Grosseltern-Magazin 02/2021

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MAGAZIN

Grosseltern

# 02 / 2021

# 02 / 2021 grosseltern-magazin.ch

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Grosseltern Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern

Ein Leben danach

Wann ist man alt ?

Besser zuhören

Wenn die Enkelin Suizid begeht: Eine Grossmutter erzählt. (S. 30)

Zehn Menschen beantworten Fragen rund ums lange Leben. (S. 36)

Befriedigendere Gespräche dank Konzentration und gezielten Nachfragen. (S. 44)

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Pionier für weltweite Flusskreuzfahrten


~ Magazin ~ EDITORIAL

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fragen beispielsweise. Ich selbst bringe dazu nicht immer die notwendige Zurückhaltung auf. Im Beitrag über «Empathisches Zuhören» auf Seite 44 erklärt Psychotherapeut Martin Wendisch, mit welchen Signalen man einer Gesprächspartnerin oder einem Gesprächspartner seine aktive Aufmerksamkeit zusichert. Wichtig dabei: Geht es jemandem nicht gut, braucht er oder sie keine Erfahrungsberichte aus dem eigenen Unglücksspektrum. Es genügt, das Leid des anderen zu anerkennen und auszuhalten. Aushalten muss man auch die tieftraurige

«Also bei mir war das so ... »

I

n meinem Bekanntenkreis gibt es diese eine Person, die es schafft, jedes Tischgespräch innert Sekunden in einen Trümmerhaufen zu verwandeln. Eben unterhält man sich über das Phänomen, dass sich derzeit die eine Hälfte der Schweizer Bevölkerung Hunde anschafft und die andere Campingbusse, und überlegt, unter welchen Umständen man der einen oder anderen Anschaffung selbst nicht abgeneigt wäre, da grätscht einem genannte Person mitten in den Satz. Sie beginnt von der Tandemtour durch Schweden zu erzählen, die sie als Fünfzehnjährige mit ihrem Vater unternommen hat. Irgendwo kommen darin ein Hund und ein Zeltplatz vor. Diese Person tut das jedes Mal, mehrmals pro Abend. Wir reden deshalb hinter ihrem Rücken manchmal gemein über sie. Ja, es gibt sicher viel schlechtere Zuhörerinnen als mich. Aber es gibt auch bessere. Das wird mir immer dann bewusst, wenn ich mit jemandem in ein Gespräch eintauche, der mir nicht nur zuhört, sondern Gesagtes auch einzuordnen versucht. Durch gezieltes Nach-

Geschichte von Grossmutter Gertrud Z., die ab Seite 30 vom Suizid ihrer Enkelin berichtet: Die Aufzeichnung von Klaus Petrus ist ein Schlag in die Magengrube. Wir haben intensiv diskutiert, ob wir sie wirklich bringen sollen. Bei der Berichterstattung über Suizid tragen Medien eine besonders grosse Verantwortung. Nachdem wir den Text der Stiftung Pro Juventute vorgelegt und auf ihren Rat hin ein paar Änderungen vorgenommen haben, sind wir nun überzeugt, das Richtige zu tun. Das Thema ist wichtig – gerade jetzt, wo infolge der Pandemie die Fälle psychischer Probleme bei Jugendlichen stark zugenommen haben. Zuhören und Nachfragen kann auch Leben retten. •

KARIN DEHMER (47) Stv. Chefredaktorin, würde den Hund dem Campingbus klar vorziehen. Ihre Familie will aber von beidem nichts wissen. Also bleibt es bei den Katzen und bei Ferienplänen fern von Zeltplätzen. karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch

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INHALT # 02 / 2021

Ein Leben danach

Wenn das Enkelkind Suizid begeht: Eine Grossmutter erzählt. (S. 30)

Möchten Sie für immer jung sein ? «10 Fragen, 100 Menschen, 1000 Antworten»: Einblick in die Ausstellung «forever young. Willkommen im langen Leben» des Berner Generationenhauses. (S. 36)

« Farben haben kein Geschlecht »

Tochter? Sohn? Kind! Interview mit Markus Tschannen, der seine Kinder geschlechtsoffen erzieht. (S. 26)

Cover: Grosseltern Catherine Schuppli und Markus Iseli mit ihrer Patchworkfamilie. Das Foto wurde coronabedingt in zwei Gruppen aufgenommen, die Bilder digital zusammengeführt. Foto: Tibor Nad # 02 ~ 2021


~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS

Magazin

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Editorial Inhaltsverzeichnis

Kilian von Weissenfluh Dass der Schwinger heute so erfolgreich ist, verdankt

er auch seinem Grossvater.

9 Ben Moore Wasserbären im Weltall und beschwipste Goldfische. 12 Ari meint: Der Spuk geht dem Ende entgegen. 14 Freiwilliges Engagement Monika Santschi-Schnyder schminkt für Herzensbilder Mütter von schwerkranken Kindern. 20

Leserbriefe

Hintergrund 25

26

Das Baby und das Kind Markus Tschannen und seine

Frau erziehen ihre Kinder ­ geschlechtsoffen. Im I­ nterview erklärt er, was das bedeutet.

30

Suizid der Enkelin Wie kann man weiterleben, nachdem sich ein Enkelkind das Leben genommen hat? Eine Grossmutter erzählt.

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44

22

Anderswo: Ungarn Die Enkel leben in der Schweiz – auf dem grosselterlichen Hof in Ungarn fühlen sie sich frei.

GrossmütterRevolution Kleidervorschriften früher und heute.

21 Kolumne: Meine Kinder, meine Enkel Vater Fabian und Grossvater Hannes Bucher über Familie im Shutdown.

48

«forever young. Willkommen im langen Leben» Eine Ausstellung des ­Berner Generationenhauses über das lange Leben in einer ­ alternden Gesellschaft: Wir geben einen Einblick. Empathische Kommunikation Konzentration, Nachfragen: Über die Kunst des Zuhörens. Familienzuwachs Wenn die Grosseltern neue Partner haben: Unser Dossier zu Patchworkfamilien.

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# 02 ~ 2021

Service 56 56 58 59

Aus der Praxis Hausarzt Edy Riesen Hebamme Carole Lüscher Psychologin Dagmar Schifferli

60 Unterwegs Schlafen Sie gut: Originelle 60 Übernachtungsideen 62 Berggasthof Hoher Hirschberg (AI) 63 Wanderung: von Rougemont (VD) nach Gstaad (BE) 64 Museumstesterin 65 Kaufen, Spielen, Basteln 65 Einkaufstipps mit Stil 67 Gartenspass für Kinder Flügel basteln 68

70 Stricken 70

Korb für Allerlei

72 Experimentieren 72

Schnecken beobachten

75 Kochen

75 Penne mit Auberginen 76 Lesen 76 Kinderbücher: Identität, Ich-Stärke und Geliebtwerden 77 Buchtipps im Mai und Juni

82 66 78 80 81

Das Schlusswort Von François Höpflinger Wettbewerb Rätsel Kurs: Vom Schaf zur Wolle Impressum / Vorschau


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Ein Lied von

Grossvater 1 2

3

5 4

5

1 Anton, Grossvater mütterlicherseits, und Grossvater Peter (rechts). 2 Schwester Jenny, Kilian und Grossvater Peter. 3 Klein Kilian mit grossen Schwingträumen. 4 Die ganze Schwingerdynastie von Weissenfluh: Onkel Christian v. W., Kilian, Grossvater Peter sen., Bruder Kevin und Vater Peter jun. (v.l.). 5 Kilian, Vater Peter, Bruder Kevin und Grosi Elisabeth.

# 02 ~ 2021


~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN

«Eidgenosse» Kilian von Weissenfluh stammt aus einer Berner SchwingerDynastie. Grossvater Peter ist gar dreifacher Eidgenosse und gibt seinem Enkel heute noch Tipps.

«

Von MICHAEL SPILLMANN (Aufgezeichnet)

Das Schwingen war und ist bei uns in der Familie natürlich ein grosses Thema. Wir reden viel darüber. Meine Grosseltern mütterlicherseits sind aus der In-

nerschweiz, aus Muotathal. Die Innerschweizer sind wie die Berner schwingbegeistert. Da gab es früher in der Familie Diskussionen, das ist klar. Aber auf eine gute Art und Weise. Mit Grosi Marie (1941) telefoniere ich regelmässig. Mein Grossvater Anton lebt nicht mehr. Ich war in der 2. Klasse, als er gestorben ist. Ich habe nicht viele Erinnerungen an ihn, aber was ich noch weiss: Er besuchte regelmässig Schwingfeste. Wenn es bei mir im Sport gut läuft, denke ich oft, es wäre schön, wenn er das auch miterleben könnte, er wäre sicher stolz auf mich. Mein Grosi Marie und ich sagen uns dann immer: Irgendwie sieht er es schon. Mit meinem Bruder und den zwei Schwestern waren wir als Kinder oft bei den Grosseltern in Muotathal. Es war schön, die ganze Verwandtschaft war dort und wir hatten viel Spass mit allen Cousinen und Cousins. Wir durften auch mal etwas haben, was es daheim weniger gab. Da war beispielsweise dieses Schäftli in der Küche, in dem Grosi immer eine Dose mit Caramels aufbewahrte. Das hat uns magisch angezogen. Meine Grosseltern väterlicherseits sind Elisabeth, Jahrgang 1943, und Peter sen., 1943, aus Hasliberg. Mein Grossvater ist dreifacher Eidgenosse und er hat neunmal den Brünig-Bergkranz geholt. Dass er so erfolgreich war, ist eigentlich kaum zu glauben, denn er hat erst sehr spät mit dem Schwingen angefangen. Als Zwanzigjähriger hat jemand zu ihm gesagt: Komm mal mit in den Schwingkeller. Das war der Startschuss. Durch meinen Grossvater fanden nämlich auch mein Vater Peter jun. und mein Onkel Christian zum Schwingen. Und schliesslich auch ich. Die ersten paar Jahre wohnten wir bei den Grosseltern im Haus in Hasliberg. Wir oben, die Grosseltern unten. Ich war viel bei Ihnen. Als Kinder durften wir das Eidgenössische Schwingfest im Fernsehen schauen. Meine Eltern und der Grossvater Peter sen. waren dann am Fest, wir alleine mit Grosi. Ich erinnere mich noch, wie sie am Abend die Stühle neben das Bett stellte, damit wir nicht rausfielen. In der Wohnung der Grosseltern hingen die

KILIAN VON WEISSENFLUH (24) Der Berner gehört seit 2019 zu den ganz «Bösen». Am Eidgenössischen Schwingund Älplerfest in Zug holte er sich den Eidgenössischen Kranz. Der Kranzschwinger aus Hasliberg ist gelernter Zimmermann, wie alle Schwinger arbeitet er neben dem Sport. Wegen der Corona-Pandemie gibt es seit mehr als einem Jahr keine Schwingfeste mehr. Seit Mitte März dürfen die 120 besten Schwinger der Schweiz endlich wieder richtig trainieren. esv.ch

Glocken und Treicheln, die der Grossvater an den Festen gewonnen hatte. Wir haben sie bewundert und wollten immer alles darüber wissen. Woher kommt die? Wo hast du die gewonnen? Mein Bruder und ich übten oft in der Stube Schwünge – ab und zu sind wir in den Glocken gelandet. Auch heute noch sehe das ich Grosi Elisabeth am meisten. Zweioder dreimal pro Woche gehe ich zu ihr zum Mittagessen. Sie macht öfters Speck mit selbst gemachtem Sauerkraut – ihre Spezialität – oder Tomatenschnitten, ein altes Rezept von meiner Urgrossmutter. Sie verfolgt meine sportliche Karriere genau. So schneidet sie etwa alle Artikel vom Schwingen aus der Zeitung und klebt sie in ein Heft. Grossvater Peter sen. lebt seit ein paar Jahren in Graubünden, getrennt von meiner Grossmutter. Er ist nicht nur sportlich, sondern auch musikalisch. Zum Gewinn des Eidgenössischen Kranzes hat er mir sogar ein Lied komponiert, der Titel heisst; ‹Erinnerung an Zug›. Obwohl er es nicht direkt sagt, weiss ich, dass er schon sehr stolz auf mich ist. Nach den Schwingfesten telefoniere ich immer mit meinem Grossvater und wir diskutieren über meine Notenblätter. Er ist vor allem eine mentale Stütze. Aber vor zwei Jahren ist er nochmals mit mir in den Schwingkeller, um mir noch ein paar Schwünge am Boden zu zeigen. Ich muss sagen: Er ist also noch recht zwäg.» •

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Aktuell ~

DIE HÜTTENWARTIN «Ich hatte alles, was ich wollte», sagt die achtzigjährige Irma Clavadetscher. Als eine der ersten Hüttenwartinnen der Schweiz verbrachte sie fast ihr halbes Leben auf 2610 Metern über Meer, zuhinterst im Engadiner Val Roseg. Von 1963 bis 2001 bewirtschaftete sie dort zusammen mit ihrem Mann die Coaz-Hütte. Die Autorin Irene Wirthlin zeichnet diese besondere Lebensgeschichte nach: Irmas behütete Jugend am Zürichsee, die Heirat mit ihrer ­ gros­sen Liebe, dem Bergführer Christian Clavadetscher, die vielen Jahre, in denen das Ehepaar mit den zwei Kindern im Sommer auf der Hütte, im Winter in Samedan lebte. Harte Arbeit, grossartige Naturerlebnisse und Begegnungen mit Menschen aus aller Welt haben Irma Clavadetschers Leben geprägt. Das Buch über das aussergewöhnliche Leben einer pragmatischen, naturverbundenen und klugen Frau. ~AT

Irene Wirthlin

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2610 m. ü. M. Irma Clavadetscher. Ein Leben auf der Coaz-Hütte. Irene Wirthlin, Verlag Hier und Jetzt, 228 Seiten, 36 Franken. hierundjetzt.ch

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Irma Clavadetscher Ein Leben auf der Coaz-Hütte

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Irma Clavadetscher Ein Leben auf der Coaz-Hütte

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~ Magazin ~ NICHT VON DIESER WELT

DIE

AUSSERIRDISCHEN

IM HEIMISCHEN

GARTEN

Ich hatte in früheren Kolumnen über mögliches ausserirdisches Leben geschrieben. Aber wir müssen eigentlich gar nicht weit reisen, um bemerkenswerte und aussergewöhnliche Lebensformen zu entdecken – die finden Sie vielleicht sogar in Ihrem eigenen Garten. Da wären zum Beispiel die unglaublichen Wasserbären, die trotz ihres Namens keine echten Bären sind, sondern winzige Tierchen, nicht grösser als ein Millimeter. Durch ihre tapsige Fortbewegung und ihren pummeligen Körper sehen sie unterm Mikroskop ein wenig aus wie Bären, was ihnen den Namen gegeben hat. Wasserbären – ihr wissenschaftlicher Name ist übrigens Tardigrada – gibt es überall auf der Erde, wo es feucht oder nass ist, und sie gehören zu den zähesten Kreaturen auf unserem Planeten. Wenn Sie ein Mikroskop oder eine gute Lupe haben, sollten Sie versuchen, einen aufzuspüren! Wasserbären haben einige Anpassungen entwickelt, die es ihnen ermöglichen, dort zu überleben, wo es das meiste Leben nicht kann. Wenn ihr Lebensraum austrocknet, können sie sich zu einem winzigen Ball zusammenrollen und buchstäblich auf der faulen Haut liegen, bis sich die Bedingungen verbessern. Sie begeben sich in einen Winterschlafzustand, der Jahrzehnte dauern kann. Wenn dann das Wasser zurückkehrt, erwecken sie sich in nur wenigen Stunden wieder zum Leben. Vor dreissig Jahren wurden ein paar Wasserbären in einen Gefrierschrank gestellt. Als sie einige Zeit später wieder aufgetaut wurden, wurden sie wieder quicklebendig, als wäre nichts passiert. Sie haben ein spezielles Frostschutzmittel in ihrem Körper, das verhindert, dass ihre Zellen beim Einfrieren platzen. Wasserbären wurden sogar in den Weltraum geschossen und dem kalten Vakuum und den rauen Strahlungsbedingungen ausserhalb des Raumschiffs ausgesetzt. Einmal auf die Erde zurückgebracht, waren sie wahrscheinlich ein wenig reisemüde, aber sie hatten überlebt. Ein deutlich bekannteres Wasserwesen ist der Goldfisch. Er kann den Winter problemlos unter dem Eis Ihres Gartenteichs überleben. Aber wie macht er das, wo es doch den ganzen Winter über unter dem Eis fast keinen Sauerstoff gibt? Die meisten Tiere beziehen ihre Energie aus gespeicherten Glukosemolekülen, die durch den Sauerstoff, den sie atmen, abgebaut werden und Energie, Wasser und Kohlendioxid freisetzen. Wenn wir Sport treiben und unser Sauerstoffgehalt sinkt, können wir noch eine Weile weitermachen, indem wir unsere gespeicherten Zucker und Kohlenhydrate direkt in Milchsäure umwandeln, um Energie zu produzieren. Aber nur so lange, bis sich die Milchsäure aufbaut und wir einen bösen Schmerz in unseren Muskeln spüren. Anstatt schädliche Milchsäure zu produzieren, haben Goldfische einen einzigartigen Stoffwechsel, der es ihnen ermöglicht, Alkohol als Abfallprodukt zu produzieren. Der Alkohol kann aus ihren Kiemen in das umgebende Wasser diffundieren. Die Folge davon ist allerdings, dass die Goldfische am Ende des Winters einen ziemlichen Schwips haben! Ist die Natur nicht bemerkenswert?

BEN MOORE ist Professor für Astrophysik, Autor, Musiker und Direktor des Zentrums für Theoretische Astrophysik und Kosmologie an der Universität Zürich. Er mag es, die grossen Fragen so zu beantworten, dass es auch Kinder und Menschen ohne Universitätsabschluss verstehen.

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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FILME GEMEINSAM STREAMEN

Auch mit Kontaktbeschränkungen können Grosseltern und Enkelkinder weiterhin gemeinsam Filme ansehen. Streamingportale verfügen über Angebote wie «GROUP WATCH» oder «WATCH PARTY». Voraussetzung ist, dass beide den jeweiligen Streamingdienst abonniert haben. Einer der beiden lädt den anderen per E-Mail zum Film ein. Bei Disney+ heisst die Funktion «GroupWatch» und funktioniert auf allen Geräten. Dort wie gewohnt einloggen, Film aussuchen und das GroupWatch-Symbol anklicken. Anschliessend über «Einladen» den Einladungs-Link zum Verschicken

erstellen. Sind alle da, startet ein Klick auf «Stream starten» das gemeinsame Filmvergnügen. Ähnlich funktioniert «WatchParty» bei Amazon Prime Video. Diese läuft allerdings nur mit den Browsern Chrome und Firefox auf Mac und PC. Für Netflix braucht es die kostenlose Browser-Erweiterung «TELEPARTY» und den Chrome- oder Edge-Browser auf Mac und PC (Download über chrome.google.com/extensions bzw. microsoftedge.microsoft.com). Alle teilnehmenden Filmfreunde müssen Teleparty bei sich installieren. ~AG

Von RUDOLF HUG ( Text und Bild)

~ Digitales Leben ~

~ Fotografien ~

TIERGESCHICHTEN DER BÄRENNACHWUCHS LEBT GEFÄHRLICH

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s ist Mittsommer und die Braunbären suchen in den Wäldern entlang der finnisch­ russischen Grenze nach Beeren. Der Sommer ist kurz und sie haben nicht viel Zeit, um sich genügend Reserven für den Winterschlaf anzufressen. Aus einem Versteck

fotografiere ich eine Bärenmutter mit ihren drei Jungen. Plötzlich schaut sie vorsichtig auf. Sie scheint Witterung aufgenommen zu haben und auch ihr Nachwuchs stellt sich auf die

Hinterbeine, um mehr zu sehen. Woher droht diesen grossen Tieren Gefahr, stehen sie doch an der Spitze der Nahrungskette? Es sind die Männchen ihrer eigenen Art, die diese Familie fürchtet. Bären sind Einzelgänger und die erwachsenen Tiere treffen sich nur zur Paarung. Solange die Weibchen ihre Jungen aufziehen, werden die Männchen abgewiesen. Wie je­ des Tier wollen Bären aber möglichst viel von ihrem Erbgut weitergeben. Deshalb töten sie oft die Jungtiere – manchmal sogar ihre eigenen –, damit die Mutter wieder brünstig wird. Dieses Mal zieht der Bär aber weiter und die Sorge war zum Glück umsonst. Bücher und Infos: rudolf-hug.ch # 02 ~ 2021


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Züri wird wild.

Zoo % 100 paren s 20% h/zoo c zkb.

Das Abenteuer wartet vor Ihrer Tür. Und als Hauptsponsorin des Zoo Zürich laden wir Sie ein, dabei zu sein.

