Formel Woche 2/2015

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Großer Preis von Australien

18.März Das Rennen Die Sauber-Affäre Das Rundstreckenverbot


02 Inhalt

Ferrari

Editorial

03

Rennen

04

Statistik

08

Sauber-Aff채re

10

Nachrichten

14

Rundstreckenverbot

16


Editorial 03

Schwacher Auftakt der Königsklasse

Piewlli

D

er Saisonauftakt der Formel 1 ist immer für die ein oder andere Überraschung gut. Man erinnere sich nur an das Jahr 2002. Damals fuhr Mark Webber im unterlegenen Minardi auf den fünften Platz und bescherte dem Team damit wichtige Punkte. Das erste Rennen birgt auch deswegen oftmals Spannung in sich, weil die Technik noch nicht ausgereift ist und Pannen damit vorprogrammiert sind. Aber auch wenn sich ein solches Szenario in diesem Jahr wiederholte, war der Große Preis von Australien eine fade Veranstaltung. Das Rennen um den Sieg war schon nach der Qualifikation entschieden, dahinter gab es zwar Überraschungen, aber keine packenden Kämpfe auf der Strecke. Es war nicht mehr als ein mittelklassiger Grand Prix, der sich oftmals auf Pisten wie in Schanghai, Bahrain oder Budapest abspielt. Auch das Wetter, in den letzten Jahres des Öfteren ein Garant für reichlich Durcheinander zeigte sich von seiner sommerlichen Seite. Guter Rat ist nun teuer. Sollen jetzt tatsächlich die Regeln so angepasst werden, dass Mercedes eingebremst wird oder wie will man wieder mehr Spannung erzeugen? Die Reifen, zu Beginn der Pirelli-Ära für die Teams nur schwer zu verstehen, sind noch auch keine besondere Variable mehr: Wer hinten startet, setzt möglicherweise auf eine andere Strategie, ansonsten sind sich die Superhirne der Rennställe sehr einig, mit wie vielen Stopps die Renndistanz zu bewältigen ist. Kleine Unterschiede gibt es nur bei der Frage nach dem richtigen Zeitpunkt zum Reifenwechsel. Aber auch die sind

eher kontraproduktiv für die Spannung. Denn jeder in der Box gewonnene Platz, schließt ein Überholmanöver auf der Piste aus. Es ist wünschenswert, dass sich dies in Malaysia, dann hoffentlich mit 20 Boliden am Start, ändert. Ansonsten droht eine Saison, die noch eintöniger ist, als die letzte. Damals gewann nur Daniel Ricciardo als Nicht-Mercedes-Fahrer. Daniel Geradtz Herausgeber Formel Woche

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ŠWilliams

04 Rennen


Rennen 05

Hamilton lässt Rosberg keine Chance Weltmeister Lewis Hamilton startet mit einem Sieg in das neue Rennjahr.

P

ole-Position, schnellste Rennrunde, Sieg. Besser hätte Lewis Hamilton nicht in die neue Formel-1-Saison starten können. Der Weltmeister, der auf die ehrwürdige Startnummer 1 verzichtet, degradierte den Vizechampion wie schon im vergangenen Jahr zum besten Verfolger. Schon die Qualifikation ließ es eindeutiges Kräfteverhältnis vermuten. Rosberg, der 2014 oftmals die Nase vorne hatte – elf Poles stehen gegenüber deren sieben von Hamilton – lag 0,6 Sekunden zurück. Doch der Deutsche intervenierte: „Das stellt nicht das wahre Kräfteverhältnis dar. Natürlich war Lewis schnell unterwegs, aber ich habe meinerseits keine Runde zusammengebracht. Daher bin ich nicht allzu besorgt über die Pace.“ Rosberg hatte sich über den Winter vorgenommen, seine Rennschwäche gegenüber Hamilton auszumerzen. Denn derjenige Mercedes-Fahrer, der im Rennen vorne liegt, wird auch bei der Strategie bevorzugt. Es zahlt sich also gleich mehrfach aus, die beste Startposition optimal umzusetzen. Mit seiner Aussage spielte Rosberg auf einen Fehler an, den er auf seiner ersten schnellen Runde in der entscheidenden Qualifikation unterlief. Er musste sich daher auf den zweiten Run fokussieren und dort alles in eine Waagschale werfen. Beruhigens und beängstigend zugleich war der Rückstand der Verfolger auf eine Runde gesehen. Selbst wenn es für die MercedesFahrer nicht rund läuft, ist der Vorsprung groß genug, um immer noch unangefochten an der Spitze zu liegen. Felipe Massa war auf eine Runde gesehen bereits 1,4 Sekunden zurück. Doch überra-

