu ben mio«, »Non Più di Fiori« (aus der Oper »La clemenza di Tito«, KV 621) Gürzenich-Kammersolisten: Tom Owen Oboe, Robert Oberaigner Klarinette, Torsten Janicke Violine, Rose Kaufmann Violine, Susanne Duven Viola, Joachim Griesheimer Violoncello › Sa., 27. feb., 15 uhr › Kölner Philharmonie

» Silvesterzauber«

Wolfgang Amadeus Mozart › Ouvertüre zu »Die Zauberflöte« Hector Berlioz › »Traum eines Hexensabbat« aus der Symphonie fantastique op. 14 Paul Dukas › Der Zauberlehrling Georges Bizet › Jeux d’enfants John Williams › Filmmusik zu »Harry Potter und der Stein der Weisen« Howard Shore › Filmmusik zu »Der Herr der Ringe« Markus Stenz Dirigent › Do., 31. sep., 18 uhr › Kölner Philharmonie

»Jugendliche musizieren im Gürzenich-Orchester«

ohren auf! – familienkonzerte Richard Wagner › Ouvertüre zum 1. Akt von »Die Meistersinger von Nürnberg« Benjamin Britten › »The Young Person’s Guide to the Orchestra« op. 34 Markus Stenz Dirigent › So., 17. Jan., 11 uhr und 16 uhr › Musikhochschule Köln


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Gürzenich-Orchester ANTRIEB

gürzenich-orchester

Der Widerspenstigen Zähmung text Sabine Fringes foto Matthias Baus

Harfe und Harfenist leben im Dauerclinch: Weil sich das Holz andauernd verzieht, ist der Musiker damit beschäftigt, ständig hinterher zu stimmen – wenn es sein muss, im Stundentakt. Mechthild Rohrmus betreibt dieses Kräftemessen seit 40 Jahren im Gürzenich-Orchester.

Während sich das Opernpublikum über den tölpelhaften Gesang des Beckmesser amüsiert, beginnt für die Harfenistin im Orchestergraben eine Schwitzpartie. Zumindest wenn, wie in der aktuellen Kölner Inszenierung, die Arie aus Richard Wagners »Meistersinger von Nürnberg« stilgerecht mit der eigens dafür entwickelten Beckmesser-Harfe begleitet wird: Statt den sonst üblichen flexiblen Saiten aus Darm bespannt sprödes Metall das Instrument. Wird es halten oder nicht? Dreimal ist Mechthild Rohrmus während der laufenden Vorstellungen schon eine Saite gerissen. Der Alltag des Harfenisten hat so seine unerwarteten Härten. Wer einen verträumten, fragilen, über den Dingen schwebenden, stets etwas abwesenden Charakter erwartet, der hat sich wohl von dem zauberhaft-ätherischen Klang dieses ältesten aller Instrumente täuschen lassen. Mechthild Rohrmus dagegen fasst eine der irdischen Eigenheiten ihres Berufs mit den Worten zusammen: »Der Harfenist stimmt immer, die Harfe nie.« Das Holz der Harfe verzieht sich leicht, und damit auch der Ton. So ist der Harfenist stets mit Stimmen beschäftigt: vor der Probe, in der Pause, manchmal sogar während der Vorstellung. Schon ein leichter Luftzug kann ein Auslöser dafür sein. Und doch ging ihr Herzenswunsch in Erfüllung, als sie in den 60er Jahren als junge Frau direkt nach ihrem Harfen- und Klavierstudium in Köln zu den Stuttgarter Philharmonikern und kurze Zeit darauf zum Gürzenich-Orchester kam, wo sie seit mittlerweile 40 Jahren mitspielt. Denn Mechthild Rohrmus liebt es, im großen Miteinander eines Orchesters zu musizieren: »Wenn der Dirigent die Arme hebt, dann ist das als ob sich eine Tür öffnet.« Vor der Aufführung jedoch stehen bekanntlich die Proben, und da heißt es, genau auf die anderen zu hören, um sich ins große Ganze einzufügen. »Das lehrt einen Demut«, sagt sie – und meint damit zugleich eine der für sie notwendigen Grundeigenschaften, über die ein guter Musiker verfügen muss. Starkult dagegen habe nichts mit Musik zu tun. Entscheidend sei allein: das Streben nach Wahrhaftigkeit. Und diese schätzt sie nicht nur bei Kollegen und Dirigenten, sondern auch beim Kölner Publikum, das meist sehr deutlich zeige, ob ihm etwas gefallen habe oder nicht.

Mechthild Rohrmus ist nicht ohne Kampfgeist. In den 80er und 90er Jahren ging sie gemeinsam mit ihrem Verwaltungschef zum VergabeAusschuss der Stadt Köln, um sich für die Anschaffung weiterer Harfen einzusetzen. 45.000 Euro kostet ein Instrument, die Lieferzeit beträgt sieben Jahre und die Lebensdauer einer solchen mannshohen, 1,80 Meter großen Orchesterharfe nur 20 – 25 Jahre. Dann trägt das Material nicht mehr und die zu Beginn noch flache Resonanzdecke wölbt sich zum Bauch, eine Erscheinung, die man bekanntlich nicht nur bei Harfen beobachten kann. Man muss also rechtzeitig für Nachschub sorgen, um genügend funktionstüchtige Instrumente zu haben. Und das ist Mechthild Rohrmus gelungen: Sechs Harfen, darunter fünf aus der Meisterwerkstatt des bayrischen Harfenbauers Horngacher, hat das Gürzenich-Orchester heute. Üblich sind sonst zwei. »Holz arbeitet, ein Musiker nicht«, dieser Spruch fällt Mechthild Rohrmus dabei ein und damit die Vorstellung mancher Laien, als Musiker übe man so etwas wie eine erholsame Freizeitbeschäftigung aus. Ein Missverständnis, das sie schon immer auf die Palme gebracht hat. Mechthild Rohrmus liebt ihren Beruf, die kollegiale Atmosphäre ihres Orchesters, seine große Spiellust und Leidenschaft, doch zugleich sei es auch »harte Arbeit, viel Stress und viel Druck«. Beim Musizieren kommt es auf minimale Bewegungen an und speziell für die Harfe heißt das: Der Einsatz muss auf den Bruchteil einer Sekunde genau stimmen. Schließlich ist der gezupfte Ton sofort hörbar, man kann sich nicht später leise dazu schleichen wie ein Streicher oder Bläser. Auch LegatoSpiel ist mit dieser Klangerzeugung nicht möglich, ein Harfenist schafft lediglich die Illusion von Phrasierung mit Dynamik und Rubato: »Wir sind Illusionskünstler«, charakterisiert sie ihre »Zunft«. Noch drei Jahre lang wird Mechthild Rohrmus weiterhin ihre Harfe hauptberuflich stimmen und zupfen, bevor sie in Rente geht. Dann wird auch das Gustav-Mahler-Projekt des Gürzenich-Orchesters beendet sein, welches derzeit alle seine Symphonien auf cd einspielt. Und das, sagt sie, ist ein großes Glück, wo es doch so wenig anspruchsvolle Literatur für Harfe gibt. Mahler jedoch hat in jeder Symphonie mindestens eine Harfe eingesetzt. »Es freut mich, dass dadurch etwas von mir bleibt.«


