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Mancherlei aus der Miſſion und für die Mijfion

ihres langen Ausbleibens mit Keifen und Schelten. Warau ließ fid) aber nichts gefallen, ſie zahlte der Mutter mit gleiher Münze. heim und ſie verfügte auch über cinen erſtaunli<h großen Scha an häßlichen Schimpfworten. Daulat ließ, wie ſie es gewohnt war, ſhweigend alles über fid) ergehen. „Du faules Ge- höpf, ſo ſteh dod) niht ſo lange müßig herum! Zünde die Lampe an und ſtelle ſie vor die Tulſi- pflanze!“ (Die Tulſipflanze wird in Jndien heilig gehalten; in jedem Hofe findet fie ſich. Es wird vor ihr geopfert, und abends wird ein Lämpchen vor ihr angezündet.) Daulat gehorhte und machte das Lämpchen zureht. „Viſt du noh nicht bald fertig?“ Sie zündete den Docht an und öffnete die Tür, um die Lampe hinauszutragen. Da blies cin Windſtoß das Licht wieder aus. „Ungeſchikter Tölpel du!“ Aufs neue zündete Daulat die Lampe an und hielt nun, um die Flamme vor dem Winde zu ſhüßen, ihr Sari (das Umjdjlagetud, das alle indiſhen Frauen tragen) davor. Aber o Schre>! ein neuer Windſtoß wehte die Flamme gegen das aus leidjtem Muſſelin beſtehende Sari, das fing Feuer, im Augenbli> war Daulat lichterloh in Flammen eingehüllt. Jn qual- vollen Schmerzen wälzte fie fid) auf dem Fußboden. Auf ihr gellendes Geſchrei kam ihr Schwiegervater hereingeſtürzt, <hnell warf er einen Teppich über fie und erſti>te ſo die Flammen. Über und über war die Ärmſte mit den gräßlihſten Brandwunden bedectt. Bultſchand ſprang ſofort zur Niffionsargtin, und dieſe folgte ihm ohne Verzug an Daulats Schmerzens- lager. Sie fand fie ſtöhnend vor Schmerzen: ,,Isa Masih, Isa Masih, ic) brenne, id) brenne! Erbarmen! Gib mir dein wunderbares Waſſer, dein ebens- waſſer!“ fo fam es bon ihren Lippen. Zu ihrem größten Kummer mußte die Miffionsargtin erkennen, daß hier menſhli<he Kunſt nichts mehr vermochte. Der Tod war der einzige Erlöſer, der die Ärmſte bald aus allen Schmerzen erlöſen würde. So kniete fie an dem Lager nieder und flüſterte der Sterbenden Troſt- worte ins Ohr, Worte von dem guten Hirten, der ſein verlorenes Schäflein ſu<ht, und von dem Vater, der ſein wiedergefundenes Kind annimmt. Kaum hatte die Miſſionsärztin das Haus ver- laſſen, da hatte Daulat ausgelitten. Am folgenden Morgen ſhon wurde ihr Leihnam verbrannt. Als die Leidtragenden von dieſer Feier guriidtehrten, meinte die herzloſe Sampi ſehr gleidjmiitig zu dem verwitweten Bultſchand: „Tröſte did), Sohn, Daulat iſt niht mehr. Jn einem Monat heirateſt du eine andere Frau, eine, die reidjer und fdjoner iſt, als Daulat war. Sie wird did) mehr lieben und beſſer “ pflegen als Daulat.” - Weld) einen Einbli> in 5 das Leben in den indiſchen

Senanas gibt uns doch dieſe ergreifende Geſchichte! Haben die armen Geſchöpfe, die darin leben, das Evangelium nötig oder niht? Fürwahr, es bedarf ja ſolcher Frage überhaupt niht mehr! (S. u. E.)

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Manucherlei aus der Miſſion und für die Miſſion.

Von H. M.)

