Formel-Woche 1/2013

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2013

1

8. Mai

Pirelli

en r a L c M War r e t h c e l h c s s l a jem ? 3 1 0 2 als

• F1: Rennen im Rückspiegel: Der Spanien Grand Prix 2001 • Analysen zur F3 EM, IndyCar Serie, AutoGP • Ausführliche Vorschau auf die GP3 Saison


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McLaren: So schlecht wie seit 30 Jahren nicht mehr?

News

Barcelona: Der Gradmesser für die WM?

Alguersuari: Karriereende mit 23?

Rennen im Rückspiegel: Spanien GP 2001

formel 1 Ellinas versus Daly

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Niederhauser erfolgsreichster aktiver Fahrer

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15 Dalys letzte Chance


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 Der Mann des Wochenendes: Raffaele Marciello

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F3 EM

Trotz Niederlage auf Titelkurs 33 Meldungen für das Indy-500 Blog

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IndyCar Vittorio Ghirelli kommt in Ungarn in Fahrt

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Auto GP: Rekordteilnehmer dabei

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Ungarn mit viel versprechendem Nachwuchs?

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AutoGP Ghirellis erster AutoGP Triumph

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McLaren: So schlecht wie seit 30 Jahren nicht mehr? Fotos: Bridgestone, McLaren

McLaren ist so schlecht in die Saisongestartet wie schon lange nicht mehr. Wir werfen einen Blick in die Historie des Teams und zeigen, warum man das Team noch nicht abschreiben sollte. von Michael Zeitler

D

as hätte es vor einigen Jahren noch nicht gegeben: Nach den bisher verkorksten vier Saisonrennen schöpft McLaren trotzdem Mut: Sogar den WM-Titel hat man noch nicht abgeschrieben! 2013 stehen 19 WM-Rennen an, es ist also durchaus noch genug Zeit, Entwicklungsschritte nach vorne zu machen. Auch wenn der Grad zwischen weitere Konzentration auf 2013 und frühe Neuorientierung auf die neue Turboära ab 2014 extrem schmal ist. Das erste große Entwicklungspaket von McLaren soll beim Spanien GP eingesetzt werden, dann will man den Anschluss an die Spitze wieder herstellen.

lang nach unten gezogene seitliche Schürzen schloss man den Boden luftdicht ab, das Auto saugte sich daher noch besser auf den Asphalt, lieferte mehr Haftung – und war daher einfach schneller. Dennis meistert erste Krise

Derzeit rangiert McLaren nur auf Rang sechs in der Konstrukteurswertung. Wäre die Saison jetzt zu Ende, wäre es die schlechteste Saison für McLaren seit 32 Jahren! Das schlechteste F1-Jahr war bisher 1967 mit Rang zehn. Damals war Firmengründer Bruce McLaren aber auch noch ein Einzelkämpfer, stand mit seinem McLaren BRM ja nicht mal bei allen Meisterschaftsläufen am Start.

McLaren konnte zu jener Zeit diesem Entwicklungsrennen nicht Schritt halten. James Hunt wurde 1976 das bis dato letzte Mal für McLaren Weltmeister. Danach versuchte sich McLarenChef Teddy Mayer in Richtung Amerika zu orientieren. McLaren baute also auch Rennwagen für das US-amerikanische F1-Pendant IndyCar. Mayer als US-Amerikaner kam bald in Verruf, die F1-WM zu vernachlässigen. Zunehmend unzufrieden wurde vor allem Hauptsponsor Philip Morris (Marlboro). Man arrangierte den Zusammenschluss mit dem F2-Team Project Four von Ron Dennis. Es war mehr als ein Zusammenschluss, denn von nun an baute Dennis McLaren zu einem Traditionsrennstall und vor allem zu einer Erfolgs-Mannschaft auf. Mayer verließ das Team bald und Dennis führte McLaren in die erfolgreiche Ära der 80er Jahre.

Deswegen: Wann war die erste wirkliche sportliche Krise bei McLaren, nachdem man sich zuvor schon als Spitzenteam bewiesen hatte? Es war vor 35 Jahren, also 1978. Damals revolutionierte das Lotus-Team die Formel-1 und führte den Bodeneffekt ein. Man erkannte also: Der untere Teil des Fahrzeugs ist noch wichtiger, als der Luftfluss über den Wagen. Durch

Die erste McLaren-Krise unter Dennis kam dann zu Beginn der 90er Jahre: Honda verabschiedete sich aus der Formel-1, nachdem Williams sportlich die neue Spitze wurde. Damit hatte McLaren den Erfolgspartner verloren: In vier Jahren fuhr man mit vier verschiedenen Motorhersteller: 1992 noch Honda, 1993 Ford, 1994 dann Peugeot, 1995 mit Mercedes. Dennis

wollte immer eine neue erfolgreiche Partnerschaft aufbauen. Deswegen auch die Vereinigung 1994 mit Peugeot. Eigentlich wollte der französische Automobilhersteller mit Jean Todt als Rennleiter ein F1-Werksteam etablieren, aber dann baute man doch nur einen Motor. McLaren nutzte die Chance und wurde Exklusiv-Partner. Aber wider Erwarten waren die Motoren schwach und unzuverlässig. Deshalb stibitzte McLaren Sauber den Motorhersteller Mercedes weg. Bis heute baut McLaren auf Mercedes als Partner, auch wenn Mercedes seit 2010 sein eigenes Werksteam aufmachte und McLaren ab 2015 wohl wieder mit Honda zusammenarbeiten wird. Das bisher letzte schlechte Jahr war 2004: Damals platzten speziell zu Beginn der Saison reihenweise die Mercedes-Motoren. Schnell fanden findige Journalisten Spitzennamen wie Mercedes Brennt’s oder Silberfackel. Gerüchten zu Folge waren die Gründe der Motorschäden aber auch beim McLaren-Team selbst zu suchen, weil Technikchef Adrian Newey ein Freund von extremer Bauweise ist, keinesfalls aber von ausreichend Kühlluft für die Aggregate. Schon 2003 hat McLaren das für jenes Jahr angedachte Chassis nie zum Einsatz gebracht: Es war zu unzuverlässig! Seither hatte McLaren auch schlechte Saisonstarts wie 2006 oder 2009, aber hat dann doch immer wieder rascher als die Konkurrenz entwickelt und den Rückstand aufgeholt. Darauf hofft man jetzt auch 2013.


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 Vettel zu Mercedes? Der dreimalige F1-Weltmeister Niki Lauda kennt die Zutaten zum Erfolg. Er weiß: Ein zentraler Erfolgsfaktor ist, die wichtigsten Personen ins Team zu holen. Deswegen soll der neue Mercedes-Teilhaber schon die Fühler nach RedBull-Stardesigner Adrian Newey ausgestreckt haben. Newey lehnte ab, der einstige Lauda-Rivale und österreichische Landsmann Dr. Helmut Marko kann Newey bei Red Bull halten. Aber was ist mit Sebastian Vettel? Laut „Bild am Sonntag“ hat Mercedes beim Deutschen vorgesprochen. Noch ist Vettel bis Ende 2014 an Red Bull gebunden. Bei Ferrari sind die Türen zu, solange Fernando Alonso für Ferrari fährt (mindestens bis Ende 2016). Auch Mercedes hat mit Lewis Hamilton und Nico Rosberg aber zwei richtig starke Fahrer an Bord. Beide sind langfristig ans Team gebunden, aber Lauda weiß: Für Mercedes wäre Vettel PR-technisch ja fast schon ein Muss. Nur so wird man als deutsches Nationalteam wirklich akzeptiert. Mercedes könnte bald auch tatsächlich eine sportlich attraktive Wahl sein, denn in der neuen Turboära wird dem Werksteam einiges zugetraut. Doch wahrscheinlich ist: Vettel bleibt auch weiterhin bei Red Bull. Zwei Mal selbes Podest in Folge Sebastian Vettel vor Kimi Räikkönen und Romain Grosjean – das Ergebnis vom Bahrain GP 2012 ist auch jenes des Bahrain GP 2013. Gab’s das schon mal, also zwei Mal dieselbe Podestbesetzung in Folge bei einem Grand Prix? Ja: Beim Spanien GP 1998 und 1999 gewann Mika Häkkinen, David Coulthard (beide McLaren Mercedes) und Michael Schumacher (Ferrari). Und auch beim Großbritannien GP 1965 wiederholte sich das Vorjahresergebnis: Jim Clark vor seinen beiden britischen Landsmännern Graham Hill und John Surtees. Clark fuhr damals einen Lotus Climax, Hill einen BRM und Surtees einen Ferrari. Rookies ohne Punkte: 2013 auf Rekordjagd? Noch immer haben die Rookies der Saison 2013 keine WM-Punkte gesammelt. Bei vielen wird das Unterfangen auch schwer: Etwa für die beiden Marussia-Piloten Jules Bianchi und Max Chilton, oder für Caterham-Pilot Giedo van der Garde. Beide Teams haben noch nie Punkte eingefahren. Bei Sauber-Neuling Esteban Gutiérrez und Williams-Youngster Valtteri Bottas hat man aber durchaus mit Punkten gerechnet. Doch beide Teams haben Schwierigkeiten, Gutiérrez kam außerdem noch nicht richtig in Fahrt. Bisher gab es zwei Jahrgänge, in denen die Rookies das gesamte Jahr über nicht gepunktet haben. Sowohl 1990, als auch 1998 wurden aber weniger Rennen ausgetragen als 2013. Damit könnte es in diesem Jahr einen neuen Rekord geben. 1998 gab es nur zwei Neulinge: Toranosuke Takagi bei Tyrrell und Esteban Tuero bei Minardi. 1990 gab es noch eine Reihe mehr: Die beiden Brabham-Brüder David (Brabham) und Gary (Life), die beiden Schweizer Gregor Foitek (Brabham, Onyx, 1989 für EuroBrun und Rial nie qualifiziert) und Claudio Langes (EuroBrun), sowie Gianni Morbidelli (Minardi und Scuderia Italia). Deutschland mit neuem Rekord Zwei deutsche Teams im Finale der Champions-League – aber auch in der Formel-1 läuft es rund. Deutschland hat einen neuen Rekord erobert: Seit dem Großbritannien GP 2008 und damit seit 89 WM-Rennen fuhr immer mindestens ein Deutscher in die Punkte. Das gab es noch nie. Die längste Serie davor kam von den Briten: Vom USA GP 1960 bis zum Italien GP 69 fuhr 88 Mal in Folge mindestens ein Brite in die Punkte. Derzeit sind vier Deutsche in der Formel-1 am Start – so wenige, wie schon lange nicht mehr: Weltmeister Sebastian Vettel, Mercedes-Pilot Nico Rosberg, ForceIndia-Rückkehrer Adrian Sutil, sowie Sauber-Pilot Nicolas Hülkenberg. MZ Pirelli

Verguckt? Keineswegs. Auch 2013 standen Räikkönen, Vettel und Grosjean wieder auf dem Podest des Bahrain Grand Prix.


