FURIOS 26 - wohnen

Page 1

WINTER 21/22 AUSGABE 26



»Ich bin ja auch gerade auf Wohnungssuche!« »Und ihr musstet nachzahlen, als der Mietendeckel gekippt wurde?« »In welchen Bezirk ziehst du jetzt?« »Bleibt ja spannend, was aus dem Volksentscheid wird…« »Leider aber nur eine Zwischenmiete für drei Monate.« Ob bei der WG-Party, in der Wartezeit vor dem Seminar oder in der Mittagspause beim Minijob — kaum ein Thema lässt sich in Berlin so universell versmalltalken wie das Suchen, Finden und Verlieren von Wohnraum. Nicht zuletzt unter uns Studierenden scheint das Thema an Relevanz immer mehr zu gewinnen: Jeden Herbst zieht eine Schar von Studienanfänger*innen endlich in die große Stadt, nur um dann im acht Quadratmeter großen WG-Zimmer in Adlershof zu landen, weil sie sich in innenstadtnäheren Bezirken die Miete nicht leisten können. In immer wieder wechselnden Wohngemeinschaftskonstellationen pflegen wir liebevoll unsere Monstera-Pflanze besser als uns selbst und lästern über die Reihenhäuser, in denen wir nie enden wollen. Auf der Suche nach bezahlbaren Wohnbezirken tragen wir zur Verdrängung in bisher noch weniger gentrifizierten Bezirken bei. Irgendwo zwischen hoffnungsvoller Rückkehr auf den Campus und resignierter Rückkehr in den Webex-Raum haben wir uns als Redaktion in diesem Semester gefragt: Wie wollen wir wohnen? Wo können wir noch wohnen? Und wer droht, aus dem Berliner Wohnungsmarkt herauszufallen?

Im Namen der Redaktion

Lena Rückerl und Kira Welker

Unsere Gedanken, offenen Fragen und Fundstücke präsentieren wir euch in diesem Heft. Viel Freude und den einen oder anderen Gedankenanstoß beim Lesen wünschen wir euch!

FOTO Lilia Denecke

Inhalt und sie leben in WGs Wo wohnen die Berliner Studierenden? Wohnst du noch oder gentrifizierst du schon? Das Ende der Privatsphäre Was gehört zu welcher Wohnung? Gebaute Idee am Schlachtensee WG gefunden?

such a cozy room 4 5 7 8 10 12

14 16 17 18 20 22

Sich dem Kosmos nicht nur ausgeliefert fühlen Am Anfang war es ein bisschen wie im Zeltlager Der Einzug der Selbstdarstellung in die eigenen vier Wände Welcher Kiez bist du? Pflanzen & Psyche: Zimmerpflanze statt Schmerztablette Tod der Tonträger

zwei-zimmer-luxuswohnung Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt Durch Enteignung zu mehr Demokratie? Einsam in der Einbauküche Obdachlosigkeit - Wohnen im öffentlichen Raum Umkämpfte Geisterhäuser

24 26 28 29 30

Hier geht’s zur offiziellen Playlist zum Heft - ein guter Soundtrack ist schließlich die halbe Miete…


Und sie leben in WGs

Wo wohnen DIE BERLINER Studierenden? ILLUSTRATION Luca Klander

Studierende pro Postleitzahl > 1000 501 - 1000 201 - 500 50 - 200 < 50 Wohnheime des Studierendenwerks

Luca Klander wurde von der Türsteherin reingelassen, obwohl sie nicht auf der Liste stand (beim Einwohnermeldeamt)

Studenten freu'n sich immer Denn sie lieben das Studieren Und sie leben in WGs Wo sie im Plenum diskutieren F*** die Uni (2009)Panik, Koljah & NMZS

4


Furios 26

WOHNST du noch oder gentrifizierst DU SCHON? Berlin – die Stadt der Gentrifizierung? Ein Gespräch mit dem Stadtsoziologen Dieter Rink über Verdrängung auf dem Wohnungsmarkt und welche Rolle Studierende in diesem Prozess spielen. FOTO André Künzelmann

ILLUSTRATION Minette Lee

H

deutschland beobachten. In den ostdeutschen Großstädten, auch in Ost-Berlin, wurde die Aufwertung begrüßt, weil die Städte flächendeckend verfallen waren, zumindest die Altbauten. Da dachte man sich: Bevor sie verfallen, will man sie lieber teuer sanieren. Das setzte damals insbesondere im Prenzlauer Berg und zum Teil in Mitte ein. In den 2000er-Jahren stockte in Berlin die Gentrifizierung, weil Dieter Rink studierte Kulturwissenschaft, Berlin von der sogenannten ›LeerLiteraturwissenschaft und Philosophie. standskrise‹ betroffen war. Das Aktuell ist er als Stadtsoziologe heißt, es gab einen relativ hohen stellvertretender Leiter des Bereichs StadtLeerstand und zum Teil stagnierende oder sogar zurückgehende Mietund Umweltsoziologie am Helmholtzpreise. Anfang der 2010er-Jahre Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in setzte die Entwicklung massiv ein. Leipzig. Zudem lehrte er am Institut für Vom Jahr 2010 bis zum Jahr 2011 Kulturwissenschaft der Universität Leipzig. Und inwiefern betrifft dieser Progab es einen richtigen Sprung beim zess ganze Viertel oder Städte? Zuzug. Dann wurde viel invesMan kann unterschiedliche Formen tiert und entsprechend sind auch von Verdrängung unterscheiden: die direkverstärkte Konkurrenz um preiswerte die Preise sehr stark gestiegen. Im Zuge te Verdrängung aus der eigenen Wohnung, Wohnungen ausgebrochen ist. Berlin ist dessen kam es zu einer Reihe von Genaber auch die indirekte Verdrängung aus dafür ein paradigmatisches Beispiel. Dort trifizierungsfällen. Das startete im Prenzdem Lebensstil, also neben der ökonomisind vor allem die Angebotsmieten sehr lauer Berg, dann ging es in Friedrichshain schen die kulturelle Verdrängung. Das bestark gestiegen, wenn auch von einem weiter. Kreuzberg war sowieso schon betrifft auch das Image eines Wohnquartiers, niedrigeren Niveau als in anderen Städten troffen; dann Neukölln und jetzt sind auch das sich wandelt von einer abgewerteten, wie zum Beispiel München oder Hamburg. schon Charlottenburg und der Wedding schlecht beleumundeten Gegend zu einem Des Weiteren war Berlin durch einen sehr davon erfasst. angesagten Szeneviertel. Das betrifft auch starken Zuzug geprägt. Bis zur CoronaInfrastrukturen und geht von Geschäften, pandemie sind pro Jahr zwischen 30.000 Berlin ist die Stadt mit den meisten StuGastronomie und Freizeiteinrichtungen bis und 50.000 Menschen nach Berlin zugedierenden in Deutschland. Viele von ihnen hin zu Straßen. wandert. Die Leerstandsquote ist niedrig finden zu Beginn ihres Studiums kein (beund der Berliner Wohnungsmarkt sehr anzahlbares) WG-Zimmer, geschweige denn Das Thema Verdrängung ist gerade in Bergespannt. eine Wohnung. Wie sehen Sie die Situation lin immer wieder Gegenstand öffentlicher als Stadtsoziologe? Diskussionen. Wie stark ist die Rolle der Wie entwickelte sich dieser Prozess in BerBerlin verzeichnete im WintersemesGentrifizierung in der Hauptstadt einzulin? Wann und wo waren einschneidende ter 2020/21 etwa 200.000 Studierende. schätzen? Veränderungen zu verzeichnen? Das ist ein Rekord, das ist praktisch eine Wir beobachten vor allem seit den 2010erIn den 90er-Jahren konnte man schon eine Großstadt. Es gibt Universitätsstädte wie Jahren, als viele Städte Zuzug hatten, dass erste Phase der Gentrifizierung in OstMarburg, Göttingen oder Heidelberg, die err Rink, können Sie uns in einfachen Worten den Begriff der Gentrifizierung erklären? Gentrifizierung lässt sich einfach erklären als Verdrängung durch Aufwertung. Es werden an Wohnungen und Häusern Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Meistens ist das mit einer Verbesserung der Ausstattung der Wohnungen verbunden. Dadurch steigen die Mieten und ansässige Mieter*innen werden entweder durch die Preise ökonomisch verdrängt oder teilweise direkt durch Maßnahmen seitens der Investor*innen und Vermieter*innen.

5


Und sie leben in WGs

Tragen Studierende demnach zur Entwicklung der Gentrifizierung in Städten bei? Ja, dafür gibt es einen Begriff: ›Studentifizierung‹ oder ›Studentification‹. Studierende werden zur Gruppe der ›Pionier*innen‹ gezählt. Das sind diejenigen, die als Erste in abgewertete Viertel gehen, weil es dort Leerstand gibt oder die Wohnungen noch sehr preiswert sind. Zusammen mit Künstler*innen, Kreativen und weiteren Gruppen sind sie diejenigen, die dort zuerst hinziehen und diese Viertel erschließen. Sie sorgen dafür, dass erste Einrichtungen entstehen, beispielsweise im gastronomischen oder auch im Freizeitbereich. Zum Teil entstehen diese auch erst

"

nicht sehr groß sind, aber einen sehr hohen Studierendenanteil haben. Wo also auch der Wohnungsmarkt relativ stark von diesem Segment geprägt ist, zum Teil mit über 20 Prozent der Nachfrage. Das ist in Berlin nicht der Fall. 200.000 Studierende machen in Berlin wenig mehr als fünf Prozent der Einwohner*innenzahl aus. Das fällt als Wohnungsmarktsegment nicht so stark ins Gewicht. Ungefähr zehn Prozent der Studierenden wohnen in einem Wohnheim. Die Wohnheimplätze des Studierendenwerks sind noch relativ preiswert, bei privaten Anbieter*innen ist es schon deutlich teurer. Das ist ein Bereich, der derzeit wächst. Seit einigen Jahren wurde das studentische Wohnen auch von Investor*innen entdeckt. Student*innenapartments werden als Investmentobjekte gebaut und dann am Anlagemarkt verkauft. Zum Teil kaufen dann auch Eltern die Wohnungen für ihre Kinder.

wie: kein Gäste-WC, kein zweiter Balkon, keine Terrasse oder Videosprechanlage. Ausstattungselemente, die für einen gehobenen Standard oder Luxus sprechen, werden dort untersagt. Ein weiteres Instrument ist die abgesenkte Kappungsgrenze. Damit wird festgelegt, dass die Mieten in einem gewissen Zeitraum nur um einen bestimmten Prozentsatz steigen dürfen: zum Beispiel in drei Jahren nur um insgesamt 15 Prozent. Damit wird versucht, den Anstieg der Bestandsmieten zu begrenzen. Außerdem gibt es die Mietpreisbremse. Dabei geht es darum, dass die Mieten bei Wiedervermietung nicht mehr als zehn Prozent steigen dürfen.

Studierende können durchaus im weiteren Fortschreiten von Gentrifizierung selbst zu deren Opfern werden, weil die Preise zu stark steigen. Sie treten mit anderen Gruppen, die auf preiswerten Wohnraum angewiesen sind, in Konkurrenz.

"

mal zur Zwischennutzung; leer stehende Lokale werden zu Clubs, Ausstellungsorten und Kneipen ausgebaut. Dann ist das Viertel angesagt, es ziehen mehr Menschen dorthin.Studierende können durchaus im weiteren Fortschreiten von Gentrifizierung selbst zu deren Opfern werden, weil die Preise zu stark steigen. Sie treten mit anderen Gruppen, die auf preiswerten Wohnraum angewiesen sind, in Konkurrenz.

Welche Lösungen gibt es, um den Prozess der Gentrifizierung einzudämmen? Es ist auf einem kapitalistischen Wohnungsmarkt sehr schwierig, auf den Gentrifizierungsprozess Einfluss zu nehmen. Es gibt verschiedene Maßnahmen, die ihn eindämmen, die Berlin auch schon ergriffen hat. So gibt es in Berlin derzeit 71 Milieuschutzgebiete, die mehr als ein Drittel aller Berliner Mietwohnungen umfassen. In diesen Gebieten wird versucht, teure bzw. Luxussanierungen zu verhindern. Es werden bestimmte Kriterien aufgestellt 6

Wie schätzen Sie die Zukunft von Großstädten wie Berlin in puncto Wohnungsmarkt ein? In Berlin ist im ersten Pandemiejahr die Einwohner*innenzahl zum ersten Mal seit circa 15 Jahren nicht mehr gewachsen. Insofern ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwierig, sich die Zukunft von Städten in Bezug auf Migration und Nachfrageentwicklung vorzustellen. Eine Position lautet: Das ist jetzt ein starker Einbruch, danach geht es aber weiter wie vorher. Andere sagen genau das Gegenteil: Danach wird es nicht mehr so wie zuvor, denn durch die Pandemie haben viele die Erfahrung gemacht, dass sie auch von zu Hause aus arbeiten können, und haben nun den Wunsch, auf dem Land zu leben. Tatsächlich sind auch im Umland der großen Städte die Preise gestiegen und es gibt eine zunehmende Suburbanisierung. Ich glaube: Es wird danach anders weitergehen als vorher; es wird durchaus noch Zuwachs in Städten geben, aber nicht mehr so stark wie zuvor, weil auch die Suburbanisierung stärker sein wird. Wir wissen allerdings nicht, wie sich die internationale Migration weiter gestalten wird. Auch Zuwanderung prägt die Zukunft von Städten mit. Das lässt sich mitten in der Pandemie aber nur sehr schwer prognostizieren.

Caroline Blazy wohnt in einer Straße, die so wenig gentrifiziert ist, dass sie überwiegend aus Spielotheken, Sportsbars und Spätis besteht.

Lucie Schrage könnte Pionierin sein, aber steht zu lange für veganes Gebäck an.


Furios 26

Homeoffice, Homeschooling und Onlinelehre bestimmen seit Beginn der CoronaPandemie das Leben vieler Menschen. Als Schutzmaßnahme ist dies notwendig, aber dieser eingeschränkte Aktionsradius hat negative Konsequenzen. Die Wohnung als Raum des Privaten droht verloren zu gehen. Ein Kommentar.

