Artinside Das Museumsmagazin der Region Basel
Ausgabe Herbst 2020
Rembrandts Orient Die Ausstellung Rembrandts Orient im Kunstmuseum Basel thematisiert die Faszination, die der Orient in Form von Kunstwerken, Gebrauchsgegenständen und Menschen auf Rembrandt Harmensz. van Rijn und seine Zeitgenossen ausübte.
Taro Izumi im Museum Tinguely
Vitra Design Museum Home Stories
Die grosse Herbstausstellung lädt dieses Jahr zum Eintauchen in die wundersame und schalkhafte Welt des japanischen Künstlers Taro Izumi ein.
Forum Würth Dieter Roth | Künstlerbücher
Der Löwe hat Hunger … in der Fondation Beyeler
Kulturstiftung Basel H. Geiger One month after being known in that island
Die neue Sammlungspräsentation zeigt bedeutende Sammlungswerke der klassischen Moderne bis zur Gegenwartskunst. Roni Horn ist eine Fokus Ausstellung eingerichtet.
Fondation Fernet-Branca Ana González Sola | Un monde infini
Kunst
hat viele Gesichter
Bei Roche sind wir begeistert von Wissenschaft und Kunst. Sie beflügeln unsere Inspiration und fördern Neues - für eine bessere Welt.
Editorial
Josef Helfenstein
Liebe Kunstfreund*innen
«Museen sind für mich, oder sollten es zumindest sein, Orte der Entschleunigung, so etwas wie stressfreie Zonen, in denen andere Kriterien gelten, nicht zuletzt dank der Aura, welche von Kunstwerken ausströmt.» Josef Helfenstein
Bei einem Teil der Auflage: Kunstmuseum Basel: Rembrandt Harmensz van Rijn, Brustbild eines Mannes in orientalischer Kleidung, 1635 An Rembrandts Brustbild von 1635 lässt sich mustergültig das Prinzip der Tronie, der zwischen Individualität und Typus changierenden Charakterstudie, veranschaulichen. Es zeigt einen unbekannten bärtigen Mann mit einem gigantischen Turban, dessen Wickel unten heraushängt und der damit weniger an orientalische als vielmehr an spätmittelalterliche Mode erinnert. Fondation Beyeler: Henri Rousseau, Der hungrige Löwe wirft sich auf die Antilope, 1898/1905 Dieses Bild nimmt in Rousseaus Werk eine ganz besondere Stellung ein. Mit grösster Wahrscheinlichkeit wurde es bereits 1898 für den Salon der Unabhängigen gemalt, erhielt aber erst 1905 im Herbstsalon einen Ehrenplatz. Es ist das erste Werk Rousseaus, das in den Kunsthandel gelangte.
Der «Lockdown» ist vorüber, und dennoch befinden wir uns in einer Situation, die weit von der Normalität entfernt ist. Kaum jemand von uns hat einen solch radikalen Stillstand unseres öffentlichen Lebens für möglich gehalten, auch wenn er bei uns nur zwei Monate dauerte. Erstaunlicherweise haben die meisten den Sinn dieser «Notbremse» eingesehen, wenn nicht zu Beginn, dann vermutlich im Nachhinein. Viele von uns haben die Beschleunigungsspirale, in der wir als Gesellschaft stecken, mit wachsender Besorgnis wahrgenommen, mit dem Gefühl, dass wir dagegen als Individuen kaum etwas tun können. Kulturinstitutionen und vielleicht Museen in ganz besonderer Weise hatten schon immer die Funktion, «geschützte Orte» zu sein, Raum für Reflexion, Regeneration und Kontemplation anzubieten, und gleichzeitig Orte sozialer Begegnung. Museen bewahren, im Auftrag einer Öffentlichkeit, wertvolle, meist von Menschen geschaffene Objekte, die teilweise Hunderte von Jahren oder noch älter sind. Sie haben den Auftrag, diese Objekte auf Dauer und für Generationen vor Zerstörung zu retten. Damit bilden die Museen ähnlich wie wertvolle Bibliotheken oder Archive eine Art Gedächtnis der Menschheit. Es ist fraglich oder zumindest ungewiss, ob es eine Normalität, wie sie vor der aktuellen Pandemie existierte, wieder geben wird. Ich persönlich glaube eher, dass wir auch in Zukunft mit einem Gefühl erhöhter Fragilität und Verwundbarkeit, uns und unseren Planeten betreffend, werden leben müssen. Zumindest in absehbarer Zeit sind Covid-19 und seine Auswirkungen nicht vorbei, ein Normalzustand ist nicht absehbar. Das wird auch fundamentale Auswirkungen für kulturelle Institutionen, wie es die Museen sind, haben. Ich zweifle aber nicht, dass unsere Museen und die Gegenstände, die sie aufbewahren, gerade in Zeiten erhöhter Unsicherheit für eine Gesellschaft, die auch geistig-mental funktionieren und nicht in einzelne verfeindete Gruppen zerfallen soll, eine grosse Wichtigkeit haben. Seltsam, dass die abrupte Entschleunigung, die uns durch den Lockdown verordnet wurde, nicht nur Verständnis, sondern auch Erleichterung ausgelöst hat; zumindest bei Menschen, die davon nicht in wirtschaftliche Schwierigkeiten und existenzielle Sorgen gestürzt wurden. Museen sind für mich, oder sollten es zumindest sein, Orte der Entschleunigung, so etwas wie stressfreie Zonen, in denen andere Kriterien gelten, nicht zuletzt dank der Aura, welche von Kunstwerken ausströmt. Bei vielen von ihnen grenzt es an ein Wunder, dass sie vergangene Krisen, Brüche und Spannungen überlebt haben. Nicht alle Kunst, die heute produziert wird, aber die bedeutende Kunst der Gegenwart und der Vergangenheit wird auch in Zukunft für die Menschen von grossem Wert sein. Museen existieren an der Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft. Was heute als wertvoll beurteilt wird, soll auch für zukünftige Generationen erreichbar sein. Kunst- und Kulturgegenstände im weitesten Sinne, die wir in unseren Museen aufbewahren, sind für mich ein öffentliches Gut, das allen Menschen zur Verfügung stehen sollte – genauso wie die natürlichen Ressourcen unseres Planeten – Wasser, unsere Böden, die Luft oder das Sonnenlicht. Die Museen und alle Kulturinstitutionen in Basel und der Dreilandregion freuen sich auf Ihren Besuch. Herzlich grüssend
Josef Helfenstein, Direktor Kunstmuseum Basel Artinside |
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Inhalt
14 Installationsansicht «Taro Izumi. ex» - Taro Izumi, Tickled in a dream … maybe? (Soft knife), 2017
06 Jan van der Heyden, Zimmerecke mit Raritäten, 1712
Key Visual der Ausstellung «Home Stories»
06 Rembrandts Orient Kunstmuseum Basel Die Ausstellung Rembrandts Orient vermittelt die Faszination, die der Orient in Form von Kunstwerken, Gebrauchsgegenständen und Menschen auf Rembrandt und seine Zeitgenossen ausübte. Parallel dazu werden Rembrandts Radierungen gezeigt, die neu zur Sammlung des Kunstmuseums Basel gehören.
10 Isa Genzken & Continuously Contemporary Das Kunstmuseum Basel | Gegenwart zeigt das künstlerische Frühwerk der Künstlerin Isa Genzken. Gleichzeitig werden Neuankäufe aus der Emanuel Hoffmann-Stiftung präsentiert.
14 Taro Izumi. ex Museum Tinguely Izumi kreiert in seiner ersten grossen Einzelausstellung in der Schweiz einen begehbaren künstlerischen Kosmos und reagiert gleichzeitig auf die vielfältigen Auswirkungen, welche die Pandemie auf Menschen und Wirtschaft hat.
18 Pedro Reyes. Return to Sender
ist die fünfte Ausstellung, die im Dialog mit Jean Tinguelys Mengele Totentanz steht.
20 Impasse Ronsin
Über einhundert Jahre, von 1864 bis 1971, bestand in der Impasse Ronsin eine Ateliersiedlung. Diese kuriose Sackgasse inmitten von Paris diente etwa 220 Kunstschaffenden als Atelier und Wohnort. Artinside |
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22 Der Löwe hat Hunger … Fondation Beyeler Wie der Löwe, der sich in Henri Rousseaus Gemälde hungrig auf die Antilope wirft, verspürt auch die Fondation Beyeler einen mächtigen Hunger – und zwar auf Kunst: Gerade in so schwierigen Zeiten wie diesen ist es schön, sich daran zu erinnern, wie aufregend und faszinierend Kunst ist. Die neue Sammlungspräsentation zeigt in acht Räumen eine Auswahl legendärer Gemälde und Skulpturen, allesamt Meisterwerke der klassischen Moderne oder der Gegenwartskunst. Auch wird zum ersten Mal eine der jüngsten Neuerwerbungen gezeigt: die bewegende Klanginstallation Seven Tears von Susan Philipsz.
35 Dieter Roth, o.T. (Puppe in Schokolade), 1969
22 Vincent van Gogh, Feld mit Getreideschobern, 1890
36 Bae Bien U, SNM-013,14,15,16,17, 18v, 2014
Nelson Forry Ferreira, ¡La Historia Nuestra, Caballero! (Our History, Sir), 2008–present
30 One month after being known in that island Kulturstiftung Basel H. Geiger
Die Eröffnungsausstellung der KBH.G zeigt in ihren neuen Ausstellungsräumen die hierzulande noch unbekannte karibische Kunst- und Kulturszene.
32 Home Stories Vitra Design Museum Die Ausstellung Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs zeigt, wie sich gesellschaftliche, politische und technische Veränderungen der letzten 100 Jahre in unserem Wohnumfeld widerspiegeln.
35 Dieter Roth | Künstlerbücher Forum Würth Zwei Ausstellungen bieten einerseits Einblicke in die wichtigsten Schaffensjahre von Dieter Roth und zeigen andererseits Künstlerbücher von 38 renommierten Künstler*innen.
36 Ana González Sola Un monde infini Fondation Fernet-Branca Ana González Sola ist Malerin mit Leib und Seele und setzt sich intensiv mit Licht und Farbe auseinander. In Un monde infini trifft zeitgenössische Kunst auf schamanische Objekte aus dem Himalaya.
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38 Öffnungszeiten Preise Impressum 43 Vorschau
Kunstmuseum Basel | Neubau
Rembrandts Orient Westöstliche Begegnung in der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts
31.10.2020 – 14.02.2021
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embrandt Harmensz. van Rijns Neugierde auf alles Fremde und sein unstillbarer Appetit als Sammler waren schon zu seinen Lebzeiten legendär. Als Künstler, Sammler und Bürger kam er mit Kunstwerken, Gebrauchsgegenständen und Menschen aus allen Teilen der damals bekannten Welt in Kontakt und liess sich davon in seinem Schaffen inspirieren. Die Herbstausstellung Rembrandts Orient im Kunstmuseum Basel | Neubau geht dieser Ideenwelt anhand einer Auswahl von Werken des Niederländers und seiner Künstlerkollegen nach. Turban und Teppich, Säbel und Seidenrock – immer wieder haben Rembrandt (1606–1669) und seine Zeitgenossen Gegenstände aus fernen Ländern gemalt. Ihre Kunstwerke sind Zeugnisse der ersten Globalisierung und zeigen den Einfluss fremder Kulturen in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts. Wissensdurst, Sammellust und Besitzerstolz haben diese kunstgeschichtlich bedeutende Epoche geprägt und die Maler zu neuartigen Historienszenen, Porträts und Stillleben inspiriert. Wie uns heute auffällt, wurde die Kehrseite dieser Weltaneignung allerdings nicht dargestellt: das Machtgefälle zwischen den Kulturen, das sich auch in Sklaverei, Gewalt, Für jemanden, der sein Ausbeutung und Handelskriegen zeigte. Heimatland anscheinend
niemals verlassen hat, verfügte Rembrandt über einen erstaunlich grenzenlosen Horizont.
Die Ausstellung Rembrandts Orient thematisiert anhand von rund 120 Werken, wozu neben Gemälden auch zahlreiche Druckgrafiken, Zeichnungen, Miniaturmalereien, Karten und Bücher zählen, indes bewusst die damaligen Bilder des Fremden. Mit dem Konzept eines Morgen- und eines Abendlandes beschrieben die Menschen in der Antike die Weltgegenden. Der Osten wurde in Rembrandts Zeit «Orient» genannt. Im 19. und 20. Jahrhundert entstand mit dem Orientalismus eine eurozentrische Haltung, die einen Autoritätsanspruch gegenüber den Ländern des Nahen Ostens und der arabischen Welt erhob. Auch der Begriff «Orient» wird dementsprechend heute diskutiert. Die Ausstellung im Kunstmuseum Basel signalisiert mit ihrem Titel Rembrandts Orient. Westöstliche Begegnungen in der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts, dass es um die damals mit diesem Begriff verbundenen Vorstellungen geht. Die Ausstellung stützt sich auf eine breite Basis neuerer Forschungsergebnisse und Ausstellungen zum Thema des kulturellen Austauschs zwischen Ost und West in der frühen Neuzeit. Eine wichtige Quelle findet sich in der Sammlung des Kunstmuseums Basel selbst: Mit dem 1627 entstandenen Gemälde David übergibt Goliaths Haupt dem König Saul besitzt es selbst ein frühes und bedeutendes Artinside |
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Rembrandt Harmensz. van Rijn, David Ăźbergibt Goliaths Haupt dem KĂśnig Saul, 1627
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Kunstmuseum Basel Rembrandts Orient
J. F. F. nach Andries Beeckman, Der Markt von Batavia, nach 1688
Zeugnis von Rembrandts Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsthema. Zudem verfügt das Kupferstichkabinett über einen qualitativ wie quantitativ herausragenden Bestand an Rembrandts druckgrafischem Werk.
daraus resultierenden Impulsen. Der Orient – verstanden als nicht eindeutig definierter geografischer Sammelbegriff für diverse aussereuropäische Kulturen des Ostens – regte Rembrandts Fantasie während seines gesamten künstlerischen Lebens an. Für ihn war der Orient weit mehr als nur eine beliebige Quelle visueller Motive unter vielen; er befeuerte nicht nur seine Vorstellung von den Schauplätzen biblischer Historien, einem seiner bevorzugten Genres. In Selbstbildnissen zeigte sich der Künstler mehrfach in exotischer Kostümierung. Seine Kopien nach am Hof der Grossmoguln entstandenen Miniaturen bilden eine noch nie dagewesene Anerkennung asiatischer Kunst durch einen holländischen Künstler, und schliesslich war er ein regelmässiger Käufer von japanischem Papier, das er gerne für seine Radierungen verwendete.
