Formel-Woche 48/2014

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2014

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3. Dezember

FORMEL-1

Ausf端hrlicher Saison-R端ckblick

Ferrari

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Hondas Probleme in Abu Dhabi Analyse der Testfahrten in der GP2 und GP3


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Das nächste Jahr steht schon bevor

Nach der Saison ist vor der Saison. Das bekommt die Formel-1-Welt zu spüren. Nur wenige Tage nach dem Finale stand in Abu Dhabi bereits der erste Test für das Jahr 2015 statt. Am intensivsten waren die Vorbereitungen wohl bei McLaren, wo man bereits mit den neuen Honda-Motoren auf die Strecke ging. Lotus – wechselt für das kommende Jahr zu Mercedes – setzte allerdings weiterhin auf die Triebwerke von Renault. Wie sehr das Rennjahr 2015 bereits seine Schatten vorauswirft, wird an vielen Stellen klar. Weiterhin suchen Marussia und Caterham händeringend nach Möglichkeiten, überleben zu können und auch auf der Seite des Reglements gab es in den vergangenen Jahr den ein oder andere Wegweisenden Vorstoß, wenn auch der endgültige Durchbruch noch aussteht. Für viel Furore sorgte außerdem Sebastian Vettel, der erstmals für Ferrari unterwegs war. Zwar nahm er an den Testfahrten nicht teil, doch immerhin durfte er später auf der hauseigenen Bahn in Fiorano einen Boliden aus dem Jahr 2012 bewegen. Auf welches Abenteuer sich der vierfache Champion tatsächlich einlässt, wird sich wohl erst bei den Testfahrten Anfang Februar zeigen, wenn in Jerez zum ersten Mal die neuen Boliden zum Einsatz kommen.

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ABC der Saison 2014 Das ABC der Formel-1-Saison 2014 4 Zahlen der Formel-1-1Saison 2014

Daniel Geradtz Herausgeber Formel-Woche

Sebasian Vettel testete zum ersten Mal für Ferrari

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Die Lehren der Formel-1-Saison 2014 14 Nur fünf Runden für Honda

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Transferupdate

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Block: Toro Rosso nur Red-Bull-Hampelmann

Ferrari

FORMEL-WOCHE 48/2014

Inhalt

News

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International Gasly dominiert GP2-Tests

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Ferrari-Junior nur knapp geschlagen 24 Das neue GP2-Team Status

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News

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Das neue GP2-Team Status

FORMEL-WOCHE 48/2014

Daimler

Inhalt


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Daimler

FORMEL-WOCHE 48/2014

ABC der Saison 2014

Das ABC der Formel-1-Saison 2014 Die F1-Saison 2014 hatte viele Höhen und Tiefen. Es war alles dabei: Ein packender WM-Fight, neue Technik, viele Unfälle – und wie immer auch politische Diskussionen. von Michael Zeitler Es war eine silberne Saison. Aber silbern heißt in diesem Fall selbstredend nicht zweitklassig. Ja, die Formel-1 hat viele Probleme und diese wurden in dieser Saison recht offensichtlich. Aber die Königsklasse bot 2014 auch beste Unterhaltung und packenden Sport. Es war deshalb ein silbernes Jahr, weil die Mercedes-Silberpfeilen dominierten. Aber die Saison 2014 hatte noch viel mehr zu bieten wie das ABC zeigt.


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ABC der Saison 2014

Beim Auftakt in Australien wurde die maximale Benzindurchflussmenge ausgerechnet von Lokalmatador Daniel Ricciardo überschritten, was eine Disqualifikation zur Folge hatte. Noch halten die Diskussionen um die Motorentwicklung an, die nur über den Winter und im eingeschränkten Maße erlaubt ist. Renault und Ferrari wollen die Entwicklung weiter öffnen, auch weil sonst der Rückstand auf Mercedes nur schwer aufholbar ist.

B ianchi Der traurigste Moment des Jahres war der Große Preis von Japan: Auf regennasser Fahrbahn rutschte Adrian Sutil von der Strecke. Die Streckenhelfer wollten den Sauber Ferrari bergen, als auch Jules Bianchi abflog und in ein Bergungsfahrzeug krachte. Dabei zog er sich ein schweres Schädelhirntrauma zu. Es war der heftigste Unfall sei Jahren in der Formel-1. Bianchi ist inzwischen nach Frankreich verlegt worden. Er ist nicht mehr im künstlichen Koma, aber noch immer bewusstlos. Nach offiziellen Angaben ist sein Zustand nach wie vor kritisch.

D oppelte Punkte

Das erfolgsverwöhnte Ferrari-Team musste sich schon in den vergangenen Jahren Red Bull beugen. Mit den neuen Motoren sollte alles besser werden, aber es ging in die andere Richtung. Erstmals seit 1993 blieb Ferrari ohne Sieg! Das hatte zur Folge, dass der Rennstall ordentlich umgekrempelt wurde, angefangen an der Spitze: Präsident Luca di Montezemolo musste Sergio Marchionne weichen, Rennleiter Stefano Domenicali wurde durch Marco Mattiacci ersetzt, der nach nur sieben Monaten im Amt durch Maurizio Arrivabene. Dazu gingen auch wichtige Techniker wie Motorenchef Luca Marmorini. Der Italiener wetterte danach: Er hätte zu viele Einschränkungen für die Motorenentwicklung im Sinne einer besseren Aerodynamik auferlegt bekommen, so dass er kein besseres Triebwerk auf Kiel legen konnte.

Zum ersten und auch einzigen Mal in der Formel-1-Geschichte gab es in diesem Jahr die doppelte Anzahl an WM-Punkte beim Finale. Glücklicherweise hat diese von den meisten Fans kritisierte Regel – es laufen Diskussionen, diese schon für nächstes Jahr wieder zu streichen – weder die Weltmeisterschaft entschieden, noch hatte sie Einfluss auf die Konstrukteurswertung.

Möglicherweise rollen auch in der Aerodynamikabteilung sprichwörtlich noch Köpfe. Chefdesigner Nicolas Tombazis soll in Ungnade gefallen sein, man wünscht sich Aldo Costa zurück, den man 2011 auf die Straße gesetzt hat und nun bei Mercedes den Weltmeister-Wagen verantwortet. Und es kommt noch dicker: Gerüchten zu Folge sollen auch die ersten Daten des neuen Wagens aus dem Windkanal wenig viel versprechend sein. Da kommt auf Sebastian Vettel wohl viel Arbeit zu. Der viermalige Weltmeister wird Fernando Alonso beerben, der das Duell der Weltmeister gegen Kimi Räikkönen überraschend deutlich für sich entschied.

Daimler

C haos bei Ferrari

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Mit der Saison 2014 schlug die Formel-1 ein neues Kapitel auf. Der 1,6-Liter-V6-Turbo-Hybridmotoren soll die Brücke in die Zukunft schlagen. Die heißt: Downsizing, kleinere Motoren, mehr Elektro-Power, Energierückgewinnung und Effizienz. Das neue Reglement stellte das Kräfteverhältnis auf den Kopf. Mercedes baute den besten Antriebsstrang, das Werksteam kontrollierte daher die WM, die Kundenteams profitierten. Dadurch gab es auch den Wiederaufstieg des Williams-Teams – zwar nicht mit einem Sieg, aber immerhin mit vielen Podestplätze, einer Pole-Position und WM-Rang drei gekrönt. Natürlich sorgten die modernen Turbo-Motoren auch für viele Diskussionen, bei den Fans, aber auch bei den Beteiligten selbst. Da ging es zum Beispiel um die Durchflussmengenbegrenzung des Benzins, mittels der die Kraft der Motoren etwas gedämpft und die Haltbarkeit der Teile gewährleistet werden soll.

Marussia

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Pirelli

ohne Hilfe pilotieren muss. Artikel 8.5.2 des Technischen Reglements untersagt derweil die Datenßbermittlung von Box zum Auto. Der Automobilweltverband FIA kommt also nicht nur den Fans entgegen, wenn sie Fahrercoaching via Boxenfunk verbieten will, sondern wird eigentlich auch nur dem Reglement gerecht. Es handelt sich daher gar nicht um eine Regeländerung, sondern um eine Präzisierung oder strenge Handhabung, wie immer man es auch formulieren mag. Display unterschiedlich

Doch keine Funkstille Wirbel um das Funkverbot beim Singapur-GP. Nach heftigen Protesten der Teams wurde vieles auf 2015 verschoben. von Michael Zeitler ennfahrer waren einst wahre Helden. Es war eine eigene Spezies, die das Risiko, das der Sport ohne Zweifel mit sich brachte, auf sich nahmen und aus ihrem Leben ein Glßckspiel machten. Das Risiko ist heute zum Glßck stark eingedämmt worden, es mßssen keine Zeitungsseiten mehr fßr Nachrufe reserviert werden. Heute mßssen die Fahrer nicht zwischen den Rennen noch Termine auf Beerdigungen wahrnehmen, sie erleben nicht nur den Saisonauftakt, sondern ßberleben auch das Finale.

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Ein anderer Grund, wieso die Fahrer Heldenstatus genossen: Es war schier unmĂśglich, mit welchem Talent, welcher Perfektion und welcher Fahrzeugbeherrschung sie die Boliden Ăźber die Rennstrecken dieser Welt prĂźgelten, immer am Limit, immer kurz vor dem Abfliegen – aber meistens waren sie auch Herr der Lage. Doch zuletzt ging auch dieser Aspekt der Faszination des Rennsports verloren, immer Ăśfter nämlich bekamen die

Fahrer genaue Anweisungen, wo sie später bremsen und frßher Gas geben sollten. Als ob nicht mehr das Talent eines GP-Piloten, sondern die Daten von Maschinen und die Berechnungen der Ingenieure die F1-Rennen entscheiden wßrden. Die Fahrer sind quasi nur noch ausfßhrendes Organ, ferngesteuert von den Ingenieuren. 300 Funkkontakte pro Rennen Ein paar Zahlen, um sich die Tragweite der heutigen F1-Telemtrie vor Augen zu fßhren: Die Boliden sind mit derart vielen Sensoren ßberhäuft, dass die Auswertung der Daten nur eines Rennens fßr einen Ingenieur 134 Arbeitsjahre in Anspruch nehmen wßrde! So viele Informationen sind ablesbar, viele Optionen gibt es, noch genauer auszurechnen, was eben das immer wieder zitierte Popometer eines F1-Fahrers nicht schafft. 200 bis 300 Funkkontakte zwischen Fahrer und Box gibt es daher pro Rennen, alleine welche Einstellung des Motors gera-

de gefahren werden soll, bekommt ein Fahrer pro Runde zwischen drei und vier Mal aufs Ohr geflßstert. Natßrlich hat sich der Grand-PrixSport seit seinen Ursprßngen 1906 stark verändert. In den ersten Jahren war es sogar nur dem Fahrer und seinem damals noch vorgeschriebenen Beifahrer erlaubt, Boxenstopps auszufßhren, also Reifen zu wechseln, nachzutanken und Reparaturen vorzunehmen. Dafßr gibt es heute perfekt ausgebildete Mechaniker, die Boxenstopps in weniger als drei Sekunden absolvieren. Die Formel-1 ist eben eine Mannschaftssportart und entsprechende Funksprßche an den Fahrer dienen dazu, die Performance zu optimieren. Aber zumindest im Auto sollte der Fahrer Herr ßber sich selbst und das Auto sein. Auch das Reglement sieht eigentlich genau das vor. In Artikel 20.1 des Sportlichen Reglements ist festgehalten, dass der Fahrer das Fahrzeug

Schon fĂźr den Singapur-GP sollten also alle FunksprĂźche verboten werden, die den Fahrer bei der Linienwahl oder den Einstellungen behilflich sind, oder Vergleiche mit anderen Fahrern, an welchen Stellen sie schneller sind. Vor dem Nachtrennen sendete Renndirektor Charlie Whiting eine Liste an verbotenen und noch erlaubten FunksprĂźche an die Teams. Die Folge war ein Aufschrei. Mercedes-Sportchef Toto Wolff erklärte: „Die Technik ist nicht mehr mit der aus den 80er Jahren zu vergleichen, also kĂśnnen wir auch nicht so tun, als wäre es so.“ Die Teams fĂźhrten am Donnerstag in einer drei Stunden und 40 Minuten andauernden Diskussion mit Whiting einige Bedenken ins Feld. So sei es zum Beispiel sehr wichtig, dass nach dem Rennen der Fahrer genau gesagt bekommt, wie er die Batterie zu laden habe, damit sich diese im perfekten Ladezustand befände. Sonst mĂźsste das nach dem Rennen extern gemacht werden, was viel Zeit koste und einen Einfluss auf die Lebensdauer der Teile habe. AuĂ&#x;erdem zeigten Teams Bedenken dahingehend, dass nicht alle Teams Ăźber Lenkräder mit groĂ&#x;en Displays verfĂźgen. Red Bull, Williams, Force India, Toro Rosso und Lotus wären mit den kleinen Anzeigen daher klar benachteiligt gewesen, denn alle wichtigen Informationen hätten fĂźr den Fahrer nun auf dem Display angezeigt werden mĂźssen. Auch codierte FunksprĂźche, Informationsweitergaben

via Boxentafel oder digital am Display sind ebenfalls nicht mehr gestattet. Die Fahrer mĂźssen den Verbrauch und andere Parameter selbst ablesen und selbst entscheiden, wie sie damit umzugehen haben. Nach der Teamchefsitzung ruderte die FIA zum Teil zurĂźck. Das Funkverbot wurde fĂźr das Rennen in Singapur noch nicht ganz so hart durchgesetzt, soll aber 2015 definitiv kommen. Dann kann sich F1-Zampano Bernie Ecclestone sogar vorstellen ganz ohne Telemetrie zu fahren, wie das auch etwa in der GP2 passiert. 2015 ohne Telemetrie? Schon in Singapur war aber definitiv direktes Fahrercoaching untersagt. Einstellungen der Bremsbalance zum Beispiel waren zwar erlaubt, aber generell und nicht auf einen bestimmten Punkt der Strecke bezogen. Ein Ingenieur durfte dem Fahrer also sagen, dass er mit einer bestimmten Einstellung fahren solle, aber nicht, in welcher Kurve er mit einer gewissen Einstellung fahren solle.

