Formel-Woche 41/2014

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15. Oktober

FORMEL-1

Mit Doppelsieg zum Meistertitel

Daimler

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Nach dem Bianchi-Unfall: Die Sicherheit im Visier GP2: Palmer sichert sich Titel


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Viel Lärm um nichts

Es wurden schon die wildesten Vorhersagen gemacht, wie sich der Besuch des russischen Präsidenten Vladimir Putin auf die Abläufe am Rennsonntag auswirken würde. Die Realität hat aber gezeigt, dass sich nichts geändert hat. Das streng gelegte Protokoll der FIA wurde eingehalten, egal ob es um die Siegerehrung oder die Vorstartphase ging. Dennoch wurde der Auftritt Putins inszeniert. In der Fernsehübertragung war zu sehen, wie er von Formel1-Boss Bernie Ecclestone im Laufe des Rennens empfangen wurde und wie beide anschließend das Rennen auf der Tribüne verfolgten. Schließlich ließ er es sich nicht nehmen, auch die Pokale an die besten drei zu verteilen. Aussagekräftiger hätten die Bilder nicht sein können. Es zeigt aber auch, welchen Stellenwert das Ereignis hat. Ein Staatsoberhaupt bei der Formel-1, das gibt es nicht oft. Dass die Sicherheitsvorkehrungen in solchen Fällen besonders hoch sind, weiß jeder, der schon einmal einen öffentlichen Auftritt eines Bundespolitikers erlebt hat. Und genau hier könnte man zu fragen beginnen: Wieso reisen Staatsoberhaupt Joachim Gauck und Regierungschefin Angela Merkel zu den Spielen der deutschen Fußballnationalmannschaft während der Weltmeisterschaft zwei Mal nach Brasilien, besuchen aber nicht den Großen Preis in Hockenheim, der praktisch vor der Tür liegt? Wieso genießt die Formel-1 trotz der aktuellen deutschen Erfolgswelle (zumindest in der Politik) keine Gleichberechtigung zum Fußball? Daniel Geradtz Herausgeber Formel-Woche Pirelli

FORMEL-WOCHE 41/2014

Inhalt

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Mercedes ist Weltmeister!

Formel-1 Mercedes ist Weltmeister!

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Schneller Aufstieg

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Die Konsequenzen aus dem Bianchi-Unfall

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So sicher wie noch nie

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Die Formel-1-Zulassung

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Wie geht es mit McLaren weiter?

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F1-Fahren wieder schwer gemacht

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Ingenieurs-Karussell dreht sich

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Block: Moderne Strecken langweilig 19

GP2 Palmer neuer Meister

Vladrimir Putin war in Sotschi zu Gast

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Inhalt

Fotos: LAT, Steven Tee In Wellenbewegungen versucht Russland seit zehn Jahren die Formel-1 zu erobern, aber scheiterte bislang. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf mit dem Sauber-Team. von Michael Zeitler Kein Italiener mehr in der Formel-1, kein Frankreich GP im Kalender – die einst fĂźhrenden MotorsportNationen haben es in der Formel-1 nicht mehr leicht. F1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone fĂźhrt die Formel-1 in die neuen Wirtschaftsmärkte. Diese sind in Asien, Arabien, SĂźdamerika – aber auch in Russland. 2014 gibt es deswegen erstmals einen Russland GP in Sotschi im WM-Kalender. Daran arbeitete Ecclestone schon seit Jahrzehnten. 1983 sollte es bereits einen GP-Lauf in Moskau geben und tatsächlich tauchte das Rennen auch schon auf dem Kalender auf, aber bĂźrokratische HĂźrden zu Zeiten des Kalten Kriegs verhinderten das F1-Gastspiel in Russland. Ecclestone brachte die Formel-1 aber in den Osten – seit 1986 wird in Ungarn gefahren. Russland, das steht auĂ&#x;er Frage, wird in der Zukunft im Motorsport eine groĂ&#x;e Rolle spielen. Heute gibt es quasi in jeder Nachwuchsmeisterschaft mindestens einen russischen Fahrer, viele davon haben auch wirklich Talent. Mit Sergey Sirotkin wird 2014 hĂśchst wahrscheinlich ein neues russisches Talent in die Formel-1 kommen. Bei Sauber wäre Sirotkin dann der jĂźngste Starter in der F1-Geschichte! Im August wird er nämlich gerade einmal 18 Jahre. Fahrer und Ingenieure fĂźr Sauber Sauber wird in den kommenden Jahren mit drei russischen Firmen zusammenarbeiten. Die genauen fi-

nanziellen Summen des Deals sind noch nicht bekannt, sehr wohl aber ein paar Rahmenbedingungen. Es handelt sich nämlich nicht nur um ein Sponsoring, sondern russische Ingenieure sollen auch bei Sauber andocken. Gemeinsam soll darĂźber hinaus ein NachwuchsfĂśrderprogramm aufgebaut werden. Sirotkin wird davon nur die Spitze des Eisbergs sein. Sein Vater Oleg ist einer der Generaldirektor von NIAT, das nationale Institut fĂźr Luft- und Raumfahrt, das einer der drei neuen Sauber-Sponsoren ist. Hinter den neuen Sauber-Sponsoren stecken staatliche Firmen. Und damit als letzte Instanz einmal mehr der russische Präsident Vladimir Putin. GerĂźchten zu Folge soll Putin den Vertrag zur Austragung des Russland GP 2014 direkt mit F1-Boss Bernie Ecclestone ausgehandelt haben. Putin hat seit Jahren ein Auge auf die Formel-1 geworfen. Als Vitaly Petrov 2010 der erste russische Pilot Ăźberhaupt in der KĂśnigsklasse des Motorsports kawurde, klemmte sich Putin sogar selbst hinters Steuer eines F1-Rennwagens und drehte Demorunden! Bei Renault dockten in der Folge auch russische Sponsoren an – sogar der russische Automobilhersteller Lada. Lada stieg auch in die TourenwagenWeltmeisterschaft ein, aber in der Formel-1 fasste man bisher noch nicht FuĂ&#x;. Inzwischen sind die Sponsoren beim Renault-Nachfolgerteam Lotus wieder verschwunden und auch Petrov hat nach seinem Aus bei Caterham kein Cockpit mehr.

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mel-woche. Zur Ausgabe

Russland frĂźher mit eigener F1-Serie! Russland, China und Indien – das sollen die fĂźhrenden Nationen der Zukunft sein, auch in der Formel-1. Der Prozess, der unter anderem dahinter steckt: Die Globalisierung. Die Welt wird eins. Es ist jetzt schon Ăźber 20 Jahre her, seit der Eiserne Vorhang fiel. Davor gab es zwei Welten, den Westen und den Osten. Die Fronten waren verhärtet. Jeder kochte sein eigenes SĂźppchen, das galt auch im Rennsport. NatĂźrlich war der Motorsport vor allem eine Sache des Westens, aber auch im Osten gab es eine tief verwurzelte Rennszene. Die gipfelte sogar in einer eigenen F1-Rennserie! Die sowjetische F1-Meisterschaft wurde von 1963 bis 1976 ausgetragen. Das Reglement war ähnlich dem der F1-Weltmeisterschaft und doch hätten die Welten kaum unterschiedlicher sein kĂśnnen.

Neuer Anlauf von Russland

Warum, das weiĂ&#x; keiner. Auch nicht, wieso die russischen Firmen Sauber unterstĂźtzen – und nicht das Marussia-Team, dem eigentlichen russischen Team. Zumindest tritt Marussia mit russischer Lizenz an, weil der Namensgeber ein Sportwagenhersteller aus Russland ist. Angeblich soll Marussia allerdings nach und nach die Lust an der Formel-1 verlieren und das Team wieder verlassen. Marussia nicht enttäuscht Das Marussia-Team freute sich sogar Ăźber die neuen russischen Sponsoren bei Sauber: „Das steigert das Interesse in Russland an der Formel-1. Je mehr Interesse es in Russland fĂźr diesen Sport gibt, desto besser ist das auch fĂźr uns. Es wird in naher Zukunft wohl noch mehr Deals wie den bei Sauber geben“, hieĂ&#x; es aus Teamkreisen. Marussia ist auch nicht das erste F1Team aus Russland: Im Herbst 2004 gab der russisch-kanadische Geschäftsmann Alexander Shnaider die Etablierung eines F1-Rennstalls bekannt. UrsprĂźnglich sollte das Team 2006 mit einem Chassis von Dallara antreten. Dann ergab sich sogar ein Einstieg 2005, als man das finanziell angeschlagene Jordan-Team kaufte. Shnaider verlor noch während der Saison 2005 die Lust an der Formel-1 und verkaufte das Team an den holländischen Sportwagenhersteller Spyker. Ăœber auch das war nicht von langer Dauer. Seit 2007 ist das Team unter seinem heutigen Namen Force India bekannt.

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Nur drei Chassis hatten wirklich das Niveau, um auch in der F1-WM eingesetzt werden zu kĂśnnen. Teilweise wurden sie auch mit dem Ziel entwickelt, damit in der F1-WM anzutreten. Die drei F1-tauglichen Chassis waren der Moskvich GD1, der Mitte der 60er Jahre auf Kiel gelegt wurde. Mit dem 1,5-Liter-Hubraum waren 200 PS drin. Das klingt nach wenig, war aber fĂźr damalige Verhältnisse nicht schlecht, denn auch in der F1-WM wurde mit den kleinen 1,5-LiterMotoren gefahren. Die F1-Pläne von Moskvich wurden zu den Akten gelegt, als in der WM 1966 die 3-Liter-Formel Einzug hielt. Der Hadi-8 von 1971 soll ebenfalls F1-Tauglichkeit gehabt haben, zumindest wenn man ihm einen europäischen Motor verpasst hätte. 1973 gab es noch den Madi-01, der sich an den Lotus 72 anlehnte. Auch hier war der Motor das Problem: Der Volga-Motor brachte es nur auf 125 PS! Als immer deutlicher wurde, dass die sowjetischen F1-Rennwagen gerade auch wegen der Motoren von Volga und Wartburg nicht fĂźr die WM einsatzfähig waren, Ăśffnete man ab 1977 die russische Formel-Meisterschaft auch fĂźr andere Klassen. Die Meisterschaft wurde anschlieĂ&#x;end Formel-Vostock oder Formel-Easter genannt, wobei es auch immer mehr Rennwagen aus Estland (die Estonia-Rennwagen dominierten sogar), der DDR oder Rumänien gab. 100 Jahre nach dem letzten Russland GP Wenn alles nach Plan läuft, dann gibt es 2014 den ersten Russland GP in der Geschichte der F1-WM. Austragungsort wird Sotschi sein. Die Stadt am Schwarzen Meer wird im selben Jahr auch die Olympischen Spiele austragen. Die 5,9 Kilometer lange Piste wird vom deutschen Streckenarchitekten Hermann Tilke auf Kiel gelegt – wie so viele moderne GP-Pisten. Der Kurs weist eine Einmaligkeit auf: Eine 180-Grad-Linkskurve. Zwar gibt es GerĂźchte, dass der Grand Prix doch erst 2015 erstmals ausgetragen werden kĂśnnte, doch gehen wir mal davon aus, dass Sotschi wirklich schon 2014 im Kalender wäre – dann wäre das exakt 100 Jahre nach dem bislang letzten Russland GP. Schon 1913 und 1914 gab es nämlich zwei Russland GP in Saint Petersburg. Der Siege 1914 war sogar ein Deutscher: Willy SchĂśll gewann im Benz! Kvyat und Orudzhev kĂźnftige F1-Stars? Obschon Russland durchaus eine eigene Motorsport-Kultur hatte (eben sogar eine eigene F1-Meisterschaft) ist die Rennsport-Infrastruktur doch eher dĂźrftig. In den vergangenen Jahren gab es einige Projekte, russische Nachwuchsmeisterschaften aus dem Boden zu stampfen. Meisterschaften wie die Formel-RUS gingen aber bald schon wieder ein. Es fehlt auch an richtig guten, modernen Strecken. Seit zwei Jahren steht nur unweit von Moskau eine von Hermann Tilke gebaute Rennanlage, die unter anderem auch schon von der Renault-World-Series besucht wurde. Die Rennen darauf haben sich allerdings als ziemlich fad erwiesen, trotz der kĂźnstlich eingebauten HĂśhenunterschiede. Trotzdem gibt es immer mehr Nachwuchsfahrer aus Russland, die in Europa auftrumpfen.