Das ENDE der

PRIVATSPHÄRE? ILLUSTRATION Malin Krahn

D

ie Wohnung ist ein Rückzugsort. Oder zumindest sollte sie das sein. Ein Ort, der frei von äußeren Zwängen ist, die durch Arbeit, Studium oder Ähnliches bestimmt werden. Eine private Sphäre. Natürlich ist die Realität für eine große Mehrheit der Menschen weit weg von diesem Ideal. Nicht nur in Großstädten wie Berlin leben immer mehr Menschen in engen, teils prekären Wohnverhältnissen. Die Arbeitswelt ermöglicht und verlangt mehr Flexibilität – manche mögen es Freiheit nennen. Schon vor Corona ging der Trend zum Homeoffice. Wie so vieles hat die Pandemie auch diese Entwicklung verschärft. Durch Kontaktbeschränkungen, Onlinelehre, Homeoffice oder als freiwillige Vorsichtsmaßnahme haben wir unseren Aktionsradius verkleinert, im Extremfall nur auf unsere Wohnung beschränkt. Es steht außer Frage, dass diese Beschränkungen angesichts hoher Infektionszahlen und einer drohenden Überlastung des Gesundheitssystems notwendig, ja, die einzig richtige Entscheidung sind. Die Wohnung wurde Arbeitsplatz, Vorlesungssaal, Bibliothek, Klassenzimmer und vieles mehr zugleich. Doch bei allen Möglichkeiten, die diese Entwicklung mit sich bringen mag, hat sie doch tiefgreifende Konsequenzen: Die Grenzen zwischen den verschiedenen Sphären, Beruf bezie-

hungsweise Uni und Privatem, werden verwischt. Trotz fester Arbeits- oder Seminarzeiten entsteht der Druck der ständigen Erreichbarkeit. Die Vorlesung findet über Webex oder Zoom wortwörtlich in unserem Wohnzimmer statt. Es ist wenig verwunderlich,

dass der Anteil an Kommiliton*innen, die ihre Kamera anmachen, immer geringer wird. Trotz Weichzeichner oder Karibikfoto im Hintergrund bleibt doch das Gefühl, sich ein Stück weit zu entblößen. Auch wenn wir es nicht so wahrnehmen: Jedes Videomeeting, an dem wir von unserem Wohn- oder Schlafzimmer aus teilnehmen, bleibt ein Eingriff in unsere Privatsphäre. Darüber hinaus hängen die Teilnahmemöglichkeiten an der Uni nun noch stärker als zuvor von den Gegebenheiten 7

zu Hause ab, auf die man als Mieter*in so gut wie keinen Einfluss hat. So kann schlechtes Internet die Teilnahme an Seminaren erschweren und damit ungeachtet aller Milde, die Dozierende oder die Uni walten lassen, den Lernerfolg. Aber auch vermeintlich banale Faktoren wie Lichtverhältnisse, Wohnungsgröße und Lautstärke wirken sich auf die Konzentration aus. Ganz zu schweigen von der Belastung, insbesondere für Alleinerziehende, wenn nebenbei auch noch die Kinder betreut werden müssen. Jetzt, da sich immer deutlicher abzeichnet, dass es keine Rückkehr zu einer Normalität, wie wir sie vor Corona kannten, mehr geben wird, stellt sich in vielen Bereichen die Frage, wie wir ›mit dem Virus leben‹ können. Es wäre ein falscher Schluss, einfach so viele Aktivitäten wie möglich in den privaten Raum zu verlegen. Vielmehr ist es notwendig, die Bedingungen am Arbeitsort, in der Universität oder der Schule langfristig so zu verändern, dass ein sicherer Aufenthalt möglich ist, und damit die Wohnung als das zu bewahren, was sie sein sollte: Privatsphäre. Valentin Petri hat jetzt gleich ein Webex-Meeting und schwankt noch zwischen Karibik-Hintergrund und Weichzeichner.


A

B

C

D

E

PFLANZEN

?

Anna-Lena Schmierer ist fasziniert von der Lampenvielfalt in Berliner Studierendenzimmern.

Lena Rückerl hat das Konzept Kleiderschrank bisher völlig überschätzt.

C2

Was GEHÖRT ZU welcher WOHNUNG G

Kaum etwas spiegelt die eigene Persönlichkeiten so stark wider, wie die eigenen vier Wände. Wir haben fünf Wohnungen besucht und jeweils die fünf gleichen Gegenstände fotografiert. Schaffst du es, die fünf Gegenstände zu einer Wohnung zusammenzufügen? Lösung auf S. 34 F FOTOS Lilia Denecke

H

KANNEN

8

I

J


KLEIDERSCHRÄNKE

LAMPEN

K

L

P

Q

R

S

M

T

N

U

O

V

W

REGALE

X

9

Y


Und sie leben in WGs

GEBAUTE Idee am SCHLACHTENSEE Zwischen kleinen Schlafkammern und großzügigen Gemeinschaftsräumen wollten die Architekten des Studentendorfes Schlachtensee demokratische Bürger*innen erziehen. Was ist übrig vom Anspruch des selbstbestimmten Wohnens? FOTOS Tim Gassauer

E

s ist die Idee von Freiheit, die Hoffnung auf Demokratie, der Wille, es anders als in der Vergangenheit zu machen. Reeducation nennen es die US-Amerikaner*innen als sie die Westdeutschen nach dem 2. Weltkrieg die Demokratie ›lernen lassen wollen‹. Ein eher unbekannter aber bis heute genutzter Teil dieses Bildungsprogramms ist das Studentendorf Schlachtensee – der Versuch, Demokratie zu bauen. »Ein demokratischer Staat lebt davon, dass der Einzelne sich seiner selbst bewusst wird und deshalb im gesellschaftlichen Zusammensein der Menschen die bewussten Vorstellungsinhalte den gemeinschaftlichen Aufgaben die Waage halten«, führte der Jurist Adolf Arndt 1960 in seiner Rede ›Demokratie als Bauherr‹ aus. Demokratisches Bauen sollte diese Ideen und jenes Menschenbild begünstigen und Orte zu ihrer Entfaltung schaffen – auch im Gegensatz zu totalitärer Architektur, wie sie während der NS-Zeit in Bauten umgesetzt wurde. In der Nachkriegsmoderne versuchten sich verschiedene Architekten an dieser Aufgabe. So auch im Studentendorf Schlachtensee. 1959 zogen im Westberliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf die ersten Bewohner*innen ein. Heute leben knapp 900 Studierende im Studentendorf, das inzwischen den Rang eines Nationalen Kulturdenkmals hat. Das Konzept der Reeducation und des demokratischen Bauens wollten die Architekten Fehling, Gogel und Pfankuch im Studentendorf architektonisch verwirklichen. »Demokratisches Bauen ist mehr als

ein Glaskasten, in dem man hineinguckt.«, erklärt Andreas Barz, Stadtplaner und Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft, die die Wohnsiedlung verwaltet. Es gehe

vielmehr darum, wie Architektur ein Gesellschaftsmodell stützen oder sogar bilden helfen könne. 28 verschiedene Häuser sind lose um den Dorfplatz mit Rathaus und Gemeinschaftshaus gruppiert. Ein Kindergarten, ein Fitnessraum und der Club A18 gehören heute ebenfalls zur Anlage. Anfangs gab es sogar noch eine eigene Bibliothek und eine Mensa. Studentisches Leben in einem abgetrennten Mikrokosmos. Die Fassaden der einzelnen Häuser sind ungleichmäßig gerastert, fast schon verspielt. Immer wieder wird der Gedanke betont, dass es um den einzelnen Menschen geht, der in der demokratischen Gemeinschaft selbstbestimmt seinen Beitrag 10

leistet. Dieser Gedanke findet sich auch innerhalb der Häuser. Barz beschreibt ihn nach einem ZEIT-Artikel aus dem Jahr 1960 mit der Wendung »Kloster und Forum«. In den kleinen Zimmern, den sogenannten Buden, solle das Studium und der Dialog mit sich selbst stattfinden, wie in einer Klosterzelle. Die geteilten Räume böten den Studierenden hingegen ein Forum für Gemeinschaft und lüden zur Begegnung ein. Zudem sind die einzelnen Buden in unterschiedlichen Farben gestrichen. Barz erklärt begeistert: »Alle haben das Gleiche, alle den gleichen Schreibtisch, die gleichen Quadratmeter, den gleichen Boden und dennoch sind die Räume durch Farbe und Anordnung der Möbel, Fenster und Türen verschieden.« Von den Architekten war die kleine Raumgröße beabsichtigt, spricht man aber mit aktuellen Bewohner*innen, dann ist dies einer ihrer ersten Kritikpunkte. »Für die Lage und nur 12 Quadratmeter Zimmergröße sind 450 Euro echt nicht günstig«, erklärt eine von ihnen. Zur Freien Universität ist man mindestens 30 Minuten unterwegs. Die Verwaltung dagegen sei gut und fast alle Menschen nett, berichten Bewohner*innen weiter. Die besondere Architektur kommt den meisten nicht ins Gedächtnis. Viele wissen nichts oder kaum etwas davon. Auch dass hinter der Farbgebung der Innenräume ein Konzept steht, ist eher unbekannt. In Haus 26 strahlt das Treppenhaus in Orange, der Flur von Lorenzo Brigadois Wohnung ist in penetrantem Gelb gestri-


Furios 26

men, aber so ist es«, kommentiert Lorenzo. Er selbst war noch bei keiner der Veranstaltungen. Widner erklärt dazu: »Die Studierenden müssen das schon selber machen. Wir können nur den Raum und finanzielle Ressourcen zur Verfügung stellen.« Es sei ihnen wichtig, den Grundgedanken des Dorfes, die Selbstbestimmung, zu erhalten. Man versuche außerdem, den Bewohnenden die Geschichte und das Konzept des Dorfes näher zu bringen. Aktuell läge der Fokus

chen, sein Bad hingegen grün. »Die Leute waren während des Online-Semesters immer irritiert, wo ich bin«, lacht Lorenzo. Der Politikwissenschaftsstudent erklärt auch: »Ich wohne da seit einem Jahr und weiß nichts.« Er sei prinzipiell nicht uninteressiert an der Geschichte des Dorfes, aber vor Ort erfahre man davon so gut wie nichts. Nur die Auszeichnung als Kulturdenkmal und ein Schriftzug, der auf die Spenden der amerikanischen Regierung und Mittel des Landes Berlin verweist, seien sichtbar. Dabei endet die Geschichte des Dorfes nicht mit dessen Gründung. Im Zuge der 68er-Bewegung spricht Rudi Dutschke im Gemeinschaftshaus des Dorfes und es kommt zu studentischem Widerstand. »Die Studentendorfgeschichte ist aber auch eine Geschichte der Infragestellungen der Prinzipien des Dorfes und seiner Fortexistenz«, erklärt Barz. Es habe sich bereits kurz nach der Gründung gezeigt, dass nicht alle Bewohner*innen Lust auf demokratische Mitgestaltung hatten. Phasen von großem Engagement und von wenig Beteiligung wechselten sich also immer wieder ab. Der vermutlich prägendste Protest führte dazu, dass das Studentendorf Schlachtensee heute eine Genossenschaft ist, zum Teil geleitet von ehemaligen Bewohner*innen. Bereits seit den 80er-Jahren gab es Pläne, das verfallende Studentendorf abzureißen. Zunächst konnte dies durch Proteste aufgehalten werden. Nach der Wende kam die Idee aber wieder auf. Die wenigen Studierenden, die in dem Dorf wohnten, wehrten sich und versuchten, Alternativen zum Abriss zu finden. Der Plan, das Studentendorf zu kaufen und zu erneuern, drohte mehrmals zu scheitern.

Seit 2006 gibt es deshalb die Idealgenossenschaft Studentendorf Schlachtensee. Geld für den Ankauf konnte letztlich vor allem durch den Verkauf des Bodens an eine Schweizer Pensionsstiftung gesammelt werden, welche ihn an die Genossenschaft verpachtet. Seitdem erneuert die Genossenschaft das Dorf nach und nach. Bewohner*innen berichten, dass ›die besondere Gemeinschaft‹ eher Glückssache sei. »Manchmal gibt es eben drei bis vier Leute in einer Wohngemeinschaft, die länger bleiben und die sich verstehen, aber oft sind das auch Erasmus-Studierende, die nach einem halben Jahr wieder weg sind oder die Leute haben keine Lust auf Gemeinschaft«, berichtet eine Bewohnerin. Lorenzo meint sogar: »Freundschaften schließt man außerhalb des Studentendorfes. Man wohnt da, weil man da wohnen muss.« Ob ein Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Wohnung entstehen könne, hinge auch ein bisschen von den Wohnhäusern ab. Manche seien architektonisch offener als andere. Barz erklärt, das Studentendorf verstehe sich eher als Ankunftsort und ›Welcome Center‹ in Berlin. Die Genossenschaft bemühe sich immer wieder, die Gemeinschaft zu unterstützen. Bettina Widner, Presse- und Kommunikationskoordinatorin der Genossenschaft, berichtet von Veranstaltungen wie dem wöchentlichen Gesprächsformat Chai & Chat, Ausflügen und Projekten wie Sprachtandems oder Urban Gardening. Die Teilnehmer*innenzahlen sind vergleichsweise niedrig. »Wenn man darüber nachdenkt, ist es auch ein bisschen traurig, dass sie es versuchen und viele dieses Angebot nicht wahrneh11

noch auf der Erneuerung des Dorfes, man plane aber bereits ein Audioformat und hoffe, das Gemeinschaftshaus nach der Pandemie kulturell bespielen zu können. Lorenzo hat seinen Vertrag für das Studentendorf vor Kurzem verlängert. Er wird erst einmal bleiben. Alternativen sind in Berlin rar und die Lage ist für ihn nur ein kleines Problem – er hat ein Auto. Außerdem erklärt er: »Ich mag das Studentendorf. Ja, es ist auch für mich zu meinem Zuhause geworden.« Andere sind froh, das Studentendorf Richtung Innenstadt verlassen zu können. Letztlich räumt Andreas Barz ein, dass das Studentendorf auch ein »theoretisches Idealgebilde« sei und man wohl nie jede*n erreichen könne, man könne es aber zumindest danach streben: »Die Architektur muss die Räume für die Begegnung ermöglichen.« Lena Rückerl hat leider nur ein weißes Bad.