schend kam das nicht. Die Stärken der Werksmannschaft sind bekannt und haben sich schon während der Wintertestfahrten abgezeichnet. Auch wenn Rosberg auf den Rennsonntag hoffte, wurde er schnell von der Realität eingeholt. Beim Start konnte er die wohl beste Chance nicht nutzen und auch danach ließ er sich eine gute Überholgelegenheit durch die Finger rinnen. Nach einer frühen Kollision, der Pastor Maldonado zum Opfer fiel, kam das Safety-Car auf die Piste. Zum Zeitpunkt des Restarts lag Hamilton 1,2 Sekunden vorne. Rosberg hatte sich überrumpeln lassen. Hamilton gibt die Führung nur einmal ab Doch schon bald wurde deutlich, dass Hamilton am ersten Rennsonntag des Jahres der Schnellere war. Mit ein paar schnellsten Runden hintereinander setzte er sich in der Anfangsphase ab. Danach schien das Verhältnis ausgeglichen. Hamilton aber relativierte: „Sobald du einen Vorsprung von zwei Sekunden hast, versuchst du, diesen zu verwalten. Dann ist es nicht notwendig, mehr herauszuholen. Aber immer wenn Nico nachgelegt hat, war ich in der Lage, zu reagieren. Das war gut.“ Nur als Hamilton in Runde 25 zu seinem Pflichtreifenwechsel kam, übernahm Rosberg kurzzeitig die Spitze. Spannender war schon eher, was hinter den beiden Führenden passierte. In der Qualifikation deutete sich ein Duell zwischen Ferrari und Williams um die Rolle der zweitstärksten Kraft an, in dem >


06 Rennen

©Red Bull Cotent Pool

die Briten aber schon vor dem Start zurückgeworfen wurden. Valtteri Bottas bekam wegen eines Risses im unteren Rücken keine Startfreigabe von den Ärzten. Die Nacht auf Sonntag hatte er aufgrund von anhaltenden Schmerzen im Krankenhaus verbracht, an eine Rennteilnahme war also nicht zu denken. Massa konnte seinen dritten Rang am Sonntag zunächst gegen Sebastian Vettel verteidigen, ehe er über die Strategie stolperte. Als Erster der Einstopper kam er in der 21. Runde in die Box und wechselte auf die mittlere Reifenmischung. Vettel, der drei weitere schnelle Runden auf den weichen Pirellis drehte, hatte nach seinem Boxenstopp die Nase vorne. Danach verwaltete der Ferrari-Neuzugang wie Hamilton an der Spitze seinen Vorsprung. Vettel hatte über das gesamte Wochenende seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen im Griff. Der Finne war der einzige der Spitzengruppe, der auf der von Pirelli vorgeschlagenen Zweistopp-Strategie unterwegs war. Die Reifenwechsel offenbarten sich dabei als großer Schwachpunkt. Beim ersten gab es beim Aufschrauben der hinteren linken Radmutter Probleme, wodurch das Gewinde beschädigt wur-

de. Dies führte dazu, dass das Rad beim zweiten Stopp erst gar nicht richtig montiert wurde. Vier Kurven nach der Boxenausfahrt war für Räikkönen Schluss, er musste seinen Ferrari Abstellen. Vor allem Rookie Felipe Nasr konnte vom Pech des Finnen profitieren. Der Brasilianer kam in den Anfangsphase des Rennens bis auf die fünfte Position nach vorne, verlor dann aber einen Rang, den er so wieder geschenkt bekam. Nur elf Autos im Ziel Nachdem Manor in der letzten Woche Roberto Merhi als zweiten Fahrer neben Will Stevens verpflichtet hatte, wurde die Freude des Spaniers auf sein Debüt getrübt. Das Team war zwar vor Ort, arbeitete mit ganzer Mannstärke daran, die Fahrzeuge auf die Strecke zu bringen, konnte die Arbeiten aber nicht rechtzeitig abschließen. Ein wichtier Faktor, der dein Einsatz verhinderte, waren Software-Probleme: Da das gesamte Einsatzmaterial als Konkursmasse zum Verkauf angeboten wurde, wurden auf die Computer formatiert. Damit