Ein sehr viel versprechender russischer Nachwuchsfahrer ist gewiss Sergey Sirotkin, der 2014 mit Sauber sein F1DebĂźt geben dĂźrfte. Aber viele Experten haben noch zwei ganz andere Fahrer auf der Rechnung. Der eine heiĂ&#x;t Daniil Kvyat. Er fuhr in den vergangenen zwei Jahren in den Zweiliter-Klassen der Formel-Renault ganz vorne mit. Diese Meisterschaften sind äuĂ&#x;erst umkämpft, mit bis zu 40 Startern pro Rennen – und den Stars der Zukunft. Wer sich hier profiliert, der hat was drauf. In der aktuellen Saison tritt Sirotkin in der hĂśchsten Formel-Renault-Klasse an. Als Meisterschaftsneunter stand er bisher jedoch nur einmal auf dem Podest. Derzeit profiliert sich in diesen Meisterschaften ein anderer Russe: Egor Orudzhev. Kvyat und Orudzhev haben Talent und kĂśnnten in ein paar Jahren in der Formel-1 auftauchen. Kvyat ist bereits im Juniorenprogramm von Red Bull. Derzeit trumpft er fĂźr MW Arden in der GP3 und fĂźr Carlin in der F3-Europameisterschaft auf, wo er unlängst am Red Bull Ring dreimal Zweiter werden konnte. MZ

Der (fast) sichere Titel

Mehr zum Thema

Ausgabe 9/2013: Mehr Ăźber den Rennsport in Russland

GP3 Der (fast) sichere Titel

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Formel-3-Europameisterschaft Ocon verwandelt Chancen

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Nachwuchs Britische Formel-Ford, News

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Italienische Formel-4

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Daimler

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Russland-GP

Titelthema Mercedes gewinnt in Russland vorzeitig die Konstrukteurs-WM. Nico Rosberg wird trotz eines Fehlers am Start noch Zweiter. Eine Analyse von Michael Zeitler

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ie emotionalsten Momente gab es unbestritten vor dem Rennen. Für den in Japan schwer verunglückten Jules Bianchi wurde eine Schweigeminute eingelegt. Anschließend bildeten die Fahrer einen Kreis und gedachten dem Franzosen, der noch immer in Japan im Krankenhaus mit schwersten Gehirnverletzungen liegt. Fahrer und Teams traten außerdem mit Schriftzügen wie „Forza Jules“ an, die Betroffenheit über den schwersten Unfall in der Formel-1 seit Jahrzehnten ist allgegenwärtig.


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Russland-GP FORMEL-WOCHE 41/2014

Mercedes ist Weltmeister!

Es war kein „Business as usual“ in Russland und trotzdem hieß es: The show must go on – es muss weitergehen. Die Formel-1 betrat mit dem Kurs in Sotschi Neuland, erstmals in der Geschichte der Serie gab es einen Grand Prix in Russland. Da ließ es sich auch Präsident Vladimir Putin nicht nehmen, an die Schwarzmeer-Küste zu fliegen und dem Rennen beizuwohnen. Putin ist ein Rennsportfan, unternahm sogar schon einmal eine

Testfahrt in einem Renault-F1-Boliden. Die Russen hatten zumindest am Samstag etwas zu feiern: Daniil Kvyat qualifizierte sich im Toro Rosso Renault auf Startplatz fünf – so gut war er noch nie und Toro Rosso seit dem fünften Startplatz von Daniel Ricciardo in Silverstone 2013 nicht mehr. Doch im Rennen wurde Kvyat nur 14. Vorne dominierte einmal mehr das Mercedes-Werksteam. Lewis Hamil-

ton und Nico Rosberg machten mit einem Doppelsieg auch den Titelgewinn in der Konstrukteurswertung perfekt. Rosberg war nach der ersten Runde Letzter und kam am Ende noch auf Rang zwei. Rosberg mit Fehler Der Deutsche hat sich das Leben selbst schwerer gemacht, als es hätte sein müssen. In den ersten


Kurven attackierte er Pole-Mann Hamilton. Dabei verbremste er sich derart, dass die Reifen „kantig“ waren und Vibrationen verursachten. Rosberg musste schon in der ersten Runde in die Box zum Reifenwechsel. Bei der Attacke war er ohnehin innen, er hätte gar nicht auf letzter Rille bremsen müssen, er hatte die bessere Linie. „Ich habe mich einfach verschätzt, ich bin die Kurve zuvor noch nicht mit so viel Benzin angefahren“, erklärte der WM-Zweite nach dem Rennen seinen Fauxpas. Dass Rosberg noch Zweiter werden konnte, verdankte er in erster Linie

6 seinem starken Mercedes W05 Hybrid, aber auch der Tatsache, dass die Reifen in Sotschi kaum Verschleiß zeigten. Die logische Folge daraus war, dass fast alle Teams nur einmal zum Reifenwechsel kamen, auch Rosberg fuhr die 52 verbleibenden Runden mit der harten Mischung fertig und hätte um ein Haar sogar noch im vorletzten Umlauf die schnellste Rennrunde gedreht. Valtteri Bottas machte ihm diese in der letzten Runde noch abspenstig. Reifenlieferant Pirelli kam deswegen mit den beiden härtesten Mischungen nach Russland, weil man in der

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Russland-GP

schnellen 180-Grad-Kurve drei einen hohen Verschleiß fürchtete. Aber das Markenzeichen der Strecke, die verschiedene Fahrlinien zulässt und vor allem in den Rahmenrennen der GP2 und GP3 für reichlich Action sorgte, war für die Reifen relativ problemlos. Hätte Rosberg das Rennen ohne seinen Patzer gewonnen? Er wäre wohl an Rosberg vorbeigezogen, aber Hamilton hätte mit Sicherheit nicht locker gelassen, war er doch das gesamte Wochenende deutlich flotter unterwegs als Rosberg. Im Training experimentierte Mercedes aber auch mit dem Setup an Rosbergs Wagen. In der Qualifikation kam er immerhin schon bis auf zwei Zehntelsekunden an Hamilton ran. Rosberg mit Rekord Hamilton hat nun vier Rennen in Folge gewonnen und den Vorsprung in der WM auf 17 Zähler hoch geschraubt. Rosberg hat sich dagegen in den vergangenen Grand Prix nicht mit Ruhm bekleckert: Schon in Monza verbremste er sich zwei Mal und verlor so die Führung an Hamilton. In Singapur gab es die Probleme mit dem Lenkrad als ein Wartungsmittel zu einem Schaden am Kabel geführt hat, was einen Ausfall zur Folge hatte. Dabei war er im Qualifying bis auf 0,007 Sekunden an Hamilton dran. Und schließlich war Hamilton im Nassen Japan-GP schneller und ergatterte in der 29. Runde die Führung. Wenn Hamilton Fehler macht, dann im Training, wie zuletzt bei seinem Crash in Suzuka.

Mit einem Fehler beim Start warf Nico Rosberg seine Siegchancen weg

Schon gewusst? Rosberg: Rennfahrer in der 3. Generation Nico Rosberg, das wird keiner bestreiten, ist das Rennfahren in die Wiege gelegt worden. Sein Vater Keke Rosberg wurde 1982 Weltmeister. Das werden viele Rosberg-Fans noch wissen, was aber weniger bekannt ist: Nico Rosberg ist de facto schon in der dritten Generation Rennfahrer. Kekes Vater Lars Erik Rosberg war seiner Zeit einer der stärksten Kart-Fahrer in Finnland. Den großen Durchbruch gab es nie, aber 1955 fuhr er immerhin bei der berühmt berüchtigten Rallye Monte Carlo mit. MZ

Hamilton hat nun übrigens auf 21 verschiedenen F1-Strecken gewonnen, damit ist er Michael Schumacher (23) und Alain Prost (22) auf den Fersen. Und er hat neun Saisonsiege auf dem Konto, was bisher immer zum Gewinn des WM-Titels reichte. Insgesamt war Russland sein 31. F1-Erfolg. Rosberg wurde 2014 inzwischen neun Mal Zweiter – auch das ist ein Rekord. In der Qualifikation konnte er Hamilton schon neun Mal schlagen – öfter als jeder andere Teamkollege.


Russland-GP

Ergebnisse 16. Rennen

Sotschi 53 Runden +13,857 +17,425 +30,234 +53,616 +1:00,016 +1:01,812 +1:06,185 +1:18,877 +1:20,067 +1:20,877 +1:21,309 +1:37,295 +1 Runde +1 Runde +1 Runde +1 Runde +1 Runde +2 Runden +32 Runden +44 Rudnen

Red Bull Content Pool

1. Lewis Hamilton Mercedes 2. Nico Rosberg Mercedes 3. Valtteri Bottas Williams Mercedes 4. Jenson Button McLaren Mercedes 5. Kevin Magnussen McLaren Mercedes 6. Fernando Alonso Ferrari 7. Daniel Riccairdo Red Bull Renault 8. Sebastian Vettel Red Bull Renault 9. Kimi Räikkönen Ferrari 10. Sergio Pérez Force India Mercedes 11. Felipe Massa Williams Mercedes 12. Nico Hülkenberg Force India Mercedes 13. Jean-Eric Vergne Toro Rosso Renault 14. Daniil Kvyat Toro Rosso Renault 15. Esteban Gutiérrez Sauber Ferrari 16. Adrian Sutil Sauber Ferrari 17. Romain Grosjean Lotus Renault 18. Pastor Maldonado Lotus Renault 19. Marcus Ericsson Caterham Renault 20. Kamui Kobayashi Caterham Renault 21. Max Chilton Marussia Ferrari Schnellste Runde: Valtteri Bottas 1:40,896

Gesamtwertung Fahrerwertung 1. Lewis Hamilton (GBR) 2. Nico Rosberg (GER) 3. Daniel Ricciardo (AUS) 4. Valtteri Bottas (FIN) 5. Sebastian Vettel (GER) 6. Fernando Alonso (ESP) 7. Jenson Button (GBR) 8. Nico Hülkenberg (GER) 9. Felipe Massa (BRA) 10. Kevin Magnussen (DEN) 11. Sergio Pérez (MEX)

291 274 199 145 143 141 94 76 71 49 47

12. Kimi Räikkönen (FIN) 13. Jean-Eric Vergne (FRA) 14. Romain Grosjean (FRA) 15. Daniil Kvyat (RUS) 16. Jules Bianchi (FRA) 17. Adrian Sutil (GER) 18. Marcus Ericsson (SWE) 19. Pastor Maldonado (VEN) 20. Esteban Gutiérrez (MEX) 21. Max Chilton (GBR) 22. Kamui Kobayashi (JAP)

47 21 8 8 2 0 0 0 0 0 0

Konstrukteurswertung 1. Mercedes 2. Red Bull Renault 3. Williams Mercedes 4. Ferrari 5. McLaren Mercedes 6. Force India Mercedes 7. Toro Rosso Renault 8. Lotus Renault 9. Marussia Ferrari 10. Sauber Ferrari 11. Caterham Renault

565 342 216 188 143 123 29 8 2 0 0

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Red Bull Content Pool

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Schneller Aufstieg

Florent Gooden/DPPI

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Portrt Daniil Kvyat

Der Russe Daniil Kvyat wird nach dem Abgang von Sebastian Vettel zu Red Bull aufsteigen und 2013 bestritt Kvyat eine ungewöhnliche Kombination auf GP3 und Formel-3-Europameisterschaft. Dort war er als der dritte Jungbulle im Topteam werden. von Daniel Geradtz angsam wird das Nachwuchsprogramm von Red Bull seinem Namen gerecht. Im kommenden Jahr ist Daniil Kvyat dann nämlich der dritte Fahrer, der mit Hilfe der Österreicher nicht nur in die Formel-1 vorstoßen konnte, sondern sich über das B-Team Toro Rosso für die erste Riege empfahl. Auch sein nächstjähriger Red-BullStallgefährte Daniel Ricciardo schlug bekanntlich diesen Weg ein, brauchte dafür aber länger, schließlich waren die Cockpits durch Sebastian Vettel und Mark Webber besetzt.

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Die bisherige Karriere Kvyats ist durchaus erfolgreich verlaufen, auch wenn er bei weitem kein Überflieger war. 2010 in Italien aufgewachsen stieg er nach mehreren Jahren im Kart in den Formel-Sport auf, verdiente sich seine ersten Sporen in der Formel-Renault. 2011 und 2012 fokussierte er sich dort auf verschiedene Zwei-Liter-Klassen. Im zweiten Jahr folgte der Titel in der ALPS-Serie, während er den Eurocup hinter dem heutigen GP2-Fahrer Stoffel Vandoorne auf Platz zwei beendete. Doch es war ausreichend, um den nächsten Karriereschritt zu machen.