Und sie leben in WGs

Hola Homies und Homelinen, wir suchen nach einem*r würdigen Nachfolger*in für unser Sommer-Sonne-Sonnenschein-Zimmer mit Gartenblick. Die U-Bahn ist moonwalkend binnen zehn Minuten zu erreichen, dennoch empfiehlt der Koch ein Fahrrad. Wir sind definitiv keine Zweck-WG und hatten tatsächlich noch keinen einzigen Streit (kurzer Schulterklopfer), dem Kodex sei Dank: 1. Wer uns zu einstelliger Stunde ein strahlendes »Morgeeen« aufzwingt, muss das von der Spüle in die Badewanne outgesourcte Geschirr spülen. Keine Toleranz

für Morgenmenschen... niemals! 2. Im Kühlschrank herrscht Anarchie – weg mit den Post-its. 3. »Alles kann, nichts muss« und »sich zurückziehen können« klingt zwar schön, bei uns gibt es aber ein Recht auf gegenseitiges Nerven. Unterdrückte Bedürfnisse führen zu Neurosen – Sigmund Freud sich. (Besonders aufmerksame Leser*innen haben uns auf den bestehenden Widerspruch zu 1. aufmerksam gemacht. Ja, wir sind wirklich so komplex, Dialektik und so.) 4. Bitte bringt uns keine Schufa-Auszüge, Bürgschaften, polizeiliche Führungszeugnisse, Yale-Abschlüsse oder Urinproben

ILLUSTRATION Luca Klander

zum Casting mit. Wir hassen eh schon jede Sekunde davon und machen das nur, weil noch niemand eine bessere Idee hatte und wir insgeheim schon immer mal die JuryAutorität von Heidi Klum haben wollten. 5. Die konglomerierte WG-Person ist Vinosaurier*in (Arrr), Künstler*in – erfolglos (Aber bald Leute, wir sagen's euch!), wurde Zeug*in eines Mordes im Haus (Vogel vs. Fensterscheibe, die Beerdigung fand am 20.01. statt) und macht gerne ausgiebige Sonntagsspaziergänge vom Bett zum Kühlschrank zum Sofa. Wenn ihr es bis hierher geschafft habt und wisst, worauf ihr euch einlasst, schickt uns zum Beweis, dass ihr den Text gelesen habt mit eurer Bewerbung einen Haiku, der das Wort »Selbsthilfegruppe« enthält. Cheers! Die WG im Gurkensteig

Suchst du nach einem harmonischen Zusammenleben? Nach netten Mitbewohner*innen? Nach mehr als Koexistenz? Dreimal JA? Gratulation, du gehörst zu den 95% aller Suchenden und musst nun versuchen, irgendwie herauszustechen - und dir nicht zu schade für den hier etablierten Humor sein.

WG gefunden?

Alle Ähnlichkeiten mit Anzeigen von Wohnungssuchenden und Wohngemeinschaften auf viel genutzten Portalen mit orangenen Logos im deutschsprachigen Raum sind rein beabsichtigt.

Servus, wie man bei uns in Hannover nicht sagt, ich bin Ann-Katrien und komme nach einem Abenteuer als Animateurin auf einem Kreuzfahrtschiff und zwei Semestern Psychologie (ENTP) nach Berlin, um hauptberuflich auf das Ende der Pandemie zu warten. Meistens bin ich auf der Suche nach Mate, aktuell aber auch nach einer neuen WG, die endlich mal beim Putzen hilft. Wirklich, es ist mir völlig egal, was ihr macht und wie ihr drauf seid. Ihr könnt Pharmazie-Doktorand*innen sein, die man nur zu sehen bekommt, wenn sie in der Küche Ketamin kochen, oder Technomäuse mit komplett verschobenem Schlafrhythmus – alles ist

gut, solange ihr sauber seid. Hauptmieterschaft – kein Problem, Schufa – kein Problem, Wasserschaden – kein Problem, Straßenlärm – kein Problem, fensterloses Durchgangszimmer – kein Problem. Ich bringe gute Laune und festes Schuhwerk mit, außerdem eine Siebträgermaschine, Waschmaschine und Eiswürfelmaschine – nur ein Thermomix kommt mir nicht ins Haus, so sehr habe ich meine Jugend doch noch nicht aufgegeben. Eure potenzielle neue Mitbewohnerin kommt zudem inklusive Schlauchboot und einem Hochbeet auf dem Tempelhofer Feld. Meine Lieblingspflanze ist übrigens meine Monstera deliciosa und hört auf den Namen Agathe ;-) (bitte nicht die braunen Stellen an den Blatträndern abschneiden, 12

sonst macht ihr bald mit meiner anderen Lieblingspflanze Hannibal alias Dionaea muscipula Bekanntschaft). Was in der abonnierten Gemüsekiste nicht drin ist, wird easy mit dem Metro-Ausweis eingekauft. Apropos, meine Ernährung ist auch ein bisschen special, meistens vegan und – weil Käse einfach zu geil ist – ab und zu vegetarisch. Mir ist egal, was ihr esst, aber wehe meine Pfanne fischelt. Ansonsten kenne ich die legitime Einweichzeit von Küchenutensilien, die richtige Art, Klopapier aufzuhängen, lasse keine Zwiebelhälften im Kühlschrank liegen, haare nicht, rauche nur manchmal. Auf dem Balkon. CBD. Luca Klander hält aufgrund der aktuellen Lage anderthalb Mieten Abstand.


SUCH A COZY ROOM THE WINDOWS ARE ILLUMINATED BY THE EVENING SUNSHINE THROUGH THEM our house (1970) crosby, stills, nash & young

COLLAGE Lena Rückerl und Kira Welker


Such a cozy room

»Sich dem KOSMOS nicht nur AUSGELIEFERT fühlen« ILLUSTRATION Laura von Welczeck

Glaube, Aberglaube oder Wissenschaft? Der Gedanke an Feng-Shui erweckt verschiedene Assoziationen: vom Möbelrücken über Yin und Yang bis hin zu Energieflüssen. Wer die Spuren der chinesischen Tradition ergründen möchte, stößt auf die verschiedensten Auslegungen und Ansätze.

14


Furios 26

Doch was bewegt die Menschen dazu, eine kostenpflichtige Beratung zu den eigenen vier Wänden in Anspruch zu nehmen? Denn über die auf Landschaften bezogenen Ursprünge hinaus fokussieren sich Lehre und Beratungen, die hierzulande angeboten werden, vor allem auf private Wohnflächen. Meist seien es »Schlafstörungen, ein Unwohlsein oder das Gefühl, dass man in der Wohnung gar nicht ankommt. Manchmal ist es auch mit dem Nachbarn ungut«, sagt Hörler. Laut ihr wirkt das Zuhause stark auf den Menschen ein: »Es gibt immer eine Wechselwirkung zwischen Mensch und Raum. Wenn wir also in kranken Räumen leben, werden wir ebenfalls krank.« Sie betrachtet den Raum als lebendigen Organismus. Doch was bedeutet das? Die Beraterin erklärt, dass es in jedem Raum Energieabdrücke gebe. Ähnlich wie Fingerabdrücke würden diese von jedem Menschen hinterlassen, der vor uns in einem Raum gelebt hat. Dadurch könne der Raum ebenso durch den Menschen erkranken wie umgekehrt. Mit Symbolen, die wie Akupunkturnadeln wirken sollen, versucht Hörler, diese ne-

Es gibt aber nicht die eine ›wahre‹ Form von Feng-Shui. Bieler und Hörler praktizieren unterschiedliche Subformen. Im Laufe der Zeit haben sich aus der klassischen chinesischen Lehre unterschiedliche Strömungen entwickelt. So konzentriert sich Hörler in ihren Beratungen auf energetisches Feng-Shui, auch Tao Do Hang genannt, während Bieler sich mit sogenanntem Modernen Feng-Shui befasst. Modernes Feng-Shui ist Bieler zufolge auf die Lebenssituation der Menschen in Westeuropa angepasst. »Es ist naturwissenschaftlich geprägt«, sagt Bieler. »Man verzichtet auf das, was aus China kam und ideologisch beladen ist, wie zum Beispiel Hexagramme.« Er arbeitet vor allem mit der Ausrichtung der Möbel in Räumen, basierend auf den Lichteinstrahlungen und den Energieflüssen, die er wahrnimmt. Das Ideal ist für Bieler, »in den Räumen eine Energie zu haben, die einigermaßen dem nahe kommt, was wir in der Natur finden«. Die konkreten Praktiken, die die FengShui-Berater*innen anwenden, hängen also von der Form ab, die sie praktizieren, und sind stark von subjektivem Empfinden und Intuition geprägt. Ist die chinesische Lehre also der Weg zum besseren Leben? Deutlich zeigt sich: »Der Boom des Feng-Shui im Westen hat sich im Zusammenhang mit Alternativmedizin, Astrologie und Weissagepraktiken wie dem Tarot oder genereller Selbstoptimierung und Esoterik vollzogen«, erklärt Ellguth. Der Ursprungskontext des FengShui werde dabei meist nur oberflächlich gestreift. »Es kommt bisweilen zu starken historischen Ungenauigkeiten oder Verfälschungen«, sagt der Mitarbeiter am Institut für Chinastudien. Die Umdeutung des Feng-Shui führe zu einer Ausweitung der Anwendungsgebiete wie beispielsweise »Ernährung, sexuelle Praktiken, Haltung von Haustieren, Unternehmensführung oder Schwangerschaft«.

15

au m.

irk ung dR n u zwischen Mensch

w

Beim Feng-Shui werde zwar mit Landschaften, der Lage von Gebäuden und der Einrichtung von Räumen gearbeitet, im Mittelpunkt stehe aber der Mensch, erklärt Feng-Shui-Berater Andreas Bieler. Das Ziel sei es, das Herz oder anders gesagt das Zentrum zu stärken. Berliner FengShui-Meisterin Parvati Hörler hingegen definiert Feng-Shui »im weitesten Sinne als die Lehre des gesunden Wohnens«.

sel ech t immer eine W

»Bereits in den frühesten chinesischen Denkschulen gibt es die Überzeugung, dass alle Phänomene des Lebens, der Natur, aber auch des sozialen Zusammenlebens von bestimmten Ordnungsmustern beinflusst werden, die nicht menschengemacht sind«, erklärt Richard Ellguth, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Chinastudien an der Freien Universität.

gativen Energien zu verändern. Sie zeichnet winzige Symbole an die Wände und führt ein Ritual durch. Wie genau das funktioniert, kann sie leider nicht verraten – Berufsgeheimnis. Durch dieses Ritual und die allgemeine Anwendung von Feng-Shui wird, laut ihr, unser Chi-Fluss, also unsere Lebensenergie, erhöht und so ein gesundes Wohnen und Leben ermöglicht.

Es g ib

W

ind und Wasser – das bedeutet Feng-Shui wörtlich übersetzt. Die Lehre hat ihren Ursprung in China und fand vor rund 5.000 Jahren erstmals schriftliche Erwähnung. Damals hatte die chinesische Weisheit aber noch nichts mit der Inneneinrichtung von Räumen zu tun. Es ging vielmehr darum, die richtigen Plätze für Gräber auszuwählen.

Der Markt für Feng-Shui-Berater*innen, die sich als erfahrene Expert*innen ausweisen – beispielsweise in Form von Blogs oder als Influencer*innen –, hat sich dadurch stark vergrößert. »In Deutschland wird Feng-Shui als ›klassische Erfahrungswissenschaft‹ beworben und es werden entsprechende Seminare für Feng-Shui-Berater*innen angeboten. Das ist natürlich auch ein Geschäftsmodell«, sagt Mechthild Leutner, FU-Professorin für Sinologie im Ruhestand. Hinzu kommt, dass die Berufsbezeichnung des*der Feng-Shui-Berater*in kein geschützter Begriff ist und die Praktiken vielfältig sind.

Wer in der Wohnung etwas ändern möchte und an Feng-Shui interessiert ist, sollte zunächst recherchieren, welche Berater*innen oder Vorbilder er*sie für sich für geeignet hält. Feng-Shui kann dem Wohlbefinden in einem gewissen Rahmen sicherlich helfen. Denn auch wenn die Wirkung wissenschaftlich nicht nachweisbar ist, greift laut Ellguth die bei religiösen Praktiken typische Selbstwirksamkeit: »Menschen haben das Bedürfnis, sich den Abläufen des Kosmos nicht nur ausgeliefert zu fühlen, sondern auch aktiv etwas tun und ›dem Glück auf die Sprünge helfen‹ zu können.« Warum also nicht in sich hineinhorchen und überlegen, ob das Bett eigentlich am richtigen Platz steht oder vielleicht doch eine Rechtsdrehung vertragen könnte?

Lisa Hölzke hat das Raumherz auf dem rechten Fleck.

Pia Schulz fühlt sich auch ohne Rechtsdrehung in ihrer Wohnung pudelwohl.


Such a cozy room

Am Anfang war es ein bisschen wie ein

ZELTLAGER Schreibtisch, Bett und Kleiderstange auf 15 Quadratmetern – für ein WG-Zimmer voll normal! Aber geht das nicht anders? FU-Studentin Sarah hat während ihres ersten Studiums in Lüneburg in einer funktionalen WG gelebt. ILLUSTRATION Klara Siedenburg

A

us der Wohnung dröhnt leises Gelächter. Der Esstisch im Wohnzimmer ist für vier Personen eingedeckt. Ein großes Sofa und ein Sessel verströmen Gemütlichkeit. Die leicht geöffnete Schiebetür gibt den Blick auf ein angrenzendes Arbeitszimmer frei, das mit Schreibtischen, Regalen und einer Matratze auf Paletten ausgestattet ist. Als die Küchentür aufschwingt, werden die Stimmen lauter. Essen wird zu Tisch getragen. Was wie ein typischer Abend in einer Familie klingt, ist Sarahs Schilderung einer ganz besonderen WG, in der sie für kurze Zeit gelebt hat. Sarah studiert Kulturwissenschaften in Lüneburg, als sie mit vier guten Freund*innen funktionales Wohnen ausprobiert. Dabei handelt es sich um eine Wohnform, bei der die Räume nicht nach Personen, sondern nach Zweck eingeteilt werden. »Das ist aus dem Grund entstanden, dass wir gern zu viert wohnen wollten, aber nur Platz für drei Personen hatten«, sagt Sarah. Also wird die bereits existierende DreierWG um eine vierte Person erweitert. In der Wohnung wird ausgemistet, umgestellt, Räume werden neu eingeteilt. Im Gegensatz zu einer normalen WG, in der jede*r sein*ihr eigenes Zimmer hat, werden zwei Räume zu geteilten Schlafzimmern. Dadurch entsteht Platz für ein gemeinsames Wohn- und Arbeitszimmer. Geteilt werden nicht nur die Räume, auch

von Lebensmitteln und Kleidung machen die vier gemeinsam Gebrauch. Zwar hat jede*r eine eigene Kleiderstange, aber »wenn man sich ein Zimmer teilt, kann man nicht sagen: Auf der einen Seite sind meine Sachen und auf der anderen deine. Das vermischt sich dann irgendwie.«, meint Sarah. An die ersten Tage in der funktionalen WG erinnert sie sich gern: »Es war sehr aufregend und schön. Ein bisschen wie ein Zeltlager.« Da die WG schon vor der Transformation in die funktionale Wohnform sehr familiär war, habe sich im Zusammenleben nicht viel verändert. Durch die Aufteilung in Zweiergruppen nach Schlafzimmern sei allerdings die Dynamik anders geworden, so Sarah. Mit Zimmernachbarin Astrid hat sie dadurch besonders viel Zeit verbracht und eine intensive Beziehung aufgebaut. »Wir haben abends Hörbücher gehört und uns die Highlights unseres Tages erzählt. Zusammen das Licht auszumachen und gemeinsam den Tag zu beenden, das war schon etwas ganz Besonderes.« Ähnlich wie in einer Familie ist aber nicht alles immer im Lot. Wenn ein*e Mitbewohner*in spät nach Hause kommt und nicht besonders leise ist, ist Sarah genervt. »In diesen Situationen mussten wir alle erst mal lernen, Probleme und Bedürfnisse anzusprechen und die der anderen zu akzeptieren.« Viel Absprache ist ebenfalls nötig, wenn ein*e Mitbewohner*in in einer Beziehung ist und ständig entschieden werden muss, wer wo schläft. Trotzdem gewöhnen sich die vier an das funktionale Wohnen, es wird zur Normalität. 16

Erst als die Corona-Pandemie Einzug in Deutschland hält, wird die WG aus ihrer gewohnten Bahn geworfen. »Dadurch, dass wir alle vier gleichzeitig zu Hause waren, wurde eine ganz andere Kommunikation nötig.« Das Leben mit Zoom-Meetings und Ausgangssperre überforderte nicht nur die räumlichen Kapazitäten, sondern auch die Emotionen. »Sobald es einer Person nicht so gut ging, hat das uns alle beeinflusst.« Es ist Astrid, die den ersten Schritt macht: Sie sucht sich eine neue WG und zieht aus. Sarah hat dadurch das Schlafzimmer für sich. »Ich habe dann gemerkt, dass ich auf Dauer einen eigenen Raum und Rückzugsort brauche.« Nach einem halben Jahr brechen die vier das Experiment ›funktionales Wohnen‹ ab. Astrid zieht aus und die drei Mitbewohner*innen haben ihre eigenen Zimmer zurück. »Ich würde nicht sagen, dass das Projekt gescheitert ist. Es war von vornherein klar, dass es nicht für die Ewigkeit gemacht ist.« Ist die funktionale WG nun die bessere Variante des studentischen Zusammenlebens? Sarah meint: »Das ist sehr individuell. Für mich ist funktionales Wohnen nicht so geeignet, weil ich eine gewisse Privatsphäre brauche, um zur Ruhe zu kommen und meine Gedanken zu ordnen.« Für Sarah bleibt es wohl doch bei Schreibtisch, Bett und Kleiderstange. Julia Wyrott genießt es nun bewusster, wenn sie die Tür zu ihrem Zimmer schließen kann, sobald sie Zeit für sich braucht.