Rennen 07

Und wie geht es weiter? Die Vorfreude auf den bevorstehenden Grand Prix in Malaysia ist bei allen Beteiligten groß. Nico Rosberg hofft, dass er dort den besseren Tag erwischt und damit das jenes Quäntchen, das seiner Meinung nach den Ausschlag über Sieg und Niederlage gibt. Hamilton übt sich in PR-Aussagen: „Nur weil wir heute diesen Vorsprung hatten, bedeutet dies nicht, dass wir ab sofort nur noch cruisen werden. Es liegt noch ein langer Weg vor uns.“ Demzufolge sei es wichtig, sich weiterhin zu steigern. Auf eine ähnliche Aussage Rosberg in der Pressekonferenz reagierte Vettel verwundert: „Ihr seid 30 Sekunden vor uns in Ziel gekommen und hofft nun, dass es ein engerer Wettbewerb wird?“ Nichtsdestotrotz sieht der viermalige Champion dem Rennen in Sepang freudig entgegen. Schließlich bietet Ferrari ihm das Material, um wieder regelmäßig auf das Podest fahren zu können. ■ DG

Probleme bei Honda ©McLaren

waren auch die Steuerungsprogramme für die Motoren gelöscht. Sportdirektor Graeme Lowdon stellte am Freitag jedoch klar, dass das Problem nicht nur dort lag: „Es ist nicht nur eine Sache der Software. Es gibt viele Schwierigkeiten – alles keine große Überraschung, wenn man bedenkt, dass wir das Team innerhalb von kürzester Zeit aufbauen mussten.“ Die FIA bestellte die Teamführung am Sonntag ein, schließlich hat sich Manor zwar angemeldet, aber zu keinem Zeitpunkt ein Fahrzeug auf die Piste geschickt. Die Entscheidung der Stewards: Man sah von einer Strafe ab, weil die britische Truppe glaubhaft versichern konnte, alles ihnen mögliche unternommen zu haben, um am Rennen teilzunehmen. Somit waren nur 18 Fahrzeuge qualifiziert. Das Teilnehmerfeld musste vor dem Start weiter Federn lassen. Neben Bottas schafften es Daniil Kwjat (Getriebe) und Kevin Magnussen (Motor) nicht ins Grid – sie blieben auf der Outlap liegen. Das Rennen forderte weitere Opfer, sodass nur elf Piloten überhaupt ins Ziel kamen. Auf dem letzten Rang und damit dem einzigen, für den es keine Zähler gab, landete Jenson Button. Das Ergebnis war sinnbildlich für die Probleme, die die wiederverheiratete Erfolgspaarung vergangener Tage McLaren und Honda derzeit hat.

F

ormel-1-Rückkehrer Honda und McLaren haben nach wie vor eine Reihe von Problemen. Die Fahrer konnten nicht die gesamte Leistung der Motoren abrufen, weil die Gefahr bestand, dass die Speichereinheit für die kinetische Energie überhitzt. Dabei war es am Renntag mit 20 Grad Celsius noch recht kühl. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie das Thema beim kommenden Grand Prix in Malaysia in den Griff bekommen werden soll. Dort wird aller Voraussicht nach Fernando Alonso an der Stelle von Kevin Magnussen im Cockpit sitzen. Jenson Button, der einzige angetretene McLaren-Fahrer, konnte zwar erstmals eine gesamte Renndistanz zurücklegen, kam aber als Elfter mit zwei Runden Rückstand ins Ziel. Das hatte man sich anders vorgestellt. Wenn man unter diesen Umständen schon keine Zähler einfahren kann, dann auch nicht, wenn das Teilnehmerfeld nicht mehr so stark ausgedünnt ist. ■ DG


08 Statistik

1. Melbourne

WM-Stand

1. Lewis Hamilton Mercedes 58 Runden 2. Nico Rosberg Mercedes +1,360 3. Sebastian Vettel Ferrari +34,523 4. Felipe Massa Williams Mercedes +38,196 5. Felipe Nasr Sauber Ferrari +1:35,149 6. Daniel Ricciardo Red Bull +1 Runde 7. Nico Hülkenberg Force India Mercedes +1Runde 8. Marcus Ericsson Sauber Ferrari +1 Runde 9. Carlos Sainz Toro Rosso Renault +1 Runde 10. Sergio Pérez Force India Mercedes +1 Runde 11. Jenson Button McLaren Honda +2 Runden 12. Kimi Räiikönen Ferrari +18 Runden 13. Max Verstappen Toro Rosso Renault +26 Runden 14. Romain Grosjean Lotus Mercedes +58 Runden 15. Pastor Maldonado Lotus Mercedes +58 Runden 16. Daniil Kwjat Toro Rosso Renault nicht gestartet 17. Kevin Magnussen McLaren Honda nicht gestartet Valtteri Bottas Williams Mercedes – Schnellste Rennrunde: Lewis Hamilton 1:30,945

