Christian Schädlich forschte und publizierte zur Architekturtheorie, zur Architekturgeschichte, zur Entwicklung der Baukonstruktionen im 19. und 20. Jahrhundert (Historismus, klassische Moderne, Bauhaus, russisch-sowjetische Avantgarde, Stahl- und Stahlbetonbau) sowie zur Architektur der Weimarer künstlerischen Lehranstalten. Seine 1957 vorgelegte Dissertation behan delt die Grundzüge der klassischen Architekturtheorie, ausgehend von Schriften des deutschen Architektur theoretikers L. C. Sturm (1669–1719). Neben der vorliegenden Schrift gingen aus der Auseinandersetzung mit der Architektur geschichte des 19. Jahrhunderts Publikationen zu Fragen des Historismus, zu Gottfried Semper, Karl Friedrich Schinkel u. a. hervor. Ab Ende der 1960er Jahre gehörte er zu den führenden Wissenschaftlern, die sich mit der Geschichte und dem Erbe des Bauhauses beschäftigten.
Das Eisen war zu Beginn des 19. Jahrhunderts das erste Material, das sich von einem handwerklichen zu einem industriellen Baustoff entwickelt hat.
Christian Schädlich
DAS EISEN in der Architektur des 19. Jahrhunderts
Dieses Buch ist Pflichtlektüre für jeden, der sich mit der Architektur des 19. Jahrhunderts auseinandersetzt.
FIRMITAS Band 1 www.geymueller.de
Christian Schädlich untersucht den Baustoff Eisen ausgehend von den architektonischen Problemstellungen und ihren Lösungsansätzen. Einer Erläuterung aller beispielhaften Träger- und Stützkonstruktionen folgt die Beschreibung der zeitgenössischen Fertigungsmethoden. Zusammen dienen sie als Grundlage für die Analyse der im 19. Jahrhundert vorhandenen Bauaufgaben im zweiten Teil des Werkes.
Das als Habilitationsschrift an der Universität Weimar in den 1960er Jahren entstandene und bisher unveröffentlichte Werk ist immer noch ein bahnbrechender und für die Geschichte des Eisenbaus unverzichtbarer Text. Das historische Dokument wird ergänzt um ein Nachwort des Autors und eine aktualisierte Bibliographie.
Christian Schädlichs Arbeit ist nach den um 1900 verfaßten Gesamtdarstellungen zur Geschichte des Eisens in technischer und kulturgeschichtlicher Beziehung (L. Beck, R. Gottgetreu, G. Mehrtens, L. Vierendeel) die erste – und bis heute einzige – Publikation, welche den Eisenbau des 19. Jahrhunderts und seine Bedeutung für die Architektur derart umfassend und vielseitig behandelt. Mehr als 50 Jahre nach der Annahme des Werkes als Habilitationsschrift an der Bauhaus-Universität Weimar liegt nun erstmals eine gedruckte Fassung der Arbeit vor.
Das Eisen war zu Beginn des 19. Jahrhunderts das erste Material, das den Wandel von einem handwerklichen zu einem industriellen Baustoff vollzogen hat. Mit dieser Entwicklung gingen unzählige Innovationen in den Bereichen der Berechnung, Verarbeitung und Anwendung einher.
Der Text wird durch hunderte von Schemaskizzen des Autors erläutert, sowie durch großformatige historische und aktuelle Abbildungen illustriert.
Christian Schädlich
Prof. Dr.-Ing. Christian Schädlich
Das Eisen in der Architektur
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Geymüller
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Firmitas Band 1
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Christian Sch채dlich
Das Eisen in der Architektur des 19. Jahrhunderts
Mit einem Vorwort von Rainer Graefe
Geym체ller |
Verlag f체r Architektur
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Die Drucklegung dieses Buches wurde gefördert durch die Professur Theorie und Geschichte der modernen Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar.
Impressum 1. Auflage, Januar 2015 © 2015 Geymüller | Verlag für Architektur, Aachen – Berlin ISBN 978-3-943164-05-3 Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar unter http://dnb.ddb.de. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Freigrenzen des Urheberrechtes ist ohne die Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Druck und Bindung: GRASPO CZ, a. s., Zlín (CZ) Gestaltung und Satz: [synthese] – Björn Schötten Redaktionelle Mitarbeit: Dr. Nikola Löschenberger, Ines Finkeldei M.A. Printed in Czech Republic
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Inhalt Verzeichnis der Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Jan Pieper Vorwort zur Schriftenreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Rainer Graefe Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Überblick zum Forschungsstand – Methodik und Zusammenfassung – Danksagung Christian Schädlich Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Die wissenschaftliche Aufgabe
I
Kapitalistische Industriegesellschaft und Eisenbau . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Die industrielle Revolution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Maschinelle Großproduktion – Die kapitalistischen Produktionsverhältnisse Zeitlicher Ablauf der industriellen Revolution Die Eisenindustrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Industrielle Revolution und Schwerindustrie – Die Verhüttung des Eisens – Die Eisenproduktion Der Eisenbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Vorstufen – Periodisierung – England – Frankreich Deutschland – Belgien – Rußland – Vereinigte Staaten von Amerika
II
Die Konstruktion und ihre Berechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Das Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Zur Terminologie – Das Gußeisen – Das Schmiedeeisen – Der Stahl Rostschutz – Das Zink – Das Glas – Wandbaustoffe Festigkeitslehre und Statik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Festigkeitsversuche – Die Materialeigenschaften – Probebelastung – Die Baustatik Die Lehre von der Konstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Entwicklung des konstruktiven Denkens – Definition der Konstruktion – Konstruktion und Ökonomie – Theorie und Praxis
III
Die eigenständige Eisenkonstruktion in den Spannwerken . . . . . . . . . . . 59 Der Balken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Vom Holzbalken zum eisernen Träger – Erste Walzprofile – Das Doppel-T-Profil Der Blechträger und das Kastenprofil Der zusammengesetzte Balken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Der verdübelte Balken – Der Träger gleichen Widerstands – Der gesprengte Balken oder Hängewerksbalken – Der unterspannte Balken – Der linsenförmige Träger oder Fischbauchträger Der Bogenbinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Die gußeisernen Bogendächer – Schmiedeiserne Bogenbilder – Hölzerne Bogendächer Die Kuppel 58 Die Hängewerkskonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Das hölzerne Hängewerk – Das eiserne Hängewerk
Inhalt 7
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Das eiserne Fachwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Der englische Dachstuhl – Der Binder nach Wiegmann, Emy, Polonceau – Das Strebenfachwerk – das Ständerfachwerk – Fischbauch- und Parabel-Fachwerkträger Die Theorie des Fachwerks – Der Fachwerkbinder im Hallenbau – Verbindungsmittel Gelenkträger und Dreigelenkbogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Das Rollenlager – Der Gelenkträger – Der Dreigelenkbogen Das räumliche Fachwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Pfeiler und Türme – Die Schwedlerkuppel – Netzwerke Die Hängekonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Die Hängebrücke – Hängende Dächer – Vollendung des hängenden Daches durch V. G. Šuchov
IV
Entwicklung der eisernen Stützwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Die Stütze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Gußeiserne Stützen – Schmiedeiserne Stützen Die eiserne Decke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Pariser Roste – Decken aus Walzprofilen – Gußeiserne Deckenkonstruktionen Vorstufen des eisernen Skelettbaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Anfänge in den englischen Cottonmill – Holzbalkendecken und gußeiserne Stützen – D. Badger, J.Bogardus und die Vollendung des gußeisernen Skelettes Das Stahlskelett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Erste Bauten in Europa – Wolkenkratzer in Chicago Das eiserne Haus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Gußeiserne Mantelkonstruktionen – Englische Fertighäuser – Eiserne Fertighäuser in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts
V
Die Bauausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Fertigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Baubetrieb und Bauarbeiter – Industrielle Baumethoden Das Aufstellen der Eisenkonstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 Hebezeuge – Montagegerüste – Gerüstlose Montage Vereinheitlichung und Normierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 Notwendigkeit der Vereinheitlichung – Normalprofile – Prüfmethoden
VI
Das Eisen und die neuen Bauaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Der Bahnhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Die Eisenbahn – Die frühen Bahnhöfe – Die Bahnhofshalle in den fünfziger und sechziger Jahren – Die monumentale Bahnhofshalle am Ende des Jahrhunderts – Bahnhofsarchitektur Die Ausstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Anfänge des Ausstellungswesens – Die Ausstellung als ökonomische und kulturelle Leistungsschau – Ausstellungsarchitektur – Eisen und Glas (die Gewächshäuser) Der Kristallpalast London 1851 – Nachfolgebauten des Kristallpalastes – Die Weltausstellungen 1855 und 1867 – Weltausstellungen der70er und 80er Jahre – Der Turm von 1000 Fuß – Ausstellungsarchitektur am Ende des Jahrhunderts Die Markthallen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 Märkte und Markthallen – Frühe eiserne Markthallen – Les Halles centrales in Paris – Markthallen seit 1860
8 Inhalt
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Laden und Warenhaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .199 Der Laden – Die Passage – Entstehung des Warenhauses – Warenhausbauten Eisen im Industriebau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .209 Industriebau als neue Aufgabe – Die Industriegebäude – Industriebau und Architektur
VII Das Eisen im traditionellen Monumentalbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 Baukunst und Gußeisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 Künstlerischer Eisenguß – Zinkguß – Gußeiserne Architekturglieder – Das gußeiserne Bauwerk Kirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Anfänge der Eisenkonstruktion im Kirchenbau – Denkmalpflege, Türme und Dächer Das eiserne Gerüst im Kirchenbau Profane Geschoß- und Hallenbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 Theater und Zirkusgebäude – Börsen – Museen – Bibliotheken – Mauerwerksbau und Eisenkonstruktionen in Entwürfen von E. Viollet-le-Duc, A. Vierendeel und V. Horta
VIII Das Eisen und der neue Baustil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 Stilbestrebungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 Die Suche nach einem neuen Baustil – Klassik und Gotik – Baustil und Gesellschaft Das Eisen, Grundlage eines neuen Stils? Grenzen der klassischen Form . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 Die Tektonik der Hellenen – Plastik der Form und Stabcharakter des Eisens – Die Verjüngung und ihre Umkehrung – Steinarchitrav und Eisenträger – Werksteintektonik und eiserne Gefüge Elemente einer neuen Architekturästhetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272 Die Logik der gotischen Form – Statik, Konstruktion, Form – Die rationalistische Architekturtheorie – Architekt und Ingenieur
IX
Zusammenschau: Beitrag des Eisens zur Fortentwicklung der Architektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Revolution der Konstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Anwachsen der Dimensionen – Rationalisierung der Konstruktion – Ökonomie des Materialeinsatzes – Neue Konstruktionsformen – Industrielle Bauproduktion Bereicherung der funktionell-räumlichen Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 Der flexible Grundriß – Ökonomie der Fläche und der Kubatur – Neue Gebäudetypen Geburt einer neuen Formensprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283 Der veränderte Baukörper – Der gewandelte Raum – Neue Elemente der Form Der Eisenbau des 19. Jahrhunderts im Ablauf der Baugeschichte . . . . . . . . . . 284 Formengeschichtliche Wertung – Gesellschaftsgeschichtliche Einordnung
Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 Register der besprochenen Hochbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320 Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327
Inhalt 9
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Verzeichnis der Abkürzungen Zeitschriften, Lexika ABZ AR DBZ Engineer GBA IZ JAHl JAHn RGA ZBV ZfBW ZfpB ZH
ZÖ
Allgemeine Bauzeitung The Architectural Review Deutsche Bauzeitung The Engineer Gazette des Beaux Arts Illustrierte Zeitung Journal of the Society of Architectural Historians. GB Journal of the Society of Architectural Historians. USA Revue générale de l’architecture Zentralblatt der Bauverwaltung Zeitschrift für Bauwesen Zeitschrift für praktische Baukunst Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins für das Königreich Hannover Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins
Sonstige o. A. o. O. o. S.
10 Abkürzungen
ohne Angabe des Autors ohne Angabe des Ortes ohne Seitenangabe
Wien ab 1836 London ab 1896 Berlin ab 1867 London ab 1856 Paris ab 1859 Leipzig ab 1843
Paris ab 1840 Berlin ab 1881 Berlin ab 1851 Leipzig ab 1841 Hannover ab 1855
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Vorwort
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150210_schaedlich_block_druck_Layout 1 10.02.15 21:34 Seite 13
Jan Pieper Vorwort zur Schriftenreihe Christian Schädlichs Buch Das Eisen in der Architektur des 19. Jahrhunderts erscheint als Band 1 der Schriftenreihe »Firmitas. Über das Verhältnis von Architektur und Konstruktion«. Das Eisen ist der Werkstoff, der neben Glas und Beton am stärksten das Erscheinungsbild der Architektur in neuerer Zeit verändert hat, zunächst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts durch die Einführung äußerst schlanker Stützen aus Gußeisen, dann im späten 19. Jahrhundert durch die weitgespannten Tragwerke in Stahl. In diesem konstruktiven Wandel veränderte sich nicht nur das Erscheinungsbild der Bauten in Raum und Form, wie zuvor schon im Epochenwandel der Baustile, sondern die Grundelemente der Architektur selbst – Wand, Decke, Dach und Öffnung – wurden einer tiefgreifenden Umgestaltung unterzogen. Sie veränderten sich in ihrem Verhältnis zueinander wie auch in ihrer jeweiligen Bestimmung. Die Architektur, die in den kulturellen Dimensionen ihrer Sinnstiftung, Behausung und Beheimatung, in ihrem eigentlichen Wesenskern also, notwendigerweise unveränderlich erscheint, erfuhr so dennoch eine grundsätzlich neue Erweiterung und Bereicherung ihrer Funktions- und Ausdrucksmittel. Der Verlag hat sich mit seiner neuen Reihe »Firmitas« das Ziel gesetzt, Schriften zu dieser gestaltbildenden Qualität des Konstruierens von Architektur in der Geschichte ein Forum zu bieten. Als Architekturverlag geht es uns naturgemäß nicht darum, die ganze thematische Breite der Bautechnikgeschichte abzudecken, Bücher etwa zur Geschichte des Tiefbaus, der Gerüstkonstruktionen oder der Baustellenlogistik sind nicht geplant. Unser Anliegen ist es vielmehr, wegweisende Ereignisse der Baugeschichte zu betrachten, bei denen neue Konstruktionen und Materialien einer Epoche, ihr technisches Potential insgesamt, so in den Dienst von Sinn und Zweck einer Bauaufgabe genommen wurde, daß die Architektur in ihrer Eigenbegrifflichkeit – als Kunst und Technik einer Bedeutung schaffenden Raumbildung – wesentlich vorangebracht wurde. Wir haben den vitruvianischen Begriff der »Firmitas« (nach Vitr. I,3,20) als Titel der Reihe gewählt, da die Konstruktion in diesem klassischen Werk, mit dem die Architekturtheorie in augusteischer Zeit begann, gleichberechtigt neben »Utilitas« und »Venustas« steht, auf einer Höhe also mit der Funktionalität und Ästhetik des Bauens. Architektur im klassischen Sinne kann nur im Zusammenspiel aller drei Kategorien entstehen, dies ist eine der Grundüberzeugungen des architekturtheoretischen Denkens über die Jahrhunderte hinweg, und dies zu verdeutlichen ist eines der Hauptanliegen unserer Schriftenreihe. Wir freuen uns, die Reihe mit Christian Schädlichs Eisen in der Architektur des 19. Jahrhunderts eröffnen zu können. Dieses Werk ist ja nicht nur ein Klassiker der Bautechnikgeschichte, das das Material, seine Konstruktionen und Verwendungsmöglichkeiten in der Geschichte des 19. Jahrhunderts vorstellt, und deshalb schon lange jedem Fachmann wohlbekannt, auch wenn es bisher nur in Handabzügen in Umlauf war. Es eröffnet zugleich genau die Perspektive, die dem Verlag mit der Herausgabe dieser Schriftenreihe wichtig ist. Das Eisen, seit Jahrhunderten bekannt, aber erst im 19. Jahrhundert durch industrielle Produktion und materialkundliche Verbesserungen als Baustoff im großen Maßstab verwendbar, führt zu einer radikalen Verringerung der Baumassen und zu einer bis dahin nicht bekannten Transparenz und Feingliedrigkeit der Architektur. Gleichzeitig suggeriert es Festigkeit, Dauerhaftigkeit und Festigkeit der Konstruktion, – »Firmitas« im vitruvianischen Sinne. Christian Schädlichs Buch über Das Eisen in der Architektur des 19. Jahrhunderts ist insoweit die ideale Ouvertüre zu einer Inszenierung der großen Themen um das Verhältnis von Architektur und Konstruktion, die wir mit dieser Reihe präsentieren wollen.
Vorwort 13
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14 Vorwort
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Einf端hrung
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Rainer Graefe Einführung Dieses Buch behandelt eine der spannendsten und folgenreichsten Entwicklungen in Architektur- und Konstruktionsgeschichte. Über Jahrtausende ist mit Holz und Stein gebaut worden. Nun kommt das Eisen als erster neuer Baustoff hinzu. Die Voraussetzungen dafür werden in der industriellen Revolution geschaffen. Die Neuerung hat einen Entwicklungssprung in der Baukonstruktion zur Folge. Mit dem neuen Material eröffnen sich bisher unvorstellbare Möglichkeiten: neue funktionelle Lösungen, kurzfristige Realisierungen großer Bauvorhaben, riesige Spannweiten, die traditionellen Architektur-Maßstäbe außer Kraft setzende Raumweiten, Transparenz und scheinbare Schwerelosigkeit. Mit dem Eisenbau als erster Etappe setzen im 19. Jahrhundert die tiefgreifenden Änderungen von Baustatik und Bautechnik ein. Mit Einführung des Betons wird dann die nächste Etappe folgen. Die Frage, welche Folgen die Einführung des neuen Baustoffs für die Architektur hatte, bildet den Schwerpunkt von Christian Schädlichs Untersuchung: »Wie vollzog sich die Konfrontation des neuen Materials mit den überlieferten Formvorstellungen? Welche baukünstlerischen Probleme traten auf?« Die Untersuchung gewinnt Faktenmaterial vor allem aus den zeitgenössischen Quellen. Sie beeindruckt durch Breite, Gründlichkeit und eine Ergiebigkeit, welche nachfolgende Forschungen zum Thema nicht annähernd erreichen. Die historischen Entwicklungen des Eisenbaus werden anschaulich. Neue Aspekte werden aufgedeckt. Darüber hinaus werden übersehene oder vernachlässigte Fakten neu betrachtet und bewertet. Die Entwicklungen des Eisenbaus in Deutschland stehen im Mittelpunkt der Betrachtungen, wobei allerdings die Entwicklungen in den anderen großen Industrieländern, die Vereinigten Staaten und Russland eingeschlossen, ebenfalls ganzheitlich bearbeitet und detailliert gewürdigt werden. Das Buch behandelt auch solche mit dem Thema zusammenhängenden Gesichtspunkte, für welche spezielle Forschungen noch fehlten – etwa für die Geschichte der Bauindustrie, ihrer Produktionskapazitäten, Betriebs- und Arbeitskräftestruktur. Beiträge zur Geschichte der Eisenproduktion, zur Baupraxis, Statik, Bautechnik, zur Geschicht e des Konstruierens, der Gebäudekategorien, der baukünstlerischen Gestaltung, des architektonischen Denkens, der Architekturtheorie ergeben ein facettenreiches, faszinierendes Bild. Christian Schädlich liefert ein neues, überraschend vielfältiges, unterhaltsames Panorama der Erfindungen, Entwicklungen und Anwendungen, der zugrunde liegenden konstruktiven Konzepte, der neuen konstruktiven und gestalterischen Möglichkeiten. Mancher Bereich des Eisenbaus – wie der neu entstandene Typ des Hängedachs – wird von ihm erstmals überhaupt wahrgenommen und analysiert. Dies alles gipfelt in der Frage, wie die revolutionäre Bautechnik in Widerspruch gerät zur traditionellen, an einen ästhetischen Kanon gebundenen Baugestaltung. Welche Wege werden beschritten, um diesen Konflikt zu lösen, um eine neue baukünstlerische Formensprache in Einklang mit der neuen Bautechnik zu entwickeln? Christian Schädlichs Arbeit ist nach den um 1900 verfaßten Gesamtdarstellungen der Geschichte des Eisens in technischer und kulturgeschichtlicher Beziehung (L. Beck, R. Gottgetreu, G. Mehrtens, L. Vierendeel) die erste – und bis heute einzige – Publikation, welche den Eisenbau des 19. Jahrhunderts und seine Bedeutung für die Architektur derart umfassend und vielseitig behandelt. Auf dieses Buch haben wir lange warten müssen. Die Veröffentlichung der 1966 in Weimar eingereichten Habilitationsschrift, von den Gutachtern empfohlen und in internationalen Fachkreisen gefordert, ist nicht erfolgt. So hat die Arbeit zusätzlich eine Bedeutung als Zeugnis deutsch-deutscher Forschungsgeschichte bekommen: Obwohl es nur Kopien der Maschinenschrift gab, die mühsam genug zu beschaffen waren, ist die Publikation schnell ein Geheimtip geworden. Heute wird die Arbeit in internationalen Fachpublikationen routinemäßig als Quelle angeführt (z. B. L ’ art de l ’ ingénieur, Katalog des Centre Pompidou, Paris 1997, oder: Einführung 17
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Lexikon der Kunst, Leipzig 2004). Christian Schädlich hat inzwischen einen Überblick über die bis Ende der 1990er Jahre nachfolgenden Forschungen und Publikationen zum Thema angefügt. Der Verlag hat das umfangreiche, attraktive Material an Zeichnungen und Abbildungen, welches schon für sich gesehen einen einzigartigen Beitrag zur Geschichte des Eisenbaus darstellt, mit schönen Farbabbildungen ergänzt. Ansonsten ist die Arbeit unverändert publiziert: Sie ist aktuell und frisch. em. o. Univ.-Prof. Dr. Dr. hc. Rainer Graefe Innsbruck, 10. September 2014
18 Einführung
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Einleitung
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Einleitung Die wissenschaftliche Aufgabe
Das Eisen ist er erste neue Baustoff, der nach jahrhundertelangem ausschließlichem Gebrauch von Stein und Holz in die Architektur eindrang. Dies geschah im Verlaufe der industriellen Revolution. Das neue Material hob die Baukonstruktionen auf eine qualitativ höhere Stufe, eröffnete ihnen vorher kaum geahnte Möglichkeiten. Der Eisenbau verkörpert die erste Etappe der im 19. Jahrhundert einsetzenden tiefgreifenden Umwälzung der Bautechnik. Als Fragestellung interessiert, welche Folgen dies für die Architektur hatte. Wie vollzog sich die Konfrontation des neuen Materials mit der überlieferten Formvorstellung? Welche baukünstlerischen Probleme traten auf? Wodurch entstanden Formkonflikte und wie wurden sie zu lösen versucht? In welchem Maße bereicherte das Eisen die Architektur, wie trug es dazu bei, neue Möglichkeiten zu erschließen, und zwar in jeder Hinsicht: konstruktiv, funktionell und gestalterisch? Nur die Zusammenschau alle Teilaspekte wird brauchbare Antworten ergeben. Erstes Anliegen ist daher, den Stoff umfassend abzuhandeln im Sinne einer bislang noch fehlenden Gesamtgeschichte des Eisenbaus. Da ohne unmittelbare Vorgänger, muß dieser Versuch notgedrungen mit Mängeln behaftet bleiben. Als Zwischenergebnis gewonnener Forschungsergebnisse mag er aber von Nutzen sein. Allein aus der Über schau können Lücken erkannt und neue Fragestellungen formuliert werden. Die komplexe Sicht ist aber auch einzig möglicher Ausgangspunkt für das zweite Anliegen der Arbeit: herauszuarbeiten, wie die revolutionierte Bautechnik in Widerspruch zur traditionellen, fest im ästhetischen Bewußtsein verankerten Gestaltungsweise geriet und welche Wege beschritten wurden, eine neue baukünstlerische Formensprache zu entwickeln. Die Art der Fragestellung ließ es zweckmäßig erscheinen, den Stoff systematisch zu gliedern. Es soll nach Entwicklungslinien in den einzelnen Bereichen gesucht werden. So liefert die Arbeit Beiträge zur Geschichte der Bautechnik, der Technologie, der Gebäudekategorien, der baukünstlerischen Form, des architektonischen Denkens. Das weitgesteckte Ziel erforderte, neben dem Beitrag Deutschlands auch die Ergebnisse des Eisenbaus in den anderen großen Industrieländern zu verarbeiten. Vollständigkeit des Stoffes war selbstredend nicht zu erreichen. Angestrebt wurde aber möglichste Vollständigkeit der Probleme. Die Arbeit behandelt alle mit dem Thema zusammenhängenden Probleme. Die Arbeit behandelt alle mit dem Thema zusammenhängenden Gesichtspunkte, selbst dann, wenn auf Grund noch fehlender Spezialforschung nicht mehr als nur die Frage umrissen werden kann, wie es z. B. für die Geschichte der Bauindustrie, ihrer Produktionskapazitäten, Betriebs- und Arbeitskräftestruktur zutrifft. Im Maße, wie sich der Eisenbau verbreitete, wuchs auch seine literarische Behandlung. Es war schlechterdings unmöglich, die einschlägigen Werke vollständig zu erfassen und zu verwerten. Der nachfolgende Hinweis auf Quellen (für die sich im Literaturverzeichnis genaue bibliographische Angaben finden) kann nur eine Überschau sein. Als erstes wäre die von J. Rondelet in seinem Traité 1812 ff aus der Sicht des Konstrukteurs gegebene Darstellung der neuen Bauweise zu nennen. Sie enthält die frühen Beispiele des Brücken- und Hochbaus vom Ende des 18. Jahrhunderts. Ihr folgten namentlich seit den dreißiger Jahren umfangreiche Sammelwerke, allen voran das von Ch. Eck 1836 und 1841 mit der vollständigsten Sammlung der bis dahin erzielten Ergebnisses des Eisenbaus. Ähnlich behandelten Thiollet 1832 und A. Romberg 1835 den Gegenstand. Daneben sind erste Monographien zu Teilgebieten oder Einzelleistungen wichtig: Der Entwurf zu einem Theater mit eiserner Dachrüstung von H. Hübsch 1825; G. Mollers Beiträge zur Lehre von den Konstruktionen 1832–44. R. Wiegmanns bahnbrechende Gedanken über die Konstruktion der Kettenbrücken und Dachwerke nach dem Dreiecksystem 1839; die Schrift von W. Fairbairn 1854 über Ergebnisse der Festigkeitsuntersuchungen an eisernen Trägern; die von Ch. F. Zorès 1853 veröffentlichte Sammlung der Walzprofile und schließlich E. Mäurers Formen der Walzkunst 1865. Reichhaltigste Quellen sind die seit den dreißiger und vierziger Jahren erscheinenden Fachzeitschriften. Da Deutschland im Eisenbau den Anschluß an England und Frankreich noch nicht gefunden hatte, verfolgten die deutschen Zeitschriften sehr eingehend die in den fortgeschrittenen Ländern erzielten Neuerungen. Sie geben einen guten internationalen Überblick und enthalten das wichtigste Material. Die führenden sind die Allgemeine Bauzeitung (Wien ab 1836) und die Zeitschrift für Bauwesen
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(Berlin ab 1851). Daneben zu nennen: Zeitschrift für praktische Baukunst (Leipzig ab 1841), Deutsche Bauzeitung (Berlin ab 1867), Zentralblatt der Bauverwaltung (Berlin ab 1881) und die zahlreichen Zeitschriften der Architekten- und Ingenieurvereine (z.B. die des Hannoverschen ab 1855). Von den ausländischen seien die Revue Générale de l’Architecture (Paris ab 1840) und der Builder (London ab 1842) erwähnt. Nach Mitte des Jahrhunderts fand der entwickelte Eisenbau in Baukonstruktionslehren modernen Typs seinen Niederschlag. Für den Praktiker gedacht, bieten sie den Stoff detailliert am konkreten Beispiel. So geben sie, ohne geschichtliche Abhandlung zu sein, doch meist einen guten Überblick über die Leistungen des Eisenbaus im 19. Jahrhundert. Die wichtigsten Werke sind die von G. A. Breymann 1854, E. Brandt 1865, L. Klasen 1876, R. Gottgetreu 1885 und M. Fœrster 1901. Sie erschienen in vielen Auflagen. Unter den zahlreichen sie ergänzenden Beispielsammlungen seien die von F. Heinzerling (Der Eisenhochbau der Gegenwart 1878 und 1889) und Scharowsky (Musterbuch der Eisenkonstruktionen 1888) genannt. Zahlreiche monografische Abhandlungen zu einzelnen Bereichen ergänzten die Standardwerke. Die Bauten der großen Weltausstellungen wurden in speziellen Veröffentlichungen gewürdigt. Besonders prächtig ist das zweibändige Werk in Großfolio, das G. Eiffel 1900 über seinen Turm herausgab. Als Ergebnisse von Reisen schrieben C. Contag 1889 über neuere Eisenkonstruktionen in Belgien und Frankreich, L. Mertens 1899 über eiserne Dächer und Hallen in England, O. Rappold 1913 über die Hochhäuser in den Vereinigten Staaten. Ergiebige Quelle sind schließlich das seit den achtziger Jahren erscheinende Handbuch der Architektur und die von den Architekten- und Ingenieurvereinen herausgegebenen Städtemonographien. Die zweite Hälfte des Jahrhunderts brachte die ersten architekturhistorischen Werke zur neuen Bauweise. L. A. Boileau schrieb über die Bedeutung des Eisens für die neue Architektur (1871), A. Vierendeel setzte sich mit den architektonischen Ergebnissen der Pariser Ausstellung von 1889 auseinander. Neben den speziellen sind die allgemeinen theoretischen Werke von Bedeutung: Die Zivilbaukunst von A. K. Krasovskij 1851; G. Sempers Stil 1860–63 und R. Baumeisters architektonische Formenlehre für Ingenieure 1866; die Entretiens, Vorlesungen über die Architektur, von E. Viollet-leDuc 1863 und 1872. Diese Bücher geben Aufschluß über das durch den Eisenbau ausgelöste progressive architekonische Denken und enthalten auch konkretes Material. Im letzten Viertel des Jahrhunderts entstanden die ersten retrospektiven Darstellungen, zunächst noch mit Schwerpunkt auf der Geschichte des Eisens ganz allgemein. Das bis heute unübertroffene Werk dieser Art sind die fünf voluminösen Bände der von L. Beck 1884–1903 geschriebenen Geschichte des Eisens in technischer und kulturgeschichtlicher Beziehung. Frühe, nach historiographischer Methode erarbeitete Beiträge zur Geschichte der Eisenkonstruktionen lieferten R. Gottgetreu in seinem Eisenbau 1885 und G. Mehrtens im Band Eisen und Eisenkonstruktionen des Handbuchs der Baukunde 1887. Derartige geschichtliche Einleitungen wurden von da an immer häufiger den Lehrbüchern vorangestellt, so durch G. Mehrtens den Vorlesungen über die Baustatik 1903 und durch L. Beck dem Handbuch des Gießereiwesens 1911. Wichtig ist die in der neueren Literatur fast vergessene Schrift von G. Lang über die Geschichte der Spannwerke 1890. Das großangelegte Werk über die Eisenarchitektur von A. Vierendeel, 1893 konzipiert und 1901 veröffentlicht, brachte, wenn auch für den praktisch tätigen Baufachmann geschrieben, das bis dahin reichhaltigste Material über den Eisenbau des 19. Jahrhunderts. Besonders prächtig und instruktiv sind die mit großer Genauigkeit gefertigten perspektivischen Zeichnungen. Die erste zusammenhängende Darstellung des Eisenbaus aus mehr kunstgeschichtlicher als ingenieur-praktischer Sicht lieferte A.G. Meyer in seinen Eisenbauten 1907. Er versucht, die ästhetischen Probleme der neuen Bauweise in ihrer Entwicklung herauszuarbeiten. Die aus Anlaß eines Preisausschreibens entstandene und 1913 veröffentlichte Schrift über die künstlerische Gestaltung der Eisenkonstruktionen von H. Jordan und E. Michel enthält zwei knappe aber konkrete Abrisse der Geschichte des Eisenbaus. Die erwähnten historischen Teil- oder Gesamtdarstellungen sind eine erste Stufe der geschichtlichen Durchdringung der Eisenkonstruktionen. Sie beanspruchten nicht ausschließlich historisches Interesse, sondern wollten Grundlagen für die technische und vor allem künstlerische Bewältigung der neuen Bauweise liefern. Die Geschichtsschreibung des Eisenbaus im eigentlichen Sinn begann erst in den zwanziger Jahren. Den Auftakt gab S. Giedion mit seinem Buch über das Bauen in Frankreich, 1928. Es ging ihm darum, dem Neuen Bauen, das viel mehr durch Eisenbeton als Eisen bestimmt wurde, eine eigene Traditionslinie zu schaffen. Die progressiven Leistungen des Eisenbaus im 19. Jahrhundert erschienen bei genauerem Hinsehen in der
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Tat als direkte Vorläufer der neuen Ideen in den zwanziger Jahren. Giedion hat diese Konzeption später weiter ausgebaut und 1941 in seinem Buche Raum – Zeit – Architektur mit dem Untertitel Das Wachsen einer neuen Tradition veröffentlicht. Das durch diese Werke konzipierte, im wesentlichen an den Höhepunkten orientierte Geschichtsbild des Eisenbaus fand zwar weite Verbreitung namentlich in allgemeinen Bau- und Kunstgeschichten, bedurfte aber der Anreicherung durch konkretes Material. Das Verdienst, diese Aufgabe in Angriffe genommen zu haben, gebührt der englischen und amerikanischen Forschung. Hatte bereits N. Pevsner in seiner bahnbrechenden Schrift über die Wegbereiter moderner Formgebung von 1936 neue Belege zum Eisenbau beigebracht, so setzte vor allem in den vierziger und fünfziger Jahren die Einzelforschung ein. Erwähnt seien S. B. Hamilton, T. C. Bannister und A. W. Skempton, die zwischen 1940 und 1960 in zahlreichen Aufsätzen die Frühgeschichte der Eisenkonstruktion und namentlich das Werden des eisernen Gerüstbaus untersuchten oder F. I. Jenkins, der 1957 über die Vorläufer auch in der ausgezeichneten mehrbändigen Geschichte der Technologie die das Bauwesen betreffenden Abschnitte des 18. und 19. Jahrhunderts (1958), die naturgemäß dem Eisen breiten Raum widmen. Erste zusammenfassende Abhandlungen über das Gußeisen legten R. Sheppard 1945 und – bedeutender noch – J. Gloag und D. Bridgewater 1948 vor. J. M. Richards sammelte zahlreiche Beispiele des Funktionalismus im frühen englischen Fabrikbau und publizierte sie 1958 im Bild. Auch die Bücher von C. Meeks zur Geschichte des Bahnhofs 1956 und R. McGrath über das Glas in der Architektur 1961 brachten neues Material zum Gegenstand. Neben der Einzelforschung trugen Gesamtdarstellungen der Baugeschichte neuerer Zeit Wesentliches zur Verdichtung des Bildes vom Eisenbau bei. Nach A. Whitticks Geschichte der europäischen Architektur im 20. Jahrhundert, deren 1950 erschienener erster Band einen Rückblick ins 19. Jahrhundert enthält, müssen vor allem die Arbeiten H.-R. Hitchcocks genannt werden: Die Geschichte der frühviktorianischen Architektur 1954 (sie gibt die beste bisher vorhandene zusammenhängende Darstellung der englischen Eisenarchitektur um die Jahrhundertmitte) und die Geschichte der Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts 1958. Für die Entwicklung des Eisenbaus in den Vereinigten Staaten lieferte C. W. Condit grundlegende Beiträge mit seinen Büchern über die Entstehung der Wolkenkratzer 1952, die amerikanische Architektur im 19. Jahrhundert 1960 und die Chicago School 1964. Ähnlich intensiv hat sich die sowjetische Forschung in den zwei letzten Dezennien der Geschichte der Technik im allgemeinen und der Bautechnik im besonderen angenommen. Verschiedene Einzelabhandlungen (z. B. von V. V. Danilevskij über die russische Technik 1948) folgten 1953–54 in elf Bänden die Abhandlungen zur Geschichte der Technik mit vielseitigem Material. Für unseren Gegenstand seien herausgehoben die Artikel von N. N. Rubcov über die Entwicklung des Eisengusses in Rußland, von V. V. Bol’šakov zur Geschichte der Holzkonstruktionen in der UdSSR und von G. M. Kovel’man über Šuchov. Die mannigfaltige Einzelforschung führte 1962 zur ersten umfangreichen Gesamtdarstellung der Geschichte der Technik (A. A. Zvorykin u. a., deutsch 1964), in der das Eisen naturgemäß nur in den allergröbsten Zügen berücksichtigt werden konnte. Im gleichen Jahr 1962 erschien aber eine Geschichte der Bautechnik (von N. N. Aistov u. a.), die – als Lehrbuch empfohlen – rund hundert Seiten über die Eisenkonstruktionen enthält und vor allem erstmals die russischen Objekte in den Gesamtablauf des Eisenbaus einordnet. Noch ergiebiger in dieser Hinsicht ist der 1964 herausgekommene Abriß zur Geschichte der Bautechnik Rußlands im 19. Jahrhundert. Mit dem reichen Material über den Beitrag russischer Bauleute wird eine empfindliche Lücke in der Literatur zur Geschichte des Eisenbaus geschlossen. Neben den allgemeinen Werken entstanden zahlreiche Abhandlungen monografischen Charakters. N. N. Sobolev befaßte sich 1951 mit dem weitverbreiteten Gebrauch des künstlerischen Eisengusses in der russischen Architektur um 1800. S. A. Bernstejn veröffentlichte 1957 eine Geschichte der Baumechanik. Großes Interesse fand immer aufs neue die vielseitige Tätigkeit des bedeutenden Ingenieurs V.G. Šuchov. Die Biographien von A. E. Lopatto 1951 und G. M. Kovel’man 1961 (eine weitere von I. D. Vavicki ist für 1966 angekündigt) behandeln seine bahnbrechenden Leistungen für die Eisenkonstruktionen ausführlich. Die genannten sowjetischen Arbeiten haben einmal das Geschichtsbild des Eisenbaus durch den russischen Beitrag, der in der westlichen Literatur teils unbekannt, teil unberücksichtigt blieb, ergänzt. Sie warfen zum anderen auch die Frage nach den sozialökonomischen Grundlagen dieser Entwicklung auf und eröffneten der Geschichtsschreibung neue Aspekte im Sinne einer marxistischen Betrachtungsweise.
