Für die Wirtschaft 7-2020

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”Poste Italiane s.p.a. - Spedizione in A.P. -70% - CNS Bolzano. Periodicità: otto volte l‘anno”

Nr. 7 | November 2020

Langjährige Meister geehrt

Dem Export zu alter Stärke verhelfen

Covid-19: Das sollten Betriebe wissen

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Internationalisierung | Handelskammer

Dem Export zu alter Stärke verhelfen Auch am Außenhandel ist die Corona-Krise nicht spurlos vorbeigezogen. Damit die Exporte wieder aus der Krise kommen, ist es der Handelskammer Bozen ein großes Anliegen, geeignete Instrumente und Unterstützungsmaßnahmen zu setzen.

Landwirtschaftliche Erzeugnisse werden neben Nahrungsmitteln und Getränken am häufigsten aus Südtirol exportiert.

Laut dem WIFO - Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen waren die Südtiroler Exporte seit dem 2. Quartal 2015 fast immer höher als die Importe. Das bedeutet bis auf drei Quartale gab es stets eine positive Handelsbilanz. Dies änderte sich auch im Zuge der Covid-19-Krise nicht, obwohl sowohl die Importe als auch die Exporte drastisch einbrachen. Die Internationalisierung ist für die Südtiroler Unternehmen von großer Bedeutung. Die Haupt­ exportländer sind die benachbarten Staaten Deutschland und Österreich, ausgeführt werden vor allem Nahrungsmittel und Ge-

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tränke sowie landwirtschaftliche Produkte. Südtirol exportierte im Jahr 2019 5,06 Milliarden Euro an Waren.

Startleitfaden für den Export Bei der Vorbereitung, dem Abschluss und der Abwicklung von Auslandsgeschäften werden vorwiegend kleine und mittelständische Unternehmen mit vielfältigen und komplexen Fragestellungen konfrontiert. Eine Art Gebrauchsanweisung für ausländische Märkte wurde vom italienischen Außenministerium in Zusammenarbeit mit der Konferenz der Regionen und Autonomen Provinzen,

dem italienischen Außenhandelsinstitut ICE, SACE SIMEST und der Vereinigung der italienischen Handelskammern (Unioncamere) in der Form des E-Books „Startleitfaden für den Export“ herausgegeben. Dieser digitale Leitfaden soll bereits international tätigen Unternehmen, aber auch Export Newcomern, die notwendigen Erstinformationen zum Thema Internationalisierung liefern.

Spezifische Beratungen und Helpdesk Neben den Mitarbeiter/innen der Handelskammer Bozen steht der Export Flying Desk der italieni-

schen Agentur für Außenhandel ICE in Form eines Experten zur Verfügung, nämlich an jedem zweiten Mittwoch. Dieser fungiert als lokaler Bezugspunkt zu den ICE-Büros und dem Netzwerk von 79 Auslandbüros, wobei aufgrund der derzeitigen Situation die Beratungen noch als Videokonferenz stattfinden. Eine weitere Maßnahme zur Unterstützung von Unternehmen stellt ein neuer Helpdesk der Handelskammern dar. Der von Unioncamere, der Vereinigung der italienischen Handelskammern, in Zusammenarbeit mit Promos Italia eingerichtete Service bietet erste Hilfestellung bei der Lösung

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Internationalisierung | Handelskammer beit, von der Konferenz der Regionen sowie von Unioncamere. Den beteiligten Unternehmen konnte aufgezeigt werden, mithilfe welcher Maßnahmen die öffentliche Hand die Internationalisierung, gerade in dieser für die Betriebe so schwierigen Zeit, unterstützt. In zehn Etappen ging es vom Piemont und dem Aostatal bis auf die Inseln Sizilien und Sardinien. Am 7. September fand das OnlineEvent für Trentino-Südtirol statt. INFO

Exportwissen kompakt vermittelt das WIFI, der Weiterbildungsservice der Handelskammer Bozen.

Internationalisierung Handelskammer Bozen Tel. 0471 945 656 – 692 international@handelskammer.bz.it

rechtlicher, zollrechtlicher, vertraglicher und steuerlicher Probleme, die in Zeiten des Coronavirus im Außenhandel auftreten können. Erreichbar ist der Helpdesk über eine eigens eingerichtete E-Mail-Adresse. Ergänzend zu diesem Angebot bietet der Helpdesk über das Portal www.sostegnoexport.it eine Auflistung von kostenlosen Webinaren zu verschiedenen Themen und Märkten, die von den italienischen Handelskammern im Ausland und von SACE SIMEST angeboten werden.