WM-Stand

1. Lewis Hamilton (GBR) 2. Nico Rosberg (GER) 3. Sebastian Vettel (GER) 4 Felipe Massa (BRA) 5. Felipe Nasr (BRA) 6. Daniel Ricciardo (AUS) 7. Nico Hülkenberg (GER) 8. Marcus Ericsson (SWE) 9. Carlos Sainz (ESP) 10. Sergio Pérez (MEX) 11. Jenson Button (GBR) Kimi Räikkönen (FIN) Max Verstappen (NED) Romain Grosjean (FRA) Pastor Maldonado (VEN)

25 18 15 12 10 8 6 4 2 1 0 – – – –

1. Mercedes 2. Ferrari 3. Sauber Ferrari 4. Williams Mercedes 5. Red Bull Renault 6. Force India Mercedes 7. Toro Rosso Renault 8. McLaren Honda Lotus Renault

OUT MAL, GRO

Schnellste Runde

1-3 SC

25 - PIT HAM 24 - PIT VET

1 Führung: 1-25 HAM

26 - PIT ROS

25 ROS

32 - OUT VES 40 - OUT RAI 26-58 HAM

50 HAM

43 15 14 12 8 6 2 0 –


Statistik 09


10 Sauber-Affäre

Am Ende wurden sie sich doch noch einig Nach dem ersten Rennwochenende haben sich Sauber und Giedo van der Garde geeinigt.

©Sauber Motorsport

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auber konnte sich am Auftaktwochenende seiner Präsenz in den Medien sicher sein. Die Schweizer haben mit Giedo van der Garde einen Rechtstreit ausgefochten, der das Interesse auf sich zog. Nachdem der Oberste Gerichtshof Australiens dem ehemaligen Caterham-Fahrer im Vorfeld des Grand Prix das Cockpit zusprach, ging es eine Runde weiter. Das Team legte Berufung ein, brachte ein, dass es ein Sicherheitsrisiko sei, den Niederländer fahren zu lassen. Schließlich habe er bisher noch keinen Meter im neuen C34 zurückgelegt. Als das erste freie Training am Freitag auf dem Plan stand, blieben die Boliden in der Garage. Man wollte die Problematik wohl aussitzen, schließlich hatte man in der Zwischenzeit auch die Berufungsverhandlung verloren. Am Freitagnachmittag rückten die Fahrer dann aus. Am Steuer saß aber nicht van der Garde, sondern wie auch im weiteren Verlauf des Wochenendes Felipe Nasr und Marcus Ericsson. Als am gleichen Tag die obligatorische Pressekonferenz der Teamvertreter anstand, war auch Teamchefin Monisha Kaltenborn geladen. Die Österreicherin hüllte sich in Schweigen. Sie könne über den Stand der Dinge in der Causa van der Garde nichts sagen. Dennoch wurde sie von den anwesenden Journalisten gegrillt. Ob sie sich in stark genug fühle, eine Formel-1-Mannschaft zu führen, lautete eine Frage. „Haben sie schon an Rücktritt gedacht?“, wollte einer der anwesenden Schreiber wissen. Nein, habe sie nicht, antwortete Kaltenborn knapp. Auf die andere Frage gab es ausweichende


Sauber-Affäre 11 Worte: „Wir hatten eine klare Vorstellung von dem, was wir gemacht haben. Für uns war die Sache eindeutig, nachdem wir eine Weile darüber nachgedacht haben. Am Ende ist es dann aber doch anders gekommen.“ Nasr mit starkem Einstand

