Für die Wirtschaft 2-2022

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Periodicità: otto volte l‘anno” ”Poste Italiane s.p.a. - Spedizione in A.P. -70% - CNS Bolzano.

Aus Schmidt wird SCHMIEDL

Digitalisierung: die Herausforderung meistern

380 Jahre zwischen Tradition und Nachhaltigkeit

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Seiten 2-3

Seite 11 Nr. 2 | April 2022


Aktuell | Handelskammer

Digitalisierung: die Herausforderung meistern Die Digitalisierung verändert den Alltag in den Südtiroler Betrieben und in der öffentlichen Verwaltung. Die Handelskammer Bozen unterstützt die heimischen Unternehmen dabei und hilft, die damit verbundenen Herausforderungen und Veränderungsprozesse zu meistern.

„Die Digitalisierung hilft den Südtiroler Unternehmen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und neue Geschäftsfelder bzw. -modelle zu erschließen. Somit bleibt die heimische Wirtschaft langfristig erfolgreich.“ Dr. Michl Ebner Präsident der Handelskammer Bozen Die Bürger/innen sind aufgeschlossen gegenüber digitalen Angeboten und nutzen diese vermehrt.

„Die Digitalisierung ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und eröffnet auch der Wirtschaft viele innovative Möglichkeiten. Die Handelskammer Bozen begleitet die Südtiroler Betriebe in Sachen Digitalisierung.“ Dr. Alfred Aberer Generalsekretär der Handelskammer Bozen

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für die WIRTSCHAFT

Die Digitalisierung der Unternehmen wird immer wichtiger: Mit der Initiative „PID-Digitales Unternehmen“ bietet die Handelskammer Hilfestellung bei der Digitalisierung im Betrieb, informiert und berät zu den Themen E-Commerce sowie Internet & Recht. Zudem organisiert der Bereich verschiedene Informationsveranstaltungen zu Fragestellungen der digitalen Wirtschaft und informiert die Unternehmer/innen über neue Technologien und deren Anwendungsmöglichkeiten.

die Nutzung neuer Technologien neue Märkte und Kundensegmente auf. Die Grenze zwischen Online- und Offlinehandel verschwindet zunehmend. Viele Unternehmen nutzen ihre Internetpräsenz, um sich an dieses veränderte Kaufverhalten anzupassen. Doch bevor mit dem Onlinehandel gestartet wird, sollten zunächst die Ziele klar definiert und eine Strategie zurechtgelegt werden.

Aspekte des Onlinehandels besprochen, sondern auch Erfolgsfaktoren und Trends im OnlineMarketing oder Themen wie die verschiedenen Zahlungsmöglichkeiten und Versandarten. Ziel ist es, Unternehmen in der Planung und Erstellung des eigenen Vorhabens zu unterstützen, sowie bereits realisierte Projekte zu optimieren und Unternehmen zu ermutigen, neue Möglichkeiten auszuschöpfen.

Kostenlose Erstberatung für den Onlinehandel

Digitale Verwaltung

E-Commerce

Um Südtiroler Unternehmen im digitalen Umschwung zu unterstützen, bietet die Handelskammer Bozen kostenlose Erstberatungsgespräche an. Es werden hierbei nicht nur die rechtlichen

Die Digitalisierung bringt grundlegende Veränderungen für Menschen und Unternehmen. Gerade im Vertrieb tun sich durch

Die Nutzung und Aufgeschlossenheit gegenüber digitalen Angeboten steigen. Es ist nicht mehr notwendig, für alle Amtsgänge persönlich zu erscheinen. Vieles kann telematisch erledigt werden. Neue Technologien und di-

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Aktuell | Handelskammer gitalisierte Abläufe bringen eine Zeit- und Kostenersparnis. Beispielsweise können Auszüge, Bilanzen und Dokumente des eigenen Betriebs über die Digitale Unternehmensbox bezogen werden. Für die elektronische Fakturierung bietet die Handelskammer eine kostenlose Plattform, auch die Tachographenkarten werden ausgestellt. Beratungen zur Eintragung in das Vergabe-Portal des Landes runden das Serviceangebot des Bereichs „Digitale Dienste“ der Handelskammer ab, der ebenso Ansprechpartner bei der digitalen Unterschrift, der digitalen Identität (SPID) und der zertifizierten E-Mail-Adresse (PEC) ist.

Digitale Unterschrift Der vom Ministerium für Innovation und Technologie verabschiedete E-Government-Plan sieht die Verteilung eines national gültigen Instruments zur Bestätigung der Identität im Internet an die Bürger/innen und Unternehmen vor. Die Nationale Servicekarte (CNS) sowie der DigitalDNAKey sind zwei solcher Anwendungen, die von der Handelskammer ausgestellt werden.

SPID SPID ist ein System für die Digitale Identität (Sistema Pubblico di Identità Digitale). Damit kann mit allen Geräten (Computer, Tablet oder Smartphone) auf die OnlineDienste der öffentlichen Verwaltung zugegriffen werden. Dies geschieht unter einem Höchstmaß an Sicherheit und in vollem Einklang mit den Datenschutzbestimmungen. Die Beantragung über die Handelskammer ist kostenlos und die Zugangsdaten sind zwei Jahre lang gültig.

