H OT EL & PR A X I S
H OT EL H A A R H U I S I N A R N H EI M
Ein Garten im ersten Stock Eigenständige F & B-Konzepte entscheiden zunehmend über den Erfolg eines Hotels. So etwa im Hotel Haarhuis im niederländischen Arnheim, das seit diesem Jahr mit seinem nachhaltigen
„Whoef Whoef“ ist ein freundlicher Brief überschrie ben, der im Zimmer auf uns wartet und sich direkt an unseren Hund Otto wendet. Das Hotelteam zählt auf, wo überall er im Hotel willkommen ist – an der Leine selbstredend – und was er nicht darf, nämlich es sich auf Sofas und Hotelbetten gemütlich machen. Als Tipp für Ausflüge empfiehlt ihm das Team den na hen Sonsbeek Park, und obendrein gibt es noch einen Kauknochen und ein Kuscheltier für Otto. Ist das ein Empfang?! Zweibeinern ergeht es wahrlich nicht schlechter. Das Haarhuis hat immerhin eine gut 100-jährige Expertise in Sachen Gastfreundschaft. Gegründet wurde es als Café im Jahre 1918 direkt gegenüber dem Hauptbahn hof von Arnheim. Dem süßen Metier ist man treu ge blieben, denn auch das hoteleigene Eckcafé Hoek mit einer fantastischen Auswahl knallbunter Macarons und anderer lokaler Spezialitäten lockt die Gäste an. Vor allem Menschen aus der eigenen Stadt – die City mit ihrem belebten Einkaufsviertel „7straatjes“ liegt gleich nebenan.
Das Wohnzimmer der Stadt
Hoteldirektor Wouter Dekker
10
Das Haarhuis gehört einfach zu Arnheim und wird als Wohnzimmer der Stadt wahrgenommen und frequen tiert. Davon zeugt nicht nur die Beliebtheit der Rooftop Bar Blou, in der es an einem Freitagabend bei entspre chendem Wetter ein Glückstreffer ist, einen Platz zu bekommen. Die starke Verbundenheit der Arnheimer mit ihrem Haarhuis hat Hoteldirektor Wouter Dekker jüngst zum Anlass genommen, das Profil seines Hauses noch einmal ordentlich zu schärfen. An zwei Stellen setzt er an und hat dem Hotel neben einer umfangrei
chen Zimmerrenovierung vor allem ein neues Restau rantkonzept verpasst. Bei unserem Besuch im April sind die Renovierungs arbeiten auf manchen Etagen noch im vollen Gange. Erneuert werden auch die Bäder, und die 127 Zimmer (darunter auch Longstay-Zimmer mit Küche) nehmen in der Designtonalität die stilistischen Einflüsse auf, die das Haus in seiner 104-jährigen Geschichte bereits mit erlebt hat. Ein bisschen Roaring Twenties, ein bisschen Op Art, dazu eine freistehende Badewanne im Raum oder auch ein großzügiger Schreibtisch; vor allem aber wirken die Zimmer wohnzimmerhaft gemütlich und lassen den Gast sich sofort heimisch fühlen. Wouter Dekker sagt, dass er eine Fünf-Sterne-Klassifizierung anstrebt – was strategisch sehr klug ist, denn es gibt nur vier Fünf-Sterne-Hotels außerhalb Amsterdams in den Niederlanden; das Verhältnis beträgt 29 zu vier! Als Fünfsterner hätte das Haarhuis im weiten Umkreis ein Alleinstellungsmerkmal bis nach Deutschland hinein. Die andere große Neuigkeit ist die Neukonzeptionie rung des Restaurants Locals, das im Winter eröffnete. Mit seinem Parkettboden und den Grünpflanzen, den Art-Deco-Flügeltüren und tiefhängenden Korblampen, mit den bequemen Sesseln und halbrunden Sitzni schen wirkt es wie ein Mix aus postkolonialem Zitat und gediegenem US-amerikanischen Lokal. Man sitzt ganz ausgezeichnet hier, der Raum macht richtig Spaß. Und er ist vom Frühstück bis in den Abend hinein ein lebendiger Ort der Begegnung.
Dutch Cuisine aus 80 Prozent Gemüse
„Locals“ ist zweifach zu verstehen, nämlich als „local products for local people“, wie Wouter Dekker
Fotos: Hotel Haarhuis; PEH (Aufmacher)
Restaurantkonzept Locals für Aufsehen sorgt. Von Peter Erik Hillenbach