©Sauber Motorsport

Auch zu jenem Zeitpunkt konnte noch keine Einigung mit dem Fahrer erzielt werden. Van der Garde war, sofern im vergangenen Jahr tatsächlich mit dem Testfahrervertrag das Stammcockpit für diese Saison verbunden war, der Erste der drei Fahrer, der beim schweizer Rennstall unter Vertrag stand. Dementsprechend wollte er sich auch

nicht mit weniger zufrieden geben. Zumal nun auch die Rechtslage gekl#rt war, egal zu welchem Zeitpunkt die Vereinbarung zustande gekommen sein mag. Es müssen folglich zähe Verhandlungen gewesen sein, bis am Samstag endlich für Klarheit gesorgt wurde. Man habe sich mit van der Garde einigen können, hieß es. Zumindest für das erste Rennwochenende, danach muss erneut geredet werden. Im Auto würde er jedenfalls nicht sitzen. Dass sich das ganze durcheinander auch auf die Arbeit an der Strecke auswirkte, liegt auf der Hand. Die Fahrer hatten am Freitag weniger Zeit zum Testen zur Verfügung und der Schwede Ericsson musste wegen technischer Probleme die Hälfte des Trainings zuschauen. Zudem stand einer von ihnen ständig vor der >

©Sauber Motorsport


12 Sauber-Affäre Befürchtung, innerhalb weniger Stunden seinen Rennwagen verlieren zu können. Umso erfreulicher war es für die gesamte Truppe, dass es sportlich ganz beachtlich lief, nachdem die Streitigkeiten aus der Welt geschafft wurden. Ericsson blieb am Samstag zwar schon in der ersten Qualifikationssitzung hängen, aber Debütant Nasr konnte überzeugen. Den Samstag schloss er auf dem elften Rang ab, nicht einmal eine Zehntelsekunde fehlten ihm auf den Einzug ins Top-10-Qualifying. Wie gut er am Sonntag zurecht kommen sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand erahnen. Freilich profitierte er davon, dass Williams-Fahrer Valtteri Bottas nicht am Grand Prix teilnehmen konnte. Der Finne hätte von der sechsten Position aus starten sollen. Auch die Ausfälle von Kimi Räikkönen, den beiden Lotus-Fahrern und Max Verstappen spielten ihm in die Karten. Dennoch muss festgehalten werden, dass der Bra-

silianer einen tadellosen Einstand feierte. Das muss man erst einmal schaffen, wenn man im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit steht. Sein fünfter Rang ist mehr als man erwarten und in der vergangenen Saison erreichen konnte. Damals blieb man bekanntlich zum ersten Mal in der Geschichte des Teams ohne Punkte. Hinter der wahren Leistung der Sauber-Fahrer steht also noch ein Fragezeichen. Sind sie, vor allem Felipe Nasr, tatsächlich gut genug, um sich dauerhaft auf der Schwelle der besten zehn zu bewegen? Sicherlich ist auch Red-BullFahrer Daniil Kwjat ein Kandidat für die vorderen Positionen, was er in Australien noch nicht unter Beweis stellen konnte. Auch die Rennperformance von Lotus kann noch nicht eingeschätzt werden, schließlich schieden Pastor Maldonado und Romain Grosjean schon in der ersten Runde aus. Ist Monisha Kaltenborn angezählt?

An einen Rücktritt an Monisha Kaltenborn zu keinem Zeitpunkt gedacht ©Sauber Motorsport

In der Zwischenzeit konnte schließlich eine Einigung mit van der Garde erzielt werden. Der Vertrag des 29-Jährigen wird ausbezahlt. Sauber ist um 15 Millionen Euro, aber auch um ein Problem, leichter. Die Summe besteht aus zwei Millionen Euro Anwaltskosten und jene Sponsorenzahlung, die bereits erbracht wurde. „Einvernehmlich“ sei der Vertrag aufgelöst worden, hieß es am Dienstag. Auch wenn Monisha Kaltenborn die Rückendeckung von Teamgründer Peter Sauber sicher ist, dürfte die Posse um van der Garde an ihrer Reputation gekratzt haben. Dass der Vertrag, den die studierte Juristin ihrerseits für eindeutig hielt, mehreren Rechtsprüfungen nicht standhielt, wirft kein gutes Licht auf ihre Arbeit. Einige Kritiker