Gürzenich-Orchester   ANTRIEB

› Mechthild Rohrmus, Harfenistin im Gürzenich-Orchester

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Cäcilia Wolkenburg ANTRIEB

zillche

Cäcilia Wolkenburg redaktionelle bearbeitung Richard Beyer fotos kmgv Archiv

Das 136. Divertissementchen erobert den Riphahnbau

»Cäcilia Wolkenburg« (»Zillche«) heißt die Theaterabteilung, offiziell Bühnenspielgemeinschaft des 1842 gegründeten Kölner MännerGesang-Vereins (kmgv). Dieser traditionelle Name der Bühnenspielgemeinschaft, die 1874 ihre ersten Vorstellungen gab, geht auf das damals soeben erworbene Vereinshaus »Wolkenburg« inmitten der Kölner Innenstadt zurück. Das barocke Gebäude entstand auf den Resten einer aus dem 12. Jahrhundert stammenden großen Klosteranlage der Benediktinerinnen von Rolandswerth. Zum geplanten Einzug der Benediktinerinnen kam es 1734 jedoch nicht, da der Erzbischof Max die aufwändige Anlage als zu komfortabel ansah. Ein Privatmann übernahm 1802 nach der Säkularisierung unter Napoleon das Gebäude, später ging es an die Stadt Köln über. Von 1829 bis 1900 waren schließlich hier die Alexianerbrüder ansässig und führten das Haus seiner ursprünglichen Bestimmung zu. Nur 80 Jahre später allerdings siedelten die Alexianer aus der mittlerweile belebten Innenstadt in das ruhigere Lindenthal um. In das nun leerstehende Haus zog zunächst eine Kunstgewerbeschule, bis schließlich nach 1925 die Rheinische Musikschule in das Gebäude einzog. Von der großen Zerstörung im 2. Weltkrieg blieb auch dieses Baudenkmal nicht verschont. Es versank am 31. Mai 1942 in Schutt und Asche. In den späten 50er Jahren übernahm der renommierte Kölner-MännerGesang-Verein den Komplex, im Tausch gegen sein ebenfalls zerstörtes Gebäude – die traditionelle Wolkenburg am Rande der Kölner Altstadt – und begann mit viel Engagement in Zusammenarbeit mit dem Stadtkonservator den Wiederaufbau. Die Fertigstellung konnte 1960 mit einem großen Fest gefeiert werden. Als Erinnerung an das zerstörte Domizil des Kölner-Männer-Gesang-Vereins an der Cäcilienstraße erhielt auch das neue Haus den Namen »Wolkenburg«. 1987 renovierte der Kölner Männer-Gesang-Verein sein Vereinshaus die »Wolkenburg« und machte es zu einem repräsentativen Veranstaltungshaus, in dem heute nicht nur der Kölner Männer-Gesang-Verein

seine regelmäßigen Proben abhält, sondern auch ca. 500 Veranstaltungen jeglicher Art pro Jahr stattfinden. Während der Karnevalszeit führt die Bühnenspielgemeinschaft im Opernhaus ein »Divertissementchen« auf. Hierbei handelt es sich um eine ganz eigene Art von Musiktheater, der Operette oder mehr noch dem älteren Vaudeville verwandt – Theaterstücke mit Musik und Tanz, die meistens ein Ereignis aus der Stadtgeschichte auf komischparodistische Weise darstellen. Diese belustigenden Theaterstücke haben nun vor allem zwei ganz typische Merkmale: Es wird darin ausschließlich im kölnischen Dialekt gesprochen und gesungen und, zweitens, werden sämtliche Rollen, auch die der Frauen, von Männern dargestellt – sogar die der Balletttänzerinnen. Bei allen handelt es sich, wohlgemerkt, um Laien. In fest gefügter Organisation läuft das ganze Unternehmen mit seinem regelmäßig wiederkehrenden Ritual von der Vorstellung eines neuen Stückes, das im nächsten Jahr gespielt werden soll, über die Besetzung und Einstudierung bis zu den Proben und Aufführungen. Wie bei den Autoren der Stücke, die oft schon lange Erfahrung mit der Dramaturgie dieser ganz originellen Art von Theater zurückgreifen können, haben sich auch bei den Darstellern bestimmte Typen herausgebildet. Es gibt Stars und Chargen, solche die bevorzugt Frauen spielen, komische Alte oder jugendliche Liebhaber, Darsteller, die manchmal schon ein gehöriges Maß an Routine in die Waagschale werfen können. Im Übrigen ist der Zugang zur Mitwirkung für alle schauspielerischen Begabungen im Kölner Männer-Gesang-Verein offen: Talente sind immer gefragt und erhalten ihre Chance. Hier ist zu unterstreichen, dass die Schauspieler, Sänger und Tänzer, obwohl sämtlich Laien, durchaus mit professionellen Regisseuren, Ballettmeistern und Dirigenten arbeiten.