Furios 26

I

n das erste eigene Zimmer außerhalb des Elternhauses zu ziehen ist ein Akt von Freiheit und Selbstständigkeit, es einzurichten ein Symbol von Emanzipation, vom Beginn eines Lebens fern von Kinderbüchern, Teenagergefühlen und Elternregeln. Es bietet die Möglichkeit, den eigenen Erinnerungen, der eigenen Ästhetik und dem eigenen Wohlbefinden Platz einzuräumen und so an Lebensqualität zu gewinnen. Einrichten macht außerdem Spaß – es ist ein kreativer Prozess, der im Idealfall die eigenen Vorlieben und den eigenen Geschmack vergegenwärtigt. Viel zu oft wird dieser Prozess jedoch nicht von den persönlichen Bedürfnissen, sondern vom Urteil anderer abhängig gemacht. Dies führt zu einer uniformen Einrichtung, die Individualität nur noch in der Auswahl der eigenen Urlaubsfotos zulässt. So scheint sich in der Berliner Studi-Szene aktuell eine lässige Mischung aus Baumarkt, Flohmarkt und Ikea durchgesetzt zu haben. Neben dem Bett, gezimmert aus von der Straße mitgenommenen Paletten, steht eine angeknackste Mid-CenturyKommode, die mühsam via U-Bahn durch halb Berlin geschleppt wurde. Von der Decke baumelt eine einzelne Glühbirne an einem stylisch bunten Kabel. Pflanzen in jeder freien Ecke verwandeln das Ganze in einen ›Urban Jungle‹, der immer ein wenig an ein Yoga-Video auf YouTube erinnert. Lichterketten und LEDs runden das Konzept ab und machen das Zimmer wunder-

Der Einzug der

bar dänisch ›hyggelig‹. Außerdem essentiell für die aufstrebende Intellektuellen-Bohème: das Bücherregal. So wird im versammelten Freundeskreis heiß über den Inhalt des gerade aufgebauten BILLYs der Gastgeberin diskutiert – darf sich die zu Teeniezeiten verschlungene Twilight-Saga zu Uni-Lehrbüchern, Michel Foucault und Judith Butler gesellen? Oder wird sie zum Verstauben in den Keller verbannt? Was sagt ihre Existenz im Regal über die Bewohnerin aus? Die Wohnraumeinrichtung wird so zu einem Statussymbol. Sie ist Ausdruck des Habitus einer sozialen Zugehörigkeit. Ein Aushängeschild, das Besucher*innen die gesellschaftliche Position und Sozialisierung der*des Bewohnenden verrät. Ein ordentliches, durchgestyltes Zimmer bedeutet: Ich habe mein Leben im Griff. Ich habe genug Geld, Zeit, Energie und Expertise, um alles präsentabel zu machen. Die Pandemie hat dies paradoxerweise noch verstärkt – durch Homeoffice und Online-Seminare tritt plötzlich nicht mehr nur geladene Gesellschaft in die Privatsphäre ein. Zudem bombardieren Instagram, YouTube und Co. uns mit Bildern perfekt inszenierter Wohnoasen, die vor

D T S ELBS

T S R A

in die eigenen vier Wände

Nie haben wir mehr Zeit in unseren Zimmern verbracht als in den letzten Monaten. Einrichtung ist das Statussymbol der Stunde. Berliner Studierendenzimmer bleiben aber monoton. Zeit für einen Appell, warum wir Einrichtungstrends trotzen sollten.

17

Selbstdisziplin und Repräsentativität nur so strotzen. Dabei sollten die eigenen vier Wände der Ort sein, wo ohne Druck und Bewertung Entspannen, Nachdenken, kreatives oder unkreatives Chaos und auch schlechte Tage in Jogginghose möglich sind. Das eigene Zimmer ist der Inbegriff eines ›safe space‹, der ultimative Rückzugsort. Durch die ständige Bewertung von außen wird dieser jedoch zu einer Mischung aus Lebenslauf und unfreiwillig veröffentlichtem Tagebuch degradiert. Wenn der Wohnraum also eine eigene, intime Umgebung für persönliche Entfaltung bleiben soll, dann müssen wir nicht nur lernen, auf uns selbst zu hören, um authentischer einzurichten. Wir müssen auch aufhören, zu viel in die Einrichtung anderer hineinzulesen und respektvoll mit der Einladung in die Privatsphäre umgehen. Sophie Dune Korth versinkt ab jetzt wieder guten Gewissens im Chaos.

UNG L L E ILLUSTRATION Klara Siedenburg


ILLUSTRATIONEN Laura von Welczeck Dit is Berlin! Ja, aber was denn eigentlich genau? Vom schmuddeligen Plattenbau, über hippeWG in Club-Nähe bis hin zur schicken Altbauwohnung neben dem Bio-Markt ist alles dabei! Finde heraus, welcher Bezirk zu dir passt!

Bin Vegetarier*in/Veganer*in aber unterstütze meinen local Dönerladen durch Falafel-Konsum

Disclaimer: Dieses Quiz beinhaltet die schönsten Klischees und Stereotypen. Natürlich ist jeder Kiez genauso divers wie die Menschen, die dort wohnen. Auch hat nicht jede*r die finanziellen Mittel, um überhaupt eine Wahl zu haben. Wir wollen niemanden angreifen, sondern euch lediglich zum Schmunzeln bringen!

Ich verbringe meine Freizeit am liebsten mit: Wandern, Spazieren oder Fußball

Bett

Feiern!

Yoga, Sonnengruß und herabschauendem Hund

Wo findet man dich Sonntagmorgen?

Lesend im Sessel mit 'nem fancy Getränk

Museen und Ausstellungen sind voll mein Ding!

Welche Freizeit? Ich bin in der Bib

START Magst du Döner?

Nein Ja

Wie sieht deine Traumwohnung aus? Penthouse

Villa

Tanzend im Sissy, Berghain, Kitty

Irgendwas Bezahlbares

Aszendent ist kein Fremdwort für dich?

Bei Brammibal's: vegane Donuts essen und Matcha Latte trinken

Stimmt, das ist das Erste, winach ich Leute auf Tinder frage

Astrologie ist nicht so mein Ding

Stressen dich Menschenmassen? Ja

Altbau

Katzen

Katzen- oder Hundemensch?

Nein Hunde

Dein idealer Kieztyp ist JWD (Janz Weit Draußen): Menschenmassen und Großstadtdschungel sind nicht so dein Ding. Diesem ganzen Innenstadt-Stress gehst du lieber aus dem Weg. Du fühlst dich besonders wohl, wenn du im Grünen bist, und gibst dein Geld lieber für etwas anderes als fürs Wohnen aus. Das ist dein Lied: S.P.A.N.D.A.U von Icke & Er.

Entspannt in Dahlem: Du magst es gern traditionell. In deiner Nachbarschaft leben zwar nur Rentner*innen, aber solange du dafür in einer Villa wohnen kannst, ist dir das egal. Dein Traum ist es, später einmal eine eigene Bibliothek in deiner Wohnung zu haben, inklusive gemütlichem Lese-Erker. Bis es so weit ist, musst du allerdings in die FU-Bibs ausweichen. An Dahlem liebst du außerdem, dass du dem hektischen Innenstadtleben entkommst und der nächste Reitstall nicht weit ist.

Ab nach Mitte/ Charlottenburg: Du gönnst dir gerne mal ein bisschen Luxus. In deinem Leben möchtest du es noch in die Chefetage eines Unternehmens schaffen. Deshalb ist dir deine Appearance wichtig, denn Kleider machen Leute. Auf deinem Weg zur Arbeit ist ein Coffee to go Pflicht und du verfolgst auf deiner Apple Watch angespannt den Aktienkurs.


WELCHER KIEZ BIST DU? Ich studiere Naturwissenschaften

Halloumi-Makali Sandwich mit Erdnuss-Sauce, Minzblättern und Mangocreme

Sonstige

Ich wähle eher...

Geistes-/Sozialwissenschaften

Was ist dein KaterFrühstück Currywurst und PommesSchranke

3 Dinge, ohne die du nicht aus dem Haus gehst Airpods Pro, E-Roller, Kreditkartenhalter

BWL/Rechtswissenschaften

Analogkamera, Mini Beanie, Drehzeug

Wiederverwendbarer Kaffeebecher, Zimtschnecke von Zeit für Brot, Bullet Journal

Dann sieh zu, dass de Land jewinnst!

FDP

Auf jeden Fall nicht CDU

Ich mache durch bis mein Lieblingscafé öffnet und ich mir einen Choccocino gönnen kann

AfD

Bist du oft auf Demos? Ja

Nein

Welche Vibes brauchst du in deiner Wohnung? Ist mir nicht so wichtig, am liebsten praktisch und günstig!

Gerne Chrom und Glas, hauptsache modern und clean

Pflanzen und alte Möbel

Du gehörst in den Prenzlauer Berg: Welcome to Friedrichshain-Kreuzberg Tut uns Leid, dir das so sagen zu müssen, aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 68,53% bist du 1 waschechter Hipster. Ausgestattet mit Analogkamera, Mini-Beanie und Drehzeug fühlst du dich in hippen Bars und ›lost places‹ am wohlsten. Und am Wochenende geht‘s ins Sissy, Kitty oder Berghain. Oder aber: Du stratzt bewaffnet mit Jesöff und Kippchen mit den Genoss*innen durch die Rigaer - Alerta!

Ein bisschen Öko, ein bisschen Achtsamkeit, vielleicht sogar etwas Spiritualität? Dann ab in den Prenzlauer Berg mit dir! Hier kannst du in schicken Cafés gemeinsam mit deinen Besten fancy Getränke schlürfen und brainstormen, in Yoga-Studios ganz zu dir finden und nachhaltig Shoppen. Namasté!

Julia Wyrott würde gern so hip wie Kreuzberg sein, wohnt aber leider in Lichtenberg

Anna-Lena Schmierer wohnt auch nicht in einem hippen Kiez, kann auf hip sein aber gut verzichten.


Such a cozy room

Pflanzen & Psyche ZIMMERPFLANZE STATT SCHMERZTABLETTE

Monstera, Aloe und Yucca - was vor fünf Jahren noch nach lateinischen Fremdwörtern klang, sind für viele Studierende inzwischen die liebsten Mitbewohner*innen. Zimmerpflanzen sind aber mehr als nur Wohnungsbegrünung, sie lassen auch unsere psychische Gesundheit aufblühen. ILLUSTRATION Stefan Gehrt

S

ara studiert Theaterwissenschaften und hat zwei Pflanzen in ihrer Wohnung in Rummelsburg. Raíssa, Grundschullehramtsstudentin, wohnt in Tempelhof und hat zehn. Matthäa studiert Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, lebt im Prenzlauer Berg und toppt die anderen mit 34. So unterschiedlich die Studiengänge und Wohnbezirke der drei FU-Studentinnen auch sind, eins haben sie gemeinsam: Zimmerpflanzen. Der Hype um die lebendigen, aber stillen Mitbewohner*innen ist mittlerweile bei jungen Menschen angekommen. Das stereotype Bild der verrauchten Student*innenbude ist längst überholt. Nahezu biedermeierlich wird gesät, gegossen und gedüngt. Bei manch einer*m verwandeln sich die eigenen vier Wände in einen urbanen Großstadtdschungel. Aber warum? In unserer kleinen FURIOS-Umfrage sind sich die drei Studentinnen einig. Raíssa findet: »Sie sehen schön aus und machen die Wohnung lebendiger.« Ähnlich begründet auch Matthäa ihren Hang zu Pflanzen, die ihre »kleinen Sauerstofffabriken« als belebende Deko-Elemente schätzt. Sara sagt: »Mit Pflanzen sieht die Wohnung nicht so klinisch aus, es ist wohnlicher und man kann sich um etwas kümmern.« Pflanzen können aber noch sehr viel mehr als das. Die positiven psychischen und physischen Auswirkungen begrünter Räume wurden schon mehrfach wissenschaftlich nachgewiesen. Im Jahr 2000 veröffentlichten Lohr und Pearson-Mims eine Studie zum Einfluss von Pflanzen auf den Menschen in der Fachzeitschrift HortTechnology. Studierende wurden gebeten, so lang wie möglich eine Hand in Eiswasser zu

tauchen, manche von ihnen in Räumen mit, andere in Räumen ohne Zimmerpflanzen. Als Indikator für den erlebten ›Schmerzstress‹ wurde der elektrische Hautwiderstand der Proband*innen erfasst. Die Forschenden fanden heraus, dass Studierende in begrünten Räumen länger dazu fähig sind, die Hand im Eiswasser zu behalten, weil der wahrgenommene Schmerz geringer war als in Räumen ohne Zimmerpflanzen. Bei Studierenden mit Pflanzen in den Räumen lag demnach ein geringeres Stresslevel und eine größere Selbstkontrolle vor. Ähnliches zeigte eine zweite Studie, die 2009 in der HortScience veröffentlicht wurde. Unter dem Titel »Therapeutic Influences of Plants in Hospital Rooms on Surgical Recovery untersuchten Park und Mattson«, welche Auswirkungen Zimmerpflanzen auf Patient*innen in einer Klinik hatten. Die erstaunliche Erkenntnis: In Räumen mit Pflanzen wurden niedriger dosierte Schmerzmittel benötigt, weil die Schmerztoleranz höher eingestuft wurde und die Menschen weniger unter Angst und Erschöpfung litten. »Die Liebe zu Pflanzen hat mich begleitet, als es mir schlecht ging, aber auch auf dem Weg da raus«, erzählt Sarah Remsky. Sie ist ehemalige FU-Studentin, Autorin und Journalistin und sammelt Zimmerpflanzen wie andere Briefmarken. Über 200 Pflanzen mit Namen wie Philodendron oder Anthurie leben in ihrer Wohnung. Auf ihrem Instagram-Profil zeigt sie ihre Schmuckstücke und deren richtige Pflege. Remsky meldete 2018 ihre Masterarbeit an, als es ihr zunehmend schlechter ging. Bevor sie mit dem Schreiben der Arbeit begonnen hatte, bekam sie ein Burn-out und stressbedingte Depressionen. Ihr Werkstudent*innenjob bei ZEIT 20


