Für die Wirtschaft 4-2024

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Treffpunkt

Unternehmensnachfolge

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Die Südtiroler Wirtschaftsverbände auf dem Prüfstand

Seiten 2-3-4

Interview: Energie unter Kontrolle

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HANDELS-, INDUSTRIE-, HANDWERKS-, TOURISMUS-
LAND­
BOZEN Nr. 4 | Juni 2024 ”Poste Italiane s.p.a.Spedizione in A.P. -70%CNS Bolzano. Periodicità: otto volte l‘anno”
UND
WIRTSCHAFTSKAMMER

Die Südtiroler Wirtschaftsverbände auf dem Prüfstand

Die Wirtschaftsverbände sind wichtige Akteure der lokalen Wirtschaft. Ihr Ziel ist es, für die Mitgliedsbetriebe optimale Rahmenbedingungen zu schaffen und sie in ihrer unternehmerischen Tätigkeit zu unterstützen. Das WIFO der Handelskammer Bozen hat im Jahr 2023 über 2.300 Mitglieder aller Südtiroler Wirtschaftsverbände befragt, um ihre Zufriedenheit und die Attraktivität der ehrenamtlichen Tätigkeit zu untersuchen.

Die Funktionär/innen loben unter anderem das gute Arbeitsklima bei der ehrenamtlichen Tätigkeit.

Die Wirtschaftsverbände sind das Sprachrohr der Südtiroler Wirtschaft. Einen wesentlichen Beitrag für ihre Arbeit leisten die ehrenamtlich tätigen Funktionärinnen und Funktionäre. Verbände sind aber nur dann stark, wenn sie sich auf eine breite Basis von Mitgliedern stützen können, die mit den Leistungen zufrieden sind und ihre Interessen gut vertreten sehen. Darüber hinaus stehen die Verbände vor der ständigen Herausforderung, Mitglieder für die ehrenamtliche Tätigkeit als Funktionärinnen und Funktionäre zu gewinnen. Aus diesem Grund hat das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen von Frühjahr bis Herbst 2023 über 2.300 Mitglieder bis 65 Jahre aller Südtiroler Wirtschaftsverbände online befragt, um einerseits zu verstehen, in welchen Bereichen die Verbände

noch Verbesserungsbedarf haben und andererseits, wie auch weiterhin neue Mitglieder für die ehrenamtliche Tätigkeit gewonnen werden können.

Die Zufriedenheit mit den Wirtschaftsverbänden

In Südtirol sind acht Wirtschaftsverbände aktiv, welche die Interessen von über 32.000 Mitgliedsbetrieben vertreten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mitgliedschaft nicht nur wirtschaftliche Vorteile bringt, sondern auch eine persönliche Weiterentwicklung und soziale Vernetzung ermöglicht. Insgesamt sind die Mitglieder mit den Dienstleistungen, der Interessenvertretung und dem Engagement der Verbände zufrieden. Sie loben vor allem die sehr freundlichen und fachlich kompetenten

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und heben die Qualität der angebotenen Dienstleistungen hervor. Allerdings wünschen sich die Mitglieder ein deutlich stärkeres Engagement zu den viel diskutierten Themen Bürokratieabbau und Fachkräftemangel.

Die Attraktivität der Funktionärstätigkeit

Bei der Erfüllung ihrer Aufgaben stützen sich die Wirtschaftsverbände auf das ehrenamtliche Engagement von über 3.000 Funktionärinnen und Funktionären. Als gewählte Vertreterinnen und Vertreter gestalten sie die Verbandspolitik mit, setzen sich für die Anliegen der Mitglieder ein und leisten eine wichtige Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Die Funktionärinnen und Funktionäre sind

größtenteils zufrieden mit den Aspekten der ehrenamtlichen Tätigkeit. Besonders gelobt werden das gute Arbeitsklima, die Möglichkeit, das eigene Netzwerk auszubauen und die gute Organisation der Verbandsgremien. Verbesserungspotenzial sehen sie jedoch in Bezug auf die Wertschätzung der Funktionärstätigkeit und der Vertretung von jüngeren Mitgliedern in den Gremien. Ein besonders positives Ergebnis der Analyse ist, dass es viele potenzielle Interessierte für die Funktionärstätigkeit gibt. Ein Drittel der befragten Mitglieder ohne Funktionärsamt könnte sich vorstellen, ein solches Amt zu übernehmen, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. Dazu zählen die Möglichkeit, aktiv mitgestalten zu können, ein gutes Arbeitsklima unter den Funktionärinnen und Funktionären und die Wertschätzung der ehrenamtlichen Tätigkeit von außen.

Schlussfolgerungen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Mitglieder sowohl mit den Dienstleistungen als auch mit der Interessenvertretung und dem Engagement der Verbände zufrieden sind. Dennoch gibt es einige Punkte, in denen sich die Wirtschaftsverbände noch verbessern können. So ist eine stärkere Unterstützung beim Bürokratieabbau und bei der Bewältigung des Fachkräftemangels ein wichtiges Anliegen vieler Mitglieder. Dass die Mitarbeit von Mitgliedern attraktiv ist, zeigt die hohe Zufriedenheit der aktiven Funktionärinnen und Funktionäre. Den-

für die WIRTSCHAFT www.handelskammer.bz.it
2 WIFO-Kurzbericht | Handelskammer
"Wi

e b e w e rten S i e d as En g ag ement Ih re s Ve

rb ande s z u fo l g end en T h e men?"

