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Pfingſtregen. (Gedicht) Doc SESGO IE R UGE
from Missions-Taube 1908
IS SP NSS
LAMPE KLAMBRECKTST LOWS < Miffionsseitfdjrift der Evangelifdy-Lutherifdjen Synodalkonferenz von Nordamerika.
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30. Sagegang. Juni 1908. Aummer 6.
Pfingitregen. niht!“ Joh. 14, 27. Die ſüße Gabe des Evange-
liums überhaupt und des Pfingſtevangeliums inſon-
„Nun aber gibſt du, Gott, einen gnädigen Regen, und dein Erbe, derheit iſt der Friede Gottes dur< unſern §€rrn TR Cel Erg ute bi i les
HErr, die Wüſten brauchen Regen! Öffne deines Himmels Dom, Gieß herab des Geiſtes Strom; Sende Gaben, ſpende Segen, Daß entweich! die ſtarre Nacht, Daß es grün’ und blüh! mit Macht! FEſum Chriſtum. Wie kommt nun ein
Menſch zu dieſem Frieden?
Zuerſt muß der falſche, fleijdlide Friede, die Zufriedenheit des a d geräumt werden. Menſchen mit fic) : : t: Der HErr ſagt: ſelbſt, Nit „Nicht hinweg- gebe id gebe ih
eu<“, nämli< Frieden, „wie die Welt gibt.“ Der
HErr, ſogar dein heil'’ger Garten, Friede, den die Welt gibt, hat keinen ſiheren Grund,
Dee EE LT Sede vor ben Vergeswarten Saft und Kraft auf Halm und Veet, Daß die Frucht fein luſtig ſteht!
hat keinen Beſtand, ſondern verwandelt fid) unver- mutet in Unruhe und Angſt. Der betritglide Welt- friede kommt daher, daß der Menſch entweder Gottes Wort nicht hat, oder fic) dem Worte Gottes widerſeßt
HErr, pel RER ſchauen Für das Werk im Erntefe Betend auf zum Throngezelt! Hilf du ſelbſt dein Erbe bauen, Tränk’, erquid’ das dürre Reis
und fic) ſeiner eigenen Tugenden und ° Ba, od S Dieſer falſche E muß geſtört Werke tröſtet. 5 un piace werden. Das Wort des Geſeßes muß dem ünder Angſt und Schre>en einflößen. Es muß fid) an ihm UO CL OI eS 5 vollziehen, was Jakobus fdjreibt: „Seid elend und oe ¿enn LS E CEE traget Leide und weinet; euer Lachen verkehre fid) in en Dann PEN purc<hs kann alle Welt Wort belebt: belauſchen : Weinen und Der Menſch, eure der Freude in fid) ſeinen Traurigkeit“, Jak. 4, 9. Himmel ſelbſt zureht- Deine Spur, die Segenshand, gemacht hat, muß erkennen, daß er am Abgrund der RID GAB Feu eng Eas AD O. R. H. Hölle ſteht. Er muß an aller Selbſthilfe verzagen und verzweifeln lernen und fic) deſſen RE t i den, daß er, ſoviel an ihm liegt, unrettbar verloren MEI iſt. Dann iſt e8 mit ſeinem eignen Frieden aus. Sm Evangelium für den erſten Pfingſtfeiertag Soll nun. der Friedloſe zum Frieden kommen, heißt es: „Den Frieden laſſe id) enc); meinen dann iſt nötig, daß ihm das Evangelium des Frie- Frieden. gebe id) euch. Nicht gebe ih euch, wie die dens gebraht werde. Der Heiland aller Menſchen Welt gibt. Euer Herz erfdjrecte niht und fürchte fid) ſagt:- „Meinen Frieden gebe id) eu<.“ „Er iſt unſer

Friede“, jdjreibt der Apoſtel Eph. 2, 14. Er hat dur ſein Fleijd) weggenommen die Feindſchaft, näm-
Tic) das Gejeg; das in Geboten geſtellt war; er hat das Geſeß vollkommen erfüllt. Dazu hat er beide,
Juden und Heiden, verſöhnt mit Gott in einem
Leibe durd) das Kreuz und hat die Feindſchaft ge- tötet durch ſi< ſelbſt, Eph. 2, 14—16. Seinen Frie- den hat er in das Evangelium gefaßt; darin läßt er allen Menſchen dieſen Schaß antragen. Er iſt ge- kommen, hat verkündigt im Evangelio den Frieden, denen, die ferne waren, und denen, die nahe waren,
V. 17. Wo nun das Evangelium gepredigt wird, da ſendet Gott auch ſeinen Heiligen Geiſt, daß er in den Herzen der Friedloſen den Glauben anzünde, daß ſie des. Friedens Chriſti teilhaftig werden. Wo
Glaube, da Friede. „Nun wir denn ſind geredjt worden durch den Glauben, fo haben wir Frieden mit
Gott durd unſern HErrn JFEſum Chriſt“, Röm. 5, 1.
