Formel-Woche 8/2014

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26. Februar

F1-Wintertests in Bahrain - Steht Red Bull vor einem Debakel?

SATIRE

Red Bull Content Pool

So könnte die F1Saison verlaufen

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Hilmer wird Nachwuchsteam: Was ändert sich für Abt? Nachrichten und Ergebnisse den Nachwuchsserien


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Überraschung wird zur Normalität

Da wurde nicht schlecht gestaunt nach den ersten Testfahrten der Formel-1-Saison 2014. Von umgedrehten Verhältnissen war die Rede. Aber auch davon, dass vielleicht das ein oder andere Team bewusst auf eine gute Performance gesetzt hat, um die Konkurrenten zu schockieren. Auch wenn wir dies heute nicht bestätigen oder entkräften können steht fest, ein Team hat die Szene schockiert – und das ganz unfreiwillig. Es geht um Red Bull Racing, das zwar die Probleme von Jerez stellenweise beheben konnte, aber immer noch einen Haufen Arbeit vor sich hat. Wie sich der Rennstall nun in Bahrain geschlagen hat, können sie in der ausführlichen Testanalyse lesen. Außerdem gehen wir in dieser Ausgabe der Frage nach, ob man nun schon für die Zukunft handeln und sich gegebenenfalls einen anderen Motorenpartner ins Boot holen soll. Oder wäre das nur eine vorschnelle Entscheidung, schließlich kam man bislang mit Renault gut zurecht, alle WM-Titel holte man mit den Franzosen. Nicht zuletzt werfen wir einen gewagten Blick in die Zukunft. Wir besprechen jedes Rennen im Detail, auch wenn wir nicht mal selber glauben, dass es so kommen wird. Abwechslungsreich und wünschenswert - vor allem was den Ausgang der WM angeht - wäre ein solcher Saisonverlauf allerdings schon. Daniel Geradtz Herausgeber Formel-Woche Sauber

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Inhalt

Trends und Technik-Sorgen Top-4 schon sicher? Keine Alternativen für Red Bull News

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Block: Zu viel Wirbel um Nichts

9 Grün hinter den Motoren 10 Turbos im Vergleich: 500 PS mehr! Ungewöhnlich normal Die Benzin-Regeln

Sieht so der Weltmeister des Jahres 2014 aus?

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Inhalt

Hilmer wird Force-India-Nachwuchsteam iSport leitet Russian Time Erster Renault-F3-Fahrer fix News Florida Winter Series

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F1-Wintertests

Trends und Technik-Sorgen Die erste Bahrain-Testwoche schlägt in dieselbe Kerbe wie die Probefahrten in Jerez. Renault in Problemen, Mercedes voran. Und die F1-Autos sind schneller als gedacht. von Michael Zeitler ie dringendste Frage vor dem Bahrain-Test lautete: Haben Renault und Red Bull die gravierenden Probleme von Jerez lösen können oder nicht? Rückblende: Red Bull drehte gerade einmal 21 Runden, kaum ging man auf die Strecke, so musste man wegen erhöhten Temperaturen unter der Haube schon wieder an die Box zurück – oder kam erst gar nicht so weit. Seit dem ist aber Zeit verstrichen. Renault hat ein UpdatePaket für den Motor geschnürt, das vor der Bahrain-Testwoche von Lotus in Jerez getestet wurde – im Rahmen der Filmtage, die jedem Team zustehen. Dabei dürfen aber maximal 100 Kilometer gefahren werden. Lotus spulte diese ohne Schwierigkeiten ab. Toro Rosso hatte kurz darauf ebenfalls Drehtage in Misano – und wieder spukte die Renault-Technik.

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Was sind eigentlich die Probleme bei Renault? Grundsätzlich ist der Turbolader bei deutlich weiter hinten im Motorraum angeordnet als bei der Konkurrenz von Mercedes und Ferrari. Das führt zu Hitzestauungen, die vor allem die Energierückgewinnungssysteme lahmlegen. Diese beiden Systeme (durch kinetische Energie beim Bremsen, sowie Wärmeenergie vom Auspuff ) müssen gut in den restlichen Antriebsstrang integriert werden, deswegen muss Renault sie auch

wieder selber bauen. In den letzten Jahren hat Renault das KERS-System nicht im eigenen Haus entwickeln lassen – sondern von Magneti Marelli in Italien. Das rächt sich jetzt.

blemen nur 29 Runden! Der Vergleich zu Mercedes lässt alle Renault-Hoffnungen verblassen: Mercedes drehte mit ihren vier Kundenteams 1144 Runden, also fast doppelt so viel.

Das Hitzeproblem konnte man scheinbar etwas eindämmen. Red Bull hat für die Bahrain-Testwoche die Kühlauslässe deutlich vergrößert, was geholfen hat. Doch damit sind noch längst nicht alle Schwierigkeiten aussortiert. Auch die Hardware und Software macht Probleme. Deshalb laden Batterien nicht und das Zusammenspiel zwischen Turbolader, Motor und Energierückgewinnungssystem funktioniert nicht richtig. Anfällig ist das gesamte Renault-Paket nach wie vor für Hitze und vor allem für Vibrationen. Caterham hat das gesamte Paket am besten ins Auto integrieren können. Zwar läuft auch bei den Grünen nicht alles wie geschmiert, aber man ist derzeit das Renault-Zugpferd Nummer eins!

Auch Mercedes hat seine Probleme. Doch man ist auch deutlich schneller als die Konkurrenz. Das betrifft vor allem das Werksteam. Nico Rosberg fuhr bei seiner Wochen-Bestzeit nur eine Sekunde langsamer als bei seiner Pole-Runde 2013 in Bahrain. Von wegen, die neuen F1-Boliden sind so langsam wie die GP2-Rennwagen. Rosberg hatte sogar noch Luft nach oben: Im Gegensatz zu McLaren (+1,6 Sekunden) fuhr Rosberg noch nicht mal mit den ganz weichen Pneus, die noch fünf bis sieben Zehntelsekunden gebracht hätten. „Dann hatte ich auch noch zwei kleinere Fahrfehler.“

Renault flop, Mercedes top Die von Renault befeuerten Teams spulten in Jerez wieder nur 617 Runden ab. Das sind zwar schon mehr als in Jerez und auch mehr als Ferrari (555), doch Ferrari hat auch ein Kundenteam weniger und Ferrari-Kunde Marussia drehte wegen diversen Pro-

Das Fahren der neuen F1-Boliden ist nicht einfach. Besonders Adrian Sutil hat damit seine Probleme, aber auch alle anderen Fahrer und Teams. Das Brake-by-Wire-System führt zu Bremsbalance-Problemen und vielen Fahrfehlern. Kimi Räikkönen setzte seinen Ferrari kurz vor Ende der Testwoche sogar übel in die Leitplanken. Mercedes hatte damit schon in Jerez Probleme und hat für Bahrain das Bremssystem optimiert. Fazit: Besser, aber längst noch nicht perfekt.


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F1-Wintertests

Mehr zum Thema

Ausgabe 5/2014 Hintergründe und Analyse der Testfahrten in Jerez

1:33,283 1:34,263 1:34,910 1:34,957 1:36,445 1:36,513 1:36,718 1:37,066 1:37,180 1:37,328 1:37,367 1:37,569 1:38,707 1:38,974 1:39,837 1:39,855 1:40,224 1:40,443 1:40,472 1:41,670 1:42,130 1:42,511 1:42,534

Pirelli

Sakhir

LAT/Lotus

1. Nico Rosberg Mercedes 2. Lewis Hamilton Mercedes 3. Kevin Magnussen McLaren Mercedes 4. Jenson Button McLaren Mercedes 5. Nico Hülkenberg Force India Mercedes 6. Fernando Alonso Ferrari 7. Kimi Räikkönen Ferrari 8. Felipe Massa Williams Mercedes 9. Esteban Gutiérrez Sauber Ferrari 10. Valtteri Bottas Williams Mercedes 11. Sergio Pérez Force India Mercedes 12. Felipe Nasr Williams Mercedes 13. Pastor Maldonado Lotus Renault 14. Daniil Kvyat Toro Rosso Renault 15. Daniel Ricciardo Red Bull Renault 16. Kamui Kobayashi Caterham Renault 17. Sebastian Vettel Red Bull Renault 18. Adrian Sutil Sauber Ferrari 19. Jean-Eric Vergne Toro Rosso Renault 20. Romain Grosjean Lotus Renault 21. Marcus Ericsson Caterham Renault 22. Max Chilton Marussia Ferrari 23. Robin Frijns Caterham Renault 24. Jules Bianchi Marussia Ferrari

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Ergebnisse 2. Wintertests

In Bahrain war auch Lotus zum ersten Mal vertreten


6 Top-4 schon sicher?

Mercedes, McLaren, Ferrari und Williams geben derzeit den Ton an. Felipe Nasr dockt als Williams-Ersatzfahrer an. von Michael Zeitler ach zwei Testwochen, also acht von zwölf Tagen an der Piste ist es Zeit, die ersten Einschätzungen des Kräfteverhältnisses zu sortieren. Mercedes ist allen anderen ganz klar voran: Man war 1,6 Sekunden schneller als der erste Verfolger McLaren, fuhr dabei die Zeit sogar noch mit den härteren und damit etwas langsameren Pneus und Nico Rosberg gibt zu, bei seiner schnellsten Runde nicht ganz frei von Fehlern gewesen zu sein. Fazit: Mercedes ist der Klassenbeste. Aber auch das deutsche Werksteam ist nicht frei von Fehlern. Die meisten Probleme sind die bei Wintertestfahrten üblichen Kinderkrankheiten. Einmal parkte Rosberg das Auto sicherheitshalber, weil ein Sensor sinkenden Öldruck meldete. Ein anderes Mal sank der Wasserdruck im Motor. Dann gab es noch einen Hydraulikschaden. Der Deutsche würgte zudem bei einer Startübung ausgangs der Boxengasse den Motor ab – die Rennwagen der Generation 2014 sind nicht nur schwieriger auf der Bremse zu handeln, sondern auch beim Anfahren. Der Grund des letzten Defekts wurde bis Redaktionsschluss noch nicht aufgeklärt.

