Formel-Woche 27/2013

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4. Dezember

EXKLUSIV

IndyCar-Fahrer Simon Pagenaud im Interview

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Personalie: Was wird aus Ross Brawn? Testfahrten der AutoGP und FA1 World Series

Red Bull Content Pool

Vettel und alle anderen Weltmeister


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Hülkenberg kehrt zurück

Die Spatzen pfiffen es in den letzten Tagen von den Dächern. Aber das taten sie auch schon vorher, als Nico Hülkenberg in das Lotus-Cockpit geschrieben wurde. Doch nun ist es offiziell, dass der Deutsche nach einem Jahr bei Sauber wieder zu Force India zurückkehren wird. Das Team verhalf Hülkenberg vor dem letzten Jahr zurück Königsklasse. Nachdem Aus bei Williams in der Saison 2010 nahm es den GP2-Meister von 2009 zunächst als Ersatzfahrer auf und belohnte ihn schließlich im Jahr darauf mit einem Stammcockpit an der Seite von Paul di Resta. Gegen den Schotten mit DTM-Erfahrung setzte er sich in der Endabrechnung klar durch. Wer 2014 an der Seite des Rheinländers sein wird, ist bisher noch nicht bekannt. Vor dem vergangenen Wochenende haben sich allerdings noch weiter Bekanntgaben für 2014 ergeben. Bei Lotus wurden Pastor Maldonado und Romain Grosjean bestätigt. Zumindest beim Letzteren war dies nicht mehr als formaler Akt, denn der Franzose galt schon vorher als gesetzt.

Durchmarsch zum vierten Titel

Damit ist das freie Sauber-Cockpit neben Sergey Sirotkin der einzig verbliebene Platz, der für regelmäßige Platzierungen in den Punkten gut ist.

Die Weltmeister der Formel-1

Daniel Geradtz Herausgeber Formel-Woche Force India

FORMEL-WOCHE 27/2013

Inhalt

8 Die Chefs der Weltmeister 12 Newey der beste Mann der Formel-1? Lotus verpflichtet Maldonado News

Nicht nur die Rückkehr nach Österreich ist eine Neuerung

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Inhalt

Wieso Penske und Ganassi einen Vorteil haben Russland zurück in der IndyCar Mögliches Fahrerfeld 2014

Debüt für neue Teams Solider Start der neuen Serie Block: Zusammenschluss wäre besser

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26 F3 Sudamericana, MRF Challenge 27

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Red Bull Content Pool

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Red Bull Content Pool

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F1-Weltmeister Vettel

Sebastian Vettel sicherte sich 2013 den vierten titel imn Folge. Spätestens seit der Saisonmitte war dies keine Überraschung mehr.

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s war eine Rekordsaison für den Weltmeister: Sebastian Vettel holte sich in 19 Rennen 13 Siege, davon neun in Folge. Zudem stand der Heppenheimer drei weitere Male auf dem Podest. Zwei vierte Plätze sind da schon die schlechtesten Zielankünfte de Jahres! Wie sein Verfolger und Vizechampion Fernando Alonso musste Vettel nur einmal vorzeitig die Segel streichen. Dies war beim Großbritannien Grand Prix. Und auch dort lag er an der Spit-


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F1-Weltmeister Vettel FORMEL-WOCHE 27/2013

Durchmarsch zum vierten Titel von Daniel Geradtz

ze bis ihn das Schicksal des defekten Getriebes ereilte. Wie viel Dusel Vettel hatte, zeigt ein Blick auf die Ausfallquote seines Teamkollegen Mark Webber. Der Australier kam drei Mal nicht ins Ziel, entweder versagte die Technik ihren Dienst oder Webber wurde unschuldig in eine Kollision verwickelt, was in Korea der Fall war. Aber selbst das hätte am Schluss den Titelgewinn nicht vereitelt. Vettels Vorsprung am Ende waren 152 Punk-

te. Damit wäre Red Bull auch ohne Webber Weltmeister bei den Konstrukteuren geworden. Schlechter Verlierer? Den Triumph schlecht zu reden, das hat sich nach der Saison nur einer getraut. Fernando Alonso gab zu Protokoll, dass Vettel erst zu Legende würde, wenn er mit gleichen Material eine ebenso deutliche Dominanz an den

Tag legen würde. Mit anderen Worten: Der überlegene RB9 bescherte dem 26-Jährigen nach Alonsos Meinung den Titel. Doch wie wenig das stimmt, zeigt der erneute Vergleich mit Mark Webber. Der fahrerische Unterschied zwischen 16 und acht Podestplatzierungen in diesem Jahr sprechen eine eindeutige Sprache. Allenfalls in Malaysia hätte Webber siegen können oder sollen. Doch Vettel zeigte dem eigentlich verordneten Nichtangriffs-


Statistik: Sieger der Siegquote 13 Saisonsiege, das schafften bisher nur zwei Fahrer und die kamen ausgerechnet aus Deutschland: Michael Schumacher 2004 und Sebastian Vettel 2013. Schumacher hatte dafür aber ein Rennen weniger Zeit, die Leistung ist also umso höher zu bewerten. Geht es nach der Siegquote, so müssen sich aber beide Alberto Ascari beugen, der 1952 75 Prozent aller Rennen gewann! Noch krasser war es 1927: Damals gewann Robert Benoist mit seinem Delage alle wichtigen GP-Rennen der Saison, wenngleich es damals auch nur vier Rennen waren. Benoist, 1944 kam im Konzentrationslager wegen seiner Spionageaktivitäten ums Leben, hatte damals mit dem Delage den mit Abstand besten Boliden: 170 PS aus 1,5 Liter Hubraum, dazu 7500 Umdrehungen – das waren für die damalige Zeit unvorstellbare Zahlen. Dazu hatte der Delage einen niedrigen Schwerpunkt und deswegen eine ausgezeichnete Straßenlage. Louis Delage war ein Rennenthusiast und wohlhabend. So viel Geld wie Delage damals wollte kein anderes Werk in den GP-Sport pumpen, deshalb gab es auch kaum Konkurrenz für Benoist: Talbot, Bugatti und Maserati waren nicht konkurrenzfähig, die OM-Wagen kamen zu spät. Nur beim Großbritannien GP hätte Benoist fast verloren: Aber dann ließ ihn Teamkollege Edmond Bourlier doch noch vorbei. MZ Die Siegquote in einer Saison 1. Alberto Ascari (1952) 75,0% 2. Michael Schumacher (2004) 72,2% 3. Jim Clark (1963) 70,0% 4. Sebastian Vettel (2013) 68,4% 5. Michael Schumacher (2002) 67,7% 6. Juan-Manuel Fangio (1954) 67,7% 7. Jim Clark (1965) 60,00% 8. Sebastian Vettel (2011) 57,9% 9. Juan-Manuel Fangio (1955) 57,1% 10. Nigel Mansell (1992) 56,2%

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Gregory Lenormand

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F1-Weltmeister Vettel

Sebastian Vettel verewigt sich beim Besuch der Renault-Fabrik

pakt die kalte Schulter und überholte seinen Teamkollegen zehn Runden vor dem Ende. Es entfachte eine Diskussion: Ist Vettel ein Egoist oder hat er einfach das Sieger-Gen und gibt sich mit zweiten Plätzen nicht zufrieden?

jenem Zeitpunkt über den gesamten Globus transportiert. Im übrigen galt das auch für die weiteren Rennen, bei denen der Red Bull-Fahrer stets so jubelte.

Aber auch nach dem gewonnen Titel in Indien hielt sich Vettel nicht an die Anweisung seines Teams. Der nunmehr vierfache Champion wurde angewiesen, unverzüglich das Parc Fermé aufzusuchen. „Leck mich“, gab er in den anschließenden Interviews ungewohnt derb seine Gedanken zu Protokoll. Er bewahrte seinen eigenen Kopf und tat genau das, was er für richtig hielt.

Doch so einfach und rosarot wie sich das Vettel-Jahr 2013 anhört, war es nicht - zumindest teilweise. Zum Ende der Europasaison sah er sich Anfeindungen ausgesetzt. Statt den Sieger zu feiern, wurde er von einigen Fangruppierungen ausgepfiffen. „Das hat mir wehgetan“, gestand Vettel, nachdem sich in Singapur die Vorfälle noch einmal wiederholten. Er bekam Zuspruch von den Großen der Szene, die sich einig waren, dass das nicht im Sinne des fairen Sports sei.

Vettel kehrte damals zurück auf die Start-Ziel-Gerade und verwöhnte die Fans mit Donuts, die er so ganz nebenbei damit wieder massentauglich machte. War diese Art des Zelebrierens vorher noch geächtet und wurde von der Fernsehregie regelrecht ignoriert (so etwa bei seinem zweiten Titelgewinn in Japan 2011), so wurden die Bilder der Vettel-Kringel zu

Perfekte Red Bull-Leistung

Nur einmal strauchelte die VettelPerformance so richtig. Ausgerechnet als es beim letzten Rennen um unwesentlich mehr als den reinen Rennsieg ging, erlaubte sich die Red Bull-Boxencrew einen kleinen Fehler in einer heißen Phase des Rennens. Ein möglicherweise bevorstehender


2014 wird sich Vieles ändern. Das gilt für die Formel-1 im allgemeinen, aber auch für Red Bull im Speziellen. Vettel wird sich neben seinem neuen Teamkollegen Daniel Ricciardo behaupten müssen. Natürlich darf man davon ausgehen, dass ihm dies gelingen wird. Aber will Red Bull seinen eigenen Nachwuchs zur klaren Nummer

Keine Titelverteidigung beim RoC Auch die Konkurrenz scheint fortan zumindest auf dem Papier besser aufgestellt zu sein. Ferrari schickt mit Fernando Alonso und Kimi Räikkönen nun zwei richtige Spitzen-Piloten und ehemalige Weltmeister ins Rennen, Mercedes hat gerade die erste Saison als richtiges Top-Team absolviert: Das schwäbisch-britische Werksprojekt ließ in der Konstrukteursmeisterschaft Ferrari hinter sich und fuhr mit Nico Rosberg und Lewis Hamilton insgesamt drei Saisonsiege ein. Red Bull Content Pool

Die Crew zeigt e aber, dass man inzwischen zu den routiniertesten der Königsklasse zählt: Trotz vermeintlicher Unruhe wusste jeder, was er zu machen hatte. Blitzschnell wurden die richtigen Reifen herbei geschaffen und Vettel wieder zurück auf die Piste geschickt. Außer ein paar Sekunden Zeit verlor er dabei nichts. Auch der unmittelbar danach stattfindende Webber-Stopp lief glatt und fehlerfrei über die Bühne.

zwei degradieren? Vermutlich eher nicht. Zumindest in der Anfangsphase werden beide als gleichberechtigte Partner in die Saison starten. Es wird dann außerdem das erste Mal sein, dass die vier Plätze bei Red Bull und Toro Rosso ausschließlich von Piloten aus dem eigenen Nachwuchsprogramm besetzt werden. Die Mannschaft aus dem italienischen Faenza wird neben dem bereits bewährten Jean-Eric Vergne mit Daniil Kvyat einen blutjungen Rookie aus Russland beschäftigen.