Verteilung der Mitglieder der großen Verbänden (a) in Prozent

Zu wenig Genau richtig Zu viel

Bürokratieabbau

Fachkräftemangel

Umweltschutz

Soziale Themen

Gleichstellung von Mann und Frau

Innovation/Digitalisierung

(a) SBB, lvh.apa, hds und HGV

Quelle: WIFO (eigene Erhebung)

2024 WIFO

Insgesamt sind die Mitglieder mit dem Engagement der Verbände zufrieden, lediglich bei den viel diskutierten Themen Bürokratieabbau und Fachkräftemangel ist ein stärkerer Einsatz erwünscht.

noch gilt es, die Attraktivität der ehrenamtlichen Mitarbeit weiterhin zu gewährleisten und für interessierte Mitglieder offen zu sein. Ein besonders positives Ergebnis der Analyse ist, dass der Pool potenzieller Kandidatinnen und Kandidaten groß und vielfältig ist, was Geschlecht, Altersgruppe, Bildungsgrad oder Motive für die Mitgliedschaft betrifft.

Neue Funktionär/innen gewinnen

In Bezug auf die Herausforderung, neue Funktionärinnen und Funktionäre zu gewinnen, können folgende Ansätze in Betracht gezogen werden:

» Wichtige Anliegen für die Funktionärstätigkeit sichern: Die Möglichkeit, etwas zu verändern, ein gutes Arbeitsklima, Online-Sitzungen und Wertschätzung von außen für die ehrenamtliche Tätigkeit, sind häufig genannte Voraussetzungen, die sich die Mitglieder von einer Funktionärstätigkeit erwarten.

» Aufklärung über Zeitaufwand: Zeitmangel ist ein häufig genannter Grund, warum sich ei-

nige Mitglieder nicht vorstellen können, eine Funktionärstätigkeit zu übernehmen. Der tatsächliche Zeitaufwand für Sitzungen und Veranstaltungen hält sich jedoch nach Einschätzung der bereits aktiven Funktionärinnen und Funktionäre in vielen Verbänden in Grenzen. Um hier mehr Klarheit zu schaffen, könnten die Verbände besser über den tatsächlichen Zeitaufwand der Funktionärstätigkeit informieren.

» Direkt an die Mitglieder herantreten: Mitglieder, die sich vorstellen können, ein Funkti-

onärsamt zu übernehmen, lassen sich nicht auf bestimmte Persönlichkeitsmerkmale oder ein bestimmtes Alter und Geschlecht reduzieren, sondern haben sehr heterogene Eigenschaften. Um auch potentielle Mitglieder für die Funktionärstätigkeit zu gewinnen, sollten Interessierte direkt angesprochen werden.

INFO

WIFO – Wirtschaftsforschung

Tel. 0471 945 718 - 726 wifo@handelskammer.bz.it www.wifo.bz.it

Die Möglichkeit, etwas zu verändern, ist neuen Funktionär/innen ein wichtiges Anliegen.

„Die Wirtschaftsverbände unterstützen die unternehmerische Tätigkeit der Mitglieder durch ein breites Dienstleistungsangebot und eine gebündelte Interessenvertretung. Die hohe Zufriedenheit der Mitglieder ist eine Bestätigung für die geleistete Arbeit.“

Dr. Michl Ebner

Präsident der Handelskammer Bozen

„Die Zahlen unterstreichen, wie wichtig die Verbandsarbeit in Südtirol ist: Acht Wirtschaftsverbände vertreten die Interessen von über 32.000 Mitgliedsbetrieben. Bei der Erfüllung ihrer Aufgaben stützen sich die Verbände auf das ehrenamtliche Engagement von über 3.000 Funktionärinnen und Funktionären.“

Dr. Alfred Aberer

Generalsekretär der Handelskammer Bozen

für die WIRTSCHAFT www.handelskammer.bz.it
0% 20% 40% 60% 80% 100%
3 WIFO-Kurzbericht | Handelskammer

Die Südtiroler Wirtschaftsverbände

Acht Wirtschaftsverbände vertreten die Interessen von über 32.800 Mitgliedsbetrieben.

Zu ihnen zählen der Südtiroler Bauernbund (SBB), der Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister (lvh.apa), der Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol (hds), der Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV), Confesercenti Alto Adige Südtirol, Unione provinciale degli Artigianti e delle Piccole Imprese (CNA-SHV), der Unternehmerverband Südtirol (UVS) und die Vereinigung der Südtiroler Freiberufler (VSF).

Die Zufriedenheit mit den Wirtschaftsverbänden

Insgesamt sind die Mitglieder mit der Interessensvertretung der Verbände zufrieden.

Sehr zufrieden Eher

In diesen Bereichen fordern die Mitglieder mehr Engagement.

Soziale Themen

Gleichstellung von Mann und Frau

Innovation/Digitalisierung

Die Attraktivität der Funktionärstätigkeit

Über 3.000 Funktionär/innen setzen sich ehrenamtlich ein.

Die Funktionär/innen sind mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit insgesamt zufrieden.

etwas zu verändern

Die Bereitschaft eine Funktionärstätigkeit zu übernehmen ist hoch.

Diese Voraussetzungen müssen dafür erfüllt werden.