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Auch das Mercedes-Triebwerk läuft nicht ganz perfekt. Williams verlor quasi den ganzen ersten Tag, weil eine Benzinpumpe streikte. Doch die Mercedes-Teams sind derzeit der Konkurrenz voraus. McLaren spielt aktuell die Zweite Geige. Auf Platz drei scheint sich Ferrari einzuordnen. Auch bei den Roten hakt es an der einen (Getriebe) oder anderen (fehlerhafte Datenübertragung) Stelle. Intern heißt es, man hätte bei den Rundenzeiten noch Luft nach oben, doch insgesamt scheint man den Besten doch ein Stück weit hinterher zu sein. Williams überrascht dank Motoren Auf Rang vier liegt derzeit das Williams-Team. Fast alle freuen sich über die sich andeutende Wiederauferstehung des Traditions-Rennstalls – natürlich vor allem dank des bärenstarken Mercedes-Motors. Bei Williams läuft aber alles auch relativ zuverlässig (mit 322 Runden war man Fleißigster in Bahrain). Am vierten Testtag saß Felipe Nasr am Steuer. Der Brasilianer wurde inzwischen als Testfahrer bestätigt. Eingeplant sind auch fünf Einsätze bei Freitagstrainings – woran

Daimler

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F1-Wintertests

Die Power von Mercedes scheint 2014 das Maß der Dinge zu sein

der Gesamt-Vierte der letztjährigen GP2-Saison aber nicht glaubt: Die Regeländerungen seien zu tiefgreifend, um ausreichend Zeit für solche Probefahrten zu haben. Williams darf sich dank Nasr auch über einen weiteren brasilianischen Geldgeber freuen: Banco de Brasil, eine Großbank. Auch der Mineralölkonzern Petrobras kehrt wieder zu Williams zurück und will für den Rennstall von Frank Williams auch eine Performance und Zuverlässigkeit steigende Benzin- und Schmiermittelentwicklung betreiben. Den ganz großen Fisch, den Williams an der Angel hat, wird aber der Spirituosenhersteller Martini sein. Nach Verhandlungen mit McLaren und Ferrari einigte sich der Traditionssponsor (Brabham, Lotus, Ferrari) mit Williams über ein Titelsponsoring, das Anfang März offiziell verkündet werden und auch die Lackierung der Rennwagen maßgeblich bestimmen soll. Eingefädelt hat den Deal offenbar Zak Brown, ein Geschäftsmann und Amateurrennfahrer, der auch im Besitz zahlreicher historischen F1-Rennwagen ist, die er immer wieder zu Rennzwecken ausführt.

Topspeeds 22,2 km/h höhere Geschwindigkeit Die Rundenzeiten in Bahrain waren bei den Testfahrten schon fast so schnell, wie im Qualifying 2013. Die Strecke in Manama hat viele lange Geraden, der Abtriebsverlust durch die Regeländerungen schlägt hier nicht so stark zu Buche wie auf anderen Pisten. Die Turbomotoren leisten unterm Strich bis zu 100 PS mehr, daher sind in Bahrain auch 22,2 km/h höhere Topspeeds gemessen worden! Renault hinkt Mercedes übrigens um mehr als 30 km/h hinterher – allerdings fuhren die Renault-Teams noch gedrosselt. MZ


F1-Wintertests

Keine Alternativen für Red Bull Red Bull muss die Probleme mit Renault lösen, denn Alternativen gibt es trotz zahlreicher Spekulationen keine. von Michael Zeitler Am zweiten Testtag spulte Weltmeister Sebastian Vettel 59 Runden ab – also mehr als eine gesamte Renndistanz in Bahrain. Doch die beiden folgenden Tage ließen die Hoffnungen auf einen Durchbruch schon im Keim ersticken: Wieder hakte es am Antriebsstrang, der Software und am Getriebe. Immerhin hat ein vergrößertes Kühlsystem die HitzeProbleme etwas eingedämmt, doch als Vettel am ersten Tag wegen eines Bremsschadens liegen geblieben ist, wurde es unter der Haube sofort wieder heiß und er musste zum Feuerlöscher greifen. Eigenentwicklung mit Cosworth? Nach der Testwoche in Bahrain lässt sich festhalten: Die gravierenden Hitze-Probleme sind gut bearbeitet worden, doch der Red Bull Renault ist – für einen Wagen von Adrian Newey nicht ungewöhnlich – an vielen Ecken und Enden unzuverlässig. Selbst wenn Vettel und Daniel Ricciardo in Melbourne in drei Wochen die Zielflagge sehen werden, nur die wenigsten können sich vorstellen, dass Red Bull mit fünf Antriebseinheiten pro Fahrer über die Saison kommen wird – aber das gilt wohl für viele Teams.

Giancarlo Minardi hat vorige Woche Gerüchte in den Umlauf gebracht, wonach sich Red Bull wegen den Renault-Problemen nach einem neuen Partner für 2015 umsehen werde. Motorsportkonsulent Dr. Helmut Marko dementierte dies gegenüber der Sport-Bild zwar, doch er bestätigt, dass man einen leistungsbezogenen Vertrag mit Renault habe. Es gibt für Red Bull aber auch keine Alternativen. Mercedes und Ferrari würden sich ins eigene Fleisch schneiden, wenn sie ihren Hauptkonkurrenten der letzten Jahre auch noch mit besseren Motoren ausstatten würden. Das wird also nur passieren, wenn sich die beiden Werksteams davon einen eigenen (Wettbewerbs)Vorteil erhoffen. Honda ist ein exklusiver Partner für McLaren. Bleibt also nur noch eine Eigenentwicklung mit dem unabhängigen Hersteller Cosworth. Dass es dazu kommt, ist aber äußerst unwahrscheinlich. Die Technikpartnerschaft mit Infiniti (einer NissanLuxusmarke) könnte übrigens ebenfalls beendet werden, zumindest nach dem Auslaufen des Vertrags 2015. Infiniti hatte sich offenbar mehr technische Kooperation erhofft.

Und die anderen Teams? Viele Teams haben noch Hausaufgaben bis zum Saisonstart in drei Wochen zu erledigen. Force India holte sich zwar am Mittwoch die Tagesbestzeit, doch erstens fuhr Nico Hülkenberg dabei mit den schnellsten supersoft-Reifen und zweitens waren die anderen Tage von technischen Problemen geprägt. Zwei Mal muckte bei Force India der MercedesAntriebsstrang. Das beste Renault-Team könnte indes Lotus sein. Zwar kam man wegen diverser Zuverlässigkeitsprobleme kaum zum Fahren (nur 111 Runden, weniger drehte lediglich Marussia), doch die Probleme schiebt man Renault in die Schuhe und verweist darauf, dass man abgesehen von der Zuverlässigkeit ein sehr schnelles Auto habe. Bei Sauber ist sowohl der Speed, als auch die Zuverlässigkeit durchwachsen. Caterham drehte Runde für Runde, doch so richtig auf Touren kam man nicht. Kamui Kobayashi gab ungeniert zu: „Dem Renault-Motor fehlt es auch an Leistung.“ Immerhin landete er vor Weltmeister Sebastian Vettel, zu dessen Teamkollege Daniel Ricciardo fehlten auch nur ein paar Tausendstel. Auch bei Toro Rosso zwickt es an allen Ecken und Enden. Marussia gehörte zu den Überraschungen der JerezTestfahrten, doch zahlreiche Probleme ließen das Team in Bahrain fast gar nicht zum Fahren kommen. Jetzt hat man neue Teile nach Bahrain einfliegen lassen, mit denen man am Samstag noch einen abschließenden Shakedown durchgeführt hat. MZ

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Pirelli

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News

Crook in Ehren Tony Crook ist Ende Januar im Alter von 93 Jahren gestorben. Der Brite fuhr in den 40er und 50er Jahren hunderte Rennen in Großbritannien. 1952 und '53 war er auch beim Großbritannien GP am Start. Das Rennen 1952 beendete er mit seinem Frazer Nash Bristol auf Rang 21. Später wurde er Inhaber der britischen Autofirma Bristol, verkaufte diese aber 2007. Vier Jahre später wurde Bristol Cars aufgelöst. MZ Verlängerung in Australien? Immer wieder wird über rote Zahlen und Gegner des Australien GP berichtet. Trotzdem soll der Vertrag nun vor dem Saisonauftakt in Melbourne verlängert werden. Bis Ende 2020 wird wohl im Albert Park der Sieger des Australischen Grand Prix ermittelt werden. MZ US-Medienmogul in F1-Kauflaune Bernie Ecclestone hat den ersten Gerichtsprozess in London gewonnen. Trotzdem halten sich hartnäckig Gerüchte, wonach die Tage des 83-jährigen Briten als F1-Boss gezählt sind. Als Nachfolger galt unter anderem Justin King, ein Manager, dessen Sohn Jordan King in der F3-Europameisterschaft für Carlin startet. Ecclestone schloss King als seinen Nachfolger aber aus: Er hätte keinerlei Motorsporterfahrung. Zuletzt hieß es aber auch, dass Ecclestones Nachfolger zumindest nicht aus dem F1-Umfeld kommen soll. Währenddessen gibt es Gerüchte, dass der US-Medienmogul John Malone 49 Prozent Anteile der Formula One Group von der Investmentfirma CVC kaufen will. CVC will derzeit aber wohl nichts veräußern. MZ

8 Quali-Format verändert Das Qualifying sorgte 2013 für ein paar kritische Stimmen. Reifenhersteller Pirelli bringt pro Fahrzeug zwölf Reifensätze mit, die im Qualifying und Rennen eingesetzt werden. Viele Fahrer verzichteten im letzten Qualifyingabschnitt drei auf eine schnelle Runde, um für das Rennen einen Satz Reifen zu sparen. Durch die schnell abbauenden Pirellis und die dadurch häufigen Reifenwechsel waren mehr Sätze im Rennen ein großer Vorteil. 2014 hat Pirelli härtere Mischungen konstruiert, trotzdem wird man auch das Qualifying etwas ändern, um in Q3 fahrende Autos zu garantieren. Das erste Drittel Q1, bei dem die Startplätze 17 bis 22 ausgefahren werden, dauert nur noch 18 statt 20 Minuten. Alle Fahrer, die das Q1 schaffen (also die besten 16) bekommen einen zusätzlichen Satz weiche Reifen. In Q2 werden dann die Startplätze elf bis 16 ausgefahren, in Q3 dann wie gewohnt die besten zehn Fahrer. Die Fahrer in Q3 müssen jedoch den geschenkten Satz weichen Reifen verwenden und dürfen den nicht fürs Rennen aufsparen. Außerdem wird das Q3 von zehn auf zwölf Minuten verlängert. Die Teams haben diesen Änderungen bereits zugestimmt, das Abnicken der F1-Kommission gilt nur noch als Formsache. MZ Ferrari in Südafrika Ferrari-Testfahrer Marc Gené hat auf einem abgesteckten 1,48 Kilometer langen Kurs in Johannesburg Demorunden im F1-Ferrari von 2009 gedreht. MZ Fahrer in Reichtum Manche F1-Teams sind in finanziellen Nöten und brauchen Bezahlfahrer, andere überweise beträchtliche Summen auf das Konto ihrer Piloten. Lewis Hamilton und Fernando Alonso sollen laut TheRichest.com 20 Millionen Euro pro Jahr verdienen, Weltmeister Sebastian Vettel und Jenson Button jeweils 16 Millionen, Nico Rosberg immerhin noch elf Millionen Euro! MZ TV-Zahlen im Rückgang 50 Millionen TV-Zuschauer weltweit hat die Formel-1 verloren, damit schalteten noch 450 Millionen Zuschauer pro Rennen ein. Die größten Verluste gab es in China, die meisten Gewinne in der USA. Trotz dieses negativen Trends setzt F1-Zampano Bernie Ecclestone künftig wohl noch verstärkter auf Bezahlfernsehsender. Sie sorgen für die F1-Szene zwar für mehr Einnahmen (die entsprechenden TVVeranstalter zahlen mehr), doch das kostet logischerweise auch weitere Zuschauer. MZ