Gaststarter zwar nicht punktberechtigt, ließ es sich aber dennoch nicht nehmen, einen Sieg und sieben Podestplätze einzufahren. In der GP3 war er noch erfolgreicher: Nachdem er mit einem Rückstand von sieben Punkten auf Facu Regalia zum Finale nach Abu Dhabi reiste, drehte der Fahrer aus dem Arden-Team das Kräfteverhältnis in letzter Minute noch einmal und sicherte sich damit den Titel. Bereits gegen Nachfolger durchgesetzt Als Kvyat 2010 zum Red-Bull-Kader stieß, musste er sich behaupten. Zuvor war das Programm von neun auf nur noch sechs Piloten verschlankt worden. Kvyat war einer der beiden neuen Piloten. Doch er hat die Verantwortlichen überzeugt. Nicht zuletzt hat er sich im vergangenen Jahr im Kampf um das Cockpit bei Toro Rosso gegen Carlos Sainz jun. und António Félix da Costa durchgesetzt. Ausgerechnet Sainz soll dem Vernehmen nach Kvyats Nachfolger bei Toro Rosso werden. Dass dieser 2015 im Alter von 20 Jahren das erste Mal für ein Team aus der Spitze antreten wird, ist die Krönung seiner bisherigen Karriere. Damit hat er die Chance auf absehbare Zeit die ersten russischen Erfolge in der Königsklasse einzufahren.


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Portrt Daniil Kvyat

Der erste Grand Prix in der Formel-1, Marussia und Kvyat sind nur die Spitze des Eisbergs, die Krönung eines langen und erschwerlichen Weges von Russland in den Motorsport und in die Königsklasse. Vor 100 Jahren gab es bereits zwei Ausgaben eines Rennens in St. Petersburg, mit dem Deutschen Willy Schöll im Benz als Sieger 1914.

Sam Bloxham/LAT 2013 sicherte sich Daniil Kvyat den Titel in der GP3

Florent Gooden/DPPI Nach nur einem Jahr bei Toro Rosso fährt Daniil Kvyat 2015 für die roten Bullen

Von 1963 bis '76 gab es schließlich sogar eine eigene sowjetische F1-Meisterschaft! Zu einem Kräftemessen mit der Konkurrenz aus der Weltmeisterschaft kam es aber nie, alle drei Projekte scheiterten: Der Moskvich wurde zurückgezogen, als 1966 das F1-Reglement wieder von 1,5-Liter auf 3,0-Liter umgestellt wurde, der Khadi 1971 und der Madi 1973 scheiterten an den schwachen Volga-Motoren. 2002 schließlich kam es zum ersten offiziellen F1-Test eines russischen Fahrers: Sergey Zlobin rückte im Minardi Asiatech aus. Bis zum Debüt des ersten Russen bei einem F1WM-Rennen dauerte es dann noch bis 2010, als Vitaly Petrov im Renault seinen Einstand gab. Beim Australien-GP 2011 raste er als Dritter sogar auf das Podest. Petrov war gut, aber nicht gut genug. Die Hoffnungen ruhen nun auf Daniil Kvyat. Petrov war übrigens nicht der erste GrandPrix-Pilot: Bereits 1908 steuerte Sergey Dimitriewich in Frankreich einen Renault auf Rang acht. Hinter dem Pseudonym verbarg sich ein Adeliger aus St. Petersburg. MZ

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Der lange russische Weg Russland hat mit Sotschi nun einen eigenen Grand Prix, mit dem Marussia-Team noch einen eigenen Rennstall, wenngleich nur der Besitzer Andrej Cheglakov russisch ist. Und mit Daniil Kvyat einen viel versprechenden Nachwuchsstar für die Zukunft. 2015 wird er ins A-Team von Red Bull befördert, da sind Siege vorprogrammiert und die Voraussetzungen für einen zukünftigen Titelgewinn nicht schlecht.


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Marussia

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Bianchi-Unfall

Die Konsequenzen aus dem Bianchi-Unfall Der Unfall von Jules Bianchi in Japan ist auch Russland das Gesprächsthema Nummer eins gewesen. Schon in Austin sollen Verbesserungsvorschläge getestet werden. von Michael Zeitler ie Formel-1 ist wieder wach gerüttelt: Es wurde zum gewohnten Bild, dass die Fahrer völlig unversehrt aus ihren Wracks steigen, egal wie schwer der Unfall war. Anschließende Medizinchecks waren meist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Doch in Suzuka wurde deutlich, dass die Rennsport-Schutzengel nicht immer Überstunden schieben können.

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Der schwere Unfall von Jules Bianchi steckt den F1-Fahrern und Mitgliedern aus allen Rennställen in den Gliedern. Die Gehirnverletzungen, die der Franzose durch den Unfall erlitt, sind schwerwiegend: Sie werden als diffus axional bezeichnet, was darauf hindeutet, dass ein Großteil des Gehirns von den Schäden betroffen ist. Über die Auswirkungen und Folgen gibt es lediglich Spekulationen, offiziell liegt Bianchi im japanischen Krankenhaus noch immer im kritischen, aber stabilen Zustand. Die Ärzte bekommen Unterstützung von den beiden Experten Alessandro Frati und Gerard

Saillant. Letzterer half schon Michael Schumacher nach dessen schwerem Skiunfall im Winter. FIA-Rennleiter Charlie Whiting stellte sich am Rande des Russland-GP den Fragen der Journalisten zum BianchiUnfall. Natürlich war der Crash vor allem eine Verkettung unglücklicher Umstände, trotzdem fragen sich viele, ob aus dem Unfall nicht auch Lehren gezogen werden sollten. Nur weil man jeden Unfall analysierte und Ursachen beheben wollte, ist die Formel-1 heute so sicher. Vorgeschriebene Rundenzeiten Schon im Training zum nächsten Rennen in Austin, Texas, soll ein System für Geschwindigkeitsbegrenzungen getestet werden. Bianchi war bei seinem Abflug recht schnell unterwegs – trotz der doppelt gelb geschwenkten Flaggen, die laut Reglement den Fahrer eine Gefahrensituation signalisieren sollen und auf die mit einer

reduzierten Geschwindigkeit reagiert werden soll. Im Reglementstext heißt es, der Fahrer müsse zum Anhalten bereit sein. Doch die Piloten geben zu: Aus Angst vor Zeitverlusten gehen sie nur leicht vom Gas. Whiting sagte in Sotschi daher völlig richtig: „Wir müssen ein System haben, das klarer anzeigt, wie stark die Autos verzögern sollten. Wir dürfen das nicht mehr alleine den Fahrern überlassen.“ Angedacht wird derzeit eine begrenzte Rundenzeit von etwa 145 Prozent, wie jetzt schon während Safety-Car-Phasen. Kommt es also künftig zu einer Gefahrensituation dürfen die Fahrer die angezeigte Rundenzeit nicht unterbieten. Mit einem solchen System könnten Safety-Car-Phasen etwas weniger häufig werden, denn diese wirbeln meistens das Klassement durcheinander und schaden daher den besten Fahrern. Doch auch hier sehen Experten Handelsbedarf: Safety-Car-


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Ein zweiter Aspekt, der in Betracht gezogen wird, ist die bessere Ausstattung der Bergungsfahrzeuge. Sicherheitsschürze um die Bergungstraktoren sollen künftig verhindern, dass Fahrer unter den Wagen durchrutschen. Dadurch riss die komplette Airboxstruktur des Marussia Ferrari, der Kopf des Fahrers war daher der höchste Punkt. Feststehende Kräne wie sie etwa in Monaco zum Einsatz kommen, sind eher unwahrscheinlich, weil sie nicht zum Gelände mancher Strecken wie Suzuka passen. Geschlossene Cockpits?

Die Wetterbedingungen waren nicht zu gefährlich. Der Eindruck entsteht nur deshalb, weil die Regenschauer Vorboten eines Kategorie-4-Taifuns waren, der schon Tage zuvor zu Diskussionen um eine Rennvorverlegung führte. Doch bei den Diskussionen ging es stets darum, ausreichend Zeit für das Zusammenpacken und die Verfrachtung des Materials nach Russland zu haben. Zwar sagten die

Kritik an Parc-Fermé-Regeln Einer der Gründe, wieso Regenrennen dennoch so viel schwieriger sind als noch vor 15 Jahren, liegen in den ParcFermé-Bestimmungen. Auch über die Aufgabe dieser Regelung sollte nachgedacht werden. Sie schreibt vor, dass die Fahrzeuge zwischen der Qualifikation und dem Rennen unangetastet bleiben. Dementsprechend können die Teams bei Wetteränderungen kaum reagieren, auch wenn Ausnahmeregelungen erlaubt sind, so dass die Teams zumindest auf ein Grundsetup für Regen wechseln dürfen. Die Parc-Fermé-Regel wurde 2003 eingeführt und hatte zwei Gründe, einen sinnvollen und einen weniger sinnvollen. Der sinnvolle Grund war

die Kostenersparnis, die man dadurch hatte, dass Teams jetzt nicht mehr etwa extra Quali-Motoren bauen konnten, die viel leistungsstärker, aber auch weniger lang haltbar waren. Durch die aktuelle Regelung, dass über die gesamte Saison hinweg nur eine bestimmte Anzahl an Motoren eingesetzt werden darf, ist diese Regelung ohnehin unnötig geworden. Auch der weniger sinnvolle Grund ist inzwischen keiner mehr: Als 2003 das Einzelzeitfahren eingeführt wurde, wollte man auch Show-Elemente einbringen. Vorgeschrieben war, dass die Fahrer mit der Benzinmenge,aus der Qualifikation auch das Rennen beginnen mussten. So konnten sich schlechtere Teams durch ein leichteres Fahrzeug einen besseren Startplatz erkaufen. Doch auch das geht mit dem inzwischen gültigen Qualiformat längst nicht mehr. Aus Respekt vor Jules Bianchi ließ Marussia das Cockpit in Russland übrigens unbesetzt. Ersatzfahrer Alexander Rossi stand zwar auf der Nennliste, doch das leere Cockpit war eine Geste an Bianchi. Rossi dürfte nun aber beim Heimrennen in der USA für Marussia starten. Marussia

Drittens wird auch über die so genannte Cockpit-Kanzel diskutiert, also über verschlossene Cockpits. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass diese Bianchi wirklich geholfen hätte, aber sie würde Unfälle wie den von Felipe Massa 2009 in Ungarn verhindern, dem eine Dämpferfeder des Vorausfahrenden gegen den Kopf schlug und zu Verletzungen führte. Der Automobilweltverband FIA testet schon seit Jahren geschlossene Cockpits, doch bislang gab es kein zufriedenstellendes Ergebnis: Ein Gefahrenherd darf nicht durch einen anderen ersetzt werden. Was ist etwa, wenn es brennt? Bei den Sportwagen können die Fahrer das Cockpit durch Türen verlassen, in einem Formel-Fahrzeug ist das aber nicht möglich.

Wetterfrösche Regen auch für den Zeitpunkt des Rennens voraus, aber es herrschten keine Bedingungen, die eine F1-Fahrt unmöglich machte. Zum Zeitpunkt des Bianchi-Unfalls fing es zwar wieder stärker zu regnen an, jedoch waren die Bedingungen nicht kritischer als bei jedem beliebigen Regenrennen zuvor in der F1Geschichte.

Vor dem Rennstart gedachten die Fahrer Jules Bianchi

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Phasen dürfen nicht mehr zu Showzwecken (Stichwort Entrunden der überrundeten Fahrer oder stehende Starts ab 2015 im Anschluss an Safety-Car-Phasen) missbraucht werden, dann würde die Akzeptanz für SafetyCar-Phasen auch wieder steigen.

Bianchi-Unfall


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Force India

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Sicherheit in der F1

So sicher wie noch nie In der Formel-1 gelten hohe Vorschriften, die den Sport über die Jahrzehnter sicherer gemacht haben. Ein gewisses Restrisiko jedoch bleibt bestehen. von Daniel Geradtz er Unfall von Jules Bianchi in Japan hat wieder einmal gezeigt, dass auch die Formel-1 vor schrecklichen Unfällen nicht verschont bleibt. Die Fahrer können sich zwar so sicher fühlen, wie in keiner Ära des Motorsports zuvor, doch gibt es wie im Falle Bianchis eine derartige Verkettung unglücklicher Umstände, können die Sicherheitsvorkehrungen nicht ausreichend sein, um den Zwischenfall unbeschadet zu überstehen.