Besonders im Vertrieb ergeben sich dank der Digitalisierung viele neue Möglichkeiten.

Serviceangebote des Bereiches „PID – Digitales Unternehmen“: › E-Commerce: Mittels unserer kostenlosen Erstberatungen, unseres Leitfadens sowie den Weiterbildungsangeboten des WIFI erhalten Sie alle grundlegenden Informationen. › Homepage Check: Lassen Sie Ihre Website kostenlos überprüfen! Wir informieren Sie in einem unverbindlichen Erstberatungsgespräch über Optimierungsmöglichkeiten und rechtliche Auflagen.

INFO PID-Digitales Unternehmen: Tel. 0471 945 691 - 692 Digitale Dienste: Tel. 0471 945 735 - 529

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› Praxiswissen: Lernen Sie von den Erfahrungen Südtiroler Unternehmen, wel-

che Ihnen in ausgewählten Best Practice Beispielen einen Einblick in die Praxis gewähren. Die Digitalisierung hat auch die Baubranche erfasst. Vier Leitfäden zum Thema BIM - Building Information Modeling stehen bereit. › Expertenpool: Finden Sie in unserem Expertenpool die passenden Berater bzw. Dienstleister für die Umsetzung Ihres Digitalisierungsprojektes. › Digitaler Reifetest: Ermitteln Sie mit dem Digital Skill Voyager Ihre digitalen Fähigkeiten und Kenntnisse und er-

fahren Sie mit dem Selfi 4.0 den digitalen Reifegrad Ihres Unternehmens. › Digital Day und Fachveranstaltungen: Informieren Sie sich über neue Technologien und deren Anwendungsmöglichkeiten. Alle Informationen unter: www.handelskammer.bz.it > Digitalisierung Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie aktuelle Informationen zu Initiativen und Veranstaltungen.

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Aktuell | Handelskammer

Förderprogramm der gewerblichen Schutzrechte Auch für das Jahr 2022 hat das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) den KMU-Fonds mit der Bezeichnung „Ideas Powered Business“ zur Eintragung von Marken, Geschmacksmustern und Patenten ausgeschrieben. Das Förderprogramm umfasst 15 Millionen Euro für Markenund Geschmacksmusteranmeldungen und eine Million Euro für Patentanmeldungen. Die Zuschüsse können bis 16. Dezember 2022 beantragt werden, die Vergabe erfolgt in Form von Gutscheinen nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Es werden zwei Arten von Gutscheinen im Gesamtwert von 2.250 Euro pro Unternehmen angeboten: Gutschein 1 im Wert von maximal 1.500 Euro für die Eintragung von Marken und Geschmacksmustern und Gutschein 2 im Wert von maximal 750 Euro für Patentanmeldungen.

Beitragsansuchen Interessierte Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) müssen zunächst den Beitragsantrag

KMUs können auch 2022 um Beiträge zur Eintragung von Marken, Geschmacksmustern und Patenten ansuchen.

einreichen. Sobald ihr Antrag vom EUIPO genehmigt wurde, erhalten sie eine Mitteilung über die Gewährung der Finanzhilfe und können die Marke, das Geschmacksmuster oder das Patent anmelden. Die Rückerstattung kann nach der

Einzahlung der Anmeldegebühren beantragt werden. Jedes Unternehmen kann dabei folgendes beantragen: › Eine Erstattung von 75 Prozent der Anmeldegebühren für Marken und/oder Geschmacksmus-

ter auf nationaler, regionaler und EU-Ebene. › Eine Erstattung von 50 Prozent der Grundgebühren für die Anmeldung von Marken und/oder Geschmacksmustern außerhalb der EU (beispielsweise bei der WIPO, der Weltorganisation für geistiges Eigentum). › Eine Erstattung von 50 Prozent der Gebühren für Patentanmeldungen auf nationaler Ebene. Eine ausführliche Beschreibung des KMU-Fonds findet sich auf der Homepage der EUIPO unter www. euipo.europa.eu. Bei Fragen steht der Bereich Patente und Marken der Handelskammer Bozen gerne zur Verfügung. INFO Patente und Marken Handelskammer Bozen Tel. 0471 945 534 – 514 - 531 patentemarken@handelskammer.bz.it

Wirtschaft durch die Zeit Kürzlich organisierte der Slowenische Wirtschaftsverband Kärnten eine Webinar-Trilogie zur wirtschaftlichen Entwicklung sowie der Rolle der Volksgruppen in Kärnten, Südtirol und Triest. Politische und gesellschaftliche Veränderungen waren im letzten Jahrhundert vor allem in den Grenzregionen eine große Herausforderung für die Wirtschaft. Die Eventreihe des Slowenischen Wirtschaftsverbands Kärnten „Wirtschaft durch die Zeit“ betrachtete die wirtschaftlichen Auswirkungen der regionalen Volksgruppenpolitik in Europa.