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Block

Immer wieder erheben wir von „Formel-Woche“ den Zeigerfinger und verweisen darauf, dass die Formel-1 die Sportelemente mehr betonen sollte als die Show-Anteile. Ja, die Formel-1 lebt von den Zuschauern und die wollen vor allem spannende Rennen sehen. Doch man darf nicht vergessen, dass es sich hierbei um einen sportlichen Wettkampf handeln sollte und da haben meines Erachtens Elemente wie schnell abbauende Pirelli-Reifen, Überholhilfen wie DRS oder andere Spielereien nichts verloren. 2014 werden beim Saisonfinale erstmals doppelt so viele Punkte wie bei den anderen Rennen vergeben. Wieder sehen hier viele eine Tendenz hin vom Sport zur Show. Dass entsprechende Motive hinter der Änderung stecken, das wird kaum jemand bezweifeln. Natürlich geht es in erster Linie darum, die Weltmeisterschaft so lange wie möglich spannend und offen zu halten. Meiner Meinung nach gibt es bei dieser Diskussion aber zu viel Wirbel um Nichts. Ich bin kein Fan der doppelten Punkte zum Saisonfinale, aber die Formel-1 hat weiß Gott andere Probleme. Und dass man die Meisterschaft so lange wie möglich offen halten will, das ist ja nichts Verwerfliches. Natürlich bekommt das Finale mehr Gewicht, aber die 18 Rennen zuvor sind alles andere als unwichtig. Von einer Entwertung der ganzen Saison kann also nicht im geringsten die Rede sein. Und man muss auch nur mal den Blick über den Tellerrand werfen. In manchen Sportligen wie in der NBA (der amerikanischen Basketball-Liga) kommen die besten Teams der Saison ins Playoff – hier wird alles auf null gestellt und es entscheidet sich erst die Meisterschaft. Dieses System hat längst auch schon die in Amerika so populäre NASCARRennserie übernommen. Wer ein Rennen in einer Saison gewinnt und wer die Meisterschaft innerhalb einer bestimmten Platzierung beendet, der kommt in das so genannte Chase. Hier werden die Punkte wieder auf null gestellt und hier wird der Titel entschieden. Das ist noch viel krasser als in der Formel-1 jetzt die doppelten Punkte. Michael Zeitler Der Chase des NASCAR-Sprint Cup ist entscheidet die Titelvergabe. ©Getty Images

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Zu viel Wirbel um Nichts


10 Grün hinter den Motoren

Was die erste Formel-1-Saison des neuen Zeitalters bringen wird, steht noch in den Sternen - und in der Kristallkugel, aus der wir einen satirischen Rückblick auf 2014 wagen...

1 – Australien GP Die Umstürze haben den notorisch aufgeregten Zirkus in einen wirren Bienenschwarm verwandelt. Nur Kimi Räikkönen bleibt cool. Bereitwillig steht er der Weltpresse vor dem Auftakt Rede und Antwort, beim Thema Startnummern wird der Finne jedoch schmallippig: „Die Quersumme der Anzahl meiner Weltmeistertitel multipliziert mit der Nummer des Teamkollegen, abzüglich meiner bisher absolvierten Jahre in der Formel-1 plus sechs ergibt meine Wunschzahl.“ Auf die Nachfrage, warum er sich ausgerechnet für den nichtssagenden Faktor sechs entschieden habe, antwortet Kimi: „Warum nicht?“ Schwer, Einwände zu finden. Rein sportlich wird das erste Angasen zum befürchteten Fiasko. 15 Autos qualmen, auch Red Bull zählt zu den Opfern des Defektteufels. McLaren feiert einen Doppelsieg, wobei Ron Dennis alle Pokale für sich beansprucht. Der Abiturient nennt so etwas „Hierarchie“.

Red Bull Content Pool

von Johannes Mittermeier Noch können wir uns nicht vorstellen, was das kommende Formel-1-Jahr für die Fans bereit hält. Doch ein Blick in unsere Kristallkugel verrät, welche Pleiten, Pech und Pannen die Saison begleiten werden und welch unerwarteter Weltmeister am Ende jubeln darf.

Pirelli

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Satire

2 – Malaysia GP Neue Regeln, neue Mittel, neue Wege: Die Bordcomputer (altdeutsch: Lenkrad) werden um mobile Features erweitert. Zweck der Übung ist, dass die entschwebten Formel-1-Stars den einfachen Fan stärker ansprechen. Von selbst verfassten Facebook-Posts und hastig getippten Tweets während der Rennen erhoffen sich Social-Media-Experten einen Zugang zur virtuellen Ebene. Lewis Hamilton hat diesen Status geteilt. Nachdem es an selber Stelle 2013 ein paar wenige Debatten um Teamorder gegeben hatte, liegt der Fokus diesmal auf Multi-media des 21. Jahrhunderts. Nico Rosbergs Triumph aber geht in der proppenvollen Timeline unter - außer bei Kumpel Hamilton, der dies favorisiert.

3 – GP Bahrain Zum Zehnjährigen hüllt sich die Wüste in dunkles Ambiente. Wie frevelhaft, denn in der Schwärze der Nacht sind die bildschönen Boliden höchstens schemenhaft zu erkennen. Dabei könnte man sich gar nicht satt sehen an den getunten Frontpartien. Manche wirken innovativ, andere grazil, wieder andere anrüchig. Wer hat den längsten Rüssel? Die Nase des Toro Rosso sieht aus, als würde vor ihr ein reizendes Heck wackeln. Das leuchtet ein, sie kommt schließlich: Aus Puff. Rotlichtmilieu bei Rosenwasser, zum Glück brauchen den Kindern nicht die Augen verdeckt werden - es ist ja finster. So wie die Miene von Kimi Räikkönen, der seinen angestammten Siegeschampus bitterlich vermisst. 4 – GP China Während Romain Grosjean von der Pole Position startet, rollt Pastor Maldonado das Feld von hinten auf. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, nicht zuletzt dafür wurde der Lotus-Gabelstapler auch konzipiert. Pastors unchristlicher Fahrstil überprüft das aufgemotzte Strafensystem bereits im zweiten Rennen auf Herz und Nieren. Diagnose: Lungenembolie...


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Ferrari

7 – Kanada GP Obwohl Saugmotoren bekanntlich durch Turbos ersetzt wurden, hat Ferrari einen Sauger in seinem Wagen verbaut. Genauer gesagt in der Nase, nämlich den Staubsauger. Groß ist der Aufschrei, als der integer recherchierende Boulevard die Fakten auf den Tisch knallt. In Kooperation mit dem krisenerprobten Fußball-Weltverband FIFA beschließt die FIA, die Periode der Sauger nachträglich auszudehnen. „Aus triftigen Gründen“, wie es offiziell heißt. Ferraris Modell sei damit regelkonform, erklärt Joseph Todt. Pardon: Jean Blatter. Wie auch immer. Felipe Massa gewinnt für Williams, wohingegen Lewis Hamilton im siebten Rennen zum vierten Mal mit leerem Tank strandet. Der vollgassüchtige Brite muss an seinem Sprit-Management feilen.

6 – Monaco GP Die Formel-1, ein Vorbild für‘s Leben: Man schont mit geregeltem Spritverbrauch die Umwelt, beugt Lärmbelästigungen vor und achtet durch moderates Tempo auf die Sicherheit im Straßenverkehr. Gut, ab und an wirkt die Fortbewegung recht gemächlich, aber spätestens seit der Einführung einer Linksabbiegerspur lassen es die Piloten ruhiger angehen - ansonsten droht harte Sühne. PistenRowdy Sergio Pérez spürt sie sogleich. Da er in den verwinkelten Gassen Monte Carlos den verbindlichen Schulterblick missachtet, wird ihm der Sieg konsequenterweise aberkannt.

8 – Österreich GP Die F1 goes Steiermark - und fremdelt. Eigentlich passt ein Rennen in Österreich so gar nicht in den Kalender, zu affektiert sind die Verhältnisse in Zeltweg, wenn man die Anlage mit den organisch gewachsenen Veranstaltungen in den Emiraten vergleicht. Fernando Alonso umrundet den seelenlosen Kurs mit dem Fahrrad und plumpst bei der Zeitenanalyse fast vom Sattel - drei Zehntelsekunden schneller als auf motorisiertem Gefährt. Der Spanier ist überzeugt: „Jetzt werde ich Weltmeister!“ Anderntags strampelt er zu einem überlegenen Start-Ziel-Sieg, seine umweltschützende Note prämiert der Weltverband zudem mit der grünen Plakette. Red Bull wähnt sich im Aufwärtstrend: Angetrieben vom Heimvorteil stolpern Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo über die Qualifikationshürde. Der milde Hoffnungsschimmer verglüht, als auf dem Weg zur Startaufstellung weißer Rauch aufsteigt. Habemus Getriebe.

BMW

Teilerfolg für Red Bull: Ein Auto schafft fast die halbe Renndistanz. Das andere nicht. 9 – Großbritannien GP Wieder zeigt England das, was es am besten kann: Das Wochenende ist verregnet, das Chaos bricht aus. Bernie Ecclestone gibt gleich seinen neuesten Coup bekannt. Silverstone soll die erste Piste in einer Halle werden. Natürlich auch mit einer Bewässerungsanlage, die vom Briten höchpersönlich gesteuert weden kann. Angesichts der Entwicklungen wird der Grand Prix zur Nebensache. Auch dass die heimischen Piloten nicht in Fahrt kommen, interessiert niemanden. Stattdessen laufen die Bemühungen, Ecclestone hinter Gitter zu bringen, bevor er noch mehr Unheil anrichtet. Es gewinnt Sebastian Vettel.

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5 – Spanien GP Angesichts der erneut grassierenden Langeweile sieht sich die FIA in der Pflicht, unverzüglich zu intervenieren. „Eine katastrophale Show“ hätte der vergangene Lauf geboten, nörgeln die Gelehrten. Der vorhersehbare Rennausgang - Nico Hülkenberg (Force India) vor Valtteri Bottas (Williams) und Max Chilton (Marussia) - riss keinen Beobachter mehr vom Hocker. Auf dem Circuit de Barcelona wird die Monotonie unerträglich: Wie zu erwarten war, hat Kamui Kobayashi im Caterham die Nase vorn. Nie enthielt dieser Sinnspruch so viel Wahrheit wie heute.