Direktor N. J. Bakke hat, wie die Leſer an an- derer Stelle ſchen, auf Nat des Arztes ſeine Arbeit einſtellen müſſen. Neueſten Nachrichten zufolge er- holt fid) der teure Patient wieder. Der HErr erhalte uns dieſen tüchtigen und erfahrenen Miſſionar nod) ret lange in der Negermiſſion!

Miſſionar Kramer hat am zweiten Sonntag nad) Oſtern in Mount Zion in New Orleans 3 Kinder konfirmiert. Gott ſchenke dieſen Kindern aus Gna- den das köſtlihe Ding: ein feſtes Herz!

Sm Luther-College zu New Orleans wird dieſes Jahr ein Schüler und im Jmmanuel - College zu Greensboro eine Schülerin den Lehrerkurſus abſol- vieren. Mögen beide unſerer Miſſion zum Segen werden!

Aus Teller, Alaska, einer Miſſionsſtation der Norwegiſchen Synode unter den Eskimos, kommt die Nachricht, daß die Gattin des dortigen Miſſionars, Paſtor Brevigs, geſtorben iſt.

Die Schreudermiſſion in Südafrika hat 44 Miſ- fionSarbeiter. Dieſe verteilen fic) auf die Stationen Untunjambili, Entumeni, Kwahlabiſa und Quam- tolo. Von dieſen Stationen aus werden nod) 35 Pre- digtplage bedient. Hier predigen an Sonntagen Evangeliſten, die von den Miſſionaren Anweiſung im Predigen bekommen. Unſere norwegiſchen Glau- bensbrüder unterſtüßen dieſe Miſſion. Sie hat 1845 Seelen, 761 Kommunizierende und 610 Schulkinder. Getauft wurden im leßten Fahre 149, konfirmiert 70.

Bibelverbreitung. Jn China hat die Britiſche Bibelgeſellſhaft im leßten Fahre über eine Million heiliger Schriften durd) ihre Bibelboten abgeſeßt, und zwar vielfa<h in Diſtrikten, wohin bis jeßt nod nie ein Miſſionar gekommen war. Bibelniederlagen befinden fid) jest im ganzen Reid) an allen Haupt- orten des Landes. — Sehr ungünſtig haben fid) in neuerer Zeit die Verhältniſſe in Perſien für die Bibelverbreitung geſtaltet: Zwar hat der perſiſche Herrſcher neuerdings eine Verfaſſung unterzeihnet, wonach die bisherigen Rechte der mohammedaniſchen *

0 Prieſterſchaft eingeſhränkt und Gewiſſensfreiheit, Lehr- und Preßfreiheit zugeſtanden worden ſind; aber es find aud) infolgedeſſen allerlei Schwierig- R Ats ait E

feiten mit dem Parlament und dem Miniſterium ent- ſtanden, und gugleid) wird die Einführung von perfi- ſchen Bibeln und Vibelteifen im Land aufs ſtrengſte unterſagt. — Ähnliche Schwierigkeiten erheben die türkiſhen Behörden in Albanien, wo die Bri- tiſhe Vibelgejelljdjaft ſeit Fahren ein dankbares Feld ihrer Wirkſamkeit gefunden hat. Obſchon die für