Furios 26

ONLINE ähnelte eher einer Vollzeitstelle, in den Semesterferien arbeitete sie sechs Tage die Woche. Ihr dunkles Ein-Zimmer-Appartement im Wedding war dabei nicht förderlich. Ihre erste Pflanze war eine Monstera. »Ich erinnere mich noch genau daran: Ich habe sie bei Blume 2000 in der Seestraße gekauft.« Nach und nach wurden es mehr. Mit der Zeit lernte Remsky ihre grünen Mitbewohner*innen zu schätzen, denn sie waren nicht nur belebende Elemente in ihrer Wohnung, sondern auch eine Unterstützung während ihrer psychischen Erkrankung: »Für mich waren die Zimmerpflanzen ein Grund, morgens aufzustehen. Einfach nur, um zu schauen, was sich verändert hat.« Durch die Pflege der Pflanzen behielt sie eine gewisse Struktur im Alltag und bekam dafür etwas zurück: »Wenn sie gewachsen sind, hat mir das gezeigt, dass ich etwas gut gemacht habe.« Das ist einer der Gründe, warum Remsky das Buch »Aufblühen: Wie Zimmerpflanzen uns helfen, gesund zu bleiben« geschrieben hat. Ihre individuelle Geschichte belegt sie durch wissenschaftliche Studien, die unter anderem zeigen, welche Wirkungen das Anfassen von Erde auf bestimmte Botenstoffe im Gehirn hat oder dass Zimmerpflanzen Effekte auf die Produktivität und den Serotoninspiegel haben. Letzterer ruft ein gesteigertes Wohlbefinden hervor. Diese Effekte werden beispielsweise in Gartentherapien genutzt, bei denen sich Patient*innen bei handwerklichen Aufgaben mit Pflanzen beschäftigen. »Am Anfang sind mir meine Pflanzen oft weggestorben.«, erzählt Remsky. »Manche Menschen denken, dass sie keinen grünen Daumen haben, und damit wollte ich in meinem Buch aufräumen.« Die 28-Jährige ist davon überzeugt, dass die richtige ›Pflanzenfürsorge‹ erlernbar sei. Wer bereits zahlreiche Pflanzenleben versehentlich beendet hat, wird hier vielleicht Einspruch erheben, doch Remsky bleibt bei ihrer These. »Ich glaube, dass jeder Mensch eine Verbindung zu Pflanzen hat. Wir sind grundsätzlich mit der Natur verbunden, aber haben sie durch das Leben in Städten und mit Technologie aus den Augen verloren.« Während des Pflegens ihrer Pflanzen kann Sarah Remsky vom stressigen Alltag loslassen. Pro Woche verbringt sie sechs bis acht Stunden damit, Erde anzumischen, die Luftbefeuchter zu kontrollieren, umzutopfen, zu beschneiden und zu gießen. »Normalerweise bin ich eine ziemliche Grüblerin, aber dabei kann ich die Zeit vergessen.« Diese Begeisterung für die Pflanzenpflege scheint nicht die Norm zu sein. So lautet die Antwort auf die Frage: »Was ist deine Lieblingszimmerpflanze?« doch meistens »Kaktus«. Zumindest sagen das die Studentinnen Raíssa und Sara, die die Pflegeleichtigkeit des stacheligen Mitbewohners zu schätzen wissen. Ganz nach der Devise: Lieber piksen statt gießen. Matthäa dagegen ist Fan von ihrer Gefleckten Efeutute. Die Rankpflanze hat nicht nur einen lustigen Namen, sondern auch eine aufregende Blattmusterung. Letztendlich ist es doch aber egal, ob stachelig, herzförmig, gefleckt, gepunktet oder gestreift – die inneren Werte zählen.

Julia Wyrott hasst Kakteen, weil sie die immer überwässert.


Vom Tod der Tonträger CD-Sammlungen waren einst essenzieller Teil jedes Jugendzimmers und Stolz ganzer Generationen. Heute interessieren sie keinen mehr, den eigenen Musikgeschmack kennt dafür die ganze Welt. ILLUSTRATION Kira Welker

E

s ist zum Verrücktwerden. Da hat man jahrelang fleißig gesammelt. Man hat jahrelang kuratiert. Man hat jahrelang Geld ausgegeben. Und nun soll all diese Müh und Not, der vergossene Schweiß, umsonst gewesen sein. Ein Opfer des technologischen Wandels? Die kleinen glänzenden Platten verstauben im Keller, werden kistenweise auf Flohmärkten angeboten, verschwinden einfach in der Mülltonne. Es war unvermeidbar: CDs interessieren keine*n mehr. Sie waren die Statussymbole des Jugendzimmers um die Jahrtausendwende, unverzichtbare Einrichtungsgegenstände, Insignien der Coolness. Fein säuberlich aufgereiht standen sie in extra dafür konzipierten Ständern, gleich neben der glänzenden Stereoanlage. Letztere ein Geschenk der Eltern zum letzten Weihnachtsfest, selbstverständlich multi disc. Sie waren Zeugnis des lange erwarteten Älterwerdens und probates Mittel der Rebellion gegen die Eltern. Das Haus bebte.

Im Jugendzimmer der Generation Z sind nun andere Dinge wichtiger, obwohl eine farblich gut sortierte Disc-Sammlung bestimmt einen famosen Hintergrund für die Inszenierung auf Instagram bieten würde. Doch Social Media hat einen anderen Weg gefunden, den eigenen Musikgeschmack ästhetisch in die Welt hinaus zu schreien: Der alljährliche Spotify-Rückblick gleicht einem Schaulaufen, bei dem der in der eigenen peer group eigentlich peinliche Schlagersong ironisch lächelnd abgetan und mit dem stundenlangen Hören klassischer Musik während des Lernens geprahlt wird. Bunte Bilder als Aushängeschild des 24 22

eigenen, genialen, individuellen Musikgeschmacks. Die Statistik ist knallhart, gut vergleichbar und im Gegensatz zum Jugendzimmer, welches nur die eigenen Freund*innen sahen, für eine Hundertschaft von Follower*innen einsehbar. Aber das ist nur temporär und bei Weitem nicht so beeindruckend wie eine Wand von Plastikhüllen, hinterlegt mit bunt bedrucktem Papier. Die heute von überall streambaren Datenmengen sind kein Einrichtungsgegenstand mehr, sie sind Teil der Inszenierung des eigenen Selbst. Das Statussymbol des Jugendzimmers wurde in die Welt hinaustragen, die Zimmer dominierenden Stereoanlagen durch Bluetooth-Boxen mit dickem Bass und EndlosAkku ersetzt. Genauso (er)tragbar wie die eigenen Playlisten. Lena Rückerl hegt und pflegt nach wie vor ein paar CDs, findet Benjamin Blümchen-Kassetten aber cooler.


Sind wa wieder einer mehr In unsrer Zwei-Zimmer-Luxuswohnung und das Bethanien steht wieder leer Rauch-Haus-Song (1972) - Ton Steine Scherben

COLLAGE Lena Rückerl und Kira Welker


Zwei-Zimmer-Luxuswohnung

„Ich glaube, dass mein Name negativ belastet ist“ Was, wenn dein eigener Name bei der Wohnungssuche zum Verhängnis wird? Hutham und Abdul mussten genau das in Berlin erleben und berichten über ihre Diskriminierungserfahrungen auf dem Wohnungsmarkt.

Ich habe in Berlin von Null gestartet. Die Wohnungssuche war total ätzend und hat mich extrem gestresst. Ich habe etliche Bewerbungen verschickt, nie eine Antwort bekommen und wenn doch, war es eine Absage, aber meistens nicht mal das. Grob geschätzt habe ich auf die 60 Bewerbungen, die ich in einem Zeitraum von anderthalb Monaten verschickt habe, nur in zehn Prozent der Fälle eine Einladung erhalten. Bei den Besichtigungen selbst war die Konkurrenz immens. Es waren immer Menschen dabei, die auf dem Papier besser aussahen als ich – sowohl finanziell als auch was den Namen angeht. Mein voller Name lautet Hutham Miriam Hussein. Den Zweitnamen gaben mir meine Eltern, da sie bei meiner Anmeldung in der Behörde aufgefordert wurden, mir einen Namen zu geben, bei dem auch deutschsprachige Menschen verstehen, ob ich männlich oder weiblich bin. Um Verwirrungen über mein Geschlecht zu verm e i d e n , gebe ich bei offiziellen

Angelegenheiten daher immer meinen Zweitnamen mit an. So auch bei Wohnungsbewerbungen.Trotzdem habe ich sehr oft E-Mails zurückbekommen, die mit »Herr Hussein« begonnen haben. Vielleicht wären meine Chancen besser gewesen, hätten die Vermieter*innen und Makler*innen verstanden, dass ich eine Frau bin. Auf der anderen Seite gab es wahrscheinlich auch Vorurteile gegen mich als Frau mit arabischen Wurzeln. Dabei hätten sie in meinen Bewerbungsunterlagen eigentlich sehen müssen, dass ich deutsche Staatsbürgerin bin.

"

I

ch heiße Hutham*, bin 23 Jahre alt und im Oktober 2018 aus meiner Heimatstadt Jever nach Berlin gezogen. Seitdem studiere ich Geschichte und Kultur des vorderen Orients und Arabistik an der Freien Universität.

Es waren immer Menschen dabei, die auf dem Papier besser aussahen als ich

"

Ich habe das Gefühl, die Menschen sehen nur meinen Namen und gehen dann direkt davon aus, dass ich ein ausländischer Mann bin. Mit Sicherheit kann ich das nicht sagen, aber ich glaube, dass mein Name negativ konnotiert ist und meine Chancen auf dem Wohnungsmarkt gering hält. Direkt rassistisch angefeindet wurde ich nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass einige gerade gegenüber einem jungen arabischen Mann, für den ich gehalten wurde, Vorurteile haben und Berührungspunkte vermeiden. Ich glaube, insbesondere als im Zuge der Fluchtbewegung 2015/16 viele Menschen aufgrund von Krieg aus dem arabischen Raum nach Deutschland kamen, sind gewisse Vorurteile wieder hochgekommen und sitzen seitdem in den Köpfen einiger Menschen 24

fest. Aus eigener Erfahrung und von Menschen um mich herum, die auch einen Migrationshintergrund haben, weiß ich, dass es sich auf jeden Fall schwieriger gestaltet, als wenn man – pauschal gesagt – »Lisa Müller« heißt. Welche Vorurteile die Menschen auf dem Wohnungsmarkt genau haben, weiß ich nicht und mir fällt es schwer, das zu formulieren, weil ich selbst Vorurteile vermeiden will. Was ich mir vorstellen könnte, ist, dass die Vermieter*innen Angst haben, dass man nicht zahlungsfähig ist, dass man laut ist, die Wohnung verwahrlosen oder illegal noch jemanden bei sich wohnen lässt. Mit meinem jetzigen Vermieter habe ich Glück gehabt. Er ist ein sehr weltoffener Mensch, der auch schon in Palästina und Jordanien, wo meine Wurzeln liegen, unterwegs war. In diesem Fall war das kein Faktor, der gegen mich gesprochen hat, sondern durch die persönliche Verbindung sogar ein Vorteil. Es kommt immer krass drauf an, welche Menschen bei einer Wohnungsvermietung am Hebel sitzen. Ich glaube, es ist immer einfacher, wenn man einen Menschen persönlich kennenlernt, als wenn man ihn nur auf dem Papier sieht und sich im Kopf ein Bild zusammenspinnt. Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt ist ein strukturelles Problem, das nur durch gesellschaftliche Entwicklung gelöst werden kann. *Anm. d. Red.: Hutham ist Teil der Redaktion, war an diesem Artikel jedoch nicht redaktionell beteiligt. Clara Baldus wünscht es niemandem, in Berlin auf Wohnungssuche gehen zu müssen.


Furios 26

You can’t hide where you come from

M

y name is Abdul. In 2015, I came from Syria to Germany as a refugee. Now, I am 31 years old and live in Wedding with my son and wife. I currently work as a librarian. The first place I went to when I came to Berlin was LaGeSo (Landesamt für Gesundheit und Soziales) to submit our papers. LaGeSo-time was very hard. We used to sleep in the street, because there were a lot of people coming at the same time and not enough employees to process our cases. And then I lived with a German family for four or five months. Afterwards, a friend offered me her apartment – so it was a sublease. From 2017 to 2019, I sent tons of applications to almost every housing association here. Out of 50 applications, I had one viewing appointment. I submitted my applications, but there was no chance of getting an apartment. Finally, I found an apartment through a friend. The Syrian people I know all have different opinions. »Maybe it’s because we are refugees, maybe because of our names.« People inside the housing companies recognize the foreign names. Others say we wouldn’t get an apartment because we can’t find a job. However, when I started applying for apartments, I had a job at an institution, which had a good reputation – but still, no answers, no chance. In the beginning, I was open about the fact that I am from Syria, but later not anymore – because maybe the sentence »I am from Syria« is not good. So I stopped mentioning it. But if a company asks you to apply online, you have to attach your personal documents, which show where you come from. You can't hide it.

ILLUSTRATIONEN Luis Dams In 2019 my wife arrived in Germany after all this time of waiting. I found a small apartment and rented it, but without a contract, just from a friend. It never worked out for me with real estate companies. Living there was stressful since my wife

Hier scannen für die deutsche Übersetzung!