Möglichkeit etwas zu verändern

für die WIRTSCHAFT www.handelskammer.bz.it Wirtschaft in Zahlen | Handelskammer
32
Quelle: WIFO, eigene Erhebung, 2024
31,9% 52,2% 12,2% 3,7% 33
32,8% 67,2% Ja Nein Arbeitsklima
Möglichkeit
Wertschätzung Bürokratieabbau Fachkräftemangel
Kontakte knüpfen
Umweltschutz
75,1% 93,7% 90,7% 75,1%
Gutes Arbeitsklima Wertschätzung Online-Sitzungen Vertretung von Jung/Alt 52,8% 44,8% 71,7% 28,3% 24,3% 20,7% 18,3% 34,6% 33,9% 32,4% 30,9%
zufrieden
unzufrieden Unzufrieden 4
Eher

Treffpunkt Unternehmensnachfolge

Kürzlich veranstaltete die Handelskammer Bozen gemeinsam mit den AktivSenioren Südtirol den Treffpunkt Unternehmensnachfolge, um über wichtige Aspekte der Betriebsübergabe zu informieren.

Die Unternehmensnachfolge ist auch in Südtirol ein aktuelles Thema. Dabei gilt: nichts dem Zufall überlassen! Damit sich die Südtiroler Unternehmen Anregungen und Ideen von Experten holen und unterein -

ander austauschen konnten, organisierte die Handelskammer Bozen gemeinsam mit den AktivSenioren Südtirol eine Informationsveranstaltung zur Unternehmensnachfolge.

Die AktivSenioren Südtirol

sind eine Vereinigung von ehemaligen Führungskräften aus verschiedenen Branchen. Sie unterstützen kleine und mittlere Unternehmen bei betriebswirtschaftlichen Aufgaben und Aspekten und beglei -

ten Betriebe bei der Nachfolge.

INFO

Unternehmensnachfolge

Handelskammer Bozen

Tel. 0471 945 671 generation@handelskammer.bz.it

Bild). Im Anschluss sprach Günther Bellutti, ebenfalls von den AktivSenioren Südtirol, zum Thema „Generationenwechsel im Unternehmen: Klug planen, erfolgreich übergeben“ (rechts).

Steuerberater Emmerich Griesser (Bild links) sowie Notar Walter Crepaz (mittleres Bild) sprachen zum steuerlichen Aspekt der Unternehmensnachfolge bzw. zu „Schenkung und Erbschaft: ein rechtlicher Überblick“. Moderiert wurde das Event von Sabine Platzgummer vom Service für Unternehmensnachfolge der Handelskammer Bozen (rechts).

Das Publikum lauschte gespannt den Ausführungen der Referent/innen (Bild links). Bei den Expertengesprächen am Runden Tisch wurden verschiedene Aspekte der Unternehmensnachfolge vertieft (rechts).

für die WIRTSCHAFT www.handelskammer.bz.it Highlight | Handelskammer
Nach den Grußworten von Alfred Aberer, Generalsekretär der Handelskammer Bozen (Bild links), stellte Hard Noflatscher die AktivSenioren Südtirol vor, deren Präsident er ist (mittleres
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Wirtschaftstag 1: für Berufsschüler/innen

Seit zehn Jahren bringt der Wirtschaftstag für Berufsschüler/innen Jugendliche aus ganz Südtirol und Vertreter/innen verschiedener Berufe zusammen.

Zu Beginn der Veranstaltung berichteten fünf ehemalige Berufsschulabsolvent/innen von ihrem Karriereweg und den Plänen für ihre berufliche Zukunft. Zu Gast waren der Tischler Patrik Gampenrieder (Tischlerei Gampenrieder, Ritten), die Inhaberin eines Bioladens Doris Karadar (Bio Paradies, Eppan), der Gärtner Stephan Kircher (Gärtnerei Kircher, Bozen), der Kochlehrer Roberto Monte (Landesberufsschule „Cesare Ritz“, Meran) und der Maurer und Vorarbeiter Fabian Steiner (Bauunternehmen Plattner, Leifers).

Bei den praxisnahen Workshops lernten die Jugendlichen Wissenswertes zu Themen rund um den Berufseinstieg. Die Workshops wurden in Zusammenar-

beit mit den Expert/innen Elena Faccio (Beraterin und CoachingExperte für Soft Skills), Christoph Pillon (Head of Business

Development Karriere Südtirol), Dorotea Postal (Amt für Ausbildungs- und Berufsberatung), Manuel Tschöll (Arbeitsrechtsbera-

Wirtschaftstag 2: WFO Bozen

ter RST Freiberufler) und Anna Überbacher (Beraterin bei Business Pool) durchgeführt. Im Anschluss präsentierten die Schüler/ innen den anderen Jugendlichen, welche Tipps und Tricks sie aus den Expertenvorträgen für die Zukunft mitnehmen werden.

Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen organisierte den Wirtschaftstag für Berufsschüler/ innen gemeinsam mit der deutschen und italienischen Berufsbildung sowie den Fachschulen für Land-, Forst- und Hauswirtschaft.

INFO

WIFO - Wirtschaftsforschung

Tel. 0471 945 708 wifo@handelskammer.bz.it www.wifo.bz.it

Kürzlich fand der 13. Wirtschaftstag für die Abschlussklassen der Wirtschaftsfachoberschule „Heinrich Kunter“ Bozen statt, der alljährlich vom WIFO der Handelskammer Bozen organisiert wird.

Bereits im Herbst waren die Abschlussklassen der Wirtschaftsfachoberschule Bozen zu Gast bei den sieben teilnehmenden Unternehmen engo GmbH, Fruitservice GmbH, Kellerei Bozen, Pichler Projects GmbH, Reusch International AG, Schweitzer Project AG und Solos Aquaponix GmbH. Ziel war es dabei, die Unternehmen kennenzulernen und einen persönlichen Einblick in die Geschäftsphilosophie, die Arbeitsabläufe im Betrieb und die zukünftigen Herausforderungen der Unternehmen zu erhalten. Im Unterricht bearbeiteten die über 100 Schülerinnen und Schüler dann konkrete Aufgabenstellungen, die sie von den Unternehmen erhalten hatten. So wurden beispielsweise be-

triebsinterne Logistiklösungen gefunden, Kommunikationsund Marketingstrategien erarbeitet, Strategien für das Zusammenspiel mehrerer Generationen im Betrieb erarbeitet und ein neues Produkt entwickelt.