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Es scheint, daß aus romanischen Ländern in neuerer Zeit wenig Spezielles zum Gegenstand beigesteuert wurde. Die Geschichte der Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts von L. Benevolo 1960 (deutsch 1964) gibt nur große Zusammenhänge. Dagegen ist in den das 19. Jahrhundert behandelnden Bänden von L. Hautecœur verfaßten Geschichte der klassischen Architektur in Frankreich (1953–57) konkretes, der neueren Forschung bis dahin unbekanntes Material zu Objekten und Problemen des Eisenbaus enthalten. Auch die deutschsprachige Fachliteratur hat den anglo-amerikanischen und sowjetischen Beiträgen bisher nichts Gleichwertiges an die Seite zu stellen. Im Vordergrund stehen Veröffentlichungen zur Geschichte des Eisens: So das gegenwärtige Standardwerk von O. Johannsen (3. Aufl. 1953), ferner die 1953 schon in 16. Auflage erschienene gemeinfaßliche Darstellung des Eisenhüttenwesens und H. Dickmanns Geschichte der deutschen Eisen- und Stahlerzeugung (2. Aufl. 1959). Von den zahlreichen Technikgeschichten sei die von C. Klinckowstrœm 1959 erwähnt. Steuerte H. Straub in seinem grundlegenden Werk über die Geschichte der Bauingenieurkunst 1949 Wesentliches zur technisch-konstruktiven Entwicklung des Eisenbaus bei, so gehen die im letzten Jahrzehnt zahlreich erschienenen Abhandlungen zur neueren Baugeschichte meist nur vom architektonischen Erscheinungsbild aus. Einzig K. H. Wittek wandte sich der konstruktiven Seite zu und untersuchte – leider in nicht voll befriedigender Weise – in seiner Dissertation 1963 (als Buch 1964) die Entwicklung des Stahlhochbaus von 1800 bis 1870. Bei der geschichtlichen Einordnung des Eisenbaus wird man immer wieder auf die Werke von K. Marx und F. Engels über die kapitalistische Gesellschaft des 19. Jahrhunderts zurückgreifen müssen. Von ihnen gehen die neueren Forschungen zur industriellen Revolution aus, wie sie z. B. J. Kuczynski und H. Mottek 1964–65 vorlegten. Erste spezielle, unseren Gegenstand betreffende oder tangierende Beiträge aus der erweiterten Sicht des sozialökonomischen Bezugs sind die 1964 erschienenen Aufsätze von G. Münter über den Londoner Kristallpalast und von K. Junghanns über die Maschine in der deutschen Architekturtheorie des 19. und 20. Jahrhunderts. Die vorliegende Arbeit konnte sich nicht ausschließlich auf Sekundärliteratur stützen. Das Faktenmaterial hat sie im Gegenteil vor allem aus zeitgenössischen Quellen zu gewinnen versucht. Allein dadurch war es möglich, neue Aspekte zu erhalten und das Bild vom geschichtlichen Ablauf des Eisenbaus auch mit konkretem Material anzureichern. Dies gilt besonders für die Entwicklung in Deutschland. Sie wurde, wo es aus der Gesamtschau möglich war, in den Mittelpunkt der Betrachtungen gerückt, mit der Absicht, die charakterisierte Lücke in der Literatur schließen zu helfen.
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Kapitel I
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Kapitel I Industriegesellschaft und Eisenbau im Kapitalismus Das erstmalige Erschmelzen des Eisens aus dem Erz war gewiß eine der folgenreichsten menschlichen Leistungen. Kaum vorstellbar ist es, daß Produktion und Kultur ohne eiserne Pflugschar, ohne eisernes Werkzeug die heutige Höhe erreicht hätten. So könnten Jahrtausende vom uneingeschränkten Lob des Eisens künden, wenn neben dem lebenfördernden Einsatz des neuen Rohstoffs nicht sogleich der lebenvernichtende getreten wäre. »Das Eisen ist das beste Werkzeug im Leben und zugleich das schlimmste. Mit ihm durchfurchen wir die Erde, pflanzen Bäume, scheren die Hecken und schneiden die Reben; mit ihm bauen wir Wohnungen und behauen die Steine. Zu vielerlei Nützlichem brauchen wir es. Aber auch zum Krieg, zu Raub und Mord, und nicht nur Mann gegen Mann, sondern auch aus der Ferne, zu Wurf und Flug – nach meiner Ansicht die abscheulichste Hinterlist, die der menschliche Geist je ersann.« 1 Als Plinius d. Ä. diese Worte niederschrieb, hatte man das Eisen schon mehrere Jahrhunderte in Gebrauch. Vereinzelte Funde lassen darauf schließen, daß es im 4. Jahrtausend v. u. Z. bekannt war. Wirtschaftliche Bedeutung erhielt es aber erst mit Beginn der »Eisenzeit« an der Wende des 2. zum 1. Jahrtausend v. u. Z. Seitdem ist das Eisen Grundlage der materiellen Kultur der Menschheit. An seiner erregenden Geschichte hat das 19. Jahrhundert wohl das wichtigste Kapitel mitgeschrieben. Plinius spricht davon, daß man Eisen unter anderem zum Hausbau gebrauche. Tatsächlich läßt es sich vielfach im antiken Bauwesen nachweisen, jedoch nur in untergeordneter Funktion als gelegentlich angewendetes Verbindungsmittel. Auch dem Mittelalter und der folgenden Zeit diente es nur zu Verankerungen im Mauerwerksbau, besonders bei den Gewölben und Kuppeln. Erst nach Mitte des 18. Jahrhunderts trat das Eisen in solchem Unfang als selbständiges, Stein oder Holz ersetzendes konstruktives Material auf, daß die Architektur eine neue Grundlage erhielt. Sein Eindringen in die Baukonstruktion fiel mit dem Beginn der industriellen Revolution, jeder tiefgreifenden technischen und sozialökonomischen Umwälzung zusammen, die im Ergebnis zum modernen Kapitalismus führte. Der Eisenbau des 19. Jahrhunderts ist ursächlich mit diesen gesellschaftlichen Prozessen verknüpft.
Die industrielle Revolution 2 Maschinelle Großproduktion Mit dem Begriff »industrielle Revolution« charakterisieren Marx und Engels den Übergang von der Manufaktur zur maschinellen Großproduktion. Im Arbeitsmittel fand diese tiefgreifende Umwälzung der Produktionsweise ihren Ausgangspunkt. Das manuell geführte Handwerkszeug wurde abgelöst durch die Maschine. Nach Marx, der im Kapital Bd 1, Kapitel 13 diesen Prozeß ausführlich darstellt und dem wir hier unter Außerachtlassung der neuzeitlichen terminologischen Diskussionen3 folgen, besteht alle enwickelte Maschinerie aus drei wesentlich verschiedenen Teilen: der Bewegungsmaschine, dem Transmissionsmechanismus und der Werkzeug- oder Arbeitsmaschine. Die ersteren sind nur dazu da, die Werkzeugmaschine in Bewegung zu setzen. »Dieser Teil der Maschinerie, die Werkzeugmaschine, ist es, wovon die industrielle Revolution im 18. Jahrhundert ausgeht. Sie bildet noch jeden Tag von neuem den Ausgangspunkt, sooft Handwerksbetrieb oder Manufakturbetrieb in Maschinenantrieb übergeht«. Als Folge davon erhielt auch die Bewegungsmaschine eine »von den Schranken menschlicher Kraft völlig emanzipierte Form.« Aber sie gab nicht den unmittelbaren Anstoß zur Umwälzung der Produktionstechnik. »Die Dampfmaschine selbst […] rief keine industrielle Revolution hervor. Es war vielmehr umgekehrt die Schöpfung der Werkzeugmaschinen, welche die revolutionierende Dampfmaschine notwendig machte.« Marx unterscheidet zwei Stufen der maschinellen Produktion: Kooperation vieler gleichartiger Maschinen und das Maschinensystem. Letzteres erhält durch einen zentralen Antriebsautomaten seine entwickeltste Gestalt. »An die Stelle der einzelnen Maschine tritt hier ein mechanisches Ungeheuer, dessen Leib ganze Fabrikgebäude füllt, und dessen dämonische Kraft, erst Versteckt durch die fast feierlich gemessene Bewegung seiner Riesenglieder, im fiederhaft tollen Wirbeltanz seiner zahllosen eigentlichen Arbeitsorgane ausbricht.« Diese Charakteristik führt nicht nur in faszinierender Weise die neue Qualität des revolutionierten, nunmehr maschinellen Arbeitsmittels vor Augen, sondern deutet auch darauf hin, daß es eine gegenüber früher völlig veränderte Organisation der Produktion bedingt. Die Manufaktur beruht auf handwerklicher Arbeit. Der Einzelarbeiter führt mit seinem
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Plinius, Hist.nat. III,3 u. XXXIV,37–41 u. 43, hier zitiert nach Meyer 1907, S. 13 u. Gottgetreu 1885, S. 2. Vgl. Marx 1953, Kap.13 – Engels 1952, S. 31ff – Engels 1882, S. 99ff – Von neuerer Literatur außer Mottek 1964, S. 65ff besonders Kuczynski 1964, S. 1ff, dort ausführliche Kritik der verschiedenen Auffassungen. In beiden Werken weitere Literaturhinweise. Ausführlich dazu Kuczynski 1964 S. 11–25.
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Handwerkszeug bestimmte Teilprozesse aus. Sie sind auf sein Vermögen und seine Fähigkeiten abgestimmt. Der Arbeitsprozeß ist – wie Marx sagt – dem Arbeiter angepaßt. Eine wissenschaftliche Analyse ist nicht möglich, es herrscht ein subjektives Prinzip der Teilung des Produktionsprozesses vor. »Dies subjektive Prinzip der Teilung fällt weg für die maschinenartige Produktion. Der Gesamtprozeß wird hier objektiv an und für sich betrachtet, in seine konstituierenden Phasen analysiert, und das Problem, jeden Teilprozeß auszuführen und die verschiedenen Teilprozesse zu verbinden, durch technische Anwendung der Mechanik, Chemie usw. gelöst […] Jede Teilmaschine liefert der zunächst folgenden ihr Rohmaterial, und da sie alle gleichzeitig wirken, befindet sich das Produkt ebenso fortwährend auf den verschiedenen Stufen seines Bildungsprozesses, wie im Übergang aus einer Produktionsphase in die andere.« Zerlegung des Produktionsprozesses in seine konstituierenden Teile (und zwar nach den objektiven Bedingungen der Maschinerie), gleichzeitige Arbeit in allen Fertigungsphasen und die damit erreichte Kontinuität des Ablaufs – das sind die Wesensmerkmale maschineller Großproduktion. Die kapitalistischen Produktionsverhältnisse Die maschinelle Großproduktion erscheint als qualitativ neue Produktionstechnik. Von ihr geht, sie als materiell-technische Basis nutzend, der moderne Kapitalismusaus. Dies ist der zweite, gesellschaftliche Aspekt, der sich mit dem Begriff »industrielle Revolution« verbindet. Die Maschine verwandelte nicht nur – technisch gesehen – die Manufaktur in die große Industrie, sondern gleichzeitig damit den Manufakturbetrieb in den Fabrikbetrieb, so daß der Frühkapitalismus zum Industriekapitalismus forschritt.4 Im Verein mit diesen neuen Organisationsformen führte die neue Technik zu gewaltiger Ausweitung und sprunghaftem Anstieg der Produktion. »Der schläfrige Entwicklungsgang der Manufakturzeit verwandelte sich in eine wahre Sturm- und Drangperiode der Produktion.« 5 Die Revolution in der Produktionsweise der Industrie griff auf die Landwirtschaft, auf Verkehrs- und Transportwesen über. Dort entstehende Bedürfnisse nach Material, Maschinen und Ausrüstungen regten umgekehrt die Industrie zu ständiger Produktionserweiterung an. Das revolutionierte Arbeitsmittel potenzierte seine Wirkung ins Unermeßliche. »Die Bourgeoisie hat in ihrer kaum hundertjährigen Klassenherrschaft massenhaftere und kolossalere Produktionskräfte geschaffen als alle vergangenen Generationen zusammen. Unterjochung der Naturkräfte, Maschinerie, Anwendung der Chemie auf Industrie und Ackerbau, Dampfschiffahrt, Eisenbahnen, elektrische Telegrafen, Urbarmachung ganzer Weltteile, Schiffbarmachung der Flüsse, ganze aus dem Boden hervorgerufene Bevölkerungen – welch früheres Jahrhundert ahnte, daß solche Produktionskräfte im Schoß der gesellschaftlichen Arbeit schlummerten.« 6 Dieser Prozeß blieb nicht ohne Einfluß auf die Produktionsverhältnisse. Die praktische Nutzung der revolutionierten Produktionstechnik zeitigte ein wichtiges sozialökonomisches Ergebnis: Es entstanden Bourgeoisie und Proletariat als die beiden Hauptklassen der Gesellschaft. »Die industrielle Revolution hatte eine Klasse großer fabrizierender Kapitalisten geschaffen, aber auch eine weit zahlreichere Klasse fabrizierender Arbeiter. Diese Klasse wuchs fortwährend an Zahl, im Maß, wie die industrielle Revolution einen Produktionszweig nach dem anderen ergriff.« 7 Dadurch vertiefte sich der Grundwiderspruch des Kapitalismus, der Gegensatz zwischen dem gesellschaftlichen Charakter des Produktionsprozesses und der privatkapitalistischen Form der Aneignung. Immer schärfere Klassenkämpfe waren die Folge. Mit der industriellen Revolution schuf sich die Bougeoisie schließlich das ökonomische Fundament, von dem aus es möglich wurde, die politische Macht zu erringen. Die feudalen Eigentumsverhältnisse hemmten die neuen Produktivkräfte in ihrer Entwicklung. Sie wurden beseitigt. »An ihre Stelle trat die freie Konkurrenz mit der ihr angemessenen gesellschaftlichen und politischen Konstitution, mit der ökonomischen und politischen Herrschaft der Bourgeoisklasse.« 8
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Kuczynski 1964, S. 1. Engels ed. Hollitscher 1971, S. 321. Kommunistisches Manifest, in: Marx / Engels 1953a, S. 28. 7 Engels 1882, S. 100. 8 Marx / Engels 1848, S. 28. 9 Vgl. hierzu außer den unter Anm. 2 genannten Werken auch Zvorykin 1964, S. 135f. 10 Wir folgen hier Kuczynski 1964, S. 10.
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Zeitlicher Ablauf der industriellen Revolution 9 Die industrielle Revolution war – wie Engels konstatiert – eine Umwälzung von wahrhaft weltgeschichtlicher Bedeutung. Sie veränderte die ganze Grundlage der bürgerlichen Gesellschaft und brachte den Sieg des Kapitalismus. Alle Länder, die den kapitalistischen Weg beschritten, erlebten eine industrielle Revolution, freilich unter den jeweiligen nationalen Bedingungen und zu unterschiedlichem Zeitpunkt. Den Anstoß gab England. Dort hatte bereits im 17. Jahrhundert eine bürgerliche Revolution statt- gefunden, die zur starken Entwicklung der Manufakturen führte. Die industrielle Revolution begann um 1760 10 mit den ersten Arbeitsmaschinen in der Textilindustrie. Zunächst waren es die Spinnmaschinen von J. Hargreaves 1764 bzw. 1770 (Spinning-Jenny) und R. Arkwright 1769 (Waterframe). Ihnen folgte notwendig der Maschinenwebstuhl, der erste von E. Cartwright 1784. Parallel dazu entwickelte J. Watt seine Dampfmaschine ab 1764, die besonders nach ihrer Verbesserung von 1784 anstelle der
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Wasserkraft zum Antrieb von Textilmaschinen verwendet wurde. Die industrielle Revolution war in England um 1830 vollendet. Mit dem Sieg der Industrie-Bourgeoisie über den Adel (Parlamentsreform 1832) begann sich zugleich das Proletariat als Klasse zu formieren. England erlebte in den folgenden Jahren einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung, wurde zur führenden Industriemacht der Welt und behauptete diesen Platz unangefochten bis gegen 1870. In Frankreich ebnete die Revolution von 1789 der industriellen Umwälzung den Weg. Nach der Beseitigung des Feudalismus konnte sich die kapitalistische Industrie rasch entwickeln. Frankreich trug durch eigene Erfindungen zur Vervollkommnung der Textilmaschinen bei: Webstuhl von J.-M. Jacquard 1805 und Flachspinnmaschine von P. H. de Girard 1810. Um die Jahrhundertmitte fand die industrielle Revolution ihren Abschluß. In den Vereinigten Staaten von Amerika schuf der Befreiungskrieg gegen die englische Kolonialherrschaft günstige Vorbedingungen für den Beginn der industriellen Revolution Ausgang des 18. Jahrhunderts. Aber erst nach dem Ende des Bürgerkriegs 1865 setzte sich die große Industrie endgültig durch und löste einen raschen Aufstieg des Kapitalismus aus. Gegenüber England verzögerte sich die industrielle Revolution in Deutschland um ein Dreivierteljahrhundert. Hier geland esnicht, die feudalen Produktionsverhältnisse durch eine bürgerliche Revolution zu beseitigen. Feudale Rückständigkeit, politische und ökonomische Zersplitterung hemmen die kapitalistischen Produktionsverhältnisse an ihrer raschen Entfaltung. Die industrielle Revolution setzte in den dreißiger Jahren ein, machte besonders in den fünfziger und sechziger Jahren große Fortschritte und war um 1870 vollendet. Deutschland reihte sich unter die kapitalistischen Industriemächte ein. Die deutsche Bourgeoisie hatte eine Produktionsbasis geschaffen, die es ihr ermöglichte, zunächst Frankreich, dann aber auch das Mutterland der industriellen Revolution, die führende kapitalistische Macht England, in den nächsten Jahrzehnten zu überflügeln. In Rußland vollzog sich die Entwicklun des Kapitalismus unter ähnlich verzögernden Umständen wie in Deutschland. Das feudalistische Leibeigenschaftsverhältnis stand der maschinellen Großindustrie im Wege. Zwar setzte die industrielle Umwälzung schon in den dreißiger Jahren ein, kam aber erst nach den Reformen von 1861 zum vollen Erfolg. Rußland, als letztes der großen Länder angetreten, vollendete die industrielle Revolution mit großer Schnelligkeit, wengleich auch weiterhin noch feudale Relikte die optimale Entfaltung der neuen Produktivkräfte behinderten. In rund hundert Jahren also hatte sich die in ihren weltgeschichtlichen Auswirkungen hochbedeutsame industrielle Revolution vollzogen. Von England und Frankreich ausgehend erfaßte sie nach und nach alle übrigen Länder und bewirkte tiefgreifende sozialökonomische Veränderungen. Um 1870 war der Kapitalismus zur herrschenden Gesellschaftsordnung geworden. Die sechziger und siebziger Jahre brachten bereits den Höhepunkt seiner ersten und insgesamt gesehen progressiven Entwicklungsstufe, die durch freie Konkurrenz charakterisiert ist. Mit der Bildung von Monopolen trag der Kapitalismus während der folgenden Jahrzehnte in sein zweites, schon stark durch Verfall gekennzeichnetes, im historischen Rahmen gesehen reaktionäres Stadium, das des Imperialismus. Im selben Maß wie sich die neue Produktionsweise ausbreitete und festigte, nahmen aber auch die ihr innewohnenden Widersprüche Gestalt an. Die erste proletarische Revolution, die Pariser Kommune, rüttelte an den Grundfesten des kapitalistischen Systems, kaum das im Zenit seiner ersten, beispiellosen Erfolge angelangt war. Vielfältig ist der Eisenbau mit den tiefgreifenden technischen und ökonomischen Umwälzungen verknüpft. Aus dem Verlauf der industriellen Revolution sind Anhaltspunkte für seine Periodisierung zu gewinnen. Die fortschreitende industrielle Revolution stellte dem Eisenbau adäquate Aufgaben und schuf ihm umgekehrt die materielle Basis dafür. Diese, die Eisenindustrie, gilt es vorerst näher zu betrachten.
Die Eisenindustrie Industrielle Revolution und Schwerindustrie Die ersten Arbeitsmaschinen wurden in der englischen Baumwollindustrie eingeführt. Das heißt, die industrielle Revolution nahm von der Leichtindustrie ihren Ausgang. Der Grund ist in den dort vorhandenen günstigen Möglichkeiten der Kapitalakkumulation zu suchen. Es werden im Vergleich zur Schwerindustrie weniger Investitionen benötigt, das Kapital zirkuliert schneller und bringt rascher Profit. Das in der Leichtindustrie akkumulierte Kapital erst schuf Voraussetzungen, die maschinelle Großproduktion auch in die Schwerindustrie einzuführen.
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1 Die Geschichte des Eisenhüttenwesens.
11 Kuczynski 1964, S. 17ff. 12 Engels 1952, S. 42.
30 I. Industriegesellschaft und Eisenbau
Nun sind zur gleichen Zeit, als sich die ersten industriellen Umwälzungen in der Leichtindustrie vollzogen, auch bedeutende Fortschritte in der Schwerindustrie zu verzeichnen. Das hat verschiedene Forscher zur Auffassung geführt, daß man neben den Arbeitsmaschinen in der Leichtindustrie auch die Schwerindustrie als Kriterium für das Auslösen der industriellen Revolution ansehen müsse. Nach J. Kuczynski, der sich mit diesen Ansichten auseinandersetzt 11, trifft dies jedoch nicht zu. Das Wachstum der schwerindustriellen Produktion sei eine unmittelbar mit der industriellen Revolution verbundene Folge, nicht auslösende Ursache. Selbstverständlich wirkte sich die fortschreitende industrielle Revolution in der Leichtindustrie auf die gesamte gesellschaftliche Produktion aus. Marx weist darauf hin, daß die Umwälzung der Produktionsweise in einer Sphäre der Industrie ihre Umwälzung in der anderen bringt. Engels schreibt in der Einleitung zu seiner Lage der arbeitenden Klasse in England 12, daß der durch die Textilindustrie einmal gegebene Anstoß sich über alle Zweige der industriellen Tätigkeit verbreitete, daß eine Menge Erfindungen, die außer allem Zusammenhang mit denen der Textilindustrie standen, durch ihre Gleichzeitigkeit mit der allgemeinen Bewegung doppelte Wichtigkeit erhielten, daß alles getan wurde, die praktisch erwiesenen Vorteile der mechanischen Kraft allseitig in der Industrie zu nutzen, daß der Bedarf an Maschinerie-, Brenn- und Verarbeitungsmaterial schon direkt eine Masse Arbeiter und Gewerbe in »verdoppelte Tätigkeit« setzte, daß die Maschinenfabrikation erst jetzt entstand und mit ihr ein neues Interesse an den Eisenbergwerken, und daß schließlich als Folge davon die Eisenproduktion anstieg. Das Eisen wurde zum wichtigsten Rohstoff. Ohne Eisen ist, rückschauend betrachtet, die Vollendung der industriellen Revolution überhaupt nicht vorstellbar. Die steigenden Produktionskurven im 19. Jahrhundert sind direkter Gradmesser für das Anwachsen des industriellen Potentials. Tiefgreifende Verbesserungen der Eisenmetallurgie waren notwendig, damit der ständig wachsende Bedarf, den Maschinenbau, Verkehrs- und Bauwesen anmeldeten, befriedigt werden konnte.
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Die Verhüttung des Eisens 13 In früher Zeit wurde Eisen unmittelbar aus dem Erz gewonnen. Die mit Holzkohle und zusätzlichem Gebläsewind betriebenen Rennfeuer (Gruben oder niedrige Schachtöfen) lieferten einen teigigen, mit Schlacken durchsetzten Klumpen (die Luppe), der durch weiteres Ausheizen und mechanische Bearbeitung schmiedbares Eisen ergab. Eine erste große Umwälzung des Eisenhüttenwesens fand gegen Ende des Mittelalters statt. Die Wände des Schmelzofens wurden erhöht (Blau- oder Blaseofen, später Hochofen). Der Hochofen lieferte nicht mehr eine teigige Luppe, sondern flüssiges Roheisen. Dieses Eisen war jedoch hoch kohlenstoffhaltig und daher spröde. Um es in schmiedbares Eisen umzuwandeln, machte sich ein zweiter, auf die Reduktion des Kohlenstoffgehalts gerichteter Prozeß notwendig. Neben den Hochöfen kam Frischherde (Frischfeuer) in Gebrauch, in denen durch Einwirkung eines mit überschüssigem Wind betriebenen Holzkohlenfeuers die im Roheisen enthaltenen Fremdstoffe, bes. der Kohlenstoff, entfernt wurden. Mit diesen Fortschritten in der Metallurgie waren Ausgang des 14. Jahrhundert die Grundlagen für die moderne Eisenproduktion gelegt. Freilich konnte nun das technisch vielseitiger verwendbare Schmiedeeisen (bzw. der Stahl) nur auf dem Umweg über das flüssige Roheisen gewonnen werden. Die Verbesserungen im Eisenhüttenwesen der letzten zwei Jahrhunderte sind durch das ständige Bemühen ausgelöst, diesen Umweg so rationell wie möglich zu gestalten. Ging es einerseits darum, die Leistungsfähigkeit der Hochöfen zu steigern, so mußten andererseit geeignete Methoden gefunden werden, in großen Mengen schmiedbares Eisen oder hochwertigen Stahl wirtschaftlich herzustellen. Die entscheidenden Veränderungen im Hochofenbetrieb vollzogen sich gegen Mittel des 18. Jahrhunderts in England. Es gelang, die Holzkohle durch Steinkohle bzw. deren Koks zu ersetzen. Nach ersten Versuchen ab 1713 gingen die Darbys in Coalbrookdale spätensten um 1735 zum ständigen Betrieb des Hochofens mit Koks über. Gegen 1750 wurde der Koks in England allgemein zum Schmelzen des Eisens angewendet. 14 Den ersten Kokshochofen des Festlands nahm die Eisenhütte Gleiwitz 1796 in Betrieb.
13 Vgl. hierzu: Verein Deutscher Eisenhüttenleute 1953, S. 3ff; Beck 1884–1906; Mehrtens 1887b, S. 24ff; Johannsen 1953; Dickmann 1959; Zvorykin 1964, S. 58, 83, 171. 14 Über die verschiedenen Datierungen im ersten Gebrauch des Kokses ausführlich bei Gloag 1948, S. 42ff.
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Konnte auf diese Weise der Ausstoß der Hochöfen beträchtlich erhöht werden, so bildete die Knappheit an Holzkohle noch immer ein Hindernis, aus dem Roheisen entsprechend größere Mengen schmiedbaren Eisens herzustellen. Den Wandel brachte das Puddelverfahren, das P. Onions und H. Cort 1783/84 in England unabhängig voneinander erfanden. Es ermöglichte, auch beim Frischprozeß die Holzkohle durch Steinkohle zu ersetzen. Im Flammofen wurde unter ständigem Umrühren (engl.to puddle) der schwerflüssigen Masse das Eisen entkohlt und als klumpenförmige Luppe mit mechanischen Mitteln (Hämmer, Walzen) zu technischem Gebrauch weiter aufbereitet. Der Flammofen erzeugte pro Tag die gleiche Menge wie der frühere Frischherd in einer Woche. Auf dem Festland wurde das Puddleverfahren 1818 zu Creusot in Frankreich eingeführt, in Rasselstein stand 1824 der erste deutsche Puddleofen. Die nächsten bedeutenden, wahrhaft revolutionierenden Fortschritte der Eisenbereitung fallen in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Engländer H. Bessemer nahm 1855 ein Patent auf das »Durchblasen von Luft durch flüssiges Eisen bis zur Entkohlung zu Stahl«. Der von ihm entwickelte Konverter (Bessemer-Birne) erzeugte flüssigen Stahl in großen Mengen. An der raschen Verbreitung dieses hochproduktiven Verfahrens hinderte der Umstand, daß nur die weniger häufig verkommenden phosphorfreien Erze damit verarbeitet werden konnten. Erst 1878 fanden die Engländer S. G. Thomas und P. C. Gilchrist ein basisches Konverterfutter, das geeignet war, den im Roheisen enthaltenen Phosphor zu binden. Die Idee Bessemers erhielt dadurch ihre volle praktische Auswirkung. Bessemer- und Thomasverfahren arbeiteten nach dem Prinzip des Windfrischens. Um die gleiche Zeit wurde auf der Grundlage des Flammofenfrischens eine dritte Methode der Flußstahlerzeugung entwickelt: das Siemens-Martin-Verfahren. Im Jahre 1864 gelang des den Franzosen Emile und Pierre Martin, in einem mit der von Wilhelm- und Friedrich Siemens erfundenen Regenerativfeuerung ausgestatteten Herdofen Flußstahl durch Zusammenschmelzen von Roheisen und Stahlschrott zu erzeugen. Mit diesen drei Verfahren war der Übergang vom handwerklichen Puddeln zur industriellen Gewinnung eines hochwertigen, kalt und warm verformbaren Eisens (Stahl) vollzogen. Nebenher lief die ständige Verbesserung des Hochofen-, Gieß- und Walzprozesses, die im einzelnen zu verfolgen fur unseren Gedankengang nicht nötig ist. Aus dem Diagramm zur Geschichte des Eisenhüttenwesens (Abb. 1) kann Näheres entnommen werden.
15 Zur Geschichte der Eisenindustrie bietet Beck 1884–1911 reiches Material. Für unseren Zeitraum kommen die Bände 3 bis 5 in Frage. 16 Beck 1897, S. 1064. 17 Beck 1899, S. 154. 18 Kuczynski 1964, S. 7.
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Die Eisenproduktion 15 Es mag aufgefallen sein, daß alle entscheidenden technologischen Neuerungen in England gefunden wurden. Dies zeugt davon, daß die englische Eisenindustrie einen führenden Platz einnahm. Sie hat ihn aber erst während der industriellen Revolution errungen. Um 1700 noch war das Deutsche Reich der größte Eisenproduzent. Im Laufe des 18. Jahrhunderts nahm die russische Eisenindustrie einen mächtigen Aufschwung. Aufgrund ihrer guten Rohstoffbasis an Eisenerz und auch Holz als Brennstoff zum Verhütten erreichte sie bald die höchste Produktion. Rußland deckte durch Ausfuhren einen Teil des wachsenden Bedarfs, der in England mit dem Beginn der industriellen Revolution entstanden war. Die englische Eisenindustrie befand sich während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in einer schwierigen Lage. Sie litt unter dem Mangel an Holz, die Hochöfen zu betreiben. Deren Zahl war beträchtlich zurückgegangen. Zwei Drittel bis vier Fünftel des Eisenbedarfs mußten eingeführt werden. »Wir haben aber Erz genug, den ganzen Bedarf zu decken, wäre nur Holz für Kohlen da.« »Unglaublich ist bereits die Verwüstung der Wälder […] und wenn nicht gesorgt wird, das Bauholz vor diesen gefräßigen Öfen zu schützen, so behalten wir nicht Holz genug, unsere Schiffe zu bauen.« So ist in zeitgenössischen Berichten zu lesen. 16 Die Brennstoffnot führte zur praktischen Lösung des vereinzelt schon im 17. Jahrhundert angegangenen Problems, Eisen mit Steinkohlenkoks zu erschmelzen. Nach Darbys Anfangserfolgen waren um 1750 die Kokshochöfen weit verbreitet. Sie lieferten in den achtziger Jahren vier Fünftel, 1806 schon 97% der Roheisenproduktion. 17 Neben die metallurgischen Fortschritte traten Erfindungen auf mechanischem Gebiet wie das von der Dampfmaschine betriebene Zylindergebläse (seit 1768), so daß die Produktivität der Hochöfen wuchs. Die Jahresleistung eines Kokshochofens lag Mitte des Jahrhunderts bei 300t, betrug in den achtziger Jahren mehr als das Doppelte, Ende des Jahrhunderts mehr als das Dreifache und erreichte 1807 rund 1500t. 18 Nachdem das Puddleverfahren das Mißverhältnis zwischen dem erhöhten Hochofenausstoß und der infolge Mangel an Holzkohle nur geringen Frischeisenproduktion beseitigt hatte, war für die englische Eisenindustrie der Weg zur Weltspitze frei. Hinsichtlich der Roheisenerzeugung wurde England erst ein knappes Jahrhundert später, 1890, von den USA überflügelt.