Tradition: Solidarität Die zweite Abendveranstaltung stand unter dem Motto „Traditi-

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on: Solidarität“. Nach den Grußworten von Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, sprach Georg Grote vom Institut für Minderheitenrecht von Eurac Research zum Thema. Die beiden weiteren Vorträge hielten der Autor Hansjörg Telfser zum Marmorabbau im Vinschgau sowie der Geschäftsführer der Sennerei Drei Zinnen, Florian Hellweger. Vor dem Südtirol-Event startete die Webinar-Trilogie unter dem Motto „Herausforderung: Grenze“ in Kärnten. Das abschließende Webinar „Möglichkeit: Hafen“

Andrej Hren vom Slowenischen Wirtschaftsverband Kärnten während des Webinars.

stellte den Standort Triest in den Mittelpunkt. Die Handelskammer Bozen pflegt seit Jahren gute Kontakte mit dem Slowenischen Wirtschaftsverband Kärnten. Dieser ist der wirtschaftliche Dachverband der slowenischen Volksgruppe in Kärnten. Bereits im November 2016 wurde ein Kooperationsabkommen

unterzeichnet, um die Beziehungen zwischen Südtirol, Kärnten und Slowenien zu vertiefen und zu stärken. INFO Generalsekretariat Handelskammer Bozen Tel. 0471 945 615 generalsekretariat@handelskammer.bz.it

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Interview | Handelskammer

Biogas – Energiequelle mit Potential Die Gründung der Biogas Wipptal GmbH im Jahr 2008 erfolgte, um einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Seither hat der technische Fortschritt viele Verwendungsmöglichkeiten für Biogas geschaffen. Wir haben darüber mit Geschäftsführer Manfred Gius gesprochen.

Manfred Gius, Jahrgang 1981, ist verheiratet und hat drei Kinder. Seit Juli 2021 ist er CEO der Biogas Wipptal GmbH. Vorher war er unter anderem in der Projektleitung im Pipeline- und Gasanlagenbau in verschiedenen Ländern tätig. Neben der Ausbildung zum Bauingenieur hat er auch einen MBA an der Technischen Hochschule Deggendorf in Deutschland absolviert.

Die Biogas Wipptal GmbH wurde 2008 gegründet. Was ist seitdem erreicht worden? Manfred Gius: Biogas Wipptal hat in den vergangenen Jahren sehr viel erreicht. Wenn man bedenkt, dass uns etwa 100 Milchbauern aus dem Bezirk Mist und Gülle bereitstellen, dann ist das eine tolle Leistung und ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz. 2021 konnten unsere Landwirte ca. 2.400 Tonnen CO2-​Äquivalente einsparen. Hat der technische Fortschritt die Verwendungsmöglichkeiten für Biogas verändert? Die Technik hat sich insofern verändert, da „Upgrading“ Anlagen

zur Erzeugung von Biomethan und Verflüssigungsanlagen zur Umwandlung von Biomethan in LNG effizienter geworden sind, besonders für Kleinanlagen. Mit dem Um- und Ausbau unserer Anlage stellen wir gerade auf die Produktion von Bio-LNG um. Erfahrungen haben gezeigt, dass bei Blockheizkraftwerken oft die Wärme nicht effizient genutzt werden kann und somit das Potential des Biogases nicht voll ausgeschöpft wird.

lastverkehr, dabei lassen sich die CO2-Emissionen um bis zu 95 Prozent reduzieren. Öko-Trockeneis und biogene Kohlensäure aus CO2 sind immer mehr gefragt, insbesondere in der Lebensmittelindustrie. Unsere organischen Dünger sind ein idealer Ersatz für die chemisch erzeugten Dünger, die bei der Herstellung immens hohe CO2Ausstöße erzeugen. Zudem belebt unser Dünger das Bodenleben und fördert den Humusaufbau, der wiederum ein CO2-Speicher ist.

Wie und wo kann Biogas Wipptal neue Produkte vermarkten? Bio-LNG ist ein sehr gefragter Treibstoff für den LKW-Schwer-

Welches Potential hat Biogas heute? Ist Ihr Geschäftsmodell auch eine Option für andere Südtiroler Landesteile? Wir hoffen sehr, dass wir ein Geschäftsmodell für andere Landesteile sein können. Hierfür sind wir auch immer bereit, andere zu unterstützen. Bei vielen Biogasanlagen laufen die Förderungen zur Stromerzeugung in den kommenden Jahren aus. Hier wäre auch die lokale Politik gefragt, die das Potential von Biogasanlagen für den Klimaschutz, als Energiehersteller und Düngererzeuger noch nicht erkannt hat. Das ist eine ideale Kreislaufwirtschaft, die demnach im Interesse des Landes sein muss.

Die Anlage der Biogas Wipptal GmbH in Pfitsch.

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Stichwort Klimaschutz: Welche Rolle kann Biogas in Südtirol spielen?

Biogas kann in Südtirol eine sehr wichtige Rolle spielen, das Potential ist da. Unsere Biogasanlage im Wipptal bezieht Mist und Gülle von Milchbauern, die für knapp 10 Prozent der Südtiroler Milchproduktion verantwortlich sind. Das heißt im Umkehrschluss, dass noch das neunfache Potential an Biogas vorhanden ist. Natürlich gibt es bereits einige Bestandsanlagen, die ein Teil davon nutzen. Aber zudem gibt es noch Potential bei Kläranlagen und Mülldeponien, wo Biogas zu Bio-Methan umgewandelt und in weiterer Folge ins Gasnetz transportiert werden kann. Wird diese Zukunftsperspektive im Update des Klimaplans ausreichend berücksichtigt? Leider wird im aktuellen Klimaplan das Biogas und dessen Potential so gut wie gar nicht berücksichtigt. Es gibt eine bestehende Infrastruktur an Biogasanlagen, die im Klimaplan keine Beachtung findet. Diese müssten aber politisch unterstützt werden, um die Weiterentwicklung zur Biomethanproduktion zu gewährleisten. Das Allerschlimmste wäre, wenn bestehende Anlagen zusperren müssten, denn dann würden wir uns genau in die falsche Richtung bewegen.