Gezielte Weiterbildung in Sachen Export Darüber hinaus organisiert das WIFI, der Weiterbildungsservice der Handelskammer Bozen, gezielte Weiterbildungsveranstaltungen zum Thema Export beziehungsweise Internationalisierung. So finden demnächst Kurse zur Zolltarifnummer: Korrekte Tarifierung von Waren, zu den Grundlagen der Exportkontrolle oder Exportwissen kompakt statt. Nicht zuletzt widmete sich vom 31. August bis zum 18. September eine virtuelle Roadshow dem Export. Organisiert wurde diese unter anderem vom Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenar-

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„Die Corona-Krise hat sich auch auf die Südtiroler Exporte ausgewirkt – nun gilt es, noch gezielter in die Qualität der ausgeführten Produkte sowie die Erschließung neuer Exportländer zu investieren. Grundvoraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit der Südtiroler Unternehmen innerhalb der EU ist der freie Warenverkehr und ein modernes Infrastrukturnetz.“ Dr. Michl Ebner Präsident der Handelskammer Bozen

In der Corona-Krise sind Südtirols Ex- und Importe eingebrochen.

Handelskammer Bozen - Ihr Partner für den Export • Sie benötigen Informationen zur Abwicklung von Warenlieferungen in andere EU-Länder oder Warenausfuhren in Drittländer? • Sie haben Fragen zur Durchführung von handwerklichen Dienstleistungen und Montagen und einer eventuellen Mitarbeiter­ entsendung ins Ausland? • Sie werden mit Themen wie internationale Transportabwicklung, Zahlungsverkehr und mit anderen Rechtsthemen des inter­ nationalen Handels konfrontiert? • Sie suchen nach neuen Kunden und Geschäftspartnern im In­­ und Ausland und möchten deren Bonität überprüfen? Wir stehen Ihnen zur Seite: Internationalisierung, Handelskammer Bozen, Tel. 0471 945 656 - 692, international@handelskammer.bz.it

„Für unsere Unternehmen ist es nach dieser schwierigen Phase wichtiger denn je, die Internationalisierung voranzutreiben. Die vorgestellten Dienstleistungen sollten deshalb auch genutzt werden. Die Handelskammer steht den heimischen Betrieben mit Rat und Tat zur Seite.“ Dr. Alfred Aberer Generalsekretär der Handelskammer Bozen

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Aktuell | Handelskammer

2. Quartal 2020: Exporte zurückgegangen Im 2. Quartal dieses Jahres brachen die Südtiroler Exporte aufgrund der Corona-Krise im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr um 21,2 Prozent ein. Während im 2. Quartal 2019 noch Waren im Wert von fast 1,3 Milliarden Euro aus Südtirol exportiert wurden, ging dieser Wert im selben Quartal von heuer aufgrund der Corona-Krise auf knapp über 1 Milliarde Euro zurück. Betrachtet man den Export der einzelnen Warengruppen aus Südtirol, so vermeldeten im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr nur die landwirtschaftlichen Produkte (+12 Prozent) einen Anstieg. Den stärksten prozentuellen Rückgang mussten die Produktgruppen Transportmittel und deren Komponenten (-54,2 Prozent) und Maschinen und Anlagen (-27,2

Prozent) hinnehmen. Bei den Ausfuhren nach Bestimmungsländern gab es nur in die Schweiz (+2,9 Prozent) einen Anstieg. In alle anderen Länder exportierte Südtirol im 2. Quartal weniger als im selben Zeitraum im Vorjahr. Besonders die Abnahme der Exporte in den Hauptabsatzmarkt Deutschland um ungefähr 100 Millionen Euro (-22,7 Prozent) trifft die Südtiroler Unternehmen.

Südtirols Exporte nach Produktgruppen - Vergleich 2. Quartal 2020/2019 Werte in Mio. Euro

2020

Nahrungsmittel und Getränke

192 205 176 157

Landwirtschaftliche Produkte Maschinen und Anlagen

160 133

Metalle und Metallprodukte Transportmittel und -komponenten

219

163

88

193 274

Andere Produkte

INFO

0

WIFO – Wirtschaftsforschung Tel. 0471 945 700 wifo@handelskammer.bz.it www.wifo.bz.it

2019

50

100

150

200

250

300

362

350

400

© 2020 WIFO

Quelle: ISTAT

Bis auf den Bereich der landwirtschaftlichen Produkte (+ 12 Prozent) mussten alle anderen Produktgruppen deutliche Rückgänge hinnehmen.