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Ari meint ~

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DER SPUK GEHT DEM ENDE ENTGEGEN

sollte nie unsere Fähigkeit vergessen, nicht aufge­ ben zu wollen. Auch wenn wir doch immer noch sehr gespalten sind, erlebe ich auch grossen Zusam­ menhalt. So habe ich kürzlich zusammen mit zwei Mädchen einer etwas dementen Frau in den Bus geholfen. Ge­ meinsam haben wir sie und ihren Rollator gepackt

Die Farben sind zurück. Wenn ich heute aus dem Fenster blicke, meine Strasse entlanglaufe, mache ich oft nichts anderes, als tief einzuatmen. Die Ne­ belsuppe hat sich verzogen, die trüben Tage sind sonnigen Abenden gewichen, an denen man schon von weit her Lachen hört, und wo der Geruch von Bratwürsten allgegenwärtig ist. Wir haben es ge­ sagt, wir haben es gepredigt und jetzt ist es so weit: Der Spuk scheint endlich ein Ende zu haben. Oder jedenfalls scheint eines in Sicht zu sein. Mit den Imp­ fungen geht es voran, mehr Impfdosen sind bestellt. Immer mehr hört man von Grosseltern, die ihre En­ kel wiedersehen, Menschen, seit Wochen zu Hause gefangen, machen wieder Schritte vor die Tür. Ich nutze jede freie Minute, um nach draussen zu gehen. Manchmal habe ich in der Schule lange Mit­ tagspausen. Dann laufe ich einfach dem Fluss ent­ lang, halte meine Füsse ins Wasser. Diese Woche habe ich sogar einfach den Zug genom­ men und bin von Baden nach Otelfingen gefahren. Habe eine Tour über die Lägern gemacht. Ganz al­ lein. Mir fällt auf, wie stark unser Wille ist, weiterzu­ machen. Nach ewigem Zuhausesitzen, zermürben­ dem Maskentragen und der Ungewissheit kommt jetzt der Sommer und alle strahlen, als wäre nie et­ was gewesen. Wir neigen dazu, viele Dinge schwarz zu malen. Das Negative zuerst zu sehen. Doch man

und hineingeschoben. Danach haben wir die gan­ ze Fahrt zusammen geredet. Es gab keine peinliche Stille. Kein Unwohlsein. Vielleicht lag es daran, dass die Sonne schien. Dass sich alle auf das Wochenen­ de freuten. Doch es könnte auch einfach Erleichte­ rung sein. Die simple Freude, am Leben zu sein. •

Ari Teuwsen (18) ist Schüler an der Kantonsschule Wettingen.

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Illustration: Irene Meier

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14 ~ Engagiert ~

n ES LIG NT L I E IW FRE AGEM ENG M ei

sie leben am Bett ihrer Kinder. Ich schminke sie, damit sie sich mal wieder anders fühlen, sie sollen sich hübsch fühlen dürfen. Wenn sie sich danach im

WER Monika Santschi-Schnyder, 62, aus Neuendorf (SO), 3 Enkelkinder WOFÜR Verein Herzensbilder FUNKTION Visagistin

M

« MAN HOFFT GANZ FEST MIT DEN FAMILIEN »

ein erster Einsatz für Herzensbilder war 2014: Ich schminkte eine 32-jährige Mut­ ter von drei Kindern für letzte Familien­ fotos. Das ist es, was Herzensbilder ermöglicht: Fo­ tos von Familien, in welchen ein Kind oder Elternteil schwer krank ist oder wo ein Kind viel zu früh oder still geboren wird. Die Frau war todkrank. Ich wusste nicht genau, was ich erwartet habe, aber als sie mir die Türe öffnete, stand da eine wunderschöne Frau. Sie hat mich tief berührt und nachhaltig beeindruckt. Ich blieb mit ihr in Kontakt und habe sie eine Woche vor ihrem Tod im Spital besucht. Sie war sehr gläubig. Ich habe sie gefragt, ob sie mit Gott hadere. Doch, sie habe mit Gott gehadert, sagte sie. Aber jetzt nehme sie an. Ihre Mutter höre ich bis heute regelmässig. Ja, dieser erste Einsatz hat mich kalt erwischt. Trotzdem bin ich dabei geblieben. Es ist eine sinnstiftende Aufga­ be, die sehr geschätzt wird. Die Familien schreiben uns regelmässig, wie wichtig diese Fotos für sie sind, wie dankbar sie sind. Ich bin Kosmetikerin und engagiere mich bei Her­ zensbilder als Visagistin. Ich bin mit acht Geschwis­ tern aufgewachsen, das hat mich wohl geprägt – ich helfe gern. Bei meinen mittlerweile 26 Einsätzen schminke ich immer die Mütter. Zwei von ihnen wa­ ren selber krank. Die anderen sind Mütter, die zu diesem Zeitpunkt ihre schwerkranken Kinder be­ gleitet haben. Sie sind müde, sie sind verzweifelt,

Spiegel anschauen, strahlen sie für einen Moment richtig. Es gibt ihnen Würde und das tut gut. Beim Schminken rede ich auch mit ihnen. Ich sage dann: «Darf ich fragen, wie es Ihrem Kind geht?» Die Mütter schätzen es, mit jemandem zu reden, die nicht direkt betroffen ist, die aber selber auch Mut­ ter und Grossmutter ist. Ich habe zwei Söhne und drei Enkel, der jüngste ist drei Monate alt. Da ich selber Kinder und Enkel habe, berührt mich jedes einzelne Treffen besonders. Einmal habe ich die Mutter eines schwerkranken achtjährigen Mäd­ chens geschminkt. Ein so hübsches kleines Mäd­ chen. Weil es sich gewünscht hat, ebenfalls ge­ schminkt zu werden, habe ich seine grossen Augen betont. Das Mädchen war so tapfer. Eine Woche nach dem Fotoshooting ist es gestorben. Es gibt vie­ le traurige Familiengeschichten, viel Schmerz. Jede Familie hat ihr eigenes Schicksal. Diese Arbeit holt mich auf den Boden zurück und das, obwohl ich so schon eine geerdete Person bin. Sie lehrt mich Demut und Dankbarkeit, dass meine Kinder und meine Enkel gesund sein dürfen. Seit ich weiss, was alles passieren kann, sind die Schwan­ gerschaften meiner Schwiegertöchter mittlerweile ein Kampf für mich. Aber grundsätzlich ist es so, dass ich die Einsätze – so nahe sie mir auch gehen – wieder auf die Seite legen muss. Abgebrüht wird man jedoch nie. Und man hofft ganz fest mit den Familien. ~CAP

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herzensbilder.ch Für was engagieren Sie sich freiwillig? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

lustiges Besteck

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für Spass beim Essen

~ Neuerscheinung ~

TIPPS GEGEN LANGEWEILE

ZIEL: SCHIESSE ALLE SOCKEN AB, BEVOR DIE ZEIT ABLÄUFT.

Spanne eine Schnur (in ca. 1.50 m Höhe) zwischen zwei Bäumen oder Türen. Verteile alle Socken auf der Schnur, ausser einer, die du in deiner Hand behältst. Stelle einen Timer auf 4 Minuten und leg dich auf deinen Rücken.

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Das Katapult Ziel

Vorbereitung

Spanne eine Schnur (in ca. 1.50 m Höhe) zwischen zwei Bäumen oder Türen. Verteile alle Socken auf der Schnur, ausser eine, die du in deiner Hand behältst. Stelle einen Timer für 4 Minuten und leg dich auf deinen Rücken.

Starte den Timer! Du musst alle Socken über dir abschiessen, mit der Socke in deiner Hand.

Material

Spanne deine Socke bis zum Maximum und lasse sie dann los, damit sie nach oben fliegt. Ziele auf die Socken auf der Schnur.

Gravurbeispiel

Wenn die Zeit abgelaufen ist, zähle die Socken auf dem Boden. Versuche es nochmals und schlage deinen Rekord!

5 Socken! Ein neuer Rekord!

DAS KLEINE BUCH GEGEN GROSSE LANGEWEILE

Aus: Das kleine Buch gegen grosse Langeweile, Noemie Tagan/Elyn, Helvetiq, 24 Franken. Erscheint im Juni 2021. helvetiq.ch

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rhomberg.ch


16 ~ Aktuell ~

~ Aktuell ~

KLIMASENIORINNEN IM EINSATZ FÜRS CO²-GESETZ

Illustration: © wdr

HAPPY BIRTHDAY

MAUS Sie ist eine Ikone und einige Grosseltern waren vielleicht bei ihrem ersten Auftritt dabei: Die Maus aus der «Sendung mit der Maus», eine der erfolgreichsten Kindersendungen im deutsch­ sprachigen Raum. Dieses Jahr feiert die Sendung, die aus Sachund Lachgeschichten besteht, ihr 60-Jahr-Jubiläum. Besonders beliebt bei den Kleinen sind die animierten Maus-Spots, die man in Endlosschlaufe auf Youtube schauen kann. Die Haupt­ darsteller: Die orange Maus mit ihrem klackenden Wimperge­ klimper, der blaue Elefant und die gelbe Ente. Animiert wurde die Maus übrigens vom Schweizer Trickfilmer Friedrich Streich. Den Elefanten und die Ente entwickelte er etwas später. ~CAP

Am 13. Juni stimmen die Schweizer Stimmberechtigten über die Revision des bestehenden CO -Gesetzes ab. Um dem ² Pariser Klimaabkommen gerecht zu werden, sind ambitioniertere Ziele und Massnahmen gefragt, als bislang vorgesehen. Dafür setzt sich auch die Vereinigung der 2016 gegründeten Schweizer Klimaseniorinnen ein. «An der weltweiten Kilmademo vom 21. Mai werden wir unsere Jugend unterstützen, mit dem CO -Gesetz als themati² schem Schwerpunkt», sagt Sprecherin Rosemarie Wydler-Wälti. «Es reicht nicht, wenn wir die Klima-Themen unserer Enkelgeneration überlassen. Schliesslich ist es unsere Generation, die der Babyboomer, die für den Schlamassel verantwortlich ist.» ~KD klimaseniorinnen.ch climatestrike.ch co2-gesetz-jetzt.ch

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Antonia Camponovo (Text und Bild)

~ Aktuell ~

ALTERSDISKRIMINIERUNG Laut einem aktuellen Bericht der WHO ist Altersdiskriminierung weit verbreitet, Corona hat die Situation noch zugespitzt. Eine Umfrage bei 83 000 Personen in 57 Ländern zeigte, dass jede zweite erwachsene Person weltweit vorein­genommen gegenüber älteren Menschen ist. «Altersdiskriminierung reduziert die Lebensqualität von älteren Menschen, führt zu sozialer Isolation und Einsamkeit», so der Bericht. Die WHO definiert «ältere Menschen» als solche über 50. ~CAP

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

18 ~ Aktuell ~

Bild: © stephenpaulwright.com

ELLBOGEN EMOJI

WIE VERÄNDERT DIE PANDEMIE UNSERE SPRACHE? Dieser Frage ist persoenlich. com in einem Interview mit Christa Dürscheid nachgegangen. Die Professorin für Deutsche Sprache an der Universität Zürich sagte dem Schweizer Onlinemagazin für Kommunikation: «Die Begrüssungsrituale haben sich in der Pandemie ja stark verändert. Fist Bump, Wuhan-Shake, Fuss-Gruss und wie diese Gesten alle so heissen. Es ist naheliegend, dass es dafür auch Emojis geben wird. So könnte ich mir vorstellen, dass der Ellbogen-Gruss mittelfristig auch als Emoji verfügbar werden wird. Das wäre dann wortwörtlich ein Zeichen der Zeit. Zum Elbow-Bump-Emoji gibt es bereits einen Vorschlag, doch er muss zuerst noch vom Unicode-Konsortium bewilligt werden.» ~CAP

~ Kindermund ~

Alt und schön Meine 6-jährige Enkelin Ronja streichelt ihr Spielzeugpferdchen. Sie ist etwas traurig, weil sein Fell ein paar kahle Stellen aufweist. Ich versuche sie zu trösten, indem ich ihr erkläre, dass das Pferdchen schon etwas alt sei und dass auch die alten Menschen nicht mehr ganz schön seien. Darauf schaut sie mich ebenso prüfend wie strahlend an und meint: «Aber Grossmuetter, du bisch ja au alt und bisch glich no schön!» Von Lucia Gillessen, Schneisingen

Was hat Ihr Enkelkind Lustiges gesagt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

~ Kinderkunst ~

ENKELS PERSPEKTIVE

~ Wie uns unsere Enkel nennen ~

Nüsi Ich heisse «Nüsi» (die Grosi von der Nüsatzstrasse), mein Mann «Täta» (die Erfindung unseres kleinen Enkels). Von Gisela und Matthias Zweifel, Uhwiesen

Wie werden Sie von Ihren Enkelkindern genannt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

Lysa (6) hat ihre Grossmutter Helene Brönnimann porträtiert. Die Farben des Outfits stimmen genau und die Ohrringe waren ein wichtiges Detail.

# 02 ~ 2021


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Wohnen und leben im Alter

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Lebens- und Wohnqualität empfinden alle anders. Auch im Alter gibt es individuelle Vorstellungen von einem schönen und sicheren Zuhause. Dabei sollen ältere Menschen möglichst massgeschneiderte Dienstleistungen zur Erleichterung und Unterstützung im täglichen Leben in Anspruch nehmen können. WOHNEN IM ALTER KENNT VIELE FORMEN

sonal ist innert Minuten vor Ort. Es ist diese Balance aus

Ein schönes Zuhause zu haben und sich wohlzufühlen, be-

selbstbestimmter Lebensgestaltung und bedarfsgerechter

deutet für jeden etwas anderes. Deshalb bietet die Senevita

Unterstützung, die ein komfortables und sicheres Zuhause

für jedes Bedürfnis das passende Angebot. Wir legen den

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Fokus längst nicht mehr nur auf hindernisfreien Wohnraum,

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sondern auch auf ein altersgerechtes Wohnumfeld, in dem der Alltag selbstbestimmt gestaltet werden kann. Dazu

Auch im hohen Alter soll der kulinarische Genuss nicht zu

gehören eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr

kurz kommen. Deshalb setzt die Senevita bewusst auf eine

sowie grosszügige Grundrisse und Aufenthaltsräume, die den

hochstehende Gastronomie. Das kulinarische Angebot

sozialen Austausch fördern.

gestaltet sich abwechslungsreich und vielseitig; von der tra-

Unsere Bewohnenden leben nach den eigenen Vorstellungen

ditionellen Schweizer Küche bis hin zu vegetarischer, leichter

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Grundangebot wählen sie aus weiteren pflegerischen und

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heit, sich in schwierigen Situationen oder Notfällen auf uns

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# 02 ~ 2021


~ Magazin ~ LESERBRIEFE

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MEHR ALS EIN eit TREND: ACHTSAM MIT SICH UND DEN ENKEL N ab Seite

# 01 / 2021 azin.ch

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den . (S. 30) mehr zu Beate Schwarz Kein Kontakt essorin ogieprof Psychol

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und heute: elten, damals (S. 34) Berufsw chichte. Eine Fotoges

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älle sind e Trotzanf Kindlich (S. 24) der Ruhe: Immer mit g. Aber wichtig. orderun eine Herausf

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Die Meinung der Leserinnen und Leser

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Das ist eine ansprechende, anregende Lektüre und sie war mir bis anhin nicht bekannt.

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~ Kolumne ~ MEINE KINDER, MEINE ENKEL

Tragt Sorge FABIAN BUCHER (38) ist Produzent beim Schweizer Fernsehen SRF. Er ist verheiratet und Vater von Jan, zweieinhalb, und Mara, vier Jahre alt. Fabian arbeitet in einem Teilzeitpensum und hat so zwei Tage pro Woche, die er allein mit den Kindern ist. Er lebt mit seiner Familie in Zürich.

«

Du, Mami, Jan und ich: Wir sind zu viert. Also darf noch eine Person dazukommen, damit wir nicht mehr als fünf sind.» Mara rechnet vor, was mit Corona möglich ist. Mit meinen Kindern führe ich seit einem Jahr Gespräche, die ich mir nicht hätte erträumen können. Sie kennen die Fünferregel, Worte wie «Maskenpflicht». Und sie bekommen immer wieder mit, dass wir wegen Corona auf wichtige Begegnungen verzichten. Gerade der Shutdown im letzten Frühling steckt mir noch in den Knochen: Nie hätte ich gedacht, dass ein Virus unser Familienleben dermassen bestimmt. Kein Kontakt zu über 65-Jährigen, also kein Treffen mit meinen Eltern. Schwierig – nicht nur für mich, gerade auch für meine Kinder: Erklären Sie mal einem (damals) Eineinhalb- und einer Dreijährigen, warum sie Grossmami und Grosspapi wochenlang nur am Telefon sehen dürfen. Das ist aber bloss die eine Seite. Denn: Wie erkläre ich den eigenen Eltern, warum wir jetzt halt wirklich noch etwas Distanz wahren müssen, warum das Umarmen der Kleinen keine gute Idee ist, warum wir nicht vorbeikommen können? Während der zweiten Welle wurde das Enkel-Grosseltern-Verhältnis glücklicherweise nicht mehr so explizit thematisiert. Jan und Mara sehen Grossmami und Grosspapi regelmässig, auch ich bin mit der nötigen Vorsicht gerne dabei. Und was den Umgang meiner Kinder mit Corona im Allgemeinen betrifft, da sind sie mir eine grosse Hilfe im Alltag. Wenn wir das Haus verlassen, fragen sie mich ganz selbstverständlich (und im Wissen, dass ich gerne mal was vergesse): «Papi, hast du deine Maske dabei?» •

HANNES BUCHER (68) hat bis zu seiner Pensionierung als Schulleiter gearbeitet. Er ist verheiratet und hat einen Sohn und zwei Töchter. Seine sieben Grosskinder sind zwischen zwei und acht Jahren alt. Er wohnt im Kanton Luzern und schreibt als freier Journalist.

«

# 02 ~ 2021

Bleiben Sie zu Hause!» Dieser Satz hat sich eingenistet. Nun gut, zu Hause bleiben ginge ja noch. Aber wenn alle brav zu Hause verharren, bleibt auch die Hausglocke stumm. Und damit fällt auch das ungestüme drei-, vier- oder x-malige Dauerläuten aus, verbunden mit dem ungeduldigen Trappeln und Stampfen kleiner Kinderschuhe vor der Haustüre, die ankündigen: Grossmami, Grosspapi, aufmachen – ich, wir sind da! Mara, Jan, Noa … Ja, am liebsten alle sieben. Kommt nur hereingestürmt und in die Arme geflogen. Grossmami und Grosspapi haben Platz und ein grosses Herz für euch alle. «Hend Sorg, ihr seid zu schwer, gerade für Grossmamis Rücken, für Grosspapis irgendwas», tönt es da von den besorgten Eltern. Ach was! Gar niemand ist zu schwer. Schwer oder vielmehr ganz schwierig war die Zeit, als diese Besuche nicht mehr stattfinden durften. Zum Glück ist das vorbei. Dafür steht jetzt die Frage im Raum: «Wollt ihr nicht vielleicht eine Maske …?» Natürlich gut gemeint. Sorge tragen zu ihren Eltern, zu den Grosseltern der Kinder. Aber da schiesst einem durch den sturen Grossvaterkopf: Jetzt ist jetzt! Jetzt sind die Enkel da und wie bitte – nur fünf Personen? Die Kleinen zählen doch nur halb. Und die Grosseltern hinter einer Maske? Nein, das geht gar nicht! Nun, es findet sich schliesslich ein Kompromiss, das schlechte Gewissen ist so zumindest auf «Halbmast» gesetzt. – So mühsam! Fast alles, was das Leben schön macht, ist Opfer der vermaledeiten Corona-Zeit. Echt zum Verwünschen! •

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~ Magazin ~ ANDERSWO

« Meine Enkel ­bedeuten mir alles. Sie sind meine ­grösste Freude, Liebe und mein grösstes Glück.» OMA EDIT

Foto: Privat

Happy Place für Kiara und Balàzs: Im Bauerndorf Kocsér bei Oma Edit.

# 02 ~ 2021


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Ferien bei Oma sind Freiheit

der Rest sei zu veräussern. Ist er in Koc­ sér, mistet er den Hühnerstall, Kiara sam­ melt Eier ein. Ausserdem packt Balàzs im Garten an: «Ich liebe Rasenmähen und Büscheschneiden». Kiara, die gerne Prinzessinnenröcke trägt und die Lippen grosszügig rosa anmalt, klettert derweil auf Bäume und heckt Ideen aus. Schleppt Bretter ins Ast­werk, vermörtelt sie mit Sand und zurrt sie, mit Balàzs’ Hilfe, mit Seilen fest. Fertig ist der Hochsitz. Auch mit Mama, wie Oma auf Ungarisch heisst, haben die Geschwister viel Spass. Sie klettert zwar nicht auf Bäume, spielt aber Karten und erzählt von früher. Etwa, wie sie und der verstorbene Opa in den Paprikafeldern ein verletztes Rehkitz fan­

Von CAROLINE DOKA ( Text)

Balàzs und Kiara leben in Basel, ihre Grosseltern in Ungarn. Und trotzdem könnten sie sich nicht näher sein.

