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Land für Alle 1

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Konzept

Konzept

Westbahnhof mit Ausblick Auch Wien scheint von diesem Trend bis dato nicht verschont zu bleiben. Im Gegenteil – so sind die der zeitigen Bauaktivitäten ein deutliches Abbild einer nicht enden wollenden Flächenverwertung als Konsequenz des neoliberalen Urbanismus. Wenngleich die Donaumetropole auf ein immenses Volumen bestehender Stadtstrukturen zurückgreifen kann, wurden diese aufgrund der sich verändernden Verhältnisse stetig er weiter t und sukzessive nachverdichtet. Die ›Wiener Gstettn‹, also die Brachflächen der Stadt, rücken seit geraumer Zeit immer mehr in den Fokus der Stadtentwicklung. Folgend ist durch die Bebauung dieser nicht nur der Stadtraum enger geworden, sondern hat die grünen und unbebauten Leerstellen, welche zu den wertvollen Habitaten im Großstadtdschungel zählen, zu einer Mangelware werden lassen. Obwohl die Hälfte des Stadtgebiets zu Grünräumen gezählt wird, in die auch Friedhöfe, Kleingartenanlagen, Sporteinrichtungen und sonstige nicht zugängliche Flächen mit einbezogen werden, ist die tatsächliche Grünraumverteilung nach Abzug dieser eine durchaus ungleichmäßige. Die Grünraumanlagen im Stadtkern sind zumeist eingefriedet, haben Öffnungszeiten und bilden ein marginales Angebot, während weitläufige Naturräume den Stadtrand definieren. Doch der Wunsch nach lebenswerten Stadträumen, Orten der Erholung und des Rückzugs wird in den urbanen Ballungsräumen immer größer und hat neue Stadtvorstellungen mitgebracht. Ferner ist der fortschreitende Urbanismus für die Inanspruchnahme potenzieller Freiräume – einem in Wien bereits raren Gut – mitverantwortlich und bringt die Problematik der Grünraumversorgung sowie die des Stadtklimas immer öfter auf das stadtpolitische Tapet. Dieser Tatsache wird seit dem Jahr 2020 wieder vermehr t Aufmerksamkeit geschenkt. Wiederkehrende Lockdowns haben die Forderung stets zugänglicher und konsumfreier Orte noch deutlicher werden lassen und alternative Nutzungskonzepte vorhandener Flächenreserven bekräftigt. Ebenso illustrieren neu entfachte Diskussionen wie zum Beispiel jene um eine neue Markthalle am Naschmarkt den Handlungsbedarf zur Schaffung nutzbarer und grüner Freiräume. Darüber hinaus bringen die klimatischen Veränderungen eine hohe Hitzeentwicklung in der Stadt mit sich und fordern zunehmend Konzepte zur Entschärfung.

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06 Baukräne am Nordbahnviertel

1 vgl. United Nations (2019): Handbook of Statistics 2020, [online] https://stats.unctad.org/handbook/

Population/Total.html [11.11.2021]. 2 vgl. Sieferle, Rolf (2003): Die Totale Landschaft, in: Franz Oswald & Nicola Schüller (Hrsg.), Neue Urbanität – das Verschmelzen von Stadt & Landschaft, 2. Auflage, Zürich: gta, S. 59-76. 3 vgl. Häußermann, Hartmut & Walter Siebel (2015): Neue Urbanität, 7. Auflage, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 229-236. 4 vgl. Mayer, Karoline (2020): Die Ware Boden oder warum Boden kein Joghurt ist, in: Karoline Mayer, Katharina Ritter & Angelika

Fitz (Hrsg.), Boden für Alle, Wien, Zürich: Architekturzentrum

Wien & Park Books, S. 62-82 5 vgl. DER STANDARD (2021): Stadtforscher errechnen

Versiegelungsgrad in Wiener Stadtviertel, in: DER STANDARD, [online] https://www.derstandard.at/story/2000126619205/stadtforschererrechnen-versiegelungsgrad-in-wiener-stadtviertel [11.11.2021]. 6 vgl. Pollak, Sabine (2021): Mehr benutzbarer Raum für die Stadt!, in: DER STANDARD, [online] https:// www.derstandard.at/story/2000123741513/mehrbenutzbarer-raum-fuer-die-stadt [11.11.2021]. 7 vgl. ORF (2021): Debatte über Markthalle beim Naschmarkt, [online] https://wien.orf.at/stories/3102392/ [11.11.2021]. 8 vgl. Stadt Wien (2020): Wiener Hitzekarte, [online] https://www. wien.gv.at/stadtentwicklung/energie/hitzekarte.html [11.11.2021].

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