Sobald nun der Friede Chriſti in unſerm Herzen wohnt, muß Furdt und Schre>en weihen. „Euer Herz erſhre>e niht und fiirdte fic) niht!“ Aller- dings führt ein Menſch, der des Friedens Gottes teil- haftig geworden iſt, ſeinen Wandel mit Furdt. Er fürchtet fid) davor, Gottes Wort aud) im geringſten zu verleßen und ſeinen verſöhnten Gott aufs neue dur< Sünden zu betrüben. Aber er fürchtet fich niht vor Gott wie ein Sklave vor ſeinem Herrn. Chriſten wiſſen, von Gottes Seite haben ſie kein Übles zu be- fiirdjten; er iſt ihnen gnädig. Jhre Feinde können ihnen ni<ts anhaben; ihr König ſ{hüßt ſie. Kein Unglü> wird fie treffen, denn der Hüter Jsraels <läft nod) ſ<lummert nidt. Keine Not kann fie verderben, denn der Vater verſorgt ſie. Der Tod kann ſie niht verfdlingen, denn ihr Heiland ijt die Auferſtehung und das Leben.
Das iſt der edle Pfingſtfriede, der uns wieder jo ſüß gepredigt wird und der uns fo unausſpre<hli< ſelig madjt. Noch aber find viele ferne; ſie kennen dieſen Frieden niht. Shnen laßt uns ohne Ermüden die großen Taten Gottes predigen, durd) die allein der Welt der Friede gegeben wird, der ſonſt dur< keine Veranſtaltungen, auc) durd) keine Friedens- fonferengen zuſtande gebracjt werden kann. H. M.
Eine Bitte,
die gewiß gerne gehört und erhört werden wird, bringt die „Miſſionstaube“ die8mal im Jntereſſe un- + ſerer Miſſion in Rods, N. C., vor ihre werten Lefer. id Hier, etwa zehn Meilen von Salisbury entfernt, wurde unſere Miſſion im Jahre 1905 begonnen. es Seither wurde eine alte baufällige Blodhiitte als Kirche und Schule benußt. Nun hat fic) eine Ge- meinde mit 22 Kommunizierenden gebildet, und etwa 50 Kinder find da. Snfolge des Segens, den der HErr hier beſchert hat, reiht die alte Hütte für die Bedürfniſſe niht mehr aus. Die Gemeinde wünſcht nun, ſo bald als méglid) eine zwe>entſprehende Ka- pelle beziehen zu können. Zu dem Ende hat ſie be- reits einen Bauplay gekauft und zum Teil auh das Vauholz. Nun find ihre Mittel erſhöpft. Paſtor Laſh, unſer Miſſionar dort, bittet daher im Namen der Gemeinde die Miſſionskommiſſion um Hilfe. Die Miſſionskommiſſion kann helfen — wenn unſere lieben Chriſten helfen; und denen iſt Helfen ja eine Luſt. Die Kapelle in Mocks ſoll 20X30 Fuß groß werden, mit einem kleinen Hinterbau, 7X14 Fup. Nach dem Urteil des Ehrw. Vorſitzers der Kommiſſion, der fic) an Ort und Stelle umgeſehen hat, ſind etwa $75.00 bis $100.00 nötig. Alſo, ihr lieben Miſſions- freunde, bedenkt unſere Miſſion in Mocks mit euren milden Gaben zum Vau einer Kapelle! H. M.