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Aussteigen, zur Ruhe kommen und dann unvermittelt wieder weitermachen. Das ist der Ablauf, den man heutzutage auch von heftigsten Unfällen in der Formel-1 gewohnt ist. Nunmehr gab es seit 20 Jahren keinen Unfall mehr, bei dem ein Fahrer ums Leben kam. Das ist eine stolze Zeit. Es ist die längste Periode in der 65-jährigen Geschichte der Königsklasse. Fahrzeuge und Strecken sind sicherer geworden. Ständig wird nachgebessert, um die Zeiten, in denen die

Piloten Jahr für Jahr ihre Kollegen zu Grabe tragen mussten, nicht wieder aufkommen zu lassen. Heute sind sogar Verletzungen eine Seltenheit. Ein stetiger Fortschritt wurde bei weitem nicht immer erzielt Bis in die 1970er Jahre hinein passierten tödliche Unfälle, ohne dass daraus große Rückschlüsse gezogen wurden, die tatsächlich in auch umgesetzt wurden, um das Leben der Piloten zu schützen. Einer der ersten Fahrer, die sich aktiv für mehr Sicherheit einsetzten, war Jackie Stewart. Jedoch brauchte es auch dazu einen Unfall des Schotten, um ein Umdenken stattfinden zu lassen. Stewart wird nicht gerettet Beim Rennen in Spa-Francorchamps prallte der spätere Dreifach-Weltmeister 1966 gegen einen Telefonmasten, woraufhin sich sein BRM-Bolide überschlug. Es dauerte knappe 30 Minu-

ten, bis Stewart aus dem Auto befreit wurde. Die Situation war aus dem Grund besonders heikel, weil Benzin aus dem Tank tropfte und der Pilot bis zur Hüfte damit bedeckt war. Was im Falle eines Entzündens hätte passieren können, mag man sich gar nicht ausmalen. Stewart setzte sich fortan dafür ein, die Strecken besser abzusichern und für die Fahrer das Benutzen von feuerfesten Overalls vorzuschreiben. Zu seinen Vorschlägen zählte auch eine bessere medizinische Versorgung an der Strecke. Es begann ein Zeitalter, in dem die ersten Schritte gemacht wurden. Auch die Organisatoren erkannten Handlungsbedarf. In Zeiten, in denen es immer mehr Fernsehübertragungen der WM-Läufe gab, galt es am Ruf der Königsklasse zu arbeiten. Schließlich wirft es kein gutes Licht auf die Meisterschaft, wenn Zuschauer live schwere, zum Teil auch tödliche Unfälle, verfolgen können. Denn auch


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Sicherheit in der F1

Bereits seit 1953 waren Helme für die Fahrer verpflichtend vorgeschrieben. Doch Schutz boten sie im Bereich des Gesichts in den ersten Jahren nicht viel. Erfolgreich hatten sie allerdings die Lederkappen ersetzen können, die einzig dazu dienten, den Kopf vor Wind und Wetter zu schützen. 1968 war es schließlich Jackie Stewart, der mit dem ersten Vollvisierhelm antrat, der sich in den folgenden Jahren durchsetzen konnte. Natürlich ist der damalige Kopfschutz aus Metall nicht mit jenem der Karbon-Zeit zu vergleichen. Das Gewicht konnte dank des leichten, aber äußerst stabilen Werkstoffs, auf etwas mehr als ein Kilogramm reduziert werden. Zu den Vorgaben, die ein Helm heute vor der Zulassung erfüllen muss, zählt beispielsweise eine Feuerbeständigkeit für mindestens 30 Sekunden bei 800 Grad Celsius. Außerdem dürfen mit hoher Geschwindigkeit abgeschossene Projektile nicht nach innen dringen. 20 Jahre auf Safety-Car warten

Schon gewusst?

Zusammen mit dem 2003 eingeführten Head-and-Nack-Support (HANS), das ein überstrecken der Halswirbelsäule bei einem schweren Frontalaufprall verhindert, ist der Helm zu einem der wichtigsten Sicherheitssysteme in der Formel-1 geworden. Der Kopf als ein exponiertes Körper bedarf schließlich eines besonders Schutzes im Formel-Boliden. Um den Kopf besser zu schützen, wurden 2008 die seitlichen Cockpitwände um fünf Zentimeter erhöht.

Liegt das Pech in der Familie? Jules Bianchi stammt aus einer Rennfahrerfamilie. Schon sein Großvater Mauro und dessen Bruder Lucien waren im Motorsport aktiv. Lucien bestritt einzelne Formel-1-Läufe. Wie sein Großneffe in der aktuellen Saison holte Bianchi 1960 bei seinem Heimrennen in SpaFrancorchamps mit unterlegenem Material einen WM-Punkt. 1969 kam er bei einem Unfall beim Training zu den 24 Stunden von Le Mans ums Leben. Bianchi, der in Mailand geboren wurde, aber in Belgien aufwuchs, kam von der Strecke ab und fuhr gegen einen Telefonmast. Schon ein Jahr zuvor zog sich Mauro Bianchi bei einem Unfall in Le Mans schwerste Verbrennungen zu. Nach dem Unfall seines Bruders hing er den Helm an den Nagel. DG

Ein Grund, weshalb ein weiterer Einsatz lange auf sich warten ließ, war der unrühm

Marussia

Der erste Einsatz des Safety-Cars brachte einen zusätzlichen Sicherheitsfaktor in die Formel-1, auch wenn sich die Regelhüter hier vorwerfen lassen müssen, einen Trend verschlafen zu haben. Denn von der ersten Erprobung 1973 bis zur tatsächlichen Einführung vergingen 20 Jahre. Die US-amerikanische IndyCar-Serie war in dem Punkte schon viel weiter. Bereits Ende der 1970er Jahre kam dort das Safety-Car zum Einsatz. Dort gehörte allerdings das Pace-Car als Anführer in der Einführungsrunde schon seit jeher zum Renngeschehen dazu.

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McLaren

damals schon spielte Vermarktung und Werbung eine wichtige Rolle.


Force India Williams/LAT

Kohlefaser besteht aus mehreren Schichten ...

die passgenau eingesetzt werden ....

Red Bull Content Pool

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Sicherheit in der F1

und eine ganz besondere Struktur aufweisen

14 liche Verlauf bei der ersten Erprobung während des Rennens in Kanada. Damals setzte sich das Sicherheitsfahrzeug nicht vor den Führenden, sondern vor den auf dem achten Rang liegenden Howden Ganley, was die damals noch per Hand ausgefüllten Ergebnislisten mächtig durcheinander brachte. Erst nach mehreren Stunden konnte das Endergebnis verkündet werden. In Zeiten der computergesteuerten Rundenerfassung hat sich dieses Problem erledigt. Dafür stehen heute andere Aspekte rund um das Safety-Car in der Kritik, wie beispielsweise die ab der kommenden Saison durchgeführten stehenden Starts, die ein gewisses Sicherheitsrisiko mit sich bringen. Etwa zur selben Zeit wurden Sicherheitsgurte vorgeschrieben. Schon seit Mitte der 1960er Jahre experimentierten einige Konstrukteure damit, ehe 1972 ein entsprechender Paragraph ins Regelbuch aufgenommen wurde. Diese haben sich im Laufe der Zeit interessanter Weise gar nicht so stark verändert. Es sind mehrere Gurte die von einem Zentralverschluss zusammengehalten werden. Aktuell schreibt das Regelwerk deren fünf vor: Je zwei für Schulter und Bein sowie einen für den Körperrumpf. Die gängigen Systeme setzen allerdings auf sechs Riemen, sodass die Bauchregion ebenfalls von zwei einzelnen Gurten gehalten wird. Die größten Fortschritte bei der Sicherheit der Piloten wurde seit den letzten tödlichen Unfällen von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger gemacht. Es wurden Sicherheitsrisiken systematisch untersucht und durch die FIA in Zusammenarbeit mit externen Unternehmen zunehmend beseitigt. Freilich spielt auch die moderne Computertechnik eine Rolle, die es nun erlaubt, Daten

messbar zu machen oder Simulationen durchzuführen, was zuvor noch nicht möglich war. Seitdem wird vermehrt auf Kohlefaser als Werkstoff gesetzt. Durch genaue Zertifikate, die neue Produkte nach einer Prüfung durch den Automobilweltverband erhalten, kann ein einheitliches Grundmaß von Sicherheit gewährleistet werden. Einen solchen Produkttest müssen vor allem sicherheitsrelevante Produkte durchlaufen, um für den Motorsport zugelassen zu werden. In Zukunft verschlossene Cockpits? Nach Jules Bianchis Unfall wurde auf wieder die Frage nach verschlossenen Cockpits aufgeworfen. Das ist in der Formel-1 dahingehend problematisch, weil nach einem Unfall der einzige Weg zur Rettung eines Fahrer durch diese Luke stattfinden müsste. Zwar haben sich geschlossene Boliden beispielsweise im Bereich der LMP-Sportwagen – auch aus aerodynamischen Gründen – durchgesetzt. Bereits vor einigen Jahren wurden Tests mit geschlossenen Formel-Boliden durchgeführt. Die FIA beschoss die Kanzel damals mit einem Formel-1- Reifen. Das Material hielt stand. Doch dort sind die beiden Seitentüren dafür vorgesehen, das Fahrzeug zu verlassen. Sollte bei einem Einsatz in der Formel-1 der Verschluss also nicht mehr oder nur schwierig zu bedienen sein, könnte wertvolle Zeit verstreichen. Zudem darf jener Aspekt der Regeln nicht missachtet werden, der vorschreibt, dass ein Fahrer innerhalb einer gewissen Zeitvorgabe des Auto verlassen können muss. Außerdem muss vor Aktionismus gewarnt werden. Jetzt überschnelle Maßnahmen zu fordern, wäre nicht der richtige Weg.


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Sicherheit in der F1

Bevor ein neuer Bolide auf die Piste geschickt wird, muss er einen Belastungstest des Weltverbands bestehen. von Daniel Geradtz edes Jahr die gleiche Prozedur. Bevor die Formel-1-Boliden zum ersten Mal auf die Strecke gehen, geht es für die Teams nach England. An der Universität von Cranfield werden nämlich die Crash-Tests der FIA durchgeführt, die eine Neukonstruktion durchlaufen muss, um die Zulassung für die Rennstrecke zu erhalten. Seit 1989 führt der Automobilverband einheitliche Tests durch, bei denen die Fahrerzelle auf die Sicherheit überprüft wird.

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Damit die Daten zuverlässig sind, gibt es weltweit nur drei Prüfstände, die über eine FIA-Zulassung verfügen. Neben zwei in Großbritannien können die Rennställe auch in Italien die insgesamt 16 Unfallsimulationen durchführen lassen. Die Anlage in Cranfield ist jedoch diejenige, die in den meisten Fällen genutzt wird. Um die Echtheit der Daten zu garantieren, muss bei den Tests ein FIA-Delegierter anwesend sein. Es wird zwischen dynamischen und statischen Tests unterschieden. Bei einer dynamischen Einwirkung geht man davon aus, dass das Monocoque

gegen ein Objekt schlägt, bei statischen Einwirkungen ist es vielmehr die Kraft eines Gewichts, der die Struktur standhalten muss. Die Stabilität ist bei weitem nicht das einzige Kriterium. Verschiedene Sensoren messen die Verzögerung und damit die Absorptionsfähigkeit. Dabei darf ein maximaler Wert von 60 G nur für eine Zeitspanne von 0,003 Sekunden erreicht werden.

torsport vereinzelt vor, dass Boliden die Tests nicht bestehen.

Geringe Geschwindigkeiten

Aufgrund der veränderten Anforderungen waren die Tests vor der aktuellen Saison eine größere Herausforderung als sonst. Denn die Nase ist bekanntlich tiefer angesetzt als bisher. Die Belastbarkeit der Nase wird ebenso wie jene der Cockpitwand, oder des Tanks mittels statischem Test geprüft. Eine Erleichterung erhielten die Konstrukteure allerdings durch einen einheitlichen Seitenaufprallschutz. Weil dieser von der FIA entwickelt wurde, ist die Simulation des seitlichen Aufpralls überflüssig geworden, was den Teams eine erhebliche Ersparnis einbringt. 2014 waren Sauber und Caterham die Ersten, die eine Zulassung für die neuen Boliden erhielten.