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Barcelona: Der Gradmesser für die WM? Fotos: Miquel Rovira, James Moy

Zu Zeiten der unbegrenzten Testfahrten galt Barcelona als die Referenzstrecke im Formel 1 Kalender. Doch trifft dies auch auf die heutige Zeit zu? von Michael Zeitler

gewann 1913 im Rolls Royce den ersten Spanien GP – aber das Rennen vor 100 Jahren wurde noch für Sportwagen ausgeschrieben. Der erste Spanien GP mit GP-Rennwagen fand vor 90 Jahren statt: Der Sieger hieß Albert Divo und fuhr einen Sunbeam. Und in Barcelona wird seit 1991 gefahren, Sieger damals: Nigel Mansell im Williams Renault.

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ilt das eigentlich noch? Es hat immer geheißen: Wer in Barcelona den Spanien GP gewinnt, der hat das richtige Auto, um Weltmeister zu werden. Doch gilt das auch in der modernen Formel-1 noch, die ja mehr ein Reifen-Roulette statt ein Racing-Event ist? Wer hat letztes Jahr gewonnen? Pastor Maldonado im Williams Renault. Am Ende wurde der Venezuelaner Gesamt-15.!

Warum gilt die 4,655 Kilometer lange Strecke als Gradmesser für die gesamte Saison? Weil sie erstens die Aerodynamik der F1-Rennwagen stark beansprucht und die Aerodynamik ist nach wie vor das A und O in der Formel-1. Zumindest 2013 noch. Und weil sie zweitens schon bei den Wintertestfahrten pro Team mehrere hundert Mal umrundet wird. Auch hier gilt: Zumindest 2013 noch, denn

Bleiben wir bei den Siegern: Rekordsieger mit sechs Siegen ist Michael Schumacher – unvergessen sein Triumph 1996 im strömenden Regen. Rekord-Siegermarke ist Ferrari (elf Siege). Spanische Sieger gab es bisher zwei: Fernando Alonso gewann 2006 im Renault und Carlos de Salamanca

im nächsten Jahr wollen die Teams und Reifenhersteller Pirelli gerne in der Wüste testen, weil im spanischen Winter das Wetter alles andere als stabil ist. Die Strecke in Barcelona war jahrelang im Verruf: Auf ihr könne nicht überholt werden. Es wurde eine Schikane vor dem Start-Ziel-Bogen installiert, aber die Lösung kam erst mit den schnell abbauenden PirelliReifen. Barcelona soll bis 2020 im Kalender bleiben. Von einem jährlichen Wechsel mit Valencia spricht vor allem in Barcelona schon längst keiner mehr. Valencia sollte das spanische Monaco werden, mit einem (schnellen) Stadtkurs am Hafen, wo auch der American’s Cup ausgetragen wird. Aber das Rennen hatte nie wirklich Flair, dafür aber Rote Zahlen.

Circuit de Catalunya 260

4 0,4 248

3

Gang

5

G-Kraft 2

3 3,0 141

7

8

3 3,0 141

MEDIUM HARD

213

13

12

9

145

5 1,5

140

260

4 3 3,0

6

3 2,2

6 0,5

160

12. Mai

2 ··

14 00

66

4,655 km

DRS

11 10 3 3,0 133

1

Geschwindigkeit

©Geradtz

4 2,2

6 0,2

S ···

DRS

15

14

16

4 3,3 212


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 Alguersuari: Karriereende mit 23? Fotos: LAT, Hockenheimring

Von der Königsklasse zurück in den Kartsport: Jamie Alguersuari hat durchläuft gerade einen harten Weg. Schafft es der Spanier noch einmal zurück in die Formel 1? von Michael Zeitler

J

aime Alguersuari fragt: „Soll mit 23 Jahren meine Karriere wirklich schon vorbei sein?“ In diesem Alter haben andere erst mit dem Motorsport begonnen. Aber der Spanier war schon immer einer der jüngsten: 2008 beim Titel in der britischen Formel-3 der jüngste Meister dieser Serie überhaupt, 2009 in der Formel-1 mit 19 Jahren und 125 Tagen ebenfalls. Alguersuari kam auch früh zum Motorsport, infiziert mit dem Motorsport-Virus durch seinen Vater Jaime Alguersuari Senior. Der fuhr Motorrad-Rennen, 1973 und 1975 mit einer 50 Kubik Derbi sogar je ein WM-Rennen. Der junge Alguersuari fuhr aber lieber mit vier- statt mit zwei Rädern. 2005 stieg er mit Epsilon Euskadi in die 1,6-Liter Formel-Renault in Italien in den Formel-Sport auf, wurde Gesamt-Dritter. Die italienische Winterserie gewann er dann 2006 für das Cram-Team, fuhr anschließend im Zweiliter-Eurocup der Formel-Renault und wurde Zwölfter. 2007 kehrte er zu Epsilon Euskadi zurück, wurde Fünfter im Eurocup und Vizemeister in der italienischen Formel-Renault. 2008 dann der angesprochene Titel in der britischen Formel-3. Das brachte ihn Testfahrten in der GP2 für iSport ein, doch er blieb bei Carlin und wechselte in die Formel-World-Seriesby-Renault. Mit einem Sieg wurde er Gesamt-Sechster. In der zweiten Saisonhälfte fuhr er parallel dazu in der Formel-1, übernahm das Cockpit von IndyCar-Star Sébastien Bourdais, der

in der Formel-1 bei Toro Rosso nicht wirklich überzeugen konnte. Alguersuari wurde Teamkollege von Sébastien Buemi. Beide waren in etwa gleich stark, wobei Alguersuari immer in der zweiten Saisonhälfte richtig aufdrehte. Ende 2011 war trotzdem Schluss: Toro Rosso trennte sich vom Spanier. Alguersuari wurde Testfahrer für den F1-Reifenlieferant Pirelli, aber auch mit dem wichtigen Pirelli-Wissen im Gepäck schaffte er 2013 nicht das Comeback, obschon er lange als

Kandidat bei Force India galt. Statt Formel-1 im Force India Mercedes fährt der 23-Jährige wieder in der Kart-EM. Dort, wo alles begann. Vielleicht fängt Alguersuari ja wieder von vorne an – jung genug wäre er ja. Und sollte das ganz große Renncomeback in der Formel-1 platzen, dann könnte er sein Geld mit der Musik verdienen. Nebenbei legt Alguersuari als DJ Squire auf, brachte 2009 ein eigenes Album auf den Markt.

 Geboren: 23. März 1990 in Barcelona 2006 Meister italienische Formel-Renault Winterserie (Cram) 2007 Vizemeister italienische Formel-Renault 2.0 (Epsilon Euskadi) 2008 Meister der britischen Formel-3 (Carlin) 2009 Gesamt-6. In der Formel-World-Series-by-Renault (Carlin) 2009 F1-Debüt in Ungarn für Toro Rosso 2010 Gesamt-19. In der F1-WM für Toro Rosso 2011 Gesamt-14. In der F1-WM für Toro Rosso Formel 1 Bilanz: 46 WM-Rennen 31 WM-Punkte 0 Siege 0 Poles


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GP Spanien 2001 - Fortunas Launen

N

von Johannes Mittermeier

orbert Haug haderte nachdem das Unfassbare eingetreten war: „So grausam kann Motorsport sein!“ Das eigentlich irrationale Desaster des LetztrundenDramas, welches in Barcelona vor zwölf Jahren neu kulminiert wurde. Mika Häkkinen suchte eine Schulter zum Anlehnen. Michael Schumacher gab sie ihm. Der tatsächliche und der moralische Sieger des Grand Prix von Spanien 2001 trafen sich im Parc fermé, kurz vor der Siegerehrung, und sie begegneten sich dort nicht nur, sie widerlegten in diesen flüchtigen Momenten vielleicht endgültig die Mär vom feindseligen Rivalen der Rennbahn. Häkkinen musste getröstet werden. Er war am Boden. Und er war sensibel. Wenn man es nicht besser gewusst hätte, wäre man der festen Überzeugung gewesen: Zu sensibel für das knüppelharte Formel-1-Business, das keine Freunde kennt und erst recht keine Fehler. Viel zu sensibel. Doch irgendwie konnte der Finne etwaige Störfaktoren stets fruchtbar kanalisieren, sobald er den Helm aufsetzte und ins Auto kletterte. Nichts schien leichter zu sein. Er war zweifacher Weltmeister. Nun aber war kein Helm zur Stelle und auch kein Auto, womit er die Emotionen bändigen konnte wie überforderte Gegner. Nun war Häkkinen allein, im Stich gelassen von der Technik und dem Gutdünken höherer Mächte. Da legte Schumacher den Arm

um seinen Lieblingsrivalen und flüsterte ihm warme Worte ins Ohr. Häkkinen lächelte, gequält. Er trat vor die Mikrofone, weil sein Vertrag es so verlangte. Im Grunde gab es für ihn keine lästigere Pflicht an Grand-Prix-Wochenenden. Sogar im Anschluss an Siege. Und in diesem Augenblick des Unfassbaren brauchte er für jeden Satz noch länger als sonst: „Ich bin mit den Nerven fix und fertig. Ich kann es nicht glauben. Es hätte heute ein Feiertag werden können. Ich musste nicht mal alles geben und bin zum Schluss spazieren gefahren.“ Häkkinen schüttelte den Kopf, halb nach Wörtern trachtend, halb nach Verständnis. Fündig wurde er nicht. Wenigstens der Schumacher‘sche Sportsgeist besaß das Vermögen einer kleinen Aufheiterung: „Das war eine tolle Geste von Michael“, nickte Häkkinen. „Er hat mir gesagt, dass es ihm leid tut, unter solchen Umständen gewonnen zu haben und dass der Sieg mir gehört.“ Wieder stockte die Stimme. Häkkinen senkte sein Haupt. Big Boys Don‘t Cry.