Für jemanden, der sein Heimatland anscheinend niemals verlassen hat, verfügte Rembrandt über einen erstaunlich grenzenlosen Horizont. Hierfür bot Amsterdam, sein Lebensmittelpunkt, ideale Voraussetzungen: war die Stadt doch Sitz und Heimathafen der Niederländischen Ost- und Westindienkompanien, die den Fernhandel nach Asien, Afrika und Amerika kontrollierten und dort ausgedehnte Kolonien besassen. Weitere Handelsgesellschaften mit Verbindungen nach Russland, ins Baltikum, zum Mittelmeer und in die Levante trugen dazu bei, dass Amsterdam im 17. Jahrhundert einen der wichtigsten kulturellen Schmelztiegel Europas darstellte. Botschafter, Gesandte und Handelsreisende aus fernen Gegenden besuchten die Niederländische Republik, und ihr Anblick gehörte dort zum Alltag.
Die Ausstellung beschränkt sich jedoch nicht auf Rembrandts Œuvre. Neben vielen Werken seiner Künstlerkollegen und Schüler werden auch Publikationen und sonstige Quellen zum damaligen Verständnis des Orients gezeigt. Durch diesen breiteren Kontext kann anschaulich gemacht werden, was an Rembrandts Verhältnis zum Osten einerseits zeittypisch war und worin sich andererseits seine besondere Einstellung zu diesem Kulturraum von derjenigen seiner Zeitgenossen unterschied. ◀
All dies war Wasser auf die Mühlen der zahlreichen in der Stadt tätigen Künstler und in besonderem Masse für Rembrandt. Rembrandts Orient konzentriert sich auf einen der ergiebigsten und folgenreichsten Aspekte dieser spezifischen Konstellation von Berührungen verschiedener Kulturen und Artinside |
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Kunstmuseum Basel | Hauptbau
Rembrandts Radierungen Die Schenkungen Eberhard W. Kornfeld 17.10.2020 – 24.01.2021
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ach einer ersten umfangreichen Schenkung von Radierungen Rembrandts 2007 schenkt der Berner Sammler Eberhard W. Kornfeld dem Kunstmuseum Basel weitere 31 Werke. Rund 70 Blätter aus beiden Schenkungen werden nun in der Ausstellung Rembrandts Radierungen im Zwischengeschoss des Hauptbaus parallel zur grossen Sonderausstellung Rembrandts Orient gezeigt. Schon zu seinen Lebzeiten wurde Rembrandt Harmensz. van Rijn nicht nur wegen seiner Malerei, sondern auch wegen seiner Radierkunst sehr geschätzt. Vielen Kunstliebhabern galten die Radierungen sogar als die eigentliche Sensation: Rembrandts einmalige Handhabung dieser druckgrafischen Technik – der Einsatz unterschiedlicher Verfahren, das wiederholte Bearbeiten der Druckplatten und die daraus resultierenden, schier unendlichen Variationsmöglichkeiten – macht aus jedem einzelnen Druck ein begehrtes Sammlerstück. Tatsächlich entstanden die ersten Sammlungen bereits im 17. Jahrhundert, und auch heute noch erzielen gute und seltene Abzüge hohe Summen auf dem Kunstmarkt. Ein erfahrener Rembrandtkenner ist der in Bern ansässige Auktionator und Sammler Eberhard W. Kornfeld. Seit seinen frühen Jahren im Auktionshaus Gutekunst und Klipstein Ende der 1940er-Jahre widmete er sich dem Künstler und baute sich eine eigene Sammlung an Rembrandt-Radierungen auf. Den grössten Teil dieses Bestandes vermachte er 2007 in einer umfangreichen Schenkung dem Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel. Eine zweite Schenkung erfolgte 2019. Es vergehe nicht eine Woche, in der er die Radierungen nicht hervorhole und studiere, so Kornfeld, der noch ein lebenslanges Nutzungsrecht über die Werke geniesst. Dieses wiederholte und uneigennützige Engagement für die Öffentliche Kunstsammlung soll mit der Ausstellung gewürdigt werden, in der die 31 Werke der zweiten Schenkung erstmals dem Publikum vorgestellt werden. Sie ist durch Radierungen der ersten Schenkung und aus den eigenen Beständen ergänzt worden. Auf diese Weise wird deutlich, wie gut sich die verschiedenen Sammlungsteile ergänzen. Die insgesamt rund 70 für die Ausstellung ausgewählten Blätter stellen eine Blütenlese dar, anhand derer die wunderbare Radierkunst Rembrandts in all ihren Facetten erfahrbar wird. An ausgesuchten Beispielen werden die Wasserzeichen der Neuzugänge sichtbar gemacht, die heute eine wichtige Rolle bei der Beurteilung und Datierung der Drucke spielen. An anderen Beispielen werden die Provenienzen der Werke vorgestellt, die teilweise aus berühmten Sammlungen stammen. ◀
Rembrandt Harmensz. van Rijn, Mann, nach einem Gipsmodell zeichnend, 1641
Katalog: Rembrandts Orient Zur Ausstellung Rembrandts Orient erscheint ein reich bebilderter Katalog (Deutsch/Englisch) im Prestel-Verlag, München Dieser enthält sowohl Essays von renommierten Spezialisten (Erik Spaans, Michael Philipp, Jan de Hond, Gary Schwartz, Roelof van Gelder, Arnoud Vrolijk) als auch einen umfangreichen Katalogteil, in dem jedes Exponat ausführlich erläutert wird. 328 Seiten, Museumspreis ca. CHF 49.– Auch zu Rembrandts Radierungen erscheint eine Publikation, die ein Interview mit dem Stifter Eberhard W. Kornfeld sowie alle 31 Werke der zweiten Schenkung umfasst.
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Kunstmuseum Basel | Gegenwart
Continuously Contemporary Neue Werke aus der Emanuel Hoffmann-Stiftung
05.09.2020 – 10.01.2021
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m Februar 1980 wurde das Museum für Gegenwartskunst, heute Kunstmuseum Basel | Gegenwart, im St.-Alban-Tal eröffnet und dem Kunstmuseum und damit der Basler Öffentlichkeit übergeben. Es konnte errichtet werden dank einer Schenkung von Maja Sacher-Stehlin, der Gründerin der Emanuel Hoffmann-Stiftung, sowie ihrer Familie und der Emanuel Hoffmann-Stiftung selbst. Im europäischen Raum kam diese Schenkung einem Statement gleich – in Basel entstand damit das erste Museum, das explizit der Gegenwartskunst und ihren aktuellen Diskussionen gewidmet ist. Die Ausstellung Continuously Contemporary. Neue Werke aus der Emanuel Hoffmann-Stiftung nimmt das 40-Jahr-Jubiläum zum Anlass, daran zu erinnern, auf welch herausragende Weise das Kunstmuseum Basel und die Öffentlichkeit durch die Bestände der Emanuel Hoffmann-Stiftung bereichert werden, und dies in Räumen, die sich nach wie vor hervorragend für die Präsentation von zeitgenössischer Kunst eignen. Der Fokus liegt auf Arbeiten, die besonderer räumlicher Voraussetzungen bedürfen und selten, in einigen Fällen sogar zum ersten Mal, im Kunstmuseum Basel präsentiert werden. Die Sammlungspräsentation findet in drei Teilen statt, die
2020 und 2021 aufeinanderfolgend im Kunstmuseum Basel | Gegenwart gezeigt werden. Den Auftakt machen Werkgruppen von fünf Künstlerinnen und Künstlern, mit denen die Emanuel Hoffmann-Stiftung schon lange verbunden ist: Francis Alÿs, David Claerbout, Katharina Fritsch, Toba Khedoori und Jeff Wall. So unterschiedlich die ausgewählten Arbeiten auch sind: Als gemeinsames Merkmal eint sie das Bewusstsein von der Flüchtigkeit scheinbar sicherer Gegebenheiten und Zuschreibungen. Wahrnehmung ist ein selektiver Vorgang, der schnelle Blick täuscht oft, und nicht selten weicht der erste Eindruck bei längerer Betrachtung einem anderen Verständnis.
Jeff Wall
Boy Falls from Tree (2010) dokumentiert scheinbar den unglücklichen Moment, in dem ein Junge vom Baum fällt und im nächsten Augenblick am Boden aufschlagen wird. Eine Szene, wie sie sich in jedem Garten hinter dem Haus abspielen könnte. Es könnte sich auch um ein Standbild aus einem Spielfilm handeln. Tatsächlich ist auch diese Fotografie wie fast alle Bilder Jeff Walls mit grossem Aufwand vorbereitet und aus zahllosen Einzel-
Jeff Wall, Boy Falls From Tree, 2010
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Kunstmuseum Basel | Gegenwart Continuously Contemporary
Katharina Fritsch
Die Skulpturen von Katharina Fritsch gründen in einem Fundus, der sich als kollektives Gedächtnis oder ein Kabinett albtraumartiger Stereotype umschreiben lässt. Sie wirken unheimlich, gerade weil sie einem so seltsam bekannt vorkommen. Die drei lebensgrossen weiblichen Figuren, die zusammen das Werk Puppen (2016) bilden, scheinen auf den ersten Blick einem Genrebild entstiegen, so alltäglich gebärden sie sich: Eine ländlich-traditionell gekleidete Frau mit Besen kehrt den Boden, ein kleines Mädchen hält einen Ball, eine weitere Frauenfigur, ein weisses Handtuch über ihrem Arm tragend, ergänzt die Gruppe. Doch die oberflächlich idyllische Fassade bröckelt unter dem Druck des Unbehagens. Den riesigen Puppen fehlen jegliche Gesichtszüge, sie haben weder Hände noch Füsse. Ihre unheimliche Leere und Ausdruckslosigkeit wird gesteigert durch die detailgetreue Modellierung und durch die perfekt gearbeitete Oberfläche. Das grelle, gelbe Farbpigment verleiht den Figuren durchdringende Präsenz, enthebt sie jedoch gleichzeitig ihrer Körperlichkeit, als wären sie nicht von dieser Welt. Vorbild der Puppen sind filigrane Püppchen aus Maisblättern, jene handgefertigten Souvenirs, die in Osteuropa auf Märkten angeboten werden. Fritschs vielschichtige Umsetzung ist ein Kommentar auf die traditionellen Rollen der Frau und des Handwerks in unserer Gesellschaft. In den aufwendig hergestellten Figuren verdichten sich kulturelle sowie gesellschaftliche Gegensätze und Faszinosa zu einem imposanten Kultobjekt.
David Claerbout, Oil workers (from the Shell company of Nigeria) returning home from work, caught in torrential rain, 2013
bildern im Studio zusammengesetzt. Es ist sozusagen ein an allen Stellen gleichzeitig sich ereignender, auf ein Bild komprimierter Film, also gerade kein Standbild, sondern vielmehr eine Rückkoppelung an eine Tradition der Malerei: Ein Ereignis aus dem Leben wird so erzählt, dass es alle, die das Bild betrachten, berührt. So wird es auf den zweiten Blick zu einer Allegorie – ähnlich wie der Sturz des Ikarus seit je als bildgewordene Warnung vor dem Übermut inszeniert wird.
David Claerbout
David Claerbout ist bekannt für seine suggestiv-langsamen digitalen Animationen, die an der Grenze zwischen Film und Fotografie angesiedelt sind. Er zieht sein Material häufig aus rekonstruierten oder computergenerierten Bildern und einem Archiv an historischen Fotografien. Oft ist der Auslöser für seine Arbeiten ein einzelnes Bild. So auch bei Oil workers (from the Shell company of Nigeria) returning home from work, caught in torrential rain (2013). Die HD-Animation ist eine detailgetreue Rekonstruktion eines kleinen Bildes im JPEG-Format, das der Künstler im Internet gefunden hat (auch der Titel des Werks rührt von diesem ursprünglichen Fund). Der Schnappschuss zeigt eine Gruppe von Männern, die unter einer Brücke Schutz vor einem Platzregen gesucht haben. Im Bild wird die Handlung des Wartens stillgelegt und die Männer verharren regungslos – in Realität löste sich die Gruppe auf, sobald der Wolkenbruch vorüber war. In der Videoinstallation ist es die Kamera, die sich aus der angehaltenen Zeit der Fotografie löst. Der Blick auf die scheinbare Momentaufnahme wird flüssig. Die Sequenz hebt an mit einer Nahaufnahme auf das Wasser am Boden, um dann einer Wellenbewegung gleich – der Bilderfluss ist als Loop konzipiert – aufzusteigen und wie ein freischwebender Satellit um die Figurengruppe herum zu kreisen und sich wieder zu senken. ◀
Katharina Fritsch, Puppen, 2016 Artinside |
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Ausstellung
Kunstmuseum Basel | Gegenwart
Isa Genzken Werke von 1973 bis 1983 Bis 24.01.2021
«
Die Ausstellung im Kunstmuseum Basel konzentriert sich auf die ersten zehn Jahre der Laufbahn einer Künstlerin, die Anerkennung dafür gefunden hat, über vierzig Jahre hinweg stetig wirklich erstaunliche Werke geschaffen zu haben. Können wir zu diesen Anfängen zurückkehren? Vermögen wir es, die Ausstellung zu betreten, ohne die Entwicklung der letzten Jahrzehnte vor Augen zu haben? Können wir die Arbeiten in ihrer ganzen Frische sehen, als wären wir zurück im Jahr 1973 oder 1983? Oder nehmen wir sie mittlerweile nur im Licht der neuen Ausrichtung wahr, die Isa Genzken ihrem Werk später gab? Wie einer früheren ästhetischen Praxis begegnen, die von ihren heutigen Ausdrucksformen so weit entfernt zu sein scheint? Wie die Bravour beschreiben, mit der Genzken in diesen Werken die Mächte, die das Kunstgeschehen damals bis zu den frühen 1980er-Jahren international wie lokal beherrschten, zum Kampf herausforderte?