Die Geschwindigkeiten, mit denen die Einschläge simuliert werden, wirken auf den ersten Blick nicht spektakulär: Der Frontalaufprall findet bei 54 km/h statt, die beiden bis 2014 notwendigen seitlichen bei 30 km/h und der rückwärtige Einschlag bei 40 km/h. In der Formel-1 finden zwar die meisten Einschläge bei wesentlich höherem Tempo statt, doch Untersuchen haben ergeben, dass diese Werte die genauesten Rückschlüsse auf die Energieabsorption zulassen. Hier unterscheidet sich die Königsklasse nur wenig von der gängigen Praxis bei Straßenfahrzeugen. Und genau wie im Alltag kommt es auch im Mo-

Eine Besonderheit ist der Heckeinschlag. Weil dieser Teil des Fahrzeugs nicht im Rahmen der Homologation des Chassis' von der FIA eingefroren werden muss, kann dieser nachträglich in einem separaten Test durchgeführt werden. Diese Ausnahme nutzte Sauber in diesem Jahr aus.

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Sauber

Die Formel-1-Zulassung


16 Wie geht es mit McLaren weiter?

In Russland erzielte Mercedes ein starkes Resultat. Der Aufwärtstrend ist erkennbar und im Hintergrund werden die Weichen für die Zukunft gestellt. von Michael Zeitler enson Button Vierter, Kevin Magnussen trotz einer Rückversetzung in der Startaufstellung Fünfter – nur beim Auftakt war man mit den Plätzen zwei und drei erfolgreicher. McLaren zog nach dem Russland-GP damit auch wieder an Force India in der Konstrukteurswertung auf Rang fünf vorbei – aber das ist längst nicht der Anspruch des nach Ferrari zweiterfolgreichsten Rennstalls.

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Nächstes Jahr kommt Honda, dann soll alles besser werden. Vermutlich wird Fernando Alonso als Fahrer andocken. In der Aerodynamikabteilung wird ebenfalls ordentlich aufgerüstet. Red-Bull-Aerodynamikchef Peter Prodromou ist inzwischen bei McLaren, von Lotus kommen noch Guillaume Catalani und Ettore Graffini, von Sauber außerdem Tony Salter.

Aber denkbar ist auch ein Umbruch an der Spitze des Teams. Nur die wenigsten können sich vorstellen, dass nach den Vorkommnissen 2007 Alonso und McLaren-Chef Ron Dennis erneut zusammenarbeiten. Damals gab es einen riesigen Zwist zwischen den Fahrern und eine leidige Spionageaffäre, in der auch Alonso keine rühmliche Rolle innehatte. Seine Aussagen vor dem Sportsgericht waren für McLaren jedenfalls nicht förderlich, sein E-Mail-Austausch mit dem damaligen Testfahrer Pedro de La Rosa über Ferrari-Daten erst recht nicht. Kommt Berger? Inzwischen halten sich hartnäckig Gerüchte wonach Dennis Ende Oktober das Team verlassen könnte. Der Brite kam nach dem Rauswurf von Martin

Whitmarsh wieder ins operative F1Geschäft von McLaren zurück. Angeblich will er mit Geld aus China auch die Anteile der bahrainischen Teilhaber und von Mansour Ojjeh abkaufen. Bis Ende Oktober habe Dennis dem Vernehmen nach dafür noch Zeit, schafft er es bis dahin nicht, das Geld aufzutreiben, könnte ein anderer Mann das Ruder bei McLaren übernehmen. Spekuliert wird über Ross Brawn, Gerhard Berger und erneut Martin Whitmarsh. Allerdings weiß niemand, von wem Dennis das Ultimatum bekommt, schließlich ist er Chef der gesamten McLaren-Gruppe. Berger hat Gerüchte über eine Rückkehr bereits ins Reich der Märchen verwiesen. McLaren dementierte indes Gerüchte, der Modeguru Lawrence Stroll würde sich ins Team einkaufen.

McLaren

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News

Warnlichter für Stromkabel Beim Unfall von Jules Bianchi in Suzuka wurde die komplette Airbox-Struktur abgerissen und damit auch die Warnleuchten, die Anzeigen, ob der Wagen noch unter Strom steht. Nun plant man für die Zukunft mit orange leuchtenden Warnkabeln. Bianchi fuhr beim Unglücks-GP in der zwölften Runde übrigens auf Rang drei, was zuvor noch nie einem Marussia-Fahrer gelang. MZ

Mercedes-Getriebejoker Ein Grund, wieso Mercedes in Russland so stark war, ist auch eine seit Singapur verwendete Getriebeübersetzung. Diese darf pro Jahr einmal verändert werden. Mercedes fuhr bisher Monza mit einem zu lang übersetzten achten Gang, wollte den Wechsel aber bis nach Monza hinauszögern, weil der lange achte Gang in Italien ein Vorteil war. Seit Japan fährt Mercedes außerdem mit neuen Seitenkästen und einem neuen Unterboden. MZ


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News

Die Tatsache, dass 2015 mit Max Verstappen ein erst 17-Jähriger in die Formel-1 einsteigt, sorgt für viele Diskussion. Nun soll daran gearbeitet werden, dass das Fahren wieder schwieriger wird. von Michael Zeitler elipe Massa sagte nach dem Singapur-GP, er sei gefahren wie eine Oma. Fernando Alonso postet dagegen ein Bild von seinen völlig aufgeweichten Füßen. Wie hart ist Formel-1 fahren wirklich? Die Diskussion kommt natürlich nicht aus heiterem Himmel. Nächstes Jahr kommt mit Max Verstappen ein 17-Jähriger Teenager in die Formel-1. Er darf noch keine Autos auf der Straße fahren, aber schon einen F1-Boliden bei Tempo 350.

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Andere Reifen? Die FIA will für 2016 trotzdem neue Superlizenz-Kriterien auf den Weg bringen. Wie die genau aussehen werden, will man in den kommenden Monaten ausarbeiten. Derzeit braucht man bestimmte Platzierungen in den Nachwuchsklassen, um den Aufstieg in die Formel-1 zu schaffen. Oder man fährt an einem Testtag 300 Kilometer mit einem F1-Boliden. Künftig könnte ebenso ein Mindestalter angedacht werden, wie auch ein vorgegebener Weg. Dass man also nicht mehr direkt aus der Formel-3 beispielsweise aufsteigen muss, sondern mindestens ein Jahr in der GP2 und in der WSbR hinter sich haben muss.

Natürlich war die Formel-1 in früheren Jahren anstrengender. Aber

sie forderte die Fahrer eben auf eine ganz andere Art und Weise als heute. Und auch damals mischten Fahrer mit über 50 Jahren mit. Unmöglich war das F1-Fahren also auch damals nicht. Trotzdem wünschen sich viele aktuelle Piloten, dass es wieder etwas schwerer werden soll. Massas Zurückhaltung in Singapur liegt zum Beispiel an den Reifen. Wegen des schnellen Verschleißes ist möglichst schonendes Fahren gefordert. Genau hier könnte der Automobilweltverband FIA ansetzen. Darüber hinaus nimmt man auch die auch die Dimensionen der F1Autos und die Aerodynamik unter die Lupe. Die Änderungen sollen in den kommenden Monaten finalisiert und schon für 2016 umgesetzt werden. Die FIA diskutiert mit den Teams und der Strategiegruppe. Red Bull Content Pool

Formel-1 mit 17 Jahren – ist das noch vertretbar? Oder zeigt es nur schonungslos, wie einfach die Königsklasse heute geworden ist. Rein biologisch ist ein 17-Jähriger sportlich fitt, nicht weniger als ein 40-Jähriger. Aber es soll auch um die geistige Reife gehen. Im F1-Umfeld ist der Medienrummel groß, der Druck noch größer, das Korsett, in das man gezwungen wird, noch enger. Das hat Einfluss auf die Persönlichkeit, für einen 17-Jährigen vielleicht noch mehr als für einen 25-Jährigen. Aber wie PR-Marionetten wirken inzwischen die meisten Fahrer.

Die Formel-1 ist nach wie vor kein Zuckerschlecken. Es gib weniger anstrengende Strecken, aber auch wahre Mörder-Rennen wie eben Singapur: Ein Grand Prix, der selten über die volle Distanz geht, sondern meistens wegen der Zweistundenregel abgewunken wird, ein Grand Prix auf einem buckeligen Stadtkurs mit vielen Kurven, hohen Temperaturen und einer noch viel höheren Luftfeuchtigkeit. All das setzt die Fahrer zu. Weltmeister Sebastian Vettel soll nach der Medienrunde im Anschluss an das Rennen Magenkrämpfe gehabt haben in Folge eine Dehydrierung, auch das aktuelle F1-Nesthäcken Daniil Kvyat funkte schon während des Rennens, er habe unfassbaren Durst und die Flasche sei leer.

Zeigt Max Verstappen, dass die Formel-1 zu einfach geworden ist?

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F1-Fahren wieder schwer gemacht


Pirelli mit allen Mischungen Reifenhersteller Pirelli hat die Mischungen für die letzten Grand Prix des Jahres bekannt gegeben: In den USA-wird mit medium und weich, in Interlagos mit hart und medium und in Abu Dhabi mit weich und superweich gefahren. Bei den AbuDhabi-Testfahrten wird Pirelli außerdem die Mischungen für 2015 testen, die sich nur unwesentlich von denen aus diesem Jahr unterscheiden werden. Berichten von Motorsport-total.com zu Folge haben übrigens drei Teams offene Rechnungen. MZ

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News

Formel-1-Börsengang? Wie Bloomberg berichtet, will Formel1-Teilhaber CVC die Königsklasse nun doch an die Börse bringen, sollte der Verkauf der Anteile scheitern. Dann hätte Ferrari nach Informationen des Telegraph eine Option auf Aktien. Entgegen einiger Meldungen ist Bernie Ecclestone nach wie vor Teil des Vorstands. MZ Hitze im Cockpit Inzwischen ist der Grund geklärt, wieso es beim Singapur-GP so heiß im McLarenCockpit von Kevin Magnussen wurde. Eine Dichtung eines Kühlers war leck. MZ Rekord von Warwick In Russland war Danny Sullivan als beratender Rennkommissar aktiv. Den Rekord mit den meisten Einsätzen als Ex-Rennfahrer hat Derek Warwick (13), vor Emanuele Pirro (12) und Nigel Mansell (9). MZ Guetta mit F1-Test Star-DJ David Guetta absolvierte in Jérez einen Test mit einem zwei Jahre alten Boliden von Renault. Demofahrten gab es auch in Jerusalem: Vor 300.000 Zuschauer drehte Giancarlo Fisichella Runden im Ferrari, Nathanaёl Berthon im Caterham. Marcus Ericsson machte indes Örebro unsicher, die Geburtsstadt des schwedischen F1-Helden Ronnie Peterson. Das ließen sich immerhin 130.000 Zuschauer nicht entgehen! Die Demofahrt von Nigel Mansell im Rahmen des Japan-GP im Williams Honda von 1986 fiel dagegen buchstäblich ins Wasser. MZ Ferrari mit Erdgas Ferrari setzt seit dem Singapur-GP auf einen Kraftstoff, der auf Erdgas statt Erdöl basiert. MZ

Ingenieurs-Karussell dreht sich Mercedes verlängert mit Chefdesigner Aldo Costa. Bei anderen Teams gibt es aber zahlreiche Ingenieurs-Wechsel. von Michael Zeitler ever change a winning team. Getreu diesem Motto hat Konstrukteursweltmeister Mercedes den Vertrag mit Chefdesigner Aldo Costa verlängert. Der Italiener war zuvor jahrelang bei Ferrari aktiv, allerdings im Zuge der langen Erfolgslosigkeit dort entlassen worden. Nun sorgt er für neue Höhenflüge bei Mercedes. Auch Motorenchef Andy Cowell soll langfristig an Mercedes gebunden sein.

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Ferrari rüstet dagegen auf. Laut omnicorse hat man zehn Ingenieure verpflichtet, darunter sind Motorentechniker Wolf Zimmermann von Mercedes, Riccardo Adami von Toro Rosso, dort war er bereits Renningenieur vom wahrscheinlichen Ferrari-Neuzugang Sebastian Vettel, sowie Daniel Casanova von Lotus. Auch Kenny Handkammer könnte zu Ferrari kommen. Er war seit 2006 bei Red Bull und zuletzt Chefmechaniker am Wagen von Sebastian Vettel. Ein Richterspruch des Amtsgerichts verpflichtet Ferrari außerdem, Steve Clark wieder in eine führende Rolle im Ingenieursstab einzubinden. Toro Rosso verliert den Leiter für Fahrzeugperformance, Laurent Mekies, an den Automobilweltverband FIA. Er wird ersetzt durch Jody Eddington von Caterham, der seit 1996 schon für Tyrrell und Force India aktiv war. Toro Rosso hat außerdem Phil Arnaboldi von Mercedes und Benjamin Waterhouse von Sauber verpflichtet. Letzteer wird als leitender Performance-Ingenieur bei Sauber durch Elliot Dason-Barber ersetzt, der bei Red Bull und seit 2009 bei Caterham angestellt war.


