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Aus der Miſſion in Syrien. (Mit 3 Bthuftrationen.)....-. 19 Herr Unbekannt war wieder da
from Missions-Taube 1908
Tid) und verſtändig in geijtlidjen Dingen. Des Pa- jtor$ Haus hat nur eine Stube, 18 Fuß lang, 15 Fuß breit, wo er und die Seinen leben, kochen, ſchlafen und Beſuche empfangen. Hier finden fid) ſeine Zie- gen, ſeine Schule und des Sonntags — ſeine Ge- meinde zuſamunen. An dem Abend meines Veſuches fauerten SO Leute auf dem Fußboden. Wir tauften einige Kinder, predigten, nahmen neue Glieder in die Gemeinde auf, feierten das heilige Abendmahl und mußten um 11 Uhr den Leuten jagen, nun ſoll- ten fie nad) Hauſe gehen; denn ſie würden gern die ganze Nacht dageblieben ſein und zugehört haben.
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Im Südweſten von Homs iſt cin bevölkerter Be- zirk. Alle Arbeit geſchieht hier auf Koſten der ſyri- ſchen Gemeinden jelbjt. Sd) beſuchte das dortige Dorf BVirſchin in Geſellſchaft eines einheimijden Pa- ſtors. Sobald unſere Ankunft bekannt wurde, kam ein Mohammedaner, um uns zu ſprehen. Er hatte ctwas vom Chriſtentum gehört und wollte mehr hören. GS war ein ideales Stück Miſſionsarbeit. Der Paſtor ja auf dem Fußboden mit ſeinem Teſta- ment in der Hand und las und erklärte mit ſtrah- lendem Angeſicht. Vor ihm kniete der Mohanmme- daner und nahm ihm mit Begier jedes Wort von den Lippen, ihn nur dann und wann durch einen Ausruf unterbredjend. „Die Mohammedaner behaupten, die Chriſien hätten die heiligen Schriften gefälſcht“, jagte er; „mag dem ſein, wie es will, eins weiß ich, dieſe Worte treffen mein Herz.“
Auf meinem Heimweg nad) Tripoli raſtete ih cine Nacht in einem Khan, dem beſten Erſaß dieſer -Gegend für ein öffentlihes Gaſthaus. Sd) ſaß mit andern Reiſenden in dem jparlid) erleuchteten Zim- mer, nahm auf gut Glü>k mein arabiſhes Neues Teſtament heraus und begann zu leſen, ohne zu wiſſen, ob jemand darauf adjten werde oder nicht. Zu meiner Überraſhung hörten fie chrerbietig zu, und [<hließli< ſagte ciner: „Sie kennen mid viel- leiht niht; id) war einſt im Hoſpital in Tripoli.“
| Gin anderer ſagte: „Jh kenne Sie auh; id) war ER j einſt Schüler in fic) der Einfluß einer Shrer Dorfſhulen.“ So hat unſerer ärztlihen und Schularbeit ausgebreitet, und wohin es iſt wahrſcheinlih, daß nen und ihm zuhören. — aud) der er Leute Miſſionar findet, die kommt, ihn ken-
Herr Unbekaunt war wieder da.
Sein elfter Beſuch. ] nian 8 Tagen heed oe am Eingang die Negernmiſſion, zu ſchen wünſchte. Unſer Kaſſierer erkannte ſofort den ihm längſt bekaunten, aber ſonſt ihm and) nod) immer ganz unbekannten mildtätigen
Gönner, der mim zum elftenmal ſeine Liebesgabe für das reidjgefeqnete Miſſionswerk unter den Negern abliefern wollte. Er hielt fic) anc) dieſes Mal nicht lange auf, machte auch nidjt viele Worte, ſondern iiberreidjte dem Kaſſierer ſogleih cine Rolle Papier- geld mit der Bemerkung: „Zählen Sie es!“ Kaſſierer Burgdorf, der nun ſchon über 25 Jahre Übung darin hat, die eingehenden Gelder für die Negerniiſſion immer richtig zu zählen, war bald damit fertig und ſagte: „Es find $500.00.“ „Ganz richtig!“ erwi- derte Herr Unbekannt und beſtimmte es, wie früher, für die Negermiſſion. „Jh ſehe, Sie find beſchäf- tigt“, ſagte er noc) und verabſchiedete ſich.