Win-win-Situation

Am Wirtschaftstag präsentierten die Schülerinnen und Schüler ihre Lösungsvorschläge den teilnehmenden Unternehmen und erhielten von ihnen wertvolles Feedback. Die beste Präsentation wurde mit einem Preisgeld von 300 Euro vom WIFO ausgezeichnet. Von der Initiative können beide Seiten profitieren: Der Wirtschaftstag ist nicht nur eine Gelegenheit für die Jugendlichen, konkrete Geschäftsherausforderungen anzugehen, sondern auch eine Chance für Unternehmen, frische Perspektiven und Lösungsvorschläge zu erhalten.

an den Wirtschaftstagen teilnehmen.

INFO

WIFO - Wirtschaftsforschung Tel. 0471 945 708 wifo@handelskammer.bz.it www.wifo.bz.it

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Jetzt anmelden: Südtiroler Unternehmen können auch im nächsten Jahr
6 Aktuell | Handelskammer
Die Testimonials Patrik Gampenrieder, Fabian Steiner, Doris Karadar, Stephan Kircher und Roberto Monte (v.l.n.r.).

Effiziente Prozessplanung durch smarte Modelle

Probleme im Unternehmen vorherzusehen, bevor sie entstehen und Lösungen zu finden, bevor Schaden verursacht wird. Im Zuge eines gemeinsamen „Smart Factory“-Projektes von Alpitronic und der Freien Universität Bozen nahm dieser Traum Gestalt an. Wir haben mit Max Thurner von Alpitronic gesprochen.

Herr Thurner, wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen Alpitronic und der Uni Bozen?

Max Thurner: Der Startschuss der Zusammenarbeit zwischen dem Labor der Smart Mini Factory der Uni Bozen und der Abteilung Process Planning von Alpitronic fiel im Jahr 2021– für die Planung der Produktionsprozesse im Umfeld der Neuentwicklung des HYC50, einer Ladesäule mit 50 Kilowatt Leistung. Mit dem Wunsch, die Produktionsstraße bestmöglich auf potenzielle Industrie 4.0-Anwendungen vorzubereiten, wandte sich Alpitronic deshalb an die Uni Bozen.

Wie wurden Sie in dieses Projekt involviert?

Ich habe damals gerade mein Masterstudium Industrial Mechanical Engineering gemacht, im Rahmen dessen ein Study Project vorgesehen war. Dabei kam ich in Kontakt mit Tobias Schweiggl, einem der ersten Mitarbeiter bei Alpitronic. Ziel war die Entwicklung eines digitalen 3D-Modells mit Erstellung einer Simulation der HYC50-Produktion. Das ist die Vorstufe im Entwicklungsprozess, also dem „digitalen Schatten“ und dem „digitalen Zwilling“ vorgelagert.

Max Thurner studierte in Italien und Deutschland und schloss sein Masterstudium mit Double Degree an der Freien Universität Bozen und der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg ab. Sein akademisches Wissen bereicherte er durch Arbeitserfahrungen im In- und Ausland, u.a. bei BMW im Bereich Technologieentwicklung und Innovation und bei Alpitronic, wo er die Produktions- und Logistikprozesse analysierte und optimierte. Seit 2023 arbeitet er in der Prozessplanung bei Alpitronic.

Wie kann man sich das als Laie vorstellen?

Beim digitalen Modell handelt es sich zunächst um ein statisches 3D-Modell der Produktion, das keine Live-Daten aus der physischen Produktion rausziehen kann. Der digitale Schatten nimmt dann eine dynamische Form an. Dabei werden Veränderungen, die in der Produktion passieren, digital übertragen. Der digitale Zwilling ist die dritte Ausbaustufe. Er ist im Stande, Daten vor und zurückzuschicken und somit auf Veränderungen in der Produktion zu reagieren.

Wie macht das der digitale Zwilling? Über Sensorik und Echtzeit-Datenerfassung, in Kombination mit Entscheidungsbäumen und Algorithmen verfolgt ein digitaler Zwilling die Prozesse und das Equipment einer Produktion. Er spiegelt das physische Equipment und kann analysieren und simulieren, wie sich dieses verhält. Es handelt sich um eine intelligente Vernetzung von Maschinen und Abläufen.

Welche Projekte dieser Art sind bei Alpitronic derzeit in der Umsetzung? Innerhalb meiner praxisorientierten Facharbeit entstand das di-

gitale Modell der Fertigung des HYC50 für eine unserer Produktionsstätten. Wir nutzen diese Erfahrungswerte auch bei neuen Produktionsplanungen. Auf diese Weise studieren wir die korrekte Anordnung der Produktionslinien, Bereitstellungen, wie sich Materialflüsse ideal ergeben und wie Logistikprozesse effizienter angeordnet werden können. Im Rahmen eines PhD-Programms in Zusammenarbeit mit der Uni Bozen wird die Weiterführung des Projekts in Richtung digitaler Zwilling angesteuert.