Eigentlich hätte Vettel dieser Tage noch einen weiteren Titel zu verteidigen gehabt. Zusammen mit Michael Schumacher vertritt er seit 2007 die deutschen Farben beim Race of Champions. In dieser Zeit ging der Titel nie einen anderen als die beiden Formel-1-Asse. Vettels Siegesquote liegt bei 100 Prozent und übersteigt damit noch seinen Erfolg aus der Königsklasse. Doch das Spektakel , das Mitte Dezember in Bangkok hätte stattfinden sollen, wurde in den vergangenen Tagen abgesagt. Zu schlimm sind die Unruhen, die derzeit in Thailand stattfinden und bereits Menschenleben forderten. Ein Ersatztermin im kommenden Frühjahr steht derzeit im Raum, muss allerdings angesichts der intensiven Vorbereitungsphase der F1-Piloten sehr genau abgestimmt werden. Diese beginnt aufgrund der technischen Revolutionen ausgesprochen früh. Schon im Januar werden die neuen V8-Motoren das erste Mal auf der Strecke aufheulen. Die Testfahrten sollen in Spanien, Katar und Bahrain über die Bühne gehen.

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Einsatz des Safety-Cars brachte das Renngeschehen durcheinander. Vettel wurde an die Box beordert, die Mechaniker waren aber stattdessen auf den Reifenwechsel von Mark Webber vorbereitet, der für den Zeitpunkt eigentlich terminiert war.

F1-Weltmeister Vettel

Pirelli

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Ferrari

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F1 Weltmeister

Schumacher Michael Schumacher (GER) Der Deutsche ist mit sieben WMTiteln Rekordhalter: 1994 und '95 holte er sich den Titel mit dem Team der italienischen Modemarke Benetton, von 2000 bis '04 mit dem Traditionsteam Ferrari. Schumacher wurde für seine akribisch harte Arbeit auch abseits der Strecke berühmt.

Die Weltmeister der Formel-1 von Michael Zeitler

Brabham Jack Brabham (AUS) Der Australier wurde 1959 und '60 mit Cooper-Boliden Weltmeister, obwohl er nicht alle Rennen bestreitt. 1966 holte er sich dann den dritten Titel – mit einem eigenen Team und Chassis! Das hat sonst noch keiner geschafft. Brabham (87 Jahre) ist heute der älteste F1Weltmeister, der noch lebt.

Prost

Vettel

Fangio

Alain Prost (FRA) Der Professor wurde vier Mal Weltmeister: Bei seinen drei WM-Titel mit McLaren (1985/’86 und ’89) musste er sich teamintern gegen Weltmeister durchsetzen (Niki Lauda, Keke Rosberg und – besonders legendär – Ayrton Senna), nach einem Jahr Auszeit kehrte er 1993 mit Williams zurück in die Formel-1 und wurde in einem überlegenem Wagen erneut Champion. Besonders legendär war sein Duell gegen Senna. Prost wurde auch vier Mal Vizemeister, 1984 unterlag er Lauda um nur einen halben Punkt – knapper wurde noch nie eine WM entschieden.

Sebastian Vettel (GER) Schumachers sieben Titel galten immer als unschlagbar. Schon kurios, dass jetzt ausgerechnet ein Deutscher Schumacher früher vom Thron stoßen könnte, wie immer angenommen wurde. Nach vier WM-Titeln am Stück seit 2010 ist Vettel das auf jeden Fall zuzutrauen. Natürlich profitiert Vettel vom besten Techniker der Formel-1 (Adrian Newey) und dem reichsten Team der Königsklasse (Red Bull), aber Vettel fährt auch gegen viele andere Weltmeister. Auch Schumacher kehrte 2010 zurück, um nochmal gegen die neuen Stars Vettel und Hamilton zu fahren.

Juan-Manuel Fangio (ARG) Seine fünf WM-Titel (1951/’54-’57) galten jahrelang als unschlagbar. Kein anderer hat außerdem einen WM-Titel mit zwei verschiedenen Rennwagen geholt: 1954 wurde er mit Maserati und Mercedes Champion. Fangio war in den 50er Jahren der herausragende Fahrer, weil er in Südamerika langsam heranwachsen konnte, während in Europa der Zweite Weltkrieg die Rennerei verhinderte. So kamen kaum Talente nach, die Vorkriegsstars waren schon um die 50 Jahre alt. Fangio galt immer als bodenständig und war bis kurz vor seinem Tod 1995 ein Mentor vieler Fahrer.


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F1 Weltmeister

Ascari

Senna

Niki Lauda (AUT) Mit seiner erfrischenden aber direkten Art hatte der Österreicher nicht nur Freunde im Fahrerlager. Er brachte Ferrari mit einer neuen Arbeitseinstellung wieder auf Kurs, holte sich mit dem Traditionsteam 1975 und '77 den WM-Titel, erlebte bei Ferrari aber auch seine schwerste Zeit, als er 1976 am Nürburgring bei seinem legendären Feuerunfall beinahe verbrannte. Nach seinem Rücktritt 1979 kehrte er drei Jahre später zurück und wurde 1984 mit McLaren erneut Weltmeister. Heute ist er Aufsichtsratvorsitzender des Mercedes-F1-Teams.

Alberto Ascari (ITA) Als er 1952 und '53 Weltmeister wurde, wurde die Fahrermeisterschaft nach dem technischen Reglement der Formel-2 ausgetragen. Ascari dominierte in diesen beiden Jahren mit seinem Ferrari wie kein Zweiter. 1952 gewann er 75% aller Rennen – bis heute ein Rekord. Angesichts der Masse an Vorkriegsstars wie Tazio Nuvolari und Achille Varzi ist es fast schon unglaublich, dass Ascari bis heute der letzte italienische Weltmeister ist. Er stürzte 1955 beim Monaco GP mit seinem Ferrari ins Hafenbecken und verunglückte kurz darauf tödlich.

Ayrton Senna (BRA) Weil María de Villota an den Spätfolgen ihres Unfalls vor mehr als einem Jahr in diesem Sommer verstorben ist, ist Ayrton Senna nicht mehr der letzte Fahrer, der bei einem F1-Unfall ums Leben gekommen ist. Aber der Unfalltod des charismatischen Brasilianer revolutionierte die Formel-1. Heute ist die Königsklasse so sicher wie nie zuvor, viele Bestrebungen sind nach dem Senna-Crash in Gang gekommen. Senna, der 1994 in Imola verunglückte, wurde 1988/'90 und '91 F1-Weltmeister mit dem McLaren-Team.

Stewart

Alonso

Piquet

Jackie Stewart (GBR) Jackie Stewart war der erste Weltmeister, der sich richtig gut vermarkten konnte. Noch heute ist er ein Repräsentant des Lotus-Teams in der Formel-1. Stewart wurde 1969, '71 und '73 im Rennstall von Ken Tyrrell Weltmeister. Der Schotte trat auch als Weltmeister ab, danach auch Teamchef.

Fernando Alonso (ESP) Seit seinen beiden WM-Titeln 2005 und 2006 mit Renault wartet der Spanier auf das dritte Championat. Dabei gilt der Ferrari-Pilot als einer der komplettesten und besten Fahrer des aktuellen Feldes, der sich vor Sebastian Vettel und Michael Schumacher nicht verstecken muss.

Nelson Piquet (BRA) Er war sicher nicht der beliebteste Weltmeister, weil er mit dem legendären Ayrton Senna (Landsmann) und dem Kämpferherz Nigel Mansell zwei beliebte Fahrer als Erzrivalen hatte. Aber er war gut – und Weltmeister 1981 und '83 mit Brabham, sowie 1987 mit Williams.

Farina

Fittipaldi

Button

Giuseppe Farina (ITA) 19050 war Guiseppe Farina im Alfa Romeo der erste Weltmeister. Der Italiener fuhr schon in den 1930er Jahren seine ersten GP-Rennen, doch damals gab es außer der Europameisterschaft noch keine offizielle Fahrermeisterschaft. Farina war bei seinem WM-Titel schon fast 50 Jahre alt und nicht mehr so schnell wie Teamkollege Juan-Manuel Fangio, der aber mehr Pech als Farina hatte. Bei Ferrari hatte er neben Ascari keine Chance mehr. Farina galt auf der Strecke im direkten Rad-an-Rad-Duell immer als äußerst gefährlicher und unangenehmer Gegner.

Emerson Fittipaldi (BRA) Seit 1969 fährt stets ein Brasilianer in der Formel-1. Der erste dieser Reihe war Emerson Fittipaldi. Er bastelte mit seinem Bruder Wilson schon zuhause an Rennwagen, wagte dann aber den mutigen Schritt nach Europa und wurde mit zwei F1-WM-Titeln belohnt: 1972 wurde er im Lotus Ford Weltmeister, 1974 legte er im McLaren Ford nach. Mit seinem Wechsel ins brasilianische Copersucar-Team seines Bruders machte sich Fittipaldi 1976 seine F1-Karriere kaputt, das Team hatte nie richtig Erfolg. In der IndyCar wurde er 1989 mit 43 Jahren nochmal Meister.

Jenson Button (GBR) Das Brawn-Märchen 2009: Das Team fast bankrott, Ross Brawn rettet den Rennstall und feiert völlig überraschend statt Konkurs den WM-Titel. Auch dank des cleveren Doppel-Diffusors, der den Brawn Mercedes in der ersten Saisonhälfte 2009 zu einem überlegenen Fahrzeug macht. Die fahrerische Klasse von Jenson Button wurde auch deshalb nicht wirklich anerkannt. Das änderte sich schnell, als Button 2010 zu McLaren und damit in die Wohnung des talentierten Lewis Hamilton wechselte. Anders als erwartet ging aber Button dort als Sieger hervor.

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Lauda


G. Hill

Hulme

Hamilton

Graham Hill (GBR) Bis heute gibt es nur einen Fahrer, der F1-Weltmeister wurde und auch das Indy-500 und das 24-Stundenrennen von Le Mans gewinnen konnte: Graham Gill. Weltmeister wurde er 1962 mit BRM und 1968 mit Lotus. Der Monaco-Spezialist verstarb 1975 bei einem Flugzeugabsturz.

Denny Hulme (NZL) Der Neuseeländer wurde 1967 als wohl einziger Nummer-2-Fahrer Weltmeister. Im Brabham-Team fuhr er auch gegen Teamchef Jack Brabham und setzte sich dabei durch. Bei McLaren konnte er diese Leistung nicht mehr wiederholen und Ende 1974 zog er sich aus der F1 zurück.