Was seit dem Singapur-GP exakt verboten ist: Linienwahl, absolute Sektorzeiten und Kurvengeschwindigkeiten eines anderen Fahrers und Vergleiche damit, gleiches gilt fĂźr Bremspunkte und Bedienung der Bremsen und des Gaspedals, es darf nicht gesagt werden, wo später gebremst oder frĂźher Gas gegeben werden soll, ebenso Fahrtechniken generell und der Einsatz von DRS und des Ăœberholknopfs. Weiterhin erlaubt sind unter anderem Abstände und Rundenzeiten eines Gegners, Informationen Ăźber die Strategie eines Konkurrenten, sowie Reifenwahl oder Rundenzahl auf einem Reifensatz und dergleichen. Ab 2015 sollen sich die Regeln dann nochmal verschärfen, auch wenn die Ăœberwachung keine leichte Sache werden dĂźrfte. Charlie Whiting hat acht Mitarbeiter, die den Funk Ăźberwachen, andere Teams dĂźrfen die Konkurrenten zudem anschwärzen. Die Bestrafung im Falle eines Tabubruchs soll eine sportliche sein und liegt im Ermessen der Rennkommissare. Am wahrscheinlichsten dĂźrfte eine FĂźnfSekunden-Zeitstrafe sein. LAT/Williams

Red Bull Content Pool

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Die Telemetriedaten erleichtern die Zusammenarbeit zwischen Pilot und Ingenieur

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Ausgabe 38/2014: Das zwischenzeitliche Funkverbot

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von Michael Zeitler as sportlich vorteilhaft wäre, ist oft nicht medizinisch ratsam. Deswegen sind Doping- oder Aufputschmittel auch verboten. Doch wo ist die Grenze? Am Rande des Malaysia GP ist durchgesickert, dass einige Fahrer absichtlich Dehydrieren, damit sie ihr KÜrpergewicht reduzieren kÜnnen! Dagegen gibt es natßrlich kein Verbot, aber medizinisch ratsam kann das keinesfalls vorteilhaft sein. Dehydratation kann zu einer Exikkose, also zum Austrocknen des KÜrpers fßhren. Das beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit massiv und birgt Gefahren.

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Absichtliches Dehydrieren, um Gewicht zu verlieren, Krankenhausaufenthalte – der Magerwahn in der Formel-1 ist angekommen.

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Der Body-Mass-Index (BMI) setzt KĂśrpergrĂśĂ&#x;e und -gewicht in ein Verhältnis. Berechnet wird er, indem die GrĂśĂ&#x;e durch das quadrierte Gewicht dividiert wird. Ein BMI zwischen 18,5 und 25,0 gilt als normalgewichtig. GrĂśĂ&#x;e 1,80m 1,81m 1,82m 1,73m 1,73m 1,80m 1,80m 1,78m 1,82m 1,82m 1,79m 1,66m 1,70m 1,74m 1,71m 1,80m 1,83m 1,74m 1,84m 1,75m 1,73m 1,75m

Gewicht 61kg 64kg 65kg 63kg 63kg 68kg 68kg 67kg 70kg 71kg 69kg 60kg 63kg 66kg 64kg 71kg 75kg 68kg 77kg 71kg 70kg 74kg

BMI 18,8 19,5 19,6 21,0 21,0 21,0 21,0 21,1 21,1 21,4 21,5 21,8 21,8 21,8 21,9 21,9 22,4 22,5 22,7 23,2 23,4 24,2

Die neuen Antriebseinheiten sind schwer. Zwar wurde das Mindestgewicht der F1-Rennwagen von 642 auf 701 Kilogramm angehoben (nächstes Jahr 710 kg), trotzdem soll es noch Teams wie Ferrari, Sauber und Caterham geben, deren Boliden Ăźber dem Gewichtslimit liegen. Das schlägt auf die Performance. Daher liegt es auf der Hand, dass leichte Fahrer im Vorteil sind. Ein zehn Kilogramm schwerer Pilot hat je nach Strecke einen Nachteil von mehreren Zehntelsekunden pro Runde, das summiert sich im Rennverlauf erheblich. In den letzten Jahren lag das Gewicht der Rennwagen deutlich unter dem MindestmaĂ&#x;, so dass noch viel Spielraum fĂźr Ballastgewichte vorhanden war. Doch selbst da sind leichtere Fahrer noch im Vorteil, weil bei ihnen das Gewicht vorteilhafter verteilt werden kann. NatĂźrlich kann man sagen: Kleinere Menschen werden auch nie Basketballprofis, aber die Formel-1 ist an einer gefährlichen Stelle angekommen. Jean-Eric Vergne gestand, zwischen den Rennen in Australien und Malaysia aus SchwächegrĂźnden zur Behandlung in einem Krankenhaus gewesen zu sein. Es gibt durchaus MĂśglichkeiten, dem Magerwahn in der Formel-1 entgegenzutreten. Adrian Sutil hat beispielsweise vorgeschlagen, ein Mindestgewicht fĂźr Fahrer samt Sitz einzufĂźhren.

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Ferrari

Sauber-Pilot Adrian Sutil schlägt eine Ă„nderung der Gewichtsregel vor

Dass sich ein paar F1-Fahrer dafßr ausgerechnet den Malaysia GP ausgesucht haben, ist kein Zufall: Hier sind die Temperaturen bei extremer Luftfeuchtigkeit sehr hoch, die Fahrer verlieren während der Rennen das eine oder andere Kilogramm durch Flßssigkeitsverlust. Normalerweise versuchen die F1-Piloten den Wasserhaushalt durch viel Trinken aufrecht zu erhalten. Mehr als einen halben Liter Flßssigkeit (Wasser mit Mineralstoffen) nehmen die Fahrer fßr gewÜhnlich aber nicht mit. Es kursieren Gerßchte, wonach bei Sauber die F1-Piloten ohne Trinkflasche ausrßcken.

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Sauber

Ein gewichtiges Problem?

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Als Chefvermarkter ist Bernie Ecclestone auch mit seinen 83 Jahren noch immer die wichtigste Figur des Formel-1-Zirkuses. In diesem Jahr geriet sein Imperium aber ins Wanken, weil er in MĂźnchen wegen angeblicher Bestechung vor Gericht stand. Der Prozess lief in seine Richtung, er zog sich aber in die Länge und so kaufte er sich fĂźr 100 Millionen Euro frei. Das machte auch auĂ&#x;erhalb der Medienwelt der KĂśnigsklasse Schlagzeile.

Esteban GutiÊrrez Daniil Kvyat Max Chilton Pastor Maldonado Sergio PÊrez Marcus Ericsson Daniel Ricciardo Nico Rosberg Jean-Eric Vergne Jenson Button Jules Bianchi Felipe Massa Kamui Kobayashi Lewis Hamilton Fernando Alonso Romain Grosjean Adrian Sutil Kevin Magnussen Nico Hßlkenberg Kimi RäikkÜnen Valtteri Bottas Sebastian Vettel

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FORMEL-WOCHE 48/2014

ABC der Saison 2014

Heute wĂźrden JosĂŠ FroilĂĄn Gonzalez und Giuseppe Campari mit ihren Ăźber 100 Kilogramm keine GP-Fahrer mehr werden. Campari mĂźsste ja auf seinen Wein verzichten. von Michael Zeitler s wird natĂźrlich nirgends eine Statistik der schwersten GPFahrer aller Zeiten gefĂźhrt. Wer weiĂ&#x; schon, ob diese beiden Herren Rekordhalter sind, aber die Zahlen sind trotzdem beachtlich: JosĂŠ FroilĂĄn Gonzalez, 1951 beim GroĂ&#x;britannien GP der erste Sieger fĂźr Ferrari in der WM, brachte ein Kampfgewicht von 125 Kilogramm auf die Waage. Auch Giuseppe Campari wog Ăźber 100kg.

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Heute mĂźssen F1-Fahrer hungern, frĂźher krähte da noch kein Hahn danach. Das lag an zwei GrĂźnden: Erstens war die Professionalität unter den Rennfahrern noch nicht ansatzweise so hoch wie heute, Parameter wie das Gewicht spielten noch keine zentrale Rolle. Zweitens – und das Argument ist schon viel entscheidender – brauchte man in den 1930er bis 50er Jahren, in dieser Epoche waren Gonzalez und Campari aktiv, wesentlich mehr Muskelkraft, um die kraftvollen Rennwagen zu bändigen. Der Stand der Technik war noch längst nicht so weit, der Begriff der Servolenkung fand bis dato weder im GPSport, noch im Duden Einzug. Man darf sich Fahrer wie Gonzalez und Campari also nicht als Männer mit Bierbauch vorstellen. Muskeln sind nun mal schwerer als Fett und

wer an der Sportlichkeit von Gonzalez zweifelt, der hätte mit dem Argentinier nur mal schwimmen gehen mßssen. Dort machte ihm in ganz Argentinien keiner was nach, er gehÜrte zu den besten Schwimmern in jener Zeit. Trotz Gewicht erfolgreich

Frankreich GP 1933. Und es gab noch eine Besonderheit von Campari: Er sang während der Rennen – um seine Stimme zu trainieren, schlieĂ&#x;lich wollte er Opernsänger werden. Die Saison 1933 sollte seine letzte sein – leider wurde sie das auch, weil er beim Monza GP tĂśdlich verunglĂźckt.

Bei Campari lag der Fall vielleicht etwas anders. Er war Gourmet, wohl der beste rennfahrende Koch aller Zeiten. Und er war auch dem guten Tropfen nie abgeneigt. Geschichten sind ßberliefert, wonach der Italiener auch während der Rennen nicht ganz nßchtern gewesen sein soll. Aber dem Erfolg tat das keinen Abbruch: Er gewann mit Alfa Romeo unter anderem den Frankreich GP 1924, den Italien GP 1931 und nochmal den

NatĂźrlich war das Gewicht auch damals nicht ganz auĂ&#x;er Acht zu lassen. Von der Targa Florio von 1932, einem berĂźhmt berĂźchtigtem Rennen durch unbefestigte GebirgsstraĂ&#x;en Siziliens, wurde folgende Anekdote Ăźberliefert: Italiens Rennstar Tazio Nuvolari packte mit Paride Mambelli einen erst 13-jährigen Mechaniker-Lehrling als Beifahrer, der damals noch vorgeschrieben war, ins Auto, weil er einen mĂśglichst leichten Beifahrer wollte.

! ! # Heute achten die F1-Piloten auf jedes Kilogramm Ăœbergewicht, dabei gab es schon F1-Piloten mit ganz anderen Problemen: Lotus-Pilot Alan Stacey hatte von Geburt an ein verkĂźrztes Bein, sein linker Unterschenkel wurde durch eine Prothese ersetzt, er konnte nur durch einen motorradähnlichen Gaszug fahren. 1960 beim Belgien GP verunglĂźckte er tĂśdlich, nachdem ein Vogel gegen seinen Kopf schlug. Auch Archie Scott-Brown, der beim britischen GP 1957 in einem Connaught fuhr hatte eine Berhinderung am rechten Arm, sowie an den FĂźĂ&#x;en und Beinen, so dass er in den meisten Ländern keine Startgenehmigung erhielt. Jean Behra, ein Ferrari-Star der 50er Jahre, hatte nur ein Ohr. MZ

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Ausgabe 17/2014: Die Folgen des reduzierten Mindestgewichts

G ewicht Die neuen Turbomotoren sind deutlich schwerer als die V8-Sauger, die bis 2013 zum Einsatz kamen. Speziell zu Beginn der Saison hatten einige Teams daher Schwierigkeiten, unter die Mindestgewichtsgrenze zu kommen. Damit fehlte ihnen die MĂśglichkeit, mit Ballastgewichten die StraĂ&#x;enlage zu perfektionieren. Daher waren grĂśĂ&#x;ere und damit auch schwerere Fahrer wie Adrian Sutil benachteiligt. Das Handicap wurde mit bis zu drei Zehntelsekunden pro Runde angegeben.

