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Mit der Bibel durch die Lande

eS ECHTSTLOUIS

30. Dahrgang. März 1908. Aummer 3.

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Der Sieg des Wortes.

Der Erzfeind des Neiches, der Fürſt. der Nacht, Verſammelt zuhauf ſeine ganze Macht. Zahlloſe Verblendete folgen ihm, Die Herzen entzündet von Haß und Grimm. Sie find gerüſtet mit Waffen und Macht, Die Bosheit und Liſt der Hölle erdacht. Jhr Kampf gilt dem König und ſeinem Sohn; Sein Reich ſoll fallen und ſtürzen ſein Thron. Auch der König des Reichs tritt auf den Plan, Mit erleſener Rüſtung angetan. Das ſchafft ſeinen Feinden Glauben ins Herz, Wirkt Liebe und richtet fie himmelwärts. Da heben fie fröhlih das Haupt empor, Und Scharen Erlöſter treten nun vor. Sie geben fic), huldigend, ganz ihm hin, Verchren als Heiland und König ihn. Geſchwunden ift Bosheit und Bitterkeit, Sie ziehn für den König in Heil’gen Streit. Ihr Lebenlang preiſen ſie Gottes Sohn, |

Weil durch ihn fie dem Tyrannen entflohn. Sie verkünden ſein Wort der ganzen Welt, Das ewiglich bleibt und den Sieg behält.

Zwar führt cc zu Felde niht großen Troß, Doch zückt er ein Schwert, zweiſhneidig und bloß, Sein Schwert, geführt mit gewaltigem Streich, Hat Wirkung gar tief und ſhre>li< zugleich. Es dringt ins Gewiſſen, ins Herz hinein, H. Meyer.

Mit der Bibel dur die Laude.

Scheidet Seele und Geiſt, aud) Mark und Bein. Das ift das Gefeh. Mit ſeinem Gebot Und Fluch ſhlägt's Wunden zum ewigen Tod. Da hält auch der Frechſten Rotte nicht ſtand, | Sie ſinkt in den Staub, vom Schwert iibermannt. Doch ſich! Auf das weite Totengefild? Tritt des Königs Sohn, gar gnädig und mild. Jhn jammert der Armen Torheit und Tod, Draus will ſie erretten der treue Gott. Er leidet für alle des Todes Pein; Sein Blut macht von allen Sünden ſie rein. Er predigt den geiftlid) Toten ringsum Sein erivedendeS Evangelium.

Die engliſche Bibelgeſellſhaft — die größte Ge- ſellſchaft dieſer Art — gibt jedes Jahr einen ſtatt- lihen Band, mehr als 400 Seiten ſtark, heraus, in dem ſie von ihrer ſegensreihen Arbeit, der Verbrei- tung der Heiligen Schrift unter allen Völkern der Erde, berichtet. Es ſind mehr als fünf Millionen Bibeln, Neue Teſtamente, Evangelien oder andere einzelne bibliſhe Bücher, die ſie Jahr für Jahr durd Hunderte von Bibelboten und auf andere Weiſe als einen guten Samen auf das Land ſtreut. Freili<, es iſt wahr: vielen von dieſen Büchern und Büchlein geht es wie dem Samen, der auf den hartgetretenen Weg, unter die Dornen oder auf den Fels fiel und umkam, ohne Frucht zu bringen. Dejto erfreulicher iſt e8, wie andere in oft ganz unerwarteter Weiſe

