Für die Wirtschaft 8-2020

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”Poste Italiane s.p.a. ­ Spedizione in A.P. ­70% ­ CNS Bolzano. Periodicità: otto volte l‘anno”

Nr. 8 | Dezember 2020

Interview zur aktuellen Corona-Lage

WIFO-Studie: Gewerbeflächen mit Potential

Digital Day 2020

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Seiten 2-3

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WIFO-Studie | Handelskammer

Gewerbeflächen mit Potential Nutzbare Flächen für Wohnraum, Verkehrsinfrastrukturen oder gewerbliche Tätigkeiten sind in Südtirol ein ­knappes Gut. Die neue Studie des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen zu den Gewerbe­ gebieten verfolgt unter anderem das Ziel, anhand einer Analyse von Merkmalen der Südtiroler Gewerbegebiete e­ inen Ausblick auf den Gewerbeflächenbedarf 2030 zu geben.

Blick auf das größte Gewerbegebiet Südtirols in Bozen-Süd.

Südtirol verfügt über eine Gewerbefläche von 1.907 ha, welche sich auf 777 Gewerbegebiete verteilt. Mit 114 von 116 Gemeinden verfügen so gut wie alle Gemeinden mindestens über eine Gewerbefläche. Die Größe der Südtiroler Gewerbegebiete reicht von Kleinstgebieten mit nur wenigen 100 Quadratmetern bis hin zu großen Gewerbegebieten von mehreren Hektar. Während sich

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letztere auf größere Gemeinden und nahe der Hauptverkehrsachsen konzentrieren, sind kleine Gebiete über das ganze Land verteilt und befinden sich auch in entlegenen Seitentälern. Bozen hat mit Bozen-Süd das größte Gewerbegebiet Südtirols (251,1 ha), gemessen an der Einwohnerzahl weist Freienfeld mit 14,0 ha pro 1.000 Einwohner die größte Gewerbeflächendichte auf.

WIFO-Studie zu den ­Südtiroler Gewerbegebieten veröffentlicht Die kürzlich veröffentlichte Studie des WIFO möchte einen genauen Blick auf die gegenwärtige Struktur und die Merkmale der Südtiroler Gewerbebiete werfen. Demnach befinden sich in Südtirols Gewerbegebieten rund 7.265 Betriebsstätten (40,6 % da-

von zählen zum Handwerk) mit 74.355 Beschäftigten. Jeder dritte Beschäftigte (37,4 %) der gewerblichen Wirtschaft Südtirols ist somit in einem Gewerbegebiet tätig. Das Verarbeitende Gewerbe erzielt die höchste Flächenproduktivität (Wertschöpfung je Gewerbefläche) aller Sektoren, der Dienstleistungssektor den geringsten Flächenverbrauch (Gewerbefläche je Beschäftigte).

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WIFO-Studie | Handelskammer Größenvergleich Größere Gewerbegebiete (mit 10 ha und mehr) schneiden in vielen Aspekten deutlich besser ab als mittelgroße und kleine Gebiete. Zum einen sind sie deutlich flächenproduktiver und weniger flächenintensiv. Zum anderen weisen sie im Schnitt eine bessere Erreichbarkeit (Straße, öffentlicher Verkehr), eine bessere Breitbandanbindung und ein größeres Einzugsgebiet auf als kleinere Gebiete. Schließlich befinden sich in großen Gewerbegebieten weniger Betriebswohnungen je Hektar Gewerbefläche als in den kleinen.

Rück- und Ausblick In den vergangenen 10 Jahren ist die Gewerbefläche in Südtirol von 1.823 auf aktuell 1.907 ha (+4,6 %) angestiegen. Zwei Szenarien, welche zum einen auf die Bevölkerungsprognose bis 2030 und zwei unterschiedlichen Annahmen zur zukünftigen Wirtschaftsstruktur basieren, ergeben für 2030 einen leichten Rückgang des Gewerbeflächenbedarfs von 1,5 % (bei gleichbleibender Wirtschaftsstruktur) bzw. einen etwas stärkeren Rückgang um 6,3 % (bei Fortschreibung der vergangenen Entwicklung der Wirtschaftsstruktur).

Große Gewerbegebiete aufwerten Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass eine Aufwertung großer Gewerbegebiete wirtschaftlich, gesellschaftlich und raumordnerisch sinnvoll ist. Viele große Gewerbegebiete in Südtirol haben sich seit ihrer Entstehung nur unwesentlich weiterentwickelt, die Anforderungen an ein modernes Gewerbegebiet haben jedoch stetig zugenommen. Für die zukünftige Entwicklung von größeren Gewerbegebieten braucht es daher ein klares Leitbild und eine zielgerichtete Vision.

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Gewerbegebiete nach Größenklassen – 2020 Verteilung in Prozent

Anzahl

Fläche

60 50 40 30

„Das WIFO hat die Gewerbegebiete in Südtirol eingehend untersucht und ihre Stärken und Schwächen analysiert. Die Ergebnisse bieten neben einer Bestandsaufnahme der Gewerbegebiete einen Ausblick auf den zukünftigen Flächenbedarf sowie eine Analyse der Qualitätskriterien.“

20 10 0 Unter 0,5 0,5 bis 2 bis 5 bis 10 ha ha unter 2 ha unter 5 ha unter 10 ha und mehr Quelle: Autonome Provinz Bozen (Geokatalog); Ausarbeitung WIFO © 2020 WIFO

Dr. Michl Ebner Präsident der Handelskammer Bozen

Die Gewerbefläche in Südtirol weist eine hohe Konzentration auf wenige Gebiete auf.