www.kmgv.de


Cäcilia Wolkenburg   ANTRIEB

› »Klüngel op joot Kölsch«, 2009

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Cäcilia Wolkenburg ANTRIEB

Met   bläcke Fööss kmgv – vier buchstaben mit tradition Der Kölner Männer-Gesang-Verein, kurz kmgv, wurde vor 167 Jahren in einer Zeit gegründet, als der »Männer-Chorgesang« in einem gesellschaftlichen Umfeld verschiedenste Funktionen gleichzeitig erfüllte. Der »Männer-Chorgesang« diente ganz allgemein der Unterhaltung, gab Kunstgenuss wieder und diente der Wohltätigkeit. Das Repertoire des kmgv umfasst das »einfache« Volkslied, aber auch Werke wie »Antigone« von Mendelssohn Bartholdy und die »Missa Dalmatica« von Franz von Suppé. Bei Konzerten, wie dem traditionellen Herbstkonzert in der Kölner Philharmonie, kann sich jeder Zuhörer selbst von der hohen Professionalität des Kölner MännerGesang-Vereins überzeugen. Doch der Chor ist auch für sein soziales Engagement bekannt. So bestreitet er zum Beispiel ein Benefizkonzert zu Gunsten des Altenhilfswerkes der Kölnischen Rundschau. Neue Mitglieder sind immer willkommen! Haben Sie Lust, mitzusingen? Kommen Sie doch einfach vorbei und besuchen Sie eine unserer Proben in dem Traditionshaus Wolkenburg, Mauritiussteinweg 59, 50676 Köln (an der Marienkirche, Nähe Neumarkt). Wir suchen laufend talentierte Sänger für jede Stimmgruppe. Dabei hilft Ihnen unsere Chorschule, die richtige Stimmlage zu finden und frischt zusätzlich vergessene Theorie wieder auf.

redaktionelle bearbeitung Richard Beyer fotos kmgv Archiv

Eine Huldigung an die berühmtesten Füße Kölns   Unser 136. Divertissementchen zur Karnevalssession 2010 widmen wir der Musikgruppe, die in den letzten Jahrzehnten wie keine andere die Kölner Kulturlandschaft geprägt hat und die 2010 ihr 40jähriges Bühnenjubiläum feiern wird, den »Bläck Fööss«. Ihr Werdegang bildet den roten Faden für ein amüsantes Stück auf 40 Jahren Kölner Zeitgeschichte mit allen Höhen und Tiefen. Wir lassen das Stück 2010 beginnen, mitten im Jubiläumskonzert der »Fööss«, dargestellt auf der Bühne des Kölner Opernhauses. In einem Rückblick, der jeweils von den ältesten Besuchern dieses Konzerts, den »Senioren«, eingeleitet wird, durchlaufen wir die Stationen bis zur Gründung der Band. Dort endet der Rückblick, wir kommen wieder zum Anfang des Stückes zurück und beenden das Jubiläumskonzert. Die »Senioren« gehören zu den ältesten Mitgliedern der Kölner Familien Schmitz, Kolvenbach und Offermann, die alle in einem »Mehrgenerationenhaus« wohnen und in dem es nicht nur harmonisch zugeht. Sie und die anderen Mitglieder der Familien begleiten die »Fööss« durch die Zeit von 1969 bis 2009 und erinnern sich an spektakuläre Ereignisse, die in diesen vier Jahrzehnten in Köln stattfanden. Dazu gehören Streitereien im Kölner Karneval, in der Kommunal- und Kulturpolitik aber auch internationale Ereignisse. Natürlich kommen die Lieder der »Bläck Fööss« nicht zu kurz, aber auch zahlreiche andere Musikstücke von Klassik bis Pop hat Arrangeur Thomas Guthoff wieder im typischen »Zillche-Mix« verbunden; auch das Ballett wird seine Tanzkunst zeigen. Die Regie liegt wieder in den bewährten Händen von Fritzdieter Gerhards, die musikalische Leitung hat Bernhard Steiner. Es ist vorerst das letzte Stück, bei dem Baas Jürgen Nimptsch, seit dem 12. Oktober 2009 für 6 Jahre als Bonner Oberbürgermeister tätig, noch mit Verantwortung übernommen hat. Gemeinsam mit Regisseur Fritzdieter Gerhards hat er das Libretto geschrieben.


Cäcilia Wolkenburg   ANTRIEB

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› »Klüngel op joot Kölsch«, 2009

Valery Gergiev und das Orchester des Mariinsky-Theaters St. Petersburg

koelner-philharmonie.de

Exklusiv mit Werken von Peter Iljitsch Tschaikowsky und Modest Mussorgsky zu Gast in Köln!

in der Mayerschen Buchhandlung Neumarkt-Galerie 50667 Köln

Foto: Decca/Laura Lustarinen

Roncalliplatz 50667 Köln Philharmonie Hotline 0221.280 280

20.01.2010 Mittwoch 20:00 21.01.2010 Donnerstag 20:00 22.01.2010 Freitag 20:00


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Service ANTRIEB

IM AKTUELLEN SPIELPLAN

oper / Repertoire \ köln hoffmanns erzählungen

la BOHÈME

› Szenen aus Henri Murgers »La Vie de Bohème« in vier Bildern › Phantastische Oper in fünf Akten › Text von Jules Paul Barbier › Musik von Jacques Offenbach › in deutscher, französischer und italienischer Sprache › musikalische leitung Michael Helmrath › inszenierung Günter Krämer › bühne & kostüme Gottfried Pilz › licht Manfred Voss › chor Andrew Ollivant › choreografische mitarbeit Athol Farmer › dramaturgie Ralf Hertling › mit Matthias Klink › Samuel Youn › Anna Palimina › Jutta Böhnert › Ingeborg Schöpf › Maike Raschke › Katrin Wundsam › Andrea Andonian › Daniele Macciantelli › Martin Koch › Alexander Fedin › Dennis Wilgenhof › Raphael Wittmer › Charlie Kedmenec › Christoph Westerkamp › Chor der Oper Köln › Gürzenich-Orchester Köln

› Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica › unter Mitwirkung von Giulio Ricordi und Giacomo Puccini › Musik von Giacomo Puccini › in ita­lienischer Sprache mit deutschen Übertiteln › musikalische leitung Alexander Joel › nach einer inszenierung von Willy Decker › bühne & kostüme Wolfgang Gussmann › licht Hans Toelstede › chor Andrew Ollivant › choreografische mitarbeit Athol Farmer › dramaturgie Barbara Maria Zollner › mit Cassandra McConnell / Anja Harteros (8. Jan.) › Claudia Rohrbach › Roberto Aronica (8. Jan.) › Miljenko Turk › Thomas Laske › Nikolai Didenko › Georgi Pandurov / Won Min Lee › Ulrich Hielscher › Daniele Macciantelli › Chor der Oper Köln › Kinderchor Kölner Domchor › Gürzenich-Orchester Köln Vorstellungen: 3., 8. Jan. 2010