HANDELS-, INDUSTRIE-, HANDWERKS- UND LANDWIRTSCHAFTSKAMMER BOZEN INNOVATIONSSERVICE

EINLADUNG ZUM TAG DER

12.11.2020 | 9.00 –12.30 Uhr | MEC – Hotel Four Points by Sheraton, Bozen NACHHALTIGE UNTERNEHMENSENTWICKLUNG Unternehmen sind sich zunehmend ihrer Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt bewusst. Nachhaltigkeit ist für Unternehmen aus zwei Perspektiven relevant: Einerseits geht es um die Folgen ihres Handelns auf das Umfeld, andererseits um die Sicherung des eigenen Fortbestandes. Erfahren Sie, wie sich eine nachhaltige Unternehmensführung ökonomisch lohnen und die Resilienz von Unternehmen in Krisenzeiten steigern kann. Information und Anmeldung: Innovationsservice der Handelskammer Bozen Tel. 0471 945 664, -657, innovation@handelskammer.bz.it Teilnahme kostenlos, Online-Anmeldung unter www.handelskammer.bz.it innerhalb 09.11.2020 erforderlich. Mit freundlicher Unterstützung von: Abteilung 34 - Innovation, Forschung und Universität

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Medienpartner:

Ripartizione 34 - Innovazione, Ricerca e Università

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Meisterempfang | Handelskammer

Langjährige Meister geehrt Kürzlich fand im NOI Techpark in Bozen der 6. Meisterempfang des Südtiroler Meisterbundes statt. Im Zuge d­ ieser Veranstaltung wurden 9 Meister ausgezeichnet, die seit über 30 Jahren im Besitz des Meisterbriefes sind. Die Handelskammer hat den Südtiroler Meisterbund seit dessen Gründung stets unterstützt. Im Jahr 2017 ging das Meisterverzeichnis zur Handelskammer über und seit heuer ist der gesamte Meisterbund bei der Handelskammer Bozen angesiedelt. Auch unter der Führung der Handelskammer wird der Meisterempfang organisiert, bei dem langjährige Meister/ innen ausgezeichnet werden. INFO Südtiroler Meisterbund Handelskammer Bozen Tel. 0471 945 615 meisterbund@handelskammer.bz.it

Im Bild von links nach rechts: Vize-Obermeister Andreas Köhne, Vize-Obermeisterin Ester Brunini, lvh-Präsident Martin Haller, Obermeister Peter Mayrl, Handelskammerpräsident Michl Ebner und Alfred Aberer, Generalsekretär der Handelskammer Bozen.

Walther Mayrl, KFZ-Elektriker, seit 37 Jahren Meister

Josef Blasbichler, Installateur für Heizungs-­ und sanitäre Anlagen, seit 30 Jahren ­Meister

Oswald Erardi, Zimmerer, seit 30 Jahren Meister

Walter Höller, Elektriker, seit 30 Jahren Meister

Hansjörg Kerschbaumer, Gold- und S­ilberschmied, seit 30 Jahren Meister

Andreas Köhne, Koch, seit 30 Jahren ­Meister

Hugo Michaeler, Tischler, seit 30 Jahren Meister

Tommaso Olivotto, Elektromechaniker, seit 30 Jahren Meister

Thomas Tecini, Installateur für Heizungs- und sanitäre Anlagen, seit 30 Jahren Meister

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Wirtschaft in Zahlen | Handelskammer

Zukunft Mobilität Südtirol Vorsätze von 11.364 befragten Südtiroler/innen für eine geänderte Mobilität nach Corona weniger Zu Fuß (>250 m)

12 %

Fahrrad, Tretroller, E-Bike

gleich viel

39 % 11 %

Auto (selber fahren)

28 %

Zug, Bus, Seilbahn

42 % 31 %

41 %

35%

36 %

Auto (Mitfahrgelegenheit)

mehr

19 %

30 % 27 %

14 % 11 %

29 % 18 %

Motorrad

16 %

6%

Pendlerwege

Mehr als die Hälfte der Wege zur Arbeits- oder Bildungsstätte liegen unter 10 km in eine Richtung. 5-10 km

2-5 km

< 2km

15 %

21 %

19 %

Fahrradnutzung Gründe

Gesundheit Umwelt Spaß Flexibilität Kosten Zeit

58 % 50 % 44 % 42 % 32 % 28 %

10-15 km

>15 km

10 %

28 %

Wünsche für die Zukunft

Ausbau Radwegenetz

88 % Ausbau Gehwege

87 % Ausbau öffentlicher Nahverkehr

85 % Förderung Elektromobilität

69 % Preiswertes Car-Sharing

63 % Quelle: STA, Zukunft Mobilität Südtirol, Mai 2020

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Experteninterview | Handelskammer