hier und da einem Menſchen gum ewigen Segen ge- reihen. Dafür ein paar Beiſpiele. Sm Jahre 19083 verkaufte ein Bibelbote in einer ägyptiſhen Stadt im Nildelta eine Bibel an einen mohammedaniſhen Kaufmann. Als er ſpäter den Laden nod) einmal betrat, fand er den Kaufmann ſchr böſe, weil dieſer unterdeſſen gewahr geworden war, daß es ein Buch der Ungläubigen war, das er gekauft hatte. Dann hörte der BVibelbote längere Zeit ni<hts mehr von dem Kaufmann, er verlor ihn aus den Augen. Sm leßten Jahre begegnete er ihm von ungefähr wieder. Diesmal begrüßte der Kauf- mann den Bibelboten ſehr herglid), zog dann aus den Falten ſeines langen Gewandes ein Buch hervor und ſagte: „Sich hier die Bibel, die ih vor drei Jahren von dir kaufte. Sc) habe ſie wochenlang eifrig ge- leſen, meine Frau wurde ordentlid) böſe darüber. Sqließlih brachte id) fie dazu, mitzuleſen. So laſen wir das Evangelium des Lukas, die Geburt Chriſti, ſein Leben, ſeinen Lod, ſeine Auferſtehung. Wir verglichen alles ſorgfältig mit der Geburt, dem Leben und Tode Mohammeds. Jmmer mehr fühlten wir uns zu JEſu hingezogen. Wir erkannten, FEſus war heilig, Mohammed ein Sünder; JEſus war von Gott, Mohammed niht; JEſus hatte Macht von Gott, Mohammed niht. Wir ſagten uns: dies iſt in Wahrheit der alleinige Heiland. Später verkauften wir unſer Geſchäft und zogen nad) Oberägypten, wo wir mit <riſtlihen Kopten zuſammentrafen. Wir baten ſie, uns zu taufen, aber ſie wollten es niht tun. So wanderten wir weiter von Ort zu Ort. Auf dieſer Wanderſchaft ſtarb meine Frau; ſterbend betete ſie: „HErr JEſu, ich ſterbe, aber du wirſt mid) wie den Schächer zur Rechten in Gnaden annehmen.“ “ Wir dürfen hoffen, daß inzwiſhen der Wunſch dieſes Mannes in Erfüllung gegangen iſt und er die heilige Taufe empfangen hat. — Nun ein Bild aus Südafrika. Jn der großen, volkreihen Goldſtadt Johannesburg hat die engliſche Bibelgeſellſchaft cin ftattlidjes Bibelhaus, in welchen ſie die Heilige Schrift in etwa 60 Sprachen feilhält. Zum erſtenmal wurden in dieſem Jahre mehrere bibliſhe Bücher in der Sprache der Vakaranga, eines Negerſtammes in Südafrika, gedru>t. Der Dru> wurde in London beſorgt; im Laufe des Jahres kamen die Kiſten damit in Johannesburg an. Einige Vakaranga waren damals gerade auf Arbeit in der Stadt. Einer von ihnen fam alle Morgen in das — Bibelhaus und fragte, ob die Bibelkiſten nod) niht { getommen wären. Endlih wurde ihm der Be- : „Ja, fie ſind da.“ Er wartete, bis fie aus- t EAR Dann He er eins von den und rief entzü>t aus: „Ja, es iſt Karanga, es iſt meine Mutterſprache!“ Spornſtreihs lief er fort, um in kurzem wiederzukommen; er brachte ein Dugend Landsleute mit, die alle begierig waren, das Buch in ihrer Sprache reden zu hören. —

Tief im Srnern Aſiens liegt die öde, menſchen- Teere Wüſte Gobi, zum chineſiſ<hen Reiche gehörig. Durch ſie unternahm ein Agent der Vibelgeſellſchaft int Iegten Jahre cine lange Reiſe, hin und her die entlegenen Ortſchaften darin aufjudend. Jn einer foldjen, namens Mutiko, bat ihn cin Färber, Wang mit Namen, ihm dod) einen Beſuch zu machen. Er tat es. Wang bewohnte ein kleines Säuschen mit nur einem, Raum. Er nötigte ſeinen Gaſt auf den Kang, den dort allgemein bräuchlihen Bettofen, und nahm dann von einem Nagel ein Buch herab, das daran an einem Bindfaden hing. Es war — cine Apoſtel- geſhihte in chineſiſher Sprahe. Vom Ofenrauch war das Buch allmablic) ganz gebräunt, ecs hatte feinen Deckel mehr; man konnte ihm aber anſehen, daß fleißig ‘darin geleſen war. Wang erzählte, er habe das Buch vor ſieben Fahren von einem durd- reiſenden chineſiſhen Kaufmann erſtanden. Der habe es von einem Miſſionar erhalten, fid) aber nichts daraus. gema<ht. Wang hatte, wie er wei- ter erzählte, in früheren Zeiten in der Nachbar- ſhaft cines Miſſionars gelebt und damals ſchon dies und das vom Evangelium gehört, jedod) habe es keinen Eindru> auf ihn gemacht. Nun wurde das kleine, von dem Kaufmann verachtete Büch- lein das Werkzeug des Heiligen Geiſtes, ihn auf- zuwe>en. Es wurde ihm ein Brunnen lebendigen Waſſers, aus dem er ſieben Jahre lang den Durſt ſeiner Seele ſtillte. Ähnlich wie die heidniſchen Chi- neſen ihre Gößenbilder verehren, verehrte er ſein Vüchlein. Wo es an der Wand hing, hatte er rechts und links einen Papierſtreifen angebracht. Auf dem einen hatte er die zehn Gebote, ſoviel er von ihnen wußte, aufgeſchrieben. Sieben von ihnen waren _ ganz richtig; die andern drei hatte er durd) andere chriſtlihe Vorſchriften, deren er fic) erinnerte, erſebßt. An Stelle des fünften hatte er z. B. geſchrieben: „Du folljt von deinem Nachbar nichts Böſes reden“, an Stelle des vierten: „Richtet niht, auf daß ihr niht gerichtet werdet!“ Auf den - zweiten Papierſtreifen hatte er das Vaterunſer geſchrieben. Natürlich be rihtigte und vervollſtändigte der Bibelagent dent Meiſter Wang die beiden Blätter und verkaufte ihm :À zum Abſchied zwei Neue Teſtamente. Ohne Zweifel werden ſie an ihm einen eifrigen Leſer bekommen. —