Mitteilungen aus North Carolina.
Am Oſtermontag hatten einige Miſſionare fic) zu einer ſpeziellen Konferenz in Salisbury, N. C., ver- ſammelt, um verſchiedene Gemeindeangelegenheiten zu beraten. Anweſend waren zwei weiße und drei farbige Miſſionare, die vom dortigen Miſſionar Laſh und ſeiner Gattin aufs nobelſte bewirtet wurden.
Sm Jmmanuel-College rüſten fic) jest Lehrer und Schüler für die Schlußfeier. Dieſe ſoll am erſten Donnerstag im Juni ſtattfinden. Außerdem wird in derſelben Woche auh ein Konzert vom Studentenchor und eine Unterhaltung von den Schülern der Präpa- randentlafjen gegeben werden. Am Freitag vorher ſchließt die mit dem College in Verbindung ſtehende Schule mit einer beſonderen Feier. Hierfür, wie aud) für die Shlußfeier des College, ſind bereits aus- wärtige Redner in Ausſiht genommen.
Die Leſer dieſes Blattes werden es gewißli<h ſehr bedauern, daß Direktor Bakke infolge der großen Arbeitsl[aſt, die auf ihm ruhte, zuſammengebrochen iſt. Seine Nerven ſind ſo angegriffen, daß der Arzt ihm zeitweilig jeglihe Kopfarbeit verboten und Ruhe verordnet hat. Die andern, jüngeren Profeſſoren haben de8halb teilweiſe ſeine Arbeit mit übernommen. Da ſie nun außerdem nod) mehrere Miſſionsſtationen regelmäßig mit zu verſorgen haben, ſo ruht auf ihnen eine ſhwére Arbeitslaſt. Hoffentlih gelingt es bald, die vakanten Stationen wieder zu beſeßen, ſo daß wir Hilfe bekommen. Vor allen. Dingen gebe Gott, daß Direktor Bakke re<t bald wiederhergeſtellt wird und in ſeiner ihm ſo lieb gewordenen Miſſionsarbeit wei- — EA ter wirken kann. M. L.
Schulweihe in Napolcouville.
„Aus dem Munde der jungen Kinder und Säug- linge haſt du Lob zugerichtet.“ Dieſe Worte kamen uns unwillkürli<h in den Sinn, als wir am Sonntag nach Oſtern endlich das neue Schulhaus in Napoleon- ville — das and) zugleih als Kapelle dienen ſoll — einweihen durften. Steht es doch da, errichtet zur Ehre des dreieinigen Gottes und zur Ausbreitung ſeines Reiches, ein Denkmal der Liebe der Kinder der Synodalkonferenz zu ihrem Heilande.
Beſcheiden und einfach iſt das Gebäude und dod)
Nicht wenig trugen Lehrer Eberhards Shulkin- der dazu bei, die Verſammlung feierli< zu ſtimmen, Dieſe Negerkinder unſere ſhönen lutheriſhen Cho- râle ſingen zu hören, ijt wirtlid) ein Genuß. Wie EO und friſh klang doh das „Lobe den HErren“, „D daß id) tauſend Zungen hätte“, „Ach, bleib mit deiner Gnade“, „Meinen JEſum laſſ" ich nicht” und andre mehr. Dieſe Kinder ſingen wirklid) mit ganzer Seele. Kräftig und lebhaft erſchallt ihr Geſang und doch keineSwegs ſchreiend. Wie lebhaft wünſchten wir da, alle unſere Miſſionsfreunde könnten aud) einmal dieſe Kinder hören. Bch bin gewiß, ſie würden Gott

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Neue Niffionsfdule in Napoleonbille, La.
