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GrossmütterRevolution

Ein unnötiger Kampf

dete, sie wolle weiterarbeiten und rechne damit, dass die Mutter die Kinderbetreuung übernehme. Als diese sich zu wehren versuchte, machte die Tochter deutlich: «Das ist deine Pflicht.» Diese Aussage empört mich, weil ich denke, dass kein Kind das Recht hat, über das Leben seiner Eltern zu

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Meine Mutter war die meiste Zeit ihres Lebens verfügen. Die Betreuungsangebote der Grosseltern sind für sieben Kinder und den Haushalt zustän- Geschenke und man sollte dankbar sein dafür, sie zu dig. In späteren Jahren erzählte sie, dass erhalten. Als meine Enkel unterwegs waren, sagte ich sie mit vier Kindern zufrieden gewesen wäre. Die Re- zu meinen Töchtern: «Ich möchte keine festen Hütetage, ligion verbot ihr die Verhütung. Als ihre ersten Enkel aber wenn ihr in Not seid, stehe ich jederzeit zur Vergeboren wurden, sagte sie uns: «Ich habe fügung.» Waren die Kleinen krank, nahm meine Kinder gehabt, auf eure müsst ich die anderthalbstündige Reise gerne in ihr selber schauen.» Ich bewunderte sie Kauf. Ich geniesse die Tage mit meinen für diese klare Aussage, weil sie so gar beiden Enkelkindern und stelle immer nicht zum Bild meiner stets opferbereiten wieder fest, wie sie eine neue DimensiMutter passte. Vielleicht war sie damals on in mein Leben bringen. Mit ebenso zum ersten Mal in ihrem Leben zu ihren grosser Erleichterung überlasse ich sie eigenen Bedürfnissen gestanden. Meine aber auch wieder ihren Eltern. Denn die Geschwister und ich akzeptierten ihren Hütetage fordern mich oft aufs ÄussersWunsch und organisierten uns anderBERNADETTE KURMANN aus Ebikon LU, ist te. Ich spüre dann und wann, dass ich als weitig. Krankenschwester und Grossmutter, die sich abgrenzt, bei anAllerdings fand ich stets, dass meine Mut- Journalistin, Mutter von dern Grossmüttern nicht auf Verständnis ter damit auch etwas verpasst hatte. Die drei Töchtern und seit stosse. Wenn ich von meiner Abmachung 2018 Grossmutter. Seit tiefe Bindung zu den Enkeln fehlte. Als ich 2017 ist sie aktiv bei der mit den Töchtern erzähle, bekomme ich noch einer Arbeit nachging, brachte eine GrossmütterRevolution. oft ein energisches «Ich mache das gern!» Kollegin innert kurzer Zeit vier Kinder zu hören. «Das tue ich auch», denke ich zur Welt und liess diese von ihrer schon ziemlich alten dann für mich. «Aber halt nicht so intensiv und nach und körperlich eingeschränkten Mutter betreuen. Sie meinem Bedürfnis.» Und unweigerlich taucht das alte betonte stets, dass ihre Mutter den Hütedienst unbe- Bild der Mütter vor dreissig, vierzig Jahren vor meinen dingt wolle. Er bringe ihr Beschäftigung und Ablenkung Augen auf. Sie bekämpften sich damals bis aufs Blut im Alltag. Wir Kolleginnen hatten dann und wann das wegen der Frage, wer die bessere Mutter sei: Jene, die Gefühl, dass diese Grossmutter mit den vier Kindern bei ihren Kindern bleibt, oder diejenige, die arbeiten überfordert war. Wir fanden es schade, dass sich die alte geht? Nein danke, sage ich mir: Diesen Kampf fand ich Frau nicht besser zur Wehr setzte. Oder als die Tochter schon damals überflüssig. Zu einem neuen um die beste einer Kollegin schwanger war und der Mutter verkün- Grossmutter trete ich heute sicher nicht an.» •

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Auch die Frauen der Grossmütter Revolution dachten noch vor einem Jahr, dass die beste Lösung in der Pandemie das «Aussitzen» sei und wir uns danach wieder treffen könnten. Doch dann wurde aus den paar Monaten mehr als ein Jahr und wir mussten feststellen, dass die Kraft, welche die GrossmütterRevolution ausmacht, immer mehr in den Hintergrund trat. Die Kraft, die unserer Gemeinschaft, dem gemeinsamen Nachdenken, Austauschen, Lachen, Diskutieren und Handeln innewohnt. Dem treten wir nun bewusst entgegen und warten nicht länger auf die Zeit nach der Pandemie. Im Mai nehmen wir die Fäden wieder auf und treffen uns zu einer digitalen Frühlingstagung. Wir freuen uns sehr, dass Prof. Dr. Andrea Maihofer mit dabei sein kann und unseren Austausch begleiten wird. Weitere digitale Anlässe der einzelnen RegioForen sind aufgegleist. Austauschmöglichkeiten zu politischen Themen stehen ebenfalls im Fokus unserer Planung. Detaillierte Informationen zu den Online-Anlässen finden Sie auf unserer Webseite: grossmuetter.ch

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