masche 03/2021

Page 11

Baumwollrecycling bei Gebr. Otto

Kreisläufe schließen Der Absatz des Baumwollgarns recot² der Spinnerei und Garnfärberei Gebr. Otto aus Dietenheim dürfte sich 2021 im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln. Weil Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft für die Textilindustrie immer wichtiger werden, steht die Otto-Eigenentwicklung aus 25 Prozent recycelter und 75 Prozent GOTSzertifizierter Bio-Baumwolle hoch im Kurs.

Bilder: © Gebr. Otto

Dank Recyclinganteil weist recot² einen kleineren Wasser- und Energiefußabdruck als herkömmliches Baumwollgarn auf.

Zu schade zum Wegwerfen: Aus Webkanten und Spulenresten kann nach entsprechender Aufbereitung hochwertiges recot²-Garn entstehen. Foto: Ralph Koch für Gebr. Otto

Schonende Alternative Im bewässertem Baumwollanbau wird für die Erzeugung von einem Kilo Rohbaumwolle zwischen 10.000 und 17.000 Liter Wasser benötigt. Andreas Merkel, Geschäftsführer von Gebr. Otto, arbeitet daher längst an sparsameren Alternativen. Bereits im Jahr 2007 stieß er in seinem Unternehmen die Entwicklung eines Baumwollgarns mit verbesserter Ökobilanz durch Recycling-Anteil an.

Baumwolle ist die populärste Naturfaser Baumwolle macht 80 Prozent der weltweiten Naturfaserproduktion aus. Die Erntemenge hat sich weltweit seit Anfang der siebziger Jahre nahezu verdoppelt, auf heute rund 26 Mio. Tonnen. Von der jährlich produzierten Gesamtfasermenge entfällt auf Baumwolle ca. ein Viertel. Mit ca. 65 Prozent stellen synthetische Fasern heute den Löwenanteil der globalen Faserproduktion.

Andreas Merkel, Geschäftsführer Gebr. Otto: „Technisch möglich wäre es, mit einem Recycling-Anteil von bis zu 50 Prozent zu arbeiten. Unser recot² besteht heute aus 25 Prozent Recycling-Material. Das hat sich in Qualität und der Anwendung beim Kunden bewährt.“

Kreisläufe schließen, Energie sparen, Emissionen senken „Beim Spinnen und nachfolgenden Weiterverarbeitungsprozessen fallen Abgänge wie Spulenreste und Webkanten an. Diese Prozessabfälle werden aufbereitet und die Fasern wieder vereinzelt, damit sie in die Wertschöpfungskette reintegriert werden können“, berichtet Andreas Merkel. Eine große Herausforderung ist die unterschiedliche Faserlänge von Neu- und Recyclingfasern. Die Stapellängen von Baumwolle variieren etwa zwischen 22 bis über 38 mm. Darauf ist das Ringspinnverfahren ausgelegt. Recycelte Fasern sind deutlich kürzer. Daher musste Gebr. Otto ein neues Spinnverfahren entwickeln, um recot² herstellen zu können. Ein Kilogramm fertiges recot²-Textil spart somit rund 5.000 Liter Wasser, so die Uni Ulm, Projektpartner in Sachen recot². In punkto Energieeinsatz liegt die Ersparnis bei 10 bis 20 Prozent. Da weniger Neu-Baumwolle benötigt wird, ergeben sich weitere Vorteile: Geringere Emissionen, weniger Flächenverbrauch und ein geringerer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger. Grüne Lösung mit Gewinnpotenzial recot² entspricht den hohen Qualitätsstandards des Dietenheimer Unternehmens. Bei den Kunden bedient es den Anspruch nach Differenzierung. So ist recot² z. B. fester Bestandteil der Kapselkollektion „Responsible“ von Hugo Boss. Auch der Wunsch nach möglichst geschlossenen Kreisläufen hat recot² einen deutlichen NachfrageSchub gegeben. Dass die in recot² verarbeitete neue Bio-Baumwolle GOTS-zertifiziert ist, dem anspruchsvollsten Siegel in der Industrie, dürfte weiter zur Attraktivität des Garns beitragen. Deshalb rechnet Gebr. Otto für 2021 damit, dass sich die Menge des verkauften Recycling-Baumwollgarns im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln wird.

Die Herstellung von Baumwollgarnen ist eine Kernkompetenz von Gebr. Otto in Dietenheim. Foto: Ralph Koch für Gebr. Otto www.otto-garne.de

03 | 2021

masche 11


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.