K

ocsér, ein Bauerndorf 100 Kilo­ meter südlich von Budapest. Hier lebt Edit, 73. Ihr Hof steht am Dorfrand, dahinter Wiesen und Fel­ der, flaches Land. Unendliche Weite. Frü­ her wurde hier Paprika angebaut. Heute bestellt Edit den eigenen Garten, soweit sie noch kann. Edit ist in Kocsér aufge­ wachsen, hat hier geheiratet und drei Kin­ der grossgezogen. Der Sohn lebt in der Nähe, eine Tochter in London, eine in Ba­ sel. Täglich telefoniert Edit über Face­time mit den Enkeln. Das klappt gut, wenn sie nicht aus Versehen den Flugmodus drückt. Noch schöner sei es aber, die jun­ gen Familien zu Besuch zu haben. Auch für Balàzs, 10, und Kiara, 7, aus Ba­ sel gibt es nichts Schöneres, als in Ungarn bei ihrer Oma zu sein. Viele Wochen im Jahr verbringen sie dort, zusammen mit ihren Eltern Anikó und Balàzs sen., die vor zehn Jahren in die Schweiz zogen. Zur Begrüssung kochte die Grossmutter frü­ her leckere Hühnersuppe und Gemüse­ fladen. Heute ist sie körperlich zu wenig fit. Darum helfen ihr die Enkel, wo sie können. Etwa mit einer Geschäftsidee: Klein Balàzs liess seine Oma Hühner kaufen, die mehr Eier legen als sie essen kann,

KOCSÉR

BUDAPEST

# 02 ~ 2021

den und zu Hause gesund pflegten. «Spä­ ter sprang es zurück in den Wald», erzählt Balàzs. «Aber es kam oft zum Fressen zum Hof zurück.» Seine Augen leuchten. Was bedeutet es ihm, in Kocsér zu sein? «Für mich bedeutet es frei sein. Ich gehe aus dem Haus, direkt dahinter beginnen die Felder. In Basel sind ringsum Häu­ ser. Zum Glück ist in der Nähe ein Park mit Rehen.» Oft kommt Gyula, der Opa väterlicher­ seits, von Budapest nach Kocsér aufs Land und packt mit an. Das ist so, seit sein Sohn Balàzs sen. und Edits Toch­ ter Anikó sich verliebten und heirateten. Der 77-Jährige ist ein Unikum. Als er ~


~ Magazin ~ ANDERSWO

24 zum ersten Mal nach Kocsér kam, in sei­ nem riesigen Nissan Maxima, mit seinen goldenen Halsketten und Ringen, stell­ te er sich im Dorf als Zirkusdirektor vor. Gyula weiss das Leben zu geniessen. Als er bei der ungarischen Telekom arbeite­ te, besuchte er jeweils schon um 11 Uhr eine von Budapests Thermen. Bei Freun­ den steht er stets im Mittelpunkt, hält Ge­ schichten feil und wird darum liebevoll «Kakas» genannt: Hahn. Stolz trägt er ein Medaillon mit einem Hahn auf der Brust. Die Geschichte vom Zirkusdirektor ist längst aufgelöst. Die Dorfbewohner mö­ gen den Grossstädter und seinen Humor. Auch Kiara und Balàzs lieben ihren Papa, so heisst Opa auf Ungarisch. Bis vor kur­

Balàzs, der schlaue, clevere Junge – sie sind die Zukunft.» Und was bedeuten sie Edit? «Alles!», ruft Kiara dazwischen. «Al­ les», sagt die Grossmutter prompt. «Meine grösste Freude, Liebe und mein grösstes Glück. Balàzs, der schöne Junge mit sei­ nem schelmischen Lächeln. Und meine Kuruska, die schon so eigenständig ist. Wie ich es liebe, wenn sie schmollt!» Sie wünsche ihnen ein langes Leben in Lie­ be, Reichtum, Gesundheit und Frieden. Und wo sehen die Enkel ihre Zukunft? «In London», sagt Kiara und rafft ihren Tüllrock. «Ich will Künstlerin sein. Ma­ len. Oder etwas bauen.» Und Balàzs? «Ich möchte Gärten verschönern und Pools bauen. In Ungarn, auf dem Land. Am

zem kam er oft nach Basel, kümmerte sich um die Enkel, spielte mit ihnen. Heu­ te treffen sich alle bei Edit in Kocsér. Was bedeuten den Grosseltern – jetzt auf Facetime zugeschaltet – ihre Enkel? Gyu­ la: «Kiara das fröhliche, herzige Mädchen,

liebsten in Kocsér.»

Ferienparadies: Kiara und Balàzs mit Opa Gyula und Oma Edit

UNGARN Einwohner 9 769 526 Fläche 93 036 km2 Hauptstadt Budapest Sprache Ungarisch Währung Forint Staatsform Parlamentarische Republik Ministerpräsident Viktor Orbán Ethnien Die grösste Volksgruppe sind die Magyaren Unabhängigkeit 31. Oktober 1918 von Österreich-Ungarn Vertrag von Trianon Am 4. Juni 1920 unterschrieb im Schloss Grand Trianon bei Versailles eine ungarische Delegation den von den alliierten Siegermächten vorgelegten Friedensvertrag. Ungarn musste in der Folge zwei Drittel des Territoriums abtreten: Mit den Gebietsabtretungen gingen auch die meisten Erzund Kohlebergwerke verloren, zudem vier Fünftel des Forstlandes. Gewässer Die Donau ist der längste Fluss Ungarns, zu ihrem Einzugsgebiet gehört das gesamte ungarische Staatsgebiet. An ihrem Flusslauf liegt unter anderem Budapest. Der Plattensee (ungarisch Balaton) in Westungarn ist der grösste See in Mitteleuropa.

« Ich möchte Gärten verschönern und Pools bauen. In Ungarn, auf dem Land. Am liebsten in Kocsér. » BALÀZS

# 02 ~ 2021

«Das Wunder von Bern» Der gleichnamige Film widmet sich dem Fussball-WM-Final, der 1954 in Bern stattfand. Deutschland gelang damals gegen das favorisierte Ungarn ein Überraschungssieg. Küche Deftig: Pörkölt, Gulasch, Paprikás, ­Palatschinken, Dobostorte, Strudel  ... Berühmte Ungarn Die Schauspielerin Zsa Zsa Gabor, der Komponist Béla Bartók. ~CAP


~ Kolumne ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION

Ein unnötiger Kampf

M

eine Mutter war die meiste Zeit ihres Lebens für sieben Kinder und den Haushalt zuständig. In späteren Jahren erzählte sie, dass sie mit vier Kindern zufrieden gewesen wäre. Die Religion verbot ihr die Verhütung. Als ihre ersten Enkel geboren wurden, sagte sie uns: «Ich habe meine Kinder gehabt, auf eure müsst ihr selber schauen.» Ich bewunderte sie für diese klare Aussage, weil sie so gar nicht zum Bild meiner stets opferbereiten Mutter passte. Vielleicht war sie damals

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dete, sie wolle weiterarbeiten und rechne damit, dass die Mutter die Kinderbetreuung übernehme. Als diese sich zu wehren versuchte, machte die Tochter deutlich: «Das ist deine Pflicht.» Diese Aussage empört mich, weil ich denke, dass kein Kind das Recht hat, über das Leben seiner Eltern zu verfügen. Die Betreuungsangebote der Grosseltern sind Geschenke und man sollte dankbar sein dafür, sie zu erhalten. Als meine Enkel unterwegs waren, sagte ich zu meinen Töchtern: «Ich möchte keine festen Hütetage, aber wenn ihr in Not seid, stehe ich jederzeit zur Verfügung.» Waren die Kleinen krank, nahm ich die anderthalbstündige Reise gerne in Kauf. Ich geniesse die Tage mit meinen beiden Enkelkindern und stelle immer wieder fest, wie sie eine neue Dimension in mein Leben bringen. Mit ebenso

zum ersten Mal in ihrem Leben zu ihren grosser Erleichterung überlasse ich sie eigenen Bedürfnissen gestanden. Meine aber auch wieder ihren Eltern. Denn die Geschwister und ich akzeptierten ihren Hütetage fordern mich oft aufs ÄussersBERNADETTE KURMANN Wunsch und organisierten uns anderte. Ich spüre dann und wann, dass ich als aus Ebikon LU, ist weitig. Grossmutter, die sich abgrenzt, bei anKrankenschwester und Journalistin, Mutter von Allerdings fand ich stets, dass meine Mutdern Grossmüttern nicht auf Verständnis drei Töchtern und seit ter damit auch etwas verpasst hatte. Die stosse. Wenn ich von meiner Abmachung 2018 Grossmutter. Seit tiefe Bindung zu den Enkeln fehlte. Als ich mit den Töchtern erzähle, bekomme ich 2017 ist sie aktiv bei der noch einer Arbeit nachging, brachte eine oft ein energisches «Ich mache das gern!» GrossmütterRevolution. Kollegin innert kurzer Zeit vier Kinder zu hören. «Das tue ich auch», denke ich zur Welt und liess diese von ihrer schon ziemlich alten dann für mich. «Aber halt nicht so intensiv und nach und körperlich eingeschränkten Mutter betreuen. Sie meinem Bedürfnis.» Und unweigerlich taucht das alte betonte stets, dass ihre Mutter den Hütedienst unbeBild der Mütter vor dreissig, vierzig Jahren vor meinen dingt wolle. Er bringe ihr Beschäftigung und Ablenkung Augen auf. Sie bekämpften sich damals bis aufs Blut im Alltag. Wir Kolleginnen hatten dann und wann das wegen der Frage, wer die bessere Mutter sei: Jene, die Gefühl, dass diese Grossmutter mit den vier Kindern bei ihren Kindern bleibt, oder diejenige, die arbeiten überfordert war. Wir fanden es schade, dass sich die alte geht? Nein danke, sage ich mir: Diesen Kampf fand ich Frau nicht besser zur Wehr setzte. Oder als die Tochter schon damals überflüssig. Zu einem neuen um die beste einer Kollegin schwanger war und der Mutter verkünGrossmutter trete ich heute sicher nicht an.» •

BEWEGEN, BEWEGTSEIN, IN KONTAKT BLEIBEN – VIELES IST AUCH ONLINE MÖGLICH Auch die Frauen der Grossmütter­ Revolution dachten noch vor einem Jahr, dass die beste Lösung in der Pandemie das «Aussitzen» sei und wir uns danach wieder treffen könnten. Doch dann wurde aus den paar Monaten mehr als ein Jahr und wir mussten feststellen, dass die Kraft, welche die GrossmütterRevolution ausmacht, immer mehr in den Hintergrund trat. Die Kraft, die unserer Gemein-

schaft, dem gemeinsamen Nachdenken, Austauschen, Lachen, Diskutieren und Handeln innewohnt. Dem treten wir nun bewusst entgegen und warten nicht länger auf die Zeit nach der Pandemie. Im Mai nehmen wir die Fäden wieder auf und treffen uns zu einer digitalen Frühlingstagung. Wir freuen uns sehr, dass Prof. Dr. Andrea Maihofer mit dabei sein kann und ­unseren Austausch begleiten wird. # 02 ~ 2021

Weitere digitale Anlässe der einzelnen RegioForen sind aufgegleist. Austauschmöglichkeiten zu politischen Themen stehen ebenfalls im Fokus unserer Planung. Detaillierte Informationen zu den Online-Anlässen finden Sie auf unserer Webseite: grossmuetter.ch


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« Gut ist, was dir gefällt » Markus Tschannen erzieht seine Kinder geschlechtsoffen. Im Interview erklärt er, was das bedeutet, wie die Grosseltern damit umgehen und warum er dafür auch schon eine Haarschleife getragen hat. Brecht (7) hüpft den Weg zum Spielplatz, die rote Mütze fest auf dem Kopf, und plaudert. Beebers (1,5) schweigt, beobachtet alles und lässt sich tragen. Die beiden sind die Kinder von Markus Tschannen (40), Brecht und Beebers ihre Spitznamen. Sehr oft sprechen Tschannen und seine Frau aber auch einfach vom grossen Kind und vom Baby. Sie sagen dann zum Beispiel: «Kind, weisst du, wo sich das Baby versteckt?» Markus Tschannen schaut das blonde Kleinkind auf dem Arm an und sagt: «Also, eigentlich ist es ja kein Baby mehr.» Doch bei unserem Treffen geht’s nicht um die Frage, wie lange ein Baby ein Baby ist. Es geht darum, warum die Tschannen-Kinder hier nicht als Mädchen oder Buben vorgestellt werden, warum stattdessen mit verschiedenen Pronomen gespielt wird: Der Kommunikationsberater und seine Frau (31) erziehen ihre beiden Kinder geschlechtsoffen, auch als geschlechtsneutrale Erziehung bekannt. «Bei geschlechtsneutral dachten jedoch viele, man wolle aus Kindern ‹Neutren› machen», sagt Tschannen, «ihnen jedes Geschlecht absprechen und sie nur in graue Kleidung hüllen.» Diese Vorstellung wird dem Konzept nicht gerecht. Denn es sei ja gerade die Vielfalt, die ihnen wichtig sei. Mittlerweile sind wir auf dem Spielplatz angekommen, das grosse Kind hüpft los. Das Baby bleibt, wo es ist, der Vater erzählt.

Von GERALDINE CAPAUL (Interview) und TIBOR NAD (Fotos)

Markus Tschannen, was antworten Sie, wenn Sie gefragt werden, ob Ihre Kinder Mädchen oder Buben sind? Wenn die Kinder dabei sind, treffen die Leute meist von sich aus Annah­ men. Die korrigiere ich nie. Werde ich gefragt, kommt es auf die Situation an. Manchmal erkläre ich dann, dass wir zwei Kinder haben, die wir ge­ schlechtsoffen erziehen. Geschlechtsoffen – was heisst das? Über das Geschlecht schränkt die Gesellschaft Kinder ein. Sie weist ihnen bei der Geburt ein Geschlecht zu, das vielleicht nicht mit der Geschlechts­ identität übereinstimmt, die sich mit 4 bis 5 Jahren entwickelt. Vor allem aber konfrontiert sie Kinder ständig mit Erwartungen, wie Mädchen oder Buben zu sein haben. Wir möchten das nicht. Unsere Kinder sollen sich frei von Ge­ schlechtserwartungen entwickeln.

Das klingt jetzt etwas abstrakt. Wir versuchen, Geschlechterklischees nicht ständig auf unsere Kinder ein­ prasseln zu lassen. Geschlechtsoffene Erziehung wird oft an Kleidung und Spielsachen festgemacht. Persönlich finde ich die Sprache und den Medien­ konsum wichtiger. Wie leben Sie das im Alltag? Wir reden zum Beispiel bei Berufsbe­ zeichnungen auch von Pilotinnen und Krankenpflegern. Aber es fängt viel frü­ her an, indem wir Fremde nicht ständig als Frau, Mann, Mädchen oder Junge bezeichnen und damit dem Geschlecht Wichtigkeit beimessen. Wir vermeiden typische Fallen: Jungs für Aktivität zu loben und Mädchen fürs Hübschsein. Weiter haben wir unseren Kindern von Anfang an Vielfalt vermittelt. Dass nichtbinäre Menschen existieren, dass ein Penis nicht unbedingt Mann # 02 ~ 2021

Blogger, Twitterer und Vater von Brecht (links) und Beebers: Der Berner Markus Tschannen erklärt gern und geduldig, sehr oft auch sehr witzig das Konzept der geschlechtsoffenen Erziehung.


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

27 bedeutet, dass es verschiedene Bezie­ hungsformen gibt. Beim Medienkonsum achten wir ebenfalls auf Vielfalt. Dass auch Mädchen Fussball spielen und ­Familien in Büchern nicht immer nur aus Mama, Papa, Sohn, Tochter und Hund bestehen. Aber wenn die Kinder Lust auf einen pinken Pulli haben? Oder eine Outdoorhose in Olivgrün? Dann dürfen sie das selbstverständlich tragen. Wir wollen sie nicht einschrän­ ken, sondern eben genau das Gegenteil bewirken und ihnen versichern, dass Farben kein Geschlecht haben. Dassel­ be gilt für Spielsachen. Bäbi, Bagger, Raumschiffe und Spielküchen sind für alle Kinder da.

Unsere Kinder sollen sich frei von Geschlechtserwartungen entwickeln. Gibt es Rollenklischees in Ihrer Ehe? Wir arbeiten Teilzeit und kümmern uns gleichermassen um Kinder und Haus­ halt. Ich bin für die Wäsche zuständig und für alle medizinischen Belange der Kinder. Aber klar haben wir auch tra­ ditionellere Rollen: Mein Hobby ist die Forstwirtschaft, meine Frau kümmert sich um den Garten. Keine Rollenvertei­ lung ist per se falsch. Problematisch ist die Erwartung, dass das Geschlecht die Rolle bestimmt. Wir versuchen unseren Kindern zu vermitteln, dass ich Bäume fälle und pflanze, weil ich das gerne mache, nicht weil ich ein Mann bin. Inwiefern hilft Ihre Erziehung den Kindern fürs Leben? Als ich in der Schule war, mussten wir zwischen Handarbeiten und Werken wählen. Alle Mädchen nahmen ~ # 02 ~ 2021


28 Handarbeiten, alle Jungs Werken. Ich bezweifle, dass das in jedem Fall den wahren Interessen entsprach. Natürlich hoffe ich, dass unsere Erziehung die Kinder ermächtigt, selbstbewusste Ent­ scheide zu treffen, zum Beispiel in der Berufswahl. Und noch etwas finde ich wichtig. Spüren unsere Kinder einmal, dass sie schwul, lesbisch oder trans sind, dann wissen sie drei Dinge: Ich bin nicht alleine, es ist völlig in Ord­ nung und ich muss vor meinen Eltern kein Coming-Out haben. Eine der ersten Fragen, die eine schwangere Frau oder ein werdender Vater zu hören bekommt, ist die nach dem Geschlecht. Warum ist das in unserer Gesellschaft so wichtig? Als Verlegenheitsfrage kann ich das sogar nachvollziehen. Es befremdet mich weit mehr, wenn Eltern um das Geschlecht ihrer Kinder viel Lärm ma­ chen, es an einer eigens veranstalteten Party verkünden und aus ihren Babys und Kleinkindern krampfhaft kleine Frauen und kleine Männer formen. War das früher anders? Es gab zumindest nicht Lego und Überraschungseier extra für Mädchen und der Bruder trug die Kleidung der grösseren Schwester nach. Produkte nach Geschlecht zu vermarkten, ist eine lukrative Strategie geworden. Aber woher das Bedürfnis kommt, das Ge­ schlecht über alles zu stellen, das weiss ich wirklich nicht. Wussten Sie vor der Geburt, dass Sie Ihre Kinder ­geschlechtsoffen erziehen wollen oder haben die ­Kinder Sie durch ihre Art drauf gebracht? Uns war beiden klar, dass wir die Kinder möglichst frei von Geschlechter­ stereotypen erziehen wollen. Trotzdem war es ein Prozess. Wir mussten uns auch erst von stereo­t ypen Denkmus­ tern lösen und Wissen aufbauen. Zieht Ihr Umfeld mit?

«Wir zeigen ihnen, wie sie dieser Aussenwelt begegnen können»: Markus Tschannen mit dem Baby und das grosse Kind.

Als das zweite Kind zur Welt kam, wollten wir erst niemandem etwas zum Geschlecht verraten. In der näheren Familie kam das nicht so gut an, also haben wir schliesslich gesagt, was in der Geburtsurkunde steht. Wir wollten ja niemandem die Freude am Kind verderben. Sie wohnen direkt neben Ihren Eltern. Wie gehen die Grosseltern damit um? Sie respektieren unsere Wünsche nach geschlechtlicher Vielfalt. Bei Geschen­ ken greifen sie sogar äusserst selten in die Klischeekiste. Ich rechne ihnen das hoch an und erwarte nicht, dass sie unsere Beweggründe komplett nach­ vollziehen können. Finden Sie es wichtig, dass das unmittelbare Umfeld mitmacht? Es wäre schade, wenn das Umfeld querschlagen würde. Wir wollen aber auch nicht andere kontrollieren. Grosi geniesst schliesslich Redefreiheit, muss aber ihrerseits damit leben, dass wir ihre Aussagen gegenüber dem Kind kommentieren. # 02 ~ 2021

Was raten Sie Grosseltern, deren ­Enkel geschlechtsoffen erzogen ­werden und die damit nicht viel ­anfangen können? Seid ruhig kritisch, aber bitte auch neugierig. Fällt keine schnellen Urteile. Wenn eure Kinder eine geschlechtsof­ fene Erziehung praktizieren, haben sie sich längere Zeit intensiv damit ausein­ andergesetzt und sich viel Wissen ange­ eignet. Es ist ein interessantes Thema. Redet mit euren Kindern, stellt ihnen viele Fragen, nehmt euch ebenfalls Zeit zu verstehen, worum es geht. Viele Eltern sagen, dass ihre Kinder anziehen dürfen, was ihnen gefällt, und spielen, womit sie wollen. Ist es damit getan? Vielen Eltern ist vermutlich nicht bewusst, wie sehr und wo überall ihre Kinder von Geschlechter­erwartungen beeinflusst werden. Dem Buben die Barbie nicht zu verbieten, ist sicher gut, aber doch eher das Minimum. Selbstverständlich dürfen alle Eltern entscheiden, wie weit sie gehen. Wir sind eher konsequent, haben aber auch


~ Hintergrund ~ INTERVIEW Die ersten Jahre sind wichtig. Das Kind entwickelt seine Geschlechtsidentität, seine Persönlichkeit und Einstellungen, die es mit der Einschulung nicht einfach vergisst. Wir wollen unsere Kinder auch nicht von der Aussenwelt abschotten. Wir zeigen Ihnen, wie sie dieser Aussenwelt begegnen können, und das tun wir weiterhin. Funktioniert es soweit? Ich glaube schon. Das grosse Kind hat seine Geschlechtsidentität gefunden, scheint sich aber nicht gross von Geschlechterklischees einschränken zu lassen. Klar, manchmal kommt es mit einer aufgeschnappten Bemerkung nach Hause. Einmal hat eine Lehrerin gesagt, dass Haarschleifen nur für Mädchen seien.

mehr Kontrolle, weil unsere Kinder nicht fremdbetreut sind. Ihr grosses Kind geht jetzt aber in die Schule. Die Gspändli sind anders erzogen. Die Schulen, die Läden, viele Bücher und Filme sind voller Mädchen- und Bubenklischees. Haben Sie als Eltern dagegen eine Chance?