Covid-19: Das sollten Betriebe wissen Viele Unternehmer/innen sind verunsichert, was bei einem Coronafall im eigenen Unternehmen zu machen ist. Wir haben mit dem geschäftsführenden Sanitätsdirektor Pierpaolo Bertoli darüber gesprochen. Herr Dr. Bertoli, welche Handlungsempfehlungen können Sie jedem Unternehmen geben, um seine Mitarbeiter/innen, Kund/innen und Lieferanten bestmöglich vor einer Covid-19-Infektion zu schützen? Die wichtigsten Maßnahmen sind im Allgemeinen die Händedesinfektion, die Einhaltung der Distanz zwischen den Personen und die Mitteilung, dass Anzeichen von Covid-19 aufgetreten sind – in einem Unternehmen wären das Fieber oder ähnliche Symptome bei Mitarbeiter/innen oder Personen, die sich im Betrieb befinden. Sollte dies der Fall sein, dann muss die Meldung an den Hausarzt erfolgen, damit die korrekte Behandlung und die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet werden können. Ihrer Erfahrung nach, an welchen Orten im Unternehmen bzw. in welchen Abteilungen kann sich das Virus am besten verbreiten und ist demnach eine erhöhte Aufmerksamkeit angebracht? Das Risiko einer Ansteckung steigt dort, wo sich viele Menschen zeitgleich am selben Ort befinden. Allgemein spricht man von einem erhöhten Ansteckungsrisiko, sollte für die Dauer von mehr als 15 Minuten der Abstand zwischen den Personen weniger als einen Meter betragen. Geschlossene Räume und Räume mit unzureichender Belüftung sowie eine bestimmte Zug- und Umluft sorgen für zusätzliche Gefahr. Sollte es dennoch zu einem CoronaFall im Betrieb kommen, welche Sofortmaßnahmen sollte das betroffene Unternehmen ergreifen?

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Dr. Pierpaolo Bertoli, Jahrgang 1961 ist geschäftsführender Sanitätsdirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs. Nach seinem Studium der Medizin und Chirurgie in Mailand, hat der Meraner weitere Spezialisierungskurse absolviert und zwar in Sportmedizin, Orthopädie und Traumatologie sowie in Hygiene und Präventivmedizin. Es folgten Fortbildungen zu Managementthemen im Gesundheitsbereich und ein Executive-Master. Vor zwei Jahren wurde Dr. Bertoli Sanitätskoordinator in Meran und seit September 2019 ist er geschäftsführender Sanitätsdirektor im Südtiroler Sanitätsbetrieb.

Wird ein positiver Fall gemeldet, dann handelt das Departement für Gesundheitsvorsorge des Sanitätsbetriebs sofort: Epidemiologische Untersuchungen an den als eng eingestuften Kontakten der betroffenen Person werden vorgenommen, welche sich in Isolation, das heißt in Quarantäne begeben. Einen zweiten Aspekt bilden die Maßnahmen in den Räumlichkeiten, in denen sich die positiv getestete Person aufgehalten hat. Diese müssen sanifiziert und desinfiziert werden, wobei auch hier die Anordnungen des Departements für Gesundheitsvorsorge zu befolgen sind. Reicht es, bei einem positiven Fall die betroffene Abteilung zu schließen und die Mitarbeiter/innen in Quarantäne zu schicken oder muss das gesamte Unternehmen geschlossen werden? Das ist schwierig zu sagen, da es von den konkreten Gegebenheiten abhängt. Es kann gut möglich sein, dass die betrieblichen Räumlichkeiten eine Desinfizierung erlauben, ohne die gesamte Struktur schließen zu müssen. Auch hier entscheidet das Departement für Gesundheitsvorsorge,

welches sich vor Ort einen genauen Eindruck verschafft. Generell können sich die folgenden Szenarien abspielen: Der Normalfall ist die Desinfizierung der Betriebsräume ohne Schließung der gesamten Struktur. Eine weitere Möglichkeit sieht eine technische Schließung für die Dauer der Desinfizierung vor; darüber hinaus kann die Notwendigkeit bestehen, die Schließung für eine bestimmte Zeit vorzusehen, sollte es sich um eine öffentliche Struktur mit viel Publikumsverkehr handeln. Für letztere müssen Vorkehrungen getroffen werden, um das Risiko zu minimieren. Zu welcher Art von Schutzmaske bzw. Schutzausrüstung raten Sie

den Mitarbeiter/innen im Betrieb, um sowohl sich selbst als auch die anderen in ihrem Umfeld angemessen zu schützen? Es gibt bestimmte Arbeitnehmer/ innen, für welche ein hohes Risiko besteht und diese sind mit Schutzausrüstung bzw. Schutzmaske höheren Niveaus auszustatten, also FFP2, KN95 oder ähnliche. Sollte für bestimmte Bereiche eine chirurgische Maske nicht genügen, so sprechen wir von besonderen Bereichen, für welche Sicherheitsprotokolle vorhanden sind. Normalerweise sollte die chirurgische Maske aber für die Mitarbeiter/innen und den Personen in deren Umgebung ausreichend sein.