fon in ſeiner Einfachheit. Es iſt 65 Fuß lang und enthält zwei geräumige Zimmer. Das vordere, nah der Straße zu gelegene, dient als Kapelle, das hintere als Schulzimmer. Beide werden aber wohl im näch- danken, daß es auc) ihnen vergönnt war, ein Scherf- lein für den Bau dieſer Schule zu geben, damit aud) aus dem Munde dieſer Kinder Gott ein Lob guge- richtet wird. è
“ ſten Jahre zu Schulzwe>ken benußt werden miifjen. Am Tage der Einweihung wurden zwei Gottes- dienſte abgehalten. Vormittags hielt der Untergeid- nete die Feſtpredigt über Mark. 10, 18—16: „Laßt die Kindlein zu mir kommen!“ Abends predigte Prof. Y. Müller über Pf. 84, 5: „Wohl denen, die
in deinem Hauſe wohnen; die Toben did) immerdar.“ Er zeigte: was ein Haus des HErrn iſt; wer die ſind,
Nun ift das Haus dem HErrn geweiht. Gott gebe, daß es ihm immer geweiht bleibe, daß es eine- Pflanzſtätte werde unſerer teuren lutheriſhen Kirche, - ja ein Vorgarten des Himmels. Wir wollen in un-* ſern Gebeten Lehrer und Kinder dem HErrn der ~ Kirche allezeit befehlen und dazu- helfen, daß immer mehr’ driftlide Schulen entſtehen unter den geiſtlich blinden und verwahrloſten Kindern Hams. die in dieſem Hauſe wohnen; warum es von dieſen Allen Freunden der Miſſion, allen lieben Kin- heißt: ‘war die „Wohl Kapelle denen!” bis auf Bn beiden Gottesdienjten den lebten Plaß gefüllt. dern, die mit den dieſe Schule erbaut innigſten Dank ab, haben, ſowohl ſtatten wir hier- der Schulkinder
in Napoleonville als aud) der paar treuen Leute, die fic) dort ſhon jegt um uns ſammeln, und rufen ihnen das Wort Chriſti zu: „Was ihr getan habt einem unter dieſen meinen geringſten Brüdern, das habt ihr mir getan. Wahrlich, es wird eud) im Himmel wohl belohnt werden!” G. M. K. das Bauernhaus als MiffionSanjtalt ein. Zwölf junge Leute, zumeiſt aus der Gemeinde in Her- mannsburg, traten ein. Vier Jahre ſpäter konnten die erſten aht Miſſionare in die Heidenwelt geſandt
Louis Harms.
Jn dieſen Tagen gedachte man in der lutheriſchen Kirche eines Mannes, der durd) die Gründung einer Tutherijden Miſſion in der Heidenwelt weit über die Grenzen unſerer Kirche hinaus bekannt geworden iſt. Dieſer Mann iſt Louis Harms, deſſen hundert- ſter Geburtstag am 5. Mai an vielen Orten gefeiert worden iſt. Er wurde im Jahre 1808 in Walsrode, einem andftadtdjen in der Lüneburger Heide, ge- boren. Jn ſeiner Kindheit und Jugend lernte er, obwohl ſein Vater Paſtor war, nicht, fic) demütig und einfältig an die Schrift zu halten. - Noch trieb ja der grobe Rationalismus auf Kanzeln und Kathedern ſein Unweſen. Auf der Univerſität Göttingen war die Wiſſenſchaft ſein Göße. Doch der HErr führte ihn in die Schrift und zum Glauben. Durch die Stelle Joh. 17, 3: „Das ijt das ewige Leben, daß ſie did, daß du allein wahrer Gott biſt, und den du ge- ſandt haſt, JEſum Chriſtum, erkennen“, kam Licht in ſeine Seele, und fortan ſtellte er ſein Wiſſen und ſeine Kräfte in den Dienſt ſeines Heilandes. Sm Jahre 1844 wurde er ordiniert und trat als Hilfs- prediger ſeines Vaters ſein Amt in Hermannsburg, Hannover, an. Durch ſein Zeugnis von JEſu kam bald neues Leben in die Gemeinde. Schon früher

