Missions-Taube 1896

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Die

Missions-TTaube.

Zu den Bildern. Unſere beiden Bilder führen uns in das Colonial-Gebiet Deutſchlands

in Oſtafrica.

Sie ſind dem Reiſebericht des Derſelbe durchzog von der | Oſtküſte in ſüdweſtlicher Richtung das Land Uſaramo nach | den großen Seen Nyaſſa und Tanganyika, die Grenzen der | deutſchen Colonie. Die Betvohner desſelben find cin auf | |

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an, das Abendbrod zu bereiten, als pl/glid) Kriegsrufe erſchollen, gleich dem Geheule wilder Thiere. Eine Bande wilder Krieger ſtürmte daher, die cine alte, unglülihe Frau hinter ſich her ſchleppten.

Sie war ſchon halbtodt von der

Franzoſen Giraud entnommen.

grauſamen Behandlung; eine loſe Schlinge war ihr um den Hals geworfen und drei bis vier Männer zerrten ſie unbarmherzig über Dornengeſtrüpp und Steine hinweg. Man glaubte, daß die Frau cine Zauberin ſei und den Tod zweier tiefſter Stufe ſtehender Volksſtamm, und zwar meiſt in | Menſchen am Abend zuvor verurſacht habe. Nun febleppte Folge der furchtbaren Einfälle der arabiſchen Sclavenjäger. man ſie zumSheiterhaufen; S ſie ſollte zur Strafe lebendig Die zahlreichen Ueberreſte verivüſteter und verbrannterOrt- | verbrannt tverden. Jn Uſaramo tverden plötzliche Todes-

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ſchaften find lautredende Zeugniſſe davon. Die Eingebornen mit magerem Körper, eingefallenen Augen und ſcheuem, wildem Ausſchen tragen die deutlichen Zeichen ihres elenden Daſeins und ihrer ſteten Furcht vor einem Ueberfall an ſich. Mit höchſtem Mißtrauen ſehen ſie jedem Fremdling entgegen, der durch ihre Grenzen zieht, und jeder muß ſich vor ihrer wilden Grauſamkeit aufs ſorgfältigſte hüten, ſoll er ihr nicht zum Opfer fallen. Giraud var mit: ſeiner Carawane ohne Unfall ſchon faſt bis an die Weſtküſte gekommen, als er Zeuge des ſchre>lichen Schauſpiels ſein mußte, das unſer Bild darſtellt, die Verbrennung einer Zauberin. Er erzählt hierüber Folgendes: „Die Carawane hatte etwa eine halbe Meile von dem und man ſchi>te ſich Orte Zambue ihr Lager lea

in Africa.

fälle der Giftmiſcherei von Zauberern zugeſchrieben und mit dem Feuertod beſtraft. Vergeblich ſuchte Giraud die arme Frau zu retten. Die drohend geſhwungenen Beile der Wilden belehrten ihn, daß es nicht rathſam ſei, ſich mit dieſen in höchſter Aufregung befindlichen Wilden in einen Kampf einzulaſſen. Er konnte den Dorfhäuptling nur damit ftraz fen, daß er deſſen Geſchenk zurückivies — freilich eine . tiefe Demüthigung für einen Negerhäuptling in Africa.“ Aus dem niedrig gelegenen Lande der Uſaramo kam Giraud auf die geſündere Hochebene Uhehe, eine ungeheure Ebene, in Licht und Sonne gebadet, mit erquicender Luft, kühlem Quellwaſſer und reichem Pflanzenwuchs, ein über-

reiches Weideland mit dichter Bevölkerung. - Das Volk von Uhehe ſteht auf einer. viel höheren Stufe als das in Uſaramo.


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