Sauber-Affäre 13 schoben van der Garde den schwarzen Peter zu. Doch wenn das Papier wirklich so wasserdicht ist, wie es den Anschein macht, der Arbeitgeberdies aber nicht einsieht, ist es sein gutes Recht, auf die Einhaltung zu bestehen. Die Österreicherin ist zwar bereits seit über zehn Jahren als Mitglied der Geschäftsführung tätig, aber nachdem sie das Ruder 2012 übernommen hat, ging es für den Rennstall bergab. In der Verhandlungspolitik, um die finanziellen Zuweisungen von Zampano Bernie Ecclestone machte sie keine gute Figur, wurde dafü sogar öffentlich von anderen Teamchefs kritisiert. Van der Garde vor ungewisser Zukunft In Melbourne wurden zudem Gerüchte gestreut, dass hinter den Anfechtungen von van der Garde Kalkül stecke. Er wolle das Team mit seinen Forderungen in Ruin treiben, damit sein Schwiegervater, der mit seinem Bekleidungsunternehmen jahrelanger Sponsor des Rennfahrers ist, anschließend einsteigt und ihm so doch noch zu seinem Rennfahrerglück verhilft. Im Kern scheint dieses Argument abseits der Realität zu sein, hört sich aber insofern logisch an, als dass van der Garde damit in diesem Jahr eine weitere Saison ohne Formel-1-Einsatz auskommen muss und damit wohl auch seine Träume begraben muss. Dessen ist sich auch der Niederländer bewusst. In einer langen Erklärung auf seinem Facebook-Auftritt schreibt er, dass ihm „ein Traum genommen wurde“ und seine „Zukunft in der Formel 1 wahrscheinlich vorüber ist“. Den Kopf in den Sand stecken will er nicht und hofft auf weitere Angebote in der WEC oder DTM. Nicht zuletzt will er ein Exempel statuieren. Er hofft auf neue Regelungen, die einem Fahrer in einer vergleichbaren Situation zu ihrem Recht verhelfen. ■ DG

Twitter Chronik Tanja Bauer | @Sky_Tanja @GvanderGarde gewinnt vor gericht in melbourne und darf/muss für sauber am Wochenende fahren! Wer fährt dann nicht?? Martin Brundle | @MBrundleF1 Sauber multi driver saga is pathetic and embarrassing. Don‘t blame GVD fighting his corner. Bottom line is it‘s indicative of F1‘s problems Timo Glock | @realTimoGlock @bgarloff @MaroEngel @SauberF1Team @GvanderGarde @FelipeNasr @Ericsson_Marcus true but that’s the responsibility of the team principal !!!!! Bianca Garloff | @bgarloff Van der Garde forced #Sauber to let him race, but says: „I have a very good relation to the team.“ ?????????


14 Nachrichten

Displays im alten Format

Engagement noch sinnvoll?

D ©Williams

I

m vergangenen Jahr wurde im Zuge der angekündigten Funkbeschränkungen die Größe der Lenkraddisplays thematisiert. Die Aussage einiger Teams: Die Anzeigemöglichkeiten der alten Displays wären zu gering, um dort die Informationen darzustellen, die sie ansonsten per Funk an die Fahrer übermitteln würden. Auf diesen Einwand hin wurde das Verbot gelockert und auch über den Winter nicht wie einst angedacht verschärft. Somit sah sich Lotus nicht gezwungen, das große Display von Standardlieferant McLaren zu benutzen. Die Briten verwenden weiterhin jene LED-Anzeige, die nur die Darstellung von neun Ziffern in drei Blöcken ermöglicht. Letztes Jahr war Williams ebenfalls mit der alten Version unterwegs, hat im Gegensatz zum Konkurrenten die modernere 4,3 Zoll große LCD-Variante verbaut. Anders als die anderen Teams allerdings nicht direkt im Lenkrad integriert, sondern als separaten Bildschirm am vorderen Cockpitrand verbaut. ■ DG

ie Formel 1 befindet sich auf dem absteigenden Ast. Weltweit sinken die Einschaltquoten im TV und immer mehr werden Randthemen zur Hauptsache. Der Kampf um Positionen wird zur Nebenrolle. Stattdessen geht es darum, welche Stolpersteine man Mercedes in den Weg stellen könnte, damit die Konkurrenz wieder siegen kann oder nicht zu vergessen die Situation bei Sauber. Angesichts dieser Entwicklungen wird der Marketingwert eines Engagements in der Königsklasse infrage gestellt. Zuletzt soll auch PirelliMotorsportchef Paul Hembery öffentlich den Ausstieg erwogen haben. Die Italiener sind noch bis zum Ende der kommenden Saison vertraglich gebunden, was danach passiert, ist noch unklar. Und auch bei Red Bull scheint es immer mehr zu kriseln. Mit dem ATeam kann man offenbar das zweite Jahr in Folge nicht an die Erfolge vergangener Tage anknüpfen. Gemessen an den Verhältnissen war Toro Rosso in Melbourne ganz beachtlich unterwegs, man bedenke, dass Carlos Sainz und Max Verstappen zwei absolute Neulinge sind. Gestoppt wurde Verstappen nur von der Technik. Nicht nur, dass die Motoren von Renault schwächer sind als jene von Mercedes. Offensichtlich haben sie auch hinsichtlich der Haltbarkeit einen großen Rückstand. Nimmt man alle Faktoren zusammengenommen, entsteht eine hochexplosive Mischung. Angeheizt wurden die Gerüchte nun von Dr. Helmut Marko, der den Machern des Motorsportweltverbands die Pistole auf die Brust setzte. Wenn das Reglement nicht angepasst würde, könne Dietrich Mateschitz leicht die Lust am Sport verlieren. Vom Erhalt beider Teams bis zu einem kompletten Rückzug des österreichischen Brausegiganten ist derzeit alles vorstellbar. Toro Rosso steht angeblich bei Renault hoch im Kurs. Die Franzosen könnten wieder mit einem Werksteam zurückkehren und den Rennstall übernehmen. Das Hauptteam wird bereits seit Jahren mit einem möglichen und schon oft dementierten Einstieg von Volkswagen in Verbindung gebracht. ■ DG