Was die Kleinstgewerbegebiete von unter 0,5 Hektar anbelangt, ist in Zukunft davon auszugehen, dass die gewerbliche Tätigkeit gegenüber der Wohnnutzung weiter in den Hintergrund gedrängt wird. Die Gemeinden sollten sich bei der Neuausweisung von Gewerbegebieten dieser Tendenz bewusst sein und bei bestehenden Kleinstgewerbegebieten bereits frühzeitig über deren Zukunftsperspektiven nachdenken.

Nichtsdestotrotz haben auch kleinere Gewerbegebiete eine wichtige Funktion für die Entwicklung des ländlichen Raums sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Peripherie und leisten so ihren Beitrag gegen die Abwanderung. INFO WIFO – Wirtschaftsforschung Tel. 0471 945 718 wifo@handelskammer.bz.it www.wifo.bz.it

„Neben Wohnbauzonen und dem Verkehrsnetz sind Gewerbegebiete elementare Bausteine unserer Siedlungen. Aus wirtschaftlicher Sicht bilden sie die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit und die wirtschaftliche Entwicklung einer Region.“ Dr. Alfred Aberer Generalsekretär der Handelskammer Bozen

Online frei verfügbar:

Die Studie des WIFO kann als objektive Entscheidungsgrundlage für die Ausarbeitung der neuen Gemeindeentwicklungspläne herangezogen werden.

Der WIFO-Bericht „Flächen mit Potential: Gewerbegebiete in Südtirol“ steht auf der Website www.wifo.bz.it/studien zum Download bereit.

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Wirtschaft in Zahlen | Handelskammer

Aktuelle Wirtschaftslage in Südtirol Die Daten wurden vor dem zweiten Lockdown erhoben.

Ertragslage nach Sektoren

Ertragslage 2020

Anteil der Unternehmen mit positiven Einschätzungen, in %

Ertragserwartungen 2021

71

Verarbeitendes Gewerbe

74 77

Baugewerbe

69

KFZ-Handel und Reparatur

55

Transportgewerbe

85

70

54

Gastgewerbe

71 65

Dienstleistungen

90

67

Südtiroler Wirtschaft insgesamt 0%

10%

20 %

30 %

40 %

Jahresvergleich

82 85 91 92 90

50 %

60 %

70 %

80 %

90 %

100 %

Die wichtigsten Länder im Überblick

67

83

Eurozone

-8,3% USA

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

2021

Umsatz 2020

Prozentuale Veränderung im Vergleich zum Vorjahresmonat, Durchschnitt für die gesamte Südtiroler Wirtschaft - 0% -10 -10 % -19 -20 % -29 -30 % -33 -41 -40 % -50 % März April Mai Juni Juli

83

BIP 2020

Anteil der Unternehmen mit positiven Einschätzungen, in %

70 77

82

68

Einzelhandel

79 71

87

71

Großhandel

100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0%

84

-4,3%

China

+1,9%

Deutschland

-6%

Österreich Südtirol

-4

-10%

-6,7%

Schweiz

-5,3%

Italien

-10,6% August

Quelle: WIFO - Wirtschaftsbarometer

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Interview | Handelskammer

Interview zur aktuellen Corona-Lage Es ging Schlag auf Schlag: Die 2. Corona-Welle kam angerollt und ein erneuter Lockdown wurde Realität. Die ­Handelskammer Bozen hat mit dem für Gesundheit zuständigen Landesrat Thomas Widmann über ein heraus­ forderndes Arbeitsjahr und die Zukunftsperspektiven gesprochen. Herr Widmann, ein schwieriges Jahr im Zeichen von Covid-19 neigt sich dem Ende zu – welche Eindrücke sind Ihnen als Landesrat für Gesundheit besonders in Erinnerung geblieben? Besonders eingeprägt hat sich mir die Ungewissheit zu Beginn der Epidemie, als man nicht wusste, ob und in welchem Maße es uns treffen würde, welche vorbeugenden Maßnahmen angebracht sein würden und welche nicht. Dann der plötzliche und dramatisch schnelle Anstieg der Infektionszahlen und die damit einhergehende Angst vor einem Kollaps des Gesundheitssystems; die Zweifel, wie lange Intensivbetten und Schutzausrüstung ausreichen würden und die Notwendigkeit, Entscheidungen extrem schnell und trotz einer fast inexistenten Wissens- und Erfahrungsgrundlage zu treffen. Prägend war natürlich auch die zweite Welle im Herbst, die uns trotz aller Vorbereitungen und geltender Regeln wesentlich früher und heftiger traf als erwartet. Welche Tipps würden Sie den Südtiroler Unternehmer/innen geben, um ihren Betrieb bestmöglich durch die nächste Zeit mit dem Virus zu führen?