Installationsansicht Kunstmuseum Basel | Neubau, «Isa Genzken. Werke von 1973 bis 1983» Artinside |
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Kunstmuseum Basel | Gegenwart Isa Genzken. Werke von 1973 bis 1983
Installationsansicht Kunstmuseum Basel | Gegenwart, «Isa Genzken. Werke von 1973 bis 1983», mit dem Werk Parallelogramme, 1975, von Isa Genzken
Ich denke, dass wir genau deshalb dem ersten Jahrzehnt von Isa Genzkens Werk wieder begegnen müssen, um zu verstehen, dass das, was später in ihrem Schaffen folgte, kein Abkommen vom Weg, kein <Umherschweifen in der Vielfalt>, wie es ein Text über ihr Werk formulierte, war.1 Es geht vielmehr darum, diese Jahre als Schmelztiegel einer Praxis neu zu begreifen, in dem sich Isa Genzken die Freiheit schuf, dem Ereignis, als Frau im Deutschland der 1970er-Jahre Künstlerin zu werden, treu zu bleiben und sich den stetigen Veränderungen der Welt auf Dauer zu öffnen, um in ihr zu leben, sie zu geniessen und fortlaufend für Verunsicherung zu sorgen.
»
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Beitrag «Kein Umherschweifen in der Vielfalt» von Griselda Pollock im Ausstellungskatalog «Isa Genzken – Werke von 1973 bis 1983», hrsg. von Søren Grammel, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2020 | ISBN 8-3-96098-872-4
Isa Genzken, Gelbes Ellipsoid, 1976 / Grau-grünes Hyperbolo «Jülich», 1979
1
«Diedrich Diederichsen in conversation with Isa Genzken», in: Isa Genzken, London 2006, S. 7–29. Artinside |
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Museum Ausstellung
Museum Tinguely
Taro Izumi. ex Bis 15.11.2020
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Museum Ausstellung
M
it der Ausstellung ex lädt der japanische Künstler Taro Izumi (geboren 1976 in Nara, Japan) dazu ein, in seine spielerische und schalkhafte Welt einzutauchen. Izumi beobachtet unsere Lebensweise und durchleuchtet dabei unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen, zur Natur und zur Tierwelt. So entstehen vielgestaltige, nicht klassifizierbare Werke, die – ausgehend von einer einfachen Grundidee und unter Zuhilfenahme von eher bescheidenen Mitteln – mit dem Absurden spielen.
gegenstände und eine Vielzahl an wiederverwerteten Elementen werden so zu auf den ersten Blick chaotischen, tatsächlich aber akkurat komponierten Konstruktionen. In diesem üppigen und sich ständig ausdehnenden Universum vermischt Taro Izumi Ideen und Metaphern, ohne sich selbst Grenzen aufzuerlegen. Bei der Begegnung mit diesem künstlerischen Kosmos trifft man auf ein teleskopartiges, sprunghaftes, sich überlagerndes Zusammenspiel seiner Elemente. Man betritt ein visuelles wie mentales Kaleidoskop.
Im Laufe der Zeit hat er ein organisches Ökosystem, ein einzigartiges kreatives Universum geschaffen, das sich keiner bestehenden Kunstgattung zuordnen lässt. Die Medien Skulptur, Installation, Performance und Video greifen dabei ineinander. Diese Vielfalt wird auch in seiner Wahl der Materialien sichtbar: Holz, Stoffe, Alltags-
In seiner ersten grossen Ausstellung in der Schweiz versucht der Künstler unter anderem, die bis dahin beispiellose globale Situation, die durch die Covid-19-Pandemie entstanden ist, in speziell für die Räumlichkeiten des Museum Tinguely konzipierten Arbeiten zu reflektieren. Er präsentiert Werke, die unser neues kulturelles und
Installationsansicht «Taro Izumi. ex» – Taro Izumi, Cloud (goodbye), 2020
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Museum Tinguely Taro Izumi. ex
Installationsansicht «Taro Izumi. ex» – Taro Izumi, Cloud (pillow / raised-floor storehouse), 2020
In Cloud (goodbye) (2020), einem Werk das diese Ausstellung eröffnet, sehen wir in meisterlichen, monumentalen Buchstaben den Namen des Künstlers, «Taro Izumi» und den Titel seiner Ausstellung «ex» geschrieben. Dieser Titel befindet sich in einem Zustand der Transformation: sichtbar und unsichtbar, präsent und zugleich verschwunden. Geduldig mit Bleistift gezeichnet, bedeckten die Buchstaben die gesamte Wand mit einer dicken Graphitschicht. Von dieser langwierigen und akribischen Zeichnung sind heute Spuren und Rückstände übrig geblieben. Diese fast ikonoklastische Geste ist tonangebend für die Ausstellung von Taro Izumi, die zwischen Realität und Fantasie, dem Virtuellen, Digitalen und körperlich Erfahrbaren oszilliert.
soziales Verhalten widerspiegeln. Sie erzählen von der Abwesenheit, der Leere und von der virtuellen Präsenz, von Orten, die unzugänglich geworden sind. Taro Izumi komponiert einen von ungewöhnlichen Bildern übersäten Parcours, auf dem wir auf ein Theater ohne Publikum stossen. Dort begegnet man Skulpturen, die akrobatische Körperhaltungen nachahmen, unsichtbaren Werken und in der Luft schwebenden Staubsaugerrobotern. Taro Izumi ist fasziniert von neuen Technologien und dem virtuellen, kaum wahrnehmbaren und ungreifbaren Raum, den sie bieten. Die Fragen, wie dieser virtuelle Raum existiert oder wie er bewohnt werden kann, sind zentral in seinem Schaffen. Die Ausstellung macht sich zur Aufgabe, diesen faszinierenden, geheimnisvollen und doch heute so banal wirkenden immateriellen Raum zu erforschen. Einen digitalen Raum, der es uns ermöglicht, trotz aller Einschränkungen weiterhin zu arbeiten, zu konsumieren, zu beobachten und am kulturellen und sozialen Leben teilzunehmen.
Für Cloud (pillow / raised-floor storehouse) (2020) ging Taro Izumi von der Prämisse aus, dass Theater weltweit – Veranstaltungsorte für die darstellenden Künste und für grosse öffentliche Versammlungen – am stärksten von den Restriktionen infolge der Covid-19-Pandemie betroffen sind: Zur Untätigkeit gezwungen, können sie weder ihr Publikum empfangen noch ihre Aufführungen präsentieren. Izumi schlägt mit diesem Werk vor, das Schweigen, zu dem sie gezwungen sind, hörbar zu machen. Indem er Klänge aus einer Vielzahl von leeren Theatern auf der ganzen Welt sammelte, schuf Izumi eine Klanginstallation, die sich aus weissem Rauschen zusammensetzt. Im Einklang vibrierend, wird diese Stille, die im Herzen von Orten eingefangen wurde, die normalerweise der Musik und der Sprache gewidmet sind,
Der Künstler konzipiert seine Ausstellung als Netzwerk von Verbindungen zwischen der physischen und der virtuellen Welt. So zum Beispiel die Produktion einer Reihe von In-situ-Videos, die nur digital vorliegen und die Sie nur auf der Website des Museums finden werden. Andere wiederum werden nur während eines Zoom-Meetings sichtbar. Ferner arbeitet er für eine Installation mit Videos, die zuerst über das Internet um die Welt gereist sind, bevor sie in die Räume des Museums zurückkehren. Artinside |
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Museum Tinguely Taro Izumi. ex
zur greifbaren – und doch äusserst kleinen – Spur ihrer Existenz. Die Leere, die zum Geräusch, die Abwesenheit, die zur Musik wird, erinnern uns an John Cages berühmtes 4’33 (1952), ein Werk, in dem die Stille zur Klangmaterie wird.
Taro Izumis Kunst richtet unsere Augen auf Dinge, die wir leicht übersehen könnten. Er zeigt, dass auch die unscheinbarsten Gegenstände und sachlichsten, alltäglichsten Situationen Grandioses und Rätselhaftes in sich bergen. Er kombiniert antagonistische, oft surrealistisch erscheinende Objekte, deren Bedeutung bisweilen rätselhaft bleibt. All diese Gegenstände sind in den Absurditäten unseres Alltags verankert und sprechen von dem Chaos der heutigen Welt. ◀
Die Werkgruppe Tickled in a dream ... maybe? (2017) steht sinnbildlich für den absurden und schelmischen Geist, der sich durch Taro Izumis gesamtes Werk zieht. Mit dieser Reihe von ineinandergreifenden Skulpturen und Videos erfand der Künstler Strukturen, die sich aus alltäglichen Elementen – Stühlen, Tischen, Hockern, Kissen – zusammensetzen und die Möglichkeit bieten, die Position eines sich bewegenden Körpers zu reproduzieren und aufzunehmen. Das Werk basiert auf Fotos von Sportlern – hauptsächlich von Fussballspielern –, die in voller akrobatischer Aktion fotografiert wurden. Zwischen Möbel und Prothese, Sockel und Skulptur nehmen diese architektonischen Konstrukte mit ihrem zusammengebastelten Aussehen vielfältige Formen an, die – sowohl gestalterisch als auch konzeptionell – an die interaktiven Werke von Jean Tinguely (1925–1991) und an dessen bastelnden und schelmischen Geist erinnern. Hier versucht Taro Izumi, das Flüchtige und das Unfassbare festzuhalten: die Bewegung zu fixieren, die Zeit einzufrieren und die Schwerkraft aufzuheben.
Die Autorin, Séverine Fromaigeat ist Kuratorin der Ausstellung «Taro Izumi. ex».
Taro Izumi, I Can See Solaris und Cloud (king), 2020 Einige Werke in der Ausstellung sind exklusiv online zugänglich. Besuchen Sie tinguely.ch, um online und live an dieser einmaligen interaktiven Erfahrung teilzunehmen. Publikation Die Ausstellung wird von einem Katalog begleitet, dessen kritische Essays, Kurztexte und Interviews das Werk und die Gedankenwelt des Künstlers erstmals eingehend beleuchten, 48 CHF | ISBN 978-3-7757-4736-9 (DE)
Installationsansicht «Taro Izumi. ex» – Taro Izumi, Tickled in a dream … maybe? (The cloud fell), 2017 Artinside |
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Museum Tinguely
Pedro Reyes. Return to Sender Bis 15.11.2020
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edro Reyes (*1972, Mexiko-Stadt) verwendet in seinen Arbeiten Architektur, Skulptur, Video, Performance und Partizipation, um kollektive sowie individuelle Handlungsmacht in politischen, sozialen, ökologischen und pädagogischen Situationen zu befördern. Schon in früheren Werken hat er mit Waffen gearbeitet, um systemische Probleme der Waffenindustrie aus einer pazifistischen Perspektive anzusprechen. Die Kommerzialisierung und Verbreitung von Waffen ist allerdings ein weltweites Problem, das Reyes mit den neuen Arbeiten Disarm Music Box (2020) in den Fokus nimmt. Damit kritisiert er die stets weitergehende Akkumulation von Waffen in der Welt. In dieser neu geschaffenen Werkgruppe für das Museum Tinguely wurden Waffen von spezifischen Herstellern – es gibt sie fast in jedem
Land der Welt – erworben und anschliessend zerstört, um aus ihren Läufen Klangkörper zu schaffen, die in neu kreierten Musikspieldosen eingesetzt werden. Sie spielen bekannte, klassische Musikstücke aus den Herkunftsländern der Fabrikanten. Mozarts Komposition erklingt in einer Spieldose mit Waffenteilen von Glock-Pistolen, Vivaldi mit Beretta-Läufen, und für den Schweizer Liedermacher Mani Matter hat Reyes Karabiner gewählt. Ihm geht es darum, ein ‹Upcycling› zu betreiben – ein Instrument des Todes zu einem Musikinstrument zu transformieren, das für Dialog und Austausch steht. Er unternimmt diesen Transformationsprozess mit der Überzeugung, dass der physische Akt immer auch von einem ideellen begleitet ist, und appelliert an die spirituelle Dimension dieser quasi-alchemistischen Operati-
Pedro Reyes, Disarm Music Box (Karabiner/Matter), 2020, Installationsansicht Museum Tinguely Artinside |
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Museum Tinguely Pedro Reyes. Return to Sender
Installationsansicht Museum Tinguely – Pedro Reyes, Disarm (Mechanized) II, 2014
on hin zum Guten. Neben der erstmaligen Präsentation von Disarm Music Box wird auch die Werkgruppe Disarm (Mechanized) II (2014) bis zum 15. November 2020 im Museum Tinguely zu sehen sein. Pedro Reyes. Return to Sender ist die fünfte Ausstellung in einer Reihe, die im Dialog mit Jean Tinguelys Mengele-Totentanz (1986) steht.
Mexiko, zusammenarbeitete, um Waffen aus der Bevölkerung gegen Coupons für Haushalts- und Elektroartikel einzutauschen. Die Waffen wurden eingeschmolzen und zu 1’527 Schaufeln gegossen, um damit eine gleiche Anzahl von Bäumen zu pflanzen. Diese Aktionen wurden seither sowohl im lokalen Umfeld als auch mit internationalen Kulturinstitutionen weitergeführt. Anfang November wird vor dem Museum Tinguely im Park im Rahmen des Projektes Palas por Pistolas ein Baum gepflanzt. Es ist geplant, dass Pedro Reyes zu diesem Anlass zu einem Artist Talk nach Basel kommt. Für aktuelle Infos: tinguely.ch
Ursprünglich als Architekt ausgebildet, betrieb Reyes von 1996 bis 2002 den Projektraum ‹Torre de los Vientos› in Mexiko-Stadt. Internationale Aufmerksamkeit erregte er mit dem Projekt Palas por Pistolas von 2007, für das er mit den lokalen Behörden von Culiacán,
Die Ausstellung wurde kuratiert von Roland Wetzel, Direktor des Museum Tinguely, in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler.