Zwei Grandseigneure der Formel 1

Mika Häkkinen und Michael Schumacher hatten über die Jahre an ihrer Legendenbildung gefeilt. So leidenschaftlich sie auf der Strecke miteinander kämpften, so siegesbesessen sie ihre Hightech-Geschosse um die Kurse prügelten, nie zurücksteckend, bis ans äußerste Limit zirkulierend - genauso ehrwürdig und stilsicher verhielten sie sich im gegenseitigen Umgang. Also immer dann, wenn das Cockpit nicht mehr als eingekes-

Spanien 2001


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selte Zelle des Wahnsinns bei 300 Sachen herhielt. Die beiden Doppelweltmeister waren zwei Grandseigneure der Formel 1. Seit 1998 hatten der McLaren - und der Ferrari-Pilot die meisten Siege unter sich arrangiert. Die Titel sowieso. Zwei zu eins für Häkkinen lautete die Bilanz, 2000 war es dem unermüdlichen Deutschen endlich gelungen, der Scuderia ihren ersehnten Fahrerweltmeister zu bescheren, nach 21 unerträglichen Jahren der Dürre. Der GP Suzuka 2000 ging als leuchtende Sternstunde des Motorsports in die Geschichtsbücher ein, dieses brillante Rennen, das Häkkinen und Schumacher zu einem Duell unter Champions hochexerziert hatten, und das den Kerpener am Ende als glorreichen Weltmeister sah. Für die Saison 2001 hegte das silberne Lager Revanchegelüste. Häkkinen schmerzte der missglückte WM-Hattrick. Es sollte von Neuem beginnen, beim Punkt null, mit dem Kampf der Titanen. Früh aber deutete sich an, dass daraus nichts werden sollte. Der schweigsame Blonde durchlebte eine Odyssee des Schlamassels, die ihren Ursprung in der maladen Technik des ohnehin chronisch defektanfälligen McLaren-Mercedes hatte. Aus den ersten vier Rennen holte er kümmerliche vier Punkte, während Schumacher zwei Grand Prix für sich entscheiden konnte. Er reiste als Führender nach Spanien. Zwei Wochen zuvor hatte Bruder Ralf in Imola seinen Premierensieg in der Formel 1 gefeiert. In Brasilien war David Coulthard der Mann des Tages gewesen, und der langjährige Häkkinen-Abschirmjäger schickte sich plötzlich an, aus dem übermäßig wirkenden Schatten des vom Pech verfolgten Finnen zu treten.

Spanien 2001

Ungeachtet des Negativtrends trumpfte das Nordlicht im Qualifying auf wie zu besten Zeiten. Gerade 0,085 Sekunden fehlten ihm auf Schumacher, der die Pole Position eroberte. Die zweite Reihe zeigte ein spiegelverkehrtes Bild: McLaren vor Ferrari, Coulthard vor Rubens Barrichello. Ralf Schumacher klassifizierte sich als Fünfter, Jordan-Pilot Jarno Trulli komplettierte die Top Six.

Aufwachen, Herr Villeneuve!

In Barcelona wurden erstmals seit 1993 wieder elektronische Fahrhilfen zugelassen. Traktionskontrolle oder Startautomatik mischten sich als geheimnisvolle Variablen unter die Teams. Bei den Wintertests hatte McLaren vorzüglich abgeschnitten - ein Erfahrungswert, der am Sonntag in fieser Bumerang-Manier angeflogen kam und die Musterschüler mitten ins Gesicht traf. Als die 22 Wagen in die Formationsrunde rollten, blieb David Coulthard stehen. Motor abgewürgt, ein Problem mit der Software. „Es hätte viele treffen können, weil die Systeme nicht so funktionierten wie erwartet“, zürnte der Schotte hinterher. Mika Häkkinen im Übrigen löste sich geschwind und geschmeidig aus den Startblöcken...


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Außer „DC“ forderte die heimtückische Elektronik den Skalp von Heinz-Harald Frentzens Jordan - beim Rennstart. Es war schieres Glück, dass die brenzlige Situation eines stehenden Autos im brüllenden Tohuwabohu keine Konsequenzen nach sich zog. Frentzen aber fiel weit zurück und meinte bald darauf eine Lücke zu erspähen, wo keine war. Der eliminierte Lokalmatador Pedro de la Rosa hatte Mühe, seine Freude im Zaum zu halten. Dafür wussten andere zu gefallen. BMW-WilliamsNovize Juan-Pablo Montoya zum Beispiel, der sich vom elften auf den sechsten Platz verbessert hatte. Besonders tollkühn gestaltete er ein Manöver gegen den nicht eben zimperlichen Jacques Villeneuve (BARHonda). Immerhin: Für den Kanadier war es ein Koffein-Ersatz zur rechten Zeit: „Das weckte mich auf. So war ich für den Rest des Rennens hellwach“, grinste Jacques später.

Silberner Servierteller

David Coulthard hingegen gelangte vom Regen in die Traufe. Im Übermut rasierte er sich den Frontflügel ab, musste notgedrungen an die Boxen hechten und seine Aufholjagd von Neuem beginnen. Derweil setzten sich Schumacher und Häkkinen rasch von der Verfolgergruppe ab. Barcelona-typisch, riss es die Zuschauer allzu selten aus den Sitzen - der Grand Prix wies Wesensmerkmale einer Prozession auf. Da gereichte es zum erfreulicher Zufall, dass ein junger Spanier seine Landsleute vor der mittäglichen Siesta bewahrte. Ein weitgehend unbekannter Minardi-Pilot namens Fernando Alonso drängelte frech im Rückspiegel des etablierten Benetton-Fahrers Giancarlo Fisichella. Das Volk auf den Rängen johlte. David Coulthard beobachtete das Treiben im Logensitz und erquickte sich weniger daran.

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Michael Schumacher behielt seine Führung auch nach dem ersten Boxenstopp-Reigen, baute sie in der Folge auf vier Sekunden aus und nahm offenbar einen weiteren souveränen Sieg ins Visier. Hätten nicht ein Ausfall von Ralf und ein paar spärliche Positionswechsel in der Tempo-80-Zone für Unterhaltung gesorgt, das Rennen wäre kurz vor dem Erlahmen gewesen. So aber hielten die Schlusssequenzen eine Portion Action bereit, die keiner mehr erwartet und, um ehrlich zu sein, in dieser Form der Dramaturgie auch niemand benötigt hätte.

„Ehrlich, so willst du nicht gewinnen...“

Um die flankierende Zierde vorweg zu nehmen: Montoya sollte seinen ersten Podiumsplatz erringen und Zweiter werden. Villeneuve würde als Dritter erstmals seit dem GP Ungarn 1998 auf dem Treppchen stehen. Wer als Erster durchs Ziel huschte? Diese Frage beantwortete Fortuna mit einem mürrischen Schwenk der Laune. Zunächst schlitterte der vermeintlich unantastbare Leader Schumacher in Schwierigkeiten. Kurz nach seinem zweiten Stopp brachen seine Rundenzeiten drastisch ein. Wie sich herausstellte, wurde der Weltmeister von heftigen Vibrationen am Vorderreifen geplagt: „Ich dachte, der explodiert gleich!“ Bis zu fünf Sekunden büßte er pro Runde ein. Ein silberner Servierteller für Häkkinen, der mühelos die Spitzenposition erbte. Der Finne genoss das abstinent gewordene Gefühl des ersten Ranges, die frohlockende Aussicht auf die Zieldurchfahrt, den Pokal, den Champagner, die WMPunkte. Er war Zentimeter davor, seiner achtmonatigen Sieges-Durststrecke ein Ende zu setzen.

Spanien 2001


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Es war die letzte von 65 Rennrunden, die allerletzte, und Häkkinen hatte einen Puffer von 40 Sekunden. Schumachers Bestreben beschränkte sich nurmehr darauf, den angeschlagenen Ferrari nach Hause zu manövrieren. Doch plötzlich schlug die Mercedes-Crew in der Box entsetzt die Hände über den Köpfen zusammen. Der McLaren wurde langsam. Es qualmte aus dem Heck, Funken sprühten. Durfte das denn wahr

„Ehrlich, so willst du nicht gewinnen“, bekannte der Ferrari-Pilot, und er erweckte dabei nicht den Eindruck von heuchlerischem Hohn. „Mika“, japste indes Norbert Haug, „Mika hat heute alles richtig gemacht. Aber so grausam kann Motorsport sein.“ Fotos: Bridgestone

Ergebnis 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.

Michael Schumacher Juan Pablo Montoya Jacques Villeneuve Jarno Trulli David Coulthard Nick Heidfeld Olivier Panis Kimi Räikkönen Mika Häkkinen Jean Alesi Luciano Burti Jos Verstappen Fernando Alonso Giancarlo Fisichella Jenson Button Tarso Marques

sein? Welches Spiel führte das Schicksal nun wieder im Schilde? Mika Häkkinen versuchte verzweifelt, den Wagen abseits der Ideallinie um die Biegungen zu steuern, die Flucht nach vorne anzutreten. Er hoffte, er bangte, er betete. Vergebens. Häkkinen registrierte die Sinnlosigkeit seines Unterfangens. Und rollte ins Gras. Kupplungsschaden. Beschwörend riss er die Hände gen Himmel. Die Fans erhoben sich, applaudierten in sympathischer Zuneigung und mitleidender Attitüde. David Coulthard gabelte den Untröstlichen auf und brachte ihn zurück ins Fahrerlager. Dort empfing ihn Michael Schumacher.

Ferrari Williams-BMW BAR-Honda Jordan-Honda McLaren-Mercedes Sauber-Petronas BAR-Honda Sauber-Petronas McLaren-Mercedes Prost-Acer Prost-Acer Arrows-Asiatech Minardi-European Benetton-Renault Benetton-Renault Minardi-European

Spanien 2001

65 Runden +40,738 +49,626 +51,253 +51,616 +1:01,893 +1:04,977 +1:19,808 +1 Runde +1 Runde +1 Runde +2 Runden +2 Runden +2 Runden +3 Runden +3 Runden

Ausfälle Rubens Barrichello Aufhängung Eddie Irvine Motor Ralf Schumacher Bremsen Enrique Bernoldi Benzin Pedro de la Rosa Unfall Heinz-Harald Frentzen Unfall


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Ellinas versus Daly? Fotos: Malcolm Griffiths/GP3 Media Service

Nach dem Ansprung der Besten aus dem vergangenen Jahr sind Conor Daly und Tio Ellinas die Favoriten auf den GP3-Titel in dieser Saison. von Michael Zeitler Jetzt hat die GP3 wieder eine Konkurrenz: Ein rund 30-köpfiges Starterfeld der F3-Europameisterschaft. Die GP3 hat reagiert: 2013 haben die Fahrer mehr PS unter dem Hintern. Auf eine völlige Neukonstruktion des Dallara Mécachrome hat die GP3-Organisation verzichtet – das wäre zu teuer gekommen. F3-Berater Gerhard Berger hat versucht, das Budget in der F3-EM auf unter eine halbe Million Euro pro Jahr zu senken, da muss auch die GP3 mitziehen. Mit der erhöhten PS-Zahl versucht die GP3 sich aber weiterhin als Mittelstufe zwischen Formel-3 und GP2/ Formel-World-Series-by-Renault zu etablieren. Und das scheint zu funktionieren: Im 2013er Fahrerfeld sind sogar Fahrer, die aus der WSbR in die GP3 abgestiegen sind. Beispiele dafür sind Kevin Korjus oder auch Nick Yelloly. Das Starterfeld ist qualitativ sehr hoch. Sieganwärter gibt es reichlich – und doch könnte es ein Zweierduell um den Titelgewinn geben. Zwischen Tio Ellinas und Conor Daly. So könnte das Gesamtklassement aussehen: 1. Tio Ellinas (Marussia Manor) Er ist der bisher letzte Sieger der GP3. Sein Sieg beim Finale in Monza 2012 ging aber wegen des packenden Titelkampfes zwischen Mitch Evans und Daniel Abt etwas unter. Schon in Monza war der Fahrplan des Zyprioten klar: Er will eine weitere GP3-