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Block

Der Russland-GP schlägt hohe Wellen und sorgt für Kritik. Da ist zum einen die politische Situation, die sich zwischen Russland und dem Westen seit dem Beginn der Ukraine-Krise wieder radikal verschlechtert hat. Und da ist zum anderen das Argument, dass die Formel-1 immer mehr die Länder mit Rennsport-Tradition verlässt und immer mehr gen Osten, also Asien zieht. Dort werden die Rennen dann in der Regel vor nahezu leeren Tribünen ausgetragen, ohne jeglichen Flair. Beide Argumente ziehen aber nicht. Die politische Frage ist Ansichtssache. Wo zieht man die Grenze? Auch andere Länder im F1-Kalender führen Kriege, haben keine einwandfreie Menschenrechtslage oder andere Handicaps. Und das Gefühl, die Asien-Rennen würden immer mehr die traditionellen Rennen ersetzen, ist falsch. Außer Frankreich sind noch alle Klassiker im Kalender. Die Rennen in Asien sind eher eine Zugabe, die den Teams durchaus auch Geld in die Kassen spülen. Die neuen Grand Prix sind wohl auch wegen der Strecken unbeliebt. Diese sehen sich zum Verwechseln ähnlich, eine Asphaltwüste mit ellenlangen Auslaufzonen. Jede Kurve wird damit entwertet, weil der Fahrer dort oft sogar schneller ist! Die meisten modernen Kurse wurden von Hermann Tilke konstruiert. Der 59-Jährige Deutsche war selbst Rennfahrer in der VLN und 1984 sogar in der TourenwagenEuropameisterschaft. Seine Liebe zum Rennsport wird Tilke mit Sicherheit versuchen, auch beim Design seiner Rennpisten umzusetzen. Doch die Tatsache, dass fast alle neuen Kurse von ihm konstruiert werden, sorgt für eine gewisse Langweile aus Vielfaltlosigkeit. FIAAuflagen hin oder her, aber moderne Kurse müssen wieder abwechslungsreicher werden. Es muss mehr einzigartige Kurvenkombinationen geben wie in Sotschi die 180-GradLinkskurve. Michael Zeitler

Die langgezogene Kurve drei ist das Highlight von Sotschi ©Pirelli

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Moderne Strecken langweilig


20 den Boxenstopp des Führenden den Sieg schließlich auf dem Silbertablett serviert, was zu einer vorzeitigen Entscheidung der Meisterschaft reichte. Zweiter wurde Mitch Evans, der die gesamte Zeit über wie ein Schatten an Palmer heftete.

Sam Bloxham/GP2 Series

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GP2 in Sotschi

Felipe Nasrs Rennen endete unterdessen außerhalb der Punkte, er wurde nur 17. Er kämpfte vor allem mit dem Regeln. Denn nachdem er sich durch das Verlassen der Rennstrecke einen Vorteil verschafft hatte, ordneten die Kommissare eine Durchfahrtsstrafe an. Diese absolvierte er innerhalb des Safety-Car-Einsatzes, was freilich dem Reglement nicht entspricht. Er musste erneut durch die Boxengasse rollen. Da das Geschwindigkeitslimit im Laufe des Wochenendes auf 60 km/h reduziert wurde, war die Strafe besonders bitter. Palmer in die Formel-1?

Palmer neuer Meister Der Brite Jolyon Palmer sichert sich in Russland vorzeitig den Titel in der GP2-Serie. von Daniel Geradtz ie Lage vor dem vorletzten Wochenende der GP2 war eindeutig. Wollte Felipe Nasr noch einmal in den Kampf um die Titelvergabe eingreifen, dann musste er in Sotschi einige Punkte auf den führenden Jolyon Palmer aufholen. Doch für den Brasilianer lief es alles andere als glücklich. Unter anderem auch, weil er mehrere Strafen kassierte.

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Die Qualifikation hatte Stoffel Vandoorne zum dritten Mal die Nase vorne. Palmer beendete das Training auf Rang vier, Nasr wurde nur Zehnter. Aber das war nicht der Platz, von dem er ins Rennen starten sollte. Weil er Stefano Coletti behinderte, wurde er um zwei Positionen nach hinten versetzt. Die Situation wurde damit immer schwieriger für ihn.

An der Spitze lief es für Palmer dagegen nach Plan. In den ersten Runden kämpfte er sich auf den zweiten Platz nach vorne. Nur Vandoorne konnte er zunächst nicht bezwingen. Dass der Belgier an der Spitze lag, wurde ihm in Runde acht zum Verhängnis. Als die Rennleitung nämlich eine Safety-CarPhase ausrief, Stefano Coletti stellte seinen Boliden ab, kam die Aufforderung zum Boxenstopp zu spät. Vandoorne kam nicht zum Reifenwechsel, seine Verfolger dagegen schon. Weil auch einige andere Fahrer auf die Strategie eines späten Stopps setzten, lag DAMS-Fahrer Palmer auf dem siebten Rang. Doch der Poker der Nachzügler ging nicht auf. Palmer, der beim Restart bereits den dritten Platz einnahm, bekam durch

Am Sonntag gab es einen Start-ZielSieg von Pole-Mann Marco Sørensen. Es war sein erster Erfolg. Auch als das Rennen nach einer Safety-Car-Phase noch einmal für zwei Runden freigegeben wurden, konnte Verfolger Stoffel Vandoorne keinen finalen Angriff mehr starten. Nach einem Dreher, der ihn auf den letzten Platz zurückwarf, fuhr der neu gekrönte Meister noch bis auf den zehnten Platz nach vorne. Als Verursacher des Zusammenstoßes bekam Raffaele Marciello eine Strafe für das Saisonfinale in Abu Dhabi. Jolyon Palmer ist nun zuversichtlich, in die Formel-1 einsteigen zu können. „Ich wusste immer, dass der Titel mir dabei eine große Hilfe sein würde. Denn jetzt kenne ich zum Beispiel die Reifen“, sagte über seine Zukunft. „Es wird sicherlich nicht einfach, den Schritt zu machen, aber ich bin optimistisch, dass ich in der Formel-1 sein werde.“ Innerhalb der nächsten Wochen hofft der 23-Jährige, eine Entscheidung verkünden zu können. Welche Optionen er hat, ließ er nicht durchklingen. Anders als der geschlagene Felipe Nasr hat er allerdings noch keinen Test absolviert.


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GP2 in Sotschi

Sotschi

1. Lauf 1. Jolyon Palmer DAMS 28 Runden 2. Mitch Evans Russian Time +1,267 3. Raffaele Marciello Racing Engineering +15,584 4. Arthur Pic Campos +17,550 5. Stoffel Vandoorne ART +18,104 6. André Negrão Arden +23,154 7. Sergio Canamasas Caterham +28,231 8. Marco Sørensen MP +29,382 9. Julián Leal Carlin +29,493 10. Nathanaël Berthon Lazarus +31,332 11. Pierre Gasly Caterham +31.649 12. Jon Lancaster Hilmer +32,080 13. Kimiya Sato Campos +32,740 14. Daniël de Jong MP +35,710 15. Simon Trummer Rapax +36,423 16. Artem Markelov Russian Time +37,391 17. Felipe Nasr Carlin +43,287 18. Rio Haryanto Caterham +45,167 19. Jonny Cecotto jr. Trident +45,575 20. Takuya Izawa ART +52,339 21. Tio Ellinas Rapax +56,444 22. Stéphane Richelmi DAMS +1:01,013 23. René Binder Arden +1:03,449 24. Daniel Abt Hilmer +7 Runden 25. Stefano Coletti Racing Engineering +14 Runden 26. Sergio Campana Lazarus nicht gestartet Schnellste Runde: Stoffel Vandoorne 1:46,407

2. Lauf 1. Marco Sørensen MP 21 Runden 2. Stoffel Vandoorne ART +1,302 3. Felipe Nasr Carlin +1,969 4. Mitch Evans Russian Time +3,282 5. Arthur Pic Campos +4,109 6. André Negrão Arden +5,841 7. Kimiya Sato Campos +7,143 8. Stefano Coletti Racing Engineering +9,027 9. Nathanaël Berthon Lazarus +11,038 10. Jolyon Palmer DAMS +11,582 11. Pierre Gasly Caterham +12,310 12. Artem Markelov Russian Time +13,221 13. Daniel Abt Hilmer +13,771 14. Tio Ellinas Rapax +14,443 15. Rio Haryanto Caterham +14,744 16. Jon Lancaster Hilmer +15,173 17. Julián Leal Carlin +15,502 18. Stéphane Richelmi DAMS +15,944 19. Daniël de Jong MP +16,589 20. Sergio Campana Lazarus +18,454 21. Takuya Izawa ART +18,669 22. Simon Trummer Rapax +26,281 23. Johnny Cecotto jr. Trident +3 Runden 24. Raffaele Marciello Racing Engineering +5 Runden 25. Sergio Canamasas Trident +9 Runden 26. René Binder Arden +19 Runden Schnellste Runde: Arthur Pic 1:47,277

Gesamtwertung Fahrerwertung 1. Jolyon Palmer (GBR) 256 2. Felipe Nasr (BRA) 200 3. Stoffel Vandoorne (BEL) 192 4. Mitch Evans (NZL) 151 5. Johnny Cecotto jr. (VEN) 128 6. Stefano Coletti (MON) 115 7. Arthur Pic (FRA) 110 8. Raffaele Marciello (ITA) 72 9. Julián Leal (COL) 68 10. Stéphane Richelmi (MON) 63 11. Marco Sørensen (DEN) 47 12. André Negrão (BRA) 31 13. Adrian Quaife-Hobbs 30

14. Sergio Canamasas (ESP) 15. Daniel Abt (GER) 16. Simon Trummer (SUI) 17. Rio Haryanto (INA) 18. Takuya Izawa (JAP) 19. Tom Dillmann (FRA) 20. Nathanaël Berthon (FRA) 21. Alexander Rossi (USA) 22. Tio Ellinas (CYP) 23. Jan Lancaster (GBR) 24. Artem Markelov (RUS) 25. René Binder (AUT) 26. Conor Daly (USA)

28 27 26 26 26 18 17 12 7 6 6 3 2

Teamwertung 1. DAMS 2. Carlin 3. ART 4. Racing Engineering 5. Russian Time 6. Trident 7. Campos Racing 8. Rapax 9. MP 10. Arden 11. Caterham 12. Hilmer 13. Lazarus

319 268 218 187 157 156 114 56 55 48 40 33 19

FORMEL-WOCHE 41/2014

Ergebnisse 19.+20.Rennen


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Sam Bloxham/GP3 Series

FORMEL-WOCHE 41/2014

GP3 in Sotschi

Der (fast) sichere Titel Dem Briten Alex Lynn fehlte in Russland nur ein Punkt, um eine Titelentscheidung herbeizuführen. Die Entscheidung fällt so erst in Abu Dhabi. von Daniel Geradtz ine Achterbahn der Gefühle erlebte Dean Stoneman wohl vor dem achten Wochenende der GP3. Nachdem sich bereits zuvor abzeichnete, dass das Manor-Team beim Heimspiel, wie in der Formel-1 tritt man unter dem Banner von Marussia an, nicht in Sotschi teilnehmen würde, stand der Meisterschaftszweite bis kurz vor dem Beginn des Wochenendes ohne Cockpit dar. Der Rennstall gab kommerzielle Gründe an, um das Fernbleiben zu rechtfertigen. Erst am Donnerstag konnte Stoneman aufatmen. Er und die finnische KoiranenTruppe wurden sich einig für die verbleibenden beiden Wochenenden einig. Dort ersetzt er Carmen Jordá.