Satire


10 – Deutschland GP Im Zuge der ökologischen Nische, die es zu besetzen gilt, statuiert die Formel-1 ein Exempel. Demonstrativ benutzt man für den diesjährigen Deutschland-GP die Route des alten Hockenheimrings. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus, und dass die legendären Passagen beim Umbau aufgeforstet wurden, macht die Erkundung der Botanik umso (bio)logischer. Erfreulicher Synergieeffekt: Endlich können die MähdrescherFrontflügel ihre Daseinsberechtigung nachweisen. Rennsieger Pastor Maldonado strahlt, weil großflächiges Umpflügen seine Stärken betont. Lewis Hamilton ist im Wald verschollen. Pirelli

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Satire

12 11 – Ungarn GP Romain Grosjean landete in den vergangenen fünf Rennen jeweils auf Rang drei, wartet allerdings weiterhin auf seinen Premierensieg in der Spritspar-Formel-1. Den holt sich McLaren-Rookie Jan Magnussen, indem er annähernd schnell langsam fährt. Viel bedeutender: Die Regelhüter aktualisieren nach schier endlosem Stillstand den Strafenkatalog - irgendwie müssen die grau melierten Herren ihre Stundensätze ja rechtfertigen. Demnach darf in Kurven, die einen bestimmten Radius unterschreiten, nicht mehr nebeneinander gefahren werden. Auf Geraden mit einer Länge zwischen 475 und 790 Metern beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit fortan 180 Stundenkilometer, was Überholvorgänge provozieren soll. Unabhängig davon werden Fahrern für Manöver, die ohne DRS-Einsatz erfolgen, drei Strafpunkte verrechnet. Ohne Interpretationsspielraum. Vor allem letztere Buße solle der Abschreckung dienen, ist aus FIA-Kreisen zu vernehmen.

12 – Belgien GP Sanfter Kulturschock zum Ferienende: Fahren die Piloten vergleichsweise ungern in Ungarn, haben sie in Spa Spaß. Besonders mit der Philosophie der knausrigen Verhältnisse fühlt sich die Formel-1 in Spa(r) wohl und heimisch. Lewis Hamilton führt, bis er 23 Runden vor ultimo die letzten Tropfen Benzin verbraucht. Entnervt wirft Lewis daraufhin das Handtuch: „Das ist doch kein Racing mehr, das ist ein schlechter Scherzinger“, empört sich das Naturtalent. Mercedes verpflichtet Nick Heidfeld, der im nächsten Lauf aus dem Stand - natürlich nicht gewinnt. Aber guter Zweiter wird. Bei Sebastian Vettels Red Bull fliegt in der Einführungsrunde die Antriebswelle aus dem Wagen. Kann passieren.

14 – Singapur GP Im krassen Kontrast zu den konservativen Haushaltsplänen scheint die Nachtschicht in Singapur Löcher von kraterartigen Ausmaßen in das Budget zu fräsen. Entwarnung folgt erst, als bekannt wird, dass es sich bei der Streckenbeleuchtung um tonnenweise recycelte Neonröhren handelt. Die Reifen, penetrantes Ärgernis 2013, sind zum Randthema verkommen. Mussten die Piloten im Vorjahr in der dritten Kurve der ersten Runde mit dem Schonen beginnen, wurde inzwischen ein Quantensprung vollzogen. Nun dürfen die Pneus mit brachialer Gewalt ans Limit geprügelt werden, bis zur ersten Kurve der dritten Runde. Das freilich ist abträglich für die Show, weil die Rennen statisch und taktierend werden. Jenson Buttons biederer Ritt von Platz 18 auf 1 kann den neutralen Zuschauer daher nicht wirklich begeistern.

13 – Italien GP Zur allgemeinen Überraschung gelingt Vettel zwei Wochen später in Monza der erste Saisonsieg. Nachdem er im Highspeed-Mekka mit dem Bobbycar seines Sohnes Sepp die Konkurrenz deklassiert, entwickelt das Fahrerlager ungeahnte Koalitionen. Fernando Alonso spricht aus, was viele denken: „Keine Kunst mit dem besten Auto!“ Auch die Fans zeigen sich undiplomatisch, pfeifen den Deutschen gnadenlos aus. Doch Vettel steht über den Dingen. Er pusht sein Ego mit einem Brause-Drink, schaukelt lässig die Eier im Pool und fuchtelt vor jedem, der es nicht sehen will, mit dem ausgestreckten Zeigefinger herum.


16 – Russland GP Die Formel-1 betritt Neuland, wie Angela Merkel bei der feierlichen Eröffnung des Sotschi International Street Circuit nebst Wladimir Putin bemerkt. Russland ist ein toleranter Staat, jeder darf sagen, was Putin denkt. Und Putin denkt einiges. Zum Beispiel, dass dieses Schneckenrennen ziemlicher Unfug ist. Wenigstens entschädigt das viele verpulverte Geld für die öde Kreisfahrerei, noch dazu, weil es so wunderbar symbolisch in Abgasen ausgestoßen wird. Putins Paradedisziplin: Vermeintliche Sportveranstaltungen unter dem Deckmantel politischer Mandate. Es interessiert zwar keinen, aber das Protokoll verlangt, zum Schluss einen Sieger zu küren. Die Roulettekugel fällt auf ToroRosso-Pilot Daniil Kvyat, der, wie es der Zufall so will, unter russischer Flagge startet. 17 – USA GP Einige NSA-Mitarbeiter nölen über mangelnde Herausforderungen, also hören sie in der Formel-1 den Funkverkehr und die Motoren ab. Der Auftraggeber bleibt anonym, einzig schwacher Hinweis ist eine Meldung auf Twitter: „Forza NSA!“ Kimi Räikkönen hatte nach seinem Sieg von Bahrain wegen „anhaltender Rückenschmerzen“ eine „schöpferische Pause“ einlegen müssen, die „unumgänglich“ war. Als ihn geldgierige Leserreporter beim Rallye-, Jetskiund Motocrossfahren erwischen, steigt er in Texas wieder in den roten Sauger und gewinnt so mürrisch wie mühelos.

Pirelli

18 – Brasilien GP Red Bulls schwerste Tage: Obwohl nominell im Ruhezustand, haucht der zickige RB10 bereits beim Transport vom Laster in die Garage seinen Geist aus. Sebastian Vettel, entthronter Weltmeister, kann nicht einmal das freie Training bestreiten. Um den Schlamassel zu komplettieren, meldet sich der Stänkerer aus der Ferne namens Mark W. zu Wort: „Quite bad for a number two driver“, ätzt er in Richtung seines früheren Team-„Kollegen“. Mit einem abermaligen Husarenstreich kürt sich Nico Hülkenberg zum designierten Weltmeister 2014. In São Paulo erfährt der Deutsche endlich Anerkennung für seine überragenden Leistungen: Zur kommenden Saison erhält er einen Vertrag bei Sauber.

19 – Abu Dhabi GP Im Sinne der faktisch entschiedenen WM entschließt man sich dazu, die doppelten Punkte nicht ausschließlich beim letzten Rennen zu verteilen; stattdessen wird die spannungsfördernde Regel rückwirkend auf die gesamte Saison bezogen. Hauptprofiteur ist Adrian Sutil. Der unauffällige Sauber-Pilot stand zwar noch immer nicht auf dem Podest, beendete dafür sämtliche 20 Läufe als souveräner Vierter. Konstanz, die mit dem Titel des Fahrerweltmeisters belohnt wird - völlig verdient. Für das nächste Jahr wird ein Deal mit Force India ausgehandelt... Derweil sorgt man sich in der Führungsriege um den ökologischen Aspekt, der bei Autorennen dramatisch zu kurz käme. Nach hitzigen Debatten hat Bernie Ecclestone an Heiligabend ein Weihnachtspräsent für alle Formel-1-Fans parat: Seinen Nachfolger. Es ist Ex-SPD-Politiker Gabriel, der den Chefsessel in den Ressorts Wirtschaftswachstum, Ressourcenallokation und Genossenschaft übernimmt. Eine würdige Wahl, denn bei Gabriel ist der Wille zum Erfolg schon im Vornamen verankert: Sieg-i. Als erste tiefergreifende Maßnahme befreit er die Branche von luftverpestenden Abgasen. Motoren und Treibstoff sind Vergangenheit, ab 2015 steht die Formel-1 ganz im Zeichen der erneuerbaren Energie Wind. Die Zukunft wird effizient. Volle Kraft voraus!

FORMEL-WOCHE 8/2014

15 – Japan / Grünland GP „Wir sind nicht umweltfreundlich genug“, ruft Bewährungshelfer Bernie Ecclestone seine Banditen zum Handeln auf. Die FIA reagiert, indem sie statt der Ressourcen-belastenden Reise nach Japan den Großen Preis von Grünland ins Programm nimmt. Die Caterham-Boys spielen ihren Farbenvorteil aus, und Kamui Kobayashi ist nach seinem zweiten Saisonsieg plötzlich mittendrin im Titelrennen, das eher an einen Dauerlauf erinnert. Oder an gemütliches Joggen. So flott wären sie bei Red Bull gern. Und so ausdauernd. Beide Boliden bleiben bereits auf dem Weg zur Boxenampel stehen.

Satire

Pirelli

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14 Turbos im Vergleich: 500 PS mehr!

Daimler

In den 80er Jahren leisteten die damals eingesetzten Turbo-Motoren bis zu 1400 PS. Worin liegen die Unterschiede zu den Motoren, die 2014 zum Einsatz kommen? von Michael Zeitler ie Formel-1 startet 2014 in die zweite Ära der TurboMotoren. Doch anders als in den 1970er und '80er Jahren haben die Rennställe dieses Mal nicht die Wahl zwischen mehreren Antriebskonzepten: Das Reglement schreibt für die Zeit ab 2014 den Einsatz von Turbos vor. Damit gehören Sauger zumindest für die nächsten Jahre der Vergangenheit an. Einher mit dieser Änderung geht auch das Downsizing der Aggregate. Statt sechs Zylinder werden nun nur noch vier Zylinder verbaut werden. Wir fassen die wichtigsten Unterschiede den Turbos zusammen.

D 2014 Ladedruck Umdrehungen Hubraum Zylinder

FORMEL-WOCHE 8/2014

Vergleich Turbo-ra

1977-'88

Eigentlich sollten 2014 nur vier Zylinder erlaubt werden, aber Teams wie Ferrari schrien lautstark auf – sie fürchteten um den Status der Königsklasse. Nun schlummern 2014 V6-Motoren unter der Haube der F1-Boliden.

Die Motorenkonzepte waren damals noch frei, das betraf auch die Zylinderzahl. Trotzdem hatten alle Turbos entweder sechs oder gar nur vier Zylinder. Der vorgeschriebene kleine Hubraum hätte die Zylinder sonst zu klein geraten lassen.