Im Krankenhaus Bozen werden die Südtiroler Corona-Patienten behandelt.

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Frau in der Wirtschaft | Handelskammer

Mit Herz und Verstand „Bestens bedacht“ ist nicht nur der Claim des Unternehmens, bedacht und reflektiert spricht auch die Geschäftsführerin von Tendsystem. Seit 2002 leitet Katrin Trafoier in zweiter Generation den elterlichen Betrieb. Katrin Trafoier ist 1973 als die Älteste von drei ­Schwestern geboren, hat in Meran die Handelsschule besucht, in Innsbruck Betriebswirtschaft studiert, sich intensiv mit Marketing und Finanzwirtschaft befasst und Arbeitserfahrung in Dublin und bei Bertelsmann in Gütersloh gesammelt. Ihre Eltern Hubert und Angela Trafoier haben 1987 Tendsystem in Lana gegründet und das Angebot an Event-, Falt- und Industriezelten ständig ausgebaut. Acht Mitarbeiter arbeiten heute ganzjährig im Betrieb, in Spitzenzeiten auch mehr. Katrin Trafoier ist seit 2002 die Geschäftsführerin. Seit 2017 ist sie auch Präsidentin der Eventdienstleister im Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol (hds).

Wie hat sich die erste Zeit im Betrieb Ihrer Eltern gestaltet?

lernt, dass man das, was man tut, mit Freude tun soll.

Katrin Trafoier: Ich musste in große Schuhe hineinwachsen, war unsicher, ob ich das alleine schaffen kann. Ich hatte das Glück, dass mir meine Eltern immer viel zugetraut und mich unterstützt haben. Ich durfte Fehler machen und daraus lernen. Mit der Zeit und an den Aufgaben wächst man. So habe ich mir den Schuh angezogen und zu meinem gemacht.

Wie würden Sie sich beschreiben?

Kannten Sie das Unternehmen vor dem Einstieg gut? Als Älteste von 3 Mädchen habe ich mich immer schon verantwortlich gefühlt und auch vieles mitbekommen. Wir mussten alle mithelfen. Und so durfte ich schon mit 14 mit dem Stapler fahren und auch schon mal einen Sattel laden. Das hat meine Mutter weniger gefreut, aber mir hat es Spaß gemacht. Meine Eltern haben viel und hart gearbeitet, haben sich gut ergänzt und immer zusammengehalten. Trotz der harten körperlichen Arbeit war und ist der Betrieb die Leidenschaft meines Vaters. Von ihm habe ich ge-

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Alles, was ich mache, mache ich mit Einsatz. Ich bin keine Hasardeurin, mag keine Halbherzigkeiten, bin konsequent und ausdauernd und lasse mich von Rückschlägen nicht entmutigen. Ich baue auf Kontinuität und Durchhaltevermögen und verlasse mich auf meine Mitarbeiter/innen und auf mich. Sind Sie mit technischem Verständnis groß geworden? Das habe ich mir aneignen müssen. Dabei bin ich ein Planungstyp: Wenn ich nicht sicher bin, hole ich hausinterne Fachleute dazu. Bei wöchentlichen Sitzungen stimmen wir uns ab. Anfangs habe ich oft meinen Vater vorgeschoben. Dann habe ich verstanden, dass ich mich eigenständig auf den Weg machen muss und von niemandem abhängig sein darf. Wie groß ist der Aktionsradius Ihres Betriebes?

Im Eventbereich sind wir hauptsächlich in der Region TrentinoSüdtirol und einigen Nachbarprovinzen tätig. Manchmal haben wir auch interessante Aufträge in der Schweiz, Deutschland oder Österreich. Im Industriebereich bauen wir Lagerhallen in ganz Italien. Wie hat sich Ihr Betrieb durch die Corona-Krise verändert? Der Eventsektor befindet sich derzeit in großen Schwierigkeiten. Seit März hat sich sehr viel geändert. Mein Betrieb hat mehrere Standbeine. Der Eventbereich ist das Stärkste. Krisenbedingt aber setzen wir vermehrt auf die anderen Standbeine und versuchen