Und wie reagieren Sie darauf? Wir sagen dem Kind, dass wir anderer Meinung sind. In diesem Fall habe ich zufällig wenige Tage danach die Klasse auf einem Ausflug begleitet und dabei den ganzen Tag zwei Schleifen getragen. Eine in der Frisur, die andere im Bart. Sie haben mal getwittert: «Nie fühle ich mich so sehr missverstanden, wie wenn ich versuche zu erklären,

29 was geschlechtsoffene Erziehung ist.» Warum reagieren die Menschen so heftig auf diesen doch eigentlich harmlosen Erziehungsansatz? Vermutlich, weil sie sich das alles extremer vorstellen, als es ist. Sie denken, wir würden unsere Kinder einer Gehirnwäsche unterziehen. Dabei leben sie ein ganz normales Leben. Wir versuchen lediglich, ihnen etwas mehr Möglichkeiten aufzuzeigen. Kritiker fürchten, dass sich Kinder durch die geschlechtsoffene Erziehung nicht einem Geschlecht zuordnen können und deshalb in eine Identitätskrise geraten. Was sagen Sie dazu? Ah, das Argument der «verwirrten Kinder», das hört man oft. Ich glaube, es ist genau umgekehrt. Wie meinen Sie das? Ein Junge liebt Pferde über alles, hört und liest aber überall, dass Pferde Mädchenkram seien. Der ist doch verwirrter, als wenn wir ihm sagen: Gut ist, was dir gefällt und womit du dich wohlfühlst. • Markus Tschannen auf Twitter und Instagram: @souslik Bilderbücher zum Thema: grosseltern-magazin.ch

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~ Hintergrund ~ SUIZID

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~ Hintergrund ~ SUIZID

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Ein Leben danach

Von KLAUS PETRUS ( Text) und IRENE MEIER (Illustration)

Wenn sich das Enkelkind das Leben nimmt: Eine Grossmutter erzählt.

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W

oher sie nur wusste, wie man es macht, fragt sich Gertrud Z.* immer wieder. Vielleicht aus dem Internet, mutmasste die Polizei. Gertrud Z. schüttelt den Kopf, als wolle sie sagen: «Wie kann man nur!» Doch sie sagt es nicht – oder nicht mehr. Sie sagt stattdessen: «Hoffentlich hat sie es jetzt besser.» Sie, das ist Maria G.*, seit zwei Jahren tot. Am 13. Mai 2019 fand ihre Mutter Rita G.*, 46, geschieden und Lehrerin von Beruf, die 19-Jährige gegen 21 Uhr leblos im Einfamilienhaus am Stadtrand von Bern. Gertrud Z. erfuhr erst eine Stunde später davon, da war sie bei einer Freundin zum Abendessen, sie redeten über die kommende Abstimmung zur AHV-Reform. «Meine Tochter rief mich an, sagte fast resolut: «Maria hat sich umgebracht!», dann legte sie einfach auf, und ich redete weiter, eine Minute lang, vielleicht auch zwei, ich weiss noch, wie ich ins Handy schrie: «Was hat die sich bloss dabei gedacht!»» Schon damals setzten sich die Bilder in Gertrud Z.s Kopf fest: Maria mit ihren schwarzen Locken, der spitzen Nase, den dunkelrot gestrichenen Fingernägeln, dem Jupe mit den bunten Mustern darauf, den braunen, abgewetzten Lederschuhen mit Löchern hinten am Absatz. Ihr lebloser Körper. «Grauenhaft», sagt die 78-jährige, grossgewachsene, elegante Frau, «ich wünschte, mein Kopf wäre leer.» Maria sei ein Mädchen gewesen wie andere auch, sagt Gertrud Z., aufgeweckt, mit Flausen im Kopf, manchmal ein bisschen vorlaut, aber nie frech. Als die Eltern sich scheiden liessen («Meine Tochter Rita hatte ständig Affären»), war Maria neun Jahre alt und weinte viel. Zu ihrem Vater hatte sie danach kaum noch Kontakt, die Mutter war häufig am Arbeiten, also war sie oft bei ihrer Grossmutter. «Als Maria fünfzehn wurde, machten wir unsere erste Städtereise, und dann jedes Jahr: München, Paris, Berlin, Prag. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, redeten über alles, wir hatten auch Geheimnisse vor den anderen. Dass es ihr so schlecht geht, dass sie nicht weiterwusste – das hätte ich nie gedacht. Niemand hätte das gedacht. Erfahren haben wir es, als es zu spät war.» Das war vor einem Jahr, als Rita G. darauf drang, endlich die Sachen von Maria wegzuräumen. Damals verbrachte Gertrud Z. viele Stunden im Zimmer ihrer verstorbenen Enkelin, noch immer fiel ihr der Abschied schwer. So habe sie diese losen Blätter gefunden, randvollgeschrieben in kleiner Schrift, etwa zehn an der Zahl, sie waren in ein Schulheft gelegt. Beim ersten Durchlesen sei ihr schwindelig geworden, sie habe sich erbrechen müssen; später brach Gertrud Z. zusammen. «Bei jedem Satz dachte ich, das ist nicht wahr, vielleicht wollte Maria ja bloss eine Erzählung schreiben, ein fiktives Tagebuch. Ich habe mir das lange eingeredet.»

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~ Hintergrund ~ SUIZID

«12.10.2018. Habe mit Hannah* (beste Freundin von Maria, Red.) über Freitod geredet. Stritten über das Wort. Sie meint, nur Kranke bringen sich um und die können halt nicht anders, also nichts von «frei». Ich hielt dagegen: Jeder weiss selbst, wann genug ist. Ich jedenfalls werde es wissen. Und mich dann entscheiden – dafür oder dagegen?» Maria und sie hätten oft über den Tod geredet, erzählt Gertrud Z. Etwa darüber, wie es ihr erging, als ihr Mann Erich schon mit Ende fünfzig an Krebs starb, ob ein Leben danach noch möglich sei, und wieso wir überhaupt derart am Leben festhalten, auch wenn es keinen Sinn mehr macht. Im Rückblick glaubt sich Gertud Z. daran zu erinnern, dass Maria einmal sagte, jeder, der lebensmüde sei, habe das Recht, seinem Leben ein Ende zu setzen; sie jedenfalls würde das so machen. Überhaupt fielen ihr danach immer wieder Sätze und Szenen ein, die hätten ein Zeichen sein können – oder sein müssen, wie Gertrud Z. heute sagt: Marias abwesende Blicke bei Feierlichkeiten zum Beispiel, die zittrigen Hände beim Umblättern eines Magazins, ihr Schulaufsatz zu Albert Camus’ «Sisyphos», der Schweiss auf der Stirn, ihr salopper Umgang mit Jungs, das stundenlange Kritzeln in einem Heft, das übertrieben kindliche Verhalten der Mutter gegenüber, ein Weinkrampf aus heiterem Himmel an der letzten Weihnacht. «23.12.2018. Versuche alles zu verstecken, mich zu verstecken. Geht ganz gut. Meine Mutter interessiert sich nur für sich, die Oma ist alt. Meine Freunde haben andere Sorgen, ich mache den Clown. Oder lasse mich nicht blicken. (...) Cécille* hat mich verlassen, jetzt habe ich niemanden mehr. Ich sehe nur noch schwarz, bin die ganze Zeit traurig, kann nicht schlafen, es dreht und dreht und dreht. (...) Die Pillen gehen mir aus. Am Ende wird alles ein Ende haben. Ein schnelles, leises Ende.» Fassungslos und wütend haben «Marias Zettel», wie sie in der Familie heissen, Gertrud Z. gemacht, vor allem aber wollte sie verstehen. «Ich habe alles über Suizide gelesen, über Motive und Arten, habe Stunden im Internet auf Foren von Hinterbliebenen verbracht, ich war wie besessen.» Eine Antwort auf Marias Tod war all das freilich nicht. Wieder und wieder las Gertrud Z. die Zettel, suchte nach Indizien, Andeutungen und Gründen. Heute ist sie überzeugt, dass ihre Enkelin an Depressionen litt und deswegen Schlafmittel nahm, dass sie unglücklich in eine Frau verliebt war und vielleicht von einem Jungen sexuell misshandelt wurde. «4.2.2019. Cécille spielt mit mir wie eine Katze mit der Maus. Ich verdiene das nicht. Aber gut, besser als wenn dich einer beschmutzt und dir die Seele raubt. (...) Ich fühle mich an wie ein Nichts. Kann sich das einer vorstellen? Du bist unsichtbar, bist gar nicht da, keiner sieht dich. Es spielt keine Rolle, ob es dich gibt. So ist das: Ein Nichts zu sein.» ~ # 02 ~ 2021

VERTRAULICH UND KOSTENLOS: DIESE ANGEBOTE SIND SCHWEIZWEIT RUND UM DIE UHR FÜR MENSCHEN IN KRISEN UND IHR UMFELD DA

Dargebotene Hand: Telefon 143, 143.ch Pro Juventute für Kinder und Jugendliche: Telefon 147, 147.ch Pro Juventute für Eltern und Familienangehörige: Elternberatung , 058 261 61 61, projuventute.ch Adressen von Beratungsangeboten in allen Kantonen: reden-kann-retten.ch Kurse für Erste Hilfe für psychische Gesundheit: ensa.swiss

PRO JUVENTUTE Pro J ­ uventute führt aktuell mit der Gesundheitsförderung K ­ anton Zürich eine gemeinsame Kampagne zur Suizidprävention durch. Auf Plakaten und in Videoclips erzählen junge Erwachsene davon, wie sie Freunden mit Suizidgedanken geholfen haben. Die Kampagne soll Mut machen, das Tabuthema anzusprechen und Hilfe anzufordern, und sie will aufzeigen, wie junge Menschen helfen können, wenn eine Freundin oder ein Freund Suizidgedanken hat. 147.ch/de/suizidpraevention/

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~ Hintergrund ~ SUIZID

HILFE FÜR HINTERBLIEBENE Jedes Jahr sterben in der Schweiz 1000 Menschen infolge eines Suizids, zwei Drittel davon sind Männer, ein Drittel Frauen. Bei Suizidversuchen ist das Verhältnis umgekehrt; von jährlich 30 000 Personen, die versuchen, sich das Leben zu nehmen, sind 20 000 Frauen. Zudem geben etwa 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung in Befragungen an, im Laufe des Lebens schon an Suizid gedacht zu haben; besonders häufig sind es Menschen ab 85 Jahren. In rund 90 Prozent aller Suizide litten die Betroffenen an psychischen Krankheiten, vor allem an Depressionen. Trotz dieser Zahlen ist das Thema nach wie vor ein Tabu. «In unserer Gesellschaft ist der Suizid ein No-Go», sagt Jörg Weisshaupt, Geschäftsführer des Vereins «trauernetz». Vor allem sei ein wertneutraler Zugang zum Thema kaum möglich. «Die einen verurteilen suizidierte Personen, die anderen heroisieren sie. Beides ist nicht hilfreich im Umgang mit Suiziden.» Für Weisshaupt geht es nicht allein um die Eigenverantwortung von suizidalen Personen. «Wir sind in vielen Fällen nicht einfach frei, rein egoistisch zu entscheiden. Wir leben mit anderen Menschen in einem Netz von Beziehungen, und das bedeutet eben auch, dass wir gegenüber diesen Menschen eine Verantwortung haben.» Weisshaupt begleitet Selbsthilfegruppen von Hinterbliebenen. «Oft nimmt ein Suizid den Hinterbliebenen die einzige Möglichkeit, Abschied zu nehmen, Antworten auf dringende Frage zu bekommen oder um Verzeihung zu bitten», sagt Weisshaupt. Für sie sei es wichtig, dass sie unmittelbar nach der Erfahrung eines Suizids Hilfe in Anspruch nehmen können, sei es von Seelsorgern oder in Selbsthilfegruppen. Einer Studie zufolge weisen Hinterbliebene, die allein gelassen werden, eine 30-mal höhere Suizidalität auf als die restliche Bevölkerung. Deswegen, so Weisshaupt, sei nicht bloss die Suizidprävention wichtig, sondern auch die Nachsorge für Hinterbliebene. Mehr Infos unter trauernetz.ch

Wie das eine mit dem anderen zusammenhing – oder ob da noch etwas ganz anderes war –, weiss Gertrud Z. nicht zu sagen. Vermutlich wird sie es nie wissen. Der Tochter wurde das Grübeln von Gertrud Z. zu viel; seit Marias Tod reden sie kaum noch miteinander, Schuldzuweisungen und Scham vergifteten ihre ohnehin schwierige Beziehung. Marias Vater wollte eine Kopie der Zettel, Tage später schrieb er Gertrud Z. eine SMS mit dem Satz: «Ich verstehe die Welt nicht mehr. Es ist, als hätte jemand anders das geschrieben. Nicht unsere Maria.» «22.1.2019. Niemand darf etwas erfahren. Sie würden mir ­zureden, auf mich einreden, mir Vorwürfe machen und mich abhalten wollen. Sie würden mich verurteilen, ohne zu verstehen. Dafür habe ich keine Kraft mehr. Ich will leise gehen, einfach so.» «Vermutlich habe ich alle Phasen der Trauer durchlebt, wie sie in einem Lehrbuch stehen: Wut, Verzweiflung, Scham, dann die Angstzustände, die Momente des Abschieds, der Versuch sich erneut zurechtzufinden in diesem Leben», sagt Gertrud Z. Manchmal habe sie Tage, da mache sie sich keine Vorwürfe mehr; spiele in ihrem Kopf keine Szenen mehr durch, in denen sie etwas anderes hätte sagen oder tun sollen – als wäre Maria dann noch am Leben. An anderen Tagen nagt dieses Gefühl an ihr, sie hätte alles verhindern können. Dann wünscht sie sich, ihre Enkelin hätte es aus einem Affekt getan – und nicht von langer Hand geplant. Doch Gertrud Z. weiss, dem ist nicht so. Inzwischen trifft sie sich wieder mit Freundinnen, sie liest viel, geht wandern, ordnet ihre Erinnerungen, sortiert das Gelebte, wie sie sagt. «Nach Erich war mir Maria das Liebste im Leben. Nun sind beide nicht mehr da. Da bleibt nicht mehr viel. Aber für mich muss es reichen, es geht noch ein Weilchen weiter.» Ihre Psychologin – Gertrud Z. ist seit einem Jahr in Therapie – sage immer, bei einschneidenden Erlebnissen gebe es ein Leben davor und ein Leben danach. «Doch was ist dazwischen?», fragt Gertud Z. «Und was ist dieses Dazwischen und wie lange dauert es? Hört es jemals auf?» • *Namen geändert

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«10 Fragen, 100 Menschen, 1000 Antworten»: Einblick in die Ausstellung «forever young. Willkommen im langen Leben» des B ­ erner ­Generationenhaus. Wir alle tun es täglich. Wir altern. Doch wie halten wir es eigentlich mit dem Älterwerden? Welche Hoffnungen und Ängste verbinden wir damit? Und wollen wir ewig leben? Das Berner Generationenhaus hat im Rahmen der multimedialen Ausstellung «forever young. Willkommen im langen Leben» 100 Menschen zu ihrer Einstellung zum Alter(n) befragt und ihre Antworten auf Videos aufgezeichnet. «Grosseltern» gibt auf den nächsten Seiten einen Einblick: Zehn Menschen im Alter von 10 bis 100 Jahren, drei Fragen und zehn Antworten. Die Aufnahmen wurden vor drei Jahren gemacht – also vor Corona. «forever young» nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf einen kurzen Lauf zum langen Leben. Die Interviews, bei welchen die Menschen nur mit Alter und ohne Namen gezeigt werden, sind ein Teil davon. Des Weiteren gibts Filme, Installationen, Hörbeiträge von 100-Jährigen, eine Lebens-Laufbahn und einen Abstecher in die Verjüngungsindustrie.

« FOREVER YOUNG. WILLKOMMEN IM LANGEN LEBEN »

Öffnungszeiten Di/Mi/Fr/Sa/So 10 –18 Uhr; Do 10 –21 Uhr Verlängert bis Mai 2022 begh.ch/ausstellung

Alle Videos auf foreveryoung.ch

Fotos und Interviews: Berner Generationenhaus

Berner Generationenhaus Bahnhofplatz 2, Bern, 031 328 87 17 Was gewinnen wir mit dem Älter­werden? Antworten gibts auf der ­Lebens-Laufbahn. Zu den Interviews gehts auf den folgenden Seiten.

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~ Hintergrund ~ FOREVER YOUNG

Das Leben lang

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Wann ist man alt ?

«Man kann das Alter nicht an einer Zahl festmachen, sondern es ist auch ein Gefühl. Ich fühle mich manchmal auch alt: Wenn ich am Morgen aufstehe oder etwas nicht umsetzen kann, wie ich es möchte. Und gleichzeitig kann man mit 70 immer noch sehr jung sein.»

30 Jahre

80 Jahre

«Wenn man gerne draussen in der Natur ist, wenn man Freude hat, Leute kennenzulernen, dann ist man einfach noch nicht alt. Aber wenn man keine Lust mehr hat und zu denken beginnt, es macht keinen Sinn mehr und wofür auch und es nützt sowieso nichts, dann, so glaube ich, ist man alt.»

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~ Hintergrund ~ FOREVER YOUNG

10 Jahre

«Mit 40.»

# 02 ~ 2021

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40

Möchten Sie für immer jung sein ?

«Wenn es einen Jungbrunnen gäbe, wäre ich der Erste, der draus trinkt.»

# 02 ~ 2021

40 Jahre


~ Hintergrund ~ FOREVER YOUNG

60 Jahre

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«Nein. Für immer jung bleiben würde für mich bedeuten, dass keine Veränderungen möglich sind. Ich finde die Vorstellung viel schöner, dass wir Geschichten durchleben und dann neue beginnen. Ich kann mit der Vergänglichkeit leben. Sie ist auch Antrieb, Sachen anzupacken. Wäre es immer gleich, würde ich keinen Finger rühren – ich könnte ja immer alles auf morgen verschieben.»

«Wenn ich mit 120 Jahren noch fit bin, sage ich nichts dagegen. Aber ewig jung bleiben – nein.»

100 Jahre

«Eigentlich nicht. Ich bin froh, habe ich mein Leben hinter mir. Ich habe alles durchgemacht. Verliebt, verlobt, verheiratet, verwitwet und geschieden. Aber wenn ich noch mit meinem ersten Mann leben könnte … er war ein toller Mensch. Er musste früh sterben, schon mit 40.»

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50 Jahre


Was möchten Sie unbedingt noch erleben ?

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«Ich möchte unbedingt noch Urgrossmutter werden. Meine älteste Enkelin ist 24 Jahre alt, aber ich habe ihr gesagt, wegen mir musst du nicht pressieren.»

70 Jahre

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~ Hintergrund ~ FOREVER YOUNG

«Das Leben ist ungewiss. Es wäre eine Illusion, sich nun noch grosse Ziele zu setzen.»

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90 Jahre

20 Jahre

«Ich würde gerne mal für ein paar Jahre auswandern, um die Schweiz aus einer anderen Perspektive zu sehen und um neu schätzen zu lernen, was ich daheim habe.»