Der Hubraum ist beschränkt auf 1,6 Liter. Letztes Jahr hatten die V8-Saugermotoren noch einen Hubraum von 2,4 Liter.

Der Hubraum war beschränkt auf 1,5 Liter. Saugermotoren durften zur selben Zeit über drei, später sogar über 3,5 Liter Hubraum verfügen.

Maximal sind 15.000 Umdrehungen pro Minute gestattet. 2014 wird es aber wohl erstmals dazu kommen, dass die F1-Motoren gar nicht voll aufgedreht werden. Denn die Durchflussmenge des Benzins ist bei 10.500 Umdrehungen auf optimalem Stand.

Die Turbos drehten in den 80er Jahren rund 12.000 Umdrehungen pro Minute. Der dumpfe, aber eben kraftvolle Klang der Motoren war auch darauf zurückzuführen. Vom Sound her muss man sich daher auch 2014 keine Sorgen machen.

Eigentlich ist der Ladedruck nicht begrenzt. Doch durch die verschiedenen Regelvorgaben insbesondere in Sachen Effizienz (nur fünf Motoren sind pro Saison erlaubt) wird er bei rund zwei bis drei bar liegen. Damit wird er ähnlich der Aufladung sein, die man 1988 zuletzt verwendete.

Zunächst war damals kein maximaler Ladedruck vorgegeben. Im Rennen hatten die besten Hersteller wohl 4,5 bar Aufladung, im Quali sogar sechs bar! 1987 wurde auf vier bar beschränkt, 1988 auf 2,5 bar. Damit sollten nach und nach immer mehr Nachteile für den Turbo gegenüber dem Sauger entstehen.


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Vergleich Turbo-ra

Das Turboloch war in den 80er Jahren ein großes Problem, das auch das Fahrverhalten der Autos bestimmte. Gerade auf engen Kursen waren die Sauger daher noch lange im Vorteil. Man versuchte durch zwei kleinere Turbolader (statt eines großen) das Turboloch zu umgehen, später war die erlaubte Aufladung geringer und das Problem des Turbolochs löste sich immer mehr.

Benzinmenge

Ein schwerwiegender Grund für die beschränkte Leistung der Turbo-Motoren liegt in der beschränkt erlaubten Benzinmenge: 100 Kilogramm (rund 130 Liter) sind maximal erlaubt. Damit verbrauchen die F1-Motoren auf 100 Kilometer rund 43 Liter – 22 weniger als noch 2013. Seit 1993 ist in der Formel-1 ein normales Tankstellenbenzin vorgeschrieben, zumindest zu 99%. Ein Prozent wird aber fleißig entwickelt, genauso auch im Bereich der Schmiermittel, für verbesserte Zuverlässigkeit.

Auch in den 80er Jahren wurde die erlaubte Benzinmenge nach und nach verringert: 1984 waren 220 Liter erlaubt, 1986 195 Liter und 1988 150 Liter. Die Teams froren den Sprit ein um mehr Volumen zu gewinnen: Pro zehn Grad Abkühlung konnte man ein Prozent Kraftstoff gewinnen. Zudem wurden auch mit Benzingemischen experimentiert. BMW soll Raketentreibstoff verwendet haben, der den Sessions unmittelbar aus dem Fahrzeug abgelassen werden mussten, sonst wurde der Tank zerstört!

Die Turbo-Motoren bestehen 2014 aus mehreren Einzelteilen. Durch die ERS-Energierückgewinnungs-systeme (durch Abgase und Bremsenergie) wird ein Elektro-Motor gespeist, der rund 150 PS zusätzlich zum Verbrennungsmotor liefern wird. Damit haben die F1-Fahrer wohl bis zu 850 PS unterm Hintern – und damit 100 PS mehr als noch im Vorjahr.

An die erste Turbo-Generation ragen die neuen Triebwerke bei weitem nicht heran. Gerade 1986, bevor den Motoren immer mehr Restriktionen auferlegt wurden, erzielte man astronomische Werte. Im Qualifying soll 1986 der BMW 1400 PS geleistet haben. Im Rennen schaffte man noch immer 900-950 PS. Anfangs konnte die Kraft nicht auf die Strecke gebracht werden.

Während die ersten Turbo-Motoren rein wegen der Leistungssteigerung den Weg in die Formel-1 fanden, ist das Reglement 2014 voll auf Effizienz ausgelegt. Nicht nur was den Verbrauch betrifft, sondern auch die Anzahl der in einem Jahr erlaubten Motoren ist der größte Hemmschuh für mehr Leistung. Nur fünf Triebwerke dürfen pro Fahrer in einer Saison verwendet werden. Um das zu schaffen, müssen robuste und zuverlässige Teile verbaut werden – das kostet PS. Quali-Motoren gibt es schon lange nicht mehr, weil an den F1-Autos zwischen Qualifikation und Rennen nur noch wenig verändert werden darf, der Motortausch ist verboten.

Damals durften die Fahrer noch so viele Motoren einsetzten, wie sie wollten. Daher konnte mit ganz anderen Materialien experimentiert werden. Aber nicht nur das: Man baute auch verschiedene Motorenkonzepte für Qualifying und Rennen! Die Quali-Motoren wurden höher aufgeladen, dazu gab es ein anderes Luft-/Treibstoffgemisch – und schon waren bis zu 1400 PS drin! Marc Surer, der von 1984 bis '86 bei Arrows und Brabham in den Genuss der BMW-Turbos kam, weiß aber: „Nach einer Runde waren die Motoren dann kaputt. Wenn du Pech mit dem Verkehr hattest, war’s das.“ Das war freilich auch teuer.

Anzahl der Motoren

Turboloch

Beim Turbomotor wird die Luft bekanntlich komprimiert eingespritzt. In niedrigen Drehzahlbereichen fehlt die Leistung für die Komprimierung, wir sprechen vom so genannten Turboloch. 2014 wird das kaum ein Thema sein, weil durch den Elektromotor das Turbinenrad in unteren Drehzahlbereichen elektrisch betrieben werden kann.

Leistung

1977-'88

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2014


Ferrari

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F1-Benzin 16


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F1-Benzin

Anders als in vielen anderen Bereichen setzt die Formel-1 beim Kraftstoff auf Gemische, die dem Alltagsprodukt zu großen Teilen entsprechen. von Daniel Geradtz Eigentlich zählen im Motorsport nur Superlative. Die Komponenten müssen durch ihre Leistung bestechen. Aerodynamische und mechanische Teile müssen effizient und haltbar sein, bei anderen Elementen kommt es auf Größe, Gewicht und die Dichte des Materials an. Zwar werden die Boliden gemeinhin als Auto bezeichnet, doch mit dem, was tagtäglich im Straßenverkehr unterwegs ist, hat der Motorsport vor allem im oberen Segment wenig zu tun. Davon zeugt alleine das Aussehen. Noch extremer ist dies freilich in der Formel-1. Es fehlt das Dach, die Räder sind freistehend und auch die restliche Erscheinung ist eine ganz andere. Doch bei aller technischen Entwicklung ist es vor allem das Benzin, das eine ungewöhnlich große Überschneidung mit dem jenem Produkt aufweist, das jedermann an der Tankstelle erwerben kann. 1993 führte der Automobilweltverband FIA ein, dass das F1-Benzin in allen Belangen den EU-Vorschriften entsprechen muss. Bis dahin kamen die absurdesten Mischungen zum Einsatz. Seitdem hat FIA der Entwicklung nämlich einen Riegel vorgeschoben. So ist es im Regelwerk festgelegt, dass der F1-Kraftstoff keine besonderen Bestandteile enthalten darf. Man spricht gar davon, dass sich beide Produkte bis zu 99 Prozent gleichen. Die beiden einzigen Unterschiede sind dabei die Zusammensetzung aus den verschiedenen Bestandteilen sowie die Beimischung von Additiven. Oktan muss nicht Leistung bedeuten Als vor rund zehn Jahren die Premiumgemische an die Tankstellen gebracht wurden, wurde dem Verbraucher vor allem eine Sache suggeriert. Man sei schneller und könnte gleichzeitig den Verbrauch senken. In der Formel-1 weiß man dagegen, dass die Leistung nicht unbedingt mit einer höheren Oktanzahl einher geht. Zwar füllt man auch Treibstoff mit 102 Oktan ein, der den gleichen Wert erzielt wie der für Privatkunden, doch das ist eher die Seltenheit. Denn durch die höhere Oktanzahl wird die so genannte Frühzündung gehemmt. Diese findet dann statt, wenn das Benzin schon vor dem eigentlich Zündvorgang verbrennt. Das gilt im Motorsport als Nachteil. Aus diesem Grund bewegt man sich in der Spannweite von 95 bis 102 oktanigem Benzin eher in den unteren Bereichen. Die Beimischung von Additiven verändert den eigentlichen Kraftstoff nur um Nuancen. Jene Mittel werden hinzugefügt, um keine Ablagerungen entstehen zu lassen. Denn bei jedem

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Ungewöhnlich normal


So hat sich der F1-Treibstoff entwickelt In den Anfangsjahren des Grand Prix Sports war der Treibstoff schon von ebenso vielen Geheimnissen umwoben wie heute. Denn damals mischte man nicht selten selbst die notwendigen Substanzen zusammen, die zum Sieg verhelfen sollten. Wie gefährlich das sein konnte, zeigt die Vorgehensweise, die damals die meisten Teilnehmer betraf, also nicht nur die Panscher: Die Gemische waren so aggressiv, dass sie direkt nach den Rennen wieder abgepumpt werden mussten, teilweise folgten aufwendige Reinigungsprozeduren. Ansonsten hätte die Gefahr bestanden, dass Motor, Tank oder Benzinleitung durchgefressen worden wären. Pi mal Daumen wurden damals Benzol, Alkohol und Luftfahrtbenzin miteinander vermengt. Auf dem Weg zum modernen Rennbenzin setzte man letztlich auch Phasenweise Kerosin (1960er) oder Raketenbenzin (zur Zeit der ersten Turbo-Ära) ein. Seit 1993 hat die FIA ein strenges Auge auf dem verwendeten Benzin. Die Hersteller müssen sich an die Richtlinien der EU halten, in denen auch ein Bioanteil von etwa 5 Prozent vorgeschrieben ist. E10 Treibstoff kommt nicht zum Einsatz, auch wenn das dazu führen könnte, die allgemeinen Vorbehalte gegen den hohen Ethanolgehalt zu minimieren. DG LAT/Lotus