Lewis Hamilton (GBR) Seine beeindruckendste Saison war noch immer die im Jahr seines Debüts 2007, als er sich völlig überraschend gegen Doppelweltmeister Fernando Alonso teamintern durchsetzte. 2008 wurde er im Krimi-Finale aber das bisher einzige Mal Weltmeister, in einer eher fehlerbehafteten Saison.

D. Hill

Rosberg

Hawthorn

Damon Hill (GBR) Er ist der einzige F1-Fahrer, der seinem Vater in die Fußstapfen folgen konnte und ebenfalls F1-Champion wurde. Graham Hill wurde allerdings zwei Mal, Damon Hill nur einmal Weltmeister. Hill fuhr 1996 im Williams Renault zum Titel. 1994 unterlag er Michael Schumacher um nur einen Punkt – wegen einer äußerst umstrittenen Kollision. Die Familien-Geschichte geht vorerst nicht weiter: Joshua Hill hing im Sommer völlig überraschend den berühmten Helm an den Nagel, fuhr bis dato sogar schon in der F3Europameisterschaft.

Keke Rosberg (FIN) Der Finne war ein Lebemann, der nicht unbedingt am härtesten für den Erfolg schuftete. Aber Rosberg hatte enormes Talent. Ihm ist die WM 1982 vielleicht auch ein bisschen in den Schoß gefallen, weil die beiden Ferrari-Piloten Gilles Villeneuve und Didier Pironi durch schwere Unfälle vorzeitig aus der Saison wurde, Villeneuve verlor sogar das Leben. Doch Rosbergs Titel ist dennoch verdient: Er fuhr mit dem Williams Cosworth noch einen Saugermotor, während die Konkurrenz schon mit den kraftvollen Turbos um die Pisten peitschten.

Mike Hawthorn (GBR) Der Mann mit der Fliege – das Aussehen war für Mike Hawthorn immer von großer Bedeutung. Der Blondschopf kam 1958 zum WM-Titel mit Ferrari, nachdem die eigentlich viel schnelleren Vanwall-Fahrer Tony Brooks und Stirling Moss nicht über ein besonders zuverlässiges Material verfügten. Hawthorn trat als Weltmeister zurück und verunglückte nur kurz darauf bei einem privaten Straßenrennen gegen Rob Walker. Hawthorn war 1955 auch in den tödlichen Unfall beim 24-Stundenrennen von Le Mans verstrickt.

LAT

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Hkkinen Bridgestone

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F1 Weltmeister

Andretti

P. Hill

Mario Andretti (USA) Der US-Amerikaner ist besonders zu Hause eine lebende Legende: Er ist nach AJ Foyt der erfolgreichste IndyCar-Pilot aller Zeiten. In der Formel-1 gewann er 1978 auch wegen des überlegenen LotusFord den Titel. Teamkollege Ronnie Peterson wurde mehrmals eingebremst.

Phil Hill (USA) Phil Hill ist weder mit Graham, noch mit Damon Hill verwandt. Der US-Amerikaner wurde 1961 Weltmeister. Sein Titel-Rivale und Ferrari-Teamkollege, der Deutsche Wolfgang Graf Berghe von Trips, verunglückte beim Italien GP tödlich. In jenem Rennen wurde Hill Champion.

Mika Häkkinen (FIN) Der sympathische Finne war der Lieblingsgegner von Michael Schumacher. 1998 und 1999 wurde Häkkinen Weltmeister im McLaren Mercedes. Heute managt er unter anderem Williams-Pilot Valtteri Bottas. Häkkinen trat Ende 2001 erschöpft zurück, eine Rückkehr scheiterte.


Jones

Surtees

James Hunt (GBR) Der Lebemann fuhr mit einem Overall mit dem Aufkleber: „Sex ist das Frühstück der Champions.“ Er lebte mehr und schuftete weniger. Auch wegen des Feuerunfalls von Niki Lauda kam er 1976 aber dennoch in den Genuss des WM-Titels im McLaren Ford. Sein Leben endete schon 1993.

Alan Jones (AUS) Als erster Weltmeister im eigenen Team ist Alan Jones für Frank Williams noch heute einer der beliebtesten und besten Fahrer überhaupt. Er war nicht so erfolgreich wie Jack Brabham, aber seit Jones konnte kein Australier mehr Weltmeister werden – auch nicht Mark Webber.

John Surtees (GBR) Der Brite ist bis heute der einzige Fahrer, der sowohl auf dem Motorrad (sieben WM-Titel), als auch im F1-Rennwagen Weltmeister wurde. In der Formel-1 holte er sich 1964 im Ferrari einen sehr umstrittenen WM-Titel. Sein Sohn Henry Surtees verstarb 2009 bei einem Formel-2-Unfall.

Scheckter

Clark

Rikknen

Jody Scheckter (RSA) Gilles Villeneuve war bei Ferrari beliebter, Jody Scheckter aber in der dominierenden Ferrari-Saison 1979 besser. Er holte sich den letzten Titel für Ferrari für die folgenden 21 Jahre. Nach einem schlechten Jahr 1980 trat der Südafrikaner vom Rennsport zurück. Sein Sohn Tomas fuhr IndyCar.

Jim Clark (GBR) Der Schotte war die dominierende Figur der 60er Jahre. Er wurde 1963 erstmals Weltmeister und gewann 1965 neben dem WM-Titel auch das Indy-500. Clark fuhr alle F1Rennen für Lotus und verunglückte 1968 auch am Steuer eines Lotus-Bolidens bei einem F2-Rennen in Hockenheim.

Kimi Räikkönen (FIN) Die WM 2007 hatte es in sich: Krieg der Sterne, Spionageskandal – Kimi Räikkönen ging klar aus dem Durcheinander bei McLaren (Fernando Alonso gegen Lewis Hamilton) als Sieger hervor. Fahrerisch war sein WM-Titel mit Ferrari, wo er 2014 zurückkehren wird, verdient.

Rindt

Mansell

Villeneuve

Jochen Rindt (AUT) Der in Deutschland geborene Österreicher ist der einzige Fahrer, der den Gewinn seines WM-Titels nicht mehr miterlebte. Als er 1970 in Italien tödlich verunglückte, hatte der Lotus-Fahrer aber einen so großen Vorsprung in der WM, dass er nicht mehr eingeholt wurde.

Nigel Mansell (GBR) Es dauerte viel zu lange, bis er 1992 im Williams Renault und mit 40 Jahren Weltmeister wurde. Schon 1986 hatte er Titel so gut wie in der Tasche, aber ein schmerzhafter Reifenschaden hinderte ihn daran. Teamintern balgte er mit Nelson Piquet.

Jacques Villeneuve (CAN) Noch heute ist der Kanadier nie um einen lockeren Spruch verlegen. Villeneuve hatte das Talent, aber nicht unbedingt die Beliebtheitswerte seines Vaters Gilles Villeneuve. Doch ein solcher Typ wie Villeneuve, der so zu sagen seine Haarpracht und Haarfarbe öfter wechselte als andere ihre Unterwäsche, fehlt der glattgebügelten Formel-1 heute mehr als deutlich. Villeneuve bemühte sich nach seinem Rauswurf 2006 bei BMW Sauber immer wieder um ein F1Comeback. Weltmeister wurde Villeneuve 1997 im Williams Renault gegen Michael Schumacher. Nach seiner F1-Laufbahn versuchte er sich in verschiedenen Disziplinen: Villeneuve bestritt für Peugeot die 24 Stunden von Le Mans, nahm in den obersten Ligen der NASCAR teil und war als Gaststarer bei den V8 Supercars dabei.

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Hunt

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F1 Weltmeister

Joost Evers

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F1 Weltmeister-Macher

12 Die Chefs der Weltmeister Ohne ein perfekt geformtes Team würde kein Fahrer Weltmeister werden. Dafür verantwortlich sind die Teamchefs. Das waren die WM-Chefs. von Michael Zeitler aum einer macht sich bewusst: Weltmeister wird nicht nur der Fahrer, sondern auch viele andere Teammitglieder. Zum Beispiel auch der Teamchef. Und so war der vierte Titel in Folge von Sebastian Vettel auch schon der vierte Titel in Folge von Christian Horner. Der Brite hatte 2013 ein ganz besonderes Jahr, wurde er doch auch das erste Mal Vater. Ein Erfolgsgeheimnis von Red Bull sind die Männer im Hintergrund. Die meisten haben selbst als Rennfahrer Erfahrungen gesammelt. Sogar Technikchef Adrian Newey saß schon selbst im Cockpit, sogar beim 24-Stundenrennen von Le Mans. 2007 wurde er im heutigen Ferrari-Semiwerksteam AF Corse 22. Auch Horner fuhr Rennen, stieg 1996 mit seinem eigenen Arden-Team (das heute Vater Gary führt) in die Formel-3000 ein, hing dann aber bald selbst den Helm an den Nagel.

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Red Bull Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko war Rennfahrer, schaffte es sogar bis in die Formel-1. Eigentlich sollte der Österreicher Mitte der 70er Jahre zu Ferrari wechseln, aber seine Karriere wurde nach einem Steinschlag und des dadurch verlorenen Auges beim Frankreich GP 1972 beendet. Statt Marko wurde Niki Lauda bei Ferrari bekannt – und Weltmeister. Marko gilt bei Red Bull als der eigentliche Strippenzieher hinter den Kulissen, Horner eher als Marionette. Alleine Marko mag zwar die Entscheidungen treffen, doch Horner pflegt, hegt und leitet das Rennteam. Die erfolgreichsten Teamchefs Die meisten WM-Titel als Teamchef hat übrigens Ron Dennis gewonnen. Zehn Mal wurde einer seiner Fahrer Weltmeister, immer für McLaren. 1980 spannte er mit seinem Project-Four-Team aus der Formel-2 mit dem McLaren-Team zusammen, Dennis wurde erst Rechte Hand vom damaligen Teamchef Teddy Mayer, ab 1982 war aber Dennis der große Mann. Die McLaren-Story ist vor allem auch wegen des Briten eine Erfolgsgeschichte. Frank Williams tritt inzwischen etwas kürzer. Seine Tochter Claire leitet derzeit zusammen mit ihm das Familien-Team Williams. Seit 1997 wartet Williams auf den WM-Titel, es war der Siebte. Derzeit soll es keinen Menschen geben, der älter als Frank Williams und ebenfalls querschnittsgelähmt an den Rollstuhl gefesselt ist. Auch IndyCar-Teamchef Sam Schmidt erlitt das gleiche Schicksal. Frank Williams aber dirigiert kein kleines Rennteam mehr, wie noch zu seiner Anfangszeit, sondern inzwischen ein großes Werk mit mehreren hundert Mitarbeitern und verschiedenen Tätigkeitsfeldern. Colin Chapman mit sechs WM-Titel darf auch nicht unter den Tisch fallen: Der geniale Brite war auch Techniker. Er brachte immer wieder technische Revolutionen in die Königsklasse, er führte das Lo-