diese konsequent auszubauen und zu ergänzen. Mit welcher Gemütslage schauen Sie in die Zukunft? Werden Sie in dieser schwierigen Zeit vom Land unterstützt? Ich bin positiv gestimmt. Als Präsidentin der Eventdienstleister ist es der Fachgruppe und mir gelungen, auf die Branche aufmerksam zu machen und beim Land die Freistellung eines Sonderförderfonds für Härtefälle (Eventdienstleister, Reisebüros und Personentransporte) zu erwirken. Sie haben 2011 Ihren Sohn zur Welt gebracht. Was hat sich geändert? Die Perspektive! Alles hat einen anderen Wert. Trotzdem habe ich immer in Vollzeit gearbeitet, war frühmorgens im Büro und bin am Abend gegangen. Alles gut unter einen Hut zu bringen, war anfangs eine logistische Herausforderung. Dabei hatte und habe ich die Unterstützung meiner Familie und von Freunden, für die ich dankbar bin und die einen wichtigen Stellenwert in meinem Leben einnehmen. Mein Partner arbeitet auch in Vollzeit. Die gemeinsame Familienzeit planen und nutzen wir gut.

Die Firma Tendsystem bietet Zelte im Event- und Industriebereich an.

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Highlights | Handelskammer

Südtiroler Produkte in Kalabrien Eine Produktvorstellung von Südtiroler und kalabrischen Produkten samt Kochshow fand kürzlich im Hotel San ­Michele in Cetraro (Kalabrien) statt. Das Event wurde von den Handelskammern von Cosenza und Bozen mit dem Ziel der gegenseitigen Bewerbung der jeweiligen Qualitätsprodukte veranstaltet.

Die Südtiroler Delegation besichtigte das Unternehmen „Azienda Agricola Algieri“, das unter anderem Feigen produziert.

Michael Bradlwarter, Obmann der Kellerei Bozen, präsentierte den kalabrischen Pressevertreter/innen den Südtiroler Wein.

Den Südtiroler Speck machte Paul Jörg, Verkaufsleiter der Recla GmbH, den ­Kalabresen schmackhaft.

Auf der Pressekonferenz waren neben den Südtiroler Delegationsteilnehmern auch zahlreiche Pressevertreter/innen aus Kalabrien anwesend.

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Walter Pardatscher, Direktor der VOG, stellte im Zuge der Pressekonferenz den Südtiroler Apfel vor.

Ein für Kalabrien typisches Produkt ist die Feige.

Der Südtiroler Koch Luis Agostini bereitete bei der Kochshow Südtiroler Speisen zu.

Im Bild v.l.n.r.: Erminia Giorno, Generalsekretärin der Handelskammer Cosenza, die ­Präsidenten der Handelskammern Cosenza und Bozen Klaus Algieri und Michl Ebner sowie Alfred ­Aberer, Generalsekretär der Handelskammer Bozen.

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Aktuell | Handelskammer

Interpoma: Angebot trifft Nachfrage Im Rahmen der diesjährigen, digitalen Ausgabe der Interpoma findet eine Online-Matchmaking-Veranstaltung statt, die es den teilnehmenden Unternehmen erlaubt, sich mit der globalen Apfelindustrie zu vernetzen. Nachdem die Interpoma als Fachmesse mit über 20.000 Besucher/innen erst wieder Anfang November 2021 im gewohnten Rahmen ausgerichtet werden kann, tritt die digitale Veranstaltung „Interpoma Connects 2020 – Digital Days für die Apfelwirtschaft“ heuer an ihre Stelle. Diese findet am 19. und 20. November 2020 statt und bietet die Gelegenheit, neben den Unternehmen auch neue Produkte kennen zu lernen, die alle mit dem Apfel in Verbindung stehen.

Interpoma Business Match Die Handelskammer Bozen organisiert über das EEN Enterprise

Europe Network und die Messe Bozen das Event Interpoma Business Match, durch das die teilnehmenden Unternehmen mit potenziellen Käufern, Lieferanten und zukünftigen Geschäftspartnern in Kontakt treten können – und das aufgrund des OnlineFormats weltweit. Die Matchmaking-Veranstaltung richtet sich vor allem an Apfelproduzenten, Obst- und Gemüsehändler, Forschungsinstitute, Händler von landwirtschaftlichen Maschinen und Zubehör sowie an Neugründer im landwirtschaftlichen Bereich. Während kurzer Online-Meetings können sich die Teilnehmer/­innen dieses Events austauschen, wobei

Der Apfel steht im Mittelpunkt der Fachmesse Interpoma.