Ein merkwürdiges Erlebnis teilt ein Miſſionar BP

aus Korea mit. Im März 1904 wurde dort ein — 2 junger koreaniſcher Patriot nad) fünfjährigem Harten —

Gefängnis gu [ebenslanglidher Verbannung auf einer entlegenen Sunjel begnadigt. Vor ſeinem Verlaſſen der, Hauptſtadt beſuchte ihn ein <hriſtliher Freund - und brachte ihm ein Neues Teſtament und ein driji- lihes Geſangbuch, indem er ihn dringend bat, den Heiland, ſeine einzige Hoffnung für die Zukunft, an- zunehmen. Der junge Verbannte, ein Mann aus vornehmer Familie, mit einem gewe>ten Verſtande, in abendländiſher Bildung erzogen, dachte in der Verbannung über ſeines Freundes Worte nad) und fing an, in der Bibel zu leſen. Etwa nad Jahres- friſt kam jener Miſſionar auf die bedugte Juſel und fand in dem Verbanuten einen aufridtigen und ver- ſtändnisvollen Gläubigen. Der Heilige Geiſt war Durd) die Bibel ſein einziger Lehrer geweſen. Ja, mehr als das! Der junge Mann hatte von den Schatze, den er gefunden hatte, allen, mit denen er es war ihnen wie ein Gruß aus der fernen Heimat. Und ſhon darum kaufte ſo mancher ein Büchlein. Wir ſtanden den ganzen Tag anf dem Markt und hatten beſtändig einen Kreis von Leuten um uns. Vald mußten wir einem Frager ſeine Fragen be- antworten, bald einem andern den Snbalt eines Buches kurz angeben. Erſt am ſpäten Abend kehr- ten wir müde und matt in unſer Quartier zurü>. Faſt 900 Vücher hatten wir an dem einen Tage ab- gejeist.

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Aus der Miſſion in Syrien.

