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Für die Gastwirtin

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Weiterbildung

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Wenn Essen kein Genuss ist

Ernährung: Psychotherapeutin Raffaela Vanzetta informiert über Essstörungen

Essen – ein Grundbedürfnis, mit dem viele auch den Lebensunterhalt verdienen. Doch wenn der Genuss zum Problem wird, dann kommt Psychotherapeutin Raffaela Vanzetta, Koordinatorin der Fachstelle für Essstörungen INFES im Forum Prävention, zum Einsatz.

Laut einer Studie sind Essstörungen die psychische Störung mit der höchsten Sterberate bei Jugendlichen. Doch welches Bild zeichnet sich in Südtirol? Was sind die Ursachen? Und wie kann man Betroffenen helfen? „Die Hauptbetroffenen sind junge Mädchen. Wir sind gerade dabei, die Statistik für 2020 zu verfassen, und wir haben noch nie so viele Mädchen unter 15 Jahre gesehen. Seit 2017 beobachten wir immer jüngere Mädchen, die besonders an Magersucht erkranken. Im Jahr 2019 konnten wir bereits eine starke Zunahme an Magersuchtfällen bei besonders jungen Mädchen beobachten. Der Trend ging 2020 nicht zurück, im Gegenteil“, erklärt Raffaela Vanzetta, Koordinatorin der Fachstelle für Essstörungen INFES im Forum Prävention. Die Magersucht sei jePsychotherapeutin Raffaela Vanzetta beschäftigt sich mit Essstörungen.

doch nicht die häufigste Essstörung. Das unkontrollierte Essen mit Essanfällen sei weitaus verbreiteter, auch weil es Menschen beider Geschlechter und jeden Alters betreffe, aber die Magersucht sei lebensgefährlich und auch aufsehenerregender. Eine Person, die hungere, ernte immer auch Bewunderung, weiß die Psychotherapeutin.

Corona hat das Problem verschlimmert. Es gibt noch keine Statistiken über das Corona-Jahr, aber Vanzetta hat den Eindruck, dass im Lockdown im Frühjahr viele 11- bis 14-Jährige begonnen haben, ihre Ernährung und ihr Gewicht akribisch zu kontrollieren. „Sie kamen dann zu Schulbeginn zu uns in Beratung, als die Veränderungen beunruhigend geworden sind. Wir waren im Herbst ziemlich überfordert mit der großen Anzahl an Beratungen. Dies wurde auch von Kolleginnen italienweit bestätigt. Manche sprachen von einer Zunahme von 30 Prozent und von einer starken Verjüngung der neuen Patientinnen“, berichtet Vanzetta. Kinder und Jugendliche seien die großen Verlierer dieser Epidemie. Ihnen sei ihnen alles genommen worden, was ihr Leben ausmache. Das wirke sehr verunsichernd.

Essstörung spielt sich im Kopf ab

Die ersten Anzeichen einer Essstörung sind schwer zu erkennen, weil gewisse Verhaltensmuster in der Gesellschaft normal geworden sind. „Personen, besonders Frauen, die ihre Figur in Schach halten, auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten und viel sporteln, ernten eher Bewunderung als Besorgnis. Kommen zu diesen Verhaltensänderungen noch Stimmungsschwankungen dazu, Gewissensbisse, wenn das Pensum an Sport nicht erledigt oder das Falsche gegessen wurde, ständige Beschäftigung mit Essen und Nichtessen oder Essattacken mit dem Gefühl des Kontrollverlusts, dann sollte Hilfe geholt werden. Eine Essstörung spielt sich im Kopf ab, lange bevor sie am Körper sichtbar wird“, erklärt Vanzetta.

Gesellschaft schafft Nährboden

Es gibt viele und vielfältige Ursachen. „Bei jeder Person wirken andere Gründe, oft sind es ganz persönliche, die mit der eigenen Geschichte und dem eigenen Charakter zu tun haben. Allerdings gibt es Essstörungen nicht in jeder Gesellschaft“, weiß die Expertin. Das bedeute, dass die Gesellschaft den Nährboden schaffe, auf dem Essstörungen sich entwickeln. Alle könnten mithelfen, dem Phänomen Essstörungen entgegenzuwirken. Man müsse aufhören, schlanke Frauen zu bewundern, Schlankheit als Leistung positiv zu werten oder „Du hast ja abgenommen“ als Kompliment zu benutzen und als solches zu verstehen. Ebenso sollte man aufhören, kleine Mädchen für ihr Aussehen und ihre Kleidung zu bewundern. Es entstehe nämlich der Eindruck, die Gesellschaft interessiere nur, wie man aussehe, und nicht, was man könne oder was man tue. Dass dann Jugendliche ihren Platz in der Gesellschaft suchen, in dem sie auf ihre körperliche Schönheit setzen, sei die natürliche Folge, unterstreicht Vanzetta. „Vielmehr sollten wir gute Vorbilder sein und nicht ständig über Diäten und Schlankheit reden, den Körper anderer Menschen nicht kommentieren und mit unserem eigenen Körper Freundschaft schließen, denn er wird uns das ganze Leben begleiten, ob er uns gefällt oder nicht“, rät die Expertin.