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Aktuell | Handelskammer

Mitteilung der zertifizierten E-Mail-Adresse Die Handelskammer erinnert alle im Handelsregister eingetragenen Unternehmen daran, dem Handelsregister ihre zertifizierte E-Mail-Adresse (PEC) mitzuteilen. Alle Unternehmen, sowohl Gesellschaften wie auch Einzelfirmen, sind verpflichtet, bei der Eintragung im Handelsregister die eigene zertifizierte E-Mail-Adresse (PEC) anzugeben. Die PEC-Adresse muss aktiviert sein und darf sich einzig und alleine auf das Unternehmen selbst beziehen, ohne Möglichkeit der Wahl eines digitalen Domizils bei Dritten.

Digitales Domizil Um den Gebrauch der zertifizierten E-Mail zwischen der öffentlichen Verwaltung und den Unternehmen sowie Freiberuflern zu stärken, wurden mit Gesetz Nr. 120 vom 11. September 2020 die Vorschriften in Bezug auf die Pflicht zur Führung der PEC-Ad-

resse aktualisiert, die nun das digitale Domizil eines Unternehmens darstellt. Die Handelskammer Bozen erinnert deshalb alle Unternehmen daran, ihr eigenes digitales Domizil dem Handelsregister telematisch mitzuteilen. Dies gilt sowohl für Einzelfirmen wie auch Gesellschaften, welche nicht im Besitz einer gültigen PEC-Adresse sind. Dabei ist weder die Stempelsteuer noch die Sekretariatsgebühr zu entrichten. Für diejenigen, die sich nicht an diese Mitteilungspflicht halten, sind erhebliche Strafen vorgesehen. Die unterlassene Mitteilung hat darüber hinaus die Zuweisung eines digitalen Domizils von Amts wegen zur Folge. Dieses Domizil ermöglicht allerdings nur den Er-

Alle Unternehmen haben die Pflicht, ihre PEC-Adresse dem Handelsregister mitzuteilen.

halt von Mitteilungen und Zustellungen, aber nicht deren Versand. Das von Amts wegen zugewiesene Domizil ist über die digitale Unternehmensbox zugänglich und im Handelskammerauszug ersichtlich.

INFO Handelsregister Handelskammer Bozen Tel. 0471 945 627 - 633 handelsregister@handelskammer.bz.it www.handelskammer.bz.it

Nachhaltiger Weinbau Das Thema der Nachhaltigkeit rückt immer stärker in den Fokus - auch für die Südtiroler Weinwirtschaft. So wurden in der „Südtirol Wein Agenda“ die wichtigsten Meilensteine definiert. lassen. Das laufende Jahr 2022 dient dabei als Probejahr, in dem sich ausgewählte Pilot-Betriebe an die neuen Anforderungen anpassen können. NachhaltigkeitsZertifizierungen werden künftig eine immer wichtigere Rolle spielen und auf bestimmten Märkten gefordert werden. Darüber hinaus werden sie auch die Basis für Förderungen sein.

Zertifizierung Nachhaltiges Wirtschaften ist dem Südtiroler Weinbau ein wichtiges Anliegen.

Ab 2023 können Südtiroler Weinbaubetriebe ihr nachhaltiges Wirtschaften zertifizieren

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Die Zertifizierung nach dem nationalen Qualitätssystem für integrierte Produktion (SQNPI) ist einer der vielen Schritte, die das Konsortium Südtirol Wein im Rahmen ihrer „Südtirol Wein Agenda 2030“ setzt. Eine nati-

onal akkreditierte, unabhängige Kontrollstelle wird die Umsetzung zukünftig überwachen. Landwirtschaftliche Betriebe müssen hierfür strenge Auflagen erfüllen. Die digitale Aufzeichnungspflicht wichtiger Maßnahmen, systematisches Monitoring von möglichen Rückständen und die Umsetzung sogenannter ökologischer Maßnahmen sind nur einige Eckpunkte der strengen Erzeugervorschrift. Derzeit schafft das Konsortium die rechtlichen Rahmenbedingungen auf lokaler Ebene und arbeitet intensiv im Bereich der Digitalisierung, um allen interessierten Weinbaubetrieben eine Teilnahme an diesem Projekt zu ermöglichen.