Der beste Schutz ist dann gegeben, wenn man die Situation weiterhin ernst und auf keinen Fall auf die leichte Schulter nimmt. Sicherheitsabstände, Mund-NasenSchutz und Hygienemaßnahmen bleiben unerlässlich. Kranke Mitarbeiter/innen müssen zu Hause bleiben und wo möglich sollte man weiterhin auf Smart Working setzen. Es gibt größere Unternehmen, die ihre Mitarbeiter/innen auf eigene Kosten regelmäßigen Tests unterziehen und so eine sofortige Isolation und Eindämmung eventueller Infektionen sicherstellen. Es ist wichtig, dass die Unternehmen trotz der Pandemie weiterarbeiten können. Das kann nur unter Einhaltung der Regeln und Sicherheitsprotokolle funktionieren. Sie haben die Gefahr, die vom Virus ausgeht, am eigenen Leib erleben müssen – hat diese Erfahrung auch Ihre Arbeit als Landesrat für Gesundheit geprägt? Ich würde eher sagen, sie hat meine Sichtweise bestätigt: Dass es sich bei Corona um keine simple Grippe handelt, dass das Virus trotz aller Vorsicht extrem ansteckend ist und den Körper auch für längere Zeit in Mitleidenschaft ziehen

Corona hat das heurige Wirtschafts- und Arbeitsjahr geprägt.

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Südtirols Landesrat für Gesundheit, Thomas Widmann.

kann. Eine Bestätigung also, dass alle Anstrengungen, um COVID-19 zu vermeiden, nicht nur gesundheits- und gesellschaftspolitisch notwendig, sondern auch aus Eigeninteresse und Verantwortung gegenüber allen Mitmenschen absolut lohnenswert sind. Entscheiden Sie seit Ihrer Infektion anders? Nein, sicher nicht. Ich kann aber die Auswirkungen einer langen Quarantäne und die große psychologische Belastung, die eine derartige Krankheit mit sich bringt, viel besser nachvollziehen. Als Unternehmer und ehemaliger Landesrat für Wirtschaft können Sie die ökonomischen Auswirkungen der Krise bestens einschätzen – wie kommt die Südtiroler Wirtschaft wieder dorthin, wo sie in Vor-CoronaZeiten war? Zu allererst gilt es diese Pandemie zu überstehen, indem wir mit dem Virus leben und trotz Virus die Wirtschaft bestmöglich weiter am Laufen halten. Eine vollständige Erholung wird seine Zeit brauchen. Unterstützungsmaßnahmen

sind dabei natürlich wichtig. Eine funktionierende Wirtschaft ist für Südtirol wesentlich, für den Erhalt der Arbeitsplätze und letztlich für die gesamte Gesellschaft. Ich bin aber auch der Meinung, dass die Freude der Menschen an der Wiederaufnahme und das Bedürfnis an der Weiterführung der sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten so groß ist, dass sich viele Sektoren rascher erholen werden als befürchtet. 2020 geht zu Ende, ein neues Jahr beginnt: Was wünscht sich Landesrat Thomas Widmann zu Neujahr? Zwei Dinge: gute Gesundheit und eine Rückkehr zu einer „anderen“ Tagesordnung. Corona wird zwar noch lange Teil unseres Alltags bleiben, soll ihn aber nicht mehr beherrschen. Durch den Notstand sind sehr viele Dinge auf Eis gelegt worden oder stehen geblieben. Das Leben muss weitergehen und sich trotz Virus und parallel dazu so weit als möglich wieder normalisieren. Ich bin aber optimistisch: Südtirol wird nicht zum ersten Mal zeigen, dass es aus einer Krise gestärkt hervorgeht.

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Aktuell | Handelskammer

Digitalisierung des Bausektors Der digitale Wandel hat immer stärkeren Einfluss auf die Baubranche. Um die Südtiroler Unternehmen dabei zu ­unterstützen, hat die Handelskammer Bozen die Ausarbeitung von Leitfäden für die Gebäudedatenmodellierung BIM in Auftrag gegeben. BIM (Building Information Modeling) bezeichnet den gesamten Prozess der datenbasierten Planung, Abwicklung und des Betriebs eines Bauwerks über dessen gesamten Lebenszyklus. Aus diesem Prozess heraus entsteht das Building Information Model, als digitale Darstellung sämtlicher Bauwerksmerkmale. Um den heimischen Betrieben, die im Bausektor tätig sind, während des digitalen Wandels zur Seite zu stehen, wurden von der Forschungseinrichtung Fraunhofer Italia im Auftrag der Handelskammer Bozen Leitfäden für die Sektoren Hoch- und Tiefbau, Holzbau sowie Installation erarbeitet. Hierfür gab es eine enge Zusammenarbeit mit den Südtiroler Unternehmen Unionbau GmbH (Hochbau), Erdbau GmbH (Tiefbau), Aster GmbH (Holzbau) und den im Bereich Installation tätigen Betrieben Obrist GmbH und Mader GmbH. Der lvh Wirtschaftsver-

Die Handelskammer Bozen unterstützt die heimische Baubranche in Sachen D ­ igitalisierung.

band Handwerk und Dienstleister sowie das Kollegium der Bauunternehmer unterstützen die Initiative. Mit BIM können Produktions- und Organisationsprozesse verbessert, Verluste gemindert und die Effizienz, was Bauzeiten, -kosten und