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Zuhören, aber richtig Die meisten Menschen halten sich für gute Zuhörer. Noch lieber aber reden sie von sich selbst. Über die Bedeutung und Wichtigkeit des aktiven Zuhörens in einer Zeit, in der alle viel zu erzählen haben. Von KARIN DEHMER (Text) und IRENE MEIER (Illustration)

F

ragen Sie irgendwen – Lebenspartner, Freundinnen, erwachsene Kinder oder Arbeitskollegen – ob sie sich für gute Zuhörerinnen, für gute Zuhörer halten. Die allermeisten werden mit einem überzeugenden Ja antworten. Natürlich hören wir zu. So viel Anstand muss sein. «Wenn andere sprechen, redet man nicht», wurde uns spätestens im Kindergarten eingetrichtert. Die Frage ist aber, was geht in unseren Köpfen vor, während wir zuhören? Martin Wendisch, Psychologe und Psychotherapeut, lehrt über empathisches Zuhören am Institut für Psychologietransfer (IPSYT) der Uni Zürich. Er sagt, von zehn Personen seien in der Regel höchstens fünf wirklich gute Zuhörerinnen oder Zuhörer. Oft ist ja aber auch die Verlockung, von sich selbst zu sprechen, wahnsinnig gross. Wir alle kennen die Situation: Jemand erzählt von einem eindrücklichen Erlebnis – einem kulinarischen Höhenflug, einer kolossalen Abzocke auf einem Markt, einer hitzigen Debatte mit einem Arbeitskollegen – und just in diesem Augenblick erinnern wir uns an den

Moment, an dem wir

Die Frage ist aber, was geht in unseren Köpfen vor, während wir zuhören?

das beste Rindstartar gegessen, die überteuerten Ledermokassins gekauft oder in einem Wutanfall den Arbeitskollegen mit Flüchen eingedeckt haben. Plötzlich will man nur noch eines: Dem Gesprächspartner sofort davon berichten. Bestenfalls hält man es aus, bis dieser fertig geworden ist – zuhören tut man ihm da aber natürlich längst nicht mehr, sondern biegt im Kopf die eigenen Erinnerungen in Worte, legt sie in gedankliche Kanonen, um sofort losschiessen zu können, wenn der andere endlich zu einem Schlusspunkt gefunden hat. Schlechtenfalls fällt man der Rednerin oder dem Redner mitten ins Wort. In der Psychologie spricht man bei diesem Vorgang von «Pseudo-Zuhören». «So ein Ping-Pong-Gespräch unter guten Freunden kann auch mal entspannend und befriedigend sein», sagt Psychologe Martin Wendisch. «Aber wirklich näher bringt einen das natürlich nicht. Und # 02 ~ 2021


~ Hintergrund ~ WISSEN

Bestenfalls hält man es aus, bis der andere fertig geworden ist. Schlechtenfalls fällt man ihm ins Wort es kann sein, dass eine so oder so, oder mehrere Personen das Gespräch als etwas oberflächzugehört wird lich empfunden haben.» Dem Wunsch, unserem Gegenüber längst nicht ein Gefühl, eine Idee, ein Erlebnis verständlich zu machen, entwachsen wir nie. mehr. Dabei handelt es sich um ein Bedürfnis, das nicht durch reines Deponieren von Worten gestillt wird, sondern dadurch, dass einem aktiv zugehört wird. Es versteht sich von selbst, dass sich das auch auf Gespräche mit Kindern ausdehnt. Kinder reagieren kooperativer, wenn man ihnen zuhört. Wenn man sie ernst nimmt, ihre Gefühle anerkennt, statt einfach zu sagen «Tu das» oder «Tu das nicht». In seinem Buch «Die Macht des Zuhörens» schreibt der US-amerikanische Verhaltensforscher Michael Nichols: «Ist ein Kind niedergeschlagen, kann ein einfaches ‹Dir gehts gerade nicht so gut, stimmts?›, mehr dazu beitragen, dass es sich verstanden fühlt, als ein Drängen darauf, dass es seine Gefühle erklärt.» Unter aktivem oder empathischem Zuhören versteht man, mit dem anderen mitzugehen, durch Gesten und Laute zu signalisieren, dass man ganz bei ihm ist. Martin Wendisch: «Durch konkretes Nachfragen, durch eine sinngemässe Wiedergabe dessen, was das Gegenüber gesagt hat, durch Bestätigung, was man glaubt, verstanden zu haben. «Du hast tatsächlich deiner Arbeitskollegin die Ordner vor die Füsse geknallt?» Michael Nichols schreibt: «Die Empathie eines Zuhörers führt zu einer Verbundenheit und Nähe oder, bei einer beruflichen Verbindung, zu einem Verhältnis, in dem man sich wohlfühlt.» ZUHÖREN SCHAFFT VERBINDUNG Ist Zuhören also gar wichtiger als Reden? Martin Wendisch verneint: «Wer zuhört, nimmt sein Gegenüber wahr, und wer spricht, gestaltet oder führt das Gespräch; insofern ist beides wichtig.» Aber wie

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verhält es sich mit Situationen, in denen immer die Gleichen reden und immer die Gleichen still beobachten? Martin Wendisch: «Je wichtiger die Zusammenarbeit in einem Team ist oder je emotional bedeutsamer ein persönliches Thema ist, desto wichtiger ist es, dass sich früher oder später jeder oder jede einbringt.» Was wiederum nach einem empathischen Gesprächsteilnehmer verlangt, der die Stillen zu einer Meinungsäusserung auffordert: «Was denkst du, wenn du das alles hörst?», «Was geht dir durch den Kopf?» NACHFRAGEN STATT RATSCHLÄGE ERTEILEN Eine Situation, die Grossvätern und Grossmüttern vermutlich nicht unbekannt ist, ist die nach der Geburt eines Enkelkindes: Die übernächtigten­­ jungen Eltern berichten von schlaflosen Nächten, Milchstau, schreienden Babys, einfachen Alltagsaufgaben, die nicht mehr zu bewältigen sind. Schnell rutscht da der Grossmutter oder dem Grossvater ein «Dann lass doch das Baby mal einen Moment schreien» oder «Jetzt ist nicht der Moment, um perfektionistisch zu sein» heraus. Martin Wendisch weist darauf hin, dass ungebetene Ratschläge in dieser (wie in fast allen anderen) Situationen unangebracht sind: «Junge Eltern brauchen in der ersten Phase besonders viel Unterstützung. Konkrete Hilfsangebote sind meistens sehr willkommen, ungebetene Ratschläge werden als Besserwisserei empfunden. Ratschläge sollte man immer nur dann geben, wenn sie erbeten werden.» Eine weitere Herausforderung, bei der empathisches Zuhören besonders wichtig und gleichzeitig besonders schwierig ist: Wenn jemand von grossem Leid klagt. Wird uns vom Verlust eines lieben Menschen berichtet, spürt man den Impuls, von dem Moment zu erzählen, als auch wir eine nahestehende Person verloren haben. Wir wollen zeigen: Ich verstehe dich, ich habe dasselbe erlebt. Martin Wendisch: «Eine ~


~ Hintergrund ~ WISSEN

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«Wer zuhört, nimmt sein Gegenüber wahr, und wer spricht, gestaltet oder führt das Gespräch; insofern ist beides wichtig.»

So hören Sie richtig zu Konzentrieren Sie sich auf Ihre Gesprächspartnerin. Halten Sie Blickkontakt.

MARTIN WENDISCH, PSYCHOTHERAPEUT

Wenn Sie etwas nicht verstehen oder eine andere Meinung vertreten, fragen Sie nach. Statt den Gesprächspartner von Ihrer Meinung überzeugen zu wollen, versuchen Sie herauszufinden, worauf die gegenteilige Meinung gründet.

verständliche Reaktion. Aber das eigene Erlebte ist nicht dasselbe. Es ist nie dasselbe. Keine Situation ist vergleichbar. Eine einfache Botschaft an jemanden in einer akuten Leidenskrise wäre stattdessen: «Ich kann mir ungefähr vorstellen, was du gerade durchmachst.» Ansonsten gilt es, die Schwere des anderen auszuhalten, den Raum zu halten für seine Trauer.

Befreien Sie sich von schnellen (Vor-) Urteilen. Wiederholen oder fassen Sie die Gedanken, Aussagen oder Wünsche des Gegenübers zusammen. Lassen Sie Pausen zu.

VIELE WORTE, WENIG INHALT Noch haben wir coronabedingt etwas Zeit, uns für kommende Small-Talk-Situation zu rüsten. Was tun also, wenn einen ein Gesprächspartner kolossal

Wenn Kinder etwas erzählen, bringen Sie durch Ihre Körperhaltung zum Ausdruck, dass Sie zuhören: Setzen Sie sich zum Kind oder beugen Sie sich zu ihm hinunter.

langweilt? Wenn dieser nur von sich redet, keine Fragen stellt und sich scheinbar nicht für uns interessiert? Psychologe Wendisch hält verschiedene Szenarien für angebracht: «Man kann die Aufmerksamkeit auf eine gemeinsame Aktivität lenken. Wenn die Person einem besonders nahesteht, darf man sie auch auf ihren Wortschwall aufmerksam machen: «Du sprichst gerade sehr viel, aber ich merke nicht wirklich, wie es dir dabei geht.» Der dritte Vorschlag ist ein altbekannter Trick, der nie an Gültigkeit verliert: «Zeigen Sie auf Ihr leeres Glas und entschuldigen Sie sich Richtung Bar.» •

Auch in der Kommunikation mit Kindern hilft es, das Gehörte zusammenzufassen. Tun Sie dies möglichst urteilsfrei: «Du bist wütend, oder?», statt «Hör auf herumzufluchen!» «Du ärgerst dich über mich, ich sehe das», statt «Du bist gemein zu mir. Sei anständig.» «Was könntest du tun, damit es dir besser geht?», statt «Jetzt versuch einfach mal, an etwas anderes zu denken.»

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Abstimmung 13. Juni 2021

Pestizide sind überall. Du kannst das ändern.

Ja

für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide


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~ Dossier ~ PATCHWORK

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Family Affair Auch Grosseltern verlieben und verbinden sich neu. Zu leiblichen Kindern und Enkelkindern ER kommen Stiefkinder und Stiefenkel hinzu. I S Alles wird etwas lauter und bunter. DO S Wird es auch komplizierter?

Die Patchwork-Familie von Markus Iseli (67) und Catherine Schuppli (68) aus Windisch (AG). Zusammengezählt haben sie sieben Kinder im Alter zwischen 35 und 44 Jahren und 11 Enkelkinder zwischen 1 und 15 Jahren. Nicht abgebildet ist der Partner von einer von Markus’ Töchtern sowie die beiden Töchter von Catherine. Eine von ihnen lebt mit ihrer Familie im Ausland. Das Bild wurde coronabedingt in zwei Gruppen aufgenommen und digital zusammengeführt.

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~ Dossier ~ PATCHWORK

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Von KARIN DEHMER (Redaktion, Aufgezeichnet) und KRISTINA REISS ( Text) und TIBOR NAD (Fotos)

M

enschen leben zusammen, trennen sich und verlieben sich neu. Daraus entstehen unter Umständen zusammengewürfelte Gemeinschaften: Patchworkfamilien. Laut Bundesamt für Statistik gehören sechs Prozent der Schweizer Familienhaushalte mit Kindern unter 25 Jahren zu dieser Familienform – Tendenz steigend. Glaubt man Prognosen, wird in etwa zwanzig Jahren die Patchworkfamilie die in der Schweiz häufigste Lebensform sein. Auch Grosseltern müssen in diesem Geflecht ihren Platz finden. Denn bevor es zu einer Patchwork-Konstellation kommt, bricht zunächst eine Familie auseinander – zu der sich auch Grosseltern einst zugehörig fühlten. Deshalb geht die Trennung an ihnen ebenfalls nicht

es nicht aushalten, wenn Mama oder Papa abgelehnt werden», sagt Claudia Starke. Für das Therapeutenpaar Starke und Hess ist klar: «Grosseltern helfen Enkeln am besten, indem sie eine verlässliche Grösse für sie sind und ihnen Sicherheit geben – gerade, wenn die Eltern sich getrennt haben.» Dies sei auch die grosse Chance von Grosseltern: «Den Kindern eine Konstante bieten in einer sehr unsicheren Zeit, in der scheinbar alles andere zusammenbricht.» Waren es bisher oft Väter, die nach einer Trennung darum kämpfen mussten, ihren Nachwuchs zu sehen, trifft diese Sorge zunehmend auch Grosseltern – wenn ihnen beispielsweise Ex-Schwiegersohn oder -tochter den Kontakt zu den Enkeln

spurlos vorüber. Sie verlieren Schwiegertochter oder -sohn, sehen manchmal ihre Enkel kaum noch, haben aber dafür vielleicht plötzlich Stiefenkel. «Das Schwierigste ist, wenn Grosseltern in solchen Situationen ihre erwachsenen Kinder immer noch wie Kinder behandeln und auf sie einreden – im Sinne von «ihr müsst euch wieder versöhnen» oder «trennt euch endlich», sagt der Psychotherapeut Thomas Hess. Zusammen mit seiner Partnerin Claudia Starke, ebenfalls Psychotherapeutin, berät er in ihrer gemeinsamen Praxis in Männedorf und Wädenswil (ZH) Familien in Trennungssituationen; das Paar lebt selbst in einer Patchworkfamilie. «Grosseltern sollten als wichtige Ressource für die Enkel da sein, sich aber aus der Beziehung der eigenen Kinder komplett heraushalten», findet Starke, «was natürlich sehr schwierig ist.» Doch insbesondere in den ersten ein bis drei Jahren sei das System einer neuen Patchworkfamilie noch sehr fragil und vertrage wenig Einmischung von aussen. Aber ist es in Ordnung, weiter in Verbindung mit der Ex-Schwiegertochter zu bleiben, mit der man sich immer gut verstanden hat – auch wenn das dem eigenen Sohn missfällt? Oma und Opa sollten hier äusserst sorgsam vorgehen, empfiehlt Starke. Und vor allem nicht hinter dem Rücken Kontakt zu Ex-Partnern aufbauen. «Nichts ist schlimmer für die neue Patchworkfamilie, als wenn sich Grosseltern gegen die eigenen Kinder stellen, um die Verbindung zu den Enkeln nicht zu verlieren.» Eine Trennung der Eltern kann allerdings auch einen Keil zwischen Enkel und Grosseltern treiben: Wenn der Nachwuchs sich etwa auf die Seite der Mutter schlägt, die Grosseltern jedoch den Vater – ihren Sohn – unterstützen. «Es liegt in der Natur der Dinge, dass Eltern meist für ihr Kind Partei ergreifen», gibt Thomas Hess zu bedenken. Genauso stellten sich Kinder häufig hinter das schwächere Elternteil. Wichtig für Grosseltern, denen am Kontakt zu ihren Enkel liegt, sei es deshalb, auf keinen Fall Partei zu ergreifen – selbst wenn die Schwiegertochter den geliebten Sohn verlassen oder der Schwiegersohn ein Doppelleben geführt hat. «Denn Kinder – in diesem Fall die Enkel – können

verweigert. Haben Grosseltern ein Recht auf ihre Enkel? «Nein», sagt Therapeut Hess, «auf vermeintliche Rechte zu pochen, ist da auch kein guter Ansatz.» Hingegen seien die leiblichen Eltern immer der Schlüssel zu den Enkelkindern. Konkret heisst das: Versuchen den Kontakt zu halten, nicht nachlassen. Mehr könnten Grosseltern nicht tun. OMAS NEUER Und wie ist es, wenn Oma und Opa getrennte Wege gehen, sich neu verlieben und so zu den eigenen Enkeln plötzlich Stiefenkel hinzukommen? Sich und den Kindern Zeit lassen, nichts überstürzen, empfiehlt Claudia Starke. «Die neuen Stiefgrosseltern sollten in erster Linie zuwarten – sich anbieten, aber nicht anbiedern.» Und vor allem nicht in Konkurrenz zu den leiblichen Grosseltern treten. Dazu gehöre auch, dass das neue Paar nicht immer im Doppelpack erscheine, der Grossvater auch mal ohne die neue Partnerin die Kinder hüte. Die Psychotherapeutin weiss, wovon sie spricht, hat sie doch selbst vier «Stenkel», wie sie ihre Stiefenkel nennt. Stiefgrosseltern rät sie, offen auf die Eltern der hinzugewonnenen Enkel zuzugehen, zu fragen «Wie stellt ihr euch das vor?» «Möchtet ihr, dass ich beim Geburtstag dabei bin oder ist es dafür noch zu früh?». Ihr Partner Thomas Hess ergänzt: «Für eine gute Beziehung zwischen Stiefgrosseltern und Enkeln ist es matchentscheidend, wie die erwachsenen Kinder mit der neuen Partnerschaft ihrer Eltern umgehen. «Zu den leiblichen Enkeln haben viele Grosseltern einfach einen anderen Bezug – und das ist auch völlig in Ordnung.» Gehe es darum, Zeit zu verteilen, dürften diese ruhig ein bisschen mehr bekommen. Trotzdem sollten Stiefenkel nicht leer ausgehen. «Man muss die Balance finden. Manchmal hilft es auch, getrennt mit Patchwork- und leiblichen Enkeln Zeit zu verbringen.» •

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Dieser Artikel erschien im Original zuerst in «Wir Eltern». Die Autorin hat den Text für «Grosseltern» angepasst.


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Will man es genau nehmen, ist Andrea die Stief-Schwiegertochter von ­C atherine. Aber wen interessiert das schon im Alltag?

« ES BRAUCHT EIN BEWUSSTSEIN FÜR DIE ROLLE, DIE EINEM ZUSTEHT » CATHERINE SCHUPPLI (68) UND MARKUS ISELI (67) SIND SEIT 17 JAHREN EIN PAAR. STATT GEMEINSAMER WEIHNACHTEN VERBRINGEN SIE MIT IHRER PATCHWORK-FAMILIE EINMAL IM JAHR EIN WOCHENENDE IN DEN BERGEN.

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Markus: Mein jüngstes Kind war 17, als meine erste Frau und ich uns getrennt haben. Wir galten als eine Art Vorzeigepaar, zumindest kam unsere Trennung als grosse Überraschung für unser Umfeld, natürlich auch für die vier Kinder. Erstaunlicherweise haben sie trotzdem relativ gelassen reagiert. Als ich mit Catherine zusammenkam, war es dann anfänglich doch nicht nur einfach. Catherine: Mein erster Mann und Markus sind miteinander verwandt. Markus hat am Anfang meiner Ehe als Student kurze Zeit bei uns gewohnt. Es war nicht so, dass unsere beiden Familien eine enge Freundschaft pflegten, aber man kannte sich. Markus: Ich würde nicht sagen, dass uns dieser Umstand am Anfang geholfen hat. Es war vor allem für unsere Ex-Partner eher befremdend, dass ausgerechnet wir nun ein Paar waren. ~


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Catherine: Mein Jüngster war 19 bei der Trennung. Anders als bei Markus zeichnete sich diese schon längere Zeit ab. Meine drei Kinder begegneten denn auch dem Umstand, dass Markus mein neuer Partner ist, von Anfang an offen. Wobei man sagen muss, dass meine Tochter, die damals schon in Deutschland lebte, es als schwierig empfand – und es immer noch tut –, bei Besuchen in der Schweiz nun noch mehr Ansprüchen gerecht werden zu müssen. Für sie bedeutet die Trennung ihrer Eltern ein konstantes Abwägen, wen sie besucht, wem sie mehr Zeit einräumt. Leider kann man ihr diese Zerrissenheit kaum abnehmen. Markus: Überhaupt, dieses Gefühl der Zerrissenheit schwingt für die Kinder immer mit. Es ist gleich, ob sie erwachsen sind oder noch klein. Bei Geburtstagen oder Hochzeiten kann sich das deutlich zeigen. Als eine meiner Töchter heiratete, fragte sie ihre Mutter, ob es okay wäre, wenn Catherine dabei sei. Sie sagte, es wäre ihr wohler, wenn sie nicht käme. Dieselbe Frage stellte sich bei der Hochzeit von Catherines mittlerer Tochter. Sie löste es anders. Sie sagte: «Es ist meine Hochzeit und ich entscheide, wen ich einlade.» DIE ENKEL ENTSPANNEN DAS VERHÄLTNIS Catherine: Es kam der Punkt, da haben wir beide realisiert, dass wir unseren Kindern diese Entscheidungen abnehmen müssen. Dass es Sache von uns Eltern und nicht die der Kinder ist. Inzwischen haben wir ein entspanntes Verhältnis untereinander. Wir können gemeinsam an Festen teilnehmen und laden uns gegenseitig ein. Markus: Wir haben mit unseren ehemaligen Partnern die Problematik thematisiert. Schliesslich haben dann die Zeit

und vor allem die Enkelkinder den Umgang miteinander entspannt. Wir haben jetzt einen Familienchat, in dem meine erste Frau, die Kinder und Enkel von meiner Seite drin sind. Catherine: Auf meiner Seite gibt es auch einen solchen Chat, aber den nutzen wir nicht so rege. Wo sich allerdings beide Familien kreuz und quer austauschen, ist im «Umzugs-Chat». Da sind dann auch noch Tanten und Götti und Onkel von verschiedener Seite drin. Immer, wenn jemand umzieht und etwas loswerden will, stellt man es in den Chat. Es entsteht eine Art Austausch-Teppich, ein laufendes Netzwerk beider Familien. Markus: Nachdem wir zusammengezogen sind, wurde Weihnachten zu einem Knackpunkt. Wir haben wie gewohnt unsere Kinder und damals das erste Enkelkind zum Fest eingeladen. Bald realisierten wir, dass das für alle zusätzlichen Stress bedeutete. Die, die schon eine eigene Familie hatten, wollten auch für sich feiern, wollten mit uns feiern, wollten mit dem anderen Elternteil und dann auch noch mit der Schwiegerfamilie, die teilweise auch aus getrennt lebenden Eltern besteht, feiern. Wir beschlossen, unseren Kindern einen Teil dieser Zerreissprobe abzunehmen, indem wir auf gemeinsame Weihnachten verzichten. Nun laden wir sie einmal pro Jahr zu einem Familientreffen irgendwo in den Bergen ein. Catherine: Das braucht jeweils etwas Organisation. Aber wir haben den Eindruck, dass sich alle immer auf das Treffen freuen. Zu sehen, wie gut sich unsere Kinder und nun auch die Enkelkinder verstehen, ist sehr schön. Ein Sohn meiner Tochter und ein Enkel von Markus lieben sich heiss und stehen auch unter dem Jahr im Austausch. Wir haben uns ziemlich befreit von Bildern, wie eine optimal

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gelebte Familienzeit auszusehen hat, wie oder welche Feiertage miteinander verbracht werden sollten. Unser Kontakt zu allen Kindern und Enkelkindern ist gut. Das ist alles, was zählt. KONKURRENZSITUATIONEN VERMEIDEN Markus: Als die Enkelkinder kamen, waren wir beide noch voll berufstätig. Insofern konnten wir damals keine regelmässige Enkelbetreuung anbieten. Auch an den Wochenenden waren und sind wir normalerweise viel unterwegs. Catherine: Man hat uns als vielbeschäftigt wahrgenommen und uns so auch nicht oft zum Hüten angefragt. Aber natürlich springen wir immer wieder gerne ein. Markus: Meine erste Frau arbeitete Teilzeit und hatte von Anfang an mehr Zeit für die Enkelbetreuung. Catherine: Ich finde, die leiblichen Enkel sind das Hoheitsgebiet der leiblichen Grosseltern. Es ist wichtig, dass man versucht, Konkurrenzsituationen unter Grosseltern zu vermeiden. Es ist schon so, als Patchwork- Grosseltern muss man sich genauso wie als Patchwork-Eltern immer wieder bewusst machen, welche Rolle einem zusteht. Die verschiedenen Konstellationen und möglichen Verletzbarkeiten müssen im Auge behalten werden. Vor einem Jahr ist mein Jüngster auch Vater geworden. Da ich nun pensioniert bin, hüte ich diese Enkelin einmal die Woche. Es bedeutet mir viel, zu diesem Einzigen meiner vier Enkelkinder, das in der Schweiz lebt, einen engeren Kontakt aufbauen zu können. Markus begleitet mich, obwohl die Kleine anfangs noch sehr fremdelte. Markus: Mittlerweilen hat sie Vertrauen gefasst. •


~ Dossier ~ PATCHWORK

Markus mit den Familien von Tochter Rahel (Mitte mit Brille) und Sohn Hannes (vorne rechts).