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Der um1800 erreichte hohe Stand der englischen Eisenindustrie strahlte – wie die Erfolge der industriellen Umwälzung allgemein – auf das Festland aus. In allen Ländern entwickelte sich das Eisenhüttenwesen, abhängig vom jeweiligen Gang der industriellen Revolution, auf ähnliche Weise. Langsamer als Frankreich und Belgien ging Deutschland zum Steinkohlenbetrieb über. Zwar war schon 1796 ein Kokshochofen in Oberschlesien aufgestellt worden. Das Ruhrgebiet folgte aber erst 1849. So wurden 1837 noch 90% des Roheisens mit Holzkohle gewonnen. Der Anteil der Koksfeuerung betrug 1852 ein gutes Drittel, 1862 über Dreiviertel, um 1870 waren kaum noch Holzkohlehochöfen vorhanden. 19 Die Roheisenproduktion stieg an 1850 rasch an. Sie hatte gegen 1860 die belgische, 1868 die französische und 1903 die englische eingeholt. Das beigefügte Diagramm (Abb. 2) gibt eine Übersicht zur Roheisenproduktion in den wichigsten Ländern. Über die Erzeugung vor 1850 sind nicht immer eindeutige Zahlen zu finden. Erst aus der zweiten Jahrhunderthälfte gibt es eine ausführliche und zuverlässige Statistik. Würde man alle Zwischenwerte angeben, dann zeigte sich in den einzelnen Ländern eine bewegte Kurve, da die Produktion vielfach schwankte und dem Auf und Ab der Konjunktur folgte.
2 Entwicklung der Roheisenproduktion in verschiedenen Ländern von 1740 bis 1900, sowie der Weltstahlproduktion zwischen 1865 und 1900.
19 Hausherr1955, S. 393.
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Im Ganzen jedoch ist eine stetige Zunahme vorhanden. Gemessen an den rund 60.000 t, die (geschätzt) am Ausgang des Mittelalters erzeugt wurden20, gemessen auch an den 280.000 t von 1790 erscheint die Steigerung während der zweiten Jahrhunderthälfte auf 41 Mill. t im Jahre 1899 geradezu phantastisch. Die Kurve der Eisenproduktion charakterisiert ziemlich genau den Verlauf der industriellen Revolution und die Potenzierung der Produktivkräfte, die als Ergebnis zu verzeichnen ist. Für die Produktion von schmiedbarem Eisen ist eine ähnlich generelle Übersicht nicht zu erlangen. Aus den Zahlen für das letzte Drittel des Jahrhunderts läßt sich zunächst errechnen, daß der Anteil des zu schmiedbarem Eisen umgewandelten Roheisens ständig zunimmt: 1870 etwas über 60%, 1890 etwas über 70%, 1900 fast 80%.21 Hundert Jahre früher dürfte das Verhältnis genau umgekehrt gewesen sein. Weiterhin führt die Tabelle anschaulich den Vormarsch des Flußstahls vor Augen, dessen Produktionskurve nach Einführung des Siemens-Martin- und Thomas-Verfahrens schnell ansteigt und 1887 die des Schweißeisens überflügelt. Hinsichtlich der für das Bauwesen verwendeten Eisenmengen bleibt die Statistik jegliche Angaben schuldig. Man geht aber wohl nicht fehl anzunehmen, daß der Gebrauch eiserner Konstruktionen den ansteienden Produktionskurven direkt proportional ist, daß also die Roheisenstatistik zugleich einen Begriff vom ständig wachsenden Volumen des Eisenbaus zu geben vermag. Sind Ende des 18. Jahrhunderts Eisenkonstruktionen im Bauwesen noch eine Seltenheit, so treten sie hundert Jahre später derart zahlreich auf, daß jeder Versuch, sie selbst in lokaler Begrenzung vollständig erfassen zu wollen, von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.
Der Eisenbau Vorstufen Wenn auch erst die industrielle Revolution die allgemeinen und besonderen Bedingungen für den Eisenbau schuf, so wurde doch schon in früheren Jahrhunderten hin und wieder Eisen im Bauwesen verwendet. Nachfolgend die ermittelten Beispiele: 5. Jhd. v. u. Z.
20 Johannsen 1953, S. 213 mit Aufschlüsselung auf die einzelnen Länder. 21 Es muß alledings bedacht werden, daß bei der Flußstahlerzeugung auch Schrott mit eingeschmolzen wird, doch dürfte dieser Anteil nicht übermäßig hoch sein. 22 Durm 1892, S. 79; Mehrtens 1887b, S. 18. 23 Mehrtens 1887b, S. 11. 24 Mehrtens 1887b, S. 21 – Gottgetreu 1885, S. 4. 25 Vitruv ed. Fensterbusch 1964, S. 245. 26 Palladio 1570 Buch IV, 20 S. 74 Abb.77. »Le travi di portico sono fatto tutto di tavole di bronzo«. 27 Zittiert nach Gottgetreu 1885, S. 6 und Mehrtens 1887b, S.21. 28 Beck 1884, S. 572. 29 Beck 1884, S. 218; Johannsen 1953, S. 16–17; Mehrtens 1887b, S. 11; in Urania 12/1965 befindet sich auf S. 1020 ein Farbfoto dieser Säule. 30 Gloag 1948, S. 3 mit Abb. 31 Gottgetreu 1885, S. 8 mit Abb. 32 Gottgetreu 1885, S. 7 mit Abb. 33 Gloag 1948, S. 5 mit Abb. 34 Aistov / Vasil’ev / Ivanov 1962, S. 291.
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Griechenland. ImTempelbau werden eiserne Klammern zur Verankerung der Quader benützt 22. Nachgewiesen am Zeustempel Olympia (um 460), Parthenon Athen (447–32), Nemesistempel Rhamnus (um 435), Ceresund Diana-Tempel Eleusis. 2. Jhd. v. u. Z. Indien. Der Überlieferung nach hat der singhalesische König Dushtagamini das Eisen in seinen Prachtbauten verwendet (Dachdeckung, Fundamentplatten). 23 2. Jhd. v. u. Z. Rom. Zur Verankerung der Quader werden in ähnlicher Weise wie in Griechenland eiserne Klammern gebraucht. Nachgewiesen in vielen Bauten, z.B. Tempel des Antonius und der Faustina (150 v. u. Z.).24 Um 30 v. u. Z. Vitruv empfiehlt in seinen Zehn Büchern über die Architektur, in den Bädern die Holzbalkendecken nach unten mit Tonplaten zu verkleiden und sich dazu einr Konstruktion aus eisernen Stäben zu bedienen, auf die die Platten aufgelegt werden (untergehängte Decke).25 118–125 Rom, Pantheon. Bronzebalken im Dach des Portikus.26 206–215 Rom, Caracalla-Thermen. Nach einem Bericht des Ælius Spartianus soll ein Saal mit einem Gewölbe überdeckt worden sein, das aus einem Netz aus Leisten von Kupfer und Bronze besteht.27 Ende 3. Jhd. Mainz. Stützen der hölzernen Römerbrücke erhalten eiserne Pfahlschuhe.28 4. Jhd. Indien. Lhat von Delhi, Heiligtum in Gestalt einer massiven schmiedeisernen Säule von fast 15 m Länge wird errichtet. 29 Ähnliche Säulen aus Kapurthala und Dhar bekannt. 502 China. Liegender Löwe in Gußeisen (etwa 18,5 × 37 cm) Ältestes bekanntes Objekt in Gußeisen. 30 532–537 Konstantinopel, Hagia Sophia. Gewölbe der Nebenschiffe haben eiserne Zugstangen. 31 7. Jhd. Kairo, Omarmoschee. Eiserne Zugbänder (quadratisch) zwischen den stark überhöhten Rundbögen. 32 953 Ts’angchou südl. Tientsin. Großer gußeiserner Löwe, 5,40 m lang, 6 m hoch. 33 11. Jhd. In Rußland beginnt man Eisen zur Armierung des Mauerwerks zu verwenden. 34
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um 1250
Indien. In der schwarzen Pagode von Konarek werden bis 10,7 m weit gespannte eiserne Tragbalken von 20 cm Stärke imQuadrat verwendet.35 1320 –1330 Carcassone, St. Nazaire. Im Chor werden schmiedeiserne Zugstangen für die Gewölbe verwendet 36. Diese für die Gotik seltene Konstruktion wird später häufig angewendet: Florenz, Loggia dei Lanzi (1376); Florenz, Findelhaus (1421); Prag, Belvedere (1534ff). 1350 Burwash Church. Wahrscheinlich älteste gußeiserne Grabplatte in England. 37 1468, 1488/89 Im Siegerland ist die Lieferung von gußeisernen Rohren urkundlich belegt. 38 1497 Älteste datierbare gußeiserne Ofenplatte in Deutschland.39 1523 Venedig, Markuskirche. Die Kuppel erhält eiserne Verankerungsringe zur Sicherung. 40 1560 Moskau, Vasili-Blažennij-Kathedrale. In den gewölbten Decken der Umgänge werden Stabeisenkonstruktionen verwendet.41 1582 Bischofsheim (Rhön). Ältester erhaltener gußeiserner Brunnen in Deutschland. 42 1617 Der Dalmatiner Faustus Verantius gibt in seinem Werk Maschinæ novæ die Beschreibung einer an eisernen Ketten aufgehängten Brücke.43 1664 Versailles. Für die Wasserversorung von Stadt und Park werden gußeiserne Rohre mit Flansch verwendet (älteste erhaltene Wasserleistung dieser Art). 44 1667–1674 Paris, Louvrefassade. Verwendung des Eisens zur Armierung der steinernen Architravkonstruktionen.45 1673 London, St. Pauls-Kathedrale. Wren verwendet eiserne Verankerungen im Mauerwerk der Kuppel. 46 1685–1688 Moskau. In den Palästen Golizyns werden gußeiserne Säulen verwendet. 47 Ende 17. Jhd. Svenigorod (Moskauer Gebiet), Roždestvenskij sobor. Schmiedeeiserner Dachstuhl. 48 Ende 17.Jhd. Siegen, Nikolaikirche. Die Kirche wird mit einem Fußbodenbelag aus gußeisernen Platten belegt. 49 1700 Berlin, Schloß. Die Decken des Treppenhauses werden aus schmiedeisernen Balken mit Ziegelausmauerung hergestellt. 50 Königsberg, Schloß. Eisenarmierter Steinarchitrav im Schlüterbau.51 1714 London, St. Pauls-Kathedrale. Erstes urkundlich belegbares gußeisernes Gitter. 52 1722 Lyon. Über die Saône wird eine Eisenbrücke projektiert, schließlich aber doch in Holz ausgeführt (nach anderer Version Brücke über die Rhone und erst 1755). 53 1725 Nev’jansk (Ural). Balken und Treppen eines Turmes in Gußeisen.54 1733–1744 Rom, Peterskirche. Sicherungsmaßnahmen an der Kuppel durch eiserne Ringanker aus Flachstäben.55 1741 England. Über den Teesfluß wird bei Winch (Durham) ein schmiedeiserner, an Ketten aufgehängter Steg errichtet (21 m Länge). 56 1742, 1743 In der Trinitatiskirche Altona und der Georgskirche in Hamburg werden die Emporen von schmiedeisernen Stützen getragen, später auch bei St. Michael Hamburg (1751 ff). 57 1752 Alcobaça, Portugal. Zisterienserkloster. Gußeiserne Säulen tragen die Herdhaube in der Küche. 58 1765 Petersburg. Casanova schreibt, daß er während seines Petersburger Aufenthalts das vollständig aus Eisen erbaute Haus des Grafen Demidov (Besitzer großer Eisenwerke) besucht habe.59 1767 Coalbrookdale. Erste Verwendung gußeiserner Schienen für die Kohlenbahn. 60 1768 Petersburg, Marmorpalast. Eisenbalken als Sparren für das kupferdeckte Dach. 61 1770 Potsdam, Sanssouci. Schmiedeeiserne Gitterlaube auf der Terrasse.62 1770–1772 Paris, Pantheon. Steinerne Architravkonstruktion mit Flacheisen armiert. 63 1770–1772 Liverpool, St. Annenkirche. Gußeiserne Säulen tragen die Galerie.64 1779 Coalbrookdale. Gußeiserne Brücke über den Severn. Erste Brücke dieser Art. 65
35 36 37 38 39 40 41 42 43
44 45 46 47 48 49 50 51 52 53
54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65
Beck 1884, S. 223; Johannsen 1953, S. 17. Viollet-le-Duc 1875, Bd. 4 S. 201ff. Gloag 1948, S. 11. Dickmann 1959, S. 62. Klinckowstrœm 1959, S. 387. Gottgetreu 1885, S. 8; Mehrtens 1887b, S. 39. Architektura SSSR 3/1956, S. 44f. Dickmann 1959, S. 68. Beck 1897, S. 758, dort auch Abb.; nach Bannister 1957, S. 232 war die Brücke in Bronze ausgeführt und aus dem Jahre 1595. Das Originalwerk war leider nicht erreichbar. Gloag 1948, S. 79 mit Abb. Patte 1769, S. 269 und Tafel 13; dort auch weitere ähnliche Beispiele. Aistov / Vasil’ev / Ivanov 1962, S. 107 mit Abb.; Fletcher 1943, S. 801, 805 (Abb.). Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 79. Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 77. Dickmann 1959, S. 66. Nach dem Befund bei Abbruch der Ruine. Foto beim Stadtbauamt, Referat Denkmalpflege. ZBV 1894, S. 38. Gloag 1948, S. 115. Rondelet 1812, IV, 2 S. 123; Nach Beck 1897, S. 759 u. Bannister 1957, S. 232: 1719; nach Gauthey 1809 (zitiert bei Vierendeel1900, S. 21): 1755. Nach Jordan / Michel 1913, S. 105 beschäftigte sich Désagulier 1719 mit dem Entwurf einer eisernen Themsebrücke. Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 78. Straub 1949, S. 122ff. Beck 1897, S. 759; Johannsen 1953, S. 304. Fritsch 1893, S. 128. Bannister 1950, S. 232 mit Abb. Bannister 1950, S. 232 mit Quellenangaben. Beck 1897, S. 756 Bannister 1950, S. 232. Uhde 1911, IV,2 S. 203 (Abb.). Rondelet 1812, IV, 2 Tafel 170. Bannister 1950, S. 232. Beck 1897, S. 759ff – Gloag 1948, S. 82.
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Paris, Louvre. Schmiedeeisernes Dach über dem Ausstellungssaal.66 Tula, Nikolo-Carečenskij cerkov’. Schmiedeiserner Dachstuhl.67 Boulogne (Paris). Deckenkonstruktion mit eisernen Trägern in einem Wohnhaus. 68
In den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts ist nicht nur eine Häufung der Objekte zu beobachten. Es begann auch eine neue Stufe im Gebrauch des Eisens. Mehr und mehr trag der konstruktive Einsatz als Stütze, Träger oder Binder in den Vordergrund. Damit begann der Eisenbau im eigentlichen Sinn.
66 67 68 69
Rondelet 1812, IV,2 S. 123, Tf.174. Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 77. Bannister 1950, S. 233. Wir folgen hier im wesentlichen Kuczynski 1965, S. 1ff und Kuczynski 1964, S. 9f.
36 I. Industriegesellschaft und Eisenbau
Periodisierung Es erhebt sich zunächst die Frage, worin die Kriterien für die Periodisierug des Eisenbaus zu suchen sind: im verwendeten Material, in der Konstruktion, in den Bauaufgaben oder der künstlerischen Bewältigung der neuen Bauweise. Das letztere scheidet am ehesten aus, weil in solchem Falle eine Form losgelöst von ihrer objektiven Grundlage klassifiziert würde. Einleuchtend erscheint es dagegen, vom Material auszugehen. Man könnte Entwicklungstufen in Gußeisen, Schmiedeeisen und Stahl unterscheiden. Der Stahl aber brachte gegenüber dem Schmiedeeisen keine prinzipiell neuen Möglichkeiten. Es wäre eine willkürliche Zäsur, wollte man mit dem Auftauschen des hochwertigeren Materials einen neuen Abschnitt beginnen lassen (man müßte etwa Ende der achtziger Jahre ansetzen). Auch der Gebrauch von Guß- und Schmiedeeisen läßt sich nicht eindeutig scheiden. Zwar werden die fünfziger bis siebziger Jahre durch das Schmiedeeisen bestimmt. Daneben besteht aber das gußeiserne Skelett, das in jener Zeit durchaus noch den im eisernen Geschoßbau erreichten Höchststand repräsentiert. So bleiben für eine Periodisierung Konstruktion und Bauaufgaben. Letztere scheiden aber auch aus. Das Eisen hat zwar wesentlich mit typenbildend gewirkt, der Anstoß zur Ausformung der Gebäudekategorien kam jedoch von außerhalb des Eisenbaus. Das wirkliche Kriterium für die Periodisierung gibt die Konstruktion. Die war das revolutionierende Element, brachte dem Bauen eine neue materielle Grundlage. Die architektonischen (funktionellen wie gestalterischen) Ergebnisse sind eine Folge, das Material war die Voraussetzung. Es ist ferner zu überprüfen, welche Grundlagen für die Periodisierung aus dem Ablauf der allgemeinen Geschichte gewonnen werden können. Folgende Zäsuren sind vorgegeben69: Vom Standpunkt des Proletariats zunächst 1830 als das Jahr, in dem der offene Klassenkampf ausbricht, sich das Proletariat als Klasse formiert; dann die Pariser Kommune 1871, die erste proletarische Revolution, und schließllich die Große sozialistische Oktoberrevolution 1917. Hinzu treten die bedeutenden bürgerlichen Revolutionen von 1789 und 1848. Inwieweit diese wichtigen politischen Ereignisse tatsächlich sozialökonomische Entwicklungsstufen scheiden, das wird aus dem Ablauf der industriellen Revolution ersichtlich. Seine Hauptetappen fallen mit den genannten Jahreszahlen im wesentlichen zusammen: Abschluß der industriellen Revolution in England um 1830, in Frankreich um 1850, in Deutschland um 1870. Beginn in Frankreich 1789, stärkste Entwicklung zwischen 1830 und 1850, Beginn in Deutschland um 1830, größte Intensität zwischen 1850 und 1870, stärkste Entfaltung des Kapitalismus der freien Konkurrenz in England zwischen 1830 und 1870 mit Höhepunkt zwischen 1850 und 1870. Die Geschichte des Eisenbaus läßt sich, geht man von der Konstruktion aus, ohne sonderliche Schwierigkeiten in die gesellschaftsgeschichtlichen Hauptetappen einordnen. Es muß dabei selbstverständlich von den speziellen Bedingungen in den einzelnen Ländern abstrahiert werden. Die Jahre zwischen 1830 und 1870 markieren den wichtigsten Entwicklungsabschnitt des Eisenbaus. In dieser Zeit vollzogen sich die tiefgreifendsten qualitativen Veränderungen, wurden alle Möglichkeiten der neuen Bauweise entwickelt und auch praktisch wirksam. Die vorangegangen Jahrzehnte haben den Weg bereitet. Sie sind Vorstufe für den nach 1830 einsetzenden qualitativen Umschlag. Man kann diesen Zeitabschnitt mit der industriellen Revolution, d. h. 1760 beginnen lassen, wenngleich die bisher bekannt gewordenen Objekte erst um 1870 herum in einer zunehmenden Häufung auftreten. Die Jahre nach 1870 schließlich vollendeten, was während der Hauptperiode an Möglichkeiten noch ungenutzt blieb. Sie erhielten ihren Charakter weniger von epochemachenden konstruktiven Neuerungen, sondern durch quantiativen Zuwachs im Aufgabenbereich, in den Dimensionen und im technischen Beherrschen der Bauweise. Wir lassen diesen Abschnitt mit den neunziger Jahren enden, da dort sowohl gesellschafts geschichtlich (Beginn des Imperialismus) als auch in der Entwicklung der Architektur ein Einschnitt gegen ist, der den Abbruch der Betrachtungen rechtfertigt. Von den übrigen erwähnten geschichtlichen Zäsuren gibt uns das Jahr 1848 – verallgemeinert 1850 – die Möglichkeit, in der Hauptperiode zwei Unterabschnitte zu schaffen, die sich
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in den meisten Bereichen des Eisenbaus von selbst anbieten. Folgende Periodisierung ist also gewonnen: Ein Blick auf den Entwicklungsgang in den einzelnen Ländern mag zeigen, wo Schwerpunkte des Ablaufs lagen und welche speziellen Beiträge jeweils geleistet wurden. 1760–1830 Die Anfänge Material: Vorherrschen des Gußeisens. Schmiedeeisen in Form von Flachstäben. Konstruktion: Eisen wird nach den statischen undkonstruktiven Grundsätzen der überlieferten Holz- und Steinbauweise verwendet (»metallisches Zimmerwerk«). Bogen- und Hängewerkskonstruktionen. Im Geschoßbau Anfänge des gußeisernen Traggerüsts (teils noch mit Holz kombiniert). Bauaufgaben: Eisen insgesamt nicht wesensbestimmend, da nur als Ersatz für Holz oder Stein in Dach- und Deckenkonstruktionen verwendet, jedoch erste Beispiele für neue Wege im Bau von Markthallen, Läden, Produktionsstätten. Architektur: Vorherrschen der am Steinbau entwickelten Formauffassung und ihre Übersetzung in Gußeisen. Daneben reine Zweckform eisernen Gitterkonstruktionen. 1830–1870 Entfaltung der Möglichkeiten Material: 1830–50: Entwicklung der Walzprofile, vollendet durch Doppel-T u. U-Profil gegen 1850. 1850–70: Verdrängung des Gußeisens aus den Spannwerken. Schmiedeeisen beherrscht Binder- und Trägerkonstruktionen. Konstruktion: 1830–50: In den Spannwerken wird das Fachwerk und damit die eigenständige Eisenkonstrutkion entwickelt, vollendet mit Berechnungstheorie 1851. 1850–70: Vervollkommnung des Fachwerks durch Dreigelenkbogen und räumliches Fachwerk (Schwedlerkuppel). Breite Anwendung auf verschiedenste Bauaufgaben, Prototyp der weitgespannten eisernen Halle entsteht. Im Geschoßbau vollständiges gußeiserne Gerüst (Badger u. Bogardus 1847/48), Vorstufe des späteren Stahlskeletts. Bauaufgaben: 1830–50: Erste Entwicklungsstufe der neuen Bauaufgaben: Bahnhofshallen, Ausstellungsgebäude, Markthallen, Industriebauten. Eisen von Anfang an wesentliches Konstruktionsmaterial. Anbahnen neuer Lösungen auch in überlieferten Gebäudekategorien: Börsen, Bibliotheken, Museen. 1850–70: Mit Hilfe des Eisens völlige Ausformung der Typen. Marksteine: Englische Bahnhofshallen 1851–55, Ausstellung London 1851, Markthalle Paris 1853 ff. Beginn des Warenhausbaus. Neue Wege durch Eisen im Bau von Bibliotheken, Museen, Kirchen. Architektur: Theoretisches und praktisches Streben nach neuen strukturellen Ausdrucksmitteln. Suche nach dem Eisenstil. In Auseinandersetzung mit Tradition und neuer Aufgabe werden wesentliche Elemente einer Formensprache entwickelt, die in Übereinstimmung mit der neuen Technik steht. 1870–1900 Vollendung und Ausbreitung Material: Das Schmiedeeisen wird seit etwa 1890 in zunehmendem Maße durch Stahl ersetzt. Verdrängung des Gußeisens, auch aus dem Gerüstbau. Konstruktion: In den Spannwerken nur quantitative Ausweitung. Einzig die reine Hängekonstruktion wird noch entwickelt. Im Geschoßbau Enführen des Stahskeletts, nach Vorstufen seit 1870 besonders in Chicago Anfang der achtziger Jahre. Bauaufgaben: Eisen selbstverständliches Konstruktionsmaterial in allen Bauaufgaben, wesensbestimmend nach wie vor im Hallenbau. Architektur: In gewisser Weise Resignation, weil mit dem Eisen ein neuer Baustil nicht gefunden wurde. Einbruch eklektizistischer Gestaltung (Kombination der neuen Strukturprinzipien mit den alten). Daneben Akzeptierung der reinen Ingenieurform. England Die 1777–79 erbaute Brücke über den Severn in Coalbrookdale ebenete der neuen Bauweise den Weg. Erstmals vollständig in Gußeisen ausgeführt, fand sie viele Nachfolger (z.B. Sunderland Bridge 1793–96) und regte zu ähnlich konstruktiver Verwendung des Eisens auch im Hochbau an. W. Strutt und Ch. Bage schufen seit Anfang der neunziger Jahre das zwischen massive Umfassungswände gestellte gußeiserne Gerüst im Geschoßbau. Die 1799–1801 von M. Boulton und J. Watt nach dieser Art errichtete Spinnerei in Manchester-Salford war der sich rasch ausbreitende Prototyp des Fabrikgebäudes für die Baumwollindustrie. Im Royal Pavillon zu Brighton (1815–16) spiegelte sich das Bemühen, die sichtbar gelassene, künstlerisch geformte Eisenkonstruktion in der Architektur heimisch zu machen. Als Initiatoren des Eisenbaus wären
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70 Culmann, Reisebericht Amerika, in: ZfBW 1851 S. 69f.
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neben den Ingenieuren (J. Smeaton, Th. Telford, G. Stephenson) und Architekten (J. Nash, J. Soane, R. Smirke) besonders auch die großen Hüttenmänner zu nennen. (A. Darby, J. Wilkinson). Der weitere Fortschritt zeigte sich zunächst in der systematischen Erforschung des Materials. Versuche mit guß- und später schmiedeeisernen Konstruktionsgliedern führten seit den zwanziger Jahren T. Tregold, dann E. Hodgkinson und vor allem W. Fairbairn durch. Die 1854 erschienene Schrift des letzteren über den Gebrauch des Eisens zum Bauen faßte die Ergebnisse zusammen. Der Beitrag Englands zum Eisenbau war ein vorwiegend praktischer. K. Culman klagte 1851 über die theoretische Unkenntnis der englischen Ingenieure. 70 Ihre
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praktischen technischen Leistungen aber fanden überall Anerkennung. Immer wieder reisten Bauleute des Kontinents in das Mutterland der industriellen Revolution, um sich über die erzielten Fortschritte zu informieren. Die Eisenbahn brachte viele neue ingenieurtechnische Aufgaben. Erste eiserne Bahnhofsdächer der dreißiger Jahre, Vorstufen des späteren Fachwerks, halfen die eigenständige Eisenkonstruktion ebenso zu entwickeln wie die wahrhaft imponierenden Röhrenbrücken von R. Stephenson. Neben die zunehmende konstruktive Anwendung des Eisens im normalen Hausbau trat in den vierziger und fünfziger Jahren eine umfangreiche Fabrikation eiserner Fertigteilhäuser. Ein erster, alles Vorhergegangene weit überragender Höhepunkt des Eisenbaus war die Industrieausstellung aller Völker und Nationen zu London 1851. Der Kristallpalast, dieses vom Gärtner J. Paxton aus seinen Erfahrungen beim Gewächshausbau erdachte riesige Ausstellungsgebäude in Gußeisen und Glas, öffnete den Ausblick auf eine zukünftige, durch das neue Material möglich gewordene Architektur und offenbarte zugleich in beeindruckender Weise das industrielle Potential der führenden kapitalistischen Macht. Von diesem Bau gingen starke Wirkungen aus. Er gab den Auftakt für die in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zahlreich veranstalteten Weltausstellungen und regte auch sonst dazu an, die Eisen-Glas-Bauweise fortzubilden. Etwas im Schatten des Kristallpalastes – und von der neuen Literatur oft zu Unrecht übergangen – steht der gleichzeitige Bahnhallenbau mit seinen bedeutenden Ingenieurleistung, so Lime Street Station II Liverpool (1849 v. R. Turner), Paddington Station II London (1854 von J. Brunel) und New Street Station Birmingham (1853–55 von E. A. Cowper). Was hier im Ansatz vorhanden, das vollendeten die Ingenieure W. H. Barlow und R. M. Ordish mit den tonnenförmigen Fachwerkbindern über der weitgespannte monumentale Bahnhofshalle der Londoner St. Pancras Station 1863–65. Es ist dies zugleich der letzte international bedeutsame, in die nächsten Jahrzehnte fortwirkende Beitrag Englands zum Eisenbau.
3 Brücke über den Severn in Coalbrookdale erbaut 1777–79. 4 Bahnsteighalle der St. Pancras Station, London im Jahre 1988, von W. H Barlow und R. M. Ordish, erbaut zwischen 1863 und 1865. 5 Bibliotheque Sainte Geneviève von H. Labrouste (1844ff).
Frankreich In den Jahren 1811–12 versehen F. J. Belanger und Brunet die Pariser Getreidehalle mit einer gußeisernen Kuppel. Erst nach heftigen Diskussionen um den geeignetsten Baustoff hatte das Eisen den Sieg über Holz und Stein davongetragen. Um so schwerer wog der Erfolg: Kühn erdacht (die Spannweite kam der des römischen Pantheons nahe) und bedeutend im architektonischen Eindruck, gab dieses Bauwerk dem Eisenbau starke Impulse. Und doch lagen die wichtigeren Fortschritte zunächst auf anderem Gebiet. Frankreich entwickelte die schmiedeeisernen Flachstabkonstruktionen für Dächer und ebene Massivdecken. Mit ihnen begann der Eisenbau in den siebziger und achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts (z. B. Théâtre Français im Louvre 1786) und sie beherrschten ihn bis gegen 1850, wobei Bauten wie die Magdalenen-Markthalle zu Paris 1824 oder die zahlreichen glasgedeckten Passagen auch der Architektur neue strukturelle Mittel erschlossen. Erste theoretische Werke von J. Rondelet (1821ff) und Ch. Eck (1836) machten die Ergebnisse bekannt. Einen wichtigen technischen Fortschritt erzielte in der zweiten Hälfte der drei-
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6 Maschinenhalle auf der Weltausstellung 1889 erbaut von F. Duteret und V. Contamin auf einer zeitgenössischen Postkarte. 7 Bahnsteighalle des Frankfurter Hautpbahnhofes, erbaut von J. W. Schwedler aus Dreigelenkbindern von 1885–87.
71 Über den Streik RGA 1846 S. 127, 165, 301; 1847 S. 20, 90. Über seine Bedeutung für den Eisenbau siehe Viollet-le-Duc 1872, S. 339 und Boileau 1871, S. 65.
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ßiger Jahre C. Polonceau mit seinem Fachwerkbinder. Und zehn Jahre später wurden durch F. Zorès das gewalzte Doppel-T und U-Profil entwickelt und damit der Eisenkonstruktion neue Möglichkeiten erschlossen. Der in jener Zeit besonders rasch zunehmende Gebrauch des Eisens anstelle des Holzes im normalen Hausbau wird zum Teil dem lang andauernden Streik der Pariser Zimmerleute von 1845 zugeschrieben.71 Eine Reihe von Architekten strebte danach, auf der Grundlage des Eisenbaus die gesamte Architektur zu erneuern. H. Labroustes Pariser Bibliotheksbauten Sainte Geneviève 1844ff und Bibliothèque Nationale 1854ff waren in dieser Hinsicht ebenso bedeutsam wie L. A. Boileaus Schrift über das Eisen als Grundelement einer neuen Architektur. Die stärksten Wirkungen jedoch gingen von den Pariser Markthallen aus. Schon der Wettbewerb ließ hervorragende Ingenieure wie H. Horeau und E. Flachat, die auch sonst bahnrechend im Eisenbau wirkten, mit kühnen Konstruktionen zu Wort kommen. Der schließlich von V. Baltard 1853ff ausgeführte Bau wurde zum weithin ausstrahlenden Prototyp eiserner Markthallen. Frankreich formte mit Hilfe des Eisens in jenen Jahren auch den Typ des Warenhauses. Bon Marché zu Paris 1869ff und später Bauten wie Printemps 1881ff bildeten den Ausgangspunkt der europäischen Warenhausarchitektur. In dem Maße, wie an die Stelle des ursprünglich vorhandenen gußeisernen Gerüsts ein schmiedeisernes trat, halfen sie zugleich den Stahlskelettbau entwickeln, dessen erste Stufe – wiederum beispielgebend – ein Fabrikebäude zu Noisiel 1871 eingeleitet hatte. Absolute Höhepunkte des Eisenbaus aber sind die Weltausstellungen. Die französische Bourgeoisie führte den 1851 in London geborenen Gedanken des internationalen und kulturellen Leistungsvergleichs auf die großartigste Weise fort und scheute keine Mittel im architektonischen Aufwand. Der Ausstellungsbau wurde zum Experimentierfeld der Eisenarchitektur, die nach den Ausstellungen von 1867 und 1878 besonders im Jahre 1889 zu glänzenden, kaum mehr überbietbaren Ergebnissen gelangte. F. Dutert und V. Contamin bauten die 111 m weit gespannte Maschinenhalle, G. Eiffel errichtete seinen 300 m hohen Turm. Überwältigend als Ingenieurleistungen, sind sie zugleich imponierende Selbstdarstellung der gewaltigen, durch die industrielle Revolution freigelegten Produktivkräfte. Im Eiffel-Turm hat sich der Eisenbau des 19. Jahrhunderts ein bleibendes Denkmal gesetzt.
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Deutschland Durch die gegenüber England und Frankreich verzögerte industrielle Revolution trat Deutschland erst relativ spät mit epochemachenden Leistungen des Eisenbaus hervor. Zweifellos hat es auch nicht so bedeutende Höhepunkte wie den Londoner Kristallpalast oder den Pariser Eiffelturm aufzuweisen. Aber auch die Beiträge deutscher Architekten und Ingenieure haben den Gang des Eisenbaus maßgeblich beeinfllußt, dies besonders in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, als die Industrie stürmischen Aufschwung nahm. Vorerst jedoch mußte man sich an den fortgeschrittensten Ländern orientieren, im Bauwesen genauso wie in der übrigen Wirtschaft. In großer Zahl reisten zu Beginn des 19. Jahrhunderts deutsche Industrielle, Kaufleute und Ingenieure nach England, um die Geheimnisse der großen ökonomischen Erfolge zu ergründen. Bezeichnend für die Situation ist eine Mitteilung von Mäurer, wonach E. Hœsch sich dadurch Zugang zum bedeutendsten englischen Puddlewerk verschafft, daß er durch den Herdraum eines stillegelegten Puddelofens kroch. »In dieser Lage, durch das Loch der Arbeitstüre spähend, sah wohl ein Deutscher zuerst das Mysterium einer englischen Frischhütte.« 72 Die vielen Reiseberichte, z. B. von Nemnich 1799 und 1805, Fischer 1814, Spiker 1818, Kohl 184373 gaben ein anschauliches Bild vom Entwicklungsstand der Industrie und machten auch mit den großen Eisenbauten bekannt: den Brücken von Coalbrookdale, Sunderland und Southwark, den Läden, Markthallen und Factories. K. F. Schinkel, der 1826 über Frankreich nach England reiste, sah solche Objekte mit den Augen des Fachmanns, beschrieb und zeichnete sie und verwendete vieles in seiner eigenen Praxis. Die erste gußeiserne Brücke Deutschlands entstand 1794 bei Laasan in Schlesien. Sie wurde in Malapane gegossen und von einem englischen Hüttentechniker aufgestellt. Der Wörlitzer Park erhielt 1791 eine verkleinerte Nachbildung der Severnbrücke zu Coalbrookdale. Gußeisen herrschte zunächst vor. Neue Gießereien in Oberschlesien und Berlin schufen eine breite Produktionsbasis, die Befreiungskriege regten die allerdings zunächst in Grab- und Denkmälern sich erschöpfende gußeiserne Architektur stark an. Bedeutendstes Ergebnis ist Schinkels Kreuzbergdenkmal 1819–21 Seit den zwanziger Jahren nahmen sich führende Architekten der schmiedeeisernen Konstruktionen an. H. Hübsch trat 1825 mit dem »Entwurf zu einem Theater mit eiserner Dachrüstung« hervor. G. Moller schuf in der Flachstabkuppel über der Ostvierung des
72 Mäurer 1865, S. 13. 73 Vgl. Literaturverzeichnis.
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8, 9 Großer Börsensaal der Berliner Börse von F. Hitzig 1860–63. Oben Konstruktionszeichnung der eisernen Bögen, unten zerstörte Konstruktion 1946. 10 Die Maison du Peuple von V. Horta in Brüssel (1895–99) kurz vor dem Abriss um 1965. 11 Die sichtbare Verwendung von Eisen in der Fassade des Hotel Tassel von Victor Horta (1893–94).
