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Konzept

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Wälder & Wiesen

Wälder & Wiesen

Konzept Eine Antithese

Die Entdeckung unendlich vieler Möglichkeiten lädt dazu, neue Landschaf ten inmit ten der Stadt entstehen zu lassen. Welche, die sich mit vorhandenen, aber auch neuen Elementen vermengen, die von Natur und strik ter Ordnung beherrscht werden und Spannungen zu ihrer Umgebung aufbauen; Landschaften, die z wischen natürlicher Willkürlichkeit und klar definier ter Organisation geprägt werden; jene, die durch die Interak tion der Nutzer*innen sich stetig verändern und dadurch eine neue Stadtlandschaf t definieren. Die Transformation dieser Infrastruk turbrache wagt den Versuch, ein freiräumliches Szenario zu konzipieren und dabei einen Or t innerhalb des Wiener Stadtgefüges mit neuen Programmmöglichkeiten zu erschließen. Die Antithese stellt sich kritisch den neoliberalen Stadtent wicklungsstrategien entgegen und manifestier t durch eine agrar wir tschaf tliche Nutzung dieses Raums ein alternatives Szenario dieser Raumreser ve. Die Definierung des insgesamt 6 km langen Korridors durch urbane Landwir tschaf t stellt sich darüber hinaus als Of fenbarung des Bedar fs und der endlosen Nutzung von natürlichen Ressourcen heraus. Die Strategie zielt darauf ab, diese Landschaf t als Abenteuer, Erlebnis, oder Wagnis zu sehen, das Nützliche mit dem Poetischen und die Wirklichkeit mit dem Begrif flichen aufeinander tref fen zu lassen und dabei zur Er fahrbarkeit durch Betreten dieses Kontrastraumes einzuladen.

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99 Drei neue Musterlandschaften

100 Lineare Typologie

Die Raumeinheiten werden als unterschiedliche Kulturlandschaften interpretier t – ein Pappelwald in Hüt teldor f; ein Obstgar ten in Penzing; Äcker am Westbahnhof – welche aufgrund der räumlichen und atmosphärischen Qualitäten neue Identitäten er zeugen. Der Kontrast zur umgebenden Stadt lässt diese zur Peripherie der Landschaf t werden. Das Kräf teverhältnis kehr t sich um – die Landschaf t wird durch ihre Nutzung zur Produk tion von Ressourcen zu einem elementaren Bestandteil der Stadt und ihrer Bewohner*innen. Ergänzend dazu bringt das urbane Interieur an architek tonischen Elementen (bestehend aus einer Promenade, drei Brücken und neun Türmen) neue Funktionen und Nutzungspotenziale an diesen Or t. Die knapp 60 Hek tar Land, welche der zeitig von der Gleisanlage der Westbahn in Anspruch genommen werden, werden bis auf die für die Regionalbahnverbindung not wendigen Gleispaare rückgebaut und legen den Großteil der Fläche für andere Nutzungsstrategien frei. Die Verlegung der Abstellmöglichkeiten von Güter wagen und Bahngarnituren zu bereits bestehenden Anlagen im Süden und Nordosten der Stadt liegt dabei auf der Hand. Den drei zusammenhängenden Raumeinheiten werden neue Identitäten verliehen. Diese werden zusammen mit den strategisch platzier te Architekturen – dem urbanen Interieur – zu den charak terbildenden Elementen der umgebenden Stadt teile.