Die modernen Formel-1-Autos mit all der Elektronik an Bord sind hĂśchst kompliziert. Sebastian Vettel brachte in Ă–sterreich auf dem Punkt, als er kurz ohne Leistung ausrollte, ein paar KnĂśpfe drĂźckte und dann wieder losfahren konnte:„Heute muss man die Autos nicht mehr neu starten, sondern neu hochfahren wie einen Computer.“ Und durch die FunksprĂźche der Ingenieure an die Fahrer wurden viele Fans das GefĂźhl nicht los, dass gar nicht mehr die Fahrer, sondern längst schon die Ingenieure die Herrschaft Ăźber das Rennfahren gewonnen haben. Vor dem Rennen in Singapur wollte man daher einschreiten und die erlaubten Inhalte im Funkverkehr beschneiden. Doch die Teams schafften es zumindest, die meisten Verbote auf 2015 aufzuschieben. Doch auch gegen eine EinfĂźhrung im kommenden Jahr sprachen sich die RegelhĂźter aus. Inzwischen wird gefunkt wie eh und je, nur in Singapur gab es kurze Diskussionen Ăźber mĂśglicherweise regelwidrige Kommandos von Red Bull. Das Nachtrennen war fĂźr Nico Rosberg eine Farce, weil sein Lenkrad nicht richtig funktionierte. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff erklärte: Ohne FunksprĂźche wäre es fĂźr Rosberg unmĂśglich gewesen weiterzufahren.

H onda-Comeback Das McLaren-Team sackte 2014 noch weiter ab, obwohl es auch in den Genuss der bärenstarken Mercedes-Motoren kam. 2015 soll alles besser werden: Dann kehrt Honda als exklusiver Motorpartner in die Formel-1 zurßck. Fernando Alonso soll als neues Aushängeschild das Team wieder nach vorne bringen, dabei gingen Alonso und McLaren 2007 im Streit auseinander. Auch McLaren-Chef Ron Dennis ist nach dem Aus von Teamchef Martin Whitmarsh wieder verstärkt ins Tagesgeschäft eingebunden. In Abu Dhabi wurde die erste Ausfahrt der neuen Kombination gleich zue Blamage: Stoffel Vandoorne konnte während der gesamten Testtage nur fßnf Runden drehen.


7 Die Optik der Boliden steht schon seit Jahren in Kritik. Das hat sich auch mit der Generation 2014 nicht geändert, ganz im Gegenteil. Die kuriosen Nasenformen wie die Doppelkiel oder Staplernase von Lotus, die Pinoccionasen vieler Teams oder auch die doppelte Nase des Caterham-Rennstalls sind gewiss kein Hingucker. Für 2015 wird es daher einmal mehr neue Vorschriften im Bereich der Frontpartie geben, auch wenn die Vergangenheit gelehrt hat, dass neue Ästhetik-Regeln die Optik eher verschlimmbessert hat. Man kann es auch positiv sehen: 2014 gab es optisch immerhin wieder etwas größere Unterschiede zwischen den einzelnen Ideen.

K rise

Im Sommer wurde ein sensationeller Transfer für 2015 bekannt: Der erst 17-jährige Max Verstappen wird für Toro Rosso an den Start gehen. In den freien Trainings kam der Sohn des ehemaligen Fahrers Jos Verstappen bereits zum Einsatz und überzeugte mit flotten Zeiten und einer starken Fahrzeugbeherrschung. So fing er in Interlagos den ins Drehen geratenen Toro Rosso Renault noch perfekt ab. Toro Rosso holt Verstappen nicht von Ungefähr: Er gilt als ganz spezielles Talent, nachdem er in seiner ersten Rennsportsaison in der Formel-3-Europameisterschaft sofort mit um Siege fuhr, war im Sommer das halbe F1-Feld hinter Verstappen her. Red Bull gewann das Rennen, in dem man ihm schon für 2015 ein Cockpit anbot. Nach dem Verstappen-Einstieg sollen allerdings sowohl die Kriterien für die Vergabe der Superlizenz neu überdacht werden, als auch Pläne ausgearbeitet werden, wie die Autos in Zukunft wieder schwerer zu fahren werden. Dabei spricht biologisch nichts dagegen, dass ein 17-Jähriger die gleiche Leistung bringen kann wie ein 35-Jähriger Jenson Button. Vor allem wenn es sich um ein solches Supertalent handelt wie Max Verstappen.

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Red Bull Content Pool

Die Formel-1-Saison bot spannenden Sport, aber abseits davon wurde wie fast jedes Jahr gestritten. Doch die Lage hat sich zugespitzt: Marussia und Caterham fehlten zum Schluss, Force India, Lotus und Sauber sollen finanziell ebenfalls auf der Kippe stehen. Regelungen wie Kundenfahrzeuge, dritte Boliden oder eine Zweiklassengesellschaft mit Super-GP2-Autos wurden auf den Diskussionstisch gebracht, aber die führen die Formel-1 kein Stück weiter: Das System ist krank, die Kosten zu hoch, die Einnahmen hochgradig ungerecht verteilt. Doch die Topteams wollen an ihren Privilegien festhalten und so schlittert der Sport in eine Krise. Von der Königsklasse des Motorsports sollte man ein volles Feld mit 26 Fahrzeugen erwarten können, keine trostlose Veranstaltung mit 18 Wagen.

J ugendwahn

L etzte Klappe Wie jedes Jahr wird es auch 2015 wieder neue Fahrer geben. Und damit müssen auch Piloten aus dem aktuellen Aufgebot weichen. Ein immer weiter schrumpfendes Starterfeld, das auch mit zahlungskräftigen Bezahlfahrern aufgefüllt wird, sorgt aber auch dafür, dass mit Jenson Button sogar ein ehemaliger Weltmeister und Topfahrer um seine Zukunft in der Formel-1 bangen muss! Gleiches gilt für junge talentierte Fahrer wie Jean-Eric Vergne, der erst 24 Jahre alt ist. Stand heute wird die kommende Saison wohl ohne folgende aktuelle Fahrer über die Bühne gehen: Jenson Button (oder Kevin Magnussen), Jean-Eric Vergne, Adrian Sutil, Esteban Gutiérrez, Max Chilton, Kamui Kobayashi, Will Stevens und André Lotterer. Sollte Button wirklich seinen Platz bei McLaren verlieren, ist es besonders bitter, dass der Arbeitgeber diese Entscheidung nicht schon vor dem letzten Saisonrennen getroffen hat. Dann hätte sich der Champion von 2009 wenigstens noch von seinen Fans verabschieden können. Dass dies den Fahrern wichtig ist, zeigt auch die Tatsache, dass sogar Rekordstarter Rubens Barrichello in Brasilien ein Comeback mit Caterham plante, dass aber wegen der Insolvenz des Teams scheiterte.

FORMEL-WOCHE 48/2014

I gitt, diese Nasen

ABC der Saison 2014


Lecka/NASCAR

8 M exiko Eigentlich ist das eher ein Ausblick als ein RĂźckblick, aber dieses Jahr wurde beschlossen, dass 2015 der Mexiko-GP wieder in den Kalender zurĂźckkehren wird. Letztmals fand 1992 das Rennen in Mexico-City statt. An gleicher Stelle, aber auf Ăźberarbeitetem Kurs, der Modernisierung fällt die schnelle ĂźberhĂśhte Peraltada-Kurve zum Opfer, wird Lokalmatador Sergio PĂŠrez versuchen, den bisher besten Platz eines Mexikaners in der Heimat war, Rang vier 1968 von Pedro Rodriguez im BRM, zu Ăźberbieten. PĂŠrez‘ FĂśrderer Carlos Slim gilt auch als einer der Drahtzieher hinter des Mexiko-Comebacks.

LAT/Williams

stĂźtzung von Stallkollege Lorenzo Bandini, der erst in eine Kollision von Surtees Rivalen Graham Hill verstrickt war und anschlieĂ&#x;end per Teamorder auch noch Surtees Platz zwei ĂźberlieĂ&#x;. Auch 2015 kĂśnnte der Mexiko-GP als Finale ausgetragen werden. 1965 gewann Richie Ginther das erste F1-Rennen fĂźr Honda. 1970 musste das Rennen aus SicherheitsgrĂźnden erstmals aus dem Kalender gestrichen werden, das Comeback erfolgte erst 1986, mit einem Sensationssieg durch Gerhard Berger. Er hatte auf dem welligen und unebenen Asphalt als einer von wenigen Fahrern keine Reifenprobleme und gewann somit im Benetton BMW sein erstes F1-Rennen. Letzte Ausgabe 1992

Ein Grand Prix auf ßber 2000 Meter HÜhe 2015 kehrt der Mexiko-GP in den F1-Kalender zurßck. 1992 wurde das Rennen letztmals ausgetragen – und endete mit dem ersten F1-Podest von Michael Schumacher.

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Anders ist es in Mexiko. Das Land in Mittelamerika hat Rennsporttradition, zwei Fahrer im aktuellen F1Fahrerkader und den reichsten rennsportbegeistertsten Mann der Welt: Carlos Slim. Man darf davon ausgehen, dass der FĂśrderer von Sergio PĂŠ-

rez und Esteban GutiĂŠrrez hinter den Kulissen die finanziellen HĂźrden fĂźr die Wiederaufnahme Mexikos in den F1-Kalender aus dem Weg geräumt hat. Strecke fĂźhrt durch Baseball-Stadion Schon 2003 gab es konkrete Pläne einer RĂźckkehr, damals war eine neue Streckenanlage im Ferienort CancĂşn die Rede. Nun hat man sich dazu entschlossen, dass die Formel-1 wieder nach Mexico-City zurĂźckkehrt, wo bisher alle Grand Prix veranstaltet wurden. Der 4,421 Kilometer lange Kurs wird vom deutschen Architekten Hermann Tilke Ăźberarbeitet, sehr zum Leidwesen der Fans wird dabei auch die superschnelle Peraltada-Kurve, eine ĂźberhĂśhte 180-Grad-Kehre, entschärft. Die Kurve wird von einer rechts-links-rechts-Kombination unterbrochen, die durch ein BaseballStadion fĂźhrt. Zwei GrĂźnde gibt es fĂźr diese Ă„nderungen. Erstens die Sicher-

heit, zweitens die Tatsache, dass allein im Stadion schon Platz fĂźr 26.000 Zuschauer ist. Die Peraltada forderte beim ersten Mexiko-GP 1962, damals hatte das Rennen noch keinen WM-Status, ein Todesopfer, als der Lokalmatador Ricardo RodrĂ­guez mit seinem von Rob Walker Racing eingesetzten Cooper Climax verunfalllte. Die Unfallursache konnte nie zweifelsfrei geklärt werden. RodrĂ­guez galt als groĂ&#x;e Rennsporthoffnung Mexikos und hatte bereits einen Ferrari-Werksvertrag in der Tasche. Trotz der TragĂśdie wurde der Grand Prix 1963 in den WM-Kalender aufgenommen. 1964 fand hier eines der umstrittensten WM-Finale statt, als John Surtees im Ferrari der erste Fahrer wurde, der nach dem WM-Titel auf zwei, nun auch auf vier Rädern die Meisterschaft an Land zog. Dabei bekam er aber tatkräftige Unter-

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N eues Team Der Automobilweltverband FIA Ăśffnete auch wieder die Nennliste fĂźr einen neuen Rennstall fĂźr 2015. Zwei kamen in die engere Auswahl: Das USamerikanische Haas-Team und das rumänische Forza-Rossa-Projekt. Zumindest der Versuch von Gene Haas, der bisher in der NASCAR aktiv ist, gilt als äuĂ&#x;erst seriĂśs und doch musste der Einstieg auf 2016 verlegt werden. Dann wird Haas aber als Ferrari-Partnerteam hĂśchst wahrscheinlich mit von der Partie sein.

Ab 2015 wird die Historie des Mexiko-GP mit ihren Geschichten und Ereignissen fortgefĂźhrt werden. Der Grand Prix hat jetzt schon einen Superlativ sicher: Hier werden die Motoren am wenigsten Leistung entfalten kĂśnnen. MexicoCity und die Rennstrecke befinden sich auf Ăźber 2000 Meter MeereshĂśhe. Aufgrund des geringeren Luftdrucks werden die Fahrer einige PS-EinbuĂ&#x;en in Kauf nehmen mĂźssen.

Chris McGrath/Getty Images

von Michael Zeitler ie Zuschauerzahlen sinken, die F1-Rennen sind teuer. Und doch gibt es noch genßgend Länder und Veranstalter, die nur zu gerne in den GP-Kalender aufgenommen werden wollen. Mexiko hat es geschafft: Bis mindestens Ende 2019 wird die Formel-1 Halt in MexicoCity machen. Die Formel-1 sucht sich neue Märkte, neue Geldquellen, neue Boom-Länder. Das fßhrt die KÜnigsklasse des Rennsports in Regionen, deren Einwohner mit dem Rennsport so vertraut sind wie Sahara-Bewohner mit Stark-Schneefallereignissen. Fßr den PS-Zirkus geht es in exotische Länder wie Abu Dhabi oder sogar nach Aserbaidschan.

