3 minute read
Tourismus braucht Innovation & Netzwerk
Die Entwicklungen rund um die Pandemie und Herausforderungen wie der Klimawandel oder die Digitalisierung zeigen, wie wichtig innovatives Denken und Handeln für einen zukunftsfähigen Tourismus sind.
Wie Innovation im Tourismus entsteht und wie sie aktiv gefördert werden kann, waren die Themen der Online-Fachtagung der HGJ und des Center for Advanced Studies von Eurac Research. „Innovation beginnt zunächst in unseren Köpfen, mit der Bereitschaft, Produkte und Dienstleistungen zu hinterfragen und langjährige Muster über Bord zu werfen“, sagte HGV-Direktor Thomas Gruber einleitend. HGJ-Obmann Daniel Schölzhorn unterstrich, dass es an der Jugend liege, Innovation in die Betriebe zu bringen. „Nutzen wir die Möglichkeit, neue Wege einzuschlagen, nur so können wir unsere Betriebe langfristig am Markt etablieren“, appellierte Schölzhorn.
Harald Pechlaner, Leiter des Center for Advanced Studies von Eurac Research, erklärte, dass man das Bestehende in Frage stellen und sich auch jenseits der eigenen Branche umschauen müsse. Nur durch Vernetzung könne man sich – sowohl auf betrieblicher als auch auf Destinationsebene – bestmöglich für die Zukunft aufstellen.
Kollaborative Prozesse
Welche Zukunft bewegt uns? Dieser Frage ging der touristische Innovationscoach Oliver Puhe nach. Der Tourismus werde in Zusammenhang mit der Pandemie oder der Klimakrise vielerorts als Problem wahrgenommen. Dabei habe die Branche alle Voraussetzungen als Problemlöserin zu agieren. Die weltweite Vernetzung mache es möglich, auch globale Maßnahmen zu setzen, die der gesamten Gesellschaft zugute kommen könnten. Bei seinem Blick in die Zukunft betonte er, dass es nicht darum gehe, völlig Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Online-Fachtagung von Eurac Research und der HGJ. Obere Reihe von links: Harald Pechlaner, Daniel Schölzhorn, Thomas Gruber, Felix Windegger; zweite Reihe von links: Joschi Walch, Teresa Pichler, Stefan Peintner, Oliver Puhe; dritte Reihe von links: Erich Falkensteiner, Désirée Giacomuzzi, Harald Oberrauch und Patrick Ohnewein.
Neues zu schaffen, sondern im Sinne der sogenannten frugalen Innovation mit vorhanden Ressourcen nach leicht erschwinglichen Lösungen zu suchen. Dafür brauche es kollaborative Prozesse.
Ähnlich argumentierte Junggastwirtin Teresa Pichler von Haller Suites & Restaurant in Brixen, die darauf verwies, dass man sich nicht neu erfinden müsse, sondern aus sich herausholen solle, was man schon könne. Joschi Walch vom Gourmet-Hotel Rote Wand in Lech am Arlberg fügte hinzu, dass Innovation eine ständige Entwicklung, Weiterentwicklung und Hinterfragung des eigenen Tuns sei. Stefan Peintner, Leiter der Bozner Niederlassung der Innovationsagentur WhatAVenture betonte, dass Vernetzung unumgänglich sei und der Austausch auch mit anderen Branchen erfolgen solle.
Innovationsverhalten
Eurac Research nahmen die Fachtagung außerdem zum Anlass, vorab eine nicht-repräsentative Online-Befragung unter den Mitgliedern des HGV und der HGJ durchzuführen. Ziel war es, das Innovationsverhalten der Südtiroler Gastwirte und Hoteliers zu untersuchen sowie Einblicke in die Vorstellungen, Wünsche und Schwierigkeiten rund um das Thema Innovation im Tourismus zu gewinnen.
Die Ergebnisse, die von Felix Windegger, Forscher am Center for Advanced Studies, vorgestellt wurden, zeigen, dass der Großteil der befragten Betriebe durchaus als innovationsfreudig zu bezeichnen ist. 83 Prozent gaben an, in den letzten fünf Jahren neue Produkte, Dienstleistungen, Verfahren oder organisatorische Neuheiten eingeführt zu haben. Darüber hinaus streben über 90 Prozent in den kommenden fünf Jahren weitere Innovationen vor allem im Bereich der Nachhaltigkeit an. Knapp 70 Prozent sehen Kooperationen mit Start-ups als Chance für den eigenen Betrieb und fast 90 Prozent sind der Überzeugung, dass der Tourismus in Südtirol von einem stärkeren Wissensaustausch zwischen etablierten und jungen Betrieben profitieren würde.
Zukunft des Tourismus
Die Fachtagung endete mit einer Diskussionsrunde über unternehmerische Ökosysteme als Innovationstreiber und Zukunftsstrategie für den Tourismus in Südtirol. Moderiert von Harald Pechlaner diskutierten Erich Falkensteiner, Hotelier und Unternehmer, Harald Oberrauch, Co-Founder des Tyrolean Business Angel Network, Patrick Ohnewein, Leiter der Unit Digital Technologies am NOI Techpark, und Désirée Giacomuzzi vom Familienbetrieb Enrico Giacomuzzi und Start-up SANKTANNAS.
Die Diskutierenden unterstrichen: Der Tourismus könne nicht im Alleingang agieren, sondern brauche ein Ökosystem, welches kreatives unternehmerisches Handeln und innovative Kooperationsformen fördere. Dabei spiele der Austausch zwischen etablierten Betrieben mit jungen Unternehmen bzw. Start-ups eine wichtige Rolle, von der sowohl die Betriebe selbst als auch der Tourismussektor in Südtirol insgesamt profitieren würden. Weitere zentrale Akteure in einem solchen Ökosystem seien Forschungseinrichtungen, Verbände, Technologieparks, Standortagenturen und nicht zuletzt die Autonome Provinz Bozen –Südtirol. Außerdem, so der Tenor, sei ein Wandel hin zu einer Kultur des Scheiterns notwendig, um mutiges, unternehmerisches Denken und Handeln in Südtirol zu unterstützen.
Die Teilnehmenden an der Online-Fachtagung waren sich einig: Verständnis für andere Branchen zu gewinnen, sich zu vernetzen und von anderen Sektoren zu lernen, sei von enormer Bedeutung. Schließlich verfolgen alle Sektoren dasselbe Ziel: Südtirol zur lebenswertesten Region Europas zu machen. hb