Neubauer deutscher WM-Chef Der einzige deutsche Teamchef, der Weltmeister wurde: Alfred Neubauer. Er fuhr in den 20er Jahren für Austro-Daimler noch selbst GP-Rennen und war schon in den 30er Jahren Rennleiter bei Mercedes. Im Duell mit Auto Union konnte Neubauer die meisten Siege für sich verbuchen. Der vollschlanke Neubauer erfand zum Beispiel auch den Gebrauch der Boxentafel, auf der dem Fahrer wichtige Informationen mit auf den Weg gegeben wurden. In Zeiten des Boxenfunk ist das heute kaum mehr nötig. Neubauer war auch 1954 und '55 Mercedes-Rennleiter, als Juan-Manuel Fangio mit Mercedes Weltmeister wurde. Heute sind die Teamchefs immer öfter Geschäftsmänner. Sie leiten kein kleines Rennteam mehr, sondern ein großes Unternehmen mit mehreren hundert Mitarbeitern und nicht selten auch mit vielen Zweigstellen außerhalb des F1Rennstalls. Doch früher waren die Teamchefs oft auch ehemalige Rennfahrer. Jack Brabham war ein ganz Besonderer: Der Australier feierte 1967 den letzten seiner drei WM-Titel mit seinem eigenen Brabham-Team und seinem eigenem Brabham-Rennwagen. Das ist eine bis heute einzigartige Leistung. Der letzte WM-Teamchef, der auch Mal F1 fuhr war 1983 Bernie Ecclestone, heute F1-Chefvermarkter.

Die Teamchefs der Weltmeister 1950 Giovanbattista Guidotti 1951 Giovanbattista Guidotti 1952 Nello Ugolini 1953 Nello Ugolini 1954 Alfred Neubauer 1955 Alfred Neubauer 1956 Eraldo Scarlati 1957 Nello Ugolini 1958 Romolo Tavoni 1959 John Cooper 1960 John Cooper 1961 Romolo Tavoni 1962 Louis Stanley 1963 Colin Chapman 1964 Eugenio Dragoni 1965 Colin Chapman 1966 Jack Brabham 1967 Jack Brabham 1968 Colin Chapman 1969 Ken Tyrrell 1970 Colin Chapman 1971 Ken Tyrrell 1972 Colin Chapman 1973 Ken Tyrrell 1974 Teddy Mayer 1975 Luca di Montezemolo 1976 Teddy Mayer 1977 Roberto Nosetto 1978 Colin Chapman 1979 Mauro Piccinini 1980 Frank Williams 1981 Bernie Ecclestone

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tus-Team in die Formel-1 und in der Formel-1. Als er 1982 mit einem Herzinfarkt starb ging es mit Lotus Stück für Stück bergab, 1994 musste der Traditionsrennstall schließlich zusperren. Die schillerndsten Teamchefs, die Weltmeister wurden: Flavio Briatore und Louis Stanley. Briatore wurde je zwei Mal mit Michael Schumacher und Fernando Alonso Weltmeister. Er kannte alle Tricks. Im Jahr 1994 wurde Benetton so manche Schummelei vorgeworfen, vieles aber nie bewiesen. Die Spitze des Eisbergs war aber der Crashskandal in Singapur 2008, als Renault-Teamchef Briatore das größte Foul der F1-Geschichte zu verantworten hatte. Fernando Alonso gewann, weil Teamkollege Nelson Piquet mit einem Crash bewusst eine Safety-Car-Phase heraufbeschwor und der Spanier seine Strategie im Vorfeld anpasste.

F1 Weltmeister-Macher

1982 Frank Williams 1983 Bernie Ecclestone 1984 Ron Dennis 1985 Ron Dennis 1986 Ron Dennis 1987 Frank Williams 1988 Ron Dennis 1989 Ron Dennis 1990 Ron Dennis 1991 Ron Dennis 1992 Frank Williams 1993 Frank Williams 1994 Flavio Briatore 1995 Flavio Briatore 1996 Frank Williams 1997 Frank Williams 1998 Ron Dennis 1999 Ron Dennis 2000 Jean Todt 2001 Jean Todt 2002 Jean Todt 2003 Jean Todt 2004 Jean Todt 2005 Flavio Briatore 2006 Flavio Briatore 2007 Jean Todt 2008 Ron Dennis 2009 Ross Brawn 2010 Christian Horner 2011 Christian Horner 2012 Christian Horner 2013 Christian Horner Bridgestone

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Ron Dennis ist der erfolgreichste Teamchef


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F1 Weltmeister-Macher

Newey der beste Mann der Formel-1? Adrian Newey feierte 2013 seinen zehnten WM-Titel. Nächstes Jahr könnte er der erfolgreichste Mensch in der F1Geschichte werden! von Michael Zeitler ichael Schumacher hat sieben Mal die Weltmeisterschaft gewonnen. Doch es gibt Herren die sind erfolgreicher gewesen. Die erfolgreichsten Personen der F1-Geschichte in verantwortlicher Position sind Ron Dennis und Adrian Newey mit je zehn WM-Titeln. Dennis führte als McLaren-Teamchef viele Fahrer zum Titel, Newey als Konstrukteur. Er gilt heute als der klügste Kopf der Formel-1. Das Reglement ist aber auch wie für Newey gemacht: Der Brite gilt besonders als Herrscher über die Aerodynamik und diese spielt seit einigen Jahren die größte Rolle in der Königsklasse. Das war vor Jahrzehnten noch anders, als vor allem die Motorleistung ausschlaggebend war.

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Wird Red Bull auch nächstes Jahr Weltmeister, dann ist Newey mit elf WM-Titel die erfolgreichste Persönlichkeit der Formel-1. Doch 2014 kommt ein völlig neues Reglement mit völlig neuen Motoren: Effizienz steht bei den V6-Turbos mit Energierückgewinnung und begrenzter Benzinmenge im Vordergrund. Eigentlich sind große Regelumwälzungen die

große Stärke von Newey. Als die F1Autos 1998 eine völlig neue Aerodynamik bekamen (unter anderem 20 Zentimeter schmäler) baute Newey im Auftrag von McLaren einen absolut überlegenen Boliden. Letztmals wurden 2009 die Aerodynamikregeln groß geändert (unter anderem schmaler Heckflügel), seitdem ist Red Bull das dominierende Team. Anfangs wurde man noch vom Doppeldiffusor des Brawn-Teams überrascht, doch ab 2010 hat Sebastian Vettel für Red Bull alle WM-Titel abgeräumt. Newey versus Schumacher Nur ist 2014 anders als 1998 und 2009: Damals änderte sich vor allem die Aerodynamik, also Neweys Meisterdisziplin. Jetzt ändern sich vor allem die Motoren. Und hier kommt eine Komponente ins Spiel, die Newey nicht liegt, die Kühlung. Sie soll 2014 wichtiger denn je sein. Newey braucht für seine aerodynamisch ausgefeilten Konstruktionen möglichst wenig Kühlbereich und kleine Motoren. Das Reglement für 2014 entspricht dem nicht. Alleine die Batterien für die

Energierückgewinnung werden viel Gewicht und Platz brauchen. Jahrelang hieß es: Entweder Newey wird Weltmeister oder Michael Schumacher. Von 1992 bis 2004 waren immer zwei dieser Figuren an der WM beteiligt. Wobei Schumacher sowohl bei Benetton als auch bei Ferrari auf Rory Byrne zurückgreifen konnte – der Designer, der Newey jahrelang als einziger Konkurrenz machen konnte. Der Südafrikaner ist mit sieben WMTiteln auch der zweiterfolgreichste Konstrukteur der Geschichte. Und er arbeitet inzwischen auch wieder mehrere Stunden die Woche für Ferrari. Wegen der großen Regeländerungen will man auf Byrne einfach nicht verzichten. Newey und Byrne waren für lange Ären zuständig: Dank Byrne wurde Michael Schumacher mit Ferrari fünf Mal Weltmeister in Folge, Newey verhalf Sebastian Vettel vier Mal zum Titel. Doch die ganz großen Erfindungen haben sie auch wegen des eingeschränkten Reglements nicht gemacht. Sie profilierten sich vor al-


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F1 Weltmeister-Macher alwileynorwichphoto Senna im WM-McLaren von 1991

Gerald Swan

In der Vergangenheit war das technische Reglement in der Formel-1 viel offener. Es traten verschiedene Motoren- und Aerodynamikkonzepte gegeneinander an. Die Techniker hatten mehr Freiheiten, die Erfindungen daher waren viel spektakulärer. Einer, der sich dabei immer als besonders kreativ entpuppte war Colin Chapman: Er war Gründer und Teamchef von Lotus, hatte aber auch viele geniale Erfindungen, die von seinen Technikern dann umgesetzt wurden. Chapman war 1978 zum Beispiel Begründer des Ground-Effekts. Man konstruierte den Wagen so, dass zwischen Unterboden und Strecke ein Unterdruck entstand und das Auto förmlich auf der Strecke klebte. Mit dieser Konstruktion war Lotus damals überlegen und Mario Andretti wurde Weltmeister. Der geniale Chapman

Aus deutscher Sicht sind Rudolf Uhlenhaut und Jörg Zander zu erwähnen. Uhlenhaut konstruierte 1954 und ’55 die MercedesWM-Boliden und Zander war einer der Männer hinter dem Brawn Mercedes von 2009, mit dem Jenson Button Weltmeister wurde.

Fittipaldi im WM-McLaren von 1974

Lothar Spuryem

Jahre zuvor war Lotus Meister der Flügel, die erst Ende der 60er Jahre aufkommen und von da an den Motorsport bis heute begleiteten - und für Chapman ein großer Spielplatz wurden. Chapman sah sich aber auch immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, dass seine Wagen nicht die sichersten seien. Mehrere Fahrer wie Jochen Rindt, Jim Clark oder Ronnie Peterson verunglückten in Lotus-Boliden tödlich. Chapman führte aber auch Fahrer zu sechs WM-Titel. Große Erfindungen von Chapman waren auch die Monocoque-Bauweise in den 60er Jahren, sowie das Doppelchassis in den frühen 80er Jahren.