74 Z.B. Hartwich in ZfBW 1856 Sp. 119 – Vgl. auch Plathner ZfBW 1854 Sp. 581ff. 75 Gottgetreu 1885, S. 20.
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Mainzer Domes 1828 die erste bedeutende Konstruktion des deutschen Eisenbaus. L. Klenze benutzte Stabeisen für das Dach der Walhalla 1830ff und Hesse gehörte in Berlin zu den Bahnbrechern eiserner Konstruktionen (Schicklersches Magazin 1835). Von L. Laves ging der deutsche Beitrag zum eisernen Fachwerk aus. Sein gespreizter Balken aus dem Jahre 1834 ist Vortufe des Fischbauchträgers, wie er Ende der vierziger Jahre vom englischen Ingenieur J. K. Brunel verwendet und 1856 von F. A. Pauli in ein exaktes System gebracht wurde. Den gemeinhin C. Polonceau zugeschriebenen wichtigen Fachwerkbinder hat R. Wiegmann noch vor diesem konzipiert (1836), allerdings aber nicht praktisch ausgeführt. Mit der Theorie des Fachwerks vollendeten J. W. Schwedler und K. Culman 1851 die Bemühungen um eine eigenständige Eisenkonstruktion. Dem Fortbilden der technischen Grundlade ging die Auseinandersetzung mit der Architektur einher. F. A. Stüler brachte im Neuen Museum Berlin 1841ff Eisen sichtbar zur Erscheinung, F. Hitzig hat Ähnliches über dem Saal der Berliner Börse 1860–63. Wie sehr Gußeisen noch im Vorderrund stand, zeigen der Aussichtsturm auf dem Löbauer Berg 1854, ein von Lauchhammer 1867 für Ägypten gegossener Pavillon und ein Kaufhaus in Karlsruhe 1863, letzteres bedeutend, weil es das gußeiserne Gerüst noch vor dem Bon Marché zu Paris auf gleiche Weise, wenn auch bescheidener in den Abmessungen, entwickelte. Ein meist nicht genügend gewürdigter Höhepunkt des deutschen Eisenbaus war der Münchner Glaspalast, 1854 von A. von Voit erbaut, zwar Nachfolgebau des Londoner, aber durchaus mit eigenschlöpferischer Leistung verbunden. Und doch hatte Deutschland um die Jahrhundertmitte den Anschluß an die führenden Länder noch nicht erreicht. Im Bahnhallenbau hielt man sich an England, im übrigen Hochbau wurden Anregungen vornehmlich aus Frankreich geholt. Romberg schöpft in seinen 1835 herausgegebenen »Eisenwerksarbeiten« aus Pariser Erfah-
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rungen. Zahlreiche Reiseberichte der folgenden Zeit 74 lobten die französischen Leistungen und forderten einen ähnlich konsequenten Gebrauch des Eisens auch in Deutschland. Aber erst die sechziger Jahre schufen dazu Voraussetzungen. Mit dem raschen Fortgang der industriellen Revolution erhielten die Eisenkonstruktionen eine breite materielle Basis (die deutsche Roheisenerzeugung nahm in diesem Jahrzehnt am stärksten von allen Ländern zu). Die Ingenieurleistung konnte sich nun an großen praktischen Aufgaben entfalten. »Vater der neueren Eisenkonstruktion« – wie Fœrster 1901 feststellte – ist zweifellos J. W. Schwedler. Der Dreigelenkbogen 1863, die Schwedlerkuppel 1863, der Schwedlerträger 1867 sind nur die wichtigsten Ergebnisse seines fruchtbaren Wirkens. Andere bedeutende Ingenieure wie H. Gerber (Gelenkträger 1866) traten ihm zur Seite, immer Theorie und Praxis eng verbindend, auch dort, wo sich für uns Heutige in erster Linie theoretische Arbeit mit dem Namen verbindet wie bei K. Culman, W. Ritter oder O. Chr. Mohr. In jenem Entwicklungsabschnitt erst gelang es, in der Konstruktion »das wissenschaftliche Element zur vollen Geltung zu bringen« und damit die »Zeit unsicheren Hantierens« am Beginn des Eisenbaus zu überwinden.75 Die neue Qualität und der steigende Umfang eiserner Konstruktionen zeigen sich am deutlichsten am Bahnhallenbau. Vom alten Berliner Ostbahnhof 1866–67, der den ersten Dreigelenkbinder aufweist, führt ein gerader Weg zu den tonnenförmigen Hallen Alexanderplatz und Friedrichstraße (1881). In Frankfurt/Main 1885–87, Köln 1892, Dresden 1895–99 erhielt die monumentale Tonne ihre letzte Ausprägung. Andere Bauaufgaben standen im Gebrauch des Eisens nicht nach. Ausstellunggebäude, Wintergärten, Markhallen, Bibliothekn, Warenhäuser trugen auf gleiche Weise dazu bei, konstruktives und ästhetishes Neuland zu erobern. Belgien Früher als Deutschland hatte Belgien den Weg der industriellen Umwälzung beschritten. Das vom Engländer J. Cockerill 1816 gegründete Hüttenwerk Seraing schuf die metallurgische Grundlage, auf der sich mit der gesamten übrigen Industrie auch der Eisenbau entwickeln konnte. Aus der Frühzeit sind neben Nevilles Strebenfachwerk (1846) besonders die Bemühungen um das vorfabrizierte Montagehaus hervorzuheben. Der wenig glücklichen gußeisernen Kuppel über der alten Börse Antwerpen 1851 folgte im letzen Drittel des Jahrhunderts die architektonische Auseinandersetzung mit den schmiedeisernen Stab-
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konstruktionen. Hielt sich dabei J. Schadde mit dem Neubau der Antwerpener Börse 1869ff und dem Bahnhof Brügge 1879ff an traditionelle Werte, so wurde V. Horta durch seine Brüsseler Bauten wie Hôtel Tassel 1892 oder Maison du Peuple 1896ff der Schöpfer des Art Nouveau. A. Vierendeel, Architekt und Ingenieur, weniger bedeutend als Praktiker denn als Propagandist der architektonischen Bestrebungen, veröffentlichte 1901 die erste großangelegte Inventur des Eisenbaus im 19. Jahrhundert. Rußland Dank der schon im 18. Jahrhundert hochentwickelten Eisenindustrie (Rußland nahm die erste Stelle ein) konnte sich der Eisenbau frühzeitig herausbilden. Man darf annehmen, daß der Gebrauch des Eisens im Bauwesen ebenso umfangreich, wenn nicht größer war als in den westlichen Ländern. Schmiedeeiserne Dachstühle tauchten schon Ende des 17. Jahrhunderts auf, und eine Stabkonstruktion wie sie in der Nikolo-Carečenskij-Kirche zu Tula 1779 stand den gleichzeitigen französischen Bauten in nichts nach. Stärker noch als anderswo herrschte zunächst Grußeisen vor. Das letzte Drittel des 18. Jahrhunderts und das erste des 19. Jahrhunderts sind reich an künstlerischem Eisenguß, den die Architekten für Ornamente, Gitter, für Kleinarchitekturen, aber auch für Brücken und ganze Bauwerke verwendeten. Daneben wurde die schmiedeeiserne Konstruktion, meist in Verbindung mit dem Grußeisen, fortebildet. Hervorragende Beispiele dieser ersten Etappe des russischen Eisenbaus finden sich in Petersburg: das Gitter am Sommergarten 1783, eiserne Schutzkuppel und Gitter der Kasaner Kathedrale von A. N. Voronichin 1801ff, der Dachstuhl über den Alexandertheater von Rossi und Clark 1827ff, das ganz aus Eisen gefertigte Moskauer Triumphtor von V. P. Stasov 1830ff, die aus Guß- und Schmiedeeisen kombinierte Kuppel der Isaak-Kathedrale von R. Montferrand 1838 sowie zahlreiche Eisenkonstruktionen im Winterpalast beim Wiederaufbau nach dem Brand 1837. Um die Mitte des Jahrhunderts trug der Ingenieur D. I. Žuravskij praktisch wie theoretisch wesentlich dazu bei, das Fachwerk zu entwickeln. Damit wurde der Übergang zur modernen Eisenkonstruktion geschaffen, die nach den Reformen der sechziger Jahre sich rasch ausbreitete und ähnliche Ergebnisse zeitigte wie in anderen Ländern. Heraus ragt eine Ingenieurleistung: V. G. Šuchov nahm in den neunziger Jahren Patente auf netzartige gewölbte und hängende eiserne Dächer. Seine Bauten auf der Ausstellung in Nižnij-Novgorod 1896 wiesen mit ihrer neuen konstruktiven und architektonischen Qualität bereits weit ins 20. Jahrhundert.
12 Kuppel der Kasaner Kathedrale in St. Petersburg von A. N. Voronichin (1801ff). 13 Das Home Insurance Building in Chicago erbaut von W. Le Baron Jenny zwischen 1883 und 1885.
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Vereinigte Staaten von Amerika Die stärksten Impulse zur Fortbildung der Konstruktionen gingen zunächst vom Brückenbau aus. Finley errichtete 1796 die erste eiserne Hängebrücke im modernen Sinn. I. Town ließ sich 1820 einen parallelen Gitterträger patentieren, S. H. Long 1830 einen mit Pfosten und Streben, den Howe 1840 verbesserte. Beide Träger, ursprünglich noch in Holz ausgeführt, waren unmittelbarer Ausgangspunkt des später auch in eisernen Hochbauspannwerken weit verbreiteten Streben- und Ständerfachwerks. Es scheint, daß bis gegen Mitte des Jahrhunderts Eisen wenig im Hochbau gebraucht wurde. Einen ersten Höhepunkt der neuen Bauweise brachte das Gebäude für die Gewerbeausstellung New York 1853. Muß man es auch als Nachfolgebau des Londoner Kristallpalasts ansehen, so charakterisiert es aber doch gleichzeitig einheimische Bestrebungen im Eisenbau. D. Badger und J. Bogardus hatten 1847 bzw. 1848 begonnen, das in den englischen Mills übliche gußeiserne Gerüst auch in der Fassade zur Erscheinung zu bringen. Ihr Wirken führte zur raschen Ausbreitung dieses für den Geschoßbau vorteilhaften Systems, aus dem schließlich der Stahlskelettbau hervorwuchs. Die ersten Schritte dazu tat W. Le Baron Jenny Anfang der achtziger Jahre in Chicago (Home Insurance Building 1883–85 gilt als erster Wolkenkratzer). An der Ausformung des vielgeschossigen Geschäftshauses mit Stahlskelett waren weitere bedeutende Architekten beteiligt. Ihre schöpferischen Leistungen – zusammengefaßt unter dem Begriff »Chicago School of Architecture« – gipfelten in L. Sullivans Carson Pirie Scott Store 1899ff. Daneben zeitigte der übrige Eisenbau – namentlich in weitgespannten Hallen – durchaus beachtliche Ergebnisse. Der große Beitrag Nordamerikas zur neuen Bauweise war aber die Vollendung des Stahlskeletts.
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Kapitel II
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Kapitel II Die Konstruktion und ihre Berechnung Stärker als vorher waren im 18. Jahrhundert Theoretiker und Praktiker darum bemüht, den Empirismus der Baukonstruktion zu überwinden. Das Eisen förderte diesen Prozeß. Mit den überlieferten konstruktiven und statischen Erfahrungen ließen sich die Möglichkeiten des neuen Baumaterials nicht voll ausschöpfen. So war die Entwicklung der Eisenkonstruktion besonders seit den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts durch zunehmende Wissenschaftlichkeit bestimmt, die sich naturgemäß allen übrigen Bereichen der Baukonstruktion mitteilte. Man begann systematisch mit eisernen Konstruktionselementen zu experimentieren, d. h. aber in die Materialgesetze einzudringen. Die so gewonnene Kenntnis der Festigkeitseigenschaften des Materials ermöglichte die Berechnung des konstruktiven Gefüges. Es entstand eine wissenschaftliche Lehre von den Baukonstruktionen. Sie war mehr als nur Systematisierung handwerklicher Erfahrungen, war echte Theorie im Sinne der Vorausberechnung und gewährleistete dadurch wirtschaftlichen Materialeinsatz. Im bewußt gewordenen Zusammenhang zwischen Konstruktion und Ökonomie äußerte sich einer der bedeutsamsten Forschritte der Baulehre.
Das Material Zur Terminologie Die heutige Klassifikation unterscheidet Roheisen (bzw. Gußeisen ) und Stahl. Das Roheisen enthält mehr als 1,7% Kohlenstoff, ist spröde und kann mechanisch nicht verformt werden. Der Stahl enthält weniger als 1,7% Kohlenstoff, ist bildsam und läßt sich in der Wärme, aber auch kalt in fast beliebige Formen überführen (durch Walzen, Pressen, Schmieden). Nach Art der Gewinnung gibt es Schweißstahl und Flußstahl. Beim Schweißstahl wird der Schmelzpunkt nicht überschritten, der Stahl vielmehr aus einer teigigen Masse gewonnen. Flußstahl ist in flüssigem Zustand erzeugter Stahl. In der vorliegenden Arbeit werden die im 19. Jahrhundert gebräuchlichen Bezeichnungen beibehalten. Danach ist zu verstehen: • •
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unter Gußeisen (engl. cast iron, franz. fer fondu oder fonte, russ. ugun) die unmittelbare technische Verwertung des hoch kohlenstoffhaltigen Roheisens durch den Formguß; unter Schmiedeeisen (engl. wrought iron, franz. fer forgé oder forge, russ. kovannoe želeso) alles durch Entkohlung des Roheisens gewonnene mechanisch verformbare Material, und zwar a) das im Puddleverfahren als teigige Masse hergestellte Schweißeisen, b) das nach dem Bessemer-, Thomas- oder Siemens-Martin-Verfahren erzeugte Flußeisen. unter Stahl (engl. steel, franz. acier, russ. stal’) a) Eisen, das durch höheren Kohlenstoffgehalt härter als Schmiedeeisen, zudem durch plötzliche Abkühlung merklich härtbar ist (Zementstahl, Tiegelstahl), b) das nach dem Bessemer-, Thomas- oder Siemens-Martin-Verfahren flüssig gewonnene schmiedbare Eisen (Flußstahl).
Die Bezeichnung »Stahl« wird in Ausnahmefällen nur dort gebraucht, wo von der Sache her erforderlich und wo Eindeutigkeit nach a) oder b) gegeben ist. Einzig der Begriff »Stahlskelett« enthält das Wort »Stahl« im allgemeineren Sinn, nicht unmittelbar auf das verwendete Material bezogen, sondern als Ausdruck für eine neue konstruktive Qualität des eisernen Skeletts. Das Gußeisen Mit dem Übergang zum Hochofenbetrieb (Erschmelzen flüssigen Roheisens) verbreitete sich seit Ende des 14. Jahrhunderts auch der Formguß. Sein Ursprung scheint allerdings – wie aus Funden zu schließen – wesentlich früher zu liegen 76. Das Gießen erfolgte zunächst unmittelbar aus dem Hochofen. Zur Erzielung eines besseren Gusses ging man im 18. Jahrhundert dazu über, Roheisenbarren in Flammöfen umzuschmelzen. Gegen Ende des Jahrhunderts verwandte dafür J. I. Wilkinson einen Schachtofen (Kupolofen), der auch heute noch für diesen Zweck allgemein gebräuchlich ist. Das Umschmelzverfahren machte die
76 Man nimmt an, daß der Eisenguß schon vor dem 6. Jahrhundert bekannt gewesen ist. Vgl. Gloag 1948, S. 3ff.
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vorher notwendige Verbindung von Hüttenwerk und Gießwerkstatt überflüssig. Es entstanden nun auch anderswo, namentlich in den Städten, Eisengießereien, die das im Hochofen erzeugte Rohmaterial am Orte des Verbrauchs zu Gußwaren weiter verarbeiteten. Als Formmaterial wurde anfangs – wie im Bronzeguß – Lehm verwendet. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts ersetzte A. Darby I (Patent von 1708) den Formerlehm durch den billigen Sand und benutzte zum Herstellen der Form einen hölzernen Kasten.77 Die Sandformerei im (später gußeisernen) Kasten breitete sich rasch aus. Alle für das Bauwesen wichtigen Konstruktionsglieder wie Träger mit kreuzförmigem, doppel-T-förmigen oder kastenförmigem Querschnitt, hohle Säulen und Rohre erhielten nach dieser Methode ihre Form. Flache Stücke wie Platten, Fenster, Gitter wurden im Herdguß in einer unmittelbar auf dem Boden der Gießerei bereiteten Form hergestellt. Das erste vollständig aus Gußeisen bestehende Bauwerk war die 1779 bei Coalbrookdale über den Severn errichtete Brücke. Neben weiteren bedeutend größeren Brücken traten gegen Ende des Jahrhunderts auch gußeiserne Hochbaukonstruktionen auf, zunächst Stützen und Balken, später Dachwerke. Im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts war das Gußeisen im Hochbau weit verbreitet. Mit der zunehmenden wissenschaftlichen Grundlegung der Baulehre verlor es jedoch als Konstruktionsmaterial an Bedeutung. Die praktischen Versuche wiesen überzeugend nach, daß es infolge seiner Sprödigkeit mit dem Schmiedeeisen nicht konkurrieren konnte. So wurde Gußeisen seit den dreißiger Jahren vom Schmiedeeisen allmählich aus allen jenen Baukonstruktionen verdrängt, deren Glieder auf Biegung beansprucht sind, wie es z. B. bei Decken und Dachwerken der Fall ist. In den sechziger Jahren traten kaum noch gußeiserne Dachbinder und Träger auf. Große Bedeutung behielt das Gußeisen jedoch überall dort, wo es darum ging, hohe Druckkräfte zu übertragen. Stützen, Konsolen, Unterlagsplatten und Druckstäbe in Fachwerkbindern wurden daraus hergestellt. In dieser Weise auf die optimale Nutzung seiner spezifischen Festigkeitseigenschaften zurückgeführt, blieb das Gußeisen auch während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein für Eisenkonstruktionen häufig angewendetes, weil sinnvoll ergänzendes Material. Das Schmiedeeisen In richtiger Erkenntnis der spezifischen Materialeigenschaften wurde Schmiedeeisen von alters her für Verankerungen gebraucht. Eine selbständige konstruktive Rolle begann es aber erst im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts zu spielen. Es drang in die Dachwerke ein und ersetzte das Holz. Seit den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts bildeten sich die typischen schmiedeeisernen Fachwerkbinder heraus. Die Eisenkonstruktion für den Geschoßbau blieb längere Zeit noch dem Gußeisen vorbehalten. Erst um 1870 trat das Schweißeisen an seine Stelle, wurde jedoch, als sich diese Bauweise voll entfaltete, vom Flußstahl abgelöst. Die rasche Ausbreitung des Schmiedeeisens im Bauwesen hing eng mit den Fortschritten in der Formgebung zusammen. Die älteste Art ist das Schmieden mit dem Hammer. Durch Schmieden wurde die im Rennofen oder später Frischfeuer gewonnene Luppe von der Schlacke befreit (»gezängt«) und dem Verwendungszweck entsprechend geformt. Früh schon diente die Wasserkraft als Antrieb für die großen Stilhämmer der Hammerwerke. Ende des 18. Jahrhunderts drang auch hier die Dampfmaschine ein. Trotz allem blieb die Produktion von Schmiedestücken handwerklich und infolge der geringen technischen Möglichkeiten auf die Herstellung von Flachstäben beschränkt. Den Wandel brachte das Walzverfahren. Aus dem 16. Jahrhundert ist der Gebrauch von Walzen zum Glätten des Münzmetalls bekannt, im 17. Jahrhundert tauchten Blechwalzwerke auf, und von 1728 datiert ein Patent über kalibrierte Walzen zum Erzeugen von Eisenstäben. Mit dem Puddelprozeß ließ sich H. Cort 1783 gleichzeitig gußeiserne Furchenwalzen patentieren, die er zum Reinigen (Zängen) des im Puddelofen hergestellten Eisens verwendete. 78 Für die Entwicklung der Baukonstruktionen wurde das Walzen jedoch erst bedeutsam als es gelang, Profileisen herzustellen. Das geschah in den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts. Die Eisenbahnschiene ging voraus (1820), es folgten wenig später Fenstersprossen und Winkeleisen, um 1830 das T-Eisen und um 1845 das Doppel-TEisen. Damit war der Weg geebnet, typische Eisenkonstruktionen zu entwickeln. Das Walzverfahren ermöglichte es, schmiedeeiserne Bauelemente nicht nur in beträchtlichen Mengen, sondern auch in den geeigneten Formen mit großer Genauigkeit herzustellen.
77 Beck 1897, S. 164f; Gloag 1948, S. 37ff. 78 Vgl.zur Geschichte des Walzens Beck 1897, S. 262, 581, 590, 592; Mehrtens 1887, S. 32ff.
48 II. Konstruktion und Berechnung
Der Stahl Stahl läßt sich auf zweierlei Art gewinnen: durch Entkohlen des Roheisens oder durch Aufkohlen des Schmiedeeisens. Das letztere Verfahren ist das ältere. Seit Jahrhunderten hat man weiches schmiedbares Eisen in festem Zustand durch Zuführen von Kohlenstoff in den härteren Stahl umgewandelt. Der Vorgang hieß Zementieren und das Erzeugnis Zementstahl.
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Durch Umschmelzen im Tiegel (1740 erstmals durchgeführt von B. Huntsman in England) konnte seine Struktur wesentlich gleichförmiger gemacht werden. Der Tiegelstahl (oder Tiegelgußstahl) fand seit Beginn des 19. Jahrhunderts weite Verbreitung, auf dem Festland besonders durch A. Krupp, der in London 1851 einen Tiegelstahlblock von 2,25 t, 1862 einen solchen von 20 t ausstellte.79 Verwendet wurde das hochwertige Material im Eisenbahnwesen, im Maschinenbau und zur Herstellung von Geschützen. Über seinen Gebrauch zu Baukonstruktionen konnte nichts ermittelt werden. Es wird erwähnt, daß beim Bau der Karlsbrücke über den Donaukanal in Wien 1828 für die Ketten erstmals Stahl zur Anwendung kam.80 Nach Lage der Dinge dürfte es sich um Zement- oder Tiegelstahl gehandelt haben. Bedeutungsvoller für das Bauwesen wurde die Gewinnung des Stahles aus dem Roheisen. Es lag zunächst nahe, das als Stahl bezeichnete härtere Schmiedeeisen mit Hilfe des Puddelverfahrens zu erzeugen. Nach langwierigen Versuchen glückte dies während der dreißiger oder vierziger Jahre in Deutschland und Österreich.81 Der Puddelstahl war Schweißstahl. Die Götha-Elf-Brücke in Schweden (1866) ist in diesem Material erbaut. Im übrigen blieb aber die Produktion gering. Erst die industriellen Verfahren zur Gewinnung des Flußstahls (Bessemer 1855, Siemens-Martin 1864, Thomas 1878) erschlossen dem Eisenbau neue Möglichkeiten. Sie wurden allerdings nur zögernd genutzt. Irrige Ansichten über die Materialeigenschaften und daraus resultierende strenge Prüfbestimmungen standen hemmend im Wege. Das Mißtrauen mag zum Teil begründet gewesen sein, da es auch in den achtziger Jahren noch nicht gelang, Flußstahl immer gleichbleibender Qualität herzustellen. Am meisten hinderlich wirkten die für Flußstahl negativen Versuchsergebnisse, zu denen Harkort 1878/79 gelangte. Sie bewogen z.B. die holländische Regierung, von der Verwendung des Stahles im Brückenbau überhaupt abzusehen, ja bereits eingebrachte Flußstahlträger durch solche aus Schweißeisen zu ersetzen.82 Das neue Material wurde Anfang der sechziger Jahre in den Schiffs- und Eisenbahnbau eingeführt und dort für Rümpfe, Kessel und Schienen verwendet. Frühe Bauwerke in Flußstahl sind die Bogenbrücke auf der Weltausstellung in Paris 1867, die MissisippiBrücke bei St. Louis 1874 und die ersten Stahlskelettbauten in Chicago 1889 und England 1896. Nach 1887 überflügelte die Flußstahlproduktion diejenige des Schweißeisens. Zeitgenossen hatten erkannt, daß der Flußstahl ein Baustoff der Zukunft war, berufen, das Schweißeisen ganz zu verdrängen. Das geschah jedoch erst im 20. Jahrhundert. Rostschutz Mit der breiten Anwendung des Eisens als Baumaterial entstand die Notwendigkeit des sicheren Korrosionsschutzes. Das Rosten mußte sich wegen der damit verbundenen Querschnittschwächung für die Tragekonstruktion besonders nachteilig auswirken. Es gab aus diesen Gründen vielfach Bedenken, das Eisen für größere Bauvorhaben zu gebrauchen. Der Hinweis auf die leichte Anfälligkeit gegenüber atmosphärischen Einflüssen war eines der Hauptargumente, die gegen den Eisenbau vorgebracht wurden. Mit dem Ölfarbanstrich (Grundanstrich aus Mennige, mehrere Deckanstriche) war indes von Anfang an das Problem technisch zufriedenstellend gelöst. Freilich erforderte der Anstrich einschließlich der vorbereitenden Arbeiten (Reinigen, Verkitten der Fugen) einen beträchtlichen Aufwand, der sich zudem in gewissen Zeitabständen wiederholte. L. Debo berichtet 83, daß an der Britannia-Brücke (1846–50) eine ständige Anstreichergruppe von 15 Mann beschäftigt war, die in fünf Jahren den Anstrich erneuerte und nach Fertigstellung sogleich wieder von vorn damit begann. Ein wirksamerer Rostschutz als der Anstrich ist mit Verzinnen, Verbleien oder Verzinken des Eisens zu erreichen. Verzinntes Blech (Weißblech) wurde schon im 17. Jahrhundert in Sachsen hergestellt, im Bauwesen jedoch der geringen Dauerhaftigkeit des Überzugs wegen seltener angewendet. Große Bedeutung erhielt dagegen im 19. Jahrhundert das Verzinken des Eisens. Verzinktes Eisenblech war neben dem reinen Zinkblech ein häufig gebrauchtes Dachdeck- und Wandbaumaterial in Eisenkonstruktionen. Das Zink Ab Mitte des 16. Jahrhunderts kam Zink aus China nach Europa. Um 1730 entstand die englische Zinkindustrie. Im Bauwesen dürfte Zink erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts weitere Verbreitung gefunden haben, namentlich durch das Entstehen der deutschen Zinkindustrie (Deutschland erzeugte am Ende des Jahrhunderts mehr als ein Drittel der Weltproduktion) 84. Erstmals wurde 1813 in Berlin ein Dach mit Zinkblech gedeckt (Kgl. Eisengießerei, 1814 Schloß, ab 1816 fast alle größeren öffentlichen Gebäude). Die Vorteile lagen in der gegenüber dem Kupferdach nur mit einem Viertel der Kosten erreichten Korrosionssicherheit. Dem häufigen Gebrauch stellten sich zunächst ernsthafte technische Schwierigkeiten in den Weg. Zink war sehr spröde und ließ sich nur im warmen Zustand
79 80 81 82
Johannsen 1953, S. 483. ABZ 1836, S. 132. Mehrtens 1887, S. 42. ZBV 1884, S. 134; Zur Geschichte der Einführung des Flußstrahls: Mehrtens in ZBV 1888 S. 57f, ZBV 1893 S. 385; Perissé 1884, S. 37ff, ferner: ZBV 1884 S. 398, ZBV 1885 S. 202. 83 Debo 1862, S. 15. 84 Meyers 17 1907, S. 1034.
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(mit Hilfe erwärmter Zangen) biegen. Der geringste Temperaturwechsel hatte außerdem große Längenänderungen zur Folge. Mit geeigneten Eindeckmethoden versuchte man Abhilfe zu schaffen. Gegen Mitte des Jahrhunderts gelang es, durch Auswalzen im erhitzten Zustand geschmeidiges, kalt verformbares Zinkblech herzustellen und damit die Anwendungsmöglichkeiten zu verbessern.85 R. Réaumur schilderte in seinen Schriften schon 1725 ein Verfahren, Eisen in ein Zinkbad zu tauchen. Es wurde jedoch technisch nicht ausgewertet. Praktische Versuche größeren Stils, das Eisen zu verzinken, machte S. Sorel 1836 in Paris und ließ sich die Ergebnisse in sieben Patenten schützen. Um 1850 bemächtigten sich die Englänger der neuen Erfindung und beuteten sie industriell aus. In Solingen bestand ab 1845 eine Verzinkerei für kleine Eisenwaren. 86 Allerdings ließen sich auf diese Weise nur Teile von Eisenkonstruktionen mit einem schützenden Überzug versehen. Geeignet waren namentlich Draht und Blech. Das verzinkte eiserne Wellblech wurde in Verbindung mit Eisenkonstruktionen – trotz einzelner ungünstiger Erfahrungen – immer häufiger als Dachdeckungsmaterial verwendet, besonders bei Bahnhofshallen und im Industriebau. Aufgrund eingehender Untersuchungen kam die Abgeordnetenversammlung des Verbands Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine 1893 zu dem Ergebnis, daß die Verzinkung in vielen Fällen der bislang beste Schutz gegen den Rost sei und mehr Gewähr für Beständigkeit biete als ein Anstrich. 87
85 Manger, ZfBW 1863, Sp. 71ff; Kümmritz, ZfBW 1853, Sp. 291ff. 86 ABZ 1839 S. 76ff; ABZ 1838 S. 251; Mehrtens 1887b, S. 348. 87 ZBV 1893, S. 340. 88 Klapheck 1938; Knapp 1958. 89 ZfBW 1856, Sp.223. 90 Knapp 1958, S. 51; ZBV 1892, S. 246. 91 Knapp 1958, S. 20; ZfBW 1856, Sp. 223. 92 Jahrbuch der Baukunst und Bauwissenschaft 1/1844, S. 304, 315. 93 ABZ 1836, S. 154. 94 ZfBW 1868, Sp. 309; Glasprismen in New York ABZ 1874 S. 61; im Credit Lyonnais, Paris vgl. Contag 1889, S. 13.
