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Verant-Wortung? Ein Begriff mit Bedeutung

Verant-Wortung?

Wie bei so vielen Begriffen des täglichen Lebens, die in vielfacher Form und durchaus unterschiedlicher Interpretation gebraucht werden, empfiehlt es sich, auch bei dem Begriff „Verantwortung“ der Sache auf den – etymologischen – Grund zu gehen.

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von Franz Tramberger

Naheliegend ist dafür, einmal den Duden zurate zu ziehen, erste Instanz, wenn es um die Definition und den Ursprung eines Wortes geht. Dort wird Verantwortung wie folgt erläutert:

1. a. [mit einer bestimmten Aufgabe, einer bestimmten Stellung verbundene] Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass (innerhalb eines bestimmten Rahmens) alles einen möglichst guten Verlauf nimmt, das jeweils Notwendige und Richtige getan wird und möglichst kein Schaden entsteht b. Verpflichtung, für etwas Geschehenes einzustehen [und sich zu verantworten] 2. Verantwortungsbewusstsein, -gefühl 3. (veraltet, noch landschaftlich) Rechtfertigung

Der Begriff ist erstmals im 12. Jahrhundert zu finden – und zwar in Form des Verbs „verantworten“ (ursprünglich „verantwürten“), welches sich vom lateinischen Verb „respondere“ (= antworten) ableitete. Ursprünglich bedeutete das Wort, sich vor Gericht zu verteidigen bzw. zu verantworten und wurde oft mit Schuld und Zurechnung in Verbindung gebracht. Der Begriff „Verantwortung“ als Substantiv ist erst ab dem 15. Jahrhundert nachzuweisen. Im englischen Sprachraum wurde der Begriff ebenfalls aus dem Lateinischen mit „responsibility“ übernommen.

Heute findet der Begriff „Verantwortung“ eine wesentlich breitere Anwendung. Grundsätzlich findet Verantwortung immer in einer DreieckBeziehung statt: Ein zurechnungsfähiges Subjekt (z.B. Person, Gruppe, Nation etc.) übernimmt Verantwortung für ein Objekt (Aufgaben, Prozesse, andere, sich selbst, eigenes Ideal…) und hat die zugeschriebene Verantwortung vor einer bestimmten Autorität (z.B. Vorgesetzter, sich selbst, Moral, Gesetz, Religion, Wissenschaft) zu verantworten. Wesentlich für die Übernahme von Verantwortung ist, dass das Subjekt dabei eine bestimmte Handlungsfreiheit und einen wirksamen Einfluss auf das Handlungsergebnis besitzt.

Verantwortung bedeutet also auch ein Regulierungs- und Ordnungsprinzip. In einer Welt, die von zunehmender Komplexität geprägt ist, nimmt damit das Konzept der Verantwortung eine immer wichtigere Rolle ein, um eine bestimmte Einfachheit bzw. Ordnung zu erhalten. Im Gegenzug erhöhen unverantwortliche Handlungen die Komplexität und den Chaoszustand eines Systems. //

Augen, Mund und Ohren verschließen Die drei Affen gelten gemeinhin als Symbol der Ignoranz und des Sich-Drückens vor Verantwortung. So hat sie z. B. der Künstler Keith Haring eingesetzt, um mehr Engagement für Aids zu fordern. Doch das schlechte Image der drei Primaten ist nicht weniger als die Umkehrung ihrer eigentlichen Bedeutung. Denn ursprünglich dienten sie der Erziehung zum Guten. Ihr Ursprung geht wohl auf den chinesischen Weisen Konfuzius bzw. einen seiner Schüler zurück. Und da bedeutete sie die Vermeidung schlechten Verhaltens: „Was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, darauf schaue nicht; was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, darauf höre nicht; was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, davon rede nicht; was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, das tue nicht“ – wobei hier Schönheit im Sinne des angemessenen, korrekten Verhaltens zu verstehen ist. Ein Prinzip, das gerne von den Japanern übernommen wurde, wo wahrscheinlich auch die Affen ins Spiel kommen. Denn im klassischen Japanisch wird „zaru“, die Verneinung einer Tätigkeit, ganz ähnlich ausgesprochen wie „saru“ (= Affe).

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