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F1-Benzin

So geht man heute mit Benzin um

18 Brennvorgang wird vor allem Ruß freigesetzt, der sich nicht nur leistungsschwächend auswirken, sondern auch die Haltbarkeit beeinträchtigen kann. Der Todesstoß für jeden Rennmotor. Um zu demonstrieren, wie nah Rennund Straßenbenzin beisammen sind, wagte Ferrari zusammen mit seinem Haus und Hof-Lieferanten Shell im Jahr 2011 einen Vergleichstest. Auf der firmeneigenen Testbahn in Fiorano absolvierte Fernando Alonso in einem zwei Jahre alten Boliden (nur das erlaubten die Testvorschriften) einige Runden mit dem Rennbenzin, gefolgt von Umläufen mit Straßenkraftstoff. Im Vergleich war der Spanier zwar um 0,9 Sekunden langsamer, doch die Datenauswertung offenbarte einen interessanten Vergleich: Das Rennbenzin erlaubte eine schnellere Beschleunigung, aber die Höchstgeschwindigkeit konnte erst mit dem Vergleichsprodukt erreicht werden. Höhere Temperatur für Schmierstoffe Natürlich müssen Motor, Getriebe und weitere Komponenten auch in der Königsklasse geschmiert werden. In diesem Bereich fällt der Vergleich zum Straßenauto schon anders aus. Denn aufgrund der höheren Temperaturen sind Öle und Schmierstoffe bei normaler Umgebungstempera-

tur erheblich fester. Erst durch die Erwärmung gewinnen sie an Viskosität und können ihre Wirkung entfalten: Im Motorbereich eines herkömmlichen PKW werden bis zu 80°C erreicht, in der Formel-1 spricht man von maximal 140°C. In diesem Jahr wird die Bedeutung der Schmiermittel noch einmal zunehmen. Denn je weniger Triebwerke zum Einsatz kommen und je höher damit die Laufleistung der einzelnen Aggregate sein muss, desto schonender müssen die Arbeitsabläufe sein. Das Zauberwort heißt Haltbarkeit. Die oft als wichtigste Information bezeichnete Frage ist jene nach dem Verbrauch. Auf den kommt es in diesem Jahr besonders an. Teams werden 100 Kilogramm Benzin für das Rennen zugestanden. Dies entspricht einem Tankinhalt von etwa 135 Litern und ist etwa ein Drittel weniger als noch im Vorjahr. In einer Zeit sprach man davon, dass auf 100 Kilometern rund 65 Liter verbrannt wurden. Heute dürfen es bei einer Renndistanz von 300 Kilometern im Schnitt nur noch 45 Liter sein. Ein nicht zu unterschätzender Einschnitt bei der Konstruktion der neuen Boliden und Motoren. Vor allem in Barcelona, hier verbraucht man aufgrund der Charakteristik mit Abstand am meisten Benzin, könnte dies für den ein oder anderen Fahrer zum Problem werden. Um den Verbrauch einzuhalten, hat die FIA eigens ein Messgerät homologiert, das in allen Fahrzeugen verbaut sein muss. Damit soll auch eine weitere Regel überwacht werden. Denn die maximale Durchflussmenge ist nun auf 100kg pro Stunde begrenzt, was vor allem im Training und der Qualifikation relevant sein wird. Das Gerät hat sich bereits im Langstreckensport bewährt, wo Durchflussraten und Tankinhalt oftmals durch die Balance of Performance angepasst werden und daher überwacht werden müssen. Ob ein solcher Eingriff in den Sport der Formel-1 nun auch drohen könnte? Die Technik würde es erlauben.


F1-Benzin

Die Benzin-Regeln Im Regelbuch der Formel-1 finden sich auch einige Regeln zum Benzin und dessen Verwendung. Aber was ist alles vorgeschrieben? von Daniel Geradtz m Reglement ist nicht nur der berühmte Liter verankert, der sich bei der technischen Kontrolle der Boliden noch im Tank befinden muss. Dieser dient bekanntlich dazu, einen Abgleich mit einer zuvor hinterlegten Benzinprobe zu ermöglichen. Dazu müssen vor jeder Veranstaltung zwei Mal fünf Liter in separaten Behältnissen abgegeben werden, die erst nach schriftlicher Erlaubnis verwendet werden dürfen.

I

Zudem definiert das technische Regelwerk die erlaubten Bestandteile: Genauestens wird beschrieben, wodurch sich aromatische Verbindungen auszeichnen oder welche Eigenschaften Paraffine und Olefine aufweisen. Auch die Zusammensetzung und in welchen Grenzwerten sich diese bewegen darf, schreibt die FIA vor. Zur richtigen Interpretation sind tiefgreifende naturwissenschaftliche Kenntnisse unabdingbar. Was für den Fan dagegen viel wichtiger und nachvollziehbarer ist, das ist

der Umgang mit dem Treibstoff. Wie bereits in der Zeit zwischen 1984 und 1994 ist das Nachtanken während des Rennens seit 2010 verboten. Galt es vorher, sich durch richtiges Taktieren einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Konkurrenten zu verschaffen, dann ist dies heute noch durch Effizient möglich: Wer einen Sprit sparenden Motor konstruiert, gibt den Piloten den entscheidenden Freiraum, zumindest zeitweise voll auf Angriff zu fahren. Wie so oft lässt das Regelwerk an dieser Tür aber auch noch eine Hintertür offen. Im Falle höherer Gewalt könne das Maximum überschritten werden. Wie ein solcher Fall allerdings aussieht, bleibt der Fantasie überlassen. Weil in einem vorherigen Absatz von Artikel 29 grundsätzlich verboten ist. Langsames Nachtanken Für das Nachtanken, das nur noch in der Box gestattet ist, haben die alten Einheitsgeräte längst ausgedehnt. Die schnelle Betankung, damals sprach

man von zwölf Litern pro Sekunde ist nicht mehr notwendig. Stattdessen schreibt das Regelwerk nun einen maximalen Durchfluss von 0,8 Litern pro Sekunde vor. Im Fahrzeug ist das aktive Kühlen des Benzins verboten. Das bedeutet, dass sich der Treibstoff im Rennbetrieb erwärmt und daher ausdehnt. Das ist im übrigen auch der Grund, weshalb man beim Rennbenzin immer in der Gewichtseinheit rechnet. Denn durch das Erwärmen bleiben 100 Liter nicht zwangsläufig 100 Liter. 100 Kilogramm verändern ihre Masse dagegen nicht. Interessant wird das Reglement schließlich auch an jener Stelle, an der die Bestimmungen des Tanks beschrieben werden. Dieser muss aus einer einzelnen Gummikammer bestehen. Die Struktur muss flexibel, das heißt elastisch sein, damit im Zweifelsfall die Sicherheit gewährleistet werden kann. Der Tank muss zwischen Fahrer und Motor platziert sein.

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Ferrari

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20 Facu Regalia wird aber definitiv auch F1-Testfahrer bei Force India. Darüber hinaus könnte es auch auf dem technischen Sektor eine Kooperation geben. Hilmer macht keine halben Sachen: Aus dem Stand heraus war das neue Team 2013 konkurrenzfähig. Man sammelte mit Robin Frijns, Jon Lancaster und Adrian Quaife-Hobbs vier Siege! 2014 soll dies noch einmal getoppt werden.

Alastair Staley/GP2 Series

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Nachwuchsprogramm

Man arbeitet hochprofessionell. Nach jedem Rennen – außer bei Back-toBack-Rennen ohne Pause – werden die GP2-Boliden auseinander genommen und analysiert. Gegebenenfalls werden bei Dallara Ersatzteile bestellt, viele Teile werden bei Hilmer öfter gewechselt als bei anderen Teams – das zeichnet die Top-Mannschaften aus. Davon soll 2014 auch Daniel Abt profitieren. Er könnte der siebte deutsche Meister im F1-Vorzimmer werden: Christian Danner 1985, Jörg Müller 1996, Nick Heidfeld 1999 (alle noch Formel-3000), Nico Rosberg 2005, Timo Glock 2007 und Nico Hülkenberg 2009 waren die Vorgänger als Titelträger. F1-Juniorenteams in der GP2

Hilmer wird Force-India-Nachwuchsteam Das deutsche Hilmer-Team wird 2014 in den Farben des Force-India-F1Rennstalls an den Start gehen. Die Hintergründe. von Michael Zeitler ereits als Formel-Woche letzten Sommer das Team von Franz Hilmer besuchte, wurde uns sein Ziel verraten: Das GP2-Team soll ein F1-Juniorenrennstall werden. Von Anfang an hatte Hilmer dabei Force India im Visier. Was auch Sinn macht: Schon seit Jahren haben Hilmer und Force India eine hervorragende Beziehung. Hilmers Formen- und Werkzeugbaufirma Formtech in Niederbayern liefert seit Jahren Teile für das Team.

von Force India. Hilmer konnte sich darüber bisher nicht beschweren, wie er damals im Interview verriet. Der nächste Schritt einer Zusammenarbeit ist daher nur logisch. Die Dallara Mécachrome, die Daniel Abt und Facundo Regalia 2014 für Hilmer in der GP2 fahren werden, haben exakt die gleiche schwarz-orange-grün-weiße Lackierung wie die Boliden von Force India, die von Nico Hülkenberg und Sergio Pérez pilotiert werden.

Immer wieder gibt es negative Presseberichte über die Zahlungsmoral

Die genauen Details der Zusammenarbeit sickerten natürlich nicht durch.

B

Hilmer ist nicht das einzige F1-Juniorenteam in der GP2. Auch die anderen F1-Mannschaften bringen ihre Nachwuchsfahrer inzwischen wieder vermehrt in der GP2 statt in der WSbR an den Start. Red Bull zwar nicht, dafür aber Ferrari und McLaren. Raffaele Marciello wird bei Racing Engineering gehandelt, McLaren-Zögling Stoffel Vandoorne ist bei ART schon fix. Das französische Team ist neues Juniorenteam von McLaren und dem kommenden Motoren-Partner des britischen Rennstalls Honda. Williams hatte 2013 eine Partnerschaft mit dem zweiten deutschen Team (mit russischer Lizenz) Russian Time. Caterham bringt sogar einen eigenen GP2-Rennstall an den Start, der in den gleichen Hallen wie auch das F1-Team untergebracht ist. Marussia hat eine gewisse Verbindung zu MP Motorsport.