Vorstellungen: 29. Nov. › 6., 10., 26. Dez. 2009

Das schlaue Füchslein

Macbeth

› Oper in drei Akten

› Oper in vier Akten

› nach einer Novelle von Rudolf Teˇsnoblídek

› Text von Francesco Maria Piave

› Musik von Leoš Janáˇcek

› nach William Shakespeare

› deutsche Übersetzung von Max Brod

› Musik von Giuseppe Verdi › in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

› musikalische leitung Andreas Schüller › inszenierung Torsten Fischer › bühne Herbert Schäfer › kostüme Ute Lindenberg › tierkostüme Darko Petrovic › licht Hans Toelstede › chor Andrew Ollivant › choreografische mitarbeit Otto Pichler › dramaturgie Steffi Turre › mit Johannes Martin Kränzle › Andrea Andonian › Martin Koch › Ulrich Hielscher › Samuel Youn › John Heuzenroeder › Machiko Obata › Claudia Rohrbach › Katrin Wundsam › Maike Raschke › Hanna Larissa Naujoks › Chor der Oper Köln › Kinderchor Kölner Domchor › Gürzenich-Orchester Köln WIEDERAUFNAHME: 5. Dez. 2009 › 19:30 uhr Weitere Vorstellungen: 11., 13., 18., 25. Dez. 2009 moderierte Kindervorstellung: 20. Dez. 2009, 15:00 Uhr

› musikalische leitung Ivan Anguélov › inszenierung Robert Carsen › bühne & kostüme Miruna & Radu Boruzescu › licht Manfred Voss › chor Andrew Ollivant › dramaturgie Ian Burton › mit Thomas J. Mayer › Stefan Kocán › Dalia Schaechter › Machiko Obata › Enrique Folger › John Heuzenroeder › Daniele Macciantelli › Chor der Oper Köln › Knabe des Kölner Domchores › Gürzenich-Orchester Köln Wiederaufnahme: 19. Feb. 2010 › 19:30 uhr Weitere Vorstellungen: 21., 27. Feb. › 6., 11. Mär. 2010


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Service   ANTRIEB

Dezember 2009

der rosenkavalier

› Komödie für Musik in drei Aufzügen › Text von Hugo von Hofmannsthal › Musik von Richard Strauss › musikalische leitung Patrik Ringborg › inszenierung Günter Krämer › bühne Jürgen Bäckman › kostüme Falk Bauer › licht Manfred Voss › chor Andrew Ollivant › dramaturgie Christoph Schwandt › mit Astrid Weber (28. Feb., 4., 7. Mär.) / Kiri Te Kanawa (3., 17. Apr.) /

fr., 04. sa., 05. so., 06. di., 08. mi., 09. do., 10. fr., 11. sa., 12. so., 13. do., 17. fr. 18. sa., 19. so., 20. mi., 23. fr., 25. sa., 26. so., 27. mi., 30. do., 31.

›19:30 ›19:30 ›16:00 ›20:00 ›19:30 ›19:30 ›19:30 ›19:30 ›18:00 ›19:30 ›19:30 ›19:30 ›15:00 ›19:30 ›18:00 ›19:30 ›19:30 ›19:30 ›19:30

Camilla Nylund (9., 13. Mai) › Bjarni Thor Kristinsson › Claudia Mahnke

Januar 2010

› Jan Buchwald/Georg Tichy (9., 13. Mai) › Jutta Böhnert › Machiko Obata

sa., 02. so., 03. mi., 06. do., 07. fr., 08. sa., 09. so., 10. di., 12. fr., 15. so., 17. di., 19. mi., 20. do., 21. fr., 22. sa., 23. so., 24.

› Martin Koch › Katrin Wundsam › Ulrich Hielscher › Werner Sindemann › Jeongki Cho › Alexander Fedin › Mirko Roschkowski (28. Feb., 4. Mär,. 3. Apr., 13. Mai) / John Heuzenroeder (7. Mär., 17. Apr., 9. Mai) › Csilla Csövári › Raphael Wittmer › Maike Raschke › Hanna Larissa Naujoks › Heike Wagner › Avram Sturz › Chor der Oper Köln › Kinderchor Kölner Domchor › Gürzenich-Orchester Köln Wiederaufnahme: 28. Feb. 2010 › 18:30 uhr Weitere Vorstellungen: 4., 7. Mär. › 3., 17. Apr. › 9., 13. Mai 2010

Besuchen Sie unsere Einführungen, die eine halbe Stunde vor dem jeweiligen Vorstellungsbeginn im Rechten Rangfoyer der Oper Köln stattfinden. Wir freuen uns auf Sie!

kartenservice Theaterkasse im Opernhaus › Offenbachplatz › 50667 Köln Die Abendkasse öffnet jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn, für die Kinderoper 30 Minuten vorher. Bitte haben Sie Verständnis, dass der Abendkassen-Verkauf Vorrang hat gegenüber dem Vorverkauf.

ÖFFNUNGSZEITEN

ABENDKASSE

SPIELPLANANSAGE

Mo. – Fr. 10:00 – 19:30 Sa. 11:00 – 19:30

tel 0221.221 28248

tel 0221.221 28460

kartenBESTELLUNG Bühnen Köln / Kartenservice › Postfach 10 10 61 › 50450 Köln

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TICKETS

ONLINE

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tickets @ buehnenkoeln.de

fax 0221.221 28249

mo.,25. di., 26. do., 28. sa., 30. so., 31.

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La Traviata Das schlaue Füchslein › wa Hoffmanns Erzählungen Sängerportraits › Carlos Feller La Traviata Hoffmanns Erzählungen Das schlaue Füchslein La Traviata Das schlaue Füchslein La Traviata Das schlaue Füchslein La Traviata Das schlaue Füchslein La Traviata Das schlaue Füchslein Hoffmanns Erzählungen La Traviata Kiss me, Kate › prem Kiss me, Kate

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Kiss me, Kate La Bohème Kiss me, Kate La Traviata La Bohème Kiss me, Kate La Traviata Sängerportraits › Róbert Ilosfalvy Kiss me, Kate Cäcilia Wolkenburg › prem Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Kiss me, Kate Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Karneval einmal klassisch Cäcilia Wolkenburg Fest der schönen Stimmen 2010 Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg

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Februar 2010 mo.,01. di., 02. mi., 03. do., 04. fr., 05. sa., 06. so., 07. do., 11. fr., 12. sa., 13. so., 14. di., 16. do., 18. fr., 19. sa., 20. so., 21. sa., 27.