Albanien beſtimmten Bibeln teilweiſe in Konſtanti- nopel mit Erlaubnis der türkiſhen Regierung ge- dru>t werden, haben die Behörden fiirglid) den Ver- ſand dahin dadurch unterdriidt, daß ſie cine Kiſte mit heiligen Schriften einfad) konfi8zierten. — Um den Tauſenden von eingewanderten Chineſen im malayiſhen Hinterindien die Heilige Schrift in die Hand zu geben, hat die Britiſhe Bibelgeſell- ſhaft neuerdings beſchloſſen, das Neue Teſtament in „Baba“-Malayiſh druden zu laſſen, einem malayi- ſchen Jdiom, deſſen fic) die eingewanderten Chineſen bedienen, unter denen verſchiedene Miſſionen in Ma- lakka Gemeinden geſammelt haben. Ein Meijendér, der ni<hts von der Miſſion und vom Evangelium wiſſen wollte, kam einmal auf eine der Witi- (Fidſchi-) Jnſeln. Dort traf er einen driftliden Häuptling, dem er im Lauf ihres Ge- ſprähs den Rat gab, ſeinen Glauben an die Bibel aufzugeben; in Europa glaube kein Gebildeter mehr an die Bibel. Statt einer Antwort zeigte ihm der Häuptling einen rieſigen Stein und einen großen Feuerherd auf einem Hügel. Auf dem Stein, ſagte er, haben früher die Bewohner der Jnſel ihre Ge- fangenen gefdladjtet und auf dem Herd fie gebraten, um ſie zu verzehren: „Und ſo hätten wir es mit Jhnen aud) gemacht, wenn die Bibel niht zu uns gekommen wäre.“ Der Reiſende ſoll fic) dann in ein beredtes Schweigen gehüllt haben.

Milde Gaben für Negermiſſion: Durch die Kaſſierer: H. F. Ölſchlager, Leavenworth, Kanſ. $62.36 und 85.18; G. Wendt, Detroit, Mich., 22.00; Sl'Beinle!

Staunton, Jll., 9.83; C. Spilman, Baltimore, Md., 32.00; 5. H. Kühnert, Groton, S. Dat., 32.22; Geo. Denker, Broot=

yn, N. Y., 28.91; J. H. Abel, Fort Dodge, Jowa, 44.35; C. A. Kampe, Fort Wayne, JInd., 83.89; Aug. Roſs, Milwaukee, Wis., 35.73; O. E. Berneder, Seward, Nebr., 30.37; H. W. C. Waltte, St. Louis, Mo., 55.02; W. Hinze, Beecher, Jll.,

73.55; J. S. Simon, Springfield, JUl., 17.05. Durch P. Renz hel, South Haven, Mich., von Jul. Winkel 2.00, Frau Martha

infel 2.00, Muth Winkel 1.00. Ertrag des Legats von G. Detthof, Brooklyn, N. Y., 10.00. Durch P. Gößwein, Corning, Mo., von H. Lichte .25. Durch Kaſſierer M. Borge, Decorah,

“Jowa, 238.04. Von N. N., Sibley, Jowa, 1.00. Von einem Lutheraner in South Milwaukce, Wis,, 1.00. Von einem Lu-

theraner in Milwaukee, Wis., 2.00. Von den Negergemeinden: Bethlehem, New Orleans, La., 25.00; Mount Zion, New Or- leans, La., 35.00; St. Paul, New Orleans, La., 35.00; St. Paul, Manſura, La, 10.00; Grace, Concord, N. C., 10.00; in Napoleonville, La., 26.60; Ammanuel, Greensboro, N. C., 25.00 und 24.60; St. Paul, Charlotte, N. C., 5.00; St. James, Southern Pines, N. C., 3.00; Mount Zion, Meyers8ville N. C., 2.00; Concordia, Rodivell, N. G., 1.80; St. John, Salisbury; re SA ETL

N. C., 3.75; Holy Trinity, Springfield, Ill., 9.25; St. Mat- thews, Meherrin, Ba., 4.68. Schulgeld von den Schülern des

Immanuel=College 53.40. Summa $1143.83.

Für das Jmmanuel-College: Durch die Kaffie rer: ©. Wendt, Detroit, Mich., 3.50; H. Beinke, Staunton, Ill., 67.89; F. H. Kühnert, Groton, S. Dak., 15.00; Geo.

Denker, Brooklyn, N. Y., 50.30; C. A. Kampe, Fort Wayne, Ind., 13.60; J. S. Simon, Springfield, Jll., 5.00. Von P. QB. Fellwo>, Evansville, Jnd., 4.00. Summa $159.29.

