GELD-Magazin May, 2022

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WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen

Konjunktur: Krieg und Inflation belasten

Unternehmen

Hunger nach Krediten

Zurückgefallen. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im März auf 1,3 Punkte gesunken. Nach der Verbesserung im Vormonat ist damit der

Kapitalbedarf. Die bereits seit vier Quar-

niedrigste Wert seit einem Jahr erreicht worden. Der Rückgang gegenüber Fe-

talen steigende Nachfrage nach Unterneh-

bruar ist der stärkste monatliche Verlust seit dem ersten pandemiebedingten

menskrediten soll sich laut den Erwartungen

Lockdown im April 2020. „Bestimmend waren die Verschlechterung des Export-

heimischer Banken im zweiten Quartal 2022

umfelds und der Einbruch der Konsumentenstimmung, die vom etwas stärkeren

noch beschleunigen. So eine Umfrage der

Rückenwind für die heimische Industrie und die Bauwirtschaft bei weitem nicht

OeNB. Als Hauptgrund für den gestiegenen

kompensiert werden konnten“, so UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan

(kurzfristigen) Liquiditätsbedarf der Unter-

Bruckbauer. Krieg, Russland-Sanktionen und hohe Energiepreise werden das

nehmen in den letzten beiden Quartalen wird

Erholungstempo vor allem im zweiten und dritten Quartal 2022 dämpfen, den-

die Finanzierung von Lagerhaltung und Be-

noch ist 2022 ein Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent möglich. Erwartet wird

triebsmitteln genannt. Die (langfristige) Fi-

auch eine Beschleunigung der Teuerung bis zumindest Mitte 2022, in der zwei-

nanzierung von Anlageinvestitionen spielte

ten Jahreshälfte sollte sich die Inflation aber verlangsamen.

eine geringere Rolle für den Anstieg der Kreditnachfrage. Die Banken wurden auch zu

UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich

den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine befragt. Aufgrund der Unsicherheit der Situation erwarten sie eine vorsichtigere Investitionstätigkeit der Unternehmen bzw. eine Ver-

Quelle: Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research

schiebung von Projekten.

Kalte Progression: Abschaffen! Mehr Netto vom Brutto. Zuletzt waren erste zarte Signale zur Eindämmung der kalten Progression seitens der

Türkis-Grünen-Regie-

DIE ZAHL DES MONATS

rung zu beobachten. Hei-

9 Millionen

mische Wirtschaftsvertreter begrüßen das: „Die Abschaffung der kalten Progression wurde

lange

versprochen

Österreich wächst. 2021 legte die Einwohnerzahl der Alpenrepublik um 0,5

gramm angeführt. Angesichts der höchsten Inflation

Prozent zu, heuer gelang der Sprung über die Neun-Millionen-Marke. Dafür sind

seit 40 Jahren müssen nun endlich Taten folgen, dies

starke Einwanderungsbewegungen verantwortlich, zuletzt die Ukraine-Flücht-

ist allein schon ein Gebot von Fairness und Gerech-

lingswelle. Im internationalen Vergleich nimmt Österreich somit heute den Rang

tigkeit gegenüber allen arbeitenden Menschen in Ös-

Nummer 98 ein, übrigens gleich hinter Tadschikistan und vor Israel. Eine Groß-

terreich“, so der Präsident der Industriellenvereini-

macht ist Österreich an Köpfen gemessen also noch immer nicht, ökonomisch

gung Wien, Christian C. Pochtler. Die Reform müsse

gesehen spricht Zuwanderung aber immer für stabile Verhältnisse und eine ge-

bereits 2023 wirksam werden, damit die drohende

sunde Volkswirtschaft, im Gegensatz zu Emigration (Brain Drain). Ökonomisch

Lohn-Preisspirale abgefedert werden könne. Klarer-

gesehen landet Österreichs BIP (in Kaufkraftparitäten) im globalen Vergleich

weise dürfe laut Pochtler auch auf jene nicht verges-

auf Platz 43, nicht schlecht für ein kleines Land. Noch besser wird die Perfor-

sen werden, die keine Lohnsteuer zahlen: „Wir wer-

mance, wenn man das BIP pro Kopf betrachtet: Hier schaut Rang Nummer 25

den um eine Lohnnebenkostensenkung nicht herum-

heraus. Zurückkommend zur Bevölkerung, soll Österreich erst im Jahre 2090 die

kommen. Dies wird bereits seit Jahren gefordert –

Zehn-Millionen-Grenze überschreiten. Da bleibt also noch etwas Zeit.

jetzt ist auch hier die Zeit für Diskussionen vorbei.“

16 . GELD-MAGAZIN – Mai 2022

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FOTO: beigestellt

und ist im Regierungspro-

Credit: WIFO/Alexander Müller

Christian C. Pochtler, Präsident der Industriellenvereinigung Wien


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