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Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Cäcilia Wolkenburg Kiss me, Kate Macbeth › wa Kiss me, Kate Macbeth Macbeth

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so., 28. ›11:00 › Vor der Premiere: La voix humaine / › Herzog Blaubarts Burg ›18:30 › Der Rosenkavalier › wa

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Service ANTRIEB

› Roger Willemsen (Foto: Matthias Bothor)

veranstaltungsserie

vor der premiere

LA VOIX HUMAINE / HERZOG BLAUBARTS BURG »WENN FRAUEN ZU SEHR LIEBEN« › mit Roger Willemsen › moderation Birgit Meyer

Nach den drei sehr unterschiedlichen und beim Publikum erfolgreichen Veranstaltungen unserer neuen Reihe »Vor der Premiere« mit Jürgen Kesting, Elke Heidenreich und Birgit Meyer freuen wir uns, im Februar mit Roger Willemsen einen der profiliertesten und breit gefächerten Kenner der kulturellen Materie begrüßen zu dürfen. Die Liebe, seit jeher zentrales Thema der Opernliteratur, steht im Mittelpunkt des Doppelabends mit Poulencs »La voix humaine« und Bartóks »Herzog Blaubarts Burg«, der am 12. März seine Premiere feiert. Beide Werke aus dem 20. Jahrhundert verbindet die weibliche

Sicht auf das größte aller Gefühle. »Wenn Frauen zu sehr lieben« haben wir daher unsere vorbereitende Matinée am 28. Februar genannt. Willemsen, 1955 in Bonn geboren, studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Bonn, Florenz, München und Wien und promovierte über die Dichtungstheorie von Robert Musil. Im Anschluss arbeitete er als Universitätsdozent, Reiseleiter, Korrespondent, Autor und Übersetzer. Einem breiten Publikum wurde er durch die Talksendungen »0137« auf Premiere, »Willemsens Woche«, »Gipfeltreffen« und »Willemsens Musikszene« im ZDF bekannt. Roger Willemsen führte bislang über 2000 Interviews, unter anderem mit dem Dalai Lama, Yassir Arafat, Madonna, John Malkovich, Kurt Masur, Vivienne Westwood, Jessye Norman und vielen anderen. Seit seinem Abschied aus dem Fernsehen im Jahr 1998 arbeitet er als freier Autor und Moderator. Seine Bücher »Deutschlandreise«, »Gute Tage«, »Kleine Lichter«, »Afghanische Reise« oder »Der Knacks« wurden allesamt Bestseller. Willemsen ist darüber hinaus Botschafter von care International, Amnesty International und Schirmherr des Afghanischen Frauenvereins. Der Preisträger des Adolf-Grimme-Preises lebt in Hamburg. (fm) 28. feb. 2010 › 11:00 uhr › Opernhaus › Eintritt frei


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gastspiel

Karneval einmal klassisch – Opus 2010 text Silvia Merk

Witz und Humor, Ironie und Parodie prägten den Kölner Karneval in seinen Anfängen, die nicht ganz zufällig in die Zeit der Romantik fallen. Angesichts der ewig wiederkehrenden Parabel des »Stirb und Werde« fordert Karneval zur Umkehr; eine Sichtweise, die weit weg ist von den Schlagwörtern der heutigen Zeit: »Abfeiern«, »Party«, »Stimmung«. Im Karneval kommt es darauf an, die Dinge und sich selbst »umzudrehen« und eben an diese Art der Karnevalsauffassung – kritisch, offen und leicht renitent – knüpft Burkard Sondermeier mit seinem 8. Programm »Karneval einmal klassisch« an. Dabei bedient er sich der Musik aus dem römischen, venezianischen, Pariser oder rheinischen Karneval – viele Musiker ließen in ihr Werk karnevalistische Klänge einfließen oder widmeten sich musikalisch dem zeitlich begrenzten närrischen Treiben. Entstanden ist mit »Karneval einmal klassisch« ein Programm aus Poesie, Philosophie, Verzällcher und beinahe Selbsterlebtem. Zu den

› Burkard Sondermeier (Foto: Yves Sondermeier)

spärlichen Requisiten – ein Tisch, ein Ohrensessel und die Stühle fürs Ensemble Camarata Carnaval – reihen sich Karnevalsplakate aller Art und Jahrgänge an einer historischen Litfasssäule. Die ausgewählten Musikstücke gehen eine harmonische Verbindung ein, auch wenn Sondermeier auf einen roten Faden verzichtet. Aufgelockert wird das Musikstück durch kurze Episoden und Texte, die Karneval in all seinen Facetten zeigen. Darunter auch ein Brief von Felix Mendels sohn an seine Eltern, in denen er von ausschweifenden Feiern in Rom berichtet. Das Musiktheater »Karneval einmal klassisch« ist weit entfernt von moralinsaurer Unterweisung. Vielmehr stellt sich beim Zuhörer die Erkenntnis über den Zustand von Sitzungskarneval und Partymusik beim Zuhören von selbst ein, besonders wenn er am Ende stillvergnügt seine Nachbarn zur Linken und zur Rechten unter den Arm fasst und leise schunkelt. Das Programm umfasst dabei Musikstücke von Pedrotti, Offenbach, Schmitz und Verdi, zitiert werden Texte von mehr oder weniger bekannter Herkunft, von Burkard Sondermeier bearbeitet. Ein Witz sei nach einmaliger Benutzung verbraucht, meinte schon der Humorexperte Lützeler, der Humor aber verlange geradezu nach der Wiederholung, dem Überdenken. Mit den Gags mancher Büttenredner hat Sondermeier nichts am Hut, seine Texte zeigen die karnevalistische Bandbreite auf – auch wenn sie auf  Tusch und Lachsalven verzichten. 26. jan. 2010 › 19:30 uhr › Opernhaus


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Duett oder Chor

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Service   ANTRIEB

veranstaltungsserie

Begraben ist Wolfgang Anheisser auf dem Kölner Friedhof Melaten, wo am 1. Dezember 2009 um 14:00 Uhr (Treffpunkt: Eingang Piusstraße) anlässlich seines 80. Geburtstags eine Gedenkfeier stattfinden wird. Unser Foto zeigt Henriette Anheisser an der Seite von Miljenko Turk, der als Bariton der Oper Köln »Fach-Nachfolger« Wolfgang Anheissers an diesem Hause ist.