-qualität anbelangt, erhöht werden. Es entstehen viele Chancen für Bauunternehmen und es ermöglicht, die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu festigen. Zudem vereinfacht BIM den Austausch unter den verschiedenen Akteuren, da die Modelle mobil sind und alle darauf zugreifen können. Die Leitfäden sind online unter www.handelskammer.bz.it abrufbar und verschaffen einen Überblick zu diesem Thema. Zudem sollten sie den Betrieben als Stütze dienen, um eine geeignete Strategie für einen schrittweisen Übergang zur Digitalisierung in der Baubranche zu finden. INFO Unternehmensentwicklung PID-Digitales Unternehmen Tel. 0471 945 691 digital@handelskammer.bz.it

Lokale Kreisläufe stärken IDM Südtirol möchte mit einer umfassenden, sektorenübergreifenden Kampagne die Wertschätzung für das ­kulinarische und touristische Angebot des Landes weiter erhöhen. kulinarische Spezialitäten in der heimischen Gastronomie und beim Genuss von Südtiroler Qualitätsprodukten bis zum Urlaub im eigenen Land. IDM Südtirol will nun mit einer umfassenden sektorenübergreifenden Kampagne die Wertschätzung für diese Schätze weiter erhöhen. Damit sollen lokale Kreisläufe gefördert und gestärkt werden. Die Kampagne, die Teil des Restart-SüdtirolProgramms von IDM ist, startete im Herbst mit umfangreichen Maßnahmen.

Südtiroler Qualitätsprodukte IDM Südtirol stellt die heimischen ­Qualitätsprodukte in den Mittelpunkt.

Südtirol hat viel zu bieten: Von abwechslungsreichen Erlebnismöglichkeiten über

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Südtiroler Wein, Milch und Milchprodukte, Speck, Schüttelbrot und Äpfel – das sind nur einige der Qualitätsprodukte mit geschützter geographischer Angabe bzw. dem Qualitätszeichen, die in Südtirol hergestellt

werden. Was macht aber ein Produkt zu einem Q ­ ualitätsprodukt, wofür stehen die Gütesiegel „Qualitätszeichen Südtirol“ und „Europäische Ursprungsbezeichnung“, und weshalb schmecken Produkte mit diesen Gütesiegeln besonders gut? Diese Fragen beantwortet die IDM-Kampagne, welche den heimischen Konsument/innen und den Gästen landwirtschaftliche Produkte und Lebensmittel aus der Region besonders ans Herz legen will. Ziel ist es, die Wertschätzung für Produkte mit der Marke Südtirol zu erhöhen und somit den Konsum dieser Güter zu steigern. INFO IDM Südtirol Tel. 0471 094 000 info@idm-suedtirol.com

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Highlights | Handelskammer

Digital Day 2020 Heuer fand der bereits dritte Digital Day statt, der jährlich von der Handelskammer Bozen veranstaltet wird. Ver­ schiedene Expert/innen aus Wirtschaft und Wissenschaft informierten über die Chancen sowie Herausforderungen der digitalen Welt. gen im Personalmanagement und Trends wie Online Recruiting. Zudem referierte sie über die Rolle, welche Personalmanager in der digitalen Zukunft spielen werden. Am Nachmittag erwarteten die Teilnehmer/innen eine Reihe von Parallel-Seminaren zu ausgewählten Bereichen der Digitalisierung. Die Interessierten konnten sich dabei über aktuelle Themen

INFO Unternehmensentwicklung PID-Digitales Unternehmen Tel. 0471 945 691 digital@handelskammer.bz.it

Nach längerer, Corona-bedingter Pause konnte die Handelskammer Bozen Ende September eine Publikumsveranstaltung ausrichten.

Im MEC „Meeting & Event Center Südtirol-Alto Adige“ des Hotels Four Points by Sheraton in Bozen standen interessante Fachvorträge auf dem Programm, die Südtiroler Unternehmer/innen, Führungskräfte und Mitarbeiter/ innen über neue Entwicklungen und Technologien informierten und auf deren Einsatz vorbereiten.

Digitale Highlights Pepe Möder, Gründer von Imaginars und Dozent an der Sole 24 ore Business School, präsentierte neue Geschäftsmodelle, die durch die Digitalisierung von Produkten und Prozessen ermöglicht werden. Es folgte ein Input von Anna Schneider von der Universität Innsbruck, über die Veränderun-

Alfred Aberer, Generalsekretär der Handelskammer Bozen, Pepe Möder, Gründer von Imaginars und Dozent an der Sole 24 ore Business School, Irmgard Lantschner, Leiterin des Bereiches Unternehmensentwicklung der Handelskammer Bozen sowie Prof.in Anna Schneider von der Universität Innsbruck (v.l.n.r.).

SAVE THE DATE

TRIE-, ND LANDMMER BOZEN

I R T S C HAFT

wie Leadership 4.0, Internet of Things, E-Commerce, Data Security, BIM (Building Information Modeling) und neue Wege der Produktentwicklung informieren.