Rechnet sich der Aufwand? Welche Ergebnisse erzielt man dadurch? Ja, absolut. Es ergaben sich u.a. Anpassungen und Korrekturen der Linien, die man ohne die Simulation erst später bemerkt hätte. Das hätte zur Folge gehabt, dass Mitarbeitende sich im Weg sind, Zeitverluste entstehen und hätte sicherlich zu einem ökonomischen Schaden geführt. Durch die Simulation ist ein ressourcen- und kostenschonender sowie effizienter Arbeitsablauf garantiert. Langfristig hat man also viele Vorteile.

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7 Interview | Handelskammer
Ein digitales Modell der Montagelinie bei Alpitronic.

Kooperationsvereinbarung für Meisterkurse erneuert

Kürzlich hat das WIFI die dritte Auflage der neuen Vorbereitungskurse für den wirtschaftlich-rechtlichen Teil der Meisterprüfung abgeschlossen. Die erfolgreiche Kooperation mit dem Land Südtirol wird fortgeführt.

Das Land Südtirol und die Handelskammer Bozen arbeiten seit einigen Jahren eng im Bereich der Meisterausbildung zusammen. Seit 2021 organisiert das WIFI, der Service für Weiterbildung und Personalentwicklung der Handelskammer, die Lehrgänge Unternehmensführung der Meisterprüfung. Angehende Meister/innen erhalten in diesen Lehrgängen einen kompakten Einblick in die verschiedenen Aspekte moderner Unternehmensführung und können sich gezielt auf die Meisterprüfung vorbereiten. Die dreijährige Kooperation zwischen dem WIFI und dem Landesamt für Lehrlings- und Meisterausbildung war sehr erfolgreich, deshalb wurde erneut eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen.

Kontinuierliche Optimierungen

Anlässlich der ersten Kooperationsvereinbarung 2021 wurden die Lehrgänge Unternehmens-

Meisteranwärter/innen beim Workshop Rapid Prototyping.

führung komplett überarbeitet. Die Kurse wurden an internationale Standards angepasst und die Praxisorientierung erhöht. Um Qualität und Aktualität sicherzustellen, werden die Kurse jährlich evaluiert und laufend weiterentwickelt. Als neueste Optimierung wurde ein optionales Mathematikmodul mit Selbst-Test entwickelt, das sehr gut angenommen wurde. Zudem

wurde heuer mit dem NOI Techpark ein Innovationsworkshop organisiert, bei dem die Teilnehmenden den Ansatz des „Rapid Prototyping“ praktisch kennenlernen konnten.

Start der nächsten Kurse

Für Herbst 2024 sind wieder vier Lehrgänge Unternehmensführung im Handwerk in Bozen,

Brixen, Bruneck und Meran geplant. Interessierte können sich bis 30. Juni 2024 beim WIFI anmelden. Nähere Informationen finden sich unter www.wifi.bz.it/ de/meisterausbildung.

INFO

WIFI – Weiterbildung und Personalentwicklung Tel. 0471 945 527 wifi@handelskammer.bz.it

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Aktuell | Handelskammer und Skifahren? oder Exzellente Schulbildung HIF.CH ( 8

Update: erneuerbare Energiegemeinschaften

Die letzten noch fehlenden Informationen zur Umsetzung der erneuerbaren Energiegemeinschaften sind veröffentlicht.

Eine Energiegemeinschaft verfolgt das Ziel, gemeinsam erneuerbare Energie zu erzeugen und diese als selbständig und selbstverantwortlich handelnde Bürger/innen gemeinsam zu verbrauchen. Der Service Digitales Unternehmen - PID der Handelskammer Bozen hat in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Energieverband - SEV kürzlich ein Webinar zu den erneuerbaren Energiegemeinschaften veranstaltet. Dabei haben Asko Rienzner und Stephanie Maffei vom SEV die operativen Regeln für die Umsetzung der erneuerbaren Energiegemeinschaften vorgestellt.

Wer hat Anrecht auf die Förderungen?

Der in Italien für die Förderung von erneuerbarer Energie zuständige GSE (Gestore dei Servizi Energetici) hat im Februar Durch-

führungsbestimmungen zum Ministerialdekret zur Förderung von Energiegemeinschaften veröffentlicht. Wichtig ist: Eine Energiegemeinschaft kann den staatlichen Fördertarif (bis zu 130 €/MWh), der ihr für die gemeinsam genutzte erneuerbare elektrische Energie zusteht, grundsätzlich nur dann in Anspruch nehmen, wenn die eigenen Produktionsanlagen nach der Gründung der Energiegemeinschaft in Betrieb gegangen sind. Ältere Anlagen werden nur unter bestimmten Voraussetzungen zur Förderung zugelassen. Für Produktionsanlagen, die zwischen dem 16. Dezember 2021 und dem 23. Januar 2024 in Betrieb genommen wurden, müssen geeignete Unterlagen vorgelegt werden, die zeigen, dass diese Anlagen mit dem Ziel errichtet wurden, von einer Energiegemeinschaft geführt zu werden. Produktionsanlagen, die hingegen

bereits vor dem 15. Dezember 2021 Strom produziert haben, können zwar für die Energiegemeinschaft angemeldet werden, sind aber nicht zur Förderung zugelassen. Außerdem darf ihre Leistung den Grenzwert von 30 Prozent der Gesamtleistung aller Produktionsanlagen in der Energiegemeinschaft nicht überschreiten. Der staatliche Fördertarif, der 20 Jahre lang angewandt wird, kann in bestimmten Fällen mit einem zusätzlichen Investitionsbeitrag aus dem Nationalen Fonds für Aufbau und Resilienz (PNRR) von bis zu 40 Prozent der zugelassenen Kosten (etwa für die Errichtung der Produktionsanlage und den Anschluss an das Stromnetz) kombiniert werden. Dieser PNRR-Beitrag steht aber nur für Produktionsanlagen in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern zur Ver-

fügung und kann nur nach der Gründung der Energiegemeinschaft beantragt werden.