Stewart im WM-Matra von 1969

Die Konstrukteure der Weltmeister 1950 Gioacchino Colombo 1951 Gioacchino Colombo 1952 Aurelio Lampredi 1953 Aurelio Lampredi 1954 Rudolf Uhlenhaut 1955 Rudolf Uhlenhaut 1956 Vittorio Jano 1957 Gioacchino Colombo 1958 Vittorio Jano 1959 Owen Maddock 1960 Owen Maddock 1961 Carlo Chiti 1962 Tony Rudd 1963 Colin Chapman 1964 Mauro Forghieri 1965 Colin Chapman

1966 Ron Tauranac 1967 Ron Tauranac 1968 Colin Chapman 1969 Gérard Ducarouge 1970 Colin Chapman 1971 Derek Gardner 1972 Colin Chapman 1973 Derek Gardner 1974 Gordon Coppuck 1975 Mauro Forghieri 1976 Gordon Coppuck 1977 Mauro Forghieri 1978 Colin Chapman 1979 Mauro Forghieri 1980 Patrick Head 1981 Gordon Murray

1982 Neil Oatley 1983 Gordon Murray 1984 John Barnard 1985 John Barnard 1986 John Barnard 1987 Frank Dernie 1988 Gordon Murray 1989 Gordon Murray 1990 Gordon Murray 1991 Neil Oatly 1992 Adrian Newey 1993 Adrian Newey 1994 Rory Byrne 1995 Rory Byrne 1996 Adrian Newey 1997 Adrian Newey

1998 Adrian Newey 1999 Adrian Newey 2000 Rory Byrne 2001 Rory Byrne 2002 Rory Byrne 2003 Rory Byrne 2004 Rory Byrne 2005 Bob Bell 2006 Bob Bell 2007 Aldo Costa 2008 Paddy Lowe 2009 Jörg Zander 2010 Adrian Newey 2011 Adrian Newey 2012 Adrian Newey 2013 Adrian Newey

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lem mit einem von vorne bis hinten einheitlichen und durchdachten Konzept. Alle Teile spielten perfekt zusammen, nichts stach besonders hervor. F-Schacht, Doppeldiffusoren, passives DRS-System – die herausstechenden Erfindungen machten andere Teams.


Spannen Sauber und Marussia zusammen? Hinter den Kulissen gibt es Bewegungen, die den Transfermarkt noch einmal ordentlich durcheinanderwürfeln könnten: Sauber und Marussia sollen laut übereinstimmenden Medienberichte über eine Fusion verhandeln. Was bisher durchsickerte: Marussia-Teilhaber Andrei Cheglakov hat offenbar genug vom Hinterherfahren. Deshalb wollte er sich auch schon die 15% der Williams-Teamanteile kaufen, die derzeit noch Toto Wolff hält und zum Verkauf stehen. Williams hat mit der Partnerschaft mit Russian Time die ersten Fühler nach Russland ausgestreckt, doch die Pläne mit Cheglakov verliefen im Sand. Jetzt verhandelt er offenbar mit Sauber, wo russische Investoren im Sommer bereits einen Einstieg verkündeten. Bisher ist von den neuen russischen Sponsoren wenig zu sehen und auch das Debüt von Sergey Sirotkin wackelt. Wie könnte die Fusion ablaufen? Cheglakov könnte Teilhaber bei Sauber werden, der russische Sportwagenhersteller Marussia heuert als Sponsor an, der bei Marussia bereits unter Vertrag stehende Jules Bianchi würde Fahrer werden, ein paar gute Teammitglieder könnten zu Sauber überlaufen, Manor wäre als Einsatzteam raus aus der Formel-1 und alle Einsätze würden vom SauberWerk im schweizerischen Hinwill aus geleitet werden. Damit gäbe es zwei Fahrer weniger im Feld, aber zehn Teams sind ja bekanntlich der Wunsch von F1-Boss Bernie Ecclestone. Marussia wollte letztes Jahr bereits mit dem Caterham fusionieren. Gerüchten zu Folge könnten neuerdings auch aber Caterham und Lotus zusammenspannen. MZ

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F1-Transfermarkt

Lotus verpflichtet Maldonado Letzte Woche schien noch alles ganz schnell zu gehen, aber bisher wurde nur Pastor Maldonado bei Lotus verkündet. von Michael Zeitler Lotus hat sich entschieden: Neben Romain Grosjean wird 2014 Pastor Maldonado an den Start gehen. Der Wunschkandidat war eigentlich Nicolas Hülkenberg, doch der Verkauf von 35% der Teamanteile an Quantum Motorsport ist nach wie vor nicht über die Bühne gegangen, die Zweifel am erfolgreichen Abschluss des Geschäfts steigen, Lotus aber ist auf das Geld angewiesen. Also braucht man nun einen zahlungskräftigen Fahrer und den hat man mit Maldonado nun gefunden. Maldonado liebäugelte zuletzt intensiv mit einem Wechsel zu Sauber. Er war von den Aussagen des LotusTeams wenig begeistert, wonach eigentlich Hülkenberg der favorisierte Pilot gewesen wäre. Doch der venezolanische Mineralölkonzern PDVSA sieht im Lotus-Team die sportlich wertvollere Adresse und machte sich deshalb angeblich weiterhin für einen Wechsel zu Lotus stark. Es gibt Gerüchte, wonach PDVSA sogar mit dem französischen Konkurrenzen Total (Sponsor bei Lotus) eine Kooperation eingehen könnte.

Wie viel Geld PDVSA genau mit ins Team bringt, ist nicht bekannt. Zahlen von 18 bis 40 Millionen Euro werden genannt. PDVSA hat sich angeblich aber zusichern lassen, dass das Geld nicht in den Abbau von Schulden fließt, sondern alleine in die Weiterentwicklung des Fahrzeugs. Schneller Erfolg steht beim Gelfgeber also ganz oben auf der Agenda. Hülkenberg noch nicht fix Mit dem Maldonado-Wechsel zu Lotus sind für Hülkenberg nur noch zwei Optionen übrig: Force India und Sauber. Der angeblich in Brasilien unterzeichnete Force-India-Vertrag ist noch immer nicht verkündet. Vieles deutet aber daraufhin, dass Force India 2014 mit Hülkenberg und Sergio Pérez fahren wird. Adrian Sutil könnte dafür bei Sauber anheuern, wobei zuletzt auch über eine Last-Minute-Beförderung von Jules Bianchi zu den Schweizern spekuliert wurde. Abgesehen davon, dass Sauber und Marussia eine gemeinsame Zukunft haben könnten, würde in diesem Fall Esteban Gutiérrez wohl zu Marussia wechseln.


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F1-Transfermarkt

Sebastian Vettel

Red Bull Renault

Lewis Hamilton

Mercedes

Daniel Ricciardo

Nico Rosberg

Fernando Alonso

Ferrari

Romain Grosjean

Lotus Renault

Pastor Maldonado

McLaren Mercedes

Kevin Magnussen

Jenson Button

Nico Hülkenberg

Adrian Sutil

Force India Mercedes

Sauber Ferrari

Kimi Räikkönen

Sergio Pérez

Sergey Sirotkin

Jean-Eric Vergne

Toro Rosso Renault

Daniil Kvyat

Valtteri Bottas

Williams Mercedes

Felipe Massa

Jules Bianchi

Marussia Ferrari

Max Chilton

Giedo van der Garde bestätigte Fahrer

Caterham Renault nicht bestätigte Fahrer

Heikki Kovalainen

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Mögliches Fahrerfeld 2014


Ferrari

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F1-News

Brawn zurück zu Ferrari?

18 Was die Spatzen schon längst von den Dächern pfiffen ist, nun offiziell geworden: Ross Brawn verlässt das Mercedes-Team nach sechs gemeinsamen Jahren. 2008 übernahm Brawn in Brackley die Rolle des Teamchefs, als die Mannschaft noch im Besitz von Honda war. Als sich der japanische Automobilhersteller Ende 2008 im Zuge der Wirtschaftskrise und wegen ausbleibender Erfolge zurückzog, stand das Team kurz davor, aufgelöst zu werden. Erst das Verhandlungsgeschick von Brawn und einer Gruppe weiterer Personen im Management hat die Pleite abgewendet, sie haben erst kurz vor dem Saisonstart das Team für einen symbolischen Preis gekauft. Die Rechnung ging auf: Der Wagen war so schnell, dass Brawn mit Jenson Button sogar Weltmeister wurde! Nach einem Jahr verkaufte Brawn das Team an Mercedes, mit Rückkehrer Michael Schumacher sollte dessen achter WM-Titel eingefahren werden. Doch anders als Red Bull und Ferrari nahm Mercedes das Sparabkommen ernst, strich Stellen und kürzte das Budget. Erst Mitte 2011 erkannte man: Das war ein Fehler. Die Aufrüstung zeigte 2013 erste Erfolge: Mercedes wurde WM-Zweiter. Brawn wollte die Früchte seiner Arbeit ernten, doch seine Position bei Mercedes ist mit der Verpflichtung von Paddy Lowe überflüssig geworden. Es sei seine eigene Entscheidung gewesen, die Teamführung nun an Lowe (Bereich Technik) und Toto Wolff (Bereich Geschäft) abzutreten. Gemäß Mercedes-F1-Aufsichtsratvorsitzender Niki Lauda will Brawn eine Auszeit, doch die meisten gehen davon aus, dass man den Briten nicht das letzte Mal in der Formel-1 gesehen hat. Drei Teams werden als Andockstationen genannt: Williams (hier sogar als Teilhaber), McLaren (wegen Honda) und die wahrscheinlichste Option: Ferrari. Hier könnte er anstelle von Stefano Domenicali Ferrari-Teamchef werden. Brawn war auch schon in der Ferrari-Erfolgsära von 2000 bis 2004 an Bord. MZ

Pflichtboxenstopps in der F1? Die nächstjährigen Turbomotoren sind für alle noch Kaffeesatzleserei. Doch es deutet sich an, dass gerade die Hinterreifen mehr beansprucht werden dürften. Die F1Teams fordern daher von Pirelli haltbarere Reifen. Nur fürchten nun viele langweilige Rennen, weil gerade die schnell abbauenden Pneus in den vergangenen Jahren für spannende Unterhaltung sorgten, auch wenn sie daher eher Show- statt Rennreifen waren. Pirelli würde gerne konstant zwei Boxenstopps sehen, doch mit den neuen Reifen dürfte das schwer umsetzbar sein. In Abu Dhabi kam es deswegen zu einem Treffen zwischen FIAPräsident Jean Todt, F1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone, sowie Pirelli-Präsident Marco Tronchetti. Dabei soll erstmals über die Einführung von zwei Pflichtboxenstopps diskutiert worden sein. Ein mögliches Szenario: Die harten Reifen dürfen nur maximal 50% der Renndistanz, die weichen nur deren 30% aufgeschnallt sein. Wahre Sportfans und Nostalgiker sehen solche künstliche Show-Elemente mit Skepsis, auch in anderen Serien wie der DTM haben sich zwei Pflichtboxenstopps nicht unbedingt bewährt. MZ