Saison für Marussia Manor fahren. Der Rennstall von John Booth ist unter dem gleichen Team-Dach wie das F1-Team Marussia. Deswegen wird Ellinas auch die F1-Nachwuchstests für Marussia bestreiten. Die Konstanz der gewohnten Umgebung, das Talent von Ellinas und seine Erfahrung machen ihn zum Top-Titelanwärter 2013. 2. Conor Daly (ART) Conor Daly hat sogar noch mehr Erfahrung wie Ellinas: 2011 kam er mit Carlin in die GP3, 2012 fuhr er schon mal für ART in der GP3. Daly hat einige gute Ansätze gezeigt, unter anderem einen Lauf in Barcelona gewonnen. Aber der Sohn des ehemaligen F1-Fahrers Derek Daly wollte 2013 eigentlich aufsteigen und mit Tech-1 in der Formel-World-Series-by-Renault fahren – oder für Foyt die IndyCar. Zumindest einen Einsatz beim Indy-500 gibt’s jetzt für den US-Amerikaner. Darüber hinaus durfte er in Malaysia für Hilmer in der GP2 fahren und hat auf Anhieb Punkte geholt. Erste F1Kontakte hat Daly bereits gesponnen: Er wird Aerodynamiktests für Force India bestreiten. Das ART-Team ist eines der absoluten Top-Mannschaften der GP3, Daly erfahren – und doch war er bei den Wintertestfahrten nie ganz vorne dabei. Mit ihm dürfte aber dennoch zu rechnen sein. 3. Alex Fontana (Jenzer) Formel-2 und fallweise auch ein paar GP3-Rennen für das Jenzer-Team – so sah der Stundenplan von Alex Fontana in den vergangenen zwei Jahren aus. Jetzt wird er seine erste

volle GP3-Saison für das schweizer Team von Andreas Jenzer bestreiten. Fontana ist begabt, hat seine Klasse auch schon bei den bisherigen GP3Gaststarts 2011 und 2012 aufblitzen lassen. Daher ist mit ihm auf jeden Fall zu rechnen. Fontana muss sich 2013 erstmals aber auch über eine volle Saison in einem sehr hochgradig besetzten Fahrerfeld beweisen. 4. Carlos Sainz jr. (MW Arden) Wird der Sohn der Rallye-Legende (Weltmeister und Dakar-Sieger) Carlos Sainz, Carlos Sainz Junior, der beste Rookie in der GP3? Der Spanier will gewiss mehr, nämlich das, was sein Vater nur für wenige Tests (Renault und Red Bull) geschafft hat: In die Formel-1. Die GP3 darf eigentlich nur eine Zwischenstation sein. Denn 2012 fuhr er in der britischen Formel-3 schon mit Fahrzeugen auf ähnlichem Niveau. Das verschafft dem Red-BullNachwuchsfahrer auch einen gewissen Vorteil gegenüber Daniil Kvyat, der neben Sainz jr. für MW Arden in der GP3 fahren wird und ebenfalls als extrem talentiert gilt. Beide schielen sogar auf den Titel. 5. Daniil Kvyat (MW Arden) Nach dem Ausscheiden von Vitaly Petrov bei Caterham hat die Formel-1 wieder keinen Russen mehr. Die Quantität an russischen Fahrern in den verschiedenen Nachwuchsformeln nimmt immer mehr zu – aber auch die Qualität. Auf zwei Russen ist besonders zu achten: Auf Sergey Sirotkin, der 2013 für ISR in der FormelWorld-Series-by-Renault an den Start


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geht, sowie auf Daniil Kvyat. In der Formel-Renault-Zweiliterklasse gehörte er in den vergangenen Jahren zu den Frontrunnern, dazu ist er auch schon Teil des Red-Bull-Juniorenprogramms. In Hockenheim absolvierte er auch einen Gaststart in der F3-EM, um sich schon mal auf schnelle Autos einzuschießen.

er Rennstall dürfte erst einmal Mühe haben, sich mit den Topteams wie ART, MW Arden und Marussia Manor zu messen. 9. David Fumanelli (Trident) Der Italiener blieb 2012 bei MW Arden blass. Jetzt ist er zu Trident gewechselt, die 2013 sehr italienisch auflaufen werden. Trident gehörte in den vergangenen Jahren nicht zu den Topteams in der GP3, hat aber auch schon Ausrufezeichen setzen können. Wahrscheinlich wird das mit Fumanelli auch gelingen, aber zu den Titelkandidaten zählt der 21-Jährige eher nicht.

12. Kevin Korjus (Koiranen) Wer den Eurocup der Zweiliter-Formel-Renault gewinnt, der gilt als künftiger F1-Pilot. So auch Kevin Korjus aus Estland. Doch die Euphorie hat sich längst verflüchtigt. Denn in der WSbR kam Korjus nicht richtig in Fahrt, jetzt backt er in der GP3 vorerst kleinere Brötchen. F1-Kontakte bestehen bereits zu Lotus, wo er auch schon testen durfte.

6. Lewis Williamson (Bamboo) Was kann Lewis Williamson wirklich? Er hat 2011 in der GP3 für MW Arden 13. Giovanni Venturini (Trident) gute Ansätze gezeigt, ist dann aber in Als ehemaliger Rennsieger der Autoder WSbR untergegangen. Jetzt fährt GP ist Giovanni Venturini einer wie er wieder in der GP3 und hat vor alviele Italiener: Ein starker Nachwuchslem den Job, das neue Bamboo-Team fahrer, der auch zu überzeugen weiß schnell mit der GP3 vertraut zu maund sich lange in den verschiedenen chen. Einzelne Spitzenresultate sind 10. Nick Yelloly (Carlin) Nachwuchsserien hält, aber eben Williamson auf jeden Fall zuzutrau- Seine Rückkehr in die GP3 verblüfft: In auch einer, der es vermutlich nicht bis en, aber ob das für den Titel reicht? der WSbR hat der Brite, der erst recht in die Formel-1 schaffen wird. Außer Nur so wäre seier überrascht alle ne Karriere aber mit einer starken wieder in Gang GP3-Saison für Trizu bringen. dent. Aber rechnen MW Arden: Robert Visoiu, Carlos Sainz jr., Daniil Kvyat sollte man damit ART: Conor Daly, Jack Harvey, Facundo Regalia 7. Patric Niedereher nicht. Carlin: Nick Yelloly, Luis Sa Silva, Eric Lichtenstein hauser (Jenzer) Jenzer: Patric Niederhauser, Alex Fontana, Samin Gomez Er war einer der 14. Jack Harvey (ART) Manor: Tio Ellinas, Dino Zamparelli, Ryan Cullen ÜberraschungsDer Meister der briStatus: Jimmy Eriksson, Josh Webster, Adderly Fong männer der GP3tischen Formel-3 Bamboo: Lewis Williamson, Carmen Jordá, Melville McKee Saison 2012. hat mit ART ein Trident: Giovanni Venturini, David Fumanelli, Emanuele Zonzini Aber viele glauabsolutes SpitzenKoiranen: Aaro Vainio, Kevin Korjus, Patrick Kujala ben: Er wird zwar team hinter sich. spät mit dem Motorsport begonnen auch 2013 regelmäßig in den Top-10 Bei den Testfahrten wusste er trotzanzutreffen sein, aber für ganz nach hat, einige starke Resultate abgelie- dem noch nicht übermäßig zu übervorne wird es nicht langen. Bei Jenzer fert. Wäre er an Bord geblieben, hätte zeugen. Das Feld in der britischen hat er zudem einen starken Teamkol- er dort zu den Titelanwärtern gehört. Formel-3 war ja auch nicht unbedingt legen: Alex Fontana, gleichzeitig sein Wieso er zurück in die GP3 geht? das Beste. Dem Briten sind aber auch Wahrscheinlich aus Gründen des Bud- Siege zuzutrauen. schweizer Landsmann. gets. Auch in der GP3 wird aber mit ihm zu rechnen sein, weil er mit Carlin 15. Facundo Regalia (ART) 8. Aaro Vainio (Koiranen) Eigentlich hat man damit gerechnet, auch ein starkes Team hinter sich hat. Mit dem Argentinier rechnet man in dass Aaro Vainio 2013 in der WSbR an der Regel nicht. Aber Facundo Regalia den Start geht, denn nach zwei Jah- 11. Melville McKee (Bamboo) hat bei den Wintertestfahrten richtig ren GP3 wäre der nächste Schritt fällig Neben Carlos Sainz jr. und Daniil Kvyat schnelle Zeiten in den Asphalt gegewesen. Schon 2012 schnupperte wird Melville McKee der dritte Rookie brannt. Gerüchten zu Folge könnte er er ja in die WSbR hinein und zeigte sein, der brillieren wird. Zumindest tat aber noch während der Saison in die auch gute Resultate. Im Gespräch war er das bei den Testfahrten. Viel wird GP2 aufsteigen. Dann wäre er aus der er unter anderem bei Tech-1. Jetzt auch davon abhängen, wie schnell GP3 wieder draußen. aber fährt er doch eine dritte GP3- das Bamboo-Team sich in der GP3 Saison. Die muss eigentlich mit dem etablieren kann. Bamboo ist neu im 16. Dino Zamparelli (Marussia Manor) Titel enden, aber die Vorzeichen sind Formel-Sport (kommt aus der WTCC). Der erste Fahrer, der bei Marussia nicht die besten: Er fährt für das neue McKee jedenfalls scheint ordentlich Manor bestätigt wurde. Zamparelli Koiranen-Team aus Finnland. Ein neu- Talent dafür beizusteuern. klingt italienisch, er kommt aber aus

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 Großbritannien. In der Formel-2 war er ein Top-10-Pilot, aber die GP3 ist doch ein anderes Kaliber. 17. Robert Visoiu (MW Arden) Der Rumäne ist der erfahrene Fahrer bei MW Arden – aber vermutlich am Schluss auch der am schlechtesten platzierte. Mit 17 Jahren ist Robert Visoiu aber noch jung, seine Karriere kann noch Fahrt aufnehmen. Er sammelt Rennpraxis, fährt für das Team des ehemaligen F1-Fahrers Piercarlo Ghinzani auch in der Auto-GP. Sein Problem: Mit Carlos Sainz jr. und Daniil Kvyat hat er zwei super schnelle Stallgefährten. 18. Emanuele Zonzini (Trident) San Marino ist ein Zwergenstaat – und doch kommen immer wieder Rennfahrer aus dem Land in Italien hervor. Weil San Marino in Imola ja auch einen der traditionsreichsten GP-Kurse hat, auch wenn seit 2007 dort keine Rennen mehr ausgetragen werden. Emanuele Zonzini ist der nächste Fahrer aus San Marino. Er steigt 2013 mit Trident in die GP3 ein. 19. Jimmy Eriksson (Status) Der Schwede tritt de facto auf der Stelle: Von der F3-EM zurück in die

deutsche Formel-3, dort zwar Meister – aber was ist das wirklich wert? Scheinbar nicht viel, denn bei den Testfahrten im Winter gehörte Eriksson zu den größten Enttäuschungen. Deswegen wird der Schwede auch so weit hinten eingestuft. Oder liegt es gar nicht an Eriksson selbst, sondern an seinem Status-Team? Die Mannschaft soll Gerüchten zu Folgen finanziell nicht auf Rosen gebettet sein, bangt ja auch schon um die Teilnahme in Le Mans. 20. Josh Webster (Status) Josh Webster ist ein Neuling, der bisher noch nicht groß für Furore gesorgt hat. Das wird er auch 2013 wohl erstmal nicht tun. 21. Patrick Kujala (Koiranen) Seine Verpflichtung durch das Koiranen-Team war eine Überraschung. Denn der Finne ist mit 16 Jahren noch sehr jung, sogar der jüngste im GP3Feld. Koiranen kann die Leistungen von Kujala aber besser einschätzen, schließlich fuhr er für Koiranen letztes Jahr in der Zweiliter-Klasse der Formel-Renault. Da war er aber unter anderem schlechter als sein deutscher Teamkollege Stefan Wackerbauer, der 2013 im Eurocup bleibt.