Wie gründet man eine Energiegemeinschaft?

Jede Energiegemeinschaft braucht ein Statut, das den Vorgaben des GSE entsprechen muss. Eine autonome und allgemein zugängliche Energiegemeinschaft strebt statuarisch ökologische, wirtschaftliche oder soziale Vorteile für die Gemeinschaft an und nicht individuelle finanzielle Gewinne. Die Mitglieder der Energiegemeinschaft, die die Kontrollbefugnis haben, müssen in jenen Gemeinden ansässig sein, in denen sich deren Produktionsanlagen befinden. Energiegemeinschaften können natürliche Personen, Vereinigungen mit Rechtspersönlichkeit, kleine und mittlere Betriebe, Gebietskörperschaften oder Behörden bilden. Große Unternehmen sind von der Mitgliedschaft daher automatisch ausgeschlossen.

Mitglieder einer Energiegemeinschaft können ihren Stromversorger weiterhin frei wählen und jederzeit aus der Gemeinschaft austreten. Energiegemeinschaften brauchen Verwalter, die bürokratische Aufgaben zu erledigen haben. So muss dem GSE jährlich ein ausführlicher Bericht über die durch die Förderungen generierten Vorteile für die Energiegemeinschaft und die einzelnen Mitglieder vorgelegt werden. Deshalb ist jede Energiegemeinschaft verpflichtet, eine getrennte Buchhaltung für die von ihr erhaltenen öffentlichen Beiträge zu führen.

INFO

Digitales Unternehmen - PID Tel. 0471 945 691 - 538 digital@handelskammer.bz.it

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9 Erneuerbare Energien | Handelskammer
Erneuerbare Energiegemeinschaften: sie bieten Kostenvorteile durch die Bündelung von Ressourcen und die staatlichen Förderungen.

Zu Tisch mit den heimischen Genuss-Originalen

Qualitätsprodukte aus Südtirol waren in den Vinum Hotels Südtirol für mehr als zwei Wochen bei fast allen Mahlzeiten vertreten und erhielten somit mehr Sichtbarkeit und Bekanntheit.

Produkte mit europäischen Ursprungsbezeichnungen wie Äpfel, Speck und Schüttelbrot g.g.A. oder Wein D.O.C. sowie Produkte mit dem Qualitätszeichen Südtirol wie Milch, Milchprodukte oder Honig und Apfelsaft waren für mehr als zwei Wochen bei allen Mahlzeiten der renommierten Hotelgruppe stark vertreten – vom Frühstück über den Snack zwischendurch bis zum Aperitif und anschließendem Abendessen.

Rendezvous mit Südtirols Originalen

Die Initiative unter dem Motto „Rendezvous mit Südtirols Originalen“ war das Ergebnis einer Kooperation zwischen den Vinum

Scheinwerfer an für Qualitätsprodukte aus Südtirol hieß es im April in den Vinum Hotels Südtirol.

Hotels Südtirol und den verschiedenen Lebensmittel-Konsortien sowie IDM Südtirol. Ziel war es, den heimischen Produkten eine besondere Bühne zu bieten, um ihnen so mehr Sichtbarkeit und Bekanntheit zu garantieren. Zum einen sollte der Gast für die Produkte mit dem Qualitätszeichen

sensibilisiert werden. Gleichzeitig sollten sich auch die Hoteliers bewusst werden, welche Vielfalt und Qualität die lokalen Südtiroler Produkte zu bieten haben. Im besten Fall sollten so langfristige Beziehungen zwischen den Produzent/innen und den Vinum Hotels entstehen. Die Spezialitä-

tenwochen wurden bewusst in die Randsaison gelegt, damit das Personal der Vinum Hotels genügend Zeit für eine entsprechende Vorbereitung und aufmerksame Begleitung der Aktion hatte. An der Initiative nahmen 16 Vinum Hotels aus ganz Südtirol teil. Dafür öffneten die Betriebe die Pforten ihrer Restaurants auch für Gäste, die nicht im eigenen Hotel logierten. Eine Fortsetzung der Initiative für nächstes Jahr ist bereits in Planung.

INFO

IDM Südtirol

Alena Pichler Tel. 0471 094 040 alena.pichler@idm-suedtirol.com www.idm-suedtirol.com

„Wein in Südtirol“

Kürzlich wurde das neue Standardwerk zu Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Südtiroler Weins vorgestellt.

Das Buch ist im Athesia-Tappeiner Verlag erschienen und wurde kürzlich auf Schloss Maretsch in Bozen vorgestellt.

„Wein in Südtirol – Geschichte und Gegenwart eines besonderen Weinlandes“ nennt sich das 520 Seiten starke Buch, das vom Kon-

sortium Südtirol Wein herausgegeben und mit der Unterstützung der deutschen Kulturabteilung des Landes verwirklicht wurde. Es bie-

tet einen Einblick in die unterschiedlichen Facetten von Wein, Weinland und Weinkultur und soll den Leser/innen zuallererst die Bedeutung von Weinbau und Wein für die Entwicklung unseres Landes näherbringen.