Neujahrstreffs 2021 2019 Erfolgsfaktor Wirtschaft blickt in die Zukunft! Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Einladung zu den Neujahrstreff

Einladung zum

Mittwoch

09.01.2019 18.00 Uhr

13.01.2021 10.01.2019 Donnerstag

18.01.2021

19.01.2021

Lobis Böden GmbH BOZEN

Obstgen. Cafa MERAN

18.00 Uhr

18.00 Uhr

Unternehmen

Social Media Recruiting neue Möglichkeiten der Personalbeschaffung Fiber Plast GmbH Industriezone 5/B LATSCH

Duka Mitarbeiterbindung AG eine Herausforderung BRIXEN für erfolgreiche

Millennials Generationenwandel und neue Mitarbeiterbedürfnisse Hotel Lodenwirt Pustertaler Straße 1 VINTL

Mittwoch

16.01.2019

Bergmilch Südtirol Falls dieMILACorona-Bestimmungen des Landes öffentliche Veranstaltungen nicht zulassen, Innsbrucker Straße 43 werdenBOZEN die Neujahrstreffs als Online-Events stattfinden.

Kostenlose Teilnahme | Online-Anmeldung unter: www.handelskammer.bz.it Tel. 0471 945 615 | generalsekretariat@handelskammer.bz.it | Beginn jeweils um 18 Uhr

ng online bis 2. Jänner 2019: www.handelskammer.bz.it zen, WIFI - Weiterbildung, Tel. 0471 945 666, wifi@handelskammer.bz.it

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Wirtschaft und Jugend | Handelskammer

Zusammenarbeit im Sinne der Jugend Kürzlich wurde in der Handelskammer Bozen ein Abkommen mit dem Südtiroler Jugendring (SJR) unterzeichnet. Ge­ meinsam möchten die Beteiligten im Sinne der Jugend und Wirtschaft an einer breiten Palette von Themen arbeiten. Der Südtiroler Jugendring (SJR) und die Handelskammer Bozen haben vereinbart, zukünftig enger zusammenzuarbeiten. Das entsprechende Abkommen wurde im Sitz der Handelskammer unterzeichnet. Das gemeinsame Ziel vom SJR und der Handelskammer ist es, Südtirol noch innovativer, wettbewerbsfähiger und jugendfreundlicher zu machen.

ralen Themen und es geht um Fragen, wie junge Menschen in Südtirol gehalten werden können oder wie Beheimatung nachhaltig funktionieren kann. Zu diesen Anliegen will die Handelskammer Bozen gemeinsam mit dem Südtiroler Jugendring einen Beitrag leisten.

Die neuen Herausforderungen

In der Handelskammer Bozen unterzeichneten Tanja Rainer, SJR-Vorsitzende und Handelskammerpräsident Michl Ebner das Abkommen zur zukünftigen Zusammenarbeit.

Südtirol als Heimat attraktiv machen

Des Weiteren soll unter anderem zu den Themen Digitalisierung, demografischer Wandel, NEET (Bezeichnung für die Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener, die keine Schule besuchen, keiner Arbeit nachgehen und sich nicht in beruflicher Ausbildung

befinden) oder auch Veränderungen in der Arbeitswelt stärker zusammengearbeitet werden. Die Zusammenarbeit zwischen dem Südtiroler Jugendring und der Handelskammer Bozen soll sich in Form von Workshops, Referententätigkeit, Stellungnah-

Die Themenpalette, im Rahmen derer eine zukünftige Zusammenarbeit erfolgen soll, ist weit gefasst: So ist zum Beispiel die Abwanderung eines der zent-

men, der Ausarbeitung von Analysen und Studien sowie gemeinsamen Projekten ausdrücken. INFO Handelskammer Bozen Tel. 0471 945 611 generalsekretariat@handelskammer.bz.it

Beste Abschlussarbeiten prämiert Im Rahmen des Wettbewerbs „Bachelor- und Masterarbeiten zur Südtiroler Wirtschaft“ wurden die besten P­ rojekte vom WIFO - Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen ausgezeichnet. Im Wintersemester 2019/20 hatten neun Studierende am Wettbewerb teilgenommen und Forschungskonzepte ihrer Bachelor- und Masterarbeiten eingereicht. Die drei Abschlussarbeiten, welche die Jury am meisten überzeugen konnten, wurden vom WIFO der Handelskammer Bozen mit einem Preisgeld von je 1.500 Euro belohnt. Auch im heurigen Wintersemester findet der Wettbewerb statt: Bis 31. Dezember 2020 können interessierte Student/innen ihre Bewerbungen einreichen.

Das sind die Sieger/innen In ihrer Bachelorarbeit „A picturesque Journey – The visual Co-

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Im Bild von links nach rechts: WIFO-Direktor Georg Lun, Ilaria Garampi und Gabriel Recla (es fehlt Elena Biscardi).

Creation of Destination Brands” untersuchte die Boznerin Elena Biscardi, wie Destinationsmarken durch Instagram-Posts von Tourismusorganisationen und Reisenden mitgestaltet werden. Im Vergleich standen dabei die drei alpinen Tourismusdestinationen Südtirol, Tirol und Graubünden. Ilaria Garampi

aus Rom beschäftigte sich in ihrer Masterarbeit „Economy and environment in the EU: The case of Austria’s sectoral traffic prohibition” mit dem sektoralen Fahrverbot auf der A12 Inntalautobahn in Tirol. Sie kam zum Schluss, dass einseitige Maßnahmen keine Lösung für die Verkehrsproblematik

bieten können - vielmehr bräuchte es multilaterale Verhandlungen, bei denen alle Standpunkte berücksichtigt werden. Die Masterarbeit von Gabriel Recla aus Schluderns trägt den Titel „Convenience-Stores in Südtirol – Erhebung der Kundenpräferenzen für neue Betriebsformen am Beispiel von Convenience-Store-Konzepten“. Convenience-Stores sind Geschäfte, die sich durch den Verkauf von Lebensmitteln und einem dazugehörigen Bistro auszeichnen. INFO WIFO – Wirtschaftsforschung Tel. 0471 945 708 wifo@handelskammer.bz.it www.wifo.bz.it/thesis