101 Konzept »Land schafft Stadt«

Das Szenario Bühne einer Transformation

Dem Szenario der urbanen Landwir tschaf t geht eine Choreografie in Abschnit ten, also in mehreren Phasen voraus. Denn die Transformation eines solchen Raumes benötigt nicht nur viel Zeit, sondern wird durch die langjährige Nutzung der Bahn und den damit einhergehenden Schadstof fen im Boden essenziell, um eine alternative Nutzung der Fläche zu ermöglichen. Dieser wichtige Prozess wird in Szene gesetz t, wodurch das Konzept für das zukünf tige Nutzungsszenario greifbar wird. Die daraus entstehende Dramaturgie der künstlichen Produk tion von Natur bildet eine abstrak te und zugleich kommunikative Notation für die räumliche Konfiguration dieses Kontinuums. Diese Landschaf tskonfiguration wird dabei zur Bühne und dem Bühnenbild der Handlungen, während die Nutzer*innen zu den Protagonist*innen werden. Die einzelnen Operationen werden in vier Ak te unter teilt. Diese Akte verstehen sich als ineinandergreifende Handlungen und Inter ventionen von unterschiedlicher Dauer. Sie beschreiben jeweils die tak tischen Maßnahmen und umfassen insgesamt das Narrativ des Wandels.

102 Das landschaftliche Szenario 500 m

Ak t I – Enthüllung der Territorien Die Bahnanlage wird zum größten Teil aufgelöst, die Gleise ent fernt und die Territorien freigelegt. Die Landschaf t öf fnet sich dem Publikum und ermöglicht das Beobachten und Entdecken der Transformation. Zu Fuß, per Fahrrad oder mit der bestehenbleibenden Bahn bieten sich nun Einblicke in die sich verändernde Landschaf t und deren räumliche Dimensionen in unterschiedlichen For tbewegungsgeschwindigkeiten. Die rund 100 km Schienen werden einerseits vereinzelt in die Architek tur integrier t und andererseits für neue Bahntrassen wieder ver wendet.

103 Transformationsprozess: Akt I & II

Ak t II – Eroberung der Brache Die Möglichkeit einer alternativen Nutzung dieses Raumkontinuums setz t die Reinigung des Bodens voraus. Die sogenannte Phy tosanierung beschreibt die Fähigkeit von P flanzen und Bäumen, Bodenkontaminationen zu ex trahieren und zu binden. Dies geschieht mit Pappeln in Hüt teldor f, Weiden in Penzing und Birken am Westbahnhof. Mit dem suk zessiven Rückbau der Gleise entstehen so entlang der Führungen und im engen Verband lineare Baumreihen. Diese intensive Bepflanzung bildet eine kontex tuelle Brücke zur linearen Typologie der Bahn und lässt zugleich eine raumdefinierende Gestaltung entstehen.

Ak t III – Szenen des Wandels Die Bodensanierung er folgt über einen Zeitraum von et wa sieben bis zehn Jahren und prägt for tan die Räume. Durch die sich parallel etablierenden architek tonischen Elemente wird ein Interieur geschaf fen, welches den ehemaligen Bahnkorridor erschließt und programmier t. So entsteht neben der horizontalen Ebene, die sich durch den landschaf tlichen Wandlungsprozess definier t, eine ver tikale Ebene, welche unterschiedliche Funk tionen bietet. Diese Struk turen schaf fen unterschiedliche und flexible Nutzungsmöglichkeiten für diesen Or t. Die Bäume werden anschließend im Stadtgebiet verpflanz t oder Verarbeitet.

104 Transformationsprozess: Akt III & IV

Ak t IV – Per formative Räume Die agrarkulturelle Nutzung wird folglich zum identitätsbildenden Charak ter und stellt den Produk tionsor t Stadt in den Mit telpunk t dieser Stadt Land Szenerie, welcher er fahrbar und wahrnehmbar ist. Mit der Verarbeitung und Nutzung der Lebensmit tel und Rohstof fe durch die Stadtbewohner*innen wird diese Landschaf t inmit ten der Stadt zu einem Abenteuer, einem Erlebnis und damit Teil der städtischen Identität. Die Auseinandersetzung mit und Teilhabe an den produzier ten Ressourcen schaf f t ein Bewusstsein für den Wer t solcher Räume und wird zu einem beispiellosen Beitrag in der Wiener Stadtlandschaf t.

105 Promenade & Turm in der Landschaft

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