INTERVIEW . Harald Friedrich & Stefan Klocker, LLB (Österreich) AG
Sachwerte als „non plus ultra“ Hohe Inflation gepaart mit niedrigen Zinsen führt zu realen Vermögensverlusten. Wir sprachen mit Harald Friedrich und Stefan Klocker von der LLB (Österreich) AG darüber, wie man diesem Vermögensverlust entgehen kann. MARIO FRANZIN
Wir befinden uns in einem für Anleger
Stefan Klocker: Eine Rezession aufgrund
Das ist im Vergleich zu den Renditen bei An-
sehr diffizilen Umfeld. Die Inflation ga-
der Zinsanhebungen dürfte in den USA nicht
leihen hochattraktiv. Bei Aktien erwarten
loppiert dies- und jenseits des Atlantiks
drohen. Die flache bis leicht inverse Zinskur-
wir daher heuer bis Jahresende unterm
davon. Die Zentralbanken beenden ihre
ve lässt zwar eine Abschwächung des Wirt-
Strich einen Ertrag von rund sieben bis acht
Anleihenkäufe und werden die Leitzinsen
schaftswachstums erwarten, aber damit
Prozent.
(weiter) anheben. Die realen Renditen
wird auch der Druck seitens der Inflation
sind bei Anleihen derzeit stark negativ.
verringert. Für den US-Aktienmarkt gehe ich
Mit der mangelnden Bereitschaft der EZB,
Wie schätzen Sie den weiteren Verlauf im
daher von einer positiven zweiten Jahres-
die Zinsen anzuheben, verursacht sie län-
aktuellen Jahr ein?
hälfte aus.
gerfristig real negative Renditen – eine
Harald Friedrich: Wir sehen bereits seit vie-
Financial Repression. Ist das den gestie-
len Jahren eine Blasenbildung bei den Asset-
Europa tickt da etwas anders. Die EZB
Preisen. Das wurde durch die expansive
hält vor lauter Furcht vor Staatspleiten
Harald
Geldpolitik der Zentralbanken verursacht.
die Zinsen bei null und nimmt die hohe
dungen sind seit der globalen Finanzkrise
genen Staatsverschuldungen geschuldet? Die
Staatsverschul-
Bis vor etwa einem Jahr schlug dies prak-
Inflation in Kauf. Kann das gefährlich
2008 weltweit regelrecht explodiert. Mit der
tisch nicht auf die Konsumentenpreise
werden?
Coronakrise hat sich das sogar beschleunigt.
durch, daher sahen wir damals sehr niedrige
Stefan Klocker: Ja, das stimmt, in Europa
Die G7-Staaten wiesen 2020 ein Budgetdefi-
Inflationsraten bei Konsumartikeln und ent-
sieht es anders aus, zumal die Wirtschafts-
zit von durchschnittlich 12,2 Prozent auf,
sprechend niedrige bis negative Zinsen bei
entwicklung fragiler ist. Europa ist durch
2021 lag es mit 10 Prozent neuerlich im
Staatsanleihen. Mit der Coronapandemie
seine Exportorientierung stärker durch in-
2-stelligen Bereich. Eine Reduzierung der
und zuletzt dem Ukrainekrieg hat sich das
ternationale Verwerfungen tangiert. Das
Staatsschuldenquoten – auch in den stabilen
Umfeld stark verändert. Die Rohstoffpreise
war bereits 2018 so, als USA und China im
Ländern der Eurozone und den USA – ist in
sind z.T. dramatisch gestiegen und Pro-
Handelskrieg standen – zuletzt auch wäh-
weite Ferne gerückt. Denn dafür gibt es vier
bleme in den Lieferketten haben zu Ange-
rend der Coronapandemie mit Lieferketten-
Optionen. Erstens, ein hohes BIP-Wachstum,
botsdefiziten geführt. Beides schlug auf die
problemen und jetzt dem Ukrainekrieg vor
was unrealistisch ist, zweitens eine Anhe-
Inflation sowohl in den USA als auch in Eur-
unserer Haustüre. Aber auch hier werden
bung der Vermögenssteuern, was sehr unpo-
opa durch – in den USA stieg sie im März auf
sich die Probleme wieder langsam lösen. Die
pulär ist, drittens, die Schulden nicht zu-
8,5 Prozent, in der Eurozone auf 7,4 Prozent. Die Fed steuert bereits mit Zinserhöhungen
Coronakrise flaut ab, die Produktion und
rückzuzahlen, was aber einen Verlust des
der Dienstleistungskonsum steigen. Dass wir
Zugangs zu den Finanzmärkten bedeuten
dagegen, was aber dort kein Problem ist. Die
wieder mit sinkender Inflation rechnen kön-
würde, und viertens eine Financial Repressi-
Wirtschaft in den USA ist heiß gelaufen, das
nen, zeigt die flache bis leicht inverse Zins-
on – also real negative Zinsen. Genau ge-
Bruttoinlandsprodukt hat das Vorkrisenni-
kurve – der Markt geht nicht von langfristig
nommen sehen wir eine Financial Repressi-
veau bereits deutlich übertroffen. An den
stark steigenden Zinsen aus, was Sachwerte
on bereits seit 2008, die bei Veranlagungen
Märkten sind in den USA für heuer bereits
wie Aktien oder Immobilienanlagen weiter
in Sparbücher, Euro-Staatsanleihen und IG-
zehn 0,25-Prozent-Zinsschritte eingepreist,
unterstützen sollte. Insgesamt gesehen hal-
Unternehmensanleihen
was wir für etwas übertrieben halten. Das
ten wir derzeit Aktien für relativ günstig be-
lusten führen. Das wirkt eigentlich wie zu-
heißt, dass es von dieser Seite eher zu einer
wertet. Global gesehen haben wir ein KGV
sätzliche Vermögenssteuern.
positiven Überraschung kommen könnte.
von etwa 17 – das ist eine Gewinnrendite
Könnten die USA beginnen, durch die raschen Zinserhöhungen in eine Rezession zu schlittern?
zu
Realwertver-
von 5,9 Prozent. Das entspricht etwa dem
Was gibt es nun in Zukunft für Chancen
Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Die Dividendenrenditen reichen bei guter Auswahl
bei der Geldanlage? Harald Friedrich: Wir gehen davon aus, dass
der Unternehmen an die vier Prozent heran.
wir in der Eurozone noch jahrelang negative
Credits: beigestellt; Archiv
Friedrich:
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