Louis Harms. werden. Auf einem eigens für die Miſſion gebauten Schiff, der „Kandaze“, fuhren ſie nad) Südafrika, und dort unter den ſhwarzen Heiden in Natal wurde ihnen eine Tür aufgetan. Später hat Paſtor Harms ein Tieblidjes Erblühen und kräftiges Wachstum der von ihm begonnenen Heidenmiſſion erleben dürfen. Es wurden Miſſionen unter den Zulus und Betſchua- nen in Afrika und unter den Telugu in Sndien ge- gründet. Als Paſtor Harms am 14. November 1865 heimging, zählte die Hermannsburger Miſſion in Afrika 24 Stationen, 31 Miſſionare und an 300. Getaufte. i klagen. Allerdings hat Paſtor Harms in manden nicht nebenſählihen Punkten geirrt, und das ijt zu be- Aber auc) das muß hervorgehoben werden, daß er unbeugſam feſtſtand gegenüber den Anmu- tungen zum Weichen von ſeiten der Paſtoren der Landes8kirhe. Wenn andere nadjgaben oder jdjwie- gen, dann trat er auf und zeugte für die Wahrheit. Das alte Miſſionshaus hatte er Miſſionsſtunden im von 1849. Sntereffe — der Heiden- Ganz beſonders trat aud ſein Gottvertrauen und ‘ſein unermüdlicher Eifer im Dienſte ſeiner Gemeinde Er war ein Licht, das fid und der Miſſion hervor. ſelbſt verzehrte, indem es andern leuchtete. Er iſt i Miſſion gu begeiſtern. Jm Jahre 1849 kaufte vielen ein Wegweiſer zum Himmel geweſen. rms für $4000.00 einen Bauernhof und richtete 1 ne ys a DONA ai Zi LAZ, EI H. M.
Daulat.
Eine Senanagefdidte. Es war ein freudloſes Daſein, das der jungen
Daulat beſchieden war. Sie war die Ehefrau eines niht viel älteren Hindujünglings namens Bulkt- ſhand. Seit ihrem dreizehnten Lebensjahre war fie mit ihm verheiratet und lebte nun zwei Jahre im Hauſe ſeiner Eltern. Shr Schwiegervater? Giduwani war ein angeſehener Mann in der nordindiſchen Stadt Nanakpur; er war im allgemeinen ganz gutmütig, kümmerte fic) aber nicht fonderlic) um die weiblichen
Schwägerinnen alle reihe Eltern hatten und eine reihe Ausſteuer mitgebraht hatten. Daulats Vater hatte auch allgemein für einen wohlhabenden Mann gegolten; bei ſeinem plößlihen Tode, kurz nach ihrer Heirat, war es aber offenbar geworden, daß dem nicht ſo war. Frau Sampi konnte es niht vergeſſen, daß ſie damit hinters Licht geführt war, und ließ es Dau- lat, die dod) daran ganz unſchuldig war, entgelten, daß ſie arm war. Bei jeder Gelegenheit wurde ihr das vorgehalten. Das Vorbild der Schwiegermutter veranlaßte auh die Shwägeriunen, ſehr garſtig gegen . Daulat zu ſein. Sie war das verachtete, hin und her

Miſſionsfeſt in Hermannsburg. Familienglieder; da ließ er ſeine Frau Sampi nah geſtoßene Aſchenbrödel des Hauſes. ihrem Gutdünken ſchalten und walten. Und dieſe war den Kindern der Shwägerinnen, ſo mußte ſie es be- eine bitterböſe Frau, unter deren Tyrannei die arme ruhigen; wehe ihr, wenn es thr ni<t bald gelang! Daulat unſäglich zu leiden hatte. Shr Gatte Bult- War eins unartig geweſen, ſo erhielt ſie anſtatt des hand war der jüngſte von fünf Söhnen. Seine älte- Miſſetäters die Strafe dafür. War irgend ein Haus- ren vier Brüder, die alle nod) im vaterliden Hauſe gerät verloren oder entzwei gegangen, immer hatte weilten, waren glei<falls verheiratet. Die