Betroffene brauchen Hilfe

„Angehörige und Freunde sollen vorerst zuhören und versuchen zu verstehen, was den Betroffenen durch den Kopf geht. Tipps und Ratschläge nützen meistens nicht viel. Eher soll externe Hilfe gesucht werden. In der Fachstelle für Essstörungen INFES im Forum Prävention bieten wir Beratungsgespräche für Angehörige oder Freunde und Freundinnen an, damit sie Betroffene motivieren können, professionelle Hilfe zuzulassen“, erklärt Raffaela Vanzetta. hb

www.infes.it

Ein Südtiroler Mädchen zwischen Krieg und Neuanfang

Buchtipp: Der Milchkrug – Biografie über Paula Morandell, Seniorchefin des Torgglkellers in Kaltern

Verena Nolte erzählt im Buch „Der Milchkrug“ die spannende Biografie von Paula Morandell, die Seniorchefin des Torgglkellers in Kaltern, die mit ihrer Familie zwischen die Mühlsteine der Geschichte geraten ist und heute in Kaltern lebt.

Paula Morandell wurde 1934 in Südtirol geboren. Ihre Heimat war seit wenigen Jahren Teil Italiens, die deutsche Sprache und Kultur waren verboten. Im Zuge der Option wanderte die Familie 1939 ins Deutsche Reich, nach Baden bei Wien, aus. 1945 besetzen sowjetische Truppen den Ort, Paulas Mutter beschloss angesichts von Vergewaltigungen und Hunger ohne ihren Mann mit den fünf Kindern zurück nach Südtirol zu flüchten. Der Weg war lang und lebensbedrohlich, Teile davon schlug sich die elfjährige Paula allein mit zwei ihrer Brüder durch, doch am Ziel waren die Rückkehrer nicht willkommen. Paula hatte schließlich im Überetsch Fuß gefasst, als sie sich in den Kalterer Weinbauer Franz Atz verliebte.

Im Buch wird die bewegte Geschichte von Paula Morandell, mit allen Höhen und Tiefen, nachgezeichnet.

Auch die Geburtsstunde des bekannten Torgglkellers ist ausführlich beschrieben. Eines Tages tauchte beim Bichl-Hof in Kaltern ein Schweizer auf, der Wein kaufen wollte. Paula gab ihm leere Flaschen und ließ ihn den Wein im Keller selbst abfüllen. „Der Schweizer blieb darauf so lange aus, dass Paula sich Sorgen um ihn machte. In Wirklichkeit hatte ihn das Kellergewölbe so sehr beeindruckt, dass er es bis in den letzten Winkel erkundet (...) hatte. Ob sie nicht erkenne, was für ein Reichtum in diesem Keller stecke, den sie nur Das Buch „Der Milchkrug“.

zur Lagerung von Leps nutzten. An ihrer Stelle hätte er ihn längst in ein Weinlokal oder Ähnliches verwandelt (...). Paula geriet in Aufregung und bat den Schweizer, doch abends wiederzukommen, wenn ihr Mann da sei. Er müsse ihr helfen, ihn zu überzeugen“, steht im Buch. Der Keller bekam alsbald einen besonderen Ruf und zog viele Gäste an. Heute wird der Torgglkeller von Sohn Anton und seiner Frau Manuela geführt, doch auch Paula trifft man dort immer noch an.

Paula war 2013 auch Teilnehmerin der Gesprächsrunde bei der Exklusivveranstaltung der Südtiroler Gastwirtinnen in der Kellerei Meran Burggräfler.

Das Buch „Der Milchkrug“ ist im Folio Verlag erschienen und für 25 Euro im Buchhandel erhältlich. hb

Vorsorge für die Zukunft

Vereinigung Südtiroler Gastwirtinnen: Online-Fachtagung für Wirtinnen am 24. Februar

Heute schon an morgen denken, dazu mahnt die Vereinigung Südtiroler Gastwirtinnen bei den Themen Rente und finanzielle sowie rechtliche Absicherung der Frau.