It seems like the advertisement got hidden when he mentioned my name

was pregnant. The conditions for a baby were bad: no light, no space. My colleagues tried to help me find something new. One time, I found an apartment and asked a work colleague – since my German was not that good – if she could please call the landlord. She was told: »Yes, have him send his application.« I went back to their website and five minutes later the flat advertisement was gone. I told her: »It seems like the advertisement got hidden when you mentioned my name.« At one point, I had to take three weeks off since I couldn't manage 20 flat viewings 25

while working full time. There were many people at the flat viewings and I realised that I had no chance against any young German. My friend told me, looking at some statistics in a Spiegel article: »You don't have a chance if there is a European person or a German student at the same apartment viewing.« When you get rejected, you won’t be given a reason, because it is an ›illegal one‹. Maybe I think positively, because lots of people can't find apartments in big cities, including Germans – so maybe it's not against me. Nevertheless, especially my Syrian friends think differently. They speak about their own experiences of their rejections due to their names, nationalities, religious beliefs or appearances. I don't want to say that, because I can’t tell for sure if the employee really has something against refugees. However, I am convinced that there are people who cannot understand why or that people have to flee from their homes. Maybe our feelings about discrimination are different. I think you guys are more sensitive with these things, because when I arrived here after all the experiences we made in Syria – with airplanes and bombs – lots of things are ›egal‹. In the beginning of 2020, I wrote some applications on a website and sent them documents of my wife and me. She wears a ḥiǧāb. Before, with only my picture in the documents, out of 20 to 30 applications, I had one viewing appointment. After I added my wife’s picture: not anymore. So it's not only a name problem, there's more to it.

Marie Blickensdörfer ist gerade in Berlin auf Wohnungssuche . . .


Zwei-Zimmer-Luxuswohnung

Durch Enteignung zu mehr Demokratie?

Im vergangenen Jahr sorgte die Berliner Initiative Deutsche Wohnen und Co Enteignen für Furore. Das Ergebnis: ein Referendum über ein Gesetz zur Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne. Führt Beteiligung von Bürger*innen in einem solchen Rahmen zu mehr Demokratie? ILLUSTRATION Lara Rau

»Nur seriöse Anfragen. Wenn du es nicht magst, bewirb dich nicht! SIMPEL!! Wir hatten viele zufriedene Mietende in unserem schönen Badezimmer!«

D

ieses Inserat, das eine Bleibe in einem von zwei Badezimmern in einer WG für 100 Euro warm anbietet, geisterte vor knapp einem Jahr durch das Netz. Zwischen 6:30 und 8 Uhr müssten die zukünftigen Mietenden das Zimmer täglich verlassen, damit die anderen WG-Mitglieder duschen könnten, hieß es weiter. Diese Anzeige – ebenso frech wie bizarr – las sich wie ein Sketch

aus einer politischen Satiresendung, der den Berliner Mietmarkt pointiert darstellen soll. Sie war jedoch echt. Zu wenige Wohnungen bei zu hohen Preisen: ein klassisches Problem von steigender Nachfrage bei stagnierendem Angebot. Quadratmeter-Preise jenseits von zwölf Euro sind in den innerstädtischen Ortsteilen Berlins vollkommen normal. Der Lösungsansatz des Berliner Abgeordnetenhauses wurde 26

am 30. Januar 2020 in einem einzigartigen Gesetz verkündet: Das MietenWoG Bln, umgangssprachlich auch als ›Mietendeckel‹ bezeichnet, sah neben einem Höchstmietpreis für neue Mietverträge auch die Absenkung zu hoher Bestandsmieten vor. Lange konnten die Berliner Mieter*innen jedoch nicht durchatmen. Ein gutes Jahr danach gab das Bundesverfassungsgericht bekannt, dass der Mietendeckel nicht in


Furios 26

der Gesetzgebungskompetenz des Landes Berlin läge. Aber sollte ein sozialer Rechtsstaat nicht das Grundrecht jedes Menschen auf Wohnen gewährleisten und auch verteidigen? Stattdessen würden die in Berlin lebenden Menschen aufgrund nicht bezahlbarer Mieten aus ihren Kiezen verdrängt, berichtet Paula Schumm. Dies sei ein Grund für ihr Engagement in der Hochschulgruppe der Initiative Deutsche Wohnen und Co Enteignen (DWE) an der Freien Universität. Paula studiert Politikwissenschaft und wurde als gebürtige Berlinerin bereits sehr jung mit dem Problem der Privatisierung von Wohnraum konfrontiert. Denn das Haus, in dem sie mit ihrer Familie lebte, wurde trotz des Protests der Mietenden an eine Investmentfirma verkauft. »Deutsche Wohnen und Co Enteignen hat das skandalisiert, was zu Recht schon viel früher hätte skandalisiert werden müssen, und Anfang der 2000er-Jahre nicht hätte passieren dürfen«, schildert die Psychologiestudentin und Berlinerin Viviane Baginska. Sie ist Gründungsmitglied der DWE-Hochschulgruppe. »Wenn man weiß, was für eine krasse Verwertungsstrategie Deutsche Wohnen, Vonovia und Co. verfolgen und wie Vermögensverwaltungsgigant BlackRock an der Auspressung der Menschen hier in Berlin mitverdient, wird man einfach wütend«, schildert sie. Deutsche Wohnen teilen auf ihrer Website mit, dass sich 73,4 Prozent der Wohnungen ihres Konzerns in Berlin befinden. »In Berlin haben wir vor allem seit der Finanzkrise 2007/08 sehr viel globales Finanzkapital, das auf den Berliner Mietenmarkt eingeströmt ist als vermeintlich ›sicherer Hafen‹ in einer globalen Finanzkrise, also wird der Berliner Mietmarkt von globalen Machtgefällen beeinflusst«, beschreibt Viviane und fügt hinzu, dass »grundsätzlich mit der Miete von Menschen kein Profit gemacht werden sollte, da Wohnen ein Grundrecht ist und nicht als Ware behandelt werden sollte«. Das sei das Großartige an DWE, dass es im Kern der Kampagne darum ginge, das Grundrecht auf Wohnen für alle zu garantieren. »Gesellschaftliche Problematiken wie die Diskriminierung migrantisierter und rassifizierter Menschen oder die strukturelle Benachteiligung bei der Bezahlung von Frauen sind in Berlin konzentriert zu fin-

den und führen dazu, dass diese Menschen schlechter aufgestellt sind.« Der Kampf, den die Intiative führt, ist also durchaus ein intersektionaler. Philippe Joly forscht als Post-Doc am Otto-Suhr-Institut der FU im Bereich der politischen Soziologie. Er meint, neben den rationalen Abwägungen einzelner Ak-

Die Initiative Deutsche Wohnen & Co. enteignen ist eine Berliner Bürger*innenbewegung, die durch soziale Mobilisierung ein Referendum über ein Gesetz zur Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne im Stadtgebiet erwirkt hat

tivist*innen seien auch weitere Faktoren wichtig, um die Beteiligung von Individuen an der Initiative zu erklären. So betont Joly die positiven Emotionen der Solidarität und das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein, welche besonders wichtig seien, um Mitstreiter*innen für einen guten Zweck zu gewinnen. Dass die Initiative diese Gefühle bei den Aktivist*innen und Wähler*innen wecken konnte, zeigt sich in der Begeisterung, mit der Paula und Viviane sprechen, aber auch in ihren Schilderungen. »Wenn wir kamen und sagten, wir sind ein Zusammenschluss von Berliner*innen und wir kämpfen, damit diese Stadt eine Stadt für uns alle bleibt, dann konnte man mit den Menschen reden und sie hatten super viel zu erzählen; man hat gemerkt, was für eine demokratische Blüte das war, die mit diesem Volksentscheid kam«, so Viviane. Joly erklärt sich den Erfolg der Initiative aus drei Perspektiven: Die Bewegung selbst baue vor allem auf einen Kern gut vernetzter Aktivist*innen mit Erfahrungen aus vorherigen Mieter*inneninitiativen und anderem politischen Engagement. In Anbetracht der hohen Hürde, Unterschriften von sieben Prozent der Wahlberechtigten in nur vier Monaten zu sammeln, 27

musste DWE Uneinigkeiten und Konflikte beiseitelegen und sich auf das Ziel konzentrieren. Aufgrund der Unterschriftensammlung waren die Wähler*innen schon früh in den direktdemokratischen Prozess involviert und mit der Initiative in Kontakt. Weiter stellt Joly fest, dass die Initiative den*die durchschnittliche*n Wähler*in besser repräsentiere als andere soziale Bewegungen und Parteien. Die Aktivistinnen bestätigen dies: »Wir vertreten alle Berliner*innen, wir sind eine sehr heterogen zusammengewürfelte Gruppe«, erzählt Viviane. Die Berliner*innen konnten sich also in der Initiative selbst wiedererkennen, was sich positiv auf ihre Einstellung zur Bewegung auswirkte. Schließlich betont Joly, dass die politischen Rahmenbedingungen für die Bewegung sehr offen gewesen seien. Dies zeige sich darin, dass die Initiative im Abgeordnetenhaus wie im Senat in der LINKEN und in Teilen der bündnisgrünen Fraktion politische Verbündete hatte. Insofern waren die staatlichen Institutionen zumindest teilweise gewillt, die Belangen der Bürger*innen anzuhören. Auf die Frage hin, ob er glaube, dass der Senat den Volksentscheid tatsächlich umsetzen würde, äußert sich Joly verhalten. Sicher sei, dass das Gesetz zur Enteignung großer Wohnungskonzerne einer juristischen Prüfung durch das Bundesverfassungsgericht standhalten müsse. Sollte es diese überstehen, könnte die tatsächliche Umsetzung der Verordnung zu politischem Sprengstoff in der Regierungskoalition werden. Völlig ignorieren können die Wahlgewinner*innen das Ergebnis des Volksentscheides jedoch nicht, denn damit würden sie riskieren, bis zu 1.035.950 Berliner*innen außen vor zu lassen. Aktuell versucht DWE durch individuelle Schreiben an Abgeordnete, den Druck auf die Politik aufrechtzuerhalten — ob dies auch langfristig gelingen wird, bleibt unklar. Felix Wortmann Callejón zieht bald in ein möbliertes Badezimmer.

Hutham Hussein merkt in ihrer WG, dass es gut funktioniert, wenn einer Partei nicht alles gehört.


Zwei-Zimmer-Luxuswohnung

›Das bisschen Haushalt‹ in wenigen Handgriffen oder solidarische Beziehungsweisen? Vom Wohnen und feministischen Interventionen im Neuen Bauen der 1920er-Jahre.

Einsam in der

Einbauküche

"

A

ls Margarete Schütte-Lihotzky 1919 als erste Frau das Architekturstudium an der Kunstgewerbeschule in Wien abschloss, standen in der Stadt alle Zeichen auf sozialen Wohnungsbau. So war auch Schütte-Lihotzky, die sich schon während ihres Studiums mit Arbeiter*innenwohnungen beschäftigt hatte, im Gemeindebau engagiert. Parallel publizierte sie ihre Überlegungen zur Organisation häuslicher Sorgearbeit. Aber nicht nur in Wien arbeiteten unter Hochdruck sozialorientierte Architekt*innen. Auch in Frankfurt am Main sollte das kommunale Stadtbauprogramm Neues Frankfurt mit Licht, Luft und Funktionalität der akuten Wohnungsnot begegnen. 1926 stieß Schütte-Lihotzky zu dem Projekt dazu und entwickelte einen Meilenstein: die Frankfurter Küche, den Prototyp der modernen Einbauküche. Anders als die zuvor üblichen Wohnküchen bestand diese nicht aus einzelnen Küchenmöbeln in einem Zimmer, in dem auch gegessen und gewohnt wurde, sondern auf engstem Raum eingepassten Geräten und Schränken, deren Anordnung auf möglichst effiziente Arbeitsabläufe abzielte. Schütte-Lihotzky selbst beschrieb ihre Idee als eine Rationalisierung der Hausarbeit nach dem Vorbild US-amerikanischer Fabrikarbeit. Die optimierte Haushaltsführung auf wenigen Quadratmetern wurde aber von den Bauherren des Neuen Frankfurt auch als feministischer Fort-

Die Romantisierung des ›privaten‹ Raums als Rückzugsort macht Gewalt und zu leistende Sorgearbeit unsichtbar

"

schritt präsentiert: als eine Aufwertung der Hausarbeit durch Professionalisierung und eine Hilfe bei der Vereinbarkeit von Lohnund Sorgearbeit, da letztere sich ja nun in weniger Zeit erledigen ließe. ›Das bisschen Haushalt‹ in zwanzig Griffen weniger — was für eine triste Befreiung! Die zudem übersieht, wie tief Geschlechterrollen in unsere Wohnformen eingeschrieben sind. Denn während der soziale Wohnungsbau der 1920er-Jahre für zahlreiche Menschen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität bedeutete, ging diese einher mit einer Verallgemeinerung bürgerlicher Wohnweisen. Die Wohnung als privater Raum der Kleinfamilie, klar abgegrenzt von der Öffentlichkeit und (Lohn-)Arbeitswelt, setzte sich durch gegenüber weiter gefassten nachbarschaftlichen Sorgestrukturen. Entwürfe wie das Einküchenhaus, ein Mehrfamilienhaus, in 28

dem die Bewohner*innen abwechselnd das Einkaufen und Kochen für das ganze Haus übernehmen, blieben unverwirklicht. Nicht zuletzt zwei Jahre pandemisch bedingten Rückzugs in den eng definierten ›Haushalt‹ haben in der Gegenwart gezeigt, dass Belastungen durch gesellschaftliche Missstände auch weiterhin in den kleinfamiliären Fürsorgebereich verlagert und dort unsichtbar gemacht werden. Die Romantisierung des ›privaten‹ Raums als Rückzugsort macht Gewalt und zu leistende Sorgearbeit unsichtbar, die dieser vor allem für vom Patriarchat unterdrückte Menschen bedeutet. Dem entgegen ist ein fortwährender kritisch-feministischer Blick auf Wohnen als Beziehungsweise und Raumverteilung nötig, der nicht bei vergangenem Reformismus stehen bleibt. Inspiriert zum Beispiel von Margarete Schütte-Lihotzky: Nach ihrer Zeit in Frankfurt ging sie in den kommunistischen Widerstand gegen den NS, später schrieb sie, dass sie die Zukunft des Wohnens im Zusammenleben und -sorgen in größeren Gemeinschaften sehe. Von der Frankfurter Küche soll sie gesagt haben, hätte sie gewusst, dass sie für immer nur auf diese reduziert werden würde, hätte sie sie nie entworfen. Kira Welker träumt mitten in Berlin von Wien(er Gemeindebauten).