jedes dieser Meetings u ­ ngefähr 20 Minuten dauern wird. In diesem Jahr ist die Teilnahme kostenlos. Um sowohl die Sichtbarkeit als auch die ­Chance auf mehr Treffen mit potenziellen Geschäftspartnern zu e­ rhöhen, wird den interessierten Unternehmen zu einer raschen

­ nmeldung geraten, die unter A www.handelskammer.bz.it vorgenommen werden kann. INFO Handelskammer Bozen EEN – Enterprise Europe Network Tel. 0471 945 689 - 541 een@handelskammer.bz.it

IDM-Herbstkampagne Mit einer Kampagne hat IDM Südtirol für den Herbst Touristen aus den Hauptmärkten Deutschland, ­Österreich, Schweiz und Italien angesprochen. Mit dem Hochsommer hat Südtirols Tourismus wieder deutlich an Terrain in den Hauptmärkten Italien, Deutschland und der Schweiz wettgemacht. Um auch die Herbstsaison anzukurbeln, startete IDM eine breite Kampagne für die „schönste Zeit des Jahres“ in denselben drei Märkten sowie in Österreich. Ziel war es, potenzielle Gäste für Genuss- und Aktivurlaub im herbstlichen Südtirol zu begeistern und gleich auch zum Buchen zu animieren. Diese Herbstkampagne war wie auch schon die Kampagne im Frühjahr und Sommer Teil des Restart-Südtirol-Programms von IDM.

Werbestrategie Geworben wurde mit Motiven, die zum einen Lust auf herbstliche Gaumengenüsse wie Hofschankbesuche und Weinverkostungen machen und zum anderen zu herbstlichen Aktivitäten wie Wandern, Mountainbiken oder Klettern einladen. Dazu schaltete IDM eine Kampagne auf verschiedenen Kanälen, darunter großflächige Außenwerbung, unterstützt durch Maßnahmen im Digitalbereich und in Printmedien. Zahlreiche PR-Aktivitäten und Kooperationen mit Influencern unterstützten diese Werbemaßnahmen auf den diversen Märkten.

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Die Herbstkampagne war Teil des Restart-Südtirol-­Programms von IDM.

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Unternehmensinterview | Handelskammer

Möbel 4.0 Die Resch Möbel GmbH setzt in ihrem Arbeitsalltag sehr stark auf die Vorzüge der Digitalisierung. Wir haben uns mit Simone Lunger, Gesellschafterin dieses Unternehmens, getroffen. Die Tischlerei Resch wurde 1957 in Gargazon von Luis Resch gegründet, seit 1996 gibt es die „Resch Möbel GmbH“. Simone Lunger, Jahrgang 1988, wollte ursprünglich Lehrerin werden, besuchte dann aber die Schule für Einrichtungsberater in Salzburg. Sie ist seit zehn Jahren im Unternehmen tätig, seit drei Jahren Gesellschafterin und kümmert sich um Verkauf und Marketing. Das Unternehmen beschäftigt über 30 Mitarbeiter/innen an zwei Standorten: im neuen Showroom im Gewerbegebiet Kardaun und in der Tischlerei in Gargazon. Als Komplettanbieter plant, fertigt und liefert Resch Möbel aus einer Hand. Im Mittelpunkt stehen die exklusive Küchenwelt und das Gesamtkonzept Hotel.

Frau Lunger, ist das Handwerk 4.0 in Ihrem Betrieb angekommen?

Ausstellungsraums bis zur Fakturierung problemlos möglich sein.

Simone Lunger: Absolut. Vor 25 Jahren gab es im Betrieb zwei PCs, mittlerweile arbeitet ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Bildschirm. Bis 1996 zeichneten wir fast ausschließlich mit der Hand. Heute können wir uns ein Arbeiten ohne passende Software nicht mehr vorstellen.

Was sind Anwendungsbereiche von Handwerk 4.0 in Ihrem Betrieb?

schnell soweit kommen, dass sich der Kunde beziehungsweise die Kundin im Netz seine Möbel zusammenstellt und bestellt. Digitalisierung wird oft mit Arbeitsplatzverlust gleichgestellt. Ist die Digitalisierung eine Bedrohung oder eine Chance? Macht das vor allem älteren Mitarbeiter/innen Angst?

Wie schwierig war die Umstellung auf neue Programme?