Großer Reifentest im Dezember? Pirelli will die neuen Reifen für die Saison 2014 noch unbedingt im Dezember testen – im warmen Bahrain. Pirelli will dazu aber ein 2013er Auto einsetzen. Jedes Team konnte sich für den Test bewerben, eines sollte von Pirelli ausgewählt werden. Das schreit förmlich nach Wettbewerbsverzerrung, also wurde sogar über einen großen Reifentest nachgedacht, an dem dann alle Teams teilnehmen dürften. Scheinbar gab es sogar schon eine Einigung in Brasilien, es bedurfte angeblich nur noch der Zustimmung der FIA. Doch das Interesse am Test scheint nicht besonders groß zu sein, denn Testen ist teuer und so verwundert es nicht, dass bisher angeblich nur die drei großen Teams Red Bull, Mercedes und Ferrari Interesse am Pirelli-Test bekundeten. MZ FIA mit Todt David Ward hat sich als FIA-Präsidentschaftskandidat zurückgezogen, damit hat Jean Todt keinen Gegner mehr und der Franzose wird im Dezember für eine zweite Amtszeit bestätigt. MZ


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International-News

Kalender der Saison 2014 30. März 13. April 26. April 10. Mai 25. Mai 31. Mai 7. Juni 28. Juni 6. Juli 12. Juli 19. Juli 3. August 17. August 24. August 30. August

Formula E

O R S

S S R R O S O S O O S R O R O

St. Petersburg Long Beach Barber Motorsports Park Indianapolis Indianapolis Detroit (Doppellauf ) Fort Worth Houston (Doppellauf ) Pocono Iowa Toronto (Doppellauf ) Mid-Ohio Milwaukee Sonoma Fontana

Oval Rundkurs Straßenkurs Formel-E Indischer Zustieg Das achte von zehn Teams der neuen Formel-EMeisterschaft steht fest: Der indische Automobilhersteller Mahindra ist inzwischen bestätigt worden. Mahindra hat sich auch auf den Bau von Elektroautos spezialisiert und könnte damit vor allem daran Interesse haben, eigene Technik-Konzepte an den Start zu bringen, was mittelfristig ja das Ziel der Formel-E-Organisation um Alejandro Agag

IndyCar Pappas zu Rahal Der erfahrene Renningenieur Bill Pappas wechselt von Dale Coyne – hier hat er mit Justin Wilson zusammengearbeitet – zu Rahal Letterman Lanigan und wird dort die Crew von Graham Rahal verstärken. MZ

F3 Cup Motoren zu gut Der ATS-F3-Cup in Deutschland ändert das Motorenreglement: Die starken VW-Motoren mit dem Zusatz-Boost werden verbannt, stattdessen kommt das gleiche Reglement wie in der britischen Formel-3 zum Einsatz. Damit wird Mannschaften aus der deutschen und der britischen Formel-3 die Möglichkeit eingeräumt, in beiden Serien an den Start zu gehen. Aus Kostengründen wird es auch Einschränkungen im Bereich der Chassis und der Dämpfer geben, was nicht bei allen Teams auf Gegenliebe stößt, weil der Cup daher technisch weniger interessant wird. MZ

F3-EM De Vries zu Signature? Auch in der F3-Europameisterschaft gibt es ein Rennen um die Cockpits. Prema Power dürfte 2014 mit Alex Lynn, Esteban Ocon, Antonio Fuoco und auch Jake Dennis an den Start gehen. Lynn bleibt damit ein zweites Jahr und ist ein heißer Kandidat auf den Titelgewinn, die anderen kommen aus den Formel-Renault-Zweiliterserien, Fuoco ist wie Prema-Power-Meister Raffaele Marciello zudem ein Mitglied des Ferrari-Juniorenkaders. Das neue Signature-Team könnte mit McLaren-Junior Nyck de Vries und Lotus-Zögling Oscar Tunjo an den Start gehen – auch die beiden fuhren zuletzt im Formel-Renault-Eurocup. Das West-Tec-Team wird mit zwei Dallara Mercedes in die EM stoßen, in einem könnte Nelson Mason sitzen. MZ ist. Fahrer könnten die beiden indischen Aushängeschilder Narain Karthikeyan und Karun Chandhok werden. Mahindra Racing setzt seit 2011 auch einen Rennstall in der Moto3-Klasse (Motorrad) ein. Die beiden letzten Teams sollen in Kürze bekannt gegeben werden. Interesse haben unter anderem das Rosberg-Team aus der DTM und Marc-VDS aus dem GT-Sport bekundet. MZ

FORMEL-WOCHE 27/2013

IndyCar Saison zu kurz? Die IndyCar-Saison 2014 wird weniger als ein halbes Jahr dauern! Sie wird im März beginnen, aber schon Ende August beendet sein. Das stößt bei vielen Fahrern, Teamchefs und Experten auf Skepsis. Die IndyCar-Organisation plant allerdings im Anschluss Rennen außerhalb Amerikas in Asien, Südamerika und Ozeanien. In Pocono ist die Renndistanz für nächstes Jahr übrigens auf 600 Meilen angehoben worden. MZ


Jim Haines

FORMEL-WOCHE 27/2013

Interview Simon Pagenaud

20 Wieso Penske und Ganassi einen Vorteil haben Simon Pagenaud erklärt im Interview, wieso auch in einer Einheitsserie wie der IndyCar die großen Teams im Vorteil sind. Liegt die Zukunft von Pagenaud in der Formel-1? von Michael Zeitler as Budget eines IndyCar-Teams liegt pro Wagen bei rund zehn Millionen Dollar. Manche Rennställe geben deutlich weniger aus, manche aber auch deutlich mehr. Die großen Teams der Szene sind Penske, Ganassi und Andretti. Auf der anderen Seite stehen die eher Kleineren wie jenes von Sam Schmidt, für den 2013 Simon Pagenaud hervorragender Dritter wurde. 2014 plant der Franzose den Angriff auf den Titel. Wieso sein Team gegenüber Penske, Ganassi und Andretti aber nach wie vor im Nachteil ist, erklärt er im Interview genauso, wie, warum die großen Teams in der ersten Saisonhälfte so viel Mühe hatten und wie seine persönliche Zukunft aussehen soll.

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Sie sind eine der größten Überraschungen der diesjährigen IndyCar-Saison. Sie fahren für Schmidt Hamilton Peterson Motorsport, einem Team, das nicht so groß wie Penske oder Ganassi ist. Wieso waren diese beiden großen Teams in der ersten Saisonhälfte noch nicht so stark, aber dann in der zweiten deutlich besser? Ich denke jeder war in der ersten Saisonhälfte noch immer in einem Lernprozess mit dem neuen Chassis. Unser Reifenhersteller Firestone stellt uns zwar viel Unterstützung zur Seite, aber sie wollten für die Show eben alles ein bisschen Durcheinanderwürfeln. Sie kamen dieses Jahr mit einem neuen Reifen und darauf mussten sich alle anpassen. Wir hatten davor nicht viele Testgelegenheiten und so brauchte es eben eine Zeit, bis man ein gutes Setup für diese anderen Reifen hatte. Jeder Fahrer hat das gleiche Auto. Wieso ist es aber trotzdem gut, wenn man viel Geld hat, wie etwa Penske oder Ganassi? Was können sie machen, was ihr nicht machen könnt? Als Team kann man an vielen Bereichen der Entwicklung arbeiten, um einen Vorteil zu bekommen. Die Dämpfer sind ein komplett freier und offener Bereich. Das heißt wir können unsere eigenen Dämpfer designen oder von jedem anderen Hersteller einsetzen, von dem wir denken, dass er besser ist. Wir können Gasdruck-Dämpfer einsetzen, mechanische Dämpfer oder Wechselrichter.


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Werden Sie in den nächsten Jahren in der IndyCar bleiben oder gibt es andere Rennserien, an denen Sie interessiert wären und welche wären dies? Derzeit läuft es in der IndyCar gut, ich bin im ersten Jahr Fünfter geworden und jetzt Dritter im zweiten Jahr, mit zwei Siegen. Ich denke und hoffe, dass ich noch eine Weile hier sein werde. Ich liebe Le Mans und nachdem ich Audi bis zum Finale 2011 gejagt habe, habe ich dort noch eine Rechnung offen. Ich genieße es bei den Sportwagen und ich glaube an das Reglement. Ich denke, das ist es, was Straßenfahrzuge sicherer und effizienter macht. Ich genieße es also auch wegen der Technik.

Gab es in der Vergangenheit Gespräche mit F1-Teams? Ich wurde mal für das RenaultNachwuchsprogramm ausgesucht, aber das passierte alles auf einem recht kleinen Niveau. Ein guter Rennkollege von mir hat mir Kontakte für den Nachwuchstest Ende 2011 besorgt, aber dann haben sich die Regeln geändert und meine Qualitäten waren plötzlich nicht mehr wichtig.

Rallye ist außerdem eine meiner Leidenschaften und ich hoffe, ich kann mich dort mehr einbringen, sofern es meine freie Zeit zulässt. Ich nehme für gewöhnlich an zwei bis drei Rallyes jedes Jahr teil und ich finde diese Disziplin faszinierend. Die Global-Rallye-Cross-Meisterschaft in der USA hat glaube ich eine großartige Zukunft. Ich bin sehr interessiert daran.

Karriere Die professionelle Rennkarriere von Simon Pagenaud begann erst so richtig in den USA. Nachdem der Franzose 2005 nämlich den 16. Platz in der Formel-Renault-3,5 belegte, wechselte er in die Champ Car Atlantic Meisterschaft, die er auf Anhieb gewann. Der Aufstieg innerhalb des Team Australia von Derrick Walker war damit vorprogrammiert. Sein erstes Jahr in der Champ Car Hauptserie beendete er auf Rang acht. Nach Ausflügen in den Sportwagen, Pagenaud war bis zur Einstellung des Projekts offizieller Werksfahrer von Peugeot, nahm er vier Mal am 24 Stundenrennen von Le Mans teil und bestritt die Le Mans-Serien dies- und jenseits des Atlantiks. 2012 kam er als Vollzeit-Starter in die IndyCar-Meisterschaft und schaffte vier Mal den Sprung unter die ersten drei. 2013 konnte der 29-Jährige seine ersten Siege feiern und beendete die Saison als Gesamt-Dritter. DG

John Cote

Teams mit einem kleineren Budget können sich nicht viele qualifizierte Leute leisten, also muss der Renningenieur alles selbst machen und kann nicht so produktiv sein, auch wenn er extrem gut ist. Ein reicheres Team kann außerdem mehr Zeit im Windkanal verbringen und so die Aerodynamik des Fahrzeugs besser verstehen. Das kann ein großer Vorteil auf Ovalkursen sein. Dann kann man auch viel an der Getriebe-Reibung machen, den Radlagern und am Chassis selbst. Es gibt also noch immer viele Dinge, die man tun kann und wenn man mehr Ressourcen hat, dann kann das wirklich helfen, das Auto schneller zu machen.