«Waffen verkörpern die Herrschaft der Angst, Musik hingegen die Herrschaft des Vertrauens – beide beinhalten Kreativität und Technik, aber das eine ist dazu gedacht, andere zu unterdrücken, das andere ist eine Form der Befreiung. Diese skulpturalen Arbeiten sollen nicht nur Materie umwandeln, sie sollen auch eine psychologische Umwandlung zur Folge haben, und hoffentlich auch eine Umwandlung der Gesellschaft.» Pedro Reyes in «Return to Sender» (2020)
Pedro Reyes, Palas por pistolas (Guns into shovels), 2007, Aufnahme einer Baumpflanzung an der Biennale von Lyon, 2009 Artinside |
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Museum Tinguely | Vorschau Impasse Ronsin. Mord, Liebe und Kunst im Herzen von Paris
Jean Tinguely und Claude Lalanne, Impasse Ronsin, ca. 1960 Artinside |
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Vorschau
Impasse Ronsin. Mord, Liebe und Kunst im Herzen von Paris 16.12.2020 – 05.04.2021
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ie Impasse Ronsin war während über 100 Jahren im Pariser Montparnasse Quartier ein Ort der Künstler*innen, ein Platz der Kontemplation, der Begegnung, des Gesprächs und der Feier, der Innovation, Kreation und Destruktion. In der Impasse Ronsin wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Siedlung von Atelierbauten errichtet, die die bereits vorher existierenden Gebäude erweiterte und bis zu 35 Kunstschaffenden zeitgleich Platz bot. Ein breites Spektrum künstlerischen Schaffens versammelte sich: vom Bildhauer, der auf Denkmäler und repräsentative Staatsaufträge spezialisiert war, über den Hobbymaler bis zu den jungen Avantgardist*innen, die sich der Aktionskunst hingaben, war fast alles vertreten, was die damalige bildende Kunst zu bieten hatte. Ein Ort, der spätestens 1908 mit dem Fall Steinheil Berühmtheit erlangte. Der ungeklärte Doppelmord rückte die Impasse Ronsin in ein mystisches Licht. Nicht zuletzt nährte auch der prominenteste Vertreter der Siedlung, Constantin Brâncuși, der ein Enthusiast von leidenschaftlichen Affären und Affektmorden war, durch seine eigene Person und die Legenden, die sich um ihn rankten, das Magische der Impasse. Der Künstler lebte und arbeitete dort von 1916 bis zu seinem Tod 1957.
Zweiten Weltkrieg die Sackgasse belebten. 1955 liess sich auch das Ehepaar Jean Tinguely und Eva Aeppli in der Impasse Ronsin nieder. In dem jungen Schweizer Künstler schwebte die Hoffnung mit, sich an diesem Ort einen Namen zu machen – was auch gelang. Doch ihre Beziehung hielt der Intensität des Lebens in der Impasse, der prekären Wohn- und Arbeitslage sowie der Erscheinung von Niki de Saint Phalle nicht stand: So schildert Daniel Spoerri, ein weiterer herausragender Schweizer in der Impasse Ronsin, wie Eva Aeppli für einen Besuch nach Basel zurückreisen musste und aus dem Fenster des anfahrenden Zuges rief: «Jean! Scheidung!» und Tinguely erwiderte mit einem lauten «Ja!». Die Impasse Ronsin blieb bis zum endgültigen Abbruch der letzten Ateliers 1971 ein kosmopolitischer Ort. Diese erste Übersichtsausstellung, die der Impasse Ronsin gewidmet ist, macht Paris als Schmelztiegel der Kunst und als weltgewandte Kunststadt erfahrbar. In der Ausstellung wird eine Auswahl von etwa 60 Künstler*innen mit Werken, die alle in der Impasse Ronsin entstanden sind, präsentiert. Gleichzeitig wird ihre Geschichte anhand von Dokumenten und originalen Requisiten sowie einer an der Impasse Ronsin angelehnten Ausstellungsarchitektur erzählt, in der sich die Besucher*innen, flanierend den Morden, Liebesaffären und Kunst im Herzen von Paris hingeben können. ◀
Kurzzeitbesucher wie Max Ernst oder Marcel Duchamp, die zu ganz unterschiedlichen Zeiten jeweils etwa ein Jahr in der Impasse Ronsin arbeiteten, wurden genau so von diesem mystischen Ort angezogen wie etwa William Copley, Reginald Pollack oder James Metcalf, eine neue Generation von Amerikanern, die nach dem Artinside |
Die Ausstellung wird ko-kuratiert von Adrian Dannett und Andres Pardey.
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Museum Ausstellung
Fondation Beyeler
Der Löwe hat Hunger … 10.10.2020 – 28.03.2021
Henri Rousseau, Der hungrige Löwe wirft sich auf die Antilope, 1898/1905 Artinside |
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Museum Ausstellung
Artinside |
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Wassily Kandinsky, Fuga, 1914
Der Löwe hat Hunger … – Sammlungspräsentation
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ie der Löwe, der sich in Henri Rousseaus Gemälde hungrig auf die Antilope wirft, verspüren auch wir in der Fondation Beyeler einen mächtigen Hunger – und zwar auf Kunst: Gerade in so schwierigen Zeiten wie diesen ist es schön, sich daran zu erinnern, wie aufregend und faszinierend Kunst ist. Die neue Sammlungspräsentation zeigt in acht Räumen eine Auswahl legendärer Gemälde und Skulpturen, allesamt Meisterwerke der klassischen Moderne oder der Gegenwartskunst. Endlich sind die ebenso ikonischen wie fragilen Scherenschnitte von Henri Matisse wieder zu sehen, darunter Nu bleu I, dessen Eleganz und Raumpräsenz einen immer wieder in Erstaunen versetzen. Zudem wird die Figurengruppe, die Alberto Giacometti Ende der 1950er-Jahre ursprünglich für die Chase Manhattan Plaza in New
York konzipierte, gezeigt. Der Homme qui marche, lange Zeit auf der 100-Franken-Note abgebildet, ist Teil dieses Ensembles. Darüber hinaus ist Louise Bourgeois, die mit Giacometti gut bekannt war und die den Skulpturbegriff erweiterte, indem sie das Unbewusste, wenn nicht sichtbar, so doch erfahrbar machte, ein eigener Raum gewidmet. Weitere Höhepunkte sind die Begegnung von Wassily Kandinsky und Paul Klee, deren aussergewöhnliche Freundschaft zum ersten Mal in der Fondation Beyeler in dieser Form gewürdigt wird. Drei sehr berührende Bilder, die Vincent van Gogh kurz vor seinem Tod malte, werden zusammen ausgestellt und treten in einen Dialog mit Werken von Paul Cézanne und Edward Hopper. Auf den Abstrakten Expressionismus richtet sich der Fokus in einem weiteren Raum, in dem Werke Artinside |
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von Willem de Kooning, Clyfford Still und Sam Francis sowie ein grossformatiges Gemälde von Joan Mitchell präsentiert werden. Zum ersten Mal zeigen wir eine der jüngsten Neuerwerbungen in der Sammlung der Fondation Beyeler: die bewegende Klanginstallation Seven Tears von Susan Philipsz, die sich auf die gleichnamige Komposition des Shakespeare-Zeitgenossen John Dowland bezieht und sich mit den – von Tränen begleiteten – Gemütszuständen zwischen grosser Freude und tiefer Trauer beschäftigt. Zu melancholisch? Mitnichten! Melancholie steht meist am Anfang von Kreativität, und die grossartigen Werke, die nun wieder in der Fondation Beyeler zu sehen sind, zeugen davon. ◀ Ulf Küster ist Kurator der Sammlungspräsentation Der Löwe hat Hunger … in der Fondation Beyeler
Joan Mitchell, Untitled, 1957
Joan Mitchell, Untitled, 1957
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in besonderer Fokus der Sammlungshängung liegt auf den monumentalen Gemälden des Abstrakten Expressionismus. Die 1925 in Chicago geborene Joan Mitchell war eine der wenigen Künstlerinnen, die sich in dieser Zeit selbstbewusst zu behaupten vermochten. Mitchell studierte von 1944 bis 1947 Malerei am Chicago Art Institute. Nach einem Stipendienaufenthalt in Frankreich zog die junge Malerin 1950 nach New York. Dort suchte sie gezielt Kontakt zu den Künstlern der New York School, die seit Mitte der 1940er-Jahre die Kunstszene mit ihrer neuartigen abstrakten Malerei prägten. Bald war Mitchell als eine der wenigen Frauen ein geschätztes Mitglied der Gruppe Ninth Street Club und gern gesehener Gast bei den abendlichen Treffen in der Cedar Tavern in Greenwich
Village. Auf dem Höhepunkt ihrer erfolgreichen New Yorker Schaffensphase, im Jahr 1957, entstand das Gemälde Untitled, das anlässlich der Sammlungspräsentation zu sehen ist. Es vereint auf meisterliche
Leuchtende Farben sind in rhythmischem Pinselduktus aufgetragen und lassen Mitchells Bewunderung für Paul Cézanne und Vincent van Gogh erahnen. Art die typischen Merkmale von Mitchells eigenständiger Form des Abstrakten Expressionismus. Leuchtende Farben sind in rhythmischem Pinselduktus aufgetragen und lassen Mitchells Bewunderung für Paul Artinside |
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Cézanne und Vincent van Gogh erahnen. Kraftvoll ausgeführte Striche und Strichbündel überziehen die Leinwand. Vor dem weissen Resonanzraum scheinen sich die energischen Gesten in dem farblich dunkleren Bereich leicht links des Zentrums der Bildfläche zu verdichten, während sie sich an den äusseren Rändern durchlässiger gestalten. Mitchell räumte dem Zufall und der Dynamik in ihrer individuellen Handschrift viel Raum ein, zugleich verleihen zahlreiche horizontale und vertikale Linien der Komposition Stabilität. Für ihre Werke fand Mitchell Inspiration in ihren Erinnerungen an Landschaft und deren atmosphärischem Eindruck. In ihren Gemälden übersetzte sie diese mit grosser Intensität in gestische Malerei. ◀ Katharina Rüppell
Fondation Beyeler Der Löwe hat Hunger …
Susan Philipsz erkundet die skulpturalen Eigenschaften von Klängen, die sie jeweils in ein Wechselspiel mit dem Raum oder der gegebenen Architektur setzt.
Susan Philipsz, Seven Tears, 2016
Susan Philipsz, Seven Tears, 2016
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ie schottische Künstlerin Susan Philipsz (*1965) erkundet die skulpturalen Eigenschaften von Klängen, die sie jeweils in ein Wechselspiel mit dem Raum oder der gegebenen Architektur treten lässt. Als Ausgangspunkte ihrer Soundinstallationen dienen Philipsz unter anderem Popsongs oder neuzeitliche Choräle, wie auch Tonaufnahmen von Meeresschnecken oder im Krieg beschädigten Blasinstrumenten. Ausgehend von intensiven Recherchearbeiten, eröffnet Susan Philipsz Bezüge zu bestimmten historischen oder literarischen Gegebenheiten. Das Werk Seven Tears (2016) aus der Sammlung Fondation Beyeler, besteht aus sieben synchronisierten Plattenspielern auf unterschiedlich hohen Sockeln. Darauf drehen sich sieben Vinylschallplatten, die je einen Ton wiedergeben. Die sieben hörbaren Noten gehen auf den englischen Komponisten John Dowland zurück, der sich mit dem Musikstück «Lachrimae (Seaven Teares)» von 1604 einer musikalischen Interpretation der Melancholie widmete, die auf sieben Variationen des Motivs einer fallenden Träne basiert. In der Installation von Philipsz werden die Klänge jeArtinside |
doch nicht mit Bratschen und Lauten erzeugt, wie damals von Dowland vorgesehen, sondern mit singenden Gläsern, deren spezifische Füllstände die sieben Tonhöhen bestimmen und die mit einem auf dem Rand kreisenden Finger zum Klingen gebracht werden. Ebendiese Bewegung spiegelt sich in den durchsichtigen Schallplatten, die sich unentwegt im Kreis drehen: Seven Tears lässt sieben eigentümlich vibrierende Töne zwischen Harmonie und Dissonanz vernehmen. ◀ Marlene Bürgi
Artist Talk: Donnerstag, 29. Oktober 2020, 18.30 h, Fondation Beyeler Artist Talk mit Susan Philipsz. Die Künstlerin spricht mit Thomas D. Trummer, Direktor des Kunsthaus Bregenz, über ihr Werk. Artist Talks ist ein Programm der Fondation Beyeler und von UBS. Das Gespräch findet in englischer Sprache statt. Die Veranstaltung ist im Museumseintritt inbegriffen. Tickets sind über fondationbeyeler.ch/tickets erhältlich.
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Fondation Beyeler Der Löwe hat Hunger …
Roni Horn, You are the Weather, 1994–1996 (Details)
Fokus Ausstellung – Roni Horn, You are the Weather, 1994–1996
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iesen Herbst präsentiert die Fondation Beyeler das Werk You are the Weather (1994–1996) der amerikanischen Künstlerin Roni Horn (*1955). In den 100 Porträts einer jungen Frau begegnet man immer wieder dem gleichen Gesicht im Wasser einer isländischen Thermalquelle. Seit 1975 reist die Künstlerin regelmässig auf die nordische Vulkaninsel, deren einzigartige Landschaft für sie bis heute eine wichtige Quelle der Inspiration ist. You are the Weather zeigt nicht nur, wie wandelbar der Mensch ist, sondern auch, wie sich die Unbeständigkeit des Wetters in den 100 subtil verschiedenen Gesichtsregungen spiegelt. ◀
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«Wir wollen nicht die Natur nachahmen. Wir wollen nicht abbilden, wir wollen bilden. Wir wollen bilden, wie die Pflanze ihre Frucht bildet, und nicht abbilden.» Hans Arp
«So schien sich die Wahrheit meiner Figuren, anstatt oberflächlich zu wirken, von innen nach aussen, wie das Leben selbst, zu entfalten.» Auguste Rodin
Vorschau
Rodin / Arp Schöpfung und Wandlung der modernen Skulptur 13.12.2020 – 16.05.2021
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rstmals in einer Museumsausstellung trifft im Dialog zwischen Auguste Rodin (1840–1917) und Hans Arp (1886–1966) das bahnbrechende Schaffen des grossen Erneuerers der Bildhauerei des späten 19. Jahrhunderts auf das einflussreiche Werk eines Protagonisten der abstrakten Skulptur des 20. Jahrhunderts. Beide Künstler zeichnet eine einzigartige künstlerische Innovationskraft und Experimentierfreude aus. Sie schufen Werke, die ihre Zeit stark geprägt haben und bis heute aktuell geblieben sind. Als skulpturale Meilensteine veranschaulichen die Schöpfungen Rodins und Arps auf eindrückliche und exemplarische Weise grundlegende Aspekte in der Entwicklung der modernen Bildhauerei. So führte Rodin umwälzende Ideen und neue künstlerische Möglichkeiten in die Skulptur ein, die von Arp später aufgegriffen und in seinen biomorphen Formen auf neuartige Weise weiterentwickelt und neu interpretiert oder aber kontrastiert wurden. Obgleich bis heute nicht gesichert ist, dass sich Rodin und Arp jemals tatsächlich persönlich kennengelernt haben, weisen ihre Werke zahlreiche künstlerische Verwandtschaften und Bezugspunkte, aber auch Differenzen auf, welche die Gegenüberstellung ihrer unverkennbaren Schöpfungen zu einer besonders aufschlussreichen visuellen Erfahrung machen. Artinside |
Mit rund 110 Werken aus internationalen Museen und Privatsammlungen ist Rodin / Arp eine der bislang umfangreichsten Skulpturenausstellungen der Fondation Beyeler. Wenn der Schwerpunkt der Ausstellung auch auf Rodins und Arps Skulpturen liegt (dazu gehört auch eine monumentale Aussenskulptur im Park des Museums), werden darüber hinaus auch Reliefs von Arp sowie Zeichnungen und Collagen beider Künstler zu sehen sein. Die Ausstellung versammelt ikonische Werke, so etwa Rodins Der Denker und Der Kuss sowie Arps Ptolemäus und Torso. Zugleich lassen aber auch weniger bekannte Arbeiten beider Künstler deren künstlerische Beziehungen umso anschaulicher werden. Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck und wird vom Musée Rodin in Paris massgeblich unterstützt. Mit Bezug auf die Ausstellung Rodin / Arp wird die berühmte Choreographin Anne Teresa De Keersmaeker, eine der einflussreichsten Tanzschaffenden der Gegenwart, eine neue Tanzperformance zeigen, die zwischen dem 29. Januar und 14. Februar 2021 erstmals in der Fondation Beyeler zu sehen sein wird. ◀ Raphaël Bouvier
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Fondation Beyeler | Vorschau Rodin / Arp
Auguste Rodin, Der Denker, 1880 Artinside |
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Ausstellungsansicht Minia Biabiany Toli Toli und Nelson Fory Ferreira El vestier
Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G
One month after being known in that island Der neue öffentliche Kunst- und Kulturraum widmet seine Erstausstellung zeitgenössischer Kunst aus der Karibik.