Um in diesem Bereich mehr Bewusstsein zu schaffen und auf die Wichtigkeit einer überlegten Zukunftsvorsorge aufmerksam zu machen, veranstaltet die Vereinigung der Südtiroler Gastwirtinnen, wie bereits in den Jahren 2016 und 2019, eine Fachtagung dazu, diesmal online.

Die Veranstaltung „Vorsorge für die Zukunft“ findet am 24. Februar ab 14 Uhr über die Plattform Zoom statt. In vier Vorträgen erhalten die Teilnehmerinnen professionelle InRechtsanwältin Christine Mayr

formationen und Tipps für die finanzielle Altersvorsorge und Rentenabsicherung sowie Aufklärung hinsichtlich Finanzierungen und Bürgschaften und der rechtlichen Absicherung der Gastwirtin mit und ohne Trauschein. Unter anderem wird Rechtsanwältin Christine Mayr den Teilnehmerinnen Rede und Antwort stehen.

Die Veranstaltung bietet ausreichend Zeit für persönliche Fragen und Anliegen, die anonym an die Referentinnen gestellt werden können. Details werden demnächst per Newsletter bekanntgegeben.

Zur Fachtagung sind Gastwirtinnen der HGV-Mitgliedsbetriebe eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos. Interessierte können sich per E-Mail an frauen@hgv.it anmelden.

Krisenbewältigung durch Resilienz

Expertentipp von Mentalcoach Monika Niederstätter

Je länger die Corona-Krise anhält, desto schwerer fällt es uns, hoffnungsvoll und guten Mutes zu bleiben. Das ist gerade jetzt aber wichtig, denn die körperliche und die seelische Gesundheit hängen eng zusammen. So ist das Thema Resilienz momentan in aller Munde. Resilienz bedeutet Widerstandsfähigkeit, die Eigenschaft mit belastenden Situationen umgehen zu können.

Gerade im Hotel- und Gastgewerbe sei jetzt Resilienz gefragt, weiß Niederstätter. Im Umgang mit den Krisen gebe es große Unterschiede. Während die einen in ein tiefes Loch fallen, fassen die anderen bald neuen Lebensmut. Diese mentale Fähigkeit lasse sich trainieren, erklärt die Expertin.

Mentalcoach Monika Niederstätter rät: • Lösungsorientiert denken: Suche nach Lösungen, mit denen du deinen

Handlungsspielraum erweitern und ausschöpfen kannst. • Optimistisch bleiben: Eine positive Grundhaltung hilft dir, Krisen zu meistern und durchzustehen.

Weil du dann nicht im

Selbstmitleid versinkst, sondern Chancen und

Wege siehst. • Kreativ sein: Schaffst du es, eine positive Grundhal-

tung an den Tag zu legen und auch in Krisen zu entspannen, dann wird auch deine Kreativität angekurbelt. Kreative Lösungen und Wege tun sich auf. • Akzeptieren, wie es ist:

Die Suche nach dem Warum ist in den wenigsten

Fällen zielführend. Insbesondere dann, wenn du die Situation nicht ändern kannst. Deshalb ist die beste Lösung oft, die

Situation in ihrem ganzen Ausmaß zu akzeptieren und deine Haltung dazu zu ändern. • Selbstverantwortung übernehmen: Stehe für dich selbst ein und übernimm die Verantwortung Mentalcoach Monika Niederstätter

für dein Handeln. Dann brauchst du dir auch nie den Vorwurf machen, dass du es nicht wenigstens versucht hast. • Zukunftsorientiert handeln: Entwickle deine

Vision, damit du deine

Zukunft aktiv gestalten kannst. • Achtsam sein: Ein achtsamer Umgang mit dir selbst hilft dir, schwierige Situationen und Krisen erfolgreich zu meistern. • Netzwerk pflegen: Geteiltes Leid ist halbes

Leid. Vor allem in Krisen lernst du, deine Beziehungen und deine Freunde zu schätzen. Knüpfe Kontakte und pflege deine Beziehungen. Sie gehören zum

Wertvollsten, das du hast.

Vor allem in Krisenzeiten tut es gut, wenn du auf deine Freunde und Familie zählen kannst. hb

www.monika-niederstaetter.it

Foto:©wisthaler.com

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