Senana, ‘Die Frauengemächer, die, wie überall, den hinteren Teil des Wohnhauſes einnahmen, beherbergten alle dieſe verſchiedenen Familien. Schon das enge Zu- ſammenleben war eine ewige Quelle des Unfriedens und Streites, des Neides und der Eiferſucht, was ja bei Heiden, die nihts vom Frieden der Seele in Gott wiſſen, niht ſehr berwwunderlid) iſt. Daulat hatte überdies das Ungliic, arm zu ſein, während ihre vier Schrie eins von fie huld daran. Nur ſelten durfte fie ihre Mutter beſu<hen. Wenn dieſe dann die verweinten Augen ihrer Tochter ſah, gramte fie fid) wohl, aber helfen konnte fie ihr aud) niht. : Es war an einem ſ<wülen Nachmittage. Daulat ſaß in ihrem kahlen Gemadje auf ihrer. einfahen Tidrpat (Bettſtelle), ein zweijähriges Kind einer Schwägerin an ihrer Seite, einen Säugling auf dem Schoß. Sie träumte und war gerade im Begriff, vor

Müdigkeit einzuſchlafen, als fie ein befehlender Ruf aus ihrer Ruhe aufſhre>te. Es war Bultſchand, der eben aus der Hochſchule, welhe er nod) beſuchte, heimkehrte und durſtig einen Trunk Waſſer heiſchte.
Unterwürfig ſprang ſie auf und lief in den Winkel, einen Krug zu holen. Wie ſie ihn aber ergriff, ſchrie fie bor Shmerz laut auf; der Krug entfiel ihrer Hand und ging in tauſend Scherben. Ein giftiger Skor- pion hatte. ſie in den Finger geſtohen. Die hinzu- kommende Schwiegermutter, anſtatt Mitleid mit ihr zu haben, überſchüttete ſie obendrein wegen des wert- loſen zerbrochenen Topfes mit einer wahren Flut von Schimpfworten. Und die S<hwägerinnen höhnten ſie nod) in hämiſcher Schadenfreude. Unterdeſſen nahm der Schmerz jo zu, daß Daulat ganz blaß wurde und in Ohnmacht zu fallen drohte. Da regte fic) doc) in Bultſchand das Mitgefühl, und er ſagte: „Mutter, er- Taube, daß ic) Daulat in das Miſſionshoſpital bringe; du weißt, die Mem Sahib, die ‘es leitet, vollbringt ganz wunderbare Kuren.“ “ „Das fehlte ard) noh!“ fuhr die Mutter zornig auf; „haben: wir in unſern jungen Tagen ſolhe Schmerzen aushalten müſſen, fo kann es das junge Volk von heute auh. Sd) will von dieſen neuen Moden nichts hören.“
Aber Bultſchand jette ſeinen Willen durd. Er. brachte Daulat bis ar die Tür des Hoſpitals. Dort nahni ſie die Pförtnerin in Empfang und wies fie in den Warteſaal, wo ſhon ein ganzer Kreis von Pa- tientinnen verſammelt war. Eine liebrei<h ausſehende ältere Frau mit einer Bibel auf dem Schoß — es. war eine Bibelfrau — begrüßte fie freundlih, und als fie hörte, daß ſie von einem Skorpion geſtochen ſei, mel- dete fie ſie jofort der Miſſionsärztin. Schlangenbiſſe, Skorpionenſtiche und ähnliche dringende Fälle gehen allen andern Leiden voran. i
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Daulat wurde in das Sprechzimmer gerufen. Zuerſt erſchrak ſie ein wenig bei dem Anbli> der Ärztin; war es doch die erſte weiße Dame, die ſie in ihrem Leben ſah. Aber die Fremde hatte ſo etwas Wohlwollendes in ihren Mienen, daß Daulat ſhnell- Zutrauen zu ihr. faßte. Die Ärztin ließ fic) nun den geſtochenen und unförmlih angeſhwollenen Finger geigen und rief ihrer Gebilfin zu: „Viſchiu, die Am- moniakflaſche und die Salbe für Skorpionenſtiche!“ Die Gerufene brahte das Gewünſchte und beftrid) den Finger mit der Salbe, während die Ärztin Dau- - Tat die Flaſche unter die Naſe hielt. Aber entſeßt fuhr dieſe guriid, als fie den beißenden Gerud) des