Thematisch breit aufgestellt

Im ersten Abschnitt des Buches geht es um die Grundlagen des Weinlandes Südtirol, also etwa um Böden, Klima, Rebsorten und Lagen. Im zweiten Abschnitt werden die historischen Wurzeln des Weinbaus offengelegt und dabei wird ein weiter Bogen von den Rätern bis zur heutigen Qualitätsweinproduktion gespannt. Der Entwicklung von Produktion und Konsum ist der dritte Abschnitt von „Wein in Südtirol“ gewidmet, in dem

Themen wie Weinhandel, Verkostungen, Weinrecht oder die Entwicklung von Weinbau und Kellertechnik behandelt werden. Im vierten Abschnitt geht es dagegen um die Einflüsse des Weins auf die Südtiroler Kultur, also auf Kunst, Architektur, Literatur und Stadtbild. Im fünften Abschnitt werden schließlich die zentralen Player der Südtiroler Weinwirtschaft vorgestellt, und zwar nicht „nur“ jene aus der Produktion, sondern auch jene, die den Rahmen gestalten: die Forschung, die Aus- und Weiterbildung, die Beratung und Vermittlung.

INFO

Konsortium Südtirol Wein

Direktor Eduard Bernhart Tel. 0471 1884772 eduard.bernhart@suedtirolwein.com www.suedtirolwein.com

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Aktuell | Handelskammer
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Energie unter Kontrolle

Energie ist teuer und schlägt sich auf den ökologischen Fußabdruck von Betrieben nieder. Daher ist es für Unternehmen wichtig, die Energieflüsse im Betrieb zu kennen, sie unter Kontrolle zu halten und so Einsparpotenzial zu nutzen. Wie Energiemonitoring und Energiemanagement in der Praxis aussehen, weiß Wolfgang Knollseisen von der Brixner Alupress AG.

Herr Knollseisen, Aluminiumdruckgussteile herzustellen ist energieintensiv. Beschäftigt sich Ihr Unternehmen daher ausgiebig mit Monitoring und Management des Energieverbrauchs?

Wolfgang Knollseisen: Der Energieverbrauch war für uns immer schon ein wichtiges Thema, weil wir ein Unternehmen sind, das sehr viel Energie braucht. Zum zentralen Thema wurden Energiemonitoring und -management im Zuge der Bemühungen, unseren CO2-Fußabdruck zu verkleinern und bis 2030 auf Null zu bringen.

Ein effizientes Energiemanagement hat in Ihrem Unternehmen also neben der wirtschaftlichen auch eine ökologische Seite? Mit Sicherheit. Wobei der ökologische Nutzen ja auch wieder einen wirtschaftlichen Vorteil mit sich bringt. So setzen unsere Kunden – wir beliefern vor allem die Automobilindustrie – einen Plan zur CO2-Reduktion voraus. Zudem ist die Nachhaltigkeit bei der Suche nach neuen Mitarbeiter/innen ein wichtiges Argument.

Was kommt beim systematischen Energiesparen zuerst: das Monitoring oder das Management?

Das ist schwierig zu trennen. Wenn man heute seinen Keller

Wolfgang Knollseisen, Jahrgang 1967, ist CFO der Alupress AG mit Hauptsitz in Brixen, die mit zwei weiteren Standorten in Thüringen und South Carolina (USA) Aluminiumdruckguss-Komponenten in höchster Präzision und Qualität für die Automobilindustrie herstellt. Knollseisen hat Betriebswirtschaftslehre in Verona studiert und ist seit rund 20 Jahren für Alupress tätig, wo er unter anderem auch den Bereich Umwelt und Energie verantwortet.

aufräumt, weiß man genau, wo sich am meisten Mist angesammelt hat. So ähnlich ist es beim Energiesparen: Am Anfang weiß man intuitiv, wo den Hebel ansetzen. Allerdings braucht man genaue Daten, um eine verlässliche Kosten-Nutzen-Rechnung anzustellen.

Heute sind alle Stromverbraucher in Ihrem Betrieb mit Sensoren ausgestattet, die einer Software verlässliche Daten rückmeldet.

Genau. Unser Monitoringsystem trackt unsere Energieflüsse und macht es möglich, die Verbräuche stetig vor Augen zu haben. Es ist damit auch ein Überwachungssystem: Bleiben alle Daten im Rahmen, weiß man, dass alles rund läuft. Ausreißer zeigen dagegen meist einen Defekt an, etwa einen kaputten Filter, der den Energieverbrauch in die Höhe treibt.

Zeigt das Monitoring auch verstecktes Sparpotenzial auf? Für uns war interessant, wie viel Energie wir am Wochenende verbrauchen, wenn eigentlich alles abgeschaltet ist. Da denkt man dann genauer darüber nach, was man noch vom Netz nehmen könnte. Hätte man die Daten nicht, würde man sich

auch nicht mit dem Abschaltmanagement befassen.

Das Einsparen von Energie ist aber nur eine Seite des Energiemanagements. Das Sparen ist der erste Schritt und auch der, bei dem man sofort Geld verdienen kann, weil man es nicht ausgibt. Der zweite Schritt ist, die Energie bestmöglich zu nutzen. Bei uns ist es die beim Schmelzen abfallende Wärme, die wir im Unternehmen nutzen und Überschüsse sogar ins Fernwärmenetz einspeisen können. Das Einsparpotenzial ist also beträchtlich, vor allem fi-

nanziell, weil sich Investitionen in diesen Bereich meist schnell amortisieren.

Trotz aller Einsparungen bleibt doch ein Energiebedarf, den es zu decken gilt?