Furios 26

Obdachlosigkeit Wohnen im öffentlichen Raum

F

rei von Verpflichtungen, gepackt von Abenteuerlust und beschwingt vom Alkohol begann Klaus Seilwinder 2002 sein Leben auf den Straßen Berlins. Bei lauen Sommertemperaturen inmitten des Trubels am Bahnhof Zoo startete für ihn ein Weg, den er mit einer Wasserrutschen-Metapher beschreibt: »Oben sitzend fühlst du dich wie der Größte und die Fahrt ist zu Beginn aufregend und neu. Je tiefer man kommt, desto schneller wirst du aber. Es ist schwieriger, sich am Geländer festzuhalten, und unten angekommen gibt es gar keine Reling mehr. Wenn du am Boden bist, ist es sehr schwer, sich wieder hoch-

ILLUSTRATION Viktoria Voucheva

Gemütlichkeit, Wärme, Sicherheit Begriffe, die die Meisten mit Wohnen und Zuhause assoziieren würden sind nicht in allen Wohnformen selbstverständlich, geschweige denn gegeben. Aus eigener Erfahrung erzählt Klaus Seilwinder an einem kalten Novembertag einer schlotternden Gruppe Interessierter vom Leben ohne Wohnsitz: der Obdachlosigkeit.

zuziehen.« Klaus, der jetzt 64 Jahre alt ist, gelang 2009 der beschwerliche Weg, die Wasserrutsche wieder zu erklimmen. Von seiner Geschichte in die Obdachlosigkeit und wieder heraus erzählt er heute bei Stadttouren des ehrenamtlichen Verbands Querstadtein. Zu Beginn der Tour klärt er über die Differenzierung zwischen wohnungslosen und obdachlosen Personen auf. Während Wohnungslose keine feste Bleibe haben, aber in Notunterkünften unterkommen, haben Obdachlose gar keine Unterkunft und leben auf der Straße. Das führe dazu, dass viele – laut Klaus’ Einschätzung 60 bis 70 Prozent der Obdachlosen – aus dem sozialen System rausfallen, da Meldeadressen und Personalpapiere notwendig seien, um in Kontakt mit Ämtern bleiben zu können. Die aktuelle Schätzung der BAG Wohnungslosenhilfe e. V. über Wohnungslosigkeit erfasste im Jahr 2018 circa 678.000 wohnungslose Menschen in Deutschland, wobei diese Zahl in den letzten Jahren wahrscheinlich um einiges gestiegen ist. Bei einer Zählung obdachloser Personen 29

in Berlin Anfang 2019 zählten die Freiwilligen 1.976 Menschen. Diese Zahl wird jedoch von mehreren Hilfsorganisationen als zu gering bewertet und eher auf circa 6.000 geschätzt. Die Tour mit Klaus startet am Spittelmarkt in Mitte, wo er sieben Jahre lang auf den Straßen schlief und sein Geld mit Pfandflaschensammeln verdiente. Eine Holzhütte auf einem Kinderspielplatz diente dem gebürtigen Frankfurter für zwei Jahre als Schlafplatz. Auch auf der Straße heißt Schlafplatz nicht gleich Schlafplatz. Den Umständen entsprechend war die kleine erhobene Holzhütte recht luxuriös, erzählt er: »Durch die Erhebung störten nicht so viele Tiere und die Entfernung zum Boden schützte vor Frost.« Zudem schlief er auf Pappe und wickelte sich, wenn es sehr kalt war, in Zeitungspapier ein. So seien frostige Temperaturen ertragbar gewesen. Nur am letzten Mittwoch des Monats schlief Klaus nie in seiner Hütte. »Ich wollte mich nicht verhexen lassen«, meint er und erzählt von einer Frauengruppe, die sich nachts auf dem Spielplatz zum Hexensabbat traf, Zeichen in den Boden malte und im Kreis tanzte. »An die Kälte gewöhnt man sich nie«,


"

Zwei-Zimmer-Luxuswohnung

sagt Klaus. »Man lernt halt, damit zu leben.« Die Möglichkeit, Notunterkünfte wie die Kältebusse der Berliner Stadtmission wahrzunehmen, hat er für gewöhnlich abgelehnt. Einmal sei er in einem solchen Bus untergekommen, kam jedoch nicht mit der Überfüllung und fehlender Hygiene klar. Da er selbst alkoholkrank war, war ihm Suchtverhalten nicht fremd. Die Erfahrung, das Blut seines Nachbarn bei einem Schuss in dessen Arm abzubekommen, hielt ihn jedoch von weiteren Übernachtungen im Kältebus ab. Trotz der erschwerten Bedingungen sei es möglich, sich einigermaßen zu pflegen. So bieten verschiedene Einrichtungen Duschen oder die Möglichkeit zum Wäschewaschen für Obdachlose an und die öffentliche Toilette am Gendarmenmarkt nutzte Klaus jeden Morgen, um sich aufzufrischen. Diesen Anspruch an sich selbst aufrechtzuerhalten, schaffe aber nicht jede*r. Manchmal helfe der Ansporn, am Ende des Tages genug Essen zu haben. Als Flaschensammler*in, sagt Klaus, sei es besser, passabel auszusehen und zu riechen, dann kriege man keine Probleme mit dem Supermarktpersonal beim Pfandabgeben. Wahre ›Schatztruhen‹ seien oft Plätze vor Schulen sowie Veranstaltungen und touristische Orte. Manchmal wurde er auf eine Mahlzeit oder ein Getränk eingeladen, WGs oder Veranstaltende überließen ihm den über die Partys angesammelten Pfand. So kam es, dass er für einige Zeit regelmäßig Nächte im alten Tresor-Club verbrachte – als ›alleiniger Pfandflaschenbeauftragter‹ konnte er nach Feierabend die Flaschen der gesamten Räumlichkeit einsammeln und wegbringen. Auf die Frage hin, was ein bewohnbarer Ort mit sich bringen muss, betont Klaus die Wichtigkeit eines sicheren Rückzugsorts auf der Straße. Von Bedeutung seien dafür eine belebte sowie barrierefreie Umgebung, ein gemischtes Zusammenleben und kulturelle Einrichtungen. Auch während seiner Obdachlosigkeit war ihm dieses Stadtgefühl nahe und gehörte zum

Wenn du am Boden bist, ist es sehr schwer, sich wieder hochzuziehen

Wohnort dazu. Andere wichtige Aspekte des Wohnens müssten auf der Straße jedoch komplett zurückgestellt werden und man bewerte sie hinterher ganz anders. Dazu gehören beispielsweise Privatsphäre und selbst entscheiden zu können, was man zu sich nimmt oder trägt. Solche Freiheiten musste er nach Jahren auf der Straße wieder erlernen. Der Begriff ›Zuhause‹ verändert sich mit der jeweiligen Lebenssituation. So betont Klaus, dass, wenn man auf der Straße gelebt hat, das Konzept ›Zuhause‹ oft materiell bedingt sei und nicht ›Einstellungssache‹. Die Sicherung des Existenzminimums – Nahrung, ein warmer Schlafplatz, gesundheitliche Versorgung – müsse konstant mühselig selbst aufrechterhalten werden. Wie man Zuhause definiert, ist also stark an Privilegien gebunden. Was im Sommer 2002 für Klaus mit dem aufregenden Straßenleben von Christiane F. am Zoo im Hinterkopf begann, endete Neujahr 2009 mit der Drohung eines Freundes, ihn fallen zu lassen. Durch mangelnde Beratung bei einem Sozialamtbesuch zu Beginn seines Lebens auf der Straße war Klaus vom Versuch, wieder in das Sozialsystem einzusteigen, abgeschreckt worden. Jahre später, von der Angst getrieben, noch einen Berliner Winter draußen verbringen zu müssen, begab er sich auf eine »Odyssee durch die Ämter.« Zahlreiche dicke Papierstapel, ein paar Reisen durch Deutschland sowie erfolgreich widerstandenen Alkoholversuchungen später hatte Klaus 2009 wieder einen Personalausweis, finanzielle Hilfe vom Staat und ein Dach über dem Kopf. Richtig zu Hause fühlt er sich

Wie man Zuhause definiert, ist sehr stark an Privilegien gebunden. 30

"

jetzt in seiner Wohnung in Oberschöneweide. Ob er irgendwas vermisse? Nein – die Vorzüge und Reize des ›freien Obdachlosenlebens‹ seien schlicht Romantisierung. Am Ende würden die meisten vor Problemen wegrennen, meint Klaus. In unserer Gesellschaft könne man ohne Geld nichts anfangen und fühle sich so von der Gesellschaft ausgeschlossen. Dazu kommt noch das soziale Stigma obdachloser Menschen, welche auf der Straße kaum beachtet und manchmal sogar – vor allem von rechtsextremen Gruppen – angegriffen werden. »Oft ist es schwierig, sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht. Man redet sich die eigene Situation besser, als sie ist, verlernt nach Hilfe zu fragen oder ist zu stolz, um sie anzunehmen. Wenn obendrauf eine Alkohol- oder Drogenabhängigkeit kommt und die Ausdauer und Disziplin, die bürokratischen Hürden zu bewältigen, fehlt, erscheint der Ausweg aus der Obdachlosigkeit fast unmöglich.« Klaus war es wichtig, noch zu ergänzen, dass nicht von Obdachlosigkeit weggeschaut werden darf, da es ein gesellschaftliches Problem ist. Auch Verallgemeinerungen seien unangebracht und schwierig, da jede*r eine eigene Geschichte mit unterschiedlichen Gründen und Ursachen habe, wodurch er*sie in diese Situation hineingeraten sei. Dazu zählen Drogenabhängigkeit, Arbeitslosigkeit, schwierige Wohnverhältnisse, psychische Krankheiten, Flucht, eine zu niedrige Rente und vieles mehr. Man muss sich nicht zur Aufgabe machen, jede*n Obdachlose*n zu retten. Doch selbst das Wahrnehmen der Problematik und bereits kleinere Aufmerksamkeiten wie ein Brötchen, eine Pfandflasche oder ein Gespräch können Hoffnung geben. Anna Schönenbach kann sich nicht vorstellen im Berliner Winter kein Dach über dem Kopf zu haben.


Wir freuen uns immer über Verstärkung in der Redaktion – egal ob du berichten, zeichnen, rezensieren, fotografieren, filmen, aufdecken, collagieren, schneiden, Persönlichkeitstests entwickeln, layouten, wortwitzeln oder einfach ein paar neugierige Menschen kennenlernen möchtest!

?

Das kannst du auch www. furios-campus.de


Zwei-Zimmer-Luxuswohnung

1

1. Das Klingelschild in der Stettinger Straße zeugt vom andauernden Leerstand des Hauses. 2. Eine dicke Kette versperrt den Zugang zum Hotel im Innenhof. 3. In einem strahlend blauen Treppenhaus verweist ein fehlendes Namensschild auf den ungenutzten Wohnraum hinter der Tür. 4. In der Osloer Straße rankt sich Efeu an vorhanglosen Fenstern empor.

2

D

Umkämpfte Geisterhäuser Während sich vor freiwerdenden Wohnungen die Besichtigungswilligen drängen, lassen einige Eigentümer*innen ihre Häuser illegalerweise leerstehen. Doch es regt sich Widerstand von Mieter*innen und Wohnungslosen. FOTOS Kira Welker

32

ie Ibsenstraße 49 im Prenzlauer Berg, Teil eines rot-weißen, niedrigen Wohnhausblocks mit leuchtend blauen Haustüren, blickt auf eine Kleingartenanlage. Im Sommer ranken Blumen an den Gitterzäunen zur Straße hoch und Grillgerüche ziehen über die Hecke. Die Habersaathstraße 46 ist ein grau verputzter Plattenbau in Mitte. Direkt gegenüber liegt das ›Besucherzentrum‹, das der Bundesnachrichtendienst mit seinem Umzug in die dahinter aufragenden, verspiegelten Neubauten eingerichtet hat. Die Osloer Straße 116a, ein efeuberankter, gelbgestrichener Altbau im Wedding, ist der Durchgang zu einem im Hinterhaus gelegenen Vier-Sterne-Hotel. Im Innenhof stehen unter einem aufwendigen Glasdach die Terrassentische der hoteleigenen Gastronomie. So unterschiedlich die drei Häuser in beliebten Innenstadtbezirken auf den ersten Blick aussehen, haben sie doch eines gemeinsam: Während auf einschlägigen Immobilienseiten innerhalb einiger Stunden hunderte von Bewerbungen für freiwerdenden Wohnraum in der Hauptstadt auflaufen, standen oder stehen hier diverse Wohnungen leer. Häufig ist von der sehr niedrigen Leerstandsquote in Berlin die Rede; aufgrund von Wohnungswechseln gilt in Städten ein


»Das Menschenre

cht au

n

fW oh ne

mu ss für eM all der Stadt gelten« hen in ensc

3

Leerstand von 4 zwei bis drei Prozent als normal, hier seien es kontinuierlich unter zwei Prozent. Kein Vergleich mehr zu den 1980er-Jahren, als in der Innenstadt ganze leerstehende Straßenzüge verfielen. Das liegt zum einem an der hohen Zahl an Wohnungssuchenden in der Stadt, zum anderen an den strengen Gesetzen zur Zweckentfremdung von Wohnraum: Höchstens drei Monate dürfen Wohnungen in Berlin genehmigungsfrei leerstehen, auf zwölf Monate steigt die Frist, wenn die Wohnung in diesem Zeitraum renoviert wird. Alles darüber hinaus bedarf einer Genehmigung vom Bezirksamt oder sorgt für hohe Bußgelder. Sind Wohnungen, wie es in Berlin vielfach der Fall ist, nicht nur Wohnraum, sondern auch Anlageobjekt, so versprechen sie leer häufig höhere Rendite als mit einfachen Mieteinnahmen. Vermieten Eigentümer*innen leerstehende Wohnungen bewusst nicht, weil sie sich von Verkauf, Abriss oder Kernsanierung eine größere Rendite versprechen, spricht man von ›spekulativem Leerstand‹. Auch ›Entmietung‹, also die Verdrängung von Bestandsmieter*innen durch angekündigte Mietsteigerungen oder kalkulierte Verwahrlosung der Häuser, kann Teil dieser Abwägung sein. So beispielsweise im anfangs beschriebenen Wohnhausblock an der Ibsenstraße. Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen habe seit Jahren Modernisierungsarbeiten in diesen Häusern angekündigt und Bewohner*innen zudem Abfindungen oder Ersatzwohnungen angeboten, sodass viele von ihnen ausgezogen sein, zeigte eine taz-Recherche im vergangenen Jahr. Die so entmieteten Wohnungen stehen seitdem leer, die Sanierung ist jedoch auf unbestimmte Zeit aufgeschoben.