Ein Jahr später gewann Nelson Piquet auf der Strecke und doch war Nigel Mansell der Sieger. Was war passiert? Nach einem schweren Unfall von Derek Warwick musste das Rennen unterbrochen werden, die Zeiten beider Rennen wurden addiert, Mansell brachte aus Lauf eins noch einen Vorsprung von 30 Sekunden mit. Grandios war die Siegesfahrt von Alain Prost 1990 im Ferrari, der von Startplatz 13 siegte. Er profitierte dabei aber auch von einem Reifenschaden an Ayrton Sennas McLaren Honda. Bei der bisher letzten Ausgabe des Mexiko-GP 1992 fuhr Michael Schumacher im Benetton Ford seinen ersten Podestplatz in der Formel-1 ein.

Das Foro Sol Baseball-Stadion von auĂ&#x;en

Genii Capital mit Schulden Immer wieder ist von Schulden des Lotus-F1-Teams die Rede. Teamverantwortliche beschwichtigen stets, dass diese hauptsächlich beim Besitzer Genii Capital gemacht wurden. Luxemburgische Medien enthßllen nun, dass sich auch Genii Capital 2013 um 55 Millionen Euro neu verschuldet hat. Der Gesamtsbetrag soll demnach auf 185 Millionen Euro gewachsen sein. Vor dem Deutschland-GP hat Lotus immerhin den Vertrag mit Pastor Maldonado um ein Jahr verlängert. Der Venezolaner sorgt fßr einen gewissen Geldfluss aus seinem Heimatland durch das ErdÜlunternehmen PDVSA. Zwar sind seine Leistungen dieses Jahr alles andere als hervorragend, doch Maldonado hat auch immer wieder Probleme mit der Zuverlässigkeit. In der Ungarn-Qualifikation blieb er frßh wegen eines Defekts am Antriebsstrang stehen. Traurige Nachrichten gibt es indes fßr seinen Teamkollegen Romain Grosjean: Physiotherapeut Jean-Pierre Frizon, der ehemalige Trainer von Jean Alesi, ist verstorben. MZ

LAT/Lotus

FORMEL-WOCHE 48/2014

ABC der Saison 2014

McLaren mit Aufwärtstrend Die beiden Force-India-Piloten konnten den UngarnGP wegen Fahrfehlern nicht beenden, doch McLaren verpasste die Chance, an Force India in der Konstrukteurswertung vorbeizuziehen. Kevin Magnussen hatte im Qualifying einen Unfall und brauchte ein neues Chassis und Getriebe. Er startete daher aus der Boxengasse. Jenson Button wurde gerade Mal Zehnter. McLaren verzockte sich beim ersten Reifenwechsel in der Safety-Car-Phase, als man statt Trockenreifen wieder Intermediates aufzog. Dabei ging es mit dem Team zuletzt bergauf, dank einem kleineren, geschwungenerem Frontflßgel. Er leitet die Luft besser um und vor allem unters Fahrzeug. Seit Hockenheim ist zudem ein Heckflßgel im Einsatz, der zwischen den beiden Hauptblättern ein WellenKanten-Profil aufzeigt. Mit einem Auge schielt McLaren bereits auf die Saison 2015, dann kommt Honda an Bord. Gemeinsam plant man angeblich auch ein Le-Mans-Projekt. Honda wird wohl viel Geld ins Team pumpen. Schon 2014 habe man laut eigenen Angaben mit rund 250 Millionen Euro ein Rekordbudget, aber 2015 soll es noch besser werden. Obwohl ein Hauptsponsor noch immer fehlt und ein langjähriger Partner Hugo Boss zu Mercedes abwandert. Zuletzt gab es Gerßchte, wonach Unilever, derzeit mit Rexona bei Lotus, neuer Hauptsponsor werden kÜnnte und Lotus sich dafßr die Unterstßtzung von John Player Special holt. Zwar ist Tabakwerbung in der Formel-1 verboten, aber auch Ferrari wird nach wie vor von Philip Morris unterstßtzt. MZ

http://for-

mel-woche. Zur Ausgabe de/ausga-

be-13/ Ausgabe 31/2014: Alles zur RĂźckkehr des GroĂ&#x;en Preis von Mexiko

O esterreich-GP Red Bull hat es mĂśglich gemacht: Der Ă–sterreich-GP kehrte in diesem Jahr zur Begeisterung der Fans wieder in den Kalender zurĂźck. Die Stimmung in Spielberg soll so gut wie auf kaum einer anderen Streckenanlage gewesen sein. Sportlich bleibt vor allem die Pole-Position von Publikumsliebling Felipe Massa im Williams hängen.

P istenrowdys In diesem Jahr galt erstmals das neue Sßndenregister fßr die Piloten. Fßr bestimmte Zwischenfälle bekommen sie Strafpunkte, sammeln sie binnen zwÜlf Monaten mehr als zwÜlf, mßssen sie ein Rennen aussetzen. Um die Fahrer aber nicht zu sehr einzuschßchtern und wieder mehr direkte Rad-an-Rad-Duelle zuzulassen, sollten die Rennleiter seit Silverstone eine weniger harte Gangart an den Tag legen. Bestraft werden sollten nur noch die Fahrer, deren Schuld eindeutig ist. Genau die Hälfte des Fahrerfeldes hat im Laufe des Jahres einen Strafpunkt kassiert, die meisten Marcus Ericsson und Pastor Maldonado mit deren fßnf.


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ABC der Saison 2014

Nach dem schleppenden Wintertestfahrten waren die BefĂźrchtungen groĂ&#x;, dass es wegen den neuen komplexen Turbo-Motoren wahre Ausfallorgin geben kĂśnnte. Doch im Laufe des Jahres gab es wieder nur zwei, drei Ausfälle pro Rennen. So wie es auch in den letzten Jahren der Normalfall war. Die Boliden liefen also schon in diesem Jahr wieder zuverlässig. Eine Herausforderung war es, mit nur fĂźnf Antriebselementen Ăźber die Saison zu kommen. Und obwohl es eng wurde, mussten nur vier Fahrer wegen eines sechsten oder siebten Motors in der Startaufstellung zurĂźck. Darunter war auch Weltmeister Sebastian Vettel. Betroffen waren nur Renault befeuerte Fahrer. Vor allem Toro Rosso erwischte es immer wieder – angeblich auch deswegen, weil man immer wieder ein neues Benzin ausprobierte, das die Haltbarkeit der Antriebselemente beeinträchtigte. Nächstes Jahr haben die Fahrer dann nur noch vier Motoren pro Jahr zur VerfĂźgung. Diskutiert wird derzeit noch darĂźber, die Strafe aber nicht mehr in Form einer RĂźckversetzung in der Startaufstellung auszusprechen, sondern in eine Zeitstrafe im Rennen umzuwandeln.

R ekorde des Mercedes W05 Hybrid Die Dominanz des Mercedes W05 Hybrid war erdrĂźckend – das drĂźckt sich auch in vielen Rekorden aus: Elf Doppelsiege (Rekord davor McLaren 1988 mit deren zehn), 31 Podestplätze (Rekord davor Ferrari 2004 mit deren 29), 16 Saisonsiege (Rekord davor 15 von Ferrari 2004 und McLaren 1988 mit jeweils 15), 701 WM-Punkte (Rekord davor Red Bull 2011 mit 650 Punkte), rund 5000 FĂźhrungskilometer. Alle Mitarbeiter haben zu diesem Erfolg beigetragen und werden nun auch fĂźrstlich entlohnt, mit einer Prämie von 12.000 Euro!

S ound

LAT/Williams

Ein groĂ&#x;er Kritikpunkt an den neuen Motoren und an der Formel-1 anno 2014: Der leise Sound. NatĂźrlich war auch der Kreissägen-Ton der V8-Sauger-Motoren nicht jeder Manns Sache, aber die Mehrheit der F1-Fans findet: Rennsport muss man mit allen Sinnen spĂźren, auch mit dem Ohr. Zu Beginn der Saison wurden deswegen sogar Testfahrten mit Megafons durchgefĂźhrt, um die F1-Autos wieder lauter zu machen. Aber gebracht hat’s wenig und daher hat man solche Experimente nicht noch in andere Richtung ausgedehnt.

Was hinter der Sound-Debatte steckt Bei den Silverstone-Testfahrten diese Woche wird Ferrari nun eine neue LĂśsung testen, wie der Sound in der aktuellen Formel-1 wieder verbessert werden kann. Dabei soll es sich um einen doppelten Auspuff mit Megafon-Elemente handeln. In Barcelona probierte Mercedes schon ein grĂśĂ&#x;eres Auspuffendrohr. Es brachte kaum Fortschritte, dafĂźr aber viel EntrĂźstung bei den Fans. Diese klagen Ăźber den Sound, die Formel-1 geht darauf ein und sucht nach MĂśglichkeiten. Trotzdem schimpfen die Fans weiter. Doch genau deshalb ist die Debatte um den Sound das perfekte Symbol. NatĂźrlich sind vor allem viele Puristen der Meinung, dass ein lauter, ja fast schon #$ /.* " -" " # " $ " " Faszination ausmacht, keine grummelnd-summende Elektro-MotĂśrchen.

Mehr zum Thema

Ausgabe 27/2014: Ein erneuter Blick auf die Diskussion um die Lautstärke der Turbomotoren

%" " % '-" $ # " " " $ # ## (% ) " % " $ $ - "% '%" " " & " " #( $ ) " , #$ # % " % % %" # $ % #! " (% !" %( " # ' # " *$ $ # geklagt und nach mehr Action gerufen. Aber da ging es wohl eher darum, die Autos Ăźberholfreundlicher zu gestalten, nicht Showelemente statt Sportelemente zum bestimmenden Faktor zu machen. Die Formel-1 darf kein Wrestling werden. Die Fans wollen Fahrer und Material am Limit sehen % "' "$ $ %# - wegen Versagen beider), sie wollen Technikschlachten # #%! "$ %" # " $ %" ' technischen Freiheiten. Die Formel-1 muss endlich den Kern des Problems erkennen. Soundtests und funkensprĂźhende Titanstreifen am Unterboden werden die Wende nicht bringen. Michael Zeitler

lag Braucht die Formel-1 den Funkensch vergangener Tage? ŠLAT/Williams

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mel-woche. Zur Ausgabe de/ausgabe-13/

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Daimler

Q uote der Ausfälle


10

T empo

Force India

Zu Beginn des Jahres war das Tempo der neuen Rennwagen deutlich geringer als zuvor. Die Topspeeds haben sich erhöht, weil der Motor mehr Leistung hat, aber er ist auch schwerer, dazu wurde die Aerodynamik beschnitten und die Reifen härter – das kostet Rundenzeit. Doch der Rückstand wurde in der zweiten Saisonhälfte wieder wettgemacht: Beim Brasilien-GP stellte Nico Rosberg mit seiner Pole-Runde sogar einen neuen Rekord auf und zwar um eine halbe Sekunde! Und der Rekord zuvor wurde von Rubens Barrichello 2004 im V10-Ferrari aufgestellt. Zwar waren die Bedingungen in Interlagos wegen des neuen Asphalts und der Höhenluft, die die Sauger mehr beeinträchtigt als die Turbos, ideal, aber auch in Austin war die Quali-Runde von Rosberg um drei Zehntelsekunden schneller als die Pole-Runde von 2013.

U nfälle

V ettel

2014 bot auch wieder viele spektakuläre Unfälle. Leider kam es in Suzuka bei Jules Bianchi zu einem tragischen Zwischenfall. Andere Unfälle blieben ohne Verletzungen, wie die Kollision zwischen Sergio Pérez und Felipe Massa in Kanada, der beide in aussichtsreichen Positionen aus dem Rennen warf. Erstmals seit 2010 gab es auch wieder Überschläge: In Bahrain wurde Esteban Gutiérrez von Pastor Maldonado in einen Überschlag geschickt, in Deutschland dann Felipe Massa von Kevin Magnussen.

Sebastian Vettel ist nach vier Jahren als Formel-1-Weltmeister entthront worden. Damit musste man auch wegen des neuen Regelwerks, eine größere Änderung bringt meistens Bewegung ins Kräfteverhältnis, rechnen. Was aber eine Sensation war: Vettel wurde auch Rennen für Rennen teamintern von Neuzugang Daniel Ricciardo besiegt. Ricciardo gewann drei Rennen, wurde Dritter in der Gesamtwertung. Vettel blieb am Ende auf Rang fünf und erstmals seit 2007 auch wieder ohne Sieg! Als Konsequenz verließ er Red Bull und wechselt für 2015 zu Ferrari.

LAT/Williams

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ABC der Saison 2014

W eibliche Fahrerinnen Mit Susie Wolff nahm erstmals seit 1992, damals war es Giovanni Amati im Brabham Judd, wieder eine Frau in einer offiziellen Trainingssitzung teil. Wolff, Ehefrau von Mercedes-Sportchef Toto Wolff, kam in Silverstone und Hockenheim zum Zug. Wolff soll auch 2015 Testfahrerin bei Williams bleiben und womöglich wieder an zwei Freitagen zum Einsatz kommen. In Austin hätte es ihr eigentlich Simona de Silvestro gleich tun. Die Schweizerin war in diesem Jahr Testfahrerin bei Sauber, doch wegen finanziellen Problemen wurde der Vertrag wieder ausgelöst. Auf die erste Frau in der Startaufstellung seit dem Großen Preis von Brasilien1976 (Lella Lombardi im BRM) warten die Fans der Formel-1 nach wie vor vergeblich.


