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Ari meint

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Das Schlusswort

Das Schlusswort

~ Ari meint ~ WENIGER

aus dem Leben eines 19-Jährigen

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RUMHETZEN

Um für meine Maturaarbeit einige Nachforschungen anzustellen, bin ich kürzlich nach Heidenau gereist, ein kleiner Ort neben Dresden. Unsere Kanti hat dort eine Partnerschule. Dort habe ich mit einigen Lehrern gesprochen. Nach den Interviews übernachtete ich im Hotel «Mühlenhof». Ich war müde und etwas niedergeschlagen, als ich an die Rezeption kam. Was mich dort erwartete, überraschte mich sehr. Ich bin es von Hotels gewohnt, auf jemanden im Anzug zu treffen, meist telefonierend, aber dennoch auf ein schnelles und reibungsloses Einchecken vorbereitet. Doch so kam es nicht. Da an der Rezeption, da sass einer. Kaffeetasse und Aschenbecher griffbereit, die Nase in der Bildzeitung. Als er mich sah, grinste er frech, aber doch auch erfreut. «Setzen Sie sich erst mal», sagte er und streckte sich auf seinem Stuhl aus. Dann gab er mir einen Zettel zum Ausfüllen. Nachdem ich dies getan hatte, fragte er mich, wieso ich denn nicht länger bliebe. Dann schlug er mir vor, ich solle doch einen Spaziergang entlang des Flusses machen. Dann erzählte er mir von den drei besten Restaurants im Ort. Und schliesslich sahen wir uns noch gemeinsam die Zeitung an und stellten fest, dass Helene Fischer schwanger war von einem Akrobatik-Seiltänzer. Als ich oben in meinem Zimmer war, schüttelte ich zuerst den Kopf über diesen seltsamen Kauz. Doch dann begann ich, nachzudenken. Ich hatte diesen Menschen als «Personal» gesehen. Als blosse «Station» auf meinem Weg von einer Sache zur nächsten. Doch dieser Rezeptionist hat zu mir eine persönliche Beziehung aufgebaut. Er sah mich als Menschen, als Individuum, mit dem man sich austauschen kann. Ich habe durch diese Begegnung festgestellt, wie tief das Denken, immer nach dem nächsten zu greifen, in mir drin ist. Wie ich Stehenbleiben dem Rückschritt gleichsetze. Ich bin mir auch sicher, dass ich da nicht der Einzige bin. Was spricht denn dagegen, stehenzubleiben und die Herbstblätter zu betrachten? Nicht immer so zielorientiert zu sein? Woher kommt die Selbstverständlichkeit, alles nach seinem Nutzen zu bewerten und zu betrachten? Manchmal habe ich das Gefühl, dies liegt am Möglichkeiten-Überschuss. Es gibt einfach zu viel, das man zu tun oder aus dem man auszuwählen hat. Ein weiterer Grund könnte die zunehmende Vernetzung sein. Auf den sozialen Medien sehen wir jeden Tag Menschen, die uns irgendetwas erzählen. Irgendwelche Tipps geben, wie man sein Leben auch noch leben könnte. Meinungen, die man sich gar nicht anhören will. Und alle tönen sie so von sich selbst überzeugt. Als hätten sie den geheimen Schlüssel zum Geheimnis des Universums gefunden. Doch wieso sollte das überhaupt das Ziel sein? Als ginge es ständig darum, alles richtig zu machen. Dem Leben Strukturen zu geben oder Sinne, die es gar nicht braucht. Zu sich selbst zu stehen und seine sieben Sachen zusammenzuhaben, das reicht doch auch. Mal etwas richtig tun, statt zehn Dinge nur so halb. Ich werde das jetzt jedenfalls erstmal so tun. •

Ari Teuwsen (19) ist Schüler an der Kantonsschule Wettingen.

Foto: Privat

DAS WANDERN IST DES ENKELS LUST STATT FRUST

1. RITUALE SCHAFFEN

Kinder lieben es, wenn ihre Grosseltern mitwandern. Nutzen Sie diesen Vorteil und fördern Sie ihn mit einem kleinen Ritual: Sie tragen fürs Picknick das Dessert mit. Sie spielen unterwegs immer dasselbe lustige Spiel. Sie erfinden immer eine spannende Geschichte aus Wörtern, welche die Kinder bestimmen dürfen. Sie haben immer Gummibärchen in der Hosentasche und verstecken sie unterwegs.

2. WEGLEIN, KEINE STRASSEN

Eine Familienwanderung soll abwechslungsreich sein. Also keine breiten, geraden Wege, sondern dünne Pfade, die sich durch die Landschaft schlängeln. Idealerweise durch sich abwechselnde Landschaften: Wälder, Felder, Flussufer, Berge. Und immer wieder Orte einbauen, wo spontanes Spielen möglich ist: ein Bach, eine Höhle ...

3. STRESS IST UNCOOL

Planen Sie für die Wanderung genügend Zeit ein, damit Sie unterwegs spielen, bräteln und nichts tun können. Langweilig wird das nie, irgendwas fällt den Kindern immer ein. Ich verdopple also die reine Wanderzeit jeweils, so ist die Zeit auf meiner Seite.

Unser liebstes Accessoire im Herbst? Die Wanderschuhe. Doch was kann man machen, damit die Enkel noch lieber mit auf eine Wanderung kommen? Vier Tipps von Rémy Kappeler, dem Autor des Buchs «Wanderpapa» und Mitarbeiter der Schweizer Wanderwege.

schweizer-wanderwege.ch/de/wanderpapa

4. KLEINE TRICKS

Und was, wenn sich die Kinder unterwegs hinsetzen und streiken? Dann machen Sie eine Pause, spielen Sie «Ich sehe was, was du nicht siehst». Vielleicht haben Sie eine Münze im Hosensack und erfinden zusammen mit den Kindern ein Spiel. Oder Sie haben einen Würfel eingepackt und würfeln abwechslungsweise: Wer eine eins hat, muss Holz berühren. Bei einer Zwei muss man etwas Gelbes finden ...

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