Nachwuchsprogramm

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Ausgabe 6/2013 Hintergründe zum Hilmer-Renstall in der GP2

Daniel Abt Riesen Chance nach Debakel Die Zusammenarbeit zwischen dem GP2-Team Hilmer und dem F1-Rennstall Force India stellt auch für Daniel Abt eine großartige Chance dar. Zwar ist der Deutsche anders als Teamkollege Facu Regalia nicht im Testaufgebot des F1Teams, doch sollte er bei Hilmer überzeugen, dann könnte Force India auch Abt eine Testchance geben. Denn man ist einer der Rennställe, die dem Nachwuchs immer wieder Platz einräumen. Das sieht man beispielsweise daran, dass die Mannschaft aus Silverstone jedes Jahr Freitagstestfahrer einsetzt und diese nicht selten sogar zum Einsatzfahrer befördert. Dass Daniel Abt Talent hat zeigte er 2012 in der GP3. Nur haarscharf verpasste er nach einer zweiten starken Saisonhälfte den Titelgewinn und musste sich Mitch Evans geschlagen geben. 2013 fuhr der Sohn des DTM- und Formel-ETeambesitzers Hans-Jürgen Abts seine erste Saison in der GP2 für das ART-Team – und die ging gründlich in die Hose. Das eigentlich so erfolgsverwöhnte ART-Team hatte zu Beginn der Saison große Probleme mit den Reifen. Nachdem diese einigermaßen behoben waren, konnte James Calado Tempo machen, Abt dagegen nicht. Immer wieder wurde er von seinem Motor gebremst, erst kurz vor dem Saisonende bekam Abt endlich ein neues Triebwerk und auch seine Leistungen besserten sich. Mit Rang sechs holte er sein bestes Resultat erst beim Finale in Abu Dhabi. Die Saison schloss er als 22. ab – so schlecht war noch nie ein GP2-Fahrer für ART! Michael Ammermüller, Mikhail Aleshin und Sakon Yamamoto waren zwar in der Gesamtwertung 2007 und 2008 noch weiter hinten anzutreffen, aber sie fuhren keine volle Saison für ART. Franz Hilmer ließ sich von solchen Statistiken aber nicht beirren. Er weiß um das Talent von Abt. Nachdem die gemeinsamen Wintertestfahrten erfolgreich waren, wurde Abt für 2014 unter Vertrag genommen. Er bekommt also eine zweite Chance in der GP2. Parallel dazu wird er in der neuen, voll elektronischen Rennserie Formel-E an den Start gehen. MZ Die erfolglosesten Fahrer der GP2-Teams Russian Time: Tom Dillmann 2013 (10.) Carlin: Max Chilton 2011 (20.) ART: Daniel Abt 2013 (22.) Lazarus: René Binder 2013 (23.) DAMS: Derek Hill 2001 (24.) MP: Daniël de Jong 2013 (24.) Caterham: Sergio Canamasas (25.)

Racing Engineering: Javier Villa 2006 (26.) Trident: Ricardo Teixeira 2009 (26.) Campos: Jake Rosenzweig 2013 (28.) Rapax: Ricardo Teixeira 2012 (29.) Arden: Viktor Maslanov 1999 (44.) Hilmer: Keine Fahrer mit voller Saison

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Alastair Staley/GP2 Series

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Alastair Staley/GP2 Series

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GP3 Transferupdate

iSport leitet Russian Time Nach dem Tod von Igor Mazepa wird das Russian-Time-Team von iSport betreut. Fahrer aus dem Vertrag entlassen. Jann Mardenborough im Red-Bull-Kader. von Michael Zeitler ie GP2- und GP3-Szene muss traurige Nachrichten verkraften: Igor Mazepa erlag im Alter von 40 Jahren einem Schlaganfall. Der Russe war der Financier des RussianTime-Teams, das 2013 ein eindrucksvolles GP2-Debüt hingelegt hat: Mit Sam Bird und Tom Dillmann sammelte man so viele Punkte wie kein zweites Team. Dank Mazepa war das Team gut finanziert, geleitet hat den Renneinsatz das deutsche MotoparkAcademy-Team von Timo Rumpfkeil.

D

2014 steigt Russian Time auch in die GP3 ein. Doch nach dem Tod von Mazepa ist die Situation schwieriger geworden. Inzwischen soll das Team dem Vater von Artem Markelov gehören. Der Russe war in den letzten beiden Jahren im deutschen ATS-F3-Cup unterwegs und wurde von Mazepa gemanagt und auch finanziell unterstützt. Markelov wird nun für Russian Time in der GP2 starten, neben Mitch Evans aus Neuseeland. Fahrer verlieren Vertrag Die Einsätze von Russian Time werden fortan nicht mehr von Motopark Academy geleitet, sondern von iSport International. Das Team von Paul Jackson kehrt damit nach einem Jahr

Pause (den Slot hatte Russian Time übernommen) in die GP2 zurück – und engagiert sich nun erstmals auch in der GP3. iSport gewann seit 2005 19 GP2-Rennen und 2007 mit Timo Glock auch die Meisterschaft.

Von der Playstation in die GP3

Mardenborough hat eine ungewöhnliche Karriere hingelegt: Obwohl sein Vater Steve als Fußballer in England bekannt wurde, fehlte der Familie das Geld für das Motorsport-Interesse ihres Sprösslings und so musste dieser das Kartfahren bald sein lassen. 2011 gewann er dann einen von Nissan und Sony organisierten Playstation-Wettbewerb und erlangte so ein Cockpit bei Nissan für das 24-Stundenrennen von Dubai. Mardenborough kam daher zu den Sportwagen. 2013 wechselte er zu Carlin in die F3-EM, außerdem fuhr er für Greaves einen Zytek Nisssan beim 24-Stundenrennen von Le Mans – neben dem Deutschen Michael Krumm sowie dem Spanier Lucas Ordóñez und beendete das Rennen auf Platz neun. Für ihn ist die GP3 nun eine riesige Chance.

Dafür sind inzwischen andere Fahrer für die kommende GP3-Saison bestätigt worden. Im Arden-Team, das in den vergangenen zwei Jahren mit Mitch Evans und Daniil Kvyat den Meister stellte, wird Jann Mardenborough fahren. Der Brite wurde zudem ins Förderprogramm von Red Bull aufgenommen. Das Arden-Team ist ja auch im alleinigen Besitz der Familie von Red-Bull-F1-Teamchef Christian Horner.

ART holt außerdem Dino Zamparelli an Bord. Der Brite, dessen Vater Mike in der Speedboot-Weltmeisterschaft unterwegs war, wird damit seine zweite GP3-Saison absolvieren. Letztes Jahr wurde er mit Marussia Manor Gesamt-18. Carlin hat außerdem Emil Bernstorff verpflichtet. Der Brite wurde letztes Jahr Gesamt-Dritter im deutschen ATS-F3-Cup. Mit Alex Lynn wird neben Bernstorff ein weiterer Red-Bull-Junior fahren.

Bitter ist die Nachricht vor allem für die Fahrer, die Rumpfkeil im Namen von Russian Time bereits unter Vertrag genommen hat. In der GP2 war das Tom Dillmann, in der GP3 Jimmy Eriksson und die beiden deutschen Marvin Kirchhöfer und Markus Pommer. Nun stehen alle vier Fahrer wieder ohne Vertrag. da Ob Russian Time in der GP3 mit einem oder zwei der drei Fahrer weitermachen wird, ist bislang unbekannt.


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GP3 Transferupdate FORMEL-WOCHE 8/2014

Mögliches Fahrerfeld 2014 ART

Arden

Koiranen

Alex Fontana

Robert Visoiu

Carmen Jordà

Dino Zamparelli

Patric Niederhauser

Santiago Urrutia

Emanuele Zonzini

Jann Mardenborough

Nyck de Vries

Carlin

Marussia Manor

Jenzer

Alex Lynn

Melville McKee

David Fumanelli

Ermil Bernstorff

Ryan Cullen

Kevin Jörg

Luis Sa Silva

Robert Cregan

Levin Amweg

Trident

Status

Russian Time

Roman de Beer

Kevin Korjus

Jimmy Eriksson

Victor Carbone

Nick Cassidy

Marvin Kirchhöfer

Julian Branger

Jack Hawksworth

Ivan Taranov

bestätigte Fahrer

nicht bestätigte Fahrer

Fotos: GP3


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Erster Renault-F3-Fahrer fix Oscar Tunjo wird für das Signature-Team die F3-Europameisterschaft bestreiten. Nicolas Latifi wechselt zu Prema Power, Jordan King zu Carlin. von Michael Zeitler indestens vier Motorhersteller wird es 2014 in der F3Europameisterschaft geben, nachdem die Serie ja auf das neue Motorreglement umsattelt. In der japanischen Formel-3 wurde danach schon 2013 gefahren, mit Motoren von Toyota und Mugen Honda. Trotzdem wird wohl kein EM-Team auf Toyota oder Mugen Honda setzen, dabei wäre dieser Schritt kein unkluger. Mercedes und Volkswagen bleiben als Hersteller natürlich an Bord, neu hinzu stoßen NBE und Renault.

M

Neil Brown Engineering NBE war zuletzt mit Honda recht erfolgreich in der britischen Formel-3, nun bringt man in der EM einen eigenen Motor an den Start. Als Einsatzteam konnte T-Sport gewonnen werden. Die Mannschaft von Russell Eacott ging schon 2013 mit dem ThreeBond-Nissan-Motor eigene Wege. Zusammen mit Tomei arbeitet zwar offenbar auch Nissan an einem neuen F3-MoF3-Cup: Tan für Van Amersfoort Caterham-Junior Weiron Tan wird 2014 im deutschen ATS-F3-Cup für das Van-Amersfoort-Team an den Start gehen. Der Malaysier war letztes Jahr im Fortec-Team Vizemeister in der britischen FormelRenault. MZ Euroformula Open statt F3 Open Der Automobilweltverband FIA hat in einem Brief die F3-Organisatoren angeschrieben und daraufhin gewiesen, dass sie die F3-Bezeichnung nur verwenden dürfen, wenn sie auch auf das neue Motorkonzept setzen. Bis auf die japanische Serie und die F3-EM macht das aber keine. Die spanische F3 Open wird nächstes Jahr daher Euroformula Open heißen, der deutsche ATS-F3-Cup hofft auf eine Übergangslösung. MZ

tor, doch 2014 wird man ThreeBondNissan wohl nur in der britischen Formel-3 sehen – wieder mit T-Sport. Vier Motorenhersteller Renault lässt die Motoren bei ORECA entwickeln und hat mit Rückkehrer Signature bereits die erste EinsatzMannschaft bekannt gegeben. Man wünscht sich allerdings noch ein zweites Team, möglichst ein bestehender F3-Rennstall. Derzeit sind noch Jo Zeller, Ma-Con und URD ohne Motorenhersteller – und vor allem auch das Fortec-Team. Fortec gehört zu den besten Nachwuchs-Equipen überhaupt und wäre daher für Renault ein perfekter Partner. Noch fehlen Fortec auch die Fahrer für die Saison 2014. Die Idee, dass auch Tech-1 mit Renault in die Formel-3 einsteigen könnte, ist scheinbar vom Tisch. Der erste bestätigte Fahrer, der 2014 mit Renault-Motoren an den Start F3EM

FORMEL-WOCHE 8/2014

F3EM Transferupdate

gehen wird, ist Óscar Tunjo für Signature. Der 18-Jährige wurde 2010 Vizemeister in der pazifischen Formel-BMW-Meisterschaft und war zuletzt in der Formel-Renault mit einigen Höhepunkten unterwegs. Tunjo kommt aus Kolumbien – ein Land im Motorsport-Aufwind. Denn mit JuanPablo Montoya, Carlos Muñoz und Sebastián Saavedra werden 2014 gleich drei Kolumbianer in der IndyCarMeisterschaft fahren! Neben Tunjo wurden zuletzt auch weitere Fahrer bestätigt: Jordan King komplettiert das sechs Wagen starke Aufgebot von Carlin, Nicolas Latifi muss das Team verlassen und wechselt zum Meister-Macher Prema Power. Damit dürfte der Kanadier zu den Titelmitfavoriten zählen. Genauso wie auch Felix Rosenqvist, der aller Voraussicht nach wegen mangelndem Budget nicht aufsteigen kann und noch eine vierte Saison in der F3-EM absolvieren dürfte.