Für Haushalt und arme Schüler im Jm- manuel-College: Durch die Kaſſierer: H. Beinke, Staun- ton, Jll., 16.50; Aug. Roſs, Milwaukee, Wis., 111.95; W. J. Hinze, Beecher, Jll., 50.44; J. S. Simon, Springfield, Jll., 37.60; H. F. Ölſchlager, Leavenworth, Kanſ., 47.20. Von einer Leſerin der „Miſſionstaube“, Yorktown, Jowa, 5.00. Durch P. Wehrs, Glenview, Jll., von ſeiner Gemeinde 12.50. Von N. N. in Milton, Nebr., 5.00. Von H. Bargfrede, Alma, Mo., 5.00. Von Lehrer J. *F. A. Voigt, Sioux City, Jowa, 3.00. Von P. Niemand, Oſterkollekte feiner Gemeinde in Mott Tp., Jowa, 20.00. Durch P. Joſ. Schulz, Oſterkollekte ſeiner Gemeinden bei Ogallala und Grant, Nebr., 15.00 und von YW. E. 5.00. Durch P. Menkens, Abendmahlskollekte der Zionsgemeinde in Horton Tp., Jowa, 11.10. Durch Fr. Meyer, Oſterkollekte der St. Petrigemeinde in Ocheyedan, Jowa, 16.42. Von Lehrer Chr. Rödiger, W. Bloomfield, Wis., 1.00. Von Nobert Han- fer, St. Louis, Mo., 1.00. Von W. B., Jowa, 2.00. Von

N. N., Chicago, Ill., 10.00. Von N. N., Arlington Heights, Ill., 5.00. Von P. Selk, Kollekte ſeiner Gemeinde in Town

Moltke, Minn., 21.06. Von Frau A. K., Sheboygan, Wis., 10.00. Von Luiſe Zimmer, Vandalia, Jll., 5.00. Durch P.

Gößwein, Corning, Mo., von Fr. Frieling 5.00. Durch Kaſſie- rer O. E. Berne>er, Seward, Nebr., 97.44. Von Max Wein- holdt, Chemniß, Sachſen, 1.18. Von Jda H. Schmidt, Kanada, 1.00. Durch Georg Seidel, Saginaw, Mich., von ihm ſelbſt 8.00, J. P. Seidel 2.00, Frau B. Seidel 1.00 und Frl. K. Sei- del 1.00. Von Frau J. Verner, Auburn, Mich., 1.00. Von C. Renneberg, Newport, Ky., 2.00. Von N. N., Waterloo, Jowa, 2.00. Summa $533.39.

Für die Orgel im Jmmanuel-College: Durd Kaſſierer Aug. Nos, Milwaukee, Wis., 12.00.

Für das Luther-College: Durch Kaſſierer H. Beinke, Staunton, Jll., 5.00. ür das Negercollege: Durch die Kaſſierer: J. H. Abel, Fort Dodge, Jowa, 98.27; C. Spilman, Baltimore, Md.,

68.50; H. W. C. Waltke, St. Louis, Mo., 52.00. Von N. N., Chicago, Jll., 5.00. Summa $218.77. ür Negerſtudenten: Durch Kaſſierer H. W. C. Waltke, St. Louis, Mo., 31.62.

Für die Schule in Napoleonville: Durch die Kaſſierer: G. Wendt, Detroit, Mich., 8.35; C. Spilman, Bal- timore, Md., 6.70; J. H. Abel, Fort Dodge, Jowa, 16.15;

Aug. Roſs, Milwaukee, Wis., 9.80; O. E. Berneder, Seward, - Nebr., 2.50; H. W. C. Waltke, St. Louis, Mo., .50; W. FJ. Hinze, Beecher, Ill, 14.65. ‘Durch P. Neiniß von den Schul- kindern der St. Matthäusgemeinde zu Stony Plain, Kan., 9.00. sonata M. Wangerin, Watertown, Wis., 1.00. Summa

St. Louis, Mo., 16. Mai 1908. A. C. Burgdorf, Kaſſierer. Dankend quittieren die Miſſionare folgende Gaben:

Prof. Lochner: Durd Student Bornhöft von Frau N. N., Deniſon, Tex., $25.00 für arme Studenten.

