Grosseltern-Magazin 02/2021

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~ Kolumne ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION

Ein unnötiger Kampf

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eine Mutter war die meiste Zeit ihres Lebens für sieben Kinder und den Haushalt zuständig. In späteren Jahren erzählte sie, dass sie mit vier Kindern zufrieden gewesen wäre. Die Religion verbot ihr die Verhütung. Als ihre ersten Enkel geboren wurden, sagte sie uns: «Ich habe meine Kinder gehabt, auf eure müsst ihr selber schauen.» Ich bewunderte sie für diese klare Aussage, weil sie so gar nicht zum Bild meiner stets opferbereiten Mutter passte. Vielleicht war sie damals

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dete, sie wolle weiterarbeiten und rechne damit, dass die Mutter die Kinderbetreuung übernehme. Als diese sich zu wehren versuchte, machte die Tochter deutlich: «Das ist deine Pflicht.» Diese Aussage empört mich, weil ich denke, dass kein Kind das Recht hat, über das Leben seiner Eltern zu verfügen. Die Betreuungsangebote der Grosseltern sind Geschenke und man sollte dankbar sein dafür, sie zu erhalten. Als meine Enkel unterwegs waren, sagte ich zu meinen Töchtern: «Ich möchte keine festen Hütetage, aber wenn ihr in Not seid, stehe ich jederzeit zur Verfügung.» Waren die Kleinen krank, nahm ich die anderthalbstündige Reise gerne in Kauf. Ich geniesse die Tage mit meinen beiden Enkelkindern und stelle immer wieder fest, wie sie eine neue Dimension in mein Leben bringen. Mit ebenso

zum ersten Mal in ihrem Leben zu ihren grosser Erleichterung überlasse ich sie eigenen Bedürfnissen gestanden. Meine aber auch wieder ihren Eltern. Denn die Geschwister und ich akzeptierten ihren Hütetage fordern mich oft aufs ÄussersBERNADETTE KURMANN Wunsch und organisierten uns anderte. Ich spüre dann und wann, dass ich als aus Ebikon LU, ist weitig. Grossmutter, die sich abgrenzt, bei anKrankenschwester und Journalistin, Mutter von Allerdings fand ich stets, dass meine Mutdern Grossmüttern nicht auf Verständnis drei Töchtern und seit ter damit auch etwas verpasst hatte. Die stosse. Wenn ich von meiner Abmachung 2018 Grossmutter. Seit tiefe Bindung zu den Enkeln fehlte. Als ich mit den Töchtern erzähle, bekomme ich 2017 ist sie aktiv bei der noch einer Arbeit nachging, brachte eine oft ein energisches «Ich mache das gern!» GrossmütterRevolution. Kollegin innert kurzer Zeit vier Kinder zu hören. «Das tue ich auch», denke ich zur Welt und liess diese von ihrer schon ziemlich alten dann für mich. «Aber halt nicht so intensiv und nach und körperlich eingeschränkten Mutter betreuen. Sie meinem Bedürfnis.» Und unweigerlich taucht das alte betonte stets, dass ihre Mutter den Hütedienst unbeBild der Mütter vor dreissig, vierzig Jahren vor meinen dingt wolle. Er bringe ihr Beschäftigung und Ablenkung Augen auf. Sie bekämpften sich damals bis aufs Blut im Alltag. Wir Kolleginnen hatten dann und wann das wegen der Frage, wer die bessere Mutter sei: Jene, die Gefühl, dass diese Grossmutter mit den vier Kindern bei ihren Kindern bleibt, oder diejenige, die arbeiten überfordert war. Wir fanden es schade, dass sich die alte geht? Nein danke, sage ich mir: Diesen Kampf fand ich Frau nicht besser zur Wehr setzte. Oder als die Tochter schon damals überflüssig. Zu einem neuen um die beste einer Kollegin schwanger war und der Mutter verkünGrossmutter trete ich heute sicher nicht an.» •

BEWEGEN, BEWEGTSEIN, IN KONTAKT BLEIBEN – VIELES IST AUCH ONLINE MÖGLICH Auch die Frauen der Grossmütter­ Revolution dachten noch vor einem Jahr, dass die beste Lösung in der Pandemie das «Aussitzen» sei und wir uns danach wieder treffen könnten. Doch dann wurde aus den paar Monaten mehr als ein Jahr und wir mussten feststellen, dass die Kraft, welche die GrossmütterRevolution ausmacht, immer mehr in den Hintergrund trat. Die Kraft, die unserer Gemein-

schaft, dem gemeinsamen Nachdenken, Austauschen, Lachen, Diskutieren und Handeln innewohnt. Dem treten wir nun bewusst entgegen und warten nicht länger auf die Zeit nach der Pandemie. Im Mai nehmen wir die Fäden wieder auf und treffen uns zu einer digitalen Frühlingstagung. Wir freuen uns sehr, dass Prof. Dr. Andrea Maihofer mit dabei sein kann und ­unseren Austausch begleiten wird. # 02 ~ 2021

Weitere digitale Anlässe der einzelnen RegioForen sind aufgegleist. Austauschmöglichkeiten zu politischen Themen stehen ebenfalls im Fokus unserer Planung. Detaillierte Informationen zu den Online-Anlässen finden Sie auf unserer Webseite: grossmuetter.ch


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