«zuſammenkam, treulid) Zeugnis abgelegt. Sieben . Monate ſpäter beſuchte der Miſſionar jene Jnſel abermals. Jn Gegenwart zahlreicher Zeugen taufte er den Verbannten. Sieben von den Zeugen melde- ten fic) dabei zum Taufunterricht an. Seitdem haben auf ciner benadbarten Jnſel ſhon 100 Leute den Wunſch geäußert, „die JEſuslehre zu tun“. Gott wirkt gar wunderbarlih: er ſandte dieſen Mann in die Verbannung, um ſeine Seele zu retten, und niht allein das, ſondern um durd ihn Scharen von Leuten auf dieſen entlegenen Junſeln das Heil zu bringen. — Zum Schluß ein Vild vom BVibelverkauf in der Landſchaft Deli auf Nord-Sumatra. Anſchaulich er- zählt davon ein Bibelagent: Am erſten Tage jedes Monats erhalten hier die Arbeiter auf den Tabak- und Kautſchukplantagen ihren Lohn. Sie haben dann einen freien Tag, an welchem ſie meiſt in die Stadt Medan gehen, um ihre Beſorgungen zu machen. Das gibt auc) uns eine vorzügliche Gelegenheit, mit vielen Menſchen zuſammenzukommen, die wir ſonſt nur ſchwer erreichen können. Wir faßten daher früh um 7 Uhr ſchon auf dem Markt Poſto, eine große Bücherkiſte vor uns. Mein eingeborener Gehilfe, “Tan Seng, war zunächſt ſehr kleinmütig; er dachte wohl, was ſoll mit den vielen Büchern werden? Aber bald umdrängten uns die Eingeborenen in Scharen. Zunächſt war es Neugierde, zu ſehen, was der weiße Mann zu verkaufen habe; bald wurde es aber Jn- tereſſe, ein Bud) in ihrer Mutterſprache zu kaufen. Was für cine bunt zuſammengewürfelte Geſellſchaft war das: Chineſen, Malaien, Javanen, Tamilen, Battaks, Sikhs, Araber, Japaner, Bengalen und Filipinos! Für alle hatten wir wenigſtens Evan- gelien in ihrer Mutterſprache. Wie leuchteten hier d da die Augen eines Chineſen oder Javanen nn fie die wohlbekannten Schriftzeichen ſahen auf, —

Dr. Harris ſaß im Eiſenbahnwagen, um nad Hums zu fahren und dort nach den proteſtantiſchen Gemeinden und nach den Kranken zu ſehen. Sn dem anjtopenden Wagenabteile ſaßen in lebhafteſter Un- terhaltung einige Mohammedaner. Erſt hatte ſich Harris um ſie niht gekümmert. Dann aber wurde er aufmerkſam, daß die Leute von ihm und ſeiner Praxis redeten. „Der mit dem Topfe als Hut (Tropenhut) auf dem Kopfe iſt's, der in der Stadt Winder tut.“ „Was Sie ſagen; wer ijt er denn?“ „Wie, kennen Sie ihn niht? Haben Sie nihts von

Dr. Harris, dem Amerikaner in Tripoli, gehört?“ „Was kann der denn Sonderbares tun?“ „Gut, id) will es Fhnen erzählen. Meines Bruders Tochter, ein Kind von vierzehn Jahren, hatte in ihrem Na>ken ein Geſchwür ſo groß wie Shr Kopf. Ein junger Mann iſt mit ihr ſeit zehn Jahren verlobt; aber als der die. Geſhwulſt ſah, verlangte er die Niidgabe jeiner Geſchenke. Das ging natiirlid) nicht, wie Sie wiſſen. Als wir von Garris’ Taten in der Stadt hörten, bat mid) mein Bruder, das Mädchen in mein Haus zu nehmen und zu ſehen, ob er ihr helfen könne, und als der Doktor ſie ſah, ſagte er, es ſei ganz leiht, die Krankheit zu beſeitigen. Bei dem großen Propheten Mohammed, er legte ſie auf einen weißen Tiſch, ſo wie Sie fic) ihn gar niht denken und ließ. das Mädchen daran riedjen; da war fie gleich. wie tot. Dann nahm er einen Kaſten mit einen Haufen ſonderbar ausſehender JFnſtrumente, die lange gekocht hatten, und bei dem Ruhme aller Propheten, wie der Mann ſchneiden konnte! Bald war das Geſchwür entfernt und des Mädchens Kopf war halb ab; die Wunde war boll von Jnſtrumenten, die wie poliertes Silber ausjahen. Hatte id) eine Angſt, ſage ih Ihnen; ih dachte, das Kind ſtürbe. Sch wurde — fo wütend, daß id) den Doktor totſhlagen wollt Aber er ſagte: „Ängſtigen Sie ſich nur niht; fie wird gleich wieder wohl ſein.“ Dann nahm er g kochte Seidenſträhne und nähte amd nä hte rwei

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entfernte er die Snjtrumente; dann nabte er Haut und Fleiſ<h wie Zeug zuſammen, bis ihr Kopf wieder ganz war. Ellen von gekohtem Kattun wurden um ihren Nad>en gewidelt, bis der Köpf ausſah wie der des Scheikh in unſerer Moſchee. Das ging fo acht Lage; heute morgen nahm der Doktor die Bandagen

Miſſionshoſpital in Tripoli, Syrien. ab, die Wunde war ganz heil, und nächſte Woche iſt Hochzeit. Jh wünſchte, Sie hätten das Vorleſen aus dem Buche gehört und die ſüßen Worte des Pre- digers oder die weiſen Worte des Propheten JEſus; id) wünſchte, unſer Scheikh könnte uns auh ſo etwas erzählen.“ Dr. Sarris mußte lachen über dieſe draſtiſhe Be- ſchreibung einer fiirglid) vollzogenen Operation und hoffte, daß die ſüßen Worte JEſu, die er ihnen aus dem Neuen Teſtament geleſen hatte, viel Frucht ſchaffen möchten zur Heilung ihrer Seele.