Nachrichten 15

Quoten sinken weiter

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©Ferrari

er Saisonauftakt der Formel 1 fand unter keinen guten Vorzeichen statt. Nur 15 Fahrzeuge waren überhaupt am Start, elf kamen ins Ziel, zwei davon dominierten. Spannung sollte nicht so recht aufkommen. Das bekam in Deutschland RTL als übertragender Free-TV-Sender zu spüren. Schalteten im letzten Jahr noch 3,12 Millionen Zuschauer im Durchschnitt ein, waren es am Sonntag nur noch 1,72 Millionen, ein Verlust von fast 45 Prozent. Ein ausschlaggebender Faktor war sicherlich, dass die Startzeit um eine Stunde nach vorne auf 6:00 Uhr, verlegt wurde. Die aktuellen Verluste bestätigen den seit einiger Zeit anhaltenden Trend. RTL hat seine Berichterstattung in dieser Saison ohnehin bereits gestrafft, kürzerer Vorlauf und die Nachberichterstattung musste ebenfalls an Umfang einbüßen. Wie es im kommenden Jahr mit den Übertragungen weitergeht, ist noch unklar. Der Vertrag läuft mit dem Ende der aktuellen Saison aus. Möglicherweise droht sogar das Modell, das in Italien und Großbritannien greift. Dort gibt es nur bei der Hälfte aller Rennen Übertragungen außerhalb des Pay-TV. ■ DG


16 Rundstreckenverbot

Folgt schrittweise die Aufhebung des Rundstreckenverbots? In der Schweiz könnte es schon bald wieder mehr Motorsport geben.

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ach dem schweren Unfall bei den 24 Stunden von Le Mans 1955 reagierten die Schweizer unverzüglich und verboten Rundstreckenrennen in ihrem Land. Das politische System erlaubt normalerweise keine vorschnellen Eingriffe. Es wird zwischen unterschiedlichsten Gruppen verhandelt, bis eine Entscheidung fällt, dauert es. Doch nach der Tragödie von Le Mans, bei der 82 Menschen ihr Leben verloren, war man sich einig: Motorsport ist gefährlich, Rennen auf Rundstrecken waren fortan nicht mehr erlaubt. In Artikel 52 des Schweizer Straßenverkehrsgesetzes steht es bis heute niedergeschrieben. Doch nun sind zumindest Rennen mit Elektrofahrzeugen erlaubt.

Ausgenommen waren mit Inkrafttreten des Gesetzes im Jahr 1955 Rallyes oder Bergrennen, die nach heutigen Maßstäben als wesentlich gefährlicher eingestuft werden müssen. Die Sicherheit als ausschlaggebenden Grund anzuführen, sei nicht mehr zeitgemäß, stellte 2011 die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen der Schweizer Bundesversammlung fest. Mehrfach bemühten sich daher in den letzten Jahren Politiker und Verbände, das Verbot aufzuheben. Das Thema schaffte es mehrfach bis ins Parlament. Aber während es im Nationalrat breite Zustimmung erhielt, sprach sich der Ständerat dagegen aus. Damit war eine 2003 gestartete Initiative wieder vom Tisch. Formel E als Zugpferd