Dir. Lankenau: Von Frau Blum, Collinsville, Ill, 5.00 für arme Studenten. N

Die „„Miſſions - Taube’ erſcheint einmal monatlid. Der Preis für ein Jahr in Vorausbezahlung mit Porto iſt folgender : 1 10 26 Exemplar. Exemplare unter einer Adreſſe... ” " u C In St. 100 Louis durch Träger oder Poſt bezogen 35 Cen pro Exemplar. Brieſe, welche Beſtellungen, Abbeſtelungen, Gelder ac. enthalten, ſende man „unter der Adreſſe: Concordia Publishing House, St. Louis, M 0.

Alle die Redaktion betreffenden Einſend: Kretzschmar, 2114 Vieta St., St. ear son dzu alle ad! Gent an Rey. Rich. träge für bieNeners miſſion an den Kaſſierer, Dir. A. C. Burgdorf, 1033 S. 8th St., St. Louls, Mo. Bntered at the Post Ofee at St. Louis, Mo., as second-class matter.

R > > 5 A ime

30. Jahrgang. Juli 1908. Nummer 7.

Zum Miſſionsfeſ. *

Kommet, ihr Chriſten, in Scharen zum Feſte zuſammen, Preiſt unſers gnädigen Königs hochherrlichen Namen!

Dentet daran,

Was er uns Gutes getan, Da wir im Elend wmfamen.

~ Lauſchet der ſeligen Botſchaft vom ewigen Leben, Welches Gott denen, die glauben, verheißen zu geben,

Da wir aus Not,

Sünde und Elend und Tod Jubelnd, befreit, uns erheben. Schauet im Geiſte die Menge der ſhmachtenden Seelen, Denen der Feind und die Sünde tyranniſch befehlen, Die immer nod) Unter dem ſchre>lichen Joch Troſtloſer Knechtſchaft fic) quälen. Sehet, ſie können die furchtbaren Laſten nicht tragen; Höret die Blinden erblindete Leiter befragen.

Aus ihrer Nacht, Die ſie ſo elend gemacht,

Dringen ergreifende Klagen. - Vittet den HErrn, daß er willige Arbeiter ſende,

Daß ſein Wort laufe und leuchte bis an der Welt Ende, Der Miſſion Viele Erlöſte zum Lohn

Seines Erbarmens zuwende.

Füllt in der Liebe die Hände mit reichlichen Gaben.

Wer könnte herzlos den Mammon im Schweißtuch vergraben! Nein, uicht im Scherz Schenkten wir JEſu das Herz,

Ganz und allein ſoll er's haben.

Segne, o JEſu, nun Hören und Beten und Singen, Segne die Gaben und laß unſre Arbeît gelingen,

Daß wir einſt, gar Eine gewaltige Schar, Ewig dir Lob und Dank bringen. : H. Meyer.

Aus der lutheriſchen Stadtmiſſion in Milwaukee.

Jn ſeinem Jahresbericht über den Zeitraum vom 1. Mai 1907 bis zum 1. Mai 1908 ſchreibt der Stadt- miſſionar E. Dümling unter anderm, wie folgt:

Kann über Fortgang in dem Werke der Miſſion berichtet werden, ſo iſt das für einen jeden re<t- ſchaffenen Chriſten eine große Freude. Sit dod) das Werk der Miſſion, dur<h das man arme Sünder- ſeelen zu Chriſto führt, das größte und vornehmſte Werk, das Menſchen hier auf Erden treiben können. Unter allen Freuden, dic dieſe arme Erde bietet, gibt es zweifellos keine größere, als den Armen das Evan- gelium zu predigen, denen, die arm ſind beide an Seele und Leib. Auch ich, der ich dur< Gottes Gnade in dem Dienſte der Miſſion in den öffentlichen Anſtalten ſtehe, kann zu Gottes Ehre mit Freuden rühmen, daß der HErr auch dieſes Werk im ver- floffenen Jahre mit ſeinem reihen Segen gekrönt hat. Jun unſerer Stadtmiſſion wird bekanntlich den armen, kranken, verirrten und verlorenen Menſchen- findern in den öffentlichen Anſtalten von Milwaukee County das Wort Gottes ſonderli<h und öffentli verkündigt. . 2