50 II. Konstruktion und Berechnung
Das Glas Mehr als Zink hat das Glas den Charakter des Eisenbaus mitbestimmt, weil sein Gebrauch nicht technischen Zwecken entsprang, sondern ursächlich mit neuen baulichen Anliegen zusammenhing. Prototyp der Eisen-Glas-Bauweise und zugleich Kulminationspunkt in der konsequenten Verwendung des Glases ist der 1851 für die Londoner Weltausstellung errichtete »Kristallpalast«. Sein Eisengerüst wurde nach Art der Gewächshäuser vollständig mit Glas umkleidet. Die gewaltige Menge von fast 8 ½ ha Glasscheiben war dazu nötig. Sie kam einem Drittel der englischen Glasproduktion gleich. Der breite Gebrauch des neuen Baumaterials hing von den Möglichkeiten der Glasindustrie ab. Deutschland mußte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegossenes Rohglas fast ausschließlich aus England und Amerika einführen. Erst seit etwa 1850 stellten heimische Glasfabriken das Rohglas in größeren, den inländischen Bedarf deckenden Mengen her.89 Für die Eindeckung der Bahnhofs- Ausstellungs- und Industriehallen wie für jede Art von Oberlichtern wurde hauptsächlich das gegossene Rohglas verwendet. Anfangs handwerklich nach dem von L. Nahou 1688 erfundenen Tischverfahren hergestellt, brachte der Übergang zum maschinellen Walzbetrieb im 19. Jahrhundert eine bedeutende Steigerung und Verbilligung der Produktion. Um die Jahrhundertmitte tauchten Versuche auf, die Widerstandsfähigkeit des Rohglases durch ein eingelegtes Drahtgitter zu erhöhen. Jedoch gelang es erst Anfang der neunziger Jahre, die Einbettung des Drahtgeflechts in die Glasmasse technologisch befriedigend zu lösen.90 Drahtglas fand seitdem wegen seiner Splittersicherheit und feuerhemmenden Eigenschaften breite Anwendung. Zur Verglasung der Schaufenster diente das Spiegelglas. Verbesserungen in der Produktionstechnologie machten es möglich, den ständig wachsenden Bedarf zu decken, die Qualität zu verbessern und vor allem die Scheiben zu vergrößern. Für den langwierigen, anfangs von Hand ausgeführten Prozeß des Schleifens und Polierens der Rohglastafeln wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Dampfkraft in Anspruch genommen. Die maximal zu erreichende Scheibengröße betrug 1839 nur 8,7 m², im Jahre 1878 jedoch schon 26 m². Die Aachener Spiegelglasmanufaktur AG fertigte in den fünfziger Jahren Glastafeln bis zu einer Größe von 7,2 m².91 Neben Roh- und Spiegelglas ist auch das im Zylinderverfahren hergestellte (geblasene) Fensterglas verwendet worden. Die Produktion blieb während des ganzen Jahrhunderts handwerklich. Im 19. Jahrhundert sind erste Ansätze der technischen und konstruktiven Verwendung des Glases zu beobachten. Seit den dreißiger Jahren wurden verschiedentlich Glasrohre für Wasserleitungen erprobt.92 Auch die Warmwasserheizung eines in Wien gebauten Gewächshauses erhielt gläserne Rohre.93 Aus England wird 1855 berichtet, daß bei Schaufenstern gläserne Pfosten angewendet wurden. In den sechziger Jahren tauchten Glasprismen auf, so im Berliner Hotel de Rome, eingebaut in den Hoffußboden zur Belichtung der darunter liegenden Kellerräume.94 Glasprismen und Glasbausteine fanden erst später in konstruktiver Verbindung mit dem Eisenbeton weite Verbreitung. Wandbaustoffe Das Eisen, rationell im Bauen eingesetzt, ergab die charakteristische Stab- und Gerüstkonstruktionen. Als Wandbaustoff wurde es nur vereinzelt angewendet. Abgesehen von den Gußeisenmonumenten, bei denen das Metall die Funktion der tragenden Wand über-
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nahm, sind hier nur die um 1850 vollständig aus Blechtafeln hergestellten Wohnhäuser zu nennen. Sie setzten sich nicht durch, ebenso wie die verschiedentlich gebauten Blechgewölbe. Das Wesen des Materials erforderte Trennung in konstruktives Gerüst und Hülle. Wo nicht Glas oder – vornehmlich für untergeordnete Bauten – Wellblech die umschließende Funktion der Wand übernahmen, war der Eisenbau auf das herkömmliche Mauerwerk aus Stein und Ziegel und die dort erzielten Neuerungen angewiesen. Neue Möglichkeiten im Mauerwerksbau brachten Zement und Beton.95 Im Jahre 1796 erhielt J. Parker ein Patent auf ein aus natürlichen Kalkmergeln mit hohem Tonerdegehalt gebranntes hydraulisches Bindemittel, das er Romanzement nannte. Mit der Herstellung des künstlichen Zements beschäftigten sich der Franzose L. J. Vicat und der Engländer J. Aspdin. Aspdin ließ sich das durch Brennen einer Mischung von Ton mit Kalkstein gewonnene hydraulische Bindemittel 1824 als Portlandzement patentieren. Die ersten Portlandzementfabriken entstanden in England Mitte der zwanziger Jahre, in Frankreich 1840 und in Deutschland 1855. Romazement wurde in Deutschland schon früher fabrikmäßig hergestellt. Beton ist am Anfang des Jahrhunderts zunächst im Tief- und Brückenbau eingesetzt worden (Ost-Indien-Docks in London 1800, Brücke in Frankreich 1816). Bald verbreitete er sich auch im Hochbau, in Berlin besonders seit den fünfziger Jahren für Treppen, Gewölbe, Architekturgegenstände (in Gartz / Oder wurde 1857 ein neugotischer Hochaltar in Zement gegossen), Badewannen, Fabrikgefäße und Wasserleitungsrohre. 96 Ein frühes Beispiel für das Verwenden von Beton-Kunststein zum Mauerwerk ist die Kirche in Vesinet (Frankreich) 1863. 97 Der Eisenbau nutzte den Beton vornehmlich zu Gründungen. Die Gerüstkonstruktion ermöglichte punktförmige Pfeilerfundamente. Beton war dafür ein idealer Baustoff, weil er den technischen Erfordernissen des Montagebaus entgegenkam (sämtliche Fundamente für die Säulen des Londoner Weltausstellungsgebäudes 1851 waren aus Beton). Bei den massiven eisernen Geschoßdecken verdrängte in der zweiten Hälfte des Jahrhundert der Beton den sonst verwendeten Gips. Brücken erhielten gelegentlich Pfeiler mit Eisenmantel und Betonfüllung (Niemenbrücke Kowno 1858, Garonne-Brücke bei Bordeaux 1860). Diese letzten Beispiele der Verbindung des Eisens mit dem Beton waren bereits Vorstufen des »armierten Betons«, einer Verbundbauweise neuer Qualität. Das Stahlskelett wies den Wandbaustoffen neue Wege. Anfangs trugen sich die Außenwände selbst. Später ging man dazu über, ihre Gewicht geschoßweise vom Skelett aufnehmen zu lassen. Das erforderte leichte, wärmedämmende Baustoffe. Im 19. Jahrhundert stand dafür nur der Ziegel zur Verfügung. Die Gefache wurden mit Hohlsteinen (Terrakotten) ausgemauert. Mauerverband, Form und farbige Glasur bestimmten zuweilen das äußere Antlitz des Gebäudes (z.B. Skelettbauten auf der Pariser Weltausstellung 1867, Fabrik in Noisiel 1871). Terrakotten eigneten sich darüber hinaus gut zur feuersicheren Ummantelung der tragenden Eisenteile. Für leichte innere Trennwände wurde schon in den vierziger Jahren Gips mit eingelegtem Drahtgewebe verwendet, so z. B. in Stülers Neuem Museum zu Berlin. Anfang der siebziger Jahre nahm sich der Berliner Maurermeister Rabitz dieser Konstruktion besonders an, verbesserte sie und sorgte für weite Verbreitung. Mit dem Rabitzbau waren die feuersichere Ummantelung der Eisenteile und verschiedene Erfordernisse des Innenausbaus wie untergehängte Decken u.ä. auf einfache Weise zu lösen. Das Erschmelzen des Eisens im Hochofen ergab als Nebenprodukt die Schlacke. 98 Trotz mancherlei Versuche, den Abfallstoff im Bauwesen nutzbar zu machen, hat man bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts nichts Rechtes damit anzufangen gewußt. Zumindest standen die gefundenen Anwendungsmöglichkeiten in keinem Verhältnis zum großen Anfall dieses Produkts. Am frühesten verbreitete sich gegen Mitte des Jahrhunderts die Fabrikation von Pflastersteinen aus Hochofenschlacke. Schlackenziegel zum Mauern goß schon 1812 das Lauchhammerwerk. Es dürfte sich aber um einen Einzelfall handeln. In großem Stile begann 1858 F. W. Lührmann in Osnabrück Mauersteine aus zerkleinerter, mit Kalk gemischter Hochofenschlacke herzustellen. Zwei Jahr später erzeugte E. Langen in Siegburg granulierte Hochofenschlacke (Schlackensand). Er fertigte daraus Schlackenziegel und hydraulischen Mörtel. Um 1864 wurde in England die Produktion von Schlackenwolle für Isolierzwecke eingeführt. Die Entdeckung der hydraulischen Eigenschaften gemahlener Hochofenschlacke führte Anfang der achtziger Jahre dazu, die Schlacke als Grundstoff der Zementfabrikation zu verwenden. Es entstanden die Hüttenzemente (Eisenportlandzement mit 30%, Hochofenzement mit 70% und mehr Schlackensandzusatz). Beide Sorten wurden 1909 bzw. 1917 dem Portlandzement gleichgestellt. Ein bedeutendes neues Anwendungsgebiet war damit erschlossen. Noch Ende der achtziger Jahre aber stellte Mehrtens fest, daß die Unmöglichkeit, alle Schlacke als Baumaterial zu verwerten und die Schwierigkeit, sie entsprechend zu lagern, eine lä-
95 Fœrster 1908, S. 1ff; Möll / Huberti / Hægermann 1964 96 ZfBW 1855, Sp. 538 und ZfBW 1859, Sp. 417; Altar in Gartz ZfBW 1860, Sp. 311 mit Abb. 97 Boileau 1871, S. 81 Fußnote 1. 98 Zur Geschichte der Verwendung der Schlacke: Mehrtens1887b, S. 73; Johannsen 1953, S. 442ff; Verein Deutscher Eisenhüttenleute 1953, S. 76ff; Beck 1899, S. 105, Beck 1903, S. 79, 517.
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stige Zugabe zum Hochofenbetrieb darstellen. Heute bleiben kaum nennenswerte Schlackenmengen ungenutzt, ja die Schlacke reicht vielfach nicht aus, den Bedarf des Bauwesens zu decken.
Festigkeitslehre und Statik
14–17 Vergleich verschiedener SpannungsDehnungs-Diagramme für Eisen und Stahl.
99 Straub 1949, S. 116ff – Ausführliche Darstellung bei Mehrtens 1887a, S. 490ff. 100 Mehrtens 1887C, S. 85ff. 101 Hamilton 1941, S. 143f. Dort die ersten Festigkeitsversuche ausführlicher besprochen. 102 Duleau 1820; Tredgold 1822 (Mitgeteilt bei Fairbairn 1845). 103 Fairbairn 1845. 104 Über die Ergebnisse ZfBW 1866, Sp. 67 u.1870 Sp. 73 mit Beschreibung der Prüfmaschine. 105 ZfBW 1866, Sp. 72. 106 Fairbairn: ZH 1861, Sp. 218 und 1865, Sp. 109; Collett: ZBV 1885, S. 59; Vgl. auch Mehrtens 1887b, S. 220. 107 ZBV 1886, S. 351; vgl. auch ZBV 1893, S. 511. 108 ZBV 1893, S. 511; ZBV1894, S. 175, 397; ZBV 1895, S. 414. 109 Beck 1899, S. 208; Straub 1949, S. 169.
52 II. Konstruktion und Berechnung
Festigkeitsversuche Die Anfänge der wissenschaftlichen Baustofferforschung reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. 99 Zunächst waren es Physiker und Mathematiker, die Experimente durchführten, wie der Holländer P. Musschenbrœk, der 1729 genaue Tabellen über die Festigkeit der Materialien veröffentlichte. Im Laufe des 18. Jahrhunderts begannen die Ingenieure selbst, angeregt durch ihre Bauaufgaben, messend und rechnend das Wesen der Baustoffe zu ergründen. Unter den frühen Festigkeitsversuchen am Eisen sind die von J. G. Soufflot und Buffon zu nennen, angestellt gelegentlich der Erbauung des Pantheons in Paris. J. B. Rondelet, der dabei mitwirkte, veröffentlichte in seinem Traité de l’Art de Bâtir (1812–17) die Ergebnisse. 100 Daß sie noch fast vierzig Jahre nach Durchführung der Versuche für die Fachwelt von praktischem Interesse waren zeigt, wie langsam nur die Kenntnis des neuen Baumaterials fortschritt. Noch 1800, als Th. Telford eine gußeiserne Brücke über die Themse vorschlug, konnte keiner der zur Begutachtung bestellten Experten etwas über die Bruchfestigkeit des Gußeisens aussagen. 101 Das änderte sich in den folgenden Jahren. Bedeutende Arbeiten lieferten A. Duleau 1820 über die Festigkeit des Gußeisens. 102 Letztere wurden später von Hodgkinson und W. Fairbairs fortgesetzt. Die Engländer blieben, wie in der Entwicklung der Metallurgie, auch auf diesem Gebiet führend. Um 1845 bestimmten Fairbairn und R. Stephenson experimentell den günstigsten Trägerquerschnitt für die zu erbauende Brücke über die Menaistraße (Britanniabrücke 1846–50). Das gewählte Kastenprofil, seinerzeit als Weltwunder gerühmt, ist Ergebnis systematischer Versuche. Fairbairn veröffentlichte sie 1854 zusammen mit vielen weiteren Erkenntnissen, die seit Duleau und Tredgold über Form und Festigkeit eiserner Träger gewonnen waren. 103 Unter den deutschen Wissenschaftlern ist als erster der Eisenbahningenieur A. Wöhler zu nennen. Versuche, die er 1859–70 durchführte, gingen darauf aus, das Verhalten des Eisens bei wechselnder Inanspruchnahme, d. h. bei in kurzen Abständen folgendem Wechsel der Belastung zu erforschen. 104 Er formulierte 1865 das Festigkeitsgesetz: »Der Bruch des Materials kann in zwei Weisen erreicht werden, entweder plötzlich durch eine, die absolute Festigkeit überschreitende Belastung, oder innerhalb dieser Bruchgrenze allmählich durch wiederholte Biegung (Schwingungen)«. 105 Diese mit der Autorität des Experiments ausgestattete These führte dazu, daß man glaubte, für die Bemessung der Eisenkonstruktionen den Einfluß wiederholter Spannungsänderungen zugrunde legen zu müssen. Das um so mehr, als andere Arbeiten – z.B. die von Fairbairs 1848 bzw. 1860–62 und Collett Anfang der achtziger Jahre 106 – Gleiches ergaben. Es regten sich aber ebenso viele gegenteilige Meinungen. J. Bauschinger, Professor in München, begann 1881, die Wöhlersche These praktisch nachzuprüfen. Er kam zur Erkenntnis, daß Eisen eine unbegrenzte Zahl von Spannungswechseln aushalten kann, wenn die höchsten vorkommenden Spannungen unterhalb der Elastizitätsgrenze bleiben. 107 Um den Streit der Experten klären zu helfen, ordnete das preußische Ministerium für öffentliche Arbeiten an, bei Gelegenheit des Umbaus alter eiserner Brücken Versuche über den Einfluß starker Spannungswechsel anzustellen. Die darauf hin 1894 und 1895 an vier durchschnittlich 35 Jahre alten Brücken vorgenommenen Experimente ergaben, daß auf eine Minderung der Festigkeit infolge ständigen Spannungswechsels nicht geschlossen werden könne. 108 Die Materialeigenschaften Im Problem des wiederholten Spannungswechsels wird deutlich, das auch noch am Ende des Jahrhunderts bestimmte Eigenschaften des Eisens nicht voll erkannt waren. Immerhin hatten die überaus zahlreichen Festigkeitsversuche Ergebnisse gebracht, auf denen der praktische Gebrauch eiserner Konstruktionen aufbauen konnte. Das betraf vor allem die verschiedenen Arten der Beanspruchung einzelner Bauglieder sowie die aufgrund der Elastizität des Baustoffs festgelegten zulässigen Spannungen. Man unterschied die absolute Festigkeit (Druck) und relative Festigkeit (Biegung). Es wurden auch hinreichende Vorstellungen über das elastische Verhalten des Eisens gewonnen. Elastizität (»Federkraft«) ist die Fähigkeit der Stoffe, ihre frühere Gestalt anzunehmen, sobald die formändernden äußeren Kräfte aufgehört haben zu wirken. Als Maß für ihre Größe führte Th. Young 1807 den Elastizitätsmodul ein. 109 Die Erfahrungen zeigten, daß Eisen nicht
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vollkommen elastisch ist. Beim Zerreißen eines Stabes entstanden an einem bestimmten Punkt der Belastung Einschnürungen, bleibende Formänderungen, die nach Wegnahme der Belastung nicht mehr zurückgingen. Die Elastizitätsgrenze wurde überschritten. Erst später erfolgte der Bruch. Für die praktische Bemessung der Eisenkonstruktionen war es nun außerordentlich wichtig, diese Grenze der Elastizität zu ermitteln. Die in Eisenteilen zulässigen Spannungen mußten – darüber herrschte völlige Klarheit – unterhalb der Elastizitätsgrenze liegen. So konzentrierten sich die Versuche in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts auf das elastische Verhalten des Eisens. Es gab verschiedene Theorien über die mögliche Lage der Elastizitätsgrenze. Sie wichen zum Teil beträchtlich voneinander ab. Die in Abb.14–17 wiedergegebenen Spannungs-Dehnungs-Diagramme zeigen – verglichen mit dem heutigen Stand – wie weit Ende des vorigen Jahrhunderts über das elastische Verhalten des Eisens Klarheit gewonnen war. 110 Ausgehend von dem durch R. Hooke 1678 aufgestellten Gesetzt, wonach die Formänderungen proportional zu den Spannungen sind, setzte man im allgemeinen die Elastizitätsgrenze mit der Proportionalitätsgrenze gleich und legte als praktisch zulässige Spannungen etwa die Hälfte der an der Elastizitätsgrenze vorhandenen Inanspruchnahme fest. Das ergab bei Schmiedeeisen den Wert von 750 kg/cm² für Zug und Druck. Besonderheit einiger älterer Versuche ist, daß für die mögliche Druckbeanspruchung des Schmiedeeisens geringere Werte ermittelt wurden als für die Zugbeanspruchung. Das veranlaßte C. F. Zorès, den oberen Flansch des I-Walzprofils dicker zu machen als den unteren, ein Gedanke, der sich praktisch jedoch nicht durchsetzte. Aus wirtschaftlichen Gründen erhöhte man 1897 für den Bereich der preußischen Staatsbahnen die zulässigen Spannungen – je nach Belastungsfall – für Schmiedeeisen auf 1080 bzw. 1440 kg/cm² und für Flußstahl auf 1200 bzw. 1600 kg/cm². 111 Probebelastung Solange die Kenntnis des Materials noch mangelhaft war, gab die Probebelastung den einzig zuverlässigen Aufschluß über die Haltbarkeit einer Konstruktion. Sie war insbesondere deshalb notwendig, weil es bis Ende des Jahrhunderts nicht gelang, ein stets gleichwertiges, homogenes Eisen technisch einwandfrei zu erzeugen. So entstanden vor allem im Gußeisen unsichtbare Hohlstellen, die Querschnittsschwächung bedeuteten. Noch 1891 stürzte aus diesen Gründen eine ältere gußeiserne Brücke ein. 112 Ähnliche Fehlerquellen enthielt das Paketieren der Walzprofile. Mangelnde Verschweißung der einzelnen Teile minderte die Tragfähigkeit. Erst mit dem Flußstahl konnten diese Schwierigkeiten überwunden werden, wenngleich auch hier – wie dargestellt – lange praktische Erfahrungen notwendig waren, das Material in stets gleichbleibender Güte zu erzeugen. Geprüft wurden einzelne Konstruktionsteile in der Werkstatt oder auf dem Bauplatz, Zuganker meist bis zum völligen Zerreißen (Neues Museum Berlin), Binder, Träger und Säulen mit mehrfachem Übergewicht (bei der Lime Street Station Liverpool das Dreifache der zu erwartenden Belastung). Beim Bau der steuerfreien Niederlage Harburg 1855–57 mußten laut Vertrag die Säulen vom Lieferanten auf dem Bauplatz mit einer hydraulischen Presse geprüft werden. 113 Mehrfach kamen besondere Maschinen zum Einsatz, so für die Prüfung der Drahtseile an der Dresdener Sängerhalle 1865. 114 Weniger häufig wurde im Hochbau die fertiggestellte Konstruktion insgesamt einer Probebelastung unterworfen. Ein Beispiel dafür ist der Lokomotivschuppen der Berlin-Magdeburger Eisenbahn 1863–64, dessen Dachkonstruktion gemäß behördlicher Bestimmung durch Anhängen einer Belastung auf ihre Standsicherheit geprüft wurde. 115 Beim Opernhaus Frankfurt/Main nahm man kurz vor Eröffnung des fertiggestellten Hauses 1880 eine Probebelastung der in Eisen konstruierten Ränge mit gefüllten Getreidesäkken vor. 116 Aus den zahlreich hier anzuführenden Beispielen läßt sich schließen, daß im Verlaufe des 19. Jahrhunderts kaum eine größere Eisenkonstruktion ohne vorherige Prüfung des Materials oder fertiggestellter Konstruktionsteile ausgeführt wurde. Die Prüfung war vielfach integraler Bestandteil des Liefervertrags oder sogar behördlich verordnet. Ihr Ergebnis brachte fast durchweg eine Bestätigung der errechneten Tragfähigkeit. Den Anforderungen nicht entsprechende Teile konnten von vornherein ausgeschieden werden. So ergaben sich bei Prüfung der Zuganker der Maximilians-Getreidehalle München (1851–53) 3% Ausschuß. 117 Von der zum Bau der Frankfurter Bahnhofshalle (1885) benötigten Eisenmenge mußten 6,6% wegen Walzfehlern oder zu geringem Gewicht zurückgewiesen werden. 118 Durch Probebelastung verursachte Einstürze sind nur an einigen Brücken nachzuweisen. 119 Diese im ganzen gesehen günstigen Ergebnisse sind die Folge der immer exakter werdenden Kenntnis der Materialeigenschaften und der darauf aufbauenden statischen Berechnungsmethoden.
110 Über Elastizitätsuntersuchungen vgl.bes. Zimmermann ZBV 1886, S. 52 (historisch-kritisch); ZBV 1889, S. 255; ZBV 1897, S. 68, 102, 170. 111 ZBV 1897, S. 313. 112 ZBV 1892, S. 120. 113 Klasen 1876, S. 133. 114 ABZ 1867, S. 107. 115 ZfBW 1865, Sp. 445. 116 ZfBW 1883, Sp. 151. 117 ABZ 1856, S. 14. 118 ZfBW 1891, Sp. 347. 119 ABZ 1854, Notizblatt S. 33; ZBV 1883, S. 380; ZBV 1884, S. 548.
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120 Das folgende im wesentlichen nach Straub 1949, Einleitung Kap. III;V, 2;VI; Vgl.auch Mehrtens 1903, S. 77ff; Lang 1890, S. 79ff; Bernštejn 1957, Kap.1 und 3; Meyer 1907, S. 29ff. 121 Sturm 1710, Teil 2 §4, S. 147. 122 Leupold 1726, S. 29. 123 Straub 1949, S. 129. Dort ausführliche Darstellung der Berechnung.
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Die Baustatik Die Baustatik als Wissenschaft von der Bemessung des konstruktiven Gefüges entstand Ende des 18. Jahrhunderts. 120 Ihre Grundlagen wurden im Rahmen der theoretischen Mechanik seit der Renaissance geschaffen. Leonardo und andere Theoretiker jener Zeit beschäftigten sich mit der Zusammensetzung der Kräfte (Kräfteparallelogramm). Auch der Begriff des statischen Moments (Kraft × Hebelarm) tauchte schon auf. Ein weiteres fundamentales Problem nahm G. Galilei in Angriff, indem er die Biegungsfestigkeit eines Balkens untersuchte (Diskorsi 1638). Er wurde damit zum Begründer der Festigkeitslehre. Hatte Galilei im wesentlichen die Aufgabe gestellt, so trug später R. Hooke und E. Mariotte bedeutsame Lösungen bei. Hooke führte den Begriff der Elastizität ein und fand, daß sich Dehnungen und Spannungen proportional verhalten (Hookesches Gesetz 1678). Mariotte ging von der dreieckförmigen Verteilung der inneren Spannungen aus, ordnete die neutrale Achse (die Null-Linie) in der Mitte des Querschnitts an und gelangte so zum Grundprinzip der Biegungsberechnung. Die Erfindung der Infinitesimalrechnung durch G. W. Leibniz und I. Newton gab auch der Festigkeitslehre neue Impulse. J. Bernoulli und L. Euler untersuchten mit ihrer Hilfe die elastische Linie (Biegungslinie). Euler entwikkelte daraus die nach ihm benannte Knickformel (1757). Es waren also bis Mitte des 18. Jahrhunderts eine Reihe wichtiger Grundgesetze der Statik erkannt. Zum Teil sind sie noch heute gültiger Ausgangspunkt für die Berechnung. Indes blieben diese Erkenntnisse auf theoretischer Ebene stehen. Zur Bemessung der Konstruktion wurden sie praktisch nicht angewendet. Die in jener Zeit zu beobachtende Mathematisierung der Architekturtheorie bezog sich nur auf die Schönheitslehre und die allgemeine wissenschaftliche Methode. L. C. Sturm bedauerte, daß man die Abmessungen der Konstruktionsglieder nicht »auf gut mathematisch« angeben könne (wie das z. B. mit den Proportionen der Fall sei), sondern daß dabei viel auf Erfahrung und vernünftige Mutmaßung ankomme. 121 Ähnlich beschloß Gautier seine – von Leupold 1726 wiedergegebenen – Überlegungen zur Dicke der Brückenpfeiler: »Weder die Alten noch die Neuen wissen Raison darin zu geben, und so sie heutzutage gefordert würde, dürfte man in eben der Not stecken.«. 122 Die theoretische Mechanik fand erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts den Weg zur Baupraxis. Eines der frühen Beispiele ist die 1742–43 von den Mathematikern Le Seur, Jacquier und Boscowich sowie Poleni durchgeführte statische Untersuchung der Peterskuppel in Rom. Ihre Bedeutung liegt darin, »daß hier im Gegensatz zu Übung und Brauch aller vorangegangenen Zeiten, an Stelle von Erfahrungsregeln und statischem Gefühl zur Überprüfung der Standfestigkeit eines Bauwerks Wissenschaft und Forschung beigezogen wurden, und in der Art der Fragestellung, die eine moderne, quantitative, baustatische ist, indem durch Rechnung direkt die Abmessungen eines Baugliedes (des Zugrings) ermittelt werden sollen«. 123 Die eigentlichen Begründer der modernen Baustatik sind C. A. Coulomb und M. Navier. In beiden vereinigte sich der Theoretiker mit dem praktisch tätigen Ingenieur. Es ist ihr Verdienst, die wissenschaftlichen Grundlagen der theoretischen Statik erarbeitet und auf die Baupraxis angewendet zu haben. In seiner Schrift Essais sur une application des règles de maximis et minimis à quelques problèmes de statique relatifs à l’architecture (1773) löste Coulomb das Problem der Biegung eines Balkens erschöpfend und richtig. Auch eine Erddruck- und Gewölbetheorie hat er aufgestellt. Navier, Professor an der Pariser Ecole des Ponts et Chaussées, veröffentlichte 1826 seine Vorlesungen unter dem Titel Résumé des Lecons données à l’Ecole des Ponts et Chaussées sur l’Application de la Mécanique à l’Etablissement des Constructions et des Machines (Deutsche Ausgabe als Mechanik der Baukunst 1851). Diese Schrift ist das klassische Werk, auf dem die heutige Baustatik fußt. Sie ist Zusammenschau und Vollendung der bis dahin entwickelten Theorie der Statik in ihrer bewußten Anwendung auf die Bemessung der Konstruktion. Navier erkannte, daß aus den Arbeiten der Galilei, Bernoulli, Leibniz, Euler, Lagrange und Coulomb »bis jetzt die Mathematik mehr Nutzen gezogen als die Architektur und das Ingenieurwesen«. Seine Baumechanik sollte dagegen den Konstrukteur befähigen, die Standsicherheit des Gebäudes rechnerisch vorauszubestimmen. Mit Navier begann die Wissenschaft in der Baupraxis endgültig Fuß zu fassen. Den Eisenbau hat das sehr befruchtet. Die Anfänge der eigenständigen Eisenkonstruktion fielen nicht nur äußerlich mit dem Erscheinen der Baumechanik zusammen. Auf die neue Bauweise traf zu, was Navier im Vorwort seiner Schrift allgemein feststellt: daß es sich um Bauwerke ganz neuer Art handelt, über die die Erfahrung noch keine Resultate gesammelt hat, und daß man infolgedessen die Dimensionen der Teile nicht mehr nach dem herrschenden Gebrauch und nach dem Muster ausgeführter Bauwerke bestimmen kann. Andererseits warf die Eisenkonstruktion bald neue Probleme auf. Sie gaben Anlaß, die Baustatik über Navier hinaus fortzuführen. Die bei ihm noch nicht vorhandene, für die zweite Hälfe des Jahrhunderts überaus bedeutsame Theorie des Fachwerks ging um 1850 aus den praktischen Fortschritten der Eisenkonstruktion hervor.
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18 Titelblatt der zweiten Auflage der »Résumé des Lecons données à l’Ecole des Ponts et Chaussées sur l’Application de la Mécanique à l’Etablissement des Constructions et des Machines« von M. Navier 1833. 19 David Gilly (1748–1808). Portrait von F. G. Weitsch.
Die Lehre von der Konstruktion Entwicklung des konstruktiven Denkens Die Baustatik lieferte nicht nur Berechnungsmethoden, sondern befruchtete das konstruktive Denken allgemein. In der klassischen Architekturtheorie waren technische Fragen nicht vordergründig. Sie ordneten sich den Schönheitslehren unter. Man ging zudem lange Zeit vom »Fundament Vitruvii« aus, d. h. reproduzierte jahrhundertealte Verfahrensweisen, die oft nur noch historisches Interesse beanspruchen konnten. Gegen 1700 erst begannen die Lehrbücher, moderne Bedürfnisse mehr als vordem zu berücksichtigen und das handwerkliche Erfahrungsgut theoretisch zu untermauern. Mit der industriellen Revolution faßte das wissenschaftliche Element endgültig Fuß. Die bautechnischen Fragen weiteten sich zu einem selbständigen Zweig der Architekturtheorie aus. Werke wie D. Gillys Handbuch der Landbaukunst 1797 oder J. B. Rondelets Traîté théorique et pratique de l’Art de bâtir 1812 ff können als Anfang der neuzeitlichen Baukonstruktionslehre gelten. In den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts erhielten die Unersuchungen zur Baukonstruktion mächtigen Auftrieb. Bemerkenswert ist, daß der Anstoß dazu vielfach von Architekten kam. H. Hübsch, G. Moller, L. Laves oder H. Ritgen müssen hier genannt werden. Sie überwanden die im Dienste der klassischen Schönheitsdoktrin stehende Konstruktionslehre alter Prägung und weiteten so den Blick für das wissenschaftliche Erfassen der neuen bautechnischen Möglichkeiten. Besonders ausgeprägt war das konstruktive Denken im Schaffen des Darmstädter Architekten G. Moller. Er ließ ab1832 seine Beiträge zur Lehre von den Constructionen erscheinen. Die darin beschriebenen eigenen Bauwerke beruhen auf dem Netz- oder Knotensystem. Moller untersuchte die gotische Architektur und fand als eigentümliches Konstruktionsprinzip, »daß alle langen Linien von Mauern, Gewölbe, Dachhölzern etc. verhältnismäßig sehr schwach genommen, dagegen in kurzen Zwischenräumen durch unverschiebliche feste Punkte oder
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20 Seite aus David Gillys »Handbuch der Landbaukunst – Kupfersammlung Bd. 1«, 1820, UB Heidelberg, Seite V, Sign.: T 2309 RES:1–2.
›Knoten‹ netzförmig abgeschlossen sind« 124. Mollers Knotensystem lief also darauf hinaus, das Gefüge des Bauwerks auszumagern. Es erschloß gleichsam innere Reserven der Konstruktion, wies damit aber Wege zu höherer Ökonomie im Bauen. Die Eisenkonstruktion zog daraus den größten Nutzen. Das zeigt Mollers Kuppel über dem Mainzer Dom 1828, bei der das konsequent angewendete Netz- und Knotensystem bereits zu einer Vorstufe des erst viel später auftretenden räumlichen Fachwerks geführt hat. Mollers Gedanken fanden in Deutschland ein breites Echo. Sah man im Knotensystem doch eine Möglichkeit – wie das Moller selbst feststellte – »Werke auszuführen, welche in Hinsicht auf die Verbindung von Leichtigkeit mit Festigkeit alles bisher in der Art Bekannte übertreffen« 125. Außer diesem speziellen konstruktiven Prinzip hat sich die Grundrichtung des Mollerschen Denkens befruchtend auf die wissenschaftliche Baukonstruktionslehre ausgewirkt. Die zahlreich bis etwa Mitte des Jahrhunderts erschienenen Bücher und Aufsätze zur Konstruktion gingen größtenteils von Moller aus, führten seine Gedanken weiter.
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Moller 1833, H.1 S. II. Moller 1833, S. IV. Daviler / Sturm 1699, S. 207. Rondelet 1812, Bd. I S. 8.
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Definition der Konstruktion Die wissenschaftliche Baulehre vermochte nunmer die Frage zu beantworten, was denn die Konstruktion ist und welchen Platz sie im schöpferischen Prozeß einnimmt. L. C. Sturms Erkenntnisse reichten 1699 noch nicht weit: »Durch die Konstruktion verstehet man sowohl die Form, die ein jedwedes Stück insonderheit bekommet, als auch die Kunst, alle diese Stücke zusammenzusetzen.« 126 J. B. Rondelet sah 1812 präziser schon den Gegenstand der Konstruktion darin, mit »Kunst und Ökonomie« unter Verwendung angemessener Materialien alle Teile eines Werkes in gehöriger Festigkeit und Vollkommenheit auszuführen. 127 E. Hatzel schrieb 1849: »Die Konstruktion stützt sich auf die Gesetze der Statik. Es ist ihre Auf-
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gabe, den Konstruktionsteilen eine entsprechende Form und Größe zu geben und zweckmäßig zu einem Ganzen zu verbinden, so daß bei ökonomischer Verwendung und zweckmäßiger Verteilung des Konstruktionsmaterials ein dem Zweck entsprechendes Ganzes entsteht, welches den darauf einwirkenden Kräften vollkommen Widerstand leistet […]. Die Konstruktion ist daher die Grundlage der Architektur […].« 128 Und schließlich die Ansicht von E. Viollet-Le-Duc 1875: »Konstruieren heißt für den Architekten, die Materialien entsprechend ihrer Eigenschaften so zu verwenden, daß ein Bedürfnis mit den einfachsten und solidesten Mitteln befriedigt werden kann«. 129 Wissenschaftlichkeit und Zusammenhang mit Ökonomie und Kunst, das sind die wesentlichen Seiten der gefundenen theoretischen Bestimmung der Konstruktion. Grundlage für das erstere ist die Baustatik. Davon ausgehend unternahm F. Heinzerling 1870 den Versuch, die von den Materialien unabhängigen allgemeinen Konstruktionsprinzipien nach den Bedingungen des Gleichgewichts zu systematisieren und zu einer umfassenden, allgemeinen Theorie und Systemkunde der Baukonstruktionen zu vereinigen.130 Konstruktion ist aber nicht nur Wissenschaft, sie ist auch schöpferischer Prozeß und eng mit der künstlerischen Aufgabe der Architektur verbunden. »Die Konstruktion ist eine Wissenschaft«, schreibt Viollet-le-Duc, »aber sie ist auch eine Kunst, das heißt der Konstrukteur braucht Kenntnisse, Erfahrung und ein natürliches Empfinden. […] Architektur und Konstruktion müssen gleichzeitig gelehrt und ausgeübt werden: die Konstruktion ist das Mittel, die Architektur das Resultat.« 131 Bei all den besprochenen Versuchen, das Wesen der Konstruktion zu ergründen, war der Zusammenhang zwischen Technik und Baukunst lebendig, ja man bemüht sich, ihn völlig bewußt zu machen und die formzeugenden Potenzen der Konstruktion für die Wiedergeburt der Architektur zu nützen. Auf welche Weise die zum Gegenstand verfaßten Schriften architektonische Ziele verfolgten, das verdeutlicht allein der Titel einer von H. von Ritgen, nachmaligem Restaurator der Wartburg, 1835 verfaßten Broschüre: Beitrag zur Würdigung des Anteils der Lehre von den Konstruktionen in Holz und Eisen an der Ausbildung des Charakters neuerer, zeitgemäßer Baukunst. Bei Ritgen und vielen anderen war es erklärte Absicht, aus der Konstruktion oder spezieller sogar aus den konstruktiven Eigenheiten des Eisens die Mittel für den neuen Baustil zu gewinnen. Konstruktion und Ökonomie »Jedes Konstruktionssystem hat der doppelten Bedingung der Dauerhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit zu genügen, oder mit anderen Worten, alle in einem Konstruktionssystem verwendeten Materialien müssen entsprechend ihrer Festigkeit so angeordnet werden, daß man ihnen die geringstmöglichen Abmessungen geben kann und daß ihre Zusammenfügung von der größten Einfachheit ist.« 132 So formulierte Polonceau den Zusammenhang zwischen Konstruktion und Ökonomie, so und ähnlich gaben ihn ungezählte andere Definitionen wieder. Die Erkenntnis war nicht völlig neu. Auch in der klassischen Theorie war das Ziel, mit dem geringsten materiellen Aufwand den größtmöglichen praktischen Nutzen zu erreichen, ein viel erörtertes Problem. 133 Nunmehr aber ermöglichten Festigkeitslehre und Statik, die konstruktive Ökonomie rechnerisch zu erfassen. Die Wissenschaft wurde offensichtlich – wie Reynaud feststellte – zu dem Zweck eingesetzt, das gesuchte Ergebnis mit geringstem Kraftaufwand zu erreichen. 134 Darin liegt der gesellschaftliche Nutzen, den die wissenschaftliche Grundlegung der Baukonstruktionen gebracht hat. Ökonomie der Zeit und Ökonomie der Kosten, das ist nach Ansicht eines französischen Architekten von 1853 ein echtes Bedürfnis aller Zeiten, ganz besonders aber des 19. Jahrhunderts.135 Dem historischen Standort nach bleibt diese Ökonomie an die kapitalistische Produktion geknüpft. In ihr ist aber ein grundlegendes Prinzip für die Entwicklung der menschlichen Produktivkräfte überhaupt erkannt. Das ständige Streben, bei jeder Aufgabe das gesuchte Ergebnis mit dem geringsten Aufwand an Mitteln zu erreichen, ist ein Angelpunkt des gesellschaftlichen Fortschritts. Der neue Baustoff Eisen regte ökonomisches Denken stark an. Vielfach entschied der einfache Kostenvergleich, ob Metall verwendet wurde oder nicht. R. Wiegmann versuchte das Problem tiefer zu fassen, indem er Festigkeit und Kosten von Holz und Eisen verglich. Er fand (1836), daß auf Druck beanspruchte Teile bei gleicher Widerstandsfähigkeit und etwa gleichen Kosten in Eisen leichter sind als in Holz. Auf Biegung beansprucht wäre die Eisenstange etwa neunmal schwerer und gegen hundertmal teurer als ein Holzbalken. Hinsichtlich der Zugfestigkeit seien Verbandstücke gleichen Widerstands in Eisen doppelt so schwer und zwanzigmal so teuer wie in Eichenholz. Trotzdem verdiene bei letzterem Fall das Eisen den Vorzug, weil sichere und leichte Verbindungen möglich sind. 136 Hier zeigt sich, daß die Ökonomie nicht absolut gesehen werden kann. Der Kostenvergleich erschließt nur die rechnerisch faßbare Seite, die noch nicht alle ökonomischen Vorzüge dieser oder jener Konstruktion aufhellt. Die Ökonomie ist eine sehr vielschichtige, in allen Teilbereichen des architektonischen Prozesses wurzelnde Kategorie. Sie erschöpft sich
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ABZ 1849, S. 132. Viollet-le-Duc 1875, IV S. 1. Heinzerling 1870a. Viollet-le-Duc 1875, IV S. 1. Polonceau: RGA 1840, Sp. 27. Vgl. Schädlich 1957, S. 104. nach Boileau 1871, S. 29. Sirodot: RGA 1853, Sp. 55. Wiegmann 1839, S. 25ff.
