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STUDIE
Jung stirbt, wen die Götter lieben? zur Mortalität deutscher olympiateilnehmer 1956 bis 2016 von Tatjana Teufel zur studie von prof. Dr. lutz Thieme
In Deutschland gibt es kaum Daten zu den Folgen auf die Lebenszeit bei sportlichen Belastungen, wie sie typischer- weise im Spitzensport auftreten. Bislang liegt nur eine Studie zu Fußball-National- spielern vor. Daher untersuchte Prof. Dr. Lutz Thieme mittels einer Studie die Mor- talität deutscher OlympiateilnehmerInnen der Jahre 1956 bis 2016 aus beiden Teilen Deutschlands.
Methode In der studie wurden die Daten von 6.066 sportlerInnen der deutschen olympiateilnehmerInnen der Jahre 1956 bis 2016 analysiert. Davon starben bis zum stichtag, dem 01.07.2019, genau 400. Die Datensätze der TeilnehmerInnen wurden in alter und zeitperioden unterteilt und enthalten die Informationen: Name, Geschlecht, Jahr der olympiateilnahme/n, sportart, Medaillengewinne, zuordnung zur bRD/DDR sowie einige aus diesen Daten errechneten Variablen. Der Vergleich zwischen den Daten für die Gesamtbevölkerung und die der olympiateilnehmerInnen erfolgt anhand überlebenskurven sowie der jeweiligen standardisierten Mortalitätsraten, die das Verhältnis zwischen den sterberisiken einer zu beurteilenden Gruppe zu einer Referenzgruppe angibt.
folgende Gruppen wurden verglichen: • sportarten mit anaerobem und aerobem stoffwechsel, • Einzel-, Mix- und Mannschaftssportarten, • sportarten mit keinen versus hohen aberkennungsfällen von Doping, Geschlecht olympischer Erfolg olympiamannschaften der alten bRD, der DDR und des wieder- vereinigten Deutschlands
Ergebnis Die studie kam zu dem Ergebnis, dass die Mitglieder der olympiamannschaften der bRD und der DDR bislang eine im Vergleich mit der jeweiligen Gesamtbevölkerung höhere Mortalitätsrate aufweisen. Es gibt jedoch keine höhere überlebensrate für die Mitglieder der olympiamannschaften der alten bRD im Vergleich mit der DDR. Keine belastbare aussage kann über die olympiateilnehmerInnen in den Mannschaften des wiedervereinigten Deutschlands getroffen werden, da die anzahl der Todesfälle
zum Glück noch zu gering ist. Des Weiteren stellte sich heraus, dass, je erfolg- reicher ein deutscher olympiateilnehmer oder eine deutsche olympiateilnehmerin ist, desto höher ist ihr oder sein Risiko, früher zu sterben. Die studie kam außerdem zu dem Ergebnis, dass sich die Mortalitätsraten der sportlerInnen in jeweils verschiedenen sportarten nicht unterscheiden.
Den vollständigen beitrag zur studie finden sie unter: bit.ly/36osyb4 frontiers in sports and active living: bit.ly/39pppJz
Stimmen Die studie erlangte viel aufmerksamkeit und wurde mit Kritik und teilweise besorgnis kommentiert. Dagmar freitag, die sportausschussvorsitzende des deutschen bundestags, ist der Meinung, dass ein erhöhtes sterberisiko deutscher athleten, die komplette sportförderung in Deutschland in frage stellen könnte. Von seiten des präsidenten der Deutschen Gesellschaft für sportmedizin und prävention, bernd Wolfarth, wurde kritisiert, dass in Thiemes untersuchung keine konkrete und generelle lebenszeitverkürzung für alle deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer am spitzensport erkennbar ist. folgeuntersuchungen, wie die Einbeziehung der Todesursachen, hält er trotzdem für angemessen. Er rät, dass leistungssportler auch über das Karriereende hinaus eine medizinische betreuung erhalten sollten.
leserbrief des Wissenschaftsrats der DGsp: bit.ly/3mmbcbm beitrag WDR: bit.ly/36rmXWr Prof. Dr. Lutz Thieme (*28. September 1966) ist Sportwissenschaftler und Professor an der Hochschule Koblenz. 2018/2019 war er Präsident des Landessportbundes Rheinland-Pfalz (LSB) und damit höchster Amtsträger des organisierten Sports in RLP mit mehr als 6.300 Vereinen und über 1,5 Millionen Mitgliedern. Zuvor war er Vorstandsvorsitzender des größten Bonner Sportvereins, der SSF Bonn 1905 e. V.. Früher betrieb er die Sportart Schwimmen auf Leistungsniveau, ist leidenschaftlicher Wasserballer und engagiert sich u. a. im DSV und im Fußballverband Rheinland. 1988 bis 1990: Studium an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig Fächer: Sportwissenschaft, Psychologie, Journalistik 1992: Abschluss an der Uni Leipzig als Diplomsportlehrer 1992 bis 2001: In der Kommunal- und Landesverwaltung, beim Verkehrsbund Oberelbe sowie als Marketingleiter der TU Dresden tätig 1998: Doktorarbeit zum Thema „Ansätze für Umwelterziehung im Sportverein“ an der Uni Leipzig Seit 2001: Professor an der Hochschule Koblenz am RheinAhrCampus, Remagen Lehrgebiete: Sportmanagement, Sportökonomie, Wissenschaftstheorie, Forschungsmethoden 2010: Habilitation an der Universität des Saarlandes mit einer Arbeit „Zur Konstitution des Sportmanagements als Betriebswirtschaftslehre des Sports – Entwicklung eines Forschungsprogramms“ Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Sportvereins- und -verbandsforschung, Karrieren im Sport, Ehrenamt, Sportentwicklung, Innovationen im Sport, Sportinfrastruktur, Sportförderung, Ganztagsschulen und Sportvereine, experimentelle Ökonomik im Sport, Organisationsentwicklung, Controlling im Sport Verbindung zum Racket Center: gemeinsames Engagement mit Dr. Matthias Zimmermann in der Akkreditierungsagentur für Studiengänge im Bereich Gesundheit und Soziales – AHPGS e. V.
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