Catherine mit Stieftochter Barbara (vorne links) und den Familien von Sohn Andreas (rechts aussen) und von Stiefsohn Linus (Mitte).

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54 Schwester bekam. Nun feierten wir nicht nur unsere Geburtstage und die unserer Kinder gemeinsam, sondern auch die unserer Enkelkinder.

« MIT DER GEBURT DES EIGENEN KINDES KAM DIE WUT AUF MICH »

VERKOPFTE EINGRIFFE Alles war gut. Bis das erste Kind meiner Tochter zur Welt kam. Das war vor drei Jahren. Ein Sohn. Plötzlich wurde alles schwierig. Daniel und ich nannten uns auch beim dritten Enkelkind Nonna und Nonno, aber bald teilten mir meine Tochter und mein Schwiegersohn mit, dass sie das nicht wünschen. Zuerst sagten sie, sie hätten keinen Bezug zum Italienischen, später, dass sie ihr Kind selbst entscheiden lassen wollten, wie es uns nennen will. Ich war gekränkt, sagte aber erstmal nichts. Dann machten sie plötzlich doch Vorschläge: Daniel sollte beim Vornamen genannt werden, ich sollte Oma heissen. Abgesehen davon, dass Oma überhaupt nicht zu mir passt, war ich immer verwirrter und auch wütender

F.J. (68) HAT VOR 25 JAHREN IHRE FAMILIE FÜR EINEN NEUEN MANN VERLASSEN. DIE TRENNUNG VERLIEF FRIEDLICH, MAN WUCHS ZU EINER BILDERBUCH-PATCHWORKFAMILIE ZUSAMMEN. BIS DIE TOCHTER SELBST MUTTER WURDE. DANN KAM DER GROLL. ER ZEIGTE SICH AUF UNGEWÖHNLICHE WEISE.

«

Mein erster Mann und ich trennten uns einvernehmlich. Da ich diejenige war, die sich neu verliebt hatte, war ich der Meinung, dass auch ich zu gehen hatte und nicht mein Ex-Mann. Mein Sohn war damals 17, meine Tochter 13. Jeden Mittag und Nachmittag verbrachte ich weiterhin im Haus, in dem meine Kinder und mein Ex-Mann lebten. Ich arbeitete Teilzeit, kochte über Mittag ihr Essen, machte die Wäsche, war da, wenn sie aus der Schule kamen. Abends ging ich zurück zu meinem Freund, Daniel. Es dauerte eine Weile, aber irgendwann freundeten sich auch die beiden Männer an. Mein Ex-Mann, Daniel, ich und die Kinder wuchsen über die Jahre zu einer entspannten Patchwork-Familie zusammen. Wir feierten unsere Geburtstage gemeinsam, gingen wandern, verbrachten immer den Ostersonntag zusammen. Ich würde mein Verhältnis zu meinen Kindern, vor allem das zu meiner Tochter, als sehr eng beschreiben. Vor fünf Jahren wurde mein Sohn zum ersten Mal Vater. Seine Frau ist Italienerin. Für sie war klar, dass alle männlichen Grosselternteile ihres Sohnes Nonno heissen würden – auch Daniel – und die beiden Grossmütter Nonna. Mir gefiel nicht nur ihre pragmatische Art, ich konnte mich mit Nonna gut identifizieren. Ich bin äusserst gern eine Nonna. Ich hüte meine Enkelkinder nicht regelmässig, springe aber bei Bedarf jederzeit ein und es ist mir wichtig, eine enge Beziehung zu ihnen aufzubauen. Unsere Familie vergrösserte sich ein weiteres Mal, als mein erster Enkel eine kleine

über diese verkopften Eingriffe. Es gab mehrere Auseinandersetzungen mit meiner Tochter und ihrem Mann. Ich konnte nicht verstehen, weshalb sie diese Namensgebung so kontrollieren wollten. Auch mein Sohn verstand die beiden nicht. Was die Grossväter betraf, so fand mein Ex-Mann – er bekam von den Eltern den Titel Opapa auferlegt – ich solle dem Frieden zuliebe nicht so störrisch sein, und Daniel liess sich wunschgemäss bei seinem Vornamen nennen. Wir hielten es für das Beste, wenn er sich nicht auch noch in den Konflikt einmischt. Das Ganze zog sich über ein Jahr hin. Ein Jahr, in dem ich regelmässig den Sohn meiner Tochter hütete. Natürlich sagte der Kleine dann schliesslich Nonna zu mir – er hatte es oft genug bei seinem Cousin und seiner Cousine gehört. Die Mutter liess ihn, aber ich selbst durfte mich nicht als Nonna bezeichnen. Es raubte mir den Atem. Das alles belastete unsere Beziehung sehr. Einmal, als ich mich spontan Nonna nannte und meine Tochter mich korrigierte, platzte mir der Kragen. Es kam zum Eklat. Und endlich konnte meine Tochter damit herausrücken, worum es ihr wirklich ging. BELASTETE BEZIEHUNG Da war viel angestaute Wut und wiederaufgeflammter Schmerz von der Trennung ihrer Eltern vor über 20 Jahren. Sie machte mir Vorwürfe, wie ich meine Kinder damals habe verlassen können und sie diesen Entscheid ungefragt habe akzeptieren müssen. Ich war baff. Damit hatte ich nicht gerechnet. Wenn ich sie richtig verstehe, ging es ihr mit diesem ganzen Benamsung-Theater darum, diesmal die Kont-

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~ Dossier ~ PATCHWORK rolle über mich zu haben und nicht fremdbestimmt zu werden. Nach einigen Wochen Funkstille willigte sie ein, mit mir eine Therapeutin aufzusuchen. Es war gut, konnte sie da nochmals ihren Schmerz, ihre grossen Verlustängste von damals auf den Tisch bringen. Ja, es tut mir leid, dass sie sich so verlassen gefühlt hatte und es offenbar nicht zeigen konnte. Ich kann akzeptieren, dass ein solcher Schmerz mit dem Mutterwerden wieder hochkommt. Und trotzdem, meine Entscheidung von damals kann und will ich nicht rückgängig machen. Ich finde immer noch, mein erster Mann und ich, wir haben unser Bestmöglichstes gegeben. DEN KONFLIKT UMSCHIFFEN

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Kindern, manchmal ein- bis zweimal die Woche. Meine Tochter schätzt das. Sie sagt, ich sei eine super Grossmutter und wichtig für sie und ihre Familie. Wir umschiffen das Namens-Thema. Sie sagt, für sie sei es abgeschlossen, aber ich bin noch immer traurig darüber, wie das Ganze abgelaufen ist und noch immer abläuft. Ihr älterer Sohn nennt mich manchmal Nonna und manchmal macht er aus meinem Vornamen eine herzige Abkürzung. Wenn diese Coronazeit vorüber ist, werden wir uns sicher als Patchwork-­ Familie wieder häufiger treffen. Ich wünsche es mir. Auch, dass sich bis dahin meine Enttäuschung gelegt hat. Die einen Enkelkinder nennen mich Nonna, die anderen anders. Wir werden sehen, welche Bezeichnung schliesslich das Rennen machen wird.» •

Mittlerweile hat meine Tochter einen zweiten Sohn geboren. Ich helfe ihr regelmässig mit den beiden

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BÜCHER, SERIEN, FILME ZUM THEMA 1 Sachbuch: Das Patchwork Buch, Claudia Starke, Thomas Hess, Nadja Belviso, Beltz 2015, 23 Franken. Wer Patchwork lebt, muss viele Klippen meistern. Anhand der Geschichte einer Patchworkfamilie bietet dieses Buch Erklärungen für häufige Konflikte sowie Rat und Lösungswege. Umfassender Beratungsteil. 2 Sachbuch: Bonuseltern, Jesper Juul, Beltz 2015, 17 Franken. Der dänische Familientherapeut zeigt auf: Wenn Erwachsene und Kinder miteinander im Gespräch bleiben und bestimmte Regeln beachten, dann kann eine Patchwork-Familie ein Gewinn für alle sein. 3 Ab 4 Jahren: Familie – das sind wir! Felicity Brooks, Usborne 2019, 18 Franken. Bilderbuch mit der Darstellung verschiedener Familienformen, das klar macht, dass jede Form gut und in Ordnung ist. 4 Ab 5 Jahren: Alles Familie, Alexandra Maxeiner, Anke Kuhl, Klett 2021, 26 Franken. In diesem Buch sind alle Formen neben der allgemein bekannten versammelt: Alleinerziehende, Patchworkfamilien in ihren verschiedenen Mixturen, Regenbogen- und Adoptivfamilien. Unterhaltsam und mit viel Humor. 5 Roman: Unsere Seelen bei Nacht, Kent Harouf, Diogenes 2019, 13 Franken. Eines Abends klingelt die verwitwete Addie bei ihrem Nachbarn Louis und macht ihm einen Vorschlag: Ob sie nicht ab und zu die Nacht zusammen verbringen wollen? Dass die gesamte Kleinstadt sich das Maul über sie zerreisst, ist ihnen egal. Dass ihre erwachsenen Kinder die Beziehung nicht gutheissen, schon weniger. 6 Serie: Die Patchworkfamilie, Schweden 2017, zwei Staffeln, Netflix und ARD. Patrick liebt Lisa, diese ist aber noch mit Martin verheiratet, der über die Trennung nicht hinwegkommt, obwohl Lisa bereits von Patrick ein Kind erwartet. Die Kinder der drei sind nicht erfreut, Patricks Exfrau Katja hingegen ist alles mehr oder minder egal. Interessant und auch ein wenig pädagogisch wertvoll. 7 Film: Familie mit Hindernissen, Deutschland 2017. Seit ihr Mann sie für eine jüngere Frau verlassen hat, hat Katrin hart an der Patchwork-Konstellation zu beissen, in die sie geraten ist. Die 14-jährige Tochter Saskia ist jüngst zu ihrem Vater gezogen, während der Sohn ihres neuen Lebensgefährten bei ihr wohnt und Saskias Zimmer und Katrins Leben verwüstet. Feine Komödie, die den Alltag einer bunt zusammengewürfelten Familie zeigt. ~KD # 02 ~ 2021


~ Aus der Praxis ~ DER HAUSARZT

Illustration: Irene Meier

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Liebe F. Unser Hausarzt schreibt seiner ängstlichen Enkelin einen Brief. Sein Rat an sie: Trainiere dir «Muskeln» gegen die Angst an, indem du dich ihr immer wieder stellst.

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u hast manchmal Angst und bist darüber etwas verzweifelt. Es gibt von deiner Urgrossmutter über deinen Grossvater und eine deiner Tanten eine ganze Linie von Vorfahren, die irgendwann Probleme mit der Angst hatten. Das muss eine erbliche Anlage sein. Der prominente holländische Neurowissenschaftler und Hirnforscher Dick Swaab hat über die angelegten Hirnstrukturen ein faszinierendes Buch ge-

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EDY RIESEN (70) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.


tan Spon Vorohne g und n eldu anm

schrieben mit dem Titel «Wir sind unser Gehirn». Seine Fazit: Man hat eine Veranlagung, die man nicht wegzaubern kann. Also heisst es, den Umgang damit zu erlernen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Man kann sich eine Art Schutzmantel zulegen, der einen vor der Angst schützt. Man kann sehr aktiv sein und mit Leistung der Angst die Stirn bieten. Man kann verrückte Dinge tun, Auftritte auf der Bühne meistern, im Sport brillieren. Man kann malen, schreiben, singen oder tanzen gegen die Angst. Dann wird sie oft kleiner und unbedeutender. Bei vielen Menschen geht sie nie ganz weg, aber sie wird erträglich und stört nicht mehr durch ihre Dominanz. Psychologen und Psychotherapeutinnen kennen Techniken, die man anwenden kann. Bei den kognitiven Therapien beispielsweise geht es darum, das «dysfunktionale» (falsche) Denken zu erkennen und zu verändern, also negative Gedanken umzufor-

Mit lieben Grüssen und einer festen Umarmung Dein Grossvater

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men. Das ist kein Hokuspokus, es funktioniert! Besonders lästig ist es, wenn Angst sich an Situationen oder Objekte bindet. Du kennst das von deiner Angst vor Hunden. Andere können nicht mehr über eine Brücke gehen oder sich in Mengen von Menschen aufhalten oder sie bekommen Angst, wenn sie auf einen Turm steigen. Wichtig ist, dass man sich diesen Ängsten immer wieder stellt. Manchmal braucht es die Begleitung einer Therapeutin oder eines vertrauten Menschen, um ein solches Training zu bewältigen. Mit der Zeit bemerkt man, dass man so etwas wie «Muskeln gegen die Angst» bekommt. Es gibt Medikamente, die helfen können. Diese setzen die Fachleute bei schwereren Störungen vorübergehend ein. Von Selbstmedikation rate ich dir aber ab! Tranquilizer sind verführerisch, sie wirken schnell und zuverlässig, können aber fatalerweise schon nach einigen Wochen abhängig machen. Menschen mit Angststörungen sind im Übrigen ganz normale Menschen. Manchmal werden sie durch ihre ständige Angst traurig und erschöpft und ziehen sich zurück. Dagegen muss man ankämpfen, aktiv bleiben, sich manchmal auch etwas plagen, unter die Leute gehen, Sport treiben ... Das kostet viel Kraft, bringt einen aber weiter. Zum Schluss noch dies: Du glaubst nicht, wie viele Stars auf den grossen Bühnen der Welt Angst haben, zu versagen, wie viele berühmte Bergsteigerinnen gegen die Angst Eiswände hochklettern, wie viele grosse Politiker vor ihren Reden zittern. Angst gehört zum Leben, sie schützt vor Gefahren, kann zu Höchstleistungen antreiben. Sie kann aber auch lähmen, und das sollte sie nicht. Die Angst darf ihren Platz bei dir haben, aber du sollst sie immer wieder in die Schranken weisen ­können. Das kann man lernen. Und wenn jemand das kann, dann du!

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~ Aus der Praxis ~ DIE HEBAMME

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Ein Grosi für Lena

In der letzten Ausgabe berichtete die Hebamme von der jungen Mutter, die ihr regelmässig Videos ihrer kleinen ­Tochter schickte. Das Kind hat nämlich keine ­Grossmutter, mit der sich die Freuden teilen lassen. Hier kommt die glückliche Wendung der Geschichte.

CAROLE LÜSCHER (47) ist Hebamme Msc, Geschäfts­führerin der Hebammenpraxis 9punkt9 in Bern, freie Dozentin und engagiert sich berufspolitisch. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. 9punkt9.ch

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aniela filmt ihre zweijährige Tochter Lena, wie sie der älteren Dame zusieht, die am flachen Ufer die Enten füttert. Leise sprechend lässt die Dame klein zugeschnittene Brötchen fallen. Als sie Lena neben sich auftauchen sieht, erhellt sich ihr Gesicht, und sie spricht sie an. Lena schaut zu ihr auf und antwortet. Man versteht nicht, was die beiden miteinander sprechen, doch sie scheinen sich auf Anhieb zu mögen. Bald verfüttert auch Lena ein paar Bröckchen. Daniela filmt weiter. Immer wieder lächeln sich die beiden zu, Lena sucht den Blickkontakt, und die Dame erwidert ihn. Zwischen den beiden ist eine Vertrautheit spürbar. Als eine der Enten Lena ein Stück Brot aus der Hand reisst und sie dabei beisst, erschrickt Lena sehr, zieht die Hand ruckartig zurück. Die Entengruppe reagiert mit lautem Geschnatter. Die Kamera wackelt – auch Daniela ist erschrocken. Man hört sie Luft holen, als wolle sie ihrer Tochter etwas zurufen. Doch sie stockt. Als Lena unsicher zur Dame hochschaut, findet sie einen sicheren, mitfühlenden Blick, und Lenas Schul-

tern senken sich, aus ihrem Gesicht verschwinden Angst und Schmerz. Die Ruhe der Dame wirkt sich auf alle aus – Lena, Daniela, die Enten, selbst auf mich, eine Zuschauerin, die die Szene Stunden später per Video zu sehen bekommt. An dieser Stelle bricht der Film ab. Als Lena danach tagelang vom «Grosi» spricht, Brotstückchen abbricht, diese an ihre Plüschtiere auf dem Bett verteilt, macht das Daniela nachdenklich. «Ich lag die ganze Nacht wach und überlegte mir, wie ich die Frau finden könnte. Ich sah mich schon tagelang mit Lena Enten füttern … Und was würde ich Lena sagen, wenn sie nie mehr auftaucht?», schreibt sie mir. Auch aus Danielas Nachricht spürte ich ihre Hoffnung und Sehnsucht. Die beiden brauchen nicht nur ein Grosi, sondern auch eine Mutter. Daniela hat niemanden ausser mir, ihrer ehemaligen Hebamme, und einer Beiständin. Zum Glück müssen sie nicht lange warten. Margrith, so heisst die ältere Dame, kommt zwei Tage später wieder und freut sich ebenso, die beiden wiederzusehen, wie Lena und Daniela. Margrith ist seit längerem Witwe. Kinder konnten ihr Mann und sie nie haben. «Es sollte nicht sein. Aber wir hatten es auch zu zweit schön. Wir sind viel und weit gereist, und ich hatte nie das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Aber seit Hans nicht mehr da ist, ist es schon leer …» sagt Margrith zu Daniela. Daniela sucht nun eine Wohnung in der Nachbarschaft von Margrith, denn sie sehen sich mittlerweile mehrmals pro Woche. Seither erhalte ich nur noch ab und zu Bilder und Videos von Daniela. Highlights. Lena und Margrith im Zoo, Margriths 75. Geburtstag, und letzthin vom gemeinsamen Weihnachtsgüezibacken und Tannenbaumschmücken. •

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~ Aus der Praxis ~ DIE PSYCHOLOGIN

Zurückgedrängt EIN GROSSVATER (66) FRAGT: Meine Frau und ich hüten regelmässig unsere Enkeltochter (6 Jahre). Am Anfang war ich noch berufstätig und meine Frau betreute das Mädchen mehrheitlich allein. Sie ist ganz klar mehr auf ihre Grossmutter fixiert. Mittlerweile bin ich pensioniert und würde gern auch ab und zu etwas mit meiner Enkelin allein unternehmen, um eine engere Bindung – losgelöst von der Grossmutter – aufzubauen. Meine Frau meint, das könne ich auch, wenn sie dabei sei. Manchmal kommt es mir vor, als würden wir um die Aufmerksamkeit des Kindes buhlen.

J

a, die Macht der Gewohnheit. Ihre

für eine Person zur Verfügung hat. Viel-

Ehefrau ist es gewohnt, dass sich Ihr Enkelkind stark an ihr orientiert. Sie geniesst diese Aufmerksamkeit und befürchtet möglicherweise, diese unbedingte Zuwendung könnte ihr abhandenkommen, wenn Sie sich vermehrt mit dem Kind abgeben. Vielleicht hat der Widerstand Ihrer Frau jedoch auch einen anderen Grund. Weil Sie sich in früheren Jahren nicht so intensiv um die eigenen Kinder gekümmert haben? Aufgrund einer möglichen Vorgeschichte mag sich in Ihrer Frau vielleicht ein leiser Groll Ihnen gegenüber angestaut haben, den sie jetzt allerdings nur indirekt zeigt. Eine andere Überlegung: Ihre Frau hegt vielleicht aufgrund Ihrer mangelnden Erfahrung mit kleinen Kindern ein gewisses Misstrauen Ihnen gegenüber, ob Sie alles richtig machen. Sie fürchtet, es könnte dem Kind etwas zustossen, wenn Sie mit ihm alleine etwas unternehmen. Eingangs habe ich die Angst vor Liebesverlust erwähnt. Dagegen ist wohl niemand ganz gefeit, vor allem dann, wenn sie auf ganz frühe Erfahrungen zurückgeht und wir nicht immer die notwendige Abgrenzung zu gegenwärtigen Situationen vornehmen können. Bezogen auf die Zuneigung eines Enkelkinds scheint mir eine solche Angst jedoch unbegründet. Das Kind hat nicht einen bestimmten Vorrat an liebevollen Gefühlen, die es nur

mehr wachsen mit der Liebe, die es von anderen Menschen erfährt, auch seine eigenen liebevollen Gefühle und die Fähigkeit, diese vielen anderen nahen Menschen zu zeigen. Und wer weiss, vielleicht macht Ihre Ehefrau schon bald eine ganz ähnliche Erfahrung: Wenn sie sieht, dass Sie und Ihr Enkelkind es gut miteinander haben und ihr dadurch nichts abhanden kommt, wächst auch in ihr die Freude, Sie auf neue Weise zu erleben – und zu lieben. •

DAGMAR SCHIFFERLI (67) ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder. dagmarschifferli.ch

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Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.