Sängerportraits

Rückblick › wolfgang anheisser Mit einer Gedenkveranstaltung zu Ehren des Baritons wolfgang anheisser, der am 1. Dezember dieses Jahres 80 Jahre alt geworden wäre, wurde am 3. November 2009 die Reihe »Sängerportraits« der Oper Köln eröffnet. Im Rangfoyer des Opernhauses zeichneten Intendant Uwe Eric Laufenberg und Dramaturg Georg Kehren Stationen des Lebens und der Laufbahn des unvergessenen Sängers nach, der am Neujahrsabend 1974 im Alter von 44 Jahren auf der Bühne der Oper Köln während einer Vorstellung von Millöckers »Der Bettelstudent« tödlich verunglückt war. Im Rahmen des Memorials waren zahlreiche Tondokumente zu hören, die den in Köln geborenen Künstler als einen hochkarätigen Opern- und Liedsänger in Erinnerung riefen, der in vielen Genres – auch dem des amerikanischen Musicals – zuhause war. In der Zeit seines Engagements an der Oper Köln, von 1965 bis zu seinem Tod, war er gleichermaßen auch der Deutschen Staatsoper Berlin Unter den Linden verbunden und übte darüber hinaus eine rege Gastiertätigkeit aus – unter anderem bei den Salzburger Festspielen, wo er unter dem Dirigat von Herbert von Karajan in Carl Orffs »De temporum fine comoedia« mitwirkte. Die ehemaligen Ensemblekollegen Eva Tamassy, Werner Sindemann und Francisco Vergara gaben Einblick in ihre Erinnerungen an den geschätzten Kollegen. Werner Müller, ein großer Bewunderer Wolfgang Anheissers aus Berlin, berichtete von dessen Auftritten am Opernhaus Unter den Linden zu Zeiten des »Kalten Krieges«. Auch Henriette Anheisser, Ehefrau und Managerin, erinnerte sich im Gespräch an jene aufregende Zeit, als sie ihren späteren Mann Mitte der 50er Jahre in ihrer Heimat Südafrika kennenlernte und dann zunächst dort, ab 1960 in Deutschland mit ihm lebte und ihn in seiner Laufbahn unterstützte – zunächst in München und schließlich, über den Umweg Gelsenkirchen, in Köln. Am Ende der Veranstaltung wurde ein von Kammersängerin Anneliese Rothenberger an Henriette Anheisser gerichteter Brief verlesen, in dem die bekannte Künstlerin sich mit bewegenden Worten der Wertschätzung und Sympathie an den verstorbenen Kollegen erinnerte.

› Miljenko Turk und Henriette Anheisser (Foto: privat)

CARLOS FELLER Der Bassist Carlos Feller, Jahrgang 1923, wurde 1968 von Kiel nach Köln verpflichtet, wo er bis 1995 Ensemblemitglied blieb. Bis zum heutigen Tag ist er diesem Haus als Ehrenmitglied verbunden. Hier nahm der »Ensemblemensch« Feller – neben seinen Abstechern nach Salzburg, Wien und zu den Zentren des europäischen Operngeschehens – immer wieder Station. Es waren die schweren Charakterbass-Partien, insbesondere auch die komödiantischen, mit denen er sein Publikum begeisterte. Auch viele unvergessliche Mozart- und Rossini-Aufführungen verbinden sich mit seinem Namen. 8. Dez. 2009 › 20:00 uhr › RANGFOYER › EINTRITT FREI › Moderation › Uwe eric laufenberg, Georg Kehren

RóBERT ILOSFALVY Róbert Ilosfalvy (1927 – 2009), der als einer bedeutendsten ungarischen Sänger gilt, war von 1966 bis 1981 Ensemblemitglied der Oper Köln und bestach hier insbesonders durch Interpretationen der TenorPartien in den Opern von Giacomo Puccini und Giuseppe Verdi. Am 6. Januar dieses Jahres verstarb der unvergessene Künstler in seiner Heimatstadt Budapest. 12. jan. 2010 › 20:00 uhr › RANGFOYER › EINTRITT FREI › Moderation › Uwe eric laufenberg, Georg Kehren

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empfehlungen des hauses

der Intendant     hört  … text Uwe Eric Laufenberg foto Stefan Gloede

Uwe Eric Laufenberg gibt CD- und DVDTipps zu allen aktuellen Produktionen. Das schlaue Füchslein Die schönste Aufnahme ist vielleicht doch die von Charles Mackerras mit den Wiener Philharmonikern – mit Lucia Popp und Eva Randová. Legendär Walter Felsensteins akribische Erarbeitung aus dem Jahr 1965 aus der Walter Felsenstein-Edition als dvd jetzt einzeln erhältlich. Für große und kleine Kinder die gekürzte Oper als Animationsfilm in englischer Sprache von Geoff Dunbar unter der musikalischen Leitung von Kent Nagano.

Macbeth › Uwe Eric Laufenberg

La Traviata Die wohl unübertroffene Gesamtaufnahme nach Toscaninis Aufnahme aus dem Jahre 1946 ist Carlos Kleibers Münchner Version mit Ileana Coturbas, Placido Domingo und Sherrill Milnes aus dem Jahre 1977. Die Phrasierung, die elementare Lebensfreude und der süße Schmerz des Todes sind wohl nicht perfekter in Orchesterfarben zu übersetzen, als Carlos Kleiber es getan hat. Für Callas-Fans gibt es leider keine Studioaufnahme, sondern nur Live-Aufnahmen, von denen seien empfohlen: 1955 aus der Mailänder Scala, mit Giuseppe di Stefano und Ettore Bastianini sowie aus Lissabon aus dem Jahre 1958 mit Alfredo Krauss. Als dvds seien empfohlen – wegen Teresa Stratas, die so glaubhaft stirbt wie keine vor ihr – die etwas schwülstige Verfilmung von Franco Zeffirelli sowie die weiß-rote »La Traviata« von Willy Decker mit Anna Netrebko und Rolando Villazón.

Kiss me, Kate Von »Kiss me, Kate« gibt es noch die Original-Castaufnahme vom Broadway mit Alfred Drake und Patricia Morison.

Referenzaufnahme: Claudio Abbados Einspielung aus der Mailänder Scala mit Shirley Verrett und Piero Cappuccilli in den Hauptrollen sowie Nikolai Ghiaurov und Plácido Domingo aus dem Jahr 1976. Für Freunde der italienischen Oper auf deutsch sei eine Aufnahme vom wdr mit Astrid Varnay und Josef Metternich vermerkt. Aus der Deutschen Oper Berlin gibt es eine dvd mit Renato Bruson und Mara Zampieri, die vor allem durch Giuseppe Sinopolis Dirigat bemerkenswert ist.