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F3EM Transferupdate

Prema Power

Mücke

Carlin

Antonio Fuoco

Lucas Auer

Jordan King

Dennis van de Laar

Roy Nissany

Tom Blomqvist

Esteban Ocon

Felix Rosenqvist

Ed Jones Antonio Giovinazzi

Antonio Fuoco

Sean Gelael Jake Dennis Fortec

Euro International

T-Sport

Felipe Guimarães

Riccardo Agostini

Spike Goddard

Alfonso Celis

Santino Ferrucci

Alexander Toril Alexander Sims

Van Amersfoort

Ma-Con

Double-R

Gustavo Menezes

André Rudersdorf

Kevin Korjus

John Bryant-Meisner

Tatiana Caldéron Ryan Booth

URD

Jo Zeller

Signature

West-Tec

Lucas Wolf

Sandro Zeller

Oscar Tunjo

Felix Serrallés

Nyck de Vries

Nelson Mason

bestätigte Fahrer

nicht bestätigte Fahrer

Fotos: F3EM/Thomas Suer, AngMoKio, SRO

FORMEL-WOCHE 8/2014

Mögliches Fahrerfeld 2014


26

Jose Espallargas

FORMEL-WOCHE 8/2014

Nachwuchs

WSbR Tests auf drei Strecken Inzwischen sind drei weitere Fahrer für die kommende WSbR-Saison bestätigt worden. Das Draco-Team wird mit Luca Ghiotto antreten, dem Vizemeister der Formel-Renault-ALPS-Meisterschaft. Marlon Stöckinger wird bei Lotus bleiben, Nikolay Martsenko wechselt von Zeta zu Comtec. Die Teams haben zuletzt auf drei verschiedenen Strecken getestet. In Le Castellet brannte ISR-Pilot Jazeman Jaafar die Bestzeit in den Asphalt. Der Malaysier fuhr dabei auch mit den neuen Michelin-Mischungen. ISR testete auch Nigel Melker, der letztes Jahr noch für Tech-1 am Start war. Bei Tech-1 fuhr dafür Zoël Amberg, der aber auch für das AVF Proberunden drehte. Das spanische Team testete in Monza, dabei kam auch die junge Niederländerin Beitske Visser zum Einsatz. In Monza, wo es immer wieder tröpfelte, war Fortec-Pilot Sergey Sirotkin am schnellsten. In Valencia testeten Zeta und Pons. Zeta gehört inzwischen der russischen RMD-Gruppe, zu der auch der Vater von Roman Mavlanov gehört. Mavlanov kommt aus der Formel-Renault und hat neben Roberto Merhi für Zeta getestet. Bei Pons griffen Daniil Move und Meindart van Buuren ans Lenkrad. Das Strakka-Team bleibt ja bekanntlich bei derselben Paarung wie 2013, was bisher erst zwei Mal vorkam: 2009 blieben Bertrand Baguette und Marco Barba bei Draco und 2013 beim selben Team Nico Müller und André Negrão. MZ

Formel-E Abt und Di Grassi für Abt Die ersten beiden Fahrer der neuen elektronischen Formel-E-Meisterschaft sind fix: GP2-Pilot Daniel Abt und der ehemalige F1-Pilot Lucas di Grassi werden für das Abt-Audi-Team ab dem Saisonauftakt im September fahren. Parallel dazu sind inzwischen 24 Fahrer in den so genannten Fahrer-Pool aufgenommen worden. Diese Fahrer in den kommenden Monaten eine Testfahrt im Sparks Renault bekommen. Neben Abt und Di Grassi sind das auch einige Ex-F1-Fahrer: Bruno Senna, Narain Karthikeyan, Christijan Albers, Sébastien Bourdais, Franck Montagny, Sébastien Buemi, Karun Chandhok, Vitantonio Liuzzi, Takuma Sato, Christian Klien, Robert Doornbos und Jaime Alguersuari. Dazu kommen die IndyCar-Piloten Oriol Servía, JR Hildebrand, Marco Andretti, Katherine Legge und Conor Daly. Schließlich auch noch Ma Qing-Hua, Adrien Tambay, Nicolas Minassian, Alex Brundle und Ben Collins. Es ist aber nicht auszuschließen, dass die Teams auch auf andere Fahrer setzen. Ex-F1-Weltmeister Jacques Villeneuve wird zum Beispiel mit dem indischen Mahindra-Team in Verbindung gebracht. MZ

FA1 World Series Hasselhoff als Unterstützer Der Schauspieler David Hasselhoff gilt als begnadeter Motorsport-Enthusiast. Er war bereits im Besitz eines eigenen IndyCar-Rennstalls. Nun wird er auch die neue FA1-World-Series unterstützen. Dort ist außerdem auch das Team China bestätigt worden. MZ Britische Formel-Renault Fittipaldi für MRG Das jüngste Rennsport-Mitglied aus dem FittipaldiRennclan, Pietro Fittipaldi, wird 2014 in der britischen Formel-Renault bleiben. Der Brasilianer wechselt von Jamun zu MRG und wird dort Teamkollege von Matteo Ferrer, Tarun Reedy und Colin Noble. Cliff Dempsey Racing setzt auf TJ Fischer und Patrick Dussault. MZ FR NEC 1,6 Zwei weitere Fahrer fix 2014 wird der deutsche Kartfahrer Cedric Piro mit der von seiner Familie betriebenen Mannschaft Pirosports in die Formel-Renault-NEC-1,6-Liter einsteigen. Das Lechner-Team hat außerdem den australischen Formel-Ford-Meister Anton de Pasquale unter Vertrag genommen. MZ


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Nachwuchs

Auch wenn es beim letzten Wochenende der Serie in Homestead noch einmal eng wurde, geht Antonio Fuoco als Meister hervor. von Daniel Geradtz m Antonio Fuoco doch noch vom Pfad zum Meistertitel in der Florida Winter Series abzubringen, hätte es in Homestead schon eine ganze Menge Zufälle gebraucht. Doch auch wenn der Italiener mit den besten Karten in das Wochenende startete, blieb die Titelentscheidung lange offen. Schon beim ersten Rennen hätte er den Sack zu machen können. Aber seinem Konkurrenten Nicholas Latifi wurde der Sieg praktisch auf dem Silbertablett serviert. Denn nachdem Lance Stroll und Fuoco die Schnellsten in der Qualifikation waren und somit von ganz vorne aus ins Rennen gehen sollen, wurde beiden das Einordnen in der Startaufstellung zum Verhängnis. Weil sie das nicht sauber durchführten, wurden sie an das Ende des Feldes versetzt. Von dort aus war es vor allem Fuoco, dem noch eine Aufholjagd bis auf die zweite Position gelang, während Pole-Mann

U

Stroll nach einer Kollision aufgeben musste. Für ihn kam es noch schlimmer: Im Krankenhaus wurde eine Bänderdehnung am Handgelenk diagnostiziert. Damit war er für die weiteren Rennen außer Gefecht gesetzt. Spannung bis zum Ende Auch im zweiten Lauf war es wieder Latifi, der schließlich siegreich war. Aufgrund des umgedrehten Starterfeldes ging er zwar nur von der zehnten Position aus ins Rennen, kämpfte sich dann aber innerhalb weniger Runden bis an die Spitze nach vorne. Schon nach sieben von 24 Umläufen war er ganz vorne angekommen und ließ danach der Konkurrenz keinen Vortritt mehr. Die Situation vor dem letzten Saisonrennen hätte somit nicht enger sein können: Da es in der Serie keine

Nach dem Start entwickelte sich ein wahrer Krimi. Latifi übernahm zwischenzeitlich die Führung, wurde dann aber wieder Max Verstappen auf den zweiten Platz verdrängt. Insgesamt wechselte die Spitze bis zum Ziel acht Mal. Zwei Runden vor dem Ziel hatte Latifi schließlich noch die Nase vorne, wurde im letzten Moment aber doch noch abgefangen. Damit war die Titelentscheidung gefallen. Ferrari

Ergebnisse

Meisterschaftspunkte gibt, kommt es im Kampf um den Titel nur auf die Einzelplatzierungen an. Fuoco und Latifi waren mit jeweils vier Siegen gleich auf, wobei Fuoco wegen der höheren Zahl der zweiten Plätze die Nase vorne hatte. Sollte Latifi aber erneut siegen, dann wäre er der Champion. Die Chancen dazu standen nicht schlecht, da der Kanadier von der zweiten Position aus ins Rennen ging, Fuoco nur als Sechster.

1. Lauf in Homestead 1. Nicholas Latifi 2. Antonio Fuoco 3. Ed Jones 4. Max Verstappen 4. Raffaele Marciello 6. Alex Bosak 7. Takashi Kasai 8. Oliver Marriage 9. Tatiana Calderón 10. Dennis van de Laar

2. Lauf in Homestead 1. Nicholas Latifi 2. Ed Jones 3. Dennis van de Laar 4. Antonio Fuoco 5. Max Verstappen 6. Vasily Romanov 7. Olivier Marriage 8. Takashi Kasai 9. Alex Bosak 10. Tatiana Calderón

3. Lauf in Homestead 1. Max Verstappen 2. Nicholas Latifi 3. Ed Jones 4. Raffaele Marciello 5. Antonio Fuoco 6. Takashi Kasai 7. Alex Bosak 8. Vasily Romanov 9. Olivier Marriage 10. Tatiana Calderón

Fahrerwertung (keine Punktevergabe) 1. Antonio Fuoco (ITA) 2. Nicholas Latifi (CAN) 3. Max Verstappen (NED) 4. Dennis van de Laar (NED) 5. Tatiana Calderón (COL) 6. Ed Jones (GBR) 7. Raffaele Marciello (ITA) 8. Lance Stroll (CAN) 9. Alex Bosak (POL) 10. Vasily Romanov (RUS)

Antonio Fuoco ist Meister

FORMEL-WOCHE 8/2014

Florida Winter Series: Fuoco sichert sich den Titel


Impressum Herausgeber: Daniel Geradtz Chefredakteur: Michael Zeitler Redaktion: Johannes Mittermeier Rebecca Friese Layout: Daniel Geradtz Michael Zeitler


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