Bis 15.11.2020
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eitgenössische Kunst aus der Karibik, mit diesem Thema eröffnet die Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G ihren Ausstellungs- und Kulturraum an der Spitalstrasse 18 in Basel. Die von der kürzlich verstorbenen Sibylle Piermattei-Geiger und ihrem Mann gegründete Stiftung ist Ausdruck des in Basel tief verankerten Mäzenatentums und dem damit verbundenen Anspruch vermögender Basler*innen, einen substanziellen Beitrag zu einem frei zugänglichen Kulturangebot zu leisten. Die Eröffnungsausstellung mit dem Titel One month after being known in that island, unter der Leitung der ebenfalls in Basel ansässigen Caribbean Art Initiative (CAI), zeigt Arbeiten von Künstler*innen aus der gesamten Karibik sowie ihrer kulturellen Diaspora und deren individuellen Umgang mit dem kulturellen Erbe und der wechselhaften Geschichte der Region. Die Ausstellung läuft bis am 15. November und wird durch ein umfassendes öffentliches Programm in Kooperation mit der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW Basel, der Universität Basel und Radio X begleitet. Artinside |
Mit ihrer Erstausstellung erklärt die Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G gleichsam Sinn und Zweck dieses neugeschaffenen Kunst- und Kulturraums, der allen offen steht – allen Interessierten, ob auf Seiten Besucher*innen oder Künstler*innen und Kulturschaffender – und der den aktiven Austausch und Dialog zwischen allen Interessengruppen fördern soll. Hier in Basel, an einem Drehpunkt des internationalen Kunst- und Kulturbetriebs, soll eine Institution etabliert werden, die das reiche, lokale Kulturangebot ergänzt und gleichzeitig mit interessiertem Blick auf die ganze Welt schaut. Denn Basel versteht sich nicht nur auf die eigene Nabelschau, sondern trägt auch ein grosses Mass an Offenheit dem Fremden und Anderen gegenüber in der eigenen DNA. Die KBH.G will beides verbinden und widmet die kommenden Ausstellungen Originalplakaten von Pablo Picasso aus einer Basler Privatsammlung, dem Nachfolgeprojekt zu For Forest von Klaus Littmann und einem Projekt in Verbindung mit Musik und Kunst des Künstlerduos Jahic/Roethlisberger.
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Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G
Basler Mäzenatentum – Demokratisierung von Kunst und Kultur Das Leben der Stifterin, der Baslerin Sibylle Piermattei-Geiger, hat mehrere Wendungen genommen und entspricht nicht, wie man vielleicht meinen möchte, dem einer höheren Tochter aus gutem Haus. Sie brach schon früh aus und auf in eine Welt der Kunst und Kultur, die ihr einen beispiellosen Erfahrungsreichtum schenkte. Sie lebte als Künstlerin und Kostümbildnerin erst in Deutschland und später lange Jahre in Italien, wo sie unter anderem in der Cinecittà tätig war. Erst 2019 sind Sibylle Piermattei-Geiger und ihr Mann, der Römer Rocco Piermattei, nach Basel zurückgekehrt mit dem Wunsch, gemeinsam mit dem langjährigen Kulturjournalisten Raphael Suter, eine Kulturstiftung zu gründen. Friede von Basel – Kolonisation als gemeinsames Erbe und vielfältige Realität Die Erstausstellung One month after being known in that island verbindet historische Weltpolitik mit dem Lokalen. So setzt die Ausstellung beim 1795 geschlossenen Frieden von Basel an, dem ein Vertrag zwischen der spanischen Monarchie und der Französischen Republik zugrunde liegt, in welchem Frankreich die östlichen zwei Drittel von Hispaniola, der heutigen Dominikanischen Republik, zugesprochen wurden. Die beiden Kurator*innen der Ausstellung, Yina Jiménez Suriel und Pablo Guardiola, machen in Bezug auf die Kolonialherrschaft deutlich, dass «es eine Sache ist, die Realität aus einer Machtposition heraus wahrzunehmen, aber eine ganz andere, wie sich die Realität jenen darstellt, die mit den Folgen leben». Die gezeigten Werke stehen dann auch für den unterschiedlichen Umgang der Künstler*innen mit ihrer Geschichte und für eine individuelle Auslegung und Kommunikation des karibischen Topos generell. Damit verbunden ist auch eine unterschiedliche Rezeption der Werke, «denn sie bilden ein Bezugssystem, das die Annäherung an die vielfältigen Realitäten vor Ort ermöglicht, ausgehend von Positionen der Autonomie, der Emanzipation und des Widerstands», so Jiménez Suriel und Guardiola. ◀
Ausstellungsansicht Madeline Jiménez Santil
Die ausstellenden Künstler*innen sind:
Ramón Miranda Beltrán (1982 in Puerto Rico, lebt und arbeitet in San Juan); Minia Biabiany (1988 in Guadeloupe, lebt und arbeitet in Pointe-à-Pitre und Mexico City); Christopher Cozier (1959 in Trinidad und Tobago, lebt und arbeitet in Port of Spain); Tessa Mars (1985 in Haiti, lebt und arbeitet in Port-au-Prince); Elisa Bergel Melo (1989 in Venezuela, lebt und arbeitet in Santo Domingo); José Morbán (1987 in der Dominikanischen Republik, lebt und arbeitet in Santo Domingo); Tony Cruz Pabón (1977 in Puerto Rico, lebt und arbeitet in San Juan); Madeline Jiménez Santil (1986 in der Dominikanischen Republik, lebt und arbeitet in Mexico City), Sharelly Emanuelson (1986 in Curaçao, lebt und arbeitet in Willemstad); Nelson Fory Ferreira (1986 in Kolumbien, lebt und arbeitet in Cartagena); und Guy Régis Jr. (1974 in Haiti, lebt und arbeitet in Port-au-Prince).
Begleitprogramm KBH.G: Kostenlose Führungen: Zweimal wöchentlich (D, E u. F), in Zusammenarbeit mit der Universität Basel. Kulinarische Familientage: Oktober/November, mit dem schweizerischdominikanischen Küchenchef Olivier Bur. Einführung in die haitianische Literatur: 28. Oktober, mit Makenzy Orcel, Dichter und Romancier aus dem französischsprachigen Teil der Karibik, in Zusammenarbeit mit Alliance Française und der Société d'études française, Bâle. Dreiteilige Filmreihe: aufgeführt im Stadtkino Basel, mit Filmen von Gilles Elie-DitCosaque, Beatriz Santiago Muñoz, José Maria Cabral und Sandra Vivas. Podcasts: Reihe von vier Podcasts als Teil der Serie Promise No Promise! in Zusammenarbeit mit dem Institut Kunst HGK FHNW in Basel. Karibik-Soundtrack: Den perfekten Karibik-Soundtrack, kreiert von DJs in vier Live-Sets direkt aus dem Ausstellungraum, sendet Radio X. Weitere Infos auf www.kbhg.ch
Kulturstiftung Basel H. Geiger Artinside |
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Vitra Design Museum
Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs bis 28.02.2021
Lina Bo Bardi, Casa de Vidro, São Paulo, Brasilien, 1951
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nser Zuhause ist Ausdruck unseres Lebensstils, es prägt unseren Alltag und unser Wohlbefinden. Aber was macht eigentlich einen gelungenen Wohnraum aus? Welche Aspekte sind daran wichtig? Inwieweit spiegelt ein Interieur die Gesellschaft und die Zeit wider, in der es entsteht? Die aktuelle Situation hat uns gezeigt, dass unser Zuhause auch flexibel und adaptierbar ist, dass es zugleich Büro, Kindergarten und Yogastudio sein kann. Die Ausstellung Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs führt den Besucher auf eine Reise in die Vergangenheit und zeigt, wie sich gesellschaftliche, politische und technische Veränderungen der letzten 100 Jahre in unserem Wohnumfeld widerspiegeln. Im Zentrum stehen die grossen Zäsuren, die das Design und die Nutzung des westlichen Interieurs geprägt haben – von aktuellen Themen wie knapper werdendem Wohnraum und dem Verschwinden der Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben über die Entdeckung der Loftwohnung in den 1970er-Jahren, aber auch dem Siegeszug einer ungezwungeneren Wohnkultur in den 1960ern und dem Einzug moderner Haushaltsgeräte in den 1950ern bis hin zu den ersten offenen Grundrissen der 1920er-Jahre. Diese Umbrüche werden anhand von 20 stilbildenden Interieurs veranschaulicht, darunter Entwürfe von Architekten wie Adolf Loos, Finn Juhl, Lina Bo Bardi oder Assemble, Künstlern wie Andy Warhol oder Cecil Beaton sowie der legendären Innenarchitektin Elsie de Wolfe. ◀ Artinside |
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Vitra Design Museum
Akt Termuelle www ine:
Vitra Design Museum
Architekturhighlights auf dem Vitra Campus
mus . desig eum n.de
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er Vitra Campus ist ein Magnet für Design- und Architekturliebhaber, an kaum einem anderen Ort finden sich so viele Ikonen zeitgenössischer Architektur. Zaha Hadid realisierte hier mit dem Feuerwehrhaus 1993 ihr erstes Gebäude, der amerikanische Architekt Frank Gehry mit dem Vitra Design Museum seinen ersten Bau in Europa im Jahr 1989. Hinzu kommen weitere Werke wie das Vitra Schaudepot von Herzog & de Meuron, der Konferenzpavillon von Tadao Ando, eine geodätische Kuppel nach Richard Buckminster Fuller, eine Tankstelle von Jean Prouvé, Produktionshallen von Nicholas Grimshaw, Álvaro Siza und SANAA und der Rutschturm des Künstlers Carsten Höller. Das 2010 ebenfalls von Herzog & de Meuron entworfene VitraHaus, der Flagshipstore von Vitra, feiert in diesem Jahr sein 10-Jahr-Jubiläum, wofür das Innenleben des einzigartigem Gebäudes neu gestaltet wurde. Direkt gegenüber entsteht die jüngste Ergänzung des Vitra Campus, ein Garten des Niederländers Piet Oudolf, welcher auch in den Herbstmonaten zum Verweilen und Entdecken einlädt und stetig weiter wächst. ◀
Vitra Schaudepot
Gae Aulenti. Ein kreatives Universum bis 18.04.2021 Als eine der wenigen Frauen gelangte Gae Aulenti (1927–2012) in der italienischen Architektur- und Designszene der Nachkriegszeit zu Berühmtheit. In den 1960er-Jahren galt Italien im Produktdesign international als führend. Ikonische Designobjekte wie Aulentis Locus-Solus-Reihe (1964) oder die Leuchte Pipistrello (1965) für das Interieur des Olivetti-Schauraums in Paris spielten dabei eine grosse Rolle. Internationale Anerkennung gewann Aulenti zudem für ihren Umbau eines ehemaligen Pariser Bahnhofs in das Musée d’Orsay (1980–1986). Das Vitra Schaudepot präsentiert das vielseitige Werk der Architektin, die auch als Ausstellungs-, Innenarchitektin und Bühnenbildnerin tätig war. ◀
Installationsansicht «Gae Aulenti. Ein kreatives Universum» im Vitra Schaudepot Artinside |
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Eero Aarnio, Pallo / Ball Chair, Globe Chair, 1963
Atlas des Möbeldesigns
Der Atlas des Möbeldesigns Die Sammlung des Vitra Design Museums zählt weltweit zu den wichtigsten Beständen des Möbeldesigns. Sie umfasst circa 7000 Möbel, über 1000 Leuchten, zahlreiche Archive und Nachlässe berühmter Designer sowie die Sammlung des Eames Office. Der Atlas des Möbeldesigns ist die Summe von 20 Jahren wissenschaftlicher Arbeit und bietet den umfassendsten Überblick über die moderne Möbelgeschichte – von den Anfängen der Industrialisierung über die klassische Moderne und die Nachkriegszeit bis hin zur Postmoderne und zur Gegenwart.
Mart Stam / Anton Lorenz, ST 12, 1929
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Fragen an Mateo Kries Direktor Vitra Design Museum
Was ist der Atlas des Möbeldesigns?