Sie sind ein sehr schneller Fahrer. Viele Leute denken, dass Sie das Talent für die Formel-1 haben. Ist das noch immer das Ziel? Natürlich war die Formel-1 offen gestanden immer ein Traum von mir seit ich ein Kind war – aber ebenso war das die IndyCar und jetzt bin ich hier und kämpfe um Meisterschaften. Mein ultimatives IndyCar-Ziel ist der Gewinn der Meisterschaft und des Indy-500. Ich wünschte, ich hätte die Chance gehabt, zu zeigen, was ich im F1-Feld schaffen kann und ich hoffe wirklich, dass ich eines Tages einen Test bekommen werde. Wenn es die richtige Gelegenheit im richtigen Team wäre, dann würde ich darüber auch nachdenken.

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Seit diese Bereiche offen sind, gibt es jede Menge Möglichkeiten und viel zu verstehen. Es gibt aber eine sehr begrenzte Anzahl an Testtagen. Wenn du mehr Geld hast, kannst du ein Forschungs- und Entwicklungsteam anheuern, das im Werk bleibt und an einem speziellen Bereich arbeitet und es beherrscht. Sie können dann die Informationen an den Rennwochenenden an die Renningenieure schicken um das Auto zu verbessern.

Interview Simon Pagenaud


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Alistair Staley

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IndyCar Transfermarkt

Russland zurück in der IndyCar Mikhail Aleshin ist nicht der erste Russe in der IndyCar, aber der erste seit langem. Wer fährt für Dario Franchitti? von Michael Zeitler ach dem Rücktritt des viermaligen IndyCar-Meisters Dario Franchitti ist ein begehrtes Cockpit frei geworden, denn das Ganassi-Team wurde 2013 mit Scott Dixon Meister. Neben Dixon sind auch Charlie Kimball und Tony Kanaan bei Ganassi bereits bestätigt. Liest man die Neuigkeiten aus der Formel-1, dann scheint Franchittis Cousin Paul di Resta ein ernsthafter Kandidat für zu sein. Das würde auch Sinn ergeben, weil Ganassi im Team eine Rolle für Franchitti sucht und die als Mentor für di Resta gefunden wäre.

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In der Formel-1 wird es für Di Resta jedenfalls eng. Nur dürfte der Wahrheit näher kommen, dass der Schotte wohl eher wieder in die DTM zurückkehrt. Natürlich würde Di Resta in der IndyCar fahrerisch zu den besten Piloten zählen, doch man braucht für die Dallara-Boliden eine gewisse Eingewöhnung: Es gibt keine Servolenkung, dafür aber lange Rennen. Auch die Ovalkurse bedürfen einer gewissen Lernphase. Deswegen macht sich Ganassi auch für einen erfahrenen Franchitti-Ersatz stark. Perfekt wäre ein Fahrer wie Justin Wilson. Gehandelt wird nun zum Beispiel Simona de Silvestro, aber trotz ihrer Formsteigerung in der zweiten Saisonhälfte 2013 trau-

en ihr noch nicht viele die ganz große Karriere zu. Ganassi braucht aber einen Topfahrer. De Silvestro dürfte also eher bei KVSH bleiben und dort Teamkollege von Sébastien Bourdais werden. Bleibt Tagliani? Alex Tagliani, der Franchitti schon in Texas ersetzte, wird nun das Testprogramm im Dallara Chevrolet mit der Startnummer 10 beginnen. Ganassi hat einen strikten Testplan, an den man sich halten will. Das macht einen Shoot-Out zwischen verschiedenen Fahrer schwierig. Es läuft darauf hinaus, dass Tagliani sogar an Bord bleiben könnte, es zu einer ganz großen Überraschung kommt oder Ganassi letztlich doch nur mit drei Boliden an den Start gehen wird. Bei Schmidt Peterson Hamilton hat es einen Fahrerwechsel gegeben: Der Russe Mikhail Aleshin wird Tristan Vautier ersetzen und damit Teamkollege von Simon Pagenaud. Aleshin hat bereits seinen ersten Test absolviert, der Dallara Honda war dabei in den Farben von SMP lackiert, also jener russischen Großbank, die 2013 bereits in verschiedenen Rennserien viele Teams unterstützte, unter anderem auch Aleshin in der RenaultWorld-Series.

Aleshin ist nicht der erste Russe in der IndyCar: Baron de Rachewsky fuhr 1926 in Atlantic City einen Bugatti, schied aber schon nach wenigen Runden mit einem Motorproblem aus. 1946 und ’47 scheiterte Zora ArkusDuntrov bei vier Rennen (darunter jeweils beim Indy-500) in seinem Talbot Lago an der Qualifikations-Hürde. Er wurde zwar in Belgien geboren, doch wuchs in Russland mit russischen Eltern auf. Er war ein fabelhafter Ingenieur und machte die Corvette zu einem Verkaufsschlager, galt sogar als „Vater der Corvette“. Rennen gefahren ist er nur als Hobby, unter anderem aber auch beim 24-Stundenrennen von Le Mans. Ed Carpenter, einer der besten Ovalspezialisten im aktuellen Feld, wird 2014 indes nur noch die Ovalkurse bestreiten. Für die Rundkurse hat sich der US-Amerikaner die Dienste von Mike Conway gesichert. Dabei hatte Conway noch vor zwei Jahren erklärt, er werde nicht mehr die gefährlichen Ovalkurse befahren. Wenig überraschend kam die Verpflichtung von Carlos Muñoz bei Andretti. Der Kolumbianer fuhr schon 2013 zwei Rennen in der IndyCar und überzeugte dabei mit Rang zwei beim Indy-500. Muñoz fuhr 2013 in der Indy-LightsMeisterschaft, verpasste aber den Titelgewinn.


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IndyCar Transfermarkt FORMEL-WOCHE 27/2013

Mögliches Fahrerfeld 2014 Ganassi

Andretti

Penske

Scott Dixon

Marco Andretti

Hélio Castroneves

Charlie Kimball

Ryan Hunter-Reay

Will Power

Tony Kanaan

James Hinchcliffe

Juan-Pablo Montoya

Ryan Briscoe

Carlos Muñoz

Schmidt Peterson Hamilton

KV

Rahal Letterman Lanigan

Simon Pagenaud

Sébastien Bourdais

Graham Rahal

Mikhail Aleshin

Simona de Silvestro

James Jakes

Fisher Hartman

Carpenter

Herta

Josef Newgarden

Ed Carpenter

Luca Filippi

Sebastián Saavedra

Mike Conway

JR Hildebrand

Dale Coyne

Foyt

Panther

Fan Force United

Justin Wilson

Takuma Sato

Oriol Servía

Sarge Karam

bestätigte Fahrer

nicht bestätigte Fahrer

Fotos: IndyCar


AutoGP

FORMEL-WOCHE 27/2013

AutoGP Testfahrten

24 Debüt für neue Teams

Die Auto-GP-Testfahrten in Vallelunga wurden nur von vier Fahrern besucht. Zwei Teams gaben aber ihr Debüt. von Michael Zeitler nders als vor einem Monat in Jerez stand bei den Auto-GP-Testfahrten letzte Woche im italienischen Vallelunga nicht das Austesten verschiedener Fahrer auf der Agenda, sondern die ersten Proberunden für die neuen Teams. Insgesamt waren nur vier Fahrer aus vier Rennställen anwesend, darunter auch zwei Routinierte für die beiden neuen Teams.

A

Das ist zum einen Puma-3-Motorsport von Jaime Pinatel, der auch schon das BCN-Team in der GP2 vor einigen Jahren geleitet hat, und das SchweizerTeam Spirit von Giuseppe Fogola. Fogola ist ein Geschäftsmann, der aber schon vor Jahren mit seinem Team FOG Competizione in der Formel-Abarth involviert war. Nun baut er einen neuen Rennstall in der Schweiz auf, wo es noch immer viele Rennteams wie Sauber, Jenzer, Rebellion und andere gibt. Puma-3-Motorsport bekam für die Testfahrten Kevin Giovesi zur Seite gestellt. Der Italiener war 2013 für Ghinzani unterwegs und überzeugte mit starken Rennen. Spirit (es gab auch schon mal ein Spirit-F1-Team, das aber mit Fogola nichts zu tun hat) drehte mit Sergio Campana die ersten Runden. Der Italiener war einer der Meisterschaftsanwärter 2013. Michela Cerruti testete für das Meisterteam Super Nova. Die schnelle Italienerin plant 2014 offenbar eine volle Saison, nachdem sie 2013 nur fallweise unter anderem für MLR71 unterwegs war. Cerruti fuhr darüber hinaus auch in der F3-Europameisterschaft. Artem Markelov aus Russland, der 2013 im ATS-F3-Cup unterwegs war, testete für das Zele-Team. Die neuen Teams bekamen auch Ingenieure von Coloni (Serienorganisation) zur Seite gestellt. Coloni testete auch ein kleines Aerodynamikupdate und Kumho brachte frische und schnellere Reifen mit nach Vallelunga. Rundenzeiten wurden nicht veröffentlicht, sie sollen mit den Neuerungen aber mehr als eine Sekunde schneller gewesen sein.


FA1 WS Testfahrten

Mehr zum Thema

Ausgabe 23 Hintergründe zur neuen Serie

Solider Start der neuen Serie Felix Rosenqvist war bei den Testfahrten der FA1 World Series der Schnellste. Die Serie beginnt solide, aber der Erfolg ist noch nicht abzusehen. von Michael Zeitler etzte Woche in Navarra fiel der Startschuss: Bei den Testfahrten der neuen FA1 World Series waren immerhin acht Fahrer unterwegs – und die meisten davon sind durchaus bekannt. Bestzeit fuhr zum Beispiel Felix Rosenqvist. Der Schwede wurde 2013 Vizemeister in der F3Europameisterschaft.