Wenn einen die Luſt zum Klagen ankommt, dann gibt es ein gutes Mittel, das undankbare Herz zum Schweigen zu bringen: man richte ſeine Blice ein- mal von ſi<h und ſeinem vermeintlihen oder wirk- lihen Elend ab und richte fie auf die Not anderer Menſchen. Gibt es aber irgendwo Gelegenheit, Not

und Elend der- Menſchen kennen zu lernen, ſo iſt es

in den öffentlihen Anſtalten einer Großſtadt. Wer aud) nur einer ſolchen Anſtalt einen Beſuch abjtattet, der wird finden, daß es Hunderte von armen Men- ſhenkindern gibt, die ihr armſeliges Daſein unter Schmerzen und Seufzen freudlos dahinbringen. Wenn irgendwo, ſo fließen in den Anſtalten Tränen des Jammers und des Herzeleids. Welch köſtliche auf ſeinen Heiland iſt er, wie id) zuverſihtli<h hoffe,

jelig entſhlafen. Unter zahlreicher Beteiligung iſt

Gelegenheit bietet fid) da, den Elenden, den Verlaffe-' nen, den Kranken und Sterbenden den wahren Troſt und die Himmelsjeligteit zu bringen! Weld) heilige

Pflicht hat daher aud) die chriſtlihe Kirche, dieſen

Verlaſſenen und Vergeſſenen in aller Liebe nahzu- gehen, um ihnen den zu verkündigen, der in die Welt gekommen iſt, die Sünder ſelig zu machen, der auch die Traurigen und Betrübten tröſten will mit ſeinem ‘göttlihen Wort.

Jn 15 verſchiedenen Anſtalten konnte im Laufe des Jahres der Same des göttlihen Wortes ausge- ſtreut werden. Kein anderes Hoſpital im Staat verpflegt ſo viele Kranke wie unſer County-Hoſpital. Jn die- jem Hoſpital ſtehen faſt immer 40 bis 60 Kranke direkt unter meiner Seelſorge. Die Miſſion und die Seelſorge an diejen Kranken- und Sterbebetten ge- hört zu der jegensreidjten Arbeit in der Stadtmiſ- ſion. Zu keiner Zeit iſt wohl der Menſch ſo empfäng- Tic) für Gottes Wort wie in den Tagen der Krankheit und in der Stunde des Todes. Hunderten von Kran- fen habe id) allein in dieſem Hoſpital mit Wort und Sakrament dienen dürfen. Unter dieſen Kranken gibt es aud) eine große Anzahl, die mit den größten Hoffnungen ihrer Geneſung entgegenſehen, denen aber in vielen Fällen, zumal wenn die Krankheit zu weit fortgeſchritten iſt, menſhli< geredet, niht mehr geholfen werden fann. Es ſind das die-“armen Schwindſüchtigen, für die unſer County ein bejon- deres Gebäude errichtet hat, das mit dem County- Hoſpital in Verbindung ſteht. Unter dieſen Armen hat unſere Stadtmiſſion in großem Segen gewirkt. Faſt die Hälfte aller Shwindſüchtigen im County- Hoſpital ſtand unter meiner Seelſorge. Jn der ihnen verliehenen Gnadengeit konnten fie auf ein feliges Ende vorbereitet werden. Solange ihre“ Füße fie nod) tragen fonnten, haben fie fid) zu den Hoſpital- er von mir beſtattet worden. Veſondere Aufmerkſamkeit Habe id) im verfloſſe- nen Amtsjahre auch der großen Jrrenanſtalt geſchenkt. Die Geijtestranfen ſind unſerer <riſtlihen

Liebe und gläubigen Fürbitte beſonders bedürftig.