Mit im Boot ist die Südtiroler Qualitätskontrolle (SQK), das Amt für Obst und Weinbau, der Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau sowie externe Zertifizierungsstellen. Alle in Zukunft erfassten Daten betreffen den gesamten Produktionszyklus, vom Weinberg über den Keller bis zur Flasche. Dies alles sind Parameter, die für ein nachhaltiges Wirtschaften und einen umsichtigen Umgang mit natürlichen Ressourcen wichtig sind. INFO Konsortium Südtirol Wein Direktor Eduard Bernhart Tel. 0471 1884772 eduard.bernhart@suedtirolwein.com www.suedtirolwein.com

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Interview | Handelskammer

Aus Schmidt wird SCHMIEDL Lanas Dorfbäckerei Schmidt geht an die 5. Generation über und heißt jetzt SCHMIEDL – im Gespräch verraten Hans und Johannes Schmidt, wie Unternehmensnachfolge gelingen kann.

Hans Schmidt (rechts) hat die Dorfbäckerei Schmidt 1973 in vierter Generation übernommen – damals war sein Einstieg ins Unternehmen für ihn selbstverständlich. Mittlerweile heißt der Betrieb SCHMIEDL und Johannes (links), Greta und Tobias führen ihn in der fünften Generation, wobei die Zuständigkeiten unter den Geschwistern klar abgesteckt sind.

Was können Sie uns aus Ihrer Unternehmensgeschichte erzählen? Hans Schmidt: Wir sind ein ­Bäckereibetrieb mit Hauptsitz in Lana, gegründet im Jahr 1890. Ich führe das Unternehmen seit dem Jahr 1973 in vierter Generation. In diesen 130 Jahren steckt viel Geschichte, Leidenschaft und Einsatz für die Arbeit. Nun, mit 69 Jahren übernehmen meine drei Kinder Johannes, Greta und Tobias den Betrieb. Wie wurde die Unternehmensnachfolge abgewickelt? Hans Schmidt: Die Abwicklung der Unternehmensnachfolge erstreckte sich über Jahre. Für die Durchführung haben wir uns an Fachleute gewandt. Schließlich haben wir ein Familienabkommen abgeschlossen. Im Zuge der Nachfolge haben die Kinder die Bäckerei von Schmidt auf SCHMIEDL umbenannt. SCHMIEDL ist jener Name, der in der Umgangssprache von der Lananer Bevölkerung immer verwendet worden ist. Wie teilen sich Ihre Kinder die Betriebsführung auf? Hans Schmidt: Meine drei Kinder sind sehr unterschiedlich und haben ihre Ausbildung im Wesentlichen außerhalb von Südtirol in

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unterschiedlichen Ländern genossen: Johannes ist Bäcker- und Konditormeister, Greta hat ein Masterstudium in Wirtschaftswissenschaften absolviert und ­Tobias ist Diplomingenieur. Die Kinder haben sich entschieden, den Betrieb gemeinsam weiterzuführen. Jeder übernimmt dabei ein genau abgegrenztes Tätigkeitsfeld. Dies war deshalb möglich, weil sie in den letzten Jahren bereits gemeinsam in der Firma gearbeitet haben. Durch den Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 ist diese Zusammenarbeit noch verstärkt worden. Welche Neuerungen hat die junge Generation eingebracht? Johannes Schmidt: Um den Generationenwechsel nach außen hin klar zu verdeutlichen, haben wir den Namen von Schmidt auf SCHMIEDL abgeändert. Es liegt uns am Herzen, weniger Brotsorten, diese jedoch von hoher Qualität und mit unbehandelten, hochwertigen Zutaten herzustellen, mit langen natürlichen Fermentationszeiten und hoher Verträglichkeit. Dabei ist uns der Austausch mit den Kund/innen besonders wichtig, den wir in Zukunft noch mehr intensivieren wollen. In diesem Zusammenhang

haben wir uns bemüht, mit einem stimmigen Designkonzept diese Werte klar nach außen zu kommunizieren. Gibt es Regeln zur Konfliktlösung? Johannes Schmidt: Das Wichtigste für uns war die Zusammenarbeit unter uns Geschwistern klar abzustecken. Hans Schmidt: In erster Linie lag es an mir, einen Schritt zurückzutreten und Vater Hans (2. v. l.) mit seinen Kindern Tobias, Greta einzusehen, dass jede Ge- und Johannes (v. l. n. r.) vor der historischen Backneration ihren eigenen stube in der Kapuzinerstraße in Lana, wo sich derWeg geht. Nachdem jedes zeit die Verwaltung befindet. meiner Kinder einen anderen Ausbildungsweg bestritten mensübergabe. Dazu braucht es hat, war ihr Einstieg in die Firma sehr viel Vertrauen, Respekt und Einfühlungsvermögen. nicht so selbstverständlich, wie es damals für mich in den 70erJahren war. Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen euch Geschwistern in der Zukunft aus? Welche Rolle spielten externe Berater bei der Nachfolge? Johannes Schmidt: Unsere PoJohannes Schmidt: Externe Besition im Unternehmen und die Beziehungen zwischen uns entrater wie die Mitarbeiter/innen des Service Unternehmensnachwickeln sich ständig weiter. Das Wichtigste ist, dass wir eine gefolge der Handelskammer Bozen sowie andere Experten klären meinsame Vision davon haben, Fragen rund um das Thema und was wir wollen und wohin wir beraten, begleiten und unterstütgehen möchten, ohne zu vergessen, wo wir herkommen. zen die Betriebe bei der Unterneh-

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WIFO-Studie | Handelskammer

Die wirtschaftliche Bedeutung der Kultur Kultur ist nicht nur gesellschaftlich, sondern auch ökonomisch von großer Relevanz. Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer hat eine Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung der Kultur in Südtirol erstellt.