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Von KINDERREGION.CH ( Text) und MARIE-ANNE SPROSS (Illustration)

ANDERSWO SCHLAFEN 1

SCHAFFHAUSEN 4

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ZÜRICH

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~ Service ~ UNTERWEGS

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Aus dem Alltag heraus direkt in ein unvergessliches Abenteuer eintauchen. Ob in der Badi, im Kinderhotel, im Weinfass oder Safarizelt – hier wird jede Übernachtung zum unvergesslichen Abenteuer.

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FASSHOTEL TRASADINGEN (SH) Wie im Weinkeller reihen sich die Holzfässer aneinander – drinnen findet man aber keinen Wein, sondern heimelige Schlafplätze für Kinder und Erwachsene.

CAMPING STAMPF JONA Wenn der Sommertag einfach nie zu Ende gehen soll, bietet das Strandbad Stampf die beste Lösung: Der Zeltplatz befindet

Nach einem ereignisreichen und aktiven Tag in der Natur macht es sich Gross und Klein in den Kajütenbetten gemütlich und freut sich auf eine Nacht an einem Ort, der ungewöhnlicher nicht sein kann. Übernachtung pro Person inkl. Frühstück: Erwachsene 45 Franken, Kinder 35 Franken.

sich im Strandfreibad und bietet mit Planschbecken, Grillplätzen und einer Rutschbahn den idealen Rahmen für den unvergesslichen Sommermoment. So wird von früh bis spät geplanscht, gespielt und genossen. Preis pro Zelt: 10 Franken, pro Person 4 Franken.

fasshotel.ch

rapperswil-zuerichsee.ch

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SCHLAFEN IM SAURIERMUSEUM AATHAL (ZH) In Aathal im Zürcher Oberland leben die ganz grossen

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70 Franken.

SWISS BELHOTEL DU PARC BADEN Schon beim Check-in werden Kinder mit einer Überraschung empfangen und man weiss sofort, hier werden die kleinen Gäste grossgeschrieben. Trotti- und Fahrradverleih für den Ausflug, Lunchpaket für den Stadtrundgang, Kinderkiste und viele weitere Angebote sorgen für einen unvergesslichen Aufenthalt in Baden. Familienzimmer für 2 Erwachsene und 2 Kinder inkl. Frühstück: 299 Franken.

sauriermuseum.ch

hotelduparc.ch

Tiere. Aber was passiert eigentlich, wenn die Lichter im Museum ausgehen und die Dinos sich ganz unbeobachtet fühlen? Nach einer Taschenlampen-Gruseltour durch das Museum geht das Abenteuer weiter, denn geschlafen wird mitten unter den Dinosauriern und Urzeitriesen dieser Erde. Übernachtung pro Person:

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Coronabedingt sind einige Angaben ohne Gewähr.

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~ Herausgepickt ~ MONGOLISCHE JURTE ODER SAFARIZELT IM ZOO ZÜRICH Wie wäre es, die Stofftiere mal mit echten Tieren auszutauschen und bei den Zebras, Nashörnern, Erdmännchen und Giraffen zu übernachten? Weit fliegen müssen Familien dafür nicht: Nach einem Streifzug durch die Lewa-Savanne warten ein feines Abendessen und eine unvergessliche Übernachtung im Safarizelt oder der mongolischen Jurte auf grosse und kleine Besucher. Übernachtung im Safarizelt für Familien à vier Personen 496 Franken. zoo.ch

Weitere Übernachtungsideen und Informationen finden Sie unter: kinderregion.ch/uebernachten

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~ Service ~ UNTERWEGS

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~ Übernachten ~

Hoher

Hirschberg

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er Ausflugsort Hoher Hirschberg liegt oberhalb des hübschen Weilers Eggerstanden im Kanton Appenzell Innerrhoden. Viele Wander- oder Bikerouten führen daran vorbei. Die Aussicht auf den Alpstein und in die Vorarlberger Alpen ist grandios. Kinder können auf dem Spielplatz toben, während die Grosseltern auf der Terrasse das Panorama und einen der zauberhaften Sonnenuntergänge geniessen. Wenn die Tagesausflügler dann langsam aufbrechen, gehört den Übernachtungs-gästen die idyllische Ruhe ganz allein. DZ für 2 Erwachsenen und 2 Kinder inkl. Frühstück ab 230 Franken. Matratzenlager mit je 8 Schlafplätzen 45 Franken pro Person inkl. Frühstück. ~KD

BERGGASTHOF HOHER HIRSCHBERG 9050 Appenzell Meistersrüte 071 787 14 67 info@hoherhirschberg.ch hoherhirschberg.ch

Coronabedingt sind einige Angaben ohne Gewähr.

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~ Wandern ~

Entlang der Saane

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uf dieser Wanderung geht man entlang der Sprachgrenze zwischen der französischen und deutschsprachigen Schweiz und wechselt dabei unbemerkt vom Kanton Waadt in den Kanton Bern. Am Ausgangsort der Tour, beim Bahnhof Rougemont (VD) folgt man den Wegweisern Richtung Saanen und später Gstaad. Die Route verläuft ab Rougemont zuerst im Wald oder am Waldrand, stets in der Nähe der Saane, die hier natürlich noch Sarine heisst. Ein Steg auf Höhe des westlichen Pistenendes des Flugplatzes Saanen führt auf das nordseitige Ufer der Saane. Jetzt gehts dem Fluss entlang. Am Dorfende von Saanen liegt am anderen Ufer (Steg vorhanden) ein schöner Skaterpark – für eine Pause mit Action-Potenzial.

~ Ferientipp ~

MIT KONTIKI-DIREKTFLUG ZU DEN LOFOTEN SCHNEEBERGE, POLARLICHTER UND EXOTIK

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Auf der ganzen Strecke bieten sich Bänke und mehrere Rastplätze mit Grilliermöglichkeit zum Verweilen an. Schliesslich, nach der Brücke bei Mettlen, erreicht man Gstaad. Es lohnt sich, durch das autofreie Zentrum zu flanieren und beim legendären «Charlys» auf der Terrasse etwas Süsses zu essen und den anderen Flaneuren zuzuschauen. ~KD

Norden-Spezialist Kontiki lanciert ab Januar 2022 einen exklusiven Edelweiss-Flug zu den Lofoten: Sie reisen bequem ins nordnorwegische Inselparadies – ein echter Geheimtipp im Winter. Der Nordlicht-Hotspot punktet mit viel Ruhe, behaglichen Ferienhäuschen direkt am Wasser und weissen Sandstränden mit Südseeflair. Sie wandern zwischen Buchten und Bergen, halten tagsüber auf Walsafari Ausschau nach den Meeresgiganten und lassen sich nachts vom Himmelsspektakel verzaubern. Auf dem nahen Festland freuen sich Huskys auf rasante Schlittenfahrten, und samische Rentierhirten erzählen aus ihrem Leben. All das und mehr bei moderaten Temperaturen – Golfstrom sei Dank. Kontiki-Direktflug zu den Lofoten: EDELWEISS Airbus A320, jeweils samstags vom 29.01.22–12.03.22.

VON ROUGEMONT (VD) NACH GSTAAD (BE)

Weitere Informationen:

Start: Rougemont (VD). Mit der Bahn von Bern via Spiez und Zweisimmen erreichbar. Ziel: Gstaad. Mit der Bahn via Zweisimmen und Spiez zurück nach Bern. Wanderzeit: 2 Stunden Einkehren: Restaurant Charly, Gstaad charlys-gstaad.ch

kontiki.ch

Ein Artikel in Zusammenarbeit mit

1052m 986 m

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~ Service ~ UNTERWEGS

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Malerinnen

R ie t

in der Wüste

Kunst der Vorzeit. Bilder der Frobenius-Expeditionen. Bis 11.7. Museum Rietberg, 8002 Zürich Di–So: 10 –17 Uhr, Mi 10–20 Uhr Erwachsene: 14 Franken, Kinder bis 15: gratis rietberg.ch

D

b er g

ER EST T S EUMrich MUS Zü M

m u seu

ie Grossmutter und Lioba (9) bestaunen Felsmalereien im Museum Rietberg. Genauer gesagt, handelt es sich um abgemalte Bilder von Felsmalereien. Sie wurden vor 100 Jahren angefertigt auf den Expeditionen des deutschen Ethnologen Leo Frobenius. Dieser Autodidakt mit steilen Thesen zur Kulturgeschichte und phänomenaler Überzeugungskunst, wenn es um die Finanzierung seiner Expeditionen in alle Welt ging, stellte gerne Frauen zum Kopieren der Felsbilder an. Ja, genau – sie waren billiger, wurden teilweise von ihren begüterten Familien unterstützt. Aber er bot den künstlerisch talentierten Frauen damit auch den Ausbruch aus der engen Welt an, die Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts für sie bereithielt. Neben ihren Malereien gibt es

Fotos und Filme, die die Künstlerinnen zeigen, und Lioba und die Grossmutter kommentieren ihre Arbeitskleidung: hier mitten in der Wüste Pumps mit vernünftigen Absätzen und ein kniebedeckender Rock, da, schon etwas angepasster, stehen sie auf der Leiter an den Felsen mit Sandalen und langer Hose. Besonders bewundern sie die Zeichnerin, die ihre Stifte wie in einem Munitionsgurt um den Oberkörper geschlungen trug. So kommt für die beiden der Aspekt der Ausstellung ein wenig zu kurz, der beleuchtet, wie die neolithischen Bilder Maler der Moderne wie Paul Klee oder Jackson Pollock anregten. Dass in der Sahara Schwimmende auf Felsen gemalt wurden, lässt Lioba kalt – klar, weiss sie doch, war mal alles grün dort. • ELI WILHELM (57) testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen. museumstester.ch

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~ Service ~ EINKAUFEN

Schön

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Gut

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1 «Altorfer» Lounger mit Armlehne Lounge-Sessel für den Garten oder Sitzplatz aus bequemem Spaghettigeflecht. Von Embru, 520 Franken. 2 «Altorfer» Lounger ohne Armlehne Von Embru, 445 Franken. 3 «Bee's Inn» Bienenhotel Von Side by Side, 54 Franken. 4 «Eames House Bird» Dekoelement aus Holz. Von Vitra, 265 Franken. 5 Loungetisch Schweizer Design Klassiker in der niedrigeren Lounge-Version. Von Häfeli, 920 Franken. 6 Servier-Trays Drei verschiedenfarbige flache Schalen. Von Vitra, 88 Franken. 7 Taschenmesser «Best of Swiss Alps» Mit Klingen in Form von Schweizer Bergen. Von Panorama Knife, 118 Franken.

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Die Artikel auf dieser Seite wurden zusammengestellt von Mooris.ch, der Online-Plattform für Möbel, Mode und Lifestyle. Mooris.ch wählt aus der Welt des Designs täglich schöne Schätze aus und inspiriert Kunden mit einem kuratierten Sortiment. Das Mooris-Team berät bei Einrichtungsfragen – online und in den 3 Showrooms in Basel, Bern und Zürich. Mit dem Code «GROSSELTERN10» erhalten Leserinnen und Leser 10 Prozent Rabatt aufs gesamte Sortiment. mooris.ch # 02 ~ 2021

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~ 02 / 2021 ~ WETTBEWERB

Gewinnen Sie einen von sechs Gutscheinen im Wert von 350 Franken von rukka.ch Die Gewinnerinnen und Gewinner haben die Möglichkeit, sich bei rukka.ch für je 350 Franken frei nach ihrer Wahl einzukleiden. Zu den Highlights dieses Frühlings gehören beispielsweise: die praktische, ultraleichte Regenjacke Travellight, die es in je einem Männer-, Frauen- und Kindermodell gibt und die man bequem in einen Beutel verpacken kann (Preis: Kindermodell 59, Erwachsenenmodell 79 Franken). Oder Lotti, der Damen-Regenmantel, der eine wunderschöne Passform und viele tolle Details hat (199 Franken) und die Herren-Regenjacke Moris, die klasse aussieht, wetterfest ist und diverse Taschen hat (259 Franken).

Mit Rukka unterwegs Mit der richtigen Bekleidung machen Ausflüge ins Freie noch mehr Spass: Egal ob im Wald, auf Wanderungen, Velotouren oder einfach draussen beim Spazieren, Spielen und Flanieren – die Rukka-Outdoorbekleidung bietet alles, was kleine und grosse Outdoorfans lieben: praktische Regenjacken und Regenhosen, atmungsaktive Softshell-Jacken, ultraleichte, in einem Beutel verpackbare Regenoutfits, modische Allwetterjacken, Winterbekleidung, Wanderhosen, Gilets, Sweatshirts, Hüte und neu sogar atmungsaktive und superbequeme Trekking-Kleider und Trekking-Jupes. Erhältlich ist alles direkt bei rukka.ch. Firmensitz des Schweizer Familienbetriebs ist in Tübach. Dort werden die Kleider designt, gelagert, verschickt und – wenn mal etwas kaputtgegangen ist – im eigenen Nähatelier repariert. rukka.ch

~ Verlosung ~

SO KÖNNEN SIE GEWINNEN Schicken Sie bis zum 26. Juni 2021 eine E-Mail oder eine Postkarte mit dem Betreff «Rukka» an wettbewerb@grosseltern-magazin.ch oder an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden.

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~ Service ~ SPIELEN

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Spie & Spass In die Beete, fertig, los! ­Kinder buddeln nicht nur zum Spass gern in der Erde. Mit etwas Anleitung sind sie meist auch äusserst interessierte Gärtnergehilfen.

Foto: Privat

Von KARIN DEHMER (Text)

OPAS KLEINE HELFER Wühlen zwischen Wurzeln und Würmern. Und ganz nebenbei viel lernen über den Kreislauf der Natur.

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1 Mein erstes Gewächshaus Für zukünftige Gärtnerinnen und Gärtner. Gartenexperimente im Kinderzimmer. Ab 5 Jahren. Kosmos Verlag 2020, 29 Franken. 2 Gemüsegarten fürs Puppenhaus Ab 3 Jahren. 19-teilig, 32 Franken. Gesehen bei tausendkind.ch 3 Herbarium Wunderschöne Anleitung zum ersten Herbarium. Ab 8 Jahren. Manufactum, 15 Franken. manufactum.ch

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Noch werden die Enkelkinder nicht flügge. Aber mit diesen selbst gemachten Flügeln schweben sie schon mal bis zum Ende der Frühlingswiese.

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~ Service ~ BASTELN

Vo ge lfr ei

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Von IRENE MEIER (Umsetzung ) und MIRJAM GRAF (Fotos)

DAS BRAUCHT’S • Wellkarton ca. 5 mm dick • Schere • Gummiband • Bostich • farbiges Papier • Leim

SO GEHT’S 1 Flügelform auf Karton zeichnen und ausschneiden. 2 Das farbige Papier in gewünschte Formen schneiden und auf den Karton kleben. Natürlich kann man statt mit Papier auch mit Filzstift oder Wasserfarbe arbeiten. 3 Je vier gleich lange Gummibänder (ca. 10 cm) zuschneiden. 4 Auf der Flügel-Rückseite mit dem Bostich je zwei Bänder in Schlaufenform befestigen, damit die Arme gut hineinpassen.

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~ Service ~ STRICKEN

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Korb Von ILONA HERZOG (Gestricktes) und MIRJAM GRAF (Foto)

GRÖSSE/MASSE Höhe ca. 32 cm, Durchmesser ca. 35 cm

MATERIAL Snow von Drops Garnstudio, 100% Schurwolle, 50 g/50 m, 350 g = 7 Kn Farbe 08, rot, Stricknadeln Nr. 9.0

MUSTER/AUSFÜHRUNG Anschlag 48 M, im Muster eine Rückr str. Nun verkürzte R wie folgt str: *36 M str, mit 1 U wenden, zurückstr, 42 M str, dabei den U mit der nachfolgenden M zus str, mit 1 U wenden, zurückstr. 47 M str, dabei den U mit der nachfolgenden M zus str, mit 1 U wenden, zurückstr. Alle 48 M str, dabei den U mit der letzten M zus str.* Von * bis * stets wdh, M abk (Material reicht für ca. 100 Rippen).

FERTIGSTELLUNG Die Anschlag- und die Abkettkante zusammennähen, dabei die letzten ca. 6 cm für den Rand auf der Rücks zus nähen. Einen Faden durch die äussersten M-Glieder aller Krausrippen auf der Innenseite des Korbes fädeln, zus ziehen und vernähen.

TIPP Das Material eignet sich sehr gut zum Filzen (40° C-Wäsche, ohne Weichspühler). Der Korb geht ca. 30 % ein, wird dafür aber etwas steifer.

Das Material stammt von Strickcafé GmbH, dem Onlineshop rund ums Stricken und Häkeln: strickcafe.ch

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~ Service ~ EXPERIMENTIEREN

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Wer

t m i e l h c s

denn da ?

Auf einer durchsichtigen Platte lassen sich die wellenförmige Bewegung der Schnecke und ihre Schleimspur gut beobachten. Nach einigen Tagen im Terrarium werden die Schnecken wieder freigelassen.

Die Fühler ausgestreckt, das Haus im Gepäck, so kriecht die Schnecke durch unsere Gärten. Aber wie genau bewegen sich Schnecken vorwärts und was fressen sie? Wir bauen ein Terrarium und finden es raus.

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egen ihres Schneckentempos lassen sich Schnecken gut in der freien Natur entdecken. Eine Weinbergschnecke kommt in einer Minute gera­ de mal 7 Zentimeter weit. Doch Schnecken sind wahre Kletterkünstler – und dies, obwohl sie weder Arme noch Beine haben. Sie produzieren eine Schleim­ spur, die es ihnen ermöglicht, an dünnen Ästen emporzukriechen, einen rauen Bo­ den oder sogar Scherben ohne Verletzungen zu überwinden. Um die Schnecken noch besser zu beobachten, kann man gemeinsam mit den Enkel­ kindern ein Terrarium bauen. So können die Kinder die Tiere vertieft kennenlernen und ihr Verhalten zu unterschiedlichen Tageszeiten erkunden. Die Beobachtungen können sie mit Zeichnungen festhalten. Auch einfache, tiergerechte Versuche las­ sen sich gemeinsam durchführen. Was geschieht beispielsweise, wenn die Schnecke sanft mit einem Pinsel angestupst wird? Die Enkelkinder lernen dabei auch, Verantwortung für die neuen Haustiere zu über­ nehmen. Sie müssen die Schnecken füttern, den Boden feucht halten und können das Terrarium mit Naturmaterialien zu einer Luxus-Oase für die Schnecken verwan­ deln. Nach den Ferien im Terrarium werden die Tiere wieder freigelassen. Am besten am gleichen Ort, wo man sie gefunden hat. •

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DAS BRAUCHT’S

SO GEHT’S

• ein kleines Kinderterrarium (aus der Zoohandlung) oder eine grosse Glasschüssel mit Deckel • Erde, Moos, Rinde, Äste, Blätter • Sprühflasche mit Wasser, um den Boden zu befeuchten • Wildpflanzen, Früchte oder Gemüse als Futter • Pinsel, Glas oder Plastikgefässe • Schnecken

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Den Boden des Gefässes mit Erde bedecken. Das Terrarium mit verschiedenen Naturmaterialien gestalten. Wichtig ist, dass die Tiere Unterschlupfund Klettermöglichkeiten haben. Den Boden regelmässig befeuchten. Die Schnecken vorsichtig in ihr neues Zuhause setzen.

VARIANTE

Sie können die Tierbeobachtung auch mit Asseln durchführen.

Text und Bilder aus dem Lehrmittel «Kinder begegnen Natur und Technik» des Lehrmittelverlags Zürich. lmvz.ch # 02 ~ 2021


Publireportage SWISSMILK

Zeit fürs Znüni

Fotos: zvg

Ein gesunder Genuss: Mit drei Zutaten zum feinen Znüni für Enkel und ihre Grosseltern. Der Spass fängt schon mit der ­gemeinsamen Zubereitung an, bei welcher nebenbei Finger­fertigkeiten wie Schälen, Zerteilen und gluschtig Anordnen gelernt werden.

n ke l i i t A r ti be n r i E ena k mm il a s m s s Zu S wi t i m

Kinder sind ständig in Bewegung. Beim Spielen, Lernen, Entdecken und Ausprobieren verbrauchen sie Energie. Im Kindermagen hat pro Mahlzeit nur wenig Nahrung Platz, und die Mini-Muskeln können erst begrenzt Reserven anlegen. Deshalb brauchen Kinder für den Nährstoffnachschub regelmässig über den Tag verteilte Mahlzeiten.

EIN GUTES ZNÜNI BESTEHT IDEALERWEISE AUS DIESEN DREI HAUPTZUTATEN:

Obst und Gemüse: am besten frisch und saisonal.

GESUNDES STATT SÜSSES FÜR ZWISCHENDURCH

Die Erdbeer-Beetli sind ein gutes Beispiel für ein gesundes Znüni: Vollkornknäckebrot, Quark und frische Erdbeeren, am besten aus Schweizer Anbau. Für dieses und weitere gesunde Znüni-Rezepte scannen Sie mit Ihrem Smartphone den QR-Code oder lassen sich unter swissmilk.ch/familie

inspirieren.