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ABC der Saison 2014

Lewis Hamilton ist Weltmeister, Nico Rosberg nur Zweiter. Die Siegbilanz spricht mit elf zu fünf klar für den Briten. Doch das ist deutlicher, als das Duell letztlich war. Beide lieferten sich über das gesamte Jahr hinweg einen riesigen Zweikampf. Das erste rundenlange Rad-an-Rad-Duell gab es in Bahrain, aber Rosberg fand keinen Weg an Hamilton vorbei. In Spa kam es dann sogar zu einer Kollision, bei der Rosberg Hamilton den Reifen aufschlitzte. Es war das knallharte Duell zwischen zwei Teamkollegen um den WM-Titel seit Alain Prost gegen Ayrton Senna 1988. Natürlich hatten 2010 mit Mark Webber und Sebastian Vettel bei Red Bull oder Fernando Alonso und Lewis Hamilton 2007 bei McLaren im Finale noch zwei Teamkollegen Chancen auf die WM, aber da gab es auch jeweils noch andere Fahrer im Titelkampf. Daimler

Y ellow-Press

Z ahnarzt wieder Teamchef

Nicht nur in Monaco sonnen sich im Schatten der Formel-1 auch die Schönen und Reichen. Der Sport ist auch eine Welt der Yellow-Press. Ex-Spice-Girl Geri Halliwell hat sich in diesem Jahr mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner verlobt. Sebastian Vettel und Romain Grosjean wurden Vater. Nico Rosberg hat seine Freundin geheiratet und sogar der erst 17-jährige Max Verstappen hat eine Freundin aus dem Motorsportumfeld: Die Schwester von McLaren-Junior Nyck de Vries, der den Formel-Renault-Eurocup gewann.

Einer taucht in der Formel-1 immer wieder auf – auch 2014: Colin Kolles. Der in Rumänien geborene Deutsche war Berater eines neuen arabischschweizerischen Konsortiums, das vor dem Großbritannien-GP Caterham-rettete. Dann gab es im Laufe des Jahres aber Unstimmigkeit darüber, was von Tony Fernandes alles gekauft wurde und so zog sich Kolles, der auch schon bei Force India und HRT Teamchef war, wieder zurück.

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X -mal im Titelkampf duelliert


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Zahlen der Saison 2014

12

Zahlen der Formel-1-Saison 2014 Abu Dhabi USA Russland Japan Singapur Italien GroĂ&#x;britannien

Brasilien

Spanien

Deutschland

China

Ă–sterreich

Belgien

Bahrain

Monaco

Ungarn

Malaysia

Australien

Kanada

Siege

Lewis Hamilton

Nico Rosberg

Daniel Ricciardo

Punkte 384

317

238


13

Zahlen der Saison 2014

Lewis Hamilton Daniel Ricciardo Valtteri Bottas

7 12 13

Fernando Alonso 17 Jenson Button 10 Nico Hülkenberg

Jean-Eric Vergne

11

7 Romain Grosjean 15 Jules Bianchi 13

Adrian Sutil

Marcus Ericsson Marcus Ericsson Will Stevens

10 5 0 0

Mercedes Red Bull

Force India Toro Rosso

2 9 8 11 4

Lotus Marussia Sauber Caterham

Sebastian Vettel Felipe Massa

6

Ferrari McLaren

Nico Rosberg

12 7

Williams

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Qualifikationsduelle

Kimi Räikkönen Kevin Magnussen Sergio Pérez Daniil Kvyat Pastor Maldonado Max Chilton

2

Esteban Gutiérrez 9 Kamui Kobayashi 10 André Lotterer 1 Kamui Kobayashi 1

Pole-Positions Nico Rosberg Lewis Hamilton Felipe Massa

11 7 1

Start aus 1. Reihe Lewis Hamilton Nico Rosberg Sebastian Vettel

15 15 3

Schnellste Rennrunden Lewis Hamilton Nico Rosberg Sebastian Vettel Valtteri Bottas Felipe Massa Sergio Pérez Kimi Räikkönen Daniel Ricciardo

7 5 2 1 1 1 1 1

Absolvierte Distanz (maximal 5717 Kilometer) Jenson Button Valtteri Bottas Kevin Magnusse Daniel Ricciardo Kimi Räikkönen Fernando Alonso Nico Rosberg Lewis Hamilton

56

47

56

39

55

96

55

40

53

81

53

28

53

26

52

79

Nico Hülkenberg Sebastian Vettel Jean-Eric Vergne

52

38

50

30

49

38 Romain Grosjean 48 39 Daniil Kvyat 48 15 Felipe Massa 47 84 Esteban Gutiérrez 47 06 Sergio Pérez 46 03


14

Pirelli

N

Die Lehren der Formel-1-Saison 2014 Mit weiteren Regeländerungen wird die Formel-1 im kommenden Jahr erneut verändert. Wie entwickelt sich dann das Kräfteverhältnis? von Daniel Geradtz

icht ohne Kritik hat die Formel-1 die Saison 2014 abgeschlossen. Es war die erste, in der das Regelwerk vollkommen auf den Kopf gestellt wurde. Neue Motoren, veränderte Aerodynamik. Dazu kam die doppelte Punktevergabe beim Finale. Auf allen Ebenen wurden die Hardliner enttäuscht. Der Sound der Turboaggregate sei nicht laut und kräftig genug, die Nasen mit ihren stachelartigen Auswüchsen sehen gewöhnungsbedürftig aus und auch dass ausgerechnet in Abu Dhabi, einem der eintönigsten Rennen überhaupt, mehr WM-Zähler verteilt werden als anderswo, stößt vielen auf. 2015 soll nun vieles anders werden. Die Regelmacher drehen für das bevorstehende Jahr an einigen Stehlschrauben, ruderten bereits bei einigen Entscheidungen, die im Sommer getroffen wurden, wieder zurück. Man war wohl einen Schritt über das Ziel hinausgeschossen. Betroffen davon ist zum Beispiel die während des Jahres initiierte Funkbeschränkung. Den Piloten sollte wieder mehr Verantwortung zukommen. Die Fernsteuerung durch die Ingenieure wollte man unterbinden. Doch schon kurz nachdem die neuen Vorgaben durchgesetzt wurden, gerieten sie immer mehr in den Hintergrund. Damals hieß es, dass man 2015 noch mehr reglementieren wolle. Ziel war es den, Teams Zeit zu geben, um 2015 neue Lenkräder bauen zu können, auf denen die wichtigsten Informationen dargestellt werden können. Doch inzwischen sieht es danach aus, als würde man diesen Passus im Reglement künftig vergeblich suchen. Kehrwende bei den Regeln

Pirelli

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Ausblick auf 2015

Gleiches gilt für die stehenden Starts nach Safety-Car-Einsätzen. Auch diese waren geplant und wurden nach dem Saisonfinale von den Teams einstimmig wieder abgelehnt. Die Anträge auf Änderung liegen nun wieder auf dem Schreibtisch der FIA-Verantwortlichen. Während der dieser Tage stattfindenden Sitzung des Motorsportweltrates in Doha darüber zu befinden haben. Auch die doppelten Punkte beim Finale stehen dann zur Disposition. Beschlossene Sache sind allerdings Veränderungen im technischen Regelwerk. Weil das Gewichtslimit für einige Teams zu knapp kalkuliert hat, wird man es um 10 Kilogramm auf deren 701 erhöhen. Auch das Problem der Nasen wurde angegangen. Um den Boliden wieder an das gewohnte Bild anzupassen, müssen diese nun eine symmetrische Struktur aufweisen, die entlang der Mitte der Boliden ausgereichtet ist. Weiterhin darf kein Bauteil über eine gedachte Linie, dii abhängig vom Ansatzpunkt der Nase ist, hinausragen. Unterm Strich verschwinden damit die in diesem Jahr geschaffenen Auswüchse, das Lotus-Experiment mit einer gespaltenen Nase ist nun ohnehin verboten. Erneut wurde das untere Ende heruntergezogen, um somit die möglichen Unfallfolgen einer bei seitlichen Kollision mit einem anderen Fahrzeug zu reduzieren. Auch vor der zweiten Saison der neuen Turbo-Ära stehen die Motoren wieder im Fokus. Trotz des Bestrebens der Her-


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Dies könnte auch für Honda zu einem Problem werden. Die Japaner kehren zunächst als exklusiver Partner von McLaren zurück in die Königsklasse. Doch bei den ersten Testfahrten taten sie sich schwer. Nur wenige Runden drehten sie in der vergangenen Woche in Abu Dhabi. Während der vergangenen Wintertestfahrten standen die bisherigen Motorlieferanten allerdings vor ähnlichen Problemen, Renault traf es damals am ärgsten. Bis zum Saisonbeginn konnte die Haltbarkeit allerdings soweit verbessert

werden, dass die befürchteten Ausfallorgien ausblieben. In den Rennen versagten weniger Motoren ihren Dienst als befürchtet wurde.

fand, langfristig hinter sich zu halten. Dennoch ist es auch interessant, die weitere Entwicklung von Williams im Auge zu behalten.

Nicht nur das Honda-Comeback, vermutlich mit Fernando Alonso am Steuer des McLaren, bringt neue Spannung in den Sport. Auch der Weggang Sebastian Vettels von Red Bull sorgte im Herbst für Verwunderung. Sein neuer Arbeitgeber Ferrari verlangt selber von seinen Kritikern ein paar Jahre, um sich wieder so zu positionieren, dass man wieder ganz oben steht. Red Bull hat dagegen bereits die Infrastruktur und das Personal, um die schlechte Saison 2014 möglichst schnell wieder vergessen zu machen. Schließlich hat Daniel Ricciardo gezeigt, dass er zur Stelle sein kann, wenn die Spitzenreiter straucheln.

Nicht die sportliche, sondern die finanzielle Entwicklung steht bei den Hinterbänklern im Vordergrund. Ob Caterham und Marussia überhaupt noch einmal den Weg in die Formel-1 schaffen, bleibt abzuwarten. Doch nicht nur sie stehen auf wackligen Füßen. Sauber scheint zwar durch die Verpflichtung von Marcus Ericsson und Felipe Nasr – beide sind Bezahlfahrer ¬– konsolidiert, doch das kann über die sportliche Durststrecke nicht hinwegtäuschen. Obwohl es in diesem Jahr so viele Punkte wie noch holen zu vergeben gab, schlossen die Schweizer zum ersten Mal in ihrer Formel-1-Laufbahn ein Jahr ohne einen einzigen Zähler ab. Auch der LotusRennstall, der in den letzten Jahr regelmäßiger Podestkandidat war und mit Kimi Räikkönen gar zwei Siege einfahren konnte, blieb hinter den Erwartungen zurück. Für das Team rund um Gerard Lopez bliebt nur, auf einen ähnlichen Aufstieg wie er Williams gelang zu hoffen. Auch dort war man vor wenigen Jahren finanziell stark angezählt. Und schließlich kann auch Lotus 2015 auf die Power von Mercedes vertrauen.

Kann Williams den Trend fortsetzen? Zwar lief Williams in der zweiten Saisonhälfte den roten Bullen immer mehr den Rang als bester Verfolger ab, doch hat gerade das Weltmeisterteam der vergangenen Jahre genügend Knowhow, damit man den privaten Rennstall, der 2014 nicht zuletzt wegen der starken Mercedes-Aggregate den Weg zurück an die Spitze

LAT/Williams Williams schaffte 2014 den Weg zurück an die Spitze

FORMEL-WOCHE 48/2014

steller mit schwächeren Aggregaten, die Einfrierung zu lockern, soll diese wie ursprünglich geplant verankert bleiben. Bis Ende Februar darf rund die Hälfte aller Komponenten verändert werden, danach nimmt der Handlungsspielraum Jahr für Jahr ab. Eine Herausforderung, die auf die vor allem auf Renault zukommt, ist die weitere Begrenzung der Antriebseinheiten. Waren 2014 fünf pro Fahrer erlaubt, werden es ab dem kommenden Jahr nur noch vier sein. Während es Mercedes und Ferrari kein größeres Problem darstellte, das Regelwerk in diesem Bereich einzuhalten, mussten einige Fahrer mit Renault-Aggregaten eine Strafe in Kauf nehmen, weil sie die Vorgaben nicht einhalten konnten.

Ausblick auf 2015


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McLaren

FORMEL-WOCHE 48/2014

Testfahrten

Nur fünf Runden für Honda Honda erlebt die gleichen Kinderkrankheiten wie die anderen Hersteller vor einem Jahr. Pascal Wehrlein fährt beim Testdebüt die Bestzeit. von Michael Zeitler chon vor dem Graand Prix in Abu Dhabi hat McLaren in einem umgebauten Rennwagen den Honda-Motor im Zuge eines erlaubten Filmtages in Silverstone ausprobiert. Der Test mit Oliver Turvey am Volant fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In Abu Dhabi aber waren alle dabei, als Stoffel Vandoorne den McLaren Honda testen sollte. An zwei Tagen absolvierte er gerade einmal fünf Runden. Das erinnert stark an den holprigen Testwinter im Februar dieses Jahres.