Unter anderem CRM-Systeme (Customer-Relationship-Management), virtuelle Realität (Augmented Reality) bei Möbelwahl, Planung in 3D, Renderings, Smart Home bei Geräten und Kommunikation über soziale Medien. Aber nach wie vor spielt die persönliche Beratung eine große Rolle, es wird in unserem Unternehmen nicht so

Bis vor kurzem wurde die gesamte Auftragsverwaltung im Unternehmen über diverse Softwarelösungen abgewickelt, was einen erheblichen Zeitaufwand mit sich brachte, zumal auf diese Weise dieselben Kunden- und Auftragsdaten pro Auftrag in unterschiedlichen Datensystemen manuell erfasst werden mussten. Auf dem Markt haben wir kein geeignetes Programm für unseren Betrieb gefunden, deshalb entwickelt seit etwa einem Jahr ein Bozner Unternehmen ein maßgeschneidertes Auftragsverwaltungssystem für uns. Damit soll zum Beispiel die Abbildung eines Kundenprojekts vom Betreten des

Im Gewerbegebiet in Kardaun befindet sich der Showroom der Resch Möbel GmbH.

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Vielleicht wird in einem Großkonzern gekündigt, wer mit der Entwicklung nicht Schritt hält, in Südtirol müssen wir hingegen um jede gute Arbeitskraft froh sein.

Digitalisierung ist eine Chance, Beschäftigte können zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten arbeiten, auch zusammen in einem Team oder an einem Projekt. Informationen sind jederzeit und überall abrufbar, das erleichtert die Arbeit auf der Baustelle. Ein Risiko sind die hohen Investitionskosten, Angriffe von Hackern auf Betriebsgeheimnisse und der Datenschutz. Wo sehen Sie aufgrund des digitalen Wandels Ihr Unternehmen und Ihre Branche in zehn Jahren? Digitalisierung ist hilfreich, aber ich bin überzeugt, dass die persönliche Beratung, unser Kontakt zu unseren Kunden und Kundinnen, der Service sowie die Kreativität und individuelle Planung nicht durch Technik ersetzt werden können. Ich weiß nicht, ob die Entwicklung in diesem Tempo weitergehen kann, ich fürchte, die Geschwindigkeit überfordert die Menschen. Aber ich blicke gespannt in die Zukunft!

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WIFI-Programm | Handelskammer

Mit dem WIFI auf Erfolgskurs!

Import von Waren Zoll- und steuertechnische Aspekte und Auflagen 30. Oktober 2020 vormittags

PowerPoint für Fortgeschrittene Professionelle Präsentationen effizient erstellen 25. November 2020

InDesign für Fortgeschrittene Desktop-Publishing 05. und 06. November 2020

Leistungsorientierte Vergütung Zielvereinbarungen und Prämien erfolgreich gestalten 25. und 26. November 2020

Kosten im Griff! Praxiswissen Kostenrechnung und Kalkulation 12. und 13. November 2020

Moderne Geschäftskorrespondenz Klar, treffend und wirksam schreiben 02. Dezember 2020

13. Intervalltraining: Spitze im Verkauf! Die bewährte Fortbildung für Profi Verkäufer/innen 12. November 2020 - 25. März 2021

Wirkungsvolles Telefoninkasso Außenstände schnell und kostengünstig verringern 04. Dezember 2020

Facebook - Einführung Social Network für kommerzielle Anwender/innen 13. November 2020

Exportkontrolle - Grundlagen Compliance-Regeln, Embargos und Sanktionslisten 17. Dezember 2020 nachmittags

Smart Working & Co Arbeitsrechtliche Aspekte, die es zu berücksichtigen gilt 17. November 2020 vormittags

2. Lehrgang Innovation & Digitalisierung Innovationen im digitalen Zeitalter erfolgreich umsetzen 04. März - 15. Juni 2021

Information und Anmeldung WIFI - Weiterbildung und Personalentwicklung Tel. 0471 945 666 | wifi@handelskammer.bz.it Einfach online anmelden: www.wifi.bz.it

IMPRESSUM Für die Wirtschaft – Mitteilungsblatt der Handels-, Industrie-, Handwerksund Landwirtschaftskammer Bozen – 22. Jahrgang, 7/2020 Herausgeber: Handels-, Industrie-, Handwerks- und Landwirtschaftskammer Bozen Direktion und Verwaltung: Südtiroler Straße 60, 39100 Bozen, Tel. 0471 945 672 E-Mail: communication@handelskammer.bz.it Verantwortlicher Direktor: Dr. Alfred Aberer Redaktion: Handels-, Industrie-, Handwerks- und Landwirtschaftskammer Bozen

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Konzept: Friedl Raffeiner Druck: www.longo.media Fotos: Handelskammer Bozen, IDM Südtirol, Maria Lobis, Matthias Mayr, Resch Möbel GmbH, Sanitätsbetrieb Südtirol, Shutterstock, Tendsystem. Zugelassen beim Landesgericht mit Dekret Nr. 3/99 Mitglied der „Unione Stampa Periodica Italiana - USPI“, Rom

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