Werden die Schweiz und der Rundstreckensport doch noch Freunde? ©FIA Formula E

Es wurde sogar damit argumentiert, dass ein solches Verbot die Berufsfreiheit einschränke. Schließlich gibt es zahlreiche Piloten, die so gezwungen sind, im Ausland ihr Geld zu verdienen. Gleiches gilt für Schweizer Meisterschaften, die kein einziges Rennen im Alpenland austragen, stattdessen in Frankreich, Deutschland oder Italien unterwegs sind. Doch zum gewünschten Ziel haben alle Diskussionen nicht geführt. Aber nun ist hat die Politik eingelenkt. Im vergangenen Jahr wurde der Antrag gestellt, das bestehende Gesetz für Rennen mit Elektrofahrzeugen außer Kraft zu setzen. Eingereicht wurde die Motion von Fathi Derder, einem Abgeordneten der liberalen FDP. Ab-


Rundstreckenverbot 17

Sponsor und Automobilclub erfreut Am vergangenen Montag fand die neueste parlamentarische Debatte über die Motion statt. Anschließend wurde der Antrag von beiden Kammern angenommen, was auf großen Zuspruch stieß. Boris F.J. Collardi, CEO von Formel-E-Partner Julius Bär, sagte: „Wir sind überzeugt, dass die Schweiz als eines der innovativsten Länder weltweit ein idealer Gastgeber für ein Rennen mit Elektrofahrzeugen ist. Ein Schweizer ePrix wäre ein fantastisches Aushängeschild für nachhaltige Technologien.“ In einer Mitteilung des Automobilclub der Schweiz heißt es: „Der ACS wird sich mit aller Energie dafür einsetzen, dass die Formel-E-Rennen in der Schweiz möglichst bald umgesetzt werden. Ziel ist es, dass sich die Schweiz als Formel-E-Standort etabliert.“ Angepeilt ist nun in Rennen der Formel E in der übernächsten Saison. Um die Serie zu bewerben, fuhr die Schweizerin Simo de Silvestro Anfang diesen Monats mit einem Formel-E-Boliden durch die Straßen von Genf. Doch mehr als einen ePrix wird es auf absehbare Zeit nicht in der Schweiz geben. In der Debatte wurde als Vorteil genannt, dass es nicht notwendig sei, eine richtige Rennstrecke zu planen und errichten. Zudem wurde die Formel 1 wegen ihrer Lautstärke kritisiert. ■ DG

Prost siegt in Miami ©FIA Formula E

gezielt war der Vorstoß vornehmlich auf die neue Formel E, die zahlreiche Sponsoren und Partner aus der Schweiz hinter sich weiß. Eine hohe Aussicht auf Erfolg hatte das Vorhaben von Beginn an. Denn die letzten Versuche wurden aufgrund des Umweltschutzes, vor allem der Lärmbelästigung, abgelehnt. Der im Februar vorgestellte Kommissionsbericht unterstrich die positive Grundhaltung. „Die Durchführung von Elektrofahrzeug-Rennen könne auch als Möglichkeit zur Präsentation der Schweizer Innovation dienen“, wurde darin festgestellt. Würde der Antrag angenommen, so handele es sich dabei keineswegs um eine allgemeine Bewilligung, sondern jedes Rennen müsse weiterhin über ein separates Verfahren genehmigt werden. So könne eine Inflation vermieden werden.

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ie Serie hält an: Im fünften Meisterschaftslauf der Formel E sahen die Zuschauer den fünften Sieger. In Miami entschied eDams-Fahrer Nicolas Prost das Rennen, bei dem in der Endphase das Energiesparen im Vordergrund stand, für sich. Weil der bisherige Meisterschaftsführende Lucas di Grassi, vom Audi-Team Abt, nicht über den neunten Rang hinauskam, übernahm der Franzose Prost die Führung in der Gesamtwertung. Pole-Mann Jean-Eric Vergne konnte beim Start die Spitze behaupten, ehe er von Sam Bird überholt wurde. Der Brite verkalkulierte sich und kam zu spät zum Boxenstopp. So musste er eine energiesparende Runde um den Kurs drehen. Nach dem Fahrzeugwechsel lag Daniel Abt in Führung. Ihm in Heck saßen der spätere Sieger Prost und Scott Speed, der beim Heimrennen ein eindrucksvolles Debüt gab. Beide gingen zwei Runden vor Schluss an Abt vorbei. Speed machte danach zwar den schnelleren Eindruck, musste sich aber hinter Prost als Zweiter einreihen. ■ DG


Impressum Herausgeber: Daniel Geradtz Stadtrandsiedlung 23 52222 Stolberg (Rhld.) 02402/765953 daniel.geradtz@formel-woche.de www.formel-woche.de V.i.S.d.P: Daniel Geradtz Titelfoto: Daimler


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