Kultur ist von wirtschaftlicher Bedeutung – im Bild das Museion in Bozen.

In dieser Studie wird die wirtschaftliche Bedeutung der Kultur in Südtirol anhand zweier Aspekte untersucht: zum einen wird ein Überblick über die Kultur- und Kreativwirtschaft Südtirols gegeben. Zum anderen werden die wirtschaftlichen Effekte der öffentlichen Kulturausgaben des Landes Südtirol auf die heimische Wirtschaft analysiert.

Kultur- und Kreativwirtschaft ist wichtiger Bestandteil Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist mit einer Wertschöpfung von 1,05 Mrd. Euro und 16.677 Beschäftigten im Jahr 2019 ein wichtiger Bestandteil der lokalen Wirtschaft, trägt sie somit doch zu etwa 5 Prozent der Gesamtwertschöpfung (4,6 Prozent) bzw.

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Beschäftigung (5,6 Prozent) Südtirols bei.

Effekte der öffentlichen Kulturausgaben Die öffentlichen Kulturausgaben des Landes Südtirols, das heißt die Ausgaben der drei Kulturabteilungen der Südtiroler Landesverwaltung und der zugehörigen Ämter, des Museumsbereichs sowie der Kultureinrichtungen, die vom Land Südtirol finanziell unterstützt werden, belaufen sich in den Jahren 2016 bis 2018 im Schnitt auf 147,7 Mio. Euro jährlich. Auf diese Ausgaben lassen sich jährlich durchschnittlich 161,2 Mio. Euro an Bruttowertschöpfung in Südtirol zurückführen. Von den Kulturausgaben des Landes profitieren neben dem Sek-

tor „Kunst, Unterhaltung und Erholung“ (Wertschöpfungseffekt bei 48,0 Mio. Euro jährlich) das Grundstücks- und Wohnungswesen (20,6 Mio. Euro), freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (16,5 Mio. Südtirol steht im nationalen Vergleich gut da. Euro), der Handel (15,6 Mio. Euro) und die öffentliche Verwaltung misch Gebildete, sondern Perso(14,0 Mio. Euro). Des Weite- nen sämtlicher Bildungsniveaus ren kann ein BeschäftigungsefNutznießer der öffentlichen Kulfekt in der Höhe von 1.552 Voll- turausgaben sind. zeitstellen festgestellt werden. Dieser verteilt sich gleichmäINFO ßig auf beide Geschlechter und WIFO - Wirtschaftsforschung quer über alle Bildungsniveaus. Tel. 0471 945 708 Das heißt, dass nicht nur akade- wifo@handelskammer.bz.it

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Wirtschaft in Zahlen | Handelskammer

Wirtschaftliche Bedeutung der Kultur in Südtirol Südtirols Kultur- und Kreativwirtschaft * Sektoren

Wertschöpfung

Wertschöpfung in Mio E

Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist ein wichtiger Bereich der lokalen Wirtschaft.

1.046,1 Mio E

1.000,2 Mio E

481,1 Mio E

434,5 Mio E

SÜDTIROL

149,3 102,9 85,7

TRENTINO

565,0 Mio E

73,7

565,7 Mio E

58,2 Kernbereich: umfasst alle Betriebsstätten und Beschäftigte der sieben Sektoren der Kultur- und Kreativwirtschaft (siehe Liste rechts).

Erweiterter Bereich: Beschäftigte, die außerhalb der Sektoren des Kernbereichs arbeiten, aber kulturelle und kreative Inhalte produzieren, wie z.B. Designer in der Automobilindustrie.

53,1 42,2

Verlag und Druck

565,0 Mio E

Architektur und Design Darstellende und visuelle Kunst Audiovisuelle Medien und Musik Software und Videospiele Kommunikation Historisches und künstlerisches Erbe

Ausgaben der Kulturabteilungen und Museen des Landes ** Wertschöpfungseffekt

+119A 80

118,6 Mio E

13,8 Mio E

Betriebs- und andere Ausgaben

147,7 Mio E

Investitionen

15,3 Mio E

Personalkosten

20,6

Dienstleister

16,5 15,5 14,0

Baugewerbe

8,9

Gastgewerbe

319

6,7

Verarbeitendes Gewerbe

Matura

Mittelschule

48,0

Grundstücks- und Wohnungswesen

Öffentliche Verwaltung

nach Bildungsabschluss der Beschäftigten

452

Berufsschule

Kunst, Unterhaltung und Erholung

Handel

Beschäftigungsseffekt Hochschule

nach Sektoren in Mio E

313

5,6

Verkehr und Lagerung

4,9

Andere

467

direkt

indirekt oder induziert

20,5

Quelle: Wifo, Unioncamere, Fondazione Symbola, Autonome Provinz Bozen, WIOT, ASTAT, ISTAT, GAW * Daten 2019, ** Durchschnitt 2016-2018