Ammoniaks einatmete. „Willſt du mid) töten?“ rief ſie voll Sdjreden. Lächelnd beruhigte fie die Ärztin, “ſie ſolle ſih nur überwinden und kräftig riehen. Und wirkli, indem Daulat es tat, ließ der Shmerz auf der Stelle nah. Auch die Salbe tat ihre Wirkung. Und voll freudigen Dankes rief Daulat: „O Mem
Sahib, dein Waſſer tut wirklich Winder!” „Nun geh noch eine Weile in den Warteſaal und erhole dic) ein wenig, ehe du nah Hauſe gehſt. Su- janne (die Bibelfrau) erzählt dort eine ſhöne Ge- ſchichte, der kannſt du derweile zuhören.“ Daulat tat, wie ihr befohlen war. Es war in der Tat eine ſchöne
Geſchichte, die ſie hörte, von einem guten Manne, Jſa
Maſih (JEſus Chriſtus), wie er ſo herablaſſend mit einem armen famaritanijden Weibe geſprochen und ihm Lebenswaſſer zu geben verheißen hatte. Sie" fragte: „Gewiß iſt das Lebenswaſſer dasſelbe Waſſer, welches mir die Mem Sahib zu riechen gab?” Su- janne bemühte fich, fie eines Beſſeren zu belehren, in- dem fie ihr erklärte, wie dies Lebenswaſſer nod) etwas viel Beſſeres ſei und die mühſeligen und beladenen Herzen erqui>ke. Ganz verſtand Daulat die Bibelfrau “nicht; aber das Gefühl hatte fie doh, als ob dann das Nebenswafjer auch etwas für fie ſein müſſe. Sie war ja mühſelig und beladen. Beim Abſchiede fragte Su- janne: „Daulat, ſoll ih dic) bald einmal beſuchen ?“ Schon wollte dieſe freudig darum bitten, da dachte ſie an ihre böſe Schwiegermutter, die das gewiß nicht dulden würde, und betrübt mußte ſie die Bibelfrau bitten, das doch lieber niht zu tun. „Dann beſuche du uns bald wieder!“ Wie ‘gerne hätte Daulat zu- geſagt, aber wie ſollte ſie dazu Erlaubnis erhalten?
Und doch fand ſich, cher als ſie gedacht hatte, dazu eine Gelegenheit. Nicht lange danach hatte nämlich Warau, eine ihrer Shwägerinnen, das Unglü>, ſih den einen Naſenflügel dur<zureißen, in welchem fie, wie alle vornehmen FJndierinnen, einen großen gol- denen, perlenbeſeßten Ring trug. Das war ein ſhre>- Tihes Unglüd>! denn ohne dieſen Ring würde ſie jeder- mann für eine Witwe gehalten haben, und das wäre doh eine unerträglihe Schande geweſen. Wieder mußte die Mem Sahib im Miſſionshoſpital die Hel- ferin in der Not fein; ſie konnte gewiß aud) dieſen Schaden reparieren. Daulat hatte die Shwägerin git begleiten. Diesmal ging fie den Weg gern.
Da der Fall nicht dringend war, fo mußte Warau warten, bis die Reihe an fie fam, und das dauerte eine ganze Weile. Daulat war das nicht unlieb, denn auf dieſe Weiſe konnte fie der Erzählung der Vibel- frau lange zuhören, und ſie tat es mit offenem Ohr und Herzen. War es doch wieder eine fine Ge- ſchichte, die ſie zu hören bekam, das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Als die Bibelfrau {<loß, konnte ſie niht aner als zuſtimmend den Kopf neigen und flüſtern: „Ja, ih bin aud ein verlorenes Kind und
muß umkehren zu meinem Vater.“ - G8 wurde fdjon dunkel, als die beiden Fraun heimkehrten. Die Schwiegermutter empfing fie wegen