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Die Serie hat ein völlig neues Konzept. Die Lola-Zytek-Formel-Rennwagen mit 550 PS sind nur ein Teil der Show: Im Rahmenprogramm sollen verschiedene Rennserien ausgetragen werden, von Truck-Rennen bis hin zu Motorrad-Rennen. Mit musikalischen Einlagen soll das Event abgerundet werden – ein richtiges Ausflugsziel für die ganze Familie eben. Hinter dem Projekt stecken unter anderem die Hintermänner des MPTeams. Der niederländische Rennstall aus der GP2 hat seit Jahren enge Beziehungen zur Familie De Jong. Daniël de Jong fährt seit Jahren für die MP-Mannschaft, zuerst in der FormelRenault, dann in der Auto-GP und 2013 auch in der GP2. Vater Henk de Jong ist einer der Finanziers hinter der neuen FA1 World Series. Die Fahrzeuge kommen von der alten, aber sehr beliebten A1GP-Series,

die 2008 auf Ferrari-Chassis umsattelte und die Lola-Boliden verkaufte. Ein Teil der Rennwagen kommt seither in einer von Coloni überarbeiteten Version in der Auto-GP zum Einsatz. Einen Teil aber riss sich MP Motorsport unter den Nagel. Als MP in die AutoGP ging, war man das einzige Team, das die Fahrzeuge nicht von Coloni leasen musste, sondern die eigenen Rennwagen lediglich von Coloni auf den neuesten Aerodynamik-Stand gebracht werden mussten. Performance mit dabei Das MP-Team war daher auch einer der Rennställe, die bei den Testfahrten mitmischten – natürlich mit De Jong als Fahrer, aber auch mit Meindart van Buuren und dem schnellen niederländischen Nachwuchstalent Steijn Schothorst aus der Formel-Renault-Zweiliter-Klasse. Mit Performance Racing zeigte aber auch ein anderes namhaftes Team Interesse an der neuen Serie. Die schwedische Mannschaft von Bobby Issazadhe war letztes Jahr beispielsweise im deutschen ATS-F3-Cup unterwegs. Einer der Fahrer war dabei John Bryant-Meisner, der auch schon F3-EM-Rennen absolvierte und in Navarra nun auch den Lola Zytek

getestet hat. Daneben kam eben Rosenqvist zum Einsatz, ebenfalls ein Schwede. Die Pläne der FA1-World-Series sind ähnlich wie die der A1GP-Serie: Es soll wieder eine Nationen-Meisterschaft ausgetragen werden. Gerade daran zeigt Performance Racing Interesse. Die Truppe kennt die Lola-Rennwagen auch aus der A1GP-Serie. Dort arbeitete man als Einsatzteams für die exotischen Länder Indonesien und Pakistan und mit noch ungewöhnlicheren Fahrern wie Satrio Hermanto, Zahir Ali, Nur Ali und Adam Khan zusammen. Die anderen Fahrer, die in Navarra ebenfalls am Start waren, sind Oliver Webb (2013 mit Fortec in der WSbR), Andres Mendez (2013 mit Mark Burdett in der Formel-Renault-NEC) und Jeremiah Wagner (fuhr zuletzt bei Truck-Meisterschaften mit). Rosenqvist, De Jong, Van Buuren, BryantMeisner, Webb – das sind durchaus bekannte Namen, insofern war der erste Test durchaus viel versprechend. Doch Rosenqvist hat bereits angekündigt, dass er keine Saison in der FA1 World Series plant. Und für eine ernsthafte Meisterschaft braucht man mehr Teams als nur MP und Performance.

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Zusammenschluss wäre besser Es gibt ja immer wieder die Kritik, dass es einfach zu viele Rennserien gibt. 2014 kommen viele neu dazu: Von verschiedenen F4-Klassen über die neue elektronische Formel-E bis hin zur FA1 World Series. Wie viel Sinn macht eigentlich die FA1-Serie, die ja mit den gleichen Fahrzeugen wie die AutoGP-Meisterschaft ausgetragen wird? Die Auto-GP-Serie hat seit Jahren keine 20 Starter mehr im Starterfeld, oft sind es nur um die 15 Fahrer, bei der FA1 World Series waren gerade Mal acht Piloten bei den Testfahrten unterwegs. Mindestens einer davon plant aber schon mal keine Rennen dort: Felix Rosenqvist. Wie viele Fahrer es letztlich sein werden, steht also in den Sternen. Man darf davon ausgehen, dass es ganz knapp zweistellig wird. Natürlich hat die FA1 World Series ein eigenes Konzept, natürlich sind die Lola-Zytek-Rennwagen sehr kraftvoll, richtig schnell und vor allem optisch sehr hübsch. Doch zwei Serien mit dem gleichen Wagen – was macht das für einen Sinn? Viele, die jetzt die FA1 World Series gründen, waren schon mal in der Auto-GP dabei. Man kennt sich also. Meines Erachtens hätte man einen Weg finden müssen, dass beide Konzepte in einer Rennserie vereint werden. Die Nationenmeisterschaft hat ihren Reiz, das zeigt auch der Erfolg der A1GP-Serie, die wohl nur wegen gravierender Fehler in der Organisation zugrunde gegangen ist. Die Auto-GP-Serie ist eine italienische Meisterschaft mit vielen nationalen Fahrern am Start. Das macht es freilich schwierig, sich in ein solches Konzept zu integrieren. Auch hat die FA1 World Series ein eigenes Show-Konzept, während die Auto-GP sich großen Meisterschaften anschließen will. Man hat also viele unterschiedliche Eigenschaften, aber überlebensfähig sind die beiden Serien wohl nur in gebündelter Stärke. Dauerhaft wird es diese zwei Serien wohl nicht geben. Michael Zeitler

In der vergangenen Woche testete die FA1 World Series zum ersten Mal. © Acceleration 14


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Nachwuchs bei der vorletzten Saisonstation in Cascavel das zweite Rennen für sich entschieden hatte, sicherte sich die Pole-Position - allerdings nur mit wenigen Tausendsteln Vorsprung. Auch im Rennen konnte er sich lange vorne halten, ehe er in der 14. von 23 Runden von Guimarães attackiert und auf den zweiten Rang verwiesen wurde. Erneuter Triumph von de Souza Aufgrund der umgedrehten Startaufstellung für Lauf zwei ging Ricardo

Landucci als Erster ins Rennen. Schon bald bekam der Cesário-Pilot den Druck der Hinterherfahrenden zu spüren. Die Spitzenposition musste er schließlich an de Souza abgeben. Champion Guimarães kam dagegen nicht richtig nach vorne. Von der fünften Position aus startend, rutschte er bis zum Ziel noch um einen Rang nach hinten. In der B-Wertung reichte Bruno Etman schon der zweite Rang im ersten Rennen, um den Titel zu sichern. Am Sonntag legte er mit dem Sieg nach. DG

Ergebnisse 1. Lauf in Curitiba 1. Felipe Guimarães (Hitech) 2. Leonardo de Souza (Kemba) 3. Artur Fortunato (Cesário) 4. Bruno Etman (Cesário) 5. Ricardo Landucci (Cesário) 6. Gustavo Myasava (Hitech) 7. Victor Miranda (RR) 8. Lukas Moraes (RR) 9. Raphael Raucci (RR)

2. Lauf in Curitiba 1. Leonardo de Souza (Kemba) 2. Raphael Raucci (RR) 3. Bruno Etman (Cesário) 4. Gustavo Myasava (Hitech) 5. Lukas Moraes (RR) 6. Felipe Guimarães (Hitech) 7. Victor Miranda (RR) 8. Ricardo Landucci (Cesário) 9. Artur Fortunato (Cesário)

Ergebnisse 1. Lauf in Bahrain 1. Rupert Svendsen-Cook 2. Arthur Pic 3. Tio Ellinas 4. Harry Tincknell 5. Shinya Michimi 6. Yudai Jinkawa 7. Sam Brabham 8. Sheikh bin Rashid Al Khalifa 9. Carmen Jordá 10. Dylan Young

2. Lauf in Bahrain 1. Arthur Pic 2. Tio Ellinas 3. Harry Tincknell 4. Shinya Michimi 5. Rupert Svendsen-Cook 6. Sam Dejonghe 7. Sheikh bin Rashid als Khalifa 8. Sam Brabham 9. Dylan young 10. Renan Guerra

3. Lauf in Bahrain 1. Tio Ellinas 2. Arthur Pic 3. Sam Dejonghe 4. Rupert Svendsen-Cook 5. Sam Brabham 6. Shinya Michimi 7. Renan Guerra 8. Sheikh bin Rashid Al Khalifa 9. Yudai Jinkawa 10. Ryan Cullen

Fahrerwertung 1. Arthur Pic (FRA) 35 2. Tio Ellinas (CYP) 30 3. Rupert Svendsen-Cook (GBR) 25 4. Sam Dejonghe (BEL) 24 5. Yudai Jinkawa (JPN) 23 6. Sean Walkinshaw (AUS) 8 7. Shinya Michimi (JAP) 8 8. Sundar Ashwin (IND) 6 9. Ghorpade Parth (IND) 2 10. Renen Guerra (BRA) 2

Fahrerwertung 1. Felipe Guimarães (BRA) 2. Raphael Raucci (BRA) 3. Gustavo Myasava (BRA) 4. Leonardo de Souza (BRA) 5. Higor Hoffmann (BRA) 6. Gustavo Frigotto (BRA) 7. Gustavo Lima (BRA) 8. Ayman Darwich (BRA) 9. Rodrigo Gonzalez (BRA)

285 211 150 115 46 32 20 12 10

MRF Challenge: Arthur Pic übernimmt Führung in der Gesamtwertung Nach dem zweiten Rennwochenende der indischen MRF Challenge, das im Rahmenprogramm der Sportwagenweltmeisterschaft in Bahrain stattfand, ist Arthur Pic derjenige, den es zu jagen gilt. Durch seinen zweiten Saisonsieg und zwei zweite Plätze überholte der Franzose Tio Ellinas. Bereits zuvor konnte allerdings der Brite Rupert Svendsen-Cook seinen zweiten Saisontriumph feiern. Svendsen-Cook beendete bereits den zweiten Lauf beim Saisonauftakt auf dem Buddh International Circuit an der Spitze und wiederholte den Triumph in Bahrain von der dritten Position aus startend. Weil sich Ellinas und Pic vor der ersten Kurve nicht einig wurden, nutzte er die Außenbahn und schob sich an beiden vorbei. Im dritten Rennen durfte schließlich auch Tio Ellinas zum ersten Mal in diesem Jahr ganz nach oben auf das Podest. Er ist bisher der konstanteste Fahrer der Spitzengruppe, schließlich beendete er alle fünf Rennen auf dem Podest. Damit ist er Zweiter in der Gesamtwertung. DG

FORMEL-WOCHE 27/2013

F3 Sudamericana: Guimarães siegt auch beim Finale In beeindruckender Manier hat Felipe Guimarães, der bereits vorzeitig als Titelträger der südamerikanischen Formel-3 Meisterschaft feststand, die Saison 2013 dominiert. Auch beim Finale in Curitiba war der Brasilianer im ersten Rennen nicht zu schlagen. Er fuhr den 13. Sieg im 18. Wertungslauf des Jahres ein. Dabei sah nach der Qualifikation Leonardo de Souza noch wie der Favorit aus. Der Pilot aus dem Kemba-Team, der schon


Impressum Herausgeber: Daniel Geradtz Chefredakteur: Michael Zeitler Redaktion: Johannes Mittermeier Alexander Millauer Layout: Daniel Geradtz Michael Zeitler


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