 22. Adderly Fong (Status) Der Chinese ist seit Jahren bei verschiedenen internationalen Formelund Sportwagenevents am Start. So recht nach vorne geht es für Adderly Fong nicht. Auch in der GP3 dürfte es 2013 schwierig werden. 23. Luis Sa Silva (Carlin) Aus der F3-EM steigt Luis Sa Silva in die GP3 auf. Zwar hat er auch portugiesische Wurzeln, aber Sa Silva kommt aus Angola! Das afrikanische Land unterstützt ihn auch mit Sponsorengeldern aus dem nationalen Ölgeschäft. Bisher blieb er große Resultate schuldig. 24. Eric Lichtenstein (Carlin) Eric Lichtenstein hat sich schon früh mit Carlin geeinigt. Dabei werden den Briten nur die wenigsten kennen. Groß gerissen hat er bisher nämlich noch nichts. Aber das kann ja noch werden. 25. Carmen Jordá (Bamboo) Die Spanierin ist mit 24 Jahren die älteste Starterin im Feld – und trotzdem ist das kein Argument für gute Leistungen. Bei Ocean war sie 2012 eher Feldfüller, bei den Wintertestfahrten bisher auch.


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Niederhauser erfolgsreichster aktiver Fahrer Fotos: Alastair Staley/GP3 Media Service

Nach dem Ansprung der Besten aus dem vergangenen Jahr sind Conor Daly und Tio Ellinas die Favoriten auf den GP3-Titel in dieser Saison. von Michael Zeitler Wer fährt 2013 in der GP3 alles mit – rein statistisch gesehen? 27 Fahrer aus 17 verschiedenen Nationen – und nur Australien ist von den bewohnten Kontinenten nicht vertreten. Dafür Großbritannien mit gleich sieben Startern, Finnland, Italien, Schweiz und Spanien mit je zwei Startern und dann eben noch mit je einem Fahrer: Angola, Argentinien, China, Estland, Irland, Rumänien, Russland, San Marino, Schweden, USA, Venezuela und Zypern.

Der älteste Starter ist eine von zwei Damen: Carmen Jordá aus Spanien, die 2012 schon für das Ocean-Team am Start war. Sie hat 24 Lenzen auf dem Buckel. Die zweite Dame ist Samin Gómez aus Venezuela. Das FeldKücken ist Patrick Kujala mit erst 16 Jahren. Conor Daly und Aaro Vainio sind die erfahrendsten Fahrer im Feld. 32 Rennen haben sie in der GP3 bereits absolviert. Dem gegenüber stehen 15 Rookies. Das Team mit dem erfahrendsten Fahrer-Trio ist das neue

Bamboo-Team (39 Rennen), vor ART (36), Koiranen (32), Trident (24), Jenzer (22), Carlin, Marussia Manor, MW Arden (je 16). Status fährt als einziger Rennstall mit drei Rookies. Fünf Fahrer durften außerdem in der GP3 schon Siegeschampagner trinken: Patrick Niederhauser gewann schon zwei GP3-Läufe, Conor Daly, Tio Ellinas, Aaro Vainio und Lewis Williamson je einmal.

 Erfahrene Piloten 1. Conor Daly (32 Rennen) 1. Aaro Vainio (32) 3. Lewis Williamson (23) 4. Tio Ellinas (16) 4. Carmen Jordá (16) 4. Patric Niederhauser (16) 4. Roberto Visoiu (16) 4. Nick Yelloly (16) 9. David Fumanelli (14) 10. Giovanni Venturini (10) 11. Alex Fontana (6) 12. Facundo Regalia (4) Neulinge Ryan Cullen Jimmy Ericsson Adderly Fong Samin Gómez Jack Harvey Kevin Korjus Patrick Kujala Daniil Kvyat Eric Lichtenstein Melville McKee Carlos Sainz jr.

Luis Sa Silva Josh Webster Dino Zamparelli Emanuele Zonzini Siegreiche Piloten 1. Patric Niederhauser (2 Siege) 2. Conor Daly (1) 2. Tio Ellinas (1) 2. Aaro Vainio (1) 2. Lewis Williamson (1) Punktefleißige Fahrer 1. Aaro Vainio (125) 2. Conor Daly (116) 3. Patric Niederhauser (101) 4. Tio Ellinas (99) 5. David Fumanelli (47) 6. Giovanni Venturini (31) 7. Robert Visoiu (24) 8. Alex Fontana (9,5) 9. Nick Yelloly (7) Teams dabei seit. MW Arden seit 2010 ART seit 2010 Carlin seit 2010

Jenzer seit 2010 Marussia Manor seit 2010 Status seit 2010 Trident seit 2012 Bamboo seit 2013 Koiranen seit 2013 Siege der aktuellen Teams 1. ART 17 2. Status 7 3. Jenzer 6 3. Marussia Manor 6 3. MW Arden 6 6. Carlin 4 Punkte der aktuellen Teams 1. ART 632,5 2. MW Arden 396,5 3. Jenzer 237,5 4. Carlin 234 5. Marussia Manor 230 6. Status 203 7. Trident 31 Fakten Älteste Starterin: Carmen Jordá (24) Jüngster Starter: Patrick Kujala (16)


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 Der Mann des Wochenendes: Raffaele Marciello Foto: F3 EM / Thomas Suer

Auch nach den Rennen in Hockenheim ist Marciello das Maß der Dinge. von Michael Zeitler Er ging als Topfavorit in die Saison, aber anders als zum Beispiel Antonio Felix da Costa in der Formel-WorldSeries-by-Renault oder auch Will Power in der IndyCar, wird Raffaele Marciello seiner Favoritenrolle in der F3-Europameisterschaft bisher auch gerecht. Nach drei Rennwochenenden, also neun Läufen, hat Marciello schon mehr als 70 Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger. Und dieser hat in Hockenheim zwar ein Rennen gewonnen, ansonsten aber doch eher blass ausgesehen: Felix Rosenqvist. Auch in Hockenheim hat Marciello wieder die meisten Punkte geholt: Marciello (65), Felix Serrallés (46), Tom Blomqvist (36), Felix Rosenqvist (30), sowie Joshua Hill (26). Rosenqvist wird weiterhin der Fahrer sein, den Marciello am meisten fürchten muss – weil dessen Mücke-Team zu den TopMannschaften gehört. Zwar fahren 2013 auch die britischen F3-Teams wie Carlin und Fortec mit, aber Prema Power und Mücke bleiben weiterhin die Topteams der F3-EM. Auch deshalb gilt Marciello als Favorit. Prema Power stellte mit Roberto Merhi und Daniel Juncadella in den vergangenen zwei Jahren bereits den Meister. Beide sind inzwischen längst in die DTM abgewandert. Dabei sollte die Formel-3 doch eine Schule für die Formel-1 sein, nicht für die DTM. Der Weg in die DTM war in den vergangenen Jahren einfach: Die F3-EM fand fast ausschließlich im Rahmen der DTM statt. Das ist 2013 anders. Und der Weg in die DTM war auch verlo-

ckend: Hier engagieren sich Werksteams, das heißt die jungen Fahrer bekommen in der DTM Geld auf die Hand und müssen keines für Cockpits auf den Tisch legen – so wie in den Nachwuchsformeln, in der Regel aber auch in der Formel-1. Die Gefahr, dass Marciello auch in die DTM wechselt, ist gering. Denn der Italiener ist im Nachwuchsförderprogramm von Ferrari. In der DTM engagieren sich bisher aber nur die deutschen Autohersteller BMW, Mercedes und Audi. Marciellos weiterer Weg ist noch nicht vorgezeichnet, er dürfte aber in die GP2 oder in die WSbR führen – ob als Meister, oder nicht. Aber er ist eben auf Meisterschaftskurs. Wieso wurde Prema Power überhaupt so stark? Die Unkenrufer finden: Weil die vorher so starken F3EM-Teams ART und Signature längst das Weite gesucht haben. ART ist in der GP2 und in der GP3 stark vertreten, aber auch in Einsteiger-FormelKlassen und bis hinunter in den Kartbereich. Signature fährt derzeit in der Sportwagenszene mit, erwägt aber ein Comeback in der F3-EM. Dann würde man auch wieder auf Prema Power treffen, ein Team, das 1983 von Angelo Rosini und Giorgio Piccolo gegründet wurde. Die Familie Rosini ist noch heute Herr über die Mannschaft aus Italien. Bei Prema Power haben schon Fahrer wie Jacques Villeneuve, Robert Kubica oder Valtteri Bottas ihr Handwerk gelernt. In der F3-EM war man schon drei Mal Meister, mit Merhi, Juncadella und 2003 auch mit Ryan Briscoe. Der daraufhin ToyotaTestfahrer in der Formel-1 wurde.

Zum 30-jährigen Bestehen des Teams Prema Power wäre ein neuerlicher Titelgewinn natürlich gerne gesehen. Seine drei Teamkollegen Lucas Auer, Alex Lynn und Eddie Cheever jr. hat Marciello im Griff. Wenn Prema Power den Titel gewinnt, dann mit dem in der Schweiz geborenen Italiener. Marciello arbeitet seit drei Jahren schon mit Prema Power zusammen, erst in der italienischen Formel-3, dann in der EM. Marciello ist schüchtern, zurückhaltend, aber eben richtig flott. Aber nicht perfekt: Im verregneten ersten Lauf gab es eine Reihe von Drehern – eben auch vom Spitzenreiter Marciello. Der Ferrari-Junior schien wie auf Schienen zu fahren, jagte dem Feld vom Start weg davon und baute seinen Vorsprung Runde um Runde aus. Dann die kleine Unachtsamkeit, ein Dreher in Kurve eins. Marciello konnte seinen Dallara Mercedes aber abfangen und weiterfahren – und eben gewinnen. Rennsiege trotz eines Drehers gibt es immer wieder, auch schon im Ferrari-Lager. Michael Schumacher siegte 2000 beim USA GP, obschon er sich einsam an der Spitze drehte. Experten sagen: Gefährlich wird es immer dann, wenn das Rennen so gut wie gewonnen ist, die Fahrer einen Gang zurückschalten und nicht mehr ans Limit gehen sollen. Denn dann fehlt auch die volle Konzentration und Flüchtigkeitsfehler schleichen sich ein. So war das 2000 bei Schumacher, aber nicht in Hockenheim bei Marciello. Da waren es einfach die rutschigen Streckenverhältnisse.