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Aktuell | Handelskammer

audit familieundberuf 21 Arbeitgeber erhielten kürzlich die Zertifikate des „audit familieundberuf“. Sie reihen sich damit in die Riege der familienfreundlichen Arbeitgeber/innen Südtirols ein. Mit dem Zertifikat „audit familieundberuf“ werden interessierte Unternehmen, Organisationen und Vereine auf dem Weg in Richtung einer familienfreundlichen Unternehmenskultur professionell und individuell begleitet. Seit 2004 bieten die Handelskammer Bozen und das Land Südtirol diesen Prozess an. Insgesamt wurden bisher bereits 96 Südtiroler Arbeitgeber zertifiziert. Das Basis-Zertifikat haben folgende Betriebe erhalten: Eltern-Kind-Zentrum Bozen, Freie Universität Bozen, Gasthof Sonne (Sarntal), HGV Service Genossenschaft, Kaufhaus Schäfer (Innichen), Sozialgenossenschaft MeboCoop (Bozen), Ökoinstitut Südtirol, Südtiroler Sparkasse, Taxi Lampe (St. Martin in Passeier) und Fondazione Upad (Bozen).

sen und dafür das Re-audit Optimierung erhalten: Alperia, Jugenddienst Meran und Sozialgenossenschaft Paideias (Eppan). Die dritte Phase (Re-audit Konsolidierung) haben vier Arbeitgeber mit Erfolg abgeschlossen: BIWEP – Bildungsweg Pustertal, Sozialgenossenschaft Co-Opera (Bozen), Pompadour Tee (Bozen) und teamblau (Bozen). Seit über 10 Jahren befassen sich folgende vier Arbeitgeber mit dem Thema einer familienfreundlichen Unternehmenskultur und haben das dauerhafte Zertifikat Re-audit Dialogverfahren erhalten: Kinderwelt Onlus (Meran), Unternehmensgruppe Leitner / Prinoth / Demaclenko (Sterzing), Sarner Holz / Sarner Leimholz (Sarntal) und Südtiroler Volksbank.

Vereinbarkeit als Mehrwert

Handelskammer Bozen Tel. 0471 945 642 familieberuf@handelskammer.bz.it www.handelskammer.bz.it

Drei Arbeitgeber haben die zweite Stufe des Prozesses abgeschlos-

INFO

B2B-Matchmaking Beim Online B2B-Matchmaking lernt man als Unternehmer/in in Zeiten, wo physische Treffen eher schwierig sind, mögliche Geschäftspartner/innen kennen.

Archivbild von der internationalen Networking-Veranstaltung „Perspective“.

Dabei wird über spezielle Plattformen eine virtuelle Verbindung zwischen zwei Unternehmen hergestellt, die gegenseitiges Interesse aneinander haben und miteinander interagieren wollen. Aus diesen Online-Treffen können in der Folge solide Geschäftsbeziehungen entstehen. Deshalb organisiert IDM Südtirol auch 2022 eine Reihe von Geschäftsplattformen und Matchmaking-Events für Südtiroler Unternehmen verschiedenster Sektoren, bei denen sich die Teilnehmer/innen am Markt vernetzen können.

Neue Möglichkeiten Die Pandemie hat dazu geführt, dass traditionelle Formate nicht mehr wie gewohnt funktionieren. IDM wollte die Südtiroler Unternehmen in dieser schwierigen Situation unterstützen. Aber auch unabhängig davon sind solche Events sehr hilfreich. Hier wird im Vorfeld schon wertvolle Arbeit geleistet, indem geeignete Kundenkontakte ermittelt werden. Den Auftakt der Matchmaking-Events 2022 machte im Februar die Kontakt- und Ge-

schäftsplattform Bayern für die Bau- und Bauzulieferbranche, bei der sich Unternehmen des Sektors mit gleichgesinnten Unternehmen und Expert/ innen aus Bayern vernetzen konnten. Noch bis Ende Mai läuft die Teilnahme an den „Wabel Summits“, bei denen Unternehmen aus den Branchen Lebensmittel, Getränke und Wellness mit Einkäufern aus ihrem jeweiligen Sektor gematcht werden – derzeit in virtueller Form. Mit interessierten Architekt/ innen zusammengebracht werden hingegen die Unternehmen der Bau- und Bauzulieferbranche, die gemeinsam mit IDM ab Anfang April bis Ende Dezember beim internationalen Businessforum „Perspective“ mitmachen. Bei dieser Networking-Veranstaltung können Geschäftskontakte mit potenziellen Auftraggebern in Europa, Großbritannien, USA und Kanada sowie im Mittleren Osten oder in China generiert werden. INFO IDM Südtirol Tel. 0471 094 500 business.development@idm-suedtirol.com www.idm-suedtirol.com

Im Bozner Merkantilgebäude wurden die Zertifikate des „audit familieundberuf“ verliehen.

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Interview | Handelskammer

380 Jahre zwischen Tradition und Nachhaltigkeit 2019 wurde der Wiesemannhof in Antholz als traditionsreichstes Unternehmen von der Handelskammer Bozen mit dem Südtiroler Wirtschaftspreis ausgezeichnet. Wir haben mit den Landwirten Peter Josef und Manuel Oberhauser über Tradition, Nachhaltigkeit und die Freude am Beruf gesprochen.