Zu den unbequemſten und ſtörendſten Faktoren der ſyriſhen Miſſion gehört die ſtarke und von Jahr- zehnt zu Jahrzehnt immer ſtärker werdende Auswan- derung der Syrer. Sie können in ihrer Heimat aus dem engliſhen Leſebuhe. Die Jungen aus Wis- conſin [aſen fließend, gerade ſo wie ih, als ic) nod Schulknabe in Ohio war. Dann kam der Junge aus Auſtralien; der eigentiimlidje weiche Tonfall, den id einigermaßen aus dem Verkehr mit Syrern kannte, die in Auſtralien geweſen waren, veranlaßte mid, ihn zu unterbrechen und zu fragen, woher er komme? Meine Annahme war richtig.

Zwei andere Knaben waren in Smyrna geboren; ihr Vater iſt ein Ftaliener, ihre Mutter von engliſcher Abſtammung; ſie ſprachen fließend Franzöſiſch, Jta- Tienijd) und Griedjijd) und eignen fic) jeßt ſchnell aud) Arabiſch an. Als ein Schüler vor einigen Mo- naten das arabiſche bibliſhe Geſhichtsbuch gu Tefen begann, machte ihm ſeine mangelhafte Kenutnis die- jer Sprache viel Not. Er verſtand kein Engliſch, ſein Lehrer kein Franzöſiſ<h und Stalienijd. Wie ſollte er da unterrichtet werden? Schließlich brachte der Lehrer, der in Amerika auf einem theologiſchen Seminar ſtudiert hatte, ſein griedijdjes Neues Teſta- ment mit in die Schule und zeigte auf die einzelnen Worte, die dann der Junge arabiſh wiedergab. So ſtellten ſie do< eine Verbindung untereinander her.

Durch den unermüdlichen Eifer eines deutſchen Miſſionars, Theophil Waldmeier, ijt im lezten Jahr- zehnt eine halbe Meile von Beirut in ſchöner und geſhüßter Lage von den Miſſionsfreunden in Eng- land und Amerika ein Jrrenhaus errichtet worden, die erſte derartige Stiftung in Syrien, die fic) der

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unter der türkiſ<hen Mißwirtſhhaft niht boranfom- men, und die Erſchließung Syriens fiir den Welt- verkehr zeigt ihnen in Giid- und Oſtaſien, in Nord- und Südamerika, in Nordafrika und Südeuropa neue Wege. Leider kommt aber durd) dieſes Kommen und Gehen na allen Teilen der Erde eine ſprach- Tide Verworrenheit in dies Miſſion8gebiet, welche die jeit alters vorhandene religiöſe Zerſplitterung faſt nod) überbietet. Sc) hatte, jdreibt Miſſionar G. Doo- little, Prüfung der Knabenſchule in Muallekeh. Sch “mußte, um an alle Kinder heranzukommen, feds Sprachen gebrauchen: Arabiſh, Engliſh, Türkiſch, __ Fransöfiſch, Jtalieniſ< und Griechiſh. Zwei von den Jungen waren in Wisconſin geboren und ver- : tehe Engliſh beſſer als Arabiſh. Andere verlebten i ten Jahre in Tenneſſee, eine dritte Familie ar k slid) aus Auſtralien heimgekehrt. agi

e S Miſſionsdorftirhe in Syrien. N i unglüd>lichen, verwilderten und pernadlaffigten Gei- | vila fte8franfen annimmt. Das Hoſpital iſt ein unaus- - t e ſprehliher Segen für Syrien; Leute aller Sekten Sq ente au ber verſchiedenen Ausſprache beim Leſen preiſen es laut. Die alte und einzige Behandlung der Srren in Syrien war grauſam und oft verhäng- ni8voll; die Patienten wurden an den Fels geſhmie- det und geſchlagen, um den böſen Geiſt ausgutreiben. Die Szenen, welche die unwiſſenden Mönche bei die- a B O I

ſer Art Behandlung hervorriefen, ſpotten aller Be- ſchreibung.