S

Die Ursachen der Honda-Probleme wurden nicht öffentlich kommuniziert – man weiß es bei McLaren scheinbar selbst noch nicht ganz. Schwierigkeiten machte vor allem die Elektronik, scheinbar aber auch das Benzinsystem. Autosport.com berichtete von der Möglichkeit, dass McLaren wegen der Probleme noch vor dem Jerez-Testauftakt im Februar einen weiteren Filmtag absolvieren könnte. Eine Entscheidung darüber ist aber noch nicht gefallen. Im Team bleibt man zweckoptimistisch: Lie-

ber tauchen jetzt die Probleme auf, als im Februar. Und auch die anderen Hersteller es schließlich geschafft, die Zuverlässigkeit bis zum Saisonbeginn im Großen und Ganzen in den Griff zu bekommen. Viele Nachwuchs-Champions dabei Auch die anderen Teams testeten neue Teile für die kommende Saison. Und die neuen Reifen. Pirelli hat andere Konstruktionen für die Hinterachse im Gepäck gehabt, sie ermöglichen eine konstantere Temperaturverteilung im Reifen. LotusTestfahrer Charles Pic stellvertretend für das Feedback der anderen Fahrer: „Die Reifen fühlen sich nicht großartig anders an, aber ich verspüre eine Verbesserung hinsichtlich der Traktion.“ Force India testete eine Neuerung, die vor allem für die Fans interessant werden könnte: Ein Display, das mit LED-Lampen Informationen für die Zuschauer anzeigt, etwa die Position des Fahrers auf der Strecke. Die Idee kommt von Anthony Hamilton, dem

Vater des frisch gebackenen Weltmeisters. Ansonsten kamen in Abu Dhabi vor allem zahlreiche Rookies zum Zug. Es waren die Meister der wichtigsten Nachwuchsserien dabei: GP2-Champion Jolyon Palmer bekam eine Chance bei Force India, WSbR-Sieger Carlos Sainz jr. für Red Bull, GP3-Meister Alex Lynn und F3-Europameister Esteban Ocon jeweils für Lotus. Mit Pascal Wehrlein gab auch ein junger Deutscher sein Testdebüt in der Formel-1. Bislang saß der 20-Jährige lediglich in älteren Boliden von Mercedes, in Abu Dhabi nun endlich im aktuellen Mercedes W05 Hybrid. Dabei brannte Wehrlein gleich die Wochenbestzeit in den Asphalt, was aber auch keine Überraschung ist, immerhin ist der Mercedes der dominierende Wagen des Jahres. Sebastian Vettel durfte noch nicht für seinen neuen Arbeitgeber Ferrari testen. Aber der Deutsche ließ es sich nicht nehmen, bei der Scuderia


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1. Pascal Wehrlein 2. Raffaele Marciello 3. Valtteri Bottas 4. Max Verstappen 5. Kimi Räikkönen 6. Nico Rosberg 7. Jolyon Palmer 8. Marcus Ericsson 9. Will Stevens 10. Spike Goddard 11. Daniel Ricciardo 12. Carlos Sainz jr. 13. Felipe Nasr 14. Charles Pic 15. Alex Lynn 16. Esteban Ocon 17. Stoffel Vandoorne

Abu dhabi Mercedes Ferrari Williams Mercedes Toro Rosso Renault Ferrari Mercedes Force India Mercedes Sauber Ferrari Caterham Renault Force India Mercedes Red Bull Renault Toro Rosso Ferrari Williams Mercedes Lotus Renault Lotus Renault Lotus Renault McLaren Honda

1:42,624 1:43,208 1:43,396 1:43,763 1:43,888 1:44,512 1:44,516 1:44,551 1:44,888 1:44,944 1:45,151 1:45,339 1:45,937 1:46,167 1:46,168 1:47,013 keine Zeit Daimler

Zwei Überraschungen der Testfahrten: Felipe Nasr durfte noch einmal für Williams ran, obwohl er 2015 als Stammfahrer bei Sauber an den Start gehen wird. Interessant auch, dass auch das angeschlagene CaterhamTeam mit Will Stevens am Steuer mit von der Partie war. Das ist wohl ein viel deutlicheres Lebenszeichen von Caterham als die Teilnahme beim Saisonfinale. Denn die Testfahrten wären völlig sinnlos, wenn ein Start 2015 ohnehin flach fallen würde. Insolvenzverwalter Finbarr O’Connell spricht davon, dass eine Entscheidung in den nächsten drei Wochen fallen würde.

Ergebnisse Testfahrten

Ericsson statt Fong Was war sonst noch los in Abu Dhabi? Ferrari ließ Junior Raffaele Marciello ran, der die zweitschnellste Zeit fuhr. Force India testete auch den Formel-3-Fahrer Spike Goddard, der dafür aber wohl bezahlt hat. Palmer werden dafür beste Chancen ausgerechnet, 2015 als Testfahrer bei Force India an Bord zu kommen. Auch Sauber hätte die Möglichkeit gehabt, mit verkauften Testfahrten noch etwas Geld in die Kasse zu spülen. So kam im ersten freien Training in Abu Dhabi ja Adderly Fong in den Genuss einer offiziellen Trainingssitzung. Sauber entschied sich aber, den neuen Stammfahrer Marcus Ericsson zwei Tage lang ans Steuer zu setzen, um sich für das nächste Jahr kennen zu lernen.

Pascal Wehrlein sicherte sich mit mehr als einer halben Sekunde Vorsprung die Bestzeit

FORMEL-WOCHE 48/2014

vorbeizuschauen. Die Herausforderung Ferrari kann für den viermaligen Champion also beginnen. Sein Red-Bull-Nachfolger Daniil Kvyat saß auch noch nicht im neuen Rennwagen. Man wollte mit Daniel Ricciardo lieber einen Fahrer am Steuer sehen, der den Wagen von 2014 aus dem Effeff kennt, um die Teile von 2015 besser einschätzen zu können. Bei Toro Rosso hatte Max Verstappen am Dienstag einen Unfall, der allerdings bedingt durch einen Schaden an der Aufhängung verursacht wurde.

Testfahrten


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Red Bull Content Pool

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Transferupdate

Punktesammler für Toro Rosso und Vorgänger Minardi 1. Jean-Eric Vergne (FRA) 51 2. Sebastian Vettel (GER) 40 3. Jaime Alguersuari (ESP) 31 4. Daniel Ricciardo (AUS) 30 5. Sébastien Buemi (SUI) 29 6. Pierluigi Martini (ITA) 16 7. Daniil Kvyat (RUS) 8 8. Christian Fittipaldi (BRA) 6 8. Sébastien Bourdais (FRA) 6 10. Vitantonio Liuzzi (ITA) 4

Rallye-Spross neben Formel-1-Sprössling Carlos Sainz jun. wird 2015 neben Max Verstappen für Toro Rosso an den Start gehen. Damit setzt Toro Rosso auf zwei Rookies. Formel-1-Aus für Jean-Eric Vergne. von Michael Zeitler eit letzter Woche ist es offiziell: Toro Rosso setzt auf zwei Neulinge, neben dem erst 17-jährigen Max Verstappen wurde Carlos Sainz Junior befördert. Der Spanier, Sohn der Rallye-Legende Carlos Sainz gewann in diesem Jahr die WSbR und dennoch hing sein Formel-1-Debüt lange in der Schwebe, weil er im letzten Jahr in der GP3 teamintern gegen Daniil Kvyat nicht besonders gut aussah. Auch 2014 erfüllte er zwar die Aufgabe, den Titel an Land zu ziehen, doch die Serie war vergleichsweise schwach besetzt und er fuhr im absoluten Topteam DAMS. Richtige Highlights konnte Sainz nicht setzen.

S

Außerdem plädierte Toro-RossoTeamchef Franz Tost für einen erfahrenen Mann neben Verstappen. Also für Jean-Eric Vergne, der Verstappen nützlicher sein könnte als ein junger Mann wie Sainz. Doch in Wirklichkeit sprach sich Tost vor allem deshalb für Vergne aus, weil ein routinierter Fahrer in der Regel weniger Fehler macht als ein Rookie. Nun fährt Toro Rosso

mit gleich zwei Neulingen, was nicht oft vorkommt: 2013 setzte Marussia auf Jules Bianchi und Max Chilton, 2010 HRT auf Bruno Senna und Karun Chandhok, 2005 Jordan auf Tiago Monteiro und Narain Karthikeyan, sowie Minardi auf Christijan Albers. Vergne zu Williams? Vergne muss sich nun nach einem neuen Job umsehen. Der 23-Jähriger ist unter anderem als Testfahrer für Williams im Gespräch, wo er neben Susie Wolff nur die zweite Geige spielen würde. Sie wurde für ein weiteres Jahr bestätigt und bekommt erneut zwei Trainingseinsätze. Vergne liebäugelt jetzt mit einem Wechsel in die IndyCar-Szene. Die Geschichte von Vergne ist tragisch: Vor einem Jahr gab es die realistische Chance, zu Red Bull aufzusteigen, also in den damaligen Weltmeisterrennstall. Teamintern setzte er sich bei Toro Rosso 2012 gegen Daniel Ricciardo durch, 2013 hat-

te er knapp das Nachsehen. Red Bull entschied sich für Ricciardo. Vergne nahm die Enttäuschung gelassen hin. Und er wünschte dem Australier auch viel Erfolg, „denn je besser sich Daniel bei Red Bull schlägt, desto besser ist auch das Licht, in dem ich wahrgenommen werde. Schließlich war ich bei Toro Rosso genauso gut wie er“, sah er damals das Positive in der Entscheidung seines potentiellen Arbeitgebers gegen ihn. Ricciardo hat diesen Teil der VergneKalkulation erfüllt und trotzdem steht Vergne jetzt mit leeren Händen da. Daniil Kvyat, der dieses Jahr neben Vergne für Toro Rosso fuhr, hatte sich in seiner Rookie-Saison perfekt geschlagen: Auch wenn er deutlich weniger Punkte am Konto hatte als Vergne, so war er richtig flott. Kein Fahrer hatte so viele technische Probleme als Kvyat, das schlägt sich auch in der Punktebilanz gegen Vergne nieder. Wieder wurde der Teamkollege von Vergne zu Red Bull befördert. Dieses Mal als Ersatz von Sebastian Vettel.


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Transferupdate

Lewis Hamilton

Mercedes

Daniel Ricciardo

Red Bull Renault

Daniil Kvyat

Williams Mercedes

Felipe Massa

Valtteri Bottas

Nico Rosberg

Ferrari

Sebastian Vettel

Kevin Magnussen

McLaren Honda

Fernando Alonso

Nico Hülkenberg

Force India Mercedes

Max Verstappen

Toro Rosso Renault

Carlos Sainz jun.

Lotus Mercedes

Romain Grosjean

Kimi Räikkönen

Pastor Maldonado

Marcus Ericsson

bestätigte Fahrer

Sauber Ferrari

unbestätigte Fahrer

Sergio Pérez

Felipe Nasr

FORMEL-WOCHE 48/2014

Mögliches Fahrerfeld 2015


FORMEL-WOCHE 48/2014

Block

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Toro Rosso nur Red-Bull-Hampelmann Das Toro-Rosso-Team ist einzigartig. Schon alleine, weil es aus dem italienischen Faenza operiert und nicht wie die meisten anderen Rennställe aus dem Formel-1-Sillicon-Valley in England. Das kommt daher, weil es auf die Ursprünge des Minardi-Teams zurückgeht. Toro Rosso ist auch nicht in der Formel-1, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen, sondern hat vor allem einen den Auftrag, junge Red-Bull-Nachwuchstalente zu fördern. Und Toro Rosso gewährt Red Bull eine weitere politische Stimme. Die Fahrerwahl für die kommende Saison zeigt, wie sehr Toro Rosso als Hampelmann von Red Bull fungiert: Teamchef Franz Tost sprach sich mehrmals für den erfahrenen Jean-Eric Vergne als Teamkollege für Max Verstappen aus. Tost, ein 58-Jähriger Österreicher, kennt den Rennsport aus dem Effeff: Von 1983 bis '85 fuhr er selbst in der deutschen Formel-3, erst für Walter Lechner, dann mit einer eigenen Mannschaft. Die großen Erfolge blieben aus, also wurde Tost Rennmanager von Walter Lechner, dann auch im Team von Willi Weber. In der Formel-1 arbeitete er für Williams, seit 2006 ist er Toro-Rosso-Teamchef. Doch die Entscheidungen trifft Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko. Gerhard Berger war einst Teilhaber bei Toro Rosso und gewann mit Sebastian Vettel 2008 den Italien-GP. Damals setzte man noch das gleiche Chassis wie Red Bull ein. Das ist jetzt verboten. Berger merkte, dass er Toro Rosso auch wegen der Politik nicht dauerhaft an die Spitze führen konnte und verließ das Team wieder, dessen Zukunft offen ist. Möglicherweise verkauft man Toro Rosso oder schenkt endlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt, dass Red Bull mit insgesamt vier Fahrern zwei weitere Eisen im Feuer im Kampf um die WM hat. Michael Zeitler

rhaupt Darf Franz Tost seine Erfahrung übe ausspielen? ©Red Bull Content Pool


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News

Neuer Sponsor für Williams Der britische Traditionsrennstall Williams feierte in diesem Jahr die Wiederauferstehung. Vor allem in der zweiten Saisonhälfte war man das zweitbeste Team, einzig ein Sieg fehlte, auch wenn Felipe Massa in Abu Dhabi nah dran war. Noch sind sich die Experten nicht einig, ob der Erfolg von Williams dauerhaft ist oder ob man vom starken Mercedes-Motor profitierte und vor allem das der Grund für die Renaissance des ehemaligen Weltmeister-Rennstalls war. Doch immerhin konnte man das Entwicklungstempo im Saisonverlauf hoch halten. Wichtig war das Jahr trotzdem, denn durch die Erfolge hat Williams eine aussichereichere Position bei nach Suche nach Sponsoren. Von Lotus hat man nun bereits den Pflegemittelhersteller Rexona abwerben können. Mit Alan Kirch hat Williams auch einen neuen Finanzchef. Er ersetzt Louise Evans. Die Erfolge führen auch dazu, dass die Konkurrenz genau ein Auge auf das Team wirft: Nachdem Red Bull in der Qualifikation von Abu Dhabi wegen eines nicht regelkonformen Frontflügels disqualifiziert wurde, streckte man den Zeigefinger auch auf Williams aus. Dort ist man sich sicher, dass das Auto zu 100 Prozent dem Reglement entspricht. MZ Chance auf neue Lackierungen? In Brasilien steuerte Felipe Massa fälschlicherweise die McLarenBox an. Die Mechaniker sind wie seine Williams-Crew in weiß gekleidet, das führt zu Irritationen. Unter den Fans wächst der Unmut über die Kreativlosigkeit unter den Teams, denn viele verwenden recht ähnliche Lackierungen. Nächstes Jahr könnte sich das ändern. Mercedes wird zwar Silber bleiben, aber der ebenfalls silberne McLaren dürfte durch den neuen Partner Honda ein neues Gewand bekommen und der ebenfalls graue Sauber könnte nach dem neuen Sponsor Banco de Brazil gelbblau lackiert werden. MZ