Nach welchen Kriterien wurden die Objekte darin ausgewählt? «Natürlich mussten die wesentlichen Strömungen des Möbeldesigns vertreten sein, vom frühen 19. Jahrhundert bis heute. Jedoch sollten auch die wichtigen Designer und Designerinnen angemessen vertreten sein, die grossen Klassiker durften nicht fehlen, auch bestimmte Materialien, Konstruktionsformen oder Typologien sollten erklärt werden. Nicht zuletzt sollten neben den bekannten Stücken auch Überraschungen dabei sein und vor allem auch die Objekte, die es wirklich in die Lebenswelt vieler Menschen geschafft haben.»
Michael Thonet, Nr. 14 / Consumsessel, 14er, ca. 1855–59
Ein Ausblick: Wo sehen Sie die Sammlung in zehn Jahren? «Wir wollen als eine Sammlung wahrgenommen werden, die noch stärker für die Öffentlichkeit zugänglich ist: ob durch virtuelle Rundgänge, unterschiedliche Themenausstellungen basierend auf der Sammlung, oder eben durch den Atlas. Und natürlich soll die Sammlung weiter wachsen. Am Ende denke ich, dass eine Museumssammlung auch in Zukunft etwas darstellt, was kein virtuelles Erlebnis ersetzen kann: Hier kann man reale Objekte erleben, die – genau wie in der Kunst – eine ganz eigene Aura haben. Diese Aura erlebt man oft nur, wenn man dem Objekt im Museum gegenübersteht und die vielen Details eines Objekts ansieht, seine Patina, seine Materialien, die Spuren der Zeit.» ◀ Atlas des Möbeldesigns
«Bereits 1995, als wir das Buch zur Ausstellung 100 Masterpieces aus der Sammlung des Vitra Design Museums veröffentlichten, dachten wir daran, dass sich dieses Projekt fortsetzen könnte mit einem Atlas des Möbeldesigns. Auch knapp 20 Jahre später gab es schlicht kein Buch, das die Geschichte des Möbeldesigns so umfassend und wissenschaftlich aufbereitet und dokumentiert hat. Das haben wir mit dem Atlas des Möbeldesigns geändert. Er macht nicht nur Designliebhabern Freude, sondern schafft auch eine verlässliche Faktenbasis zum Thema Möbeldesign und dient der Lehre und weiterer wissenschaftlicher Forschung.» Artinside |
Atlas des Möbeldesigns Herausgeber: Mateo Kries, Jochen Eisenbrand Hardcover, 23,5 x 31 cm, 1028 Seiten, 2852 Abbildungen, ISBN 978-3-931936-98-3 www.design-museum.de/shop € 159,50 / CHF 199.-
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Dieter Roth Glühbirnen, 1965
Forum Würth Arlesheim | Bis 18.07.2021
(na, fritze?) lakritze Das Universum Dieter Roth
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enialer Dilettant, Universalkünstler, Allesnichtkönner – beinahe so vielfältig wie sein Schaffen sind die Beschreibungen des Künstlers Dieter Roth (Hannover 1930 – Basel 1998). Er ist bekannt für künstlerische Arbeiten, die alle Grenzen überschreiten und die Betrachtenden überrascht, bisweilen rätselnd, oft amüsiert zurücklassen. Seine Werke aus verschimmelter Schokolade, geformtem Hasenmist und vergammeltem Käse sind legendär. Roth sieht die Schönheit des Schimmels, die Ästhetik des Verfalls und bezieht sie
aktiv in seine Kunstproduktion ein. Vergänglichkeit, Zufall und das Prozesshafte sind bestimmende Elemente seines Schaffens. Dieter Roths künstlerische Ursprünge liegen jedoch in der Druckgrafik, der sich die Ausstellung besonders widmet. Als gelernter Werbetechniker war er ebenso mit den ästhetischen wie den technischen Grundlagen dieses Mediums vertraut und reizte dies bis zum Äussersten aus. Wie wenige andere hat Dieter Roth ein Gesamtkunstwerk geschaffen, das kaum in Genres einzuordnen ist. Er war einer derjenigen Künstler, die die Entgrenzung der Künste ab den 1960er-Jahren konsequent gelebt und damit unser heutiges Verständnis von zeitgenössischer Kunst überhaupt geformt haben. Roths grenzüberschreitende Werke überraschen und faszinieren bis heute die Betrachterinnen und Betrachter. Sie sind Dichtung und Grafik, Aktions- und Objektkunst, Buchkunst, Zeichnung, Malerei, Assemblage, Installation, Literatur und Film. Deswegen wird sich der Besucherschaft mit der Ausstellung um Dieter Roth nicht nur seine Welt, sondern ein ganzes Universum auftun und schlaglichtartige Einblicke in seine wichtigsten Schaffensjahre bieten. ◀
Forum Würth Arlesheim | Bis 18.07.2021
Von A bis Z: Künstlerbücher in der Sammlung Würth
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s mag irreführend wirken, all diese ausgestellten Dinge «Buch» zu nennen, erscheinen sie doch in ganz unterschiedlichen Formen. Dass Bücher Kunst sein können, wird jeder Buchliebhaber bestätigen. Eine besondere Sparte mit ganz aussergewöhnlichen Ausdrucksformen sind jedoch Künstlerbücher, die in der Sammlung Würth mit zahlreichen Beispielen vertreten sind und deren Vielfalt diese Ausstellung eindrucksvoll zeigt. Ein Schwerpunkt ist dabei dem frühen 20. Jahrhundert gewidmet, in dem vor allem Vertreter von Surrealismus und Dada Grenzgänge zwischen Kunst und Literatur unternahmen. Gerade die Gesetze des Zu-
falls und die Tiefen des Unbewussten spielten dabei eine bedeutende Rolle. Oftmals wird nicht nur die Grenze zwischen Kunst und Literatur überschritten, sondern auch das Buchformat verlassen. Künstler experimentieren mit Drucktechniken, Papier und dem Herstellungsprozess eines Buches an sich und schaffen einzigartige Gesamtkunstwerke. So unterschiedlich die Exponate, so vielfältig sind auch die Kontexte, in denen die gezeigten Künstlerbücher entstanden sind. Der Gang durch die Ausstellung wird damit zur Entdeckungstour durch die Kunstgeschichte des letzten Jahrhunderts, vor allem aber zu einem grossen Lese- und Schauvergnügen. ◀ Artinside |
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Wassily Kandinsky, Franz Marc, Almanach – Der Blaue Reiter, 1912
Bae Bien U, SNM-013,14,15,16,17, 18v, 2014,
Fondation Fernet-Branca
Un monde infini: artistes chamanes, autour d’une collection de l’Himalaya 17.10.2020 – 10.01.2021
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ie Ausstellung Un monde infini: artistes chamanes, autour d’une collection de l’Himalaya ist das Zusammentreffen einer Sammlung schamanischer Objekte aus dem Himalaya mit zeitgenössischen Künstlern auf der Suche nach der Einheit mit der Natur oder Zeugenschaft von Übergangsriten. Die Ausstellung ist somit eine doppelte Reise: die der zeitgenössischen Kunst und der Entdeckung der Werke von Künstler*innen in all ihren Dimensionen. Aber auch eine Reise in die schamanische Welt voller Symbole, Darstellungen und Visionen einer geistigen Welt, die
das Alltagsleben schützen sollen, um dem physischen, materiellen und sozialen Leben die besten Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten. Ein Streben nach kollektivem Frieden, das sich selbst in der Gemeinschaft eines Ganzen mit den Geistern und der Natur übersteigt. Diese Spiele um den Schutz der Welt öffnen unseren Blick auf diese mit unterschiedlichen Formen und Ausdrucksweisen verbundenen Rituale. Denselben Blick auf unsere Welt werfen auch die Künstler*innen, um Emotionen freizusetzen und um Fragen zu stellen, die uns alle betreffen. ◀ Ana González Sola, 2 tentes, 2013 – 2019
Fondation Fernet-Branca
Ana González Sola 17.10.2020 – 10.01.2021
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um ersten Mal präsentiert die Fondation Fernet Branca drei grosse Serien der spanischen Künstlerin Ana González Sola gemeinsam: ihre Korea- und Japan-Serie, die Märkte und Kleider und Vitrinen. Die Serien werden von drei Gemälden mit Landschaften des Hafens von Beirut begleitet. Hinter Sujets, die der Banalität des Lebens entstammen, stellt das Werk von González Sola etwas Einzigartiges dar, denn es lässt die Geschichte der Malerei aufscheinen. So schrieb der italienische Maler Leonardo Cremonini über Ana, dass sie «immer noch mit dem Zauber der Palette spricht »1 , d.h. dass auch das kleinste malerische Detail eine Vielzahl von Schwingungen und Farben offenbart. Ihr Werk kann als Abstraktion wahrgenommen werden, als eine Geometrie, deren Kraft in der Farbe enthalten ist. Im Moment, in dem unser Blick einen Moment des Lichts einfriert, aber dieser Blick nicht ausreicht, um wirklich zu betrachten, braucht es die Malerei, diese Zeit des Staunens, welche den Blick auf die Welt neu verzaubert. Ihre Werke sind architektonische Raumkonstruktionen, welche durch Farbe und Licht zum Leben erweckt werden. ◀ 1
Leonardo Cremonini, catalogue «Derrière la vitrine», Institut Français de Valence, 2005
Artinside digital
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Artinside im Abo Artinside bequem dreimal pro Jahr im Briefkasten kostet CHF 20.- / â&#x201A;Ź 20.Einfach E-Mail mit Anschrift an abo@artinside.ch schicken oder QR Code nutzen
Artinside ist der Basler Zeitung, der Schweiz am Wochenende (Ausgabe Region Basel) und einem Teil der Badischen Zeitung beigelegt.
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| Herbst 2020
+++ Hinweis zu Covid-19 +++ Die Museen in Basel und der Dreilandregion haben umfangreiche Schutzkonzepte für die Sicherheit von Besuchenden und Mitarbeitenden erarbeitet. Für tagesaktuelle Informationen zu Öffnungszeiten, Online-Ticket-Buchungen oder Führungsangeboten gehen Sie am besten direkt auf die jeweiligen Webseiten. Wir wünschen viel Freude auf Ihrem Streifzug durch die Museen und Kunsthallen in der Dreilandregion. Impressum. Artinside – Das Museumsmagazin der Region Basel Herausgeber: Matthias Geering Chefredaktion | Artdirection | Produktion: Sibylle Meier
Fondation Fernet-Branca 2, Rue du Ballon, F-Saint-Louis www.fondationfernet-branca.org | +33 38 969 10 77 Öffnungszeiten | Opening Hours Mi–So 13–18 h Wed–Sun 1 pm–6 pm
Eintrittspreise | Tickets Erwachsene | Adults Ermässigt | Reduced Unter 18 Jahren gratis Free admission under 18 years
Führungen | Guided Tours Französisch und Deutsch auf Anfrage In French and English on demand
Anreise | Getting There Mit dem Bus: Nr. 4 ab Station Schifflände bis Haltestelle Carrefour Central/ Croisée des Lys, 3 Min. Fussweg By Bus: Bus No. 4 from Station Schifflände to Station Carrefour Central/ Croisée des Lys, 3 min. walk left
Lauftext Meier Geering | Oberwilerstrasse 69, CH-4054 Basel info@artinside.ch | www.artinside.ch Korrektorat: Lesley Paganetti, Basel Druck: Swissprinters AG, Zofingen Bildbearbeitung: LAC AG Basel | Jean-Jacques Nobs, Nicole Hübner Ausgabe Herbst 2020 | Erscheint drei Mal jährlich Die nächste Ausgabe erscheint im Frühjahr 2021 | Auflage 186 000 Exemplare Ein Teil der Auflage ist am 10. Oktober der Basler Zeitung, der Schweiz am Wochenende (Ausgabe Region Basel) und einem Teil der Badischen Zeitung beigelegt. Jahresabo CH: CHF 20.– | Jahresabo EU: € 20.– ISSN 1660-7287
€ 8.– € 6.–
▶ Aktuelle Ausstellung siehe Seite 36
Pierre Soulages
Museum Frieder Burda
Kloster Schönthal
Lichtentaler Allee 8b, D-Baden-Baden | www.museum-frieder-burda.de
Langenbruck/BL | www.schoenthal.ch | mail@schoenthal.ch | +41 61 706 76 76
Öffnungszeiten | Opening Hours Di–So, Feiertag | 10–18 h Tue–Sun, holiday | 10 am–6 pm
Eintrittspreise | Tickets Erwachsene | Adults Zeitfenster-Tickets online
€ 14.–/€ 11.–
SOULAGES. Malerei 1946 - 2019 | 17.10.2020 – 28.02.2021 Pierre Soulages gilt als eine der herausragenden Persönlichkeiten der abstrakten Malerei und ist der bekannteste lebende Künstler in Frankreich. 1919 geboren, feierte Soulages seinen 100. Geburtstag 2019 mit einer exklusiven Ausstellung im Louvre. Die Retrospektive im Museum Frieder Burda würdigt den Werdegang und die Kreativität des Künstlers mit frühen Nussbeize-Gemälden bis hin zu aktuellen monumentalen «Outrenoir», seiner Malerei «jenseits von Schwarz», die allein durch die Textur der Farbe die Vielfalt des Lichts hervorbringt.
Öffnungszeiten | Opening Hours Fr 14–17 h | Sa/So 11–18 h Fri 2 am–5 pm | Sat/Sun 11 am–6 pm Eintrittspreise | Tickets Erwachsene | Adults Studenten | Students
CHF 20.– CHF 8.–
CHF 10.– CHF 6.–
Skulpturenpark Für die Wiesen und Wälder des Schönthals entwickeln internationale und Schweizer Künstlerinnen und Künstler ortsspezifische Skulpturen. Der Skulpturenpark ist immer offen. Kasse und Wegpläne beim Hofeingang. Sculpture Park International and Swiss artists have produced site-specific sculptures for the meadows and woods around Schoenthal. The sculpture park is open at all times. Register and maps at the courtyard entrance.