Und hier setzt der dritte Schritt des Energiemanagements an: die Frage, wie man diesen Bedarf aus nachhaltigen Quellen decken kann. Beim Strom sind wir als Unternehmen schon seit einigen Jahren grün, beim Gas ist es schwieriger, aber wir denken auch hier neue Möglichkeiten an, etwa die Nutzung von Biogas.

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Interview | Handelskammer
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Die Alupress AG mit Hauptsitz in Brixen produziert Aluminiumdruckguss-Komponenten für die Automobilindustrie.

Gemeinsam über die Zukunft der Europäischen Union entscheiden

Am 8. und 9. Juni findet italienweit die Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments statt. Es ist wichtig zur Wahl zu gehen, da das Europäische Parlament Rechtsvorschriften verabschiedet, die alle betreffen.

Das Europäische Parlament ist die einzige Institution der Europäischen Union (EU), die direkt von den Bürgern Europas gewählt wird. Es besteht aus Vertretern der EU-Bürger und Bürgerinnen, die in einer direkten und allgemeinen Wahl für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt werden. Das Europäische Parlament umfasst derzeit 705 Abgeordnete, wovon 76 Italiener sind und vertritt insgesamt ca. 500 Millionen Menschen. Die monatlichen Plenarsitzungen, an denen alle Mitglieder teilnehmen, finden in Straßburg, dem offiziellen Parlamentssitz, statt. Die außerordentlichen Plenarsitzungen hingegen werden in Brüssel abgehalten.

Warum wählen gehen?

Vielen ist gar nicht bewusst, auf wie viele Menschen sich das Ergebnis der Wahl zum Europäischen Parlament auswirkt. In einer Welt,

balen Herausforderungen, die kein EU-Land für sich allein erfolgreich bewältigen kann. Das Europäische Parlament verabschiedet Rechtsvorschriften, die alle betreffen: große Länder und kleine Gemeinschaf-

die immer komplexer und instabiler wird und stark vernetzt ist, befasst sich die Europäische Union mit glo-

Unternehmerische Nachhaltigkeit

ten, weltweit tätige Konzerne ebenso wie die bei uns vorherrschenden Kleinst-, kleine und mittlere Unter-

nehmen (KMUs). Mit den Rechtsvorschriften der Union werden die Dinge angegangen, die den meisten Menschen wichtig sind. Dazu zählen beispielsweise Umweltschutz, Sicherheit, Sozialpolitik, Verbraucherschutz und Wirtschaft. Heutzutage ist jedes wichtige nationale Thema auch aus der Perspektive der EU zu betrachten. Deshalb nicht vergessen: Am 8. und 9. Juni zur Wahl gehen und an der Gestaltung der Zukunft der Demokratie in der Europäischen Union mitwirken.

INFO

Generalsekretariat

Handelskammer Bozen Tel. 0471 945 615 generalsekretariat@handelskammer.bz.it www.handelskammer.bz.it

Im Rahmen eines Pilotprojektes konnten fünf Südtiroler Unternehmen hohe und vorteilhafte Nachhaltigkeitsstandards erreichen.

Die Bedeutung von Nachhaltigkeitsstandards, gemeinhin als ESGStandards bekannt, nimmt im Unternehmenskontext stetig zu. ESG steht dabei für die Bereiche Umwelt (Environment), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance).

Die Handelskammer Bozen setzte sich in Zusammenarbeit mit dem Land Südtirol, der Kreditgarantiegenossenschaft Confidi und der Freien Universität Bozen im Zuge des Pilotprojekts „Unternehmerische Nachhaltigkeit: Vorteile bei Wettbewerb und Finanzierung“ dafür ein, dass fünf Südtiroler Unternehmen

hohe und vorteilhafte Nachhaltigkeitsstandards erreichen. Bei einer Pressekonferenz in der Handelskammer Bozen präsentierten Massimiliano Bonacchi und Nicola Dalla Via von der Freien Universität Bozen detailliert die erzielten Ergebnisse der fünf am Pilotprojekt beteiligten Unternehmen. Es sind dies Weingut Manincor, Speikboden AG, Moriggl GmbH, Sozialgenossenschaft Novum2 und Damiani Holz&KO AG.

INFO

Handelskammer Bozen

Tel. 0471 945 610 luca.filippi@handelskammer.bz.it

Bei einer Pressekonferenz wurden die Ergebnisse des Projekts „Unternehmerische Nachhaltigkeit: Vorteile bei Wettbewerb und Finanzierung“ präsentiert.

IMPRESSUM

Für die Wirtschaft – Mitteilungsblatt der Handels-, Industrie-, Handwerksund Landwirtschaftskammer Bozen – 26. Jahrgang, 4/2024

Herausgeber: Handels-, Industrie-, Handwerks- und Landwirtschaftskammer Bozen

Direktion und Verwaltung: Südtiroler Straße 60, 39100 Bozen, Tel. 0471 945 672

E-Mail: press@handelskammer.bz.it

Verantwortlicher Direktor: Dr. Alfred Aberer

Redaktion: Handels-, Industrie-, Handwerks- und Landwirtschaftskammer Bozen

Konzept: Friedl Raffeiner

Druck: Südtirol Druck GmbH

Fotos: Handelskammer Bozen, Shutterstock, Daniele Fiorentino, NOI Techpark, Rolf Nachbar, Jürgen Eheim, Max Thurner, Alpitronic, IDM, Manuela Tessaro. Zugelassen beim Landesgericht mit Dekret Nr. 3/99

Mitglied der „Unione Stampa Periodica Italiana - USPI“, Rom

für die WIRTSCHAFT www.handelskammer.bz.it
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