Zwischenmahlzeiten helfen den Kindern, die Zeit bis zum Mittag- und Abendessen ohne Hungerloch zu überstehen. Ausgewogene Znüni und auch Zvieri mit Obst, Gemüse, Milchprodukten und Vollkorn liefern wertvolle Nährstoffe und ausreichend Energie. KINDER LIEBEN RITUALE

Brot, Crackers, Flocken: Vollkorn ist die beste Wahl.

Gemeinsam am Tisch sitzen und essen fördert den Zusammenhalt und vermittelt den Kindern Sicherheit und Geborgenheit. Wenn Teller, Glas und Besteck am immer gleichen Platz auf das Kind warten, dann weiss es, wo es hingehört. Das stärkt sein Selbstbewusstsein schon früh. Verbinden Sie mit dem Znüni einen lustigen Tischspruch, ein gemeinsames Lied oder ein Händehalten rund um den Tisch. Bestimmt fällt Ihnen etwas Schönes ein, das Sie als Ritual in den Grosselternalltag integrieren können. • Milchprodukte: vorzugsweise aus Vollmilch und ungesüsst.

FRAGEN SIE UNS Stellt sich bei Ihrem Enkelkind eine konkrete Ernährungsfrage oder möchten Sie mehr Informationen zu einem bestimmten Thema? Schreiben Sie uns eine Mail, wir geben Ihnen gerne Auskunft: ernaehrungsberatung@swissmilk.ch # 02 ~ 2021


~ Service ~ KOCHEN

PENNE

MIT AUBERGINEN Als ich noch in die Primarschule ging, bin ich jede Woche zu meiner Oma essen gegangen. Ich liebte es, ihren Fleischkäse mit Nudeln zu vernichten. Doch leider ist das ein Essen, das so ziemlich jeder kennt und kann. Deshalb schreibe ich hier ein Rezept auf, für das meine Mutter bekannt ist: Penne mit Auberginen. Es ist mein Leibgericht.

Das braucht's

Illustration: Irene Meier

500 Gramm Penne 1 Schalotte 1 Zehe Knoblauch 1 EL Tomatenpüree 2 mal 400 Gramm gehackte Pelati 3 mittlere Auberginen Mozzarella Basilikum Parmesan

So geht's Schalotte, Knoblauch und Tomatenpüree in Olivenöl andünsten. Pelati dazugeben, köcheln lassen. Die Auberginen in Scheiben schneiden und in reichlich Olivenöl anbraten. Penne al dente kochen und in eingefettete Gratinform geben. Mozzarellastücke, Auberginenscheiben und Basilikum auf Penne verteilen. Tomatensugo darübergeben und mit Parmesan bestreuen. Bei 220 Grad 20 Minuten im Ofen überbacken.

Dieses Rezept stammt von unserem Praktikanten und Kolumnisten ARI TEUWSEN. Was kochen, backen oder essen Ihre Enkelkinder gerne, wenn sie bei Ihnen sind? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch # 02 ~ 2021

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~ Service ~ LESEN

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Nase des Hasen

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Die

ie Märchenforschung kennt den Begriff des «Unpromising Hero». Der Kleine, Verspottete oder Verachtete, der schliesslich das Rennen macht. So wird der, von dem man sich nichts verspricht (engl. «unpromising»), zum Versprechen für die Zuhörerinnen oder Leser. Die Bilderbuchliteratur hat seit gut drei Generationen den Akzent verschoben und psychologisch differenzierend neue Erzählmuster entwickelt: Das Kätzchen Pitschi wird zum Helden, indem es seine Identität mit dem Ernst eines spielenden Kindes ausprobiert (1948). Und Max Bolligers Hase mit den himmelblauen Ohren versteckt seine Eigenart unter unterschiedlichen Hüten, ehe er sie und sich zu akzeptieren lernt (1987). «Selbstfindung», «Selbstbewusstsein» oder – wie heute eher gebräuchlich – «Aspekte der ­Ich-Stärke»

Illustration: © Bohem Press, Hanneke Siemensma

Eine Geschichte über Identität, Ich-Stärke und Geliebtwerden.

sind zu Recht ein Dauerthema der Kinder- und Jugend­literatur. Und doch sind noch immer neue Varianten möglich: Da spaziert etwa ein Bilderbuchhase glücklich durch seine Welt, aber die anderen Tiere lehnen ihn ab oder lachen über ihn. Sie bemängeln seine fehlende Nase, während er bisher unbekümmert sich selbst war. Verzweifelt läuft der Kleine weg. Er wird von einem Mädchen gefunden. Dessen Mutter will dem Hasen ein Knopfnase annähen, aber das Mädchen liebt ihn, wie er ist. Dass er später doch eine Knopfnase erhält, ist die Folge eines Zufalls, der die Beziehung zwischen Mädchen und Hase wundersam festigt. Annabel Lammers, verantwortlich für das BohemBilderbuchprogramm, verbindet in ihrer Geschichte verschiedene Motive: Den Verlust der naiven Selbstgewissheit in der Begegnung mit andern, das Kuscheltier, das trotz Makel (oder gerade deswegen?) heiss geliebt wird, und schliesslich auch die Lösung, die unvermutet gelingt, aber darum nicht weniger verbindet als eine hart erarbeitete. Die niederländische Illustratorin Hanneke Siemensma malt zart luftige, in ihrer Aussage aber präzise Szenen. Und dass man den Hasen als Kind, als Tierfigur oder als Textilprodukt sehen kann, gehört zur Raffinesse ihrer Gestaltung. • HANS TEN DOORNKAAT (68) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugend­liche gesammelt. Er ist als Lektor, Literaturkritiker und Dozent tätig.

Der Hase ohne Nase, Annabel Lammers und Hanneke Siemensma, Bohem 2021, 36 Seiten, 27 Franken.

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~ Service ~ LESEN

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Empfehlenswert

Für grosse Leserinnen und Leser und solche, die es noch werden 1 Kinderbuch ab 4 Jahren: Und danach – Gedanken über das grosse Jenseits, Silvia und David Fernandez, Bohem Press, 27 Franken. Die Artistinnen und Artisten des Zirkus Galaxie riskieren täglich ihr Leben. Gerade des­halb sprechen sie oft über den Tod. Frieda, die Trapezkünstlerin, denkt, dass wir in unseren Werken und anderen Erinnerungen weiterleben. Fatima glaubt, dass uns im Jenseits eine Oase mit Flüssen aus Milch und Honig erwartet. Ein Buch über die grossen Fragen und Möglichkeiten des Jenseits. 2 Erwachsenenbuch: Vati, Monika Helfer, Hanserblau, 31 Franken. Helfers Vater ist Verwalter eines Erholungsheims für Kriegsopfer in den Bergen. Sie erin­nert sich an den schweigsamen Mann mit der Beinprothese, der Wert auf eine gepflegte Sprache legt und ihr die Welt der Bücher öffnet. Als die Mutter an Krebs erkrankt und stirbt, stürzt er in eine grosse Krise. Ein dichter und berührender Text. 3 Erwachsenenbuch: Unter Wasser Nacht, Kristina Hauff, Hanserblau, 31 Franken. Zwei eng befreundete Paare haben sich im idyllischen Wendland ein Gehöft gekauft. Doch die Freundschaft zerbricht, denn Sophie und This trauern um ihren Sohn, während sie täglich das scheinbare Glück von Inga und Bodo mit ihren beiden Kindern ansehen müssen. Aber sie kämpfen auch um ihre Ehe, die durch den unterschiedlichen Umgang mit dem Verlust des Kindes zu zerbrechen droht. Und dann taucht auch noch eine Fremde auf, die Fragen aufwirft. 4 Bilderbuch ab 4 Jahren: Fünf Minuten, Olivier Tallec / Liz Garton Scanlon / Audrey Vernick, Gerstenberg, 19 Franken. Fünf Minuten sind lang, wenn Mama und Papa morgens noch liegen bleiben wollen. Oder wenn man am Postschalter ansteht. Und noch viel länger, wenn man vor der geschlossenen Toilettentür wartet. Fünf Minuten vergehen wie im Flug auf der Achterbahn und sind viel zu kurz, um in Ruhe zu frühstücken und noch viel kürzer, wenn der Zahnarzttermin droht. Witzig illustriert, zeigt dieses Bilderbuch, dass es unterschiedliche Zeitempfindungen gibt. 5 Kindersachbuch ab 8 Jahren: S ­ ehen, Romana Romanyschyn / Andrij Lessiw, Gerstenberg, 29 Franken. Wir können Farben und Formen wahrnehmen, erkennen, ob jemand traurig oder zornig ist. Doch manchmal täuschen uns unsere Augen auch. Manche brauchen eine Brille und mit Mikroskop und Teleskop sehen wir Kleines gross und Entferntes nah. Dieses wunderbar gestaltete Sachbuch erklärt die Welt des Sehens. 6 Jugendbuch ab 15 Jahren:­ Der Weltreporter, Hannes Stein, Galiani Berlin, 34 Franken. Ein Buch, das Fernweh weckt, mit Geschichten die so absurd sind, dass man sie lieben muss. Rahmen- und Binnenhandlung ist die Liebesgeschichte zwischen der jungen Frau Julia und dem Reporter Bodo von Unruh, der ihr seine Geschichten erzählt. Egal wo diese spielen, in China oder im Dschungel, jede hat ihre eigene Art, die Leserinnen und Leser in ihren Bann zu ziehen. Ausgewählt von der Redaktion und Andrea Kalt und Barbara Maurer von der Buchhandlung «Doppelpunkt» in Uster. doppelpunkt-uster.ch # 02 ~ 2021


~ Service ~ RÄTSEL

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Kinderrätsel

Sudoku

Illustration: Irene Meier

Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Schmetterlinge, die irgendwo in dieser Ausgabe versteckt sind. Schicken Sie die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 25. 6. 2021. Zu gewinnen gibt es eines von drei Spielpferden von Schleich.

Punkt zu Punkt

Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder.

Schwierigkeit: mittel

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48 So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen.

Lösung

Conceptis Puzzles

05010000718

Die Lösungen der Rätsel auf dieser Seite schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch

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~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL

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Haschtreff ? Gewinnen

Sie eine

HÖRBUCH von drei «d Insle vo -CDs im Wert vo de Dinos» n je 25 F

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ranken.

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waagrecht 5 Praktisch für Kind und Kegel in den Bikeferien. 12 Touristenorte preisen sich als solches an. 15 Enthält Essen, aber keine Vokale. 16 Bete und das. 18 Ferien- und Raclettekanton. 19 Gefüllt, wenn in Liverpool gebechert wird. 20 Münsteraner Regatta Verein. 22 …masee, bei Flims. 23 Vorname eines berühmten Palestinensers ist dem Hören nach ein hiesiger Kartenspieler. 24 Eigentlich ein arabischer Richter. 25 Erinnerungsaufbewahrungsort. 27 Macht Gin zur Heilwurzel. 28 So etwas wie ein Abt. 29 Beginn und Ende des Trinkzuspruchs. 30 Evviva l' … (˜ = i). 33 Macht die Vision zur Glotze. 34 Alters…, IV … 35 Berühmte Sängerin ist grösstenteils blaublütig. 36 Der Held, der in einem Gospel klingt. 37 Mit L Bäume, mit R Schutz für eben diese. 38 Dieses Nein ist ein Palindrom.

senkrecht 1 Over- oder underdressed, ist auf jeden Fall so. 2 Fluss und Festung geben der Kleinstadt im Aargau den Namen. 3 Verschwiegen wäre anders. 4 Vorname, dessen Namensgeber der Bär ist. 5 Was man mit einem Nachlass oder einem Haus machen kann. 6 Langsam nichts mehr hören enthält Stadtplage. 7 Wie die Palmer, aber mit y am Ende. 8 Die der Klugen war gefüllt. 9 Sehne, Werkstück und Rudern sind Hinweise. 10 Das und Esel in Paris ergibt Raucherware ebenda. 11 Mit S Gewässer, mit T ebenfalls flüssig. 13 Staat, der mit Extremitäten beginnt. 14 Fluchtziel der Heiligen Familie. 17 Muss durch andere Energieträger ersetzt werden. 20 Eine Nachricht versenden in digitalen Zeiten. 21 Eine solche Infektion ist Covid. 22 Wo im Lied die rote Sonne im Meer versinkt. 26 Drittgrösste Stadt im Kanton Zürich. 31 Wenn so glatt, kaum zu fassen. 32 Die Vera sei die Kaiserin der Heilpflanzen.

Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 25. 6. 2021. Die Lösung des Rätsels von Ausgabe 1 finden Sie auf Seite 81. # 02 ~ 2021


~ 2/2021 ~ KURSANGEBOT

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Vom Schaf zur Wolle

KURSINHALT

Woher die Milch kommt, haben vermutlich schon manche Eltern oder Grosseltern mit den Kindern besprochen. Aber wie funktioniert das mit der Wolle und den gestrickten Mützen, die die Enkel stolz tragen? Im Familien-Workshop ­«Tierische Abenteuer» stehen das Schaf und dessen Produkte im Zentrum. Die Teilnehmenden begeben sich auf eine ­spielerische Spurensuche: Von der Schafschur bis zum Wollpulli. Mit allen Sinnen kann die Wolle wahrgenommen und ihre ­Eigenschaften kennengelernt werden. An verschiedenen Stationen üben sich Kinder und Erwachsene im W ­ aschen, Filzen, Karden und Spinnen – bis die Finger eine Pause brauchen. Dabei kann jede und jeder für sich ein kleines ­Erinnerungsstück anfertigen und nach Hause nehmen.

DATUM

KOSTEN

KURSLEITUNG

Samstag, 5. Juni, 13.20–16.20 Uhr

25 Franken pro Erwachsene 10 Franken pro Kind Mindestens eine erwachsene Person pro Familie Kinder sollten mindestens

Familie Sozzi betreibt den Bauernhof am Lägernhang in der zweiten Generation. Die Grosseltern wohnen auf dem Betrieb und führen jeweils «Begegnung mit Tieren» durch, eine pädagogisch-therapeutische Förderung von Kindern mit Beeinträchtigungen. Die Eltern Nicole und Sandro Sozzi mit ihren drei

KURSORT

Bauernhof der Familie Sozzi

Bergstrasse 77, 5430 Wettingen im Kindergartenalter sein. tierische-abenteuer.ch

Kindern sind für die Landwirtschaft verantwortlich und bieten mit «Tierische Abenteuer» erlebnisreiche Kurse für Kinder, Familien und Schulen an.

ANMELDUNG FÜR DEN KURS Bitte füllen Sie alles gut leserlich aus und senden Sie uns Ihre Anmeldung. Anzahl Erwachsene: Anzahl Kinder:

Vorname und Name Strasse und Nr.

PLZ und Ort

Telefon

E-Mail

Anmeldung bis 15. Mai 2021 an: Grosseltern-Magazin, Wolle, Kronengasse 4, 5400 Baden, oder per Mail an verlag@grosseltern-magazin.ch Nach Eingang Ihrer Anmeldung erhalten Sie eine Bestätigung und weitere Informationen.

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~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU

Vorschau #03/2021

Impressum Verlag 3G MEDIA GMBH www.grosseltern-magazin.ch

66. Ausgabe 02/2021 Erscheinungsweise 6-mal im Jahr Auflage 12 000 Exemplare (reduzierte Auflage) Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 55.– (6 Ausgaben) 2-JAHRES-ABO CHF 105.– (12 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 72.– (6 Ausgaben) Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt. Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG www.avd.ch

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Erscheint am 25. Juni

Verleger DOMINIK ACHERMANN Redaktion redaktion@grosseltern-magazin.ch +41 56 558 91 77 GERALDINE CAPAUL –CAP Chefredaktorin geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch KARIN DEHMER – KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Fabian Bucher, Hannes Bucher, Christa Camponovo, Hans ten Doornkaat, Caroline Doka, Andreas Grote, Ilona Herzog, François Höpflinger, Rudolf Hug, Andrea Kalt, Bernadette Kurmann, Carole Lüscher, Barbara Maurer, Ben Moore, Klaus Petrus, Kristina Reiss, Edy Riesen, Dagmar Schifferli, Michael Spillmann, Ari Teuwsen, Eli Wilhelm Layout IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch

MUTTER, GROSSMUTTER, SEXARBEITERIN Joana* (54, *Name geändert) ist Sexarbeiterin. Joana ist auch Mutter von vier Kindern und Grossmutter von drei Enkeln. Ein Gespräch über ihre belastende Arbeit im Zürcher Lang­ strassen-Quartier.

Fotografie Mirjam Graf, Rudolf Hug, Tibor Nad Illustrationen Irene Meier, Marie-Anne Spross Korrektorat Martina Fierz, Elsbeth Howald Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch

SCHWIERIGE ELTERN? Das Verhältnis zur ­S chwiegerfamilie ist oft angespannter als jenes zur eigenen, das ist kein Mythos. Was dahinter steckt.

BERGWÄRTS Drei Generationen sorgen in der Gelmer­ hütte SAC fürs Wohl ihrer Gäste. Eine Bildergeschichte aus den Berner Alpen.

FERNANDO PALENCIAS +41 79 332 82 65 fernando.palencias@grosseltern-magazin.ch

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~ #01/2021 ~

DES RÄTSELS LÖSUNG waagrecht 8 Sorgentelefon 13 Strassenfeger 16 Tertianum 17 HLU 18 Zone 19 ACP 20 Ideal 21 Limit 23 Thaler 25 Need 26 Aste 27 Trari 28 Inn 29 Noe 30 Abt 31 Rot 33 SRU 35 Grenz 37 May 38 Gentil 40 Tremor 41 Rossa 42 TM 43 Ernte

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# 02 ~ 2021

senkrecht 1 Assoziiert 2 Irren 3 Unsichtbar 4 Lenni 5 Afghanistan 6 Hoellenritt 7 Anrufen 9 Ottomane 10 Garette 11 Estate 12 Teaparty 14 Fuder 15 Emerit 22 Isone 24 Largo 30 Amo 32 Oese 34 Ulme 36 Zmt 39 NSR

Lösungswort Stirnrunzeln


~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT

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Künstliche Intelligenz ein satirischer Seitenblick

D

ie Covid-bedingte Digitalisierung der Welt gibt Bestrebungen zur Entwicklung von AI (Artificial Intelligence/ künstliche Intelligenz) zusätzli-

Deshalb erscheint es sinnvoll, neben der künstlichen Intelligenz (Artificial Intelligence) auch das Gegenmodell der künstlichen Dummheit (Artificial Idiocy) mit-

chen Aufschwung. Die Möglichzuentwickeln, unter dem Leitbekeiten im Gebrauch intelligenter griff «Dummheit ist lernbar» (und Systeme sind unendlich: wird gerne kopiert). Ein intelliWer wäre nicht begeistert von genter Computer oder ein super­ FRANÇOIS HÖPFLINGER (70) ist in selbstständiger Forschung einer Waschmaschine, die nicht intelligentes Haus untergräbt das und Beratung zu Alters- und nur sauber wäscht, sondern auch Selbstvertrauen junger wie älteGenerationenfragen tätig. Nebst durchdachte Mode- und Aktien- seinen wissenschaftlichen Arbeiten rer Menschen mit durchschnitttipps vermittelt? Wer wünscht licher Intelligenz. Ein künstlicher schrieb der Soziologieprofessor auch diverse Kurzgeschichten, sich nicht ein intelligentes MobilIdiot dagegen hebt Vertrauen und Satiren und Fabeln. Er ist telefon, das unerwünschte EinSelbstsicherheit. Eine Partnerin, verheiratet, hat zwei Kinder und ladungen und Verkaufsgespräwelche man als dümmer einvier Enkelkinder. che automatisch, aber höflich schätzt als sich selbst, ist schon ablehnt? Wer könnte sich nicht seit Jahrtausenden eine erfolgreifür ein intelligentes Haus erwärmen, das nicht nur che Strategie unsicherer Männer zu mehr Selbstbeeinbruchsicher ist, sondern potenzielle Einbrecher wusstsein. Ein künstliches Hirn, das ebenso viele gleichzeitig auch resozialisiert? Fehler macht wie Menschen, wirkt depressiven StimKünstliche Intelligenz – darin liegt die menschliche mungen entgegen. Zukunft. Künstliche Intelligenz lässt uns in jedem Es lässt sich allerdings – sicherlich mit Recht – beFall Probleme lösen, die wir ohne digitale Vernethaupten, unsere Gesellschaft würde schon mehr zung gar nie zu lösen bräuchten. Da der Mensch ein widersprüchliches Mängel­wesen ist, garantiert mehr Intelligenz allerdings nicht unbedingt bessere Problemlösungen. Geballte Intelligenz auf kleinem Raum kann störend wirken, wie alle wissen, die schon Professorenkonferenzen, parlamentarische Debatten und Expertengespräche erlebt haben. Intelligente Wesen im Kollektiv verhalten sich überraschend hilflos und häufig wenig überlegt. Künstliche Intelligenz kann das Problem hyperaktiver, übersteuerter Intelligenzzufuhr verstärken.

als genug künstliche Dummheit produzieren (wie populäre Fake-News und Verschwörungstheorien illustrieren). Werbekampagnen etwa haben oft den einzigen Zweck, intelligente Menschen zu «süssen Dummheiten» zu bewegen und so weiter. Künstliche und natürliche Intelligenz stehen immer in hartem Wettbewerb mit natürlicher und künstlicher Idiotie und es ist schlussendlich genau dieses gesellschaftliche Spannungsfeld, welches unser Leben spannungsvoll gestaltet. •

# 02 ~ 2021


Lieblingsrezept gefunden! Emma hat es ausprobiert: Pouletstreifen an Limetten-Kerbel-Sauce

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