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Frau in der Wirtschaft | Handelskammer

Eine Frage der Einstellung Die Tradition und das kulturelle Erbe bewahren, ein familiäres, unverfälschtes Urlaubsgefühl bieten, das Bewusstsein für Regionales und für die Nachhaltigkeit schärfen und sich im Frauen-Netzwerk konstruktiv mit Gleichgesinnten austauschen – die Hochpustertaler Hotelierin Evelyn Rainer sieht in ihrem Beruf ihre Berufung und strahlt das auch mit jeder Pore aus. Evelyn Rainer, Jahrgang 1980, studiert nach der Matura an der LEWIT Innichen Betriebswirtschaftslehre in Innsbruck und arbeitet als Unternehmensberate­ rin, bevor sie im Jahre 2014 den Fami­ lienbetrieb, das Hotel Eggele in Winne­ bach bei Innichen übernimmt. Mit Leib und Seele sorgt die Mutter von zwei Söhnen (3 & 5 Jahre) seitdem im ge­ schichtsträchtigen Haus als Hotelie­ rin aus Leidenschaft für das Wohl ih­ rer Gäste.

Als Hotelierstochter ist Ihnen Ihr beruflicher Werdegang quasi schon in die Wiege gelegt worden, oder? Eigentlich nicht. Nach meinem Wirtschaftsstudium habe ich zunächst bei einem Unternehmensberater angefangen, aber der Bürojob hat mich nicht ausgefüllt. Also habe ich mich doch für die Tourismusbranche entschieden, in Top-Betrieben im Gadertal und in Lech am Arlberg gearbeitet und tolle Erfahrungen gesammelt. Als meine Eltern unser Hotel umgebaut haben, war die Entscheidung meinen Tatendrang in unseren eigenen Betrieb zu stecken und sie damit auch zu entlasten, dann einfach naheliegend.

mit Hand an. Alles fußt bei uns auf einer gut funktionierenden, harmonischen und wertvollen Zusammenarbeit. Das ist uns und offensichtlich auch unseren Gästen enorm wichtig. Wir sind eben ein richtiger Generationsbetrieb. Die Arbeit als Hotelierin ist sehr zeitaufwendig, vielfach ein 24-StundenJob, wie lässt sich das mit einer Familie vereinbaren? Eigentlich ganz gut, schlussendlich ist alles eine Einstellungssache. Natürlich braucht es ein gewisses Verständnis von Seiten des

Partners und der familiäre Rückhalt hilft uns, ganz klar. Für unsere Kinder ist das Aufwachsen in bzw. mit einem Hotel und der Umgang mit vielen verschiedenen Menschen etwas ganz Selbstverständliches - sie genießen das auch. Als wir einmal zusammen mit unseren Gästen Weihnachten gefeiert haben, hat unser Sohn gesagt: „Das ist super, wir haben die größte Familie auf der Welt.“ Und auch wenn ich manchmal viel um die Ohren habe, verbringe und erlebe ich die Freizeit mit meinem Mann und meinen Kindern umso gezielter und intensiver. Sie sind darüber hinaus auch noch ziemlich engagiert? Ich war einige Jahre lang im örtlichen Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) aktiv, eine Legislaturperiode zudem im HGVLandesausschuss, in der Zeit, in der Frauen dort noch ein Novum waren. Seit der Geburt meines zweiten Sohnes habe ich mich zwar eingeschränkt, ich gehöre aber weiterhin dem HGV-Aus-

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Stichwort Personalmangel: Wie kann man die nächste Generation für Ihren Berufszweig gewinnen? Im Rahmen der Berufskampagnen in den Mittelschulen bin ich auch im direkten Kontakt mit den Kids und sehe eine gewisse Lustlosigkeit. Das scheint generell in unserer gesellschaftlichen Mentalität zu liegen, nicht nur was die Arbeit betrifft. Einsatz und Durchhaltevermögen sind vielen zu mühsam, so gesehen müssen wir uns an die eigene Nase fassen und schon bei der Erziehung anfangen. Was reizt Sie an Ihrer Arbeit ganz besonders?

Das Eggele ist ein echter Familienbetrieb – birgt das nicht Konfliktpotential? Nein überhaupt nicht. Unsere Eltern haben die Übergabe des Familienbesitzes schon frühzeitig in trockene Tücher bringen wollen und die Teilung ganz im Sinne meines Bruders und mir vollzogen. Nach wie vor arbeiten meine Mutter und mein Vater mit, auch mein Bruder legt oftmals

schuss der Vereinigung Südtiroler Gastwirtinnen an. Wir sind zu viert, von jedem Bezirk eine und organisieren unter anderem verschiedenste Veranstaltungen, von Wohltätigkeit über Fortbildungen bis hin zu Reisen. Grundsätzlich geht es aber darum, ein Netzwerk für einen Austausch unter uns tourismustreibenden Frauen zu schaffen. Schließlich sitzen wir alle im gleichen Boot, unabhängig davon, aus welcher Art von Betrieb wir kommen.