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

 1. Lauf 1. Raffaele Marciello (Prema Power; Dallara Mercedes) 2. Felix Serrallés (Fortec; Dallara Mercedes) 3. Tom Blomqvist (Euro International; Dallara Mercedes) 4. Sven Müller (Ma-Con; Dallara VW) 5. Harry Tricknell (Carlin; Dallara VW) 6. Joshua Hill (Fortec; Dallara Mercedes) 7. Lucas Auer (Prema Power; Dallara Mercedes) 8. Felix Rosenqvist (Mücke; Dallara Mercedes) 9. William Buller (Three Bond; Dallara Nissan) 10. Daniil Kvyat (Carlin; Dallara VW)

2. Lauf 1. Raffaele Marciello (Prema Power; Dallara Mercedes) 2. Joshua Hill (Fortec; Dallara Mercedes) 3. Tom Blomqvist (Euro International; Dallara Mercedes) 4. Lucas Auer (Prema Power; Dallara Mercedes) 5. Felix Serrallés (Fortec; Dallara Mercedes) 6. Dennis van de Laar (Van Amersfoort; Dallara VW) 7. Alex Lynn (Prema Power; Dallara Mercedes) 8. Sven Müller (Ma-Con; Dallara VW) 9. Jordan King (Carlin; Dallara VW) 10. Felix Rosenqvist (Mücke; Dallara Mercedes)

3. Lauf 1. Felix Rosenqvist (Mücke; Dallara Mercedes) 2. Felix Serrallés (Fortec; Dallara Mercedes) 3. Daniil Kvyat (Carlin; Dallara VW) 4. Raffaele Marciello (Prema Power; Dallara Mercedes) 5. Jordan King (Carlin; Dallara VW) 6. Alex Lynn (Prema Power; Dallara Mercedes) 7. Sven Müller (Ma-Con; Dallara VW) 8. Tom Blomqvist (Euro International; Dallara Mercedes) 9. Eddie Cheever jr. (Prema Power; Dallara Mercedes) 10. Pipo Derani (Fortec; Dallara Mercedes)

Gesamtwertung Fahrer 1. Raffaele Marciello (ITA) 171,5 2. Felix Rosenqvist (SWE) 100 3. Alex Lynn (GBR) 76,5 4. Felix Serrallés (PUR) 76 5. Lucas Auer (AUT) 75 6. Harry Tricknell (GBR) 73 7. Tom Blomqvist (GBR) 62,5 8. Pascal Wehrlein (GER) 49 9. Joshua Hill (GBR) 36 10. William Buller (GBR) 35

F3-EM: Zwei Gaststarter in Hockenheim Auch in Hockenheim standen 29 Fahrzeuge in der F3-Europameisterschaft am Start. Die zwei Dallaras Mercedes von Romeo Ferraris fehlten, dafür reisten zwei Gaststarter nach Deutschland. Zum einen Daniil Kvyat für das Carlin-Team. Der Russe wird 2013 Vollzeit für MW Arden in der GP3 an den Start gehen. Carlin arbeitet schon seit Jahren mit dem Red-Bull-Nachwuchsprogramm zusammen, in welchem ja auch Kvyat Mitglied ist. Auch ein anderer RedBull-Junior wird mit einem Gaststart in der F3-EM in Verbindung gebracht: Carlos Sainz jr. Der Sohn der RallyeLegende Carlos Saibz sr. (Weltmeister und Dakar-Sieger) wurde zuletzt beim Euro-International-Team gehandelt, wo bereits ein Rallye-Spross unterwegs ist: Tom Blomqvist. Sein Vater Stig war ebenfalls schon RallyeWeltmeister. Die Akte Dmitry Suranovich bleibt indes undurchsichtig: Offiziell leidet der Russe unter Rückenproble-

men, inoffiziell hat Suranovich sein F3-Cockpit bei Fortec aber freiwillig aufgegeben. Ed Jones ersetzte Suranovich zumindest in Hockenheim. Der 18-Jährige hat britische Wurzeln, wurde aber in Dubai geboren und wuchs dort auf. Darüber hinaus startet er mit der Lizenz der Vereinigten Arabischen Emiraten. Und er startet in richtig vielen Serien: Denn für Fortec bestreitet Jones auch Meisterschaften in der Zweiliter-Klasse der Formel-Renault, darüber hinaus fährt er für West-Tec in der spanischen Formel-3 und wird für dasselbe Team auch in der britischen F3 Meisterschaft an den Startgehen. Als Gaststarter sind beide nicht punkteberechtigt. Jones kam ohnehin in keinem der drei Rennen in die Top-10, Kvyat kletterte in Lauf drei aber sogar auf das Treppchen! Damit unterstrich der Russe seinen ungeheuren Speed. Neben Sergey Sirotkin, der für ISR in der Formel-WorldSeries-by-Renault an den Start geht, ist Kvyat der viel versprechendste Nachwuchsmann aus Russland.

Gesamtwertung Teams 1. Prema Power 235 2. Mücke 139 3. Carlin 115 4. Fortec 91 5. Euro International 66 6. Three Bond 53 7. Ma-Con 26 8. Van Amersfoort 23 9. Double R 7,5 10. URD 1

F3 Japan: Japanische Teams vom Macau GP ausgeschlossen? Seit 1991 nimmt das TOM‘s Team ununterbrochen am F3-Klassiker in Macau teil. So lange ist kein anderes aktuelles Team aktiv. Doch der Einsatz 2013 steht auf mehr als wackligen Beinen. Der Hintergrund ist folgender: Der Automobilweltverband FIA hat neue Motorenregeln herausgegeben, an die sich 2013 aber nur die japanische Formel-3-Serie gehalten hat. Die Formel-3-Europameisterschaft wird erst 2014 das neue Motorenkonzept einführen. Gerhard Berger, Ex Formel 1-Pilot und Mentor der Formel-1, hat aber klargestellt: Der Macau Grand Prix wird auch unter alten Motorrenregeln ausgetragen, die neuen Motoren dürfen hingegen erst 2014 verwendet werden. Das schließt die japanischen Teams quasi aus. Denn TOM‘s-Teamchef Susumu Koumi lässt durchblicken: Wenn man die Dallara-Chassis wieder auf die alten Motoren zurückrüsten müsste, wird ein Einsatz beim Macau Grand Prix fraglich. MZ


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Trotz Niederlage auf Titelkurs Fotos: Chris Jones, John Cote

Auch wenn Takuma Sato auf dem Weg zu seinem zweiten Saisonsieg eine herbe Niederlage einstecken musste, ist der Japaner ein Gewinner: Erstmals konnte er die Führung in der Gesamtwertung übernehmen. von Michael Zeitler

V

or dem IndyCar-Lauf in den Straßen von São Paulo an: „Jetzt, da ich endlich mein erstes Rennen gewinnen konnte, habe ich ein neues Ziel und das ist der Titel.“ Nur mit einem minimalen Rückstand auf „Spiderman“ Hélio Castroneves reiste Sato nach Brasilien – und als Tabellenführer verlässt er Südamerika in Richtung Indianapolis, wo er ja auch letztes Jahr fast gewonnen hätte! Fast gewonnen hätte er auch das Rennen in Brasilien. Erst in der letzten Runde, ja sogar in der letzten Kurve konnte ihn James Hinchcliffe niederringen. Es war ein wahrer Krimi in den letzten Runden. Erst musste sich Sato hart gegen Josef Newgarden verteidigen. Mit Rang fünf holte der

US-Amerikaner sein bestes IndyCarResultat – aber fast wäre es ein Sieg geworden. Sato wehrte sich hart, aber nach dem Urteil der Rennkommissare zu Folge nicht ungerecht. Dann kam Hinchcliffe an Newgarden vorbei und versuchte es erst auch vergebens gegen Sato – und kam selbst schon unter Beschuss von Marco Andretti.

Marco Andretti selbst aber bisher noch keines. Aber er punktet konstant gut und war in Brasilien auch nicht weit vom Sieg weg. Zutrauen tun ihm den Titel aber nur wenig: Eher noch seinem Teamkollegen Ryan HunterReay, vielleicht auch Hinchcliffe, der als erster Fahrer seinen zweiten Saisonsieg verbuchen konnte.

Auf dem engen, aber schnellen Straßenkurs von São Paulo sind Gelbphasen natürlich vorprogrammiert. Aber gleich sieben Gelbphasen sind auch für das Rennen in Brasilien ein Rekord! Genau so viele gab es aber im diesjährigen IndyCar-Lauf. Das machte das Rennen unvorhersagbar – aber genauso schwer zu durchschauen ist die aktuelle Meisterschaft. Sato führt jetzt vor Andretti! Das Andretti-Team gewann drei der vier Saisonrennen,

Die üblichen Namen, die mit dem Titel stets in Verbindung gebracht werden, sind derzeit nicht ganz vorne dabei. Fahrer wie das Ganassi-Duo Scott Dixon und Dario Franchitti, oder auch Dauer-Vize Will Power. Er kann sein Pech einfach nicht abschütteln: In Brasilien platzte sein ChevroletMotor.