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nicht im zahlenmäßig bestimmbaren Nutzeffekt der Konstruktion, wenngleich diese Erkenntnis den Anfang des 19. Jahrhunderts erzielten Fortschritt charakterisiert.
137 Breymann 1865, S. 61; RGA 1840, Sp. 736. 138 Zitiert nach Meyer 1907, S. 38.
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Theorie und Praxis Die wissenschaftliche Baukonstruktionslehre wurde – und das unterscheidet sie von der theoretischen Mechanik des 17. Jahrhundert – in engem Kontakt zur Baupraxis entwikkelt. Hier war eine ständige wechselseitige Befruchtung vorhanden. Trotz wachsender wissenschaftlicher Einsichten blieb das Experiment, ja das praktische Wagnis oft einzige Möglichkeit, neue Wege zu finden. Bis Mitte des Jahrhunderts erhielt die Eisenkonstruktion durch den kühnen, in theoretisch noch nicht erforschtes Neuland vorstoßenden schöpferischen Gedanken wesentliche Impulse. Einstürze blieben nicht aus, wie z. B. am Pariser Bahnhof Barrière du Maine 1840 oder der Markthalle an der Madelaine in Paris 1842. Bezeichnend ist aber die Reaktion der Zeitgenossen, die den Konstrukteur nicht etwa verdammen, sondern ob seines Wagemuts loben. Es sei schließlich leicht, standsicher und dauerhaft zu konstruieren, sobald man sich im Aufwand von Material keine Beschränkung auferlegt. 137 Gegen die wissenschaftliche Theorie und das ingenieurmäßige Denken tauchten verschiedentlich Widerstände seitens der Architekten auf. Der extremste Fall ist wohl das Verhalten des französischen Architekten C. F. Viel. Viel wurde nicht müde, die Theoretiker anzugreifen. Nach dem Gewölbeeinsturz im Pantheon 1804 veröffentlichte er ein Schrift De l’Impuissance des Mathématiques pour assurer la Solidité des Bâtiments (Über die Unfähigkeit der Mathematik, die Festigkeit der Gebäude zu gewährleisten) und vertrat noch 1818 die Ansicht, daß in der Architektur komplizierte Berechnungen keineswegs nötig seien, ja daß man sich gegen den unseligen Einfluß, den die »X-Y-Z-Gelehrten« auf die Konstruktion nehmen, verteidigen müsse. 138 Darin äußert sich der mittlerweile aufgebrochene Gegensatz zwischen Architekt und Ingenieur, durch den die Baukunst des 19. Jahrhunderts manchen Umweg gegangen ist. Er war eine – von der Sache her allerdings keineswegs notwendige – Folge der wissenschaftlichen Konstruktionslehre. Eine wesentliche Ursache dafür lag in der subjektiven Beschränktheit des klassisch geschulten Architekten, der auch an den technischen Fortschritt den »guten Geschmack der Alten« als Maß anzulegen bemüht war. Und sicherlich war daran andererseits eine ebensolche Beschränktheit mancher Ingenieure schuld, für die sich – gestützt auf die Allmacht der Ökonomie – im rechnerischen Nachweis der Standsicherheit einer Konstruktion die Aufgabe der Baukunst erschöpfte. Daß eine Arbeitsteilung, eine Spezialisierung stattfand, lag in der Natur des Prozesses. Daß daraus vielfach ein Gegensatz zwischen zwei wesentlichen Seiten der Architektur entstand, ist historisch bedingt. Immerhin hat diese bis zur Vereinseitigung getriebene Spezialisierung den technischen Fortschritt im Bauwesen ermöglicht. Nahmen in der ersten Hälfte des Jahrhunderts noch bedeutende Architekten daran teil, so wurde er in der zweiten Hälfte immer mehr durch die Ingenieure allein bestimmt. Die eigenständige Eisenkonstruktion war im wesentlichen ihr Werk.
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Kapitel III
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Kapitel III Die eigenständige Eisenkonstruktion in den Spannwerken Nach J. Rondelet können die Eigenschaften des Gußeisens denen des Steines gleichgesetzt werden. Beide Baustoffe hätten im wesentlichen dem Druck zu widerstehen. Schmiedeeisen hingegen vermöge – ähnlich wie Holz – vornehmlich Zug- und Biegespannungen aufzunehmen. Unter solchen Aspekten trat das neue Material zunächst an die Stelle des Steines und des Holzes. In den Stützen, Gewölben, ebenen Decken und Dachwerken fand es für alle Arten seiner Beanspruchbarkeit fertige Konstruktionen vor. Eisen wurde nach den statischen und konstruktiven Grundsätzen der herkömmlichen Bauweisen, namentlich der Holzkonstruktionen, verwendet. Das »metallische Zimmerwerk« war erster Schritt zu neuartigen Baukonstruktionen. Deren wirkliche Revolutionierung begann jedoch dort, wo man sich von den Gepflogenheiten des Holzbaus freimachte und aus den Festigkeitseigenschaften des Eisens eine eigenständige Konstruktion neuer Qualität entwickelte. Dies geschah in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts, nachdem das vorausgegangene Jahrzehnt schon bestimmte Grundlagen geschaffen hatte (Herstellung der Walzprofile, Begründung der Baustatik). Das »metallische Zimmerwerk« wurde zum Eisenfachwerk weitergebildet. Es wuchs über die konstruktiven und statischen Grenzen des Holzbaus hinaus. Diese Grenzen sind nicht im Prinzipiellen zu suchen. Fachwerksysteme lassen sich auch aus Holz konstruieren. Ja fast alle fachwerkartigen eisernen Spannwerke wurden am Holzbau entwickelt oder zumindest vorgebildet. Grenzen lagen – abgesehen von der Inhomogenität und geringen Dauerhaftigkeit – in der niedrigen Festigkeit des Holzes, die es namentlich an den Knotenpunkten unmöglich machte, große Lasten zu übertragen. Die damals weistestgespannten Dachwerke zeigen das. Bei den Exerzierhallen in Darmstadt 1771 mit 42,63 m und Moskau 1817 mit 45,71 m Spannweite waren gewaltige Stabquerschnitte und eiserne Hilfsmittel notwendig, die Kräfte am Auflager aufzunehmen. Das be-
21 Darstellung der Entwicklung von Holzund Eisenkonstruktionen nach historischen und morphologischen Gesichtspunkten.
III. Eigenständige Eisenkonstruktionen in Spannwerken 61
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deutete aber Erhöhung des Eigengewichts und Verringerung des Wirkungsgrades der Konstruktion. Die fast achtmal so große zulässige Beanspruchung des Schmiedeeisens ermöglichte, Konstruktionsteile mit weit höherem statischen Effekt zu verbinden als dies bei Holz der Fall war. Der neue Baustoff Eisen hat bestimmte statisch-konstruktive Systeme von den Fesseln befreit, die ihrer Weiterbildung im Holzbau angelegt waren. Das Eisenfachwerk ist als Fortführung und Vollendung der hölzernen Stabkonstruktionen zu werten. Dabei haben sich neue statische und konstruktive Grundsätze herausgebildet. Sie wirkten auf den Holzbau zurück und ermöglichten ihm, von der handwerklichen Zimmermannskunst zur Ingenieurkonstruktion weiterzuschreiten. Die folgende Darstellung geht von historischen und morphologischen Gesichtpunkten aus, ähnlich wie das G. Lang in seiner 1890 erschienenen Entwicklungsgeschichte der Spannwerke des Bauwesens getan hat. Durch diese Schrift angeregt und das dort gegebene Material teilweise nutzend soll versucht werden, die Bildungsgesetze der Eisenkonstruk-
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tionen geschichtlich herzuleiten in der Absicht, damit zugleich einen Beitrag für die Gestaltlehre der Baukonstruktionen überhaupt zu liefern. 139 (Vgl. dazu Abb. 21)
Der Balken Vom Holzbalken zum eisernen Träger Dem Holzbalken ist ein kompakter Querschnitt eigen, bei dem sich Breite und Höhe wenig unterscheiden. Die Bildsamkeit des Eisens ließ rationellere Querschnittformen zu. Der im Berliner Schloß verwendete, aus schmiedeeisernen Flachstäben zusammengeschweißte Balken (s. S. 35) scheint eine Ausnahme zu sein und ist vielleicht als notwendige Zwischenstufe zu werten. Die ersten gußeisernen Balken zeigten schon ein Profil. Vorstufen finden sich in den Schienen der englischen Hüttenbahnen seit 1767. Die ursprüngliche Flachschiene erhielt durch B. Curt 1776 seinen Spurrand. W. Jessop stellte 1789 Stegschienen mit kopfartiger Verdickung her. 140 (Abb. 22–24) Wenige Jahre später erschienen die ersten gußeisernen Träger im Hochbau. (Abb. 25) Sie haben einen umgekehrten T-Querschnitt und sind vielfach beim Bau englischer Textilfabriken verwendet worden. 141 Aufgrund angestellter Versuche empfahl Th. Tredgold 1824 das Doppel-T-Profil (Abb. 26) als den für gußeiserne Träger günstigsten Querschnitt. 142 E. Hodgkinson und W. Fairbairn wiesen durch exaktere Versuche (um 1840) das Unrichtige dieser These nach. Beim Gußeisen ist die Zugfestigkeit wesentlich geringer als die Druckfestigkeit. Das Material ist nur dann gut ausgenützt, wenn die Querschnittflächen oberhalb und unterhalb der Nullinie im Verhältnis dieser beiden Festigkeiten geformt sind. Daraus entstanden die typischen gußeisernen Trägerprofile mit einem großen Flansch unten und einem kleineren oder gar keinem oben. Günstigstes Verhältnis der Flanschgrößen ist nach Fairbairn 1 : 4 bis 1 : 5½. 143 Mit solchen Trägern wurden normalerweise Spannweiten bis 6 m überbrückt. Fairbairn ist zuweilen darüber hinausgegangen auf fast 8 m im Hochbau und 12 m im Brückenbau. (Abb. 27–31)
22 Erste Schiene von Reynolds in Coalbrookdale 1767. 23 Schiene von B. Burt in Sheffield 1776. 24 Stegschiene von W. Jessop 1789. 25 Verschiedene Gusseiserne Träger aus englischen Fabrikgebäuden. 26 Doppel-T-Profil von Th. Tregold 1824. 27 Versuche von E. Hodgkinson und W. Fairbairn um 1840. 28 London, Hungerfordmarkt 1831. 29 Berlin, Deutscher Dom um 1840. 30 W. Fairbairn um 1845. 31 Formkasten. 32 Eisenbahnschienen von J. Birkinshaw. Patent 1820. 33 Breitflanschschiene um 1830. 34 Unterzüge um 1865.
Erste Walzprofile Die seit Ende des 18. Jahrhunderts gewalzten schmiedeeisernen Flachstäbe waren vermöge ihrer geringen Seitensteifigkeit wenig als ausgesprochene Tragbalken geeignet. Sie kamen hauptsächlich in zusammengesetzten Konstruktionen vor. Erst das Walzen von Profilen führte zu ähnlichen günstigen Querschnittformen, wie sie der gußeiserne Träger hatte. Auch hier ging die Eisenbahnschiene voran. J. Birkinshaw nahm 1820 ein Patent auf das Walzen von Eisenbahnschienen. 144 Vom prismatischen Querschnitt ausgehend kam er über die Keilform zur Pilzform, die aus Steg und oberem Flansch besteht. (Abb. 32) Der Amerikaner L. Stevens fügte 1830 den Fuß = Unterflansch hinzu. 145 In dieser typischen Form ist die Eisenbahnschiene – obgleich von wenig günstigem Querschnitt – viel im Hochbau angewendet worden, da gebrauchtes Material billig von den Eisenbahnverwaltungen zu haben war. (Abb. 33–34)
139 Zeitgleich mit der Abfassung dieses Kapitels entstand – uns nicht bekannt – die Dissertation von K. Wittek: Untersuchungen über den Entwicklungsgang des Stahlhochbaus von den Anfängen (1800) bis zum Dreigelenkbogen (1870). (TH München 1963, als Buch Düsseldorf 1964). Auch Wittek geht – ohne besonders darauf hinzuweisen – von Lang aus, verarbeitet und durchdringt aber das reiche Material wenig sorgfältig. Seine Schrift enthält eine große Zahl Ungenauigkeiten in Zuschreibungen, Eigennamen, Jahreszahlen und Bezeichnung von Objekten. 140 Beck 1897, S. 757. 141 Skempton 1956, S. 1029; Hamilton 1941. 142 Fairbairn ed. Brauns 1845, S. 7. 143 Fairbairn ed. Brauns 1845, S. 20ff. 144 Beck 1899, S. 266. 145 Johannsen 1953, S. 336.
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35 Walzprofil, London, Euston Station 1835. 36 Walzprofil, Petersburg, Winterpalast 1837. 37 Walzprofil, Köln 1860. 38 Walzprofil, Birmingham 1853. 39 Paketieren. 40 Formgebung des I-Profiles. 41 Formgebung des T-Profils. 42 Formgebung des L- und U-Profils.
Die Form- oder Façon-Eisen für den Hochbau sind während der zwanziger Jahre in England entstanden, sicherlich in direkter Abhängigkeit von den beim Walzen der Eisenbahnschiene gemachten Erfahrungen. Als erstes erschienen Fenstersprossen und Winkeleisen. Um 1830 wurde das T-Eisen entwickelt. Winkel- und T-Eisen (in Deutschland seit 1831 bzw. 1839 gewalzt) blieben über zwei Jahrzehnte hinweg die einzigen Profilstäbe für Dach- und Brückenkonstruktionen. 146 (Abb. 35–38) Das Walzen der Profilstäbe hing von der Lösung vieler technischer und technologischer Probleme ab. Sie lagen besonders in der Aufbereitung des Rohmaterials und der Kalibrierung der Walzen (Berücksichtigung des Schwundmaßes und der unterschiedlichen Umgangsgeschwindigkeit der einzelnen Kaliberteile; Erzielung gleichmäßiger Druckverteilung, damit die Stäbe nicht verbogen werden u.ä.) 147. Dem Walzen der Profilstäbe aus Schweißeisen ging die sogenannte Paketierung voraus. Die im Puddelverfahren gewonnene Luppe wurde zu Rohschienen (Flachstäben) gestreckt. Diese bildeten den Kern des Pakets. Als Deckplatten kamen mehrfach geschweißte, hochwertigere Eisensorten hinzu. Auf diese Weise war es möglich, stark beanspruchte Teile eines Profils aus hartem Material herzustellen. Das im Ofen auf die nötige Hitze gebrachte Paket gelangte in eine Vorwalze, die das prismatische Bündel von Eisenstäben zu einer homogenen Masse zusammenschweißte. In den Fertigwalzen bekam der Stab das endgültige Profil. Um die Formgebung zu erleichtern, wurden zuweilen auch grob vorprofiliert aufgebaute Pakete verwendet. (Abb. 39–44)
43 Universalwalzwerk für Parallelflanschträger. 44 Walzwerke. 45 Gewalztes Doppel-T-Profil, W. Fairbairn um 1845. 46 Gewalztes Doppel-T-Profil, Ch. F. Zorès 1853. 47 Englische Doppel-T-Profile, IndustrieAusstellung London 1862. 35 36 37 38 39 40 41 42
146 Mäurer 1865, S. 35; Beck 1899, S. 631f. 147 Nach Mäurer 1865, S. 5 war noch 1865 die Walzenfertigung eine von Walzendrechslern ausgeübte und geheim gehaltene »praktische Kunst«, die im Lehrplan der deutschen höheren polytechnischen Lehranstalten nicht enthalten war.
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Das Doppel-T-Profil Der Doppel-T-Querschnitt, von L. Navier schon als besonders geeignet empfohlen, mit der geringsten Querschnittfläche das größte Widerstandsmoment zu erreichen, tauchte als Walzprofil erst in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre auf. Nach C. F. Zorès stellt sich seine Entwicklung folgendermaßen dar: 148 Beim neuen Schlachthaus in Paris wandte Bleuze 1847 zur Deckenkonstruktion einen kreuzförmigen Träger an in der Absicht, durch die Querrippe in der Mitte eine größere Seitensteifigkeit und damit Tragfähigkeit des normalen Flachstabes zu erreichen. Die Resultate waren nicht befriedigend. Zusammen mit C. F. Zorès schuf Bleuze ein umgekehrtes T-Profil, für dessen Herstellung sich jedoch kein Walzwerk fand. So setzte man dieses Profil von 16 cm Höhe und 6 cm Breite aus zwei Flachstäben mittels kleiner, beidseits im Abstand von 10 cm angeschweißter Winkelstücke zusammen. Einen gleichen Träger entwickelte 1848 auch Chibon. Bei Belastungsversuchen, die Zorès damit anstellte, ergaben sich wellenförmige Verwerfungen an der oberen Kante des Steges. Das brachte Zorès auf die Idee, auch oben einen Flansch anzuordnen. Chibon konstruierte ein solches Eisen, und damit war das Doppel-T-Profil geboren. Im Frühjahr 1849 gelang es, einen solchen Träger zu walzen. Er hatte eine Höhe von 14 cm und lag später auf 5,40 m frei als Deckenträger in einem Pariser Haus. Entgegen dieser Darstellung scheint der gewalzte Doppel-T-Träger anderwärts schon früher bekannt gewesen zu sein. W. Fairbairn (Abb. 45) unternahm im Oktober 1845 Versuche mit dem Doppel-T-Profil. 149 A. Vierendeel spricht davon, daß erste Doppel-T-Träger 1845 in Frankreich auf Wunsch von E. Flachat gewalzt worden seien. 150 Auch aus Berlin wird berichtet, daß 1847 ein Mühlengebäude mit gußeisernen Säulen und gewalzten Trägern konstruiert worden sei. 151 Man wird deshalb wohl die Mitte der vierziger Jahre als Entstehungszeit für das gewalzte Doppel-T-Profil ansetzen müssen. Systematisch bildete Zorès das neue Profil weiter. Durch Belastungsversuche 1850–51 fand er, daß für die optimale Ausnützung des Querschnittes der obere Flansch stärker sein müsse als der untere (etwa im Verhältnis 6 : 5). (Abb. 46) Die Industrie weigerte sich, ein solches Profil herzustellen. So wurden aus praktischen Gründen nur Träger mit gleichstarken Flanschen gewalzt. Zorès’ Schrift über die angestellten Versuche ist eine erste Profilsammlung und kann als Vorstufe für die später verfolgte Festlegung von Normalprofilen gelten. 152 Die Vervollkommnung der Walztechnik erlaubte bald große Querschnitte. Waren auf der Londoner Industrieausstellung 1862 90 cm hohe Profile (Abb. 47) – um die Schwierigkeiten des Walzens zu umgehen – noch aus Einzelteilen zusammengesetzt, 153 so zeigte die Ausstellung in Paris 1867 einen einheitlichen Walzträger von 1 m Höhe bei 10 m Länge. 154 In Deutschland wurden die ersten Doppel-T-Träger 1857 gewalzt. 155 Zorès entwickelte gleichzeitig mit der Doppel-T-Form das U-Profil und das ihm 1852 patentierte so genannte Belag-Eisen (Zorès-Eisen). (Abb. 48–50) Die charakteristische Form des in den vierziger Jahren geschaffenen Doppel-T-Profils mit seinen relativ schmalen, an den Ecken gerundeten und zum Steg hin anlaufenden Flanschen ist durch den Walzvorgang bedingt. Erst im Jahre 1896 gelang es dem amerikanischen Ingenieur H. Grey, Träger mit breiten Flanschen zu walzen. (Abb. 43) Sie haben den Vorteil größerer Seitensteifigkeit, was besonders bei Verwendung als Stütze günstig ist. Da sie außerdem parallelkantige Flanschen erhielten, wurden die Anschlüsse wesentlich vereinfacht. Völlig eingebürgert haben sich Breitflanschträger erst durch die 1898 in Differdingen (Luxemburg) und später in Peine aufgenommene Produktion. Als Peiner Träger (I-P) werden sie in Deutschland von den Regelträgern unterschieden. 156
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Zorès 1853, S. 2; vgl. auch Mäurer 1865, S. 103ff. Fairbairn ed. Brauns 1845, S. 62. Vierendeel 1900, S. 34. ZfBW 1851, Sp. 178. Zorès 1853; über die Arbeiten von Zorès vgl. ferner Mäurer 1865, S. 105f; ZfBW 1854, Sp. 385; ZfBW 1857, Sp. 429; Johannsen 1953, S. 374. Mäurer 1865, S. 111f. ZH 1868, Sp. 506. Mäurer 1865, S. 108. Johannsen 1953, 511f – Wasmuths Lex.d.Bauk. II S. 672.
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Daher schlug Daehr 1889 vor, den Steg des Doppel-T-Trägers dünner als üblich zu walzen und die erforderliche Steifigkeit durch wellenartige Verformung zu gewährleisten. (Abb. 48) Bei gleicher Tragfähigkeit konnte Gewichtsersparnis von durchschnittlich 11% erzielt werden. 157 Das Profil war aber wohl zu kompliziert, als daß es sich praktisch durchgesetzt hätte. »Die Einführung des Doppel-T-Eisens bildete eine wichtige Epoche in der Geschichte des Bauwesens, da mit ihr ganz neue Konstruktionen hervorgerufen wurden und überhaupt die Prinzipien der Bauwissenschaft vielfach eine andere Richtung angenommen haben. Mit ihr begann recht eigentlich erst das eiserne Zeitalter des Bauwesens […]« 158 So und ähnlich urteilten die Zeitgenossen – hier Mäurer 1865 – über den Fortschritt, der durch die Walzprofile in den Baukonstruktionen erzielt wurde.
48 49 51 52 53 55 56 57
50 54
157 ABZ 1889, S. 25; ZBV 1889, S. 161. 158 Mäurer 1865, S. 103. 159 Aistov / Vasil’ev / Ivanov 1962, S. 329 – Besprochen und abgebildet ferner bei Breymann1865, S. 39 und Vierendeel 1900, S. 32. (Erstmals veröffentlicht von Eck 1841, S. 50). 160 RGA 1853, Sp. 56.
Der Blechträger und das Kastenprofil Mit dem Winkeleisen konnte das Doppel-T-Profil auch aus Blechen zusammengesetzt werden. Der Blechträger hat bei relativ geringem Eigengewicht eine bedeutende Tragfähigkeit. Die Masse des Materials liegt in großer Entfernung von der Schwerpunktachse. Dem Stegblech kommt im wesentlichen nur die Aufgabe zu, die Flanschen in unverrückbarer Lage gegen die neutrale Achse zu halten. Da es bei großer Höhe leicht ausknickt, muß es durch Winkeleisen versteift werden. Blechträger sind wahrscheinlich schon in den zwanziger Jahren in England verwendet worden. Älteste nachweisbare Beispiele sind die beim Wiederaufbau des Winterpalastes in Petersburg nach 1837 verwendeten elliptischen Träger. Der Steg des 53 bis 62 cm hohen Profils besteht aus zwei inneren vertikalen und zwei äußeren, der Steifigkeit wegen segmentförmig gebauchten Blechen, die durch Bolzen und Abstandhalter miteinander verbunden sind. Oben und unten angenietete Winkeleisen bilden die Flanschen. 159 (Abb. 52) Im Hochbau kam der Blechträger wenig vor, sein eigentliches Anwendungsgebiet blieb der Brückenbau. Hier wurde auch der nächste Schritt getan und der einfache Doppel-TQuerschnitt zum Kastenprofil weitergebildet. Es hat eine noch größere Tragfähigkeit, da es keinen Seitenverkrümmungen ausgesetzt ist. Im Kastenträger ist das Prinzip zu Ende geführt, Konstruktionselemente, die für sich genommen schlaff sind, in solcher Weise zu verbinden, daß sie als Tragwerke eine große Steifigkeit und Widerstandskraft erhalten. Hier liegt der Anfang der Flächentragwerke im modernen Sinn. Der Neuartigkeit des Konstruktionsgedankens war man sich wohl bewußt. Das Kastenprofil galt als »das Wunder des Jahrhunderts« 160.
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Erstes und zugleich berühmtestes Beispiel ist die 1847–48 von R. Stephenson erbaute Britanniabrücke (Abb. 53). Sie besteht aus einem einzigen, in der Mittelöffnung 140 m weit gespannten Kastenträger. 161 Für den Hochbau konnte das System dieser Röhren- oder Tubularbrücken selbstverständlich nur in stark reduzierter Form Anwendung finden. Der Kastenträger ist, wenn auch selten, für weitgespannte ebene Decken gebraucht worden (Rathaus Berlin, Schloß Braunschweig). Häufiger wurde er in großen Hallenkonstruktionen (z.B. Ausstellungen Paris 1867 und Wien 1873) verwendet. (Abb. 54–57) Der im Kastenprofil enthaltene Grundgedanke, flächige Elemente durch Verformen steif zu machen, ist auch bei einigen Walzprofilen (Zorès-Eisen, Segmenteisen) und vor allem im Wellblech verwirklicht. Das Wellblech oder Waffelblech, wie es im Deutschen oft genannt wurde, tauchte um 1830 in England auf 162 und verbreitete sich rasch. Es erwies sich als hervorragendes Dachdeck- und Wandbaumaterial. Das durch Wellung biegesteif gemachte Blech war selbst tragend und ersparte eine engmaschige Unterkonstruktion. Ob dieser Eigenschaften wurde es bald konstruktiv im Sinne eines Flächenträgers genützt. Wellblech eignete sich – zwischen Doppel-T-Träger gelegt und mit Kies, Gips oder Beton aufgefüllt – vorzüglich zur Herstellung ebener oder gewölbter Decken. Vielfach sind auch ganze Dächer ohne jegliche Unterkonstruktion damit ausgeführt worden (vgl. Abb. 115–117).
48 Gewalztes Doppel-T-Profil, Liverpool, Lime Street Station II 1849. 49 Belageisen von Ch. F. Zorès 1853. 50 Segmenteisen, Ruppert 1858. 51 Dæhr 1889. 52 Petersburg, Winterpalast 1837. 53 Britanniabrücke R. Stephenson 1847–48. 54 W. Fairbairn um 1845. 55 Träger von Brunel, Fox und Henderson um 1850. 56 Brücke, Kanal St. Denis 1858. 57 Berlin, Rathaus 1860ff. 58 Verdübelter Balken, J. Leupold 1726. 59 Verdübelter Balken, D. Gilly 1796. 60 Verdübelter Balken, A. Romberg 1833.
Der zusammengesetzte Balken Der verdübelte Balken Mit dem Blechträger war eine wirtschaftliche Möglichkeit gefunden, Balkenquerschnitte von großer Tragfähigkeit aus Einzelteilen zusammenzusetzen. Die alte Zimmermannskonstruktion konnte Ähnliches nur bedingt und mit erheblich geringerem Nutzeffekt erreichen. Einfachste Form, einen Querschnitt zu vergrößern, war das waagerechte Übereinanderlegen zwei oder mehrerer Balken. Dabei mußte Sorge getragen werden, daß die Balken »bei der Biegung fortwährend miteinander in Berührung bleiben« 163. Die älteste Art, das gemeinsame statische Wirken zweier einzelner Balken zu erreichen, dürfte ihre gegenseitige Verzahnung sein bei gleichzeitigem Zusammenpressen durch Bolzen oder eiserne Bänder. Zahnschnittbalken sind im 17. Jahrhundert nachweisbar 164 und wurden auch noch gegen Mitte des 19. Jahrhunderts in allen einschlägigen Zimmerer-Lehrbüchern in manchmal geradezu virtuoser Durchbildung empfohlen 165. (Abb. 58–60) In der technischen Ausführung einfacher als der verzahnte ist der verdübelte Balken, bei dem stehende oder liegende Holzdübel das Zusammenwirken der Stäbe bei Biegebeanspruchung garantieren. Seine Entstehungszeit ist nicht bekannt. J. Leupold bildete ihn 1726 ab. 166 Er sprach auch den Gedanken aus, daß die Tragfähigkeit eines Balkens wächst, wenn der Abstand zwischen seiner oberen und unteren Begrenzung möglichst groß wird. Dies scheint Anfang des 19. Jahrhunderts dazu geführt zu haben, statt Dübel größere Klötze einzulegen, so daß die Balken auseinanderrückten. Solche Konstruktionen finden sich in der ersten Hälfte des Jahrhunderts vielfach bei Brücken (sogenannte Klötzelholzbrücken). 167 (Abb. 61–65) Übersetzt in die Eisenkonstruktion kam der reine verdübelte Balken nicht vor. Die wenigen Beispiele ähnlicher Lösungen entsprechen dem zuletzt beschriebenen System. (Abb. 68) L. Navier gibt Versuche wieder (Abb. 67), die A. Duleau mit verbolzten Schmiedeeisenstäben durchgeführt hat. 168 Das Belastungsergebnis wurde um so günstiger, je weiter die Stäbe durch eingelegte Keile auseinanderrückten. Navier weist jedoch darauf hin, daß der Vergrößerung der lichten Weite zwischen den Stäben Grenzen gesetzt sind, weil sich die Bolzen biegen. Er empfiehlt – wie in Duleaus letztem Versuch – Aussteifung der Felder durch Andreaskreuze (Abb. 66). Das System nähert sich damit wieder den Eigenschaften eines vollwandigen Querschnitts, enthält aber bereits ein neues Konstruktionsprinzip: Der verdübelte Balken wurde bis zur Schwelle des geraden Ständerfachwerks weitergebildet. Darin liegt seine Bedeutung für den Eisenbau.
161 Heinzerling 1870b, S. 215ff; Fairbairn ed Brauns 1845 (S.88ff) hat durch vorherige Belastungsversuche die Möglichkeit dieses Querschnitts nachgewiesen und die geeignete Form ermittelt. 162 Nach Johannsen 1953, S. 532 erfunden von einem Angehörigen der Werksbesitzerfamilie Walker in Rotherhithe. Schinkel sah auf seiner Englandreise 1826 die West India Docks in London und erwähnt die »herrlich konstruierten Dächer, die mit eisernen geriffelten Platten gedeckt sind«. Möglicherweise handelt es sich dabei um Wellblech (Wolzogen 1863, S. 46). 163 Navier ed. Westphal 1851, § 508, ferner §§ 509–11. 164 Lang 1890, S. 95. 165 Romberg 1847, Tf. 9. 166 Leupold 1726, Tf. 8. 167 Biedenkopfbrücke Hersen ABZ 1844, S. 23; vgl. auch Lang 1890, S. 100. 168 Navier ed. Westphal 1851, S. 259 § 516.
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102 III. Eigenst채ndige Eisenkonstruktionen in Spannwerken
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III. Eigenst채ndige Eisenkonstruktionen in Spannwerken 103
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Abb. 306 ergänzt, wurden Kastenprofile bevorzugt. Besondere Aufmerksamkeit erforderten die vielgeschossigen Skelette hinsichtlich der Queraussteifungen gegen angreifende Horizontalkräfte. Der rationellste Windverband blieb noch immer die Strebe. Da sie aber diagonal die Gefache durchschnitt, entwickelten sich auch andere, dem Anordnen von Öffnungen mehr Freiheit gebende Lösungen. Eckbleche oder Eckstreben erzeugten auf ähnliche Weise steife Knoten wie die mächtigen, geschoßweise eingestellten Zweigelenkrahmen. (Abb. 308) Zur Übertragung der Windlasten auf die nur in einigen Achsen angeordneten unverschieblichen Gebinde wurden die steifen Deckenplatten herangezogen. Neue Überlegungen erforderte schließlich die Feuersicherheit der Konstruktion. Die Beständigkeit gegen Feuer galt seit Ende des 18. Jahrhunderts als einer der bedeutendsten Vorteile eiserner Konstruktionen und gab sehr oft den Ausschlag dafür, trotz höherer Kosten das neue Material anzuwenden. Man übersah allerdings dabei, daß die gegenüber dem Holz zweifellos vorhandene höhere Sicherheit effektiv erst gegeben ist, wenn den Flammen der direkte Zutritt zu den Eisenteilen verwehrt wird. Wiesen vereinzelte Brände schon nachdrücklich auf diese Notwendigkeit hin, so erteilte der Brand von Chicago eine besonders furchtbare Lektion. Bei einer Hitze bis zu 3.000° C schmolzen die Eisenteile dahin und mit ihnen alle Illusionen von der Feuersicherheit eiserner Konstruktionen. Sehr rasch ging man deshalb dazu über, tragende Glieder, besonders im Skelettbau, durch geeignete Stoffe feuersicher zu ummanteln. Neben eigens für diesen Zweck hergestellten flachen Hohlziegeln (Abb. 307) bürgerte sich gegen Ende des Jahrhunderts mehr und mehr die mit einem Drahtgeflecht armierte Betonhülle ein. An den Außenwänden wurden die Stützen meist in Mauerwerk eingebettet, das eine Werkstein- oder Terrakottaverkleidung erhielt. Der in Abb. 305 wiedergegebene Knotenpunkt vom Fair Store in Chicago (Jenney 1890–91) faßt das im eisernen Stockwerkbau Erreichte zusammen. Die Stützen, Unterzüge und Träger, die Art ihrer durch Nieten oder Verschrauben hergestellten Verbindung, die Hohlsteindecke und feuersichere Ummantelung – all dies ist bereits Standardlösung der neuen Bauweise. Hier hat das Stahlskelett – und darin liegt die große Leistung der Chicago School – seine vollendete Gestalt erhalten. Jede Art der Rückerinnerung an überlieferte Bauformen wie das klassische Säule-Balken-Verhältnis oder das hölzerne Fachwerk ist aus dieser Konstruktion getilgt. Damit wurde die eigenständige Eisenkonstruktion auch im letzten noch verbliebenen baulichen Bereich voll verwirklicht.