Peter Josef Oberhauser (links): 1943 geboren, verheiratet mit Albina Messner, vier Kinder (zwei Zwillingsbrüder - darunter Manuel - und zwei Töchter). Mehr als fünf Jahrzehnte bei der Musikkapelle, knapp 30 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr, in der Freizeit tätig bei den Dorfchronisten und als Imker. In Vergangenheit zudem im Ausschuss des örtlichen E-Werks sowie im Bildungs- und Fraktionsausschuss. Manuel Oberhauser (rechts): 1985 geboren, Frau Nadja (stammt aus Blumau, die beiden haben sich beim Studium in Graz kennengelernt), zwei Töchter (geboren 2019 und 2021). Mitglied der Musikkapelle (war in Vergangenheit auch deren Obmann) und im Ausschuss der Eigenverwaltung Antholz Niedertal. Manuel führt den Wiesemannhof in der 13. Generation.

Was können Sie uns aus der Geschichte des Wiesemannhofs erzählen? Peter Josef Oberhauser: Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Wiesemannhof bereits im Jahr 1455, als Johann Wismann das Baurecht für den Hof erhielt. 1638, also vor mehr als 380 Jahren, ging der Wisemannhof durch Verkauf von Hans Wismann auf Valentin Pallhuber über. Ein weiterer Meilenstein war die Heirat meiner Eltern Maria Pallhuber (als Hoferbin) und Peter Oberhauser am 12. Februar 1942. Ich selbst übernahm schließlich 1978 den Hof und gab diesen im Jahr 2017 an meinen Sohn Manuel Oberhauser weiter. Welche wirtschaftlichen Tätigkeiten werden am Wiesemannhof ausgeübt? Manuel Oberhauser: Da wäre zum einen die Milchwirtschaft mit der Produktion von Bioheumilch, zum anderen die Holzwirtschaft mit ca. 70 Hektar Wald. Ein weiteres Standbein stellt der Urlaub auf dem Bauernhof mit unseren drei Ferienwohnungen dar. Darüber hinaus sind wir auch in der Direktvermarktung von Produkten wie Kartoffeln und Getreide tätig. Sind Sie Vollerwerbs- oder Nebenerwerbsbauer? Welche Ausbildung haben Sie absolviert?

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Manuel Oberhauser: Ich bin im Vollerwerb tätig. Eigentlich wollte ich nicht in der Landwirtschaft Fuß fassen, weshalb ich nach der Matura am Realgymnasium Bauingenieurwesen in Graz studiert habe. Als mein Vater dann aufgrund von gesundheitlichen Problemen Unterstützung am Hof brauchte, bin ich nach Antholz zurückgekehrt. Hier habe ich die Möglichkeit mich selbst zu verwirklichen - ein wichtiger Schritt war dabei der Umstieg von der konventionellen auf Biolandwirtschaft im Jahre 2014. Verschiedene landwirtschaftliche Fortbildungskurse und vor allem das Wissen meines Vaters sind mir sehr hilfreich. Haben Sie eine Familie? Wer wohnt alles am Hof? Manuel Oberhauser: Ja, ich habe eine Familie. Auf dem Hof wohnen meine Eltern, mein Onkel und meine Tante, mein Zwillingsbruder, meine Frau, meine zwei Kinder und ich. Wie hat sich das Coronavirus auf ­Ihren Sektor ausgewirkt? Manuel Oberhauser: Was die Sparte Urlaub auf dem Bauernhof betrifft, so hat sich Corona stark ausgewirkt, da nach der BiathlonWeltmeisterschaft 2020 die touris-

Landwirtschaftsbetrieb mit Tradition: der Wiesemannhof in Antholz.

tische Tätigkeit arg eingeschränkt war. Grundsätzlich kann ich aber sagen, dass wir keine großen Umsatzeinbußen hinnehmen mussten, da wir glücklicherweise breit aufgestellt sind. Zudem haben wir versucht, auf der Kostenseite anzusetzen und Spesen einzusparen, beispielsweise indem ich Arbeiten am Haus in Eigenregie durchgeführt habe. Was sind Ihre Zukunftspläne? Manuel Oberhauser: Ein ganz wichtiges Anliegen sind mir die Nachkommen, sodass der Hof auch in Zukunft weitergeführt wird. Selbstverständlich kann dabei aber niemand zur Hofübernahme gezwungen werden, das muss aus freiem Willen und aus Freude zur Landwirtschaft geschehen. Die Sanierung des alten Wohnhauses, das Mahlen

des selbst angebauten Getreides in der hofeigenen Mühle sowie das Anlegen einer Teichlandschaft im Wald als ökologische Ausgleichsmaßnahme sind weitere Zukunftspläne, die ich gerne umsetzen würde. Antholz ist eng mit dem Biathlonsport verbunden: Wird sich Olympia 2026 auch auf die wirtschaftliche Tätigkeit Ihres Hofs auswirken? Falls ja, wie? Manuel Oberhauser: Ich gehe stark davon aus, dass es für unsere Tätigkeit keine Auswirkungen hat, da Urlaub auf dem Bauernhof für uns einen Nebenerwerb darstellt. Was ich aber hoffe ist, dass Antholz durch derartige Großveranstaltungen und deren Bewerbung nicht zu einem zweiten Prags wird, verbunden mit den negativen Auswirkungen für die einheimische Bevölkerung.

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