 Kanaan: Mit Schiene und Jubiläum Die Fans in Brasilien bringen immer ordentlich Stimmung in die Bude. Das merkt man beim Brasilien GP, das wurde aber auch beim IndyCar-Lauf in São Paulo mehr als deutlich. Und anfangs hatten sie ja auch Grund zum Feiern, als der Lokalmatador Tony Kanaan in der zehnten Runde die Führung übernahm – mit einem lupenreinen Überholmanöver an Pole-Setter und Titelverteidiger Ryan HunterReay. Kanaan kämpfte das gesamte Rennen über um den Sieg – bis zur 51. Runde, als er mit wenig Benzin ausrollte. Sein Dallara Chevrolet wurde an die KV-Box geschleppt, mit drei Runden Rückstand konnte Kanaan weiterfahren, aber in den Kampf um den Sieg freilich nicht mehr eingreifen. Dabei stand Kanaans Start vor heimischem Publikum sogar komplett in Gefahr: Zuletzt verletzte sich Kanaan an der Hand: Ein Sehnenriss war die Folge. Vor dem Rennen wurde seine Hand in eine Schiene gelegt – und das ausgerechnet beim 200. IndyCar-Start seiner Karriere! Jetzt braucht er noch zwölf Rennen, dann ist er neuer Rekordhalter mit den meisten Starts in Folge. Den hält momentan kein geringerer als sein Teamchef Jimmy Vasser (Laguna Seca 1993 bis Long Beach 2006). MZ






 4. Saisonlauf 1. James Hinchcliffe 2. Takuma Sato 3. Marco Andretti 4. Oriol Servia 5. Josef Newgarden 6. E.J. Viso 7. Dario Franchitti 8. Simona de Silvestro 9. Simon Pagenaud 10. Charlie Kimball 11. Ryan Hunter-Reay 12. Alex Tagliani 13. Helio Castroneves 14. Sébastien Bourdais 15. JR Hildebrand 16. Tristan Vautier 17. James Jakes 18. Scott Dixon 19. Sebastián Saavedra 20. Justin Wilson 21. Tony Kanaan 22. Graham Rahal 23. Ed Carpente 24. Will Power 25. Ana Beatriz Gesamtwertung 1. Takuma Sato (JPN) 2. Marco Andretti (USA) 3. Hélio Castroneves (BRA) 4. James Hinchcliffe (CAN) 5. Scott Dixon (NZL) 6. Ryan Hunter-Reay (USA) 7. Justin Wilson (GBR) 8. Oriol Servià (ESP) 9. Simona de Silvestro (SUI) 10. Charlie Kimball (USA) 11. Ernesto Viso (VEN) 12. Simon Pagenaud (FRA)

Andretti Foyt Andretti Dreyer & Reinbold/Panther Fisher/Hartmann Andretti Ganassi KV Schmidt Peterson Hamilton Ganassi Andrett Herta Penske Dragon Panther SchmidtPeterson Hamilton Rahal Letterman Lanigan Ganassi Dragon Dale Coyn LV Rahal Letterman Lanigan Carpenter Penske Dale Coyne 136 123 116 112 101 94 91 89 86 80 80 80

Die Top-3 in der Gesamtwertung

13. Josef Newgarden (USA) 14. Graham Rahal (USA) 15. Dario Franchitti (GBR) 16. JR Hildebrand (USA) 17. Tony Kanaan (BRA) 18. Will Power (AUS) 19. Alex Tagliani (CAN) 20. Sébastien Bourdais (FRA) 21. Tristan Vautier R (FRA) 22. James Jakes (GBR) 23. Ed Carpenter (USA) 24. Sebastián Saavedra (COL)

Dallara Chevrolet Dallara Honda Dallara Chevrolet Dallara Chevrolet Dallara Honda Dallara Chevrolet Dallara Honda Dallara Honda Dallara Honda Dallara Honda Dallara Chevrolet Dallara Chevrolet Dallara Chevrolet Dallara Chevrolet Dallara Chevrolet Dallara Honda Dallara Honda Dallara Honda Dallara Chevrolet Dallara Honda Dallara Chevrolet Dallara Honda Dallara Chevrolet Dallara Chevrolet Dallara Honda 76 74 70 70 69 68 68 65 56 53 43 36

75 Runden +0,346 +1,138 +1,175 +1,652 +2,812 +3,596 +4,277 +7,633 +9,027 +9,514 +10,439 +11,123 +13,641 +13,738 +14,352 +19,859 +29,416 +54,722 +2 Runden +3 Runden +4 Runden +4 Runden +58 Runden +69 Runden

25. Ana Beatriz (BRA) 26. AJ Allmendinger (USA) 27. Mike Conway (GBR)

35 18 5


 33 Meldungen für das Indy-500 Von Michael Zeitler Das Feld wird für das diesjährige Indy500 tatsächlich voll! Bereits 33 Wagen sind gemeldet. Die jüngsten Bestätigungen sind: Pippa Mann für Dale Coyne. Damit tritt die Mannschaft gleich mit zwei Frauen an: Ana Beatriz ist ja ebenfalls schon fix. Im ersten Wagen sitzt Ex-F1Pilot Justin Wilson. Mann fuhr bereits einzelne IndyCar-Rennen, zuletzt fuhr die Britin in Sonoma 2012 in der Auto GP mit. Townsend Bell wird für Panther an den Start gehen. Der US-Amerikaner fuhr in seinen 38 Lebensjahren noch nie eine volle IndyCar-Saison, taucht aber seit Jahren immer wieder auf.

Auch bei Panther war er schon mal unter Vertrag: 2004 und 2005. Sein bestes Resultat beim Indy-500 war ein vierter Platz 2009 in Diensten von KV. 2003 fuhr Bell für Arden in der internationalen F3000-Meisterschaft und testete anschließend für BAR und Jaguar einen F1-Rennwagen. Buddy Rice wird mit dem Team von Sam Schmidt an den Start gehen. 2004 gewann er das Indy-500 für Rahal Letterman. Der 37-Jährige fuhr damals drei Siege ein und wurde Gesamt-3. in der IndyCar-Meisterschaft. Weitere mögliche Fahrer beim Indy500: An einem IndyCar-Deal sollen unter anderem noch die beiden IndyCarBrüder Buddy und Jacques Lazier ar-

 Ryan Hunter-Reay (Andretti; Dallara Chevrolet) James Hinchcliffe (Andretti; Dallara Chevrolet) Marco Andretti (Andretti; Dallara Chevrolet) Ernesto Viso (Andretti/HVM; Dallara Chevrolet) Carlos Muñoz (Andretti; Dallara Chevrolet) Will Power (Penske; Dallara Chevrolet) Hélio Castroneves (Penske; Dallara Chevrolet) AJ Allmendinger (Penske; Dallara Chevrolet) Tony Kanaan (KV/SH; Dallara Chevrolet) Simona de Silvestro (KV; Dallara Chevrolet) Scott Dixon (Ganassi; Dallara Honda) Dario Franchitti (Ganassi; Dallara Honda) Charlie Kimball (Ganassi; Dallara Honda) Ryan Briscoe (Ganassi; Dallara Honda) Takuma Sato (Foyt; Dallara Honda) Conor Daly (Foyt; Dallara Honda) Justin Wilson (Dale Coyne; Dallara Honda) Ana Beatriz (Dale Coyne; Dallara Honda) Pippa Mann (Dale Coyne; Dallara Honda) Alex Tagliani (Bryan Herta; Dallara Honda) Sébastien Bourdais (Dragon; Dallara Chevrolet) Sebastián Saavedra (Dragon; Dallara Chevrolet) Graham Rahal (Rahal Letterman Lanigan; Dallara Honda) James Jakes (Rahal Letterman Lanigan; Dallara Honda) Michel Jourdain jr. (Rahal Letterman Lanigan; Dallara Honda) Ed Carpenter (Carpenter; Dallara Honda) Oriol Servía (Panther Dreyer-&-Reinbold; Dallara Chevrolet) JR Hildebrand (Panther; Dallara Chevrolet) Townsend Bell (Panther; Dallara Chevrolet) Simon Pagenaud (Schmidt Peterson Hamilton; Dallara Honda) Tristan Vautier (Schmidt Peterson Hamilton; Dallara Honda) Buddy Rice (Schmidt Peterson Hamilton; Dallara Honda) Josef Newgarden (Fisher Hartman; Dallara Honda)

 beiten. Buddy Lazier gewann 1996 für Hemmelgarn das Indy-500. Er soll sich jenes Dallara-Chassis gekauft haben, mit dem Jean Alesi im Vorjahr gestartet ist. Derzeit wird diesem Wagen ein Chevrolet-Motor verpasst. Jay Howard soll an einem IndyCarDeal arbeiten. Er wird mit dem Team von Ed Carpenter in Verbindung gebracht. Und schließlich könnte es auch noch eine Sensation geben: Zehn Jahre nach seinem IndyCar-Test für Rahal Letterman soll Kurt Busch nun einen weiteren Test bekommen – in einem Dallara Chevrolet vom Andretti-Team. Der 34-Jährige wurde 2004 NascarMeister und gilt dort als Star. Für die IndyCar wäre das ein traumhafter Fang.


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 Wieso nur so geringeres Interesse am Indy-500? Erst in letzter Minute wird das Indy-500 Feld voll. Es sollen letztlich sogar noch ein paar mehr Fahrzeuge sein, die sich um die 33 Plätze in einem der berühmtesten und geschichtsträchtigsten Autorennen der Welt bewerben. Die Zeiten, in denen sich mehr als 80 Fahrer für das Rennen gemeldet haben, sind aber längst vorbei. Gerade das muss aber doch Fahrer anlocken – weil so die Chancen, sich für das Rennen zu qualifizieren, steigen. Was ist also mit Gentleman-Fahrern wie Giuseppe Cipriani? Der Italiener fährt seit Jahren in der Auto-GP – und wird dort immer besser. Cipriani hat durchaus das Talent, um sich gegen Fahrer wie Pippa Mann zu messen. Die Britin fuhr ja schon mal in der Auto GP gegen Cipriani. Fahrer wie Cipriani sollte es doch auch in den Vereinigten Staaten von Amerika geben: Zak Brown zum Beispiel. Er wurde zuletzt als einer der möglichen Hintermänner eines F1-Rennens in Long Beach in Verbindung gebracht. Und er besitzt einige F1-Rennwagen, darunter auch einen Benetton Ford, mit dem Michael Schumacher 1992 seinen ersten Grand Prix gewann. Im Vorjahr durfte er auch einen erst zwei Jahre alten F1Rennwagen von Renault testen – also mit jenem Boliden, mit dem jetzt aktuell noch der Reifenhersteller Pirelli testet. Mit einem GT3-Rennwagen von McLaren fährt Brown außerdem 2013 eine volle Saison in der britischen GT-Meisterschaft – da wäre doch das Indy-500 eine perfekte Ergänzung. Natürlich würden solche Fahrer wie Brown oder Cipriani nicht um Siege fahren. Aber sie würden Farbe in die IndyCar bringen. Und so abwegig wäre gerade ein Start von Cipriani nicht: Die Auto-GP-Serie wird ja bekanntlich von Coloni organisiert und nach dem GP2-Ausstieg liebäugelte Coloni ja mit einem Wechsel in die IndyCar. Cipriani hätte das nötige Kleingeld dafür.