134 IV. Eiserne Stützwerke
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Das Bild vom Aufbau des Fair Store (Abb. 304) führt die neue Qualität des eisernen Gerüstes anschaulich vor Augen. Es charakterisiert zugleich die damit verbundene gestalterische Aufgabe. Bei Einschätzung der künstlerischen Ergebnisse ist zu berücksichtigen, daß der Ausgangspunkt ein anderer als bei den frühen europäischen Bauten sein mußte. Dort war mit den in der Fassade sichtbaren Eisenteilen auf relativ leichte Art ein neuer, dem Skelett gemäßer Ausdruck zu erreichen. In Chicago dagegen verhinderte die Ummantelung, das Stahlskelett direkt zur Erscheinung zu bringen. Nur in vermittelter Form, nur als Projektion in die Bekleidung konnte sein Wesen verdeutlicht werden. Mit der aus traditionellen Baustoffen handwerklich gefertigten Ummantelung wurden zunächst auch die dazugehörigen traditionellen formen übernommen. Wie stark sie anfangs Aufbau und Gliederung der Massen bestimmten, zeigt das Home Insurance Building. Aber schon beim zweiten Leiter Building lebte das klassische tektonische System nicht mehr aus seinen eigenen Gesetzen, sondern denen des Stahlskeletts, und es war von hier nur ein kleiner Schritt bis zum völligen Verzicht auf eine an die antiken Säulenstellungen gemahnende Struktur. Chamber of Commerce Building und Reliance Building lösten sich vom traditionellen Massivbau noch weiter. Über dem in Glas aufgelösten zweigeschossigen Unterbau wurde eine gleichwertige Reihung der völlig von Öffnungen eingenommenen Gefache angestrebt. Beachtenswert die Konsequenz, mit der im Reliance Building trotz Ummantelung (hier erstmals aus glasierter Terrakotta) das Filigrane des eisernen Skeletts voll zur Wirkung kommt. Höhepunkt dieser Entwicklung war der vielgerühmte Carson Pirie Scott Store in Chicago, 1899–1906 von L. Sullivan in mehreren Abschnitten erbaut. (Abb. 303) Unter Verzicht auf plastisch dekorative Mittel schuf Sullivan im Hauptteil der
301 Chicago, Second Leiter Building, W. Le Baron Jenney 1888–89. 302 Chicago, Reliance Building, Burnham & Co 1890, 1895. 303 Chicago, Carson Pirie Scott Store, L. Sullivan 1899, 1903–04. 304, 305 Chicago, Fair Store, W. Le Baron Jenney 1890–91. 306 verschiedene Stützenprofile. 307 Feuersichere Ummantelung der Stützen und Träger. 308 Windverbände. 303 306
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IV. Eiserne Stützwerke 135
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Fassade eine neutrale Struktur, die der Gleichartigkeit des konstruktiven wie des räumlichen Gefüges entspricht. In merkwürdigem Kontrast steht dazu die formkräftige gußeiserne Plastik an den beiden unteren Geschossen des Gebäudes. Aber selbst diese ordnet sich in die funktionellen Prinzipien ein, von denen Sullivan in seiner Architektur ausging und die er in einer Schrift über das hohe Geschäftshaus (The tall office building artistically considerd) 1896 ausführlich darlegte. Gleichsam Vermächtnis der Chicago School, wurden diese Gedanken in einer Zeit niedergeschrieben, als die eben überwundenen konservativen Tendenzen wieder in die Gestaltung der Wolkenkratzer eindrangen und sie auf lange Zeit bestimmten. Noch im Wettbewerb für die Chicago Tribune 1922 unterlagen die im Geiste der Chicago School gestalteten Projekte den historisierenden Formkompromissen, so als hätte es die für den Stahlskelettbau bahnbrechenden architektonischen Leistungen von Jenney bis Sullivan nie gegeben.
Das eiserne Haus 309 Gußeiserne Hohlkörper für Mauerwerk nach Thiollet 1832. 310 St. Petersburg, Moskauer Tor, Vasili Stasov (1830–34). Foto um 1930. 311 Neufahrwasser, Leuchtbake 1845. 312 Konstantinopel, Dampfmühle W. Fairbarn 1839–41 (Rekonstruktion von Bannister).
136 IV. Eiserne Stützwerke
Gußeiserne Mantelkonstruktionen Wie die Geschichte der Spann- und Stützwerke zeigt, war das neue Material Eisen in stabartigen Konstruktionsgliedern am vorteilhaftesten eingesetzt. Hier zeitigte es gegenüber dem Mauerwerksbau hinsichtlich des Materialaufwandes große ökonomische Vorteile. Und doch sind Versuche unternommen worden, das Eisen in die vollen Wandkonstruktionen einzuführen. Das Kreuzbergdenkmal in Berlin (1818) und das Moskauer Tor (1830–34) in St. Petersburg (Abb. 310) sind in Eisen übersetzte Massivbauten. Gußeisen und Schmiedeeisen (in Form von Blech) traten an die Stelle des üblichen Mauerwerks
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und nahmen auch formal dessen Gestalt an. Da es bei der großen Festigkeit des Eisens höchst unökonomisch gewesen wäre, das neue Material in der gleichen Masse wie das Mauerwerk zu verwenden, wurde nur ein äußerer Mantel angeordnet. Im Inneren blieb die Konstruktion hohl. Sie nahm, soweit erforderlich, schmiedeeiserne Hilfskonstruktionen auf, die den Mantel stützten, gleich wie eine metallene Großplastik durch ein inneres Hilfsgerüst ihre Standsicherheit erhält. Die dem überlieferten Bild vertraute plastische Erscheinung des Körpers ist denn auch die Ursache dafür, daß derartige Mantelkonstruktionen angewendet wurden. Durch ihre starke Bindung an Steinformen enthielten sie kein entwicklungsfähiges Prinzip für die Eisenkonstruktion. Das gleiche traf für verschiedene Versuche zu, gußeiserne Mauersteine herzustellen. J. Nash erhielt 1797 ein Patent für gußeiserne Hohlstücke, die – mit Erde, Lehm, Sand oder einer anderen dichten Mischung gefüllt – zum Bau von Brücken dienen sollten. 300 Thiollet gab 1832 ein englisches System wieder, 301 wonach das Mauerwerk aus hohlen, durch schwalbenschwanzförmige Verbindungen aneinandergefügten und mit Beton ausgefüllten gußeisernen Kästen gebildet werden kann. (Abb. 309) Der gegenüber dem Hausteinmauerwerk konstatierte ökonomische Vorteil im Arbeitsaufwand mag zutreffen, jedoch war auch auf diesem Wege eine spezifische Eisenkonstruktion nicht zu finden. Englische Fertighäuser In einer Hinsicht allerdings wurde die eiserne Wandbauweise bedeutsam. Auf ihrer Grundlage entwickelte sich das vorgefertigte Montagehaus. Der Anstoß ging von England aus. Bei den Auswanderern in Australien und den Goldsuchern in Kalifornien entstand wie überall im weiten Kolonialreich ein wachsendes Bedürfnis nach baulichen Anlagen, das mit den an Ort und Stelle vorhandenen Mitteln nur ungenügend befriedigt werden konnte. Englische Unternehmer haben »dieses Bedürfnis ebenso spekulativ aufgefaßt, als demselben geschickt und glücklich entsprochen« – dadurch nämlich, daß sie eiserne Fertighäuser produzierten. Von einer der rührigsten Firmen, E.T. Bellhouse & Co., wurde 1850 in einem Aufsatz der »Allgemeinen Bauzeitung« berichtet, daß sie bereits Hunderte von eisernen Häusern verschiedener Größe in Manchester hergestellt und – mitunter vollständig möbliert – nach Amerika versandt habe. Das Jahrzehnt um 1850 erlebte geradezu einen Boom der Fertighausproduktion. Leuchttürme, Kirchen, Verwaltungsbauten, Wohnhäuser, Läden, Militärunterkünfte, Lazarette, ja selbst Theater wurden von England aus über den ganzen Erdball versandt. 302 Ideen, Leuchttürme in Eisen oder Bronze auszuführen, tauchten schon in den dreißiger Jahren auf. Ein 1841 für Jamaika gebauter gußeiserner Leuchtturm dürfte das früheste Beispiel sein. Ihm folgten zahlreiche weitere. Die gesamte Wandkonstruktion ist in einzelne Platten zerlegt. Miteinander verschraubt, bilden sie einen gußeisernen Hohlkörper, der im Inneren – meist in einem zweiten Hohlkörper – die Wendeltreppe aufnimmt. Die in den Abmessungen bescheidene Leuchtbake in Neufahrwasser bei Danzig (1845, von Borsig gegossen) (Abb. 311) vermittelt eine Vorstellung von dieser Bauweise. Noch 1876 wurde auf ähnliche Art der Leuchtturm zu Kykduin (Holland) gebaut. Zu den ersten vorgefertigten Gebäuden gehört eine Dampfmühle, die W. Fairbairn 1839–41 für Konstantinopel lieferte. 303 Mit ihrem dreigeschossigen gußeisernen Skelett kann sie sogar als Vorläufer der Bauten Badgers und Bogardus’ gelten. (Abb. 312) Häuser für Wohnzwecke bestanden fast durchweg aus einem mit Blech verkleideten guß- oder schmiedeeisernen Gerüst. Abb. 313 zeigt ein bei Bellhouse hergestelltes Wohnhaus mit Laden. 304 Unmittelbar auf dem Erdboden liegt ein hölzerner Fundamentrahmen. Darauf erhebt sich das teils genietete, teils verschraubte Gerippe aus Flachstäben. Es folgt der Form der Wände, des Daches, der Türen und Fenster und ist von außen mit verzinktem Wellblech ummantelt. Die einzelnen Tafeln wurden zusammengeschraubt. Treppen, Türen und Fensterläden sind aus Schmiedeeisen, Fensterrahmen jedoch aus Gußeisen. Die Wände tragen an der Innenseite eine Verkleidung mit Brettern, wie überhaupt der gesamte Ausbau (Fußböden, Decken und Zwischenwände) in Holz ausgeführt ist. Noch erscheint das Montagesystem unvollkommen. Gegenüber den gußeisernen Mantelkonstruktionen der Leuchttürme ist jedoch ein wichtiger Fortschritt erzielt. Die konstruktive Trennung der tragenden und hüllenden Funktion der Wand machte den Weg zur Vervollkommnung der Montagebauten frei. Eiserne Fertighäuser in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Einen beachtlichen Beitrag zum Fertigbau lieferte zeitgleich mit den ersten englischen Versuchen der belgische Ingenieur Delaveleye. Seine Konstruktionsweise zeigt – obwohl am Anfang stehend – bereits alle Merkmale exakter ingenieurmäßiger Durchdringung der neuen Aufgabe. Delaveleye hatte Anfang der vierziger Jahre von einer Handelsgesellschaft
300 Sammlung nützlicher Aufsätze und Nachr., die Bauk. betreffend 1798 Tl.1, S. 40. Riedel, der darüber berichtet, bemerkt: »Ich sehe aber nicht, wozu diese Ausfülung eigentlich nützen soll, da ja dadurch der Bogen nur schwerer und kostbarer, aber nicht fester werden kann.« 301 Thiollet 1832, S. 24. 302 ABZ 1850 S. 484f; Hitchcock 1954 gibt auf S. 516 und 527 diese Entwicklung ausführlich. 303 Bannister 1956, S. 15. 304 ABZ 1850,S. 484.
IV. Eiserne Stützwerke 137
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Register der besprochenen Hochbauten Fett gedruckte Ziffern verweisen auf Abbildungen. Die Literaturhinweise zu den einzelnen Objekten sind grau markiert.
Aachen • Klosterkirche zum guten Hirten. Eiserne Turmspitze. Stein, 1850–51. (ZfBW 1860, Sp. 489) Altona • S.Trinitatis-Kirche. C. Dose, 1742–44. (Grashoff 1938, S. 63), S. 35, 119 Amsterdam • Börse. H. P. Berlage, 1898–1904. (Deutsche Kunst u. Denkmalpflege 1903, S. 402), S. 238 • Lokomotivschuppen. 1882–83. (Vierendeel 1900, S. 199), S. 267, 281 • Palais voor Volksvlijt. C. Oudshoorn, 1857–64. (Fockema et. al. 1957.2, S. 193), S. 178 • Universitätsbibliothek. De Grelf, 1880–81. (ABZ 1884, S. 59), S. 245 Antwerpen • Börse. 1.Bau: D. Waghemakere; gußeiserne Kuppel Ch. Marcellis, 1851; Neubau J. Schadde 1872. (ZfBW 1888, Sp. 170; ZBV 1888, S. 153; Contag 1889, S. 11; Durm 1881– IV, 2, 2), S. 43f, 83, 169, 235, 237, 238, 259, 281 Baden-Baden • Trinkhalle. H. Hübsch, 1840. (Hitchcock 1958, Tf. 11(A)), S. 262 Batignolles • Güterschuppen. E. Flachat. (ABZ 1857, S. 133), S. 80, 116, 151 Berlin Bahnhöfe • Bahnhof Alexanderplatz. Arch. Jacobsthal, 1881. (ZfBW 1884, Tf.18–20; 1885 Sp. 472), S. 43, 95, 104, 148, 164f, 198, 220, 261 • Anhalter Bahnhof. Arch. F. Schwechten, Ing. Wiedenfeld, 1872–80. (Meeks 1956, Abb. 112, 113), S. 144, 168f • Bahnhof Friedrichstraße. Arch. Vollmer, 1881. (ZfBW 1885, Sp. 493), S. 43, 95, 164f, 269f, 271 • Görlitzer Bahnhof. A. Orth. (ZfBW 1872, Sp. 547), S. 98f, 163 • Hamburger Bahnhof. Neuhaus, 1847. (ZfBW 1856, Sp. 487), S. 163, 167
320 Anhang
• Bahnhof der Kgl. Ostbahn (alter Ostbahnhof in der Fruchtstraße). Arch. Lohse, Halle von J.W. Schwedler, 1866–67. (ZfBW 1870, Sp. 3; Vierendeel 1900, S. 118), S. 104, 163, 167 • Schlesischer Bahnhof (heutiger Ostbahnhof). Arch. Römer, Hallendach von J.W. Schwedler und Grüttefin, 1867–69. (ZfBW 1870, Sp. 151), S. 43, 104 • Schlesischer Bahnhof, S-Bahnhof. 1879–82. (ZfBW 1885, Sp. 300), S. 99 • Güterschuppen der Berlin-PotsdamMagdeburger Eisenbahn. 1869. (ZfBW 1871, Sp. 177), S. 99 • Lokomotivschuppen der Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahn. Arch. C. Hoffmann, Ing. A. Frommholz und H. Weise, 1863–64. (ZfBW 1865, Sp. 435), S. 266, 267 Gasanstalten • Gasanstalt vor dem Halleschen Tor. Vor 1859. (Breymann 1865, S. 94), S. 106, 107 • Gasbehältergebäude und Retortenhaus der Imperial-Continental-Gasassoziation Hellweg Nr. 8. Eisenkonstr. J.W. Schwedler, 1861. (ZfBW 1863, Sp. 151; 1869, S. 65), S. 106 • Retortenhaus der Imperial-Continental-Gas-Assoziation. J.W. Schwedler, 1863. (ZfBW 1872, Sp. 43; Vierendeel 1900, S. 104), S. 104, 106, 150, 151, 484, 213 • Gasbehältergebäude Holzmarktstr. 28. Kuppel J.W. Schwedler, 1863. (ZfBW 1866, Sp. 21), S. 106f, 151 • Gasbältergebäude der Städtischen Gasanstalt Hellweg Nr. 9. Kuppel J.W. Schwedler, 1865. (ZfBW 1866, Sp. 25; 1869, Sp. 68), S. 104 • Gasbehälter Fichtestraße. Kuppel nach Angaben J.W. Schwedlers, 1874–76. (ZfBW 1876, Sp. 179) Kirchen • Klosterkirche. Eiserne Turmspitze von Stein, 1842–44. (ZfBW 1860, Sp. 481), S. 144f, 226f • Neue Kirche (»Deutscher Dom«). M. Grünberg 1701–1708. Umbau v.d. Hude und Hennicke, 1881–82. (ZfBW 1883, Sp. 153; ABZ 1841, S. 128), S. 62, 107 • Petrikirche. Arch. J.H. Strack 1846–53 (eiserne Turmspitze). (Brandt 1865, S. 392), S. 226 • Synagoge Oranienburger Str. Nr. 30. E. Knoblauch, F. A. Stüler, Eisenkonstr. J.W. Schwedler. 1859–66. Kuppel 1863. (ZfBW 1866, Sp. 3, 32, 481; 1868, Sp. 3; Vierendeel 1900, S. 107), S. 106f, 230f
• Werdersche Kirche. Erneuerung d. Zinnen in Eisenkonstr. m. Zinkverkleidung 1843. Konstr. v. Arch. Stein, Zinkguß von Geiß. (Brandt 1865, S. 386) Markhallen • Markthalle in der Karlstraße. F. Hitzig, 1867. (ZfBW 1867, Sp. 229; Lindemann 1899, S. 4; Risch 1867, S. 342), S. 198 • Zentralmarkthalle I u. Ia. 1883–86, 1893. (Lindemann 1899, S. 10), S. 198 • Markthalle V am Magdeburger Platz. 1888. (Lindemann 1899, S. 48) • Markthalle X am Arminiusplatz. 1891. (Lindemann 1899, S. 53) • Neuer Viehmarkt u.Schlachthausanlage. Verwaltungsgebäude. A. Orth, 1869. (ZfBW 1872, Sp. 21, 157) Birmingham • Central Station (New Street Station). E.A. Cowper, 1853–55. (ZfBW 1858, Sp. 447; Hitchcock 1954, S. 563f), S. 39, 98ff, 119, 162, 279 • St. George’s Church. Th. Rickman, 1822. (Gloag / Bridgewater 1948, S. 199), S. 225 • Markthalle. Ch.Edge, 1833–35. (Gloag / Bridgewater 1948, S. 193), S. 119, 120 Bochum • Bochumer Verein, Schuppen für 500Ctr.-Dampfhammer. J.W. Schwedler, 1865. (ZfBW 1869, Sp. 517), S. 104f, 212f, 267, 268 Braunschweig • Schloß. K.Th. Ottmer, 1830–36; eisernes Dach. Scheffler, Leiste, Klasen 1866. (Klasen 1876, S. 178), S. 67, 221, 248, 262f Bremen • Hauptbahnhof. 1889. (ZH 1892, Bl. 20; Durm 1881– IV, 2, 4, S. 370), S. 165 • Wasserwerk, Hochbehälter. 1871–73. (ZfBW 1876, Sp. 343, 493), S. 97, 147 Breslau • Hauptbahnhof. W. Grapow, 1855–57. (ZfBW 1860, Sp. 45) • Schlesische Industrieausstellung 1852, Halle in Holz. 1852. (ZfBW 1852, Sp. 533), S. 171 Brighton • Royal Pavilion. J. Nash, 1815–16. (Gloag / Bridgewater 1948, S. 120; Giedion 1956, S. 185), S. 37, 119, 220
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Brügge Bahnhof. J. Shadde, 1879–86. (ZBV 1887, S. 273, 282; Contag 1889, S. 21; Vierendeel 1900, Tf. 71f), S. 44, 168f, 237, 259, 272, 281 Brüssel • Grand Bazar Anspach. V. Horta, 1895– 96. (Seling 1939, S. 59), S. 247 • Hotel Solvay. V. Horta, 1895–1900, S. 247 • Hotel Tassel. V. Horta, 1892–93, S. 43, 44, 247 • Justizpalast. J. Poelaert, 1866–83. (Contag 1889, S. 6), S. 248, 263, 264 • La Maison du Peuple. V. Horta, 1896– 99. (Cassou / Langui / Pevsner 1962, S. 243), S. 42, 44, 233, 234, 247, 248 Bruschick • Hochofenanlage. Degner um 1800. (Helmigk 1937, S. 285), S. 214 Budapest • Markthalle. Arch. Pecz, 1894–97. (Schachner 1914, S. 25), S. 199 • Westbahnhof. Ing. A. de Serres, ausgef.v. Fa. Eiffel & Co., 1875–77. (ABZ 1883, S. 1), S. 144, 149, 168f, 281 Camden Lokomotivhäuser. 1847/48. (ABZ 1849, S. 306), S. 256f Chartres • Kathedrale. Eiserner Dachstuhl. E. Martin, 1836–38. (ABZ 1849, S. 108; Vierendeel 1900, S. 53), S. 75, 76, 228 Chatham • Baudock. Ing. H. Grisell, um 1860. (ZfBW 1863, Sp. 623), S. 72, 213 Chatsworth • Great Conservatory. J. Paxton, D. Burton, 1836–1840. 1920 abgebrochen. (Hitchcock 1954, S. 512; McGrath / Frost 1964, S. 117; Neumann 1845), S. 172f, 175 • Lily House. J. Paxton, 1849–50. (Hitchcock 1954, S. 535), S. 172f, 174 Cherson •Leuchtturm (Adziogol’skij majak). V. G. Šuchov, 1911. (Kovel’man 1961, S. 134), S. 109 Chicago • Carson Pirie Scott Store (früher Schlesinger Meyer Department Store). L. Sullivan, 1899,1903/04,1906. (Condit 1952, S. 232), S. 44, 135 • Chamber of Commerce Building. E. Baumann, H. Huehl, 1888–89; 1926 abgebrochen. (Condit 1952, S. 133), S. 133, 135 • Fair Store. W. le Baron Jenney, 1890–91. (Condit 1952, S. 137), S. 134f
• Home Insurance Building. W. le Baron Jenney, 1883–85; 1931 abgebrochen. (Condit 1952, S. 114), S. 44, 133, 135 • First Leiter Building. W. le Baron Jenney, 1879; 1888 um zwei Stockwerke erhöht. (Condit 1952, S. 112), S. 132 • Second Leiter Building. W. le Baron Jenney, 1889–90. (Condit 1952, S. 135), S. 133, 134f • Masonic Temple (Freimaurerhaus). Burnham & Root, 1891; 1939 abgebrochen. (ZfBW 1895, S. 145; Condit 1952, S. 145), S. 133 • Reliance Building. Burnham & Root, 1890,1895. (Condit 1952, S. 148), S. 133ff • Weltausstellung 1893; (Durm 1881– IV, 6, 4, S. 611; ZBV 1893, S. 189; ABZ 1893, S. 3, 9, 28), S. 104, 144, 149, 170, 171, 182, 190, 191, 254, 261, 279 Colchester • Sitz der Essex und Suffolk Equitable Insurance Society Ltd. D. Laing, um 1820. (Gloag / Bridgewater 1948, S. 152), S. 221 Darmstadt • Exerzierhalle. Schubknecht, 1771. (Emy 1842, S. 133; Gilly 1797a, S. 100), S. 61, 279 • Ludwigskirche. G. Moller, 1822–27. (Moller 1833, H.1; Haupt 1952, S. 157), S. 82, 83, 262 Derby • Trijunct Station. Arch. F. Thompson, Ing. R. Stephenson, 1839–41. (Meeks 1956, S. 38, 45), S. 88, 123, 160 Dijon • Börse. Viennois, um 1870. (Durm 1881– IV, 2, 2, S. 269), S. 238 Dresden • Hauptbahnhof. 1895–99. (Durm 1881– IV, 2, 4, S. 205), S. 43, 144, 165 • Sängerhalle. 1865. (ABZ 1867, S. 107), S. 53, 112 Dublin • Crystal Palace. Sir J. Benson, 1852–53. (Hitchcock 1954, S. 550), S. 176 • Winterpalast. Arch. A. G. Jones, Ing. Ordish u. Le Feuvre, 1865. (ABZ 1866, S. 21), S. 179 Düsseldorf • Kaufhaus Leonhard Tietz. J. M. Olbricht, 1908. (Durm 1881– IV, 2, 2, S. 52), S. 209 Edinburgh • Ölgaswerk. Plan v.W. Scott, Bau v.Arch. W. Burn. (Wolzogen 1863, S. 95), S. 86f, 215 Essen • Villa Krupp. (Klasen 1876, S. 189, 339), S. 131, 248
Eupen • Evangelische Kirche. 1850–54. Eiserne Turmspitze v. Stein. (ZfBW 1860, Sp. 489), S. 226 Floridsdorf • Lokomotivreparaturwerkstätten der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn. L. Becker, Obering. Rotter, 1870. (ABZ 1876, S. 91), S. 271 Frankfurt/Main • Börse. Sommer & Burnitz, 1873–76. (Durm 1881– IV, 2, 2, S. 257), S. 238 • Hauptbahnhof. Gesamtplanung Hottenrott; Empfangsgeb. H. Eggert; Hallen J.W. Schwedler, Franz; 1885–87. (ZfBW 1891, Sp. 83, 223, 319, 401, 427), S. 40, 43, 53, 104, 144, 149, 153, 165, 169 • Lagerhaus. Wettbewerbsentwurf von Keller, Havestadt & Contag 1886. (ZBV 1886, S. 118), S. 131 • Markthalle. Arch. L. Ende, Ing. B. Löhr, 1877–78. (ZfBW 1880, Sp. 21), S. 199, 282 • Opernhaus. 1872–80. (ZfBW 1883, S. 1, 133), S. 53, 233 • Palmengarten. 1868–69. (Vierendeel 1900, S. 128), S. 79, 144, 267 • Stadtbibliothek. Erweiterungsbau von Müller & Wolff, 1891–92. (Durm 1881– IV, 6, 4, S. 183), S. 245 Frankfurt/Oder • Lokomotivschuppen der Kgl. Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn. 1857. (ZfBW 1859, Sp. 485) Fünfhaus • Kirche. F. Schmidt, 1867–75. (ABZ 1875, S. 59), S. 259 Genua • Naturhistorisches Museum, (Museo civico di storia naturale). (ZfBW 1883, S. 216), S. 239 Gezireh siehe Kairo Glasgow • St. Enoch Station. W. Blair, R.M. Ordish, 1875–76. (Mertens 1899, S. 13), S. 163 Görlitz • Lokomotivschuppen. Ing. A. Hausding 1868. (ABZ 1868/69, S. 302), S. 107 Göttingen • Universitätsbibliothek. A. Kortüm 1878–83. (ZH 1887, S. 157, 205), S. 245 Greifswald • Universitätsbibliothek. Gropius & Schmieden, 1880–82. (ZfBW 1881, T.61; 1882, S. 135), S. 245
Anhang 321
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Grusino • Gußeiserner Pavillon. V. P. Stasov, 1820. (Sobolev 1951, S. 23), S. 222 Halle • Bahnhof. Entw. Peltz, Eisenkonstr. Königer, 1887–90. (ZfBW 1892, Sp. 217), S. 107, 266 • Universitätsbibliothek. Arch. v.Tiedemann, 1878–80. (ZfBW 1885, Sp. 331), S. 245 Hamburg • Börse. K. Wimmel, 1837–41. (Durm 1881– IV, 2, 2, S. 257; Schreyl 1963) • Hauptbahnhof. Nach Plänen von Möller u. Reinhardt & Süssenguth, 1905–06. (ZBV 1906, S. 621; Durm 1881– IV, 2, 4, S. 362), S. 166, 291, 292 • St. Georg. J. L. Prey, 1743–47. (Fritsch 1893, S. 128), S. 35 • St. Michael. L. Prey, G. Sonnin, 1751–62. (Gurlitt 1889, S. 436), S. 35 • St. Petri. Eiserne Turmspitze; J.W. Schwedler, 1876–77, S. 107, 144, 280 • Zirkus Renz. Arch. v. Koch, 1888–89. (Durm 1881– IV, 6, 6, S. 58), S. 234, 235 Hannover • Bahnhof. Wettbewerbsentwurf v. L. Heim 1869. (Rawe 1955, S. 28), S. 104, 164 • Lokomotivschuppen. Mehrtens u. Roth, 1868–69. (ZH 1870, S. 355), S. 107 • Markthalle. 1891. (ZH 1894, S. 111) Harburg • Steuerfreie Niederlage. 1855–57. (Klasen 1876, S. 131; ZH 1860, Sp. 222), S. 53, 125, 126, 256, 257 Kairo • Nilinsel Gezireh. Pavillon für den Vizekönig von Ägypten, ausgeführt vom Lauchhammerwerk. 1867; 1955 abgebrannt. (Archiv Lauchhammerwerk), S. 224 Karlsruhe • Hof- und Landesbibliothek. Berckmüller, 1865–73. (ABZ 1884, S. 59), S. 35, 245 • Gußeisernes Magazin (Kaufhaus Herrmann Söhne). H. Lang, 1863. (ZfBW 1864, Sp. 529), S. 42, 74, 76, 207 • Vierordt-Bad (Städt. Bad). J. Durm, 1871–73. (ZfBW 1874, Sp. 123), S. 107 Kew • Palm Stove (Palmengewächshaus). Arch. D. Burton, Ing. R. Turner, 1845–47. (Hitchcock 1954, S. 514; McGrath / Frost 1964, S. 117), S. 78, 124, 173
322 Anhang
Köln • Dom. Eisenkonstruktion des Daches; E. F. Zwirner, R. Voigtel, 1860–61. (Klasen 1876, S. 213; ZfBW 1860, Sp. 394, 1861, Sp. 611, 1862, Sp. 317, 487), S. 105, 119, 120, 144, 220, 222, 226, 228, 280 • Hauptbahnhof. 1891–94. (ZfBW 1898, Sp. 291,415; ZBV 1892, S. 343), S. 43, 165, 281 • Hauptmarkthalle. Schilling u. Heimann, 1901–04. (Schachner 1914, S. 67), S. 199 • Werkbundausstellung 1914. Glashaus; Brüder Taut & Hoffmann. (Sonntag 1924, S. 108), S. 110, 267, 294 • Warenschuppen. Weyer um 1840. (ABZ 1843, S. 57), S. 140, 146 Königshütte (bei Kattowitz). • Wedding, 1798–1802. (Helmigk 1937, S. 276) , S. 214 Königshütte (Harz) • K.F. Schinkel, 1824. (Natur und Heimat 1955, S. 177), S. 221 Kykduin • Leuchtturm. 1876. (ZfBW 1889, Sp. 391), S. 137 Laeken • Wintergarten der Kgl. Residenz. Arch. Balat, 1879. (Vierendeel 1900, S. 179), S. 179, 180, 259 Lednice (Eisgrub) • Gewächshaus. P. H. Desvignes, 1843–45. (Wirth / Bender 1954, S. 270), S. 173 Leeds • Corn Exchange (Getreidebörse). C. Brodrick, 1860–63. (Vierendeel 1900, S. 203; Hitchcock 1958, S. 76), S. 236, 237f Leipzig • Alberthalle beim Kristallpalast (Zirkus u. Diorama). A. Roßbach, 1886–87. (Durm 1881– IV, 6, 6, S. 89), S. 234, 235 • Hauptbahnhof. 1912–15. (Reichsbahngesellschaft 1928, S. 89), S. 165, 292 • Markthalle. Licht, 1889–91. (Schachner 1914, S. 50), S. 197, 199, 254 • Thüringischer Bahnhof. 1. Bau: E. Pötsch, 1840–44 (Meeks 1956, Abb. 22), S. 166, 167; 2. Bau: Eiserne Dachkonstr. v. Brandt, 1855–56, S. 92, 163 Linden (bei Hannover) • Mechanische Weberei. L. Debo, 1854–55. (ZH 1863, S. 67), S. 211, 212 Liverpool • Crown Street Station. J. Foster II u. G. Stephenson, 1830. (Hitchcock 1954, S. 496; Meeks 1956, Abb.1), S. 159, 160, 166 • Lime Street Station II. R. Turner, 1849. (ZfBW 1859, Sp. 299), S. 39, 53, 66, 98, 99, 101, 161, 279
• Halle im Hafen. (ABZ 1838, S. 412; Emy 1842, S. 280), S. 88 • St. John’s Market. J. Foster (vor 1826). (Wolzogen 1863, S. 115), S. 193 Löbau • Aussichtsturm auf dem Löbauer Berg. (Materialien aus d. Stadtmuseum Löbau), S. 42, 143, 223, 224 London Ausstellungen • Weltausstellung 1851. Ausstellungsgebäude (Crystal Palace I) J. Paxton, Fox & Henderson, 1850–51; 1852 abgebrochen. (ABZ 1850, S. 277; Hitchcock 1954, S. 530; McGrath / Frost 1964, S. 127; Illustrierte Zeitung Leipzig Jg.1851, zahlr.Aufsätze)., S. 24, 37, 39ff, 50f, 101, 130, 145ff, 146ff, 170ff, 174ff, 182, 187, 203, 222, 254, 282f, 292 • Kristallpalast zu Sydenham (Crystal Palace II). J. Paxton, Fox & Henderson, 1852–53. (ABZ 1852, S. 299; ZH 1855, Sp. 105; Hitchcock 1954, S. 551), S. 176, 177 • Weltausstellung 1862. Ausstellungsgebäude. Fowke, 1861–62. (ABZ 1862, S. 1; ZH 1863, Sp. 29), S. 182 Bahnhöfe • Euston Station. Ph. Hardwick, R. Stephenson, 1835–39. (ABZ 1838, S. 412; Meeks 1956, S. 38; Hitchcock 1954, S. 500), S. 64, 88, 160, 167 • Kings Cross Station. L. Cubitt, 1851– 53. (ZfBW 1859, Sp. 310; Hitchcock 1954, S. 555), S. 82, 161, 169 • Liverpool Street Station. (Vierendeel 1900, S. 193), S. 101, • Nine Elms Station. Sir W. Tite, 1837. (Gloag / Bridgewater 1948, S. 173; Meeks 1956, S. 36, 45), S. 160, 167 • Paddington Station II. J. Brunel, D. Wyatt, 1854. (ZfBW 1859, Sp. 307; Hitchcock 1954, S. 558), S. 39, 79, 161 • St. Pancras Station. W. H. Barlow, R.M. Ordish, 1863–65. (Mertens 1899, S. 9; Engineer 1867 Bd. 23, S. 298, 483, 505; Vierendeel 1900, S. 110; Durm 1881– IV, 2, 4, S. 196, 351, 387), S. 38, 39, 98, 162, 166f, 167, 279 • Victoria Station. R. J. Hood, 1859–66. Umbau 1881 u.1904/5. (Meeks 1956, S. 84), S. 98 Museen • British Museum; Lesesaal, Bibliothek. S. Smirke, 1854–57. (ABZ 1884, S. 51; Hitchcock 1954, S. 566), S. 242, 279