IMPRESSIONISMUS IN RUSSLAND. Aufbruch zur Avantgarde 13.03.2021 – 01.08.2021
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Familien | Families Gruppen ab 10 Personen Groups from 10 persons
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Jakob Kudsk Steensen, Primal Tourism, 2016
Minia Biabiany, Toli Toli, Video installation, 2018
HeK (Haus der elektronischen Künste Basel) Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G Freilager-Platz 9, Münchenstein/Basel | www.hek.ch | +41 61 283 60 50 Öffnungszeiten | Opening Hours Mo/Di geschlossen | Mon/Tue closed Mi–So 12–18 h | Wed–Sun 12–6 pm Führungen | Guided Tours Jeden Sonntag um 15 Uhr findet eine öffentliche Führung statt
Happy Hour Freier Eintritt zwischen 12–13 h Free admission 12-1 pm Eintrittspreise | Tickets Erwachsene | Adults CHF 9.– Ermässigt | Reduced CHF 6.– Gruppen ab 10 Personen Groups from 10 persons CHF 6.–
Real Feelings | Bis 15.11.2020 Regionale 21 | 29.11.2020 – 03.01.2021 Shaping the Invisible World | 21.01 – 14.03.2021 Die Ausstellung untersucht die Repräsentation von unserer Welt und ihren geopolitischen Realitäten anhand kartografischer Methoden und digitalem Mapping als Werkzeuge der Wissensproduktion. Gleichzeitig verhandeln die ausgestellten Künstler*innen die Bedeutung der Karte als Massstab einer digitalen, technologischen und globalen Gesellschaft und wie wir global kommunizieren, navigieren und konsumieren.
Spitalstrasse 18, Basel | www.kbhg.ch | +41 61 262 01 66
Öffnungszeiten während der Ausstellungen Täglich (ausser Dienstag) 11–18 h oder auf Anfrage
Opening Hours during the exhibitions Daily (except Tuesday) from 11 am–6 pm or by appointment
Eintrittspreise | Tickets Frei/free One month after being known in that island | Bis 15.11.2020 One month after being known in that island, die von der Caribbean Art Initiative (CAI) in Auftrag gegeben wurde, bildet die Eröffnungsausstellung der Kulturstiftung Basel H. Geiger in ihren neuen Ausstellungsräumen im Zentrum von Basel. Die 2019 gegründete CAI arbeitet mit kreativen Einzelpersonen und Gruppen auf der ganzen Welt zusammen, um die reiche und vielfältige Kunst- und Kulturszene der Karibik ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit zu rücken. ▶ Aktuelle Ausstellung siehe Seiten 30–31
Marie Matusz, The Sleeper in the City, 2020
Dieter Roth, Motorradfahrer, 1969
Kunst Raum Riehen
Forum Würth Arlesheim
Im Berowergut, Baselstrasse 71, Riehen | www.kunstraumriehen.ch | kunstraum@riehen.ch | +41 61 641 20 29
Dornwydenweg 11, Arlesheim | www.forum-wuerth.ch arlesheim@forum-wuerth.ch | +41 61 705 95 95
Öffnungszeiten | Opening Hours Mi–Fr 13–18 h | Sa/So 11–18 h Wed–Fri 1 pm–6 pm | Sat/Sun 11 am–6 pm
Eintritt frei | Free entry
Öffnungszeiten | Opening Hours Di–So 11–17 h Tue–Sun 11 am–5 pm
Jeden Sonntag um 11.30 h Ohne Anmeldung, pro Person C HF 8.–
Führungen | Guided Tours
Eintritt frei | Free entry
Every Sunday 11.30 am, no registration required, per person CHF 8.–
(na, fritze?) lakritze – Das Universum Dieter Roth in der Sammlung Würth Bis 18.07.2021 Von A bis Z. Künstlerbücher in der Sammlung Würth | Bis 18.07.2021 Die Ausstellung zu Dieter Roth bietet Einblicke in die wichtigsten Schaffensjahre des Künstlers mit vorwiegend Arbeiten von Mitte der 1960er-Jahre bis zur Mitte der 1970er-Jahre und folgt Dieter Roths Weg von der zweidimensionalen Grafik in die dreidimensionale Objektkunst. Die parallel dazu gezeigte Ausstellung widmet sich den facettenreichen Künstlerbüchern in der Sammlung Würth.
Alfredo Aceto – Kevin Simone Holliger – Struggling structures Raphael Linsi – Answering phone calls by email Marie Matusz – Épochè bis 08.11.2020 Regionale 21 | 28.11.2020 – 03.01.2021
▶ Aktuelle Ausstellung siehe Seite 35
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Vitra Design Museum Charles-Eames-Str. 2, 79576 Weil am Rhein/Germany www.design-museum.de | info@design-museum.de | +49 76 21 702 32 00 Öffnungszeiten | Opening Hours Verkürzte Öffnungszeiten: Täglich 12-17 h Reduced opening hours: Daily noon - 5 pm Führungen | Guided Tours Tagesaktuelle Informationen zu unseren Führungen, Veranstaltungen sowie allgemeine Informationen finden Sie hier: www.design-museum.de/news Information on all our tours, events and exhibitions can be found here: www.design-museum.de/news/en/
Eintrittspreise | Tickets Einzelticket Museum € 11.– Ermässigt | Reduced € 9.– Einzelticket Schaudepot € 8.– Ermässigt | Reduced € 6.– Kombiticket Museum & Schaudepot € 17.– Kombiticket Ermässigt | Reduced € 15.– Anreise | Getting There Ab Bahnhof Basel SBB, Barfüsserplatz, Claraplatz, Kleinhüningen: Linie 8 bis Haltestelle Weil am Rhein Bahnhof/Zentrum/Bus No 55 Haltestelle Vitra. From Bahnhof Basel SBB, Barfüsserplatz, Claraplatz, Kleinhüningen: Line 8 to station Weil am Rhein Bahnhof/Zentrum Bus No 55 to station Vitra
▶ Aktuelle Ausstellungen siehe Seiten 32–34
Museum Tinguely Paul Sacher-Anlage 1, Basel | www.tinguely.ch infos@tinguely.ch | +41 61 681 93 20 Öffnungszeiten Di–So 11–18 h | Mo geschlossen
Opening Hours Tue–Sun 11 am–6 pm | Mon closed
Eintrittspreise Erwachsene CHF 18.– Ermässigt CHF 12.– Gruppen ab 12 Personen CHF 12.– Kinder/Jugendliche unter 16 Jahren freier Eintritt Schulklassen (inkl. B egleitpers.) frei, nach tel. Voranmeldung: +41 61 681 93 20
Tickets Adults CHF 18.– Reduced CHF 12.– Groups 12 persons or more CHF 12.– Children under 16 free Free entrance for school groups by prior arrangement: +41 61 681 93 20
Führungen Öffentliche Führungen in deutscher Sprache: So 11.30 h | Private Führungen dt., engl., frz. und ital.: +41 61 681 93 20
Guided Tours Public guided tours in German Sun 11.30 am | Private guided tours in English, German, French and Italian: +41 61 681 93 20
Workshops und Kinderclub +41 61 688 92 70 Anreise Vom Bahnhof SBB: Tram Nr. 2 bis Wett- steinplatz, Bus Nr. 31 oder 38 Richtung Habermatten bis Museum Tinguely. Vom Badischen Bahnhof: Bus Nr. 36. Autobahn: Ausfahrt Basel Wettstein/Ost, Parkplatz unter der Autobahnbrücke
Workshops and Kinderclub +41 61 688 92 70 Getting There From Bahnhof SBB: Tram No 2 to Wettsteinplatz, Bus No 31 or 38 to Museum Tinguely. From Badischer Bahnhof: Bus No 36. Freeway: Exit Basel Wettstein/Ost Parking under the motorway bridge
Raphael Hefti, We are not one way trip to mars people, 2018
Kunsthalle Basel Steinenberg 7, Basel | +41 61 206 99 00 | www.kunsthallebasel.ch
Eintrittspreise | Tickets Erwachsene | Adults Ermässigt | Reduced
CHF 12.– CHF 8.–
▶ Aktuelle Ausstellungen Seiten 14–21
Öffnungszeiten | Opening Hours Di/Mi/Fr 11–18 h | Do 11–20.30 h | Sa/So 11–17 h
Tue/Wed/Fri 11 am–6 pm | Thu 11 am–8.30 pm Sat/Sun 11 am–5 pm
Raphael Hefti, Salutary Failures | 09.10.2020 – 03.01.2021 In seiner bisher grössten Ausstellung wird der für seine experimentellen Methoden und Materialien bekannte Schweizer Künstler Raphael Hefti (* 1978) neue, ortsspezifische Werke entwickeln, in denen veränderte Erfahrungen im Mittelpunkt stehen. Regionale 21 | 28.11.2020 – 03.01.2021 Eine jährliche Gruppenausstellung mit dem Fokus auf lokale, zeitgenössische Kunstproduktion in der Dreiländerregion um Basel mit Werken von Mitchell Anderson, Fantine Andrès, Colin Barth und Jonas Huldi, Anna Diehl, Maya Hottarek, Cyril Tyrone Hübscher, Julian-Jakob Kneer, Ambra Viviani, Isadora Vogt, Linus Weber und Marc Meier, Karla Zipfel.
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Bistro «Chez Jeannot» Das Bistro «Chez Jeannot» im Museum Tinguely bietet seinen Gästen einen einzigartigen Ort zum Verweilen, der die Gemütlichkeit und Stimmung eines Pariser Lokals verströmt – künstlerisch ausgestattet mit Werken von Jean Tinguely. Di–So 10–18 h | Tue–Sun 10 am–6 pm Tischreservationen sowie Privat- und Firmenanlässe +41 61 688 94 58 Table reservations, as well as private and business events: +41 61 688 94 58 Bis Ende Oktober: Buchen Sie die Roth-Bar für Ihre Feier. Museum Tinguely Shop +41 61 688 94 42 | basel.shop_tinguely@roche.com
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Fondation Beyeler
Kunstmuseum Basel
Baselstrasse 101, Riehen | www.fondationbeyeler.ch info@fondationbeyeler.ch | +41 61 645 97 00
Hauptbau: St. Alban-Graben 16 | Neubau: St. Alban-Graben 20 Gegenwart: St. Alban-Rheinweg 60, Basel |www.kunstmuseumbasel.ch info@kunstmuseumbasel.ch | +41 61 206 62 62
Öffnungszeiten Mo–So 10–18 h | Mi 10–20 h
Opening Hours Mon–Sun 10 am–6 pm | Wed 10 am–8 pm
Eintrittspreise & Specials Erwachsene CHF/€ 25.– Kinder und Jugendl. bis 25 J. frei Gruppen ab 20 Pers., Studierende und Menschen mit Behinderungen: reduzierter Eintritt
Tickets & Specials Adults CHF|€ 25.– Children and Youngsters up to age 25 free Groups up to 20 pers., students and disabled people: reduced admission
Führungen Für aktuelle Information zu den Führungen besuchen Sie bitte unsere Webseite: https://www.fondationbeyeler.ch/ programm/fuehrungen Anreise Tram Nr. 6 (ab Innenstadt und Badischem Bahnhof), Tram Nr. 2 (ab Bahnhof SBB) mit Umsteigen bei der Haltestelle Messeplatz auf Tram Nr. 6. Mit Bahn ab Basel SBB und Badischem Bahnhof nach Riehen
Guided Tours For informations regarding guided tours please visit our website: https://www.fondationbeyeler.ch/en/calendar/guided-tours
Getting There Tram No 6 (from City and Badischer Bahnhof), Tram No 2 (from Bahnhof SBB) with a change stop Messeplatz to Tram No 6. By railway from Basel SBB and Badischer Bahnhof to Riehen
▶ Aktuelle Ausstellungen Seiten 22–29
Öffnungszeiten Hauptbau & Neubau: Di–So 1o–18 h | Mo geschlossen | Mi 10–20 h Gegenwart: Di–So 11–18 h | Mo geschlossen
Opening Hours
Eintrittspreise All-in-one-Ticket Sonderausstellung, inkl. Sammlung & Ausstellungen Erwachsene CHF 26.– Sammlung Erwachsene (ab 20 J.) CHF 16.– IV/Gruppen ab 10 Personen | Studenten 20–30 Jahre | Jugendliche 13–19 Jahre | Kunstschaffende CHF 8.–
Tickets All-in-one Ticket Special exhibition, incl. collection & exhibitions Adults CHF 26.– Collection Adults over 20 years CHF 16.– Disabled/Groups over 10 people | Students 20–30 years | Teenagers 13–19 years | Artists CHF 8.–
Führungen +41 61 206 63 00 tours@kunstmuseumbasel.ch
Guided Tours +41 61 206 63 00 tours@kunstmuseumbasel.ch
Anreise Ab Bahnhof SBB: Tram Nr. 2 Richtung Riehen bis Haltestelle Bankverein. Ab Badischer Bahnhof: Tram Nr. 2 Richtung Binningen bis Bankverein.
Getting There From Bahnhof SBB: Tram No 2, direction Riehen, Tram stop Bankverein (approx. 4 min.). From Badischer Bahnhof: Tram No 2, direction Binningen, Tram stop Bankverein (approx. 6 min.)