Vettel mit erster Ausfahrt für Ferrari Weil sein Vertrag mit Red Bull erst zum Jahresende ausläuft, durfte Sebastian Vettel in Abu Dhabi noch nicht den aktuellen Ferrari testen. Doch der Deutsche fuhr am Wochenende 20 Minuten lang auf feuchter Piste in Fiorano mit einem zwei Jahre alten Ferrari F2012. Die erste Tuchfühlung mit Ferrari diente vor allem dazu, den Sitz optimal anzupassen. MZ Neue Arbeitsgruppe für Fans Die meisten Resultate aus den Meetings letzte Woche in Genf waren negativ.. Doch es gab ein paar positive Aspekte. Zum Beispiel wurde eine Arbeitsgruppe für Verbesserungen an den Rennwochenenden eingeführt. Dieser Arbeitsgruppe steht die stellvertretende Williams-Teamchefin Claire Williams vor. Diskutiert werden sollen in den nächsten Wochen unter anderem Ideen, wie das Fahrerlager für Fans am Donnerstag zu öffnen, den Zuschauern außerdem mehr Möglichkeiten zu bieten, mit den Piloten in Kontakt zu geraten und die Formel-1 soll sich auch mehr in Richtung Social Media zu öffnen. Das soll auch junge Zuschauer wieder an den Sport binden. Zampano Bernie Ecclestone sorgte mit Aussagen für Aufregung, wonach er die jungen Zuschauer vernachlässigen könne, weil sie über zu wenig Kapital verfügen würden, um für die Formel-1 gewinnbringend zu sein. Inzwischen konkretisierte er: Er habe nur Kleinkinder gemeint. MZ

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Force India

Neue Gefahr durch Force India? Force India erlebte ein starkes Saisonfinale: Nico Hülkenberg wurde Sechster, Sergio Pérez Siebter. Das war in etwa die Form, mit der man auch in die Saison gestartet wart. Doch ab dem Sommer kam ein Durchhänger. Inzwischen weiß man: Die Aerodynamik-Updates haben nicht alle gefruchtet, man hat den Fehler aber ausgemacht und ausgemerzt. Nächstes Jahr wird man sich im ExToyota-Windkanal in Köln einmieten. Das Problem, dass die eigene Anlage nur mit 50 Prozent großen Modellen arbeiten kann. MZ


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Glenn Dunbar/GP2 Series

FORMEL-WOCHE 48/2014

GP2-Testfahrten

Gasly dominiert GP2-Tests Mit den Bestzeiten an allen drei Tagen drückte Pierre Gasly den GP2-Testfahrten in Abu Dhabi seinen Stempel auf. Julián Leal bleibt ein weiteres Jahr bei Carlin.

B

von Michael Zeitler evor sich die GP2 in den Winterschlaf begab, wurde letzte Woche in Abu Dhabi nochmal eifrig getestet. Wie jedes Jahr bekamen dabei auch mehrere Nachwuchsfahrer ihre erste Chance, um sich am Steuer des Dallara Mécachrome zu versuchen. Die ersten Tendenzen, wie das Fahrerfeld 2015 aussehen könnte, sind ebenfalls abzulesen. Zwei Fahrer sind ja schon bestätigt: Neben Arthur Pic bei Campos hat auch Julián Leal den Vertrag mit dem Carlin-Rennstall um ein weiteres Jahr verlängert. Der Kolumbianer startete die Saison mit zwei Podestplätzen, doch danach blieb er unter ferner liefen. Nächstes Jahr wird bereits die fünfte GP2-Saison für Leal, der für Rapax, Trident, Racing Engineering und Carlin bereits 86 Rennen bestritt. Wer Teamkollege von Leal werden wird, steht noch in den Sternen, denn Felipe Nasr steigt ja zu Sauber in die Formel-1 auf. Das Team von Trevor Carlin ist eines der erfolgreichsten

und größten Nachwuchsmannschaften. In vielen Serien ist Carlin dabei und sehr erfolgreich, in der GP2 blieb der ganz große Durchbruch bislang aus. Neben Leal testete in Abu Dhabi unter anderem Emil Bernstorff. DAMS nicht zu schlagen Für Campos fuhr neben Arthur Picauch Rio Haryanto. Der Indonesier ist ebenfalls schon ein Routinier in der GP2 und war in diesem Jahr für Caterham-unterwegs. Das Team macht allerdings für die Status-Mannschaft von Teddy Yip jun. Platz, die seit 2010 in der GP3 mitmischt. Status war bei den Testfahrten unter anderem mit Haryanto, aber auch mit ihrem GP3Fahrer Richie Stanaway, mit Dino Zamparelli und mit Pål Varhaug auf der Strecke. Sollte Stanaway die Gelder zusammen bekommen, ist der Neuseeländer höchst wahrscheinlich einer der beiden Status-Piloten. Dominiert wurde die Testwoche allerdings vom Meisterteam DAMS. Red-

Bull-Junior Pierre Gasly fuhr an allen drei Tagen die Bestzeit! Der Franzose absolvierte schon in diesem Jahr seine ersten Rennen mit Caterham, war aber hauptsächlich in der WSbR am Start. Dort arbeitete Red Bull bereits mit DAMS zusammen, nun will der österreichische Getränkehersteller die Junioren wieder in die GP2 statt in die WSbR schicken. Daher dreht auch Alex Lynn seine ersten Runden mit der ART-Mannschaft. Neben Gasly setzte DAMS auf den Formel-3-Europameister Esteban Ocon. In den letzten Jahren fuhr DAMS immer mit einem sehr erfahrenen Fahrer, der wie Romain Grosjean oder Jolyon Palmer auch meist die Meisterschaft holte. Möglicherweise wird DAMS 2015 aber mit den beiden Franzosen Ocon und Gasly und damit mit einer sehr unerfahrenen Fahrerpaarung aufwarten. Beide sind höchst talentiert, auch der Titelgewinn ist ihnen zuzutrauen. Auch McLaren-Junior Stoffel Van-


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GP2-Testfahrten

doorne wurde mit DAMS in Verbindung gebracht. Allerdings war der Belgier in dieser Woche wieder für seinen bisherigen Arbeitgeber ART unterweg, der mit McLaren zusammenarbeitet. Auch Honda unterstützt den GP2-Rennstall von Frédéric Vasseur. Daher kamen auch wieder zwei japanische Nachwuchsfahrer in den Genuss von Testrunden: Koudai Tsukakoshi aus der Super-Formula-Serie, sowie der japanische F3-Meister Nobuharu Matsushita. Auch der Thailänder Sandy Stuvik durfte für ART testen. Er gewann in diesem Jahr die Euroformula Open. Kirchhöfer testet für Hilmer

Wer war bei den GP2-Testfahrten noch vor Ort? Ex-Sauber-Testfahrer Sergey Sirotkin für Rapax. Und die Renndame Beitske Visser testete für das Lazarus-Team. Die Niederländerin wird aller Voraussicht nach aber eine weitere Saison mit AVF in der WSbR bestreiten.

DAMS DAMS ART Campos Arden Rapax Campos Status Lazarus Racing Engineering ART Trident Rapax Arden Russian Time Russian Time Arden Status MP Hilmer Carlin MP ART Racing Engineering Carlin Trident Hilmer Russian Time ART Status Trident ART Hilmer Trident Lazarus Lazarus

1:48,231 1:48,789 1:49,004 1:49,091 1:49,129 1:49,200 1:49,206 1:49,265 1:49,266 1:49,285 1:49,306 1:49,320 1:49,369 1:49,396 1:49,442 1:49,492 1:49,537 1:49,589 1:49,600 1:49,607 1:49,628 1:49,672 1:49,690 1:49,956 1:50,026 1:50,076 1:50,084 1:50,165 1:50,189 1:50,217 1:50,313 1:50,352 1:50,372 1:50,436 1:50,624 1:51,147 Glenn Dunbar/GP2 Series

Aus deutscher Sicht interessant: Daniel Abt und Marvin Kirchhöfer fuhren für das Hilmer-Team. Abt sollte ein paar neue Dinge ausprobieren. Er liebäugelt bekanntlich mit einem Wechsel in die IndyCar-Szene. Kirchhöfer war dieses Jahr in der GP3 stark. Die GP2 ist eine von vielen Optionen für Kirchhöfer. Hilmer setzte in Abu Dhabi aber auch René Binder und Nicholas Latifi ein, die beide Kandidaten für 2015 sind.

1. Pierre Gasly 2. Esteban Ocon 3. Stoffel Vandoorne 4. Arthur Pic 5. Jordan King 6. Sergey Sirotkin 7. Rio Haryanto 8. Dino Zamparelli 9. Nathanaёl Berthon 10. Raffaele Marciello 11. Alex Lynn 12. René Binder 13. Kevin Ceccon 14. André Negrão 15. Mitch Evans 16. Artem Markelov 17. Norman Nato 18. Richie Stanaway 19. Daniёl de Jong 20. Nicholas Latifi 21. Emil Bernstorff 22. Marlon Stöckinger 23. Nobuharu Matsushita 24. Jazeman Jaafar 25. Julián Leal 26. Zoёl Amberg 27. Daniel Abt 28. Kimiya Sato 29. Sandy Stuvik 30. Pål Varhaug 31. Luís Sá Silva 32. Koudai Tsukakoshi 33. Marvin Kirchhöfer 34. Simon Trummer 35. Beitske Visser 36. Sergio Campana

Abu dhabi

Marvin Kirchhöfer war einer von zwei deutschen Teilnehmern der Testfahrten

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Ergebnisse Testfahrten


24 machen, auch wenn der GP3-Dallara AER nicht ganz so leistungsstark wie der WSbR-Dallara Zytek ist.

Sam Bloxham/GP3 Series

FORMEL-WOCHE 48/2014

GP3-Testfahrten

Für Trident ebenfalls im Testeinsatz waren unter anderem: Alex Palou, der in diesem Jahr Gesamt-Dritter in der spanischen Euroformula Open unterwegs war, zuletzt aber für Fortec auch den Macao-GP der Formel-3 bestritt. Amaury Bonduel ist ein belgischer Fahrer, der bisher nur im Kartsport aktiv war. Seine Rundenzeiten waren solide, ein direkter Einstieg in die GP3 käme aber wohl doch etwas zu übereilt. Zaid Ashkanani ist ein PorscheGT3-Fahrer aus Kuwait. Schon letztes Jahr hat Trident beim Abu-Dhabi-Test auch arabische Fahrer eingesetzt.

Ferrari-Junior nur knapp geschlagen

Auf einem starken zweiten Platz klassifizierte sich Antonio Fuoco. Der Italiener kommt aus der Formel-3-Europameisterschaft, wo er eigentlich ein weiteres Jahr für Prema Power fahren sollte. Ferrari – Fuoco ist bekanntlich Mitglied des-Nachwuchskaders – denkt aber darüber nach, ihn in der GP3 einzusetzen, weil das Ziel 2016 GP2 heißen wird und er sich so auf die schwierigen Pirelli-Reifen einschießen könnte. Fuoco testete für drei Teams, die schnellste Zeit fuhr er für ART am letzten Tag, wo die meisten schnellsten Runden gedreht wurden.