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Stoneman hinterließ von Beginn an den Eindruck, bei seiner neuen sportlichen Heimat gut angekommen zu sein. Er sicherte sich die Pole-Position, während Alex Lynn, der Führende in der Meisterschaft, nur Achter wurde. Dies erschwerte sein Vorhaben, schon in Russland eine Entscheidung herbeizuführen. Auch im Rennen am Samstag machte Stoneman alles richtig. Mit der

schnellsten Rennrunde und dem Sieg machte er das, was er tun musste, um seine Chancen auf den Titel aufrecht erhalten zu können.

die Ziellinie erneut vor Alex Lynn, der Fünfter wurde. Somit reduzierte Stoneman seinen Rückstand um beachtliche 31 Punkte.

Der Lauf am Sonntagmorgen war von mehreren Zwischenfällen geprägt. Schon am Start wurde Stoneman in eine Kollision verwickelt, die er aber gut überstand. Darin involviert waren Richie Stanaway, Riccardo Agostini, Pål Varhaug und Alex Fontana. Aufgrund der vielen Trümmerteile und weil ein Teil des Sicherheitszauns aus der Verankerung gerissen wurde, wurde das Rennen zunächst unterbrochen.

Stonemans Erfolg zeigt auch, dass in dem Boliden mehr drin steckt, als Jordá in ihrem dritten GP3-Jahr zeigen konnte. Dies stellte nicht zuletzt auch Jimmy Eriksson unter Beweis, der im bisherigen Saisonverlauf mehrfach unter die ersten drei fahren konnte.

Stoneman fährt erneut auf das Podest Stoneman, der aufgrund der umgedrehten Startaufstellung von Platz acht ins Rennen ging, kämpfte sich gut nach vorne. Eine zwischenzeitliche Safety-Car-Phase unterbrach zu zunächst seinen Vorwärtsdrang, doch als die Strecke zwei verbleibende Runden noch einmal freigegeben wurde, überholte er noch den auf dem zweiten Rang liegenden Marvin Kirchhöfer. Damit überquerte er

Theoretisch ist in der GP3 die Titelvergabe noch nicht entschieden – faktisch dagegen schon. Alex Lynn liegt nach dem achten von neun Wochenenden mit 47 Punkten vor Dean Stoneman, der in Sotschi ein starkes Wochenende zeigte. Bei 48 Zählern, die im Laufe des Wochenendes verteilt werden, müsste aber schon einiges passieren, dass sich das Kräfteverhältnis an der Spitze noch einmal dreht. In Russland fehlte außerdem der dritte Trident-Bolide. Ob das Feld beim Saisonfinale in Abu Dhabi wieder vollzählig sein wird, steht bislang noch nicht fest.


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GP3 in Sotschi

1. Lauf 1. Dean Stoneman Koiranen 2. Marvin Kirchhöfer ART 3. Alex Fontana ART 4. Jimmy Eriksson Koiranen 5. Kevin Ceccon Jenzer 6. Jann Mardenborough Arden 7. Alex Lynn Carlin 8. Patric Niederhauser Arden 9. Nick Yelloly Status 10. Pål Varhaug Jenzer 11. Ricardo Agostini Hilmer 12. Richie Stanaway Status 13. Patrick Kujala Trident 14. Santiago Urrutia Koiranen 15. Nelson Mason Hilmer 16. Alfonso Celis jr. Status 17. Luís Sá Silva Carlin 18. Dino Zamparelli ART 19. Nikolay Martsenko Hilmer 20. Mitch Gilbert Trident 21. Mathéo Tuscher Jenzer 22. Emil Bernstorff Carlin 23. Robert Visoiu Arden Schnellste Runde: Dean Stoneman 1:53,889

Sotschi 15 Runden +1,812 +4,978 +8,862 +13,235 +13,683 +14,740 +15,056 +16,243 +21,985 +22,859 +24,904 +28,005 +34,045 +39,097 +39,852 +42,002 +46,834 +52,299 +1:46,264 +11 Runden +14 Runden +14 Runden

2. Lauf 1. Patric Niederhauser Arden 15 Runden 2. Dean Stoneman Koiranen +0,368 3. Marvin Kirchhöfer ART +0,683 4. Jann Mardenborough Arden +1,144 5. Alex Lynn Carlin +1,416 6. Nick Yelloly Status +1,869 7. Alfonso Celis jr. Status +2,330 8. Emil Bernstorff Carlin +3,003 9. Patrick Kujala Trident +3,977 10. Robert Visoiu Arden +4,681 11. Mathéo Tuscher Jenzer +6,103 12. Santiago Urrutia Koiranen +7,844 13. Dino Zamparelli ART +8,135 14. Mitch Gilbert Trident +8,555 15. Luís Sá Silva Carlin +9,153 16. Jimmy Eriksson Koiranen +6 Runden 17. Nikolay Martsenko Hilmer +6 Runden 18. Kevin Ceccon Jenzer +15 Runden 19. Alex Fontana ART +15 Runden 20. Pål Varhaug Jenzer +15 Runden 21. Riccardo Agostini Himer +15 Runden 22. Richie Stanaway Status +15 Runden Nelson Mason Hilmer nicht gestartet Schnellste Runde Jimmy Eriksson 1:53,864

Gesamtwertung Fahrerwertung 1. Alex Lynn (GBR) 185 2. Dean Stoneman (GBR) 138 3. Marvin Kirchhöfer (GER) 137 4. Jimmy Eriksson (SWE) 127 5. Richie Stanaway (NZL) 123 6. Emil Bernstorff (GBR) 112 7. Nick Yelloly (GBR) 108 8. Dino Zamparelli (GBR) 101 9. Jann Mardenborough (GBR) 77 10. Patric Niederhauser (SUI) 56 11. Alex Fontana (SUI) 35 12. Mathéo Tuscher (SUI) 29 13. Robert Visoiu (ROM) 22 14. Kevin Checcon (ITA) 14 15. Pål Varhaug (NOR) 12

16. Roman de Beer (RSA) 17. Luís Sá Silva (MAC) 18. Luca Ghiotto (ITA) 19. Alfonso Celis jr. (MEX) 20. Nelson Mason (CAN) 21. Santiago Urrutia (URU) 22. Ryan Cullen (GBR) 23. Mitch Gilbert (AUS) 24. Beitske Visser (NED) 25. Carmen Jordá (ESP) 26. John Bryant-Meisner (SWE) 27. Victor Carbone (BRA) 28. Sebastian Balthasar (GER) 29. Nikolay Martsenko (RUS) 30. Ivan Taranov (RUS)

8 6 4 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Teamwertung 1. Carlin 2. ART 3. Status 4. Koiranan 5. Arden 6. Marussia 7. Jenzer 8. Hilmer 9. Trident

303 273 233 170 155 117 55 18 12

FORMEL-WOCHE 41/2014

Ergebnisse 15.+16.Rennen


24 Blomqvist fuhr in Rennen zwei einen souveränen Start-Ziel-Sieg heraus. Verstappen, der aufgrund der Rückversetzung nur von der elften Position aus startete, zeigte erneut eine starke Aufholjagd, die bis zur letzten Runde andauerte. Erst kurz vor dem Ziel überholte er Antonio Giovinazzi und schob sich auf den Silberrang nach vorne.

Thomas Suer/F3 EM

FORMEL-WOCHE 41/2014

Formel-3-EM in Imola

Saisonhighlight in Pau Es war das letzte Rennen von Imola, bei dem Verstappen schließlich seinen neunten Saisonerfolg einfuhr. Dabei musste er trotz der Pole-Position Antonio Fuocco in den ersten Runden den Vortritt lassen. Beim zweiten von drei Restarts war dann aber seine Zeit gekommen. Er ließ sich nicht abschütteln und nahm dem Italiener wieder die Führung ab. Lotus-Junior Ocon beendete das Rennen als Dritter, was zum vorzeitigen Gewinn der Meisterchaft langte.

Ocon verwandelt Chancen Lotus-Junior Esteban Ocon sichert sich in Imola vorzeitig den Titel in der Formel-3-Europameisterschaft. von Daniel Geradtz bwohl die letzten Rennen der Formel-3-Europameisterschaft schon vor fast zwei Monate zurücklagen, war es zumindest für Max Verstappen in Imola wieder präsent. Am Boliden des Niederländers musste am Nürburgring bekanntlich der Motor gewechselt werden, was eine Rückversetzung für die nächsten drei Wertungsläufe der Folge hatte. Der Fahrer aus dem Van-Amersfoort-Rennstall ging so mit einem deutlichen Nachteil in das Wochenende, bei dem es auf alles ankam. Schließlich wollte er alles daran setzen, seine Titelchancen zu wahren.

O

Doch schon im ersten Rennen gab es eine herbe Niederlage. Verstappen kämpfte trotz schlechter Startposition sich tapfer nach vorne. Schon früh

war er unter den ersten zehn zu finden. Nach wenigen Runden folgte der ersten Rückschlag. Verstappen machte einen Fehler und musste so einen Teil der gewonnen Plätze wieder hergeben. Nach zwei Kollisionen gab er kurz vor dem Ende schließlich auf. Davon bekam Spitzenreiter Esteban Ocon reichlich wenig mit. Von der Pole-Position aus fuhr er dem neunten Saisonsieg entgegen, der zu keinem Zeitpunkt ernsthaft gefährdet schien. Das war ein wichtiger Schritt in Richtung des vorzeitigen Titelgewinns. Und das obwohl er in den verbleibenden beiden Rennen hinter seinem Konkurrenten ins Ziel kam. Es waren die Pole-Setter Tom Blomqvist und Max Verstappen, die die weiteren Siege unter sich ausmachten.

Auch wenn in Italien die Entscheidung fiel, blieb Ocon ein anderes Rennen in Erinnerung. „Der Samstag in Pau war mein persönliches Saisonhighlight. Ich habe an diesem Tag zwei Pole-Positions geholt und ein Rennen gewonnen. Weil es mein Heimrennen war, war dieser Sieg besonders schön", sagt der Franzose über sein Heimspiel, das im Mai stattfand. In diesen Tagen wird er erstmals Formel-1-Luft schnuppern dürfen, denn es steht der erste Test im LotusSimulator an. Erstmals in diesem Jahr war auch der französische Signature-Rennstall am Start, der eigentlich zusammen mit Renault die Saison bestreiten wollte, sich aber kurz vor dem Saisonauftakt wieder zurückzog. Das Team setzte nur einen Boliden für William Buller ein, vertraute dabei allerdings auf Volkswagen-Power. Auf dem Hockenheimring stehen am kommenden Wochenende die letzten drei Saisonrennen auf dem Programm. Dort werden weitere Neuzugänge erwartet.


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Formel-3-EM in Imola

1. Lauf 1. Esteban Ocon (Prema) 2. Jordan King (Carlin) 3. Tom Blomqvist (Ayam Carlin) 4. Felix Rosenqvist (Mücke) 5. Antonio Giovinazzi (Ayam Carlin) 6. Lucas Auer (Mücke) 7. Jake Dennis (Carlin) 8. Félix Serrallés (West-Tec) 9. Tatiana Calderón (Jo Zeller) 10. Sean Gelael (Ayam Carlin) 11. Nick Cassidy (ThreeBond) 12. Dennis van de Laar (Prema) 13. Ed Jones (Carlin) 14. Sergio Sette Cåmara (Eurointernational) 15. Richard Goddard (ThreeBond) 16. Antonio Fuoco (Prema) 17. Michele Beretta (Eurointernational) 18. Wing Chung Chang (West-Tec) 19. Roy Nissany (Mücke) 20. Max Verstappen (Van Amersfoort) 21. Gustavo Menezes (Van Amerfoort) 22. Alexander Toril (ThrerBond) 23. Jules Szymkowiak (Van Amersfoort) 24. Nicholas Latifi (Prema) 25. Hongwei Cao (Fortec) 26. Santino Ferrucci (Fortec) 27. William Buller (Signature) 28. Sandro Zeller (Jo Zeller) Schnellste Runde: F. Rosenqvist 1:36,733

Imola 2. Lauf 1. Tom Blomqvist (Ayam Carlin) 2. Max Verstappen (Van Amersfoort) 3. Antonio Giovinazzi (Ayam Carlin) 4. Esteban Ocon (Prema) 5. Lucas Auer (Mücke) 6. Nicholas Latifi (Prema) 7. Jake Dennis (Carlin) 8. Félix Serrallés (West-Tec) 9. Felix Rosenqvist (Mücke) 10. Gustavo Menezes (Van Amersfoort) 11. Dennis van de Laar (Prema) 12. Nick Cassidy (ThreeBond) 13. Ed Jones (Carlin) 14. Tatiana Calderón (Jo Zeller) 15. Jules Szymkowiak (Van Amersfoort) 16. Sean Gelael (Ayam Carlin) 17. Michele Beretta (Eurointernational) 18. Richard Goddard (ThreeBond) 19. Jordan King (Carlin) 20. Sergio Sette Cåmara (Eurointernational) 21. Roy Nissany (Mücke) 22. Wing Chung Chanh (West-Tec) 23. Sandro Zeller (Jo Zeller) 24. Hongwei Cao (Fortec) 25. Antonio Fuoco (Prema) 26. William Buller (Signature) 27. Santino Ferrucci (Forec) 28. Alexander Toril (ThreeBond) Schnellste Runde: T. Blomqvist 1:36,484