Hauptbau & Neubau: Tue–Sun 10 am–6 pm | Mon closed | Wed 10 am – 8 pm Gegenwart: Tue–Sun 11 am–6 pm | Mon closed
▶ Aktuelle Ausstellungen Seiten 6–13
Bistro Kunstmuseum Basel Öffnungszeiten | Opening hours Di–So 9–19 h | Mi 9–21 h Tue–Sun 9 am–7 pm | Wed 9 am–9 pm www.bistro.kunstmuseumbasel.ch St. Alban-Graben 16 | +41 61 271 55 22 Fondation Beyeler Shop +41 61 645 97 25 +41 61 645 97 56
shop.fondationbeyeler.ch webshop@fondationbeyeler.ch
Bibliothek | Library Kunstmuseum Basel Die Bibliothek ist zugleich Bibliothek des Kunsthist. Seminars der Universität Basel und der Öffentlichkeit zugänglich. The Library is at the same time library of the Art History Seminar of the University of Basel and open to public interested in art. Mo–Fr 10–18 h | Mon–Fri 10 am–6 pm St. Alban-Graben 10 | +41 61 206 62 70
Beyeler Restaurant im Park Täglich 10–18 h Restaurant und Café in der Villa im Berower Park +41 61 645 97 70 Daily 10 am–6 pm Restaurant and Café in the Villa at Berower Park +41 61 645 97 70
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FRANKREICH
Blotzheim
DEUTSCHLAND
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Lörrach 8 Tram Nr. 8 ab SBB, Claraplatz, Barfüsserplatz Tram Nr. 8, Bus Nr. 55 ab City 10 Weil am Bus Nr. 55 ab Claraplatz, Badischer Bahnhof
Rhein
Bus Nr. 604 ab Schifflände
Saint-Louis
1
Riehen Tram Nr. 6 ab City, Claraplatz, Messeplatz
11
12
Basel Badischer Bahnhof 2 6
3
5
Herten
4
Bahnhof SBB
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Fondation Beyeler, Riehen/Basel Museum Tinguely Kunstmuseum Basel | Hauptbau | Neubau Kunstmuseum Basel | Gegenwart Historisches Museum Basel, Barfüsserkirche Kunsthalle Basel Kunsthaus Baselland Schaulager, Münchenstein, BL HeK – Haus der elektronischen Künste Basel Vitra Design Museum/D Kunst Raum Riehen Fondation Fernet-Branca, Saint-Louis/F Forum Würth, Arlesheim, BL Kloster Schönthal, Langenbruck/CH Museum Frieder Burda, Baden-Baden/D
Tram Nr. 11
7
9 8
Tram Nr. 14
Tram Nr. 11
Muttenz Münchenstein
Frenkendorf
13
Tram Nr. 10
Credits: Titelseite (und S.3): Rembrandt Harmensz. van Rijn, Brustbild eines Mannes in orientalischer Kleidung, 1635, Rijksmuseum, Amsterdam, Foto: Rijksmuseum, Amsterdam | S.3 Henri Rousseau, Der hungrige Löwe wirft sich auf die Antilope, 1898/1905, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler, Foto: Robert Bayer | S.3 Portrait: Josef Helfenstein, Foto: Lucia Hunziker | Bei einem Teil der Auage (und S.3): Fondation Beyeler Henri Rousseau, Der hungrige Löwe wirft sich auf die Antilope, 1898/1905, Fondation Beyeler, Riehen/ Basel, Sammlung Beyeler, Foto: Robert Bayer Inhaltsverzeichnis: S.4-5 Kunstmuseum Basel Jan van der Heyden, Zimmerecke mit Raritäten, 1712, Szépművéuvészeti Múzeum, Budapest, Foto: Szépművéuvészeti Múzeum, Budapest | Fondation Beyeler Vincent van Gogh, Feld mit Getreideschobern, 1890, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler, Foto: Robert Bayer | Museum Tinguely Installationsansicht «Taro Izumi. ex» - Taro Izumi, Tickled in a dream … maybe? (Soft knife), 2017 © 2020, Museum Tinguely; Foto: Gina Folly | Kulturstiung Basel H. Geiger Nelson Forry Ferreira, ¡La Historia Nuestra, Caballero! (Our History, Sir), 2008–present Kulturstiftung Basel H. Geiger ©KBH.G Fondation Fernet-Branca BAE Bien U, SNM-013,14,15,16,17, 18v, 2014, Édition: 3 , C-Print, diasec contrecollé sur Dibond, 6 (230 x 115cm) © Galerie RX, Paris | Forum Würth Dieter Roth, o.T. (Puppe in Schokolade), 1969, Spielzeugpuppe in Schokolade in Zelluloidzylinder, Sammlung Würth, Inv. 15056 © Dieter Roth Estate, Courtesy Hauser & Wirth | Vitra Design Museum Key Visual der Ausstellung «Home Stories», Illustration: Daniel Streat, Visual Fields, Vitra Design Museum; Lina Bo Bardi, Casa de Vidro, São Paulo, 1952, © Instituto Bardi / Foto: Francisco Albuquerque S.6-7 Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606–1669), David übergibt Goliaths Haupt dem König Saul, 1627, Kunstmuseum Basel, Vermächtnis Max Geldner, Foto: Kunstmuseum Basel, Vermächtnis Max Geldner | S.8 J. F. F. nach Andries Beeckman, Der Markt von Batavia, nach 1688, Tropenmuseum, Amsterdam, Collection Nationaal Museum van Wereldculturen. Coll.no. TM-118-167 Foto: Tropenmuseum, Amsterdam, Collection Nationaal Museum van Wereldculturen. Coll.no. TM-118-167 | S.9 Rembrandt Harmensz. van Rijn, Mann, nach einem Gipsmodell zeichnend, um 1641, Radierung, Inv. 2019.160, Kunstmuseum Basel, Schenkung Eberhard W. Kornfeld, Bern, Foto: Kunstmuseum Basel - Jonas Haenggi | S.10 Jeff Wall, Boy falls from Tree, 2010, Farbfotografie, Emanuel Hoffmann-Stiftung, Geschenk der Präsidentin 2012, Depositum in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, Foto: Emanuel Hoffmann-Stiftung, Geschenk der Präsidentin 2012, Depositum in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel | S.11 oben David Claerbout, Oil Workers (from the Shell company of Nigeria) returning home from work, caught in torrential rain, 2013, Emanuel Hoffmann-Stiftung, ©2020, ProLitteris, Zurich Photo Credit: Emanuel Hoffmann-Stiftung, ©2020, ProLitteris, Zurich | S.11 unten Katharina Fritsch, Puppen, 2016, Emanuel Hoffmann-Stiftung, Geschenk der Laurenz-Stiftung 2017, Depositum in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, ©2020, Pro Litteris, Zurich, Foto: Emanuel Hoffmann-Stiftung, Geschenk der Laurenz-Stiftung 2017, Depositum in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, ©2020, Pro Litteris, Zurich | S.12 Isa Genken, Die Form entwickelt sich daraus, dass jede der fünf Farben jede andere Farbe berührt, 1973 / Rot-graues offenes Ellipsoid, 1978 / Meister Gerhard, 1983, Foto: Gina Folly, ©2020, ProLitteris, Zürich | S.13 oben Installationsansicht Kunstmuseum Basel | Gegenwart, Isa Genzken, Foto: Julian Salinas, ©2020, ProLitteris, Zürich | S.13 unten Isa Genzken, Gelbes Ellipsoid, 1976 / Grau-grünes Hyperbolo «Jülich», 1979, Foto: Gina Folly ©2020, ProLitteris, Zürich | S.14-15 Taro Izumi, Cloud (goodbye), 2020, Installationsansicht «Taro Izumi. ex» © 2020, Museum Tinguely; Foto: Gina Folly | S.16 Taro Izumi, Cloud (pillow / raised-floor storehouse), 2020, Installati-
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Arlesheim
Geodaten Kanton Basel-Stadt, 11.12.2012
Museen | Museums
onsansicht «Taro Izumi. ex» © 2020, Museum Tinguely; Foto: Gina Folly | S.17 Taro Izumi, Tickled in a dream … maybe? (The cloud fell), 2017, Installationsansicht «Taro Izumi. ex» © 2020, Museum Tinguely; Foto: Gina Folly | S.18 Pedro Reyes, Disarm Music Box (Karabiner/Matter), 2020, Installationsansicht Museum Tinguely; Courtesy of the artist © 2020 Museum Tinguely, Basel; Foto: Daniel Spehr, für die Werke © Courtesy of the Gempen artist | S.19 oben Pedro Reyes, Disarm (Mechanized) II, 2014, Installationsansicht Museum Tinguely; Courtesy of the artist © 2020 Museum Tinguely, Basel; Foto: Daniel Spehr, für die Werke © Pedro Reyes, Courtesy Lisson Gallery | S.19 unten Pedro Reyes, Palas por pistolas [Guns into Shovels], 2007, Aufnahme der Baumpflanzung bei der Biennale von Lyon, 2009; Image courtesy of Biennale de Lyon © Courtesy of the artist, Foto: Stephane Rambaud S.20 Jean Tinguely und Claude Lalanne, Impasse Ronsin, ca. 1960, Foto: Hansjörg Stoecklin | S.22-23 Henri Rousseau, Der hungrige Löwe wirft sich auf die Antilope, 1898/1905, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler, Foto: Robert Bayer | S.24 Wassily Kandinsky, Fuga, 1914, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler, Foto: Robert Bayer | S.25 Joan Mitchell, Untitled, 1957, Private Collection © The Joan Mitchell Foundation Inc., New York Foto: Robert Bayer | S.26 Susan Philipsz, Seven Tears, 2016, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Foto: Kunstverein Hannover, Hannover, 2016, Támas Kende | S.27 Roni Horn, You are the Weather, 1994-96 (Details) © Roni Horn, Courtesy Sammlung Goetz, München | S.29 Auguste Rodin, Der Denker, 1880/1896, MAH Musée d'Art et d'histoire, Ville de Genève, Foto: Flora Bevilacqua | S.30 Ausstellungsansicht Minia Biabiany Toli Toli und Nelson Fory Ferreira El vestier © KBH.G | S.31 oben Ausstellungsansicht Madeline Jiménez Santil © KBH.G | S.31 unten Kulturstiftung Basel H. Geiger © KBH.G | S.32 Lina Bo Bardi, Casa de Vidro, São Paulo, Brasilien, 1951 Foto: © Nelson Kon, 2002 | S.33 oben Vitra Design Museum © Vitra Design Museum, Foto: Ludger Paffrath | S.33 unten Installationsansicht «Gae Aulenti. Ein kreatives Universum» im Vitra Schaudepot © Vitra Design Museum, Foto: Bettina Matthiessen | S.34 oben «Atlas des Möbeldesigns», © Vitra Design Museum, Foto: Ludger Paffrath | Mart Stam / Anton Lorenz, ST 12, 1929 © Vitra Design Museum, Foto: Jürgen Hans | Porträt Mateo Kries, © Vitra Design Museum, Foto: Matthiessen | Eero Aarnio, Pallo / Ball Chair, Globe Chair, 1963, © Vitra Design Museum, Foto: Jürgen Hans | Michael Thonet, Nr. 14 / Consumsessel, 14er, ca. 1855–59 © Vitra Design Museum, Foto: Jürgen Hans | «Atlas des Möbeldesigns», © Vitra Design Museum, Foto: Ludger Paffrath | S.35 oben Dieter Roth, Glühbirnen, 1965, Sammlung Würth, Inv. 15074, © Dieter Roth Estate, Courtesy Hauser & Wirth | S.35 unten Almanach – Der Blaue Reiter, 1912, Buch, Erste Ausgabe, herausgegeben von Franz Marc und Wassily Kandinsky, Sammlung Würth, Inv. 17152 © 2020, ProLitteris, Zurich | S.36 oben BAE Bien U, SNM-013,14,15,16,17, 18v, 2014, Édition: 3 , C-Print, diasec contrecollé sur Dibond, 6 (230 x 115cm) © Galerie RX, Paris | S.36 unten Ana González Sola, 2 tentes, 2013 – 2019, technique mixte sur bois, 122 x 15 cm © Fondation Fernet-Branca, St. Louis/F | S.36 Museum Frieder Burda Porträt Pierre Soulages © Foto Sandra Mehl | HeK Jakob Kudsk Steensen, Primal Tourism, 2016, Still Image; Foto: Jakob Kudsk | Kunstraum Riehen Marie Matusz, The Sleeper in the City, 2020 Vorschau: Fondation Beyeler Hans Arp, Automatische Skulptur (Rodin gewidmet), 1938, Private Collection, London © 2020 ProLitteris, Zürich, Foto: Heini Schneebeli | Kunstmuseum Basel Sophie Taeuber-Arp, Cercles mouvementés, 1934, Inv. G 1968.106, Kunstmuseum Basel- Schenkung Marguerite Arp-Hagenbach, Foto: Kunstmuseum Basel Martin P. Bühler | Museum Tinguely Katja Aufleger, Love Affair, 2017, (Filmstill), Video, Farbe, Ton, 22 min. © Courtesy of the artist, STAMPA Galerie, Basel; Galerie Conradi, Hamburg
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Füllinsd
Die nächste Ausgabe von Artinside erscheint Anfang 2021
Katja Aufleger, Love Affair, 2017 (Filmstill)
Museum Tinguely
Hans Arp, Automatische Skulptur (Rodin gewidmet), 1938
Katja Aufleger. GONE
Fondation Beyeler
02.12.2020 – 28.02.2021
Rodin / Arp 13.12.2020 – 16.05.2021 Erstmals in einer Museumsausstellung trifft im Dialog zwischen Auguste Rodin (1840–1917) und Hans Arp (1886–1966) das bahnbrechende Schaffen des grossen Erneuerers der Bildhauerei des späten 19. Jahrhunderts auf das einflussreiche Werk eines Protagonisten der abstrakten Skulptur des 20. Jahrhunderts. Mit rund 110 Werken aus internationalen Museen und Privatsammlungen ist Rodin / Arp eine der bislang umfangreichsten Skulpturenausstellungen der Fondation Beyeler.
Die in Berlin lebende, multimedial arbeitende Künstlerin Katja Aufleger (1983*, Oldenburg) sucht in ihren Werken nach der Gleichzeitigkeit von Möglichkeiten, um existenzielle Fragen zu stellen – skulptural wie filmisch, visuell wie auditiv. Die verführerische Ästhetik ihrer Arbeiten überrascht mit unerwarteten, gefährlichen oder tiefgründigen Wendungen. Solche Verknüpfungen entstehen zum Beispiel, wenn Aufleger eine gläserne Pendelkonstruktion in den Ausstellungsraum bringt, die die Betrachtenden zu dem Gedanken anregt, ebensolche in Bewegung setzen zu wollen. In Auflegers Welt wird einem erst auf den zweiten Blick die Flüchtigkeit eines Moments und seiner Vielschichtigkeit bewusst.
Kunstmuseum Basel | Neubau
Sophie Taeuber-Arp 20.03.2021 – 20.06.2021 Die Schweizerin Sophie Taeuber-Arp (1889–1943) war eine Pionierin der Abstraktion. In ihrem interdisziplinären Schaffen ebnete sie mit scheinbar spielender Leichtigkeit die althergebrachten Grenzen zwischen Kunst und Leben ein. Die umfassende Retrospektive Gelebte Abstraktion, die das Kunstmuseum Basel der Künstlerin 2021 widmet, stellt ihr Schaffen erstmals einer internationalen Öffentlichkeit vor. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Museum of Modern Art, New York, und der Tate, London. Damit wird Taeuber-Arp, deren Gesicht vielen noch von der jahrzehntelangen Präsenz auf der 50-Franken-Note bekannt sein dürfte, endlich über den deutschsprachigen Raum hinaus unter den grossen Avantgardist*innen der klassischen Moderne etabliert.
Sophie Taeuber-Arp, Cercles mouvementés, 1934 Artinside |
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