Der Rosenkavalier Bei den cd Aufnahmen haben die Familie Kleiber, Vater Erich, Sohn Carlos das Sagen. Erich Kleibers Studio-Aufnahme von 1954 mit Maria Reining und Sena Jurinac und Hilde Güden galt lange Zeit als unübertroffen. Von Sohn Carlos gibt es vor allen Dingen eine dvd aus München mit Gwyneth Jones, Brigitte Fassbaender und Lucia Popp. Und aus Wien mit Felicity Lott, Anne Sofie von Otter und Barbara Bonney, jeweils in der traditionellen Inszenierung von Otto Schenk. Auch Herbert von Karajans Salzburger Aufnahmen aus den 50er Jahren mit Elisabeth Schwarzkopf oder live mit Lisa Della Casa sind nicht zu verachten.

Wer den »Rosenkavalier« ohne Striche hören will, sei auf Bernard Haitink mit der Sächsischen Staatskapelle mit Kiri Te Kanawa verwiesen. Vom Schreiber selbst ist eine Inszenierung auf dvd der Semperoper Dresden mit Anne Schwanewilms als Marschallin erhältlich, die auf einer Japantournee aufgezeichnet wurde.

La Bohème Die Klassiker: de los Angeles, Björling unter Beecham und Freni, Pavarotti unter Karajan. Historisch: Vom Uraufführungsdirigenten Toscanini. Die Neueste: Netrebko und Villazón (knapp vor seiner Krise) unter de Billy. Und: Sie hat die Rolle nie auf der Bühne gesungen, weil ihr die leidenschaftlichen Rollen mehr lagen als die schüchtern introvertierten: Maria Callas. Aber wie sie es im Plattenstudio schafft, ihre Stimme ganz mädchenhaft zart zurückzunehmen und die Rolle singend zu spielen, das ist einzigartig. Auf dvd stirbt – wie als Traviata – am traurigsten und schönsten Teresa Stratas.

Hoffmanns Erzählungen Wer sich für den neusten Forschungsstand der Fassungen interessiert, kann zum Beispiel die Michael-Kaye-Fassung unter Kent Nagano mit Roberto Alagna hören. Angekündigt ist ein Mitschnitt aus Salzburg mit Plácido Domingo (der die Rolle auch Anfang der 80 iger Jahre in Köln sang) unter James Levine. Unter Robert Carsens Regie entstand auf dvd mit Neil Shicoff und Bryn Terfel in Paris eine sehenswerte Aufnahme.


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Service   ANTRIEB

freundeskreis

fest der schönen   stimmen 2010 text Heinrich Kemper

Massimo Giordano und Sonia Ganassi zu Gast in der Kölner Oper

Am 30. Januar 2010 findet in der Kölner Oper das »Fest der schönen Stimmen« statt. Es ist traditionsgemäß der jährliche Veranstaltungshöhepunkt des Vereins »Freunde der Kölner Oper e.V.«. Mit diesem Fest bedankt sich die Oper bei den Freunden für ihr Engagement zur Förderung junger Sängerinnen und Sänger im Kölner Opernstudio. Dieses Jahr haben wir wieder das Vergnügen, Weltstars der Opernbühnen zu empfangen. Unser Stargast an diesem Abend, Massimo Giordano, zählt inzwischen zu den erfolgreichsten Tenören der jungen Generation. Gerade in den letzten Monaten erlebt er einen kometenhaften Aufstieg, da er mit großen Erfolgen fast alle Vertretungen für den erkrankten Rolando Villazón singt. Aber ebenso die Mezzosopranistin Sonia Ganassi, die heute schon mit Edita Gruberova verglichen wird, singt an allen großen Häusern der Welt. Den Abend mit gestalten werden die von uns ins Herz geschlossenen Claudia Rohrbach und Miljenko Turk. Das Programm wird jeden Opernfreund begeistern, so hören wir unter anderem den 3. und 4. Akt aus »Werther« von Jules Massenet, die Arie des Roméo aus »Roméo et Juliette« von Charles Gounod, das Duett Lakmé und Mallika aus der Oper »Lakmé« von Léo Delibes, die Arie der Dalila aus »Samson et Dalila« und das Duett Nadir und Zurga aus »Die Perlenfischer« von Georges Bizet. Wir werden auch wieder bei unserem Fest bereits zum fünften Mal in Folge den Offenbachpreis des Vereins an ein junges Mitglied des Opernensembles verleihen.

Aufgrund der hochkarätiger Sängerinnen und Sänger und dem wunderbaren Programm möchte ich nicht nur unserem Freundeskreis, sondern allen Opernliebhabern, unser Fest der schönen Stimmen mit großem Engagement ans Herz legen! Bitte kommen Sie zu unserem Fest der schönen Stimmen. Vielleicht verschenken Sie auch die eine oder andere Karte zu Weihnachten oder zu einem anderen Anlass. Ein volles Opernhaus mit Mitgliedern, deren Bekannten, Freunde und Gästen und allen anderen Opernliebhabern könnte ein richtiges Freundesfest werden, denn beim anschließenden Empfang können wir die Künstlerinnen und Künstler hautnah erleben.

musikalische leitung Will Humburg mit Sonia Ganassi, Claudia Rohrbach, Massimo Giordano, Miljenko Turk Kinderchor Kölner Domchor Gürzenich-Orchester Köln 30. jan. 2010 › 19:30 Uhr › Opernhaus

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„Karneval einmal klassisch“ Burkard Sondermeier und die Camarata Carnaval Dienstag, 26. Januar 2010

opus 2010

1930h

www.buehnenkoeln.de www.koelnticket.de www.kunsthaus-seelscheid.de


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› Oper Köln in den 1960 e r Jahren

› Baukörper-Studie Oper Köln

Stand der Dinge APPLAUS


Stand der Dinge   APPLAUS

› Planungsstand Juni 2009

stand der dinge fotos  jswd Architekten, Köln und Atelier d’architecture, Chaix & Morel et associés, Paris

BAUBEGINN ??? BEGINN DES INTERIMS Oktober 2010 WIEDERERÖFFNUNG DES OFFENBACHPLATZES geplant: September 2013

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› Anna Palimina

In der Garderobe mit APPLAUS


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In der Garderobe mit   APPLAUS

in der garderobe mit …

anna palimina interview Georg Kehren foto Klaus Lefebvre

Kein Ort am Theater ist intimer als die Künstlergarderobe. Opernstars eilen, glänzen und entschwinden: stets beschäftigt, stets kreativ, stets im Rampenlicht. Nur in der Garderobe, ihrem Refugium auf Zeit, können sie ein wenig Atem holen – bis zum nächsten Auftritt. Für Oper Pur öffnen sie einen Moment lang die Tür. Einen Spalt breit nur, aber genug, um die Welt hinter den Kulissen kurz erahnen zu dürfen. Diesmal: Sopranistin Anna Palimina.