Jn derſelben Woche hatte der Kaſſierer noh eine jold) hocherfreulihe Überraſchung. Der Poſt- ‘bote brachte ihm einen Brief aus
North Carolina: „$300.00 von N. N. für die Negermiſſion !“ Gott, es ijt dein Werk in der Negermiſſion, das dieſe Gönner mit fold) reihen Gaben der Liebe be- _ denken. Sei ihnen in Gnaden ein reicher Vergelter!
Segne Geber und Gaben! O dap doch noch mehr Chriſten dieſe Miſſion mit reicheren Gaben bedenken möchten, damit die Schuld in der Kaſſe bald getilgt wäre! Wie gern möchten wir dieſen opferwilligen Miſſionsfreunden auch cine mal zurufen, was der Apoſtel Paulus zu den Chriſten in Achaja ſagte, die ſo reidjlid) beigeſteuert Hatten: „Euer Exempel hat viele gereizet!“ R. K.
Manherlei aus der Miſſion und für die Miſſion.
(Von R. KR.) Für Napolconville haben die lieben Schulkinder in der Synodalkonferenz ſo fleißig geſammelt, daß der Bar einer Schule, die gugleid) auch als Kapelle E dienen ſoll, in Angriff genommen werden konnte. Das Gebäude wird auf etwas über $1100.00 zu ſtehen kommen. Gott ſegne unſere kleinen Miſſions- — freunde für ihre mildtätige Liebe! Mögen auch foldje Squlen, die nod) nidts für dieſen Zwe> geſammelt haben, noc) mit fröhlihem Eifer daran gehen, damit a auch das Grundjtiie mitbegahlt und dieſer neuen. Gta: tion ſonſt kräftig geholfen werden kann. M ‘Ein Beiſpiel heidniſcher „Liebestätigkeit“. „Nicht E weit bon meiner Station“, fdjreibt der Goßnerſhe — Miſſionar Gerhard unter den Kols, „haben Hindu — ein großes Tauſende Hoſpital errichtet, das gekoſtet hat und noc) Tauſende und immer koſtet. aber Das — Hoſpital liegt in einer ſchönen Gegend am Fuß eines —
bewaldeten Berges. Cin jdiner Weg führt in langen Windungen bis an das große Tor. Geht man den Weg entlang, ſo kann man die vielen Patienten des Hoſpitals beobachten, wie fie fic) in Gruppen unter den großen, prächtigen Baumen lagern, um in ihrem unglüliher Fall verhinderte ihn leider daran. Eine
Abordnung jener Konferenz ſtattete ihm anſtatt deſſen an ſeinem Krankenbette ihren Beſuch ab. Sn tiefer
Dankbarkeit bli>te der Greis auf alles zurü>, was
Schatten vor der tropiſhen Hike Schuß zu ſuchen; zuweilen ſicht man ſie aud) in langen Zügen dur den weiten Wald ſtreifen, der dicht bis ans Hoſpital heranreiht. Es ſiud gegen 1300 Kranke, die hier freundlihe Aufnahme gefunden haben. Neuerdings iſt das ganze Anweſen mit einer hohen Mauer unm- geben worden, weil es [eider vorgekommen iſt, daß Gott im Verlauf ſeines Lebens an ſeinem Vaterlande getan und was er hatte erleben dürfen, und in ſtillem Frieden wartete er auf ſeine Abberufung in die
Seligkeit.