Das Hotel Eggele in der Hochpustertaler Ortschaft Winnebach.

Ich habe den schönsten Beruf der Welt, denn ich darf die schönsten Tage des Jahres - und das ist für viele Menschen nun einmal der Urlaub - mit ihnen gestalten und verbringen. Die Dankbarkeit unserer Gäste, die hier in unserem Hotel dem Alltagsstress entfliehen und die Batterien neu aufladen und ihre damit verbundene Herzlichkeit, das ist schon alles sehr befriedigend für mich.

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Aktuell | Handelskammer

Südtirol Wein Agenda 2030 Die Südtiroler Weinwirtschaft hat ihren Fahrplan in die Zukunft des heimischen Weinbaus vorgestellt. Dieser rückt die Nachhaltigkeit in den Vordergrund, mit Hilfe von fünf Handlungsfeldern und einer Reihe konkreter Schritte, die bis 2030 umgesetzt werden sollen. Um auch kommenden Generationen eine solide Weinwirtschaft und deren natürliche Grundlagen zu erhalten, hat das Konsortium Südtirol Wein mit dem Beratungsring für Obst- und Weinbau, dem landwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg, der Eurac, der Freien Universität Bozen und dem Nachhaltigkeitsexperten Alfred Strigl eine Agenda erarbeitet, die den Fahrplan in die Zukunft des Südtiroler Weinbaus bildet.

Handlungsfelder Ausgangspunkte der Agenda sind die fünf Säulen, auf denen die Süd-

tiroler Weinwirtschaft ruht: Boden, Reben, Wein, Land und Menschen. Als Lebensgrundlage des Weinbaus gelten etwa fruchtbare Böden und sauberes Wasser. Um beide zu erhalten, sind eine nachhaltige Bodenpflege und ein gezieltes Wassermanagement notwendig.

Ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit

In der Kellerei Bozen fand die Vorstellung der Südtirol Wein Agenda 2030 statt.

Die Agenda 2030 rückt darüber hinaus den CO2-Fußabdruck der Weinwirtschaft in den Fokus. Auch ein Klimaschutzprogramm wird entwickelt und eine Strategie erarbeitet, wie der Südtiroler Weinbau sich für

die Folgen des Klimawandels rüsten kann. Das Handlungsfeld „Land“ der Agenda umfasst den Schutz und die Erhaltung der durch den Weinbau geschaffenen Kulturlandschaft ebenso wie regionale Kreisläufe.

INFO Konsortium Südtirol Wein Direktor Eduard Bernhart Tel. 0471 1884772 eduard.bernhart@suedtirolwein.com www.suedtirolwein.com

2021

Für Ihren Einsatz! Südtirols traditionsreiche Unternehmen aus allen Wirtschaftssektoren tragen zum Wohlstand bei und sichern Arbeitsplätze. Zuverlässige und einsatzfreudige Mitarbeiter/innen sind die Voraussetzung für den Erfolg des Unternehmens. Die Handelskammer zeichnet 2021 zum 69. Mal Unternehmen mit einer mehr als 50-jährigen Tätigkeit und Arbeitnehmer/innen mit 36 und mehr Dienstjahren aus. Hinzu kommen Mitarbeiter/innen, die das Unternehmen, in dem sie tätig waren, unter bestimmten Voraussetzungen übernommen haben. Die Teilnahme am Südtiroler Wirtschaftspreis ist kostenlos. Gerne helfen Ihnen die Mitarbeiter/innen der Handelskammer, das Teilnahmeformular auszufüllen. Informationen: Handelskammer Bozen, Tel. 0471 945 613, management@handelskammer.bz.it, www.handelskammer.bz.it

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Einsendeschluss: 05. Februar 2021

Teilnehmerzahl beschränkt.

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Frau in der Wirtschaft | Handelskammer

Die Mutige Andrea Kuppelwieser kennt sich aus: Marillen, Johannisbeeren, Gemüse, aber vor allem Äpfel haben es der Bäuerin aus Schluderns angetan. Sie hat anpacken gelernt, kann mit Maschinen umgehen, widmet ihre Freizeit unter an­ derem dem Ortsbäuerinnenrat und wünscht Frauen, dass sie sich Fehler verzeihen, um den Mut nicht zu verlieren. Sie hatten in ihrer Jugend mit Äpfeln nichts am Hut. Wie kam es dazu? Ich bin mitten in der Natur hoch über Schluderns aufgewachsen. Mein Vater hat mir 1991 im Tal fünf Hektar ebenen Grund vererbt – ohne Beregnung und teilweise moosig. Schritt für Schritt haben wir melioriert und Beregnungen gebaut. Die ersten Apfelbäume hat uns mein Vater geschenkt. Mein Mann war damals Mechaniker und später LKW-Fahrer. Jeder verdiente Cent ist in das Feld geflossen. Das erste Geld auf dem Acker haben wir hauptsächlich mit Gemüseanbau verdient. Wir haben Radicchio, Lauch, Sellerie und vor allem Karfiol angepflanzt, bis wir uns ab 2002 nur mehr auf den Apfelanbau konzentriert haben. Hat es mit den Äpfeln sofort geklappt? Nein, es gab viele Rückschläge. Wir hatten Probleme mit der Qualität der Bäume, im Anbau und mit dem Wasser. In der Fürstenburg in Burgeis habe ich einen Obstbaukurs gemacht. Ich wollte lernen und Fehler verstehen, bin bei Flurbegehungen mitgegangen, habe mich über die Baumpflege informiert und allgemeines Wissen aufgesaugt. Neben seiner Tätigkeit in der Viehwirtschaft hat sich mein Vater eingebracht, wo er nur konnte. Meine Mutter und Schwiegermutter waren mir bei der Kinderbetreuung eine große Stütze. Auch Verwandte, vor allem zwei Tanten, haben mir bei der Arbeit auf dem Feld für ein Dankeschön geholfen. Ihr Mann hat 1997 seine Stelle aufgegeben und ist in den Landwirtschaftsbetrieb eingestiegen. Was hat sich für Sie geändert?