3. Lauf 1. Max Verstappen (Van Amersfoort) 2. Antonio Fuoco (Prema) 3. Esteban Ocon (Prema) 4. Nicholas Latifi (Prema) 5. Tom Blomqvist (Ayam Carlin) 6. William Buller (Signature) 7. Jake Dennis (Carlin) 8. Lucas Auer (Mücke) 9. Félix Serrallés (West-Tec) 10. Gustavo Menezes (Van Amersfoort) 11. Jordan King (Carlin) 12. Roy Nissany (Mücke) 13. Dennis van de Laar (Prema) 14. Jules Szymkowiak (Van Amersfoort) 15. Alexander Toril (ThreeBond) 16. Santino Ferrucci (Fortec) 17. Michele Beretta (Eurointernational) 18. Wing Chung Chang (West-Tec) 19. Richard Goddard (ThreeBond) 20. Hongwei Cao (Fortec) 21. Sergio Sette Cåmara (Eurointernational) 22. Nick Cassidy (ThreeBond) 23. Felix Rosenqvist (Mücke) 24. Tatiana Calderón (Jo Zeller 25. Sean Gelael (Ayam Carlin) 26. Sandro Zeller (Jo Zeller) 27. Ed Jones (Carlin) 28. Antonio Giovinazzi (Ayam Carlin) Schnellste Runde: M. Verstappen 1:36,663

12. Félix Serrallés (PUR) 78 13. Ed Jones (UAE) 68 14. Dennis van de Laar (NED) 36 15. Mitch Gilbert (AUS) 28 16. Tatiana Calderón (COL) 25 17. Santino Ferrucci (USA) 24 18. Roy Nissany (ISR) 20 19. Sean Gelael (INA) 20 20. Jules Szymkowiak (NED) 17 21. William Buller (GBR) 8 22. John Bryant-Meisner (SWE) 6

Teamwertung 1. Prema 2. Ayam Carlin 3. Mücke 4. Van Amersfoort 5. Carlin 6. West-Tec 7. Fortec 8. Jo Zeller 9. Eurointernational 10. ThreeBond 11. Double R

Gesamtwertung Fahrerwertung 1. Esteban Ocon (FRA) 2. Max Verstappen (NED) 3. Tom Blomqvist (GBR) 4. Lucas Auer (AUT) 5. Antonio Fuoco (ITA) 6. Antonio Giovinazzi (ITA) 7. Jordan King (GBR) 8. Jake Dennis (GBR) 9. Felix Rosenqvist (SWE) 10. Nicholas Latifi (CAN) 11. Gustavo Menezes (USA)

454 368 365 305 255 198 190 172 168 128 84

716 609 515 486 384 124 75 42 36 19 14

FORMEL-WOCHE 41/2014

Ergebnisse 28.- 30.Rennen


WSbR: Neuer Star im Anmarsch? McLaren-Junior Nyck de Vries hat den Formel-Renault-Eurocup gewonnen. Als nächsten logischen Schritt bezeichnet der Niederländer den Aufstieg in die WSbR. Unterzeichnet er dort einen Vertrag bekommt er von Renault ein Preisgeld von 500.000 Euro. MZ

26 Formula Ford

FORMEL-WOCHE 41/2014

Nachwuchs

WSbR: Neue Rennen für 2015? Der Kalender der nächstjährigen WSbR-Meisterschaft nimmt allmählich Formen an. Wie italiaracing.net berichtet, dürfte das Rennen in Moskau einem in Shanghai weichen. Um die Kosten für das Überseeabenteuer nicht unnötig in die Höhe schnellen zu lassen, soll Renault die Kosten für den Transport übernehmen. Auch in Silverstone und in Österreich soll 2015 gefahren werden. MZ Formel-E: Neue Rennen Im nächsten Jahr soll es schon zwölf Saisonrennen in der Formel-E geben. Geplant ist ein Rennen in Vancouver (Kanada), vielleicht auch in Paris (Frankreich). Im kanadischen Montréal und auch im finnischen Helsinki erwägt man ebenfalls Schauplatz eines Rennens der voll elektrischen Rennserie zu werden. Selbst in der sonst eher Rennsport feindlichen Schweiz liebäugelt man mit der Formel-E. MZ Formel-E: Neuer Fahrer Wie Electric Autosport berichtet, wird Ho-Pin Tung beim zweiten Formel-ERennen in Malaysia fehlen. Der Chinese ist in der Asien-Le-Mans-Serie für OAK in einem Morgan Judd unterwegs. China Racing wird stattdessen mit dem Spanier Antonio García antreten. MZ Britische F4: Neue Autos Für die nächstjährige britische F4Meisterschaft sind 26 Autos von Mygale bestellt, 23 davon sollen bereits an Interessenten verleast worden sein. Im Winter wird eine kleine Meisterschaft ausgetragen. Zwei Fahrer dafür sind schon fix: Enzo Bortoleto und Gaetano di Mauro werden für PetroBall fahren. MZ

Letzter Akt der Formel-Ford Am Wochenende fand die britische Formel-Ford-Meisterschaft ein Ende. Letzter Meister wurde (zunächst einmal) Jayde Kruger. Entscheidung folgt am grünen Tisch. von Daniel Geradtz n den meisten Ländern wurde sie bereits eingestellt, nun fand auch die Formel-Ford in Großbritannien ein Ende. Nach knapp 40 Jahren, 1976 wurde die erste Meisterschaft ausgetragen, verschwindet somit ein wichtiger Bestandteil der britischen Nachwuchsförderung von der Bildfläche. Auch wenn mit der offiziellen Formel-4 bereits ein moderner Nachfolger bereitsteht, werden die Boliden, die bis zum Beginn des vergangenen Jahres ohne Heckflügel auskamen, eine Lücke hinterlassen.

I

Vor dem großen Finale in Brands Hatch hätte es kaum spannender sein können. Jayde Kruger und Harrison Scott reisten punktgleich an den ehemaligen Austragungsort des britischen Formel-1-Rennens. Beide wurden den Erwartungen gerecht und machten die Läufe unter sich aus. Nachdem Scott das erste Rennen als Sieger beendete und sein Kontrahent nur Vierter wurde,

lag der Matchball auf seiner Seite. Doch Lauf zwei stellte alles auf den Kopf. Und wie es in so einem Finale kommen musste, kam es auch. Im zweiten Rennen kollidierten Kruger und Scott: Kruger lag zu Beginn in Führung, musste sich aber schon in der ersten Runde gegen Scott geschlagen geben. Nach einem engen Kampf über mehrere Kurven, fuhr Kruger seinem Vordermann schließlich auf das Hinterrad, was dessen Aus bedeutete, während Kruger zum Sieg fahren konnte. Die Rennleitung erklärte ihn als Verursacher der Kollision. Entscheidung am grünen Tisch Danach ging es drunter und drüber. Zunächst legte das JTR-Team Berufung gegen die Entscheidung ein. Die Rennkommissare vor Ort nahmen ihre Entscheidung wieder zu-


27

Nachwuchs

Im dritten Rennen fuhr Scott schließlich zu seinem zweiten Erfolg am Wochenende, was aber vorerst nicht zum Gewinn der Meisterschaft reichte. Diese ging an Kruger, der auf Rang acht über die Linie kam.

Wie das Championat am Ende ausgeht, hängt von der Berufungsverhandlung ab. Sollte Kruger endgültig aus der Wertung genommen werden, würde der Südafrikaner den Titel an Scott verlieren. Die Formel-Ford kommt damit zu einem unrühmlichen Ende auf der Insel. VorerstMeister Kruger gibt sich jedenfalls zuversichtlich, dass „bei der späteren Anhörung die Beurteilung der Rennkommissare bestätigt wird.“ Daher wurde am Sonntag kräftig gefeiert.

Ergebnisse 1. Lauf am Brands Hatch 1. Harrison Scott (Falcon) 2. Ricky Collard (Falcon) 3. Juan Rosso (Radical) 4. Jayde Kruger (JTR) 5. Louise Richardson (Richardson) 6. James Abbott (Radical) 7. Chris Mealon (Swindon) 8. Michael O'Brien (MBM) 9. Greg Holloway (SWB) 10. Max Marshall (JTR)

2. Lauf am Brands Hatch 1. Jayde Kruger (JTR) 2. Max Marshall (JTR) 3. Ashley Sutton (MBM) 4. Michael O'Brien (MBM) 5. Ricky Collard (Falcon) 6. Clay Mitchell (JTR) 7. Juan Rosso (Radical) 8. James Abbott (Radical) 9. Jack Barlow (MBM) 10. Louise Richardson (Richardson)

3. Lauf am Brands Hatch 1. Harrison Scott (Falcon) 2. Ashley Sutton (Scholar) 3. Ricky Collard (Swindon) 4. Juan Rosso (Radical) 5. Max Marshall (JTR) 6. James Abbott (Radical) 7. Louise Richardson (Richardson) 8. Jayde Kruger (JTR) 9. Chris Mealing (Falcon) 10. Jack Barlow (MBM)

Fahrerwertung 1. Jayde Kruger (RSA) 2. Harrison Scott (GBR) 3. Ashley Sutton (GBR) 4. Juan Rosso (ARG) 5. Mac Marshall (GBR) 6. James Abbott (GBR) 7. Ricky Collard (GBR) 8. Chris Mealin (GBR) 9. Louise Richardson (GBR) 10. Greg Holloway (AUS)

717 711 567 561 560 556 436 314 292 268 Formula Ford

Harrison Scotts Siege reichten (vorerst) nicht zum Titelgewinn

Italienische Formel-4: Meister fuhr nicht mehr mit Beim Finale der italienischen Formel-4 in Imola ging es nicht mehr um viel. Lance Stroll stand schon vorzeitig als Meister fest, die Strecke war den Piloten schon vom ersten Auftritt im Juni bekannt. Für Stroll bestand somit kein Grund mehr, überhaupt an den Rennen teilzunehmen. Er sondiert derzeit seine Möglichkeiten für das nächste Jahr aus. Obwohl der Kanadier in den offiziellen Listen auftauchte, blieb er der Veranstaltung fern. Sein Prema-Bolide wurde auch an keinen anderen Fahrer vergeben, sodass Brandon Maïsano der einzige Pilot war, der für die Italiener an den Start ging. Maïsano wurde dabei den Erwartungen gerecht und fuhr die Saisonerfolge fünf und sechs ein. Wäre er für die Hauptmeisterschaft eingeschrieben gewesen, hätte er sich unter Umständen mit Stroll einen Kampf um den Titel liefern können. Denn auch Stroll kam im Laufe er Saison auf sechs Erfolge. Maïsano war aber der konstantere und stand nur bei vier Rennen nicht auf dem Podest, Stroll kam fünf Mal nicht unter die ersten drei. Doch es war das Alter, das Maïsano nur erlaubte, in der Trophy-Wertung an den Start zu gehen. Mit seinen inzwischen 21 Jahren ist er drei Jahre zu alt für die Teilnahme an der Gesamtwertung. Die Unterkategorie konnte er allerdings überlegen für sich entscheiden. Der dritte Sieg des Wochenendes ging an Sennan Fielding, der sich nach seinem Einsatz in Monza, wo er zwei Mal den zweiten Rang belegte, noch einmal steigern konnte. Auch der Brite durfte nur in der Trophy-Kategorie starten, weil er einen guten Monat vor dem Stichtag (1. Januar 1996) geboren ist. Für ihn steht in wenigen Tagen das Finale in der britischen Formel-4 an, wo er nach vier Siegen noch über Meisterschaftschancen verfügt. DG

FORMEL-WOCHE 41/2014

rück. Danach legte die Falcon-Mannschaft von Harrison Scott Berufung beim britischen Motorsportverband gegen die überdachte Entscheidung ein. Krugers Sieg ist damit erst einmal provisorisch.


Impressum Herausgeber: Daniel Geradtz Chefredakteur: Michael Zeitler Redaktion: Johannes Mittermeier Rebecca Friese Layout: Daniel Geradtz Michael Zeitler


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