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Eine Brautreiſe nad) Grönland

Aber dieſes Kind war „Chriſtus, der HErr“. Das Kind in der Krippe war „Gott offenbaret im Fleiſ<h“. Darum bewegten ſih die Himmel bei ſeiner Geburt. „Alsbald war da bei dem Engel die Menge der Himmlifden Heerſcharen, die lobten Gott und - ſprachen: Ehre ſei Gott in der Höhe und Friede auf . Erden und den Menſchen ein Wohlgefallen !“ Warum offenbarte fic) denn Gott im Fleiſch? Warum nahm Gottes Sohn unſere Natur an? Er wollte an unſere Stelle treten und die Strafe, unſere Strafe, für die Sünde tragen. Er ward ein Menſch, damit er unſer Heiland werde, unjer Erlöſer von Sünde, Tod, Teufel und Hölle. „Euch ift heute der Heiland geboren!“ ſagt der Engel. Wir haben einen Heiland nötig, denn wir ſind verlorene, ver- dammte Sünder. Wäre niht Gott zu unſerer Ret- tung erſchienen, dann wäre alles Volk verloren ge- gangen. Aber Gott ward unſer Heiland: Das iſt die Freudenbotſchaft, welche die Weihnachtszeit uns bringt. „Da die Beit erfiillet ward, ſandte Gott ſeinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Geſeß getan, auf daß er die, ſo unter dem Géſeß waren, erlojete, daß wir die Kindſchaft empfingen.“ Das iſt die Weihnachtsbotſchaft; darum iſt die Weih- nacht8zeit eine Freudenzeit, weil den Sündern die “Geburt ihres Heilandes kundgetan wird. Dieſe Botſchaft gilt dir und mir, lieber . Leſex! Wir haben fie nötig, damit wir uns unſers Heils freuen können. Der Heiland ijt uns zu gut Menſch geworden. Die Weihnachtsbotſchaft bringt uns große Freude. Uns iſt ſie ſhon widerfahren. Aber ſie gilt niht uns allein; fie ſoll allem Volk widerfahren. Alle Völker der Erde ſollen ihres Heilandes froh werden. Wie freudig begrüßt man ſchon einen Retter aus geitlidjer Not! Als gegen Ende des Bürger- krieges Präſident Lincoln nad) Richmond kam, wurde er von der Negerbevölkerung als Retter aus der Sklaverei jubelnd aufgenommen. Die Mütter hatten zum leßten Male ihre Kinder auf den Sklavenmarkt ſhleppen ſehen; die Jünglinge hatten zum leßten Male die Peitſche des Wuffehers klatſchen hören; die Jungfrauen waren zum legten Male dem Meiſt- ‘fictenden feilgeboten worden; die Männer hatten zum Legten Male Sklavenarbeit verrihtet. Wie freu- ten fid) die Neger über die Botſchaft: „Fhr ſeid frei!“ Aber noch ſte>en viele Neger in viel ſhre>liherer Sklaverei, als die leiblihe Leibeigenſhaft war, und “mit ihnen ungezählte Mengen unter allen Gefdjled- rn und Völkern des Erdkreiſes. Auch ihnen ſoll die hnahtsfreude widerfahren, aud) ſie ſollen das

freude laßt uns den heiligen Entſchluß faſſen: Wir wollen uns in den Dienſt des Chriſtkindleins ſtellen und die Weihnachtsbotſchaft von ihm tragen zu allen Völkern, da Gott uns eine Tür auftut -— die Bot- ſhaft: „Siehe, id) verkündige euch große Freude!“ i H. M. Eine Brautreiſe nah Gröuland.

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„Eisbär“, ſo hieß cin danijdes Schiff, das im März 1895 von Kopenhagen nad Grönland abging. Als ‘einziges weiblihes Weſen befand fic) auf ihm die Braut eines Miſſionars, der in Grönland ftatio- niert war. Die Fahrt ging glü>kli<h von ſtatten; ſhon wad) je<hzehn Tagen fam die grönländiſche Küſte in Sicht, und tags darauf hoffte man in den Hafen von Ju- lianehaab einzulaufen. Gewaltige Eismaſſen aber verhinderten die Einfahrt. Man mußte froh ſein, in einer kleinen, von hohen Felſen eingeſ<loſſenen Bucht für einige Tage Ruhe zu finden. Das Wetter war unfreundli<h: nichts als Wind, Schnee und Regen! Gefahr aber ſchien keine zu drohen.