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Andrea Kuppelwieser Spechtenhau­ ser ist 1967 geboren und mit zwei Geschwistern und einem Pflegebru­ der aufgewachsen. Im Maturajahr ist ihr Sohn David geboren, das Wissen­ schaftliche Lyzeum hat sie dennoch ohne Verzug abgeschlossen. Nach ei­ nigen Prüfungen an der Uni in Trient fiel ihre Entscheidung zugunsten der Landwirtschaft. Gemeinsam mit ihrem Partner Lorenz Spechtenhauser machte sie daraus einen Apfelbetrieb, der inzwi­ schen über 8,5 Hektar verfügt und beim Klauben bis zu 18 Arbeiter beschäftigt. 1999 erblickte, 14 Jahre nach dem ers­ ten Kind, ihr zweiter Sohn Michael das Licht der Welt.

Der Zeitpunkt war gekommen, an dem wir glaubten, endlich nur mehr von einer Arbeit – der am Hof – leben zu können. Ich musste, aber konnte auch, ein paar Schritte zurücktreten. Es wurde eine gemeinsame Geschichte, die zum Erfolg geführt hat. Das verlangt gegenseitigen Respekt, Toleranz und oft auch Diplomatie.

Ihre große Leidenschaft gilt bis heute dem Ortsbäuerinnenrat. Warum? Wir sind alle Powerfrauen, ein gutes Team und bunt gemischt: Bergbäuerinnen, Vieh- und Obstbäuerinnen. Wir arbeiten für die

Dorfgemeinschaft, wollen die bäuerliche Gemeinschaft zusammenhalten und ein neues Bild der Bäuerin etablieren: Die Bäuerin ist heute durchwegs gebildet, oft berufstätig und nicht immer ganztags am Hof. Trotzdem arbeitet sie dort mit und behält eine wichtige Rolle. Was raten Sie Frauen in Führungs­ positionen? Frauen sollen sich trauen, sich Diskussionen zu stellen und keine Angst haben, nicht perfekt zu sein. Es ist auch wichtig, die Fähigkeiten anderer zu erkennen und zu nutzen. Es gilt, Ziele vor Augen zu haben, mit Herz und Argumenten zu überzeugen und zu motivieren. Die Frau darf sich selbst dabei nicht aus den Augen verlieren. Sie sollte unter anderem für die eigene Zukunft vorsorgen.

Hat es finanziell immer gereicht? Wir hatten anfangs nur alte Maschinen. Einige unserer ersten Möbelstücke waren selbstgemacht. Der Gang zur Bank wegen der ersten Finanzierungsanfrage und ohne große Einkünfte war demütigend. Schulden sind nicht gleich Schulden. Es ist ein Unterschied, wofür ich das Geld ausgebe. Wir haben anfangs nur in die Produktion auf dem Feld investiert. Da muss man schon die Nerven bewahren. Zwischendurch sind auch Existenzängste aufgekommen. Es gibt immer ein nicht kalkulierbares Risiko. Wenn wir etwas verkaufen müssten, würde es mir das Herz zerreißen.

Andrea Kuppelwieser inmitten ihrer Äpfel (Archivbild).

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IMPRESSUM Für die Wirtschaft – Mitteilungsblatt der Handels-, Industrie-, Handwerksund Landwirtschaftskammer Bozen – 22. Jahrgang, 8/2020 Herausgeber: Handels-, Industrie-, Handwerks- und Landwirtschaftskammer Bozen Direktion und Verwaltung: Südtiroler Straße 60, 39100 Bozen, Tel. 0471 945 672 E-Mail: communication@handelskammer.bz.it Verantwortlicher Direktor: Dr. Alfred Aberer Redaktion: Handels-, Industrie-, Handwerks- und Landwirtschaftskammer Bozen

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für die WIRTSCHAFT

Konzept: Friedl Raffeiner Druck: www.longo.media Fotos (wurden vor Erlass der Maskenpflicht aufgenommen): ­Handelskammer Bozen, Shutterstock, Othmar Seehauser, ­Harald Wisthaler, Andrea Kuppelwieser, IDM Südtirol, Südtiroler Jugendring, Christian Jungwirth. Zugelassen beim Landesgericht mit Dekret Nr. 3/99 Mitglied der „Unione Stampa Periodica Italiana - USPI“, Rom

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