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• Museum of Economic Geology. J. Pennethorne, 1847–48. (Hitchcock 1954, S. 294), S. 239 • Museum of Science and Art. C. D. Young & Co, 1855–56. (Hitchcock 1954, S. 567), S. 146, 240, 241 Übrige Objekte • Alberthalle. Gebäude: Scott; Eisernes Dach: J. M. Grover u. R. M. Ordish, 1867– 71. (Mertens 1899, S. 11) • Buckingham Palace, Kapelle. E. Blore, 1842–43. (Hitchcock 1954, S. 260), S. 225 • Coal Exchange. J. B. Bunning, 1846–49. (ABZ 1850, S. 219; Hitchcock 1954, S. 322), S. 237 • Carlton House Conservatory. Th. Hopper, 181–12. (Hitchcock 1958, S. 117), S. 221, 272 • General Post Office, Sortierraum, S. Smirke, 1845. (Hitchcock 1954, S. 297), S. 74, 76 • Hungerford Market. Markthalle u. Dach über dem Fischmarkt. Ch. Fowler, 1831–33. (ABZ 1838, S. 453), S. 63, 123, 193, 201, 212 • Olympiahalle in Kensington. M. am Ende u.A.T. Walmisley, 1885–86. (ZBV 1886, S. 447, 459; Mertens 1899, S. 15), S. 260, 261, 271 • Maschinenhalle der Fa. Maudsley. (Eck 1841, Tf. 27), S. 74 • Royal Opera Arcade. M. Novosielski, 1790. (McGrath / Frost 1964, S. 239), S. 201 • Turm im Wembley-Park. (Engineer 1893 Bd. 76, S. 239; 1894 Bd. 77, S. 390; ZBV 1890, S. 327; Eiffel 1900.1, S. 323), S. 190, 191 • Warenhaus Selfridges. Atkinson, 1907. (Wiener 1912, S. 115), S. 209 Loredo (Texas) • Wasserturm. 1894. (Fœrster 1909, S. 853), S. 214 Lorient • Werkstatt u. Magazin für Schiffsmasten. Um 1835. (ABZ 1843, S. 389), S. 110, 111 Lyon • Ausstellung 1894; Halle. Claret u.Grenier, 1894. (ZBV 1893, S. 526; Fœrster 1909, S. 606), S. 279 • Markthalle in der Rue Buisson. T. Desjardines 1858–59. (ABZ 1862, S. 239), S. 74, 76, 197 • Theater. J.G. Soufflot, 1754. Eiserner Vorhang. (Hautecœur 1952, S. 437, Hautecœur 1953, S. 330), S. 233
Madrid • Markthalle auf dem Platz Cebada. Entw.v. H. Horeau. (Durm 1881– IV, 3, 2, S. 246), S. 197 Magdeburg • Hauptbahnhof. Empfangsgeb. Heim, Sipp, Peters, Hoppe, Hindorf; Eisenkonstr. J.W. Schwedler; 1871 beg. (ZfBW 1879, Sp. 211, 355), S. 220, 256, 257, 266 • Hauptbahnhof. Güterschuppen. (ZfBW 1879, Sp. 226), S. 107 Mailand • Galleria Vittorio Emanuele. G. Mengoni, 1865–67; Fassade voll.1878. (Durm 1881– IV, 2, 2, S. 114; McGrath / Frost 1964, S. 244), S. 203, 204 Mainz • Dom. Östl. Vierungskuppel und Turmspitzen. G. Moller 1828. (Moller 1833, H. 1), S. 42, 56, 84, 85, 105, 144, 227 Manchester • Central Station. L. H. Moorsom, 1877– 78. (Mertens 1899, S. 12), S. 163, 281 • Baumwollfabrik von Philipps, Wood & Lee in Salford. M. Boulton u. J. Watt, 1799– 1801. (Gloag / Bridgewater 1948, S. 112; Skempton 1956, S. 1032; Bannister 1950, S. 241; Hamilton 1941, S.141), S. 37, 124, 143, 211 Marac • Schuppen. A.R. Emy, 1825. (Emy 1842, S. 197), S. 81, 82 Marseille • Börse. Coste, 1854–60. (Durm 1881– IV, 2, 2, S. 268), S. 238 • Quai de la Joliette, Häuser der Hafengesellschaft. Verwendung von Hebemaschinen. (ABZ 1859, S. 156), S. 147 Moskau • Bol’šoj teatr. Dachstuhl nach Brand v. A. Kavos, 1855–56. (Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 131), S. 233 • Kesselwerk. V. G. Šuchov, 1894. (Kovel’man 1954, S. 98), S. 113, 114 • Kiewer Bahnhof (Kievskii vokzal). I. I. Rerberg nach Projekt V. G. Šuchov, 1913–17. (Kovel’man 1954, S. 225) • Kreml-Arsenal. Eiserne Wendeltreppe. O. I. Bové (Bauvais), 1820. (Sobolev 1951, Abb.144) • Manege. Arch. O. I. Bové, Dachkonstr.v. A.A. Bétancourt; 1817 entw., 1823–24 ausgef. (Romberg 1847, S. 57; Emy 1842, S. 137), S. 85f, 86, 279
• Obere Handelsreihen (Gostinij dvor, heute GUM). A. N. Pomeranzev; Dach nach Grundgedanken v. V. G. Šuchov; 1889–1893. (ZBV 1898, S. 396; Kovel’man 1954, S. 107), S. 203 • Radioturm in Šabolovka. V. G. Šuchov, 1920. (Kovel’man 1954, S. 152), S. 109 • Triumphbogen am Belorusskij vokzal. Arch. O.I. Bové (Bauvais), Bildh. I. P. Vitali u. I.T. Timofeev; 1829–34,1936 abgebrochen. (Sobolev 1951, Abb. 145ff), S. 221, 222 München • Bahnhof. F. Bürklein, 1847 beg. (Illustrierte Zeitung. Bd. 16/1851, S. 169), S. 167 • Gewächshäuser im Botanischen Garten. A.v. Voit. 1860–65. (ZfBW 1867, Sp. 315), S. 267 • Glaspalast (Allgemeine Ausstellung deutscher Industrie- und Gewerbs-Erzeugnisse 1854). A.v. Voit, 1853–54. (Amtlicher Bericht, S. 38ff; Eisenkonstruktionen 1893, S. 3), S. 99, 119, 130, 144, 146, 159, 178ff • Maximilians-Getreidehalle. K. Muffat, 1851–53. (ABZ 1856, S. 7), S. 53, 86, 146, 194 • Nationaltheater. Wiederaufbau nach Brand durch L.v. Klenze; Eisenkonstr.v. Thurn; 1823–24. (Hederer 1964, S. 246), S. 232 Neufahrwasser • Leuchtturm. 1845. (ZfBW 1851, Sp. 148), S. 137 Neugeorgiewsk (am Narew) • Getreidemagazin. J. Gay, 1835–40. (ABZ 1844, S. 73), S. 124, 125 Neustadt-Eberswalde • Provinzial-Irren-Anstalt. M. Gropius, 1862–65. (ZfBW 1869, Sp. 147), S. 256 New York • Bogardus Factory. J. Bogardus, 1848–49. (Bannister 1956, S. 12; Giedion 1956, S. 193), S. 126, 127 • Crystal Palace, Gebäude für die Industrieausstellung 1853. G. J. B. Carstensen u. K. Gildemeister. (ABZ 1853, S. 25; Hitchcock 1954, S. 549, Bannister 1957, S. 11), S. 44, 113, 123, 177, 178 • First Grand Central Station. I.C. Buckhout u. J.B. Snook, 1869–71. (Meeks 1956, S. 86), S. 163, 267, 268 • Harper & Brothers’ Building. Arch. J.B. Corlies, ausgef.v. J. Bogardus, 1854. (Condit 1960, S. 36), S. 126, 127 • Leuchtturm auf dem Hallet’s Point. 1884. (ZfBW 1885, Sp. 353), S. 105, 280
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• Shot Tower für die McCullough Shot and Lead Company. J. Bogardus, 1855. (Condit 1960, S. 37; Bannister 1957, S. 13), S. 280 Nižnij Novgorod • Allrussische Ausstellung 1896. Wasserturm und versch. Ausstellungspavillons in Eisenkonstr. von V. G. Šuchov. (Engineer Bd. 83/1897, S. 268, 273, 293; Kovel’man 1954, S. 82; Lopatto 1951, S. 65; Durm 1881– IV, 6, 4, S. 680), S. 44, 107, 108, 109, 113, 115, 190 Noisiel-sur-Marne • Schokoladenfabrik Menier. J. Saulnier, 1871–72. (Durm 1881– III, 2, 1, S. 233; Hautecœur 1957, S. 381; Gottgetreu 1885, S. 207), S. 40, 51, 129 Nürnberg • Ausstellungsgebäude für Industrie und Handel. 1881 u.1883. (Eisenkonstruktionen 1893 , S. 66), S. 130, 144 • Bahnhof der Ludwigs-Süd-NordBahn. 1848. (Reichsverkehrsministerium 1938, S. 128), S. 166 • Wohnhaus am Trödelmarkt. Arch. Hecht, 1883. (Eisenkonstruktionen 1893, S. 74, Durm 1881– III, 2, 1, S. 272), S. 129, 130 Oxford • New Museum. Deaune u.Woodward, 1857–60. (Meyer ed. Heinisch 1997, Tf.12), S. 240, 241 Paris Ausstellungen • Industrieausstellung 1839. Ausstellungshalle. (ABZ 1840, S. 3), S. 90, 171 • Nationale Industrieausstellung 1844. Ausstellungsgebäude. (ABZ 1844, S. 188), S. 171 • Weltausstellung 1855. Palais de l’industrie. J. M.V. Viel, A. Barrault, G. Bridel; 1898 abgebrochen. (ABZ 1856, S. 111; ZfBW 1855, Sp. 197; Vierendeel 1900, S. 77), S. 98, 170, 181, 182, 281 • Weltausstellung 1867. Ausstellungsgeb. Grundkonzept von Le Play, ausgef. v. J. B. Krantz, 1865–66. (RGA 1868, Sp. 72, 159,194, 261; ABZ 1867, S. 112; Vierendeel 1900, S. 121), S. 41, 49, 65, 67, 79, 128, 148, 149, 170f, 181, 182, 260, 267, 281
324 Anhang
• Weltausstellung 1878. Ausstellungsgebäude. Arch. Ch. Duval u. L. Hardy, Konstr. H. de Dion u. G. Eiffel. (Durm 1881– IV, 6, 4, S. 588; Vierendeel 1900, S. 151; GBA. 1878, Bd. 2, S. 261, Bd. 3, S. 732), S. 170, 182ff, 183, 184 • Pavillon Ministère des Travaux publics. (ABZ 1879, S. 56; Durm 1881– III, 2, 1, S. 253), S. 130 • Trocadéro. G. J. A. Davioud u. J. D. Bourdais. (Hautecœur 1957, S. 391; GBA 1878 Bd. 3, S. 918), S. 182, 184 • Weltausstellung 1889. (Durm 1881– IV, 6, 4, S. 597; ZBV 1888, S. 79, 369; 1889, S. 128,184; DBZ 1888, S. 138, 413; 1889 S. 293, 314, 327, 346, 359, 374; GBA 1889 Bd. 2, S. 465), S. 22, 170, 182, 184 • Galerie des Machines 1889. Arch. Ch.L.F. Dutert, Konstr. Contamin. (ZBV 1888, S. 80; DBZ 1889, S. 315; GBA 1889 Bd. 2, S. 486; Vierendeel 1900, S. 219), S. 104, 120, 145, 149, 162, 186, 190f, 261, 269, 270, 279, 281 • La Tour Eiffel. G. Eiffel, 1887–89. (Eiffel 1900.2; ZBV 1887, S. 99, 1888, S. 78, 370; 1889, S. 127, 323; DBZ 1888, S. 201, 1889, S. 391, 397; GBA 1889 Bd. 2, S. 476), S. 41, 148ff, 187ff, 189, 190, 279, 280 • Weltausstellung 1900. (Durm 1881– IV, 6, 4; Malkowsky 1900), S. 170, 182, 191, 290, 292 Bahnhöfe • Bahnhof an der Barrière du Maine (später Montparnasse). Fauconnier 1840. (RGA 1840, Sp. 526, 733), S. 58, 78, 144, 161, 168, 169, 268, 279 • Nordbahnhof II (Gare du Nord). Arch. J.I. Hittorf, Ing. L. Reynaud, 1861–65. (Meeks 1956, Abb. 40, 49, 55, 61), S. 163, 166, 168, 169, 268 • Ostbahnhof (Gare de l’Est). F. Duquesney, 1847–52; 1895–99 umgeb. (ZfBW 1853, Sp. 389; 1854, Sp. 409; ABZ 1856, S. 1), S. 99, 161, 166, 167, 168 • Westbahnhof (Gare de L’Ouest). E. Flachat, 1853. (ABZ 1862, S. 345), S. 92 Kirchen • Eglise de la Trinité. Th. Ballu, 1861–67. (Hautecœur 1957, S. 144; Boileau 1871, S. 85), S. 229 • Saint-Augustin. V. Baltard 1860–71. (Hautecœur 1957, S. 311; Dumolin / Outardel 1936, S. 227), S. 229 • Sainte-Clothilde. Entw.v .F .G. Gau, fortgef.v. Th. Ballu; beg.1847. (ZfBW 1856, Sp. 105; ABZ 1959, S. 155), S. 228
• Saint-Eugène. L.A. Boileau, 1854–55. (Boileau 1871, S. 75; Hautecœur 1957, S. 313), S. 229 • Sainte-Geneviève (Panthéon). J.G. Soufflot. Gepl.1755, beg.1764. (Rondelet 1834, III, S. 99; IV, 2, S. 111), S. 35, 52, 261, 262 Passagen und Läden • Galerie d’Orléans im Palais Royal. P. F. L. Fontaine, 1828–29. (Hautecœur 1955, S. 31; Durm 1881– IV, 2, 2, S. 110; Thiollet 1832, S. 6), S. 202 • Magasin du Grand Colbert. R. J. Hervas, um 1847. (Hautecœur 1955, S. 142) • Passage Jouffroy. Roussel, 1847. (ABZ 1849, S. 5), S. 86, 87 • Laden im Wohnhaus Rue de la Paix 17. Arch. Lachez, um 1840. (RGA 1842, Sp. 561) Markthallen • Getreidehalle (Halle au blés). Eiserne Kuppel. F. J. Belanger u. Brunet, 1811–12. (Eck 1836, Tf. 36; ABZ 1838, S. 41; Hautecœur 1953, S. 224), S. 39, 81, 82, 84, 148, 192, 279, 281 • Halles Centrales (Les Halles). V. Baltard, 1853–78. (RGA 1854, Sp. 5; 1856, Sp. 367; ZfBW 1856, Sp. 117; 1864, Sp. 599; ABZ 1859, S. 233; Vierendeel 1900, S. 88; Hautecœur 1957, S. 42, 309; Narjoux 1883), S. 79, 92, 194ff, 195, 196, 197 • Marché des Blancs Manteaux. A. M. Peyre 1822. (Hautecœur 1957, S. 109), S. 193 • Marché de la Madeleine. Entw. wahrscheinlich 1824 von M.G. Veugny; gebaut 1835–38. (Eck 1841, Tf.48; ABZ 1838, S. 33, 1840, S. 280), S. 39, 58, 86, 193, 194, 285 • Marché Rue du Château d’Eau. Arch. Petit, 1853. Einsturz 1879. (ABZ 1859, S. 188; Vierendeel 1900, S. 498), S. 37, 92, 197 • Marché Saint-Martin. A.M. Peyre neveu, 1811–16. (Bruyère 1823; Hautecœur 1953, S. 222), S. 192 • Marché de la Villette (Schlachthof und Viehmarkt). L.A. Janvier, 1863–67. (Durm 1881– IV, 3, 2, S. 191; Hautecœur 1957, S. 43), S. 197 Theater • Théatre de l’Ambigu. Wiederaufbau J. I. Hittorf u. J. F. J. Lecointe, 1828. (Hautecœur 1955, S. 87), S. 232 • Théatre de la Gaité. Nach Brand 1825 Wiederaufbau v. Bourlet. (Hautecœur 1955, S. 87), S. 232 • Théatre Favart. (ABZ 1838, S. 44), S. 233
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• Théatre Français. V. Louis, 1786. (Eck 1841, S. 50; Bannister 1950, S. 234; Rondelet 1834, IV, 2, Tf.173), S. 77, 232, 279 • L’Opéra. Ch. Garnier, 1862–75. (Hautecœur 1957, S. 182), S. 233 • Théatre Ventadour. L. R. Guerchy 1826–28. (Hautecœur 1955, S. 86), S. 232 Warenhäuser • Bazar de l’Industrie. P. Lelong, 1830. (Hitchcock 1958, S. 120) • Bon Marché. Arch. L.C. Boileau u. Ing. G. Eiffel, 1869–72. (RGA 1873, S. 200; Hautecœur 1957, S. 328; Schliepmann 1913, S. 83), S. 40, 42, 128, 205, 207, 208, 282 • Galerie du Commerce et de l’Industrie. J. L. V. Grisart u. Froelicher, 1838. (Hitchcock 1958, S. 120, 251; Hautecœur 1955, S. 198) • La Belle Jardinière. M. H. Blondel, 1867–78. (RGA 1873, S. 11), S. 207 • La Samaritaine. F. Jourdain 1907. (Wiener 1912, S. 114), S. 210 • Grands Magasins du Louvre. 1855. (Hautecœur 1957, S. 323, 331; Schliepmann 1913, S. 76), S. 205 • Magasins-Réunis. G. Davioud, 1865–67. (RGA 1870, S. 18), S. 207 • Grands Magasins du Printemps. P. Sédille, 1881–83. (Durm 1881– IV, 2, 2, S. 27; DBZ 1886, S. 33; Contag 1889, S. 25; Hautecœur 1957, S. 333; Wiener 1912, S. 114), S. 40, 132, 205, 209, 210, 282 Übrige Objekte • Bibliotèque Nationale. H. Labrouste, 1854–75 (Eröffnung Lesesaal 1868). (RGA 1878; Vierendeel 1900, S. 99; ABZ 1884, S. 57; Durm 1881– IV, 6, 4, S. 151, 177), S. 40, 244 • Bibliothèque Sainte Geneviève. H. Labrouste, 1844–50. (RGA 1852, Sp. 379; 1853, Sp. 392; ZfBW 1854, Sp. 293; ABZ 1851, S. 66; 1852, S. 139), S. 40, 74, 76, 241, 242, 243 • Börse. A.T. Brongniart u. E. Labarre, 1808–26. (Hautecœur 1953, S. 208; Durm 1881– IV, 2, 2, S. 267), S. 235 • Brunnensäule zu Grenelle auf dem Platz Breteuil. Erbohrung des Brunnens 1833–1852. (ABZ 1861, S. 224), S. 223, 224, 280 • Cirque des Champs-Elysées. J. I. Hittorf, 1841. (Hautecœur 1955, S. 232), S. 234, 255
• Cirque Napoléon (Cirque d’Hiver). J.I. Hittorf, 1852. (ZfBW 1854, Sp. 3; RGA 1854, S. 362), S. 85 • Credit Lyonnais (Bankhaus). Bouwen van der Boyen. (Contag 1889, S. 2; Durm 1881– IV, 2, 2, S. 377), S. 50, 132 • Douane aux Marais. Konstr. u. Ausführung Travers. (ABZ 1854, S. 463), S. 79, 98 • Jardin d’Hiver. Charpentier, 1847. (ZpB 1849, S. 515; 1850, S. 29; Giedion 1956, S. 240), S. 172, 173f • Kaserne Louviers. Bouvard um 1885. (Durm 1881– III, 2, 1, S. 251), S. 130, 131 • Louvre, Kolonnade. Ch. Perrault 1667– 74. (Patte 1769, Tf. 13), S. 35, 261 • Louvre, Bildergalerie. J. G. Soufflot, 1779, S. 35, 77 • Muséum d’histore naturelle (Jardin des Plantes). Pflanzenhäuser. Ch. Rohault 1833. (ABZ 1837, S. 264, 271, 280, 288), S. 172 Gebäude für zoologische Sammlungen. André, 1877–89. (Durm 1881– IV, 6, 4, S. 427), S. 239 • Panorama auf den Champs Elysées. J. I. Hittorf, 1838–39. (RGA 1841, Sp. 551; ABZ 1843, S. 394), S. 111, 234, 255 • St. Quen Docks. H. Fontaine, 1864–65. (Skempton 1959–60, S. 72), S. 128 Pavlovsk • Palast, Außentreppe. K.I. Rossi, 1823. (Sobolev 1951, Abb.104) Penzing (bei Wien) • Gewächshäuser im Mayerschen Garten. Nobile, Schedel, Förster. (ABZ 1838, S. 397), S. 222 Perrache • Gasanstalt. J. Renaux, 1837 od. wenig früher. (ABZ 1837, S. 417; 1857, S. 138), S. 75, 76 Philadelphia • Gasanstalt., S. V. Merrick, vor 1841. (Strickland / Gill / Campbell 1841, Tf. 2, 3), S. 213, 216 • Opernhaus (Academy of music). N. Le Brun, G. Runge. (ZfBW 1860, Sp. 145) • Weltausstellung 1876. Centennial tower (Turm von 1000 Fuß Höhe), Clarke & Reeves. (Jenkins 1957, S. 26; Klasen 1876, S. 226), S. 153, 170, 182, 187, 188 Potsdam Bahnhof der Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahn. Um 1846. (Reichsverkehrsministerium 1938, S. 128), S. 160
• Dampfmaschinenhaus für die Fontainen in Sanssouci. L. Persius, 1841 beg. (ZfBW 1853, Sp. 197; Natur und Heimat 1955, S. 82), S. 215 • Nikolaikirche. K. F. Schinkel 1830–37; Eiserne Kuppel von L. Persius u. F. A. Stüler 1843–49. (ZfBW 1852, Sp. 155; 1853, Sp. 3; Brandt 1865, S. 342), S. 82, 83, 100, 228, 281 • Wagenschuppen der Berlin-PotsdamMagdeburger Eisenbahn. Schucht, gegen 1870. (ZfBW 1871, Sp. 25), S. 210, 212, 271 Regensburg • Walhalla. L.v. Klenze, 1830–42. (Klenze 1830, Tf. 10ff) Romilly-sur-Andelle • Walzwerkshalle. A. Ferry nach dem System A.R. Emy, 1837–38. (Emy 1842, S. 281), S. 90 Rouen • Kathedrale. Vierungsturm, J. A. Alavoine, nach Brand von 1822 errichtet. (Léon 1951, S. 370; Hamilton 1951, S. 153) St. Blasien • Kirche. Eiserne Kuppel nach Brand 1874, M. Becker. (ABZ 1880, S. 45), S. 225, 226, 231 St. Johann • Lokomotivschuppen der Saarbrücker Eisenbahn. J.W. Schwedler, 1863. (ZfBW 1866, Sp. 30), S. 107 St. Louis • River Front. Gantt Building. 1877. (Giedion 1956, S. 200), S. 126, 127 St. Petersburg • Allrussische Industrieausstellung 1829. Ausstellungsgebäude. (Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 125), S. 169, 171 • Alexander-Eisengießerei. 1825–26. (Nemkova 1961, S. 206), S. 212f • Alexander-Theater (Aleksandrinskij teatr). Eiserne Dach- u. Deckenkonstr. K.I. Rossi u. M. E. Clark, 1828–32. (Eck 1841, S. 45; Aistov / Vasil’ev / Ivanov 1962, S. 311; Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 82, 131), S. 74, 76, 87, 101, 102, 143, 232, 233, 279 • Börse (Birža). Th. de Thomon 1805–06. (Brunov / Vlasjuk / Kaplun 1956, S. 465), S. 235 • Heumarkt (Sennoj rynok), Markthalle. Arch. I.S. Kitner, Ing. G.E. Pauker u. O.E.Krel’, um 1800. (Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 339), S. 151 • Isaak-Kathedrale (Isaakievskij sobor). Eiserne Kuppel, A. R. Montferrand, 1838–40. (Nikitin 1939, S. 122; Hautecœur 1955, S. 185), S. 82, 83, 228
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• Kasaner Kathedrale (Kazanskij sobor). A. N. Voronichin 1801–11. (Grimm 1963, S. 33; Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 320; Sobolev 1951, Abb. 55), S. 44, 85, 222, 227, • Moskauer Triumphtor. V. P. Stasov u.M. E. Clark, 1830–34. (Eck 1841, S. 31; Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 312; Piljavskij 1963, S. 184), S. 136, 143, 222, 223 • Peter-Pauls-Kathedrale (Petropavlovskij sobor), Eiserne Turmspitze. D.I. Žuravskij, 1858. (Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 332), S. 228, • Sommergarten (Letnij sad), Gitter. E. M. Fel’ten, Ende 18. Jh. (Sobolev 1951, Abb.24), S. 44, 222 • Troizkij-Kathedrale. V. P. Stasov 1827–35. (Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 323), S. 85, 227 • Winterpalast (Zimnij dvorec). Eisenkonstruktionen beim Wiederaufbau nach Brand 1837. V. P. Stasov, A. N. Brjullov, M. E. Clark. (Aistov / Vasil’ev / Ivanov 1962, S. 325; Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 86), S. 64, 66, 89, 90 • Zirkus Ciniselli. Kenell 1875–76. (Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 206), S. 234, Sayn • Gießhütte. K.L. Althans, 1824–30. (Friedrich 1959, S. 72), S. 212, 213 Schwerin • Museum. Willebrand, 1882. (DBZ 1880, S. 405; Durm 1881– IV, 6, 4, S. 258), S. 239 Sheerness • Bootshaus (Boat store). G.T. Greene, 1858–60. (Skempton 1959–60, S. 57), S. 128, 216 Stonhouse • Stanley Mill. 1813. (Richards 1958, S. 83), S. 124 Stuttgart • Landesbibliothek. Landauer, 1878–85. (ABZ 1888, S. 47), S. 245 • Alter Bahnhof. (Breymann 1865, S. 86), S. 89 • Markthalle. G. Morlok 1864. (Durm 1881– IV, 3, 2, S. 258), S. 197 Tarnowitz • Dampfmaschinenhaus. 1806 (?) (Helmigk 1937, S. 275), S. 214, 215 Tula • Nikolo-Carečenskij cerkov’. 1779. (Ljudvik / Vlasjuk 1964, S. 77), S. 36, 44, 227 Turin • Mole Antonelliana. Al. Antonelli, 1863 beg. (Sartoris 1957, S. 82), S. 280
326 Anhang
Ulm • Bahnhof. (Breymann 1865, S. 86), S. 89 Vésinet • Pfarrkirche St. Margarethe. L. A. Boileau, 1863–65. (Boileau 1871, S. 81; Collins 1959, Abb. 3f; Möll / Huberti / Hægermann 1964, S. 22), S. 51, 229 Vohwinkel • Bahnhof. 1870. (Klasen 1876, S. 174), S. 257 Vyksa • Walzwerkshalle des Vyksunsker Eisenwerks. V. G. Šuchov, 1898. (Lopatto 1951, S. 76; Kovel’man 1954, S. 103), S. 107 Waghäusel • Raffineriegebäude der Zuckerfabrik. H. Lang, 1859–60. (ABZ 1861, T. 409ff), S. 120, 211 Washington • Kongreßbibliothek. Smithmeyer u.P. J. Pelz, 1888–97. (DBZ 1898, S. 389), S. 245 Wien • Börse. Th. Hansen, 1869–77. (Durm 1881– IV, 2, 2, S. 260), S. 238 • Dianabad. K. Etzel, 1841–43. (ABZ 1843, S. 115), S. 74, 75, 148 • Israelitisches Bethaus in der Leopoldstadt. L. Förster, 1858. (ABZ 1859, S. 14), S. 229, 231 • Pferdewettrennplatz in der Freudenau, Tribüne. J. Drexler, 1885–86. (ABZ 1891, Tf. 45), S. 271 • Stephansdom. Erneuerung der Turmhelme, P. Sprenger, 1839–42. (ABZ 1843, S. 5), S. 226 • Weltausstellung 1873. Rotunde. Nach Skizzen von S. Russel konstr. v. H. Schmidt. (Klasen 1876, S. 199; Vierendeel 1900, S. 138; ABZ 1872, S. 355), S. 67, 85, 144, 151, 152, 170, 182, 183, 279, 281 • Zentral-Markthalle. 1865. (Wist 1872, S. 37), S. 197, 198 Wiesbaden Schloß. Kuppel über Speisesaal. R. Görz, 1839. (ABZ 1845, S. 265), S. 84, 85
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Bildnachweis
Skizzen und Zeichnungen Sämtliche grau hinterlegten Handzeichnungen und Schemata stammen vom Autor. Abbildungen aus Büchern und Zeitschriften ABZ 1837 172 ABZ 1838 193 ABZ 1843 75 ABZ 1844 125 ABZ 1850 138, 174, 175 ABZ 1853 177 ABZ 1859 147 ABZ 1860 147, 224 ABZ 1861 197, 211 ABZ 1867 181 ABZ 1868/69 149 ABZ 1883 168 ABZ 1884 241, 244 ABZ 1885 188 AR 1935 177 Architecture d’aujourd’hui Nr. 91–92 / 1960 216 Behne, Adolf: Der moderne Zweckbau. München, Wien, Berlin, 1923 293 Bessel 1957 4, 148, 189 Blunt 1958 82, 269 Boileau 1871 229 Bruyère 1823 192 Condit 1952 133, 135 Conrads, Ulrich; Sperlich, Hans Günter: Phantastische Architektur, Stuttgart 1960 187 Contag 1889 263 DBZ 1890 258 DBZ 1908 193 Deutsche Kunst u. Denkmalpflege 1903 238 Deutsche Reichsbahngesellschaft 1928 292 Durm 1881– 130, 131, 132, 162, 184, 186, 191, 197, 204, 235, 238, 239, 242 Eck 1841 193 Eisenkonstruktionen 1893 130, 179 Engineer 1893 190 Fockema et. al. 1957 177 Foerster 1908 151 Friemert 1984 150 Giedeon 1956 126, 173, 174, 177 Giedeon / Moholy-Nagy 1928 184, 202, 207 Gloag / Bridgewater 1948 120, 222 Hautecœur 1955 83, 200 Helmigk 1937 214 Hitchcock 1954 146, 150, 173, 174, 177, 225, 237, 239, 240, 242 Hoeber, Fritz: Peter Behrens. München, 1913 293 Hübsch 1825 232
IZ 16 146, 150 IZ 60 183 Jaffé 1895 149, 191 Jahrbuch des deutschen Werkbundes 1913 293, 294 Jahrbuch des Deutschen Werkbundes 1914 291 Jenkins 1957 187, 188 Klasen 1876 228, 257 Klinckowstrœm 1959 213, 216 Kræmer 1900 183 Ljudvik / Vlasjuk 1964 151, 223, 227 McGrath/Frost 1961 199, 201, 202, 203 Meeks 1950 160, 161, 167, 168 Mertens 1887d 162 Meyer 1907 229, 239, 240, 259 Moller 1833 84, 105 Patté 1769 261 Pevsner, Nikolaus: Europäische Architektur von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 1957 226 Platz 1927 292, 294 Rave 1955 222 RGA 1841 111 RGA 1842 200 RGA 1854 195 Richards 1958 124 Romberg 1847 200, 202 Rondelet 1835, IV 262 Schachner 1914 199 Schliepmann 1913 207 Schmitz 1917 223 Seling 1959 247 Sheppard 1945 127, 211 Simond 1900 171 Strickland / Gill / Campbell 1841 213 Thiersch, FW: Die Ausstellungs- und Festhalle Frankfurt. Frankfurt, 1909 292 Uhde 1911 262 Vierendeel 1900 106, 168, 180, 181, 186, 236, 247, 258 Viollet-le-Duc 1863 130, 245, 246 Viollet-le-Duc 1872 246, 259 Wachsmann 1959 150 Wasmuth Monatshefte 1932 206 Wiener 1912 207, 208 Wolzogen 1863 215, 216, 221 ZBV 1886 131 ZBV 1890 190 ZDB 1887 101 ZfBW 1851 206 ZfBW 1853 200 ZfBW 1855 181 ZfBW 1859 161, 168 ZfBW 1862 228 ZfBW 1863 213 ZfBW 1864 207 ZfBW 1865 42 ZfBW 1866 229, 233 ZfBW 1867 131 ZfBW 1869 212
ZfBW 1871 211 ZfBW 1872 212 ZfBW 1876 213 ZfBW 1879 266 ZfBW 1880 199 ZfBW 1885 147, 149, 164, 245, 271 ZfBW 1888 238 ZfBW 1891 165 ZH 1863 211 Fotografien und Reproduktionen Architekturmuseum TU Berlin 55, 163, 164, 198, 215, 227, 230, 231, 234, 235, 236, 264 Archiv für Baukunst Universität Innsbruck 108, 109, 114, 115, 116 Bibliothèque Nationale, Paris 54 bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte 42 CAP / Roger-Viollet 196 English Heritage 237 Georges Fessy 243, 244 Frances Loeb Library, Graduate School of Design, Harvard University 44 http://photoeverywhere.co.uk 102 Jürgen Heegmann 41 Library of Congress 40, 133, 134, 135 Look and Learn / Peter Jackson Collection / Bridgeman Images 38 Vitold Muratov 44 National Railway Museum, York, North Yorkshire, UK / Bridgeman Images 160, 167 Marie-Lan Nguyen 39, 242 Musée Carnavalet / Roger Viollet 183, 185 Museum of Domestic Design & Architecture, Middlesex University 176 Private Collection / The Stapleton Collection / Bridgeman Images 159 Roger Henrard / Musée Carnavalet / Roger-Viollet 197 Christian Schädlich 38, 44, 129, 203, 204, 212, 221, 223, 262 Björn Schötten 43, 119, 167, 180 Claude Shoshany 270 Special Collections / UC Santa Cruz / Branson DeCou Archive 136 Universitätsbibliothek Heidelberg 56 Leider konnten trotz sorgfältiger Recherche nicht alle Rechteinhaber ausfindig gemacht werden. Eventuelle Ansprüche werden vom Verlag im Rahmen üblicher Vereinbahrungen abgegolten.
Anhang 327
Christian Schädlich forschte und publizierte zur Architekturtheorie, zur Architekturgeschichte, zur Entwicklung der Baukonstruktionen im 19. und 20. Jahrhundert (Historismus, klassische Moderne, Bauhaus, russisch-sowjetische Avantgarde, Stahl- und Stahlbetonbau) sowie zur Architektur der Weimarer künstlerischen Lehranstalten. Seine 1957 vorgelegte Dissertation behan delt die Grundzüge der klassischen Architekturtheorie, ausgehend von Schriften des deutschen Architektur theoretikers L. C. Sturm (1669–1719). Neben der vorliegenden Schrift gingen aus der Auseinandersetzung mit der Architektur geschichte des 19. Jahrhunderts Publikationen zu Fragen des Historismus, zu Gottfried Semper, Karl Friedrich Schinkel u. a. hervor. Ab Ende der 1960er Jahre gehörte er zu den führenden Wissenschaftlern, die sich mit der Geschichte und dem Erbe des Bauhauses beschäftigten.
Das Eisen war zu Beginn des 19. Jahrhunderts das erste Material, das sich von einem handwerklichen zu einem industriellen Baustoff entwickelt hat.
Christian Schädlich
DAS EISEN in der Architektur des 19. Jahrhunderts
Dieses Buch ist Pflichtlektüre für jeden, der sich mit der Architektur des 19. Jahrhunderts auseinandersetzt.
FIRMITAS Band 1 www.geymueller.de
Christian Schädlich untersucht den Baustoff Eisen ausgehend von den architektonischen Problemstellungen und ihren Lösungsansätzen. Einer Erläuterung aller beispielhaften Träger- und Stützkonstruktionen folgt die Beschreibung der zeitgenössischen Fertigungsmethoden. Zusammen dienen sie als Grundlage für die Analyse der im 19. Jahrhundert vorhandenen Bauaufgaben im zweiten Teil des Werkes.
Das als Habilitationsschrift an der Universität Weimar in den 1960er Jahren entstandene und bisher unveröffentlichte Werk ist immer noch ein bahnbrechender und für die Geschichte des Eisenbaus unverzichtbarer Text. Das historische Dokument wird ergänzt um ein Nachwort des Autors und eine aktualisierte Bibliographie.
Christian Schädlichs Arbeit ist nach den um 1900 verfaßten Gesamtdarstellungen zur Geschichte des Eisens in technischer und kulturgeschichtlicher Beziehung (L. Beck, R. Gottgetreu, G. Mehrtens, L. Vierendeel) die erste – und bis heute einzige – Publikation, welche den Eisenbau des 19. Jahrhunderts und seine Bedeutung für die Architektur derart umfassend und vielseitig behandelt. Mehr als 50 Jahre nach der Annahme des Werkes als Habilitationsschrift an der Bauhaus-Universität Weimar liegt nun erstmals eine gedruckte Fassung der Arbeit vor.
Das Eisen war zu Beginn des 19. Jahrhunderts das erste Material, das den Wandel von einem handwerklichen zu einem industriellen Baustoff vollzogen hat. Mit dieser Entwicklung gingen unzählige Innovationen in den Bereichen der Berechnung, Verarbeitung und Anwendung einher.
Der Text wird durch hunderte von Schemaskizzen des Autors erläutert, sowie durch großformatige historische und aktuelle Abbildungen illustriert.
Christian Schädlich
Prof. Dr.-Ing. Christian Schädlich
Das Eisen in der Architektur
150212_schaedlich_cover_druck_Layout 1 12.02.15 12:44 Seite 1
Geymüller