Sm Jahre 1903 wurde plößli<h der Lieblings- prediger des neuen Patriarchen, der Paſtor Bulus

(Paulus), geiſteskrank und tobſüchtig. Er war cin groper, ftattlidjer und ſtarker Mann; es gehörten viele Leute dazu, um ihn zu binden und nad Asfu- rieh zu befördern. Jh ſah ihn — ſchreibt Miſſionar Jeſſup — in der Jſolierzelle, unbekleidet ſtehend, predigend und ſchreiend. Durch geduldige und freundlide Behandlung wurde er allmähli<h ruhiger, und nach fünf Monaten war er völlig geheilt. Seine Dankbarkeit kannte keine Grenzen. Er ſagte: „Man hat mich gelehrt, die Proteſtanten ſeien Teufel, und nun finde ich, ſie ſind Engel; wie kann ih ihnen ver- iden Jngenieur aus Haifa geleitet; er ſoll die alte, feudjende Dampfmaſchine entlaſten, die lange Jahre treu gedient hat.

Eines Tages, als die Maſchine zuſammengeſeßt wurde, fehlten zwei komplizierte Meſſinghähne. Man hätte ohne ſie die Maſchine einfa nidt in Gang jegen können, und es wären Monate vergangen, eche man mit großen Unkoſten aus Amerika Erſatteile hatte herbeiſchaffen können. Ein Gehilfe ging in die Stadt und ſah zufällig auf dem Tiſche eines mohammeda- niſhen Schmiedes einige Meſſingſtücke liegen. Er trat ein und jah da richtig zwei Stücke, die ausſahen wie die fehlenden Hähne. Er erfuhr, daß der Schmied ſie von einem Träger des Zollhauſes für 25 Cents gekauft hatte. Er bezahlte ſofort dieſen Preis und

Miſſionsſhule in Sidon, Syrien. gelten?“ Sgließlih kehrte er ruhig, bekleidet und klar bei Sinnen nad) Hauſe zurüd>. | Seine Heilung ‘machte im ganzen Lande großen Eindru>. Ein Beſuch in der amerikaniſchen Vibeldructeret in Beirut lohnt fic). Wie würden die Augen der “alten Gibeliiberjeger Eli Smith und Cornelius van Dyck bei dieſem Anbli> ſtrahlen! Das Getöſe der fünf Zylinderpreſſen in voller Tätigkeit, die Bogen der arabiſchen Bibel, Traktate, Wochenblätter, Bilder- karten und anderes in ununterbrochener Folge von fid) geben, machen es faſt unmöglich, fich zu unter- halten. Die neu aufgeſtellte Dru>maſchine arbeitet au8gezeihnet und läuft dabei am geräuſchloſeſten von allen. Hinten ſind Mädchen beſchäftigt, die Bogen zu falten und zu heften. Sn einem ſüdlihen Anbau ſteht ein {öner Ölmotor, das Geſchenk eines New Yorker Mijjionsfreundes, und wird von einem deut-

eilte nad) der Drucleret zurü>; ridjtig, es waren ge- nau die fehlenden Stüde, die der Gepädträger offen- bar geſtohlen hatte. So hatte fid) der HErr ins Mittel gelegt, um eine Unterbrehung des Bibeldru>s auf Monate zu verhindern.

Die Nachfrage nad) arabiſhen Bibeln iſt be- * trähtlih. Tauſende von Exemplaren werden für Ägypten beſtellt und dorthin verſ<hi>t — die glan- zendſten Hoffnungen Eli Smiths und Cornelius van Dy>ks ſind verwirklicht.

Während meiner leßten Reiſe fand ih, erzählt Miſſionar March, an vielen Orten eine ungewöhnliche Bereitwilligkeit zu hören. Jmdulab ijt ein kleines Dorf öſtlih von Homs, an der Grenze der arabiſchen Wüſte. Die Leute in dieſen und den benachbarten Dörfern gehören gu einer fyrifden Sekte, in den Dingen dieſer Welt einfältige Leute, aber empfang-

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