Sie haben gleich Vorstellung: Wie bereiten Sie sich mental auf eine Vorstellung vor ? Mental bin ich immer bereit! Wichtig ist, körperlich fit zu sein – satt, zufrieden und eingesungen! Für was hätten Sie gerne viel mehr Zeit ? Für meine Familie und Klavierspielen … Wann hatten Sie das (diese Zeit) das letzte Mal ? Ende Oktober … Gibt es eine Opern-Gesangspartie, um die Sie Ihre(n) männlichen Gesangskollegen schon auch mal beneiden ? Hab’ noch nie jemanden beneidet! Hatten Sie schon einmal mit dem »Frauenbild« eines Regisseurs Ihre Schwierigkeiten ? Ich kann mir selber nur mit Mühe ein reales »Frauenbild« vorstellen, deswegen vertraue ich den Regisseuren. Können Sie mit dem Begriff »Solidarität zwischen Frauen« etwas anfangen ? Nein! Ich glaube nicht an Geschlechtersolidarität. Das ist nicht natürlich – es kann eine Abmachung geben, aber keine Solidarität. Gibt es für Sie unter Sängerinnen ein Vorbild ? Vorbild? Ja! Meinen Mann! Der singt nicht! (lacht) Ach, sehr viele …

Mit welchem Begriff würden Sie das »Besondere« einer Sängerin benennen? »Freiheit.« Sie machen auch in nervenkitzligen Situationen immer einen positiven, wohlsortierten Eindruck. Verlieren Sie auch mal die Kontrolle ? Wann zuletzt ? Ja, regelmäßig, deswegen bin ich ein Sopran mit Koloraturen! Gibt es eine Komponistin, der Sie sich besonders verbunden fühlen? Ich verbinde mich mit Musik, es spielt keine Rolle wer sie geschrieben hat! Gab es für Sie je einen anderen Berufswunsch als den der Opernsängerin? Ja! Popstar! Das Sängerinnendasein ist mitunter unstet. Wo fühlen Sie sich »beheimatet« ? Überall! Stichwort »Traumpartie«. Gibt es die ? Jede Partie ist für mich ein Traum!

anna palimina wurde in Chisinau / Moldawien geboren. Ihr erstes Engagement führte sie an das Staatstheater am Gärtnerplatz in München, wo sie als nora (»Majakowskis Tod«), olympia (»Hoffmanns Erzählungen«), königin der nacht (»Die Zauberflöte«) und blonde (»Die Entführung aus dem Serail«) zu erleben war. Am Hans Otto Theater Potsdam gab sie als servilia (»La clemenza di Tito«) ihr Debüt, die Partie der blonde gestaltete sie 2008 auch im Rahmen der Potsdamer Winteroper. An der Oper Köln ist sie seit dieser Saison fest engagiert und als amore in »Orfeo ed Euridice«, olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, sierva maria in »Love and Other Demons« von Peter Eötvös sowie als waldvogel in »Siegfried« zu erleben. Anna Palimina ist verheiratet und Mutter eines zweijährigen Sohnes.

frauen in zahlen 1990 führt der Schweizer Kanton Appenzell Innerrhoden als letzter Ort Mitteleuropas das Frauenwahlrecht ein.


Hinterbühne   APPLAUS

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hinterbühne

Alles zwischen Vorhang auf und Vorhang zu text Felix Mauser, Heike Neumann foto Matthias Baus

»Bretter, die die Welt bedeuten« – doch wer zimmert, putzt und bewegt sie eigentlich? Ein Besuch hinter den Kulissen

› Kathrin Vinciguerra ist Inspizientin an der Oper

Es ist kurz nach 18.30 Uhr im Opernhaus. Am Inspizientenpult, seitlich vom Bühnenportal im verborgenen Bereich der Seitenbühne gelegen, herrscht eine knappe Stunde vor Vorstellungsbeginn reges Treiben. Ruhender Pol im Gewimmel zwischen Requisiteuren, Bühnentechnikern und künstlerischem Personal ist Kathrin Vinciguerra, seit 20 Jahren Inspizientin an der Kölner Oper. Sie ist alternierend mit ihren Kollegen das organisatorische Herzstück einer jeden Vorstellung. Gute Nerven, musikalisches, künstlerisches Verständnis und ein integrierendes Talent sind die wichtigsten Eigenschaften für ihren Job. Am Pult sitzend hat sie auf drei Monitoren unter anderem die Bühnentotale, den Zuschauerraum und den Dirigenten samt Orchestergraben aus unterschiedlichen Perspektiven im Blick. Durch das bedeutungsschwangere rote Mikrofon ruft sie vor und während aller Proben und

Vorstellungen Beteiligte im Haus zu ihrem Auftritt. Über einen Knopf am Pult lässt sie den Pausengong ertönen, per Telefon steht sie mit der Kasse, den Türschließern und anderen Abteilungen der Oper Köln in Kontakt. Ihr Dienst beginnt eine gute Stunde vor Beginn der Vorstellungen, die sie verantwortungsvoll begleitet und behütet, und endet mit dem Ausfüllen des Vorstellungsberichts, kurz nachdem der Schluss­ applaus verhallt ist. Wie lässt sich ihre Tätigkeit in einem Satz zusammenfassen, wollen wir schließlich wissen. »Alles was zwischen Vorhang auf und Vorhang zu passiert, ist meine Schuld«, sagt Kathrin Vinciguerra lächelnd und nicht ohne Selbstironie. Überzeugt fügt sie, die ursprünglich Sängerin werden wollte, hinzu: »Es ist mein selbst gewählter Traumberuf, den ich mit voller Überzeugung und Freude ausübe.« Glücklich, wer das von sich sagen kann!


© Ferenc Szelepcsenyi-© andreas reimann - Fotolia.com

falsche Platzierung ?

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