So kam der Gründonnerstag, der 11. April, heran. Aber an dieſem Tage erhob fid) ein Sturm, und als der Karfreitag anbrad, war das Schiff von rieſigen Eisblöcken uniringt, die es immer näher aus felſige Ufer trieben, ſtießen und drängten. Da half alles ni<hts. Das Schiff war verloren. Es galt nur noch, das Leben zu retten. Einigen Matroſen gelang es, vom Schiff auf die Felsblö>e zu ſpringen. Dann wurde ihnen vom Schiff aus ein Seil zugeworfen, das ſie am Lande befeſtigten. Aus einem andern Seil wurde eine Schlinge gemacht, die fic) an jenem bewegen fonnte, und vermöge dieſer Sdjlinge wurde die Braut ans Land gezogen, ebenſo ein Maſchinen- meiſter. Die andern ſprangen hinüber, wie die erſten es getan hatten.

Auf dem öden, kalten Lande befand man fic) aber in einer ſ{<hlimmen Lage. Das Fräulein ſollte in einer grönländiſchen Hütte: untergebraht werden, die aber drei Stunden weit entfernt war. Ein däniſcher Herr und ein paar Grönländer begleiteten fie. Es war ein entſegliher Weg über hohe, ſteile -Felſen in tiefem Schnee: Zuleßt konnte fie faſt niht mehr ‘weitergehen. Nur mit höchſter Anſtrengung erreid)- ten ſie die Hütte.

Durch einen ganz niedrigen, dunklen Hauëgang kamen fie in die Stube. Die Luft in ihr war fo fcjledjt, daß man es auf die Dauer kaum aushalten

fonnte. Dazu zum Eſſen war fic) mit etwas war es bitter kalt. Etwas Warmes nidjt aufzutreiben. So mußte man kaltem Fleiſh, trodenem Brot und A SNS er

faltem Waſſer begnügen. Als endlid) die Grön- länder ihre Tranlampen anzündeten und ein Feuer im Ofen- machten, entſtand ein jdreclider Qualm, bei dem die armen Schiffbrüchigen faſt betäubt ein- ſchliefen.

Am andern Morgen, als fie jid) waſchen wollten, war nichts da als eine Untertaſſe voll Waſſer und cin Kinderhemd ſtatt des Handtuhs. Seyt kamen auh die Matroſen nach, die in ciner Felſenhöhle übernachtet, vor Kälte aber faſt gar niht hatten ſchlafen können. Am Oſterfeſt war es ſehr kalt.

Aus der miſſouriſhen Heideumiſſion in Judien. Zu dem Vilde der Miſſionskapelle in Kriſhnagiri, der älteſten Station dieſer Heidenmiſſion, ſhreibt der dortige Heidenmiſſionar, Paſtor G. A. Naumann, folgendes: „Siermit ſhi>e id) den Leſern der lieben „Miſ- ſionstaube‘ ein Bild unſerer Kapelle in Kriſhnagiri, die wir am Sonntag Sexageſimä dieſes Jahres ein- geweiht haben. Nachdem ich) mir es lange überlegt hatte, wie das alte, baufällige Schulgebäude mit ſei-

Lutheriſche Kapelle in Kriſhnagiri, Oftindien.

Die Grönländer ſangen einige Oſterlieder, und am zweiten Feiertag wurde ſogar eine grönländiſche Pre- digt vorgeleſen. Erſt am Dienstag erhielten fie Le- ben8mittel und fonnten fic) zum erſtenmal wieder ſatt eſſen. Dann wanderten ſie fort und trafen das

Haus eines däniſhen Kaufmanns; am Samstag brachen fie von dort auf nad) Julianehaab. Am

Sonntagvormittag kamen ſie dort an, und am Frei- E. tag traf auc) der Miſſionar dort ein, deſſen Braut nem Strohdache zu einem geräumigen, brauchbaren Kirchlein umgebaut werden könnte, entſ<hloß id) mid endlid), ihm eine Kreuzform zu geben. Das jdjledjte Dach wurde heruntergenommen, das hintere Stic des Gebäudes weggeriſſen, die Mauern wurden einige Fuß erhöht, und in Kreuzform wurde dann hinten angebaut. Die kleine Altarniſche ijt auf dem Bilde

alle die Strapazen überſtanden hatte, und hörte nun mit großer Teilnahme ihren Bericht an. So war — ſeine künftige Gattin gewöhnt worden, Gefahren entgegenzugehen, die ihrer nod) mutig den. im weiteren Miffionsleben warteten. ,

leider nit zu ſehen, wohl aber der eine Flügel, dem genau die andere Seite mit einem gleiden Eingange entſpriht. Das ganze Gebäude hat ein ſolides Zie- geldad) bekommen. Der Vorbau ſoll niht nur Shuß gewähren gegen die Sonne, ſondern aud) die kleine Glofe bergen und dem Ganzen ein tirdjlidjes Aus- E ſehen verleihen, wozu aud) das kleine Kreuz beiträgt,

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