Aufmerksam machen auf Leerstände häufig verbliebene Mieter*innen oder Aktivist*innen; auch im Prenzlauer Berg waren es Aktive der Initiative Deutsche Wohnen und Co Enteignen, die auf die leeren Wohnungen stießen. Denn da spekulativer Leerstand nach dem Berliner Zweckentfremdungsverbot eindeutig illegal ist, legen es Eigentümer*innen meist darauf an, dass der unvermietete Wohnraum nicht auffällt. Auch im Bündnis Mietenwahnsinn Nord haben sich Aktivist*innen zur Bekämpfung von Leerstand zusammengeschlossen. Sie informieren über vernachlässigte Häuser im Wedding und in Moabit, darunter der Hotelkomplex an der Osloer Straße, an dessen Hinterausgang in der Stettiner Straße ein weiteres Haus leersteht. Die Initiative stellt mit einer Petition konkrete Forderungen ans Bezirksamt: Die leeren Häuser sollen als Geflüchtetenunterkunft und Frauenhaus zur Verfügung gestellt und somit für auf dem Wohnungsmarkt besonders vulnerable Gruppen geöffnet werden. Ebenfalls aus akuten Notlagen heraus entstand der öffentlichkeitswirksame Protest gegen den Leerstand in der Habersaathstraße, der maßgeblich von Menschen ohne Wohnung bestimmt wurde. Die Häuser 40–48, ursprünglich als Schwesternwohnheim für die nahegelegene Charité errichtet, wurden vom Berliner Senat 2006 an eine private Immobilienfirma verkauft, die versuchte, das Haus schrittweise in ein Hotel umzuwandeln. Die jetzige Eigentümerin, die Arcadia Estates GmbH, hatte zunächst eine Luxussanierung geplant, dann aber einen Antrag auf Abriss der über hundert Wohnungen gestellt, um Fläche für Neubau zu gewinnen. Doch die letzten 33

verbliebenen Mieter*innen halten an ihren gültigen Mietverträgen fest und weigern sich, gegen Abfindung ihre Wohnungen zu verlassen. Auch die Bezirksverordnetenversammlung Mitte unterstützt diesen Widerstand und fordert eine Rekommunalisierung der Häuser. Am 29. Oktober 2020 wurde das Gebäude in der Nummer 46 von wohnungslosen Menschen und Unterstützer*innen besetzt. »Wenn stay at home das Gebot der Stunde ist, dann muss das Menschenrecht auf Wohnen für alle Menschen in der Stadt gelten«, so eine Sprecherin der Initiative damals. Die Besetzung sei dabei laut der Gruppe nicht als symbolische Protestform zu verstehen — die besetzenden Wohnungslosen kämpften mit der Aneignung leerer Wohnungen konkret für eine sichere Unterkunft. Die Initiative, die sich Leerstand Hab-ichsaath getauft hat, greift damit eine etablierte Widerstandsstrategie aus den 1970er- und 1980er-Jahren auf: Im Frühjahr 1981 waren in Berlin circa 170 leerstehende Häuser unter Parolen wie »Instandbesetzen statt Kaputtbesitzen« besetzt. Doch auch die Berliner Senatsverwaltung für Inneres griff 2020 auf bewährte Taktiken zurück und ließ die besetzte Habersaathstraße 46 noch am selben Abend räumen. Sie setzte damit auf die 1981 formulierte Berliner Linie, eine verwaltungsinterne Vorgabe, nach der neu besetzte Häuser innerhalb von 24 Stunden zu räumen sind, und die sogar von Politiker*innen der Berliner Regierungsparteien immer wieder als unverhältnismäßig repressiv kritisiert wird. Im Fall der Habersaath bedeutete sie aber kein Ende des Protests. Die Habersaathstraße 46 wurde, über ein Jahr später weiterhin leerstehend, am 18. Dezember 2021 erneut besetzt, dieser zweite Versuch war vorerst erfolgreich und führte zu einer Einigung mit dem Bezirksbürgermeister und dem Eigentümer. Die leerstehenden Wohnungen durften von wohnungslosen Menschen bezogen werden. Zwar sind die Abrisspläne damit noch nicht vom Tisch, dennoch feiern das Leerstand Hab-ich-saath-Bündnis und Unterstützer*innen einen Zwischensieg. Während Zweckentfremdungsmeldungen in den Bezirksämtern scheinbar häufig in Aktenstapeln versanden, habe man hier Fakten geschaffen: circa 60 Menschen, die im zweiten Coronawinter nicht mehr auf der Straße schlafen. Kira Welker hätte diesen Text eigentlich schon abgeben müssen, bevor die Habersaath zum zweiten Mal besetzt wurde. Gut, dass sie ausgiebig prokrastiniert hat...


GESTALTUNG

Impressum

Layout, Illustration & Fotos Gloria Franz hat beim layouten sehr viel Gossip Girl geguckt und ist jetzt ganz kontrovers Team Dan & Blair #Dair. Tim Gassauer möchte, dass ihr seinen Namen öfter googelt, damit seine Website im Ranking endlich über dem anderen Tim Gassauer steht. Lilia Denecke spaziert am liebsten durch Berlin mit nem Kaffee in der einen Hand und der Kamera in der anderen.

Lara Rau studiert Integriertes Design an der Hochschule für Künste (HFK) in Bremen.

Malin Krahn verlässt das Haus nicht ohne Skizzenbuch oder Kamera in der Tasche.

Laura von Welczeck kam eigentlich zum Schreiben zu FURIOS, verbringt jetzt aber die Nächte, ausgestattet mit Stift und Tablet, mit Illustrieren und liebt's. Klara Siedenburg quält die Furios hier seit 2018 mit Wortspielen.

HERAUSGEGEBEN VON Freundeskreis Furios e.V. REDAKTIONSSCHLUSS 10.01.2022 ERSCHEINUNGSDATUM 02.02.2022 AUFLAGE 2500 REDAKTION AUSGABE 26 Clara Baldus, Caroline Blazy, Marie Blickensdörfer, Hutham Hussein, Lisa Hölzke, Luca Klander, Sophie Dune Korth, Valentin Petri, Lena Rückerl, Anna-Lena Schmierer, Anna Schönenbach, Lucie Schrage, Pia Schulz, Kira Welker, Felix Wortmann Callejón, Julia Wyrott COVER Fotos: Tim Gassauer, Text: Lena Rückerl, Kira Welker SATZ UND GESTALTUNG Gloria Franz CHEF*INNEN VOM DIENST Philipp Gröschel, Lena Rückerl, Kira Welker LEKTORAT Philipp Gröschel, Lena Rückerl, Kira Welker ISSN 2191-6047 CHEFREDAKTION Lena Rückerl, Kira Welker (V.i.S.d.P., Freie Universität Berlin, JK 28/106, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin) POLITIKRESSORT Marie Blickensdörfer, Anna Schönenbach CAMPUSRESSORT Clara Baldus, Luca Klander KULTURRESSORT Lisa Hölzke, Anna-Lena Schmierer WISSENSCHAFTSRESSORT Caroline Blazy, Pia Schulz COMMUNITYRESSORT Hutham Hussein, Lucie Schrage www.furios-campus.de redaktion@furios-campus.de Jede*r Autor*in ist im Sinne des Pressegesetzes für den Inhalt ihres*seines Textes selbst verantwortlich. Die in den Artikeln vertretenen Meinungen spiegeln nicht zwangsläufig die Ansicht der Redaktion wider. Gemäß dem Urheberrecht liegen die Rechte an den einzelnen Werken bei den jeweiligen Autor*innen.

Luis Dams: Jedes Magazin braucht einen Quoten-UdK'ler.

Stefan Gehrt hat die Zauberkraft, Bildhintergründe verschwinden zu lassen.

Lösung von Seite 8 und 9: Bleibe: D, H, O, T, W / Bude: E, I, K, P, U / Quartier: B, J, L, Q, V / Wohnheim: A, G, N, R, X / Schlupfwinkel: C, F, M, S, Y

Viktoria Voucheva hat in der Quarantäne zu illustrieren angefangen.

Minette Lee mag es Menschen zu beobachten und faulenzt gerne. Ihr deutsches Lieblingswort ist Fernweh.

34



wohnen

aturenoviereneuntermieteigentumietschuldenfreiheitsbescheinigungugelhupfformatratzestrichausbesetzungentrifizierungrundbesitzimmertüraufasertapetesstischauspartyogamatterbbau rechteppichfransenordfensteradiobergeschosschlüssellocherdplatterkerohrreinigeregentonnentkernunglastischeimwerkerinaturholzdielenebenkostenotfallapothekeinzugenossenschaftreppenhausexgeräuscherdgeschosseifenspenderestmülladekabelaminathermomixeroxdruckeruhestörungästezimmerasenmähendelternhausüßigkeitenlagerenditenergieverbrauchsaufstellungartenmitbenutzungaragenstellplatzementasseneubaumzugskartonstaurauminibaregalbrettagebucheizdeckeckbankellertreppedelstahlpfannerstbezugefrierschutzahlungsfristürspionachtkästchenachmieterostfleckühlschrankachelofenachbarschaftresoreparaturollädenaherholunglühbirnenteigneniemandslandurchgangszimmeregelwerkrimskramspanholzplatteinrichtungshausinglehaushaltrennwandämmungsmaterialeerstandachschrägeiswürfelformehrfachsteckdoseckhausaugroboteröhrenfernseherechnungegensprechanlagebenerdigrundrisstromausfallampenschirmodemeldeadresseinwohnermeldeamtortenheberahmenachhaltigkeitskonzeptoilettenpapierhalteresopalegosteinachwuchsarchitektastaturandbezirkurzschlussicherungskastenebenraumischbatterieebanteilandfluchterrasseinweichwasseregenrinnentspannunglobuselbstdarstellungraniterrakottatopflohmarktfundunstabzugshaubelektroniküchentischausfriedensbruchomeofficexklusionahverkehresteessenässedämmungoldrandachschadenachsendeauftragraffitinnenarchitektigerfellackschichtelefonapparatrampolinischeinbaukücheingangsbereichobbykellerisikogebietischmülleimerandbebauungrenzgebieteeküchein-zimmer-wohnungummidichtungasherdorfkernetzanschlussilberlöffelavalampentrümpelungardinenachttischausratsversicherungutshauschuhregalockenwickleregionotstromaggregaterminkalenderauchmelderuhigardinenstange-gitarrefeututerbauenostalgischerrgottswinkelinoleumusterhausparkratzbaumietvertragrünkohlieblingsortrostpflasterouterundgangeschirrspülmaschineinzelstückunstdrucklassikradiottomanetikettiergerätafelserviceinräumenutzungsentschädigungastfreundlichaarnetzitronenpresserholsamassagesesselofterrassenmöbelagernierentischeizenebenanotlösungasheizungemüsebeetütensuppendgerätetageinweihungspartyogavideordentlicheißluftfritteusedelsteinkugelamettaquariumietendeckeliebesnestornadokelleradiatoroutiniertablettoastbrotpackungereinigtürklinkendstationotfallrationiederlassenasschimmelfleckorbstuhlandorfahrstuhlasagnergonomischochbettrainingsplanussknackerespektabeleselamperhebungraubroteddyuppiebenholzrahmeneonlichtannenbaumorscheizkörperacletteierschneideradschuppenudelmaschineinfahrtischdeckeigenheimehrfamilienhausandkastenagelfeilerbstückabelsalatapetenwechselaserschwertrainingsanzugingkortsschildildohrensesseliegentstaubenadelkissenacktestkitafelgeschirratterdwärmengeingeschlossenägeleimauerbaumgehungsstraßelfenbeinturmaßanfertigungeneralreinigenaturholzstuhlaubbläseramschackschnitzelheizungroßvateruhrundfunkbeitragästematratzebenentkalkeromantischäkelnadelebensabschnittagesdeckeierschalenfarbenestbautriebaustellenlärmorgenmuffeleisteingekauftupperboxylophonetzabdeckungrünflächeselsohraumduftohuwabohungezwungenotenständeräkelnasensprayuccadventskalenderäumungsklageisfachotelampionspandauntergrundampfgareinsatzelleinbauschrankreuzeitschaltuhradioweckeräucherstäbchenutzenäherwachtobenördlicheimkinornamentauschwohnungrundreinigungegenentwurfusselrolleinbruchinkelsteinaschenickercheneuanschaffungästeinweggeschirradiusorgenfreinselebensabschnittherapeutischandtuchwärmeroulettetischockeregenschirmonsteraussichteeeinfrarotlamperziehungsberechtigtentchenähmaschinessigutshausparschweinonkonformagerquarkiezisternerdwärmentlassenebeneinanderliegenamensschilduschvorhangaragenwohnungebälklobrilleigenwilligez-gebührecyclinghofliesenleger*inetzteiliaisonachbarhaustubeinblickarafferziehenachzahlungameboyachtränentlastungrünlilientschleunigteigschüsseluftzirkulationutztieringbahnachthemdekoffenherzigeistristessemporeinzäunenobelackiereneonröhreinzelzimmerasensprengerohkostellerrandampfgarenebelmaschinechobdachloselbstauskunfthermometeranzigeldsegenachtlichtelevisionahrhaftuchfühlungrünkernschrotaktvollebenswandelaminierenachkaufenintendoboeigenkapitalangeweileigenbrötlereclamheftechnikatzenwäschexpansioneuanschaffungerüchteküchesszimmerassistischinterlandiscokugelernortinderohrbruchausordnungrundrechteeremisexilastenfahrrademographiefeunordnunginasenhaarschneidemaschinepilierenichtraucherhaushaltrotzigedankenwelturmitbewohnerinotorischölleinzugsgebietamponappeniedlichalbschlafehlermeldungenusschlafplatzugezogeneinbahnstraßenteisenippeseitenstraßeigenlebenotunterkunftopographischochparterreckenlosonntagsspaziergangassigeherinachlasspielplatzeitungsleseraschelnachsichtigebrauchsanweisungratiszeitschriftelefonklingelnetflixaccountischtennisplatteckgrundstückleidersackissenbezugebäudesubstanzweck-wgeldbaumäusefallentrümpelnesthockerankstabriefwahlesesesselichterkette chreichentzaubertürblattaschenlampeinräumenackedeidentitätskrisexklaveigenbedarfskündigungästeklortsgebundenachschlagewerkartenspieleitungswasserührstablitzableiterucksackunstrasenachtaktivisumorgenmuffelieferdatumusikanlagerholungsraumosaikartonagenützlichaarsprayoutubevideobjektownshipostleitzahligrettortskundigartenzaunotausgangeschirrspültableibentsorgenähzeugrüßenagelichtschalterußigrießbreimmobilieieruhreisenudelsiebücherturmorgenmantelagerraumöbelpackeregalockenstabescherungewürzketchuplüschhaseinwohnerzahluxuschaukelstuhlappenetzausbaugesetzahnbürsteinfachheiteelichtrendfarbespressomaschinernährungsweisessenziellindenblütenteebendortassensammlungartenzwergewürzregalampeckschrankalimbabrissbirnefeuumranktreppengeländere roteddyuppiebenholzrahmeneonlichtannenbaumorscheizkörperacletteierschneidereißwolfachwerkhausschrankwandomizil.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.