Wer. als Seelſorger unter dieſen Ärmſten unter den

Armen zu wirken hat, der kann nicht umhin, ein herzliches Mitleid mit ihnen zu haben. Geiſteskrank zu ſein, iſt eine ſ<hwere Heimſuchung, niht uur für den Kranken ſelbſt, ſondern auch für die Angehörigen des Kranken. Wie erfreulich iſt es, daß auch dieſen

Kranken Gottes Wort gepredigt werden kann, wenn es in jdjlicdter, einfaher Sprache geſchieht. So iſt denn auh im verfloſſenen Jahre dieſen Kranken mit

Predigt und Seslſorge gedient worden. Die Gottes- dienſte beſuchten ſie gern. Jm Laufe des Jahres wurde aud) Gemeindegeſang eingeführt. Kleinere

Chöre haben durd den Vortrag paſſender Lieder den

Gottesdienſt verſhönert. Wie in früheren Jahren, ſo bediente id) mid) aud) im’ verfloſſenen Jahr der Snftrumentalmufif. Biel Zeit habe ic) der Privat- jeelforge gewidmet. Sn den meiſten Fallen zeigten ſih die Kranken empfanglicd fiir Troſt und Aufrich- fing aus Gottes Wort. Go ſtand wochenlang eine kranke Perſon unter meiner Seelſorge, die durh Got- tes Hilfe wieder geneſen iſt. Als ich fie in den erſten Wochen ihrer Krankheit beſuchte, war ihr Zuſtand jo ſ<limm, daß ſie tagelang an das Bett gefeſſelt werden mußte. Sie verweigerte jeglide Nahrung, weil fie ſie für vergiftet hielt. Nur dur< mein Ver-* ſprechen, daß ic) alle Verantwortung auf mid) neh- men würde, konnte ſie endlid) dahin gebracht werden, regelmäßig zu eſſen. Zuſpru<h aus Gottes Wort hat fie ſhließli<h von ihren Wahnideen befreit. Nach ihrer Geneſung bedankte ſie ſi< in einem Brief für die ſeelſorgerlihe Bedienung. Sie ſchreibt: „Jh jage Jhnen meinen herzlichſten und innigſten Dank für alles Gute, twas Sie mir während meines Auf-

gotteSdienjten eingefunden, die in beiden Sprachen gehalten werden. Ein Kranker hat in einem ſolchen Gottesdienjt ſeinen Heiland wiedergefunden. Jahre- Tang hatte er fid) um Gott und Gottes Wort nicht ge- mert. Als er aber krank und elend war, kam ihm ſo manches wieder in den Sinn, was er in ſeiner J nd gehört und gelernt hatte. Er beſuchte den Gott ſt und iſt durd) Gottes Gnade zur Buße und zum Glauben gelangt. Jm kindlichen Vertrauen

4 | enthalt8 im Hoſpital getan haben. Der liebe Gott möge es Shnen vergelten und Jhnen im neuen Jahre Kraft und Geſundheit ſchenken, damit Sie die Kran- ken wieder ‘tröſten können. Der liebe Gott hat das Gebet erhört, das Sie für mi< und mit mir gebetet haben. Er hat erfüllt, was er in ſeinem Wort ver- heißen hat: „Rufe mich an in der Not, fo will id) did) erretten, fo ſollſt du mid) preiſen.“ “

Sm großen Armenhaus hat meine Arbeit aud) im verfloſſenen Jahre einen ruhigen Verlauf genommen. Durch die Freundlichkeit des Superin- tendenten ift die Anſtaltsfkapelle auf das ſchönſte reno- viert worden, Sier konnten wir ungeſtört unſere

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