Foto: Ron McQueeney

Michael Zeitler


 Vittorio Ghirelli

la Rosa und Giuseppe Cipriani mit von der Partie sind. Aber doch gibt es einige starke Fahrer wie den F2-Meister Luciano Bacheta, den Ex-F1-Fahrer Narain Karthikeyan – oder eben die beiden Meisterschaftsführenden Kimiya Sato und Sergio Campana.

kommt in Ungarn in Fahrt Fotos: AutoGP

Mit der Pole, zwie Rennsiegen und zwei schnellsten Runden überzeugt Vittorio Ghirelli auf ganzer Linie. von Michael Zeitler

T

rainingsbestzeiten, Pole-Position – und es hätten eigentlich zwei Rennsiege sein müssen: Vittorio Ghirelli war nicht nur der Mann des Rennwochenendes in Budapest, sondern der Dominator. Den Schönheitsfehler mit Rang zwei im ersten Rennen hatte nicht der Italiener zu verantworten, sondern sein Super-Nova-Team. Dabei ist die Mannschaft von David Sears sehr erfahren, fuhr jahrelang erfolgreich in der GP2, liebäugelte sogar schon mit dem Einstieg in die Formel-1. Hier gibt es ein Rennen um die schnellsten Boxenstopps mit Zeiten um zwei Sekunden, Super Nova brauchte rund zehn Mal so lange beim Halt von Ghirelli. Aber die Rahmenbedingungen sind ganz anders: In der Auto-GP-Serie besteht die Boxencrew nur aus wenigen Mechanikern. Und noch wichtiger: Die Organisation unterbindet ein Wettrüsten mit superschnellen, aber dadurch eben auch superteuren Schlagschraubern. Die Boxenstopps dauern also von Haus aus schon deutlich länger als in der Formel-1. Dafür müssen in der Auto GP auch nur zwei Räder gewechselt werden – egal welche. Es können also zwei Vorder- oder zwei Hinterreifen sein. Ein Boxenstopp pro Rennen ist Pflicht. Auch in der Auto GP müssen beide Reifenmischungen verwendet werden, allerdings nicht in jedem Rennen, sondern im Verlauf beider Rennen. Das ermöglicht die verschiedensten Strategien. Einige Teams fahren manchmal sogar

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mit gemischten Reifen, beispielsweise vorne hart, hinten weich. Die mehr als 500 PS starken Lola Zytek in der Auto GP sind so schnell, dass die Teams in der Meisterschaft eine entscheidende Rolle spielen. Das fängt schon beim Setup an. Hier hatte in Budapest beispielsweise das ZeleTeam aus Österreich große Schwierigkeiten: Die Reifen kamen zu schnell auf Temperatur und verschlissen dadurch rascher. Ex-F1-Pilot Narain Karthikeyan konnte somit seine PolePosition für Rennen zwei nicht nutzen, wurde nur Vierter. Der Kampf um den Titel ist damit auch ein Kampf zwischen den Rennmannschaften. Die zwei besten sind derzeit Novas: Euronova versus Super Nova. Für Euronova fährt der Tabellenführer Kimiya Sato, für Super Nova eben Ghirelli. Beide Teams konnten in Budapest einen Sieg verbuchen, Super Nova den neunten, Euronova schon den zehnten. Zehn Siege, das schafften vorher erst fünf Teams: Fisichella (18), GP Racing (14), Draco (12), Minardi (11) und ADM (10). Natürlich bleiben die Fahrer aber ausschlaggebend, denn die Auto-GP ist ja im Gegensatz zur Formel-1 eine Einheitsserie, das heißt alle Teams und Fahrer fahren mit denselben Fahrzeugen, Motoren und Reifen. Die Auto-GP gilt nicht als die am besten besetzte Meisterschaft im internationalen Formel-Sport, weil das Feld mit 16 Fahrzeugen erstens ohnehin nicht sehr üppig ist und zweitens auch noch ältere Gentleman-Fahrer wie Michele

Der Titelkampf hat sich in Budapest zu einem Dreikampf herauskristallisiert: Sato und Campana ja ohnehin, jetzt aber auch noch Vittorio Ghirelli, mit dem eben keiner gerechnet hat. Denn in den vergangenen Jahren war er nicht mehr als ein Feldfüller wie jetzt in der Auto GP Cipriani und La Rosa. Aber das hatte auch seine Gründe, denn Ghirelli kam 2010 von der Kart direkt in die GP3-Serie! Zuvor fuhr er noch ein Rennwochenende in der südamerikanischen Formel-3, aber dann ging es direkt in der GP3 los. Die Meisterschaft ist aber über der Formel-3 anzusiedeln und daher für den Einstieg zu hoch. Ghirelli holte natürlich keinen Punkt, weil er mit dem Atech-CRS-Team auch kein Topteam hinter sich hatte. 2011 wechselte er zu Jenzer, blieb wieder ohne Punkte – und verließ das Team zwei Rennwochenenden vor dem Schluss der Saison. Parallel zur GP3 fuhr er auch in der FormelRenault-Zweiliterklasse, eine typische Einsteiger-Formel-Rennserie. Mit dem One-Team erreichte er immerhin Rang neun in der ALPS-Wertung. Und trotzdem schielte Ghirelli nach höherem, testete mit Lazarus in der GP2, fuhr dann im zweiten F1-Vorzimmer Formel-World-Series-by-Renault für Comtec. Ghirelli wurde nur Gesamt-24., weil der heute 18-Jährige wieder zu schnell in einer zu hohen Rennserie fuhr. Die Auto GP hat zwar ähnlich schnelle und leistungsstarke Fahrzeuge wie die WSbR und die GP2, aber hier ist die Konkurrenz eben nicht ganz so stark. Das tut Ghirelli gut – und schon blüht er auf. Mit ihm ist im Titelkampf auf jeden Fall zu rechnen. Es wäre eine Überraschung, wenn er Meis-


 ter werden würde, auch wenn ein italienischer Auto-GP-Meister keine Überraschung ist. Die Meisterschaft hat ihre Wurzeln in Italien – und so

 gab es in Budapest auch ein voll italienisch besetztes Podest, mit Vittorio Ghirelli vor Sergio Campana und Riccardo Agostini. Das gab’s in der Auto

 1. Lauf 1. Kimiya Sato (Euronova) 2. Vittorio Ghirelli (Super Nova) 3. Sergio Campana (Ibiza) 4. Riccardo Agostini (Manor MP) 5. Tamás Pál Kiss (MLR71) 6. Meindart van Buuren (Manor MP) 7. Daniël de Jong (Manor MP) 8. Narain Karthikeyan (Zele) 9. Andrea Roda (Virtuosi) 10. Max Snegirev (Virtuosi)

2. Lauf 1. Vittorio Ghirelli (Super Nova) 2. Sergio Campana (Ibiza) 3. Riccardo Agostini (Manor MP) 4. Narain Karthikeyan (Zele) 5. Tamás Pál Kiss (MLR71) 6. Kimiya Sato (Euronova) 7. Daniël de Jong (Manor MP) 8. Max Snegirev (Virtuosi) 9. Luciano Bacheta (Zele) 10. Robert Visoiu (Ghinzani)

Gesamtwertung Fahrer 1. Kimiya Sato (JPN) 97 2. Sergio Campana (ITA) 92 3. Vittorio Ghirelli (ITA) 83 4. Riccardo Agostini (ITA) 51 5. Luciano Bacheta (GBR) 45 6. Narain Karthikeyan (IND) 33 7. Robert Visoiu (RUM) 32 8. Daniël de Jong (NED) 28 9. Antonio Spavone (ITA) 22 10. Tamás Pál Kiss (HUN) 18

Gesamtwertung Teams 1. Super Nova 109 2. Euronova 104 3. Ibiza 95 4. Manor MP 88 5. Zele 75 6. Ghinzani 32 7. Virtuosi 23 8. MLR71 22

Ungarn mit viel versprechendem Nachwuchs? Der zweite Platz gefeiert wie ein Sieg – das ist selten, aber genau so war es beim ersten Lauf der TourenwagenWM in Budapest, als Norbert Michelisz seinen Honda auf Rang zwei steuerte. Michelisz, ein junger Ungar, der mit der Playstation die perfekte Fahrtechnik für einen Rennfahrer lernte! Deswegen ist seine Performance seit zwei Jahren auch die Sensation. Es wird nicht mehr lange dauern, dann dürfte Michelisz in einem Werksteam fahren. Im Rahmenprogramm der WTCC fuhr in Budapest die Auto-GP – und darin auch ein Lokalmatador: Tamás Pál-Kiss. Zwei Mal ein fünfter Platz war ein ordentlicher Einstand für Kiss. Ob weitere Rennen folgen, wird sich zeigen. Bei MLR71 will Giacomo Ricci zurück ins Cockpit.

Der erste GP-Sieger war ein Ungar: Ferenc Szisz 1906 in Frankreich. Der einzige Ungar im Rahmen der F1WM war bisher aber Zsolt Baumgartner. Das Debüt gab er auch beim Heimrennen in Ungarn, 2003 auf einem Jordan Ford. Was gar nicht danach klingt, war aber ein reiner Zufall. Baumgartner war bei Jordan Test- und Ersatzfahrer und vertrat in Budapest den verletzten Einsatzfahrer Ralph Firman. Der Irländer, der aussieht wie Pierce Brosnan brach im Training ein Heckflügel weg und kam schwer zum Sturz. Zwei Rennen musste Firman aussetzen, zwei Rennen, in denen Baumgartner zu seiner F1-Chance kam. Bis dahin blieb er relativ unauffällig: In Ungarn begann er mit dem Kartsport, in Deutschland kletterte er über die Formel-Renault in die F3.

GP schon öfter, zuletzt in Brünn 2011, als Luca Filippi (wie Ghirelli für Super Nova) vor Fabrizio Crestani (Lazarus) und Kevin Ceccon (Ombra) gewann. Auto GP: Rekordteilnehmer dabei Antionio Spavone war in Budapest nicht dabei, weil die Finanzierung scheiterte. Das Super-Nova-Team fand in Francesco Dracone Ersatz. Mit Dracone kehrte der Rekordteilnehmer dieser Serie, die unter verschiedenen Namen seit 1999 existiert, zurück: Seit 2006 fuhr der Italiener 75 Rennen für Euronova, ASR, 2G, Emmebi und Virtuosi. 2009 wurde er Gesamt-Siebter. Gewonnen hat er bisher noch kein Rennen. Super Nova will künftig drei Fahrzeuge einsetzen, also Spavone, Dracone, sowie das Aushängeschild Vittorio Ghirelli. MZ

2001 kam er im Prost-Junior-Team dann in die GP2-Vorgängerserie internationale F3000. Bis 2003 fuhr er dort auch für Nordic und den Ex-F1Rennstall Coloni. Rang fünf 2003 in Monaco blieb sein bestes Resultat. Als Baumgartner in die F1 aufstieg, kehrte er der F3000 den Rücken. Auch 2004 sollte Baumgartner bei Jordan bleiben. Er wechselte aber zu Minardi, fuhr dort eine volle Saison – und holte als Achter beim USA GP sensationell einen WM-Punkt. Apropos USA: Als Minardi 2007 in die USA abwanderte, wurde Baumgartner dort Ersatzfahrer, aber er kam dieses Mal nicht zum Einsatz. Ein Wechsel in die Formel-Superleague scheiterte und so fuhr Baumgartner seither keine Rennen mehr, jedoch immer wieder mit den Zweisitzer-F1-Rennwagen. MZ


Impressum Redaktion Michael Zeitler Johannes Mittermeier Gestaltung Michael Zeitler Daniel Geradtz


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