Bei cinem Grubenunglü in der Provinz Schan-
tung verunglii>ten jüngſt 150 chineſiſhe und zwei
Patienten, die nicht rehtzeitig vom Spaziergang heimkehrten, von Tigern weggeholt worden ſind.“ — Und was ſind es für Patienten, die dort jo liebrei< verpflegt werden? Kühe, lauter Kühe! Für ſeine leidenden Mitmenſchen hat der Hindu nicht ſo viel übrig wie für dieſe Kühe, dieſe „heiligen“ Kühe! Ju der c<ineſiſhen Provinz Kiangſi wurden von den ſogenannten „Geiſterkämpfern“, die in ähnlicher Weiſe wie die „Borer“ hauſen, ein römiſcher Pater, und über hundert chineſiſhe Chriſten hingemordet. Auch wurden mehrere römiſhe Miſſionsſtationen niedergebrannt, und etwa 4000 eingeborene Chriſten ſind obdachlos geworden. Etwa 2000 dieſer mör- deriſchen „Geiſterkämpfer“ zogen auch aus gegen zwei Stationen der Berliner Miſſion, doh gelang es den Behörden, ſie an der Ausführung ihres Vorhabens zu hindern. Jedoch wurden zwei entlegene Miffions- kapellen zerſtört. Der älteſte Minefifdje Chriſt. Am 2. Auguſt vorigen Jahres ſtarb in Schanghai der ehrwürdige Chriſt Sung Yuch Kuei im Alter von hundert Jah- ren. Er war geboren am 11. September 1807, alſo drei Tage, nahdem Morriſon, der erſte proteſtantiſche Chineſenmiſſionar, den Boden Chinas betreten hatte. Demnach hat er die ganze Entwicklung der evangeli- hen Miſſion in China in ihrem erſten Jahrhundert - miterlebt. Vor mehr ‘als fünfzig Jahren wurde er durh<h den bekannten . Miſſionar D. Edkins getauft. Er war ſowohl wegen ſeines lauteren Charakters wie aud) wegen ſeiner Gelehrſamkeit allgemein geachtet. Manchen Miſſionaren hat er bei der Vibeliiberjegung und bei der Abfaſſung chriſtliher Bücher und Trak- tate gute Dienſte geleiſtet, ſo Dr. Medhurſt und Dr. Muirhead. Auch der chineſiſchen Literaturgeſell-, ſchaft hat er mit Rat und Tat zur Seite geſtanden. Er ift auch ſelbſtändig literariſch, ſowohl in Proſa wie in Poeſie, tätig geweſen. Bis ins höchſte Alter hin- ein erfreute er fic) einer großen Rüſtigkeit, ſo ‘daß der Neunundneunzigjährige ſogar nod) die Abſicht hatte, die vorjährige Jubelfeier der proteſtantiſchen iſſion in Schanghai perjonlid) zu beſuchen. Ein deutſche Bergleute. Manche Chineſen wurden jedod durch die unerſhro>ene Opferfreudigkeit der Deut- ſchen gerettet. Als der chineſiſhe Gouverneur in Tſinanfu von dem tapferen Verhalten der deutſchen Bergleute erfuhr, fragte er den deutſhen Konſul: „Wie kommt es nur, daß meine Landsleute feige ge- flohen ſind und ihre ſterbenden Genoſſen im Stich gelaſſen haben, während die deutſhen Männer zur Rettung der Erſti>kten und Serbrannten ihr Leben in die Schanze ſhlugen? «Haben ſie das in der Erwar- tung cines beſonderen Lohnes getan?“ Der Konſul antwortete, das ſei eben die ſ<hönſte Frucht des Chri- ſtentums, die Nächſtenliebe, die ohne Gedanken an Lohn oder Beifall das Elend des Nächſten mit beiden Händen pace und rette, was nod) zu retten ſei. — Jn der Tat, man kann auch eine Mijjionspredigt halten, ohne Miſſionar zu ſein; und die übt dann oft eine beſonders tiefe Wirkung aus. é Tibet ijt noc) immer ein ,,verjdloffenes Land”, obſchon man gehofft hatte, es werde der Miſſion durd) die britiſhe Expedition im Jahre 1904 daſelbſt die Tür aufgetan werden. Aber der kürzlich veröffent- lihte Vertrag zwiſhen England und Rußland hat dieſe Hoffnung vorderhand zerſtört; denn nad) ihm ſoll „innerhalb der nächſten drei Jahre keinerlei wiſſenſchaftlihe Miſſion irgend welcher Art in’ Tibet Zutritt haben“. Damit ſoll jedenfalls geſagt ſein, daß aud) die drijtlidje Miſſion während dieſes Zeit- raums niht zugelaſſen werden ſoll.
Die norwegiſ<h-lutheriſhe Miſſion auf Madagaskar hatte zu Anfang de8 Jahres 1906 nod) 279 Schu- Ten mit 15,000 Schülern, die alle bis auf eine mit 60 Schülern durc die Feindſeligkeit der franzöſiſhen Regierung geſchloſſen worden ſind.
Ju Nordindien war der Regen im Jahre 1907 ganz ungenügend; infolge davon ſind die Saaten abgedorrt, und die Ernte ijt gänzli<h fehlgeſhlagen. Einem Gebiet mit 50 Millionen Einwohnern droht eine furdjtbare Sungersnot.
Auf einer Predigtreije, die mit dem Boot aus- geführt wurde, hatte fic) ein Miſſionar eben zum Sehlafen niedergelegt, als einer ſeiner Leute ihm zu- rief: „O Sahib (Herr), ſehen Sie dod) ans Ufer!“