Luca Ghiotto fuhr die Wochenbestzeit beim GP3-Test in Abu Dhabi. Ferrari-Junior Antonio Fuoco landet auf einem starken Tuscher mit zweiten Saison für Jenzer? zweiten Platz. von Michael Zeitler as Marussia-Manor-Team fehlte auch beim GP3-Test in Abu Dhabi. Höchst wahrscheinlich wird die Mannschaft von John Booth auch nicht mehr zurückkommen. Booth soll angeblich gerade ein Formel-3-Projekt zusammenstellen, nachdem sein F1-Team Konkurs gegangen ist. Noch gibt es von der GP3-Organisation keine offizielle Stellungnahme, aber es wird 2015 wohl einen neuen Rennstall als Kückenfüllergeben. Wer das sein wird, ist noch ungewiss. Erfahrungsgemäß versucht GP2-Organisator Bruno Michel einen GP2-Rennstall auch für die GP3 zu

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gewinnen. Es gibt auch noch einige GP2-Teams, die nicht in der GP3 vertreten sind: DAMS, Racing Engineering, Russian Time, Campos, MP, Rapax und Lazarus. Obwohl ein Rennstall fehlte, waren dennoch 30 Fahrer vertreten. Der Schnellste unter ihnen war Luca Ghiotto für Trident. Im Sommer absolvierte der 19-Jährige schon einmal vier GP3-Rennen für die Italiener, hauptsächlich war er aber in der WSbR unterwegs. Doch diese scheint derzeit an Popularität zu verlieren, ein Umstieg in die GP3 könnte daher Sinn

Mit Mitch Gilbert und der Kolumbianerin Tatiana Calderón probierte ART noch zwei weitere Fahrer aus der F3EM aus. Zudem kam auch Alfonso Celis jun. zum Zug, der schon in diesem Jahr erste GP3-Rennen mit Status absolvierte. Das ART-Team gewann in den ersten beiden Jahren mit Esteban Gutiérrez (2010) und Valtteri Bottas (2011) den Titel und ist damit eines der Top-Mannschaften der GP3-Serie. Ein Fahrer, der 2014 unter Wert geschlagen wurde: Mathéo Tuscher aus der Schweiz, unterwegs im schweizer Jenzer-Rennstall. Nach einem zweiten Platz am Auftaktwochenende in Barcelona kam nicht mehr viel nach. Weil er in Abu Dhabi erneut für Jenzer im


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GP3-Testfahrten

Ergebnisse Testfahrten

Jenzer probierte aber auch noch eine Reihe anderer Fahrer aus. Sehr überzeugend war dabei ein weiterer Schweizer: Ralph Boschung. Er fuhr in den vergangenen zwei Jahren überwiegend unter ferner liefen in der ADAC-Formel-Masters für das Motopark-Academy-Team von Timo Rumpfkeil. Ebenfalls für Jenzer im Testeinsatz war der erfahrene Kevin Ceccon, der Chinese Ling Kang und der Südafrikaner Raoul Hyman, 2014 Gesamt-Dritter in der BRDC-F4-Meisterschaft im HHC-Team.

1. Luca Ghiotto 2. Antonio Fuoco 3. Mathéo Tuscher 4. Ed Jones 5. Jimmy Eriksson 6. Ralph Boschung 7. Jack Aitken 8. Alex Palou 9. Mitch Gilbert 10. Kevin Ceccon 11. Seb Morris 12. Matt Parry 13. Gustavo Menezes 14. Alfonso Celis jun. 15. Andrea Pizzitola 16. Steijn Schothorst 17. Artur Janosz 18. George Russell 19. Ricciardo Agostini 20. Ling Kang 21. Amaury Bonduel 22. Patrick Kujala 23. Raoul Hyman 24. Ryan Cullen 25. Matt Rao 26. Christopher Mies 27. Tatiana Calderón 28. Zaid Ashkanani 29. Kourosh Khani 30. Dylan Young

Carlin setzte auf Ed Jones (F3-EM), Jack Aitken (Renault-Eurocup) und Matt Rao (britische Formel-3). Koiranen ließ den erfahrenen Jimmy Eriksson ans Steuer, aber auch Matt Parry , Steijn Schothorst (beide Renault-Eurocup) und Ryan Cullen, der schon auf GP3-Rennerfahrung zurückblicken konnte. Arden und Status probierten auch einige Rookies aus den Formel-Renaultund F3-Klassen aus. Das deutsche Hilmer-Team war unter anderem mit Riccardo Agostini unterwegs, der ein Kandidat für 2015 ist und schon dieses Jahr einige Rennen dabei war. Christopher Mies aus dem GT-Sport wollte nur just for fun einen GP3-Rennwagen ausprobieren. Daneben der Iraner Kourosh Khani und Dylan Young aus Australien zum Einsatz, die keine besonders guten Rundenzeiten in den Asphalt brannten.

Abu dhabi Trident ART Jenzer Carlin Koiranen Jenzer Carlin Trident ART Jenzer Status Koiranen Status ART Arden Koiranen Arden Arden Hilmer Jenzer Trident Arden Jenzer Koiranen Carlin Hilmer ART Trident Hilmer Hilmer

1:55,134 1:55,298 1:55,369 1:55,377 1:55,378 1:55,392 1:55,435 1:55,446 1:55,452 1:55,501 1:55,591 1:55,635 1:55,709 1:55,763 1:55,764 1:55,888 1:56,060 1:56,078 1:56,151 1:56,256 1:56,298 1:56,309 1:56,316 1:56,354 1:56,377 1:56,474 1:56,697 1:57,092 1:58,454 1:58,609 Sam Bloxham/GP3 Series

Der 25-jähriger Christopher Miews testete nur zum Spaß

FORMEL-WOCHE 48/2014

Einsatz und mit Rang drei auch sehr flott unterwegs war, liegt der Verdacht nahe, dass er 2015 eine zweite Chance bekommen könnte.


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Glenn Dunbar/GP2 Series

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News

Das neue GP2-Team Status Wir haben bei der neuen GP2-Mannschaft Status nachgehakt und einige Hintergründe des Teams zusammengetragen. von Michael Zeitler ür drei Jahre wählt GP2-Organisator Bruno Michel in der Regel die Teams aus. Doch nicht immer überleben sie diese Zeitspanne auch. Nachdem Caterham in der Formel-1 Pleite gegangen ist, war davon mehr oder weniger auch die GP2-Mannschaft betroffen. Beide Rennställe gehörten dem malaysischen Geschäftsmann Tony Fernandes. Als er sich die Formel-1 nicht mehr leisten konnte oder wollte, war für ihn auch das GP2Engagement nutzlos geworden.

F

Anders als in der Formel-1 verlief der Verkauf des Caterham-Teams aber reibungslos: Die GP3-Mannschaft Status übernahm den Platz, wird aber künftig nicht aus dem alten Caterham-Werk in Leafield heraus operieren, sondern aus den eigenen Hallen in Silverstone. Dort werden seit 2010 schon die GP3Rennwagen präpariert. Seit dem Beginn ist Status in der GP3 dabei. Und die Strippenzieher haben Erfahrungen bis in die Formel-1 hinein gesammelt. Teamgründer Mark Gallagher war schon bei Teams wie Jordan und Red Bull beschäftigt, bis zum

Ende kümmerte er sich auch um die Formel-1-Aktivitäten von Cosworth. Teamchef David Kennedy fuhr selbst schon in der Königsklasse, konnte sich 1980 allerdings bei keinem seiner Rennen für Ensign qualifizieren. Gegründet wurde Status Grand Prix 2005, als Einsatzteam von Kanada und Irland in der A1GP. Mit dem kanadischen Team gewann Robert Wicken ein A1GP-Rennen, für Irland holte Adam Carroll 2009 sogar die Meisterschaft. Als der beliebte Nationen-Cup beerdigt wurde, suchte Status ein neues Umfeld und wurde in der GP3Meisterschaft fündig. Status statt Theodore Racing Inzwischen trat man mit einer kanadischen Lizenz an, weil 2008 auch Teddy Yip jun. Teilhaber bei Status wurde. Er ist Geschäftsmann aus Kanada, sein Vater kommt jedoch aus Macao und hatte mit dem Theodore-Team in den 70er und 80er Jahre einen eigenen F1-Rennstall. Darüber hinaus sponserte der Mäzen zahlreiche Piloten. Die Namenrechte von Theodore Ra-

cing sind im Besitz von Teddy Yip jun., der Name von Status-blieb dennoch gleich. In Macao geht Prema Power seit zwei Jahren mit dem TheodoreNamen an den Start, aber „Teddy Yip unterstützt das Prema-Power-Team nicht persönlich in Macao, er hat sich nur dazu bereiterklärt, dass Prema Power den Namen Theodore Racing während des Grand Prix benutzen darf“, erklärte Status-Sprecherin Victoria Lloyd auf Anfrage von FormelWoche auf. In der GP3 gewann Status seit 2010 zehn Rennen, 2010 wurde Robert Wickens sogar Vizemeister. Der Aufstieg in die GP2 ist ein großer Schritt. Pressesprecherin Lloyd: „Das typische Zwei-Wagen-Budget beträgt zwischen 3,5 und vier Millionen Euro. Die Einnahmen sind ein Mix aus Gelder von Fahrer-Sponsoren – was in unteren Formel-Klassen gängige Praxis ist – Teamsponsoren und Einnahmen aus anderen Rennserien.“ Welche Fahrer für das Team im ersten Jahr an den Start gehen, ist noch unklar. Getestet haben unter anderem Richie Stanaway und Rio Haryanto.


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Formel-Renault-Eurocup: Zwei Fahrer betsätigt Die ersten zwei Fahrer für den Formel-Renault-Eurocup 2015 stehen fest: Ben Barnicoat, Meister der nordeuropäischen Formel-Renault wird für Fortec an den Start gehen. Dort testete in Jerez unter anderem auch Weltmeister-Enkel Pietro Fittipaldi. James Allen bleibt indes bei ARTA. Das französische Team setzte in Jerez außerdem Denis Bulatov und David Droux ein. MZ

Spanische Formel-4: Sechs Rennen Immer mehr nationale Formel-4-Meisterschaften schießen für 2015 wie Pilze aus dem Boden: Nun wurden auch sechs Termine für eine spanische F4-Serie auf fünf verschiedenen Strecken ausgeschrieben. Eingesetzt werden dieselben Rennwagen wie in der MSA-Formula, also ein Chassis von Mygale und ein Motor von Ford. Fahrer stehen bislang noch keine fest. MZ BRDC Formel-4: Barrichello-Schützling bleibt Drei Fahrer sind für die nächstjährige britische Formel-4-Serie schon fix. Neben Adrian-Newey-Sprössling Harrison Newey sind das mit Gaetano di Mauro und Enzo Bortoleto zwei Brasilianer, die für das brasilianische Petroball-Team an den Start gehen werden. Di Mauro war schon in diesem Jahr dabei und wird von Formel-1-Rekordstarter Rubens Barrichello gefördert. Bortoleto war 2014 in der südamerikanischen Formel-4 unterwegs, wo er den zwölften Platz in der Gesamtwertung belegte. MZ USF2000: Pelfrey mit drei Autos Die USF2000-Meisterschaft bekommt mit dem Pelfrey-Team Zuwachs, 2015 gleich mit drei Boliden vertreten sein wird. Der Rennstall war von 1998 bis 2000 bereits in der IndyCarSerie aktiv, wurde aber 2011 wieder neu gegründet. Derzeit leben die amerikanischen Nachwuchs-Serien wieder auf. MZ

FORMEL-WOCHE 48/2014

Formel-Renault-3,5: Carlin statt ISR Überraschenderweise hat sich ISR aus der FormelRenault-3,5 zurückgezogen. Seit 2010 war das tschechische Team von Igor Salaquarda dabei, gewann insgesamt zehn Rennen, die meisten mit Esteban Guerrieri, der 2010 wie auch Sam Bird 2012 Gesamt-Dritter wurde. Auch der heutige Red-BullPilot Daniel Ricciardo war bereits für ISR in der Formel-Renault siegreich. Der Grund für den Ausstieg: ISR wechselt in den GT-Sport, der aus Kostengründen derzeit einen Hype erfährt. Statt ISR soll Carlin, das 2014 eine Saison pausierte, ein Comeback feiern. Als Fahrer sind Sean Gelael, Tom Blomqvist und Antonio Giovinazzi im Gespräch, die in diesem Jahr für Carlin die F3-Europameisterschaft absolvierten. MZ

Florent Gooden/DPPI

Formel-Renault-3,5: Fortec mit Rowland Oliver Rowland gehörte zu den vier besten Fahrern der diesjährigen Formel-RenaultMeisterschaft. Für 2015 hatte er nun zwei Optionen: Ein Verbleibt bei Fortec oder der Wechsel in die GP2. Rowland hatte zunächst angekündigt zu warten, wie stark die WSbR nächstes Jahr besetzt sein wird. 2014 hat die Serie etwas an Popularität unter den Teilnehmern verloren. Bisher sind mit McLaren-Junior Nyck de Vries im Meisterteam DAMS und Oscar Tunjo bei Pons nur zwei Fahrer bestätigt. Trotzdem legte sich Rowland fest: Er bleibt ebenfalls. Damit ist der Titelgewinn 2015 fast schon Pflicht. MZ

News


Impressum Herausgeber: Daniel Geradtz Chefredakteur: Michael Zeitler Redaktion: Johannes Mittermeier Rebecca Friese Layout: Daniel Geradtz Michael Zeitler


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